Endoprothetik - BG Klinikum Duisburg

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Endoprothetik - BG Klinikum Duisburg
MAGAZIN FÜR PATIENTEN, MITARBEITER UND PARTNER DER BERUFSGENOSSENSCHAFTLICHEN UNFALLKLINIK DUISBURG
2014
Endoprothetik
Neue Gelenke
für alte Bewegungen
01
WILLKOMMEN
IN DER BGU
ZURÜCK
IN DEN ALLTAG
DIE BGU MIT INTERPLAST
IN MYANMAR
Interview mit dem neuen
Geschäftsführer der BGU –
Ralf Wenzel
Rehabilitation
in der BGU Duisburg
Ein Erlebnisbericht von
Prof. Dr. med. HeinzHerbert Homann und
Dr. med. Frauke Deneken
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BGU DIALOG
12/2014
Von der Rettung bis
zur Reha –
der schnelle Weg
zu Ihrer Gesundheit
Unser Leistungsspektrum auf einen Blick
Die BGU Duisburg bietet ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Heilbehandlung und Rehabilitation von Verletzungen
oder Verletzungsfolgen nach Arbeits-,
Schul-, Sport- oder Freizeitunfällen. Ebenso
ist die BGU Duisburg spezialisiert auf
Patienten mit degenerativen, orthopädischen, handchirurgischen oder schmerzmedizinischen Problemen. Von den
medizinischen Fachbereichen bis zum
umfangreichen Therapie-, Reha- und
Pflegeangebot befinden sich alle Abteilungen auf dem neuesten Stand und arbeiten
nach wegweisenden Verfahren.
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
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Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie
Rückenmarkverletzungen
Endoprothetik und Alterstraumatologie
Kinder- und Jugendtraumatologie
Arthroskopische Chirurgie und Sporttraumatologie
Orthopädische und traumatologische Fußchirurgie
Septische Chirurgie
Rehabilitation, konservative Orthopädie
und Sportmedizin
Zentralambulanz
Intensivmedizin
Zentrum für Wirbelsäulenerkrankungen
Zentrum für Sportmedizin und Sporttraumatologie
Zentrum für ambulante Operationen
BG Zentrum für Rehabilitation
Zentrum für Exoprothetik
Zentrum für Pseudarthrosen
Klinik für Handchirurgie, Plastische Chirurgie
und Zentrum für Schwerbrandverletzte
Klinik für Schmerzmedizin
Abteilung für Neurologie
Abteilung für Psychologie
Abteilung für Radiologie
Liebe Leserinnen, liebe Leser
wir freuen uns, Ihnen hiermit eine neue Ausgabe unseres
Magazins „BGU-Dialog“ präsentieren zu können. In dieser
Ausgabe haben wir besonders Wert darauf gelegt, Ihnen weitere
Bereiche unserer medizinischen Leistung darzustellen. Unser
Titelthema ist diesmal die Endoprothetik. In diesem Bericht
beschreiben wir die hochwertige medizinische Versorgung mit
künstlichem Gelenkersatz.
Mit weiteren Berichten u. a. über Knochenentzündungen,
Eigenfettverwendung, Intensivmedizin sowie der Schmerzmedizin informieren wir Sie über den aktuellen Stand unserer Arbeit.
Herr Ralf Wenzel ist seit dem 1.10.2014 der neue Geschäftsführer der BGU Duisburg. Wir haben ein Interview mit ihm geführt
und möchten Ihnen Herrn Wenzel in dieser Ausgabe vorstellen.
Ist Ihnen aufgefallen, dass wir das „Outfit“ unseres Magazins geändert haben? Wir finden, dass es nun moderner, frischer
und auch übersichtlicher geworden ist.
IMPRESSUM
BGU DIALOG
Magazin für Patienten,
Mitarbeiter und Partner
der Berufsgenossen
schaftlichen Unfallklinik
Duisburg
Herausgeber:
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik
Duisburg GmbH
Großenbaumer Allee 250
47249 Duisburg
Professor Dr. Dieter Rixen
Ärztlicher Direktor
Endoprothetik
in der
BGU Duisburg
Willkommen
in der BGU!
Geschäftsführer
Ralf Wenzel
Vom Wiederaufbau
des Menschen
Verantwortlich:
Geschäftsführung BGU
Duisburg
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Fotos:
BGU Duisburg Archiv
Marcus Gloger
Boris Breuer
WAZ, Tanja Pickartz
Fotolia.com: Picture-Factory;
Calado; Köpenicker
Wenn Knochenentzündungen
nicht zur Ruhe
kommen
Vorschau
Rückschau
Schmerzen
auf der Spur
Redaktion:
Friedhelm Bohla
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Rehabilitation
in der BGU
Duisburg
Peerunterstützung
für Amputationsverletzte
Intensivmedizin
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Tel.: 0203 7688-1
E-Mail:
kontakt-verwaltung@
bgu-duisburg.de
www.bgu-duisburg.de
Weitere Textbeiträge:
Dr. Rolfes
Dr. Denneken/
Prof. Homann
Katja Burgsmüller, WAZ
Gestaltung und
Gesamtkoordination:
cap communications, Bonn
www.cap-communications.de
2014
Wir wünschen viel Freude bei Lesen!
Auflage:
5.000 Exemplare
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion
03
INHALT
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
Die BGU mit
INTERPLAST in
Myanmar
Unterstützen,
Motivieren,
Mitfühlen
Ein längeres
Bein für
Raissa
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BGU DIALOG
12/2014
Endoprothetik
in der
BGU Duisburg
Qualitativ hochwertige medizinische
Versorgung von Patienten mit
künstlichem Gelenkersatz
Die BG Unfallklinik Duisburg bietet das gesamte
Spektrum der Therapie angeborener und erworbener Erkrankungen des Stütz- und Bewegungssystems an. Dabei werden modernste konservative
und operative Verfahren
angewendet.
ZERTIFIZIERT ALS
Ein besonderes AugenENDOPROTHETIK
merk legen wir auf die
ZENTRUM
Endoprothetik des Hüft-,
Knie-, Ellenbogen-,
Schulter- und Sprunggelenkes.
EPZ
BEGUTACHTUNG EINER DIGITALEN POST OP-AUFNAHME
Endoprothetik wird in unserem Hause seit Jahren
mit besonderer Behandlungsqualität betrieben.
Diese wurde nun belohnt. Nach einem zweitägigen anspruchsvollen Prüfverfahren hat die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie erstmals die Sektion Endoprothetik
und Alterstraumatologie an der BGU Duisburg zertifiziert. Damit zeichnet die EndoCert-Initiative
die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Patienten mit künstlichem Gelenkersatz (Endoprothesen) an der BGU Duisburg
aus. „Die Zertifizierung bestätigt nun auch unter
strengen objektiven Gesichtspunkten die hohe
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
DR. MED. PETER-MICHAEL HAX
STELLVERTRETENDER CHEFARZT AN DER BGU DUISBURG
medizinische Behandlungsqualität für unsere Patientinnen und Patienten, die häufig mit besonders
schwierigen gesundheitlichen Vorbedingungen zu
uns kommen“, erklärt Prof. Dr. Dieter Rixen, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Orthopädie
und Unfallchirurgie an der BGU Duisburg.
