reise- inspiratio nen • her bst 2014

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reise- inspiratio nen • her bst 2014
Indien/Himalaya
Reise-News
Spanien: Ibiza & Formentera Für Leib + Seele: Millstätter
Städteziel: Bratislava
See
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In dieser Ausgabe
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d
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Den Göttern so nah
Üb
Entdecken – Erleben – Genießen
REISE-INSPIRATIONEN • HERBST 2014
Indien/Himalaya
Titelthema: Indien/
Himalaya
Majestätische Berggipfel, heilige Flüsse, Tempel, Tiere und Menschen: In diesem Teil
Indiens scheint jeder
Ort und Moment von spiritueller Bedeutung zu sein.
... Seite 5
Nahziel: Ibiza & Formentera
Ist es möglich, eine Woche auf Ibiza zu verbringen, ohne einen Fuß in
einen Club zu setzen? Ein
Selbstversuch ...Seite 33
Tiefenentspannt...
Inhalt
Ausblick: Hidden Beach, Dimyaka Island,
Philippinen
Reise-News
Bildergeschichte: Am Fuße des Himalayas
Ananda in the Himalayas
Rishikesh: Supermarkt für Sinnsuchende
Reise-Literatur
Handgepäckkontrolle: Ellen Alpsten
Nahziel: Ibiza & Formentera
Reise-Markt
Hand & Fuß: Weinbauer, Griechenland
Städteziel: Bratislava
Was Kinder essen: Senegal
Für Leib + Seele: Millstätter See, Österreich
Städteziel: Bratislava
Flora & Fauna: Anemone & Anemonenfische
Die slowakische Hauptstadt ist ein Insidertipp für Nachhaltig reisen: Hotel Forsthofgut, Leogang
alle, die Spaß an etwas
Impressum & Redaktion
„Ostalgie“ haben. ...Seite 43
Titelbild
Für Leib + Seele:
Millstätter See, Österreich
Zahlreiche Gärten rund um
Kärntens wasserreichsten
See sind lohnenswerte Ziele im Sommer ...Seite 51
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Sadhu am Triveni Ghat
in Rishikesh
© Judith Hoppe
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Mein Sommer verlief bis jetzt so etwas von entspannt! Den Auftakt machte eine Reise an den Fuße
des Himalayas, nach Indien. Zeit für mich, Zeit für Yoga, Zeit, um Ayurveda kennenzulernen. In der Abgeschiedenheit des Hotels lässt sich prima der „ResetKnopf“ drücken. Und für Abenteuerlustige empfiehlt
sich ein Ausflug nach Rishikesh – nach dem bunten,
hektischen Treiben dort erscheint die Ruhe des Resorts umso kostbarer.
Auf Ibiza, der zu Unrecht als reine Partylocation verschrieenen Mittelmeerinsel, ging es zwar deutlich
aktiver aber dennoch nicht weniger entspannt zu.
Eine ungarisch-deutsch-rumänische Truppe von 30
sportversessenen Menschen hat sich von drei Trainern eine Woche lang gnadenlos durch ein muskelkaterbescherendes Fitnessprogramm scheuchen lassen. Als Belohnung für die Strapazen des Tages lockten zwischendrin schöne Strände zum Abhängen,
glasklares Wasser zum Abkühlen und Shopping-Exzesse bis zum Abwinken.
Im Vergleich dazu verbrachte unser Chefredakteur
adrenalinsteigernde Stunden in der slowakischen
Hauptstadt: Sowohl beim Abfeuern einer AK 47 in
einem Schießclub als auch auf dem Offroad-Parcours
eines deutschen Automobilherstellers ging es heiß
her.
Wir hoffen, dass der Sommer
noch zahlreiche entspannende und aufregende Momente für uns alle bereithält
und wünschen Ihnen inspirierende Lesestunden.
Herzlichst, Ihre
Herbst 2014 | Inhaltsverzeichnis
Ausblick
Text & Bild : Judith Hoppe
Die philippinische Insel Dimyaka Island misst gerade einmal 19 Hektar
(0,2 km2)Fläche. Sie liegt in der westlichen Provinz Palawan. Auf der Insel
befindet sich eine kleine Hotelanlage
mit gemütlichen Bungalows. Ein kleiner Wanderweg führt auf die Ostseite
an den einsamen „Hidden Beach“.
Robinson Crusoe-Feeling garantiert!
Unterkunft:
www.clubparadisepalawan.com
Kamera: Nikon D90
Objektiv: AF-S DX Nikkor 10-24mm f/3.5-4.5G
ED
Verschlusszeit: 1/400 • Blende: 13 • ISO 200
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Herbst 2014 | Ausblick: Dimyaka Island
+++Für Sie entdeckt+++Reise-News+++Für Sie entdeckt+++Reise-News+++
Amsterdam, Niederlande | Himmlische Rembrandt-Wochen
Jamtara Wilderness Camp eröffnet am 15. Oktober: Fünf Sterne unter Sternenhimmel
Als eines der höchsten Gebäude der
Niederlande bietet der Rembrandt Tower eine atemberaubende Aussicht auf
Amsterdam. Anlässlich des Todestags
von Rembrandt startet der Boardroom
ein einzigartiges „Kunst & Kulinarik“Event. Vom 22. September bis zum 4.
Oktober 2014 verwandeln sich die
Räumlichkeiten in der obersten Etage
des höchsten Gebäudes der Stadt in ein
Restaurant auf höchstem Niveau – im
doppelten Sinne: Sternekoch Wilco Berends wird in dieser Zeit inmitten einer
exklusiven Rembrandt-Sammlung erstklassige Gaumengenüsse vorbereiten. Die ausgestellten Werke stammen vom Rembrandt House Museum und umfassen auch ein bislang noch nicht öffentlich ausgestellten Sammlungsstück. Ein Kurator des Rembrandt
House Museum wird jeden Abend einen kurzen Vortrag zu den ausgestellten Sammlungsstücken halten. +++ www.rtboardroom.nl +++
Frühmorgens geht es los zur ersten Safari in den Pench Nationalpark, der
schon Rudyard Kipling zu seinem berühmtesten Werk, „Das Dschungelbuch“,
inspirierte. Natürlich hofft man darauf,
Shir Khans Nachfahren zu treffen, doch
Tiger sind nicht die einzigen, eindrucksvollen Tiere, die hier leben. In offenen
Jeeps halten die sachkundigen Begleiter Ausschau nach verschiedenen Hirscharten, Affen und Wildhunden. Unterwegs werden die Gäste mit einem
Frühstück-Picknick in freier Natur verwöhnt. Nachmittags geht es wieder auf
Safari-Tour oder man spaziert durch die
Teakholzwälder zum nächsten Dorf, um
das einfache, ländliche Leben Indiens
kennen zu lernen, oder nimmt an einem
Kochkurs der indischen Küche teil. Mit
einem „Sundowner“, dem klassischen
Cocktail zum Sonnenuntergang, wird in
den Feldern der lokalen Bauern der Abend begonnen, während die Kameras
die stimmungsvolle Umgebung einfangen. Am offenen Lagerfeuer klingt der
Tag zur Geräuschkulisse der nachtaktiven Tiere allmählich aus.
Kapstadt, Südafrika | Just married: Kapstadt‘s schönstes Flitterwochenhotel
Mit dem legendären Tafelberg, glitzernden
Ozean und dramatischen Bergen zählt Kapstadt zu den schönsten Städten der Welt.
Kein Wunder also, dass sich immer mehr Paare für eine Hochzeitsreise hierher entscheiden. Das 5-Sterne-Hotel Cape Grace an der
Victoria & Alfred Waterfront ist der perfekte
Rahmen für die Reise. Jedes der 120 Zimmer
und Suiten bietet einen atemberaubenden
Blick entweder auf Tafelberg , Signal Hill,
Waterfront oder den internationalen Yachthafen. Jedes Zimmer hat sein eigenes individuelles Dekor im eleganten kapholländischen Marinestil. Das Hotel verwöhnt Honeymooner mit einem „Special Moments“-Arrangement: Hochzeitsreisende erhalten an jedem Tag ihres Aufenthalts ein Geschenk vom Haus. Dieses reicht vom kostenlosen Flughafen-Transfer im Luxus-BMW bis hin zum romantischen Abendessen im Gourmetrestaurant ‚Signal‘, einer Paar-Massage im Cape Grace Spa sowie Champagner und Erdbeeren
im Zimmer und anderen kleinen Überraschungen. +++www.capegrace.com+++
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↑↑ © Rembrandt Tower Board Room↑ © Cape Grace Hotel.
Eine Entscheidung gilt es vor dem
Schlafen gehen noch zu treffen: Soll die
Nacht im Luxus- oder unter dem Himmelszelt verbracht werden? Beides hat
seinen Reiz. In der ersten Variante stehen stilvoll möblierte Unterkünfte mit
edlen Holzfußböden bereit. Die zweite,
abenteuerlichere Übernachtungsform
ist ein Himmelbett, das auf einem Holzplateau in freier Natur aufgebaut wird. – ein bisschen wie Mowgli seine Nächte verbracht hat, nur eben unter einem Moskitonetz. +++www.jamtarawilderness.com+++
© Jamtara Wilderness Camp, Mitte: Jamtara Wilderness Camp/Amit Sankhala
Herbst 2014 | Reise-News
Am Fusse des Himalayas
Der indische Bundesstaat Uttarakhand wurde im Jahr 2000 durch die Abspaltung von Uttar Pradesh gegründet. Der Name stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „nördliche Gegend“. Von vielen Punkten aus scheint die Grenze zu Tibet zum Greifen nah zu sein.
Text & Bilder: Judith Hoppe
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Blick über das Himalaya-Gebirge auf dem Weg zum Kunjapuri Tempel
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Grandiose Aussicht
Der Himalaya ist das höchste Gebirge der Welt – klar, dass man hier an jeder Ecke
grandiose Ausblicke genießen kann. Sei es auf die Terrassen, an denen der weltberühmte Himalaya-Basmati-Reis angebaut wird, auf die heilige Stadt Rishikesh
am Fuße des Ganges oder auf die sehr nahe liegende Grenze zu China und Tibet.
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Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Kunjapuri
Tempel
Der Kunjapuri-Tempel ist Sati, der Gattin von Lord Shiva gewidmet, die später als Parvati wieder geboren wurde. Der Tempel liegt auf
einem Plateau, circa 1.600 Meter hoch und bietet einen fantastischen Ausblick
auf das Himalaya-Gebirge.
Wer an einer Puja (religiöses Ehrerweisungsritual der Hindus) teilnehmen möchte, sollte im Innenhof des Tempels ein Tablett mit Opfergaben für die Götter erwerben und es dem Priester überreichen, der dann die Puja durchführt und anschließend alle Anwesenden mit dem „Tika“, einem mit rotem Pulverfarbe gemalten Punkt, segnet. Es markiert das „dritte Auge“.
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o.l.: Die Autorin im Tempel o.r.: Eingang zum Tempelinneren u.r.: Götter hinter Gittern. Im Kreis: Opfergaben
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Sivananda Ashram
Der bekannte Yoga-Meister Swami Sivananda Saraswati gründete im Jahr 1936
den Sivananda-Ashram in Rishikesh. In zahlreichen Büchern beschäftigte er sich
mit den Lehren des Hinduismus, des Yoga und des Vedanta. Seine Lehren beziehen sich hauptsächlich auf Yoga und den Devotionalien-Hinduismus.
Bis zum heutigen Tage lernen in diesem Ashram Menschen aus aller Welt Yoga
und die vom Sivananda-Ashram propagierte Philosophie, dass ein Leben nach
logischen Prinzipien zu einem friedvollen Geist und Leben führt.
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u.l.: Studium der Vedanta-Schriften o.r.: Philosophie des Ashrams. u.r.: Kostenlose Verköstigung der Bettler am Abend
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
sadhus
Im ursprünglichen Sinn sind Sadhus Menschen, die sich einem asketischen Leben verschrieben haben, sich von allem Weltlichen lossagen und sich in der vierten Phase des vedischen Ashrama-Systems befinden, in der man sich auf die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten vorbereitet.
Immer schon gab es Sadhus, die noch recht weltlich orientiert waren, verheiratet
waren und Familien gründeten. Mittlerweile ist die Grenze zu irdischen Annehmlichkeiten noch fließender geworden, ein Sadhu mit einem Smartphone in der
Hand oder einer ultramodernen Sonnenbrille auf der Nase keine Seltenheit. Und
auch die Vehemenz, mit der manche von ihnen Spenden für ihren Lebensunterhalt einfordern, will nicht so recht in das Bild passen, das sich viele Europäer von
den „heiligen Männern“ machen. So ist es insbesondere in der sowieso schon
reizüberflutenden Pilgerstadt Rishikesh mitunter gar nicht so leicht, die Heiligen
von den Scheinheiligen zu unterscheiden...
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Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Essen
findet man in Indien an jeder Straßenecke. Die Frische der angebotenen Waren
sowie ihre liebevolle, detailversessene Präsentation beeindruckend. So manches
Nahrungsangebot führt bei deutschen Besuchern jedoch auch zu leichten Heiterkeitsausbrüchen...
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Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Tiere!
Kommt ein Artikel über Indien ohne das Klischee der durch die Gassen laufenden Kühe und um Futter bettelnde Affen aus? Offensichtlich nicht. Dieser Anblick ist jedoch auch so einzigartig für westliche Augen, dass man nicht umhin
kann, immer wieder staunend stehenzubleiben und den Auslöser der Kamera
vehement zu betätigen.
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u.l.: Kuh im Eingang eines Tempels o.r.: Kuh an der Uferpromenade des Ganges in Rishikesh. u.r.: Affe im Ashram
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Transportunwesen
Viele Menschen, Tiere und Güter, die permanent von A nach B transportiert werden wollen, erfordern so manches Mal unkonventionelle Lösungen. Da verschafft man sich am besten erst einmal einen Überblick vom Dach des Autos,
während die Affen sich schon einmal die besten Plätze gesichert haben.
Leider hat sich auch in Indien die „Null-Promille-Grenze“ noch nicht durchgesetzt, im Gegenteil. So mahnt ein Straßenschild vor dem Fahren nach WhiskyGenuss.
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Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Ananda in the Himalayas:
Die Magie des Momentes genießen...
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Immer wieder trifft man im Hotel auf stilvolle Blütenarrangements
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Am Fuße des Himalaya-Gebirges schenken Yoga und Ayurveda verlorene Lebensqualität zurück
Text & Bilder: Judith Hoppe
Die Fahrt vom Flughafen in Dehradun
bis an die Pforte des Paradieses dauert
gerade einmal eine halbe Stunde. Dennoch schlägt auf der kurzen Strecke das
vermeintliche Chaos des indischen
Subkontinentes mit voller Wucht zu.
Kühe auf der Fahrbahn, überfüllte TukTuks und Reisebusse ohne Fenster,
Frauen, die Feuerholzreisig oder Wasser
auf dem Kopf zurück in ihr Dorf schleppen. Von der Ablage des Armaturenbrettes unseres Autos schaut mich eine
Miniatur des elefantenköpfigen Gottes
Ganesha an, der für Glück, Überwindung sämtlicher Hindernisse und von
Reisenden angebetet wird. Kaum ein
Klischee, das auf den paar Kilometern
nicht bedient würde. Dass Ganesha
seinen schützenden Rüssel über uns
hält, tut übrigens spätestens beim Erklimmen der steilen Haarnadelkurven
hinauf in den Himalaya bitter Not: Reinkarnationssüchtige LKW-Fahrer überholen Autos, die wiederum Motorräder überholen – und alles auf der uns
entgegenkommenden Fahrbahn, wäh-
rend unser komfortables SUV gefährlich nah an den Rande des Abgrundes
gedrängt wird. Aber Indien wäre nicht
Indien, wenn aus dieser sich für uns
brenzlig anmutenden Situation ein
ernsthaftes Problem ergeben würde.
Schon stehen wir vor dem schmiedeeisernen Tor des „Ananda in the Himalayas“, regelmäßig unter die Top-Spas der
Welt gewählt: Die Woche, in der ich
Körper, Geist und Seele wieder in Einklang bringen möchte, kann beginnen!
