Land Rover Experience Tour - Australien 2015
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Land Rover Experience Tour - Australien 2015
LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 1 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Vorwort Es war ein verregnetes Märzwochenende, als in einem ehemaligen Steinbruch bei Wülfrath, dem Land Rover Experience Center, die Endqualifikation für das große OffroadAbenteuer in Australien statt fand. Ich war dabei, um auf meinem Abenteuerblog über diese Endausscheidung zu berichten. Dabei lernte ich auch zum ersten Mal das spätere Gewinnerteam zum ersten Mal kennen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich die drei Mädels und Jungs damals schon ein wenig beneidet habe: Drei Wochen Australien, mit dem Discovery Sport durch das Outback – das wäre auch was für mich! Als dann einige Wochen später der Anruf von Land Rover kam, ob ich nicht Lust hätte, auch bei der richtigen Tour in Down Under dabei zu sein, fiel ich aus allen Wolken! Vom ersten bis zum letzten Tag würde ich Teil des Expeditionsteams sein und von unserem Abenteuer im Outback auf dem offiziellen Land Rover Experience Blog berichten - von jetzt an zählte ich die Monate, Wochen und Tage, bis es endlich losging. Wenn ich jetzt an unsere Zeit in Australien zurück denke, bekomme ich noch immer eine kleine Gänsehaut: Ich denke an zahllose Flussdurchfahrten, Dünenüberquerungen und schweißtreibende Reifenwechsel, an endlose Sandpisten und 2 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Geröllfelder. Ich träume von magischen Abenden am Lagerfeuer unter dem australischen Sternenhimmel und von dem unglaublichen Zusammenhalt in unserer Expeditionscrew. In diesem Büchlein fasse ich meine Eindrücke aus den Blogposts aus dem Outback zusammen. Ich hoffe, es bringt euch wie mich zum Träumen von unseren Landys und vom Outback – und es steigert die Vorfreunde auf die nächste Land Rover Experience Tour im Jahr 2017! So long, Euer Timo 3 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 4 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Inhalt Qualifikation und Vorbereitung Endqualifikation: Stresstest für's Offroad-Abenteuer Ausrüstung für's Outback: Unsere Packliste Von Beruf Abenteurer: Der Expeditionschef im Interview Der Weckruf des Abenteuers Woche 1 - Von Nhulunbuy bis Katherine Sandpisten im Monsunwald Alkoholkontrolle im Arnhem-Land Der Strand von Miwul „Need for Speed“ im Outback Untericht im Nirgendwo Auf den Spuren der Regenbogenschlage Woche 2 – Von Katherine bis Balgo Mit Übermut in den Daly River Pitstop auf Entdeckerspuren Im heiligen Land des Gregory National Parks „Shut up and drive with me!“ Unterwegs als Satellitenblogger 5 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Der längste Autofriedhof der Welt Im wilden Westen Australiens Woche 3: Von Balgo zum Uluru Eine Expedition am Limit Reifeprüfung in der Sanddünen Im Fokus der Kameras Von der Oase im Outback zum Uluru WE MADE IT! 6 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 29. März 2015 Stresstest für’s Offroad-Abenteuer Es ist elf Uhr abends, als es langsam ruhig wird im Zeltlager des Land Rover Experience Camps in Wülfrath. Sechzig ziemlich erschöpfte Teilnehmer liegen in ihren Schlafsäcken und träumen von ihrem großen Offroad Abenteuer in Australien, da schleichen dreißig Geländewagen im Schritttempo und ohne Licht durch den Birkenwald, in dem das Camp liegt. Von einer Sekunde auf die Andere blenden die Fernlichter der Boliden auf und ein ohrenbetäubendes Hupen dröhnt über das Gelände. Aus jedem Auto springen zwei dunkle Gestalten und 7 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 fangen an zu brüllen: „Aufstehen! Zelt abbauen und Sachen packen! SCHNELL!