Seit 36 Jahren engagiert sich Dr. Peter-Michael
Hax, Leiter der Sektion Endoprothetik und Alterstraumatologie, hier u. a. für Patienten mit künstlichem Gelenkersatz, von denen er jährlich etwa
200 operiert. „Zunehmende Bedeutung hat die
Endoprothetik in der Versorgung von Verletzungen bzw. deren Spätfolgen bei älteren Patienten.
Aber auch jüngere Patienten leiden an Gelenkverschleiß. Ursachen können z. B. zurückliegende Gelenkverletzungen oder Überbeanspruchung
durch sportliche Aktivitäten sein. „Patienten mit
komplexen Gelenkschäden nach Frakturen oder
Bandverletzungen, mit irreparablen gelenknahen
Knochendefekten oder nach beruhigten Gelenkinfekten durch den Einsatz künstlicher Gelenke
ein Stück Lebensqualität zurückzugeben, ist eine
unserer anspruchsvollsten Aufgaben“, berichtet
der Stellvertretende Chefarzt und Stellvertretende
Ärztliche Direktor.
Optimale Ergebnisse dank
maßgeschneiderter Lösungen
ANPASSUNG EINER HÜFT-ENDOPROTHESE
Vorbei sind die Zeiten der Versteifungsoperationen. „Bei stetiger Verbesserung der Verankerungstechniken, der Werkstoffe und der Versorgungsmöglichkeiten kommt der Gelenkersatz heute auch
für jüngere Patienten in Betracht – oft eine Voraussetzung, um überhaupt weiter erwerbstätig sein zu
können“, erläutert Dr. Hax.
Jeder Mensch ist anders gebaut: Erweisen sich die
Standardimplantate als nicht geeignet, kommen
Sondergrößen oder allergenfreie Endoprothesen
zum Einsatz. „Heute geht es um die individuelle
Passgenauigkeit von Gelenkersatz, unabhängig
davon, ob wir es mit Patientinnen oder Patienten
zu tun haben. Erreicht wird dieses Ergebnis unter
anderem durch die Herstellung von patientenindividuellen Schnittblöcken oder sogar patientenindividuellen Implantaten anhand bildgebender
Verfahren wie Computertomographie (CT) oder
Magnetresonanztomographie (MRT).“
Erweitertes Anwendungsspektrum
Auch das Anwendungsspektrum künstlicher Gelenke hat sich erweitert: Neben den seit Jahrzehnten
bewährten Hüft-, Knie- und Schultergelenken stehen heute auch Endoprothesen für Ellenbogenund Sprunggelenke zur Verfügung. Die BGU Duisburg setzt auch im Bereich der Endoprothetik und
Alterstraumatologie hausintern auf die bewährte
Vernetzung mit anderen medizinischen Disziplinen, wie z. B. den Fachärzten im Bereich der septischen Chirurgie, der Klinik für Schmerzmedizin
oder dem nach neuestem medizinischen Standard
arbeitenden Stab an Physiotherapeuten und Mitarbeitern weiterer Heilberufe.
TEIL EINER KNIEPROTHESE
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BGU DIALOG
12/2014
Willkommen
in der BGU!
Interview mit dem neuen Geschäftsführer
der BGU – Ralf Wenzel
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Herr Wenzel, Sie sind seit dem 1.10. der neue Geschäftsführer in der BGU und deren Tochtergesellschaften. Wir möchten Sie gerne unseren Lesern, das sind unsere Patienten, Mitarbeiter und Partner des Hauses,
vorstellen. Deshalb wäre es schön, wenn Sie uns ein paar persönliche Informationen geben könnten.
Gerne, ich möchte hier auch die Gelegenheit nutzen, hier alle Patientinnen und Patienten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Partner der BGU Duisburg herzlich zu begrüßen. Es wird sicherlich
noch einige Zeit dauern, bis ich alle Personen kennen gelernt habe, deshalb freue ich mich, hier einige
Grußworte überbringen zu können.
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Zu den persönlichen Dingen... Wie alt sind Sie?
Ich bin 46 Jahre alt.
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Sind Sie verheiratet und haben Sie Kinder?
Ja, ich bin verheiratet und habe 2 Kinder.
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Wo wohnen Sie?
Ich lebe nun seit über 10 Jahren in Moers und fühle mich in der Region sehr wohl.
Sie ist meine Heimat geworden.
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Haben Sie neben dem Beruf und der Familie noch Zeit für Hobbys?
Ja natürlich, die Zeit dafür muss man sich nehmen. Ich bin sportlich sehr aktiv und verbinde dies auch mit
gemeinsamen Aktivitäten mit der Familie.
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Natürlich fragen wir uns, wo Sie die letzten Jahre gearbeitet haben.
Seit fast 20 Jahren bin ich im Gesundheitswesen tätig und habe bundesweit für kirchliche und
private Träger gearbeitet. Die letzten Jahre war ich im Marienhospital in Bottrop für den kaufmännischen
Bereich verantwortlich.
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
War Ihnen die BGU Duisburg früher bereits bekannt?
Da ich seit langem in der Region lebe und arbeite, war mir die BGU natürlich bekannt.
Wie viele andere Krankenhäuser arbeitet das Marienhospital Bottrop eng mit der BGU zusammen.
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Wo sehen Sie die Brennpunkte Ihrer Arbeit?
Die BGU hat sich in den letzten Jahren in medizinischer und baulicher Hinsicht sehr stark entwickelt.
Interne und externe Patientenbefragungen belegen die hohe Reputation des Hauses. Der Entwicklungsprozess ist aber noch nicht abgeschlossen und muss bei einer Fokussierung auf eine hohe Qualität und
das Patientenwohl weiter vorangetrieben werden. So gibt es auch baulich noch eine Menge zu tun.
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Welche Eindrücke haben Sie nach den ersten Wochen in der BGU
Ich habe mich über die freundliche Aufnahme im Haus sehr gefreut. Dies ist nicht selbstverständlich. Neben vielen positiven Aspekten, wie z.B. die sehr modernen Stationen und der OP-Trakt, sind mir
natürlich auch einige nicht so schöne Folgen der baulichen Entwicklung in den letzten Jahren aufgefallen.
Nennen möchte ich an dieser Stelle die unübersichtliche Gebäudestruktur und die langen Wege im Haus
für die Patienten, Mitarbeiter und Besucher. Daran müssen wir in Zukunft arbeiten.
BGU DIALOG
Ralf Wenzel
Welche Wünsche haben Sie an die Mitarbeiter der BGU?
Mir ist ein enger Kontakt und eine gute Zusammenarbeit sehr wichtig. Jeder Mitarbeiter ist ein Teil
der BGU und seine Erfahrungen und Kenntnisse gilt es für die Zukunft zu nutzen, bzw. in die Entwicklung
einzubringen. Den zukünftigen Weg gemeinsam zu gehen, dafür wünsche ich mir die Bereitschaft der
Mitarbeiter.