Die Umgebung ist hierfür perfekt. Auf
etwa 1.100 Meter Höhe am Fuße des
14 ↑ Statue des elefantenköpfigen Gottes Ganesha
Bunte Mischung aus Tieren und Autos auf der Straße
majestätischen Himalaya-Gebirges
liegt das ebenso majestätische Palastgelände des Maharadschas von Tehri
Garhwal. Der Blick schweift frei über
das Ganges-Tal hinunter nach Rishikesh, selbsternannte Hauptstadt des
Yoga, und zur anderen Seite zu den
Berggipfeln an der Grenze zu China.
Zunächst mache ich erst einmal das,
was auch schon Brad Pitt und Heidi
Klum hier getan haben! Die profanen
Klamotten ablegen und gegen einen
weißen, überirdisch weich fließenden
Pyjama ähnlichen Anzug eintauschen,
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
den man hier tragen soll, darf, aber
nicht muss. Abgesehen vom Tragekomfort entledigt man sich dank dieser Lösung der lästigen Frage, was man zum
Abendessen anziehen soll. Wer vorher
entsprechend weniger Kleidung in den
Koffer packt, hat so natürlich mehr
Spielraum, in Indien nach Herzenslust
die schönen Textilwaren einzukaufen...
Zunächst steht eine ärztliche Konsultation bei Dr. Mathew auf dem Programm. Er stellt einige Fragen zum Lebenswandel und Ernährung, Emotionen, medizinischen Problemen, dann
fühlt er meinen Puls mit drei Fingern,
verstärkt mal den Druck auf den einen,
dann auf den anderen Finger. Schließlich stellt er die Diagnose, welcher
„Dosha-Typ“ ich bin. Ergebnis: Pitta, mit
ein wenig Kapha vermischt. Für mich
heißt das im Klartext, ich soll möglichst
auf Kaffee und Alkohol verzichten, wenig Scharfes essen, dafür viel Rohkost
und Gemüse zu mir nehmen. Keinen
Kaffee? Dieser Mensch muss von allen
guten Geistern verlassen sein!
mich auf die Yogastellungen, die Asanas. Während ich mich gerade im „umgekehrten V“ befinde, tobt direkt neben mir ein Affe lautstark kreischend
an den Stufen vorbei, bleckt mit den
Zähnen, und ist so schnell wieder im
Gebüsch verschwunden, dass er auch
eine Fata Morgana hätte sein können.
Später, beim Mittagessen ist Manmohan im Service schon über meine Dosha-Konstitution informiert und bringt
mir zunächst zwei passende Getränke.
Als Vorspeise steht heute im WellnessMenü organisches Gemüse mit Frischkäse oder ein Rote-Beete-Salat mit Orangenscheiben zur Auswahl. Für ganz
figurbewusste Menschen wird zudem
noch die Kalorienzahl für jedes Gericht
auf der Karte genannt. Zum Hauptgang
geht es weiter mit Pfannkuchen aus
mehreren Getreidesorten, der mit
Wokgemüse und Fruchtsalat serviert
wird. Abends stehen neben den vege-
tarischen auch Fleisch- oder Fischgerichte zur Auswahl. Selbst auf den
Nachtisch muss bei der ayurvedischen
Ernährung nicht verzichtet werden:
Heute verwöhnt mich die Küche mit
einer Kokosnuss-Terrine auf einem
Spiegel von Passionsfrucht. Nach einigen Tagen bemerke ich, dass ich mich
nach jeder Mahlzeit völlig satt, aber
dennoch leicht und voller Energie fühle. Bis zur nächsten Mahlzeit kommt
kein Hungergefühl auf – ein geniales
Ernährungskonzept!
„Beim Kochen legen wir naturgemäß
hohen Wert auf organische Zutaten, die
noch dazu frisch, saisonal und möglichst
regional sein sollen,“ erklärt Küchenchef
Narendra wenig später beim ayurvedischen Kochkurs. Zu diesem Zweck betreibt das Ananda eine eigene Farm, von
der täglich frische Produkte in die Hotelküche geliefert werden. Nach Rishikesh kam der Herr über 30 Mitarbeiter
Aber ich lasse mich auf den Selbstversuch ein. Der nächste Tag beginnt mit
einer sanften Yogastunde für Anfänger.
Die Plastikbahnen zwischen den Säulen des Pavillons sind hochgerollt. Eine
sanfte Brise weht durch den Raum, aus
der Ferne ist das Hupen der LKWs auf
dem Weg hinunter nach Rishikesh zu
hören, aber mit der zunehmen gleichmäßiger werdenden Atmung blende
ich die Geräusche aus, konzentriere
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Küchenchef Narendra
Manmohan im Service hat immer ein Lächeln auf den Lippen
Ayurveda & Dosha
Im Ayurveda (das Wissen vom Leben,
traditionelle, indische Heilkunst) unterscheidet man die drei verschiedene
Körper-Konstitutionen, die im Idealfall
bei jedem Menschen im Gleichklang
sein sollten. Da erfahrungsgemäß jedoch eine Konstitution überwiegt, soll
man „sein“ Dosha mit entsprechender
Ernährung regulieren, um zu einer
besseren Harmonie für Körper und
Seele zu gelangen.
Vata: Versinnbildlicht die Bewegungsabläufe im Körper und steht für Veränderung und Leichtigkeit. Vata-Typen frieren schnell und neigen zu trockener Haut. Zum Ausgleich sollen
Vata-Typen viele warme und flüssige
Speisen wie Suppen zu sich nehmen.
Pitta: Steht für die Stoffwechselprozesse im Körper. Pitta-Typen neigen zu
Ungeduld und lieben den Aufenthalt
in der Natur. Pitta-Typen wird empfohlen, auf Saures und Scharfes zu verzichten und viel Sport zu treiben.
Kapha: Steht für Stabilität und Ernährung. Kapha-Typen neigen zu Übergewicht, Melancholie und sind schwer
aus der Ruhe zu bringen. Kapha-Typen sollen viel Blattegemüse und
scharfe Gewürze zu sich nehmen und
übermäßiges und zu häufiges Essen
vermeiden.
Eine Dosha-Diagnose sollte man immer von einem erfahrenen AyurvedaArzt durchführen lassen.
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
16 ↑↑ Die Küche führt Buch über die Doshas ↑ Rote-Beete-Salat
Dosha-Tee
Vorspeise mit gelben Linsen
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
in der Küche wegen der guten Luft und
des hervorragenden Schulsystems. „Ansonsten“, befindet er, „ist Rishikesh doch
etwas langweilig, nach 20 Uhr versinkt
die Stadt im Dornröschenschlaf.“ Hier
oben im Gebirge und der Abgeschiedenheit des Hotels ist mir das Nachtleben der Stadt unten am Ganges herz-
lich egal. Abends genieße ich die nun
angenehm abgekühlte Bergluft noch
etwas auf der Terrasse des Zimmers, lausche den Geräuschen der Tiere und lasse den Tag entspannt ausklingen.
Am nächsten Tag erwarten mich Liji
und Sini zur Abhyanga-Massage im
Spa-Bereich. Der Begriff stammt aus
Yoga
Während im Westen Yoga oft gleichgesetzt wird mit dem Praktizieren der körperlichen Übungen (Asanas), versteht man in Indien darunter die Harmonie von
Körper, Geist und Seele. Es werden zwei große Richtungen unterschieden: Das
vedische Yoga, bei dem der Fokus auf dem Geist liegt, sowie das Hatha Yoga, bei
dem es primär um körperliche und mentale Stärke geht. In der Hatha-Schule ist
man der Meinung, dass durch die Konzentration auf und die Verbesserung der
körperlichen Aspekte, der Geist automatisch folgen wird. Die hierzulande weit
verbreiteten, unterschiedlichen Yoga-Kurse sind Unterarten, die sich aus dem
Hatha-Yoga entwickelt haben.
Iyengar Yoga: körperbetontes Yoga, bei dem auch stützende Hilfsmittel wie Kissen und Schaumstoffblöcke eingesetzt werden.
Kundalini Yoga: Die Übungen erfolgen in dynamischen Bewegungsabläufen.
Mantras werden in die Unterrichtsstunden integriert. Am Ende der Stunde folgt
eine Meditation.
Ashtanga Yoga: Kraftvoller Yogastil, bei dem Asanas und Atemübungen (Pranayama) im Vordergrund. stehen, die synchronisiert durchgeführt werden sollen.
Bikram Yoga: Die Asanas werden in einem auf 40°C aufgeheizten Raum durchgeführt. Der Saunaeffekt soll die Entgiftung des Körpers bewirken, gilt aber auf
Grund des hohen Wasser- und Elektrolyte-Verlustes als nicht unumstritten. Je
nach körperlicher Konstitution kann es zu Muskelkrämpfen bis hin zum Kreislaufkollaps kommen.
Jivamukti Yoga: Bei dieser Variante werden physische, spirituelle und philosophische Aspekte vereint und positives Denken und gesunde Ernährung integriert.
Sivananda Yoga: Integriertes System. Begründet wurde diese Linie von Swami
Sivananda, der 1936 in Rishikesh das gleichnamige Ashram und die „Divine Life
Society“ gründete. Sivananda lehrte das „Yoga der Synthese“, das Elemente des
Hatha Yoga, Raja Yoga, Jnana Yoga, Karma-Yoga und Bhakti Yoga vereint.
17 Liji und Sini massieren vierhändig im Spa die Abhyanga-Massage
dem Sanskrit und bedeutet „Große
Einölung“ – kein Wunder also, dass ich
mich bereits nach kurzer Zeit relativ
mariniert fühle. Das erwärmte Pflanzenöl, das mit Kräutern versetzt wurde,
die auf mein Dosha abgestimmt sind,
wird von den beiden Therapeutinnen
synchron und vierhändig in meinen
Körper einmassiert. Allmählich fallen
mein Körper und Geist in eine Tiefenentspannung und der Alltagsstress
rückt in weite Ferne. Doch mit der Massage allein ist es für heute noch nicht
getan. Meinem Gesicht gönne ich die
„Himalayan Honey and Rose Facial“ Gesichtsbehandlung. Auf eine sanfte Massage mit Honig folgt eine Maske mit
kühlenden Gurkenscheiben, anschließend werden Sandelholz- und Rosenölen in die Haut eingearbeitet, die sie
erfrischen und regenerieren sowie mit
viel Feuchtigkeit versorgen sollen.
Kosmetikerin Sede verspricht mir, dass
für die nächsten 72 Stunden keine
Feuchtigkeitscrème mehr benötige,
sofern ich das Gesicht nur mit Wasser
wasche – und sie behält Recht!
Nach einigen Tagen ist mein europäischer Alltag in weite Ferne gerückt. Der
Tagesablauf im Ananda ist ein gleichmäßiger Fluss aus morgendlichen YogaÜbungen, hervorragendem und gesundem Essen sowie Spa-Behandlungen,
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
18 ↑↑ Der Palast des Maharajas ↑ Der Stier Nandi ist Reittier der Götter
Spa mit Pool
Im Spa grüßt Ganesha
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
die Körper und Seele gleichermaßen
gut tun, geworden. Hinzu kommt die
reine Bergluft und wer will, kann sich in
philosophischen Vedanta-Gesprächsstunden ein wenig mit dem amerikanischen Lehrer herumstreiten, der interessanterweise zur Harmonie von Körper, Geist und Seele eine ganz andere
These vertritt. Doch so tief möchte ich
in das indische Philosophie-System gar
nicht einsteigen, dazu müsste man
meiner Meinung nach schon mehrere
Monate in Indien verbringen.
Am letzten Abend freue ich mich vielmehr auf die Tanzvorführung der Kinder aus dem Waisenhaus „Ramanas Garden“, die vom Ananda unterstützt werden, nicht zuletzt durch ihre Auftritte
vor den Hotelgästen, für die sie angemessen entlohnt werden. Nicht alle
sind Waisen, einige wurden aus für Kinder nicht adäquate Umgebungen herausgeholt. Der Tanzunterricht, der zumeist von den Mädchen in Anspruch
genommen wird, ist somit nicht nur
eine mögliche Ausbildungsform, mit
der sie später ihren Lebensunterhalt
selber bestreiten können, sondern oft
auch Therapie, um die schlechten Erfahrungen die sie so früh machen mussten, zu bewältigen. Und so ist das Ananda in the Himalayas ein Ort, der auf
vielfältige Weise den Menschen, die
sich hier einfinden, einen Neuanfang
oder einfach ein Stück wiedergewonnen Lebensqualität schenkt – ein echtes, kleines Paradies eben!
19 Bei der Tanzdarbietung der Mädchen von „Ramana‘s Garden“ ist die Inbrunst deutlich zu spüren
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Rishikesh: Supermarkt für Sinnsuchende
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In der selbsternannten Hauptstadt des Yoga ist das spirituelle Angebot unüberschaubar
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Wer auf der Suche nach Erleuchtung ist, wird hier fündig – wenn er sich nicht ablenken lässt...
Text & Bilder: Judith Hoppe
Whoosh, whoosh, whoosh... die Gassen
von Rishikesh liegen noch halb im
Dämmerschlaf, während die Händler,
Tempelwächter und Hausfrauen anfangen, mit ihren Reisigbesen den Unrat auf der Straße zusammenzukehren
und in kleinen Häufchen am Straßenrand zu verbrennen. Das eintönige Geräusch des Fegens vermischt sich allmählich mit den Rufen der fliegenden
Händler und Garküchen, die beginnen,
ihre Waren anzupreisen: Die heilige
Stadt am Fuße des Himalaya-Gebirges,
von der aus die Pilger ihre Wanderungen zu den Quellen des Ganges-Flusses
starten, erwacht allmählich zum Leben.
Am Triveni Ghat, einem heiligen Badeort am Ufer des Ganges, tauchen die
ersten Inder in die Fluten ein. Hier
kommen drei wichtige Flüsse zusammen: der Ganges, der Yamuna und der
Saraswathi. Es heißt, wer an dieser Stelle ein Bad nimmt, wird von allen Sünden befreit und gelangt schneller zur
Erleuchtung. Zwischen den Badenden
hocken Frauen und bereiten Opfergaben zu, die die Menschen nach ihrer
Badezeremonie der Göttin Ganga, als
deren Personifizierung der Fluss gilt,
darbringen.
Die Sadhus, die hier die Nacht unter
freiem Himmel verbracht haben, lesen
Zeitung, diskutieren, kümmern sich um
ihr Frühstück oder starten den Tag mit
einer Morgenmeditation. Inzwischen
hat sich die Sonne über die Berggipfel
gekämpft und taucht den Fluss in ein
warmes, rot-goldenes Licht. Wer es vor
Sonnenaufgang schafft, an diesem
Platz zu sein, wird sich dem Zauber der
21 Morgendliches Reinigungsritual am Triveni Ghat in Rishikesh
Stimmung und des weichen Lichtes
nicht entziehen können. Diesen Moment sollte man gut festhalten, denn
schon kurz darauf gehen sie los, die
Hektik, der Lärm, die der Alltag und der
Straßenverkehr in Indien jeden Tag aufs
Neue unweigerlich mit sich bringt.
Fast am anderen Ende der kleinen
Stadt und auf dem gegenüberliegenden Flussufer liegt der Trayambakeshwar Tempel. Auf dreizehn Etagen
werden die verschiedenen Gottheiten
und ihre Reinkarnationen in nischenähnlichen Abteilen verehrt. Von den
oberen Etagen bietet sich ein fantastiHerbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
22 ↑↑ Opfergaben ↑ Statue der Göttin Ganga im Fluss
Ein Hund sucht nach Futter
Götterstatuen unter einem Baum
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
scher Ausblick über Rishikesh, den
Ganges und die sich dahinter erhebende Hügelkette des Himalayas. Ausländische Besucher sind im Tempel jederzeit willkommen, wer jedoch die
verschiedenen hinduistischen Götterformen wirklich verstehen will, sollte
einen lokalen Führer zu Hilfe nehmen.
Tempel dürfen übrigens nicht mit
Schuhen betreten werden. Gegen einen kleinen Obulus werden am Eingang die Schuhe verwahrt. Da der Trayambakeshwar Tempel auch viele
Hunde anzieht, die hier geduldet werden, ist man gut damit beraten, zu
schauen, wohin man tritt. Vom Tempel
läuft man etwa zwei Kilometer in das
„Stadtzentrum“ von Rishikesh. Der Weg
führt zunächst entlang einer Straße mit
23 ↑↑ Der Trayambakeshwar Tempel ↑ Blick auf die Laxman Jhula Brücke
Blick auf das Himalaya-Gebirge
Läden und zahlreichen Restaurants, die
wenig originell mit „Blick auf den Ganges“ werben – ein Besuch und das Genießen der Aussicht lohnt sich trotzdem – und dann die Wahl lässt zwischen einem Weg weitere durch das
Gewusel der Straße oder abseits der
Pfade. Der gemütliche Spaziergang
entlang des Flussufers führt durch eine
Gegend mit fast dörflichem Charakter.
