ms ostpreussisches papiergeld

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ms ostpreussisches papiergeld
Zum Autor:
KLAUS-JÜRGEN KARPINSKI
Klaus-Jürgen Karpinski wurde 1939 in Gumbinnen (Ostpreußen) geboren. Aus Interesse und Liebe
zur „alten Heimat“ begann vor 40 Jahren seine Sammelleidenschaft für ostpreußisches Papiergeld.
Er sammelt aber auch Notgeld aus Ulm und Umgebung sowie historische Bügeleisen.
Zum Inhalt:
Einleitend wird die ostpreußische Geschichte sowie die des Papiergelds in Ostpreußen zusammengefaßt. Von fast allen Ortschaften, die Papiernotgeld ausgegeben hatten, ist neben ihren Wappen
auch die jeweilige Stadtgeschichte in Kurzform beschrieben.
Der Katalog beginnt mit den in Königsberg emittierten Talerscheinen von 1857 und 1866. Danach
folgt in alphabetischer Reihenfolge das Papiernotgeld von 55 ostpreußischen Städten und Gemeinden aus der Zeit von 1914 bis 1923 – alles was bisher bekannt geworden ist – mit allen Varianten
und mit aktuellen Bewertungen.
Im Anhang sind noch „Randgebiete des Notgelds“ aufgenommen, z. B. Bausteine, Gutscheine, ein
Spendenschein aus Insterburg oder Kriegsanleihen von Preußisch Holland.
Der neue Ostpreußen-Katalog ist für jeden Sammler deutschen Notgelds ein unverzichtbares
Nachschlagewerk.
KARPINSKI · OSTPREUSSISCHES PAPIERGELD
2005 erschien sein erstes Buch „Ulmer Papiergeld“ als Geschichte und Katalog für die Zeit von
1918 bis 1947. Nach jahrelangen Forschungen und Vorbereitungen liegt nun sein Katalog über
das Papiergeld Ostpreußens vor.
OSTPREUSSISCHES
PAPIERGELD
vom 19. Jahrhundert bis 1923
M&S
Münzen & Sammeln
M&S
EDITION
EDITION
Preis:
35,– EUR
M&S
Münzen & Sammeln
Klaus-Jürgen Karpinski
Ostpreußisches Papiergeld
vom 19. Jahrhundert bis 1923
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation als in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86646-802-3
1. Auflage 2009
© 2009
H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH
(www.gietl-verlag.de)
Alle Rechte vorbehalten!
ISBN 978-3-86646-802-3
Klaus-Jürgen Karpinski
Ostpreußisches
Papiergeld
vom 19. Jahrhundert bis 1923
Inhaltsverzeichnis
Seite
2
Vorwort…………………………………………………………………… 3
Geschichte Ostpreußen………………………………………………… 5
Papiergeld - Geschichte in Ostpreußen………………………………. 7
Übersichtstabelle der Markentwertung …………………… ……… . 19
Notgeldperioden in Deutschland…………………………………….. 20
Deutsche und polnische oder russische Namen
der 54 Gemeinden und Städte die Notgeld ausgegeben haben mit ihren Wappen………………... 22
Karte von Ostpreußen………………………………………………… 28
Eine Seite Ansichtskarten aus Ostpreußen………………………… 29
Erhaltungen der Geldscheine………………………………………… 30
Verzeichnis der Abkürzungen………………………………………… 31
Zum Aufbau des Katalogs……………………………………………. 32
Katalog…………………………………………………………..……… 34
I. Talerscheine……………………………………………………........ 35
II. Notgeldscheine……………………………………………………… 37
‚Geldähnliche’ Scheine………………………………………………. 220
Wasserzeichen……………………………………………………….. 227
Bildernachweis ………………………………………………………. 232
Literaturverzeichnis....................................................................... 233
2
Vorwort
Wohl auch dieses Werk wäre ohne die außerordentliche „Vorarbeit“ von Herrn Dr.
Arnold Keller (1897 - 1972) kaum möglich gewesen. Mit seinen Katalogen über das
Deutsche Papiergeld, angefangen bei den altdeutschen Staaten über das Deutsche
Reich bis hin zu der ungeheuren Anzahl von Notgeldscheinen hat er der stetig
steigenden Zahl der Sammler die Möglichkeit geschaffen mit System zu sammeln.
Immer mehr Sammler waren bestrebt hauptsächlich Sammlungen ihrer Heimat - des
Landes und der Städte - zusammenzutragen. Dadurch kamen auch immer mehr
‚Neuigkeiten’ zum Vorschein. Dieses war wiederum ein Grund für viele Sammler über
ihre Region oder über bestimmte Perioden neue Kataloge zu schreiben.
Nach jahrelangen Nachforschungen und Vorbereitungen liegt nun
der Katalog über Ostpreußisches Papiergeld vor.
Der Anfang meiner *Papiergeldsammlerei* war eine Schuhschachtel voll Serienscheine!
Sehr hübsche, sehr interessante, aber im Besonderen sehr lehrreiche Scheinchen.
Bald darauf begann die Suche nach weiteren.
Aber erst Anfang bis Mitte der 1970er Jahre, nach dem Erscheinen der Nachdrucke der
Kataloge von Dr. Arnold Keller wusste ich, wonach ich suchen ‚musste’!
Von einem der ganz großen Sammler und Händler, Herr Herbert Bodenschatz, aber
auch von seiner Gattin, Frau Ruth Bodenschatz, die das Geschäft weiterführte, erhielt
ich mit der Zeit den Grundstock für meine Ostpreußensammlung.
Jedoch nicht nur das Sammeln, sondern auch die „Geschichte drumherum“ war für mich
von großem Interesse. Sehr viele ‚Hintergrundinformationen’ über die Notgeldausgaben
der jeweiligen Gemeinden und Städte war und ist leider aus *unserer verlorenen
Heimat* nicht zu bekommen. Aber was zu erfahren war, habe ich in diesem Katalog
aufgezeichnet, und hoffe, dass es auch für unsere Nachkommen eine interessante, aber
besonders informative Lektüre ist.
Trotz meiner nun fast 40-jährigen Sammeltätigkeit und der auch dadurch erworbenen
Kenntnis dieses Sammelgebietes, kann ich für dieses Werk keinen Anspruch auf
absolute Vollständigkeit erheben, sicher auch nicht darauf, dass alles fehlerfrei ist.
Daher bitte ich alle Leserinnen und Leser und alle Sammler mir Ergänzungen, Fehler,
eventuelle ‚Neuigkeiten’ auch Varianten - alles was hier nicht aufgeführt ist - mitzuteilen.
Dafür bedanke ich mich schon vielmals im Voraus.