BGU DIALOG
Herr Wenzel, wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre Arbeit und freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Das Interview führte Friedhelm Bohla, Leiter Marketing/Unternehmenskommunikation
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BGU DIALOG
12/2014
Vom Wiederaufbau
des Menschen
Eigenfettverpflanzung und Gewebetransplantation in der Plastischen Chirurgie
Die Verpflanzung von körpereigenem Fett gewinnt in der plastischen Chirurgie zunehmend an Bedeutung. Ob zur Behandlung
vernarbter Brandwunden, bei Folgen von Arbeits- oder Verkehrsunfällen oder nach der Entfernung bösartiger Tumore der Weichteile:
Eigenfetttransplantationen ermöglichen es Plastischen Chirurgen,
das Erscheinungsbild eines versehrten Patienten bestmöglich
wiederherzustellen. „Zum Wiederaufbau von Körperkonturen ist
Unterhautfettgewebe in vielen Fällen ein sehr geeignetes Mittel.
Uns ist es wichtig, dass unsere Patienten ihre vernarbten Körperteile bestmöglich nutzen und ihr eigenes Erscheinungsbild nach
einer beschwerlichen Krankheitsphase annehmen können“, erklärt
Oberarzt Dr. Raouf Onallah, Spezialist für Plastische und Ästhetische Chirurgie an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik
(BGU) Duisburg.
Schonendes Verfahren für Patienten
Das Verfahren ist aus ärztlicher Sicht einfach und für den Patienten schonend: Von Bauch, Hüfte oder Po wird dem Patienten eigenes Fettgewebe abgesaugt. Dazu sind nur kleine
Hautschnitte erforderlich. Per Filteranlage gereinigt, wird das
verflüssigte Körperfett unter das Narbengewebe des Patienten
mit speziellen Injektionsspritzen gepflanzt. Es kann sich dauerhaft neues Fettgewebe bilden und dem Körper wieder die gewohnten Konturen verleihen. „Im Prinzip ist dieses Verfahren
bei Erwachsenen aller Altersstufen und am ganzen Körper anwendbar“, sagt Dr. Onallah. „Begrenzungen gibt es allerdings
in der Größe und der Beschaffenheit des Defektes.“ Eine trichterförmige Narbe lasse sich mit Eigenfett beispielsweise besser unterlegen, als eine flächige und verhärtete Narbe.
Gewebeverschiebungen- und verpflanzungen
Neben der Eigenfetttransplantation bieten sich aber auch
Gewebeverschiebungen oder -verpflanzungen an. Bei Eigen-
gewebetransplantationen werden dem Patienten unterschiedlichste Gewebearten
(Haut, Knochen, Muskeln, etc.) mit einer
Arterie und einer Vene entnommen, die in
andere Körperregionen des Patienten verpflanzt werden. Diese Operationen können
nur unter dem Mikroskop in bis zu 25-facher
Vergrößerung erfolgen. „Die Fäden, mit denen wir die Adern wieder zusammenfügen
sind dünner als ein menschliches Haar. Mit
bloßem Auge sind sie kaum zu erkennen“,
veranschaulicht Dr. Onallah. Ihn freuen
die menschlichen Erfolgserlebnisse seines
Alltags immer wieder: „Wenn, wie gerade
geschehen, durch unsere Arbeit einer über 80-jährigen alleinlebenden Patientin mit kompliziertem offenen Bruch des Beines eine Amputation und der damit verbundene Umzug in ein
Pflegeheim erspart bleiben, dann sind das auch für mich wahre
Glücksmomente.“
Plastische Chirurgen schlagen Brücken zu vielen anderen medizinischen Fachgebieten. Ihre Tätigkeit ist hochspezialisiert
– auch ein Grund dafür, dass Patienten aus weiter entfernten
Regionen in die BGU Duisburg kommen. „Allein unsere operative Kompetenz in der Plastischen Chirurgie würde die Verlegung
zu uns vielleicht nicht rechtfertigen. Zu einer anspruchsvollen
plastisch-chirurgischen Behandlung gehören neben ausgefeilten und bewährten OP-Techniken aber auch das spezielle Wissen und die Erfahrung des Pflegepersonals sowie des ärztlichen
Bereitschaftsdienstes, das unsere Mitarbeiter auszeichnet“,
erläutert Prof. Dr. Heinz-Herbert Homann, einer der beiden Chefärzte der Klinik für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und des
Zentrums für Schwerbrandverletzte an der BGU Duisburg.
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
09
Wenn sich Knochen, Gelenke, Gelenkprothesen oder
Wirbelkörper und Bandscheiben entzünden, beginnt
für die Patienten ein meist langer Leidensweg.
„Bedauerlicherweise sind derartige Infekte zu Beginn nur schwer mit hinreichender Sicherheit zu
diagnostizieren. Das gilt besonders für Entzündungen der Wirbelkörper und der Bandscheibe“, erläutert Dr. Martin Glombitza, Leitender Arzt der Septischen Chirurgie. Nur wenige ausgewählte Kliniken,
darunter alle berufsgenossenschaftlichen Krankenhäuser in Deutschland, haben eigene Spezialisten
und Abteilungen für dieses besondere Fachgebiet
der Orthopädie und Unfallchirurgie. An der BGU
Duisburg stehen allein für die septische Chirurgie
fünf Ärzte und bis zu 40 Betten zur Verfügung.
Schwer zu identifizierende Infektionen
„Tückisch sind Knochenmarkentzündungen und andere Infektionen
z. B. im Gelenkbereich insofern, als sie nach zwischenzeitlich vollständiger Beruhigung wieder aufflammen und Symptome auslösen
können, die anfänglich nicht unmittelbar auf ein entzündliches
Geschehen im bzw. am Knochen oder Gelenk hinweisen“, so Dr.
Glombitza. Auch das Aufspüren von Infekten nach Operationen
könne unter einem Mischbild aus klassischen postoperativen Reaktionen und der Ausbildung eines Frühinfektes eine diagnostische
Herausforderung sein. Um möglichst frühzeitig einem entzündlichen
Geschehen entgegensteuern zu können, empfiehlt er Patienten,
bei einem begründeten Verdacht sich möglichst schnell bei einem
Spezialisten für septische Chirurgie vorzustellen. „Ärzte sollten ihre
Patienten unbedingt darin bestärken diesen Schritt zu gehen. Den
Kranken kann so viel Leid erspart werden, und für die Sozialkassen
fallen weniger Kosten an“, so Glombitza.
„Trotz strenger Einhaltung von Hygieneregeln und heute meist
schonender Operationstechniken mit kleinen Schnitten sind Infektionen in der orthopädischen und traumatologischen Chirurgie
unvermeidlich“, so Dr. Glombitza. Sie betreffen etwa 1,5 bis zwei
Prozent der geplanten Operationen in deutschen Krankenhäusern.
Bei schweren Verletzungen der Weichteile oder bei offenen Brüchen
sind sie deutlich häufiger.
