100 Jahre Pfälzerwald-Verein e. V. Ortsgruppe Frankfurt am Main

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100 Jahre Pfälzerwald-Verein e. V. Ortsgruppe Frankfurt am Main
100 Jahre Pf€lzerwald-Verein e. V.
Ortsgruppe Frankfurt am Main
1909 – 2009
-1-
Paul M. | Polizeibeamter | Kunde seit 1967
Mein Leben, mein Vorteil,
meine Frankfurter Sparka sse
„Spielend in den Ruhestand gehen? Wer sp•ter nicht im Aus landen will,
muss wie ich am Ball bleiben und rechtzeitig privat vorsorgen.“
Die Vorsorgekonzepte der Frankfurter Sparkasse –
Spiel, Satz und Sieg in jeder Lebensphase.
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Inhaltsverzeichnis
Grußwort des PWV-Hauptvorsitzenden
4
Grußwort der Stadt Frankfurt am Main
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Zum Geleit
7
Aus der Geschichte unserer Ortsgruppe
9
Erinnerungen an die Nachkriegszeit
19
Liste der Vorstandschaft und Ehrenmitglieder 22
Foto Titelseite: Aufnahme aus dem Jahr 1932. Es können noch 16 Personen
identifiziert werden: Karl-Heinz Stühler (1. Reihe links, mit Mütze), Karl
Stühler (dahinter mit Hut), Luise Steger ( rechts daneben), Karl Ittel (rechts
dahinter, mit Hut und Weste), Ludwig Herr (rechts daneben, mit Hut und
Schnauzbart), Carl Grünenbaum (Mitte, mit angewinkeltem Arm), Milly
Rabe (rechts daneben), Anne Steinhäußer (2. Reihe 3. v. r.) , Nanny Herbst
(2. Reihe, 2. v. r.), Karl Herbst (2. Reihe ganz rechts, mit Hut in der Hand),
Waltraud Stühler (1. Reihe ganz vorn, mit hellem Kleidchen), Marlies Kern
(1. Reihe, 3. v. r.), Ilse Steinhäußer (1. Reihe, 2. v. r.), Walter Reis (1. Reihe ganz rechts), Karl Reis (ganz hinten, teilw. durch Anne Steinhäußer
verdeckt), Hermann Rabe (rechts daneben, mit Hut), Ludwig Schutt (rechts
dahinter) , Peter Steinhäußer (2. v. r., mit Hut).
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Grußwort des Hauptvorsitzenden des PfälzerwaldVereins, Dr. Klaus Weichel
Liebe Wanderfreunde,
Obwohl doch einige Kilometer entfernt vom
Pf€lzerwald, €hnlich wie die Ortsgruppen
Berlin und Freiburg, war unsere Ortsgruppe
Frankfurt von Anfang an ein sehr aktives
und lebendiges Mitglied der Familie des Pf€lzerwald-Vereins
und feiert jetzt tats€chlich schon den 100. Geburtstag.
1909 gegr•ndet von Pf€lzern im st€dtischen „Exil“, konnte
bald ein vielseitiger und beliebter Wanderbetrieb aufgebaut
werden. Auch von den Kriegswirren lie„ sich der Verein nicht
wesentlich beirren und stoppte selbst 1944 seine Touren erst
dann, als die Gruppe unter Fliegerbeschuss geriet.
Nicht zuletzt geht dieses Durchhalteverm…gen zur•ck auf das
Engagement vieler herausragender Pers…nlichkeiten, wobei als
Beispiel sicher auch die heutige Vorsitzende Ilse Steinh€u„er
hervorzuheben ist. Von Kindes Beinen an war sie Zeugin der
Vereinsgeschichte und steht mit ihrer Lebenserfahrung und
ihren •ber 80 Jahren f•r die Kraft, Durststrecken und R•ckschl€ge immer wieder gemeinsam mit anderen zu •berstehen.
Wanderziele der Ortsgruppe waren im Laufe der Zeit immer
wieder die Umgebung von Frankfurt sowie der Spessart oder
der Odenwald, aber auch auf Fahrten in die geliebte Pfalz und
die Erhaltung der Kontakte zu den pf€lzischen Wanderfreunden
wurde und wird nach wie vor gro„er Wert gelegt. Jedes Jahr
gibt es eine Gemeinschaftswanderung.
Auch wenn es in der heutigen Zeit wie bei vielen anderen Vereinen immer schwieriger ist, die Jugend zur Teilnahme zu mo-4-
tivieren oder Funktionsträger für die Ehrenämter zu finden,
blieb die Ortsgruppe auch bei diesen Themen immer agil und
optimistisch. Auch diese Haltung mag dazu beigetragen haben,
dass die Vereinsgeschichte immer weitergehen konnte und
weitergeht.
