Siena - Enit
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30-07-2009 16:27 Pagina 1 www.terresiena.it COP CHIANTI D PROVINCIA DI SIENA COMUNI DI CASTELLINA IN CHIANTI CASTELNUOVO BERARDENGA GAIOLE IN CHIANTI RADDA IN CHIANTI APT SIENA Via dei Termini 6 – 53100 Siena tel. +39 0577 42209 - fax +39 0577 281041 [email protected] www.terresiena.it chianti INT CHIANTI D 30-07-2009 Terre di Siena 16:46 Pagina 1 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:46 Pagina 2 chianti DIE PROVINZ SIENA DIE GEMEINDEN VON CASTELLINA IN CHIANTI CASTELNUOVO BERARDENGA GAIOLE IN CHIANTI RADDA IN CHIANTI DER VERKEHRSVEREIN SIENA HEISSEN SIE IM SIENESER LAND HERZLICH WILLKOMMEN INT CHIANTI D 30-07-2009 16:46 Pagina 3 Chianti Terre di Siena INT CHIANTI D 30-07-2009 16:46 Pagina 4 Chianti, Land der Harmonie 6 Seltene Essenzen zwischen den Hügeln / Der Garten des Chianti 12 Das Brot von heute und der Wein vom letzten Jahr 14 Von den Etruskern bis zum “Eisernen Baron”/ Der Chianti, der ewige Wein 16 “Heilige” Olivenbäume und wertvolles Öl / Der Garten Gethsemane und seine Smaragde 20 Das Schwein der “Guten Regierung” / Cinta, der Geschmack der Zeit 21 Route: von der antiken Liga bis ins Land der Berardenga 22 Der Halbpächter als Architekt / Das Haus zwischen den Feldern 24 Mit dem Fahrrad über Schotterstraßen / Eine Lobrede auf die Langsamkeit 34 Das Land des Schönen / Zeitgenössische Kunst 36 Veranstaltungen im Chianti-Gebiet 40 Um noch mehr zu erfahren 42 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:46 Pagina 5 firenze siena toscanaitalia Terre di Siena Chianti castellina in chianti castelnuovo berardenga gaiole in chianti radda in chianti INT CHIANTI D 30-07-2009 16:46 Pagina 6 Radda in Chianti San Gimignano Poggibonsi Castellina in Chianti Gaiole in Chianti Colle di Val d’Elsa Monteriggioni Casole d’Elsa Castelnuovo Berardenga Sovicille Radicondoli Siena Rapolano Terme Monteroni d’Arbia Asciano Sinalunga Chiusdino Monticiano Murlo Trequanda San Giovanni d’Asso 5 Torrita di Siena Buonconvento Montepulciano Pienza Montalcino Chianciano Terme San Quirico d’Orcia Sarteano Castiglione d’Orcia Chiusi Cetona Radicofani Abbadia San Salvatore Piancastagnaio San Casciano dei Bagni INT CHIANTI D 30-07-2009 16:46 Pagina 7 Chianti, Land der Harmonie 6 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:46 Pagina 8 EINE REISE IN GESCHICHTE, IN MENSCHLICHE BEGEBENHEITEN UND ZAUBERHAFTE LANDSCHAFTEN Wir erzählen hier von Orten, die es nicht gibt. Überrascht? Nur Geduld, wir werden eine Erklärung geben, warum wir Sie zu einer Reise in die Welt der Phantasie einladen. Alles hier ist Suggestion menschlicher Begebenheiten, ist Wahrnehmung, als erstes durch den Geist und dann erst durch die Sinne. Was wäre der sieneser Chianti ohne seine Menschen? Vielleicht der finstere Wald, in dem Dante sich verirrte? Denn die Chianti-Berge runzeln im Herzen der Toskana die Stirn und schenken plötzlich steile Abhänge und mit sanften Hügeln süße Liebkosungen, bestehen aber hauptsächlich aus unendlichen Wäldern mit Steineichen, Kastanien und Eichen, sie stiften mit ihren Dornbüschen Verwirrung, sie verschlimmern die Landschaft mit kleinen Schluchten, so als ob die Hand eines himmlischen Riesen in den Qualen der Erschaffung die Erde aufgekratzt hätte. Der sieneser Chianti wäre ohne menschliche Besiedlung ein wildes und ödes Universum. Nur die immanente Präsenz des Homo faber macht aus ihm einen blühenden Garten Eden, wo das Paradies nicht nur Wonne, sondern vor allem Wissen ist. Man diskutiert, und nicht erst seit heute, über die Identität des Chianti. Es wäre wirklich zu viel, wenn man herausfinden wollte, warum eine Diskussion überhaupt nötig ist, da ja nun schon gut 1000 Jahre seit der ersten Liga des Chianti verstrichen sind, wenn man einen gemeinsamen Nenner für dieses Land finden wollte. Es genügt zu sagen, daß der Chianti nicht immer dieser friedvolle Schrein der Vollkommenheit war, den wir Zeitgenossen heute “entweihen” dürfen, um absoluten Genuß zu erhalten. DIE BEGEGNUNG ZWISCHEN MENSCH UND NATUR DIE ERBAUER DER LANDSCHAFT Es war ein Land härtester Konflikte: mit Waffen ausgetragen, aber auch gegen Not und Elend, denn hier stritten sich der Mensch und die Schöpfung um die Existenzberechtigung. Und es war im Bereich 7 INT CHIANTI D 8 30-07-2009 16:46 Pagina 9 der längst vergangenen Republik, daß die erste Ansiedlung im Chianti während des frühen Mittelalters ihre Gesetze erhielt. Dann die ewige Auseinandersetzung mit Florenz, welche die Grenzen aufriß, und die zu Beginn der Renaissance zu Veränderungen in allen Bereichen führte: bei den Menschen, den Bauten und Häusern und der Landschaft. Es war seit Anbeginn der Ort der Begegnung zwischen dem Land und der Aristokratie: mit Blut, Steuern und klerikalen Rechten. Der sieneser Chianti hat die Eigenart einer durchlässigen Demarkationslinie zwischen zwei Welten: die Welt der, die auf der Erde schwitzten, und die der, die die Früchte genossen. Diesem offensichtlichen Konflikt verdanken wir jedoch seine bis heute andauernde Beschaffenheit: es ist zur gleichen Zeit tiefes Land und städtischer Appendix. Mit einer Mischung aus Stilrichtungen, Interessen und Begabungen, die ihresgleichen in anderen Teilen Italiens sucht. Heute erscheint uns der sieneser Chianti als ein gastliches Land; und mehr noch: er erscheint uns als das Relais unserer Gedanken, ein Scheideweg zwischen Träumen, Bedürfnissen, der Sehnsucht nach einem inneren Gleichgewicht und der Suche nach authentischem Vergnügen für Körper und Geist. Es ist das Land des guten Seins (der Akzent fällt auf die ontologische Bedeutung der menschlichen Existenz) und der Harmonie. Es ist aber auch ein konstruiertes Land, wo Kultivieren nicht nur landwirtschaftliche Aktivität bedeutet, sondern Nahrung für den Genius loci, um den Orten einen Geist zu geben. DER ZAUBER DER ENTDECKUNG DIE NYMPHE DES CHIANTI Es ist alles in allem die glückliche Verbindung zwischen „fusis“ und “sofos“, zwischen Natur und Geist. Aus ihrer “Liebe” wurde eine Art Göttin geboren: die Nymphe des Chianti, die Seele dieses Landes. Ihre Haare sind aus Dornen und Weinlaub, ihr Atem ist der Wind, ihre Augen sind die Bächlein, ihr Blut ist der Wein, ihr Geist ist die bäuerliche Bodenständigkeit und mystische Askese, sie ist tausende Jahre alt, jedoch von jugendlicher Eleganz. Museo del Paesaggio Landschaftsmuseum Via del Chianti Castelnuovo Berardenga Tel. 0577 355500 www.comune.castelnuovoberardenga.si.it Durch einen wissenschaftlichen Lehr-Rundgang mit Photos, Zeichnungen und Kurzfilmen soll zum Nachdenken über den Begriff “Landschaft” angeregt und gleichzeitig eine Einladung, das sieneser Territorium kennenzulernen, ausgesprochen werden. INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 10 Museo Archeologico del Chianti Senese Archäologisches Museum Piazza del Comune 17-18 Castellina in Chianti Tel. 0577 742090 www.museisenesi.org Fundstücke aus allen Gemeinden des sieneser Chiantigebietes. Die Ausstellung verdeutlicht die geschichtliche, schöpferische und landschaftliche Entwicklung ab der Bronzezeit. Sie vollbringt bizarre Zaubereien: wenn sie sich zeigt, erstaunt sie; wenn man von ihr erzählt, verzaubert sie; wenn sie gastfreundlich ist, dann mit offenen Armen; wenn man sie ersehnt, dann lodern die Flammen und rätselhafterweise zeigt sie sich in ihrer vollen Schönheit nur dem, der Geduld und die Fähigkeit hat, bis auf den Ursprung vorzudringen. Und der Ursprung ist die Begegnung von Geist und Natur. Jetzt verstehen Sie, warum wir im Land der Phantasie wandeln, denn dort wo die Nymphe des Chianti wohnt, wäre nichts so wie es ist, wenn die Menschen es nicht so festgelegt hätten und wenn die Menschen heute nicht in der Lage wären, es zu verstehen und fortzuführen. Die Identität des Chianti findet sich vor allem in der Kultur des Schaffens, um zwischen den Kräften der Natur und dem menschlichen Intellekt Harmonie zu erzeugen. Sie im Laufe der Generationen aufspüren zu wollen, wäre ein schlafendes DNA suchen. Der Chianti war zuerst ein Land mit vorbäuerlichen Siedlungen, und hier sind wir an den Anfängen seiner Zivilisation, dann Ort für Eremiten und Feudal-Konflikte, Land großer Reichtümer während der Renaissance und nach seinem Niedergang, ein Land absoluter Armut, denn dem Wald abzuringen, was der Mensch zum Leben braucht, geht bis an die Grenzen menschlicher Kraft. Schließlich, und hier sind wir in unseren Tagen, sind Siedlungen mit hochherrschaftlicher Landwirtschaft zurückgekehrt. Im Laufe der Jahrtausende sind jedoch auch viele Menschen abgewandert und heute kommt es uns wie eine riesengroße Farm vor, wo die Modernisierung der Kulturen sich mit der uralten bäuerlichen Essenz vermischt. Es wurde oft gesagt, daß die Ankunft der Fremden im Chianti - während der vergangenen vierzig Jahre -, die in Weinberg und Olivenhain investierten, die Merkmale dieser Orte verändert hat. Es handelt sich aber um einen falschen Eindruck, denn der Garten Chianti ist in seiner Substanz erhalten geblieben und hat neue Kraft durch diese Investitionen erhalten. Andererseits ist es aber auch wahr, daß sich die Seele des Chianti ein bißchen unter dem bequemen, eleganten Mantel des Gartens schlechthin, dem Weinberg, versteckt hat. Um sie zu suchen, muß man heute ungewöhnlichere Wege einschlagen. Es 9 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 11 sind diejenigen, die wir hier aufzeigen werden, ohne jedoch die kleinen Hauptstädte des sieneser Chianti zu vergessen: Castellina, Radda, Gaiole und schließlich Castelnuovo Berardenga, das gen Siena schaut, auf die Piazza del Campo, wo der Zeigefinger in den Himmel deutet, der natürlich der Rathausturm ist, so als ob er den Anspruch der menschlichen Sehnsucht nach Transzendenz geltend machen wollte. ZWISCHEN LAND UND STADT DER KULTIVIERTE ADEL 10 Der erste Gedanke wäre zu sagen, daß die Identität des Chianti in seinem Wein zu suchen ist, das wäre jedoch zu einfach. Wir sind hier, und das ist eine absolute Tatsache, in einem der wichtigsten, zauberhaftesten und berühmtesten Terroir der Welt. Das Chianti jedoch nur auf den Chianti zu beschränkten (das Wortspiel ist gewollt), würde seiner Komplexität