1 Zwei Semester an der Kyôto Sangyô University (SS 2006/WS 2007)

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1 Zwei Semester an der Kyôto Sangyô University (SS 2006/WS 2007)
Elke Welsch – Japanologie (HF), Soziologie, Pädagogik (NF)
Zwei Semester an der Kyôto Sangyô University (SS 2006/WS 2007)
Von März 2006 bis März 2007 habe ich zwei Semester in Japan verbracht und an der Kyôto
Sangyô University (KSU) studiert. Meine Entscheidung, mich für eine Universität in der Stadt
Kyôto zu bewerben, stand relativ schnell fest. Während einer Japanreise im Sommer 1999
hatte ich mich bei einer dreitägigen Kyôto-Tour in diese Stadt verliebt und gehofft, eines
Tages die Gelegenheit für einen längeren Aufenthalt zu haben.
Einer der Gründe, weshalb ich mich für die KSU entschied, war, dass an der Universität zu
Köln noch keine Erfahrungsberichte vorlagen und mich der sogenannte Reiz des Unbekannten
packte. Auch das ansprechende Programm auf den Internetseiten der KSU sowie deren
ruhigen Lage, etwas abseits vom Stadtkern, bestärkten mich in meiner Wahl.
Beworben hatte ich mich allerdings erst, als ich sämtliche Fragen zur Finanzierung des
zweisemestrigen Studiums in Japan weitestgehend geklärt hatte. Einige Telefonate mit dem
zuständigen Amt für Ausbildungsförderung (Region Hannover), 1 mit diversen Banken und
deutschen Krankenkassen folgten.
2
Darüber hinaus half mir die Recherche auf den
Internetseiten japanischer Universitäten, um den durchschnittlichen Monatsbedarf eines
Studenten in Kyôto zu ermitteln.3 Immer wieder gab es organisatorische und bürokratische
Fragen zu klären, bis nahezu der Gedanke kam, von einer Bewerbung abzulassen.4 Als ich das
Gespräch mit einem Kommilitonen suchte, der bereits ein Jahr in Kyôto verbracht hatte,
erinnerte ich mich wieder an mein ursprüngliches Ziel – zwei Auslandssemester in Kyôto zu
1
Adresse und Informationen siehe die Internetseiten des Bundesbildungsministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) http://www.das-neue-bafoeg.de/de/441.php?et=ASI&land=JP#dtl sowie das Offizielle Portal der
Landeshauptstadt und der Region Hannover http://www.hannover.de/de/bildung_arbeit/schulen/bafoeg/
index.html
2
In meinem Fall sah es so aus, dass ich während meiner Abwesenheit in Deutschland ein Jahr lang KV-Beiträge
an meine Krankenkasse (GKV) gezahlt habe, ohne über einen Leistungsanspruch in Japan zu verfügen (ein
Semester rd. 99 EUR, danach rd. 130 EUR). Da ich mit Reiseantritt 30 Jahre alt war, endete zwar die
Versicherungspflicht; um sich jedoch einen Zugang zur GKV nach der Rückkehr aus Japan zu erhalten, war lt.
Aussage der Kasse die Weiterversicherung notwendig. Darüber hinaus ist die Einschreibung an einer deutschen
Hochschule mit einem bestehenden Krankenversicherungsschutz gekoppelt. Eine sogenannte Pausierung wurde
mir (auch von anderen Krankenkassen) nicht angeboten. Dementsprechend war ich doppelt versichert, einmal
mit Leistungsansprüchen, in Japan, und einmal ohne – mit nicht unerheblichen Beiträgen – in Deutschland. Seit
meinem Reiseantritt Anfang 2006 haben sich sicherlich einige Änderungen im Versicherungswesen aufgetan.
Insofern sind meine Angaben keinesfalls als Leitfaden oder ähnliches zu betrachten. Sie können allenfalls
andeuten, mit welchen Fragen man sich u. U. auseinandersetzen muss.
3
Bedenken sollte man überdies, dass u. U. ein gewisses Startkapital notwendig sein kann, bspw. um eine
Mietkaution zahlen zu können.
