Vulvovaginale Atrophie
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Vulvovaginale Atrophie
Neue Fortb mit 2 ildung zu Estrio Fallbe l ispiel en Vulvovaginale Atrophie: Diagnostische Abgrenzung und Behandlungsoptionen PD Dr. med. Andreas Clad Leiter Sektion Gynäkologische Infektiologie Universitätsklinikum Freiburg Universitäts-Frauenklinik Vulvovaginale Atrophie: Diagnostische Abgrenzung und Behandlungsoptionen PD Dr. med. Andreas Clad Leiter Sektion Gynäkologische Infektiologie Universitätsklinikum Freiburg Universitäts-Frauenklinik VNR: 2760909004052040012 Gültigkeitsdauer: 20.08.2012 – 20.08.2013 1. Einleitung Epidemiologischen Daten zufolge leiden 10 bis 40% aller postmenopausalen Frauen an vulvovaginaler Atrophie und assoziierten, durch einen Estrogenmangel ausgelösten Beschwerden im Urogenitaltrakt [Lynch 2009]. So reagiert der Urogenitaltrakt besonders empfindlich auf den Estrogenabfall: Die Scheidenhaut sowie die Schleimhaut von Harnröhre und Blasenhals bilden sich zurück und der Beckenboden verliert zunehmend an Elastizität. Parallel dazu verändert sich infolge der Abnahme der zirkulierenden Estrogene auch die Mikroflora im Scheidenbereich, der pHWert steigt an und es kann zu einem Wachstumsvorteil für koliforme Bakterien kommen. Diese Faktoren begünstigen nicht nur das Auftreten von rezidivierenden Harnwegsinfekten [Cardozo et al. 1998], sondern auch die Entwicklung einer Harninkontinenz [Mink 1998]. Neben postmenopausalen Frauen sind auch rund ein Viertel der jungen Frauen, die mit oralen Kontrazeptiva verhüten, von Atrophien im Vaginalbereich betroffen [Willhite und O’Connell 2001]. Bei ihnen wird ein lokales Estrogendefizit durch Suppression der endogenen Estrogenproduktion hervorgerufen. In diesen Fällen ist die Menge an Ethinylestradiol, die dem weiblichen Organismus durch Einnahme moderner niedrig dosierter Kontrazeptiva zugeführt wird, zu gering, um die Hormonsuppression zu kompensieren. Eine unzureichende Estrogenisierung des Beckenbodenbereiches ist die Folge, woraufhin regenerative Prozesse im Urogenitaltrakt nicht aufrecht erhalten werden können. Dies wirkt sich insbesondere dann negativ aus, wenn das Vaginalepithel bereits aus anderen Gründen schlecht proliferiert ist. So können beispielsweise Scheidenpilzinfektionen mit Candida albicans oder bakterielle Infektionen (auch nach adäquater Therapie) zu einer verstärkten Abschilferung vaginaler Epithelzellen führen, die wiederum mit einer erheblichen Verdünnung der Scheiden- und Introitushaut einhergeht. Normalerweise wird die Introitushaut nach Abklingen der Pilzinfektion rasch wieder aufgebaut. Bei einem durch orale Kontrazeptiva bedingten lokalen Estrogenmangel ist der Organismus jedoch nicht imstande, das verdünnte Vaginalepithel in ausreichendem Umfang zu regenerieren. Resultat ist eine vaginale Atrophie. Da der vaginale Gesundheitszustand und die Trophik im Urogenitalbereich im Hinblick auf die sexuelle Gesundheit eine entscheidende Rolle spielen, können vaginale Atrophien das Sexualleben und die Lebensqualität merklich beeinträchtigen. Insbesondere postmenopausale Frauen mit Atrophie klagen oft über eine trockene Scheide und sind daher häufig von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) betroffen [Sturdee und Panay 2010]. In einer Umfrage gaben ca. 17% der befragten Frauen im Alter von 40 bis 80 Jahren an, unter Lubrikationsproblemen zu leiden. Rund 10% klagten über schmerzhaften Geschlechtsverkehr [Laumann et al. 2005]. Auch bei jungen Frauen kann die ungünstige Veränderung des Scheidenepithels zu Beschwerden wie z.B. Brennen und Trockenheit führen, mitunter auch zu Rhagadenbildung. Die vorliegende Fortbildung fasst den aktuellen Stand des Wissens zur Diagnostik und Therapie der vaginalen Atrophie zusammen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf differenzialdiagnostischen Maßnahmen sowie auf modernen lokalen Behandlungsformen, die theoretisch und anhand von Fallbeispielen erläutert werden. Vulvovaginale Atrophie 1 2. Diagnostik der vulvovaginalen Atrophie 2.1 Klinisches Bild einer vaginalen Atrophie im Vergleich zu einer Hefepilzinfektion oder einer bakteriellen/viralen Infektion Durch das bei postmenopausalen Frauen systemisch bedingte bzw. bei jungen Frauen unter oraler Kontrazeption mitunter lokal auftretende Estrogendefizit im Vaginaltrakt werden die Mukosa der Zervix und das Epithel der Vagina und des Scheideneingangs (Introitus) dünn und leicht verletzlich. Auch die Haut der Vulva wird dünner und der Turgor der großen Labien nimmt ab. Zudem verstreichen die Falten (Rugae) der Vagina, wodurch die Scheidenwand glatter und das Scheidenepithel dünn, trocken und durchscheinend wirkt. Bei der Inspektion schimmern die feinen Venengeflechte aus der Propria durch. Kommt eine entzündliche Komponente hinzu, so können die Gefäßinjektionen sehr deutlich werden [Sturdee und Panay 2010]. Die atrophierte Scheidenhaut ist leicht verletzlich. Häufig zeigen sich bei der Spekulumuntersuchung oder im Kolposkop Petechien und Ekchymosen [Stute und Kiesel 2007] (siehe Fallbeispiel 1). Darüber hinaus ist ein Anstieg des pH-Wertes, der bei einer estrogenisierten Vagina normalerweise im mäßig sauren Bereich (pH 3,5-4,5) liegt, in den schwach sauren bis eher neutralen Bereich (pH 5,0-7,0) zu verzeichnen. Dadurch wird das Wachstum nicht scheidentypischer und pathogener Mikroorganismen unterstützt, sodass die Anfälligkeit für Infektionen wie etwa der bakteriellen Vaginose oder (rezidivierender) Harnwegsinfekte (siehe Fallbeispiel 1) mit Geruchsbildung erhöht ist [Caillouette et al. 1997]. Als weiteres klinisches Zeichen einer vaginalen Atrophie gilt die Veränderung des vaginalen Reifungsindex. Dieser gibt den relativen Anteil der Oberflächenzellen im Vergleich zu intermediären und parabasalen Zellen an und bildet den lokalen Estrogenstatus ab. Im Falle einer vaginalen Atrophie in der Postmenopause verändert sich der Index zugunsten der Intermediärzellen und vor allem der Parabasalzellen [Birtalan 1999]. Zu den häufigsten Symptomen der vaginalen Atrophie gehören • Trockenheit (ca. 75%), • Dyspareunie (ca. 38%), • vaginaler Juckreiz (ca. 15%), • Ausfluss (ca. 15%) und • Schmerz (ca. 15%) [Sturdee und Panay 2010]. Brennen nach dem Geschlechtsverkehr ist ebenfalls ein Zeichen für dünne Haut im Introitusbereich und weist auf eine vaginale Atrophie hin. 2 Vulvovaginale Atrophie Bei vaginalen Pilzinfektionen zählen anfangs Juckreiz und später Brennen zu den wesentlichen Symptomen. Weitere typische Anzeichen für die Erkrankung sind vermehrter dünner Fluor, der später weißlich-käsig wird, und eine deutliche Rötung von Introitus und Vagina [Mendling und Seebacher 2009]. Bei bereits länger bestehender Vulvovaginalmykose ist die Rötung der Vaginalhaut und des Introitusbereiches oftmals sehr stark ausgeprägt. Auch bakterielle Infektionen der Vulva oder Vagina, etwa mit Staphylococcus aureus oder Streptokokken des Serotyps A, eine Infektion mit Trichomonaden oder virale Infektionen wie Herpes genitalis können Symptome wie Juckreiz und Brennen, der Herpes auch erhebliche Schmerzen verursachen (Tabelle 1, Seite 3). Prinzipiell steht auch bei bakteriellen Infektionen der Ausfluss im Vordergrund [Petersen 2008, Mendling 2006]. Eine Infektion, deren Erreger bisher nicht bekannt ist, ist die Kolpitis plasmacellularis (siehe Fallbeispiel 2), bei der brennende Schmerzen sowie eine ausgeprägte, oft fleckförmige Rötung der Scheidenwand und massiver grün-gelblicher Fluor auftreten. Differenzialdiagnostisch ist sie von einer Trichomoniasis und einer A-Streptokokken-Kolpitis abzugrenzen [Petersen 2008]. Verhältnismäßig häufig ist die bakterielle Vaginose (eine Fehlbesiedlung, aber keine Entzündung der Scheide), die sich durch unangenehmen Geruch nach verdorbenem Fisch und eine Erhöhung des Scheiden-pH manifestiert. Im Ausstrich finden sich reichlich Schlüsselzellen (sogenannte „Clue cells“), keine Milchsäurebakterien (Laktobazillen) und massenhaft Anaerobier. Leitkeim ist Gardnerella vaginalis. Die Scheidenwand ist nicht entzündlich verändert [Mendling 2006]. Darüber hinaus stellen Dysplasien (z.B. vulväre intraepitheliale Neoplasien, Morbus Paget), Hauterkrankungen (z.B. Lichen sclerosus/planus, Psoriasis) und Allergien (z.B. fixes Arzneimittelexanthem) weitere Ursachen für Juckreiz oder Brennen im Vulvovaginalbereich dar. Tabelle 1: Ursachen für Juckreiz oder Brennen im Vulvabereich [modifiziert nach Clad 2010] Erkrankung/pathophysiologisches Geschehen im Vulvabereich Vorherrschende Symptome und Charakteristika Estrogenmangel Postmenopausal • Vornehmlich Juckreiz, Brennen nach Geschlechtsverkehr • Atrophische Kolpitis • Rezidivierende Harnwegsinfekte Unter hormoneller Antikonzeption • Typisch: persistierendes Brennen nach Pilzinfektionen Infektionen (Vulvitis/Kolpitis) Mit Candida albicans • Vornehmlich Juckreiz, Rötung im Introitus und in der Scheide, Ausfluss • Pilze stammen aus der weiblichen Darmflora Mit Staphylococcus aureus • Entzündung der äußeren Vulva, Hautrötung und -schälung • Mitunter in Verbindung mit Candida im äußeren Vulvabereich (Rhagaden) Mit Streptokokken A • Vornehmlich Brennen, Rötung im Introitus und in der Scheide • Meist Übertragung vom Rachen Kolpitis plasmacellularis • Starkes Brennen und massiver Ausfluss • Erreger unbekannt Mit Trichomonas vaginalis • Ausfluss, Brennen, Juckreiz, fischiger Geruch • Ausschließlich sexuelle Übertragung Herpes genitalis (simplex) • Brennender Schmerz, herpestypische flache, teilweise konfluierende Ulzera • Sexuelle Übertragung 2.2 Differenzialdiagnostik An erster Stelle der Diagnostik steht immer eine sorgfältige Anamnese. Die Patientinnen können ihre Beschwerden meist sehr präzise beschreiben, etwa ob Brennen oder Juckreiz vorherrscht, wo die Beschwerden vor allem lokalisiert sind und in welchem zeitlichen Ablauf sie auftreten. Die Inspektion von Vulva und Vagina mit dem Kolposkop ist oftmals zielführend bei der Diagnostik und dient der Abgrenzung zu anderen vulvovaginalen Erkrankungen. Auch die Bestimmung des vaginalen pH-Wertes (mittels