Es bleibt der Ortsgruppe und ihren Ehrenamtlichen zu wünschen, dass sich weiterhin immer Menschen finden werden, die
bereit sind, die Ziele des Vereins, die Pflege der pfälzischen
Kultur und das Wandern in all seinen Varianten zu unterstützen. Denn letztlich sind eben diese Ziele auch zeitlos und immer wieder aktuell. Gerade das Unterwegssein in freier Natur
erhält bei den heutigen Diskussionen um einen drastischen
Bewegungsmangel bei Kindern und Erwachsenen zu Recht
wieder eine größere Wertschätzung und wird bewusst gefördert.
Die Aktiven der Frankfurter Ortsgruppe können hier mit Stolz
auf ihre Erfahrung und Geschichte zurückblicken und als gutes
Beispiel voran gehen.
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!
Ihr Dr. Klaus Weichel
Vorsitzender des Pfälzerwald-Vereins
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Grußwort der Oberbürgermeisterin der Stadt
Frankfurt am Main
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie k…nnen im Jahr 2009 das 100j€hrige Bestehen Ihres Vereins
feiern. Zu diesem herausragenden
Ereignis •bermittele ich – auch im
Namen des Magistrats der Stadt
Frankfurt am Main – meine
herzlichsten Gl•ckw•nsche.
Das Wandern, die Freude an der
Natur und Bewegung sind beliebt
und haben eine lange Tradition.
Wandern f…rdert das Kennenlernen der Heimat und das Erleben
der Vielfalt unserer heimischen Natur.
Lag fr•her der Schwerpunkt der Wandervereine auf Wandern,
Geselligkeit und Heimatpflege, sind heute der Naturschutz und
die Sorge um den Wald ein gleichberechtigtes Anliegen. Wenn
unsere kostbare Landschaft erhalten werden soll, dann gilt es,
mit allen Kr€ften auf dem vielseitigen Gebiet des Natur- und
Landschaftsschutzes mitzuarbeiten und auch die Jugend f•r
diese Aufgabe zu gewinnen. Sehr gerne nehme ich daher das
100-j€hrige Bestehen des Pf€lzerwald-Vereins Frankfurt zum
Anlass, den Vereinsmitgliedern, die den Verein in der Vergangenheit getragen haben, meinen Dank und meine Anerkennung
auszusprechen. F•r die Zukunft w•nsche ich Ihnen alles Gute
und weiterhin viel Freude bei den gemeinsamen Wanderungen
und viel Spa„ bei den Jubil€umsfeierlichkeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Roth
Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main
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Zum Geleit
„Es gibt in Frankfurt eine Ortsgruppe des PWV?“, mit dieser etwas
ungl€ubigen Frage werden wir oft
konfrontiert – in Frankfurt, aber auch
bei Aufenthalten in der Pfalz. Dem
ist aber so, seit nunmehr 100 Jahren!
Allerdings ist einzugestehen, dass es
mangels Unterlagen aus der Zeit vor
1928 nicht mehr nachvollziehbar ist,
wie es am 1. Juli 1909 zu einer
Gr•ndung der Ortsgruppe in Frankfurt kam. Sicher gab es damals schon
der pf€lzischen Heimat verbundene
B•rger, die es nach Frankfurt verschlagen hat und die so kurz nach
der Gr•ndung des Pf€lzerwaldVereins 1902 in Ludwigshafen auch in Frankfurt und Umgebung wandern wollten und eben diese Ortsgruppe ins Leben
riefen. Diese Tatsache ist aktenkundig belegt. Der Erste Weltkrieg und die sich anschlie„enden unruhigen Zeiten sind wohl
schuld, dass hier•ber keine Schriftst•cke mehr vorhanden sind.
Aber seit 1928 sind wir wieder eine lebhafte Ortsgruppe, die
seit jener Zeit auch H…hen und Tiefen erleben musste, aber seit
vielen Jahren an Ansehen in Frankfurt gewonnen hat. Die stets
steigende Zahl der Mitglieder zeigt dies, zumal es in der Gro„stadt Frankfurt sehr viele Wandervereine gibt. Wenn auch die
•berwiegende Zahl der unserer Ortsgruppe Angeh…renden heute kein pf€lzisches Blut mehr in den Adern hat, f•hlen wir uns
als eine der au„erpf€lzischen Ortsgruppen dem Hauptverein in
Neustadt und der Pfalz im Allgemeinen stets verbunden. Dies
war hundert Jahre lang der Fall, und so wird es auch weiterhin
im zweiten Jahrhundert unseres Bestehens bleiben.