4
Schwierigkeiten, die sich mir seinerzeit stellten, standen u. a. mit meinem Alter, mit der gesetzlichen und
wirtschaftlichen sowie meiner persönlichen finanziellen Lage in Zusammenhang. Die meisten Studenten sind
i. d. R. um einige Jahre jünger, wenn sie ihr Auslandssemester antreten und soweit ich das mitbekommen habe,
erhalten viele Studenten auf die eine und andere Weise Unterstützung. Auf jeden Fall sollte man frühzeitig mit
der Planung beginnen, um neben der Organisation für das Auslandsjahr auch seinen Studien-, eventuellen Jobund sonstigen Verpflichtungen nachkommen zu können.
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studieren. Etwa zu diesem Zeitpunkt schien sich auch die Finanzierungs-Problematik dank
einer relativen Gewissheit zur Bewilligung von Auslandsbafög aufzulösen. Kurz darauf
reichte ich die Bewerbungsunterlagen beim Akademischen Auslandsamt (AAA) in Köln ein.
1. Seminare an der KSU
Im Kursangebot des sogenannten Global Japan Program (GJP) gab es Seminare aus den
Bereichen Wirtschaft, Politik, Religion, Literatur, Geschichte, Kultur und Sprache. Um sich
ein besseres Bild machen zu können, seien im Folgenden ein paar Seminartitel genannt:5
•
“Introduction to Japanese Culture”
•
“A History of Japanese Culture”
•
“Japanese History”
•
“Japanese Religion”
•
“The Foreigner’s Perspective of Japanese Culture”
•
“Japanese Politics and Government”
•
“Marketing Topics”
•
“North America – Culture & Society”
Grundsätzlich verpflichtend war die Einschreibung für sieben Kurse à zwei
Unterrichtsstunden. Über das Kursangebot im Rahmen des GJP hinaus war nach Rücksprache
mit dem Center for International Programs (CIP), das einem für sämtliche universitäre
Belange stets hilfsbereit zur Seite stand, sowie den zuständigen Dozenten auch eine
Teilnahme am allgemeinen Universitätsprogramm möglich.
So nahm ich u. a. am Kurs “ドイツ語コミュニケイション論” (doitsugo komyunikeishon
ron) teil, in dem Texte zur aktuellen politischen Situation und zur Fußball-Weltmeisterschaft
2006 übersetzt und besprochen wurden. Auch zwei andere Seminare des allgemeinen
Universitätsprogramms, “京都文化論” (Kyôto bunka ron) und “世界の中の日本語” (sekai
no naka no nihongo) haben mir viel Freude bereitet; wenn es durchaus auch Schwierigkeiten
bereitete, den Inhalten zu folgen. Im Nachhinein glaube ich, dass selbst das passive Zuhören
und das gelegentliche Nachschlagen von Vokabeln einen – wenn auch kleinen – Lernerfolg
mit sich gebracht haben. Außerdem bot sich die Möglichkeit, weitere Kontakte mit anderen
japanischen Studenten zu knüpfen, was durch die Angebote gemeinsamer Kursausflüge
– sowohl in Kursen des GJP als auch in den anderen Seminaren – zusätzlich gefördert wurde.
5
Für nähere Ausführungen siehe http://www.kyoto-su.ac.jp/english/admin/gjp.html
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Bis auf die Japanisch-Sprachkurse sowie die Seminare aus dem allgemeinen
Universitätsprogramm wurden die Kurse für die Austauschstudenten entweder in englischer
Sprache oder bilingual gehalten (Japanisch-Englisch).
Am Ende des jeweiligen Semesters wurde jeder Kurs mit einem Test abgeschlossen. Je
nach Kurs waren darüber hinaus Referate zu halten und Essays einzureichen.
2. Sprachkurse
Vor Beginn des Semesters nahmen alle Austauschstudenten an einem Einstufungstest teil,
wonach wir in einen der angebotenen Sprachlevel zugewiesen wurden.
Das Sprachangebot im “intermediate level” lag bei drei Japanisch-Kursen á zwei
Unterrichtsstunden pro Woche. Abgedeckt wurden die vier Bereiche Lesen, Schreiben,
Hörverständnis und Sprechen.