Sehr herzlich möchte ich auch allen danken, die mir bei der Erstellung dieses Katalogs,
sei es durch Überlassung von Kopien oder Durchsicht des Manuskriptes oder bei den
Bewertungen etc., geholfen haben. Ganz besonders für die umfangreiche Durchsicht
und Überarbeitung des Manuskriptes habe ich Herrn Sven Koch und seiner Mitarbeiterin
im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank zu danken. Auch Herr Hans L. Grabowski,
beim Gietl-Verlag Regenstauf hat mit einigen Hinweisen und Kopien sehr zum Gelingen
dieses Katalogs beigetragen. Ebenso danke ich vielmal Herrn Rudolf Koch, Salem, für
einige gute Vorschläge zur Gestaltung des Katalogs als auch für Meldungen über
‚Neuheiten’, und Herrn Kai Lindman aus Gifhorn, wie auch Herrn Karl-Christian Boenke
(ein bekannter Sammler ‚Pommerschen Notgeldes’) für die Vermittlung, Einsicht zu
nehmen in die Sammlung von Herrn Kurt Buttler †, Bad Homburg, die Eigentum seiner
Tochter, Frau Doris Iwen ist. Ein österreichischer Sammlerfreund Herr Henning
Huschka, St. Valentin, hat mir einige Varianten mitteilen können, und nach der
Einsichtnahme in seine Sammlung habe ich noch das eine oder andere ‚Neue’ entdeckt.
Aus der Heimatsammlung ‚Ostpreußen-Archiv’ von Herrn Siegfried Teubler, Neu
Wulmstorf, erhielt ich dankenswerterweise das „Sammelbuch für Kaffeehag-Wappenmarken“ für die Ablichtung der Wappen.
Besonderer Dank gebührt meiner Frau Sieglinde, die sehr akribisch kleine oder größere
Fehler suchte und korrigierte, aber auch wertvolle Hinweise gab, wie ‚Nichtsammler’
manches besser lesen und verstehen.
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Auch alle nachstehend aufgeführten Personen waren mir in dankenswerter Weise
besonders behilflich:
Frau Elke Bannicke, Münzkabinett Staatliche Museen zu Berlin
Herr Dr. Barfod, Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg
Herr Heise, Kreisgemeinschaft Gumbinnen
Frau Dr. Jungmann-Stadler, „HVB Stiftung Geldscheinsammlung“, München
Frau Wies, Frau Gruchow, Kreisgemeinde Schloßberg
Herr Anton Geiger, Frankenthal
Herr Karl-Heinz Goll, Zwingenberg
Herr Manfred Maurer †, Itzehoe
Herr Manfred Mehl, Hamburg
Herr Manfred Müller, Worms
Herr Benno Schulz †, Rudersberg-Schlechtbach
Herr Reinhard Tieste, Bremen
Dank sagen muss ich auch den *heutigen Segnungen der Technik* - dem Internet! Was
man hier alles über Ostpreußen im Allgemeinen und im Besonderen findet, ist einfach
fantastisch! Es ist kaum möglich, alle, die Interessantes und Wissenswertes ‚eingestellt’
haben hier zu erwähnen, jedem Einzelnen zu danken ich sage einfach allen
DANKE !
Klaus Karpinski
Im Grund 32
89079 Ulm-Wiblingen
Tel.-Fax 0731-45481
eMail - [email protected]
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Geschichte von Ostpreußen
In der Frühzeit lebten die „Vorväter“ der germanischen Stämme an den Ufern der
Ostsee oder den Flüssen im Land in das die Ur-Balten oder die Ur-Slawen,
indogermanische Völker, „einwanderten“.
Prähistorische Funde stammen aus der Zeit etwa 9000 Jahre vor Christus im Raum
Gumbinnen, oder aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. um Königsberg. Eine Besiedelung an
der Südküste der Ostsee seit 2000 Jahren v. Chr. bezeugen archäologische Funde.
98 n. Chr. berichtet Tacitus (Konsul - konnte mit dem Regierungsantritt Trajans ohne
Gefahr für Leib und Leben seine schriftstellerische Tätigkeit beginnen) in seiner
„Germania“ über die an der Ostsee (Mare Suebicum) lebenden Stämme - u.a.
Lombarden, Semnonen, Wandalen, Lugier, Silinger, Goten - alle zusammen
bezeichnete er sie als Suebi (Schwaben). In anderer Quelle ist zu lesen: Tacitus
berichtet über die Prussen - oder Pruzzen - sie gaben Preußen den Namen - als
östliche Nachbarn der Germanen, die seit 2000 Jahren das Land zwischen Weichsel
und Memel bewohnten.
Im Jahr 180 n. Chr. erwähnt der griechische Philosoph Ptolemäus zwei prussische
Stämme: Galinder und Sudauer, er nennt sie „Völker“.
Eine Blütezeit germanisch-gotischer Kultur um 600 n. Chr. ist durch Ausgrabungen im
Kreis Allenstein bezeugt.
Bis zum Jahre 700 ‚traten immer wieder Wikinger an der Ostseeküste auf’.
Maßgeblich an der Ostkolonisation war der Deutsche Orden beteiligt, der während des
Dritten Kreuzzuges gegründet wurde. Die Geschichte des Ordens von dieser Zeit bis
zum Jahr 1525 ist eng mit dem Schicksal des Ordensstaates verknüpft, aus dem später
Ostpreußen, Kurland, Livland und Estland hervorgingen.
Mit der beginnenden Reformation fällt auf Rat Martin Luthers der letzte Hochmeister
des Deutschen Ritterordens Albrecht von Brandenburg den Entschluss, den Orden zu
säkularisieren und den König von Polen als Souverän anzuerkennen. Der Ordensstaat
wurde in das Herzogtum Preußen umgewandelt, und der Hochmeister residierte ab
dem 9. Mai 1525 als Albrecht I. in Königsberg.
In Königsberg wurde 1544 die Universität gegründet, an der etwa 200 Jahre später der
in Königsberg 1724 geborene Immanuel Kant Professor war.
Die Kurfürsten gewannen während des 17. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung,
und am 18. Januar 1701 krönte sich Friedrich III. - Kurfürst von Brandenburg - zum
König Friedrich I. in Preußen.
In den Jahren 1709 bis 1710 entvölkerte die Pest stark das Land.
Friedrich Wilhelm I. gelang es 1722 bis 1740 mit Angeboten für günstige Kredite und
Landerwerbungen Kolonisten aus der Schweiz, der Pfalz, Nassau und Salzburg nach
Ostpreußen zu holen, die das Land neu besiedelten.