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Der Ortsgruppe Frankfurt w•nsche ich eine weiterhin g•nstige
Entwicklung und den k•nftigen Vorstandsmitgliedern eine
gl•ckliche Hand, diese Entwicklung entsprechend zu steuern.
Dies ist ein Gru„ an alle PWV-Mitglieder und Interessierte mit
dem Wunsch auf auch in der Zukunft frohes Wandern in Gottes
freier Natur in der Familie des Pf€lzerwald-Vereins.
Ilse Steinhäußer
Vorsitzende
Besondere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2009
18. Januar
Jahreshauptversammlung im B•rgerhaus
Harheim
29. Mai
100 Jahre PWV – 10 Jahre Goethebuche
Literarischer Spaziergang zur Goethebuche in
der Eysseneckschneise
10.-15. Juni
Jubil€umswanderfahrt
H…hepunkte der pf€lzischen Landschaften
1. Juli
Nachmittag mit Musik anl€sslich des 100. Jahrestages der Vereinsgr•ndung im Frankfurter
R…mer (Weinstuben des st€dt. Weinguts)
5. Juli
Ausrichtung der Bezirkswanderung 2009 des
PWV-Bezirks Vorderpfalz in Kelsterbach
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Aus der Geschichte unserer Ortsgruppe
Wenn wir heute, im Jahre 2009, auf 100 Jahre PfälzerwaldVerein in Frankfurt zurück blicken, so tun wir dies in einer
Zeit, in der vielleicht nicht das Wandern an sich, wohl aber das
organisierte Wandern im Verein, etwas an Attraktivität und
Zuspruch eingebüßt hat. Die Individualisierung unserer Gesellschaft und ein schier unübersehbares Freizeitangebot drängen
unser eher unspektakuläres Hobby in den Hintergrund.
Dies war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gänzlich
anders. Die Wanderbewegung, die damals in vielfältigen Ausprägungen entstand, entsprang einem Bedürfnis der Stadtbevölkerung, zu ihrer durch die Industrialisierung geprägten Ar-
Wanderplan unserer Ortsgruppe im PWV-Wanderbüchlein von 1911
beits- und Lebenswelt einen Ausgleich in der Natur zu finden.
So ist es auch keineswegs Zufall, dass der Pfälzerwald-Verein
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im Jahre 1902 ausgerechnet im pfälzischen Industriezentrum
Ludwigshafen seinen Anfang nahm.
Unsere Ortsgruppe wurde am 1. Juli 1909 gegründet und wählte Carl Kuntz zu ihrem 1. Vorsitzenden. Schon 10 Tage später
brach man um 6.21 h vom Hauptbahnhof nach Bingerbrück zu
einer Wanderung durch den Binger Wald nach St. Goar auf.
Waren es hier zunächst nur acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer, so änderte sich das in der Folgezeit recht bald, bis mit
dem Untergang des Kaiserreichs in den Schrecken des Ersten
Weltkrieges das Vereinsleben zeitweise zum Erliegen kam.
Leider haben nur sehr wenige Unterlagen aus dieser Epoche
die Zeiten überdauert. Bekannt ist jedoch, dass ab 1911 Albert
Burst, wohnhaft Neue Zeil 5, das Amt des Vorsitzenden beklei-
1931 am Wildhof bei Offenbach. Die kleinen Kinder vorn links sind
Walter Reis und Waltraud Stühler, der Junge dahinter der 2008 verstorbene spätere Schriftführer Karl-Heinz Stühler.
dete. Er war zuvor Schriftführer, was ihm offenbar mehr lag,
denn schon 1913 erscheint er wieder in dieser Funktion und R.
Cronauer aus der Rotlintstr. 20 wird als Vorsitzender genannt.
Die Mitgliederzahl war in jenem Jahr immerhin auf 108 gestiegen, nach 42 im Gründungsjahr.
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Mit dem Kriegsende und den damit verbundenen Umwälzungen kam das Vereinsleben zum Erliegen.
Um 1930 – vor dem Baum (mit Hut) Peter Steinh•u‚er
Im März 1925 verlegte die Baufirma Wayss & Freytag wegen
der Schwierigkeiten, die die französischen Besatzer dem pfälzischen Unternehmertum bereiteten, ihren Firmensitz von Neustadt nach Frankfurt. Die Einrichtung der IG-Farben-Verwaltung im neu erbauten IG-Hochhaus ließ 1927/1928 viele Vorderpfälzer aus der Ludwigshafener Gegend nach Frankfurt
kommen. Ohne diese bedeutenden Impulse wäre es wohl nicht
zur Wiederbelebung unserer Ortsgruppe im Jahre 1928 durch
einige Getreue um Hermann Bender, der bis 1933 den Vorsitz
übernimmt, und Karl Stühler gekommen. Als einziger Nichtpfälzer war Peter Steinhäußer dabei.