nicht Rechnung tragen, weil der gemeinsame Nenner dieses Landes eher in der großen Bedeutung der bäuerlichen Kultur liegt. Eine Kultur, welche die ganze bäuerliche Welt umfaßt, an die Geschichte und deshalb auch an die vorhandene Architektur gebunden ist, in eine vom Menschen entscheidend geformte Landschaft eingebettet, durch die Tradition aufrecht erhalten, die wiederum den gesamten Bereich der Lebensstile umschließt. Es handelt sich jedoch um eine aristokratische “Ländlichkeit”. Nicht etwa weil es im Territorium Landhäuser mit hochklingenden Namen oder Ritterburgen aus der Feudalzeit gibt, oder weil sich hier ein Teil des modernen Adels ein Stelldichein gibt oder sogar ganzjährig wohnt (Angehörige des Show-Business, aus der Welt der Wirtschaft oder die Intelligentia), sondern es ist die hervorragende Qualtität der Produkte, die für diese Exklusivität verantwortlich zeichnet. Im Grunde genommen ist der Wein das Ergebnis des Chianti und nicht umgekehrt. Neben dem Wein hat die ländliche Weisheit den Olivenbaum zuerst erhalten und dann neu auf den Markt gebracht, das Öl und die sogenannte “Wirschaft des Waldes”, hat die Cinta senese-Schweine vor dem Aussterben bewahrt, deren Fleisch heute ein Muß im Schloß Brolio INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 12 gastronomischen Angebot in diesem Land ist. Sogar eine maßvolle Weidewirtschaft, die einen ausgezeichneten Schafskäse hervorbringt, und eine begrenzte Rinderzucht haben zur Rückgewinnung des gesamten landwirtschaftlichen Produktionszyklus beigetragen. Und auch hier muß man auf der Hut sein. Der Chianti ist kein Ort, wo man gut essen kann, nur weil die Speisen gut sind und die Zutaten von exzellenter Qualität, der Chianti hat auf seine Küche ein gutes Stück seiner Identität übertragen. Jede Speise ist das Ergebnis einer Kultur, die einmal auf Grund und Boden verweist und auf die Bindung, die der Mensch mit seiner Umwelt einging, hier mehr als anderswo erhalten, weil hier hautnaher erlebt. DER AGRITOURISMUS UND DIE RELAIS EIN TRAUM AUF DEN FELDERN Man könnte sagen, daß der sieneser Chianti, so wie wir ihn heute genießen können, das LAND DER HARMONIE ist. Wir sollten jedoch nochmals unsere Aufmerksamkeit der Beziehung Mensch-Natur zuwenden. Es gibt einen Grund warum es so viele kleine Dörfer hier gibt (wie könnte man Vertine oder San Gusmè auslassen, Juwelen aus Stein und Ziegeln, wo die Zeit als Zement fungiert), so viele Pfarrkirchen (es genügt Badia a Coltibuono um zu begreifen, welche Macht und welche Askese hier beheimatet war), und so viele Bauernhäuser, auf die heute unsere Begierde nach einem unverfälschten Landleben fällt. Und in eben diesen Bauernhäusern sind die Ferienwohnungen untergebracht, die an erster Stelle der europäischen Gastlichkeit auf dem Lande stehen. Aber Vorsicht: manchmal heißt es, daß diese Häuser viel zu “verfälscht” sind, d.h. den Anforderungen des Tourismus angepaßt. Falsch! Sie sind heute genauso behaglich, nur mit Hinsicht auf unseren Lebensstil, wie sie vor Jahrhunderten waren, als man sie baute. Es stimmt schon, daß dieses Land mit enormen und schlecht bezahlten Mühen entstand, es stimmt aber auch, daß man vom Chianti seit Beginn des 15. Jh. von einem Land mit aristokratischer Landwirtschaft 11 INT CHIANTI D 12 30-07-2009 16:47 Pagina 13 erzählt. Und es entgeht auch uns Zeitgenossen nicht, daß schon zu Beginn des 18. Jh. (um genau zu sein, das Dekret wurde 1716 erlassen) Cosimo III, Großherzog der Toskana, in einer Art Produktions-Vorschrift ante litteram, die Produktions-Gebiet für den Wein genau festlegte und dem Namen Chianti das Monopol verlieh. Durch ein Land zu reisen, bedeutet in erster Linie seine Wurzeln zu suchen. Und wenn man im Chianti das Warum für den Wein sucht, so sollten wir vielleicht zusammen die Terzine des 17. Jh. aus dem Bacco in Toscana des großen Gelehrten Francesco Redi lesen: “Del buon Chianti il vin decrepito/ maestoso, imperioso/ mi passeggia dentro il core/ e ne scaccia senza strepito/ ogni affanno e ogni dolore ...” (Guter Chianti, alter Wein, würdevoll und gebieterisch; du dringst ein in mein Herz, und vertreibst ohne Lärm, alle Sorgen und allen Schmerz). Vielleicht ist die Ausdrucksweise ein bißchen manieristisch, sehr aktuell ist jedoch, was man darunter versteht: dieser Wein erzeugt Harmonie. Eben diese Harmonie, die wir in den alten Bauernhäusern suchen und finden, den Wiegen unserer Wünsche, die Häuser der Halbpächter, oder in jenen Pfarrkirchen, die der Mittelpunkt einer Gesellschaft waren, deren sozialer Credo der Glaube war, oder auch in jenen Burgen, den Resten einer schwierigen Verwaltung eines noch schwierigeren Territoriums. So hat die Gliederung des sozialen Gefüges das Chianti-Gebiet geprägt und sein heutiges Profil definiert. DIE LANDWIRTSCHAFT ALS ZIVILISATION LÄNDLICHE ANZIEHUNGSKRAFT Schicken wir uns also an, diese Straßen des Schönen und des Guten zu durchstreifen. Vor allem drei Straßen führen hierher: die Chiantigiana (die Staatsstraße 222), die Staatsstraße 408 und die Querstraße des Chianti, die alle drei von einem Hin und Her an Nebenstraßen und hier allen voran die Schotterstraßen, durchkreuzt sind, dem wichtigen Straßennetz des Chianti, die Wege, durch die ein Ausbreiten der Siedlungen erst möglich wurde. Diese Wege Seltene Essenzen zwischen den Hügeln Der Carten des Chianti Ein Eintauchen in die grüne Landschaft des sieneser Chianti bedeutet, sich selbst auf einer exklusiven und ursprünglichen Straße, umarmt von edlen Weinbergen und heiligen Olivenhainen auf sanften Hügeln, wiederzufinden. Hügel, die durch die Präsenz des Menschen geformt wurden und die in noch intakter Harmonie eins werden mit der gewollten Einfachheit der Pfarrkirchen, mit den imposanten Burgen, mit den lose aufgeschichteten Grenzmauern, mit den antiken Steinen der kleinen Kirchen und vor allem mit den kleinen mittelalterlichen Dörfern. Die Hügel, die uns aber auch einen eindrucksvollen Spaziergang in einem spontan gewachsenen botanischen Garten ermöglichen. Das wahre Bühnenbild des Chianti ist der mediterrane Buschwald, unterbrochen von Kastanien, Steineichen, Weißbuchen, Eichen, Pinien, Zypressen und den vom Rot der Flaumeichen eingerahmten Ginsterbüschen. Farben, die sich im Lauf der Jahreszeiten bei den Kornfeldern und der dichteren Vegetation abwechseln und verändern und die zusammen mit einem Unterholz aus Ackerklette, Mäusedorn, wildem Spargel, Stechpalmen, Farnen und Feuerdorn eine der mannigfaltigsten und zugleich lebendigsten Landschaften bilden. Die Erklärung für dieses Gefühl für intensive Schönheit und Spiritualität ist ein notwendiger, solider, tausendjähriger Arbeitsprozeß. Wenn man dann im Frühjahr durch Zufall das Panorama um Radda mit kleinen Seen und Weinbergen bewundert oder die Felder vor dem INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 14 scheinen die Landschaft zu umarmen, führen über noch dicht bewaldete Höhenzüge und durch das Meer der Weinberge, das wie eine smaragdgründe Welle zwischen dem Auf und Ab der Hügel hin und her wogt und wo die Häuser uns als Leuchttürme und sichere Häfen für die ländliche Schifffahrt erscheinen, vorbei an den Olivenhainen, zu Füßen der Zypressen, die senkrecht am Horizont aufragen und die mit dunkelgrünen Pinselstrichen den Himmel zu kitzeln scheinen. Und jetzt fahren wir los! 13 tonhaltigen Boden des Parks Sant'Agnese erspäht, so könnte man dem leisen Wispern der Veilchen, des Ginsters, der Primeln, des Holunders, der Schneebällchen, der gelben Hornsträucher, des Weißdorns, der Anämonen, der duftenden Alpenveilchen und des Heidekrautes zuhören. An den Flüssen entzückt uns das silberen Wiegen der schwarzen Pappeln. Im Chianti hat man den Zauber dieser Landschaft nicht nur respektiert, sondern auch verstanden und aufgewertet: in Castelnuovo Berardenga wurde das LandschaftsMuseum geschaffen. Und im nahegelegenen Gebiet der Montagnola, die die bäuerliche Ebene des sieneser Hinterlandes mit dem eigentlichen Bergland, dessen grundlegende Wesensart als eine Welt der Wälder zu Ende geht und das heute auf der Jagd nach einem naturverbundenen Tourismus ist, und der Maremma-Küste verbindet, wurde das Waldmuseum (in Sovicille = Suffichillum von fico = Feige) ) ins Leben gerufen. Bei einem langsamen Durchstreifen dieses Territoriums zu Fuß, mit dem Fahrrad, zu Pferd oder in einem Warmluftballon enthüllt der sieneser Chianti seinen historischen Landschafts-Charakter und erweckt in uns den Wunsch, nach dem eigenen Ich zu suchen, nach den eigenen Wurzeln mit dem sicheren Gefühl, daß diese tiefgreifende und magische Harmonie Herz und Geist öffnen. INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 15 Das Brot von heute und der Wein vom letzten Jahr 14 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 16 Die Küche des sieneser Chianti ist in diesem alten Sprichwort zusammengefaßt. Es ist eine Küche, die sich auf die Saison-Produkte des Territoriums stützt, die noch vom Halbpacht-System beeinflußt ist, das seine Produkte, Zutaten und Rezepte in die Stadt exportierte. Den Wein brachten die Etrusker. Der Chianti war und bleibt der italienische Wein schlechthin. Außer ins Glas kommt er in der Küche des Chianti fast überall hinein. Zum Beispiel in die Soßen, oder in das Risotto mit Pilzen, dessen Rezept Signor Stiaccini eifersüchtig hütet, oder auch in den Schmorbraten Chianti-Art. Das Brot des Chianti wird im Holzofen gebacken. Es hält eine ganze Woche und ist am letzten Tag noch so gut wie am ersten. Wenn etwas übrigbleibt, so wird das - je nach Saison - zur Panzanella (kalter Brotsalat mit Gemüsen), zur Ribollita (Fleischeintopf auf Brot), Pappa col Pomodoro (Brotbrei mit Tomaten) und manchmal zu jener Pappa col Papavero (Brotbrei mit Mohn), mit dem man früher die Epileptiker der Familie beruhigte. Angeröstet dient es als Basis für die Fettunta (Bruschetta) oder für den schwarzen Kohl auf Brot. Dafür braucht es jedoch auch das Öl aus der Ölpresse, das wertvolle flüssige Gold, auch ein Geschenk der Etrusker, der Haupt-Geschmacksträger der gesamten Küche und manchmal - wenn nötig - drastisches Medikament oder Basis für Liebes-Tränke. Der Käse ist entweder “Marzolino” oder “Pecorino” (beides