WiSe 12/13 - Universität Bremen
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WiSe 12/13 - Universität Bremen
Erfahrungsbericht zum Erasmus-Auslandsaufenthalt am National Oceanographic Centre Southampton Vorbereitung Die ersten Schritte in der Vorbereitung, sowie die ersten Deadlines gibt es im ErasmusBewerbungsverfahren. Hier ist es sinnvoll etwas Zeitpuffer beim Einreichen der Unterlagen zu beachten, da z.B. das Onlinetool nicht immer einwandfrei funktioniert hat und sich schnell unverschuldet Verzögerungen ergeben können. Wichtig ist auch, dass die Bewerbung schriftlich UND online einzureichen war! Nach der Bewerbung und dem Auswahlverfahren lief die Meldung der Daten an die Gasthochschule automatisch und das weitere Einschreibungsverfahren an der Universität Southampton verlief selbsterklärend. Alle Fristen waren mehr als großzügig gesetzt. Eine Bewerbung oder Anmeldung in Southampton selbst musste nicht eingereicht werden. Zur Vorbereitung allgemein aber speziell zur Kurs- und Modulwahl war die Homepage der University of Southampton (http://www.southampton.ac.uk/oes) sehr hilfreich. Alle wichtigen Informationen findet man dort recht übersichtlich. Die eigene Homepage des National Oceanographic Centre Southampton (NOCS) ist hingegen für Studenten weniger informativ. Stadt Southampton ist eine Hafenstadt mit etwas über 200.000 Einwohnern in Südengland am Solent gelegen. Das Stadtbild wird zum einen durch die Studenten der zwei Universitäten, die es dort gibt und zum anderen durch den Hafen geprägt. Im Hafen werden hauptsächlich Autos verschifft, außerdem ist Southampton der Dreh- und Angelpunkt der Englischen und Europäischen Kreuzfahrt. Kein Tag, an dem kein schwimmendes Megahotel festmacht oder ablegt, auch die Queen Mary 2 ist häufig in Southampton. Es gibt relativ wenige Sehenswürdigkeiten, wie Reste der alten Stadtmauer, das Titanic-Museum und einige nette Gassen und Häuser in der Old town, sowie ein Archäologisches Museum. In der Innenstadt und den angrenzenden Shoppingcentern bekommt man alles, was das Herz begehrt. Auch ein Ikea ist in Bahnhofsnähe zu finden. In der Stadt gibt es einen großen ASDA-Supermarkt und in Portswood einen großen Sainsbury’sSupermarkt, sowie reichlich verschiedenste kleine Supermärkte. Die Supermärkte haben 7 Tage die Woche geöffnet (z.T. bis 23 Uhr). Ebenfalls in Portswood findet man viele Bars, Pubs und Clubs, hier halten sich am Abend die meisten Studenten auf, aber Achtung: häufig ist um 23:30 last order! Des Weiteren ist Southampton eine sehr grüne Stadt, im Stadtbereich gibt es mehrere Parks, der größte ist der „Southampton Common“. Ob Radfahren, Spazierengehen, Joggen, … hier ist immer etwas los. Besonders lohnt es sich eine Runde über den angrenzenden alten Friedhof zu gehen. Umgekippte und verwitterte Grabsteine, knochige Bäume und kniehohes Gras geben dem Friedhof einen besonderen Charme. Und für Titanic-Nostalgiker sind entsprechende Gräber besonders ausgeschildert und gekennzeichnet. Anreise Southampton verfügt über einen Flughafen, der hauptsächlich von Flybe bedient wird. Direktverbindungen aus Deutschland gibt es von Hannover und Düsseldorf aus. Da ich selber aus Nordrhein-Westfahlen komme, war die Direktverbindung über Düsseldorf sehr praktisch für mich. Bei rechtzeitiger Buchung kostet ein Flug inklusive Gepäck ca. 120 € (http://de.flybe.com/). Alternativ sind An- und Abreisen über London möglich. Die Verbindungen von Southampton nach London wird sowohl per Bus, als auch per Bahn, stündlich bedient, wobei das Reisen per Bus deutlich günstiger ist (ca. 8 GBP bei rechtzeitiger Buchung - http://www.nationalexpress.com/home.aspx). Auch gibt es Busverbindungen zu den verschiedenen Londoner Flughäfen und Southampton. Die Reise von London nach Deutschland mit der Bahn ist über den Europasparpreis der Deutschen Bahn (50 €) eine günstige Alternative. Für die Verbindung London – Köln sind ca. 4 Stunden zu rechnen. Unterkunft Die Universität Southampton stellt