Die seit dem 12. Jahrhundert vielerorts gebauten Burgen mit den später ‚drumherum’
entstandenen Ortschaften, ja das ganze Preußenland, war immer wieder
Ausgangspunkt oder Ziel kriegerischer Auseinandersetzungen: 1225 war wohl die
Bekehrung der Pruzzen keine ganz friedliche; 1327 kriegerische Auseinandersetzung
des Kreuzritterordens mit Polen; 1409 Kriegserklärung des Ordens an Polen - der
erleidet 1410 eine Niederlage bei Grünfelde und Tannenberg; 1414 Beginn des
Hungerkrieges; 1454 -1466 Ständekrieg, 1478/79 Pfaffenkrieg; 1626 erster, 1656
zweiter und 1703 dritter Schwedenkrieg. Dann gab es noch einen Städtekrieg 1454 66, oder der sogenannte Reuterkrieg von 1519 bis 1521 und noch einige andere
führten namenloses Elend herbei.
Aber auch Feuersbrünste zerstörten Vieles - Königsberg war drei mal betroffen - der
wohl größte Brand 1764 zerstörte fünf alte Kirchen und die meisten mittelalterlichen
Bauten.
In Ostpreußen gab es nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 einen starken
Aufschwung in der Landwirtschaft.
Nach Schlachten bei Friedland und Preußisch Eylau 1807, war Ostpreußen unter
französischer Besatzung: Preußen hörte auf, Großmacht zu sein. Aber nach dem
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Rückzug Napoleons aus Russland begannen 1812/13 die Freiheitskämpfe gegen
Napoleon. 1815 entstand die Provinz Ostpreußen.
Doch auch nach der Berufung Fürst Otto von Bismarcks zum Ministerpräsidenten
gingen die Kriege weiter: 1864 Preußisch-Dänischer Krieg; 1866 PreußischÖsterreichischer Krieg; 1870 Deutsch-Französischer Krieg…
1901 gab es eine besonders große Feierlichkeit:
200 jähriges Bestehen des Königreiches Preußen
Prägedruck Ansichtskarte
geschrieben 1901.
Abgebildet die Könige und Kaiser
in diesen 200 Jahren und ihren
jeweiligen Amtszeiten
Friedrich I. – 1701-1713,
Friedrich Wilhelm I. – 1713-1740,
Friedrich II. – 1740-1786,
Friedrich Wilhelm II. – 1786-1797,
Friedrich Wilhelm III. – 1797-1840,
Friedrich Wilhelm IV. – 1840-1861,
Wilhelm I. – 1861-1888,
Friedrich III. – 1888,
(und über der Krone abgebildet)
Wilhelm II. – vom *Dreikaiserjahr*
1888 bis zu seiner Abdankung 1918.
Seit 1871 waren die Könige zugleich
Deutsche Kaiser.
1914 begann der erste Weltkrieg mit einer verlorenen Schlacht bei Gumbinnen, aber
unter neuem Oberbefehl von Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff wurde nach
siegreichen Schlachten bei Tannenberg und den Masurischen Seen das Land wieder
befreit.
Mit Inkrafttreten des „Versailler Vertrages“ am 10. Januar 1920 wurde die Abtretung
großer Teile Westpreußens an Polen festgelegt, dadurch wurde Ostpreußen vom
Deutschen Reich durch den sogenannten „Polnischen Korridor“ getrennt.
In der Volksabstimmung im Bezirk Allenstein am 11. Juli 1920 entschieden sich 97,86%
der Bevölkerung für den Verbleib bei Ostpreußen, der Rest für Polen.
Bei der Volksabstimmung in Marienburg stimmten für eine weitere Zugehörigkeit zu
Deutschland 17.805 Bürger, für Polen 191. Es sollte aber noch bis zum 1. Juli 1922
dauern - dann wurde der Kreis Marienburg förmlich in die Provinz Ostpreußen
eingegliedert. Das Memelgebiet musste an die Alliierten abgetreten werden und wurde
von französischen Truppen besetzt. 1923 wurde es von Litauen annektiert.
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Zu dieser Zeit umfasste die Provinz Ostpreußen 36.992,74 qkm - die
Regierungsbezirke Allenstein 12.021,61 qkm, Gumbinnen 10.950,75 und Königsberg
14.010,38 qkm. Um 1925 waren etwa 2,2 Millionen Einwohner in Ostpreußen.
Gegen Ende des II. Weltkriegs kamen aus Ostpreußen immer häufiger solche
Nachrichten: Russischer Bombenangriff auf Tilsit - britische Bomber legen Königsberg
in Trümmer…! 1945 wurde Ostpreußen gemäß dem Potsdamer Abkommen zwischen
Polen und der Sowjetunion aufgeteilt. Die deutschen Einwohner flohen zum großen
Teil, oder wurden vertrieben, aber auch zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion
verschleppt. Der nördliche (sowjetische) Teil wurde von verschiedenen Nationalitäten
der Sowjetunion besiedelt, der südliche (polnische) Teil von Polen. Das Memelland kam
- wieder - zu Litauen.
Die heute russische Exklave Ostpreußen kann man seit 1990 (mit Visum), den polnisch
besetzten Teil oder Litauen (mit Reisepass) wieder besuchen, und die doch noch
vielfach erhaltenen, oder wieder hergestellten Baudenkmäler - Burgen, Kirchen sowie
viele historische Gebäude in Städten und Gemeinden betrachten und sich daran
erfreuen. Noch mehr aber kann man sich an den wunderbaren Landschaften erfreuen,
im Besonderen an dem Frischen Haff und der Nehrung oder dem Kurischen Haff mit
seiner Nehrung. Auch ist heute wieder ein sehr beliebtes Reiseziel: die Masuren.
Ostpreußische Geldgeschichte, im Besonderen die des
Papiergeldes
Während der Völkerwanderungen in der Zeit vor und nach Christus, wohl auch nach der
Zeit Karls des Großen waren in dem „ostpreußischen Gebiet“ - geldlose Zeiten. Auch
nach der Errichtung der Burgen und Klöster seit dem 12. Jahrhundert und den sie
umgebenden Ortschaften war noch lange für Abgaben, im Handel oder für sonstige
Leistungen und Gegenleistungen die „Bezahlung“ in Naturalien.
Die Kurfürsten Brandenburgs herrschten seit Anfang des 15. Jahrhunderts nicht nur im
Herzogtum Kleve und Brandenburg, auch in Ostpreußen. Daher waren dort
möglicherweise auch Münzen des ersten Kurfürsten Friedrich I. (1415 - 1440) im
Umlauf: unter anderem Goldgulden, Groschen, Vierchen, Pfennige oder Scherfe (½
Pfennig). Ab dem Jahre 1520 war Nikolaus Kopernikus Domherr in Frauenburg, und um
das Jahr 1545 arbeitete er unter anderem auch an einer Münzreform.
Im letzten Feldzug des Deutschen Ritterordens gegen heidnische slawische Völker,
dem sogenannten Reuterkrieg 1520, wurde die Ausgabe von gemünztem Notgeld
erforderlich, leider ist nichts Näheres darüber bekannt.
Albrecht von Brandenburg verlieh der Stadt Königsberg 1520 das Recht eigene Münzen
zu prägen, nachdem sie bisher Ordensmünzen geprägt hatte.