Schafkäse) und war zum größten Teil das Ergebnis des Tauschhandels während des Schafumtriebs, der zweimal im Jahr durch das Chianti-Gebiet führte. Der Chianti hatte aber auch seine “Gewürzhandlung der Armen”: Knoblauch und Zwiebeln, Salbei und Lorbeer, Thymian und Rosmarin, Zichorie und bittere Kräuter, Bergmelisse und wilder Salbei, Wacholderbeeren und Akazienblüten. Feld- und Gartenprodukte, die “Odori” gaben Gekochtem und Rohem bäuerliche Raffinesse. Die Fleischsorten gehören zu den besten der Welt: Rinder, Kälber und Jungochsen; Schweine, Cinta Senese und Wildschweine; freilaufende Hähnchen, Perlhühner und Fasane; Enten und Bläßhühner; Kaninchen und Hasen; Tauben und Ringeltauben. Und zu Ostern ein Lamm. Auch in diesem kulinarischen Lexikon sind viele Haus- und Wildtiere enthalten, aber auch viele Zwischenstationen. Um es noch einmal zu bekräftigen: eben dieses und jenes. Das Obst ist an seine Jahreszeiten gebunden. Von den Khaki und Winteräpfeln, Trockenfrüchten und Trockenfeigen im Winter geht es in den sommerlichen Überfluß (“das Manna der Armen”): Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, Feigen und Trauben, Walderdbeeren und Brombeeren. Die Kuchen schmecken nach Korn, nach frischen Eiern, nach Honig und Marmellade: Crostate (mit Marmellade), Pinolate (mit Creme und Pinienkernen), Ciambelloni (gefüllte oder trockene Kranzkuchen). Vorsicht vor dem Vinsanto des Chianti: er ist weder süß noch trocken, eben Vinsanto. Falls Sie Glück haben sollten, ihn zu entdecken, dann ja keine Brühe mit den Cantuccini (Mandelplätzchen) machen. Das wäre eine Sünde, und nicht mal eine, die man verzeihen kann. Alessandro Falassi 15 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 17 Von den Etruskern bis zum “Eisernen Baron” Der Chianti, der ewige Wein 16 Den Zauber des Chianti spürt man nicht nur bei einem Spaziergang in den Wäldern, in den Olivenhainen, oder beim Auskundschaften eines Burgturmes, oder beim Eintauchen in eine Thermalquelle, er sprudelt auch verführerisch aus den Flaschen jenes Weines, um den uns die ganze Welt beneidet. Er ist - und hier sei uns ein literarischer Vergleich gestattet - wie die “purpurfarbene Brause” von Gaardner, eine Art Zaubertrank, mit dem die Schichtungen der Landschaft, die Düfte des bäuerlichen Landes, die Weisheit der Menschen heraufbeschworen werden. Das uralte Band, das dieses Land an den Weinstock knüpft, wurde durch den erst kürzlich erfolgten Fund einiger Samen der “Vitis Vinifera” von vor 2300 Jahren in einem archäologischen Ausgrabungsort im Chianti-Gebiet bestätigt. Vom Spätmittelalter an, werden dann die Weinstöcke zu den Hauptakteuren der Landwirtschaft und der Ökonomie. Seitdem wurde der Wein, in seiner Eigenschaft als “antike Mühe und letzter Reichtum”, immer bekannter und damit auch sein Herkunftsgebiet, das heute noch mit den verschiedenen Weintypen das Prestige der italienischen Önologie auf den internationalen Märkten hochhält. Es ist deshalb kein Zufall, daß der große Physiker Enrico Fermi nach dem erfolgreichen Abschluß seiner Experimente zur Kernspaltung eine Flasche Chianti öffnete und auf dessen Etikett seine diversen Mitarbeiter unterschreiben ließ. Eine Art Gotha der Welt-Physik unter dem Zeichen des “Gallo Nero”. Diese Strohflasche wird in Chicago wie eine Reliquie des menschlichen Geistes verehrt, hat aber auch dazu beigetragen, daß das Stichwort “Chianti” zu den bekanntesten im anglo-amerikanischen Raum gehört. Die Herkunft des Wortes Chianti, nach einem Dokument von 790 in der Abtei San Bartolomeo a Ripoli ist schwer festzustellen: wahrscheinlich kommt es vom lateinischen Clangor, d.h. Lärm, Geschrei oder Schall, Klang, typisch für die dichten Wälder mit den Trompetenstößen der herrschaftlichen Jagdgesellschaften und dem Geschrei der Tiere. Unter den Sprachforschern gibt es aber auch diejenigen, die auf einen etruskischen Ursprung des Wortes verweisen und diejenigen, die es für eine spätgermanische Wortbildung zu Zeiten der Langobarden-Herrschaft halten. Sicher ist, daß man offiziell von einem Chianti um das 7. Jh. spricht. Ein Land großer Weine, dank der Mönche, die damit anfingen, das Land um die Klöster urbarzumachen und Weinstöcke anzupflanzen, dank aber auch der Bauern, die mit der Kultivierung fortfuhren. Die moderne Geschichte des “Chianti Classico” beginnt im 19. Jh. mit einer Persönlichkeit, die als der “Vater” der heutigen Önologie im Chianti angesehen wird und die die Produktions-Vorschriften angeregt hat: Bettino Ricasoli. Im Jahre 1874 hat er den “Governo del Vino” (das traditionelle System der Weinherstellung in der Toskana) niedergeschrieben und die Proportionen bei der Herstellung des Chianti festgelegt, indem er einen Prozentsatz jedem der hauptsächlich benutzten Rebsorten gab: “der Wein erhält vom Sangioveto seine Hauptdosis an Duft und eine gewisse Gefühlsstärke; vom Cannaiulo die Lieblichkeit, die die Härte des ersteren abschwächt ohne ihm seinen Duft zu nehmen, da er selbst auch aromareich ist; die Malvasia, auf die man bei zur Lagerung bestimmten Weinen auch verzichten könnte, verdünnt eher das Produkt aus den ersten beiden Rebsorten, reichert aber den Geschmack an, macht den Wein leichter und eher als täglichen Tafelwein geeignet”. Damals herrschte ein Chianti als Tafelwein mit mittlerem Körper, geeignet für alle Gelegenheiten und zu allen Speisen vor. Deshalb war es notwendig, den Sangiovese mit hohem Gerbsäure-Gehalt etwas abzuschwächen und man gab einen gewissen Prozentsatz weißer Trauben (Trebbiano und Malvasia) sowie andere rote, aber weichere Trauben (Cannaiolo und Colorino) hinzu, die dem etwas “bleichen” Sangioveto Farbe verliehen. In einem Glas mit diesem rubinroten, im Alter zu granat neigenden Wein, der nach Veilchen, Gewürzen und kleinen Waldfrüchten duftet, mit gut strukturiertem INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 18 17 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 19 Es gibt einen Chianti und einen Chianti 18 Der Chianti wird in einem großen Gebiet der Zentral-Toskana angebaut, bekam die Bezeichnung DOC (kontrollierte Herkunftsbezeichnung) 1967 und DOCG (kontrollierte, garantierte Herkunftsbezeichnung) 1984 und umfaßt die folgenden Unterbezeichnungen: Colli Aretini, Colli Fiorentini, Colli Senesi, Colline Pisane, Montalbano, Montespertoli und Rùfina. Der Chianti Classico, der bis 1996 zu den Unterbezeichnungen des Chianti gehörte, ist heute ein autonomer DOCG-Wein mit eigenen ProduktionsVorschriften. Das Produktionsgebiet umfaßt das traditionelle in den Territorien der Gemeinden der Provinz Siena Castelnuovo Berardenga, Castellina, Radda, Gaiole in Chianti und Poggibonsi - und der Provinz Florenz - Greve in Chianti, Barberino Val d'Elsa, San Casciano und Tavarnelle Val di Pesa. Eine Herkunftsbezeichnung bestätigt jedoch nicht nur die Herkunft aus einem gewissen Anbaugebiet, sondern auch die Einhaltung aller Regeln, die in den Produktions-Vorschriften niedergelegt sind. Der gemeinsame Nenner beim größten Teil der toskanischen Rotweine ist die Sangiovese-Traube, d.h. eine beim Anbau schwierige Rebensorte, die sich durch einen hohen Säuregehalt, einen entschiedenen Anteil an Gerbsäure und eine rubin-rote Farbe auszeichnet. Der Mindestprozentsatz an SangioveseTrauben, so wie es in den Vorschriften für den Chianti vorgesehen ist, beträgt 75 %, während er beim Chianti Classico bei 80 % liegt, um so die dominierende Rolle dieser Rebsorte hervorzuheben. Der Sangiovese kann auch unter beiden Vorschriften ausschließlich (zu 100 %) verarbeitet werden und wird somit zum unbestrittenen Hauptdarsteller. Heute können beim Chianti Classico zusammen mit der Basis-Sorte auch andere rote Rebsorten zusätzlich verwendet werden, wie die einheimischen Trauben Canaiolo und Colorino oder andere, sog. “internationale” wie der Cabernet Sauvignon und der Merlot höchstens aber bis 20 %, während die weißen Sorten wie Trebbiano und Malvasia ab der Lese von 2006 nicht mehr benutzt werden dürfen. Beim Chianti sind dagegen ab 2003 außer den 10 % des schwarzen Canaiolo und den 15 % an anderen roten Traubensorten mit einem Limit von 10 % für die einzelne Rebart, auch 10 % an Trebbiano und Malvasia erlaubt. Schließlich: die 90 Doppelzentner Produktion pro Hektar beim Chianti reduzieren sich auf 80 bei den Unterbezeichnungen und auf 75 beim Chianti Classico; die ersten beiden Weine können bereits nach dem 1 März des auf die Lese folgenden Jahres auf den Markt gebracht werden; der Chianti Classico nach dem 1 Oktober, während bei der Riserva mindestens 24 Monate Lagerung vorgeschrieben sind. Die oben angeführten Unterschiede und andere genaue chemischphysikalische Parameter dieser DOCG- Weine machen aus dem Chianti Classico einen Wein mit mittlerer Weiche und Struktur, eher für eine mittlere und lange Lagerung geeignet, hauptsächlich aber in der Kategorie Riserva. Der Chianti kann vor allem als junger, frischer, gaumenfreundlicher Wein konsumiert werden, mit Ausnahme einiger Riserva-Weine, die einen entschiedeneren Charakter aufweisen. Interessant ist auch die Wiedereinführung der Typologie “Superiore” beim Chianti, bei der man die Produktion auf 75 Doppelzentner pro Hektar verringert, die Einhaltung restriktiver chemisch-physikalischer Charakteristiken fordert und die Mindest-Lagerungszeit bis auf den 1 September des auf die Lese folgenden Jahres verlängert und so einen Chianti mit einem höheren Niveau auf den Markt bringen kann. Filippo Bartolotta INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 20 Geschmack, harmonisch, elegant, süffig, leicht tanninhaltig, der mit der Zeit weich und samtig wird, finden wir den ganzen Stolz dieses Fleckchen Erdes wieder, das reich an Geschichte, aber auch an Legenden ist. Die bekannteste, eng mit dem Wein verbunden, ist die des Schwarzen Hahnes, der seit eh und je als Emblem auf den Flaschen des Chianti Classico erscheint. Er war das Emblem der von den Florentinern gewollten Liga des Chianti, um die kriegerischen Sienesen zu “kontrollieren”. Es wird erzählt, daß der Streit um die Grenzen zwischen den beiden Städten, die “vexata quaestio” aus der Welt geschafft werden sollte. Deshalb einigte man sich darauf, vom florentiner und