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Vereinskinder 1933. Hintere Reihe 3. v. l. Marlies Kern, rechts
daneben Ilse Steinhäußer, Hannelore Kurz und Waltraud Stühler.
Vorn 3. v. l. Else Müller, rechts daneben kniend Karl-Heinz Stühler
und stehend Gerhard Ittel. Die anderen Namen sind nicht mehr bekannt.
Zu einer kurzen Krise kommt es 1933 durch die Abspaltung
einiger Mitglieder, die den mehr auf Geselligkeit ausgerichteten „Verein der Pf€lzer“ gr•nden. Dauerhafte Auswirkungen
hatte dies aber nicht. In jenem Jahr •bernahm auch – bis zum
Untergang des Dritten Reichs - Carl Gr•nenbaum den Vorsitz.
Er war zuvor in gleicher Funktion schon bei der Ortsgruppe
Ha„loch in Erscheinung getreten.
Auch Namen wie Gustav Kurz und Karl Ittel, die sich auch
nach 1945 um den Verein Verdienste erworben haben, tauchen
in den Vorkriegsjahren erstmals in den Vorstandslisten auf.
Bereits im April 1936 war Wanderwart Peter Steinh€u„er verstorben, dessen Ehefrau Anne und Tochter Ilse gro„en Anteil
daran haben, dass der PWV Frankfurt bis heute •berlebt hat.
Sank die Mitgliederzahl im Zuge der Abspaltung des „Vereins
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April 1934 – Umzug der Naturschutzvereine in Frankfurt.
Ganz vorn der Vorsitzende Carl Grƒnenbaum. Das Transparent
halten Schriftfƒhrer Karl Ittel (l.) und Jakob Kern.
Das M•dchen mit den langen Z„pfen ist Ilse Steinh•u‚er.
der Pf€lzer“ kurzzeitig auf etwa 70, werden im Jahr 1939, bei
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, wieder 115 Frankfurter
Pf€lzerw€ldler in den Statistiken des Hauptvereins verzeichnet.
Dabei ist die in jener Zeit sehr zahlreiche Vereinsjugend noch
nicht ber•cksichtigt.
Vom Herbst bis zum Fr•hjahr war man •berwiegend im Taunus und in den stadtnahen W€ldern unterwegs, w€hrend es im
Sommer, meist mit der Bahn, selten bereits mit dem Omnibus,
in den Spessart und ein-, zweimal pro Jahr in die Pfalz ging,
hier meist zum Hauptwandertreffen. Wanderstrecken •ber
mehr als 20 km waren •blich, auch bei Touren in die n€here
Umgebung.
Bis ins Jahr 1944 hinein konnte, freilich unter zahlreichen Erschwernissen, ein Wanderprogramm aufrechterhalten werden.
Als die Wandergruppe am 10. September bei Offenbach unter
Fliegerbeschuss geriet, riskierte man es dann doch nicht mehr.
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Nachdem der Weltenbrand vorbei war, machten sich im zerstörten Frankfurt einige der überlebenden Mitglieder auf die
Suche nach anderen Getreuen, zunächst um sich gegenseitig
beim Überleben zu helfen. Aber schon am 20. April 1947, damit als erste Ortsgruppe überhaupt, erhielt der PWV Frankfurt
von den amerikanischen Behörden die Genehmigung zur Wiedergründung. Karl Ittel, der vormalige Schriftführer, wird zum
Vorsitzenden gewählt und bleibt es 24 Jahre lang, bis ihm am
17. Januar 1971 Eugen Hilberger (bis 1974) nachfolgte.
Damenriege 1960 bei Wildensee (Spessart). Vorn ganz rechts Anne
Steinhäußer und 3.v. r. Amalie Stühler. 5. v. l. Annemarie Ittel.
Bis 1949 mussten übrigens die Quartalsrundschreiben noch der
Militärregierung zur Genehmigung vorgelegt werden.
Nicht verschwiegen sei, dass es bereits Ende der sechziger und
besonders in den siebziger Jahren zu einer deutlichen Überalterung und zu rückläufiger Beteiligung bei den Wanderungen
kam. Durch eine Werbekampagne wurde jedoch rechtzeitig
gegengesteuert, sodass gerade in dieser Zeit zahlreiche neue
Mitglieder zu uns gefunden haben. Nicht nur die Altersstruktur
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änderte sich dadurch. Bestand zuvor die Mitgliedschaft weit
überwiegend noch aus gebürtigen Pfälzern oder deren Kindern,
war das nun nicht mehr der Fall. Heute haben nur noch sehr
wenige Mitglieder unserer Ortsgruppe pfälzische Wurzeln.