Indikatorstreifen) und des vaginalen Reifungsindex (siehe Kapitel 2.1) sowie die Bestimmung der Hormonkonzentration (z.B. FSH, Estradiol) im Serum kann bei postmenopausalen Frauen zur Sicherung der Diagnose herangezogen werden (Tabelle 2, Seite 4). Zudem lassen sich je nach Ausprägung der vaginalen Atrophie mehr oder weniger Coliforme oder Enterokokken (sehr genügsame Bakterien), aber kaum Laktobazillen im Vaginalabstrich nachweisen. Bei häufigen Harnwegsinfekten kann ein zusätzlicher Uricult-Test zielführend sein. Neben den Symptomen gibt auch die Art des Vaginalausflusses Aufschluss über die Ursache einer Vaginalinfektion. Weißer, krümeliger Ausfluss ist ein Zeichen für eine Pilzinfektion, wohingegen weißer, dünnflüssiger, unangenehm riechender Ausfluss auf eine bakterielle Vaginose hindeutet. Darüber hinaus zeigt die mikroskopische Untersuchung des Vaginalabstrichs auf Leukozyten, ob eine Entzündung (Kolpitis) vorliegt oder nicht. Allerdings lassen sich die Erreger im Vaginalabstrich nicht sicher identifizieren. So gelingt es beispielsweise nur bei etwa 30% der Vaginalmykosen den Erreger durch mikroskopische Untersuchung eines Nativpräparates zu identifizieren. In Zweifelsfällen können Hefepilzinfektionen mit Hilfe zusätzlicher Untersuchungsverfahren wie dem Anlegen von Pilzkulturen bzw. von Subkulturen auf Reisagar, dem Keimschlauchtest oder biochemischen Differenzierungen nachgewiesen werden [Mendling und Seebacher 2009]. Während sich eine Aminvaginose mikroskopisch feststellen lässt, lassen sich die Erreger bakterieller Infektionen (Leukozyten im Vaginalabstrich) in der Regel nur durch eine Anzüchtung in der Bakteriologie identifizieren. Vulvovaginale Atrophie 3 Tabelle 2: Labordiagnostische Verfahren zum Nachweis einer Estrogenmangel-bedingten vulvovaginalen Atrophie [modifiziert nach Lynch 2009] Labortest Hinweis auf eine vulvovaginale Atrophie Nativpräparat vom Vaginalabstrich • Atrophisches Zellbild • Anstieg des Anteils parabasaler Zellen Serum-Hormonkonzentration (bei peri- und postmenopausalen Frauen) • Niedriger Level zirkulierender Estrogene Vaginaler pH-Wert • Anstieg des pH-Wertes (≥ 5) je nach Ausmaß der Atrophie • Atrophische Kolpitis: pH 7,0 Mikroskopie/Bakteriologie • Ausschluss von Trichomonaden • Kolpitis plasmacellularis 2.3 Bedeutung von Scheidenmilieu und pH-Wert Im Falle einer vulvovaginalen Atrophie sinkt speziell der Anteil schützender Laktobazillen, welche Milchsäure produzieren und sich dadurch selbst günstige Wachstumsbedingungen im leicht sauren pH-Bereich schaffen. Durch den Rückgang der Milchsäurebakterien-Population steigt der vaginale pH-Wert auf Werte von 5,0 bis 7,0 an. Aufgrund des geringen Glykogenangebots ergibt sich ein Wachstumsvorteil für E. coli und Enterokokken, die wie die Laktobazillen aus dem Darm stammen. Besonders anspruchslos ist E. coli. Wegen der anatomischen Nähe von Vagina und Urethra sind auch die ableitenden Harnwege einem erhöhten Risiko für eine Keimbesiedlung und Infektionen ausgesetzt. Rezidivierende Harnwegsinfekte können die Folge sein. Nicht umsonst finden sich bei Frauen mit häufigen Harnwegsinfektionen oft hohe Keimzahlen gramnegativer Bakterien in Introitus und Urethra [Petri 2001]. Häufige und/oder länger andauernde Antibiotika-Therapien tragen zusätzlich dazu bei, die natürliche Bakterienflora in Vagina und Urethra zu schädigen und fördern unter Umständen sogar das Entstehen resistenter Keime. Aus diesem Grund sollte im Rahmen der Therapie und Prophylaxe von rezidivierenden Harnwegsinfekten auch an eine Sanierung des lokalen Vaginalmilieus gedacht werden. „Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause“ [AWMFLeitlinie 2009] eine lokale vaginale Estrogentherapie, bei der eine estrogenhaltige Creme oder Vaginalzäpfchen eingesetzt werden. Wann mit einer Besserung der Beschwerden gerechnet werden kann, hängt dabei von der jeweiligen Indikation ab. Während sich eine vaginale Atrophie unter lokaler Estrogentherapie bereits nach wenigen Tagen bessert, erfordert die ausreichende Estrogenisierung im Beckenbodenbereich eine längere Behandlungsdauer [Kuhl 2006]. Bei Frauen, die wegen anderer Wechseljahresbeschwerden eine systemische Hormontherapie erhalten, kann eine zusätzliche lokale Therapie zur Behandlung vaginaler Beschwerden dann sinnvoll sein, wenn zu wenig Estrogen die Beckenbodenorgane erreicht. Dies kann insbesondere bei der Anwendung der heute üblichen niedrig dosierten Präparate der Fall sein. 3. Therapieoptionen bei vulvovaginaler Atrophie Bewährt hat sich die lokale Therapie mit dem Estrogen Estriol. Im Gegensatz zum ebenfalls lokal einsetzbaren Estradiol wirkt Estriol nur schwach estrogen und entfaltet seine Wirkung vor allem in Vagina, Introitus, Vulva und Urethra sowie in der Harnblase – und damit genau in den Problembereichen rund um die vaginale Atrophie. Estriol hat einen positiven Einfluss auf die Vaginalhaut und unterstützt die Wiederherstellung eines gut durchbluteten, eutrophen Epithels. Dieser Effekt wird seit mehr als 30 Jahren ausgenutzt [Eckert 1978, Buquoy und Schröck 1982]. Parallel zur Normalisierung des Scheidenepithels wird auch die Wiederansiedlung der physiologischen Laktobazillenflora gefördert und damit der Schutz vor Infektionen verbessert. Um einem Estrogenmangel im Urogenitaltrakt entgegenzuwirken, bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten: eine systemische oder lokale vaginale Therapie mit Estrogenen oder deren Kombination. Im Falle einer symptomatischen Vaginalatrophie als einzige Therapieindikation empfiehlt die S3-Leitlinie zur Gegenüber der systemischen Estrogentherapie ist die Lokaltherapie mit Estriol vorteilhaft, da sie überwiegend nur in den Bereichen des Urogenitaltraktes wirkt, in denen auch ein Effekt erwünscht ist. Unter dem Einfluss einer lokalen Therapie in den üblichen Tagesdosen kommt es nicht zu 4 Vulvovaginale Atrophie einer Proliferation des Endometriums [Vooijs und Geurts 1995, Lynch 2009]. Auch unerwünschte systemische Wirkungen, etwa auf das Mammagewebe, werden weitestgehend vermieden [Magnusson et al. 1999] und metabolische Effekte sind wenig ausgeprägt [Kuhl 1998]. Zudem scheint eine Lokaltherapie bei der Behandlung vaginaler Beschwer- den besonders wirksam zu sein [Sturdee und Panay 2010, Dessole et al. 2004] (Tabelle 3). Bei der Therapie einer ausgeprägten atrophischen Kolpitis mit Formulierungen für die vaginale Anwendung tritt häufig ein initiales Brennen auf. Dies kann die Compliance der Patientin beeinträchtigen, wenn der Arzt bei der Verordnung nicht darauf hinweist. Tabelle 3: Klinische Veränderungen nach sechsmonatiger vaginaler Therapie mit Estriol (Behandlungsgruppe) vs. Placebo (Kontrollgruppe) bei postmenopausalen Frauen [modifiziert nach Dessole et al. 2004] Behandlungsgruppe* (n = 44) Kontrollgruppe (n = 44) Klinische Variablen p-Wert vor Behandlung nach Behandlung vor Behandlung nach Behandlung Subjektive Beschwerden der Harninkontinenz 44 14 44 37 < 0,01 Scheidentrockenheit 44 9 44 40 < 0,001 Dyspareunie 38 9 37 38 < 0,001 Urogenitale Atrophie 44 12 44 41 < 0,01 Pathologische Bakteriurie 17 6 16 20 < 0,001 5,65 4,12 5,47 5,30 < 0,05 Vaginaler pH-Wert * Estriol verabreicht als Ovula (1 mg) einmal täglich über 2 Wochen, anschließend zweimal wöchentlich über insgesamt 6 Monate. 3.1 Kurzzeittherapie Es existieren klinische Studien bei postmenopausalen Frauen und Frauen unter hormoneller Kontrazeption, die die Wirksamkeit einer vaginalen Behandlung mit Estriol bei vaginaler Atrophie belegen [Mares et al. 2001]. In der Regel bessern sich Atrophie-bedingte Vaginalbeschwerden bereits durch eine kurzfristige lokale Behandlung mit Estriol. Binnen weniger Wochen und oftmals schon innerhalb weniger Tage haben sich nicht nur Juckreiz, Brennen und Dyspareunie deutlich verringert [Genazzani et al. 1982, Kicovic et al. 1980], auch das Scheidenmilieu hat sich zugunsten der Laktobazillen verändert [Raz und Stamm 1993] und die Anfälligkeit der Patientinnen gegenüber Harnwegsinfekten geht zurück [Pinggera et al. 2005, Raz und Stamm 1993]. Ferner ist eine Kurzzeitbehandlung (zehn Tage) mit vaginalem Estriol in einer Tagesdosis von 0,5 mg auch bei der hormonellen Aufhellungstherapie im Rahmen der Zytodiagnostik geeignet. Dies wurde unter anderem mit Vaginalzäpfchen nachgewiesen [Brandau 1983]. Atrophische Veränderungen der Scheidenhaut sowie an der Portio erschweren bei der Krebsvorsorge mitunter die Identifizierung echter Zellatypien im Abstrich. Nach einer zehntägigen Therapie mit vaginalem Estriol können unklare Zellbilder meist richtig klassifiziert werden [Nauth 1996, Buquoy und Schröck 1982, Hilgarth 1971]. Die Ergebnisse einer im Jahr 2006 publizierten CochraneAnalyse zur Wirksamkeit, Sicherheit und Akzeptanz einer lokalen vaginalen Estrogensubstitution mit den Daten von über 4.100 postmenopausalen Patientinnen bestätigen die angeführten Befunde für Estriol in den üblichen vaginalen Tagesdosen von 0,5 mg bzw. 1 mg [Suckling et al. 2006]. Beim Vergleich von Creme- und Ovula-/Zäpfchen-Formulierungen mit gleicher Wirkstoffkonzentration (applizierte Dosis 0,5 mg bzw. 1 mg pro Tag) wurden keine relevanten Unterschiede bezüglich der klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit beobachtet [Suckling et al. 2006, Kicovic et al.1980]. Vulvovaginale Atrophie 5 Auch bei jüngeren Frauen, bei denen es unter oraler Kontrazeption zu lokalem Estrogendefizit im Urogenitalbereich kommt, ist eine Kurzzeittherapie mit lokalem Estriol zur Substitution angezeigt. Wie eine Studie bei 30 jungen Patientinnen (Durchschnittsalter: 22,7 Jahre) mit rezidivierenden Harnwegsinfekten belegt, kann das Rezidivrisiko durch die tägliche vaginale Applikation von 1 mg Estriol über 14 Tage mit anschließender Erhaltungstherapie zweimal wöchentlich für weitere zwei Wochen eindrucksvoll gesenkt werden. 80% der Patientinnen blieben über 11 Monate rezidivfrei (Abbildung 6) [Pinggera et al. 2005]. 