Offensichtlich gab es zu diesem Zeitpunkt nur für Anfänger und Fortgeschrittene weitere
Sprachkurse, was ein bisschen schade war. In den Kursen für die Fortgeschrittenen waren
ausschließlich die Austauschstudenten aus dem asiatischen Sprachraum, welche auch an den
“intermediate level”-Kursen teilnahmen. An diesen Kursen nahmen außerdem die
Austauschstudenten des vorhergehenden Semesters sowie ein BA-Student (Japanese
Language) teil, der bereits für den Japanese Language Proficiency Test 1 (JLPT 1) trainierte.
Das Sprachniveau war dementsprechend hoch. Im Grammatikkurs wurden einige neue
Formen angewendet, die offenbar nur den Fortgeschrittenen vertraut waren. Für die
Hausaufgaben war es jedenfalls ratsam, über ein eigenes Grammatikbuch zu verfügen (z.B.
Makino, Seiichi und Michio Tsutsui: A Dictionary of Basic Japanese Grammar. Tôkyô: The
Japan Times, 2001 und dies.: Dictionary of Intermediate Japanese Grammar. Tôkyô: The
Japan Times, 2002). Oft haben wir mit separatem Unterrichtsmaterial gearbeitet, teilweise mit
folgenden Lehrbüchern:
•
トピックによる日本語総合演習。 テーマ探しから発表へ。 東京: スリーエーネットワーク、
2001。ISBN 4-88319-195-8 (1,500 円+税)。
•
日本語中級 J501。中級から上級へ。 東京 : スリーエーネットワーク 、 2001。ISBN
978-4-88319-211-3 (2,800 円+税)。
Praktischerweise verfügte die KSU über einen eigenen Buchladen – ich glaube es gab
sogar Prozente für KSU-Studenten – aber es lohnt sich natürlich auch, in den Buchläden der
Innenstadt stöbern zu gehen.
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An dieser Stelle sei auch auf die sogenannten Sagittarius Challenge Speech and Debate
Contests verwiesen, an denen die Austauschstudenten der KSU teilnehmen können. Sowohl
der Debate Contest als auch der Speech Contest finden einmal jährlich statt.6
3. Bibliothek / PC-Nutzung / Druck- und Kopiermöglichkeiten
Für den Zugang und die Nutzung der universitätseigenen Bibliothek und der Computerräume
benötigte man eine persönliche Student Identification Card, um die man sich schnellstmöglich
nach seiner Ankunft in Japan kümmern sollte. Die Ausgabe erfolgte über das Center for
International Programs (CIP).7
Ähnlich wie bei der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (USB) waren bzw. sind
Onlinerecherchen vom eigenen PC aus möglich.8 Aber auch die Bibliothek der KSU sowie
verschiedene andere Gebäude der Universität stellten einen separaten Computer-Raum zur
unentgeltlichen Internet-Nutzung zur Verfügung. Das Drucken (schwarz-weiß) war ebenfalls
kostenfrei.9 Lediglich eigenes Papier (z.B. aus dem universitätseigenen 100 Yen-Shop) war
mitzubringen.
Die Kopiergeräte waren sowohl in der Bibliothek als auch in anderen Gebäuden der
Universität frei zugänglich und wie in der Universität zu Köln mit einer Copy-Card zu
bedienen. Die Copy-Cards konnte man u. a. an einem Automaten in der Bibliothek erwerben.
4. Lage der KSU
Ein Blick auf die Satelliten-Aufnahme bei Google Maps (http://maps.google.com/) genügt,
um sich eine Vorstellung über die grüne Umgebung der KSU machen zu können. Die
reichhaltige Universitäts-Bepflanzung ließ selbst die relativ farblosen Gebäude weniger grau
erscheinen – besonders zur Zeit der Kirschblüte und im Herbst, als die Farbenpracht des
Herbstlaubs ihren Höhepunkt erreichte.