Ende der siebziger Jahre geriet der Verein in eine Führungskrise. Rolf-Helmut Pohl und Horst Kriegl sprangen im Oktober
1979 in die Bresche und steuerten das Vereinsschiff interimsweise bis zum 19. November 1980. Seitdem führt Ilse Steinhäußer den PWV Frankfurt nun schon seit fast 30 Jahren.
Im Jahre 1984 konnte das 75jährige Bestehen gefeiert werden.
Man tat dies etwas verspätet am 23. September in Albersweiler
in der Pfalz in Anwesenheit des 2. Vorsitzenden des Hauptvereins Ludwig Fischer und des Hauptwanderwarts Wittner.
In den folgenden Jahren ist eine ruhige und stabile Entwicklung des Vereins zu verzeichnen, bei ungefähr gleich bleibender Beteiligung am Veranstaltungsprogramm und tendenziell
leicht ansteigender Mitgliederzahl. Zwar ist die Altersstruktur
der Mitgliedschaft weiterhin ungünstig, jedoch rücken immer
wieder Neumitglieder nach, die sich allerdings ihrerseits bereits
meist in der zweiten Lebenshälfte befinden. Jugend, die in den
alten Zeiten so zahlreich vertreten war, ist praktisch nicht mehr
vorhanden.
Bestürzung löst im Jahr 1998 der plötzliche Tod des überaus
beliebten 2. Vorsitzenden Hermann Schmitt aus.
Bei unserer Jahreshauptversammlung im Januar 1999 erhielten
wir Besuch des Hauptvorstandes. Der stellv. Hauptvorsitzende
Manfred Croissant war erschienen, um Horst und Ilse Kriegl
mit der silbernen Ehrennadel des PWV auszuzeichnen. Sie hatten 1979 großen Anteil an der Überwindung der Vereinskrise
und treten nun nach 19 Jahren Vorstandsarbeit als Wanderwart
und Schriftführerin ins Glied zurück. In diesem Jahr beteiligen
wir uns auch mit einer stattlichen Gruppe an der Taufe der
Goethe-Buche im Frankfurter Unterwald anlässlich Goethes
250. Geburtstag.
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Vorstandssitzung im Hause Schmitt im Januar 1998. Links von vorn
Ilse Steinhäußer, Hermann Schmitt und Helmut Müller. Rechts von
hinten Ilse Kriegl, Horst Kriegl und Joachim Storck.
Der Zufall will es, dass in den folgenden Jahren für unsere
Vorsitzende Ilse Steinhäußer mehrere besondere Ehrungen
aufeinander folgen. So erreicht sie im Jahr 2003, in dem sie
auch schon 50 Jahre im Vorstand mitarbeitet, die uneinholbare
Zahl von 1.000 Wanderungen, was für den Hauptvorstand Anlass zur Verleihung der silbernen Ehrennadel ist. Im Jahre 2005
ist dann im siebzigsten Jahr die Voraussetzung für das goldende Wanderabzeichen erfüllt. Diese Möglichkeit ist vom Hauptverein nicht vorgesehen, Ehrenbroschen gibt es nur maximal
für die 60. Verleihung. Schließlich richtet die Ortsgruppe im
Mai 2006 anlässlich Frau Steinhäußers 80. Geburtstags einen
sehr gut besuchten Empfang aus. Neben Vertretern befreundeter Vereine und der Stadt Frankfurt gratulieren u. a. PWVHauptgeschäftsführer Bernd Wallner, PWV-Bezirksobmann
Otto Neumann und der PWV-Ehrenvorsitzende Manfred Croissant mit Gattin. Wenig später folgt im Rahmen einer Feierstunde im Frankfurter Römer die Verleihung des Ehrenbriefs des
Landes Hessen.
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Stets ein Freund unserer Ortsgruppe: der PWV-Ehrenvorsitzende
und langjährige 2. Hauptvorsitzende Manfred Croissant, Edenkoben
(2. v. r.), hier mit Gattin beim 80. Geburtstag von Ilse Steinhäußer.
Links Gerhard Last, Vorsitzender des Stadtwaldvereins
Seit der Wiedergründung unserer Ortsgruppe 1928 prägt Fam.
Steinhäußer bis heute nachhaltig deren Entwicklung. Zunächst
der allzu früh verstorbene Peter Steinhäußer, dessen Aufgaben
als Wanderwart seine Witwe Anne Steinhäußer zunächst inoffiziell und nach dem Krieg dann auch offiziell übernahm und
schließlich Tochter Ilse Steinhäußer, die in verschiedenen Ämtern seit 1953 Verantwortung übernommen hat.
Doch auch viele andere haben entscheidend dazu beigetragen,
dass der PWV in Frankfurt bis heute überdauert hat. Stellvertretend für viele andere seien nur Karl Ittel, Hellmuth Plösser
und Magdalena Febel-Plösser, Helmut Müller, Horst Kriegl
und die leider 2008 unerwartet verstorbene Ilse Kriegl genannt.