“. Den ganzen Tag über herrschte volle Action in diesem stillgelegten Steinbruch, den Land Rover als Trainingslager für Offroad-Abenteuer nutzt. Die sechzig Kandidaten haben sich in regionalen Vorqualifikationen für diese Endausscheidung beworben und müssen heute ihre Fähigkeiten im Offroadfahren unter Beweis stellen. Ich bin als Reporter dabei, laufe also sozusagen „außer Konkurrenz“. Egal, bei den Skills der Bewerber kann ich eh nicht mithalten. Spaß macht es definitiv, diese riesigen PSMonster über steile Steigungen, durch schlammige Teiche, über wackelige Brücken und buckelige Schlaglochpisten zu manövrieren! Vielleicht sieht man mir das auch an;-) Nachdem die Offroad-Fans Ausrüstung und Zelte verstaut haben, geht es mitten in der Nacht auf eine Art Schnitzeljagd: In kleinen Teams müssen sie mit Hilfe von GPS-Koordinaten ihren nächsten Zeltplatz finden. Dort angekommen gilt es noch, einen kleinen Offroad-Parour zu bewältigen, bevor die Zelte wieder aufgebaut werden können. Mittlerweile ist es drei Uhr morgens und die Kandidaten haben noch dreieinhalb Stunden, bevor sie am nächsten Morgen geweckt werden. Der nächste Morgen ist kalt und regnerisch, aber wir werden warm: Heute stehen unter anderem Kanuund 8 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Mountainbikerennen auf dem Programm. Schließlich wird Australien ein echtes Offroad-Abenteuer: Hier muss man nicht nur Autofahren können, sondern auch körperlich und psychisch in absoluter Top-Form sein. Bei fast jeder Prüfung Teil der Challenge: Navigation mit Papierkarten und GPS. Für die meisten Kandidaten für die Offroad-Tour in Australien sind die ganzen praktischen Prüfungen aber noch vergleichsweise einfach gegen den letzten Test an diesem Wochenende. Schließlich sind die meisten hier echte Outdoorund Offroad-Fans, topfit und mit einer Menge Erfahrung ausgestattet. Richtig nervös werden viele erst am Sonntagvormittag: Ein ausführliches Interview vor der Land Rover-Jury – und laufender Kamera, Übertragung live auf die Großbildleinwand im selben Raum. Ein echter Stresstest! 9 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Die Ausrüstung für's Outback Beim Packen für unser Abenteuer im Outback stieg die Aufregung wohl bei uns allen! So sah unsere Packliste für die Land Rover Experience Tour aus: • Packsack/Reisetasche/Rucksack (keine Koffer!) • 2 kurzärmelige Hemden von Haglöfs • 2 langärmelige Hemden von Haglöfs • 2 Hosen von Haglöfs (abzippbar, daher auch als kurze Hose zu tragen) • Unterwäsche 10 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 • Badezeug • Swag – Einmannzelt mit integrierter Matraze von ARB 4x4 Accessories • Reisehandtuch • Schlafsack von ARB 4x4 Accessories • Reisekopfkissen von Haglöfs • Trinkflasche von ARB 4x4 Accessories • Schweizer Taschenmesser / Leatherman • Buff – Halstuch von Land Rover • Cappie von Haglöfs • Sonnencreme • Sonnenbrille • Fliegenschutznetz • Ohropax • Kamera von Gopro mit Stativ • Ladegeräte und Powerbank • Musik/ Hörbücher auf dem Handy 11 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Der Boss: Interview mit Dag Rogge Dag Rogge ist der Chef-Organisator und Anführer der Land Rover Experience Tour. Seit 15 Jahren organisiert der 50jährige Wuppertaler das Offroad-Event. Bis zum Jahr 2000 arbeitete er noch als Beamter auf Lebenszeit bei der Telekom – dann wurde der Drang nach Abenteuern zu groß. Er entwickelte das Konzept für die Land Rover Experience Tour und stampfte innerhalb von zwei Monaten die erste Tour in Jordanien aus dem Boden. Zehn weitere Touren führte Dag seitdem durch Länder wie Namibia, Argentinien, Kanada, Bolivien und zuletzt über die Seidenstraße quer durch Asien. 