vom sieneser Stadttor jeweils beim ersten Hahnschrei einen Reiter loszuschicken. Die listigen Florentiner wählten einen mageren, kleinen, schwarzen Hahn, den sie auch noch hungern ließen. Kaum war er wieder in Freiheit, schrie er natürlich sehr viel früher als sein Kollege aus Siena und so erritt der florentiner Reiter für die Stadt der Lilie wesentlich mehr Land und begegnete dem verspäteten sieneser Reiter weit hinter den natürlichen Grenzen. Heutzutage ist die Sache etwas ausgeglichener: die Differenz bei den mit Wein bebauten Flächen zwischen dem florentiner Chianti und dem sieneser Chianti beträgt weniger als 1000 Hektar. Der Schwarze Hahn als Markenzeichen für die Weinflaschen wurde zum ersten Mal von der Genossenschaft Marchio Storico Chianti Classico, gegründet 1924 von dreiunddreißig Produzenten in Radda, benutzt. Auf das Jahr 1967 geht die Verleihung der DOC-Qualität (Kontrollierte Herkunftsbezeichnung) zurück und 1984 kam das DOCG-Gütesiegel (Kontrollierte und Garantierte Herkunftsbezeichnung). Um die Erneuerung der Haupt-Rebsorte des Chianti, den Sangiovese, zu sichern und die Verbesserung der Weinqualität in den letzten Jahren voranzutreiben, wurden im Bereich des “Projektes Chianti Classico 2000” viele Weinberge mit neuen Klonen neu bepflanzt. Einen entscheidenden Impuls dieser Evolution im Weinberg gab der weltweite Erfolg des “Supertuscan”. Es handelt sich um Weine aus dem Chianti-Gebiet, die jedoch nicht unter die herrschenden DOCG-Vorschriften fallen, da sie generell aus einer Mischung von Sangiovese mit einem gewissen Prozentsatz an Cabernet und Merlot gekeltert wurden, des öfteren wurde sogar dieses Verfahren als eine Art korrektes Bordeaux-Rezept bezeichnet. Auch die Einführung fremdartiger Weinstöcke (aus Chardonnay keltert man hervorragende Weißweine) beweisen den önologischen Wert dieses “terroir”. Eine der wenigen, die zusammen mit der Borgogne, Bordeaux, Napa und Sonoma sowie der Region von Kapstadt offiziell als “Weinland” anerkannt wurden, mit unendlichen Weinbergen, mit der höchsten Konzentration an Weinkellern, Önotheken und Weinbars, in dem der Chianti zum wirklichen Lebensstil wird. 19 INT CHIANTI D 20 30-07-2009 16:47 Pagina 21 “Heilige” Olivenbäume und wertvolles Öl Der Garten Gethsemane und seine Smaragde Das Land von Siena, Land großer Weine und künstlerischer Schönheit, aber auch Heimat eines ausgezeichneten, prestigereichen Extra Vergine Olivenöls. Schließlich sind die Olivenhaine eine der “Ureinwohner” der Toskana und im besonderen des Chianti. Dieses Produkt hat sich im sieneser Chianti auf eigenartige Weise durchgesetzt: im Mittelalter gibt es einen ersten markanten Anstieg der Ölbaum-Kulturen, aufgrund der Einführung von Normen und Statuten seitens der Grundbesitzer zum Schutz und zur Aufwertung der eigenen Besitztümer und um Produkte für den Handel und den Eigenbedarf zu erhalten. Die Produktion wächst jedoch noch mehr im 15. Jh., als die Landschaft - wie heute - eine hohe Präsenz an Olivenhainen und Weinbergen aufwies. Deshalb sind einige Olivenbäume auf den Hügeln um Radda oder Castellina Jahrhunderte alt geworden, fast zu den eigentlichen Symbolen der sieneser Landschaft. Der Ölbaum folgt stumm und beieinflußt gleichzeitig die Veränderungen, die Geschichte und die Präsenz des Menschen. Unter allen Pflanzen ist er derjenige, der am meisten gepflegt werden muß, um produktiv zu werden, da er sich nicht von alleine vermehrt und Früchte trägt, sondern nur durch den Eingriff des Menschen, der wiederum tief in seiner Schuld steht, hängt doch sein eigenes Überleben von ihm ab. Der Ölbaum ist der heilige Baum des MittelmeerRaumes: er gibt Energie, Nahrung und Heilmittel. Die gesamte bäuerliche Kultur dreht sich deshalb um diese Pflanze. Und der Chianti ist eines der Gebiete, wo die bäuerliche Zivilsation am meisten verbreitet ist. Schon immer sind die wichtigsten Ölbaum-Arten der “Frantoio”, der ein wertvolles, feines, wohlschmeckendes Öl gibt, der am weitesten verbreitete “Leccino”, der ein sehr aromatisches Öl gibt, und der “Moraiolo” mit seinem kräftigen, geschmackvollen und duftendem Öl. Der Wert dieses Produktes wurde erstmals durch die Anerkennung des Extra Vergine Olivenöl “Toscano” (Reg. CE Nr. 644 vom 20.03.1998) bewiesen und erst kürzlich erhielt das Extra Vergine Olivenöl “Chianti Classico” und “Terre di Siena” von der Europäischen Union das D.O.P.-Zertificat (geschützte Herkunftsbezeichnung). Ein Öl, das sich durch einen geringen Säuregehalt, sowie einem guten Anteil an natürlichen Antioxydantien und Ölsäuren auszeichnet; die Farbe geht von intensivem Grün bis Gelb; fruchtiger Geruch und bitterer oder süßer Geschmack, scharf, manchmal auch pikant-würzig. Durch die Produktionsvorschriften hat man die Garantie der Herkunft, der Echtheit und der Qualität des Produktes zum Schutz der Charakteristiken des Olivenöls, das nicht nur eine der besten Kochzutaten ist, sondern auch ein “Schluck Gesundheit” durch seine Antioxydans-Eigenschaften, seinen Vitamin-Gehalt und die gute Verträglichkeit. Das Extra Vergine Olivenöl verhindert die Aufnahme von Cholesterin (dank seiner Polyphenole, Tocopherole und Sterine). Das Menü des Chianti verdankt seine Gesundheit eben diesem Speiseplan mit reichlich Olivenöl, bei der als Vorspeise, Vesper oder als Vorfahr des fast food die FETTUNTA glänzt (eine Scheibe geröstetes Hausbrot mit Olivenöl), bei der als frisches Sommergericht der PINZIMONIO vorherrscht (rohe Gemüsestücke, die in gesalzenes Olivenöl getaucht werden) und als Krönung des typischen Geschmacks die RIBOLLITA (Fleisch-Eintopf), die kurz vor dem Servieren mit einem Schuß rohen “flüssigen Goldes” veredelt wird. INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 22 Das Schwein der “Guten Regierung” Cinta, der Geschmack der Zeit Das Cinta Senese-Schwein stammt aus dem sieneser Hinterland und ist allen als das Schwein mit dem Kragen bekannt. Ein Streifen weißer Borsten zieht sich von den Schultern bis zu den Vorderbeinen und sticht von seinem schwarzen Körper ab, so als ob es ein Markenzeichen wäre. Tatsache ist, daß weiß und schwarz die Farben Sienas sind. Es handelt sich um eine der ältesten, eingeborenen Schweinerassen Italiens und wer ins Rathaus von Siena hineinschaut, der findet sein Portrait in dem bewundernswerten Fresko der “Allegorie der Guten Regierung” von Lorenzetti. Es war bis zu Beginn des 20. Jh. das einzige Schwein des Chianti, dann ist es jedoch aufgrund der hohen Produktionskosten fast ausgestorben. Es wurde hier wie in ganz Italien durch die “large white”-Rassen ersetzt, die schneller wachsen und im Stall bleiben. Die Cinta dagegen wächst halb-wild auf und deshalb waren seine Zucht-Zeiten doppelt so lange, wie die von Schweinerassen mit kurzen Borsten. Es hat überlebt, weil einige Bauern der sieneser Montagnola weiterhin einige Exemplare aufzogen. Dank des Engagements einiger Züchter ist es jedoch in den letzten zwanzig Jahren gelungen, die Rasse wieder zu selektieren und den Bestand zu erhöhen, auch wenn eine strenge Kontrolle der Schlachtung notwendig war. Heute gibt es über achtzig Zuchtbetriebe und die Cinta ist wieder auf dem Vormarsch. Das Tier lebt in großen Wäldern und frißt Eicheln, Wurzeln, Knollen und Trüffel. Es findet sie mit seinem feinen Geruchssinn und stülpt die Ohren nach vorne, um die Augen vor Gestrüpp und Büschen zu schützen. Die Sauen gebären bis zu 12 Ferkel im Jahr. Sie wachsen sehr langsam und können mit zirka achtzehn Monaten geschlachtet werden (130 bis 150 kg). Die große “Revanche” der Cinta Senese verdankt es dem höheren Gehalt (57 %) an Ölsäure-Fetten oder “guten” Fetten, die das Fleisch schmackhafter und gesünder machen, mit einer schönen dunkelroten Farbe, verglichen mit dem anderer Schweine (50 % Ölsäure-Fette). Nationalen Ruhm haben sich inzwischen die Fleischstücke der Cinta erworben: vom Filet bis zum Rippenstück, vom Rückenstück bis zum Genick und der Schulter. Von sprichwörtlichem Wohlgeschmack sind jedoch die Wurstwaren: die teuren Schinken, der durchwachsene Speck, die Würstchen und der fette Speck mit Gewürzen. Zum Schutz und zur Promotion der Rasse wurden die “Compagnia della Cinta” (gemeinnütziger Verein), die HandelsGenossenschaft “Consorzio della Compagnia della Cinta” und (in Siena) das Consorzio di Tutela (Schutzgenossenschaft), die für die Produkte der Cinta die DOPAnerkennung (geschützte Herkunftsbezeichnung) gefordert hat, gegründet. Die Cinta-Schweine sind einmalig und tief mit der Kultur des Territoriums verbunden. Sie erzählen nicht nur von gastronomischen Gedichten, sondern auch von der Geschichte und Tradition einer tausendjährigen, sorgfältigen Arbeit des Menschen, von einer bäuerlichen, über Generationen weitergegebenen Weisheit, die überlebt hat. Und das bis heute, bis zur neuen Bestleistung in Sachen Geschmack. 