Ein Pferd grast zwischen auf trockenem
Lehmböden wachsenden Büschen
nach ein paar saftigen Blattspitzen, vor
dem Eingang zu einem Tempel liegen
auf einer Art Dorfplatz Kühe angepflockt im Schatten und dösen vor sich
hin. Von hier führt der Weg allmählich
in das geistige Zentrum der selbst ernannter „Welthauptstadt des Yoga“.
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Swarg Ashram ist quasi das Herz der
spirituellen Gemeinde. Hier befindet
sich ein Ashram neben dem anderen,
durchmischt mit Tempeln und Stufen
hinunter zum Ganges, die für Badezeremonien, Fähranlegestellen und die
abendlichen Blumen- und Lichterzeremonien genutzt werden.
Zeit zu Frühstücken! Das Chotiwala gilt
als Institution. Es ist berühmt für seine
Thalis, doch auch ein köstlich-pikantes
Masala Dosa – ein mit einer Kartoffelfüllung versehener Pfannekuchen – ist
eines der empfehlenswerten Gerichte
hier. Wem neben der Yogaausbildung
in Rishikesh noch der Sinn nach weite-
ren, authentischen indischen Erfahrungen steht, dem sei ein Kurs in der
Bhuwan Music School in der Nähe der
Brücke Ram Jhula empfohlen. Unter
der Leitung des bekannten Sitaristen
Bhuwan Chandra kann man neben
Kursen für die Sitar und Mohan-Vina
(Saiteninstrumente) auch Tabla (Schlaginstrument), Pakhawaj (indische Trommel), Flöte, Violine, Percussion, sowie
Mantrasingen und Tanz erlernen. Für
westliche Körper empfiehlt sich bei Buchung eines Sitar-Kurses jedoch unbedingt die gleichzeitige oder besser vorherige Belegung eines Yoga-Kurses –
die Sitzhaltung ist doch recht gewöhnungsbedürftig und führt bei Ungeüb-
ten binnen kürzester Zeit zu Kribbeln
im Bein oder sogar Muskelkrämpfen...
Der allmählich zunehmenden Hitze und
Schwüle des Tages entflieht man am
Besten durch den Besuch eines der zahlreichen Cafés oder Teestuben, die von
der überdachten Ladenpassage am
Swarg Ashram aus schattige Plätze und
als Bonus einen tollen Blick auf den
Ganges anbieten. Hier reiht sich auch
ein Laden an den anderen. Von Miniatur-Ganeshas oder -Lakshmis über Armbänder bis hin zu schönen und günstigen Pashmina-Schals, Hemden und die
lässige und praktische Kombination
aus Kameez (kaftanartiges Oberteil),
Salwar (Pumphose) und Dupatta (breiter Schal) bekommt man hier alles. Lei24 ↑ Bhuwan Chandra unterrichtet Sitar
Die Autorin im Selbstversuch
Bhuwan‘s deutsche Ehefrau, Bhavani
der ist in vielen der Läden das Feilschen um den Preis, das so viel Spaß
macht, nicht mehr gern gesehen, immer öfter verweisen die Ladenbesitzer
auf Schilder mit dem Hinweis „Fixed
price“, also Festpreise. Das schmälert
dennoch das Erfolgserlebnis nicht, sind
die Preise doch immer noch weitaus
günstiger als hierzulande.
Tröt, tröt, tröt.... das heiser klingende
Hupen der dreirädrigen Tuk-Tuks, die
sich entlang der Uferseite von Rishikesh, durch die tief stehende Sonne
schieben, ist nur ein winziges Element
in der Attacke auf sämtliche Sinne, die
die Stadt am Ganges allabendlich zu
bieten hat. Es ist nun laut, heiß, die weniger geistigen Sadhus mutieren teilHerbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
25 ↑↑ + ↑ Frühstück im Chotiwala mit Thali
Ob es im Aggarwal House wohl freie Zimmer gibt?
„Dorfplatz“ vor Tempel
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
weise zu rabiaten Bettlern, dreiste Affen
halten Ausschau nach offenen Rucksäcken, aus denen sie Leckerbissen entwenden können und die fliegenden
Händler bieten hartnäckig „Bindis zum
Malen“ an, egal wie oft der Kopf geschüttelt oder ein Nein erwidert wird.
Doch bevor sich der Moment verstärkt,
in dem Indien als bisweilen anstrengendes Reiseland empfunden werden
mag, bietet Rishikesh Linderung: Mit
der Ganga Aarti wird quasi die Happy
Hour der Spiritualität eingeläutet und
jeder ist eingeladen, mitzumachen!
An den Treppen hinunter zum Ganges
vor dem Parmarth Niketan Ashram hat
sich bereits eine große Gruppe gelbgewandeter, junger Männer niedergelassen. Instrumente werden gestimmt,
es wird getuschelt, Neuankömmlinge
mit einem freundlichen Lächeln eingeladen, Platz zu nehmen. Rasch wird es
voll, die Sonne brennt noch immer unerbittlich auf den Planeten herab, doch
die offene und herzliche Atmosphäre
unter den hier versammelten Menschen lässt einen Durst und Hitzewallungen schnell vergessen. Kurz darauf
beginnt die Blumenzeremonie, begleitet von den melodischen Gesängen
und den Klängen des Harmoniums. Ob
man der Bedeutung der Gesten und
der gesungenen Mantras folgen kann,
ist eigentlich unerheblich. Sicher ist,
dass die Stimmung, dass der Funke überspringt und einen gefangen nimmt,
insbesondere wenn beim „Hare
Krishna“ wirklich jeder in den Refrain
einstimmt und der mehrstimmige Gesang über das Ufer des Ganges zur anderen Talseite getragen wird. Am Ende
werden Öllampen entzündet, in kreisenden Bewegungen der Flussgöttin
damit gehuldigt und schon greifen die
Hände des Nachbarn dann doch etwas
ungeduldig nach der Lampe. Für viele
der Inder, die hierher kommen, ist es die
einzige Gelegenheit in ihrem Leben
und die Teilnahme an der
Ganga Aarti mit einer
der Hauptgründe für
die Reise. Kaum ist
das letzte „Om“
verklungen,
löst sich die
Menschenansammlung
rasch auf.
Wie durch
ein Wunder
finden sämtliche Schuhe zu
ihren Besitzern
zurück, die fliegenden Händler am
Straßenrand hoffen auf
das letzte Geschäft des Tages, die Kühe in den Gassen
durchforsten noch einmal die Straßenabfälle, der Mond steigt am Himmel
auf, glitzert auf der gemächlich dahinfließenden Oberfläche des Flusses und
allmählich kehrt Ruhe ein. Wer hier und
heute den Sinn seines Lebens noch
nicht gefunden hat, darf sich dennoch
getrost dem Schlaf hingeben: Morgen
ist schließlich auch noch ein Tag!
26 Die Schüler aus dem Parmarth Niketan Ashram bestreiten allabendlich die Ganga Aarti, die Lichter- und Blumenzeremonie
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
27 ↑ Inbrünstige Anteilnahme
Ein Friedenswunsch
Manche Menschen beginnen spontan zu tanzen
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Infobox Indien/Uttarakhand
Quadratkilometern ist Uttarakhand etwas größer als das deutsche Bundesland Niedersachsen. Hauptstadt ist
Dehradun, die Amtssprache ist Hindi.
Der Name Uttarakhand stammt aus
dem Sanskrit und bedeutet ebenso wie
der alte Name Uttaranchal „nördliche
Gegend“.
Das Terrain Uttarakhands erstreckt sich
von der Gangesebene im Süden über
die Ausläufer des Himalayas bis ins
Hochgebirge mit dem Nanda Devi
(7.816 Meter), dem höchsten vollständig auf seinem Territorium liegenden
Berg Indiens. Zum Bundesstaat zählen
die beiden Bergregionen Garhwal im
Westen und Kumaon im Osten, sowie
ein schmaler Streifen der Gangesebene
im Süden. In den Bergen Garhwals befinden sich die als heilig verehrten Quellen der Flüsse Ganges und Yamuna.
Wegen des gebirgigen Terrains ist Uttarakhand recht dünn besiedelt: Die Bevölkerungsdichte beträgt mit 189 Einwohnern pro Quadratkilometer nur die
Hälfte des gesamtindischen Durchschnitts von 382 Einwohner pro Quadratkilometer.
Klima & beste Reisezeit:
Allgemeine Infos zu Uttarakhand:
Lage:
Uttarakhand liegt im Himalaya im Norden Indiens und wurde im Jahr 2000
durch Abspaltung vom heutigen Nach28
barstaat Uttar Pradesh gegründet. Im
Nordwesten grenzt Uttarakhand an
den Bundesstaat Himachal Pradesh. Im
Nordosten liegt die Grenze zu Tibet
(Volksrepublik China), im Osten die zu
Nepal. Mit einer Fläche von 53.484
In Abhängigkeit der unterschiedlichen
Höhenlagen hat Uttarakhand verschiedene Klimazonen. Sie reichen von tropischen Zonen an den südlichen Hängen der Berge bis zu polarem Klima in
den Klimazonen des Hochgebirges. In
Rishikesh kann es unangenehm heiß
werden bei hoher Luftfeuchtigkeit. In
den heißesten Monaten, Mai und Juni,
klettert die Quecksilbersäule tagsüber
auf etwas über 40°C, die Nächte bringen mit durchschnittlich 26-28°C kaum
Abkühlung. In den Wintermonaten fallen die Temperaturen nachts auf ca.
8°C, tagsüber liegen sie dann immer
noch bei um die 20°C.
Das Klima im Ananda in the Himalayas
ist im Sommer dank der erhöhten Berglage stets etwas angenehmer, zudem
weht hier oft ein leichter Wind, so dass
man abends im Freien einen leichten
Pashmina-Schal dabeihaben sollte.
Anreise:
Mehrere Fluglinien verbinden die deutschen Flughäfen mit Delhi. Da die Flüge
hier in der Regel spät abends oder
nachts ankommen, muss man mit einer
Übernachtung in Delhi rechnen. Am
Flughafen gibt es ein gutes Flughafenhotel. Weiterflug zum Beisipiel mit Jet
Airways oder Spice Jet nach Dehradun
(Achtung – teilweise Gepäckbegrenzung auf 15 kg!). Von hier mit dem Auto
ca. 45 Minuten in das Ananda in the
Himalayas oder nach Rishikesh.
Einreisebestimmungen:
Deutsche Staatsbürger benötigen für
die Einreise nach Indien ein Visum, das
vorab in Deutschland beantragt werden muss. Weitere Infos auf den Seiten
der indischen Botschaft in Deutschland
unter www.indianembassy.de
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
Infobox Indien/Uttarakhand
Währung: Indische Rupie (: INR)
100 INR ca. 1,22 € (Stand Juli 2014). Die
indische Währung darf weder ein- noch
ausgeführt werden. Am Besten direkt
am Flughafen bei der Ankunft ein wenig Geld wechseln und dann später im
Hotel oder in der Stadt in einer Wechselstube den Rest eintauschen.
Strom & Netzstecker:
230 V, 50 Hz, meistens dreipolige Stecker der alten britischen Norm.
Unterkunft
Ananda in the Himalayas
Das Ananda liegt auf ca. 1.100 Meter
Höhe oberhalb des kleinen Dörfchens
Narendra Nagar, das 1895 vom Maharajah Narendra Shah gegründet wurde,
als er die Hauptstadt von Tehri in eine
schöner gelegene Gegend verlegte. Im
gleichen Jahr wurde der Palast erbaut,
der heute die Besucher als erstes Gebäude auf dem weitläufigen Gelände
begrüßt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Narendra Nagar zum beliebten Aufenthaltsort des britischen
Vizekönigs. Das Anwesen wurde daher
um den „Vice Regal Palace“ erweitert,
der dann dem Vizekönig und seiner Familie bei ihren Besuchen als Residenz
diente. In dem Palast befindet sich heute die Rezeption sowie der Billiard-Raum
des Maharajas, in dem nach eigenen
Angaben der mit mehr als 100 Jahren
älteste Billiard-Tisch Indiens steht.
29
Das Ananda in the Himalayas wurde
2005 und 2012 zum „World’s No. 1 Spa
Retreat“ gewählt. 2006, 2007 und 2008
erhielt es in dieser Kategorie den zweiten Preis. Damit ist es das einzige Hotel,
das sich seit 2005 unter den ersten drei
Plätzen der Rangfolge befindet.
Im Hotel gibt es 70 Zimmer, fünf Suiten
und drei Villen. Die 45 qm großen
Zimmer verfügen über einen eigenen
Balkon mit unvergesslichem Blick auf
das Ganges-Tal und das Gebirge. Im
Spa erwarten den Gast auf ca. 2.200
qm Fläche in 25 luxuriösen Behandlungsräumen vielfältige Entgiftungs-,
Verjüngungs- und Entspannungstherapien ayurvedischen Ursprungs, kombiniert mit Anwendungen aus Europa
und Thailand. Das Hydrotherapie-Zentrum mit Sauna, Dampfbad und Whirlpool sorgt zudem für Erholung.
The Palace Estate
Narendra Nagar Tehri - Garhwal
Uttaranchal - 249175
Tel.: +91-124-4516650
[email protected]
www.anandaspa.com
Reiseveranstalter
Mercury Travels
Büro Hamburg:
Herr Hans Köhler
Tel.: +49-40-2275 6337
Tel. mobil: +49-177-6022 706
[email protected]
Büro Frankfurt:
Herr A.K. Ravi
Tel.: +49-69-51-2620
Tel. mobil: +49-173-8020357
[email protected]
www.mercurytravels.co.in
Aktivitiäten in Rishikesh
Divine Life Society/Sivananda Ashram
Yogakurse
Tel.: +91-135-2430040
[email protected]
www.sivanandaonline.org
Parmarth Niketan Ashram
Täglich zum Sonnenuntergang Ganga
Aarti (Lichterzeremonie mit Gesängen)
Einmal pro Jahr Internationales Yogafestival, nächster Termin: 1.-7. März 2015
Tel.: +91-135-2434301
[email protected]
http://www.parmarth.com
Bhuwan Music School
Bietet Musik- und Yogaunterricht sowie
Yogalehrerausbildung an und organisiert das kostenlose Yoga & Musikfestival. Nächster Termin: November 2014
Tel.: +91-941-2029817
[email protected]
www.bhuwanchandra.com
Essen & Trinken in Rishikesh
Chotiwala
Einfaches, authentisches indisches Essen, schon zum Frühstück geöffnet
Swarg Ashram
Tel.: +91-135-2432970
www.chotiwala.com
The Office
Swarg Ashram
Kleines Restaurant/Café, das fantastischen Chai (Gewürztee) serviert und
legendär für seine Samosas ist. Winziger Balkon mit Blick auf den Ganges.
Little Buddha Café
Lakshman Jula
Beliebtes Café-Restaurant, das irgendwie an ein Baumhaus erinnert mit fantastischem Blick über den Ganges.
[email protected]
http://littlebuddhacafe.in/
Gut zu wissen
• Rishikesh gilt als heilige Stadt, deshalb werden in den Restaurants ausschließlich vegetarische Gerichte serviert und kein Alkohol ausgeschenkt.
• Der Austausch von Zärtlichkeiten in
der Öffentlichkeit zwischen Mann
und Frau gilt als unschicklich – auch
als Tourist sollte man das beherzigen.
• Schuhe werden am Eingang von Tempeln, Privathäusern und Moscheen
ausgezogen.
• Wenn Sie mit Indern essen und kein
Besteck gereicht wird, essen Sie mit
der rechten Hand, die linke gilt als
unrein.
