Grünlandumbruch und sonstige Auswirkungen auf die Landschaft
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Grünlandumbruch und sonstige Auswirkungen auf die Landschaft
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Expertenanhörung zum Thema „Biogasanlagen“ am 17.9.2007 im Kreishaus Heide Grünlandumbruch und sonstige Auswirkungen auf die Landschaft Margret Brahms Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume 1 Ziele des europäischen Naturschutzes Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege: Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen zur Sicherung der Artenvielfalt. Bewahrung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands der natürlichen Lebensräume und wildlebenden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse. Errichtung eines kohärenten ökologischen Netzes besonderer Schutzgebiete „Natura 2000“ (FFH-Richtlinie) Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen für alle europäischen wildlebenden Vogelarten in und außerhalb von Schutzgebieten (Vogelschutz-Richtlinie) Biodiversitätskonvention, Erhaltung der Biologischen Vielfalt (Rio-Konvention; Göteborg-Agenda des EU-Rats) 2 Klimaschutzziele Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Deutliche Verminderung der Emission von Treibhausgasen Energieeinsparung, Verbesserung der Energieeffizienz Ersatz fossiler durch erneuerbare Energien: EU: Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Primärenergieeinsatz bis 2020 auf 20% Bundesregierung: Erhöhung des Bioanteile im Kraftstoff von 17% (energetisch), Ersatz beim Erdgasverbrauch durch Biogas bis 2020 von 6% und bis 2030 von 10% Folgen: Ausweitung der energetischen Nutzung von Biomasse 3 Entwicklung des Dauergrünlandes in S.-H. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Dauergrünland Jahr Fläche Abnahme (in %) zum Vorjahr 1997 446.460 ha 1998 436.624 ha - 2,2 1999 417.294 ha - 4,4 2000 403.264 ha - 3,4 2001 395.596 ha - 1,9 2002 381.901 ha - 3,5 2003 381.993 ha 2004 367.325 ha - 3,8 2005 356.360 ha - 3,0 2006 345.897 ha - 2,9 Quelle : Agrarbericht des Landes Schleswig-Holstein 4 Entwicklung der Maisanbaufläche in S-H Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Grünmais (Silomais) 1986 ca. 56.000 ha 1984 bis 1992 circa 50.000 ha (Folge der Milchmengenregelung) 1995 rd. 68.000 ha 2000 rd. 79.000 ha 2005 rd. 102.400 ha 2006 ca. 108.000 ha (Ausweitung Rindviehfütterung u. Biogasanlagen) (Zahlen aus Agrarbericht S.-H. 2006) 2007 ca. 122.000 ha (Zahlen Statistisches Amt für HH und S.-H. 22.8.2007) 5 Sicherung des Grünlandanteils Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Erhalt des Dauergrünlandanteils gem. EU-Verordnung (Verordnung (EG) Nr. 1782/2003) Verhältnis zwischen Ackerflächen und Dauergrünland in 2003 Reduzierung um max. 10 % ab Reduzierung um 5 % Option für Verbot / Genehmigung ab Reduzierung um 8 % Option für verpflichtende Neuanlage 6 Biogasanlagen in Schleswig-Holstein > 1 MW Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein 7 Kreisweise Verteilung der Anlagen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein 8 Biogasanlagen und Anbaufläche Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Anzahl der Biogasanlagen > 1 MW kWel gesamt Benötigte NawaRo Anbaufläche (Mais) 101 Anlagen am Netz 35 000 20 000 21 im Bau 11 000 6 500 2 laufende Genehmigungsverfahren 1 000 500 124 ca. 47 000 kWel ca. 27 000 ha Prognose 2009: ca. 225 Anlagen mit 100 MWel Quelle: StUÄ/Landwirtskammer 9 Biogasanlagen im Kreis Dithmarschen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Standorte der nach BImschG genehmigten Anlagen > 1 MW Feuerungswärmeleistung (FWL) Anlagen < 1 MW (= 380 Kwel.) sind nicht erfasst (Genehmigung nach Baurecht) 10 Naturschutzgebiete Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Naturschutzgebiete im Kreis Dithmarschen 11 Natura 2000-Gebiete Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Kulisse Natura 2000 in Dithmarschen 12 Kulisse Vertragsnaturschutz Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Angebotskulisse Vertragsnaturschutz 13 Wasserschutz- und -schongebiete Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Wasserschutzgebiete (schraffiert) und Wasserschongebiete 14 Strukturreiche Kulturlandschaften Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Räume mit vielfältigen und durch historische Landnutzungsformen entstandene Landschafts- und Naturelementen 15 Hauptanteil Biomasse: Mais Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Ertragserwartung / Zuchtziel für spezielle Energiemaissorten doppelt so hoch wie bei Futtermais Mais silierfähig, ganzjährig nutzbar Mais kann als C4-Pflanze die Sonnenenergie effektiv nutzen Aber: Humuszehrer Hoher Wasser- und Düngerbedarf Lange Jugendentwicklung, später Reihenschluß Geringe Konkurrenzkraft > Pflanzenschutzmittel-Einsatz 16 Auswirkungen auf den Naturhaushalt Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Belastung natürlicher und naturnaher Ökosysteme durch zusätzliche Stoffeinträge: Nährstoffe, Pflanzenschutzmittel, Gärreste Reduzierung der Vielfalt von Arten und Lebensräumen (Biodiversität) Emission anderer umweltrelevanter Spurengase wie Lachgas durch erhöhte Denitrifikation bei Grünlandumbruch Zunahme der Barrierewirkung für viele wandernde Arten 17 Auswirkungen auf andere Raumnutzungen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Nutzungs- und Flächenkonkurrenz durch Biomasseanbau: in Zielgebieten des Naturschutzes und der Landschaftspflege, der Wasserwirtschaft, des Bodenschutzes und deren Umsetzungsprogramme (Vertragsnaturschutz) Attraktivitätsverluste für die Naherholung und den Tourismus, Verlust der kulturellen Identität durch „neue“ Kulturen (z.B. Miscanthus) mit anderen landwirtschaftlichen Produktionsrichtungen 18 Mehr Chancen als Risiken, bei Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Konkretisierung und konsequentem Vollzug der „guten fachlichen Praxis“ gem. BNatSchG, LNatSchG und BundesBodenschutzgesetz und von Cross Compliance für den Energiepflanzenanbau der Förderung von Biogasanlagen; hier stellt das Land seit 2007 spezielle Anforderungen: 1. Erzeugung von „Energiemais“ unter Beachtung folgender Anbaustandards: Einhaltung dreifeldriger Fruchtfolge, der Anteil von Mais an den Ackerkulturen des jeweiligen Maisanbauers darf 50 % nicht überschreiten. Bodenbearbeitung nur unmittelbar vor der Maisaussaat und nach der Maisernte im Herbst nur beim unmittelbar nachfolgenden Anbau einer Zwischen- bzw. Hauptfrucht zulässig. Umbruch von Dauergrünland zum Anbau von Mais ist unzulässig. Bei Anbauflächen > 15 ha Anlage von Blühstreifen mit einer Breite von mindestens 3 m entlang vorh. Landschaftselementen (z.B. Knicks, Gräben) 19 Mehr Chancen als Risiken, bei Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein 2. Zur Verwertung der Gärsubstrate ist eine jährliche Düngeplanung einschließlich eines Flächennachweises vorzulegen. Sicherstellung, dass die ausgebrachte N-Menge aus Wirtschaftsdüngern und Gärsubstraten in der Summe schlagbezogen 170 kg N/ha nicht überschreitet; die Düngung mit Gärsubstraten bis spätestens zum 15. September eines jeden Jahres abgeschlossen ist; Umbruch von Dauergrünland zum Anbau von Mais ist unzulässig. die N-Wirkung der Gärsubstrate mit mindestens 90% in der Düngeplanung und im Nährstoffausgleich Berücksichtigung findet; der Nachweis der ausgebrachten Nährstoffe N, P und K hat über eine jährliche Analyse der Gärsubstrate zu erfolgen; die Ausbringung unmittelbar auf oder in den Boden (Schleppschlauchverfahren, Injektionsverfahren) erfolgt; die Düngungsmaßnahmen jährlich schlagbezogen dokumentiert werden (in Form einer Ackerschlagkartei). 20 Mehr Chancen als Risiken, bei Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein 3. Unabhängig von den eingesetzten Inputstoffen müssen aus Klimaschutzgründen bei Biogasanlagen die Lagerbehälter für die vergorenen Substrate generell mit einer gasdichten Abdeckung versehen sein. 21 Mehr Chancen als Risiken, bei Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein stärkerer Verwendung von Grünlandschnittgut und ohnehin anfallenden Reststoffen (z.B. Gülle) größerem Kulturartenspektrum, Stärkung der Biodiversität ordnungsrechtlichem Schutz von Grünland und schutzwürdigen Gebieten 22