S E PT I S C H E C H I R U R G I E
Bakterielle Erreger und Überträger von Keimen
Insbesondere bakterielle Erreger führen zu akuten und chronischen
Infekten. „Sorgen machen uns neuerdings auch Keime, die durch
weltweite Wanderungsbewegungen vermehrt zu uns nach Deutschland
kommen. Unser Augenmerk im Bereich Hygiene gilt aber nach wie
vor den stark verbreiteten MRSA
(MultiResistenten Staphylococcus
Aureus)-Keimen und zunehmend
Operative Therapie
auch so genannten MRGN (Mulzur Behandlung von
tiResistenten Gram Negativen)infektiösen WundBakterien.“Während Gesunde
von einer Besiedlung mit diesen
und KnochenBakterien keinerlei Einschränheilungsstörungen
kung verspüren, können sie aber
sowie GelenkÜberträger von Keimen sein –
mit fataler Wirkung: Falsch oder
infektionen
gar nicht behandelt, bedeuten
diese Keime für Kranke und in
Ihrer Immunabwehr geschwächte
Patienten ein großes Gefahrenpotential.
Wenn Knochenentzündungen nicht
zur Ruhe kommen
Septische Chirurgie an der
BGU Duisburg ist Anlaufstelle
für Patienten mit meist
langem Leidensweg
Bei langwierigen Verläufen verlieren Knochen dann ihre Selbstheilungskraft und können dauerhaft erweichen – ein fortschreitender Prozess, der sich derartig verschlechtern kann, dass auch die
umgebenden Weichteile stark in Mitleidenschaft gezogen werden.
Zerstörte Originalgelenke können gelegentlich durch künstliche
Gelenke ersetzt werden. Eine weitere Herausforderung sind Infektionen an Endoprothesen wie einer künstlichen Hüfte oder einem
künstlichen Knie. „Bei schwersten, lang andauernden Gelenkinfektionen ist dann eine Entfernung der Endoprothese und aller
infizierten Gewebeteile zwingend erforderlich, bevor nach einer
gesicherten Infektberuhigung erneut ein Kunstgelenk eingesetzt
werden kann“, erläutert Dr. Glombitza.
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BGU DIALOG
12/2014
> >> VO R S CH AU < < < R Ü C KS CH AU > > > VO R S CH AU <<< R Ü CKS CH A U >>>
LEBENSLANGE NACHSORGE FÜR PATIENTEN
MIT RÜCKENMARKVERLETZUNGEN
RMV Symposium 8. November 2014
<<< „Lebenslange Nachsorge für Patienten mit Rückenmarkverletzungen“, mit dieser Frage befaßte sich ein Fachsymposium in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Duisburg
am 08. November 2014. Es wurden drei Vorträge gehalten, so
von Herrn Dr. Stefan Hobrecker, Leitender Arzt der Sektion für
Rückenmarkverletzte der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Duisburg, zu innovativen elektronischen Techniken.
Weitere Vortragsthemen waren Kontinenz-Versorgung und vollwertige Ernährung. Zahlreiche Informationsstände und kulinarische vollwertige Köstlichkeiten der Vollkornbäckerei Klabouter erwarteten die rund 90 Besucher.
TARGO BANK LAUF...
<<< Wie auch schon in den vergangenen Jahren unterstützte
die Geschäftsführung der BGU die Beteiligung am schönsten
Firmenlauf im Ruhrgebiet. Die BGU-Teilnahme wurde wieder organisiert von Frau Marion Thiel, die im Vorfeld kräftig die Werbetrommel gerührt hatte.
Bei den Teilnehmerzahlen wurde wohl deshalb die magische
„100“ noch überboten, denn man ging mit 106 Läufern an den
Start. Jeder hat gewonnen – es war eine gelungene Teilnahme.
Wir sind gespannt auf die Quote im nächsten Jahr.
<<< >>>
HYGIENE
<<< >>>
<<< Das Hygienemanagement wird von der Hygienefachkraft/
Gesundheitsmanagerin Public Health geleitet. Das Team von
20 Hygienebeauftragten im Akut-Reha-Bereich unterstützt die
Umsetzung der Hygienevorgaben vor Ort. Zur Vorbeugung von
Infektionen nimmt die Klinik am sog. KISS (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System) beim NRZ in Berlin teil. Seit 2008
beteiligen wir uns an der Kampagne Aktion saubere Hände und
haben das Zertifikat in Silber erhalten. Seit 2012 werden für Patienten/Rehabilitanden und Angehörige jährlich Schulungen
zur Händehygiene angeboten. Des Weiteren finden individuelle Beratungen für Patienten/Rehabilitanden und Angehörige
sowie Fachvorträge zu speziellen Hygienethemen statt.
<<< >>>
CHRISTOPH 9
Im September 2015 – 40 Jahre an der BGU stationiert
>>> Am 16.09.2015 findet im Hanger des RTH die offizielle Feierstunde mit vielen Ehrengästen statt.
Am Samstag, 19.09.2015 fliegt Christoph 9 in die Stadt ...
und landet neben dem Duisburger CityPalais.
Hier wird den ganzen Tag eine Show rund um den Rettungshubschrauber geboten. Wir erwarten einen HubschrauberSimulator, Informationsstände der Duisburger Feuerwehr, der
Bundespolizei, diverser Rettungsdienste und vieles mehr.
Natürlich wird auch die BGU dort ihre Leistungen präsentieren.
FUSSCHIRURGIE
<<< Der Bereich Fußchirurgie wurde ab dem 1. Oktober 2014
als eigene Sektion innerhalb der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie geführt. Sektionsleiter ist Herr Dr. Nikolaus Brinkmann.
>>>
Save the date:
16.09.2015 und 19.09.2015
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
11
>>> VO R S CH AU < < < R Ü C KS CH AU > > > VO R S C H AU <<< R Ü CKS C H A U >>>
EXOSKELETT
<<< Seit August 2014 verfügt
die BGU über ein Exoskelett
der Firma EksoBionics. Das
Exoskelett wird zum Gehtraining bei komplett oder
inkomplett
rückenmarkverletzten Patienten eingesetzt. Derartige Hilfsmittel
sind neu und auch revolutionär: Mittels Anlage eines
äußeren, motorbetriebenen und selbststeuerbaren stabilisierenden Gerüstes (Skelett) können bestimmte Patienten mit
Querschnittlähmung wieder stehen und gehen. Längerfristig
wird die Funktionalität des Körpers so positiv beeinflusst.
<<< „Medizin zum Anfassen, Besichtigungen, Kinderparty“
lud die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg am
31. August 2014 ein.
Besichtigungen
<<< Ein großes Interesse bestand an der Besichtigung unserer
OP-Räume. Es wurden 8 Führungen mit je 10 Personen durchgeführt. Und die Technik-Fans konnten sich über die umfangreiche Technik eines Krankenhauses informieren. Die Rehabilitationsräume hatten auch ihre Tore geöffnet. Besichtigen konnte
man das neue Schwimmbad und die vielen Trainingsmöglichkeiten, die wir für die Berufsgenossenschaftliche Rehabilitation vorhalten. Unsere Ergotherapie präsentierte ihre Arbeit mit
den Patienten. Natürlich konnte auch der Rettungshubschrauber besichtigt werden. Zu 3 Terminen erklärte ein Pilot der Bundespolizei den „Christoph9“.