Herbst 2014 | Titelthema: Indien/Himalaya
+++Für Sie entdeckt+++Reise-Literatur+++Für Sie entdeckt+++Reise-Litera
Mallorca‘s schönste Seiten: Ein Reisebuch-Magazin
Bangalore Masala: Ein Länderkrimi aus Indien
Mallorca hat weit mehr zu bieten als Sonne, Strand und Ballermann. „Mallorcas schönste
Seiten“ zeigt idyllische Traumstrände, an denen man selbst im Sommer noch unter sich
ist ebenso wie den Szenebeach mit Chiringuito-Bar und Remmidemmi, das quirlige
Palma mit seiner grandiosen Altstadt und unzähligen Geschäften sowie außergewöhnliche Wander- und Ausflugstipps. Selbst eingefleischte Mallorca-Kenner bekommen bei
den nahezu 80 Restaurant-Tipps von der Landesküche im Steinbruch bis zum Sternerestaurant Appetit. Ausführlich werden jahrhundertealte Sehenswürdigkeiten ebenso
wie Ausstellungen zeitgenössischer Künstler wie Anselm Kiefer oder Tony Cragg vorgestellt. Das Reisemagazin überzeugt durch opulente, bildgewaltige Farbfotografien und
eine konsequente Praxisorientierung. Alle Tourenvorschläge, Strand- und Einkaufstipps,
Restaurant-, Hotel- und Beachclub-Empfehlungen wurden detailgetreu recherchiert
und werden mit Öffnungszeiten, Telefonnummern und Anfahrtskarten präsentiert.
Ein skrupelloser Plan, getrieben von Korruption, und eine junge Journalistin im Zwiespalt zwischen indischer Tradition und Moderne Die ehrgeizige Journalistin Anjali
Mathur lebt in der indischen Millionenstadt Bangalore, dem „Silicon Valley“ Indiens. Als
alleinerziehende und berufstätige Mutter ist sie eine exotische Ausnahmeerscheinung
in der traditionellen Kultur ihres Heimatlandes. Ihr Leben ist geprägt vom täglichen
Spagat zwischen den tief verwurzelten hinduistischen Traditionen und dem modernen
Indien. Gemeinsam mit der Aktivistengruppe „Action Green“ kämpft Anjali gegen das
wirtschaftliche und politische Großprojekt ISTO, dessen Initiatoren ein riesiges Gebiet
geschützten Dschungels mit Skrupellosigkeit und Korruption in Bauland für einen gigantischen Technologiepark umgewandelt haben. Je näher sie bei ihren Recherchen
den Machenschaften der ISTO kommt, desto größer wird die Bedrohung für ihr eigenes
Leben. Als ihr dann noch ein entscheidendes Beweisstück in die Hände fällt, wird sie
endgültig zur Zielscheibe – und ahnt dabei noch nicht, dass ihr das Wichtigste in ihrem
Leben genommen werden wird. Bangalore Masala erzählt die Geschichte einer jungen,
indischen Frau im Kampf gegen ein korruptes System, das weder Ehre noch Menschenleben achtet, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Unsere Meinung:
Selbst wer glaubt, schon alles über Mallorca zu wissen, wird hier noch eines Besseren
belehrt. Insbesondere die außergewöhnlichen „Erlebnistipps“ wie beispielsweise die
Weinprobe bei Jazzmusik, ein Wochenende Oliven pflücken, die Exkursion zu
den Mönchsgeiern oder mallorquinisch
kochen wie im Mittelalter sucht man in
der einschlägigen Mallorca-Literatur
andernortens meist vergeblich. Und
auch die Restaurant-Tipps gehen weit
über die altbekannten Klassiker und
neumodischen „In-Tempel“ hinaus. Einziger Wermutstropfen: Das Gewicht ist
nicht gerade handtaschen-tauglich.
Hier wäre eine digitale Umsetzung als
App für iPhone oder iPad noch das
Tüpfelchen auf dem i!
Mallorca‘s Schönste Seiten
München Süd Verlag
Herausgeber: Stefan Loiperdinger
www.mallorcas-schoenste-seiten.de
Preis: 14,80 € [D], € 15,50 [A], sFr 22,00
[CH]
30
Unsere Meinung:
Endlich mal ein spannendes Buch als Begleitlektüre für die Reise nach Indien, das ohne die ewigen Klischees von Maharajas und BollywoodKitsch auskommt! Nebenbei lernt man bei der
Lektüre den Alltag, moderner, indischer Frauen
kennen und fiebert mit bei Anjalis Kampf für die
Gerechtigkeit. Außer der guten Unterhaltung
bietet das Buch einen realistischen Einblick in
die Probleme, die das immense Wirtschaftswachstum in Indien mit sich bringt und die
Gratwanderung zwischen dem verständlichen
Wunsch nach Fortschritt und dem Erhalt der natürlichen Ressourcen.
Bangalore Masala | Auch als e-book erhältlich
Conbook-Verlag: www.conbook-verlag.de
Autorin: Karin Kaiser
1. Auflage (4/2014)
ISBN 978-3-943176-64-3
Preis: € 12,95 [D], € 13,40 [A], sFr 18,90 [CH]
Herbst 2014 | Reise-Literatur
Handgepäckkontrolle!
Ellen Alpsten, Autorin
Text/Interview: Judith Hoppe
31
Die in Kenia geborene Schriftstellerin lebt und arbeitet heute in London.
Herbst 2014 | Handgepäckkontrolle: Ellen Alpsten
In dieser Rubrik schauen wir Menschen, die viel unterwegs sind, ganz ungeniert ins Handgepäck. Womit reist Mann/Frau heute, was ist unverzichtbar und welch skurrilen Geheimnisse verbergen die Taschen in sich...? Wir wollen es wissen! Für die aktuelle Ausgabe packte Bestseller-Autorin Ellen Alpsten ihre Handtasche für uns aus.
Und die barg so manche Überraschung in sich...
1
Ellen Alpsten wurde 1971 in Kenia als Tochter eines Tierarztes und einer Lehrerin
geboren. Sie machte nach der Rückkehr der Familie nach Deutschland Abitur, studierte erst in Köln, später in Paris, Jura, Politik, Philosophie und Wirtschaft. Heute lebt
und arbeitet Ellen Alpsten mit ihrem Mann und drei Söhnen in London, wo sie als
freie Schriftstellerin und Journalistin tätig ist. Im Juni erschienen gleich zwei Jugendbücher von ihr: „Vincelot und der Geist von Drachenfels“ sowie „Colours of Africa“. Der in Kenia spielende Roman „Die Schwestern der roten Sonne“ war der erste
zeitgenössische Roman von Ellen Alpsten.
2
4+5
3
7
9
13
Colours of Africa
Kenia – das ist für Ava eine Explosion von Farben, Musik und Gefühlen. Seit ihrem
12
ersten Praktikumstag bei einer Hilfsorganisation schwankt sie ständig zwischen den
8
Extremen. Tagsüber arbeitet sie bei einer Initiative, die Kindern im Slum von Nairobi
Kunst näher bringen will, und abends stürzt sie sich in das pulsierende Nachtleben
11
10
der kenianischen Hauptstadt. Dabei lernt sie den charmanten James Cecil kennen,
der ihr als Sohn eines reichen Großgrundbesitzers eine völlig neue und dekadente
Welt eröffnet. Gleichzeitig bemerkt sie aber, dass sie sich auch zu ihrem Teamleiter
Reise-Inspirationen: Ellen, dann lass mal bitte sehen, was Du so dabei hast? Mats hingezogen fühlt. Schon bald sitzt Ava zwischen allen Stühlen und muss sich
Ellen Alpsten: Ein ziemliches Sammelsurium, aber jedes Teil hat eine Geschichte... entscheiden, zu wem und wohin sie wirklich gehört. ISBN 978-3-649-61703-7
6
1. Sweatshirt
Das Yogatonic-Shirt, entworfen von meiner Freundin Patricia Schaffa, hält mich auf
Langstreckenflügen schön warm. www.yogatonic.de
2. Hut
Mit dem Hut hat mein Vater in den 1970-er Jahren in Afrika schon Büffel geschossen.
3. Adapter
Damit bin ich überall gut vernetzt.
4. Reiseführer
Den Footprint-Guide „Indian Himalaya“ habe ich dabei, damit ich immer weiß, wo es
das beste Lassi gibt. ISBN 978-1907263880
5. Samenhülsen
Das sind Mitbringsel für meine Söhne aus Indien.
6. Notizbuch
Ein Moleskine für meine Ideen von Krug, meinem Lieblings-Champagner.
7. Sonnenbrille
Im Flugzeug habe ich natürlich nur die Original-Pilotenbrille dabei!
32 ↑ Ganz schön buntes Innenleben, in der Tasche von Frau Alpsten! © Judith Hoppe
8. Visitenkarten
Die dürfen natürlich nie in meiner Handtasche fehlen!
9. Lippenstift
Noch aus meiner Zeit als TV-Moderatorin bin ich der Kosmetikmarke MAC
treu.
10. Schlüsselbund
An meinem Schlüsselbund befinden sich Erinnerungen an Wien, Paris
und natürlich Kenia.
11. Sonnencrème
mit Lichtschutzfaktor 50, für meine helle Haut.
12. Handcrème
von Occitane ist die perfekte erste Hilfe bei rauen Händen.
13. Die Handtasche
sieht ja aus wie eine Birkin-Bag, ich habe sie aber aus einem englischen
Charity Shop!
Herbst 2014 | Handgepäckkontrolle: Ellen Alpsten
Ibiza & Formentera:
Schöne Strände, schöne Menschen,
schöne Märkte
33 Platja de ses Illetes, Strand, auf Formentera © Judith Hoppe
Herbst 2014 | Nahziel: Ibiza & Formentera
Ist es möglich, eine Woche auf Ibiza zu verbringen, ohne einen Fuß in einen Club oder „Chill-outCafé“ zu setzen? Ein Selbstversuch
Text & Bilder: Judith Hoppe
Als eingefleischter Mallorca-Fan war ich
zugegebenermaßen skeptisch, als ich
von meinem Personal Trainer Toni Nemeth die Einladung zu einer Sportwoche auf Ibiza erhielt. Ich sah mich
schon umringt von jungen, partywütigen Girlies, die nach den mehrstündigen Workouts am Tag nachts die Clubszene der als heißen Partylocation verschrieenen „weißen Insel“ unsicher machen wollten und mich insgeheim mitleidig belächeln würden, weil ich mich
zu müde und zu alt fühlen würde, um
da mitzuhalten. Irgendwann siegte die
Neugier und der Wunsch, den Körper
mal wieder so richtig herauszufordern,
an seine Grenzen zu bringen. Und insgeheim hoffte ich natürlich, dass Ibiza –
ähnlich wie Mallorca nicht nur aus dem
Ballermann besteht – auch schöne, ruhige Ecken hat, in denen von der Clubszene weit und breit nichts zu sehen
sein würde.
Nun stehe ich also an einem Sonntag
morgen leicht übermüdet am Flugha-
34 ↑ Morgendlicher Auftakt: die Yogastunden...
fen von Ibiza und beäuge die Frauen,
mit denen ich mir für eine Woche Appartement, Mietwagen und Poolliege
teilen werde. Das Eis ist schnell gebrochen, schnatternd wie eine Gänseherde nehmen wir von Trainer, Auto und
schließlich von den Zimmern Beschlag.
Am ersten Tag gönnt uns das TrainerTrio noch etwas Ruhe, abends geht es
los mit einer leichten „Body Art“-Stunde. Doch schon am nächsten Morgen
schrillt in der Früh unerbittlich der Wecker. um sieben Uhr (!) morgens ist die
...mit Blick auf den Felsblock „Es Vedrà“
erste Yoga-Stunde angesetzt. Die Knochen knirschen, mein Körper weigert
sich beharrlich, in die Dehnung zu gehen und einzig die grandiose Aussicht
auf das dunkelblau schimmernde Mittelmeer und den mystischen Felsblock
„Es Vedrà“ verhindern, dass ich aufgebe.
Nach dem Frühstück geht es nahtlos
weiter: Nach einer weiteren Body Art
Stunde steht eine lockere Tanzstunde
auf dem Programm. Gnädigerweise
Herbst 2014 | Nahziel: Ibiza & Formentera
wird uns anschließend eine typisch
lange, spanische Siesta gegönnt, bevor
es am Nachmittag noch einmal mit
zwei richtigen Power-Stunden zur Sache geht. Jeder der drei Trainer verfolgt
dabei natürlich seinen eigenen Stil und
Ansatz, das macht die ganze Sache so
spannend. Balász aus Ungarn hat Schüler im Schlepptau, die sich gerade von
ihm selber zum Body Art und Deep
Work Trainer ausbilden lassen. Logisch,
dass der Mann keine Gnade kennt und
selbst auf die Drohung hin, dass ihm in
Kürze das Mittagessen vor die Füße fallen wird, das Tempo nicht drosselt. Rita,
ebenfalls aus Ungarn, hingegen legt
viel Wert auf gleichmäßige Atmung
und Bewegung. Ihre „Flow“ Stunden
sind ein wahrer Genuss. Ihrer ange-
nehmen Stimme könnte ich stundenlang zuhören und es ist deutlich spürbar, dass die Frau in sich ruht und versucht, diesen Zustand durch ihren Unterricht an die Teilnehmer weiterzugeben. Toni, auch Ungar, der in Deutschland lebt und arbeitet, versteht es, die
Meute immer wieder aufs Neue mit
seiner guten Laune zu motivieren, und
nimmt auch schon einmal das Tempo
aus den Deep Work Sequenzen, wenn
er merkt, dass die Gruppe wirklich die
letzten Reserven mobilisiert hat.
Am nächsten Tag macht sich Muskelkater im ganzen Körper breit, der bis zum
Ende der Woche mein ständiger Begleiter sein wird. Da ist der Mittwoch
Nachmittag eine willkommene Pause,
35 ↑Die Ungarin Rita Lencsés legt in ihren Body Art Flow Stunden...
statt Fitness am Nachmittag gibt es einen Ausflug zum Hippie-Markt nach
Punta Arabi, einer Hotelclub-Anlage,
die sich einmal wöchentlich in ein buntes Sammelsurium von Schmuck- und
Textilständen verwandelt.
ckelten sich die so genannten Hippiemärkte. Einige überlebten bis heute,
wenngleich sie mittlerweile stark
kommerzialisiert sind und viel Massenware „Made in Asia“ angeboten
wird.
Wie der Hippie-Kult entstanden ist
In den 1960-er Jahren entdecken Hippies Ibiza, gründen Kommunen, frönen
der freien Liebe und freiem Drogengenuss. Anfang der 1970er-Jahre setzte
sich die Erkenntnis durch, dass man
dennoch irgendwie seinen Lebensunterhalt finanzieren muss. So begannen
die „Blumenkinder“ mit Handarbeiten
und importierter Kunst und Kleidung
aus Asien zu handeln. Daraus entwi-
An einem der Stände entdecke ich
Christine. Sie verkauft hier Keramikware. Eigentlich kenne ich die Skandinavierin, die mit einem Schweizer verheiratet ist und lange Zeit mit ihrem Mann
auf Bali gelebt hat, aus dem Hotel, dort
arbeitet sie im Restaurant im Service.
Bunte Lebensgeschichten dieser Art
sind auf Ibiza nichts Ungewöhnliches.
Ihre Freundin Ursula stellt Hüte mit Federn her und lebt in einem umgebauten Stall, wo sie ihre kleine Hutproduk-
...viel Wert auf eine gleichmäßige, fließende Atmung
Herbst 2014 | Nahziel: Ibiza & Formentera
36 ↑↑Textilwaren auf dem Hippiemarkt ↑Kleine Siesta
Peace & Love: Immer noch aktuell
Christine verkauft Keramik
Herbst 2014 | Nahziel: Ibiza & Formentera
tion hat, und mich prompt einlädt diese zu besichtigen, „weil ich hier auf
dem Markt ja nur einen kleinen Teil
meiner Kollektion ausstellen kann“ –
sie ist Gast auf einem Stand, der weiße
Kleider und Tuniken verkauft. Leider
reicht die Zeit nicht, um der Einladung
zu folgen. Zu gerne hätte ich gewusst,
ob sie den Stall auch mit den Hühnern
teilt, die offensichtlich Hauptlieferant
für ihre selbst hergestellten Kopfbedeckungen sind.