Austausch- und somit auch Erasmusstudenten keine Unterkunft zur Verfügung. Somit ist man auf den privaten und kommerziellen Wohnungsmarkt angewiesen. Das Onlineportal www.sassh.co.uk, wird durch die Uni betrieben, alle dort eingetragenen Zimmer, Häuser und Landlords sind offiziell gemeldet. Zur eigenen Nutzung wird ein Passwort benötigt, welches über das Student-Office der Uni zu bekommen ist. Über dieses Portal habe ich bereits im Vorfeld ein Zimmer in einem so genannten „shared house“ gefunden. Leider war das Zimmer selbst, das Haus und auch die Wohngegend selbst von sehr einfachem Standard und etwas herunter gekommen, das Zimmer aber auch entsprechend billig. Nach der ersten Woche habe ich mich nochmals auf die Zimmersuche begeben und diesmal über die Facebookseite der Erasmusgruppe Southampton ein Zimmer gefunden (https://www.facebook.com/groups/121138301356292/). Generell ist bei der Wohnungssuche Vorsicht geboten. Einige Studenten sind betrogen worden, haben z.B. Anzahlungen für nicht vorhandene Zimmer gemacht. Oder aber man bekommt Zimmer, die nicht den eigenen Wünschen und Standards entsprechen. Um beidem entgegen zu wirken, empfiehlt die Universität im Sommer für einige Tage nach Southampton zu kommen und vor Ort nach Zimmern zu suchen. Wer in dieser Zeit in Southampton Unterkunft sucht sei gesagt, dass es kein Hostel und keine Jugendherberge in Southampton gibt. Als Wohngegend empfehlen sich die Bereiche rund um die Avenue, zwischen Universität und Innenstadt, sowie der Ortsteil Portswood. Sollte man die Absicht haben mit dem Bus zum NOCS zu fahren, sollte vorher ein Blick auf das Liniennetz geworfen werden, da nicht alle Teile Southamptons mit dem NOCS durch das Busnetz verbunden sind! Die Mietkosten für ein WG-Zimmer inklusive aller Rechnungen betragen ca. 300 bis 350 GBP pro Monat, wobei es auch immer wieder Zimmer für 200 bis 250 GBP zu finden gibt (Achtung: Oft eine schlechte Lage oder Haus in schlechtem Zustand!). Häufig werden die Mietkosten in Wochenpreisen angegeben. Bei Zimmern, die über Agenturen vermittelt werden sind häufig noch Gebühren und Kautionen zu zahlen. Universität und Studium Das National Oceanographic Centre Southampton (NOCS) wird zum einen durch das National Environmental Research Cuncil und die University of Southampton betrieben. Es ist das größte und wichtigste Meeresforschungsinstitut in England. In Liverpool gibt es eine Zweitstelle des National Oceanographic Centres. Die Lehre ist vollständig an die University of Southampton angegliedert und beherbergt die School of Earth and Ocean Science. Die Kurse des ersten Studienjahres, sowie teilweise des zweiten Studienjahres finden am Highfield Campus (dem Hauptcampus) statt, ab dem dritten Jahr finden alle Vorlesungen, Kurse und Seminare am NOCS selbst statt, welches im Hafen von Southampton dem Dock Gate 4 liegt. Das Gebäude ist recht neu und modern ausgestattet, es stehen mehrere Computerräume, eine eigene Bibliothek zur Verfügung. Seminar- und Vorlesungsräume sind großzügig und komfortabel eingerichtet. Von allen Computern hat man mit einem eigenen Benutzerzugang Zugriff auf das Internet und den Universitätsserver mit eigenem Speicherplatz und einer großen Auswahl an Software. Ebenfalls befindet sich am NOCS eine eigene Cafeteria mit Blick auf den Hafen und wenn vor Ort, der Queen Marry 2. Die Essensauswahl der Cafeteria ist groß; von Snacks und Sandwichs über Pommes und Pizza bis hin zu vollen Mahlzeiten wird alles angeboten, wobei die Cafeteria recht teuer ist. Für eine Mahlzeit sind durchaus 4 GBP zu rechnen. Daher habe ich zuhause gekocht und etwas zu essen mitgenommen. Auch werden im Bereich der Studenten-Freizeit-Räumen eine Küche mit Mikrowelle bereitgestellt, in der mitgebrachte Mahlzeiten aufgewärmt und dann auch gerne in der Cafeteria selbst verspeist werden dürfen. Als Austausch- oder Gaststudent besucht man reguläre Kurse und Module, Unterrichtssprache ist überall Englisch. Das man an regulären Kursen teilnimmt hat zwei große