Medizin zum Anfassen
MSV Duisburg
<<< Die medizinischen Bereiche der BG Unfallklinik präsentierten ihre Leistungen und boten viele Möglichkeiten hinter die
Kulissen der Klinik und der verschiedenen Behandlungsmethoden zu schauen. Man konnte sich z.B. an einem 2,60 Meter
großen Modell eine Wirbelsäule erklären lassen, zuschauen
wie man ein künstliches Knie einsetzt. Dies geschah natürlich
an einem Übungsmodell. Man konnte einmal selbst versuchen,
wie man Fett absaugt und einen Einblick mit den Werkzeugen
der Schlüsselloch-Chirurgie in ein Knie erhalten. Anschaulich
erklärt von unseren Schmerzmedizinern wurde auch, was eine
„Spiegeltherapie“ ist.
<<<
Der MSV Duisburg kam mit seinen beiden Spielern
Zlatko Janjic und
Michael
Ratajczak
zur Autogrammstunde
und einem kleinen
Talk
(Moderatorin
Jannine Kolecki von
Radio Duisburg). In
einer weiteren Talkrunde über die Kooperation und intensive Zusammenarbeit
zwischen den Zebras und der BG Unfallklinik stand Sportdirektor Ivo Grlic zur Verfügung.
<<< >>>
TAG DER OFFENEN TÜR
Unter dem Motto:
<<< >>>
CHEFARZT HOMANN
ZUM VORSTAND GEWÄHLT Auf der Jahreshauptversammlung von Interplast Germany
wurde Professor Dr. Heinz-Herbert Homann zum Vorstand der
Sektion Duisburg gewählt.
www.interplast-germany.de
12
BGU DIALOG
12/2014
Schmerzen können viele Ursachen haben. Sie stechen, brennen,
klopfen oder pulsieren. Sie treten spontan oder in Intervallen
auf. Manche sind akut, andere chronisch. Die einen signalisieren
krankhafte Zustände, andere melden Irritationen im Körper oder
Verletzungen, z. B. nach Operationen. Mit den Methoden
der modernen Schmerzmedizin und detektivischem
Gespür nähern sich die Fachärzte der Klinik für
Schmerzmedizin an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) Duisburg den vielfältigsten Ursachen von Schmerzen. Sie behandeln sowohl ambulante als auch stationäre Patienten.
Schmerzen
auf der Spur
BG Unfallklinik Duisburg
erfolgreich bei Akutschmerzkonzept
te können die Wahrnehmung eines Dauerschmerzes
verstärken oder abschwächen. „Auffällig war z. B.
während der Wochen der Fußball-Weltmeisterschaft
in diesem Sommer, dass bei Spielen der Deutschen
Nationalmannschaft weniger Patienten in die Notaufnahmen der Kliniken kamen. Das heißt nicht, dass die
SPIEGELTHERAPIE
Patienten weniger Schmerzen hatten, sondern dass sie
Dem Schmerzgedächtnis entgegensteuern
anders wahrgenommen wurden: Die Ablenkung durch
Die BGU Duisburg ist seit 2013 als „Schmerzfreies Krankenhaus“ spannende Fußballspiele und die intensive Berichterstattung über
zertifiziert. „Wir arbeiten nach einem Akutschmerzkonzept, das von die Spiele in Brasilien machte manchem Patienten die Situation
allen Abteilungen im Hause getragen wird und das sich auch in der offenbar erträglicher“, schildert Dr. Papenhoff.
Krankenpflege niederschlägt. Dort setzen wir speziell ausgebildetes „Schmerzen sind aber auch wieder verlernbar“, so Papenhoff.
Personal ein, sogenannte ‚Pain Nurses‘ (wörtlich: Schmerz-Pfle- Von Amputierten weiß man, dass die meisten auf kurz oder lang
gepersonal). Bei chronischen Schmerzen gibt es so etwas wie ein Phantomschmerzen bekommen. Dabei schmerzt das amputierte
Schmerzgedächtnis“, sagt Dr. Mike Papenhoff, Stellvertretender Körperteil, als wäre es noch da. Auch ist bekannt, dass diese PaChefarzt der Klinik für Schmerzmedizin. „Dabei lernt das Gehirn tienten weniger Schmerzen empfinden, wenn sie gut angepasste
gewissermaßen den Schmerz. Das funktioniert ähnlich wie beim Prothesen tragen. Diese Erkenntnis machen sich Schmerzmediziner
Autofahren: Eines Tages hat das Gehirn die einzelnen Schritte, bei einseitig bein- oder armamputierten Patienten zunutze: In der
die zu tun sind, so weit verinnerlicht, dass ein Automatismus ab- Spiegeltherapie wird dem Gehirn eine Situation vorgegaukelt, die
läuft.“ Bezogen auf das Schmerzempfinden heißt das: Je länger es real nicht mehr gibt. Der Spiegel reflektiert dabei die gesunden
Schmerzen andauern, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines Gliedmaßen. Im Spiegel erscheint der Körper des Patienten wieder
Dauerschmerzes, auch wenn die ursprüngliche körperliche Ursache vollständig. Bewegungsübungen mit der gesunden Gliedmaße vor
gar nicht mehr vorhanden ist. Dem gilt es gegenzusteuern, mit dem Spiegel signalisieren dem Gehirn des Patienten eine SituatiMedikamenten und verschiedensten Therapien.
on, die den Phantomschmerz auch für längere Zeit abebben lässt.
„Das funktioniert bei vielen, aber nicht bei allen amputierten MenVerschiedene Aspekte der Schmerzwahrnehmung
schen. Je wichtiger die Gliedmaßen sind, also z. B. Hände, desto
Es sind selten körperliche Ursachen allein, die zu andauernden größere Areale beanspruchen sie auch im Gehirn. Fehlt plötzlich
Schmerzen führen. Biologische, psychische und soziale Aspek- ein Körperteil, reagiert das Gehirn irritiert: Es meldet Schmerzen.“
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
Zurück
in den Alltag
Rehabilitation in der BGU Duisburg
Die berufsorientierte Rehabilitation nach Arbeits- und Wegeunfällen ist
eine wichtige Aufgabe der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU)
Duisburg: den Verletzten mit allen geeigneten Mitteln von der Unfallrettung
bis zur Wiedereingliederung ins Erwerbsleben zu behandeln, erklärt
Dr. Barbara Herbst, Ärztliche Leiterin des BG Zentrums für Rehabilitation
und Leiterin der Sektion Rehabilitation, konservative Orthopädie und
Sportmedizin in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Um das zu erreichen, stehen den Patienten neben einem
Stab von Fachärzten der Orthopädie und Unfallchirurgie eine
große Zahl an Physio-, Ergo- und Sporttherapeuten sowie
Masseuren und Medizinischen Bademeistern zur Seite. „Unsere Patienten sollen berufsbezogene Bewegungsabläufe
sicher und dauerhaft, aber auch praxisbezogen wieder erlernen“, so Dr. Herbst. In einer vier- bis maximal sechswöchigen Reha trainieren die Patienten mit vier Stunden täglich
mehr als anderswo, davon mindestens drei Stunden in Einzeltraining, samstags und sonntags in reduziertem Umfang.