Dass die KSU auf einer Anhöhe liegt, bekommt man besonders im feuchtwarmen Sommer
zu spüren, selbst dann, wenn man die universitätseigene Rolltreppe nutzt. Klimaanlagen sind
6
Für
weitere
Informationen
siehe
http://www.kyoto-su.ac.jp/sgch/
und
http://www.kyotosu.ac.jp/english/admin/accommodation.html
7
Ein weiterer bedeutsamer Ausweis, um den man sich alsbald nach seiner Ankunft in Japan bemühen sollte, ist
die Alien Registration Card (Ausländer-Meldebescheinigung). Dieser Ausweis ist – wie ein Personalausweis –
stets mit sich zu führen. Der Antrag erfolgt persönlich beim Bezirksamt der Stadt; ggf. beim CIP oder anderen
erfahrenen Austauschstudenten um Hilfe bitten.
8
Siehe: http://ezcat.kyoto-su.ac.jp/opac/cgi/searchS.cgi?IO=2&LG=jpn&GM=2
9
Farbdruck war in den allgemeinen Computerräumen nicht möglich. Falls dieser jedoch notwendig sein sollte,
gab es auch für diesen Fall ein Service-Center vor Ort, mit günstigeren Konditionen als im コンビに (konbini:
24h-Selbstbedienungsladen).
4
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– wie in sämtlichen öffentlichen Gebäuden – reichhaltig vorhanden. Diesbezüglich ist u. U.
Vorsicht geboten, da nicht jeder den hohen Temperaturunterschied verkraftet und man sich
leicht eine Erkältung zuziehen kann.
5. Transportmittel
Da die Transportmittel (Bus, Bahn) relativ kostenintensiv sind, kann sich die Anschaffung
eines gebrauchten Fahrrades als durchaus lohnenswert erweisen.
Vergünstigte Fahrkarten für den Kyôto-Bus (京都バス), den Kyôto-City Bus (京都市バ
ス) sowie den Zug der Eizan Linie (叡山電車) – dessen Haltestelle Nikenchaya (二軒茶屋)
in unmittelbarer Nähe des Studentenwohnheimes liegt – waren im konbini der KSU erhältlich.
Während des Semesters standen den Studenten der KSU gebührenfreie Shuttle-Busse (シ
ャトルバス) zur Verfügung, die mehrmals täglich von der Universität die Bushaltestelle am
Kamigamo-jinja (上賀茂神社) und die Bahnhaltestelle Nikenchaya anfuhren. Jenseits der nah
gelegenen Brücke am Kamigamo-jinja befanden sich ein relativ gut sortierter Drogeriemarkt
sowie vereinzelte Lebensmittelläden.
Plant man einen Ausflug in eine andere Stadt, sollte man sich über die z. T. sehr günstigen
Spar-Angebote der Bus- und Bahnunternehmen erkundigen (Flyer liegen i. d. R. an den
Bus-/Bahnhöfen und U-Bahnstationen aus oder an den Informationsständen der Reisebüros).
Auf zwei Spar-Angebote möchte ich gerne besonders hinweisen. So gibt es zum einen das
sogenannte Seishun jûhachi kippu (青春18きっぷ), ein Angebot der Japan Railways Group
(JR Group). Mit diesem Ticket kann man an fünf Reisetagen an beliebige Orte in ganz Japan
reisen.10 Der Preis für das Ticket betrug 11.500 JPY. Soweit ich mich erinnern kann, waren
das während meines Aufenthaltes umgerechnet um die 80/85 EUR. Vielleicht hat man die
Zeit – bspw. in den Semesterferien – und stellt sich seine persönliche Reiseroute zusammen.
Insbesondere wenn man ein ferneres Ziel anreisen möchte ist eine gute Planung sinnvoll, da
zu bedenken ist, dass das Seishun jûhachi kippu ausschließlich die Nutzung der (langsameren)
Regionalzüge umfasst.11
10
Das Ticket wird zweimal jährlich, einmal im Sommer und einmal im Winter, innerhalb einer bestimmten
Verkaufs-Frist bei den JR-Verkaufsstellen angeboten. Zu beachten ist eine von der Verkaufsfrist getrennte
Zeitspanne der Nutzungsfrist. Für nähere Informationen siehe bspw. http://ja.wikipedia.org/wiki/青春 18 きっぷ
sowie die weiteren Link-Empfehlungen auf dieser Internetseite.