3% 17% 80% Medikation die Beschwerden meist zurückkehren. Dies verwundert nicht, denn die Ursachen für eine vulvovaginale Atrophie, nämlich der systemische Estrogenmangel bei postmenopausalen Frauen bzw. ein lokales Hormondefizit bei jüngeren Frauen unter oraler Kontrazeption, bleiben auch nach Absetzen der Behandlung bestehen. Die Langzeitbehandlung gilt als gut verträglich und sicher. Ein proliferativer Effekt auf das Endometrium ist bei einem Niedrigpotenz-Estrogen wie Estriol im Rahmen der niedrig dosierten vaginalen Anwendung nicht zu erwarten. In Studien führte das empfohlene Therapieregime weder zu einer nennenswerten Endometriumproliferation noch zu Hyperplasien oder Karzinomen [Weiderpass et al. 1999, Vooijs und Geurts 1995, Mattsson und Cullberg 1983, Babuna et al. 1982]. Zudem zeigen neuere Daten, dass das Risiko, ein Mammakarzinom zu entwickeln, unter oraler wie vaginaler Estriolanwendung über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren nicht erhöht ist [Fournier et al. 2007, Lyytinen et al. 2006, Magnusson et al. 1999]. Auch Frauen mit Zustand nach Brustkrebs, bei denen eine lokale zwölfmonatige Estrogentherapie zur Besserung der Symptome einer Scheidenatrophie durchgeführt wurde, hatten nach einem Beobachtungszeitraum von 5,5 Jahren kein erhöhtes Rezidiv- oder Mortalitätsrisiko [Dew et al. 2003]. Laut der europäischen „Core SPC for Hormone Replacement Therapy Products“ sowie der aktuellen AWMF-Leitlinie ist eine Hormontherapie bei Patientinnen nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung allerdings kontraindiziert [AWMFLeitlinie 2009, CMDh 2009]. Patientinnen ohne Rezidiv Patientinnen mit einem Rezidiv Patientinnen mit zwei Rezidiven Abbildung 6: Auftreten rezidivierender Harnwegsinfekte unter lokaler Estrioltherapie bei 30 Frauen mit lokalem Estrogendefizit unter oraler Kontrazeption [modifiziert nach Pinggera et al. 2005] 3.2 Langzeittherapie Ein guter therapeutischer Effekt bei vulvovaginaler Atrophie ist nach einer vaginalen Anwendung von Estriol in Tagesdosen von 0,5 mg als Creme oder Vaginalzäpfchen über drei Wochen zu erwarten. Um diesen Effekt zu erhalten, wird in der Praxis im Allgemeinen anschließend eine Erhaltungstherapie mit zweimal wöchentlich 0,5 mg vaginal appliziertem Estriol empfohlen, da nach Absetzen der 6 Vulvovaginale Atrophie Bei Frauen in den Wechseljahren, die wegen anderer menopausaler Begleiterscheinungen eine systemische Hormontherapie erhalten, kann bei vaginalen Beschwerden auch eine Kombinationsbehandlung aus systemischer Hormontherapie und initialer vaginaler Lokaltherapie mit Estriol sinnvoll sein [Sturdee und Panay 2010]. So kann bei handelsüblichen Präparaten der systemischen Hormonsubstitution die Dosierung so niedrig gewählt sein, dass lokale Atrophiezeichen oft nicht ausreichend beeinflusst werden. Deshalb empfiehlt sich oftmals eine zusätzliche vaginale Estrogenapplikation, um eine bessere Proliferation in der Scheide und den unteren Harnwegen zu erreichen [Birtalan 1999]. Hierbei schlägt positiv zu Buche, dass es zu keiner Kumulation bei der lokalen Therapie kommt. Fallbeispiel 1: Rezidivierende Harnwegsinfekte bei Estrogenmangel in der Postmenopause Die 69-jährige Patientin stellte sich im April 2005 wegen Juckreiz und zeitweise Brennen im Bereich des Scheideneingangs in der Praxis vor. Sie ist alleinstehend, sexuell nicht aktiv und hat bis vor einem Jahr ein orales Hormonpräparat (0,6 mg konjugierte Estrogene/5 mg Medrogeston) eingenommen. Kolposkopisch (Abbildung 1) und mikroskopisch zeigte sich das typische Bild einer atrophischen Kolpitis bei einem pH-Wert von 7,0. Nach einer zweiwöchigen Therapie mit täglicher Anwendung von Estriol-Vaginalovula (0,5 mg Estriol) war die Patientin beschwerdefrei, woraufhin die Dosierung auf ein Ovulum alle 2 Wochen herabgesetzt wurde. Im Dezember 2006 klagte die Patientin über Brennen beim Wasserlassen, besonders am Ende der Miktion, sowie Druckgefühl im Harnröhrenbereich und Trockenheit im Scheideneingang. In den sechs Monaten zuvor war sie dreimal an einem Harnwegsinfekt erkrankt. Kolposkopisch zeigten sich eine deutliche Atrophie mit durchscheinenden Gefäßen im Introitusbereich, trockene Introitushaut mit erhöhter Tupferberührungsempfindlichkeit und dünne Vaginalhaut. Im Mittelstrahlurin wurden 100.000 KBE/ml E. coli nachgewiesen. Als Therapie wurden Estriol-Vaginalovula dreimal wöchentlich sowie Estriol-Creme täglich im Introitusbereich verordnet. Der Harnwegsinfekt wurde beim Hausarzt erfolgreich oral antibiotisch behandelt. Unter der intensivierten Estriolsubstitution trat schon nach einer Woche subjektiv eine deutliche Besserung ein. Nach sechs Wochen ist die Patientin beschwerdefrei. Kolposkopisch zeigt sich die Haut im Introitus und in der Vagina gut aufgebaut (Abbildung 2) mit reichlich Fluor albus. Die Bakteriologie des Mittelstrahlurins ist unauffällig. Die Patientin wendet weiterhin dreimal wöchentlich, später zweimal wöchentlich Estriol-Vaginalovula (0,5 mg Estriol) im Rahmen einer Langzeittherapie an. Weitere Vorstellungen der Patientin, zuletzt im vergangenen Jahr, bestätigen die erfolgreiche Behandlung der vaginalen Atrophie sowie der urologischen