Vorteile: zum einen kommt man mit den normalen Englischen Studenten in Kontakt, was soweit geht, dass ich in meinem Alltag keinen Kontakt zu anderen Erasmusstudenten hatte, da ich der einzige Austauschstudent im Bereich der Geowissenschaften war. Zum anderen hat mein ein großes Kursangebot aus dem man wählen kann. Sämtliche Kurse des NOCS aus der Geologie, der Geophysik, der Geochemie, der Ozeanographie, der marinen Biologie und dem Küsteningenieurswesen standen zur Wahl, zusätzlich gibt es die Möglichkeit aus Physik, Chemie oder der Geographie Kurse zu wählen (diese würden dann aber am Highfield-Campus stattfinden). Auch ist es möglich, Module aus den verschiedenen Studiengängen, auch den Masterkursen zu wählen. Einschränkung gibt es durch den Stundenplan und mögliche Überschneidungen, möglichen Wegzeiten zwischen Campus und NOCS (ca. 30 Minuten) und der Anrechenbarkeit. Ich selber habe Kurse aus dem zweiten und dritten Jahr besucht, sowie einen Masterkurs aus dem vierten Jahr. In wie weit mir welche Kurse später angerechnet werden, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, hoffe aber, dass alle Kurse angerechnet werden können. Die Bewertungen der einzelnen Kurse können sehr unterschiedlich sein, von Klausuren, über Hausarbeiten, Aufgaben und Zwischentests ist alles möglich und verbreitet. Auch gibt es kombinierte Bewertungen. Für Klausuren gibt es spezielle, von der Uni zugelassene Taschenrechner, die man sich aber als Gasstudent leihen kann. Auch ist es erlaubt ein Wörterbuch zu nutzen, dies muss aber vorher offiziell beantragt werden. Die Dozenten am NOCS sind sehr hilfsbereit und unterstützen, wo es ihnen möglich ist. Jede Frage wird beantwortet, egal ob persönlich oder via Mail, die meisten Dozenten kennen die Vornamen vieler Studenten und auch wenn es Probleme gibt, egal ob inhaltlich oder organisatorisch, wird meistens schnell und unkompliziert geholfen. Das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studenten ist allgemein sehr eng und persönlich, was ich als sehr angenehm und hilfreich empfunden habe. Die Organisation der Kurse, sowie Ankündigungen und Absprachen laufen hauptsächlich online über das so genannte Blackboard (https://blackboard.soton.ac.uk), dort werden auch alle Handouts zur Verfügung gestellt. Die meisten Dozenten bringen jedoch ausgedruckte Versionen mit zu den Vorlesungen und stellen diese den Studenten kostenlos zur Verfügung. Über das Onlineportal SUSSED (https://sussed.soton.ac.uk) ist der persönliche und wochenabhängige Stundenplan abzurufen und auch findet man hier offiziell alle Klausuren der verschiedenen Module der letzten Jahre, die sogenannten „past papers“. Diese bieten eine hervorragende Grundlage zur Klausurvorbereitung. ÖPNV und Verkehr Es gibt mehrere Verkehrsunternehmen, die in Southampton Busse betreiben. Leider gibt es keinen Verkehrsverbund oder ähnliches. Das bedeutet: Jedes Unternehmen/jedes Liniennetz hat seine eigenen Tickets und Tarife. Als Student bietet es sich an mit den „Uni-Link“ Bussen zu fahren, da nur diese Busse die Einrichtungen der Universität anfahren. Außerdem gibt es dort für Studenten vergünstigte Tickets. Das Drei-Monats-Ticket kostet 105 GBP, eine Einzelfahrt 2 GBP und ein Tagesticket 3 GBP. Auf der Homepage gibt es eine Übersicht über das Busnetz und die verschieden Tickets (www.unilinkbus.co.uk). Im Januar 2013 wurde ein neues Ticket eingeführt, mit dem, neben den „Uni-Link“-Bussen, auch die Busse des „Blue-Star“-Netzes genutzt werden dürfen. Eine gründliche Recherche zu den aktuellen Preisen und Angeboten ist also lohnenswert. Sämtliche Zeit-Tickets sind im Uni-Link Office auf dem Highfield Campus zu kaufen. Leider fahren die Busse nicht immer ganz pünktlich und der Fahrplan ist häufig mehr eine Empfehlung, als ein tatsächlicher Fahrplan. Da die Busse aber regelmäßig fahren, ist dies nicht weiter schlimm. Trotzdem sollte man aber, falls man pünktlich sein möchte oder muss genügend puffer einplanen. Wenn eine Linie alle 10 