„Mit 2.500 qm Therapiefläche und zwei Therapieschwimmbädern bietet die BGU Duisburg ihren Reha-Patienten ein riesiges Therapieareal an“, erklärt Dr. Herbst.
Berufsbezogene Bewegungsabläufe
sicher und dauerhaft wieder erlernen
Ob ein Dachdecker nach einer Verletzung wieder auf Schrägen in luftiger Höhe arbeiten, ein Pflasterer wieder Steine
verlegen oder ein Berufskraftfahrer wieder LKW fahren kann,
entscheiden Arbeitssicherheitstrainings. Teils werden die
verschiedensten, berufsspezifischen Trainingseinheiten
im BGU-eigenen B.O.R. Reha-Zentrum im Duisburger Stadtteil Walsum erprobt, teils stehen Kooperationspartner wie
z. B. das Arbeitsschutzzentrum der BG BAU in Haan, die Verkehrsfachschule in Mönchengladbach oder Kreishandwerkerbetriebe zur Verfügung. „Nirgends sonst werden so viele
realitätsgetreue Trainingsmöglichkeiten für den beruflichen
Wiedereinstieg geboten“, erklärt Ulrike Tabaschuß, Leiterin
der Physiotherapie an der BGU Duisburg.
Speziell geschulte Ergotherapeuten
protokollieren jeden Schritt
„Das Fahren mit dem LKW an sich ist bei den meisten fußverletzten Patienten nicht das Problem“, so Dr. Herbst. „LKW-Fahrer müssen aber auch Paletten beladen, Planen aufbringen
und sichern können. Ob sie das nach ihrem Unfall in der beruflich geforderten Zeit können, testen wir in Begleitung, u. a. von
speziell geschulten Ergotherapeuten, die jeden Schritt protokollieren und Bewegungsabläufe messen.“
Für jeden Beruf die passende Maßnahme
Auch vor ungewöhnlichen Maßnahmen schreckt das BG Zentrum für Rehabilitation an der BGU Duisburg nicht zurück:
Oberarzt Dr. Ingo Brach berichtet von dem Fall eines Jockeys,
dessen Leistungsfähigkeit nach einer Unfallverletzung getestet werden sollte. Da dieses Berufsbild eher selten vorkommt, entschloss er sich kurzerhand, den Jockey in einem
Jockeyausbildungszentrum in der Region auf ein Elektropferd
zu setzen und die erforderliche Testreihe dort ergotherapeutisch begleiten zu lassen. „Pferd“ und Reiter konnten sich
schnell aufeinander einstellen, dem Start ins nächste Rennen
steht nichts entgegen.
Nicht immer gelingt die Wiedereingliederung eines Unfallopfers in seinen alten Beruf. Dann klären die Fachärzte gemeinsam mit dem Versicherungsträger und dem Patienten in
sogenannten Reha-Fallkonferenzen, welche beruflichen Tätigkeiten für den Patienten mit seinen eingeschränkten körperlichen Voraussetzungen noch offen stehen und wie man ihn
fördern kann, wenigstens teilweise wieder berufstätig zu sein.
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BGU DIALOG
12/2014
Unterstützung von
Menschen mit Behinderung durch
Menschen mit Behinderung
Peerunterstützung
für Amputationsverletzte
Unsere Peers haben selbst eine Amputationsverletzung und
kennen daher die Auswirkungen einer dauerhaften Einschränkung in den verschiedenen Lebensbereichen.
„Ängste nehmen, Motivation geben, Perspektiven und Wege
aufzeigen!“ ...
... das sind die wesentlichen Aufgaben der Peers in der BG Unfallklinik Duisburg, die sich im Einzelnen wie folgt darstellen:
•
Gespräche auf Augenhöhe für Verletzte und
deren Angehörige
•
Einführung in die veränderte Lebens- und Alltagssituation
•
Unterstützung bei Entwicklung individueller Problemlösungen
•
Aufzeigen von Sportmöglichkeiten
•
Auf Wunsch: Begleitung bei Gesprächen mit RehaManagern, Ärzten und Orthopädietechnikern
Die Peer-Unterstützung wird Patienten der gesetzlichen Unfallversicherung kostenlos angeboten.
Das Projekt „Unterstützung für Amputationsverletzte durch
Peers“ läuft seit über einem Jahr erfolgreich an der BGU Duisburg.
Menschen mit Behinderung haben als Peers für andere Menschen mit Behinderungen während der gesamten Rehabilitation und Nachsorge eine besondere Bedeutung. Im persönlichen Gespräch sollen sie Menschen nach einem Unfall
unterstützen, um das Selbstwertgefühl der Betroffenen zu
stärken. Sie sollen Motivation geben, damit der Amputationsverletzte aktiv mitwirken und seine Belange selbst wahrnehmen kann.
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
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Intensivmedizin
Höchste Konzentration im Notfall
Wenn es um das Leben und die Gesundheit schwerverletzter Patienten geht, wird von Fachärzten und
medizinischem Personal höchste Konzentration in kürzester Zeit gefordert. Die Kommunikation des Teams
spielt für das Überleben des Patienten und den späteren Erfolg seiner Behandlung eine große Rolle.
„Die Abläufe und die Art und Weise unserer Verständigung
üben wir daher ständig und überprüfen sie regelmäßig mit dem
gesamten Team auf Verbesserungsmöglichkeiten hin“, sagt Dr.
Carsten Hermann, Leitender Arzt für Intensivmedizin an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, dem Herzstück der BGU
Duisburg. „In unserer Kommunikation, einem kontrollierten
Dialog, vergewissern wir uns, dass wir jede Anweisung verstanden haben“, so Dr. Hermann. Im Notfall müssen alle Maßnahmen bei allen Beteiligten routiniert Hand in Hand ablaufen.
„Man darf nicht mehr bewusst darüber nachdenken müssen,
welcher Schritt als nächstes zu tun ist“. Die eigenen Prozesse
miteinander kritisch zu durchleuchten und immer wieder auszuwerten, sei daher sehr wichtig für jede einzelne Behandlung.
Mehr als 700 Intensivpatienten mit schweren Frakturen und Organverletzungen behandeln er und sein Team im Jahr. Immer
dabei: erfahrene Unfallchirurgen und speziell für die Intensivmedizin ausgebildete Anästhesisten, die Schmerzen lindern
und die Herz- und Kreislauffunktion stabilisieren.
