Köln.Sport

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Köln.Sport
Ausgabe 02 | Februar 2015 | 32. Jahrgang 2,90 €
Kölner Haie
DFB-Pokalfinale
Köln.Sport
Köln.Sport
G7085E
DAS STADT-SPORT-MAGAZIN
WWW.KOELNSPORT.DE
Ein Duo für die Playoffs
So ringt Köln um die Frauen
So funktioniert‘s
KÖLNSPORT lesen online auf joomag.com – Tipps & Hinweise:
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D
Der Sport ist demokratisch! Natürlich ist er das, werden Sie sagen,
ist doch ’ne Binsenweisheit. Jeder
kann mitmachen, niemand wird ausgeschlossen, weil er anders denkt,
anders ist, anders fühlt, anders aussieht. Dabei sein geht immer, irgendwobei, irgendwie und irgendwo.
Und die Meinungsfreiheit – wurde die
nicht von Zuschauern oder Kiebitzen
am Rand von Fußballfeldern erfunden? Außerdem: Was zuweilen von
den Fankurven in den Stadien ungestraft und unzensiert Richtung Gegner, Schiedsrichter oder sonst wem
gebrüllt wird – auweia, wenn das mal
nicht Meinungsfreiheit pur ist.
Im Ernst: Sport IST demokratisch!
Und er ist es trotz FIFA und Joseph
„Sepp“ Blatter, trotz Sotschi oder
EDITORIAL
EDITORIAL
Katar, trotz Joao Havelange, trotz
totalitärem Staatssport, trotz Doping.
Denn: Sport ist tolerant. Weltoffen.
Respektvoll. Fair. Freiheitlich. Und
im Kern baut auch der Sport, unser
Sport, auf eine demokratische Grundordnung. Deshalb muss auch der
Sport sagen: NEIN zu Pegida! NEIN
zu Hogesa! Und kehren wir auch vor
unserer Haustür: NEIN zu Kögida.
Wir von Köln.Sport tun das, wir
sagen: NEIN! Dafür JA zu: „Birlikte“.
Zu „Arsch huh“. Zu „Köln stellt sich
quer“. Und so war es ein Genuss zu
sehen, wie am 5. Januar um 18.30
Uhr die Außenbeleuchtung des Doms
abgeschaltet wurde, als es außerdem
noch rund um die Kölner Brücken und
im Umfeld vieler historischer Gebäude
dunkel wurde. Als Hotels, Geschäftsgebäude, aber ebenso zig Privathäuser stockfi nster ihr Statement
NEIN durch die Stadt schickten. Als
dann gegen 19.45 Uhr der rund 500
Personen schlappe Demonstrationszug der Kögida kapitulieren musste
vor insgesamt rund 5.000 Gegendemonstranten.
Geschockt, berührt, verängstigt, aber
auch mobilisiert haben uns dann die
Ereignisse am 8. Januar gegen 11.20
Uhr, als Attentäter des jemenitischen
Ablegers des Terrornetzwerkes AlKaida in der Rue Nicolas Appert 10 in
Paris die Redaktionsräume der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ überfielen
und dabei zwölf Menschen töteten.
Ein hinterhältiger, brutaler Angriff.
Ein Angriff auf die Meinungsfreiheit,
aber ebenso auf die Freiheit an sich.
Und damit auf die Demokratie. Deshalb sagen wir hier noch einmal, in
der Hoffnung, dass dieser Gedanke
den Terror auf der Welt überleben
wird: JE SUIS CHARLIE.
Robin Christ. Michael Fiedler.
Johannes Fuß. Renate Jung. Stefan
Kühlborn. Thomas Reinscheid.
David Schmitz. Steffen Potratz.
Frank Schwantes. Thomas Werner.
Fred Wipperfürth.
Inhalt: Horst Fadel; TITEL: IMAGO/Future Image
(1)/Kicker (1)/Sven Simon (1)/Werner Otto (1)
SCHWERPUNKT DIESER AUSGABE
Daniel Engelbrecht Ein echter Medienhype ist um den ersten deutschen Fußballer mit Defi brillator entstanden. Zeit für
ein Gespräch mit Köln.Sport nahm sich der
gebürtige Kölner dennoch. Beim Besuch
in der Redaktion gab uns der 24-jährige
Angreifer der Stuttgarter Kickers sein
Motto auf den Weg: Nichts ist unmöglich!
02/2015 KÖLN.SPORT
3
INHALT
10 Sportler des jahres
Kölns Beste stehen zur Wahl
12effzeh
Eigengewächs Timo Horn
Warum es sinnvoll ist, dass der Keeper seinem Klub erhalten bleibt
18Der Nachwuchs im Höhenflug
Im Jugendbereich spielt der FC dank neuem Konzept um Titel
44
DIESE JUNGS
MACHEN DIE
KÖLNER HAIE
BESSER
Fotos: Ben Horn (1), KEC (1)
20FuSSball
Daniel Engelbrecht
28
tomasz
kaczmarek
bringt dem fc
viktoria neuen
schwung
Wie sich der gebürtige Kölner zurück ins Leben kämpfte
24Fortuna Köln
Torjäger Johannes Rahn im Porträt
28 Viktoria Köln
Neustart mit Risiko?! Tomasz Kaczmareks Mission bei der Viktoria
32 Bezirksligist in Not
Was eine Insolvenz für den SC West bedeuten würde
34Die Kölner Futsal-Pioniere
Seit 2005 spielen die Panthers Hallenfußball nach FIFA-Regeln
38sport
Alles neu dank Mindestlohn?
So beeinflusst das neue Gesetz Amateursportler und Vereine
40Rhenania setzt auf die Jugend
Neues Konzept der Schwimmer
42 Kölns großes Boxtalent
Artur Bril will zu Olympia nach Rio
44Haie
Die Bessermacher
Wie wichtig Andreas Holmqvist und Ryan Jones für die Haie sind
46politik
die termine
des kölner
sports auf
einen blick
48
Das DFB-Pokalfinale der Frauen
So kämpft die Sportstadt um die zukünftige Ausrichtung des Events
Flüchtlinge im Kölner Sport
Vereine unterstützen Integration und erhalten Hilfe aus der Politik
RUBRIKEN
03 Editorial
04 Inhalt
06 Szene
36 Termine
50 Impressum
50 Vorschau
4
Köln.SPORT 02/2015
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Köln.Sport
Inhalt: Horst Fadel; TITEL: IMAGO/Future Image
(1)/Kicker (1)/Sven Simon (1)/Werner Otto (1)
SZENE
stadt-
köpfe
Tormöglichkeiten hatten wir
heute genug. Es hat am Ende
aber leider nicht gereicht.
Niklas Sundblad, Trainer der Kölner Haie
Kurz-News aus dem
Kölner Sport
Fotos: Ben Horn (1), IMAGO/Insidefoto (1)/Manngold (2)/Horst Galuschka (1)/Beautiful Sports (1)/Hans Blossey (1)/Team 2 (1), PR (5), Pro7 (1), RheinStars/Gero Mueller Laschet (1), Rhinos (1)
Lukas Podolski
hat das Kapitel FC
Arsenal vorerst
­beendet. Der
29-Jährige wurde
zu Inter Mailand
verliehen. Seinem sozialen Engagement tut es keinen Abbruch: Zum
Hallenturnier in Gummersbach
zugunsten seiner Stiftung reiste er
direkt nach seinem Heimdebüt.
Oliver Laux,
Schütze des entscheidenden Tores
zu Fortuna Kölns
Aufstieg, verlässt
die Südstädter: Der
Innenverteidiger wechselt zurück zu
seinem Heimatklub TuS Koblenz. Bei
den Fortuna-Fans wird Laux sicherlich unvergessen bleiben!
Mirko Lüdemann­,
KEC-Urgestein,
bleibt­­ dem Haien
ein weiteres Jahr
erhalten: Der
41-Jährige, seit
1993 in Köln, verlängerte seinen
Vertrag und geht in seine 23. Saison
im Haie-Dress.
Björn Otto, Kölner
Stabhochspringer,
musste sein Comeback nochmals
verschieben. Beim
Springen in Merzig
begnügte sich der 37-Jährige mit
der Moderatorenrolle. Otto bestritt
seit seinem Achillessehnenriss im
Januar des letzten Jahres keinen
Wettkampf mehr.
6
Köln.SPORT 02/2015
Rekordspiel ohne Sieg
Die Duelle zwischen den Kölner
­Haien und der Düsseldorfer EG sind
stets etwas Besonderes – doch das
206. Derby war ein richtiges Spektakel: Vor dem Europarekord von
51.125 Zuschauern trafen die rheinischen Rivalen im Düsseldorfer
Fußballstadion aufeinander. Das 2.
DEL Winter Game war ein Ligaspiel
der speziellen Art: Im Vorprogramm
maßen sich Legenden wie Ex-KECKeeper Joseph „Peppi“ Heiß oder
der ehemalige Düsseldorfer Peter
John Lee, für musikalische Unterhaltung sorgte Mando Diao. Doch im
Fokus stand das Spiel, auf das alle
Eishockeyfans im Rheinland hinfieberten. Vor großer Kulisse hieß es:
It’s Derbytime! Und die rheinischen
Rivalen schenkten sich auf der Eisfläche nichts, besonders die Haie
wirkten hochmotiviert und spielten
den Gastgeber phasenweise an die
Wand. Die Tore erzielte allerdings
die DEG: Kurz vor dem Ende des
ersten Drittels und nach dem Beginn des zweiten Abschnitts trafen
die Düsseldorfer gleich drei Mal. Die
Haie machten dagegen aus ihren
Chancen zu wenig. Philip ­Gogullas
Doppelpack reichte nicht, der Sieg im
„größten Derby aller Zeiten“ ging an
die Düsseldorfer EG.
aUF DEN
PUNKT.
dominik Nitsch,
Amateurfußballer des SC
Fortsetzung folgt
U16-DM auch 2015 in Köln
Die Premiere glückte im vergangenen August: Die U16-Meisterschaft der Leichtathleten war ein voller Erfolg. Zuschauer
und Athleten hofften nach dem Event im NetCologneStadion
auf eine Wiederholung. Die ist nun unter Dach und Fach:
„Mit der Austragung der U16-Meisterschaften haben wir ein
wichtiges Zeichen gesetzt, auf das sich aufbauen lässt. Auch
in 2015 wird die U16-DM in Köln stattfinden“, bestätigte Dr.
Norbert Stein, Sportdirektor des Leichtathletik-Teams DSHS
Köln, das den Wettbewerb erneut durchführen wird.
Rondorf II (Kreisliga B)
Dominik, dein kurioses Eigentor in der halle
wurde gefilmt und ins internet gestellt. Sogar
die „11 Freunde“ haben es geteilt, so dass das
Video auf youtube tausendfach angeschaut wurde. Wie fühlst du dich als kleiner internet-Star?
Es gibt natürlich Schöneres. Aber man muss das
Ganze mit Humor nehmen. Vielleicht hätte ich für
jeden Klick Geld fordern sollen.
Wie hat dein Team auf das Missgeschick
reagiert? gab es auch Reaktionen außerhalb
der eigenen Mannschaft?
Es hat ordentlich Sprüche gehagelt, ich werde schon
teamintern als neuer Stürmerstar gehandelt. Mein
Vater ist zufällig im Internet auf das Video gestoßen
und hatte darauf geklickt, ohne zu wissen, dass ich
das bin. Da musste auch er lachen!
Es gibt viele Kommentare unter den Videos. hast
du dir die hämischen Sprüche gegeben oder galt
das Motto „augen zu und durch“?
Unter dem Facebook-Post der „11 Freunde“ habe
ich schon ein paar Kommentare gelesen. Bei manchen Sprüchen denkt man sich schon: Das sollte dir
mal widerfahren. Ich habe schon viel, viel dümmere
Aktionen auf dem Fußballplatz gesehen, aber ausgerechnet ich bin bei so einem Ding gefilmt worden.
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ist dir so ein Patzer schon einmal unterlaufen?
Nein, so lange stehe ich ja noch nicht im Tor. Bis zu
dieser Saison war ich noch Feldspieler. Dort habe ich
auch ins richtige Tor getroffen.
Und nun? Was ist die Konsequenz aus dem Fauxpas? Jetzt wird der Ball nur noch rausgebolzt?
Ja, ich riskiere da nichts mehr. Wie heißt es so schön
in der Kreisliga: Hoch und weit bringt Sicherheit!
02/2015 KölN.SPORT
7
SZENE
Rodenkirchenbad offen
Das Rodenkirchenbad erstrahlt nach
der umfangreichen Sanierung in einem
neuen Glanz. Innerhalb von zwei Jahren investierte die KölnBäder GmbH
vier Millionen Euro in die Generalsanierung. Eine Investition, die sich für
das Familien- und Vereinsbad bezahlt
gemacht hat. Seit Anfang Januar können die Gäste das Hallenbad im Kölner
Süden wieder besuchen. „Nun können
sich die Besucher von einem modernen,
lichtdurchflutenen Hallenbad auf dem
neuesten technischen Stand begeistern
lassen“, erklärte KölnBäder-Boss Berthold Schmitt bei der Wiedereröffnung.
Kögida: Stadion dunkel
Das richtige Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und Ausgrenzung: Unter
dem Motto „Licht aus“ blieben während der sogenannten Kögida-Demonstration zahlreiche Gebäude in Köln
unbeleuchtet. Neben dem Kölner Dom
oder dem Altstadtpanorama schaltete
auch das RheinEnergie­
Stadion sein
Flutlicht aus. Für zweieinhalb Stunden
waren die vier markanten Stadionpylonen in der Abendzeit nicht in Betrieb,
bis der Umzug der unter dem Titel
„Köln gegen die ­
Islamisierung des
Abendlandes“ angemeldeten Kundgebung beendet war.
8
Köln.SPORT 02/2015
raab schlägt
olympiasieger Montag
Eine echte Aufgabe hatte Stefan Raab
bei der ersten Ausgabe seiner Show
„Schlag den Raab“ vor der Brust: JanMarco Montag, Weltmeister und Olympiasieger mit der deutschen HockeyNationalmannschaft, wurde auserkoren,
um gegen den Kölner Entertainer anzutreten. Der ehemalige Akteur von RotWeiss Köln hatte die Chance auf den
Jackpot in Höhe von einer Million Euro.
Im direkten Duell mit Raab erwischte
der 31-jährige BWL-Student einen guten
Start: Das erste Spiel ging an ihn, der
Hockey-Olympiasieger wrang ein nasses Handtuch besser aus. Danach
drehte der Gastgeber aber auf: Sechs
Spiele in Folge gewann Raab und
schaffte sich eine komfortable Führung.
Danach konnte Montag das Momentum
wieder auf seine Seite ziehen und setzte
sich im „Sportarten raten“ und „Etikettieren“ durch. Nach 14 Spielen jedoch
stand der Sieger fest: 74:31 für Raab!
Bereits 2008 hatte sich der Pro7-Moderator gegen einen Kölner Olympiasieger
durchgesetzt: Judoka Ole Bischof, der
im selben Jahr in Peking Gold holte,
war gegen den Entertainer allerdings
ebenfalls chancenlos. Kleiner Trost für
Montag: Seine Qualitäten beim Etikettieren sind auch REWE nicht verborgen
geblieben. Das Handelsunternehmen bot
dem Hockey-Olympiasieger via Twitter
einen Job an.
Comeback für den guten Zweck
Michael Pappert, Gunter Behnke oder
Zoran Kukic: Für den guten Zweck
schnürten die alten Kölner BasketballLegenden nochmals ihre Stiefel. Beim
Benefizspiel zwischen dem aktuellen
Regionalligisten RheinStars Köln und
dem OldStars genannten Allstar-Team,
das vom ehemaligen Kölner Nationalspieler Klaus Zander trainiert wurde,
stand die Spendenbereitschaft zugunsten syrischer Flüchtlinge, die in Köln
untergebracht sind, im Vordergrund.
„Wir möchten unsere Möglichkeiten
nutzen, um den Syrien-Flüchtlingen
hier in Deutschland zu helfen“, erklärte
der RheinStars-Geschäftsführer ­Stephan
Baeck. Er ließ es sich wie Trainer Johannes Strasser nicht nehmen, an diesem
Abend ebenfalls das OldStars-Trikot zu
tragen . Am Ende standen ein etwas
überraschender 83:81-Erfolg für die
alten Recken, bei denen besonders
Strasser und Kukic ihr Können aufblitzen ließen, und ein durchaus bemerkenswerter Spendenbetrag zu Buche:
4.444 Euro wurde durch das Benefizspiel eingenommen.
Fünfter Titel für die Rheinos
Großer Jubel bei den HC
Köln-West Rheinos: In e
­ inem
packenden Entscheidungs­
match um die Deutsche
Meisterschaft setzten sich
die kölschen Inline-Skaterhockey-Cracks vor heimischem Publikum gegen
den amtierenden Europapokalsieger aus Augsburg
mit 7:4 durch. Schon nach
dem ersten Drittel führten die Kölner 4:0, ließen
die Gäste allerdings nochmals herankommen. Als
Max Bankewitz kurz vor Schluss ins verwaiste Augsburger Tor traf, kannte
die Freude in der gut gefüllten Großsportanlage Bocklemünd keinen Grenzen
mehr. Nach 2006, 2007, 2009 und 2010 sicherten sich die Rheinos zum fünften
Mal in der Vereinsgeschichte den Titel. „Die gesamte Serie war sehr intensiv,
und beide Teams haben Werbung für den Hockeysport gemacht. Dass es am
Ende für uns gereicht hat, ist umso schöner“, freute sich Trainer Victor Martinez nach dem Spiel. In der Best-Of-Three-Finalserie hatte es nach zwei Partien
1:1 gestanden. Die Kontrahenten konnten jeweils ihre Heimspiele für sich entscheiden: Die Rheinos siegten im Auftaktspiel knapp mit 4:2, die Augsburger
revanchierten sich mit einem deutlichen 6:1 in der eigenen Halle. Im Halbfinale
hatten die Rheinos schon den Rekordmeister aus Duisburg ausgeschaltet.