12 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Zu Beginn der aktuellen Land Rover Experience Tour in Australien erzählt Dag von seinen Anfängen als ProfiAbenteurer, er berichtet von der Planung des OffroadAbenteuers im australischen Outback und warum seiner Meinung nach so viele Menschen auf der Suche nach dem ultimativen Abenteuer sind: Du bist von Beruf „Abenteurer“ – wie wird man das? Wann hast du deine ersten Schritte als Abenteurer unternommen und wie sahen die aus? Dag: Das erste Abenteuer war alleine auf meinen zwei Beinen zu stehen – in diesem Moment habe ich erkannt das das ganze Leben ein einziges Abenteuer ist. Leider oder Gott sei Dank kann ich mich nicht mehr an jedes einzelne Abenteuer erinnern – ich lebe jeden Tag nach dem Motto: One Life – live it! Damit wird jeder Tag für mich zu einem Abenteuer. Wie bin ich der Abenteurer geworden der ich heute bin? Ich habe mich in einem Land Rover mit dem einem nicht heilbaren Abenteuervirus angesteckt und war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wir teilen ja unsere Leidenschaft für verrückte Abenteuer aller Art. Ein Unterschied ist, dass du schon deutlich länger dabei bist, als ich. Wird man nicht irgendwann „abenteuermüde“? Wenn man mit dem Abenteuervirus infiziert ist, muss man mit der Nebenwirkung Abenteuersüchtig zu sein leben. Wie heißt ein 13 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 James Bond so schön: Die Welt ist nicht genug – dem Abenteuer müde werde ich nicht! Für jede Land Rover Experience Tour bewerben sich Zigtausend Kandidaten. Warum wollen sich deiner Meinung nach heutzutage so viele Menschen solchen Strapazen aussetzen? Ich glaube nicht, dass es um Strapazen geht, meiner Meinung nach suchen die Menschen etwas anderes: Es geht ums Ausbrechen aus dem Alltag, auf eine abenteuerliche Art andere Länder und Kulturen kennen lernen. Genau dafür steht die Marke Land Rover. Wie wir so gerne sagen: Abenteuer liegt in unserer DNA. Ich war ja auch im Frühjahr in Wülfrath beim Qualifikations-Camp für Australien dabei. Welche Eigenschaften waren euch bei der Auswahl der Teilnehmer besonders wichtig? Bei der Auswahl geht es nicht um einzelne Eigenschaften, sondern um das Gesamtbild. Die Qualifikation besteht aus unglaublich vielen Bewertungskriterien. Wenn man mich persönlich danach fragt was das Wichtigste ist wäre meine Antwort: Teamfähigkeit. Worauf freust du dich bei dem Offroad-Abenteuer in Australien besonders? Und auf welche Schwierigkeiten 14 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 müssen wir uns unterwegs einstellen? Ich freue mich auf Australien wie auf jede der vorangegangen Touren – es ist immer wieder ein unvergessliches Erlebnis, neue Länder, fremde Kulturen und verschiedenste Charaktere kennenzulernen. Schwierigkeiten? Für uns gibt es nur Herausforderungen und die lassen wir auf uns zukommen. Um diese zu bewältigen sind wir ein über die Jahre gewachsenes starkes Team. Was war die größte Herausforderung bei der Planung der Land Rover Experience Tour in Australien? Die größte Herausforderung war die Logistik. Dieses unendlich groß erscheinende Land mit seiner atemberaubenden Kultur hat uns logistisch schon auf den Prüfstand gestellt. Da man in Australien oft vergessen hat Städte zu bauen, müssen wir in der Regel für den kompletten Konvoi Vorräte wie Wasser, Diesel und Verpflegung für einen längeren Zeitraum transportieren. Da der Platz in unseren Fahrzeugen sehr limitiert ist, mussten wir erstmalig auf einen Servicetruck zurückgreifen. Du bist mit der Land Rover Experience Tour schon auf fast der ganzen Welt unterwegs gewesen, mit Australien wirst du jetzt auch den letzten übrigen Kontinent entdecken. Gibt es überhaupt noch Ziele, von denen du träumst? Und gibt es schon Ideen für die nächste Experience Tour? 15 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Natürlich hat man immer noch Ziele im Kopf, aber du hast Recht, die Welt wird mit jeder Tour kleiner. Bedingt durch immer größer werdende Krisenherde in der Welt bleiben uns viele interessante Länder und Kulturen verwehrt. Konkrete Ideen für die nächste Tour gibt es bereits. Da spannst du uns also noch auf die Folter – ich bin gespannt auf dein nächstes Offroad-Abenteuer! 16 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 18. Oktober 2015 Der Weckruf des Abenteuers Die Sonne taucht das Meer in ein rötliches Licht, während die Teilnehmer der Land Rover Experience Tour 2015 in Australien sich am Bug unseres kleinen Ausflugsdampfers versammelt haben. Die sechs glücklichen Gewinner sind bester Laune, sie kennen sich schon von der Endqualifikation im Frühling in Wülfrath und stoßen jetzt mit Bier auf ihr kommendes Abenteuer an. Steffen und Kerstin waren schon einmal in Australien und befeuern mit ihren Anekdoten die Vorfreude in der Gruppe noch zusätzlich. 