21 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 23 DIE FESTUNG UND DER LIEBREIZ DER ZAUBER VON CASTELLINA 22 Castellina in Chianti ist unsere Eingangstüre. Die zinnengekrönte Burg Pietrafitta kündigt die antike Hauptstadt der Region an. Auf der Chiantigiana stoßen wir auf verschiedene Abzweigungen, die zu den Dörfern führen, unser Ziel ist jedoch der Hügel, der als Wasserscheide dreier Flüsse, die Geschichte und Leben dieses Landes beieinflußten, dient: die Arbia, die sich nach Montaperti rot mit dem Blut der Florentiner färbte, die Pesa, die die nordwestliche Grenze des Chianti zeichnet und die Elsa, die durch ihren Verlauf die Meerluft heranholt, welche das Mikroklima des Chianti entscheidend mitbestimmt. Castellina scheint sich mehr auf seinem Hügel, der ihr als Lager dient, auszuruhen, als ihn zu verteidigen. Es erscheint nicht finster unfreundlich, sondern kraftvoll. Trotzdem war es in ferner Vergangenheit, durch seine Position am Kreuzweg dreier lebenswichtiger Straßen, von hohem militärischen Verteidigungswert. Wer nun den Wurzeln dieser aristokratischen Ländlichkeit nachspüren will, der sollte in Richtung Montecalvario abbiegen (die Hinweisschilder sind am Anfang des Ortes), wo es vier etruskische Grabhügel gibt. Und etwas weiter nach Süden, in der Nähe von Fonterutoli (auf das wir später zurückkommen) liegt die Nekropolis von Poggino, die uns heute von einer wichtigen etruskischen Kolonial-Siedlung bereits im 3. Jh. v.Chr. erzählt (die Funde sind im Antiquarium in der Burg von Castellina zu besichtigen). Nachdem wir uns von den antiken Ursprüngen des Ortes überzeugt haben, können wir uns nun näher mit Castellina befassen. Im Ort erwartet uns eine Reihe von Patrizier-Palästen als das Ergebnis von Umstrukturierungen militärischer Anlagen, die zuerst von den Gefährten der Grafen Guidi, die sich von der Garfagnana - ihrem Herkunftsort - bis in das Herz der Toskana vorwagten und versuchten, es auf diplomatischem oder direkt militärischem Weg zu kontrollieren, und später von den Florentinern - immer auf der Hut vor den Sienesen - erbaut wurden. Das Herz des Ortes ist Route: von der antiken Liga INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 24 a bis ins Land der Berardenga Castellina in Chianti die antike Burg aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. nach einem Projekt des großen Architekten Giuliano da Sangallo, dem Vasari in seinen Vite de' più eccellenti pittori, scultori e architettori ein Loblied singt, und der von Lorenzo dem Prächtigen auch den Auftrag erhielt, Castellina mit einer befestigten Stadtmauer mit Wehrtürmen zu versehen, die heute teilweise in die Häuser einbezogen ist. Die im 20. Jh. restauriert Burg besteht aus zwei quadratischen Gebäuden, die mit einem hohen Turm in der Form eines Bergfrieds miteinander verbunden sind. Das VerteidigungsSystem des Sangallo sah nur zwei Stadttore vor: “Tor nach Siena” und “Tor nach Florenz”, die auch heute noch die Kardinal-Punkte Castellinas sind. Als Beweis für ihre militärische Funktion (Castellina war zuerst Hauptstadt einer der drei Drittel der Liga des Chianti und später Hauptsitz der Liga) gilt Via delle Volte. Es handelt sich um einen suggestiven Tunnel unter den Palästen des 15. - 16. Jh., die auf die Hauptstraße des Ortes, Via Ferruccio, einer Parallel-Straße zur Via delle Volte, blicken. Den gesamten Laufgraben entlang finden wir auf der Talseite Schießscharten, durch die man das Chianti-Land bewundern kann, und auf der Bergseite die Eingänge zu Kellern und Verliesen. In der Via Ferruccio dagegen spürt man die reiche Vergangenheit Castellinas. Und genau am Ende dieser Straße, an der Abzweigung, die zur Burg führt, steht die Kirche San Salvatore im neu-romanischen Stil, die nach ihrer Zerstörung im letzten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. Im Innern befindet sich eine Muttergottes mit Kind, Fresko von Lorenzo di Bicci (wahrscheinlich Ende 14. Jh.). Während eines Aufenthaltes in Castellina kann natürlich eine Weinprobe in einer der zahlreichen Weinhandlungen eingeplant, aber auch ein Annäherungsversuch an die große Kunst der Fleischverarbeitung des Chianti gewagt werden, die in der Lage ist, prestigereiche Wurstwaren von unvergeßlichem Geschmack anzubieten. Am Ausgang von Castellina stehen wir an einer Straßengabelung. Man kann jetzt auf der Chiantigiana weiterfahren und kommt zu wenigstens zwei emblematischen Orten des Chianti (Fonterutoli 23 INT CHIANTI D 24 30-07-2009 16:47 Pagina 25 und die Pfarrkirche San Leonino) oder aber auf die Staatsstraße 429 einbiegen und in Richtung Radda fahren, das man nach einigen Kilometern mit reizvollen Serpentinen über die mit Steineichen und Eichen bewachsenen Hügel erreicht. Wir raten nach Fonterutoli zu fahren, denn man kann einen Abschnitt der grundlegenden Geschichte des Chianti nicht einfach außer Acht lassen. Von der antiken Burg existiert nichts mehr. Was man vorfindet ist die Patrizier-Villa der Familie Mazzei, die Herren des Dorfes seit 1435, und die Siedlung mit den Bauernhäusern aus Stein, die das Hinterland der Burg bildeten. Auf dem Weg nach Fonterutoli begegnen wir der Abzweigung nach Castellina Scalo. Auch in diese Richtung finden wir zahlreiche Weingüter mit Prestige. In Fonterutoli sollte man vor allem die Gedenktafeln lesen, die daran erinnern, daß hier im Jahre 998 der Kaiser des Hl.Römischen Reiches Otto III versuchte, dem Chianti eine Ordnung zu geben, und die Privilegien über dieses Land der Diözese von Arezzo zuschlug. Später wurden in Fonterutoli, in der Kirche San Miniato am 29. März 1202 und am 6. Oktober 1208 zwei Friedensverträge zwischen Siena und Florenz unterschrieben, in denen die Grenzen der Besitztümer im Chianti beider Städte festgelegt wurden. Sie hielten jedoch nicht lange: nach Montaperti und der folgenden Revanche der Florentiner wurde alles wieder in Frage gestellt, bis zur endgültigen Bestätigung der Oberherrschaft der Lilie über diese Ortschaften. Die Geschichte hat ihren eigenen Zauber und sich von ihr in Fonterutoli anstecken zu lassen hat einen besonderen Reiz. Wir sollten auf unserem Ausflug noch einige Kilometer weiterfahren bis San Leonino in Conio, um die Pfarrkirche mit der noch ursprünglichen Apsis zu besichtigen, und evtl. sogar noch bis Quercegrossa (in der den Heiligen Giacomo und Niccolò geweihten Kirche des Ortes befindet sich eine wunderschöne, buntbemalte Pietà aus Terrakotta, die dem Sienesen Francesco di Giorgio Martini zugeschrieben ist, der sie gegen Mitte des 15. Jh. schuf), wenn auch nur um einem Genie zu huldigen: Jacopo di Pietro d'Agnolo. Er war der Künstler, Der Halbpächter als Architekt Das Haus zwischen den Feldern Wenn man es genau betrachtet, so ist die Architektur des Chianti ein feingesponnenes Netz an Bauten zusammen mit auf den Menschen zugeschnittenen Lebensräumen, das im Laufe der Jahrhunderte durch die sozialen Gegebenheiten entstand. Außerhalb der Mauern der Dörfer sind noch die Zeichen des Heiligen und des Profanen zu erkennen: Türme und Burgen einerseits, Pfarrkirchen und Klöster andererseits. Auf dem Land, in der freien Natur finden wir eher die seltenen Villen, die vielen Herrenhäuser, das rustikale Gegenstück der StadtPaläste und die großen Güter. Das Bauernhaus, das mit dem Halbpachtsystem entstand, ist der entscheidende Zentralpunkt dieses Systems. Auf den ersten Blick verrät es seine großen architektonischen Vorbilder. Die des Brunelleschi, bestehend aus Rustika-Quadern, Pietra Serena und verputzten Mauern, die aus Florenz kommt und strenge, rechteckige, fest mit dem Boden verbundene Gebäude hervorgebracht hat, “Türme zur Verteidigung der Kultur”, mächtiger und strenger Triumph des Homo faber. Das andere Modell kommt aus dem Siena des Baldassarre Peruzzi; es besteht eher aus Ziegeln und Backsteinen in Mustern verlegt, ist kleiner, leichter und luftiger und scheint dagegen aus dem Land der Etrusker zu kommen, um hier auf dem Lande in der Farbe Terra di Siena neu aufzublühen. Ein drittes Modell der Bauernhäuser ist eher wesentlich, einheitlich. Diese Häuser wuchsen zusammen mit den Halbpacht-Familien. Ab und zu kam ein neues Zimmer dazu, in der Reihe, eins an das andere gebaut, eine Scheune, ein Stall, ein Schweinestall, ein überdachter Abstellplatz. Im Erdgeschoß INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 wohnten die Haustiere, im ersten Stock die Menschen und darüber die zahmen Vögel. Eine Außentreppe war die Verbindung zum Boden, der Kamin zum Dach und dem offenen Himmel. Um das Haus ging es dann langsam und schrittweise, ohne Einschnitte, von dem bebauten Land in die freie Natur über, obwohl diese Abstufung heute fast ausgelöscht ist. Das heißt, es gab den internen Raum (das Haus) und den externen (den Wald), aber dazwischen gab es auch den Raum um das Haus: die mit Ziegelsteinen gepflasterte Tenne, den Nußbaum und den Brunnen, einen kleinen Gemüsegarten. Die wertvollsten Kulturen, die Weinberge, lagen um das Haus, etwas weiter weg die Olivenhaine und die Äcker, in immer weniger intensiv bebauten Ringen mit auch immer weniger “Kultur” und mit immer größerer Präsenz unbebauten Landes und Wald. Bevor der Wald richtig Pagina 26 begann, stieß man auf die ohne Mörtel gebauten kleinen Grenzmauern aus Steinen, die der Acker ausgepuckt hatte, die von den Menschen gerademal so aufgeschichtet wurden. Zum Schluß kamen die sog. “Sodi”, ungenutzte Weiden oder manches Feld, das verlassen wurde und das der Wald zurückeroberte. Ob sie sich nun dessen bewußt sind oder nicht: die immer weniger werdenden Einwohner und die immer zahlreicheren Touristen sind alle auf der Suche nach dem genius loci des Chianti, hin und her gerissen zwischen “der Kraft der Natur und dem menschlichen Intellekt”, so wie wir es in dieser Publikation lesen, im Gleichgewicht zwischen Natur, Landwirtschaft und Kultur. Das ist die versteckte Harmonie des Chianti. Alessandro Falassi der die Brücke von der Gotik in die Renaissance schlug, ihm verdanken wir den Brunnen Fonte Gaia, der Piazza del Campo in Siena verschönert, und der uns unter dem Namen Jacopo della Quercia bekannt ist. Mit dieser Abzweigung sind wir fast bis an die Tore der Stadt des Palio gekommen. Um jetzt nach Radda, der anderen Hauptstadt des sieneser Chianti zu gelangen, fahren wir nicht die 222, die berühmte Chiantigiana, zurück, sondern verlängern bis zur Abzweigung nach Corsignano. Von hier aus geht es zirka zwanzig Kilometer durch den südlichen Teil der Liga des Chianti. Bevor wir nach Corsignano kommen, sollten wir aber nach rechts in Richtung Certosa di Pontignano abbiegen. Es handelt sich um eines der wichtigsten Klosteranlagen des Chianti, gegründet 1343 durch den sieneser Kaufmann Bindo di Falcone Petroni; im 16. Jh. umgebaut und erweitert, ist es heute das Kongreß-Zentrum der Universität Siena. Im Refektorium ist ein Letztes Abendmahl des florentiner Malers Bernardino Poccetti. Sehr schön sind auch die beiden Kreuzgänge: ein großer aus dem 16. Jh. und der andere aus Ziegelsteinen aus dem 15. Jh. Nach Pontignano geht es weiter nach Corsignano mit auf dem Weg andere Villen und andere Dörfer, wie Vagliagli, und andere Pfarrkirchen, wie San Giusto in Salcio. DIE KLEINE HAUPTSTADT RADDA, FREUNDLICH UND LIEBENSWÜRDIG Jetzt in Sichtweite von Radda “fallen” wie über das Städtchen “her”. Es ist der Ort der Weinberge schlechthin. Der Ausblick vom Hügel, auf dem im Mittelalter, zwischen den Flüssen Arbia und Pesa, Radda erbaut wurde, geht über 360 Grad über Weinberge, einer neben dem anderen. In Radda beginnt der “Bezirk der Bauernhöfe