Doch dieses Engagement wäre vergeblich gewesen ohne die
zahlreichen Wanderfreundinnen und Wanderfreunde, die sich
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für die Vorbereitung und Durchführung von Wanderungen und
Fahrten zur Verfügung gestellt haben, was oft mit großem
Aufwand verbunden ist. Ihnen gilt der Dank aller Mitglieder.
Der Kontakt zu den pfälzischen Ortsgruppen ist ein beständiges Anliegen. So finden in jedem Jahr Gemeinschaftswanderungen statt.
Hier Mitglieder aus dem Bezirk Vorderpfalz im Jahr 2000 am
Frankfurter Stadtwaldhaus.
Die Ortsgruppe Frankfurt geht in ihr zweites Jahrhundert. Das
allseits bekannte Problem, Menschen für ehrenamtliche Aufgaben zu motivieren, geht auch an uns nicht vorüber. Bisher ist es
jedoch noch immer gelungen, diese Schwierigkeiten zu überwinden und wir hoffen, dass dies auch künftig gelingt. Ein größerer Anteil jüngerer oder gar junger Menschen wäre zwar
wünschenswert. Angesichts der Individualisierung unserer
Gesellschaft und der unübersehbaren Vielfalt der Freizeitangebote dürfte dies aber illusionär sein. Wie die letzten Jahrzehnte
gezeigt haben, muss dies den Bestand des Vereins aber keineswegs gefährden, denn für Menschen im mittleren und höheren Lebensalter ist unser Konzept durchaus interessant.
Bei all diesen Überlegungen wollen wir unsere Wurzeln nicht
vergessen und unsere Beziehungen zur Pfalz weiterhin pflegen.
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Dies sowohl durch Mitwirkungen an den Veranstaltungen des
PWV-Hauptvereins wie auch durch entsprechende Schwerpunkte im Wanderprogramm.
Ilse Steinhäußer
Erinnerungen an die Nachkriegszeit
Als „Kind des Vereins“, das inzwischen die „80“ •berschritten
hat und nunmehr der Ortsgruppe Frankfurt am l€ngsten als
Mitglied angeh…rt, gerate ich in Verlegenheit, etwas aus der
Zeit nach 1947 berichten zu sollen. Es sind seitdem immerhin
mehr als 60 Jahre vergangen. An der Neugr•ndungsversammlung am 20. April 1947 war ich dabei und habe mit noch nicht
ganz 21 Jahren die Mitgliedschaft erworben. Damals wurde
man erst mit 21 Jahren vollj€hrig und konnte erst dann Vereinsmitglied werden. Als Jugendliche hatte ich zu jener Zeit
allerdings schon 138 Wanderungen mit 14 „Goldenen“ hinter
mich gebracht. Ja, wie war es damals: 1947 begann der Wiederaufbau nach den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs, die
insbesondere in Frankfurt und seinem Umland gro„e Zerst…rungen brachten, ganz sch•chtern. Die fr•heren Mitglieder waren mit ihrem Wohnsitz zum Teil in alle Winde zerstreut, sei es
wegen Ausbombung, sei es durch die Tatsache, dass ein gro„es
Wohngebiet um das IG-Verwaltungsgeb€ude f•r die amerikanische Besatzungsmacht zwangsger€umt werden musste und
hier vor allem unsere vielen „IG’ler“ ihre Wohnungen verloren.
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Die Genehmigung: Als erste Ortsgruppe des PWV überhaupt durften
wir wieder aktiv werden.
Der Stra„enbahnverkehr an Sonntagen war 1947 eingestellt.
Daher konnte nach der Neugr•ndung in diesem Jahr nur eine
Wanderung durchgef•hrt werden. Auch 1948 gab es nur 7
Wanderungen. Erst ab 1950 kam der Wanderbetrieb etwas in
Schwung. Obwohl an Busfahrten in jener Zeit nicht zu denken
war und nur mit …ffentlichen Verkehrsmitteln die Ziele um
Frankfurt erreicht werden konnten – Fahrten in den Odenwald
oder den Spessart waren schon ein gr…„eres Unternehmen – ist
mir die von mir organisierte erste Fahrt ins Blaue im August
1950 erinnerlich. Mit einem klapprigen Reisebus fuhren wir in
den Odenwald, wobei 14 Sofakissen aus dem Hause Steinh€u„er zur Bequemlichkeit der Damen mitgebracht wurden. Auch
die Verpflegung unterwegs war wesentlich bescheidener als
heute. Entweder rastete man mit dem Rucksack am Wegesrand
oder man konnte in vorhandenen Gastst€tten die mitgebrachten
Brote oder Sonstiges auspacken, was heutzutage unm…glich ist.