Ein paar Ecken weiter hat sich an einer
kleinen Bruchsteinmauer eine Band
niedergelassen, die einen fesselnden
Mix aus Percussion und seltsamen Blasinstrumenten zum Besten gibt und einen das kommerzielle Treiben an den
Ständen für einen Moment vergessen
lässt. Selbst für nicht Kaufwütige lohnt
ein Besuch der farbenfrohen Märkte,
die zu einem festen Bestandteil der ibizenkischen Kultur geworden sind, alleine schon wegen der fröhlichen Atmosphäre und der Freundlichkeit der
Aussteller.
ausbreiten. Im Reiseführer als „nichts
für Kleinkinder und schwache Nerven“
gerühmt, enttäuscht die Anlage mit
ganz offensichtlich nicht authentischen
Skeletten (zwei an der Zahl!), und einer
wenig beeindruckenden Ausstellung
im Museumsgebäude. Wer hier in Begeisterungstaumel verfällt, muss unweigerlich ein Archäologe sein...
Ausflüge
Natürlich gibt es neben den Märkten
noch weitere Möglichkeiten, die
Inseln zu erkunden. Über die
Friedhofshügel am Puig
des Molins in IbizaStadt will ich mal
gnädig den Mantel
des Schweigens
Da ist ein Zwischenstopp in Santa Gertrudis de Fruitera – zum Beispiel auf
dem Weg zum Hippiemarkt von
Las Dalias – schon eine wesentlich lohnendere Angelegenheit. Hier entsteht sofort das Gefühl, in das Leben der
Ibizenker einzutauchen, die bei einem
Kaffee oder einem
Glas Wein das bunte
Treiben rund um den
Kirchplatz herum beobachten und kommentieren. Ein paar kleine
Läden mit originellen Waren
lockern die Szenerie weiter auf.
Strände gibt es auf Ibiza im wahrsten
Sinne des Wortes wie Sand am Meer. Je
nach Beliebtheit empfiehlt es sich,
frühzeitig dort zu sein, um einen guten
Parkplatz zu bekommen oder langen
Fußmarsch billigend in Kauf zu nehmen.
Die schönsten Strände findet man jedoch auf der Nachbarinsel Formentera,
die mit der Fähre in knapp einer Stunde erreichbar ist und als Tagesausflug
37 Die Hippie-Band „Benidrums“ spielt regelmäßig auf dem Markt in Punta Arabi
eigentlich zum Pflichtprogramm eines
Ibiza-Urlaubes erklärt werden sollte.
Formentera
Am Cap de Barbaria machen wir die
Bekanntschaft von Felix und Paco. Ersterer ist ziemlich blau und kaum abzubringen von den wahrscheinlich leicht
salzig schmeckenden Fußfesseln meiner Begleiterin, die er hingebungsvoll
abschleckt, während Paco mich aus
seinen rotgeränderten Augen aufmerksam betrachtet und sich ganz offensichtlich für den Inhalt meines Rucksacks interessiert. Felix ist ein Gecko
und Paco eine Möwe. Wir haben sie so
getauft, weil sie so witzig waren und
fast menschliche Züge an sich hatten.
Das Cap wird dominiert von einem
Leuchtturm, der jedoch eingezäunt
und nicht für die Öffentlichkeit freigegeben ist. Macht aber nichts, der atemberaubende Blick vom Felsplateau
über die steil abfallende Kliffkante ist
lohnenswerter Anblick genug und da
man als Tagesausflügler Formentera
am besten mit Motorrollern erkundet,
ist sowieso schon der Weg durch den
erfrischenden Fahrtwind das Ziel. Auf
dem Rückweg von der Felsenküste zu
unserem Zweirad erregt ein Loch, aus
dem eine Leiter herausragt, meine
Neugierde. Keine fünf Sekunden später
befinde ich mich etwa zwei Meter unter der Erde in einer geräumigen Höhle.
Das Ende öffnet sich zu einem Fenster
mit grandiosem Ausblick. Und – was
für eine Überraschung – im Ausgang
Herbst 2014 | Nahziel: Ibiza & Formentera
38 ↑↑ Formentera erkundet man am Besten mit Motorrad ↑ Bucht bei Ses Illetes
Felix und
Paco
Herbst 2014 | Nahziel: Ibiza & Formentera
sitzt malerisch ein Hippie, zupft auf einem Saiteninstrument und bietet nebenbei Silberschmuck an. Von oben
war die Musik nicht zu hören.
Wilde Rosmarinbüsche säumen den
Weg zum Cap, ihr Duft, der einem unweigerlich in die Nase weht, verstärkt
den Eindruck, auf Formentera ein ganz
besonders schönes Stück Natur vor
sich zu haben. .An der geschützten
Bucht des Platja de Migjorn setzt sich
dieser Eindruck fort. Naturbelassen –
will heißen, das angeschwemmte Seegras wird nicht weggeräumt und modert munter vor sich hin – erstrecken
sich unter Wasser Seegraswiesen, in
denen ich beim Schnorcheln prompt
einen jungen Stachelrochen entdecke.
Allmählich macht sich der Hunger bemerkbar und da die Bar am Strandeingang wenig verlockend aussieht, beschließen wir einen Ortswechsel in das
Naturschutzgebiet des Platja de ses
Illetes. Hier wird zwar für den Motorroller ein Eintritt verlangt, die Ausgabe
lohnt sich jedoch, die Strände könnten
auch in der Karibik liegen. Glasklares
Wasser, das in verlockenden Türkisund Grüntönen schimmert, sowie weite, weiße Sandstrände locken natürlich
jede Menge Menschen an. Diesen Vorteil haben sich die Strandbars, die so
genannten „Kioske“ zu Nutze gemacht
und erdreisten sich, für eine Gazpacho
15 Euro, für Spaghetti mit Tomatensauce sogar 20 Euro zu verlangen! Wer sich
darüber nicht aufregen will, tröstet sich
mit dem Gedanken, dass er das Geld
für einen Logenplatz mit Blick auf den
spektakulären Strand bezahlt und gratis dazu noch ein Mittagessen serviert
bekommt...
Zum Abschied doch noch in den Club?
Am letzten Abend verkündet Toni, er
könne Freikarten für das Amnesia, ei-
nen der angesagtesten Clubs, besorgen. Zuvor findet aber noch im Hotel
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das wöchentliche Grillfest statt. Der
Jamaikaner Gavin, Ehemann von Hotelchefin Claudia, ist berühmt für seine
exotischen Saucen und Künste am heißen Rost. Nach dem üppigen Essen
macht sich bei den Teilnehmern Müdigkeit breit – oder einfach Chill-Stimmung? So recht verspürt niemand
mehr Lust, die gemütliche Hotelanlage
zu verlassen. Der letzte Abend auf Ibiza
klingt entspannt aus. Am nächsten
Morgen läuft mir am Flughafen ein
grell bunt geschminktes, völlig übernächtigtes Mädchen über den Weg, das
offensichtlich direkt aus dem Club zum
Abflug erschienen ist. Und ich weiß: Ich
habe nichts verpasst in dieser Woche!
39 Die Hoteldynastie: Gavin, Janosch, Shari und Claudia (v.l.n.r.)
Herbst 2014 | Nahziel: Ibiza & Formentera
Infobox Ibiza & Formentera
Lage:
Politisch gesehen gehören Ibiza und
Formentera zu den Balearen, geografisch hingegen zu den Pityusen.
hat keinen Flughafen und kann nur per
Fähre von Ibiza aus erreicht werden:
www.balearia.com
www.mediterraneapitiusa.com
Klima:
Unterkunft
Von den Baleareninseln hat Ibiza das
ausgewogenste Klima. Im Sommer liegen die Temperaturen tagsüber bei
durchschnittlich 26°C, im Winter bei 12°C.
Landhotel Calador
Carrer Cala Carbo s/n
E – 07830 San José, Ibiza
Tel.: +34-971-808 424
Fax +34-971-708 068
[email protected]
www.calador-ibiza.com
Allgemeine Infos
Die biologische Vielfalt und Kultur von
Ibiza wurde 1999 zum Weltkulturerbe
erklärt. Amtssprachen sind katalanisch
und spanisch.
40
Air Berlin und Condor fliegen ab mehreren deutschen Flughäfen im Sommer
direkt nach Ibiza. Im Winter gehen die
Flüge meistens über Mallorca. Von Barcelona und Mallorca aus gibt es Fährverbindungen nach Ibiza. Formentera
Ausflüge
Santa Gertrudis de Frutera, Ibiza
Rund um den Kirchplatz gibt es nette
Cafés und kleine Lädern zum Stöbern.
Gut mit dem Hippiemarkt Las Dalias
kombinierbar.
Essen & Trinken
Badestrände, Auswahl:
Bar Costa
Der nach eigenen Angaben „beste
Schinken der Insel“ wir hier serviert
Plaça de l'Esglèsia, s/n,
07819 Santa Gertrudis de Fruitera, Ibiza
Tel.:+34-971-19 70 21
Cala Carbó, Ibiza
Kleiner, netter Strand, zu Fuß vom
Landhotel Calador aus erreichbar.
S‘Illa des Bosc
Gehobene Küche am Strand
Playa de Cala Comte, Ibiza
Tel.: +34-971-80 61 61
www.silladesbosc.com
Anreise:
Club Punta Arabi
Immer Mittwochs
April, May & Oktober: 10.00 – 18.00 h
Juni, Juli & September: 10.00 – 19.00 h
August: 10.00 – 20.00 h
www.hipppymarket.info
Hippiemärkte
Las Dalias
Samstags ab 10.00 h. Nachtmärkte: Juni-September Montags ab 19.00 h, Juli +
August zusätzlich Dienstags ab 19.00 h,
im August zusätzlich Sonntags ab 19.00
h, Ende gegen 01.00 h
http://www.lasdalias.es
Cala Comte, Ibiza
Gut besuchter Strand im Nordwesten
der Insel, lässt sich gut mit einem Besuch im Café del Mar verbinden.
Platja de Ses Illetes, Formentera
Naturschutzgebiet mit hellem Sandstrände, türkisblauem Wasser und zahlreichen (teuren!) Strandbars
Platja de Migiorn, Formentera
Naturbelassener Sandstrand
Sportprogramm „Body Art“ Ibiza
2015 findet das Programm voraussichtlich Ende Mai oder Anfang Juni statt.
[email protected]
www.toninemeth.de
Herbst 2014 | Nahziel: Ibiza & Formentera
REISE-MARKT
41
www.lerosactive.com
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für Palau
Palau ist wegen seiner bemerkenswerten Artenvielfalt sowie einer Fülle endemischer Tiere und Pflanzen eine der Traumdestinationen für Taucher.
Nachdem sich die ehemalige deutsche Kolonie zum ersten Haischutzgebiet
der Welt erklärte, folgte mit der Aufnahme der südlichen Rock Islands in die
Liste der UNESCO-Weltnatur- und -kulturerbestätten
ein neuer Höhepunkt. Der pazifische Inselstaat etabliert sich zunehmend als ganzjähriges Reiseziel für
Natur- und Outdoor-Fans.
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Mit Hand und Fuß
Bild & Text : Christoph Hoppe
Die Arme gehören Kiriakos Hatzikonstantinos. Er ist 65 Jahre alt und arbeitet
im ältesten Weinberg der Firma Alpha
Estate in Amyndeon, Griechenland. Die
Rebstöcke, die er beschneidet, gehören
zur Sorte Mavro Naoussis und sind 93
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42
Mit Hand & Fuß: Alpha Estate, Griechenland
Städteziel: Bratislava
Mut zur Lücke!
43
Donau & Pressburg © Christoph Hoppe
Herbst 2014 | Städteziel: Bratislava
Die slowakische Hauptstadt liegt zwischen den k. u. k. Metropolen Wien und Budapest. Was kein
Nachteil ist, sondern eine Chance. Vor allem für Touristen, die Spaß an etwas „Ostalgie“ haben.
Text & Bilder: Christoph Hoppe
Keine Hauptstadt der Europäischen Union liegt näher an einer anderen, keine Kapitale der Welt grenzt an mehr als
einen Nachbarstaat. Beides trifft nur
auf Bratislava in der Slowakischen Republik zu. Bis Wien sind es gerade einmal 55, nach Budapest beträgt die Entfernung circa 195 Kilometer. Österreich
und Ungarn bilden die südwestliche
Gemarkung der Slowakei und die
Stadtgrenze Bratislavas.
Die Slowakei ist ein noch junger Staat,
1993 trennte man sich friedlich von
den Tschechen. Bratislava erlebte im
18. Jahrhundert eine wahre Blüte, weil
Kaiserin Maria Theresia von Österreich
so gerne hier war (wohl wegen des
blaufränkischen Weines aus der Region
Raca) – aber Hauptstadt wurde die
größte Stadt (knapp 420.000 Einwohner) des kleinen Landes erst in jüngerer
Geschichte. Zu deutsch heißt sie Pressburg, zu ungarisch Pozsony. Es scheint,
als suche Bratislava noch immer seinen
Platz zwischen den k. u. k.- Metropolen,
ist aber eindeutig auf einem guten
Weg. Denn diese jugendliche, frische
Dynamik, die man in vielen Ländern
und Metropolen des ehemaligen Ost-
blocks spürt, erlebt man auch in Bratislava. Die Menschen sind freundlich und
offen, die Stadt ist, tagsüber wie
nachts, belebt, aber nicht überfüllt. Es
gibt von allem etwas: Tradition und
Moderne, eine pulsierende Musikszene
und althergebrachte Küche. Dabei erreicht man viele der Sehenswürdigkeiten ganz einfach zu Fuß: Ein echter Vor44 ↑
Auch bei schlechtem Wetter ist der Rundblick vom Restaurant UFO beeindruckend!
teil gegenüber der nahe gelegenen
Konkurrenz.
Ein Überblick: Die Donau teilt die Stadt,
am linken Ufer befindet sich unter anderem die autofreie, Jahrhunderte alte
Altstadt und die weithin sichtbare
Preßburg mit ihren vier Türmen. Zur
rechten des Flusses sieht es gegenwärHerbst 2014 | Städteziel: Bratislava
duzieren Hausbrauereien leckeren
Gerstensaft... Ebenso berühmt – oder
berüchtigt: borovica, auch liebevoll borovička genannt, ein Wacholderschnaps. Gut, dass man zu Fuß unterwegs ist!
tiger aus, sowjetische Baukunst inklusive. Im Zentrum selbst (jetzt wieder auf
der linken Seite) gibt es jede Menge
Cafés, Geschäfte, Galerien und Museen.
Mir gefiel die Städtische Galerie Bratislava im Palais Pálffy und das Uhrenmuseum sehr gut.
Natürlich wurden typische Einrichtungen in der Altstadt, nennen wir es einmal so: „touristisch aufgewertet“. Das
bezieht sich in erster Linie auf Restaurants. Von „Touristen-Abzocke “ kann
allerdings nicht die Rede sein, Preise
und Qualität stimmen. Im übrigen ist es
einfach, klassische slowakische Gast45 ↑ Die Pressburg
stätten zu identifizieren,
wenn man landestypisch speisen will:
Sie tragen alle
„Slovakia...“ oder
eine Abwandlung des Wortes im Namen.
Die Küche ist
mit „deftig“
gut beschrieben, für Gourmets weniger
geeignet. Knoblauchsuppe (cesnaková polievka) und
Stadtleben ➝ Kunst & Humor: Die Altstadt
Krautsuppe (kapustnica) sind
beliebt, Schweinefleisch,
deftige Wurst, Pilze und
Graupen stehen auf
der Speisekarte,
meist mit einem
Klecks Rahm abgeschmeckt. Beim
Bier gibt es gute
Marken: Zlatý
bažant, Šariš,
Smädný mních oder Topvar. Allerdings muss man nicht
auf Bekanntes zurückgreifen, in Bratislava pro-
So gestärkt lohnt sich der Spaziergang
hinauf zur Burg. Von dort überblickt
man die Stadt, bei gutem Wetter soll
man Wien sehen können, die Windräder am Horizont jedenfalls stehen
schon in Österreich. Bemerkenswert ist,
was nicht sichtbar ist: In Zeiten des kalten Krieges bedrohten Raketenstellungen der Sowjets, eingegraben in den
umliegenden Hügeln, den Westen Europas. Auf der anderen Seite der Donau
(die übrigens nur innerhalb von Bratislava vollständig auf slowakischen
Staatsgebiet ist) belauschten Amerikaner mit hochsensiblen Antennenanlagen den sozialistischen Ostblock. So
dicht beieinander, fast hätten sie sich
ihre Ideologien zurufen können...