mit Ferienwohnungen”, der durch eine “Reihe von Besonderheiten” ergänzt wird, zu denen manches Stelldichein mit der Gastronomie, Trekking zu Pferd und mit dem Fahrrad, 25 INT CHIANTI D 26 30-07-2009 16:47 Pagina 27 Kunstausstellungen (nicht zu vergessen Pievasciata, das zur Gemeinde Castelnuovo Berardenga gehört mit seinem Parco Sculture del Chianti) und Antiquitäten-Messen gehören. Das eigentliche Zentrum des Ortes, der hoch oben von den Resten der alten Burg überragt wird, während die vielen Wehrtürme entlang der Stadtmauern im Laufe der Jahrhunderte zu Wohnungen wurden, ist die Piazza Ferrucci. Sie ist nach dem florentiner Feldherren genannt, der die Republik der Lilie während der Belagerung durch Karl V verteidigte, und der Bürgermeister von Radda war. Um den unregelmäßig geformten Platz stehen der Palazzo Pretorio (Rathaus), auf dem noch die Wappen der Bürgermeister zu erkennen sind, und die Kirche San Niccolò, bei der man noch - trotz der weitläufigen Umbauten des letzten Jahrhunderts - den romanischen Ursprung erkennen kann. Absolut sehenswert sind auch die engen Gassen des historischen Stadtkerns. (Radda war nicht nur die Hauptstadt einer der Drittel, sondern ab 1384 Hauptstadt der Liga, als Florenz den Ort mit einer Reihe von Befestigungsanlagen ausstattete, was man immer noch in Teilen der Stadtmauern, aber vor allem an der ellipsenähnlichen Form des mittelalterlichen Kerns gut erkennen kann.) Die mit Steinmäuerchen umfriedeten Gärten liefern jedoch die Essenz des Chianti: Landwirtschaft in der Form einer Landschaftszeichnung in der natürlichen Ordnung von Menschen und Dingen. Auch konnte nur Radda der Sitz der Fondazione per la tutela del territorio del Chianti Classico (Stiftung zum Schutz des Territoriums des Chianti Classico) sein, das im Kloster Santa Maria a Prato kurz außerhalb der Mauern des Ortes untergebracht wird. Aus der Klosterkirche stammt ein wertvolles Polyptichon von Neri di Bicci (der gesamte, für religiöse Handlungen geschlossene Klosterkomplex wird im Moment restauriert). Radda hält jedoch noch andere Überraschungen bereit: einen Abschnitt der überdachten Straße, die an der südlichen Grenze des Ortes entlangführt, dann die Ghiacciaia del Granduca (der Eisschrank des INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 28 Großherzogs), ein eigenartiges Gebäude, das sich an die nördlichen Mauern anlehnt, und in dem das für die Konservierung der reichen landwirtschaftlichen Produkte, jeher Mittelpunkt der Wirtschaft des Ortes, notwendige Eis produziert wurde. Ein Ort, in dem man ohne Schwierigkeiten Unterkunftsmöglichkeiten und echte gastronomische Verlockungen finden kann. Radda ist auch der Ausgangspunkt für drei kurze, jedoch zauberhafte Ausflüge. Einer führt in Richtung Nord-West, einer nach Nord-Ost und einer nach Süden, alle drei reich an Emotionen zwischen Geschichte und Natur. Der erste Weg geht in Richtung des befestigten Dorfes und der Burg Volpaia. Bevor wir jedoch dort ankommen, sollten wir ein paar Kilometer nach Radda links abbiegen und die Pfarrkirche Santa Maria Novella besichtigen. Sie wurde schon um das Jahr tausend erwähnt, ist eingebettet in einen blühenden Garten und bewahrt einen “Schatz” bestehend aus Gegenständen der mittelalterlichen Goldschmiede-Kunst und eine Kollektion mit Radicofani glasierten Terrakotta-Arbeiten des 16. Jh. aus der Werkstatt des Santi Buglioli. Danach kehren wir auf die Straße zurück und erreichen Volpaia. Von der antiken Burg blieb nur der Bergfried stehen, genau vor der klitzekleinen Piazza, und der Ort selbst gleicht einer mittelalterlichen Bonbonniere. Wenn man will, kann man links des Bergfrieds in eine Schotterstraße einbiegen, die durch einen Steineichenwald bis ins florentiner Gebiet nach Panzano führt (wertvolles mittelalterliches Dorf) von wo aus man in Richtung Siena fahrend auf den kleinen, aber sehenswerten Ort Lucarelli stößt. Der zweite Ausflug von Radda führt nach Pian d'Albola. Der gesamte Weg führt durch Weinberge und mit einem so plötzlichen wie harmonischen Anstieg erreicht man das Renaissance-Dorf Albola, das früher im Besitz der mächtigen Familie Acciaioli war und das, auf wunderbare Weise restauriert, heute wieder im Glanz des 15. Jh. erstrahlt. Von hier aus erreicht man über eine Schotterstraße (3 km) die eigentliche Burg Albola. Der dritte Ausflug führt uns über die Chianti-Querstraße zur Burg Ama, einst ein wichtiger militärischer Vorposten, dann in eine 27 INT CHIANTI D 28 30-07-2009 16:47 Pagina 29 Patrizier-Villa umgewandelt, und zum kleinen Ort Lecchi, einer der vielen Kleinode der Architektur und Urbanistik des Spätmittelalters. Obligatorisch ist ein Abstecher zur Pfarrkirche San Polo in Rosso. Sie ist im Privatbesitz und kann leider nicht immer besichtigt werden. Der imposante, befestigte Bau (die Pfarrkirche ist von Mauern umgeben) schmückt sich im Kirchenschiff mit Malereien aus dem 14. Jh. der sieneser Schule, die Episoden aus dem Leben Christi erzählen. An der Querstraße stoßen wir auf die Straßenkapelle San Michele a Casanova, in deren Innern ein bemerkenswerter Freskenzyklus des 15. Jh. zu sehen ist, sowie auf die mittelalterliche Ansiedlung Adine, die ebenfalls im Privatbesitz ist. Jetzt wird es aber Zeit, daß wir noch eine andere petite capitale entdecken: Gaiole. Um dort hinzukommen nimmt man von Radda aus die Straße, die nach Badia a Coltibuono in Richtung Osten führt. Es geht sechs Kilometer leicht bergauf: zuerst für zwei Kilometer auf der Staatsstraße 429 und dann nach rechts über einen Zubringer zur Staatsstraße 408. Zuerst stoßen wir auf die monumentale Villa Vistarenni, die zur Mitte des 16. Jh. von einer anderen mächtigen florentiner Familie gebaut wurde, den Strozzi. Die heutige Stuckfassade verdanken wir den Sidney Sonnino, die sie zu Beginn des 20. Jh. umbauen ließen. Von Vistarenni aus geht es weiter in Richtung Badia a Coltibuono. Die Abtei, deren Name “gute Ernte” bedeutet, war ein Kloster des Vallombrosianer-Ordens, deren Regel den Mönchen auferlegte, die Erde zu bebauen, und wurde auf Initiative des Ordensgründers, dem Hl. Giovanni Gualberto, kurz nach der ersten Jahrtausendwende erbaut. Der Kreuzgang wurde in Privatwohnungen umgewandelt. Vom ehemaligen Kloster ist nur noch die schöne Kirche San Lorenzo zu besichtigen. Vom Hochplateau der Abtei hat man ein Panorama, das seinesgleichen auf der Welt sucht, mit Hinblick auf die Harmonie der Landschaft und die Geometrie der bebauten Felder. Gaiole in Chianti Badia a Coltibuono INT CHIANTI D 30-07-2009 16:47 Pagina 30 DER MARKT DER PFARRKIRCHEN LIEBLICHES GAIOLE Über die Serpentinen der Staatsstraße 408 bergab, mitten durch einen jahrhundertealten Wald, erreichen wir nach weniger als 5 Km nach Coltibuono Gaiole in Chianti. Im Gegensatz zu den anderen beiden Hauptstädten der Drittel der Chianti-Liga, war Gaiole, das zwischen dem 13. und 14. Jh. gegründet wurde, nicht militärischen Ursprungs, sondern ein Handelszentrum. Zu Beginn war es ein Marktflecken für die vielen, in der Nähe liegenden Burgen. (Die Erntesammel- und Verkaufszentren waren vom sozial-wirtschaftlichen und architektonisch-urbanistischen Standpunkt aus betrachtet für das Chianti-Gebiet von grundlegender Bedeutung.) Das Herz von Gaiole (dem heutigen Produktionszentrum der Cinta senese-Schweine) ist deshalb eine Straße und ein Platz: Via Ricasoli, wo sich früher und auch heute noch der Markt und das öffentliche Leben des Ortes abspielen. Dem Besucher entgeht sicherlich nicht die große Majolika-Tafel zu Beginn der Via Ricasoli, auf der die wichtigsten Burgen und Pfarrkirchen der Umgebung mit den jeweiligen Anfahrtsrouten dargestellt sind. Gaiole bietet gute Einkaufsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Öno-Gastronomie und einige gute Hotels, abgesehen von dem Zauber der alten Häuser, des Flußufers und der urbanistischen Ausstattung, die an die Zeit der mittelalterlichen Marktaktivitäten erinnern. Eben weil Gaiole Marktflecken war, befindet es sich im Zentrum einiger wichtiger Reiserouten. Der eindrucksvollste ist der, der zur befestigten, romanischen Pfarrkirche Santa Maria di Spaltenna führt. Sie geht auf das 12. Jh. zurück und hat einen Kirchturm, der eher wie ein Bergfried aussieht. Der ehemalige Kreuzgang ist heute ein Hotel. Der Ortsname weist auf unzweifelhaft etruskischen Ursprung hin. In Santa Maria di Spaltenna biegt man links ab und fährt bergauf bis zum Ort Vertine, den man nicht versäumen sollte. Es handelt sich um ein befestigtes Dorf, das bereits gegen Mitte des 10. Jh. erwähnt wird, spiralförmig um den Bergfried gebaut. Heutzutage 29 INT CHIANTI D 30 30-07-2009 16:47 Pagina 31 wird es grundlegend restauriert, seine Grundstruktur ist jedoch seit zwölf Jahrhunderten dieselbe geblieben. In den Ort kommt man durch ein massives Stadttor gen Norden und folgt den ellipsenförmigen Gäßchen bis zur Kirche San Bartolomeo, die, obwohl stark verändert, noch ihre Strukturen des 14. Jh. aufweist: an den Wänden sich noch Reste der Fresken des 15. Jh. zu erkennen mit Episoden aus dem Evangelium. Von Vertine aus geht es wieder bergab in Richtung Gaiole, wo man erneut auf die Staatsstraße 408 stößt, die uns auf die Entdeckungsfahrt des letzten Viertel des sieneser Chianti schickt. Wir fahren am Flußbett des Mastellone entlang, der auch Gaiole durchquert, und erreichen die Abzweigung zur Burg Meleto. Sie macht einen imposanten Eindruck mit den beiden walzenförmigen Wehrtürmen gen Westen und dem unregelmäßigen Viereck seiner Mauern. Sie war ein florentiner Vorposten im Herzen des sieneser Landes zur Verteidigung des Drittels von Gaiole und wurde zur Mitte des 13. Jh. gegründet. Sie gehört zu den Besitzungen der Ricasoli und ist von einem dichten Wald umgeben. Wie ein Wachsoldat steht sie auf einer Anhöhe über der Straße, die nach San Martino führt. Auf die Staatsstraße 408 zurückgekehrt, fahren wir für zirka drei Kilometer in Richtung Süden und kommen dann zur Abzweigung nach Brolio. Der Besuch der Burg ist ein Muß, auch wenn sie nur von außen besichtigt werden kann. Wenn man jedoch über die Serpentinen zu den Bollwerken, die aus dem jahrhundertealten Park mit seltenen Bäumen herausragen, hinaufsteigt, so muß man