Konsequenzen. Kommentar: Bei der hier vorgestellten Patientin kam es ohne Hormonsubstitution zu einer atrophischen Kolpitis. Eine lokale Estriolsubstitution von weniger als einmal wöchentlich verhinderte diese zwar, führte aber subjektiv und objektiv zu Trockenheitsgefühl und dünner Haut im Scheideneingang. Dies hatte eine lokale Abwehrschwäche im Bereich der Urethra zur Folge, deren Durchblutung ebenfalls estrogenabhängig ist. Bildmaterial zur Verfügung gestellt von PD Dr. med. Clad Auf der dünneren Vaginalhaut haben Laktobazillen einen Wachstumsnachteil und anspruchslosere Bakterien wie E. coli nehmen deren Platz ein. So kommt es unter Estrogenmangel zu einer erhöhten Belastung der Urethralmündung mit E. coli bei gleichzeitig lokaler Abwehrschwäche – und damit zu gehäuften Harnwegsinfekten. Durch eine lokale Estrioltherapie kann dem effektiv vorgebeugt werden. Abbildung 1: Vaginale Atrophie: Spontane Blutung auf der Portiooberfläche nach Tupferberührung Abbildung 2: Nach sechs Wochen täglicher lokaler Estriolsubstitution sehr gut aufgebaute Introitushaut Vulvovaginale Atrophie 7 Fallbeispiel 2: Anhaltende brennende Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bei einer 20-jährigen Patientin Im Dezember 2007 stellte sich die 20-jährige Patientin erstmals wegen ausgeprägter brennender Schmerzen beim Geschlechtsverkehr in der Praxis vor. Seit sechs Monaten war kein Sexualverkehr möglich. Zur Verhütung nahm die Patientin seit drei Jahren eine Mikropille (20 μg Ethinylestradiol/0,15 mg Levonorgestrel) ein und seit mehr als zwei Jahren litt sie unter Brennen im Bereich des Scheideneingangs während des Geschlechtsverkehrs. Juckreiz und vermehrter Ausfluss lagen subjektiv nicht vor. Verschiedene Therapieversuche wie etwa multiple Scheidenpilztherapien, die kurzfristige Gabe von lokalem Estriol oder die Applikation einer Creme mit Clobetasol waren bislang erfolglos. Kolposkopisch zeigt sich bei erneuter Vorstellung der Introitus gerötet (Abbildung 3), die Berührungsempfindlichkeit ist stark erhöht. Bei der Spiegeleinstellung sind ein vermehrter grün-gelblicher Ausfluss sowie eine Entzündung der Vaginalwand deutlich feststellbar. Es wird die Diagnose Kolpitis plasmacellularis gestellt (Pilzkultur negativ, kein Nachweis von Trichomonaden) und eine Therapie mit ClindamycinVaginalcreme über 12 Tage eingeleitet. Nach Beendigung der antibiotischen Therapie besteht weiterhin Brennen beim Geschlechtsverkehr. Der Introitus ist nach wie vor berührungsempfindlich, aber die massive Rötung ist verschwunden. Die Introitushaut ist dünn und relativ trocken, was am „Kleben der Introitushaut“ zu erkennen ist (Abbildung 4). Bakterien und Pilze sind mikroskopisch nicht nachweisbar. Als Therapie werden 0,5 g der 0,1%igen Vaginalcreme (entsprechen 0,5 mg Estriol) täglich im Introitusbereich verordnet. Vier Wochen später ist die Patientin beschwerdefrei und auch Sexualverkehr ist ohne die brennenden Schmerzen wieder möglich. Die kolposkopische Untersuchung zeigt eine gut aufgebaute, nicht mehr „klebende“ Introitushaut mit multiplen Hirsuties (Abbildung 5). Im Vaginalabstrich finden sich kaum Leukozyten, dagegen reichlich Epithelzellen und Laktobazillen bei einem pH-Wert von 4,5. Seit einem Jahr hat die Patientin die Mikropille wegen Kinderwunsches abgesetzt. Dyspareunie ist nicht mehr aufgetreten. Bildmaterial zur Verfügung gestellt von PD Dr. med. Clad Kommentar: Durch eine ausgeprägte Kolpitis/Vulvitis wie hier bei der Kolpitis plasmacellularis wird die Haut des Scheideneingangs dünn, was eine ausgeprägte Dyspareunie zur Folge hat. Nach Beseitigung der Kolpitis reicht der Estrogenspiegel unter oraler Antikonzeption mitunter nicht aus, um einen zufriedenstellenden Wiederaufbau der Introitushaut zu erreichen, so dass bei relativ dünnem, trockenem und klebendem Introitus die Dyspareunie bestehen bleibt. Erst die lokale Substitution mit Estriol oder das Absetzen der oralen Antikonzeption erlauben einen ausreichenden Wiederaufbau der Introitushaut, so dass Geschlechtsverkehr wieder beschwerdefrei möglich ist. Abbildung 3: Kolposkopisches Bild: Introitus bei Kolpitis plasmacellularis unter Mikropille 8 Abbildung 4: „Klebende“ Introitushaut als Zeichen einer dünnen, trockenen Haut Vulvovaginale Atrophie Abbildung 5: Nach vier Wochen täglicher Anwendung von Estriol-Creme gut aufgebaute Introitushaut und „Wiederbelebung“ der Hirsuties durch verstärkte Durchblutung 4. Fazit für die Praxis Bis zu 40% aller postmenopausalen Frauen leiden infolge des altersbedingten Abfalls des Estrogenspiegels an vaginaler Atrophie und damit assoziierten Beschwerden im Urogenitaltrakt wie beispielsweise vaginaler Trockenheit, Pruritus und Dyspareunie oder rezidivierenden Harnwegsinfekten. Doch auch jüngere Frauen, die mit niedrig dosierten Kontrazeptiva verhüten, können – wenn auch seltener – von einem lokalen Estrogenmangel im Urogenitalbereich betroffen sein, der dann wiederum zu einer Verdünnung der Introitushaut mit Dyspareunie führen kann. Die Atrophie lässt sich gegenüber