Die ersten Taler wurden unter Joachim II. (1535 -1571) geprägt. Der spätere König
Friedrich I. in Preußen, Kurfürst Friedrich III. (1688 - 1701) ließ Dukaten, Taler,
Halbtaler, auch Dritteltaler und Pfennige prägen. Für das Herzogtum Preußen ließ er 18
Gröscher, 6 Gröscher oder Schilling in Königsberg prägen.
Die ersten Münzen nach den ‚berüchtigten’ „Königsberger Pflaumengroschen“ ließ
Johann Sigismund 1619 in Königsberg herstellen: Dreipölker (1 ½ polnische Groschen).
Papiergeldgeschichtlich ist in Ostpreußen sehr Interessantes nachweisbar:
Im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) verlangte die Armee des schwedischen Königs
Gustav Adolf, aber auch die polnischen Truppen ungeheure Lieferungen von den
ostpreußischen Bauern. Nach überlieferten Schadenslisten müssen für viele Millionen
Deutscher Mark (Mark = ursprünglich deutsches Münzgewicht entstanden nach dem
römischen Pfund - erst mit der Einführung des metrischen Systems im 19. Jh. wurde die
Geldmark eine Währungseinheit die mit der Gewichtsmark nichts mehr zu tun hatte)
Leistungen aller Art vollbracht werden. Die Bezahlung überließen die fremden Truppen
der Landesregierung des Herzogtums Preußen - wie das alte Ordensland ja seit 1525
hieß. Die Truppenführer gaben Quittungen über erfolgte Lieferungen und
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unterschrieben sie mit Name, Dienstgrad oft auch mit Benennung ihres Truppenteils.
Die herzogliche Regierung musste diese Scheine an Geldes statt annehmen. Wie das
Einnahmebuch der Rentkammer, die das damalige herzogliche Finanzministerium
darstellte, vom Jahre 1630 vermerkt, wurden allein in diesem Jahr Gutschriften in Höhe
von 425 615 preußische Mark, 14 Schillingen und 1 ½ Pfennigen eingeliefert.
Diese Scheine waren echte Vorläufer des Papiergeldes, da sie der Staat als Zahlungen
jeder Art, wie Gebühren oder Steuern, annahm. Im privaten Geldverkehr spielten diese
Geldersatzmittel nur eine geringe Rolle, vor allem die Kaufleute bestanden auf der
Bezahlung mit Bargeld.
Der Große Kurfürst hat während seines Feldzuges gegen Polen 1656 in sehr reichem
Maße von diesem Gutscheinwesen Gebrauch gemacht, aber auch in diesem Fall kann
von einem Papiernotgeld keine richtige Rede sein, da die Bauern die ihnen
übergebenen Requisitionsscheine sofort der zuständigen Steuerkasse vorlegten, die die
Gutschriften anstandslos in Zahlung nahm. Erlaubte Übertragungen an dritte Personen,
wie es zur Eigenart des Papiergeldes gehört, kamen sehr selten vor.
Immerhin hatte dieses Gutschriftensystem dieser Kriege eine weitreichende Wirkung:
Bis zum Jahre 1945 ist an der Art dieser Gutschriftenausstellung nichts mehr geändert
worden. Gutscheine der deutschen Armee von 1945 sind von denen der
brandenburgischen von 1656 überhaupt nicht zu unterscheiden. Nur rügte damals wie
1945 die Feldkriegskasse die oft nicht korrekt ausgestellten Gutscheine - und
„schrieben, als ob eine Sau im Acker wühle“ - wie es General von Görtzke ausdrückte.
Das junge Königreich Preußen - worunter immer die spätere Provinz Ostpreußen
verstanden wird - erlebte durch die unermüdliche Arbeit des Soldatenkönigs einen
ungeheuren Aufschwung. Friedrich Wilhelm I. war der finanzpolitisch Begabteste aller
Hohenzollern. Unter ihm ist das Hypotheken- und Wechselrecht so ausgebildet worden,
wie es heute noch fast unverändert besteht.
Am 20. Mai 1729 schrieb der König an die Königsberger Regierung - er beabsichtige
eine Landescreditkasse mit einem Stammkapital von 200 000 Reichstalern zu gründen,
aber diese wurde erst 1788 errichtet.
Er sorgte auch dafür, dass Berliner Einrichtungen Gelder in Ostpreußen ausliehen. So
erhielten vertriebene Salzburger Protestanten, die bei Gumbinnen eine neue Heimat
gefunden hatten, Darlehen aus der Kasse der Berliner Charité oder vom Berliner
Findlingshaus und anderen.
Ein sehr wichtiger Vorläufer der staatlichen Bankwirtschaft waren im Königreich
Preußen die Depositenkassen. Diese nahmen Gelder und Wertgegenstände ins Depot daher der Name. Ein Bericht der Depositenkasse in Königsberg, sie hatte im August
1752 - 129 Konten deren Gesamtwert über 19.509 Reichstaler ausmachte. Auf dem
bedeutendsten Konto Nr. 85 waren 3090 preußische Taler, Nr. 4 hatte zwei preußische
Taler, Nr. 21 und 22 enthielten Silbergeschirr, Nr. 95 nur einen silbernen Löffel und auf
Konto Nr. 8 war eine große silberne Schaumünze (Medaille) deponiert. Auch
bargeldlose Zahlungsinstrumente nahm die Kasse an, auf Konto Nr. 41 war ein Wechsel
und auf Nr. 43 eine Schuldverschreibung.
Das Königreich Preußen musste 1757 eine zwangsweise erhobene Kriegsanleihe
zeichnen, welche aus Steuervorauszahlungen bestand. Insgesamt musste der Alte Fritz
1763 nach Kriegsende 576 175 Reichstaler, 45 Groschen und 10 Pfennig plus 5%
Zinsen zurückzahlen. Das war die erste Kriegsanleihe, die die deutsche Geschichte
kennt.
Nachdem die Russen im Winterfeldzug 1757/58 Ostpreußen eroberten verlangten sie
als Besatzungsmacht hohe Sondersteuern, sogenannte Kontributionen. Die an
Geldmangel leidende Bevölkerung ‚durfte’ Gold- und Silbergegenstände an die Münze
liefern. Dafür erhielten die Einlieferer einen Münzschein, auf dem der Wert ihres
Edelmetalls vermerkt war, diesen Schein konnten sie wie Bargeld behandeln.
Diese Münzscheine hatten also 1759 durchaus einen papiergeldähnlichen Charakter.
Das gleiche war auch bei der zweiten und dritten Rate der Kontribution der Fall.
Die Münzscheine durften an sich zu jeder Zahlung verwendet werden, wurden aber
meist zu Steuerzwecken benutzt.
