PRAXIS KARPFEN - Kalles Angelshop

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PRAXIS KARPFEN - Kalles Angelshop
PRAXIS KARPFEN
Oberflächliche
Aktion
Karpfenangeln zählt zu den passiven Angelmethoden, bei denen man
viel Sitzfleisch benötigt und o lange auf einen Biss warten muss.
Doch es geht auch anders. Kai Rohde stellt den Karpfen aktiv an der
Oberfläche nach. André Pawlitzki hat ihn mit der Kamera begleitet.
Wann zeigt sich der nächste hungrige
Karpfen? Kai Rohde beobachtet
konzentriert die Wasseroberfläche.
PRAXIS KARPFEN
Zeichnung: R. Jahnke
L
angsam, ganz langsam schwimmt
ein Karpfen aus dem Pulk die
treibende Brotflocke an der
Oberfläche an. Durch die Polarisationsbrille, die die lästigen Sonnenreflexionen von der Wasseroberfläche
nimmt, ist er genau zu sehen. Alle Fasern
im Körper sind angespannt, als der Fisch
den Köder ansteuert. Dann, zwei Zentimeter vor der Flocke, taucht der Karpfen wieder ab. Doch er dreht nur einen Kreis,
schwimmt dann erneut den Leckerbissen
an und saugt diesen mit einem genüsslichen Schmatzen ein. Anhieb! Der Fisch
hängt und versucht sofort in die Seerosen
und zwischen die ins Flachwasser ragenden
Baumstämme zu flüchten. Kai hält mit der
2 lb-Karpfenrute dagegen und kann den
Fisch ins Freiwasser zwingen. Dort kann er
sich um das treibende Boot austoben und
landet wenig später im Kescher. So spannend kann Karpfenangeln an der Oberfläche sein.
Heute brennt die Sonne bei schönstem Badewetter gnadenlos vom Himmel. Bereits
vor dem Angeln hatte ich Bedenken geäußert, ob die Fische unter diesen Bedingungen überhaupt beißen würden. Doch Kai
war zuversichtlich, ein paar Karpfen auf die
Schuppen legen zu können – und lieferte
mir schon nach einer Viertelstunde das erste Foto-Modell.
telwasser widerstehen. Damit er die leichten Köder überhaupt werfen
kann, montiert Kai einen
Controller, eine transparente Pose, die speziell
zum Oberflächenangeln entwickelt wurde.
Er überwirft die fressenden Karpfen und zieht dann den Köder
zwischen die frei treibenden Krusten.
Die Montage ist einfach gehalten: Hinter einem Fadenstopper auf der Hauptschnur
kommt eine Perle, dann folgt der Controller, der an einer Metallöse auf der Hauptschnur läuft. Gestoppt wird der Controller
von einem Karabinerwirbel, in das Vorfach
eingehängt wird. Als Vorfach verwendet
Kai ein Stück Fluorocarbon zwischen 1,20
und 1,50 Meter Länge (Zeichnung). Durch
den annähernd gleichen Lichtbrechungswinkel wie Wasser hat das Vorfach den
Vorteil, dass es von den Fischen kaum gesehen wird. Außerdem liegt Fluorocarbon
nicht auf der Wasseroberfläche, sondern
sinkt in den Oberflächenfilm ein.
An windstillen Tagen mit glatter Wasseroberfläche erkennt man mit Hilfe der PolBrille, wie die Karpfen das weiße Brotstück
einsaugen und kann im richtigen Moment
anschlagen. Bei Wellengang und bewegter
Oberfläche macht sich der Biss über die feine weiße Spitze des Controllers bemerkbar,
die rund zwei Zentimeter aus dem Wasser
ragt. Zieht die Spitze zur Seite oder verschwindet sie von der Oberfläche, muss angeschlagen werden.
DIE MONTAGE AUF EINEN BLICK:
Stopperfaden, Perle, Controller, Wirbel, ein 1,50 Meter
langes Fluorocarbon-Vorfach und ein 6er VMC-Haken,
der mit einer Brotflocke beködert ist.
Hier kommt schon der erste Interessent für die leckeren Brotflocken.
Leichtes Gepäck
Blinker 8/2008
Ein Schwall läutet die erste Flucht nach dem Anhieb ein. Der Karpfen versucht
sich in den Ästen am Ufer in Sicherheit zu bringen.
Schneller Erfolg bei Halbstarken
Ein schöner Spiegler
von gut vier Pfund.
Kein schlechter
Anfang.
Im Freiwasser sind keine Hänger zu befürchten. Dort kann sich der Karpfen so
richtig austoben. Schon bald ist er reif für den Kescher.
Und der nächste
Oberflächenkarpfen
folgt wenig später.
Auch dieser Fisch
nahm den Brotköder
an der ControllerMontage.
Fotos: A. Pawlitzki
Kai erklärt mir, dass er Ansitzangeln und
vor allem tagelange Sessions auf Karpfen
nicht mag, sondern die Karpfen lieber sucht
und aktiv befischt.
Mit dem Boot lässt Kai sich durch die bis
ca. zwei Meter tiefe Flachwasserzone seines
Vereinsgewässers treiben und hält mit der
Pol-Brille konzentriert nach Karpfen Ausschau. Das Wasser im See ist recht klar, und
meist dauert es gar nicht lange, bis er den
ersten Karpfentrupp entdeckt. Das Gerät
beim Oberflächenangeln ist im Gegensatz
zum „normalen” Karpfenangeln auf ein Minimum beschränkt. Eine montierte Rute
und ein paar Brötchen reichen aus.
Heute sonnen sich die Fische im seichten
Wasser hinter einem kleinen Seerosenbeet.
Als Köder dient normale Brötchenkruste,
entweder direkt auf der Oberfläche angeboten oder leicht absinkend präsentiert.
Zuerst wirft Kai einige Brötchenstücke ins
Wasser, um zu sehen, wie die Karpfen auf
das Futterangebot reagieren. An manchen
Tagen sammeln die Karpfen schnell die
Flocken von der Oberfläche, an anderen
fressen sie nur absinkende Brocken. Dann
knetet Kai die Flocke um den Hakenschenkel, bis sie ganz langsam absinkt. Und kaum
ein Karpfen kann dieser flockigen Versuchung unter der Oberfläche oder im Mit-
Uns fällt auf, dass es vorwiegend die kleineren Fische bis knapp sechs Pfund sind, die
sich die Flocke an der Oberfläche schmecken lassen. Das mag daran liegen, dass diese Halbstarken einfach schneller am Köder
sind, als die behäbigeren dicken Fische.
Doch es gibt auch Gewässer, in denen das
Durchschnittsgewicht der Karpfen höher
ist, und dann lassen sich die kapitalen Fische natürlich ebenfalls an der Oberfläche
fangen.
Darüber hinaus konnten wir feststellen,
dass sich meist Karpfen einer bestimmten
Größenklasse zusammenrotteten. Fische
zwischen drei und sechs Pfund bildeten oft
einen Schwarm aus fünf bis sieben Fischen,
die an der Scharkante entlang patrouillieren. Je größer die Karpfen sind, desto häufiger fristeten sie ein Dasein als Einzelgänger. Fische über zehn Pfund traten
höchstens noch im Doppelpack, zumeist
aber alleine auf. Wer also gezielt Großfische
an der Oberfläche fangen will, muss länger
auf einen Biss warten als beim Beangeln eines Schwarms aus mehreren Halbstarken.
8/2008 Blinker