Minuten bedient werden sollte, kann man auch schon mal bis zu 20 Minuten auf einen Bus warten müssen. Auch hält der Bus nicht, wenn der Busfahrer seinen Bus für voll befindet. Ebenfalls ist gewöhnungsbedürftig, dass man dem Busfahrer ein Handzeichen geben muss, falls man an einer Haltestelle zusteigen möchte. Ansonsten hält der Bus nicht. Auch gibt es in den Bussen (momentan) keine Haltestellenansagen, was eine entsprechende Aufmerksamkeit des Fahrgastes verlangt. Viele Studenten nutzen zur Fortbewegung in der Stadt ein Fahrrad. Es gibt zu Beginn des Semesters eine Fahrradbörse und auch über verschiedenen Onlineportale und die Facebookseite der Erasmus-Gruppe gibt es immer wieder Gesuche und Angebote. Allerdings gibt es in Southampton relativ wenig Radwege und man ist häufig gezwungen auf der Straße zu fahren. Die meisten einheimischen Radler tragen Helm und reflektierende Kleidung. Der Vorteil liegt eindeutig in der Flexibilität. Das Busnetz verbindet nur ausgewählte Punkte und universitäre Einrichtungen, der Rest ist fußläufig nur schlecht erreichbar. Bei einem halbjährigen Aufenthalt sollte man sich aber im Vorfeld entscheiden, ob man sich ein Fahrrad oder ein Busticket anschafft. Teilweise können aber auch bei Mitbewohnern oder Vermietern Fahrräder geliehen werden. Auch hier lohnt es sich, sich eigenständig und frühzeitig über die verschiedenen und eigenen Möglichkeiten zu informieren. Freizeitangebote und Umland An Englischen Univeritäten gibt es eine besondere Tradition, die Tradition der Clubs und Societies. Für jeden Sport, jedes Hobby, jede Religion oder Kultur und für jeden Fachbereich gibt es eine entsprechende Organisation. Die Mitgliedschaft ist häufig günstig, teilweise kann man auch an Veranstaltungen teilhaben ohne Mitglied zu sein. Ein Großteil der Freizeit wird in den Clubs und Societies verbracht, den so genannten „Socials“. Ob man sich zum wöchentlichen Stammtisch trifft, zusammen kocht, einen DVD-Abend macht oder eine Kneipentour auf dem Programm steht. Aber natürlich gibt es auch inhaltliches Programm, sein es Wanderungen, Exkursionen oder der Besuch einer Kultureinrichtung. Die Societies und Clubs bieten die beste Gelegenheit andere Studenten kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Sie sind regelrechte Kontaktbörsen für Neulinge, nirgends kann man leichter Gleichgesinnte für jegliche Art von Hobby oder Interesse finden. Beim sogenannten „Bunfight“ stellen sich alle Societies und Clubs der Universität vor und werben um neue Mitglieder. Der Bunfight findet immer in der Orientierungswoche statt und ist jedem Neuling an der Uni nur ans Herz zu legen. Es lohnt sich früh zu sein und ausreichend Zeit mitzubringen, da das Angebot riesig ist. Alle Infos zu den Clubs, Societies, dem Bunfight und sonstigen Veranstaltungen der Student Union unter: www.susu.org Es gibt aber nicht nur organisierte Freizeitangebote in und um Southampton. Gerade das Umland, aber auch die gesamte Region Südenglands hat hält viele Sehnswürdigkeiten bereit, die gut von Southampton zu erreichen sind. Einzelne Informationen findet man einfach im Internet, in Reiseführern oder der Touristeninformation in Southampton (momentan in der Stadtbibliothek untergebracht). Lohnenswert sind die Isle of Wight, New Forest,.Sailsbury, Stonehenge, Winchester und Portsmouth, alles nicht mehr als eine Stunde mit Bus, Bahn und Fähre entfernt, zu äußerst erschwinglichen Preisen (oft unter 10 GBP hin und zurück). Landschaftliche Highlights wie die Isle of Wight oder der Nationalpark New Forest lohnen sich besonders im Spätsommer oder frühen Herbst, Orte wie Winchester oder Salisbury hingegen haben auch in der weihnachtlichen Beleuchtung ihre Reize und bieten äußert attraktive Weihnachtsmärkte. Auch bieten sowohl die Uni, die Erasmus-Gruppe, als auch die verschiedenen Societies immer wieder Fahrten zu diesen und anderen Zielen an. Nicht entgehen lassen sollte man sich das „Bonfire“ in Winchester, eines der größten Feuerwerke Südenglands.