Infektionen der Vagina und Vulva diagnostisch in aller Regel gut abgrenzen. Gemäß der S3-Leitlinie zur Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause wird bei der symptomatischen vulvovaginalen Atrophie eine lokale Estrogentherapie empfohlen. Aufgrund seiner pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Eigenschaften eignet sich das Estrogen Estriol besonders gut für eine lokale Applikation im Vaginalbereich. Estriol hat ein vorteilhaftes Risikoprofil, wirkt vornehmlich lokal im Genitalbereich und den ableitenden Harnwegen und löst keine systemischen Stoffwechseleffekte aus. So können Beschwerden, die auf den lokalen Estrogenmangel im Vaginaltrakt zurückzuführen sind, gezielt verbessert oder vollständig behoben werden. Üblicherweise empfiehlt sich eine intensive Kurzzeittherapie mit täglicher Anwendung von Estriol-Vaginalovula oder -creme über drei Wochen, gefolgt von einer Langzeitbehandlung mit verminderter Dosierhäufigkeit. Bei Frauen, die wegen klassischer Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schwitzen eine systemische Hormontherapie erhalten, kann eine zusätzliche lokale Therapie zur Behandlung von vaginalen Beschwerden sinnvoll sein. In den üblichen Tagesdosen wird vaginal appliziertes Estriol binnen 24 Stunden wieder eliminiert. Somit ist durch die zusätzliche lokale Estrogenisierung keine Kumulation von Estrogenen zu erwarten. 5. Literatur 1. AWMF-Leitlinie. Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause (HT). Registernr. 015/062, Entwicklungsstufe 3, Stand 09/2009 2. Babuna C, Aksu MF, Rez R. Management of lower genital tract atrophy with a vaginal cream containing estriol. In: Fioretti P, Martini L, Melis GB, Yen SSC (Eds.). The Menopause – Clinical, endocrinological and pathophysiological aspects. Serono Symposium No. 39. Academic Press London. New York, 1982, pp. 557-562 3. Birtalan I. Estring – eine neue lokale Östrogentherapie bei vaginaler und urogenitaler Atrophie. Journal für Menopause 1999;6:17-21 4. Brandau H. Bericht über die klinische Prüfung der topischen Anwendung von Östriol im Vaginalbereich mit einem Vaginalzäpfchen. 1983 5. Buqouy F Graf von, Schröck R. 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Welche der folgenden Aussagen zur Differenzialdiagnostik ist falsch? Die vulvovaginale Atrophie … a. … betrifft bis zu 40% aller postmenopausalen Frauen. b. … geht oft mit einer Veränderung der vaginalen Mikroflora einher. Die Abgrenzung einer vaginalen Atrophie gegenüber anderen vulvovaginalen Erkrankungen erfolgt mittels … a. … kolposkopischer Inspektion von Vulva und Vagina. c. … ist oft mit einem Abfall des vaginalen pH-Wertes assoziiert. b. … Serotypisierung der Keime im Scheidenabstrich. d. … kann auch junge Frauen unter oraler Kontrazeption betreffen. d. … Bestimmung des vaginalen Reifungsindex. e. … kann das Sexualleben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. 2. Welches der folgenden klinischen Zeichen ist typisch für eine vaginale Atrophie? a. Zunahme des Turgors der großen Labien c. … Bestimmung des vaginalen pH-Wertes. e. … Bestimmung der Hormonkonzentration im Serum. 6. Welche der folgenden Aussagen zu Vaginalinfektionen ist richtig? a. Weißer, krümeliger Ausfluss deutet auf eine bakterielle Infektion hin. b. Verstreichen der Rugae der Vagina b. Dünnflüssiger, unangenehm riechender Ausfluss ist ein Zeichen für eine Pilzinfektion. c. Vorliegen eines gut durchbluteten, eutrophen Scheidenepithels c. Vaginalmykosen lassen sich durch mikroskopische Untersuchung des Vaginalabstrichs sicher identifizieren. d. Grundsätzliches Fehlen von Petechien und Ekchymosen d. Eine Aminvaginose lässt sich mikroskopisch feststellen. e. Verdickung der Haut der Vulva e. Leukozyten im Vaginalabstrich schließen eine bakterielle Infektion aus. 3. Welches der folgenden Symptome ist nicht mit einer vaginalen Atrophie assoziiert? 7. Welche der folgenden Aussagen zu Therapieoptionen bei vulvovaginaler Atrophie ist falsch? a. Dyspareunie b. Ausfluss c. Trockenheit d. Multiple, flache, teilweise konfluierende Ulzera e. Vaginaler Juckreiz 4. Welche der folgenden Aussagen zu den potenziellen Erregern urogenitaler Infektionen ist richtig? a. Im Sinne der S3-Leitlinie wird bei alleinigem Auftreten einer symptomatischen Vaginalatrophie eine lokale vaginale Estrogentherapie empfohlen. b. Estriol unterstützt die Wiederherstellung eines eutrophen Epithels. c. Estriol fördert die Wiederansiedlung der physiologischen Laktobazillenflora. a. Hefepilze entstammen in der Regel der Rachenregion. d. Die Wirkung einer lokalen Estrioltherapie entfaltet sich vorwiegend in Bereichen des Urogenitaltraktes, in denen ein Effekt erwünscht ist. b. Candida-Spezies und Staphylococcus aureus können im Genitalbereich nicht gemeinsam auftreten. e. Eine lokale Estrioltherapie unterstützt die Proliferation des Endometriums. c. Die Kolpitis plasmacellularis wird durch Streptokokken A ausgelöst. d. Trichomonas vaginalis wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. e. Der Herpes genitalis zählt zu den viralen Infektionen im Vulvovaginalbereich. Vulvovaginale Atrophie 11 8. Welche der folgenden Aussagen ist falsch? Eine kurzzeitige vaginale Behandlung mit Estriol … a. … bessert Atrophie-bedingte Vaginalbeschwerden. b. … reduziert Juckreiz und Brennen. c. … verringert Dyspareunie. d. … verändert das Scheidenmilieu zugunsten koliformer Bakterien. e. … erleichtert die Klassifikation unklarer Zellbilder im Rahmen der Zytodiagnostik. 