Trauer um ehemaligen
FC-Präsidenten Caspers
Der ehemalige Präsident des 1. FC
Köln, Albert Caspers, ist im Alter
von 81 Jahren verstorben. Der
gebürtige Eifeler stand dem Verein
von 1997 bis 2004 vor. „Albert Caspers hat sich große Verdienste um
den FC erworben. Unter anderem
hat er den bei seiner Amtsübernahme finanziell angeschlagenen
Club konsolidiert“, erklärte FCPräsident Werner Spinner. „Diese
und andere seiner Leistungen als
FC-Präsident haben wir vor rund
einem Jahr mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Die Nachricht
von seinem Tod macht uns sehr
betroffen.” Der ehemalige FordManager Caspers führte als Vorgänger von Wolfgang Overath den
Klub fast sieben Jahre und gilt als
Modernisierer des angestaubten
Vereins. Während seiner Amtszeit
wurde unter anderem der Neubau des Kölner Stadions realisiert.
In seine Ära fällt allerdings auch
der erste Abstieg der Vereinsgeschichte 1998. Insgesamt stieg der
FC unter Albert Caspers dreimal ab
und zweimal auf. Am Tag seines
81. Geburtstags im Februar 2014
wurde Albert Caspers für seine
Verdienste die Ehrenmitgliedschaft
im 1. FC Köln verliehen.
02/2015 Köln.SPORT
9
SPORT
Die Spannung steigt!
Nur noch wenige Wochen – dann werden bei der „8. Kölschen Sportnaach“ die Nachfolger von Yannick Gerhardt, Inka Grings und den
TEXT | DAVID SCHMITZ
Kölner Haien geehrt. Noch können Sie abstimmen!
Preisträger 2013:
FC-Youngster
Yannick Gerhardt
enn am 7. März die „8. Kölsche
Sportnaach“ stattfi ndet, werden
lediglich die Kölner Haie die Chance
auf eine Titelverteidigung in der Kategorie „Kölns Team 2014“ haben. Die
letztjährigen „Sportler des Jahres“,
Yannick Gerhardt und Inka Grings
(beide 1. FC Köln), sind dieses Mal
nämlich nicht für die Wahl nominiert.
Doch auch ohne die prominenten Fußballer vom Geißbockheim bietet die
Nominiertenliste reichlich Auswahl
– sogar noch mehr als in den Jahren
zuvor. In den Einzel-Kategorien stehen
jeweils zehn, in der Team-Kategorie
sogar 15 Kandidaten zur Auswahl
(siehe Kasten). Die Zusammensetzung
der Nominierten bleibt auch in diesem
Jahr bunt: Neben „Dauergast“ Britta
Heidemann (Degenfechten) haben es
fünf Leichtathletinnen in die Endabstimmung geschafft. Fußballer stehen dieses Mal nur in der Kategorie
„Team“ zur Wahl – der 1. FC Köln
schaffte den Aufstieg in die Bundesliga, Fortuna Köln den in die Dritte
Liga. Hoffnungen können sich in dieser Kategorie aber auch die RheinStars (Basketball) und die Kölner
Haie (Eishockey) als Titelverteidiger
machen – beide Vereine blicken auf
ein erfolgreiches Jahr zurück. Ebenfalls gut vertreten ist der Behindertensport: Bei den Männern gehen Holger
Nikelis und Michael Erbslöher an den
Start, bei den Damen Michaela Peters
– alle drei spielen Tischtennis.
ERSTMALS IM MARITIM-HOTEL
Während die „Kölsche Sportnaach“ im
letzten Jahr noch im Tanzbrunnen ihr
Zuhause fand, wird sie dieses Jahr im
Maritim-Hotel am Heumarkt stattfi nden. Erneut wird Radio-Köln-Modera-
10
Köln.SPORT 02/2015
Fotos: Ben Horn (1), IMAGO/Chai v.d. Laage (1)
W
Kölns Sportler des Jahres
DAS SIND DIE NOMINIERTEN
Kölns Sportlerin des Jahres
Name
Britta Heidemann
Miryam Roper Yearwood
Alexandra Plaza
Christine Salterberg
Lena Schmidt
Friederike Möhlenkamp
Lara Hoffmann
Natalia Pawletko
Michaela Peters
Jana Lisa Rother
Sportart
Fechten
Judo
Leichtathletik
Leichtathletik
Leichtathletik
Leichtathletik
Leichtathletik
Boxen
Tischtennis
Wasserspringen
Verein
TSV Bayer 04
TSV Bayer 04
LT DSHS Köln
TuS Köln rrh.
LT DSHS Köln
LT DSHS Köln
LT DSHS Köln
S.C. Colonia 06
BSG Köln
TPSK 1925 e.V.
Größter Erfolg 2014
WM-Vize (Einzel)
EM-Vize (Einzel)
DM-Vize (Einzel)
3. Platz DM (Einzel)
3. Platz DM (Einzel)
DM-Vize (Staffel)
3. Platz DM (Staffel)
DM-Titel
Landesmeister-Titel (offene Schadensklasse)
3. Platz Deutsche Sommermeisterschaft
Kölns Sportler des Jahres
Name
Nicolas Limbach
Benedikt Wagner
Cihad Akipa
Max Hoff
Miguel Rigau
Fabian Hambüchen
Tobias Bong
Mathias Mester
Holger Nikelis
Michael Erbslöher
Sportart
Fechten
Fechten
Kampfsport
Kanurennsport
Leichtathletik
Turnen
Wildwasserrennsport
Leichtathletik (Paralympisch)
Tischtennis
Tischtennis
Verein
TSV Bayer Dormagen
TSV Bayer Dormagen
Cologne Scorpions
KG Essen
LT DSHS Köln
KTV Obere Lahn
RKC Köln
1. FC Kaiserslautern
RSC Köln
BSG Köln
Größter Erfolg 2014
DM-Titel (Team)
WM-Titel (Einzel)
DM-Titel (Einzel)
Gesamtweltcupsieg, EM-Titel, DM-Titel (alle K1)
Hallen-DM-Vize (Einzel)
DM-Titel (Mehrkampf, Boden, Sprung, Reck)
WM-Titel (K1)
EM-Titel
3. Platz WM (Einzel)
Landesmeister (Schadensklasse WK8)
Kölns Teams des Jahres
Name RheinStars Köln
Kölner Haie
Cologne Crocodiles
1. FC Köln
SC Fortuna Köln
Rot-Weiss Köln (Herren)
Rot-Weiss Köln (Damen)
Deutsche Nationalmannschaft
LT DSHS Köln (Damen U23)
LT DSHS Köln (Damen U23)
LT DSHS Köln (Damen)
Rot-Weiss Köln (Herren)
TTC Rot-Gold Köln
TPSK 1925 e.V.
HC Köln-West Rheinos (Herren)
Sportart
Basketball
Eishockey
Football
Fußball
Fußball
Hockey
Hockey
Wildwasserrennsport
Leichtathletik
Leichtathletik
Leichtathletik
Tennis
Standardtanz (Frauenpaare)
Tamburello
Inline-Skaterhockey
tor Konstantin Klostermann durch das
bunte Programm führen. Neben den
Ehrungen zu Kölns „Sportler“, Sportlerin“ und „Team des Jahres“, wird
auch ein Nachwuchssportler geehrt
werden. Außerdem wird die „Person
des Kölner Sports“ ausgezeichnet –
diesen Preis gibt es für besondere
Verdienste um den Sport in der Domstadt. Neben den Preisverleihungen
Größter Erfolg 2014
Aufstieg in die 1. Regionalliga
DM-Vize
DM-Titel (Junior Bowl)
Aufstieg in die 1. Bundesliga
Aufstieg in die 3. Liga
DM-Vize
DM-Titel
3. Platz WM DM-Titel (4 x 400 m U23)
DM-Titel (4 x 100 m U23)
DM-Vize (4 x 100 m)
Aufstieg in die Bundesliga
WM-Titel
DM-Titel
DM-Titel
hat die Agentur „Heimspiele“, die die
„Kölsche Sportnaach“ für den Stadtsportbund Köln ausrichtet, wieder ein
abwechslungsreiches und unterhaltsames Rahmenprogramm zusammengestellt: Neben zwei Showacts aus
der Region wird der Rollschuh-Jong­
leur TJ-Wheels sein Können auf der
Bühne zeigen – er reist dafür extra aus
Berlin an. Im Anschluss an das Buffet
HIER KÖNNEN
SIE WÄHLEN:
Bis zum 8. Februar können Sie unter
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Favoriten abstimmen. Dort erhalten
Sie auch vollständige Informationen
zu den einzelnen Kandidaten und
Kandidatinnen und ihren Erfolgen.
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7. März live dabei sein möchten, können Sie Tickets entweder per E-Mail
([email protected])
oder
telefonisch (0221-99595913) bestellen.
Bis dahin heißt es aber erst einmal:
Wählen, wählen, wählen!
02/2015 Köln.SPORT
11
EFFZEH
FC-Torhüter Timo
Horn spielt seine
erste BL-Saison
TIMO HORN IM PORTRÄT
er ist die symbolfigur für den „neuen“ FC und hält dem Verein die
treue. Was im sinne der kölschen torhüter-tradition große Hoffnungen weckt. schreibt timo Horn darin das nächste kapitel?
TEXT | FRANK SCHWANTES
02/2015 Köln.SPORT
13
A
ls am 27. Dezember um fünf vor zwölf die Glocken
von Sankt Pantaleon läuten, strahlt Timo Horn
übers ganze Gesicht. Denn der 21-jährige Torhüter
des 1. FC Köln führt an diesem Tag seine langjährige Freundin Carina zum Traualtar. Ein bewegendes Ereignis für das junge Ehepaar, das anschließend vor den Pforten der bezaubernden Kirche von rund 50 Hochzeitsgästen
freudig in Empfang genommen wird. „Wir waren einfach nur
total glücklich“, lacht Timo Horn. „Es war ein fantastischer
Tag, den wir uns nicht schöner hätten vorstellen können.“
Ein fantastischer Tag – davon hatte der gebürtige Kölner
zuletzt einige. Man könnte sagen, es läuft richtig rund bei
Timo Horn, und das schon seit längerem. Zunächst schaffte
er im Mai letzten Jahres den Bundesliga-Aufstieg mit dem
1. FC Köln. Kurz vor Weihnachten folgte die Vertragsverlängerung bis 2019, und jüngst manifestierte der gebürtige Kölner
auch sein privates Glück mit dem Bund der Ehe. Der sportliche Aufstieg des 1,92 Meter großen Nachwuchstorhüters
beim FC wurde schon früh eingeleitet, mit der Beförderung
von der U21 in den Lizenzspielerkader zur Saison 2011/12.
Horn war damals gerade 18 Jahre alt geworden. Nur ein Jahr
später, nach dem Abstieg des 1. FC Köln, folgte der entscheidende Karrierekick: Trainer Holger Stanislawski machte den
in Rondorf aufgewachsenen Youngster zur neuen Nummer
eins im Tor der „Geißböcke“. Horn erfüllte die in ihn gesetzten Hoffnungen auf Anhieb und stand in der Zweitligasaison
2012/13 insgesamt 33 Mal zwischen den Pfosten.
rekord-einstieg in der bundesliga
Mit Kölns Rückkehr in die Erste Liga in der darauffolgenden
Saison wurde das Torhütertalent endgültig zum Symbol für
den „neuen“ FC. Horn musste nur 18 Mal (32 Spiele) hinter
sich greifen und hatte entscheidenden Anteil am Aufstieg.
„Mit der Tatsache, dass ich mit dem 1. FC Köln in der Bundesliga spielen kann, ist ein Traum in Erfüllung gegangen“,
sagt das Eigengewächs. Geschäftsführer Jörg Schmadtke ist
voll des Lobes: „Timo ist eines der größten deutschen Torhütertalente und hat sein Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. Er ist eines der Aushängeschilder für unseren Weg,
mit jungen, talentierten Spielern eine nachhaltige sportliche
Entwicklung voranzubringen.“ Darauf nahm Timo Horn
selbstbewusst den nächsten Schritt in Angriff, in der „Liga
der Weltmeister“. Und sein Einstand in der Beletage des
deutschen Fußballs hätte kaum besser laufen können: Als
erster Torhüter überhaupt blieb der junge Kölner in seinen
ersten vier Bundesligaspielen ohne Gegentor. Damit hatte
„00 Horn“ bereits wenige Wochen nach seinem Debüt einen
Platz in den Fußball-Geschichtsbüchern sicher.
Auch wenn Timo Horn in den folgenden Partien häufiger den
Ball aus dem Netz fischen musste, absolvierte er eine starke
Hinrunde, war fast durchweg der nötige Ruhepol in einer
zunehmend geforderten FC-Abwehr. „Es war eine gewisse
Umstellung im Vergleich zur 2. Bundesliga, aber dessen ­waren
wir uns alle bewusst“, gesteht er. „Zu Saisonbeginn haben
wir besonders in der Defensive sehr gut gestanden. Das hat
14
Köln.SPORT 02/2015
dazu geführt, dass wir einige Spiele zu null spielen konnten
– das hat mir und dem gesamten Team noch mehr Selbstvertrauen gegeben und gezeigt, dass wir uns vor niemandem
verstecken müssen.“ Versteckt hat sich Horn auch nicht, als
ihm beim Spiel in Leverkusen ein Patzer unterlief, der zum
Ausgleich für die Bayer-Elf führte und so das 1:5-Debakel
einleitete. „Timo hat uns schon viele Punkte gerettet“, sagte
Trainer Peter Stöger und sprach damit seinem Keeper das
Vertrauen aus. Auch für das Weiterkommen im DFB-Pokal
hatte der Torhüter gesorgt: Als der Aufsteiger in Duisburg in
der 2. Pokalrunde ins Elfmeterschießen musste, war es Horn,
der gleich zwei Schüsse parierte. Der FC siegte im Shootout
schließlich mit 4:1, und Timo Horn war der gefeierte Held.
Die überzeugenden Leistungen des jungen Schlussmanns,
der seit der U15 sämtliche Auswahl-Jugendteams durchlaufen hat, wurden auch beim DFB honoriert. Im U21-Länderspiel am 18. November in Tschechien (1:1) gab Trainer Horst
Hrubesch ihm den Vorzug vor Barcelonas Marc-André ter
Stegen und dem Mainzer Loris Karius. Welche Ziele verfolgt
Horn in der Nationalmannschaft? „Der Fokus liegt auf der
U21-EM in Tschechien und der damit verbundenen Qualifikation für Olympia 2016. Auf Sicht möchte ich dort Spielpraxis sammeln und mich gegen meine Mitstreiter Bernd Leno
und Marc-André ter Stegen durchsetzen“, wiegelt er Anfragen in Sachen A-Nationalelf noch ab.
Doch dieses Thema ist zumindest eines für den Hinterkopf.
„Dass man in Köln Nationalspieler werden kann, hat die Vergangenheit zur Genüge bewiesen – zuletzt ja noch bei J­ onas
Hector“, erklärt Horn. Sicher, Bayerns Manuel Neuer wird
­unter normalen Umständen auf Jahre hinaus nicht aus dem
DFB-Tor zu verdrängen sein. Aber ­dahinter ist eine Neuordnung erforderlich, wie Andreas ­Köpke bereits durchblicken
ließ. Um die beiden Plätze kämpfen nach Angaben des Bundestorwarttrainers Ron-Robert Zieler (Hannover), MarcAndré ter Stegen, Bernd Leno (­Leverkusen), Ralf Fährmann
(Schalke), Kevin Trapp (Frankfurt), Oliver Baumann (Hoffenheim) – und Timo Horn. Selbst den Vergleich mit Zieler,
bei der WM in Brasilien die Nummer drei im deutschen Tor,
muss der Kölner nicht scheuen, wie die D
­ atenbank von bundesliga.de belegt. In der Hinrunde lag er bei abgewehrten
Torschüssen (71 Prozent) ebenso vor Zieler (66 Prozent) wie
bei den Gegentoren pro Spiel (1,4 zu 1,5).
Horn gilt als moderner Torhüter mit guten Reflexen, der auch
fußballerisch auf einem guten Weg ist. „Heutzutage muss ein
Torhüter ja alles beherrschen“, sagt er lachend. „Sicherlich
ist heutzutage mehr das fußballerische Element gefragt als
früher. Daher wird auch im Torwarttraining viel an den technischen Fähigkeiten gearbeitet, beispielsweise Abschläge
und Pässe mit links und rechts.“ Und wie würde er sein eigenes Spiel beschreiben? „Grundsätzlich versuche ich, so viel
wie möglich zu antizipieren und das Spiel nach Möglichkeit
auch schnell zu machen. Ich denke, das ist ein Aspekt des
modernen Torwartspiels.“ Kritiker sehen in Horns Strafraumbeherrschung noch Luft nach oben. Als Vorbild nennt das
FC-Talent den Niederländer Edwin van der Sar. Ruhig
Fotos: Getty Images (1), IMAGO/Joachim Sielski(1)/Kolvenbach (1)
EFFZEH
TIMO HORN IM PORTRÄT
Elfer-Held: Timo
Horn (l.) hat den
FC vor dem PokalAus bewahrt
02/2015 Köln.SPORT
15
EFFZEH
und unspektakulär auf dem Platz agieren, dazu wie ein elfter
Feldspieler am Spiel teilnehmen – die Spielweise des früheren
Weltklasse-Torwarts erkennt er in seiner eigenen wieder.