Hauseigene Spezialisten
stehen täglich rund um die Uhr zur Verfügung
In der intensivmedizinischen Behandlung werden bei Bedarf
weitere hauseigene Spezialisten hinzugezogen, seien es Internisten, Neurologen oder Urologen. „Neurochirurgen und
Bauchchirurgen sind 24 Stunden am Tag und sieben Tage pro
Woche in unserer Klinik für unsere Patienten tätig. Für alle internistischen Fragestellungen ist ein Kardiologe der Klinik unser
Ansprechpartner“, so Dr. Hermann. Bewährt habe sich auch die
Zusammenarbeit mit Fachärzten anderer medizinischer Disziplinen, die die BGU Duisburg bei Bedarf hinzuzieht: renommierte
Augenärzte, Gynäkologen, Hautärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte,
Fachärzte für Nierenerkrankungen und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen aus der Region.
Ein Unfall kann das ganze Leben von Grund auf verändern.
Dann sind die Psychologen in der Unfallmedizin gefragt. Sie
stehen Patienten bei, wenn sie z. B. erfahren, dass sie fortan
im Rollstuhl leben oder durch Unfallfolgen sehr verändert aussehen werden. Ebenfalls rund um die Uhr.
Modernste Behandlungsplätze
unterstützen den Notfall
„Für die Intensivpatienten der BGU Duisburg stehen zehn
vorbildlich ausgestattete Behandlungsplätze zur Verfügung,
angefangen bei besonderen Beatmungsgeräten über spezielle Therapiebetten bzw. -systeme und Patientenüberwachung
bis hin zu allen Verfahren der Dialyse, Hirndruckmessung und
Bronchoskopie“, so Dr. Hermann. Er schätzt an seiner Arbeit
die hohe medizinische Anforderung. „In der konkreten Notfallsituation muss ich einen kühlen Kopf bewahren und rein
fachliche Entscheidungen treffen. Mein Einfühlungsvermögen
ist später gefordert, wenn ich mit dem Patienten bzw. seinen
Angehörigen spreche. Das tue ich, übrigens wie wir alle hier,
mit großem Respekt vor dem einzelnen Menschen und seinem
persönlichen Schicksal“, sagt Dr. Hermann.
Schreitet der Heilungsprozess voran, unterstützen Ergo- und
Physiotherapeuten aus dem eigenen Hause mit maßgeschneiderten Therapien den Genesungsprozess eines jeden
Patienten.
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BGU DIALOG
12/2014
F A K T E N C H EC K
Wie in jedem Jahr fahren wir mit der Organisation INTERPLAST nach Myanmar, um
vor Ort plastisch-chirurgische Operationen
durchzuführen. Ziel, wie in den letzten
beiden Jahren, das kleine Krankenhaus
im Irrawaddy-Delta, welches mit finanzieller und auch technischer Unterstützung
der Deutschen Bundesregierung von
Knorr-Bremse Global Care München gespendet wurde und von der Amara Foundation und INTERPLAST Deutschland unterstützt wird.
9 Tage Aufenthalt
4 köpfiges Team
40 Operationen
125 US$ pro Operation
Protokoll eines
humanitären Einsatzes –
die BGU mit INTERPLAST
in Myanmar
Ein Erlebnisbericht von
Prof. Dr. med. Heinz-Herbert Homann
und Dr. med. Frauke Deneken
Nach dem fürchterlichen Zyklon Nargis,
der im Mai 2008 vor allem in der DeltaRegion wütete, dort über 140.000 Menschen das Leben kostete, 330.000 verletzte und hundertausenden Menschen
jegliche Existenzgrundlage raubte, ist in
dieser Region humanitäre Hilfe dringend
erforderlich.
Auf dem Weg in Burmas Provinz um
plastische Operationen zu ermöglichen
Das vierköpfige Operationsteam bestehend
aus einer Kölner Anästhesistin, zwei plastischen Chirurgen der BGU-Duisburg
sowie einem weiteren Plastischen Chirurgen aus München trifft sich in der
burmesischen Hauptstadt Yangon um in das etwa 100 Kilometer entfernte
Dorf am Ende des Flussdeltas des größten burmesischen Flusses, des Ayeyarwady (bisher Irrawaddy genannt) zu fahren. Das Kloster des Nachbarortes
gewährt uns wie jedes Jahr Unterkunft in einem
Gemeinschaftsraum.
Das Krankenhaus liegt etwa 20 Minuten zu Fuß vom
Kloster entfernt. Hier hat der einzige Arzt des Krankenhauses Dr. Aung die Organisation vor Ort und das
„Sammeln“ der Patienten übernommen. Diese kommen aus allen Regionen des Flussdeltas und haben
zum Teil mehrtägige Reisen hinter sich, da es in der
gesamten Region nur dieses eine permanent ärztlich
besetzte Krankenhaus gibt.
Nach Screening der Patienten richten wir den OP ein.
Jegliches für die Operationen, Narkosen und die anschließende Weiterbehandlung erforderliche Equipment haben wir mitgebracht. Das vor 4 Jahren gebaute
Krankenhaus zeigt sich mittlerweile in der Region gut
angenommen und rege besucht, die Ausstattung der
Stationen mit 10 bis 20 Patienten pro Raum ist äußerst
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
rudimentär. Die Patienten liegen auf Holzbänken, die
körperliche Pflege und die Essensversorgung wird von
den Angehörigen übernommen.
Vierzig plastische Operationen in fünf Tagen
Wir können an den 5 von der burmesischen Regierung
genehmigten Operationstagen 40 Operationen, vor
allem bei Kindern, vornehmen. Schwerpunktmäßig
handelt es sich hierbei um Lippenspalten, narbige
Kontrakturen nach Verbrennungen, Fehlbildungen
an den Händen und Tumore. Motiviert unterstützt
werden wir von burmesischen Krankenschwestern
und dem in der Klinik ansässigen Arzt, dem wir am
Ende des Einsatzes einen Teil unserer Instrumente
zur weiteren Verfügung überlassen.
Die Dankbarkeit unserer burmesischen Patienten,
die in ihrem friedlichen Buddhismus ihre Krankhei-
ten und täglichen Sorgen mit Geduld ertragen, ist
ein unbezahlbarer Lohn für die Anstrengung, die ein
solcher Einsatz mit sich bringt.
Obschon wir nur einen Teil der uns anvertrauten
Patienten in der kurzen Zeit operieren konnten, so
konnten wir doch für diese Menschen das Leben ein
wenig lebenswerter machen.
Unterstützung durch die BGU Duisburg
Die BGU Duisburg unterstützt unsere humanitären
Einsätze und wir konnten die Kosten für unseren
Einsatz so gering halten, dass der Verein Interplast
e.V. pro Operation nur etwa 125 $ ausgeben musste.
Auch im nächsten Jahr wird hoffentlich wieder ein
Team der BGU Duisburg kostenfreie Operationen in
Burma durchführen können wenn die Genehmigung
der dortigen Regierung dazu erteilt wird.
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BGU DIALOG
12/2014
Unterstützen, Motivieren,
Mitfühlen
Hochspezialisierte Fachpflege an der BGU Duisburg
Die Arbeit in der Krankenpflege eines berufsgenossenschaftlichen Krankenhauses erfordert spezialisiertes Fachwissen. „Wer Menschen mit schwersten
Brand- oder Rückenmarkverletzungen versorgt, wer verzögert heilende,
keimbelastete Wunden behandelt oder als „Pain Nurse“ spezielle Schmerztherapien anleitet, braucht mehr als ein gutes Staatsexamen in der Krankenpflege“, berichtet Ernst Heide, Pflegedienstleiter an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) Duisburg.