9. Welche der folgenden Aussagen zur lokalen vaginalen Estrioltherapie ist falsch? a. Die Wirksamkeit von Creme- und Ovula-/Zäpfchen-Formulierungen gleichen Wirkstoffgehalts (0,5 bzw. 1 mg) ist vergleichbar. b. Creme-Formulierungen sind häufig schlechter verträglich als Ovula-/Zäpfchen-Formulierungen. c. Durch eine vierwöchige Therapie mit 1 mg Estriol lässt sich das Auftreten rezidivierender Harnwegsinfekte bei jungen Frauen unter oraler Kontrazeption deutlich vermindern. d. Bei vulvovaginaler Atrophie ist üblicherweise spätestens nach drei Wochen ein Therapieerfolg zu erwarten. e. Bei der Erhaltungstherapie werden zweimal wöchentlich 0,5 mg Estriol vaginal appliziert. 10. Welche der folgenden Aussagen zur Langzeittherapie mit vaginalem Estriol ist richtig? a. Es kommt zu einer klinisch relevanten Endometriumproliferation. b. Das Risiko für die Entwicklung eines Mammakarzinoms erhöht sich um etwa 20%. c. Aktuelle Leitlinien empfehlen eine Hormontherapie vor allem für Frauen nach überstandener Brustkrebserkrankung. d. Eine Kombination aus systemischer Hormontherapie und vaginaler Lokaltherapie mit Estriol sollte vermieden werden. e. Durch eine vaginale Estrioltherapie zusätzlich zur systemischen Hormontherapie ist keine Kumulation von Estrogenen zu erwarten. 12 Vulvovaginale Atrophie Auswertung der Lernerfolgskontrolle des Fortbildungsmoduls Vulvovaginale Atrophie: Diagnostische Abgrenzung und Behandlungsoptionen (375301) VNR: 2760909004052040012 / Gültigkeitsdauer: 20.08.2012 – 20.08.2013 Die Beantwortung der Lernkontrollfragen ist online möglich unter: www.arztcme.de Alternativ können Sie diesen Bogen ausfüllen und an folgende Faxnummer senden: +49 (0) 180-3001783 (9 ct/min) Vergabe eines Teilnahme-Zertifikates der bayerischen Landesärztekammer: Bei 7 bis 9 richtig beantworteten Fragen erhalten Sie 2 Fortbildungspunkte, bei 10 richtig beantworteten Fragen erhalten Sie 3 Fortbildungspunkte. AD-Stempel Angaben zur Person (bitte leserlich ausfüllen): Name Vorname Straße Hausnummer PLZ Ort Antwort auf Frage 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 a b c d e Titel EFN bzw. Barcode-Aufkleber Arztstempel Erklärung: Ich versichere, dass ich die Beantwortung der Fragen selbstständig und ohne fremde Hilfe durchgeführt habe. Der Zustellung des Zertifikates durch den Sponsor stimme ich zu. Ort / Datum Unterschrift Datenschutz: Ihre Daten werden ausschließlich für die Bearbeitung dieser Fortbildungseinheit verwendet. Es erfolgt keine Speicherung der Ergebnisse über die für die Bearbeitung der Fortbildungseinheit notwendige Zeit hinaus. Die Daten werden nach Versand der Teilnahmebescheinigung anonymisiert. Namens- und Adressangaben dienen nur dem Versand der Teilnahmebescheinigung. Die Angaben zur Person dienen statistischen Zwecken und werden separat von den Adressangaben verarbeitet. IMMEDIS GMBH Servicenummer: +49 (0)180-3000759 14 Vulvovaginale Atrophie Evaluation des Fortbildungsmoduls Vulvovaginale Atrophie: Diagnostische Abgrenzung und Behandlungsoptionen (375301) VNR: 2760909004052040012 / Gültigkeitsdauer: 20.08.2012 – 20.08.2013 Diese Fortbildung wurde durch die bayerische Landesärztekammer für den Erwerb des Fortbildungszertifikates anerkannt. Bitte tragen Sie zur Qualitätssicherung der Fortbildung durch die Rückgabe des ausgefüllten Evaluationsbogens an den Veranstalter bei. Die Evaluation ist online möglich unter: www.arztcme.de Alternativ können Sie diesen Bogen ausfüllen und an folgende Faxnummer senden: +49 (0) 180-3001783 (9 ct/min) Bitte bewerten Sie nach dem Schulnoten-System (1 = ja sehr, 6 = gar nicht) A Meine Erwartungen hinsichtlich der Ziele und Themen der Fortbildung haben sich erfüllt. B Während des Durcharbeitens habe ich fachlich gelernt. C Der Text hat Relevanz für meine praktische Tätigkeit. D Die Didaktik, die Eingängigkeit und die Qualität des Textes sind sehr gut. E Gemessen am zeitlichen und organisatorischen Aufwand hat sich die Bearbeitung gelohnt. F In der Fortbildung wurde die Firmen- und Produktneutralität gewahrt. G Diese Form der Fortbildung möchte ich auch zukünftig erhalten. H Meine Fortbildungen verteilen sich prozentual wie folgt: % Kongresse, Symposien, Workshops % Internetfortbildungen % CD-Fortbildungen % Fortbildungen in schriftlicher Form Welche Aspekte wurden in dieser Fortbildung nicht oder zu wenig berücksichtigt? Welche Wünsche bleiben für künftige Fortbildungen offen? Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! 1 2 3 4 5 6 DR. KADE Pharmazeutische Fabrik GmbH R i g i s t r a ß e 2, 12277 B e r l i n T e l +49 (0)30 7 20 82-0 www.kade.de