Keeper von Weltformat hat auch der 1. FC Köln in der Vergangenheit hervorgebracht, mit Toni Schumacher und Bodo
Illgner. Kann Timo Horn in deren Fußstapfen treten und eine
neue, erfolgreiche Torhüter-Ära beim Effzeh einleiten? „Grundsätzlich ja“, erklärt Bodo Illgner gegenüber Köln.Sport. „Timo
Horn hat viele gute Anlagen, er macht bereits viele Sachen
sehr gut und ist schon sehr weit für sein Alter.“ Entscheidend
werde aber sein, wie Horn mit Rückschlägen umgeht. „Denn
die werden kommen, gerade bei einem jungen Torwart ist
das ganz normal.“ Auch wenn die Bundesliga nach Illgners
Ansicht Fehler und Schwächen schonungslos aufdeckt: „In
dieser Liga braucht er sich hinter keinem anderen Torhüter zu verstecken.“ Sogar einen gewissen Vorteil sieht der
1990er-Weltmeister in Köln: „Er bekommt dort sehr viel zu
tun, kann sich immer wieder auszeichnen und so wertvolle
Erfahrungen sammeln.“ Der großen Torhüter-Tradition in
Müngersdorf ist sich Timo Horn durchaus bewusst. „Sehr
gerne würde ich das nächste Kapitel schreiben“, sagt der
21-Jährige. „Das sind aber alles Dinge, die ich nur über gute
Leistungen im Klub erreichen kann, und daher gilt dem FC in
der Bundesliga meine volle Konzentration.“
bliCk in die kÖlsCHe seele
Bevor Timo Horn im Dezember seine Unterschrift unter den
neuen Vertrag setzte, gab es Spekulationen um einen möglichen Wechsel. Mit Dortmund wurde der FC-Keeper in Verbindung gebracht, einige sahen ihn sogar bei RB Leipzig spielen,
im Fall des Bundesliga-Aufstiegs der Sachsen. Die Aufmerksamkeit für den Kölner Youngster reichte schließlich bis nach
England, wo die Medien ihn gerne im Tor des FC Liverpool
gesehen hätten. „Davon habe ich auch nur aus der Presse
erfahren“, gesteht Timo Horn. „Wenn man liest, wer angeblich alles an einem interessiert sein soll, dann ist das schon in
gewisser Weise ein Kompliment und auch eine Bestätigung
dafür, dass man gute Arbeit leistet.“ Doch er will sich nicht
von seinem Weg abbringen lassen. „Jeder Spieler muss für
sich selbst entscheiden, welcher Schritt für ihn der richtige
ist.“ Horn verknüpft seine Zukunft mit der des FC („Der Verein war für mich immer erster Ansprechpartner“) und sieht
für sich am Standort Köln sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten. „Sonst hätte ich meinen Vertrag nicht verlängert.“ Bodo
Illgner, der erst im reifen Alter von 29 Jahren den Sprung nach
Madrid wagte, weiß, was für einen jungen Torhüter wichtig
ist. „Spielpraxis sammeln, regelmäßig jede Woche spielen,
dazu das Vertrauen des Trainers und des Vereins genießen
– und das ist für Timo in Köln gegeben.“ Ganz anders erlebt
es derzeit Marc-André ter Stegen in Barcelona: Der Ex-Mönchengladbacher drückt fast ausschließlich die Ersatzbank.
Ob und wie lange Timo Horn dem Effzeh erhalten bleibt,
hängt auch von der Spielklasse ab. Sollte der Verein am Ende
der Saison die Erste Liga nicht halten, könnte das Kapitel Köln
ein jähes Ende nehmen. Zumal seit kurzem die SpielerberaterAgentur „SportsTotal“ – mit Klienten wie Toni Kroos, Marco
Reus und Mario Götze ein echtes Schwergewicht der Branche – Horns Karriereentwicklung überwacht. Doch für das
Torhütertalent ist zunächst der Erfolg mit dem FC wichtig.
„Es steht einzig und allein der Klassenerhalt im Vordergrund.
Wenn wir unsere Leistung der Hinrunde halten und noch
etwas verbessern können, bin ich sehr optimistisch.“ Gerne
möchte er mit den „Geißböcken“ einmal in höhere Sphären
vorstoßen, auch weil es einen langfristigen Verbleib in der
Domstadt erleichtern würde. „Ich bin in Köln geboren und
aufgewachsen. Hier sind meine Familie und meine Freunde.
Eine noch stärkere Verbundenheit kann es nicht geben“,
gewährt er einen Blick in seine kölsche Seele. Einen besonderen Wunsch, den er sich nur in Köln erfüllen kann, hat Timo
Horn auch noch, wie er in einer Talkrunde verriet. „Ein Mal
im Rosenmontagszug mitzugehen.“ Und das ist wahrlich ein
weiterer guter Grund, um in Kölle zu bleiben.
Aussetzer: Der FCKeeper (M.) kann
den Ball nicht festhalten, Leverkusen
trifft zum 1:1
EFFZEH
Jugend forsch
die u19 des 1. fC köln auf Meisterschaftskurs, die u17 auch oben dabei:
die nachwuchs-geißböcke präsentieren sich in dieser saison unerwartet
stark. der erfolg ist das ergebnis der neuen ausrichtung TEXT | THOMAS REINSCHEID
Souveräner
Tabellenführer:
die FC-U19
18
Köln.SPORT 02/2015
Die erfolgreiche nachwuchsarbeit beim 1. FC Köln
H
Fotos: Jana Schreckenberger (2)
eiß ging es her an diesem kühlen
Mittwochabend auf dem Nebenplatz am Geißbockheim zwischen den
U17-Teams aus Köln und Leverkusen.
FC gegen Bayer – das rheinische Nachbarschaftsduell zählt schon im Jugendbereich zu den Höhepunkten. Vor allem, wenn es nicht nur um Punkte und
Prestige, sondern um Spitzenplätze
geht. Nach 80 intensiven Minuten behielt der Kölner Nachwuchs die Oberhand – angeführt von Nationalspieler
Salih Özcan gelang der FC-U17 durch
das 2:0 ein echter Big Point.
Dass die Nachwuchs-Geißböcke ganz
oben mitspielen und sogar den Lokalrivalen vom Bayer-Kreuz noch überholen konnten, kommt überraschend.
Bis kurz vor der Winterpause grüßte
Leverkusen noch souverän von der
Tabellenspitze. Doch durch eine
Schwächephase und den fulminanten Lauf der FC-U17, die neun Spiele
in Folge für sich entscheiden konnte,
veränderten sich die Machtverhältnisse im Rheinland. Nun peilt der Kölner Nachwuchs um Trainer Stephan
Möthrath die Tabellenspitze an.
erster titel seit 2008 winkt
Von dort grüßen schon die älteren
Kollegen aus der A-Jugend. Acht Spiele ohne Gegentor in Serie, die beste
Abwehr der Liga und zwölf Siege aus
14 Partien: Die FC-U19 dominiert die
West-Staffel nach Belieben, zur Winterpause haben die Schützlinge von
Trainer Boris Schommers bereits acht
Zähler Vorsprung auf die Konkurrenz.
Die erste West-Meisterschaft seit 2008
ist damit zum Greifen nah.
Erfolge, die nicht vom Himmel fallen.
Der Verein erntet nun die Früchte der
Umstrukturierungen der jüngsten Vergangenheit. „Der 1. FC Köln ist ja von
jeher für eine gute und s­ eriöse Jugend­
arbeit bekannt. Man muss aber sagen,
dass wir uns durch sehr intensive und
engagierte Arbeit noch einmal weiterentwickelt haben. ­Unsere Spielphilosophie greift in den Teams immer mehr“,
erklärt Frank ­
Schaefer, Leiter der
Nachwuchsabteilung. „Die Qualität
eines Nach­wuchs-Leistungszentrums
ist aber nicht unbedingt an Tabel-
lenplätzen festzumachen“, betont der
ehemalige Bundesliga-Coach. Wichtig sei dabei auch das Präsidium um
Werner ­Spinner: „Man kann deutlich
sagen, das dies nur möglich ist, weil
unser Vorstand und unsere Geschäftsführung das Nachwuchs-Leistungszentrum bedingungslos unterstützen
und für alle Ideen und Anliegen immer
ein offenes Ohr haben. Die Ankündigungen des Vorstandes, den Nachwuchs zu fördern, werden spürbar
umgesetzt.“
„die augen offen halten“
Dafür geht der FC auch andere Wege:
Kamen die Neuzugänge in den letzten Jahren zumeist aus dem näheren
Kölner Umfeld, schlugen die „Geiß­
böcke“ auch im Nachwuchsbereich
vor dieser Spielzeit im Ausland zu. Aus
Kerkrade wechselte Jannik Mause in
die Domstadt, aus Norwegen wurden
Birk Risa und Szymon Walczak nach
Köln gelockt. „Wir müssen die Augen
in allen Richtungen offen halten. Das
beinhaltet auch die Verpflichtung von
außergewöhnlich talentierten Spielern
aus dem Ausland. Der Profi-Fußball
ist schon sehr international geworden,
dem muss man Rechnung tragen“, erklärt der 51-Jährige die neue Transferpolitik, betont aber gleichzeitig: „Unser
Hauptaugenmerk liegt nach wie vor auf
Spielern aus unserer eigenen Region.“
Einer dieser Talente schaffte schon in
der Winterpause den Sprung zu den
Profis: Lukas Klünter, vor der Saison
vom Bonner SC gekommen, überzeugte derart, dass ihn Peter Stöger überraschend zum Trainingslager nach Florida mitnahm. Duelle auf hohem Niveau
peilen derweil bereits die FC-Fans an.
Sollte die U19 Deutscher Meister werden, wäre die UEFA Youth League
erreicht. Der Wettbewerb, bisher nur
den Jugendteams der ChampionsLeague-Teilnehmer vorbehalten, wird
erweitert, auch die Titelträger sollen
mitspielen. Die Aussicht auf Europapokal heizt bereits die Phantasie der Anhänger an. Gedanken, die der FC noch
nicht hegt. Dem oft kritisierten Wettbewerb steht der Verein aber grundsätzlich offen gegenüber: „Generell
begrüßen wir Vergleiche auf höchstem
Niveau, wenn sie nicht zu Lasten der
Ausbildung der Spieler gehen.“
Die steht für den Verein im Vordergrund. Denn: Letztlich nützen auch
alle Meriten im Jugendbereich nichts,
wenn aus dem eigenen Nachwuchs
nichts zu den Profis nachrückt. Yannick
Gerhardt oder Timo Horn sind Beispiele dafür. Und wer weiß: Vielleicht geht
es ja in ein paar Jahren für die heutigen U17-Talente wieder heiß her gegen
Lever­kusen – dann aber nicht auf dem
Nebenplatz des Geißbockheims, sondern im RheinEnergieStadion!
Keine Seltenheit in dieser Saison: Die FC-U19 um Trainer Boris Schommers (l.)
spielt derzeit nicht nur attraktiven, sondern auch äußerst erfolgreichen Fußball
02/2015 Köln.SPORT
19
FUSSBALL
Daniel Engelbrecht
zeigt seine OP-Narbe.
20
KÖLN.SPORT 02/2015
DANIEL ENGELBRECHTS WEG ZURÜCK
Ein Tor als
Rückkehr ins Leben
Seine Geschichte ging um die Welt: Daniel Engelbrecht
ist der erste deutsche Fußballer mit eingebautem
Defibrillator. Das Ringen um die Rückkehr auf den Platz
wurde für den Kölner ein Kampf ums Leben
TEXT | STEFAN KÜHLBORN
M
ittlerweile ist Daniel Engelbrecht ein echter Medien-Profi.
Kein Wunder, über 200 Interviews für
Print, Radio, Online und TV hat der
24-Jährige seit November gegeben.
Immer und immer wieder durfte der
gebürtige Kölner seine Geschichte erzählen. Ob am frühen Samstagabend
in der „Sportschau“ oder etwas später am Abend als Studiogast im „Aktuellen Sportstudio“ – das Interesse
am Stürmer der Stuttgarter Kickers ist
ungebrochen. Noch immer steht das
Telefon in der Medienabteilung des
Drittligisten kaum still. Die Anfragen
kommen aus Italien, Portugal, Griechenland. Sogar aus Malta und dem
WM-Gastgeberland Brasilien melden
sich Journalisten, wollen den Sportler
telefonisch interviewen oder am liebsten gleich einladen. Auf die Titelseiten
der großen europäischen SportTageszeitungen „L’Équipe“
und „La Gazzetta dello
Sport“ hat es der junge Mann ebenfalls
geschafft. Solch
eine
Aufmerksamkeit der
Sportwelt wird einem deutschen Drittliga-Fußballer normalerweise nicht
zuteil. Doch „normal“ ist ein Wort, das
im Leben von Daniel Engelbrecht lange Zeit keine Rolle mehr spielte. Zu viel
hat er in den zurückliegenden anderthalb Jahren erlebt.
DIE SCHOCK-DIAGNOSE
Die Geschichte, die um die Welt ging,
nimmt ihren Anfang am 20. Juli 2013.
Es ist der erste Spieltag der Drittligasaison 2013/14. Im heimischen Stadion
auf der Waldau, im Schatten des Stuttgarter Fernsehturms, empfangen die
Kickers Rot-Weiß Erfurt. Mit dabei: Daniel Engelbrecht, den die „Blauen“ erst
zwei Tage zuvor für eine Ablösesumme
von rund 50.000 Euro fest vom VfL Bochum verpflichtet hatten. Der Stürmer
ist im Stadtteil Degerloch trotzdem kein
Unbekannter. Schon in der Vorsaison
spielte Engelbrecht auf Leihbasis beim
Drittligisten. Nachdem es in Bochum
insgesamt nur zu 58 Minuten Spielzeit
in der 2. Bundesliga gereicht hatte,
will der talentierte Angreifer im zweiten Jahr in Stuttgart den Durchbruch
schaffen. Er habe sich topfit und in der
Form seines Lebens gefühlt, erzählt
Engelbrecht dem „Sportstudio“-Moderator Sven Voss bei seinem TV-Auftritt
Ende November 2014. Was dann in der
79. Spielminute beim Stand von
02/2015 KÖLN.SPORT
21
0:0 passiert, daran hat der Betroffene
selbst kaum mehr eine Erinnerung. Anders seine Mitspieler. „Er hat unkontrolliert gewankt und ist dann umgefallen wie ein nasser Sack. Wenn ein Typ
mit der Statur eines Büffels einfach so
zu Boden geht, macht man sich natürlich Gedanken“, sagt Teamkollege Fabian Gerster, der als Rechtsverteidiger
an diesem Tag hinter Flügelspieler Engelbrecht spielt. Zunächst glauben die
Teamärzte, die hohen Temperaturen
hätten zu einem Kreislaufkollaps geführt, doch zwei
Spieltage später wird Daniel
Engelbrecht wieder schwarz
vor Augen. Sein Puls sinkt
während des Spiels auf 20.
Normal für einen Profi-Sportler wären rund 180 Schläge
pro Minute. Nach 53 Minuten
ist für ihn nicht nur das Spiel
gegen Holstein Kiel vorbei –
es endet auch ein Lebensabschnitt.
Engelbrecht neuen Mut: „Ich wollte
weiter Fußball spielen und unbedingt
zurück auf den Platz.“ Bedingung dafür
ist ein Defibrillator. Das Gerät, etwas
kleiner als eine Packung Zigaretten,
wird implantiert, hat direkten Kontakt
zum Herzmuskel und löst bei Aussetzen des Herzschlags selbstständig aus.
Dieser Defibrillator macht Daniel Engelbrecht Ende 2014 schließlich zu einem der gefragtesten Interviewpartner
des ganzen Landes. Für seinen Trainer
ÜBERLEBENSKAMPF
Du hast eine Herzmuskelentzündung! So lautet die
harte Diagnose nach einer
Odyssee mit unzähligen Arztbesuchen. „Das war das
Schlimmste überhaupt“, erinnert sich Daniel Engelbrecht.