1951 gab es den ersten gedruckten Wanderplan, der eine Wanderung in die Pfalz auff•hrt und die zweite Fahrt ins Blaue an
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die Lahn zur Schaumburg. Deren Vortour wurde mit dem Fahrrad in zwei Tagen gemacht. Das Leben begann sich also wieder
zu normalisieren.
1951 bei Mitteldick. Mit Hut Anne Steinhäußer, rechts daneben Amalie Stühler, Emilie Kern, Ilse Steinhäußer und vorn eine Bedienstete
im Hause Gustav Kurz.
Nachdem es in den Vorjahren bei unseren Mitgliedern nur einen PKW gab, machte sich auch hier der Fortschritt bemerkbar. In der Folgezeit konnten f•r Wanderziele, die nicht mit
…ffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar waren, bei den Vortouren Privatwagen benutzt und die Ziele dann zwei- oder dreimal
im Jahr mit dem Bus angefahren werden. Allerdings war auf
die Busse auch nicht immer Verlass, wir waren ja auch noch
nicht Kunde der „Touring“. Bei einer Fahrt am 9. Juli 1950
sa„en wir stundenlang am Rossmarkt und warteten auf den
bestellten Bus mit Fahrer Fritz f•r die Fahrt zum Hauptausflug
am Hellerplatz. Warum, weshalb, wieso – ich wei„ es nicht
mehr; in meinem Kalender steht aber die Notiz: Ende gut, alles
gut. Au„erdem gibt es noch Fotos, aus denen ersichtlich ist,
dass wir am Hellerplatz waren.
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Die Zahl der Teilnehmer an den Wanderungen wuchs von Jahr
zu Jahr. Gab es 1950 als erste Auszeichnung nach dem Krieg
nur 11 „Goldene“ und 1951 18 Auszeichnungen, so waren es
1957 schon 25 Mitglieder, die sich das Wanderzeichen erwarben.
Da sich die damaligen Mitglieder zum gro„en Teil schon aus
ihrer Jugend in der Pfalz kannten, herrschte stets eine pf€lzisch-gem•tliche Atmosph€re. Es wurde oft, wenn sicher auch
nicht sch…n, gesungen, wir waren eine fr…hliche Gemeinschaft
und bezeichneten uns gerne als „Familie des Pf€lzerwaldVereins“. Ich habe viele sch…ne Erinnerungen an diese Zeit des
Wiederaufbaus, die ich nicht missen m…chte.
In der langen Zeit meiner Mitgliedschaft habe ich viele mir
liebe Pf€lzerw€ldler kennen gelernt, die mir in meiner Jugend
und auch sp€terhin Vorbild waren, inzwischen aber zum gro„en Teil ihre letzte Wanderung antreten mussten. So ist der
Lauf des Lebens!
Liste der Vorstandsmitglieder seit 1909
Aus den ersten Jahren sind die Daten nicht l•ckenlos erhalten.
Erste(r) Vorsitzende(r)
1909 Carl Kunz
1911 Albert Burst
1912 Richard Cronauer
1928 Hermann Bender (Wiedergr•ndung)
1933 Carl Gr•nenbaum (bis 1945)
1947 Karl Ittel (Wiedergr•ndung)
1971 Eugen Hilberger
1974 Rainer Laidig
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1979 Rolf-Helmut Pohl und Horst Kriegl (kommissarisch)
1980 Ilse Steinhäußer (bis heute)
links:
Vorstand der PWVOrtsgruppe Frankfurt.
Ausriss aus dem PWVJahrbuch von 1938
Zweite(r) Vorsitzende(r)
1911 Ludwig Ott
1912 Joanni Hipolyth
1929 Karl Stühler
1931 Richard Cronauer
1933 Gustav Kurz (bis1945)
1968 Eugen Hilberger
1971 Rainer Laidig
1974 Fritz Münkel
1978 Rolf-Helmut Pohl (bis 1980)
1984 Hellmuth Plösser
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1996 Hermann Schmitt (verstorben 1998)
1999 Margot Schmitt
2005 Gabriele Wenderoth (bis heute)
Schriftführer(in)
1909 Karl Hoffmann
1910 Albert Burst
1928 Ludwig von Blohn
1929 Ludwig Schutt
1933 Karl Ittel (bis 1945)
1947 Philipp Weyland (Wiedergründung)
?