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Um die hohen Anforderungen der Besatzungsmacht erfüllen zu können, musste die
Stadt Königsberg große Geldsummen borgen, für die sie Obligationen ausstellte. Diese
waren ausdrücklich als übertragbar bezeichnet, und haben auch, wie aus den Akten
hervorgeht, in vielen Fällen den Besitzer gewechselt. Daher dürfen sie als ‚echte’
Vorläufer des Papiergeldes angesehen werden. Diese Obligationen vom 16. Januar
1758 unterschrieben der Erste und der Dritte Bürgermeister, vier Stadträte, zwei Richter
und 68! Deputierte als Bürgen. Auch eine kleinere Obligation vom 7. März 1759 über
400 Taler trug 59 Unterschriften!
Als die Russen 1762 Ostpreußen räumten, nahmen sie alle Kassenbestände mit. Sofort
entstand ein riesiger Bargeldmangel. Die Königsberger Kaufleute konnten diesem
Mangel nur abhelfen, indem sie selbst primitives privates Papiernotgeld ausgaben.
Dieses Notgeld ist zumindest 1762 und 1763, wahrscheinlich auch noch Anfang 1764
im Umlauf gewesen (es sind nur leider keine Scheine erhalten geblieben).
In einer Bittschrift an die Kriegs- und Domänenkammer vom 30. Juni 1763 baten sie um
schnellstmögliche Ausprägung großer Geldsummen, damit sie ihre ‚Assignationen’
(Gutschriften, was ja auch die Assignaten der französischen Revolution wörtlich
bedeuten) einlösen können. Leider gibt es keine weiteren Aktennotizen über dieses
Notgeld.
Als das schlechte Kriegsgeld (die sogenannten Ephraimiten) umgetauscht wurde, gab
die Königsberger Münze wieder provisorisch Münzscheine aus, die aber lediglich einen
Anspruch auf neuausgeprägtes Geld festhielten.
Nach Ende des verheerenden Siebenjährigen Krieges musste der Große Friedrich
unbedingt Kreditinstitute schaffen, welche in der Lage waren, alle bankmäßigen
Geldgeschäfte auszuführen. Ein Italiener namens Calzabigi unterbreitete Friedrich ein
Projekt, welches auch der Königsberger Regierung zugeschickt wurde, nachdem eine
Bank errichtet werden sollte, die neben den Geldgeschäften auch merkantile Aufgaben
erfüllen sollte.
Im Punkt 2) des Entwurfs wurde der neuen Bank auch die Ausgabe von Banco Billets
erlaubt die auf Verlangen jederzeit in Friedrich d’or (Friedrich d’or - preußische
Goldmünze im Wert von 5 Talern oder 4 Banco-Pfunde, es gab auch doppelte oder
halbe Friedrich d’or, - ein Banco-Pfund hatte den Wert von einem preußischer Taler 6
Groschen) eingewechselt werden mussten.
Durch den ständig wechselnden Goldkurs musste in der Folgezeit für einen Friedrich
d’or immer 1 Taler Aufgeld (Agio) gegeben werden, sodass man für den Goldfriedrich
d’or sechs silberne Taler bekam, während man für vier Papierbanco-Pfund nur fünf
Taler bekam - also kein Goldstück wie es an sich sein sollte.
Der Friedrich d’or war allerdings auch keine gute Goldmünze, denn er hatte einen
Feingehalt von 21 1/2 Karat, während der Dukat einen von 23 2/3 Karat besaß, aus
diesem Grund stand man dem Projekt des Italieners sehr skeptisch gegenüber. Auch
großzügige Angebote Friedrichs des Großen konnten die Geldleute nicht überzeugen
sich an diesem Projekt zu beteiligen, das nun schnell aufgegeben wurde.
Am 17. Juni 1765 teilte Friedrich in einem Edikt mit, er wolle eine Bank errichten da sie
für das ganze Land von größtem Nutzen sei, und da die Kaufmannschaft nicht
mitmachen, sondern in ihrem Trott bleiben wolle, gäbe er aus dem Staatsschatz acht
Millionen Reichstaler für den Anfang an die Bank. Diese sollte Giro- Lombard-DiskontoLeih- und Cassageschäfte machen, hatte aber nicht das Recht Papiergeld auszugeben.
Am 19. September 1765 erschien ein königliches Privileg über die Errichtung einer
Königlichen Giro- und Lehnbank zu Königsberg, aber tatsächlich hat es noch bis 1768
gedauert, bis die Bank ihre Arbeit aufnehmen konnte.
Am 29. Oktober 1766 erschien ein „Revidiertes und erweitertes Edikt und Reglement
der Königlichen Giro- und Lehnbanquen“…dessen Artikel VII lautete: „Es sollen BancoNoten ausgegeben werden, die vom 1. Januar 1767 an im ganzen Land roulieren
sollen, jedoch keinem Creditori, der ex Contractu, oder sonsten baar Geld zu fordern,
berechtigt ist, an Zahlungs Statt, angegeben werden soll“.
Im Artikel VIII stand: „Diese Banco-Noten die ihre eintzige und ursprüngliche Entstehung
in der hiesigen Berliner Banque erhalten sollen, um von da aus in dem ganzen Bezirk
und Umfang unserer Länder zu roulieren, werden auf den Inhaber oder Vorzeiger
9
lauten, sodann numeriert und unter behöriger Vorsicht auf besonders hierzu
verfertigtem Papier in Kupfer gestochen, mit verschlungenen Zierrathen und einem
besonderen Stempel nebst dergleichen Siegel, unterscheidend versehen, und ordentlich
enregistriert, auch von dem Präsidenten der Banco, Unserem königlichen Kommissario
und denen Banco-Directoren unterschrieben und auf Banco-Pfunden, von Zehn,
Zwantzig, Fünfzig, Ein Hundert, Fünfhundert bis inclusive Ein Tausend Pfund gerichtet
seyn“.
…alle
königlichen
Kassen müssen diese
Banknoten unweigerlich
in Zahlung nehmen…
oder gegen andere
Banknoten
(d.h.
kleinere oder größere
Wertstufen) oder gegen
Münzen umtauschen…“
Mit dem Datum 29.
Oktober 1766/69 gab
es weitere - 4 und 8
Banco-Pfund.
Die Ausgabe der ersten
Banknoten erfolgte am
gleichen Tage.
Um Kunden zu werben griff der Alte Fritz ‚zu rigorosen Mitteln’. Am 18. Juli 1768
erschien ein Edikt des Königs, …nachdem alle Banken die einbezahlten Gelder mit 3%
verzinsen würde. Das Geld sollte nicht länger müßig herumliegen, sondern arbeiten und
dem Besitzer etwas einbringen.
Die Bevölkerung verhielt sich dem Papiergeld gegenüber überaus misstrauisch. Am 29.
November 1767 musste der König einen sehr energischen Befehl nach Königsberg
senden, dass alle Kassen unweigerlich die Banknoten in Zahlung zu nehmen hätten.