Westlich von Altstadt und Burg aus gesehen steht ein Denkmal auf einer Anhöhe. Es dient zur Erinnerung an die
sowjetischen Toten des noch weiter
zurückliegenden Krieges der jüngeren
Geschichte: Slavín. Das Mahnmal und
der Friedhof von 6.845 Soldaten ehren
die Gefallenen, die im April 1945 bei
der Befreiung der Stadt ihr Leben ließen. Neben der zentralen Ehrenhalle
mit verschiedenen Statuen, Inschriften
und einem symbolischen Sarkophag
aus weißem Marmor steht der 39,5 MeHerbst 2014 | Städteziel: Bratislava
ter hohe Pfeiler mit einer Statue eines
siegreichen Sowjetsoldaten.
Diese jüngere Geschichte und wie man
mit ihr hier umgeht, das interessiert
mich. Darum buche ich für den nächsten Morgen eine „Post-sozialistische
Stadtführung“. Und die beginnt, ganz
stilecht in einem Skoda aus den 1970er
Jahren. Herr Stefek erwartet mich bereits, zur Stärkung hält er Cola und eine
Art Haselnusstafel bereit – beides Produkte im Stile jener Tage, in denen man
versuchte, westlicher „Kultur“, nachzueifern. „Unsere Snacks waren sehr viel
gesünder als der westliche Kram“, be46 ↑ Kriegsdenkmal Slavín
hauptet Stefek, „im Sozialismus hatte
man kein Geld für Konservierungsstoffe!“ Ein paar kundige Handgriffe
und der Wagen springt knatternd an. Quasi zur Einführung fahren wir –
rechts der Donau – in
den großen Stadtteil
Petrzalka, einst Versuchsfeld für sowjetische Architektur. Einige dieser typisch im
sozialistisch Stil errichteten Betonklötze, von
denen es so einige gibt –
115.000 Menschen leben hier –
„Mein“ Skoda ➝ Sozialistische Snacks
wurden von Einwohnern selbst bunt
bemalt. Genützt hat es nicht, die Einheitsgebäude haben „ihren
eigenen Charme“ behalten... Was durchaus
ernst gemeint ist. Die
Ästhetik dieser
Wohnsilos ist eindeutig vorhanden,
ob sie schön sind,
darüber lässt sich
streiten.
Wir machen einen Abstecher in die Markthalle
Nová Stará Tržnica, denn
hier gibt es Frühstück, wie einst im Sozialismus (und davor!): Brynza, ein
Frischkäse aus Schafmilch, den man bei
uns als Brimsen kennt, oder eine Art
Fisch- und Fleischsalat, der mit Brötchen gereicht wird. Ansonsten kann
man hier die sonst üblichen, lokalen
Produkte einer Markthalle erwerben,
ich empfehle besonders die süßen
Teigwaren!
Eine Station haben wir noch vor uns:
Das Hotel Borik, wiederum auf einem
Berg gelegen, das als Vorzeige-Etablissement kommunistischer Gastlichkeit
herhalten durfte. Die Aussicht ist phanHerbst 2014 | Städteziel: Bratislava
rumpeln unentwegt Fahrzeuge über
die Brücke. Der Fußboden des Restaurants vibriert und zittert nur leicht, aber
deutlich spürbar. Wer lernen will, was
Straßenverkehr diesen Bauwerken antut, hier kann man es körperlich spüren...
tastisch, Gebäude und Einrichtung kokettieren mit der ganz eigenen, etwas
spießigen Anmut der 1960er, 1970er
Jahre, die es bei uns auch gab.
Mir gefällt, dass man in Bratislava nicht
alles abreißt, nur weil es an die früheren Machthaber erinnert. Was mehrere
Gründe haben kann, vielleicht fehlt es
an Geld, die Bauwerke zu beseitigen,
vielleicht mangelt es an Alternativen.
Jedenfalls, so mein Eindruck, flirtet
man ein wenig mit dieser Hinterlassenschaft. Ich hörte von Initiativen vorwiegend junger Erwachsener, die der
Erhaltung sozialistischer Bausubstanz
47 ↑ Bunt bemalte Hochhäuser
Beachtung schenken und mit modernen Inhalten wiederbeleben wollen.
Das scheint interessant zu werden und
lohnt sich bestimmt, in naher Zukunft
noch einmal nachzusehen.
Verbunden werden die so unterschiedlichen Ufer der Donau mit vier Brücken,
die berühmteste ist die 431 Meter lange „Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes“ (slowakisch und ganz offiziell: Most SNP). Sie ist neben der Burg
das zweite Wahrzeichen der Stadt. Auf
einem der Pylonen thront in 80 Metern
Höhe ein Restaurant. Und weil es so
aussieht, wie wir uns eines vorstellen,
heißt es auch so: UFO. Hier sollte man
aus mindestens drei Gründen gewesen
sein: Erstens kann man hier ganz vorzüglich und, gemessen an der Qualität,
günstig essen. Gänseleber ist eine nationale Spezialität, die man sich
nicht entgehen lassen sollte und
traditionell mit etwas Chutney
und einem Mini-Gugelhupf als
Vorspeise gereicht wird. Zweites gibt es die Möglichkeit,
auf die offene Besucherplattform zu steigen. Von hier hat
man einen unvergleichlichen
Blick über Stadt, Land und Fluss.
Und drittens: Während man diniert,
Spröder Charme des Hotel Borik ➝ Feuer frei! Am Schießstand
Die Stadt selbst und das Umland von
Bratislava hält eine Menge Attraktionen
bereit, vor allem für diejenigen, die
Aufregung suchen. Denn hier kann
man in speziellen Clubs, die man direkt
oder über Agenturen bucht, mit so
ziemlich allem schießen, was es bei uns
gar nicht gibt, beziehungsweise verboten ist. Zum Beispiel mit der AK 47 (in
der „Sportversion“ mit einem kleineren
Kaliber), das weltberühmte Sturmgewehr der russischen Armee oder die
nicht minder bekannte Klein-Maschinenpistole mit Namen „Škorpion“. Es
lassen sich ganze „Baller-Pakete“ buchen, die mindestens 70 Schuss aus
mehreren Faustfeuer- und Langwaffen
beinhalten. Das ist ganz schön Adrenalin getrieben, lehrreich
und amüsant, muss
aber noch nicht
das Ende sein,
denn es gibt
einen PaintBall Parcours
in der Stadt,
wo man sich
mit Farbkugeln beschießen darf.
Herbst 2014 | Städteziel: Bratislava
dem wartet auf den Fahrer eine Extremrampe mit 70- und 80-prozentiger
Steigung. Auf einem speziell aufbereiteten Berg sieht der Fahrer das Terrain
vor sich nicht und muss den „Area
View“ benutzen, also Kameras, die in
den Außenspiegeln und rund um das
Auto angebracht wurden. Es gilt, verschiedene Untergründe zu befahren:
Schotter, Sand, Baustämme und Stein.
V-Graben, Flussbett und Vulkan sind
weitere Herausforderungen. Auch beim
Durchqueren der einen halben Meter
tiefen Wasserfurt können der Offroader
und sein Fahrer zeigen, was sie drauf
haben. Eine einzigartige Erfahrung,
nicht zuletzt deswegen, weil es nach
Aussage von VW-Mitarbeitern kaum
einen anderen Geländewagen auf der
Welt gibt, der den Parcours unbeschadet überstehen würde.
Nur 44 Kilometer von der Stadt entfernt und auf dem platten Land liegt
der Slovakia Ring, eine der längsten
Rennstecken in Europa. Hier lassen sich
zwei fundamental gegensätzliche Dinge tun: Einerseits ein Sicherheitstraining absolvieren. Eine Empfehlung an
alle, die von sich denken, sie könnten
sehr gut Auto fahren... Tatsächlich liegt
der optimale Bremspunkt nämlich sehr
viel später in der Kurve, als man es für
möglich hält! Dies und vieles mehr wird
von Fachleuten in Theorie und Praxis
vermittelt – zwei ausgesprochen lehrreiche Stunden warten auf Lernwillige.
Die andere Aktivität kann ich guten
48 ↑ Rennkurs auf dem Slovakia Ring ...
Gewissens nur eingeschränkt empfehlen. Denn man kann mit dem eigenen
Wagen, vorausgesetzt, man hat sich
zuvor via Internet angemeldet, über
den Ring selbst, völlig ungehemmt, rasen. Mir erscheint es geboten, sicherheitshalber ein zweites Fahrzeug dabei
zu haben, denn zu den Erfahrungen,
die man macht, gehören, in dieser Reihenfolge, erklärt mir der Manager des
Rings Herr Pecze : „Zuerst gehen die
Bremsen kaputt, dann die Reifen. Und
in kürzester Zeit ist der Tank leer.“
Dann vielleicht doch lieber ein Werksbesuch im Volkswagenwerk Bratislava,
auch nur ein paar Kilometer ausserhalb
der Stadt! Denn hier treibt der betriebseigene Offroad-Parcours den
Blutdruck in ungeahnte Höhen. Dabei
ist er nur lächerliche anderthalb Kilometer lang! Allerdings gespickt mit 26
anspruchsvollen Hindernissen.
Der Spaß beginnt auf dem Beifahrersitz
eines VW Geländewagens, ein speziell
geschulter Werksfahrer erklärt vor jeder
Barriere, wie sie zu überwinden ist. Ich
vermute, die meisten haben nach dieser Einführungsfahrt bereits genug, die
Mutigen wechseln auf die Fahrerseite
und versuchen sich an enormen Steigungen und starkem Gefällen. Außer-
...oder Offroad-Parcours: Beides fordert Material und Fahrer!
Zurück in der Stadt lockt das Nachtleben, in Jazzclubs, Discos und Erwachsenen vorbehaltene Unterhaltungsangeboten kann man bis in die frühen
Morgenstunden feiern. Aber das könnte man in Wien und Budapest auch. In
Bratislava allerdings kann man das alles
auch bezahlen, ohne das Festgeldkonto plündern zu müssen. Das Preis-Leistungsverhältnis, gerade was Restaurants, Attraktionen und hochwertige
Hotels betrifft, ist für Besucher ausgesprochen positiv.
Bratislava lohnt sich!
Herbst 2014 | Städteziel: Bratislava
Infobox
Fremdenverkehrsamt:
„Visit Bratislava“:
Adresse Info-Zentrum Altstadt:
Klobučnícka 2
811 01 Bratislava
Tel.: +421-2-16 186
(Mo - Fr 9:00 - 16:30)
[email protected]
www.visit.bratislava.sk/DE/
Attraktionen:
Post Socialist City Tour:
Tel.:+421-915-705 392
[email protected]
www.authenticslovakia.com
UFO Restaurant:
Nový most
Tel.: +421-2-6252 0300
www.u-f-o.sk/en/index2.html
Volkswagen Slovakia, a.s.
84302 Bratislava 49
Tel.: +421-2-6964 6964
[email protected]
www.offroadvw.sk
Shooting Club in Dúbravka:
T&T strelnica - poľovníctvo
Agátová 10/a
841 01 Bratislava - Dúbravka
[email protected]
Tel.: +421-2-6428 6306
Mob.: +421-903-461 977
49 In der Altstadt kann man inzwischen schön renovierte Fassaden bewundern
Slovakia Ring Agency, s. r. o.
800 Orechová Potôň 930 02
Agency room - Fahrten für die Öffentlichkeit:
Kontakt: Anna Bitterová
Mob.: +421-917-544 227
[email protected]
Übernachtung:
Kempinski Hotel River Park Bratislava
Dvorakovo nabrezie 6
811 02 Bratislava
Tel.: +421-2-3223 8222 (Zentrale)
Tel.: +421-2-3223 8557 (Reservierungen)
[email protected]
www.kempinski.com/bratislava
Wunderschönes, direkt an der Donau
gelegenes Hotel mit ausgesprochen
guter Küche.
Jede Zimmer- und Suiten-Kategorie
bietet einen atemberaubenden Blick
auf die Stadt oder die Donau und ist
zeitgenössisch und gemütlich eingerichtet. Im Zimmerpreis enthalten ist
der freie Eintritt in den 1.500 m² Spa &
Health Club.
Das besondere: Jeder Gast wird mit einer Rolls Royce Limousine zu verschiedenen Punkten rund um die Altstadt
gebracht! Dieser Shuttle-Service ist
kostenlos.
Herbst 2014 | Städteziel: Bratislava
Was Kinder essen: #6
Was essen Kinder in dieser Welt?
Wir werten nicht. Wir vergleichen.
Welche Einsichten dies birgt, bleibt jedem selbst überlassen.
Das hier jedenfalls ist das Frühstück von Alimatou und Salimata im Senegal:
Anders als in vielen anderen Ländern Afrikas ist das Frühstück im Senegal sehr
wichtig. Traditionell wird es nicht zuhause, sondern an einer der vielen Garküchen eingenommen, es gibt eine umfangreiche Auswahl an Gerichten und kleinen Snacks. Typisch ist, wie hier im Bild, eine Reismahlzeit, die mit Erdnusssauce
verfeinert wird.
Der Senegal gehört zu den weltweit größten Erdnussproduzenten. Da große Teile der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Erdnussanbau verwendet werden,
kann der Eigenbedarf an Grundnahrungsmitteln nicht aus eigener Kraft gedeckt
werden, unter anderem wird Reis in großen Mengen importiert.
50 © pixelio.de/ Margrit Diallo
Sommer 2014 | Was Kinder essen...
Für Leib + Seele:
Eine Gartenreise zum Millstätter See
[Kärnten, Österreich]
51
Im Dunst liegt der Millstätter See.... © Christoph Hoppe
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
„...Denn die, die verrückt genug sind, zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind die, die es tun.“
Text & Bilder: Christoph Hoppe
Eine Gartenreise war geplant. Ich rechnete also mit romantisch verwilderten
Grünanlagen, die zum Spazieren gehen
einladen. Mit sauber strukturierten
Parks, Blütenmeeren und Spalierobstbäumen.
Stattdessen traf ich auf Rebellen, Idealisten, Visionäre und Querdenker – und
auch auf von Natur oder Menschenhand geformte, wunderschöne Gärten.
Werte und nur wenig Technologie. Dafür mit Hingabe. Mut, Witz und Sachverstand.
Buchtenwanderer
Bootsbauer Gottlieb Strobl skullt in einem für die Region typischen Boot,
dessen Bug und Heck spitz zulaufen.
Die Vehikel sind Handarbeit, Strobl hat-
te das Gewerbe einst gelernt. Heute
allerdings fährt der kräftige Mann,
gleichwohl im Herbst seines Lebens,
die Boote lieber, statt deren Planken zu
schindeln. Er wird mir „seinen Garten“
zeigen. Strobl lässt sich überhaupt gerne von Urlaubern begleiten, vorzugsweise jeden Dienstag und Donnerstag
zwischen dem 20. Mai und 11. September: Buchtenwandern nennt sich
dieses Angebot der regionalen Tourismusorganisation, das er betreibt und
für Hotelgäste der Region kostenlos ist.
Das Wort „Buchtenwandern“ ist im übrigen irreführend, die Beine bewegt
man bei dieser Tätigkeit nämlich wenig,
beim Rudern müssen eher Arme und
Rücken arbeiten. Aber keine Sorge:
Gottlieb Strobl hat viel Geduld und
Zeit. Nach ein paar Minuten dürfte fast
Vor vielen Jahren endete ein Werbespot eines kalifornischen Computerunternehmens (die Firma hat ein nicht
mehr ganz unversehrten Stück Kernobst im Logo) mit dem Satz:
„… Denn die, die verrückt genug sind
zu denken,
sie könnten die Welt verändern, sind
die, die es tun.“
Dieser Slogan kam mir auf meiner Reise an den Millstätter See in Kärnten,
Österreich, immer wieder einmal in den
Sinn. Im Werbefilm zeigte der IT Riese
seinerzeit natürlich die Großen –
Gandhi, Einstein, Picasso. Ich traf ein
paar der Kleinen. Die vor der eigenen
Haustüre kehren, ihr eigenes Rad drehen. Durch Rückbesinnung auf (alte)
52
Bootsbauer Gottlieb Strobl... ➝ ...und seine heutige Crew
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
jeder in der Lage sein, das Boot über
den See zu steuern.