11
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass man den sogenannten JAPAN RAIL PASS, mit dem man zu
günstigen Angeboten u. a. auch bestimmte Shinkansenlinien (Hochgeschwindigkeitszüge) nutzen kann, als
Austauschstudent nicht nutzen darf. Dies hängt damit zusammen, dass man durch seinen einjährigen Aufenthalt
die Voraussetzung als „zeitweiliger Besucher“ nicht erfüllt.
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Zum anderen gibt es die Angebote der sogenannten Nachtbusse (夜行バス yakôbasu) wie
bspw. von Orion Tour, deren Tickets entweder über ein Reisebüro oder online gebucht
werden können. 12 Die Fahrt dauert selbstredend wesentlich länger und ist je nachdem mit
einigen Unannehmlichkeiten verbunden (Ausfall der Klimaanlage im Hochsommer,
Verkehrsstaus etc.); dem steht aber eine wesentliche Kostenersparnis gegenüber.13
6. Studentenwohnheim
Das Studentenwohnheim der KSU liegt etwa 7 bis 10 min. Fußweg von der Universität
entfernt.
Alle Austauschstudenten waren während meines zweisemestrigen Aufenthaltes in Kyôto
im Studentenwohnheim der KSU untergebracht. Soweit ich mich noch erinnern kann, gab es
im Sommersemester 2006 außer mir nur sehr wenige Austauschstudenten, die an dem GJP
teilnahmen (u. a. eine weitere Studentin aus Deutschland, einen Studenten aus Italien, drei
Studenten aus Neuseeland, zwei Studenten aus Amerika, zwei Studenten aus Thailand, drei
Studenten aus Frankreich). Bei den übrigen Hausbewohnern im Studentenwohnheim handelte
es sich überwiegend um Vollzeitstudenten aus dem asiatischen Raum sowie Kurzzeitbesucher.
Ein Einzelzimmer – das auch als Doppelzimmer angeboten wurde – beinhaltete ein eigenes
kleines Bad mit Badewanne und Dusche, eine Kochnische mit einer mobilen
Doppelkochplatte, einen Mini-Kühlschrank mit Mini-Eisfach, zwei Wandschränke, einen
freistehenden Kleiderschrank, ein Bett, einen Schreibtisch mit Schreibtischlampe sowie einen
Balkon.14
Die Nutzung der Waschmaschinen kostete 200 JPY, das Trocknen im Wäschetrockner
100 JPY.
Jedes Zimmer verfügte über einen Telefonanschluss, den man gebührenfrei für interne
Telefonate (von Zimmer zu Zimmer oder zur Hausverwaltung) nutzen konnte. Externe
Telefonate wurden i. d. R. nicht von diesem Telefon aus geführt. Dafür hätte man sich eine
relativ kostenintensive Telefonkarte anschaffen müssen.
Einen Internetanschluss im eigenen Zimmer gab es nicht. In einem gemeinschaftlichen
Computerraum aber war der freie Internetzugang möglich – sofern das Uni-Netzwerk nicht
zusammen gebrochen war.
12
Die Zahlung der Rechnung war im konbini möglich.
Darüber hinaus ist die Fahrt mit dem Nachtbus ein gutes Sprachtraining, da man in den seltensten Fällen auf
jemanden trifft, der Englisch spricht. Zumindest war es bei meinen Fahrten von Kyôto nach Yokohama oder
Tôkyô der Fall.
14
Siehe auch die Fotobeispiele der Zimmer auf den Internetseiten der KSU http://www.kyotosu.ac.jp/english/campus/accommodation.html
13
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Bei technischen Problemen (z. B. durchgebrannte Glühbirne an der Deckenbeleuchtung,
die nur mittels Stufenstehleiter erreichbar war, einem verstopften Abflussrohr, einer defekten
Klimaanlage, etc.) konnte man sich zuverlässig an das hilfsbereite und zuvorkommende
Hauspersonal wenden, das ausschließlich Japanisch sprach. Auf diese Weise gab es auch im
Wohnheim die Gelegenheit, sich einer sprachlichen Herausforderung zu stellen.