Banknoten konnten nun überall ohne Schwierigkeiten in Provinzialwährungen
umgetauscht werden, daher hat das preußische Papiergeld ein echtes Verdienst beim
wirtschaftlichen Zusammenschluss der preußischen Staatsteile erworben.
1798 gab die Königliche Giro- und Lehnbank Bankkassenscheine über 100, 200, 300
und 500 Taler aus, die wohl bis 1836 gültig gewesen sein sollen…
Wie die Akten aussagen, hat es jedoch nie vor 1806 derartige Geldscheine gegeben!
Nach Errichtung eines Kontos wurde dem Inhaber eine Interimsnote ausgestellt die den
einbezahlten Betrag bestätigte. Von Berlin erhielt er dann eine Originalobligation in der
Friedrich der Große für sich und den Thronfolger gleichzeitig dem Kontoinhaber die
Sicherheit der eingezahlten Gelder mit seinem privaten Vermögen und dem des
preußischen Staates garantierte. Diese wurden stets von Friedrich dem Großen, in den
letzten Jahren der Regierung auch vom Thronfolger, dem späteren Friedrich Wilhelm II.
unterschrieben. Die Interimsnoten wurden vom Kontoinhaber nach Erhalt der Obligation
der Konto führenden Bank zurückgegeben.
Die Anfänge der Königsberger Bank waren nicht so erfreulich. Der Alte Fritz übersandte
am 31. März 1769 eine „Instruktion, nach welcher alle bei den Stiften, Hospitälern,
Kirchen, Schulen, Waisenhäusern…und öffentliche Anstalten, müssig liegende Gelder
bey der Banque zinsbar zu belegen“. Etatsminister von Korff gab diesen Befehl an die
ihm unterstellten Behörden weiter. Das Etatsministerium bewahrt auch sämtliche
Ausreden auf, die von den Instituten vorgebracht wurden, um ihr Vermögen nicht zur
Bank bringen zu müssen.
Die Fragen der Rückzahlung der eingelegten Gelder waren in der Tat erst noch zu
klären. Am 20. August 1769 traf Friedrich der Große folgende Entscheidung: Wollte ein
Kunde minderwertiges Geld einzahlen, musste dies erst in der Münze zum Silberwert
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gegen gutes umgetauscht werden, da nur gute vollwichtige Geldsorten in den Banken
deponiert werden durften. Hatte aber der Kontoinhaber Dukaten oder vollwichtige
Speziestaler nach des Heiligen Römischen Reiches Münzfuß eingezahlt, so musste die
Rück- oder Zinszahlung in der gleichen Münzsorte vorgenommen werden.
Für die Verwendung des Papiergeldes war nur ein sehr geringer Spielraum übrig, kein
Wunder, dass die Durchsetzung dieses Zahlungsmittels so lange dauern sollte.
Immerhin dehnten die Banken ihren Kundenkreis bald aus. Dem Königsberger Kriegsund Domänenrat Schlehmüller, der auch alle Interimsnoten unterschrieb, wurde der
Cammerrat als Bancocommissarius zugeteilt, wie Friedrich am 23. April 1770
verordnete.
In Memel wurde durch einen Spezialbefehl Friedrichs des Großen vom 15. April 1774
ein Banco-Comptoir eröffnet welches der Postmeister Witte als Direktor und der
Vizebürgermeister und Richter Froelich als Commissarius und Rechtskonsulent leitete.
Diese Bankfiliale Memel war das erste moderne Bankinstitut in Preußen mit nur
freiwilligen Kunden.
Am 4. März 1780 wurde verordnet: Künftig sollen Zinsen eines Kontos nur gegen
Vorlage der königlichen Obligation ausgezahlt werden, da Betrügereien vorgekommen
seien. Zinszahlungen müssen auf den Obligationen vermerkt werden.
Weil der König den ostpreußischen Adel nicht leiden konnte, lehnte er die Errichtung
einer ritterschaftlichen Kasse ab. Die Ostpreußen rächten sich und nahmen kein
Papiergeld mehr in Zahlung.
Am 23. Mai 1785 schlug die Geburtsstunde unserer heutigen modernen Banknote,
denn an diesem Tag erließ der König eine „Deklaration die Vindication, Erneuerung und
Amortisation der Banque-Noten, Pfandbriefe, Tobacks- und Seehandlungsaktien und
anderer Billets au Porteur betreffend“. Im Artikel I heißt es: Jeder Besitzer eines solchen
Papiers ist durch den blossen Besitz rechtmässiger Inhaber desselben. II. Gegen den
Besitzer kann keine Klage erhoben werden, dass dies Instrument durch Zufall oder
Absicht dem rechtmässigen Besitzer entwendet worden sei. Es sei denn - Artikel III- er
werde dieser Tat überführt. IV. Eine öffentliche Bekanntgabe genügt nicht, um den
jeweiligen Besitzer als unrechtmässigen Eigentümer hinzustellen. Artikel V: Dies kann
man nur tun, wenn der augenblickliche Eigentümer wissentlich unrecht Gut erworben
hat. Artikel VI: Daher muss man die Banknoten sorgfältig aufheben, da die Bank keinen
Ersatz gibt…
Diese Regelung ist, von kleinen Korrekturen abgesehen, heute noch rechtskräftig.
Friedrich Wilhelm II. berief am 16. Dezember 1786 den Etatsminister von der
Schulenburg-Blumenthal zum Präsidenten des Haupt-Banco-Direktoriums, 1791 wurde
der frühere Direktor der Elbinger Bank, Struensee, Minister des Accise-Zoll-Fabriquenund Commercialdepartements. Aus diesem Grund steht beider Unterschrift unter den
Bankobligationen.
Der Boykott des preußischen Papiergeldes blieb bestehen, bis endlich durch das
Ostpreußische Landschaftsreglement vom 16. Februar 1788 ein Kreditinstitut für die
Landwirtschaft ins Leben gerufen wurde. Der Artikel 9 des Reglements bestimmte, dass
die Pfandbriefe, welche das Institut ausstellen durfte, ohne Schwierigkeiten von einer
Hand in die andere überwechseln, ja im ganzen Land zirkulieren dürfe. Damit waren sie
praktisch dem Papiergeld gleichgestellt.
Da die Landschaft - wie das Institut kurz genannt wurde - obendrein 4 % Zinsen zahlte,
war der Erwerb von Pfandbriefen eine erheblich bessere Sache als die Errichtung eines
Bankkontos, welches nur 2 ½ % Zinsen brachte.