einfach bei der Kapelle San Jacopo aus dem 14. Jh. anhalten. Es ist das Mausoleum der Familie Ricasoli. In dieser Burg diktierte der “Eiserne Baron” Bettino Ricasoli die Regeln für die Produktion des modernen Chianti (ein guter Teil seines “Rezeptes” wurde in die Produktions-Vorschriften für den DOC-Wein aufgenommen; später jedoch verändert). Brolio ist eine Institution im Chianti-Gebiet. Es besteht kein Zweifel, daß die Schriften des Ricasoli (teilweise sind sie im Staatsarchiv und teilweise in der Accademia dei Georgofili in Florenz aufbewahrt) Montalto INT CHIANTI D 30-07-2009 Kartause Pontignano 16:48 Pagina 32 ein Meilenstein in der modernen Agrar-Wissenschaft sind. Fährt man am Park von Schloß Brolio entlang, erreicht man über die Staatsstraße 484 Castelnuovo Berardenga, die vierte Hauptstadt des sieneser Chianti. Wenn man ungefähr zur Hälfte der Straße nach links abbiegt, kommt man jedoch zuerst zum Dorf San Gusmè inmitten eines wunderbaren Amphitheaters aus Weinbergen. Es ist eine wirkliche Entdeckung. Seit 800 Jahren völlig unverändert, beherbergt es eine wunderschöne Patrizier-Villa mit einem jahrhundertealten Park. In seinen mit Ziegelsteinen gepflasterten Gassen atmet man eine längst vergessene Atmosphäre und die Düfte des umliegenden Landes machen uns leicht schwindeln, aufgrund der Wiederentdeckung unserer tiefsten Wurzeln, nämlich unserer bäuerlichen Herkunft. Und das ist eine andere Zauberei des sieneser Chianti. Nach San Gusmè führt die Straße weiter durch die Weinberge, ab und zu sieht man eine Votiv-Nische zwischen Zypressen, Olivenbäume, spärliche Dörfer aus Stein und Ziegeln und andere Burgen wie die von Bossi oder Patrizier-Villen wie die von Arceno. Das ist es, warum man hier das Gefühl hat, in einem großen “Terroir” des Weines zu sein: man begreift, daß all das in jener wunderbaren Synthese von Kultur und Natur eingeschlossen ist, die man Weinflasche nennt. Jetzt beginnt jedoch der Horizont seine Farben zu verändern. Nach dem dunklen Grün des Chianti beginnt man die perlfarbenen Reflexe der Crete wahrzunehmen. ... UND DANN KOMMT SIENA DER JAHRMARKT BERARDENGA Diese Veränderungen des Panorama kündigen Castelnuovo Berardenga an. Wir sind hier an der Grenze des Chianti Classico jedoch im Herzen des Chianti senese. Castelnuovo war der Augenzeuge der Schlacht von Montaperti, einem Zentralpunkt in der Geschichte Sienas: hier wurde 1260 das florentiner Heer von der Republik des Palio vernichtend geschlagen. 31 INT CHIANTI D 32 30-07-2009 16:48 Pagina 33 Aber noch vor der Rivalität der beiden Städte, war Castelnuovo seit dem Ende des 9. Jh. der Hauptort der Besitzungen der Berardinga, ein Feudalgebiet von strategischer Wichtigkeit, das von dem fränkischen Edelmann Beherard gegründet wurde. Nach Montaperti entschloß sich die Republik Siena diesen Vorposten mit neuen Befestigungsmauern auszustatten (deshalb der Name Castelnuovo = neue Burg), die jedoch nie zu Ende geführt wurden. Offensichtlich war dieser Teil des Chianti-Gebietes eher zu Frieden und zur Bereicherung von Geist und Seele bestimmt als zur militärischen Verteidigung. Wie wir gesehen haben, sind die antropischen Schichtungen im Chianti wichtig. In Fonterutoli begegneten uns langobardischer Adel, in Gaiole etruskische Vortrefflichkeit, in Castellina römische Steuern und hier im Süden fränkisches Rittertum. Fast so als ob die verschiedenen Schichten mehrerer Zivilisationen die Physiognomie dieser Region bestimmt hätten und das nicht etwa in einem antiken Schmelztigel, sondern in einer Verschmelzung von Bräuchen und Sitten, die das einzigartige Profil dieses Landes und seiner Bewohner hervorgebracht hat. Bei einer Besichtigung von Castelnuovo Berardenga darf Villa Chigi Saracini nicht fehlen. Außerordentliche architektonische Eleganz (besonders zu beachten die angrenzende Kapelle), ein kleiner italienischer Garten und vor allem ein Park des 19. Jahrhunderts von beachtenswerter botanischer Bedeutung zeichnen sie aus. Graf Guido Chigi Saracini war es dann, der in der Neuzeit, zirka Mitte des 20. Jh., daran dachte, den “Wohnsitz” etwas zu bereichern. Musikbesessen und Musikbegeistert, (er war der Gründer der Musikakademie Chigiana von Siena, eine der wichtigsten Musik-Institutionen in Italien) beauftragte er Vico Consorti mit der Realisierung von Büsten der berühmtesten Musiker. Castelnuovo Berardenga bietet seine wohlgeordneten Gäßchen, einen wertvollen Brunnen auf dem Hauptplatz, einige Gasthäuser, INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 34 wo ein Pflegen des Appetites einer guten Übung für Körper und Geist gleichkommt. Dieses kleine Städtchen zeichnet eine Grenze, denn es zeigt die letzte Version des Chianti, sein freundliches und stilles Gesicht kultureller Harmonie. Einer Harmonie, der man bei Sonnenuntergang zuhören sollte, wenn der Westwind, der von der Küste der Etrusker herüberweht, die silbernen Baumkronen der Olivenbäume zerzaust, wenn der letzte Sonnenstrahl das Meer der Weinberge rot färbt, kurz bevor er mit einem rubinroten Schimmer das Glas Chianti aufleuchten läßt, das man zum Dank hoch erhoben hatte, während unsere Augen den Zauber des Horizontes erforschen. Und dann kommt Siena. 33 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 35 Eine Lobrede auf die Langsamkeit Mit dem Fahrrad über Schotterstraßen 34 Wälder und Weinberge, einsame Dörfer und Straßen, die der lustigen Morphologie eines zurückhaltenden und zugleich auf sein blaues Blut stolzen Landes folgen: so erscheint der Chianti dem Radfahrer, der sich in diese Welt vorwagt, getrieben von der Lust der Entdeckung auf herrlichen Straßen, denen der Lärm der Motoren fremd ist. Der Radfahrer, oder besser der Radtourist, ist ein antiker und diskreter Pionier, der sich von den Kurven eines Landes wiegen läßt, welches die Erfahrung schenkt, in einer Atmosphäre totaler Entspannung zu radeln. Es geht bergauf und bergab. Wer aber ohne Hast fährt und nicht mit der Anziehungskraft hadert, der entdeckt eine Ecke im sieneser Land, wo ein Urlaub mit dem Fahrrad im Einklang mit den Rhythmen eines guten Lebens steht. Im Chianti fährt man Rad, man genießt aber auch lange, angenehme Pausen bei einem guten Glas Wein. Der Radpionier hat nämlich den Vorteil, unmittelbar seine Umwelt zu erfassen, ohne irgendwelchen Etiketten hinterherlaufen zu müssen, sondern die echten Produkte des Territoriums zu entdecken. Und dann hat das Chianti-Gebiet auch noch die Macht, den Radsport in eine kulturelle Veranstaltung zu verwandeln. Wir sprechen hier von der “Eroica”, die mittlerweile zu einem Kult-Ereignis für das Chianti-Land wurde. Die Eroica ist ein Wettbewerb, der von der Associazione Parco Ciclistico del Chianti (Förderverein für den Fahrrad-Naturpark des Chianti) ins Leben gerufen wurde und bei dem die Rangliste gar nicht oder nur wenig zählt, im Gegensatz zum Inhalt und zum Geist der Veranstaltung. Für einen Tag macht Gaiole einen Schritt in die Vergangenheit. Auf der Piazza sehen wir die Handwerker vom Schmied bis zum Schuster; “Pippo”, ein stattliches Schwein der Cinta Senese-Rasse mit drei Doppelzentnern spaziert zwischen den Leuten. Mit der Eroica kehrt man zu den Anfängen des Radsports zurück, als er noch ein Synonym für Staub, Schlamm, Mühe und Abenteuerlust war und nichts mit dem heutigen Radsport mit Chemie und Technologie zu tun hatte. Am Tag der Eroica feiert man die wirkliche Sport-Kultur im Rahmen einer einmaligen KostümVeranstaltung, die immer mehr Freunde gewinnt. Wie durch Magie erwacht jener Radsport wieder zum Leben, der damals ganz Italien in zwei Lager teilte - die eine Hälfte für Coppi und die andere für Bartali und es kehren auch die wirklichen Radsportler wieder zurück mit Oldtimer-Fahrrädern, Stricktrikots und über der Schulter hängenden Schläuchen. Die Helden von heute haben aber keine berühmten Namen. Sie heißen Luciano Berruti, Ermes Leonardi, David Maddalena und sind Radsport-Begeisterte und Sammler. Sie radeln im 3. Jahrtausend, haben aber ein starkes Herz, das für alte Zeiten schlägt. Die Schotterstraßen des Chianti sind die Hauptdarsteller, ein Symbol für ein auf den Menschen zugeschnittenes Wegenetz und für ein für Rad-Liebhaber wirklich geeignetes Land. Bei der Eroica sind drei Routen vorgesehen, zwei davon ziemlich schwierig (200 und 145 km) für trainierte Radsportler, während es für die weniger trainierten eine Route von zirka 70 km gibt. Die Teilnehmer dürfen keine Mountain-Bikes oder “zeitgenössische” Straßenräder benutzen, da es sich hier um eine Veranstaltung mit “antiken” Rädern handelt, bei der die Radler sich auch in der Bekleidung an den Geist des Wettbewerbs halten. In der Gefolgschaft der “Helden” fährt eine Schlange mit Oldtimer-Autos und – Motorrädern. Im allgemeinen findet die Tour am letzten SeptemberWochenende statt in Übereinstimmung mit den traditionellen WeinleseFesten. Das Ereignis wird von einer Reihe ergänzender Veranstaltungen begleitet, wie einer Ausstellung von über 50 Jahre alten Fahrrädern und Photographien zum Thema eines noch heldenhaften Radsports, die das Ganze wesentlich bereichern und die Piazza von Gaiole in einen einladenden Treffpunkt verwandeln. Außerdem wurde in Zusammenarbeit mit der Associazione nazionale Città del Vino erst kürzlich die Idee einer Zwei-Tage-Veranstaltung, ganz im Zeichen des Radsports, sowie des Weines und allem, was an Typischem zur Erhaltung der an dieses Land gebundenen Traditionen zählt. Selbst bei der Eroica mitradeln oder nur zuschauen ist eine einmalige Gelegenheit. Informationen: Parco Ciclistico del Chianti, c/o Ufficio Turistico, Via Casabianca, 53013 Gaiole in Chianti; Tel. 0577 749411 Enrico Caracciolo INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 36 35 Pieve di Santa Maria Novella INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 37 Das Land des Schönen Parco Sculture del Chianti 36 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 38 Radda in Chianti ZEITGENÖSSISCHE KUNST Das Chianti-Gebiet, berühmt für seine geordneten Weinberge an den Hängen der Hügel, seine lose aufgeschichteten Grenzmauern, seine Olivenhaine und Zypressen wurde schon vor Jahren von großen Künstlern zur Heimat erkoren, wie dem amerikanischen