Er hat diese Geschichte
schon oft erzählt. Und doch
10. August 2013:
Daniel Engelbrecht
haben seine Worte noch imbricht im Spiel gegen
mer eine hoch emotionale
Kiel zusammen
Wirkung, als er zwei Tage
vor Weihnachten 2014 in der
Köln.Sport-Redaktion zu Gast
ist der sympathische Rheinländer ohist. Der in Bedburg im Rhein-Erft-Kreis
nehin der Mensch des Jahres. „Er hat
aufgewachsene Modellathlet senkt die
so viel durchgemacht und ist ein tolles
Stimme, als er davon spricht, wie es
Vorbild für Menschen in solch schwieriihm den Boden unter den Füßen weggen Situationen“, sagt Horst Steffen im
gerissen hat, als die Ärzte ihm nach
Interview mit dem SWR.
drei Monaten mitteilten, dass die HerzDoch es war ein weiter und steiniger
rhythmusstörungen bösartig sind und
Weg, den Daniel Engelbrecht zu bewäler bleibende Schäden davontragen wertigen hatte: auf dem Weg zurück in den
de. „Das war der absolute ZusammenProfi-Fußball, auf dem Weg zurück ins
bruch. Ich bin in ein Loch gefallen.“ Ein
Leben. Insgesamt vier Operationen waLoch, aus dem der damals 23-Jährige
ren notwendig, in denen der Defibrillaallein wohl kaum mehr rausgekommen
tor eingesetzt und die Herzzellen, die
wäre. Doch mit Hilfe von Familie, engen
falsche Impulse auslösen, mit HochfreFreunden und eines Psychologen fasst
22
KÖLN.SPORT 02/2015
quenzstrom verödet wurden. Das Problem: Um diese Herzzellen veröden zu
können, müssen Rhythmusstörungen
vorliegen, die der Patient selbstständig
hervorrufen muss. „Ich bin im Krankenhaus zehn Stockwerke hoch und
runter gelaufen und habe bei einem
Pulsschlag von 300 Kammerflimmern
bekommen.“ Die Folge: Herzstillstand.
„Ich hätte nie geglaubt, dass es so etwas gibt. Aber ich habe mein Leben
in diesem Moment an mir vorbeiziehen
sehen.“ Dann reagiert
der Defibrillator und
Daniel
Engelbrecht
erlebt bei vollem Bewusstsein, wie 830
Volt durch seinen Körper schießen: „Es war
ein Gefühl des inneren
Verbrennens. Als wäre
da ein Feuer in mir,
dass nach draußen
will.“ Noch Tage später plagen ihn Schmerzen am ganzen Körper.
„Dieser Schock hat mir
vor allem psychisch
noch mal einen großen Knacks gegeben.
Ich konnte nicht mehr
schlafen, weil ich riesige Angst hatte. Nicht
vor dem Tod, sondern
vor dem Gefühl noch
mal geschockt zu werden. So etwas will ich
nie wieder erleben
und wünsche es selbst
meinem schlimmsten
Feind nicht.“
Die vierte und letzte OP dauerte nochmals acht Stunden. Nach dem Aufwachen gibt es für Daniel Engelbrecht
dann endlich die Nachricht, auf die er
so sehnlichst gewartet hatte, und die
sein Leben abermals verändern sollte:
„Als die Ärzte mir und meiner Familie
sagten, dass wir es geschafft haben.
Das war für mich wie eine Wiedergeburt. Ich hatte direkt ein völlig neues
Körpergefühl.“ Endlich wieder Sport
machen zu können – für den leidenschaftlichen Kicker ist das die perfekte
Therapie. Auch wenn das Vertrauen in
Fotos: Horst Fadel (1), IMAGO/Pressefoto Baumann (2)/Sportfoto Rudel (1)
FUSSBALL
DANIEL ENGELBRECHTS WEG ZURÜCK
den eigenen Körper erst Stück für Stück
zurückkommt. Auch nach Monaten ist
die Angst noch nicht ganz verschwunden, „aber jeden Tag, an dem ich trainieren kann, vertraue ich meinem Körper mehr“.
Stuttgarter bekommt den Ball in den
Lauf gespielt, dringt in den Strafraum
ein und schießt. Der Ball wird abgefälscht und landet im Tor. Es ist der
Siegtreffer zum 2:1 und Daniel Engelbrechts ganz persönliche Rückkehr
ins Leben. „Das war das höchste Gefühl, das ich je hatte.“ Wie im Rausch
streift sich der Torschütze das Trikot
ab. Zum Vorschein kommt ein Schutzpanzer für den Defi brillator und darunter ein T-Shirt mit der Aufschrift
DAS ZIEL IST DIE BUNDESLIGA
Daniel Engelbrecht trainiert hart.
Zunächst alleine, dann im Kreis der
Mannschaft. „Es war schon komisch,
als er in Trainingsklamotten neben
uns stand. Es hätte ja
niemand drauf gewettet, dass er noch mal
Fußball spielen kann“,
erinnert sich Mitspieler
Gerster. Doch Engelbrecht kann. Und wie.
Nach 483 Tagen und
damit deutlich früher,
als alle Beteiligten zu
hoffen gewagt hatten,
feiert der Stürmer sein
Comeback. Im Verbandspokalspiel gegen
Ravensburg wird er
nach 75 Minuten mit
Tränen in den Augen
eingewechselt.
Dass
die Kickers die Partie
mit 0:1 verlieren – geschenkt! Der Gewinner
an diesem Tag heißt
Daniel Engelbrecht. Als
erster deutscher FußEngelbrechts
baller mit einem einBotschaft geht
gebauten Defi brillator
um die Welt.
geht er an diesem 15.
November 2014 in die
Geschichte ein. Noch
ist es außerhalb BadenWürttembergs
eine
Randnotiz. Dies ändert
sich am 6. Dezember
schlagartig. Sieben Minuten vor dem Ende des
Drittliga-Heimspiels geRiesen Zuspruch
gen Wehen Wiesbaden
der eigenen Fans
bringt Trainer Steffen
Daniel Engelbrecht. Im
Stadion an der Kreuzeiche in Reut„Nichts ist unmöglich“. Um ihn herum
lingen, der Ausweichspielstätte der
brechen Mitspieler, Trainer und Fans
Kickers, läuft die dritte Minute der
in Tränen aus. Der verletzte MannNachspielzeit: Die Nummer 19 der
schaftskapitän Vincenzo Marchese
springt von der Tribüne auf den Rasen. Es bildet sich eine riesige Jubeltraube. Die Bilder von Daniel Engelbrecht gehen um die Welt.
Zwei Tage vor dem Interview mit
Köln.Sport gelingt ihm wieder ein Tor.
Gegen Großaspach darf der Stürmer
schon 27 Minuten spielen und trifft
zum 2:0-Endstand. Von den Usern des
Internetportals liga3-online wird er
daraufhin mit beeindruckender Mehrheit zum Spieler des Monats Dezember
gewählt. „Das ist eine
tolle Bestätigung und
natürlich auch ExtraMotivation für die Winter-Vorbereitung.
Ich
werde mehr machen als
alle anderen. Es wird
hart, aber genau das
will ich ja. Mein Ziel
bleibt die Bundesliga.“
Gut anderthalb Jahre
nach der niederschmetternden Diagnose ist
Daniel
Engelbrecht
zurück. Körperlich fit
und mental gereift. Die
große
Zustimmung,
die er während seiner
Leidenszeit
erfahren
hat, will er zurückgeben. Zu Weihnachten
drehte er ein Video für
herzkranke Kinder, lädt
sie mit ihren Familien
zum Training ein. Zudem hat er eine Patenschaft beim Bundesverband für herzkranke
Kinder übernommen.
Auch ein neues Tattoo
wird er sich zulegen.
Auf der rechten Brust
– gleich gegenüber der
zehn Zentimeter langen
Narbe, die ihn sein Leben lang an eine Zeit
der Leiden, aber auch
der Hoffnung erinnern
wird: „Quam fortis
sis, comperies eo tempore, cum nihil
nisi pugnare poteris“ – Du erfährst
erst, wie stark du wirklich bist, wenn
Kämpfen deine letzte Chance ist.
02/2014 KÖLN.SPORT
23
FORTUnA
Johannes rahn
ToP-TorJÄGer Bei ForTUna KÖLn
24
Köln.SPORT 02/2015
fortunas auSSergewöhnlicher torjäger
Wie gemalt
für die Fortuna
Johannes Rahn ist der Mann für die besonderen Momente.
Seine Tore waren maßgeblich für Fortunas Höhenflug. Auch
neben dem Platz ist der Angreifer alles außer gewöhnlich
Text | Thomas reinscheid
A
usgelassen flachsten die Spieler von Fortuna Köln beim
Sparhandy-Cup in Gummersbach auf der Tribüne.
Während unten auf dem Kunstrasen die jüngeren ­Spieler
wie Cauly Oliveira Souza oder Dennis Engelman von Kusi
Kwame angeführt wurden und gegen den FC St. Pauli den
Turniersieg unter Dach und Fach brachten, sorgten die nicht
nominierten Akteure wie Torwart ­André Poggenborg oder
Kapitän Daniel Flottmann für beste Stimmung in der Halle.
Dass die Laune bei den Südstädtern derzeit bestens ist,
das liegt zu großen Teilen an Johannes Rahn. Denn der
lange Schlaks, vor der Saison aus Bielefeld zum Aufsteiger
gestoßen und als „Königstransfer gehandelt, ist perfekt
­
eingeschlagen. Neun Tore und zwei Vorlagen – „Jo“ Rahns
Bilanz nach dem ersten Halbjahr in Köln liest sich vielversprechend. „Sehr zufrieden“ ist der 28-jährige Angreifer mit
seinem Start bei der Fortuna. „Ich hatte vor dem Wechsel
schon Bedenken. Meine letzte Saison in Bielefeld ist holprig
verlaufen“, berichtet der 1,91 Meter große Hüne über das
zurückliegende Jahr beim Zweitliga-Absteiger. Ein Leistenbruch zu Beginn der Vorbereitung bremste Rahn ebenso
ein wie Knieprobleme zum Ende der Spielzeit. Eine Operation vor seinem Start in Köln war ­unumgänglich. „Deswegen war ich mir nicht sicher: Wie hält mein Knie in dieser
Spielzeit? Wie wird der Verlauf sein, wenn ich wieder mehr
Spielzeit bekomme und abliefern will und muss?“, lässt uns
der selbstkritische Angreifer an seinen Zweifeln vor dem
Wechsel teilhaben. Die sind aber nach der fulminanten Aufholjagd der Fortuna wie weggewischt: „Ich bin sehr froh,
dass es so gut gelaufen ist.“
Doppelspitze als wohlfühlfaktor
Zuerst sah es allerdings nicht so aus, als würde es für den
Drittliga-Aufsteiger in der neuen Spielklasse gut laufen.
Nach mehr als holprigem Saisonstart fand sich die Fortuna
im Tabellenkeller wieder. „Viele Spieler hatten noch nicht
in der 3. Liga gespielt. Der Sprung von der Regionalliga ist
schon ein recht großer. Sich daran zu gewöhnen hat ­einige
Zeit gedauert“, sucht Rahn nach Gründen. „Wir waren
teilweise in den ersten Spielen noch zu naiv, haben viele
­individuelle Fehler gemacht und standen nicht so kompakt.“
Das änderte sich jedoch bald – auch weil Trainer Uwe
­Koschinat den Offensivmann in die Sturmzentrale berief.
„Wir sind cleverer geworden und haben uns angepasst.
Auch die Umstellung auf zwei Spitzen hat uns geholfen. Das
sind Faktoren, weshalb wir uns gefangen haben“, ­erläutert
Rahn. Eine taktische Umstellung, die der Spielweise des
02/2015 Köln.SPORT
25
FORTUnA
einstigen Bielefelders entgegenkommt. „Mit der Doppelspitze fühle ich mich sehr wohl, das kommt mir persönlich
sehr zugute. Auch durch unsere Spielweise ist es für mich
einfacher. So kann ich mich vorne austoben, das macht zurzeit echt Spaß“, freut sich der variable Rechtsfuß, der in der
Hinrunde viele Positionen bekleidete. Linksaußen, Rechtsaußen, hängende Spitze und nun Stürmer mit Nebenmann:
Rahn musste sich oft umgewöhnen. „Ich bin recht flexibel
und hoffe einfach, dass ich spiele. Wo, ist mir dann egal.
Auch auf den Außenbahnen spiele ich gerne.“
Dabei verkörpert der groß gewachsene Hachenburger gar
nicht den typischen Flügelflitzer. Mit seiner körperlichen
Wucht, der robusten Spielweise und seinen läuferischen
Qualitäten stellt Rahn aber stets eine Option auf der Außenbahn dar. „Er hat einen Laktatwert – der ist unmenschlich.
VoLLer einsaTZ
rahn GrÄTschT ZU KoschinaTs FreUde
Jo kann 15 bis 16 Kilometer im Spiel laufen“, umschrieb
sein Bielefelder Ex-Trainer Stefan Krämer die Vorzüge des
28-Jährigen recht plastisch. Vorzüge, die der Angreifer
gerne für sein Team in die Waagschale wirft. „Es ist schon
meine Art, viel zu laufen und mich komplett auszupowern.
Diese Fähigkeiten kann ich auch sehr gut nach vorne nutzen“, schildert er seine typische Spielweise. „Ich bin relativ
schnell und habe einen guten Zug zum Tor. Das ist natürlich auf der Außenbahn ebenso von Vorteil wie im Sturm.“
Dass Rahn diese Qualitäten auf dem Rasen nachweisen
kann, verdankt er einem Sport mit kleinerem Ball. Denn:
Im Tischtennis zählte das sportliche Multitalent im Jugendbereich zu Deutschlands Elite und wurde im Doppel sogar
Dritter bei der Deutschen Jugendmeisterschaft. Erst mit
zwölf Jahren begann er, neben der Rückschlag-Sportart
auch noch Fußball im Verein zu spielen. Als er mit 17 Jah26
Köln.SPORT 02/2015
ren in die A-Jugend der TuS Koblenz wechselte, entschied
sich Rahn endgültig für den Fußball. Doch auch während
seiner aktiven Zeit ist die Jagd nach dem runden Leder
nicht der einzige Lebensinhalt des gebürtigen Westerwälders. Als Abwechslung zum Profialltag trainiert er auch
sein Gehirn: Während seiner Zeit in Koblenz studierte der
malerisch interessierte Fußballprofi sogar für ein Semester
Kunst, wechselte aber nach seinem Transfer zur Bielefelder
Arminia in ein Lehramtsstudium.
Auf dem Platz überlässt der Rechtsfuß die kreativen, verspielten Momente aber anderen – Rahn steht für Wucht,
Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft. Attribute, die ihn
für Uwe Koschinat interessant machten. Der Fortuna-Coach
war es einst, der Rahn zur TuS Koblenz in die A-Jugend holte
und danach als Co-Trainer den Weg des schlaksigen Angrei-
VerGanGenheiT miT KoschinaT
rahn (m.) in KoBLenZ
fers begleitete. Durchaus ein Argument für Rahns Wechsel
in die Südstadt. „Natürlich war der Trainer ein Faktor für
mich. Es war für mich sehr schön zu hören, dass er mich
unbedingt nach Köln holen will“, bestätigt der Leistungsträger. „Der Kontakt ist auch schon recht früh entstanden,
wir waren uns relativ schnell einig. Für mich war es schön
zu wissen, dass ich Rückendeckung vom Trainer bekomme.
Diese Wertschätzung hat schon eine Rolle gespielt.“ Vorteile
erwartet sich Rahn dadurch allerdings nicht. „Ich bin ein
ganz normaler Spieler wie jeder andere auch. Natürlich weiß
man, wie der andere tickt, weil man sich schon aus der Vergangenheit kennt. Wir kamen immer gut miteinander klar,
schon in der A-Jugend oder dann als Co-Trainer in Koblenz.
Und so läuft das eben jetzt bei der Fortuna weiter.“
Im Team ist er nicht nur sportlich voll angekommen. „Der
Wechsel in die Mannschaft wurde mir sehr leicht gemacht,
Fotos: Fotolia/vvoe (1), IMAGO/mika (1)/ Sportfoto Rudel (1)/ Thomas Frey (1)
fortunas auSSergewöhnlicher torjäger
es war von Anbeginn ein angenehmes Klima. Die ­Hinrunde
hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht“, schwärmt Rahn.
„Durch den Aufstieg ist das ein eingeschworener Haufen. So
was sieht man dann auch an solche Aktionen wie beim Hallencup. Ein solcher Teamgeist ist nicht der R
­ egelfall“, ist er
von der Atmosphäre begeistert. „Man merkt bei der Mannschaft, dass wir fehlende Mittel oder Qualität durch mannschaftliche Geschlossenheit und Charakter kompensieren
können. Das ist im Fußball enorm wichtig.“
„das passt schon alles sehr gut“
Dass es bei Fortuna vermutlich alles eine Nummer kleiner
ist als noch in Bielefeld, stört den ambitionierten Angreifer
nicht. „Es ist hier sehr familiär. Man merkt, dass viele mit
Herzblut an dem Verein hängen. Die Leute, die ich kennengelernt habe, und die Atmosphäre – es ist schön in Köln zu
spielen und es macht Spaß bei der Fortuna“, ­betont Rahn,
der sich aber über größeren Zuschauerzuspruch freuen
würde: „Es wäre natürlich schöner, wenn noch mehr Leute
ins Stadion kommen.“ Nichtsdestotrotz hat der Sturmhüne
­offenbar in der Domstadt sein neues Zuhause gefunden.
Auch privat hat sich der Neu-Kölner, der bei der ­Fortuna
schnell heimisch geworden ist, perfekt eingelebt: „Ich ­fühle
mich in der Stadt sehr wohl. Die Menschen hier sind alle
sehr offen, Köln liegt dicht an meiner Heimat, das passt
schon alles sehr gut“, so der Drittliga-Profi. Sogar sein Lehramtsstudium setzt er nun an der Universität fort.
Eine Wohlfühlatmosphäre, die den Torjäger offensichtlich
gepackt hat. Seinen Ehrgeiz hat Rahn allerdings nicht verloren – die 2. Bundesliga reizt Rahn noch sehr. „Ab und zu
denkt man darüber schon nach und überlegt, ob man das
Zeug hat, auch da zu spielen. Das sind Gedanken, die man
nicht ganz verbergen kann“, erklärt der 56-malige Zweitligaspieler. „Aber zurzeit überwiegen die Spielfreude und
der Wohlfühlfaktor in Köln. Das ist mir viel, viel wichtiger.