Im zehnten Artikel des Reglements heißt es: …die Pfandbriefe sollten in Anteile von 50
bis 1000 Reichstalern preussischen Fusses (14 auf die Feine Kölner Mark) gestückelt
werden. Dieses bedeutet aber, dass es künftig in Ostpreußen zwei verschiedene
Papiergeldsorten gab. Der Pfandbrief bildete sozusagen eine Provinzialpapiergeldwährung. Dagegen waren die unverzinslichen Banknoten im ganzen
preußischen Staat gültig. Die Banknoten hatten auch wenig Freunde weil ihre
Währungsgrundlage - die Banco-Pfunde - außerordentlich umständlich zu verrechnen
waren. Damit war die an sich doch so gewünschte Einheit der Währung, die gerade
durch das Papiergeld gefördert werden sollte, zerschlagen.
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Diesen Schlag hat das junge preußische Bankwesen jahrzehntelang nicht überwinden
können. Auch ein Spezialbefehl vom 2. März 1795 änderte am ‚Bankwesen’ nichts. Die
preußische Regierung sah nun aber selbst ein, dass die bestehende Form der
Kontenverwaltung viel zu umständlich war.
Am 26. März 1795 erschien ein neuer Spezialbefehl des Königs „Wegen der Bankobligationen“ in dem es hieß: Seine Majestät hat sich entschlossen, die BancoObligationen so zu ändern, dass sie künftig ohne Legitimationsprüfung ausgezahlt
werden können und gewissermassen au Porteur gestellt werden. Diese neue Regelung
sollte aber, wodurch sie sehr beschränkt wurde, nicht für mündelsichere Kapitalien
gelten. Das hat den Zug zum Pfandbrief noch wesentlich verstärkt.
Ohne die umständlichen Bankgesetze wäre wohl die segensreiche Wirkung der
ostpreußischen Landeskreditanstalt nicht möglich gewesen, und die ‚Landschaft’ nicht
so schnell zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden.
Friedrich Wilhelm III. unterstützte auch die Pfandbriefinstitute nach Kräften und hat
dadurch den Banken „das Wasser abgegraben“. Er befahl am 14. Januar 1800: die
Kirchen und frommen Stiftungen sollten ihre gesamten Kapitalien, welche sie noch auf
der Bank liegen hätten, in Pfandbriefen anlegen.
Der Einnahme- und Ausgabeetat der preußischen Bank aus dem Jahre 1803/04:
Gesamteinnahmen aller preußischen Bankhäuser 201 980 Reichstaler 8 Gutegroschen.
Die Ausgaben verteilten sich folgendermaßen: Miete für Geschäftslokale 648 Taler 12
Gutegroschen, Verwaltungskosten 1666 Taler, Beitrag zu Chaussébaukosten 50 000
Taler, Zahlungen an andere Kassen 55 520 Taler 8 Gutegroschen, Beamtengehälter
42 867 Taler und Zinsen für Einlage der Bankkundschaft 51 278 Taler 12
Gutegroschen. Der Gesamtbestand war in diesem Geschäftsjahr im ganzen
preußischen Königreich: 2 051 140 Taler.
Auf der ersten - nicht zur Ausgabe
gelangten - Serie der Tresorscheine
waren die Unterschriften
Schulenburg und Freiherr vom Stein.
Es waren auch 50 Taler-, 100 Taler- und
250 Talerscheine gedruckt, sie wurden
aber nicht mehr ausgegeben.
Es kommen gelegentlich doch Gebrauchsstücke vor
Bei diesem Stand war es kein Wunder, dass der preußische Staat 1806 nicht die
notwendigen Geldmittel bekommen konnte, um den Krieg gegen Napoleon zu führen.
Eine ungeheure Kleingeldprägung hatte das Land mit jammervollem Gelde angefüllt. Die
Staatsbank besaß praktisch nur geringe Geldvorräte. Wie sollte man die Deckung des
Papiergeldes ermöglichen? Papiergeld im Wert von über 9 Millionen Taler - die
Tresorscheine - wurde im Frühjahr 1806 gedruckt, im Juni aber höchstens 1 Million
ausgegeben. Dennoch musste der Freiherr vom Stein die Schalter der Banken schließen
lassen als der Krieg ausbrach, und so ging der finanzielle Zusammenbruch dem
militärischen voraus. Besonders übel wirkte sich dies in Ostpreußen aus wo sich ja die
Reste der geschlagenen preußischen Armee sammelten.
Das wichtigste Zahlungsmittel im Winter 1806/07 war der ostpreußische Pfandbrief.
Die falsche Geldpolitik vor 1806, die eine gesunde Papiergeldwirtschaft verhinderte,
musste der preußische Staat teuer im unglücklichen Kampf gegen Napoleon bezahlen.
Aber es wurden doch Lehren daraus gezogen die im 19. Jahrhundert zur endgültigen
Aufrichtung unseres heutigen Geldscheinwesens führten.
Im Königreich Preußen wurden von einigen Stellen Geldscheine ausgegeben die
sicherlich auch in Ostpreußen im Umlauf waren:
Hauptverwaltung der Staats-Schulden, Kassen-Anweisungen
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6. 5. 1824 - 1 Taler, 5 Taler, 50 Taler
2. 1. 1835 - 1 Taler, 5 Taler, 50 Taler, 100 Taler, 500 Taler (Probedruck)
2. 11. 1851 - 1 Taler, 5 Taler, 10 Taler, 50 Taler, 100 Taler
15. 12. 1856 - 1 Taler, 5 Taler
13. 2. 1861 - 1 Taler
Hauptverwaltung der Darlehnskassen, Darlehns-Kassenscheine
15. 4. 1848 - 1 Taler, 5 Taler
18./19. 5. 1866 - 1 Taler, 5 Taler, 10 Taler
2. 1. 1866 - 5 Taler
1. 8. 1870 - 5 Taler, 10 Taler, 25 Taler
Preussiche Haupt-Bank, mal preussische, mal preußische Banknoten
31. 7. 1846 - 25 Taler, 50 Taler, 100 Taler, 500 Taler
15. 5. 1856 - 10 Taler (Druckvarianten)
26. 5. 1857 - 25 Taler, 50 Taler, (Lit. A u. B Probedrucke)
26. 11. 1857 - 25 Taler (Probedruck)
9. 6. 1860 - 50 Taler
19. 12. 1864 - 100 Taler
18. 6. 1867 - 10 Taler
5. 12. 1867 - 500 Taler
21. 9. 1868 - 25 Taler
Kgl. Seehandlung-Societät in Berlin war die letzte (in alphabetischer Reihenfolge)
Ausgabestelle für (bisher nicht nachgewiesene) Kassenscheine
100 Taler, 500 Taler von ca. 1820
30. 9. 1830 - 1000 Taler
Auf Grund des Münzgesetzes vom 4. 12. 1871 wurde in Deutschland die Mark als
Reichswährung eingeführt.
Aber es wurden noch preussische Banknoten emittiert mit dem Datum
1. 5. 1874 - 100 Mark, 500 Mark, 1000 Mark
Von diesen vorgenannten Talerscheinen sind *ein paar* in ein paar Sammlungen; fast
alle sind aber von allergrößter Seltenheit.
