VK Paul Gerhardt Liedpredigt - Sächsische Posaunenmission eV
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VK Paul Gerhardt Liedpredigt - Sächsische Posaunenmission eV
Lied-Predigt über das Lied "Ich singe dir mit Herz und Mund" EG 324 und 1.Timotheus 4,4 gehalten zum Erntedankfest am 24. September 2006 in der St. Laurentius-Kirche zu Zwenkau von Landesposaunenpfarrer i.R. Klaus Schlegel, Markkleeberg Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Lasst uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes bitten: Das Schriftwort für die Predigt hören wir aus dem 1. Brief des Paulus an seinen Schüler Timotheus im 4. Kapitel: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.“ Der Herr segne an uns dieses Wort! Liebe Gemeinde, wir haben heute einen berühmten Gastprediger eingeladen. Leider kann er aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht persönlich hier sein. Doch er hat mir seine Predigt zukommen lassen. Ja er hat sich sogar die Mühe gemacht, sie in Verse zu fassen, damit sie noch ansprechender und einprägsamer wird. Und darüber hinaus hat er noch einen Freund gebeten, eine Melodie dazu zu schreiben, damit man sie auch singen kann. Die moderne Technik macht es möglich, dass sie jeder sogar schon mit Text und Noten vor sich liegen hat. Sie steht nämlich in unserem Gesangbuch unter der Nummer 324. Der Prediger ist der Propst Paul Gerhardt aus dem brandenburgischen Mittenwalde und der Komponist von Melodie und vierstimmigem Tonsatz der Kantor Johann Crüger aus Berlin. Sie haben diese singbare Predigt zwar schon vor 353 Jahren gehalten. Aber ich denke, sie ist nach wie vor aktuell und lebendig. Das werden wir gleich merken, wenn wir in die Worte und Töne einstimmen und dadurch alle miteinander selbst zu Predigern werden, die dankbar die Wohltaten Gottes verkündigen. Also beginnen wir! Nach einem Bläservorspiel singen wir die Strophen von dem Lied 324, die Strophen 1-3. I. Da beginnt einer mit kräftiger Stimme und aus dankbarem Herzen zu singen, weil für ihn Gott die Quelle des Lebens und aller guten Gaben ist. Und er kann nicht bei sich selbst stehen bleiben, weil „uns allen daraus viel Heil und Gutes fließt“. Wir sind alle einbezogen. „Was sind wir doch? Was haben wir auf dieser ganzen Erd, das uns, o Vater, nicht von dir allein geben werd?“ Können wir noch so staunend und kindlich fragen wie Paul Gerhardt, wenn wir daran denken, wo all das herkommt, was wir zum Leben brauchen? Und dazu gehört, wie uns der dichtende Pfarrer in den folgenden Strophen vor Augen malt, nicht nur Essen und Trinken, sondern auch die natürliche Umwelt und ein gesundes Klima, Kleidung und Wohnung, Licht und Wärme, Wohlergehen und Gesundheit, Sicherheit und Frieden. Sind nicht viele der Meinung, dass wir das alles selbst schaffen, uns erarbeiten oder verdienen können und dass uns das am Ende sogar alles zusteht? Ich bin überzeugt: wir könnten viel zufriedener und gesünder leben, wenn wir das, was wir vorhin mit Matthias Claudius gesungen haben, auch beherzigen würden: „Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.“ Darauf wollen wir uns einlassen indem wir jetzt die Strophen 4-7 unserer Liedpredigt singen. Damit es aber eine echte Predigt wird, wollen wir uns die Verse gegenseitig zusingen. Die 4. Strophe singen alle, die 5. nur die Frauen, die 6. nur die Männer und die 7. als Antwort wieder alle. 1 II. Wenn Paul Gerhardt dankbar die Güte Gottes preist und uns zu kindlichem Vertrauen zu ermutigt, gaukelt er uns keine heile Welt vor, wie das in manchen Fernsehserien geschieht. Er kennt die harten Realitäten des Lebens, wie sie in den folgenden Versen anklingen. Früh hat er die Eltern verloren. Der Dreißigjährige Krieg hat seine besten Jahre überschattet. Erst mit 44 Jahren findet er eine feste Anstellung als Pfarrer und kann eine Familie gründen. Aber schon nach wenigen Jahren verliert er seine Frau und vier seiner fünf Kinder, mit 60 Jahren auch sein Pfarramt in Berlin. Ein hoch begabter Mann, der keine erfolgreiche Karriere machen konnte, sondern die Tiefen des Leids durchleben musste. Aber gerade da findet er Halt in der Treue Gottes. Er weiß um menschliche Schuld und welche schlimmen Folgen sie hat. Er weiß auch etwas von der väterlichen Erziehung Gottes, die uns manchmal sehr weh tun kann. Aber er kennt auch Gottes große Geduld und seine vollkommene Vergebung. „Ja endlich nimmst du unsre Schuld und wirfst sie in das Meer.“ Besser als mit diesem anschaulichen Bild kann man das nicht ausdrücken! Und Paul Gerhardt wird getragen von der festen biblischen Hoffnung, dass Gottes Haus und Herz uns offen steht, wenn wir der Welt ade sagen müssen. „Du füllst des Lebens Mangel aus mit dem, was ewig steht, und führst uns in des Himmels Haus, wenn uns die Erd entgeht.“ Diese Zuversicht und Gewissheit wollen auch wir uns jetzt gegenseitig zusingen: Diesmal beginnen die Männer mit der 8. Strophe, dann singen die Frauen die 9., die Männer die 10., die Frauen die 11. und alle zusammen die 12. Strophe. III. Wenn Gott so zu uns steht und uns eine solche Zukunft eröffnet, dann kann es eigentlich gar nicht anders sein, als dass wir fröhlich singen und springen und guten Mutes sind, wie Paul Gerhardt dichtet. Und was er dann sagt, klingt wie eine innige Liebeserklärung: „Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil, dein Glanz uns Freudenlicht, dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil, schafft Rat und lässt dich nicht.“ Und die Schlussfolgerung daraus kann nur sein: Unsere Sorgen und Grübeleien helfen uns nicht weiter. „Nimm deine Sorg und wirf sie hin auf den, der dich gemacht.“ Erinnere dich, wie Gott dir geholfen hat, dich behütet vor manchem Unglück und wie er dich getragen hat auch über schwierige Wegstrecken. Und vielleicht hast du im Nachhinein sogar gemerkt, dass mancher schwere Schlag, der dich getroffen hat, wo du Gott nicht verstanden hast oder gar an ihm irre geworden bist, für dich zu einer wichtigen Erfahrung und zum Segen geworden ist. Ich habe es so erlebt, und deshalb möchte ich aus dankbarem Herzen auch in den letzten Satz unserer Liedpredigt einstimmen – und ich hoffe, ihr könnt mit mir der Schlussfolgerung Paul Gerhardts zustimmen: „Ei nun, so lass ihn ferner tun und red ihm nicht darein, so wirst du hier im Frieden ruhn und ewig fröhlich sein.“ Und so wollen wir unsere gemeinsame Predigt vollenden, indem wir uns die letzten 6 Strophen gegenseitig zusingen. Diesmal beginnt die linke Seite, begleitet von der Orgel, mit Strophe 13 und die rechte Seite, unterstützt von den Bläsern, antwortet mit Strophe 14 und so wechseln wir bis zum Ende. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen Sächsische Posaunenmission e.V., Radebeul - Januar 2007 2