Maler George d'Almeida, Leo Lionni, Maro Gorky - der Tochter des großen armenisch-amerikanischen Malers Arshile Gorky - und Matthew Spender, der –wie Bernardo Bertolucci erzählte“am Morgen das Land seines Hofes im Chianti bearbeitete und am Nachmittag sich in sein Scheunen-Studio zum Malen einschloß”. Künstler schon, aber nicht nur, auch wackere Verteidiger einer erdverbundenen Kultur, in der Lage “für die Qualität eines Weines, so rot und herb wie das während des Unabhängigkeitskrieges und in der Schlacht von Montaperti vergossene Blut” oder für den Schutz der Landschaft gegen bauliche Verunstaltungen zu kämpfen. Die Verbindung zwischen Kunst und Leben fasziniert und zieht andere illustre Gäste wie Sir Harold Acton an, der in seinen Erinnerungen an einen Sommer gesteht, daß er die Liebe zum Schönen entdeckt hat, “das Gesetz des Lebens, das das ganze Universum umspannt”, und zwar auf einer Fahrt auf der Staatstraße Nr. 408 von Siena nach Gaiole. Der schon etwas angestaubte Mythos des Chiantishire nimmt mit dem Roman des englischen Schriftstellers John Mortimer Summer's Lease, der zu einer von der BBC ausgestrahlten Krimi-Serie wurde, konkrete Formen an und nicht zuletzt auch durch den Film Io Ballo da sola von Bernardo Bertolucci, in dem das Leben eines berühmten Künstlerpaares erzählt wird, nur Kunst, Natur und Tafelfreuden, wo es an mondänen Festen in den prestige-reichsten Villen nicht fehlt, mit Teilnehmern wie Sir Alister, Markgraf von Londonderry, Tony Blair, Harold Acton und John Pope-Hennessy, dem ehemaligen 37 INT CHIANTI D 38 30-07-2009 16:48 Pagina 39 San Polo im Rosso Direktor des British Museum. Die Beziehung des Chianti-Gebietes zur zeitgenössischen Kunst geht zurück auf das Jahr 1959, als Graf Guido Chigi Saracini, der Begründer der Chigiana Musik-Akademie, Vico Consorti mit den Skulpturen für den Park der Villa in Castelnuovo Berardenga betraute. In dem von Agostino Fantastici zu Beginn des 19. Jh. entworfenen Park wollte der Graf eine autobiographische Erzählung realisieren, die seine Beziehung zur Musik von Chopin bis Boito widerspiegeln sollte. Auf diesem fruchtbaren Kulturboden gab es im Laufe der Jahre öffentliche und private Initiativen, bei denen viele Künstler beim Ausprobieren neuer kultureller Wege in diesem Territorium miteinander wetteiferten. Das ehrgeizigste Projekt, auch weil es die beiden geographischen Zonen des Chianti, nämlich die florentiner und die sieneser Seite vereint, ist die Rassegna Biennale di Arte Contemporanea Tusciaelecta (Ausstellung zeitgenössischer Kunst), die dieses Jahr zum vierten Mal stattfindet. An der Ausstellung sind mehrere Gemeinden beteiligt und sie steht unter dem Motto, “mögliche Modelle einer Neu-Definierung von Landschaft und Siedlungen durch das Aufstellen von Arbeiten zeitgenössischer Kunst im gesamten Gebiet zu finden”. Die von einem Verantwortlichen ausgewählten Künstler werden angehalten, das Land auszukundschaften, um “site specific”-Projekte auszuarbeiten, die dem Kontext und den Modalitäten des Genusses seitens eines eterogenen Publikums, bestehend aus Einwohnern, Touristen und Fachleuten Rechnung tragen müssen. Nicht nur Kunst und Natur, sondern vor allem Kunst für alle, Kunst die Denkanstöße geben soll, die zum Nachdenken über unmittelbar von einem durch den Menschen geformtes Territorium aufgeworfene Themen anregen soll - oder die den Großen wie den Kleinen Gelegenheit zum geselligen Beisammensein auf den gemeinsamen, von den Künstlern neu gestalteten Plätzen verschaffen soll. Seite an Seite mit der öffentlichen Hand arbeiten Privatpersonen, die voller Begeisterung in einem bereits mit Monumenten der Vergangenheit reich bestückten Land, wertvolle Gelegenheiten zum Entdecken der zeitgenössischen Kunst durch den ästhetischen Genuß der Kunstwerke und der Plätze bieten. Der Parco Sculture del Chianti (Bildhauerarbeiten), der auf Wunsch von Dott. Piero Giadrossi (Direktor) entstanden ist, besteht aus dreiundzwanzig Werken, die auf 13 Hektar Wald vor der alten Ziegelbrennerei von Pievasciata verteilt sind. INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 40 Die dreiundzwanzig Künstler wurden eingeladen, das Ausstellungsgelände zu inspizieren und “site specific”-Werke zu schaffen, um so eine direkte Beziehung zwischen dem Kunstwerk und dem Umland zu erzeugen. Auf einem Rundgang durch die typische Wald-Vegetation des sieneser Chianti begegnen uns oder versuchen sich vor uns zu verstecken, Einrichtungen und Skulpturen aus den verschiedensten Materialien: Eisen, Holz, Glas, Stein, Marmor, Stahl, Fiberglas etc. ... Unter anderem möchten wir auf “The Blue Bridge” der dänischen Künstlerin Ursula Reuter Christiansen, auf die große Skulptur aus Glas “Energy” des Griechen Costa Varotsos, oder “Rainbow Crash” von Federica Marangoni neben vielen anderen Werken von Künstlern aus der ganzen Welt hinweisen. Der Wunsch neue Möglichkeiten zu schaffen, um in den Genuß eines Landschafts-Kontextes zu gelangen und eine starke territoriale Wechselbeziehung herzustellen, sind die Grundlagen der ehrgeizigen, den Park betreffenden Projekte, der mit einem Besucher-Zentrum und einem Amphitheater für kulturelle Veranstaltungen im Freien und für zeitlich begrenzte Ausstellungen in Zusammenarbeit mit italienischen und ausländischen Museen und Zentren für moderne Kunst ausgestatten werden soll. Reines Mäzenatentum bieten die Eigentümer des Castello di Ama: unter der künstlerischen Leitung der Galleria Continua in San Gimignano, wird jedes Jahr, seit 2000, ein wichtiger Künstler von internationalem Ruf (in chronologischer Reihenfolge Pistoletto, Buren, Paolini) eingeladen, um in direktem Kontakt mit der Weinkultur ein permanentes Werk zu schaffen, welches den bereits nicht unerheblichen kunsthistorischen Schatz des Weingutes bereichern soll. Leonardo Scelfo Parco Sculture del Chianti 39 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 41 Veranstaltungen im Chianti-Gebiet 40 Die bäuerliche Gesellschaft, die sich von den Säften des Chianti-Landes nährte mit an erster Stelle dem Wein, der immer zum Feiern einlud, fand ihren Rhythmus im Ablauf der für die Landwirtschaft entscheidenden Jahreszeiten und in den stets wiederkehrenden religiösen Festen. So folgten auf Zeiten der Arbeit immer Zeiten der Ruhe und der Festlichkeiten. Jedes Dorf hatte seine Momente zur fröhlichen Geselligkeit und nicht nur mit Jahrmärkten und Kirchweihfesten, sondern auch mit Prozessionen, Gesängen, dem Hofieren der Mädchen und volkstümlichen Erzählungen. Auch heute noch bedeutet einer Prozession folgen, eine Musikkapelle begleiten, einen “Bruscello” (Rundgesang) singen oder im Freien sich an den guten Produkten der Erde ergötzen, das Zustandekommen von Volksfesten im gesamten Gebiet: Jahrmärkte, Feste, religiöse Feiern, an denen die Einwohner und auch viele ausländische, vom lokalen Enthusiasmus angesteckte Gäste teilnehmen. Neben den traditionellen Festen gibt es das Chianti Festival: ProsaTheater, Tanz, Musik, Figuren-Theater und musikalische Komödien. Das ist das Festival, das für zehn Tage Plätze und historische Zentren der Orte im sieneser Chianti mit nicht alltäglichen Produktionen überflutet, das Resultat eines Zusammentreffens internationaler Künstler mit lokalen künstlerischen Gegebenheiten. Auf diese Weise kommt es, daß das Chianti-Gebiet mit all seinen Tradition und seiner Identität vor allem auch durch jene Veranstaltungen das ganze Jahr über lebendig ist. INT CHIANTI D 30-07-2009 Chianti Festival Juli www.chiantifestival.com Chianti d’Autunno November www.chiantidautunno.it 16:48 Pagina 42 CASTELLINA IN CHIANTI Pfingsten Pfingssamstag und –sonntag Wassermelonen-Fest 24. August CASTELNUOVO BERARDENGA Bruscello di Castelnuovo Berardenga (Rundgesang) Juni Passato e Presente (Vergangenheit und Gegenwart) Casetta Ende August - Anfang September Fest des Luca Cava San Gusmè Mitte September La Rana d’Oro San Sano September Traubenfest Vagliagli September L’Eroica September Olivenöl-Fest Pianella November GAIOLE IN CHIANTI Mittelalterliches Fest Vertine September Fest in Barbischio September Bruschetta-Fest Monti September RADDA IN CHIANTI Radda nel Bicchiere Juni San Lorenzo-Fest Volpaia 10. August Festa del Perdono Letztes Wochenende im August 41 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 43 Um noch mehr zu erfahren 42 Kontakte und Adressen der “richtigen Türen”, an die man klopfen sollte, um nützliche Ideen und Hinweise vor der Abfahrt und während der Reise im Herzen des Chianti zu erfahren. INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 44 Informazioni Turistiche APT Siena Piazza del Campo 56 Tel. 0577 280551 Fax 0577 281041 www.terresiena.it [email protected] CASTELLINA IN CHIANTI Centro Servizi Turistici In Chianti Via Ferruccio 40 Tel. e Fax 0577 741392 [email protected] CASTELNUOVO BERARDENGA Ufficio Turistico Comunale Via del Chianti 61 Tel. e Fax 0577 355500 [email protected] Ufficio di accoglienza e informazionie turistica Loc. Acqua Borra Tel. 0577 365800 Fax 0577 364940 GAIOLE IN CHIANTI Informazioni Turistiche Via G. Galilei 11 Tel. e Fax 0577 749411 [email protected] RADDA IN CHIANTI Ufficio Informazioni Pro Loco Piazza Castello Tel. e Fax 0577 738494 [email protected] Dorf Vertine 43 INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 45 Eine Initiative des APT Siena und der Gemeinden von Castellina in Chianti Castelnuovo Berardenga Gaiole in Chianti Radda in Chianti Verlagsentwurf APT SIiena Verlagskoordinierung Luigina Benci Terre di Siena Texte Carlo Cambi Petra Carsetti Besonderer Dankt gilt Filippo Bartolotta Enrico Caracciolo Alessandro Falassi Leonardo Scelfo Übersetzung Monika Buchstaller-Brogi Photo Enrico Caracciolo, Bruno Bruchi, Archiv Rabatti e Domingie, Archiv Parco Sculture del Chianti Titelphoto Bruno Bruchi Druck Nidiaci Grafiche, San Gimignano INT CHIANTI D 30-07-2009 16:48 Pagina 46 80.000/2007 30-07-2009 16:27 Pagina 1 www.terresiena.it COP CHIANTI D PROVINCIA DI SIENA COMUNI DI CASTELLINA IN CHIANTI CASTELNUOVO BERARDENGA GAIOLE IN CHIANTI RADDA IN CHIANTI APT SIENA Via dei Termini 6 – 53100 Siena tel. +39 0577 42209 - fax +39 0577 281041 [email protected] www.terresiena.it chianti