Die meisten der rund 260 Krankenpflegekräfte an der BGU
Duisburg besitzen daher gleich mehrere Zusatzqualifikationen und Weiterbildungen. Am Qualitätsmanagement – einem
ständigen Prozess zur Überprüfung der erbrachten medizinischen Leistungen – ist die Pflege ebenso beteiligt wie am Hygienemanagement zur Bekämpfung von gefährlichen Keimen.
Vorausschauendes Handeln ist wichtig: „Man wartet nicht, bis
ein Risiko eintritt, sondern schätzt es vorher ein und handelt
danach“, so Heide. Dazu gehöre die Vermeidung von Wundgeschwüren (Dekubitus) und Stürzen ebenso wie die Schmerzminderung.
Standardisierte Abläufe helfen nicht nur in der ärztlichen Behandlung, sondern auch in der Pflege gute Behandlungsergebnisse für den einzelnen Patienten zu erzielen und Fehler zu
vermeiden. Für viele der stationär aufgenommenen Patienten
an der BGU Duisburg hat sich das Leben durch einen Unfall
schlagartig geändert. Nichts wird für sie mehr sein wie zuvor.
Dann ist menschliche Zuwendung gefragt, Einfühlungsvermögen in die Situation des Patienten und die seiner Familie.
„Die Standardisierung gilt den medizinischen Abläufen. Auf
den einzelnen Menschen in seiner Persönlichkeit, seinen Wünschen und Bedürfnissen in einer für ihn extremen Lebenslage
gehen wir so individuell wie möglich ein“, erläutert der Pflegedienstleiter.
Die Arbeit mit Schwerstkranken ist nicht nur pflegerisch herausfordernd. „Sie kann auch für uns als Pflegepersonal psychisch enorm belastend sein, wenn ein schwerer Unfall mit
bleibenden Schäden einen Menschen regelrecht aus seiner
Lebensbahn katapultiert und wir Beteiligte dieser Situationen werden“, berichtet der Pflegedienstleiter. Dann sei bei aller notwendigen Anteilnahme und allem Mitgefühl auch eine
professionelle Distanz gefragt. „Es hilft ja unseren Patienten
nicht, wenn wir mit ihnen weinen. Wir müssen sie vielmehr
bestmöglich pflegen und motivierend unterstützen, um den
Weg in den beruflichen und privaten Alltag zu finden. Was
zählt, ist die hervorragende Qualität unserer Krankenpflege
nach den neuesten Erkenntnissen der Pflegewissenschaft“, so
Ernst Heide.
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg
KINDER BRAUCHEN UNS
Ein längeres Bein
für Raissa
Der Verein „Kinder brauchen
uns“ ermöglicht schwer kranken Kindern, denen in Afghanistan nicht geholfen werden
kann, einen Aufenthalt in
Deutschland. Die medizinischen Möglichkeiten in
Afghanistan sind nicht ausreichend, um etwa schwere
Verletzungen durch Minen zu
behandeln. Während ihres
Aufenthalts in Deutschland
werden die Kinder von Gastfamilien daheim und im Krankenhaus betreut.
Sieben Zentimeter in 70 Tagen
Wegen einer Tuberkulose-Infektion in ihrer Kindheit wuchs
das Bein der jungen Afghanin nicht mehr. In der BGU wird
es nun um sieben Zentimeter verlängert.
Raissa ist ein Profi, wenn es um Fixateure geht. Ihre erste Beinverlängerung bekam die heute 20-jährige mit neun Jahren. Am
Freitag wurde Raissa in der BGU erneut operiert und wieder mit
einem Fixateur ausgestattet. Der Oberschenkel ihres rechten
Beines soll in den nächsten 70 Tagen um sieben Zentimeter
verlängert werden. Täglich um einen Millimeter.
Knochengewebe bildet sich neu
Viermal muss Raissa, die für die Operation aus Afghanistan
nach Duisburg gekommen ist, pro Tag die Schraube am oberen Ende des Fixateurs drehen. „Durch die Streckung wird
verhindert, dass der Oberschenkelknochen direkt zusammen
wächst“, erklärt Dr. Peter-Michael Hax, Leiter der Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie an der BGU. „Wir tricksen dadurch
das Knochengewebe aus, so dass es sich durch die Streckung
täglich weiter neu bilden muss.“ Nach dem Streckvorgang
dauert es mindestens noch einmal 70 Tage, bis der künstliche
Bruch verheilt ist. Erst dann kann der Fixateur in einer weiteren
Operation entfernt werden.
Schmerzen hat die junge Frau aus Masar-e Sharif nicht. Drei
Tage ist die Operation her und Raissa kann sich mit Gehilfen
schon ohne Probleme bewegen. „Sie ist eine echte Musterpatientin“, sagt Dr. Hax. Der Orthopäde und Unfallchirurg hat
Raissa zum ersten Mal operiert, als sie neun Jahre alt war. Eine
Tuberkulose-Infektion hatte bei ihr dazu geführt, dass sich ihre
Knochen und auch die Wachstumsfuge ihres Oberschenkels
entzündeten. „Ihr rechtes Knie ist versteift und im Oberschenkelknochen findet einfach kein Wachstum mehr statt“, erklärt
Hax. „Aus diesem Grund musste operativ schon mehrmals
nachgeholfen werden.“ Mit 20 ist Raissa längst ausgewachsen
und es war an der Zeit, dass ihre Beine zum wiederholten Male
angeglichen werden.
Die Operationen ermöglicht haben der Mülheimer Verein
„Kinder brauchen uns“ und die Unfallklinik in Buchholz. „Wir
behandeln Raissa unentgeltlich“, sagt Dr. Hax. „Die sechs
Schrauben in Raissas Bein haben wir von der Firma Orthofix zur
Verfügung gestellt bekommen.“
In der kommenden Woche wird die junge Frau aus dem Krankenhaus entlassen und zieht wie schon in den letzten Jahren
zu ihrer Pflegefamilie nach Ennepetal. Bei Karla, ihrem Mann
Günther und den drei Kindern wird sie bleiben, bis der Fixateur
aus ihrem Bein wieder entfernt wird.
Für Raissa, die nach der Schule Medizin studieren will, ist
Ennepetal zu einem zweiten Zuhause geworden. „Ich war zuletzt vor fünf Jahren bei meiner Pflegefamilie, aber wir haben
seither mindestens einmal pro Woche telefoniert.“ Das erklärt
auch die guten Deutschkenntnisse der jungen Afghanin. „Als
ich mit neun Jahren zum ersten mal nach Deutschland gekommen bin, hatte ich Angst, verstand die Sprache nicht und
kannte niemanden. Aber heute freue ich mich einfach, dass ich
wieder hier sein darf und mir geholfen wird.“ Und bis sie wieder Zuhause ist, wird mit ihren Eltern und den elf Geschwistern
gechattet und telefoniert.
Katja Burgsmüller, WAZ vom 12. November 2014
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