Nach Kenntnis der *Werte* der Taler, der Parität zur heutigen Währung bekommt auch
die Arie des Wildschütz aus der gleichnamigen Oper von Albert Lortzing:
Fünftausend Taler…eine ganz neue Dimension.
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Der Beginn der Notgeldperioden
Einen Tag vor Beginn des I. Weltkriegs, am 1. August 1914 gab es in Ostpreußen das
erste Papiernotgeld weil fast alle Kurant- (Gold und Silber) aber auch geringwertigen
Scheidemünzen in den Sparstrümpfen der Bürger verschwanden. Sie fürchteten sehr
um ihr Erspartes, da der Staat immer höhere Kriegsanleihen zeichnen musste. Auch
eine vermehrte Ausgabe von Silbergeld Anfang August 1914 änderte nichts an der
Knappheit des Kleingeldes, ebenso wenig die Darlehnskassenscheine der Reichsbank
zu einer und zu zwei Mark. ‚Man’ machte daher in dieser Not: Notgeld.
Da diese Scheine „der Kriegserklärung auf dem Fuße gefolgt sind“, war keine Zeit, diese
Ausgaben bei den vorgesetzten Behörden genehmigen zu lassen, denn ohne eine
höhere Genehmigung wäre es nicht gegangen, weil sich die Scheine ihrer Form und
ihrem Inhalt nach als ‚Inhaberpapiere’ darstellen (§ 795 Bürgerliches Gesetzbuch)…
dürfen nur mit staatlicher Genehmigung in den Verkehr gebracht werden. Aber: Die Not
kennt kein Gebot!
Die Provinz Ostpreußen hatte im ersten Kriegsjahr 20 Ausgabestellen für Kriegsnotgeld.
Preußisch Holland war am 1. August 1914 die erste Ausgabestelle, aber erst mit dem
Datum 6. August war auf einem Maueranschlag zu lesen:
Kleingeld und Spareinlage.
Um dem dringenden Bedürfnis nach Kleingeld abzuhelfen und um die Sparmarkeneinrichtung weiter auszubauen, hat die Kreissparkasse Papiersparzeichen über 1, 3, 5
und 10 Mk. ausgegeben.
Die Sparzeichen sind beim Publikum gut aufgenommen. Die Herren Gewerbetreibenden
haben sich, soweit sie befragt werden konnten, ausnahmslos bereit erklärt, diese
Sparzeichen bei Einkäufen in Zahlung zu nehmen.
Die Sparzeichen werden sich in den Geschäften sammeln und dann in größeren
Summen wieder an die Kreissparkasse zurückfließen. Es wird ein Sparbuch ausgefertigt
oder die Beträge werden in bereits vorhandene Sparbücher zugeschrieben.
Auszahlungen in bar werden nach den Bestimmungen der Sparkassensatzung geleistet.
Wir haben auch weiter das Vertrauen, daß jeder im eigenen, sowohl wie im allgemeinen
Interesse zur glatten Abwicklung des Verkehrs (dazu dienen die Sparzeichen zunächst)
beitragen wird.
Der Vorstand der Kreissparkasse
Der Kreisausschuß.
Alle öffentlichen Kassen in Pr. Holland nehmen die Sparzeichen bei Zahlungen an.
Um diese Notgeldscheine verwaltungsrechtlich harmlos hinzustellen, wurden neben der
Bezeichnung Spareinlage auch Ersatzgeldschein - Geldersatzschein, Gutschein oder
- zumeist - Notgeld, Kriegswechselschein, Platzanweisung oder auch Wertmarke u.a.
verwendet. Ausgabestellen waren meistens die Stadt- und Landgemeinden, in wenigen
Fällen die Kreise, aber auch Spar- und Vorschussvereine. Im Katalogteil sind bei den
1914er Ausgaben - soweit bekannt - die Stückzahlen der Notscheine angegeben. Rund
233 000 Mark betrug die Ausgabesumme in Ostpreußen.
In Allenstein wurden keine Notgeldscheine ausgegeben, die schon hergestellten Stücke
wurden kurz vor dem Einfall der Russen vernichtet - zur Freude der Sammler aber doch
nicht alle.
Das Guttstadter Notgeld fand bei den Bürgern und in den Nachbargemeinden so großen
Anklang, dass die vorhandenen Scheine mindestens dreimal umgesetzt wurden obwohl die Gutscheine bei der Kämmereikasse erst im Wert von 100 Mark eingelöst
wurden.
In Bischofstein dagegen wurden für 9600 Mark Scheine gedruckt, aber nur 5958 Mark
ausgegeben. Weil das Publikum nicht mehr verlangte wurden auch in Heilsberg nur
1800 Mark, statt der ursprünglich vorgesehenen 2500 Mark ausgegeben.
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Zum Autor:
KLAUS-JÜRGEN KARPINSKI
Klaus-Jürgen Karpinski wurde 1939 in Gumbinnen (Ostpreußen) geboren. Aus Interesse und Liebe
zur „alten Heimat“ begann vor 40 Jahren seine Sammelleidenschaft für ostpreußisches Papiergeld.
Er sammelt aber auch Notgeld aus Ulm und Umgebung sowie historische Bügeleisen.
Zum Inhalt:
Einleitend wird die ostpreußische Geschichte sowie die des Papiergelds in Ostpreußen zusammengefaßt. Von fast allen Ortschaften, die Papiernotgeld ausgegeben hatten, ist neben ihren Wappen
auch die jeweilige Stadtgeschichte in Kurzform beschrieben.
Der Katalog beginnt mit den in Königsberg emittierten Talerscheinen von 1857 und 1866. Danach
folgt in alphabetischer Reihenfolge das Papiernotgeld von 55 ostpreußischen Städten und Gemeinden aus der Zeit von 1914 bis 1923 – alles was bisher bekannt geworden ist – mit allen Varianten
und mit aktuellen Bewertungen.
Im Anhang sind noch „Randgebiete des Notgelds“ aufgenommen, z. B. Bausteine, Gutscheine, ein
Spendenschein aus Insterburg oder Kriegsanleihen von Preußisch Holland.
Der neue Ostpreußen-Katalog ist für jeden Sammler deutschen Notgelds ein unverzichtbares
Nachschlagewerk.
KARPINSKI · OSTPREUSSISCHES PAPIERGELD
2005 erschien sein erstes Buch „Ulmer Papiergeld“ als Geschichte und Katalog für die Zeit von
1918 bis 1947. Nach jahrelangen Forschungen und Vorbereitungen liegt nun sein Katalog über
das Papiergeld Ostpreußens vor.
OSTPREUSSISCHES
PAPIERGELD
vom 19. Jahrhundert bis 1923
M&S
Münzen & Sammeln
M&S
EDITION
EDITION
Preis:
35,– EUR
M&S
Münzen & Sammeln