Um acht Uhr geht es vom Schillerpark
in Millstatt aus mit Muskelkraft hinüber
zum weitgehend unverbauten Südufer
des Millstätter Sees. Zuvor, noch an
Land, lerne ich etwas über die Eigenar-
ist wenig los auf dem See, still, friedlich,
glatt liegt er da, Sonne und Uferbebauung spiegeln sich im Wasser. Dahinter,
ganz im Westen, thronen erhaben Dreitausender, es folgen Hohe Tauern, der
Nationalpark Nockberge und die
Millstätter Alpe, im Osten dann der Weltenberg Mirnock. Leise ruft der Boots-
nen Kubikmetern wasserreichster See
des österreichischen Bundeslandes.
Fischreich sei er schon immer gewesen,
erzählt mein Mit-Ruderer, Benediktinermönche des Stifts Millstatt schwärmten bereits im Jahre Jahr 1177 von der
Artenvielfalt des Sees: Regenbogenforellen, Saiblinge, Lauben, Rotaugen,
bebaute Ufer. „Man kann nur lieben,
was man kennt“, sagt er, „und dann
schützt man, was man liebt“. Also zeigt
der Bootsbauer einfach, was er meint,
viel zu reden gibt es dann nicht mehr.
Dieser „Garten“, der sich kilometerlang
dahinzieht, ist so schön, weil ihn nie
einer angelegt hat. Zeit und Natur ge-
ten des lokalen Bootsbaus, mehrere,
unterschiedliche Modelle liegen trocken
am Ufer. Eine kurze Einführung in die
Technik des Ruderns, dann machen wir
uns auf den nassen Weg. Auf halber
Strecke unterbricht Strobl die Fahrt,
lässt das Boot in der Mitte des Sees treiben. Und schweigt. So früh am Morgen
bauer zu mir herüber, was es über Kärntens zweitgrößtem See zu sagen gibt:
Er liegt nördlich des Drautals auf 588
Meter Seehöhe, ist 11,5 Kilometer lang
und bis zu 1,8 Kilometer breit. Nur der
Wörthersee ist auf die Fläche bezogen
weiter, dafür der Millstätter See mit 141
Metern tiefster und mit 1204,5 Millio-
Barben, Schleien, Hechte, Zander, Barsche und Aale sind von alters her begehrt. Erwähnenswerte Ansiedlungen
finden sich ausschließlich am Nordufer,
darunter Seeboden, Millstatt und Döbriach als die drei größten Ortschaften.
Aus genau diesem Grund will Strobl
mit mir ja ans gegenüberliegende, un-
ben dem Südufer, den dahinter liegenden Wäldern und Lichtungen, Form
und Farbe. Und rufen ein Gefühl hervor, das kein anderer Gärtner als das
Leben selbst zu vermitteln weiß: Demut.
Und mit der kehrt von selbst innere
Ruhe ein. Vielleicht ist es das, was Gottlieb Strobl seinen Gästen vermitteln
53 ↑ ➝ Das Südufer des Millstätter Sees
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
will. Keiner, der mehr laut etwas zu sagen weiß. Augen und Gedanken fliegen frei. Alles passt, so ungeordnet es
auch erscheint, zueinander. Außer dem
Menschen in seinem Boot vielleicht,
der aber sowieso nach 1,5 Stunden
wieder hinüber muss in die Zivilisation.
Und mit Gottlieb Strobl darauf hofft,
dass keiner je Hand ans Südufer des
Millstätter Sees legen möge.
eine gewisse Zeit, auch ein Rehbock.
Geflucht hat Frau Schlieber nicht, aber
dass ihr der Wiederkäuer gehörig auf
die Nerven ging, schien unverkennbar.
Denn der fraß hemmungslos junge
Triebe, Knospen und Blüten mühevoll
gezogener Gewächse. Die Gärtnerin
schütze ihre Pflanzen so gut es ging
mit Netzen und Barrieren, dem Tier hätte sie nie etwas angetan. Das übernahm dankenswerter Weise ein Jäger
aus der Nachbarschaft. Das Fleisch
wollte Frau Schlieber übrigens lieber
nicht haben, ich glaube, ein wenig
plagte sie ihr Gewissen.
Kräuterhexe
Sie legt im herkömmlichen Sinne keine
Gärten an, sie lässt Natur gewähren –
und schubst sie manchmal sanft in die
von ihr gewünschte Richtung. „Permakultur“ ist das Konzept der freundlichen und offenen Karin Schlieber, also
die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen. Die Augen der Frau,
die man wohl als Seele des Familienbe-
54 Frau Schlieber und ihr Garten
triebs „Gartenservice und Kräuterstube
Schlieber“ in Obermillstatt bezeichnen
darf, lachen, wann immer es um ihr
Gemüse und Beerenobst, ihre HeilDuft- und Gewürzkräuter geht. Sie
führt durch ihren Garten und erklärt,
alles begänne mit der Erde. Die ja nicht
einfach da sei, erläutert sie – man müsse sie schaffen. Frau Schlieber kompostiert an vielen möglichen und unmöglichen Orten, wo immer Platz ist,
lässt sie Grünzeug verrotten. Nach einiger Zeit setzt sie einen Kürbis auf, der
tief in den Kompost wurzelt: Die Umwandlung in nutzbaren Humus beginnt. Und der ernährt nach einiger
Zeit dann Himbeerbüsche, Blumen,
Stauden und allerlei andere Kulturen.
Jede Lebensphase einer Pflanze enthalte für den Menschen Nutzbares, erzählt
sie, jede Knospe, Blüte, jedes Blatt und
Wurzel. Und kann Teil einer Tinktur oder Trockenmischung sein. Zum Kochen, Würzen, Heilen. Natürlich kommt
nirgendwo Chemie zum Einsatz, wird
ein Beet von Schädlingen befallen,
zuckt Frau Schlieber mit den Schultern:
„Dann lege ich beim nächsten Mal das
Beet eben woanders an.“ Leben und
leben lassen: Nicht nur Pflanzen existieren hier, auch Bienenvölker, ein
Hund, ich sah ein paar Katzen. Ach ja:
zwei Pferde erhalten auf dem Gelände
ihr Gnadenbrot. Und, zumindest für
Karin Schlieber ist Bauerstochter und
war die meiste Zeit ihres Berufslebens
Lehrerin. Dann hatte sie genug vom
Schulbetrieb, schmiss hin und schuf auf
einem Hektar im Jahre 2006 ihren, wie
sie es nennt, Permakultur – Kräuter –
und Gemüseschaugarten – ein Refugium in dem nicht nur die Natur, sondern
auch Kunst seinen Raum hat. Immer
wieder trifft man auf Skulpturen, die im
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
Umfeld verwittern, mit der Natur verschmelzen, ohne zu verschwinden. Der
Garten und seine Hüterin leben es vor:
Mit, in und von der Natur zu sein, das
geht, auch in der heutigen Zeit. Das
Land, auf dem wir leben, zu nutzen,
nicht auszunutzen, ist ihre Maxime.
Ein Laden, in dem man kaufen kann,
was Mutter Natur zur Stärkung oder
gegen jedwede Zipperlein zu bieten
hat, gehört zum Garten – nicht umgekehrt. Und eine Küche, in der man gemütlich sitzen kann. Denn kochen kann
die Frau, die nebenher noch Kräuterkurse abhält und Bücher schreibt, ganz
famos: es gibt „Kärntner Kasnudeln“,
das sind Teigtaschen gefüllt mit Kartoffeln, Topfen (Quark) und Kräutern.
Wichtig: Braune (nicht irgend eine)
Minze gehört hinein, denn die gibt den
besonderen Geschmack. Und der Rand
des Nudelteig muss kunstvoll geflochten sein – eine Fertigkeit, die in der Region jede Frau beherrscht. Weil sie
sonst angeblich nicht heiraten kann…
Der hausgemachte Schnaps wärmt
noch meinen Magen, da sehe ich einen
Blumenbusch am Wegesrand und frage
nach dessen Sinn und Wirkung. „Keine
Ahnung“, sagt Frau Schlieber. Nun bin
ich doch erstaunt. „Den habe ich gepflanzt, weil er hübsch ist!“ Ja, klar, da
hätte ich drauf kommen können!
Alm[er]bauer
„Hätte ich gewusst, was ich mir damit
antue – ich hätte es bleiben lassen!“
sagt Franz Glabischnig, Biobauer aus
55 Franz Glabischnig und seine Alm
Hütte ankommt. Ich durfte ausnahmsweise bis ganz hinauf fahren, ansonsten muss man ab der Schwaigerhütte
zu Fuß gehen. Der Fernblick auf See
und umliegende Berge ist herrlich. Es
riecht nach Gras, stinkt nach Kuh und
duftet nach Käse. Soviel ist klar: Alexanderalm und -hütte sind keine Touristenfallen. Hier wird noch gearbeitet.
Und wie! Über Jahrzehnte lag die Alm
brach und verwilderte, durch die morsche Alexanderhütte pfiff der Wind, seit
1914 hatte keiner mehr Hand angelegt.
1997 erwarb die Familie Glabischnig
den Grund und hauchte beiden neues
Leben ein. Eine Herkulesaufgabe.
Ich hatte mir nie bewusst gemacht,
dass eine Alm kein gottgegebenes
Konstrukt ist. Ich dachte, dass man Hütte, Käserei und Fleischwirtschaft überall in den Alpen dort betreibt, wo die
natürlichen Bedingungen, also Lage,
Böden, Sonneneinstrahlung, günstig
sind. Aber so ist es nicht zwingend. Die
Alm ist eine von Grund auf von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft. Und wie alles, was man „künstlich“ anlegt und dann nicht bewirtschaftet, verwildert eben schnell wieder. So auch auf dem Nockberg. Die
Bergflanken hoch über dem Millstätter
See sind meist basenarm, humos, ziemlich Nährstoff arme Lehmböden. Außer
Leidenschaft und „Reanimateur“ der
Alexanderalm. Kein Lächeln im Gesicht,
kein Augenzwinkern – und dennoch
glaube ich ihm kein Wort. Die Alexanderalm liegt neben der Alexanderhütte, in der man auch übernachten kann,
auf 1.860 Metern Höhe. Die Alm reicht
bis 1.900 Meter in die Höhe, der
Nockberg, wie die Einheimischen ihn
nennen, ist insgesamt 2.200 Meter
hoch. Von Millstatt aus fährt man gut
30 Minuten über enge Straßen und
verschlungene Wege, in gedrängten
Serpentinen immer und immer weiter
bergauf, bis man schließlich bei der
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
dem Edelweiß wächst da wenig, was
Vieh und Mensch verwerten könnten.
Ansonsten gedeihen Almrausch, Mehlbeeren, Wacholder und Bürstlingsgräser. Nichts, was Kühe ernähren könnte.
Also musste Franz Glabischnig basen-
und, und. Ob sich der Aufwand loht?
„Das hängt von der Betrachtungsweise
ab“, sagt mir Glabischnig, „Wir Almbauern sind Bewirtschafter, nicht Besitzer
unseres Grundes. Für mich allein rechnet es sich sicher nicht, aber richtig
lecker. Mehr als doppelt so teuer wie
der Ramsch vom Discounter und mehr
als jeden Cent wert! Und das gilt genauso für Wurst, Brot und natürlich den
hauseigenen Käse. So gestärkt lässt
Wanderer legen regelrecht senkrechte
Schneisen an, die der Regen stetig vergrößert und den eben erst mühsam
herangeschafften Mutterboden wieder
abträgt. Darum entstand der Sonnwie-
haltige Krume, wie vor 100 Jahren, über den beschwerlichen Zugangsweg
hinaufschaffen, um 16 Pinzgauer Kühen nährstoffreichen Almgräser anbieten zu können. Für die ganze Alm? „Ja,
natürlich“, sagt er, „80 Hektar insgesamt, 48 davon als Weidegebiet“. Er hat
es geschafft, ich bin offiziell beeindruckt. Denn mit Erde allein ist es natürlich nicht getan, das wenige Wasser
muss möglichst ergiebig eingesetzt
werden, Schotterwege mussten repariert, Drainagen angelegt werden. Und,
verstandenes Bauer-Sein beinhaltet ein
Generationendenken… und dann
geht‘s schon!“ Glabischnig plädiert,
nicht zuletzt aus eigenem Interesse, zur
Nachhaltigkeit, zur „Bio-Landwirtschaft“. Das ist, was er lebt, vorlebt.
Warmwasser kommt durch eine Solaranlage vom Dach der Hütte, Fotovoltaik versorgt Pumpen und ein Dieselaggregat mit Batterien liefert Strom
für allerlei Gerät. Aber am Ende zählt,
was auf dem Tisch liegt. Zum Beispiel
Butter. Goldgelb, fett und unglaublich
sich gut wandern, oder zumindest spazieren gehen. Im Zuge der Wegsanierung auf der Alm befestigte Franz Glabischnig nämlich den Verbindungssteig zwischen Millstätter- und Alexanderhütte, um ihn für Familien (und Kinderwagen) begehbar zu machen. Und
um die fortschreitende Erosion durch
unkontrolliertes Wandern zu beenden.
Denn Kühe und Pferde würden niemals
senkrecht talwärts gehen, so etwas tun
nur Menschen. Vieh wandert in großen
horizontalen Schlingen nach untern,
sen Rundweg auf der Millstätteralm.
Ein wenig Kunst, nur hie und da, mal
eine Bank, um sich auszuruhen, Sonne,
Luft und Fernblick zu genießen: Das ist
Franz Glabischnigs Garten. Und egal
was er vorher wusste oder nicht – er
hätte seine Alm in jedem Fall gebaut –
weil er das gar nicht anders will…
56 ↑ Hausmannnskost und
Kunst („Das Fernrohr“) auf der Alm
Rosenmacher
Unter der angegebenen Adresse befindet sich die Gärtnerei Winkler. Ein
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
„Gartencenter“ sagt man heute wohl,
mit allem was man so kennt. Nichts besonderes. Aber auch hier ist nicht alles,
wie es scheint. Denn Karl Winkler selbst
nimmt sich meiner an, der Chef des Unternehmens führt mich links am Gewerbebetrieb vorbei. Im Gehen reden
wir über das, wofür er bekannt geworden ist. Winkler ist Rosenspezialist, über 700 verschiedene Sorten hat er im
Angebot. Beet-, Edel-, Zwerg-, Kletterund Strauchrosen, Ramblerrosen, Wildund Naturrosen, Stammrosen – was es
nicht alles gibt! Und was es nicht gibt,
kann man züchten. Und trägt, wenn
man 15 Jahre Zeit und genug Geld hat,
den eigenen Namen. Um ganz ohne
eigenes Zutun mit einer Rose geehrt zu
werden, muss man übrigens tot und/
oder schon sehr berühmt sein. In Österreich mithin Skifahrer. Darum gibt es
das „Franz Klammer Alpenglühen“, eine
Bodendeckerrose. Das alles lerne ich,
während Herr Winkler mit mir über eine Brücke in den benachbarten,
schmucken „Stadtpark“ spaziert. Riesig
ist er nicht, aber einfach zauberhaft.
Überall sieht man Rosen, manche klettern sogar an Bäumen empor. Wasserspiele findet man genauso, wie einen
tonnenschweren Findling, auch eine
Bühne für Veranstaltungen gibt es: Der
ideale Hintergrund für romantische
Hochzeitsbilder – am heutigen Tage
sind es zwei. Schick, so einen Park direkt neben der Gärtnerei zu haben,
denke ich mir und sage es laut. Da stellt
sich heraus, dass wir natürlich nicht im
Stadtpark sind. Sondern nach wie vor
57 ↑ Karl Winkler
Rosen und Wasserspiel ➝ Zwei Hähne, nur einer ist wichtig
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
ken ihren Wohlstand harter Arbeit –
und den vielen Touristen, die seit den
1930ern die Region besuchten. Der
Park ist ein Ausdruck von Dankbarkeit
(und natürlich Bühne fürs hauseigene
Pflanzen- und Rosensortiment), ebenso
wie das Engagement der Familie an
allerlei Kulturveranstaltungen. An der
ein oder anderen Gebäudewand des
Winklerschen Anwesens ragen Wasserhähne aus der Wand. Was an und für
sich niemanden überraschen würde,
wäre da nicht dieser zweite, etwas kleinere Zapfhahn unterhalb des ersten
angebracht. Wozu der gut sei, frage ich.
Der ausgesprochen freundliche und
wortgewandte Herr Winkler reicht mir
wortlos ein Bierglas und lächelt. Und
ich bin in meinem ganz persönlichen
Garten Eden angekommen!