Karl-Heinz Stühler
1965 Kurt Pfeil
1974 Elisabeth Gentes
1979 Anneliese Windecker
1980 Ilse Kriegl
1999 Irene Halbleib
2006 Eberhard Richter (bis heute)
Wanderwart(in)
1928 Peter Steinhäußer (verstorben 1936)
1937 Ludwig Glockner
1938 Carl Grünenbaum
1947 Anne Steinhäußer (Wiedergründung)
1971 Ilse Steinhäußer
1978 Wilhelm Bittner (kommissarisch)
1979 Horst Kriegl
1999 Joachim Storck (bis heute)
Rechner(in)
1911 Richard Cronauer
1912 Karl Einwächter
1928 Eugen Schmitt (Wiedergründung)
1929 Carl Herbst
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1934
1947
1960
1965
1969
1974
1978
1980
1993
1999
2005
Fritz Wiedemann
Karl Wies (Wiedergründung)
Amalie Stühler
Karl Stoy
Jürgen Hilberger
Kurt Pfeil
Gisela Clasen
Charlotte Schneider
Joachim Storck
Gertrud Behrend
Inge Bader (bis heute)
Beisitzer(in)
1933 Heinr. Bubenheim, Ludw. Herr, Jak. Kern, Herm. Rabe
1953 Ilse Steinhäußer
1971 Hildegard Laidig (bis 1974)
1977 Rolf-Helmut Pohl (bis 1978)
1980 Magdalena Febel
1996 Helmut Müller (bis heute)
Soweit nicht anders angegeben, endete das Amt mit der Übernahme durch das nachfolgende Vorstandsmitglied, in der Regel
mit dem Datum der Jahreshauptversammlung des Wahljahres.
Ehrenmitglieder
1970
1971
1971
1999
1999
Gustav Kurz (Ehrenvorsitzender, verstorben 1974)
Karl Ittel
(verstorben 1976)
Anne Steinhäußer (Ehrenwanderwartin, verst.1997)
Horst Kriegl (Ehrenwanderwart)
Ilse Kriegl
(verstorben 2008)
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Vorstand am 01. Januar 2009
1. Vorsitzende: Ilse Steinhäußer, Offenbacher Landstraße 68,
60599 Frankfurt a. M., Tel. 0 69 / 62 96 03
2. Vorsitzende: Gabriele Wenderoth, Offenbacher Landstr. 466
60599 Frankfurt a. M., Tel. 0 69 / 65 69 22
Wanderwart:
Joachim Storck, Gladiolenweg 5,
65451 Kelsterbach, Tel. 0 61 07 / 6 21 20
Schriftführer: Eberhard Richter, Hausener Obergasse 20a,
60488 Frankfurt a. M., Tel. 0 69 / 7 89 25 01
Rechnerin:
Inge Bader, Steingrundweg 11,
60528 Frankfurt a. M., Tel. 0 69 / 67 73 37 76
Beisitzer:
Helmut Müller, Hugo-Wolf-Straße 11,
60529 Frankfurt a. M
Unsere Ortsgruppe im Internet: http://www.pwv-ffm.de
Emailadressen (Stand 01.01.2009):
Allgemein:
[email protected]
Wanderwart:
[email protected]
Schriftführer:
[email protected]
Rechnerin:
[email protected]
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Wanderplan 2009
18. Januar
Nieder-Eschbach – Harheim mit Hauptversammlung
15. Februar
Bad Nauheim – Friedberg
08. M€rz
Maudacher Bruch – mit PWV Oggersheim
22. M€rz
Zeppelinheim- Walldorf
19. April
rund um Bergen und Seckbach – mit PWV Esthal
23. April
Kulturwanderung in Alt Bonames
09. Mai
Bonifatiusroute B•desheim – Altenstadt
29. Mai
literarische Wanderung zur Goethebuche
07. Juni
Schwarzes Moor – Kaskadenschlucht
10. – 15. Juni
Mehrtagesfahrt Idyllen im Nordpf€lzer Bergland
27. Juni
Panoramaweg Rothenbuch – mit Spessartbund
05. Juli
Bezirkswanderung im Raum Kelsterbach
19. Juli
Lindemannsruh – Bad D•rkheim – mit PWV Freinsheim
01. August
Weitwanderung Brandoberndorf – Wetzlar
22. August
Leinsweiler – Klingenm•nster
13. September
Landauer H•tte – Frankweiler – mit PWV LU-Mannheim
04. Oktober
durch den Bienwald auf dem Westwallweg bei Schaidt
25. Oktober
rund um Oppenheim und Nierstein
15. November
rund um Ilbenstadt
06. Dezember
Adventswandeurng vom Hainer Weg nach Oberrad
Außerdem Nachmittagsspaziergänge immer am 2. Donnerstag eines Monats
um 14 Uhr. Treffpunkte werden bei den vorhergehenden Wanderungen
bekannt gegeben und sind außerdem unter www.pwv-ffm.de einzusehen.
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