Deswegen denke und arbeite ich im Hier und Jetzt. Was
daraus resultiert, wird die Zukunft zeigen.“ Das Hier und
Jetzt ist der Kampf um den Klassenerhalt in der 3. Liga.
Nach oben wollen die Fortunen nicht ­schauen. „Das Einzige, was wir am Ende der Saison wollen, ist, über dem
Strich zu stehen. Und dafür werden wir alles ­geben“, ist
sich Rahn der Aufgabe bewusst. „Wir sind sehr gut in die
Pause gekommen und haben gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind. Jetzt ist es wichtig, dass wir da anknüpfen,
wo wir aufgehört haben.“
Und wenn auch der 28-Jährige wieder so weitermacht wie
im ersten Halbjahr in Köln, dann wird die Stimmung rund
um das Südstadion weiterhin blendend sein. Anzeige
02/2015 Köln.SPORT
27
Viktoria
Viktorias neuer
Zampano: Tomasz
Kaczmarek
noBodY IST
DER gRÖSSTe
28
köln.SPORT 02/2015
VIKTORIAS JUNGTRAINER KACZMAREK
Tomasz wer? Mit dem jungen Tomasz Kaczmarek überraschte Viktoria
Köln nicht nur die eigenen fans. der 30-jährige soll nun bei den höhenbergern für furore sorgen. ein neuanfang, der gewisse Risiken birgt
TEXT | THOMAS REINSCHEID
Fotos: Ben Horn (4), IMAGO/Digitalsport (1)/Revierfoto (1)
W
enn in Köln von Kaczmarek
die Rede ist, dann sind meistens die „Bläck Fööss“ nicht weit.
Die Geschichte vom „Huusmeister“ –
dem Siedlungskontroletti, der seinen
Block fest im Griff hat – ist legendär
in der Domstadt und gehört fast schon
zum allgemeinen kölschen Kulturgut.
Tomasz Kaczmarek dagegen kannten
bis vor Kurzem nur eingeweihte Fußballexperten. Doch der neue Trainer
bei Viktoria Köln will sich schnell
einen Namen machen, der auch über
Köln hinaus Klang hat. Und hat als
Nachfolger von Claus-Dieter Wollitz
am Sportpark Höhenberg eine große
Aufgabe übernommen. Der Aufstiegsfavorit hat sechs Zähler Rückstand
auf die Tabellenspitze und rutschte
nach fulminantem Saisonstart in eine
große Krise, die letztlich Wollitz den
Trainerposten kostete.
Aufräumen soll nun Kaczmarek,
Viktorias neuer „Huusmeister“. Der
30-Jährige ist sich der Situation beim
Regionalligisten bewusst: „Dass die
Ambitionen hier sehr hoch sind, wissen doch alle. Ich sehe das als große
Chance und Herausforderung. Druck
spüre ich dagegen eigentlich nicht“,
betont der Jung-Trainer. „Ich fühle
mich geehrt, dass ich die Möglichkeit
bekomme, für die Viktoria zu arbeiten. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich habe Hochachtung vor dem Mut
der Verantwortlichen.“
Dass die Wahl bei Viktoria letztlich
auf Kaczmarek fiel, der zuletzt beim
norwegischen Erstligisten Stabaek IF
als Co-Trainer arbeitete, kam für viele
Beobachter äußerst überraschend.
Lange galt Pavel Dotchev als Favorit, auch Olaf Janßen wurde häufiger
genannt. Sie kamen ebenso nicht zum
Zuge wie noch prominentere Namen:
Angeblich sollen Friedhelm Funkel,
Toni Polster und Mario Basler ihren
Hut in den Ring geworfen haben.
Vergeblich, denn „Tomek“, wie er
genannt wird, überzeugte die Verantwortlichen mit „enormem Fachwissen
und einem riesigen Engagement”.
RÜcKKehR nAch hÖhenBeRg
Schon bei der Vorstellung schwärmte
Wernze in den höchsten Tönen vom
gebürtigen Polen, der im Oberbergischen aufwuchs. „Als Spieler hat
er zwar keinen bleibenden Eindruck
hinterlassen, doch sein Lebenslauf als
Trainer ist umso beeindruckender”,
sagte Wernze. Für ihn ging es in seiner
bisherigen Karriere immer nach oben.
Ich bin mir sicher, dass wir ihn irgendwann nicht mehr halten können und
er bei einem Bundesligisten trainieren
wird. Die Viktoria ist für Tomek ein tolles Sprungbrett, um zu beweisen, dass
er ein Aufstiegstrainer ist”, so der
Viktoria-Mäzen, der zwar zugab, sich
kurzzeitig gefragt zu haben, ob ein
so junger Trainer dieses Team überhaupt coachen könne, diesen Gedanken ob der fachlichen Qualifi kation
und Leidenschaft des neuen Manns
an der Seitenlinie aber schnell wieder
verwarf. Trotz seines geringen Alters
hat Kaczmarek schon einen beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen. Mit
Anfang 20 wurde er bereits Trainer
und war bald bei der Viktoria für die
A-Jugend verantwortlich. „In gewisser Weise schließt sich für mich ein
Kreis“, erinnerte sich Kaczmarek
bei der Pressekonferenz zu seinem
Antritt. „Es hat sich vieles verändert,
vor allem ist es extrem professionell
geworden.“ Nach seiner ersten Amtszeit bei der Viktoria war der gebürtige
Breslauer noch beim Bonner SC im
Jugendbereich tätig. Danach startete
Kaczmarek richtig durch: Er lernte
Bob Bradley kennen, den ehemaligen
Coach der US-Nationalmannschaft,
und beeindruckte ihn derart, dass er
den jungen Rheinländer in sein Trainerteam aufnahm. Engagements bei
der ägyptischen Nationalmannschaft
und zuletzt bei Stabaek IF waren interessante Erfahrungen. „Ich habe drei
Jahre mit Bradley zusammengearbeitet und viel gelernt. Es war aber immer
Alles hört bei Viktoria Köln auf sein Kommando: Trotz seiner Jugend ist Neu-Coach
Tomasz Kaczmarek auch für die Routiniers im Team eine absolute Respektsperson
02/2015 köln.SPORT
29
Viktoria
klar, dass ich selbst irgendwann einen
Cheftrainerposten anstrebe“, erklärt
der neue Viktoria-Coach.
So kann Kaczmarek in Höhenberg
nun seine Vorstellungen umsetzen.
„Attraktiven Fußball“ wolle er mit
seinem Team zeigen. Engagement,
frühes Pressing, Zug zum Tor – die
Grundzutaten sollen stets zu erkennen sein. „Jeder im Verein soll den
Weg mitgehen und sagen: Mit dieser
Art von Fußball identifiziere ich mich“,
betont Kaczmarek. Den Fokus legt er
dabei besonders auf die Offensive.
„Entscheidend ist, wie wir reagieren,
wenn wir den Ball haben. Viktoria
wird in fast allen Spielen den meisten Ballbesitz haben. Die Mannschaft
muss in Zukunft Ideen entwickeln
können, um aus der Dominanz auch
gegen tief stehende Gegner erfolgreich zu sein“, skizziert er seinen Plan.
Aufholjagd ohne candan
Gerade in Spielen gegen defensiv eingestellte Kontrahenten tat sich die Viktoria in der Hinrunde äußerst schwer und
ließ trotz großer Überlegenheit häufig
unnötig Punkte liegen. Dass dies Kaczmarek aufgefallen ist, liegt auch daran,
dass der Übungsleiter bereits vor seinem Engagement den Regionalligisten
beobachtete. „Ich habe das Team in
den letzten drei Spielen gesehen, da
war die norwegische Liga beendet.
Wenn ich hier war, habe ich mir immer
gerne die Viktoria angeschaut.“ Gegen
den Eindruck, er habe an Wollitz‘ Stuhl
gesägt, verwehrt sich Kaczmarek allerdings: „Es gab keinen Kontakt, als er
noch Trainer war. Ich war im Urlaub
und habe mir die Spiele angeschaut –
nicht weniger, nicht mehr.“
Auf einen Spieler, der ihm bei seiner
Freizeitbeschäftigung womöglich aufgefallen ist, wird Kaczmarek allerdings
verzichten. Viktorias Top-Torjäger Fatih
Candan nutzte eine Ausstiegsklausel
und wechselte in der Winterpause zum
türkischen Erstligisten Kardemir Karabükspor. „Dass die besten Spieler die
Möglichkeit bekommen, bei höherklassigen Vereinen zu spielen, ist im Fußball normal. Fatih Candan hinterlässt
eine Lücke, aber wir wollen nicht von
30
Köln.SPORT 02/2015
Zusammenarbeit: In Ägypten und
­Norwegen war ­Kaczmarek drei Jahre
lang Bob Bradleys (l.) rechte Hand
Entlassung: „Pele“ Wollitz startete bei
Viktoria stark in die Saison, musste
aber nach einer Durststrecke weichen
Abgang: Viktorias Toptorjäger Fatih
Candan nutzte eine Ausstiegsklausel
und kickt jetzt in der Türkei
einem Spieler abhängig sein“, lässt ihn
der Abgang des elffachen Torschützen kalt. Klar ist: Genug Potenzial hat
die Viktoria auch ohne Candan. „Der
Kader ist sehr interessant“, ließ Kaczmarek bei seinem Antritt verlauten.
Dass Routiniers wie Timo Staffeldt oder
Gaetano Manno älter als er sind, macht
ihm keine Sorgen. „Für einige ist diese
Situation in der Tat neu. Seit dem Trainingsstart begegnen mir die Spieler
mit Respekt, genau wie ich mich ihnen
gegenüber verhalte. Ich bin überzeugt,
dass es auch so weitergehen wird.“
Nun gilt es für Kaczmarek, die durchaus vorhandene Qualität der Mannschaft auch zu nutzen. Der erste Test
gegen Drittligisten Preußen Münster,
den die Viktoria mit 3:0 für sich entscheiden konnte, machte jedenfalls
schon Lust auf mehr. Trotz lediglich
sechs Punkten Rückstand auf die
Tabellenspitze schiebt der Trainer
Gedanken an den Aufstieg jedoch
weit weg. „Wir haben es nicht in der
Hand, daher macht der Blick auf die
Tabelle aktuell keinen Sinn“, betont er
mit Blick auf die Konkurrenz aus Essen
und Aachen, die in der Winterpause
mächtig aufgerüstet hat. Die Traditionsvereine sorgen direkt zum Start
ins neue Jahr für einen neuen Regionalliga-Rekord: Das Duell der TopTeams ist bereits ausverkauft, 30.000
Zuschauer werden die Partie Anfang
Februar verfolgen.
Dimensionen, von denen Viktoria nur
träumen kann. Auch sportlich ist der
Aufstieg offenbar in dieser Saison erst
einmal kein Thema. Kaczmarek denkt
langfristiger: „Nur wenn wir uns auf
unseren Weg konzentrieren und die Entwicklung forcieren, können wir dauerhaft erfolgreich sein“, so der Coach der
Höhenberger. Keine leichte Aufgabe im
notorisch schwierigen Umfeld der Viktoria, an dem vor ihm nicht nur Wollitz
gescheitert ist. Hebt Kaczmarek das vorhandene Potenzial, dann dürfte davon
allerdings bald nicht mehr die Rede
sein. Dann dürfte aus dem „Nobody“,
dessen Nachname in Köln nur mit den
„Bläck Fööss“ in Verbindung gebracht
wird, zumindest auf der „Schäl Sick“
der Größte geworden sein.
FUSSBALL
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Trad
32
KÖLN.SPORT 02/2015
SC WEST STELLT INSOLVENZANTRAG
VERHANDLUNGEN OHNE ERGEBNIS
Dabei schien der Klub im Frühjahr 2014 schon fast gerettet:
Eine in Düsseldorf ansässige Fondsgesellschaft namens
Kidinvest hatte sich interessiert gezeigt, das Bauprojekt zu
übernehmen. Es folgten Verhandlungen. Doch als kurz vor
Weihnachten noch keine Einigung bestand, zog der Verein die Notbremse und stellte den Insolvenzantrag. „Wir
mussten das tun, weil wir uns keinen juristischen Beistand
mehr leisten konnten“, erklärt Vorstand Rainer Mehlem.
„Als eingetragener Verein dürfen wir unsere Einnahmen
nur zweckgebunden verwenden.“ Außerdem sei der Vereinsvorstand mittlerweile auch mit den Verhandlungen mit
Gläubigern und möglichen Investoren zunehmend überfordert gewesen: „Es wurden immer mehr Termine, immer
mehr Forderungen, das wurde uns irgendwann zu gefährlich“, erklärt Mehlem und fügt an: „Der Insolvenzantrag
hat also vor allem organisatorische Gründe.“ Der Klub an
sich ist ganz unabhängig vom Bauprojekt nämlich absolut
gesund. „Wir stehen mit beiden Konten, die den Fußballbereich angehen, gut da, und auch der Spielbetrieb für unsere
Mannschaften ist gesichert.“ Die eingesetzten Insolvenzverwalter bestätigen das gegenüber Köln.Sport. „Der
Verein an sich ist völlig solide und im sportlichen Bereich
fi nanziell gut aufgestellt“, erklärt Rechtsanwalt André
Dobiey von Niering Stock Tömp. „Sie haben sich einfach
nur mit dem Bauprojekt verhoben.“ Was die Zukunft angeht, zeigen sich die Juristen vorsichtig optimistisch: „Wir
müssen nun die nächsten Wochen nutzen, um zu prüfen,
ob eine Rücknahme des Insolvenzantrags möglich ist – da
besteht durchaus eine gute Chance“, führt Dobiey aus. Die
Kanzlei übernahm vor mehr als zehn Jahren bereits die erfolgreiche Sanierung des Traditionsklubs Fortuna Köln.
ENTSCHEIDUNG BIS ENDE FEBRUAR
Sollte mit Kidinvest eine Lösung gefunden werden und die
Gläubiger mitspielen, könnte der Bau sogar noch zeitnah fertiggestellt werden. Dies wäre allein deshalb schon wichtig,
da bereits verbaute Elemente momentan ungeschützt der
Witterung ausgesetzt sind und dadurch unbrauchbar werden könnten. Einen Träger für die Kita mit sechs Einheiten
würde der Verein wohl auch finden. „Schon damals wurden
Pläne für eine Sport-Kita entwickelt“, erklärt Mehlem. „Es
ist traurig, eigentlich haben wir ja eine wunderbare Anlage
und machen erfolgreiche Jugendarbeit.“ Deshalb hätte sich
der Verein auch mehr Unterstützung gewünscht: „Wir hatten
Angebote für kostenlose Beratungen, aber wir hätten eher
finanzielle Hilfe, oder zumindest Ideen gebraucht, wo wir
Geld herbekommen können.“ Bis Ende Februar haben die
Insolvenzverwalter nun Zeit, zusammen mit Gläubigern und
möglichen Investoren eine Lösung zu finden. Sollte das nicht
möglich sein, müsste der Verein über einen Insolvenzplan
saniert werden. Wann die Kicker des SC West erstmals ihre
neuen Kabinen nutzen könnten, bliebe dann offen.
Fotos: Ben Horn (1), David Schmitz (1)
A
ls der SC West im Herbst 2011 mit dem Bau eines neuen Funktionsbaus auf dem Vereinsgelände begann,
war die Begeisterung allerseits groß. Schließlich war das,
was der Traditionsklub da plante, in Deutschland ein
Novum. Es sollten nicht nur neue Umkleidekabinen entstehen, sondern in den beiden Stockwerken oben drüber
auch eine Kindertagesstätte. Einen Sportverein, der seinen eigenen Nachwuchs vor Ort mit einer Kita heranzieht,
gab und gibt es bis heute nicht. Doch schon nach kurzer
Zeit wurde der Verein mit den ersten Problemen konfrontiert: Der ursprüngliche geplante Standort für das Gebäude war aufgrund seiner Bodenbeschaffenheit nicht für den
Bau geeignet. Auch an anderer Stelle musste zunächst
aufwändig der Boden abgetragen und neu aufgeschüttet
werden. Deshalb mussten schon damals die ursprünglich
geplanten Baukosten nach oben korrigiert werden. Wenig später sorgte eine abgesackte Zwischendecke für den
ersten Baustopp. Heute rechnet der SC West statt mit den
zunächst veranschlagten 1,8 Millionen Euro mit Gesamtkosten von 4,5 Millionen Euro. Zu viel für den Klub und seine Gläubiger: Im Sommer 2014 stoppte die Stadtsparkasse
Köln-Bonn als Hauptkreditgeber erneut die Zahlungen –
seitdem ruhen die Bauarbeiten. Das Geldinstitut befürchtete, dass die Kredite nicht zurückbezahlt werden können.
Nun steht der Verein vor einem unfertigen Rohbau und
offenen Handwerker-Forderungen von rund 670.000 Euro.
Kicker des SC West: Alen Kaltak (vorne) und seine Mitspieler
müssen weiter die alten Umkleidekabinen nutzen.