Zwergenhüter
auf dem Privatgelände der Winklers.
„Ich ärgere mich doch nicht mit Behörden rum!“, sagt der Senior, „hätte ich
auf die warten, müssen, wäre der Park
noch immer nicht fertig! Dafür hätte
ich aber einen Katalog voller Auflagen!“
Der Park gehört ihm. Familie Winkler
unterhält und bepflanzt ihn. Und stellt
den Garten der Öffentlichkeit zur Verfügung. Unentgeltlich! Chapeau!
Ein paar Straßen weiter betreten wir
den Familienhof und inspizieren, quasi
zum Vergleich, Winklers Privatgarten.
Der nur unwesentlich größer ist, als der
Park neben seiner Gärtnerei. Ein Rosenmeer konnte man erwarten, zudem
wurden Gemüsebeete angelegt, Bäume gepflanzt, gehegt, gepflegt, ein
hölzerner Badezuber thront über einem naturbelassenen Teich. Die Nebengebäude des Gehöfts dienen als
Stauraum, in erster Linie natürlich für
Gartengeräte. In einem allerdings stehen Konzertflügel! Viele. Über meine
Verblüffung hinweg habe ich vergessen, sie zu zählen. Winkler sammelt
diese Instrumente – sehr zum Leidwesen seiner Gattin, wie sich später am
Tage herausstellt. Die Winklers verdan-
58 ↑ Karl Winklers Privatgarten ➝ Günther Klösch mit Bonsai
Die Legende behauptet, es habe einmal einen mächtiger Zauberer namens
Jiang Feng gegeben, der ganze Landschaften in Miniaturen verwandelte
und sie den Menschen auf einem Tablett schenkte. So entstand die Leidenschaft der Chinesen für den Bonsai. Das
Wort setzt sich zusammen aus „Bon“
(Schale) und „sai“ (Pflanze) und kommt
tatsächlich aus dem Reich der Mitte.
Nach Japan gelangte diese Gartenkunst, die Harmonie zwischen Natur
und Mensch repräsentieren soll, tatsächlich erst vor etwa 1.000 Jahren.
Mönche brachten sie einst ins Reich
Nippon und von dort gelangten sie in
die Welt. Weshalb sich auch der japaniHerbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
sche Begriff Bonsai weltweit durchsetzte. Das Arrangement: Die Natur ist der
Baum selbst, deren Kräfte werden
durch feinen Kies symbolisiert (der für
das Wasser steht), und die Pflanzenschale stellt den Menschen und sein
Schaffen dar.
Das mag gut zu wissen sein, was aber
hat das mit der Region Millstätter See
zu tun? Alles! Denn seit nunmehr 35
Jahren betreibt Günther Klösch, Jahrgang 1957, sein Bonsaimuseum – eines
der ältesten und größten Sammlungen
in Europa. Auf über 15.000 m² Ausstellungs- und Gartenfläche gedeihen edle
Hölzer, kunstvoll beschnitten in ge-
schmackvollen Schalen. 3.000 Bonsai in
120 verschiedenen Sorten sind es inzwischen, viele über 100 Jahre alt. Und
um den Bäumen (ich glaube, so ist es
wirklich: Es geht Klösch weniger um die
Besucher…) einen würdigen Rahmen
zu geben, schuf er einen nach klassischen japanischen Vorbildern angelegten Zen-Garten. Einfach zauberhaft.
Inspirierend. Zeitlos. Ein Ort, die Seele
baumeln zu lassen.
Günther Klösch nennt diese Pflanzen
nicht sein eigen, man könne Natur
nicht besitzen, sagt er. Stattdessen behütet und gestaltet er, wohl wissend,
dass ein, wie er es beschreibt, Men-
59 Verwirrend schöne Exponate im Bonsaimuseum
schenalter nicht ausreiche, um einen
„fertigen“ Bonsai zu gestalten. Zeit und
Natur sind seine Themen. Darin der
Mensch, der glaubt alles zu beherrschen und ewig zu leben, dabei machtlos und vergänglich ist. Wer sich aber
seines Ranges in der Welt bewusst ist
und sich fügt, lebt in Harmonie mit der
Natur.
Das also kann man lernen, nicht nur
vom Bonsai-Gärtner, sondern von allen
Protagonisten dieses Beitrages, die genau das leben. Jeder auf seine Art. Und
ich dachte, ich würde lediglich ein paar
Gärten sehen. Wie dumm von mir.
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
Infobox
Millstätter See
Kärnten
amtierende Markgraf Anton Marchese
Tacoli di San Possidonio zwischen den
Tischen umher und unterhält seine
Gäste. Das können launige Abende
werden!
Informationen zur Buchung der Gärtenreise gibt es beim Fremdenverkehrsamt.
Fremdenverkehrsamt:
Thomas-Morgenstern-Platz 1
A - 9871 Seeboden
Tel.: +43-4766-37 00-0
Fax: +43-4766-37 00-8
[email protected]
www.millstaettersee.com
Anreise:
Mit dem Flugzeug:
Alpe - Adria Airport Klagenfurt (65 km)
Linienflüge mit AUA via Wien mehrmals täglich. Mit Germanwings ab Berlin, Hamburg, Köln mehrmals wöchentlich.
www.klagenfurt-airport.com
Mit dem Auto, zum Beispiel nach Seeboden:
Von Osten: Wien (385 km, ca. 4 1/4
Stunden) über A2 - Graz (198 km, ca. 2
1/4 Stunden) - Villach - Autobahnabfahrt Ossiacher See - weiter über die
60
Millstätter Bundesstrasse (B98) bis
Seeboden. Von Norden: Salzburg (169
km, ca. 1 3/4 Stunden) - über A10 Tauernautobahn (Mautpflicht) - Autobahnabfahrt Spittal/Millstätter See weiter über die B98 (Millstätter Bundesstrasse) bis Seeboden. Von Westen:
Innsbruck (265 km, ca. 3 1/2 Stunden) über A12 bis Wörgl - St.Johann - Kitzbühel - Felbertauernstraße (mautpflichtig) - Lienz - Seeboden
Hotel Moserhof
Familie Moser-Winkler
Hauptstraße 48
A-9871 Seeboden, Kärnten
Tel.: +43-4762-814 00
[email protected]
www.moserhof.com
Das besondere: Erstes vollständig
Glutamat freies Hotel in Österreich! Toller Wellnessbereich, frisch, jung, modern renoviert, sehr gutes Essen.
Übernachtungen:
Koller’s Hotel
Seepromenade 2-4
A-9871 Seeboden
Tel.: +43-47 62/820 00
www.kollers.at
Das besondere: beheizter Pool im See:
Bemerkenswert! Unbedingt machen!
Schöner und vor allem nutzbarer Garten direkt am See. Schöne Zimmer,
sehr nettes Personal.
Hotel See-Villa Tacoli****
Seestraße 68
9872 Millstatt
Tel: +43-0-4766-2102
www.see-villa.eu
Das besondere: Stilvolles Ambiente,
neben dem Stammhaus direkt am See
gibt es noch zwei weitere Gebäude.
Die Küche ist österreichisch-mediterran, beim Abendessen flaniert der
Kräuterstube Schlieber
Obermillstatt 204
A-9872 Millstatt
Tel.: +43-4766-20 66,
Mob.: +43-676-607 24 48
[email protected]
www.schlieber.at
Alexanderhütte & Sennerei
Alexanderalm
9872 Millstatt, Öttern 2
Tel.: +43-664-645 49 20
[email protected]
Garten & Floristik Winkler
Seehofstrasse 36
A-9871 Seeboden
Tel.: +43-4762-812 03
[email protected]
www-garten-winkler.at
Bonsaimuseum Günter Klösch
Liedweg 3
A-9871 Seeboden
Tel.: +43-4762-819 47
www.bonsai.at
Herbst 2014 | Für Leib + Seele: Gartenreise Millstätter See
Flora & Fauna
Text & Bild : Christoph Hoppe
Anemonenfische
(Amphiprion)
Sie werden nach den beiden
bekanntesten Arten häufig
auch Clownfische genannt,
sind eine in den Korallenriffen
des tropischen Indopazifik
vorkommende Gattung der
Riffbarsche (Pomacentridae),
die in enger Symbiose mit
Seeanemonen lebt. Dabei leben die einzelnen Arten nur
mit bestimmten Arten von
Symbioseanemonen zusammen. Die Symbioseanemonen
bieten den Anemonenfischen,
die alle schlechte Schwimmer
sind, Schutz vor Raubfischen.
Auch die Anemonenfische
schützen ihre Symbiosepartner vor Fressfeinden.
Die zwischen acht und 15
Zentimeter lang werdenden
Anemonenfische ernähren
sich von Zooplankton, einige
auch von Algen.
Kamera: Olympus OM D5
Objektiv: Olympus 8 mm
f/10 Verschlusszeit: 1/125 Blende: 7,1,
ISO 200
61
Flora & Fauna: Anemonenfisch
Nachhaltiges Reisen: Hotel Forsthofgut, Leogang
62
Reflexpfad auf der Waldlichtung © Hotel Forsthofgut
Herbst 2014 | Nachhaltiges Reisen: Hotel Forsthofgut, Leogang
Das familiäre Naturhotel in den Alpen lebt das Thema Nachhaltigkeit, wo es nur eben geht
Text: Katja Kuremba
Das Forsthofgut liegt umgeben von
Wiesen und Wäldern im österreichischen Leogang an den Hängen des Asitz umgeben von einer 30.000 Quadratmeter großen Gartenanlage und
Bio- Badesee. Im Jahr 1617 als landwirtschaftlicher Forstbetrieb erbaut, ist
das Haus seit jeher in Familienbesitz.
Hier wird versucht, das Thema Nachhaltigkeit in möglichst vielen Bereichen
mit Leben zu füllen.
Zu einem der Hotel-Highlights zählt
das Wald-Spa. Hier sorgen Materialien
der alpinen Wälder und Anwendungen
mit natürlichen Inhaltsstoffen der Region auf ursprüngliche Weise für Entspannung. In der freien Natur relaxen
Gäste etwa bei der „Wald & Wiese“ Outdoor- Behandlung auf der einsamen
Waldlichtung mit dorthin führendem
Barfußpfad. Alle Einrichtungen des
Forsthofguts entsprechen den Green
Spa Kodex-Leitsätzen der gleichnamigen Fachgruppe. Zentrales Motiv ist
hierbei das gesundheitliche Wohlbefinden des Menschen zu verbessern
und seine Lebensqualität zu steigern.
Zu den zehn Kriterien der Zertifizierung
zählen unter anderem die Achtung und
Förderung der intakten Natur und deren biologischer Vielfalt, die Übernahme regionaler und globaler Verantwortung sowie der sparsame Umgang mit
Ressourcen im gesamten Produktions-,
Handels- und Dienstleistungsprozess
63 ↑ Das Team des Forshofgutes
Massage im Wald © Hotel Forsthofgut
durch den Einsatz von innovativen Materialien, Produkten, Methoden und
Technologien. Passend zum naturgeprägten Design des Forsthofgut Spa
und der Philosophie des Hauses basieren die Anwendungen auf der Verwendung von überwiegend regionaler und
alpiner Naturkosmetik mit Wirkstoffen
aus Edelweiß, Enzian, Wacholder und
dem Bergkristall. Während der Sommerzeit werden Outdoor-Behandlungen auf der hoteleigenen, einsamen
Waldlichtung angeboten.
Herbst 2014 | Nachhaltiges Reisen: Hotel Forsthofgut, Leogang
Im Spa verfügen alle dreifach isolierten
Glas- und Fensterflächen über höchste
Energieeffizienz und Schalldämmung.
Auch für Wärmerückgewinnung ist gesorgt: die Heiz- und Lüftungsanlage
wandelt warme Abluft größtenteils in
wiederverwendbare Heizenergie um.
Das Hackschnitzelwerk am Haus versorgt das Forsthofgut autark mit sauberer Energie mit Holz aus der hoteleigenen Forstwirtschaft. Korrekte Mülltrennung ist ebenfalls wesentlicher
Bestandteil der Hotelphilosophie – die
Vorsortierung findet bereits im Haus
statt. Die Reinigung des gesamten Hotels erfolgt ebenfalls ausschließlich mit
biologisch abbaubaren „Eco-Reinigern“.
Dabei wird darauf geachtet, dass die
hygienischen Wasch- und Putzmittel
das Umweltzeichen tragen.
Infobox
Das Hotel liegt abseits der Straße, direkt im größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs, dem Skicircus Saalbach- Hinterglemm-Leogang. Vom Hotel aus sind es 200 Meter zur Gondelbahn Asitz, Talabfahrt
bis zum Haus ist möglich. Außerdem
befindet sich der Bike Park Leogang,
Europas größter Mountainbike-Park,
in der Nähe. Mit dem Auto fährt man
ca. eine Stunde von Salzburg, eineinhalb Stunden von München und vier
Stunden von Zürich nach Leogang.
Kulinarisch verwöhnt das Forsthofgut
mit der gesunden „Grünen Haube“,
dem Qualitätssiegel für herausragende
Leistungen in der Naturküche. Das
Team rund um Küchenchef Wolfgang
Oberschachner präsentiert mit der
„Forsthofgut-Verwöhnpension“ eine
ausgewogene Auswahl an hausgemachten oder in lokalen und regionalen Betrieben hergestellten Produkten.
Gemüse und Kräuter für die frische Biound Vitalküche des Restaurants stammen teils aus dem hoteleigenen Garten. Almbutter und Käse, Eier, Honig,
Schnaps und Zeburind sowie die
Lachsforelle kommen direkt aus Leogang. Hirsch gibt es seit 2013 aus dem
eigenen Wildgehege. Von Biosäften
und Bio- Vollkornbrot über Rohkostsa64 ↑ Das Biomasse-Heizwerk
Zeburind vom Palleggbauer
late und vegetarische Vollwertküche
bis hin zu den Klassikern der österreichischen Küche werden alle angebotenen Gerichte ohne Geschmacksverstärker und künstliche Aromen schonend zubereitet. Das Gebirgswasser
kommt aus der hauseigenen Quelle.
Direkt vor dem Haus warten im Kräuter-Garten die Zutaten für selbstgemachtes Bärlauchpesto, Marmelade,
Hollersirup und Säfte.
Seit Dezember 2012 ergänzt das 2,3
Hektar große hoteleigene Wildgehege
die authentische Waldatmosphäre im
Hotel Forsthofgut. Prächtiges Rot- und
Damwild lebt hier zusammen mit munteren Zwergziegen auf dem Wald- und
Wiesengrund des ursprünglich land-
Hotel Forsthofgut
Hütten 2
A - 5771 Leogang
Tel.: +43-6583-8561
Fax: +43-6583-8561 77
[email protected]
www.forsthofgut.at
wirtschaftlichen Forstbetriebs. Bei Wildtierfütterungen im Winter informiert
Hotelier Christoph Schmuck regelmäßig über den Wild- und Naturschutz im
Salzburger Land. Darüber hinaus lernen Gäste bei Waldwanderungen mit
dem Förster Wissenswertes über die
Tiere und deren Lebensräume. Auch
vom zimmereigenen Balkon aus können die Gäste das stattliche Rot- und
Damwild am Hotelwald beobachten.
Durch die sorgfältige Auswahl einzelner Tiere für die regionale „Grüne Haube“-Naturküche wird das biologische
Gleichgewicht im Gehege gesichert.
Herbst 2014 | Nachhaltiges Reisen: Hotel Forsthofgut, Leogang
Impressum
Redaktion Reise-Inspirationen
Schmid-Wildy-Weg 46
81739 München
[email protected]
www.reise-inspirationen.de
Herausgeber
Tourism Unlimited e.P., Hoppe & Partner
Journalisten, PR- und Marketingberater
www.tourism-unlimited.com
Registergericht:
Amtsgericht München, PR 764
USt.-ID: DE259674638
inhaltlich Verantwortlich gemäß § 55 Abs.
2 RStV: Christoph Hoppe (Anschrift wie
vorstehend)
Redaktion
Chefredakteur: Christoph Hoppe (ch),
Herbert Brenke (hb), Judith Hoppe (jb),
Katja Kuremba (kk)
Konzept, Gestaltung & Layout
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Konto-Nr. 1000 276 129
BLZ 701 500 00
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Reise-Inspirationen erscheint quartalsweise.
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65
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