7. Generelles
Wie bereits oben in meinen Anmerkungen angedeutet, möchte ich nochmals darauf hinweisen,
dass mein Bericht nicht als aktueller Leitfaden angesehen werden kann. Es handelt sich
hierbei lediglich um die Darstellung von persönlichen Erfahrungen. Änderungen auf
universitärer, bildungspolitischer oder wirtschaftlicher Ebene wurden hierbei nicht
berücksichtigt.
•
Auslandsbafög
Ein Antrag für Auslandsbafög sollte frühzeitig gestellt werden, selbst dann, wenn noch
keine Aufnahmebestätigung einer japanischen Universität vorliegt. Ob eine Berechtigung
zur Auslandsförderung vorliegt, entscheidet das Amt für Ausbildungsförderung.15
•
Haftpflichtversicherung
Eine Zusatzversicherung für Japan ist u. U. nicht notwendig. Eventuell reicht ein kurzes
Telefonat mit der Versicherung seines bereits bestehenden HaftpflichtversicherungsVertrages
bzw.
ein
Blick
in
die
persönlichen
Vertragsunterlagen.
Meine
Haftpflichtversicherung schloss bspw. einen einjährigen weltweiten Auslands-Aufenthalt
mit ein.
•
Krankenversicherung in Japan (National Health Insurance)
Ich selbst habe damals in Deutschland keine zusätzliche Auslands-Krankenversicherung
für Japan abgeschlossen. Der Abschluss einer Zusatzversicherung ist jedoch u. U. ratsam;
jedenfalls sollte man sich eingehend informieren. In den ersten sechs Wochen war ich
durch die ADAC-Reiseversicherung meines Freundes versichert. In dieser Zeit stellte ich
den Antrag für die National Health Insurance (国民健康保険
kokuminkenkôhoken) in
Japan. Informationen über das System und den Abschluss der Versicherung erteilt das
CIP.
15
Siehe hierzu die Internetlinks auf der ersten Seite dieses Berichtes.
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Bankkonto
Zum Zeitpunkt meines Japanaufenthaltes gab es ein Angebot der Citibank für Studenten,
mit der Möglichkeit, ein Jahr lang weltweit und gebührenfrei Geld abzuheben. Man sollte
sich jedoch vorher über die Standorte der Geldautomaten informieren. Soweit ich weiß,
gab es zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes nur zwei Filialen der Citibank in Kyôto.
Darüber hinaus besteht i.d.R. die Möglichkeit, mit einer EC-Karte (Maestro) Geld an
einer ATM (automatic teller machine) der japanischen Postbank abzuheben. Auskunft
über die anfallenden Gebühren erteilt die Hausbank in Deutschland.
Der Abschluss eines Bankkontos bei der Kyôto Chûô Shinyô Kinko (京都中央信用金
庫) ist dann erforderlich, wenn man sich bei der National Health Insurance versichert hat.
Die Versicherung überweist zu erstattende Beträge generell nur auf ein Konto dieser
Bank.
Ein paar abschließende Worte zu finden ist schwer; aber so viel ist für mich gewiss: Mit dem
ersten Moment meiner Ankunft in Japan schien es, als ob die Uhren ihren Rhythmus geändert
hätten und mit einem Mal schneller tickten. Selbstredend ist es unmöglich, in nur einem Jahr
Auslandsaufenthalt eine der eigenen Herkunft fremde Kultur wirklich kennen zu lernen. Dass
es nur eine vage Annäherung sein kann, bekommt man vermutlich erst dann zu spüren, wenn
man sich tatsächlich mit der anderen Kultur konfrontiert sieht und plötzlich beginnt, seine
eigene Kultur in Frage zu stellen. Wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich zweifelsohne
wieder nach Japan und vor allem nach Kyôto gehen, um noch mehr über Land und Leute zu
erfahren.
Ein Auslandsstudium an der KSU kann ich sehr empfehlen. Was in meiner Erinnerung mit
allen Höhen und Tiefen haften geblieben ist, waren hilfsbereite Dozenten, Professoren und
Organisatoren sowie eine Gruppe von fröhlich interessierten Studenten, die uns
Austauschstudenten mit natürlicher Neugierde entgegentraten, um unsere Kultur kennen zu
lernen.
8