02/2015 KÖLN.SPORT
33
FUSSBAll
PIONIERE IM
ENTWICKLUNGSLAND
Die actionreiche Hallensportart Futsal, die ihre Wurzeln in Südamerika
hat, findet auch hierzulande immer mehr Freunde. Die Panthers aus Köln
gehörten 2005 zu den Teams der ersten Stunde in Deutschland
TEXT | STEFAN KÜHLBORN
Technik gefragt:
Futsal verlangt
eine gute
Ballbehandlung
34
Köln.SPORT 02/2015
Futsal panthers köln
Fotos: IMAGO/PanoramiC (1), Panthers (2)
P
anthers, Lions oder ­Holzpfosten –
die Teamnamen sind kreativ, das
Tempo ist hoch. Die Rede ist vom
Futsal, der offiziellen, vom Weltverband FIFA propagierten Variante des
Hallen­
fußballs. In Deutschland, wo
traditionell eher körper- und zweikampfbetont gespielt wird, fristet Futsal zwar noch ein Schattendasein, aber
nachdem der Deutsche Fußball-Bund
2001 damit begonnen hat, sich intensiver mit der – laut FIFA – am schnellsten
wachsenden Hallensportart der Welt
zu beschäftigen, entdecken landauf,
landab immer mehr Kicker diese technikbetonte Fußballvariante für sich.
Ein fruchtbarer Boden für sportliche
Trends ist seit jeher die Deutsche
Sporthochschule. Kein Wunder also,
dass Köln zu den Futsal-Vorreitern
und -Hochburgen des Landes zählt.
Es begann im Jahr 2005, als sich
eine Gruppe talentierter Kicker an
der „Spoho“ zusammenfand und die
Kölner Futsal Panthers gründete. Ein
deutscher Meistertitel (2009) und die
Vize-Meisterschaft 2012 zieren die
Erfolgsbilanz der Truppe, der auch
der Ex-Bayern-Kicker und Buchautor
Timo Heinze angehörte. Weil aber
viele Aktive ihr Studium beendeten
oder sich anderen Vereinen anschlossen, stand die Zukunft der Panthers
nach der Finalteilnahme 2012 auf der
Kippe. Dass in der Domstadt weiterhin auf engem Raum getrickst wird,
ist der Verdienst von Tomasz Luzar.
Der begeisterte Futsalspieler leitete
als Spielertrainer und zweiter Vorsitzender einen Neuaufbau ein. Als eines
von insgesamt zehn Teams der WFLV-­
Futsal-Liga, einer der beiden FutsalLigen in NRW, kämpfen die Kölner im
Jahr ihres zehnjährigen Jubiläums
um den Klassenerhalt. „Es war nicht
leicht, aber mittlerweile hat sich wieder ein fester Kern gebildet, mit dem
wir uns langfristig in der Liga etablieren wollen“, sagt Felix Jansen, gleichzeitig erster Vorsitzender und Torwart
der zweiten Mannschaft, die eine
Klasse tiefer, in der Verbandsliga, um
den Titel spielt. Seit vergangenem Jahr
gibt es bei den Panthers auch ein Frauenteam, das aktuell aber nur Freundschaftsspiele bestreiten kann. „Zur
neuen Saison ist die Gründung einer
Frauenliga ein Thema“, erklärt Jansen,
der generell eine positive Entwicklung
ausgemacht hat. Auch weil der Sport
infolge der vom Verband organisierten Hallenturniere nach Futsal-Regeln
schon an Bekanntheit gewonnen hat.
„FuSSball in reinform“
Der Austausch der neongelben Filz­
kugel gegen ein kleineres und schwereres Spielgerät schmeckt zwar längst
nicht jedem, doch neben den Traditionalisten gibt es immer mehr Kicker,
die fasziniert sind vom technisch
anspruchsvollen und schnellen Spiel.
„Futsal ist Fußball in Reinform und
schult neben Technik und Spieltaktik
vor allem Handlungsschnelligkeit und
Wahrnehmung. Zunächst ist es ungewohnt, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase macht es aber unglaublich
viel Spaß“, versichert Jansen, der vom
großen Potenzial seines Sports überzeugt ist. Wichtig sei, dass Vereine den
Futsal nicht als Konkurrenz, sondern als
perfekte Ergänzung verstehen. So wie
der Bonner SC und Alemannia Aachen,
die mittlerweile eine Futsal-Abteilung
in ihren Klubs etabliert haben.
Ob auch die Panthers bald unter dem
Dach des 1. FC Köln auf dem Parkett
wirbeln werden, steht aber noch in den
Sternen. Es wäre ein nächster Schritt
auf dem Weg zur Etablierung dieser
faszinierenden Sportart im Futsal-Entwicklungsland Deutschland. Das ist Futsal
Pelé, Lionel Messi, Cristiano Ronaldo
oder Xavi: Die Liste der Weltstars, die ihre
ersten Fußballschritte auf Hallenboden
gemacht haben, ist lang. Besonders in
Südamerika sowie in Süd- und Ost­
europa, wo es eigene Profi-Ligen gibt,
ist die Begeisterung für Futsal riesig.
Gespielt wird ohne Bande auf Handballtore. Jede Mannschaft besteht aus vier
Feldspielern und einem Torwart. Die
Spielzeit beträgt zweimal 20 Minuten.
Der Ball ist kleiner und schwerer, springt
weniger und ist dadurch leichter zu
kontrollieren. Fouls werden restriktiv
geahndet. Ab dem fünften Mannschaftsfoul gibt es für jedes Vergehen einen
Strafstoß für das gegnerische Team. Auch
das Tempo ist höher, denn ruhende Bälle
müssen binnen vier Sekunden ausgeführt
werden. Sprachlich leitet sich Futsal vom
portugiesischen futebol de salao oder
dem spanischen futbol sala (Hallenfußball) ab. Der Ursprung der Sportart liegt
in Südamerika. Seit 1989 wird Futsal
von der FIFA als offizielle Variante des
Hallenfußballs anerkannt. Seither finden
regelmäßig internationale Turniere statt.
Rekordweltmeister ist Brasilien, das bei
der siebten WM 2012 in Thailand seinen
fünften Titel gewann. Auf Anregung des
Weltverbandes setzt sich seit 2001 auch
der DFB intensiv mit dem Thema Futsal
auseinander. Mittlerweile werden auch
am Mittelrhein offizielle Verbandsturniere
nach Futsal-Regeln ausgetragen. Eine
deutsche Nationalmannschaft gibt es
trotz Verbands-Auswahlturnieren aber
noch nicht.
Die Torhüter entscheiden: Tomasz Luzar
(3.v.l.) und Felix Jansen (3.v.r.) hüten den
Kasten der Teams der Futsal Panthers
02/2015 Köln.SPORT
35
termine
Die Highlights des Monats
04.02. Fußball Für den FC steht das
erste Rückrunden-Heimspiel an. Zu Gast
in Müngersdorf ist der VfB Stuttgart.
SONNTAG, 01.02.
EISHOCKEY
Deutsche Eishockey Liga
Kölner Haie – Düsseldorfer EG
Lanxess-Arena, Deutz, 14:30 Uhr
MITTWOCH, 04.02.
FUSSBALL
Bundesliga
1. FC Köln – VfB Stuttgart
RheinEnergieStadion, 20 Uhr
SAMSTAG, 07.02.
FUSSBALL
Bundesliga
1. FC Köln – SC Paderborn
RheinEnergieStadion, 15:30 Uhr
Regionalliga West
FC Viktoria Köln – KFC Uerdingen
Sportpark Höhenberg, 14 Uhr
SONNTAG, 08.02.
FUSSBALL
Fotos: IMAGO/Beautiful Sports (1)/Eibner (1)/Sven Simon (1)
3. Liga
Fortuna Köln – Arminia Bielefeld
Südstadion, Köln-Zollstock, 14 Uhr
LEICHTATHLETIK
31. Winterlaufserie des LSV Porz
Erholungsgebiet Leidenhausen,
Köln-Porz-Eil, ab 10 Uhr
20.02. Eishockey Wichtiges Duell im Kampf
um die Playoffs: Gegen die Hamburg Freezers
wollen die Haie erneut einen Heimsieg bejubeln.
DONNERSTAG, 12.02.
LEICHTATHLETIK
Sektlauf
Adenauerweiher, ab 11:11 Uhr
SAMSTAG, 14.02.
FUSSBALL
Bundesliga
Bayer 04 Leverkusen –
VfL Wolfsburg
BayArena, Leverkusen, 15:30 Uhr
Regionalliga West
1. FC Köln U21 – SC Wiedenbrück
2000
Franz-Kremer-Stadion, Köln-Sülz,
14 Uhr
FREITAG, 20.02.
EISHOCKEY
Deutsche Eishockey Liga
Kölner Haie – Hamburg Freezers
Lanxess-Arena, 19:30 Uhr
SAMSTAG, 21.02.
FUSSBALL
Bundesliga
1. FC Köln – Hannover 96
Rhein-EnergieStadion, 18:30 Uhr
HANDBALL
EHF-Pokal, Frauen
TSV Bayer 04 Leverkusen –
­Buxtehuder SV
Smidt-Arena, Leverkusen, 16 Uhr
36
Köln.SPORT 02/2015
BASKETBALL
1. Regionalliga Nord
RheinStars Köln – SG Sechtem
ASV-Halle, Köln-Müngersdorf, 19 Uhr
VOLLEYBALL
2. Bundesliga Damen Nord
DSHS SnowTrex Köln – TSV
Rudow Berlin
SpoHo Halle 22, Köln-Müngersdorf,
19:30 Uhr
SONNTAG, 22.02.
EISHOCKEY
Deutsche Eishockey Liga
Kölner Haie – Iserlohn Roosters
Lanxess-Arena, 14:30
FREITAG, Mehr Termine
27.02.
EISHOCKEY
SAMSTAG, ROLLSTUHLBASKETBALL
RUGBY
1. Bundesliga
Meisterrunde Süd/West
ASV Köln – RG Heidelberg
ASV-Platz, Luxemburger Str.,
14:30 Uhr
LEICHTATHLETIK
Futsal
1. RBBL
RBC Köln 99ers – Jena Caputs
Halle am Bergischen Ring,
Köln-Mülheim, 16:30 Uhr
3. Liga West, Frauen
1. FC Köln – TuS Lintfort
Europaschule, Köln-Zollstock,
19:30 Uhr
31. Winterlaufserie des LSV Porz
Erholungsgebiet Leidenhausen,
Köln-Porz-Eil, ab 10 Uhr
Deutsche Eishockey Liga
Kölner Haie – Straubing Tigers
Lanxess-Arena, 19:30 Uhr
WFLV Futsal-Liga
Futsal Panthers Köln- TuRu
Düsseldorf Futsal Lions
Sporthalle Everhardtstr., 20:30 Uhr
Regionalliga West
1. FC Köln U21 – VfL Bochum II
Franz-Kremer-Stadion, Köln-Sülz,
14 Uhr
HANDBALL
HANDBALL
Oberliga, Herren
Longericher SC – BTB Aachen
Merianstr., Köln-Chorweiler, 18 Uhr
Regionalliga West
FC Viktoria Köln – SC Verl
Sportpark Höhenberg, 14 Uhr
Tischtennis
2. Herren-Bundesliga
1. FC Köln – ­­TTC matec
­Frickenhausen II
Apostelgymnasium, Lindenthal,
14 Uhr
28.02. Fußball Gegen die Stuttgarter
Kickers hat Fortuna noch eine Rechnung
offen: Das Hinspiel verlor man mit 0:2.
28.02.
FUSSBALL
Bundesliga
Bayer 04 Leverkusen –
SC Freiburg
BayArena, Leverkusen, 15:30 Uhr
3. Liga
Fortuna Köln – Stuttgarter
Kickers
Südstadion, Köln-Zollstock, 14 Uhr
Noch mehr aktuelle
Termine, Ergebnisse und
Tabellen gibt es auf der
Homepage von ­Köln.Sport:
www.koelnsport.de
Die aktuellen Sportevents
finden Sie außerdem auf
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2. SEPA-Lastschriftmandat
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mein Kreditinstitut an, die von der Köln.Sport Verlag GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich
kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen.
Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Die Gläubiger-Identifikationsnummer der Köln.Sport
Verlag GmbH ist: DE94ZZZ00000375510
3. Widerrufsrecht
Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des ersten Heftes ohne Begründung widerrufen werden. Es genügt
eine schriftliche Mitteilung innerhalb der Widerrufsfrist an Köln.Sport Verlag GmbH, Stichwort: Köln.Sport-ABO, Schanzenstr. 36,
Geb. 31b, 51063 Köln. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.

SPORTPOLITIK
MINDESTLOHN IM AMATEURSPORT
Seit 1. Januar gilt in Deutschland der Mindestlohn. Ein Thema, das
überraschend auch den Amateursport tangiert. Was muss ich meinen
Vertragsamateuren zahlen? Wie ist das mit Vorständlern und Übungsleitern? Die Klubs sind verunsichert, die Verbände versuchen zu beraten
U
ngewohnt hektisch verlief der
Jahresbeginn im Amateurfußball.
Ruht sonst in der pflichtspielfreien Zeit
fast die komplette Arbeit in den Vereinen, waren die zumeist ehrenamtlichen Funktionäre diesmal in heller
Aufregung. Der Grund: Seit 1. Januar
gilt in Deutschland der Mindestlohn,
das entsprechende Gesetz trat zum
neuen Jahr in Kraft. Was in einigen
Branchen für Jubelstürme sorgte,
machte vielen Vereinen große Sorgen.
Betrifft der Mindestlohn auch meinen
Klub? Was ist mit meinen Übungsleitern, was mit meinen Spielern? Steht
sogar, wie eine große Sonntagszeitung
titelte, die Existenz des Amateursports
auf dem Spiel? Das Problem liegt auf
der Hand: Viele Sportler erhalten von
ihren Klubs eine fi nanzielle Vergütung
38
KÖLN.SPORT 02/2015
für ihre Einsätze. Tun sie das als Vertragsamateure, stehen ihnen laut DFBMustervertrag mindestens 250 Euro
zu. Umgerechnet in den Mindestlohn
von 8,50 Euro, dürften die Spieler für
diese Summe nicht mal 30 Stunden im
Monat für den Klub aktiv sein. Ganz
klar: Ein ambitionierter Akteur überschreitet nicht nur in höheren Klassen
diese Grenze deutlich. Zwei- bis viermal in der Woche Training und mindestens ein Spiel pro Woche – da sind
die Stunden schnell aufgebraucht. Die
eigentliche Konsequenz: mehr Lohn
für die Sportler. Für viele Vereine nicht
zu stemmen.
Verunsicherung und Unmut machen
sich breit, gerade bei höherklassigen
Klubs mit einigen Vertragsamateuren. Der Handball-Traditionsverein
VfL Gummersbach etwa murrt über
fi nanzielle Nachteile bei der Nachwuchsförderung, auch bei noch größeren Fischen aus anderen Sportarten
sind die neuen Regelungen, auch im
Bezug auf Praktikanten, umstritten.
Die drängendste Frage bleibt aber:
Müssen unsere Sportler nach Mindestlohn bezahlt werden? Gerade die
Fußballklubs in der Region wissen
nicht so recht, wo sie stehen.
VERWALTUNG STATT FUSSBALL?
„Wir haben im Vorstand schon über
die Thematik beraten“, erklärt uns
Karl Zylajew, Vorstand des FußballMittelrheinligisten FC Hürth, dessen
Team sich ausschließlich aus Vertragsamateuren zusammensetzt. „Klar ist
allerdings: Das Ganze bedeutet
Fotos: Ben Horn (1), Horst Fadel (1)
TEXT | THOMAS REINSCHEID
MINDESTLOHN IM AMATEURSPORT
Mindestlohn
fürs Kicken? Die
Klubs sind ratlos
noch mehr Aufwand für das Ehrenamt. Schade ist jedoch, dass Vereine
benachteiligt werden, die mit ihren
Spielern sauber umgehen.“ Man
müsse aber aufpassen, dass vor lauter Verwaltung der Fußball nicht vergessen wird. Auch die SG Worringen
steht relativ ratlos vor der Problematik. „Das Thema liegt zur Prüfung
bei unserem Steuerberater. Daher
kann ich nicht sagen, ob und wie sehr
es unseren Verein treffen wird“,
gibt Fußball-Abteilungsleiter Horst
Schoepe zu. Daher ist auch noch nicht
klar, ob die Regelungen bezüglich
des Mindestlohns Auswirkungen auf
zukünftiges Handeln der Nordkölner
haben wird: „Wir haben zwei bis drei
Vertragsamateure. Was in Zukunft für
uns günstiger sein wird, überprüft
derzeit auch der Steuerberater.“ Selbst
Vereine, die keine Vertragsamateure
beschäftigen, machen sich Gedanken. „Wir wissen noch nicht, wie
das mit den Übungsleitern aussieht“,
ist Stefan Bedorf, 1. Vorsitzender des
Bezirksligisten Deutz 05, überfragt.
„Ich werde in dieser Woche den Ver-
band anrufen, um nachzufragen, ob
die uns weiterhelfen können.“
KEINE SORGE BEI ÜBUNGSLEITERN
Beim Fußball-Verband Mittelrhein
(FVM) reagierte man prompt auf die
aufkommenden Diskussionen: Vizepräsident Dr. Stephan Osnabrügge nimmt
auf der Verbandshomepage umfassend
Stellung zu vielen Problemen und
nimmt den Klubs die größten Ängste.
„Gerade für unsere Amateurvereine
besteht aber kein größerer Grund zur
Sorge. An der praktischen Handhabung im typischen Vereinsleben eines
Amateurfußballvereins
wird
sich
kaum etwas verändern“, heißt es. Der
Verband gesteht aber auch ein: „Das
MiLoG (Mindestlohn-Gesetz, Anm. d.
Red.) gehört ab sofort zu dem ohnehin
nicht einfachen rechtlichen Umfeld,
das unsere Vereine zu beachten haben,
und zur Vereinfachung des Umfelds
der ehrenamtlichen Betätigung trägt
es ganz sicher nicht bei.“ Während die
Vergütungen bei Übungsleitern und
Vorstandsmitgliedern nicht unter die
Regelungen fallen, da der finanzielle
Aspekt nicht im Vordergrund steht,
sieht dies bei Vertragsspielern kniffliger aus. „Er ist Arbeitnehmer des
Vereins und unterliegt damit dem
MiLoG. Für die Frage, ob das gezahlte
Gehalt den gesetzlichen Anforderungen gerecht wird, kommt es auf die
für das Gehalt angeordnete Arbeitszeit an. Dabei ist allerdings nicht alles
‚Arbeitszeit‘, was mit Fußball zu tun
hat, sondern nur die tatsächlich auch
angeordneten, verpflichtenden Zeiten vor Ort“, führt der FVM aus. Eine
Auslegung, die der DFB teilt. „Auch
Amateur- und Vertragsspieler fallen
nicht unter den Arbeitnehmerbegriff,
wenn ihre ehrenamtliche Betätigung
und nicht die finanzielle Gegenleistung für ihre Tätigkeit im Mittelpunkt
steht“, erläutert DFB-Schatzmeister
Dr. Reinhard Grindel.
Doch: Rechtssicherheit haben die
Klubs nicht. Womöglich wird das
Thema in Zukunft noch von den
Gerichten geklärt werden. Wie so
häufig im Rechtswesen heißt es nämlich auch beim Mindestlohn: Auf den
Einzelfall kommt es an.
02/2015 KÖLN.SPORT
39
SPORT
Statt Olympiamedaillen (Bild
o.l.) steht beim SV Rhenania
heute die Jugend im Fokus.
einzig die Wasserballer (u.r.)
repräsentieren den Traditionsverein noch überregional
SV RHENANIA
IM WANDEL DER ZEIT
40
Köln.SPORT 02/2015
beim sv rhenania schwimmt der nachwuchs
Text | STEFAN KÜHLBORN
D
er letzte große nationale und internationale Erfolg des
SV Rhenania Köln liegt noch gar nicht allzu weit in der
Vergangenheit: Im Jahr 2010 holte sich die 4 x 200-MeterSchwimmstaffel des Vereins in der Altersklasse 240+ (alle
vier Starter müssen zusammen mindestens 240 Jahre alt
sein) im Becken des Müngersdorfer Leistungszentrums
den deutschen Meistertitel, schwamm dabei deutsche
Bestzeit, Europa- und sogar Weltrekord. „Der Weltrekord hat zwar nicht lange gehalten, ein Highlight war es
dennoch“, sagt Peter Schröder. Der 80 Jahre alte Rekordschwimmer ist seit 63 Jahren Mitglied im SV Rhenania
und half nach dem Krieg beim Wiederaufbau des Vereins,
der vor allem in den 80er Jahren zu einem Aushängeschild
des deutschen Schwimmsports avancierte.
Unter ihrem Star-Trainer Gerhard Hetz, der wegen seiner unkonventionellen Methoden zunächst argwöhnisch
betrachtet, später aber gefeiert wurde, schwammen die
Rhenanen zu 108 deutschen Meisterschaften und 300
Jahrgangstiteln. 28 Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen runden das
erfolgreiche Bild des Kölner Traditionsvereins von 1919
ab, das eng mit Namen großartiger Sportler wie Rainer
­Henkel, Ina Beyermann oder Peter Sitt verbunden ist.
Jugendförderung statt spitzensport
Doch Erfolg ist vergänglich. Das weiß man beim SVR
nur zu gut. Star-Trainer gingen, Leistungsträger wurden
älter und der Nachwuchs konnte nur bedingt in die allzu
großen Flossen der Vorgänger schlüpfen. Zudem hatte
der Verein mit finanziellen Problemen zu kämpfen, die
der Leistungssport mit sich brachte. Trainerhonorare und
Kosten für Trainingslager wuchsen dem SV Rhenania vor
knapp vier Jahren beinahe über den Kopf. „Wir waren
wirklich hart an der Grenze. Es wurden Gelder ausgegeben, die nicht da waren“, sagt die damalige Schatzmeisterin Ilsemarie Schröder, die mittlerweile als Stellvertretende Vorsitzende fungiert und dem Verein einen strikten
Sparkurs verordnete.
Heute ist es ruhig geworden um die einstigen Vorzeigeschwimmer, zumindest auf den ersten Blick. Denn obwohl
man Kaderathleten und national wie international erfolg-
reiche Schwimmer beim traditionsreichen Kölner Verein
mittlerweile vergeblich sucht, hat die Liebe zum Sport trotz
aller Höhen und Tiefen in der fast hundertjährigen Vereinshistorie nicht gelitten. „Wir können die Vergangenheit
nicht ändern, müssen aber aus Fehlern von damals lernen,
um den Verein für die Zukunft gut aufzustellen“, lautet das
Credo von Ilsemarie Schröder. Und wie es im Sport so üblich
ist, liegt die Basis einer erfolgreichen Zukunft auch beim
SV Rhenania im Nachwuchs. Knapp 600 der insgesamt 790
Vereinsmitglieder sind Kinder und Jugendliche, Tendenz
steigend. Mit dem griechischen Sportstudenten Pavlos
Tziampazis wurde ein Trainer verpflichtet, der beim Nachwuchs gut ankommt und die 10- bis 13-Jährigen langsam
auch an den Wettkampfsport heranführen soll. Doch Titel
und Erfolge haben keine Priorität mehr: „Es gibt nichts
Wichtigeres, als so vielen jungen Menschen wie möglich
das Schwimmen beizubringen. Wenn uns das gelingt, hat
der Verein sein Ziel erreicht. Sollten sich in diesem Rahmen
Talente für den Leistungssport entwickeln, wäre das natürlich zu begrüßen“, sagt die Vereinsvertreterin.
wiederbelebUNG des rhenania-cups
Aber vollständig verschwunden aus dem leistungsorientierten Sport ist der SV Rhenania dann doch nicht.
Allerdings muss man schon zweimal hinschauen, um zu
erkennen, dass sich hinter den Zweitliga-Wasserballern
der SGW Köln der SVR verbirgt. Zumindest zum Teil.
Denn das erfolgreiche Team, das 2011 als NRW-Meister
den Aufstieg in die erste Bundesliga schaffte, setzt sich
als Spielgemeinschaft zu gleichen Teilen aus den beiden
Traditionsvereinen SV Rhenania und Blau-Weiss Poseidon zusammen. So bündelt der Wasserball in der Domstadt seine Kräfte und erhält ein breites Fundament, das
aus insgesamt fünf Jugendmannschaften im Spielbetrieb
besteht. Und um dieses neue Aushängeschild des Vereins
zu stärken, sind die Verantwortlichen beim SV Rhenania
schon fleißig in die Planung für den Sommer eingebunden. Dann nämlich soll im Schwimmleistungszentrum
Müngersdorf ein internationales Wasserballturnier für
Jugendmannschaften stattfinden.
„Veranstalter ist der Stadtbezirks-Sportverband Ehrenfeld. Die Vereine SV Rhenania und Blau-Weiss Poseidon
fungieren mit ihrer Startgemeinschaft als Ausrichter“,
erklärt Waltraud Meyer-Gladbach, gleichzeitig Vorsitzende des SBSV Ehrenfeld und des SV Rhenania. „Im
Wasserball haben wir talentierten Nachwuchs, dem wir
auf diesem Weg reizvolle Wettbewerbe anbieten wollen.“
Das Turnier soll sich als Nachfolgeveranstaltung des Rhenania-Cups etablieren, einem renommierten Schwimmwettkampf, der den Umbrüchen im Verein zum Opfer
gefallen ist. Die Hoffnung ist groß, dass das geplante
internationale Wasserballturnier in Köln auf fruchtbaren
Boden fällt, sich langfristig etabliert und dem SV Rhenania womöglich schon im Sommer auch wieder einen internationalen Titel beschert. 02/2015 Köln.SPORT
41
Fotos: SV Rhenania Köln
Der renommierte Kölner Schwimmverein blickt auf eine an Erfolgen
reiche Historie zurück. Doch den
Triumphen der Vergangenheit
­stehen die Herausforderungen der
Zukunft gegenüber, die im Verein
zu einem Umdenken geführt haben
SPORT
Artur Bril gilt als eines der größten
Talente im deutschen Boxsport.
Sein großes Ziel: Er will 2016 in Rio
bei den Olympischen Spielen dabei
sein. Aber der Leichtgewichtler hat
noch einen schweren Weg vor sich
TEXT | ANDREJ RETIET
I
ch will berühmt werden!“ – Artur Brils Ambitionen sind
wahrlich nicht klein. Kölns größte Boxhoffnung kann
allerdings auch auf eine stattliche Anzahl von Titeln und
Erfolgen zurückblicken: Der 22-jährige Leichtgewichtler
aus Buchforst gewann 2011 den Chemie-Pokal in Halle, im
Jahr davor sicherte er sich zudem den Junioren-Weltmeistertitel in Baku (Aserbaidschan) und stand bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur ganz oben auf dem Treppchen. „Ich möchte anerkannt sein“, ergänzt der Youngster
selbstbewusst. Das hat er bereits erreicht: Insider halten
Bril für das größte Talent im deutschen Boxsport.
Der in Kasachstan geborene Kölner bringt alles mit: Er gilt
als trainingsfleißig und ist ein technisch fein ausgebildeter
Faustkämpfer. Das bestätigt auch sein Förderer und aktueller Trainer Gregory Tolkovets, der ihn in jungen Jahren beim
SC Colonia 06 sah und den Rohdiamanten schliff. „Artur ist
sehr schnell, beweglich und hat eine bemerkenswerte Auffassungsgabe. Ich habe sofort gesehen: Das kann einer
werden“, schildert Tolkovets seine ersten Eindrücke.
DURCH NEUE PROFISERIE ZU OLYMPIA 2016
Bril kam als Elfjähriger mit seinen Eltern aus Kasachstan
nach Köln. Sein Vater, selbst einst im Ring aktiv, brachte
ihn zum Boxen. „Der Adrenalinkick vor jedem Duell macht
diesen Sport für mich so reizvoll“, beschreibt der ehrgeizige Nachwuchsmann, warum er eine Disziplin bevorzugt,
die nicht für zarte Gemüter geschaffen ist. Der Fokus des
Jungboxers, der mittlerweile in der neugegründeten Profiserie APB des einstigen Amateurbox-Weltverbands AIBA
antritt, richtet sich auf Olympia in Rio im kommenden Jahr.
Beim „AIBA Pro Boxing“-Event misst sich Artur Bril (l.) mit
Topgegnern wie dem Brasilianer Robson Conceição
42
KÖLN.SPORT 02/2015
DEUTSCHLANDS BOXHOFFNUNG ARTUR BRIL
KÖPFCHEN
NACH RIO
FEINSCHLIFF IN MÜNGERSDORF
Ende Januar steht für ihn der nächste Kampf auf dem Programm: Im kasachischen Astana misst sich der Youngster
mit dem italienischen Ex-Weltmeister Domenico Valentino.
In der Profiserie ist Bril Teil einer Revolution im Boxsport:
Die Faustkämpfer begegnen sich in den AIBA-Wettkämpfen
ohne Kopfschutz, auch in Rio ist der Helm nicht mehr wie
früher im Amateurbereich Pflicht. Das hat für den Kölner Folgen: Bei Europa- und Weltmeisterschaften ist er als Profiboxer nicht mehr zugelassen. Sogar für den SC Colonia 06 in der
Oberliga darf Bril nicht mehr in den Ring steigen.
Das Talent feilt daher am Olympiastützpunkt in Müngersdorf an seinen boxerischen Fähigkeiten. Sechs Tage die
Woche schuftet er beim Sparring, joggt oder stemmt
Gewichte. „Mein vorrangiges Ziel ist es, meine Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, Wenn ich im
Ring müde werde, schaltet der Kopf zu schnell
ab“, erklärt Bril. Einen gehörigen Motivationsschub gaben dem Buchforster die
Olympischen Jugendspiele, das vorläufige Highlight seiner jungen Laufbahn.
„Nicht nur die Goldmedaille war für
mich wichtig, auch die Begegnung mit
anderen Sportlern im Olympischen
Dorf hat meinen Horizont erweitert“,
bekundet Bril, der auch den Kopf
nicht zu kurz kommen lässt: Zu Hause
nimmt er sich gerne ein gutes Buch vor,
für die Disco sei er nicht so der Typ. Seine
Heimatstadt Köln gefällt dem gebürtigen Kasachen
so gut, weil hier Menschen aus aller Welt zu Hause sind.
Auf seinem Weg nach Rio könnte dieser multikulturelle
„Wohlfühl-Effekt“ ein entscheidender Faktor sein.
02/2015 KÖLN.SPORT
43
Fotos: AIBA (1), IMAGO/Aleksandar Djorovic (1)
MIT
Die schwierige Qualifikationsrunde für Rio, die von der
AIBA ausgerichtet wird, steht bald an. Bril ist einer der acht
weltbesten Boxer seiner Gewichtsklasse, die gegeneinander antreten. Im ersten Teil dieser Ausscheidung ist nur der
Sieger startberechtigt für Rio, im zweiten Durchgang qualifizieren sich noch einmal die beiden Erstplatzierten. In drei
vorgeschalteten Ranking-Fights, die jüngst für Bril auf dem
Programm standen, war der Kölner allerdings noch nicht in
Form und hatte unter anderem gegen den brasilianischen
Weltmeister Robson Conceição das Nachsehen.
„Frust kommt nicht auf. Artur war durch einen Mittelhandbruch zurückgeworfen worden. Er hatte kaum Aufbaukämpfe und konnte wenig probieren“, erklärt Tolkovets.
„Gegen den Brasilianer machte er aber eine ganz gute
Figur.“ Kaum verwunderlich, dass Brils Trainer die Spiele
2016 noch lange nicht abgeschenkt hat. „Für Rio ist alles
drin“, so Tolkovets. „Im Boxen spielen viele unabwägbare
Faktoren eine Rolle. Da entscheidet auch die Tagesform.“
Seinem jungen Schützling scheint besonders die Erfahrung zu fehlen. „Die Konkurrenz ist mit Mitte Zwanzig und
aufwärts deutlich älter als ich“, merkt Bril an.
HAIE
Nach langer Pause
zurück: KEC-Star
Andreas Holmqvist
Die
bessermacher
Wer hätte das geglaubt? Die Kölner haie sind wieder mitten im rennen
um die Playoff-Plätze. für die aufholjagd sind rückkehrer andreas
holmqvist und neuzugang ryan Jones maßgeblich verantwortlich
S
ieben Sekunden. Kaum hatten die Zuschauer in der
Lanxess-Arena Platz genommen, da erzielte KEC-Stürmer Ryan Jones gegen den EHC München das schnellste Tor
in der DEL-Geschichte der Kölner Haie. Vom Anspiel weg
jagte der ehemalige NHL-Profi den Gästen nach und nutzte den selbst erzwungenen Fehler gnadenlos aus. Die frühe
Führung war der Lohn für den Einsatz des Kanadiers.
Und ein Symbolbild für den Aufschwung des achtmaligen
Meisters, die nach misslungenem Start, den Querelen um
die Entlassung von Trainer Uwe Krupp und dem Neubeginn unter Niklas Sundblad wieder mitten im Rennen um
die Playoff-Plätze in der DEL sind. Das glückliche Händchen scheint endgültig zu den Haien zurückgekehrt zu
sein. Glück, das, wie Jones’ Rekordtor zeigt, hart erarbeitet ist. „Ryan bringt viel Energie in die Mannschaft. Er ist
ein richtiger Kämpfer und arbeitet viel vor dem gegneri44
KÖLN.SPORT 02/2015
schen Tor“, erklärt Sundblad die Vorzüge seines Schützlings. Jones bringt die Erfahrung aus 334 NHL-Spielen
ein und hilft der Mannschaft durch seine Präsenz schon
weiter. „Er zieht das Team mit“, urteilt der Haie-Coach.
Schon bei der Verpfl ichtung war den Haien klar, was den
30-jährigen Kanadier auszeichnet: „Er geht auf dem Eis
dahin, wo es wehtut, um Tore zu schießen.“
KnaLLhart unD torGEfÄhrLich
Dass Jones allerdings nicht nur einstecken kann, um –
wie gegen München – die wichtigen Treffer zu erzielen,
zeigte das Derby gegen Düsseldorf. Mit Anlauf checkte er
DEG-Verteidiger Bernhard Ebner durch die offene Tür der
Haie-Bank. Ob Absicht oder nicht – vier Spiele musste er
danach aussetzen. „Ryan hat schon viele Spiele in der NHL
absolviert. Das wissen auch seine Gegenspieler – genau-
Fotos: IMAGO/Beautiful Sports (1)/Eibner (1)
TEXT | THOMAS REINSCHEID
Ein Duo hält die Hoffnung am Leben
so, dass er auch knallharte Checks austeilen kann“, weiß
Sundblad den Einsatz des Kanadiers zu schätzen. Den­­Ambitionen der Haie hat der 30-Jährige jedenfalls gutgetan.
Als der KEC Mitte November den Wechsel des ehemaligen
NHL-Profis, der in der besten Eishockey-Liga der Welt für
Nashville und Edmonton aktiv war, bekannt gab, lag das
Sundblad-Team lediglich auf Platz 15. Zu Rang sechs, der
den direkten Einzug in die Playoffs garantieren würde, betrug der Abstand stattliche 16 Zähler. Hoffnung auf Besserung bestand kaum – bis Jones kam und noch ein enorm
wichtiger Baustein in den Kader zurückkehrte.
Denn: Als der kanadische Angreifer gegen Hamburg sein
Debüt im Haie-Dress gab, stand Star-Verteidiger Andreas
Holmqvist nach langer Leidenszeit endlich wieder für den
KEC auf dem Eis. Knapp sieben Monate lagen zwischen
dem letzten Auftritt des Schweden im entscheidenden Finale gegen Ingolstadt und seinem Comeback, das besser
nicht laufen konnte. Beim 5:1 über Hamburg leitete der
33-Jährige Abwehrhüne, 2012/13 zum besten DEL-Spieler
gewählt, die ersten drei Treffer ein und bewies, wie wichtig er für die Mannschaft ist.
„Er macht unsere offensive besser“
„Andreas ist einer unserer offensiven Verteidiger und war
nicht umsonst vor zwei Jahren Spieler des Jahres in der
DEL. Er macht unsere Offensive besser“, ist Haie-Coach
Sundblad von seinem wiedergenesenen Landsmann überzeugt. Eine langwierige Schambeinentzündung hatte den
Kölner Defensivstrategen, der gerade mit seinen spielerischen Fähigkeiten großen Anteil an den Finalteilnahmen
der Haie hatte, außer Gefecht gesetzt. „Es war wie ein
Neustart hier für mich. Und ich bin froh, den Haien endlich wieder auf dem Eis helfen zu können“, bekundete der
Schwede. Jetzt scheint er langsam, aber sicher in Form zu
kommen. Trotz seiner langen Pause sei Holmqvist, so sein
Trainer, bereits wieder bei 100 Prozent – und damit ein
wichtiger Mosaikstein im Spiel des achtmaligen Meisters.
„Er hat sehr gute Passqualitäten, eine sehr gute Übersicht
und behält immer die Ruhe. Gerade bei Überzahlsituationen hilft er uns weiter“, erklärt Sundblad. Bei einem Mann
mehr auf dem Eis gilt Holmqvist als der „Quarterback“ der
Haie – alles läuft über den routinierten Schweden, der den
Puck verteilt oder zu einem seiner gefürchteten Schlagschüssen ansetzt. Auf diese Weise bereitet der Defensivstratege immer wieder Haie-Treffer vor, kurz nach Jahresstart standen schon zehn Vorlagen auf seinem Konto.
Holmqvists Übersicht und Jones’ Kampfgeist – zwei entscheidende Faktoren in der Aufholjagd der Kölner Haie. Seit
sie auf dem Eis stehen, geht es beim Sundblad-Team bergauf. Hatte der KEC in den 18 Partien nur 16 Zähler geholt,
waren es in den 18 Spielen seit der Ankunft des Duos satte
36 Punkte. Auch die eigenen Fans wurden wieder versöhnt.
Sechs Heimsiege in Serie sorgten für gute Stimmung rund
um die Lanxess-Arena – und den Anschluss an die PlayoffPlätze. Es hatte lange nicht danach ausgesehen. „Bei den Haien kann man sich nur wohlfühlen“: Nicht nur
sportlich ist Ryan Jones (r.) eine Belebung. Auch bei den Fans
kommt der Kanadier durch seinen Einsatz bestens an.
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SPORTPOlITIK
FINALER AKT?
seit 2010 richtet Köln das DFB-Pokalfinale der Frauen aus, wurde so
zur ersten „endspiel-Heimat“ im nationalen Frauenfußball. Doch im
nächsten Jahr könnte damit schluss sein
TEXT | FRANK SCHWANTES
D
a simmer dabei. Unter diesem kölschen Motto steigt am 1. Mai im
RheinEnergieStadion zum insgesamt
sechsten Mal das DFB-Pokalfinale der
Frauen. Auf den Vorwiesen wird wie
in den letzten Jahren zum bunten Fanund Familienfest geladen, als Bands
wie Höhner und Kasalla die Fußballparty vor der Fußballparty rockten.
Da simmer dabei, das könnte für Köln
allerdings bald nicht mehr gelten. Denn
beim Deutschen Fußball-Bund (DFB)
wird über die Endspiel-Vergabe ab 2016
noch entschieden. Obwohl die Stadt ihren Hut erneut in den Ring geworfen
hat, deutet einiges darauf hin, dass der
Verband künftig einen anderen Austragungsort für das Frauen-Pokalfinale
vorsieht. Schon Ende Oktober sollte
dazu beim DFB eine Präsidiumssitzung stattfinden. „Deshalb haben wir
unsere Bewerbungsunterlagen rechtzeitig eingereicht“, sagt Horst Meyer,
Leiter der Abteilung Sportevents im
Kölner Sportamt. Doch bis heute hat er
nichts Offizielles gehört aus der Frank-
furter Zentrale. Auf Nachfrage erklärte
Hannelore Ratzeburg, Vizepräsidentin
für Frauen- und Mädchenfußball beim
DFB, gegenüber Köln.Sport: „Der Vertrag mit Köln läuft bis einschließlich
2015. Wir werden spätestens zum Endspiel 2015 verkünden, wohin die Reise
anschließend hingeht.“
„BunDesHauPtstaDt KÖLn“
Dabei enthält das Konzeptpapier aus
Müngersdorf stichhaltige Argumente,
wie eine detaillierte Erhebung der
Besucherstruktur zu den letzten Final-Veranstaltungen in Köln, die in
Zusammenarbeit mit der Deutschen
Sporthochschule erstellt wurde. Demnach ist das Publikum beim Kölner
Frauen-Pokalfinale zu 62,2 Prozent
(2014) weiblich. „Der höchste Prozentwert, der bisher bei Publikumsbefragungen bei hochklassigen Spielen
im Männer- und auch im Frauenfußball
festgestellt wurde“, heißt es dazu in der
Bewerbung. Bei der Besucherherkunft
dominiert der regionale PLZ-Bereich 5
Publikumsmagnet: Vor dem Anstoß im RheinEnergieStadion herrscht kölsche
Volksfeststimmung auf den Vorwiesen.
46
Köln.SPORT 02/2015
mit Werten zwischen 57 und 69 Prozent. Was den Schluss zulässt, dass
das Frauen-Pokalfinale in anderen Teilen der Republik mehr Werbung vertragen könnte. Fazit der Verfasser: „Köln
ist die unbestrittene Bundeshauptstadt
des Frauenfußballs!“
Auch in puncto Zuschauerzahlen wartet Köln mit ordentlichen Ergebnissen
auf. In den Jahren 2010 bis 2014 kamen
26.282, 20.312, 15.678, 14.269 und zuletzt 16.621 ins RheinEnergieStadion.
Zuletzt jubelten die
Frauen vom 1. FFC Frankfurt im Kölner Stadion
DFB-Pokalfinale der Frauen
image-gewinn trotz minus
Was die Organisation des Pokalfinales
angeht, kümmert sich der DFB schwerpunktmäßig um das Spiel im Stadion,
die Stadt dagegen um das Fanfest. Und
damit haben die Macher vom Sportamt
alle Hände voll zu tun. Meyer: „Diese
Veranstaltung fordert auf unserer Seite
viel Manpower und Kreativität, das ist
es uns jedoch wert. Denn wir sind nach
wie vor überzeugt, dass man den Event
zu einem Punkt bringen kann, an dem
er die Kosten trägt.“ Zuletzt entstand
der Stadt für das Fanfest ein Minusbetrag von rund 35.000 Euro. Unbestritten ist aber der Imagegewinn: Richtet
Köln einen erfolgreichen Fußballevent
aus, hat man bessere Karten beim Werben um neue Sportveranstaltungen.
Für das 2016er-Endspiel haben sich
längst andere Städte mit kleineren Stadien in Position gebracht. Neben Wolfsburg mit seiner VW-Arena (30.000
Plätze) und dem potenten Autokonzern
im Rücken gilt auch Essen (20.000) als
aussichtsreicher Kandidat.„Grundsätzlich sollte der Ausrichterort möglichst
zentral liegen und gut mit öffentlichen
Verkehrsmitteln erreichbar sein. Dabei noch eine attraktive Stadt sein,
die gegebenenfalls gleich zu einem
Wochenendbesuch einlädt“, sagt DFBVizepräsidentin Hannelore Ratzeburg.
„Dazu ist es gut, das Spiel in einer
Stadt auszutragen, in der der Frauenfußball bereits mit einem starken Verein vertreten ist und sich auch der Landesverband mit großem Engagement
und Erfahrung einbringt.“ Auch wenn
vieles davon auf Köln und seine Partner
(1. FC Köln, Fußball-Verband Mittelrhein, Sportstätten GmbH) zutrifft,
spielt der „starke Verein“ doch eher auf
den VfL Wolfsburg an, der zuletzt Titel
um Titel im Frauenfußball gewann.
Fakt ist: Die Macher in Köln sind mit
viel Herzblut dabei und haben die
Messlatte hoch gelegt. Ob andernorts
ein ähnlich stimmungsvoller Rahmen
des Pokalfinales gelingt, wäre erst
zu beweisen. Horst Meyer jedenfalls
bleibt optimistisch. „Wenn wir und unsere Partner gemeinsam mit dem DFB
daran arbeiten“, sagt der Sportamt-­
Manager, „können wir in Köln Besucherzahlen von 30.000 Zuschauern
erreichen.“ Bleibt zu hoffen, dass man
dies beim DFB genauso sieht. Fotos: DFB (1), Getty Images (1)
Dies ist ein Vielfaches der Besucher, die
im Schnitt einem Spiel der Frauen-Bundesliga (1.185 in der Saison 2013/14)
beiwohnen. Doch Meyer wirft noch etwas anderes in die Waagschale. „Vor
allem für die vielen jungen Spielerinnen
in den Teams ist es immer wieder ein
besonderes Ereignis, in der viertgrößten Stadt Deutschlands in einem WMStadion vor 15.000 Fans zu spielen.“
Nach seiner Ansicht bietet Köln den
Fußballfrauen gute Rahmenbedingungen, die nur schwer zu toppen sind.
01/2015 Köln.SPORT
47
KÖLSCHE SOLIDARITÄT
SPORTPOLITIK
48
KÖLN.SPORT 02/2015
Beliebt bei den Flüchtlingskindern: Basketball wird oft angefragt
Fitnesstraining, Eltern-Kind-Turnen oder Basketball:
Die Kölner Sportvereine setzen sich enorm für die
Flüchtlinge ein. Köln.Sport zeigt die Bemühungen des
kölschen Sports
TEXT | FABIO LÖBER, PATRICK NOWAK
T
Fotos: KNA
urnen, Fußball oder Basketball? Das
Interesse der Flüchtlinge am köl­
schen Sport ist vorhanden. Und auch
die Vereine sind gewillt, dieses Inter­
esse zu befriedigen. Damit ein Engage­
ment zustande kommen kann, müssen
die Leiter des Flüchtlingslagers die
sportlichen Bedürfnisse an eine Behör­
de weitergeben. Zum Beispiel an Janett
Gelhaar-Michels, Jugend­koordinatorin
des Stadtbezirks Ehrenfeld beim Ju­
gendamt. „Die Meisten fragen nach
Fußball. Ich schaue dann im Bezirk Eh­
renfeld, ob ein Sportverein das anbietet
und Räumlichkeiten vorhanden sind“,
erläutert Gelhaar. Wichtig dabei sei es,
dass „Sportplatz und Flüchtlingslager
nah beieinanderliegen“.
Doch nicht nur der Fußball ist gefragt.
„Es gibt auch Anfragen für Turn- und
Gymnastikkurse für die Kleinkinder,
aber auch für die Mädchen ist geplant,
bald Basketballtraining anbieten zu
können“, verrät die Sachbearbeiterin.
Erstaunlich ist, wie viele Sportvereine
sich um Mithilfe bemühen, wie Gel­
haar-Michels bestätigt: „Die Nachfrage
und Zusammenarbeit ist wirklich sehr
gut. Es rufen sehr viele an und wollen
sich engagieren“, sagt die Beamtin.
„chancen ermöglichen“
Der SC Lindweiler ist guter Dinge in
wenigen Wochen, Eltern-Kind-Turnen
anbieten zu können. „Wir sind ein mul­
tikultureller Verein. Es ist keine Frage,
dass wir die Flüchtlinge unterstützen“,
sagt Wolfgang Kahmann, Vorsitzender
des Sportclubs. Auch der SC Brück und
Schwarz-Weiss Köln wollen in ihren
Fußballteams Flüchtlinge integrieren.
Für ein spezielles Engagement haben
sich der nah am Herkules-Hochhaus
gelegene Sportverein DSK Köln und das
sich dort befindende Flüchtlingslager
zusammengefunden. Jeden Mittwoch
und Donnerstag gibt Dr. Khaled Souid
den zugewanderten Menschen Fit­
ness- und Athletiktraining. „Mein Ziel
ist es, die Flüchtlinge zu integrieren
und ihnen Chancen zu ermöglichen“,
erklärt der Sportwissenschaftler. Zu­
sätzlich können sie jeden Freitag –
voraus­gesetzt, das Wetter spielt mit –
am Fußballtraining teilnehmen.
Die eigene Überzeugung, mit der Un­
terstützung der Flüchtlinge das Rich­
tige zu tun, ist für die Vereine der
Hauptgrund für ihre Mithilfe. Sie hal­
ten diese integrativen Maßnahmen für
enorm wichtig. Und für den ersten An­
lauf eignet sich kaum etwas besser, als
gemeinsam Sport zu treiben. Vor allem
im Fußball sind Sprachdefizite nicht
tragisch – die Regeln kennen sie aus
der Heimat, und sobald der Ball rollt,
funktioniert alles von ganz alleine.
Sportamt stockt hilfe auf
Von den Behörden erhalten die Vereine
für ihre sozialen Leistungen eine Auf­
wandsentschädigung. Das Sportamt
bietet aus einem Hilfsfonds den Verei­
nen finanzielle Unterstützung an. Die
Gesamtsumme des Fonds soll im Jahr
2015 noch mal erhöht werden. Im Vor­
jahr lag sie noch bei 20.000 Euro. Auch
der Landessportbund steuert 500 Euro
den helfenden Sportvereinen bei.
Hervorzuheben ist auch die DamenHandballmannschaft von Fortuna
Köln, deren Solidarität gegenüber den
Flüchtlingen ihresgleichen sucht. Die
Mannschaft wollte Zeichen setzen
und sammelte bis zum Nikolaustag
des vergangenen Jahres Winter-Kin­
derkleidung und Spielzeug. Und diese
Sammelaktion gestaltete sich überaus
erfolgreich. Die Handballerinnen über­
brachten gleich einen Van voller Klei­
dung und Spiele an das naheliegende
Jugendzentrum. Prompt machte auch
die Fußball-Abteilung mit. Für das
letzte Heimspiel im Mai stellt der Klub
2.500 Freikarten zur Verfügung. „Bei
der Fortuna geht es freundlich und
familiär zu. Alle, die zu uns kommen,
sind bei uns herzlich willkommen“, ver­
sichert Präsident Klaus Ulonska.
Bei den Kölner Sportvereinen zeigt
sich ein klarer Trend: Sie möchten den
Flüchtlingen unbedingt helfend zur
Seite stehen. In Zukunft werden noch
mehr Sportangebote und Aktivitäten
bereitgestellt. Einigen Vereinen fehlt
es lediglich noch an Kapazitäten oder
bürokratischen Abstimmungen. Die
Sportstadt Köln steht jedenfalls in den
Startlöchern und ist für alle Eventuali­
täten gewappnet.
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engagement für flüchtlingskinder
Vorschau
effzeh
Die nächste Ausgabe
Köln.Sport
# 03/15
Erscheint am 19.02.2015
Absturz oder Höhenflug?
Mit dem Trainingslager in Florida betrat der 1. FC Köln im Winter
­bewusst Neuland. Eine konzentrierte Vorbereitung auf die Rückrunde
war nötig, denn gleich zu Beginn des Jahres warten richtungsweisende
Partien gegen Hamburg, Stuttgart und Paderborn auf die Stöger-Elf.
Köln.Sport analysiert den Rückrundenstart des FC. Was war gut, und
was muss besser werden, damit der Klassenerhalt gelingt?
haie
Fotos: IMAGO/Thomas Zimmermann (1), KEC (1)
Gelingt der Sprung in die Playoffs?
Oder haben die Kölner Haie frühzeitig
Ferien? Alles zur Situation beim KEC.
Basketball
Die RheinStars haben den nächsten
Aufstieg fest im Blick. Köln.Sport lässt
die Macher des Basketball-Projekts zu
Wort kommen und wagt einen Blick in
die Zukunft der kölschen Korbjäger.
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Köln.Sport – Das Stadt-Sport-Magazin
Renate Jung
für 12 Hefte 29,80 Euro inkl. Versandkosten
erscheint in der Köln.Sport Verlag GmbH
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und 7 % MwSt.). Auslandspreise auf Anfrage.
Ausgabe 02–2015
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Köln.Sport ist erhältlich im Zeitschriftenhandel
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Kölner Sportvereinen, Sportverbänden und Schulen
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Köln.SPORT 02/2015
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