17 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Es ist der Auftakt zu diesem verrückten Abenteuer im australischen Outback. Unter dem Sonnenuntergang liegt eine große Portion Abenteuerlust in der Luft und keinem an Bord unseres Fluges nach Nhulunbuy zum Ausgangspunkt der Tour ist die Müdigkeit nach eineinhalb Tagen Anreise anzumerken – wir sind alle viel zu aufgeregt. Zum Glück waren Service und Komfort im Flieger von Singapore Airlines große Klasse, so hielten sich die Strapazen bei den langen Flügen noch in Grenzen. Es ist aber auch wichtig, dass alle fit sind für das Abenteuer: Neben der Teilnehmer-Crew sind mehrere Journalisten und ein Fernseh-Team an Bord, das eine dreiteilige Doku-Serie für den Fernsehsender DMAX produzieren wird. Diana, Meike, Kerstin, Steffen, Marc und Kai-Uwe können sich jetzt schon einmal daran gewöhnen, was ihnen in den nächsten Wochen bevorsteht: Die Reporter gehen auf Tuchfühlung, die Kameras ticken im Sekundentakt und immer wieder bittet ein Fotograf die Teilnehmer darum, sich in Pose zu werfen. Und so sind die sechs am Ende ihres ersten Abends in Australien dann doch ein bisschen erleichtert, als sie irgendwann in ihre Nachtruhe geschickt werden. Ein Weckruf ist um halb sechs am frühen Morgen organisiert – und dann geht’s ab – mit Land Rover ins Outback! 18 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 19 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 19. Oktober 2015 Sandpisten im Monsunwald Noch nicht einmal eine Stunde waren wir unterwegs, da gab es gleich die erste Herausforderung der Land Rover Experience Tour 2015 – der Wagen von Marc und Meike hat sich einen Nagel in den Reifen gefahren. In Situationen wie diesen ist vor allem ein Mann gefragt: Expeditionschef Dag Rogge! Er steigt aus seinem Fahrzeug und hat das Problem innerhalb von Minuten gelöst – mit Hilfe von Marc und Meike flickt er den Reifen und die Tour kann weitergehen. 20 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Unsere Route führt durch die Monsunwälder ganz im Nordosten des Northern Territory. In dieser Gegend leben fast ausschließlich Aborigines. Wenn die Monsunzeit vorbei ist, brennen sie den Eukalyptuswald ab und verhindern so ungewollte Waldbrände in der Trockenperiode. Wir sind genau zu dieser absolut niederschlagsfreien Jahreszeit hier unterwegs und müssen uns deshalb mit den Discovery Sport und Discovery Fahrzeugen über staubtrockene Sandpisten kämpfen. Lange Zeit meistern wir und unsere Off-Road-Autos diese Herausforderung sehr gut, doch irgendwann kommt unser Konvoi mitten im Wald zum Stehen. Über Funk hören wir, dass sich der Wagen von zwei Journalisten, die die Tour begleiten, festgefahren hat – nichts geht mehr. Alle steigen aus und schauen sich das Problem an: Das Auto steckt in einer Kurve fest, in der neben dem feinen und knietiefen Sand auch noch ein armdicker Ast quer über der Fahrbahn liegt. Der erste Versuch, den Wagen einfach mit vereinten Kräften anzuschieben, scheitert leider: Die australische Sommersonne brennt jetzt schon seit Stunden auf die Karosserie, auf ihr könnte man Spiegeleier brennen. Einige Expeditionsteilnehmer kommen jetzt mit Schaufeln aus ihren Autos, andere suchen in der Umgebung nach Fallholz, mit dem wir die Reifen unterfüttern und ihnen so mehr Grip verschaffen können. Und unsere neue Taktik funktioniert deutlich besser: Es dauert nicht lange, bis der „Disco“, wie wir den Discovery Sport hier schon liebevoll nennen, einen Satz macht, eine meterhohe Staubwolke in den Himmel wirft und sich dabei aus dem Sandloch katapultiert. Der Nagel und der 21 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 tiefe Sand sollen unsere einzigen Hindernisse am ersten Tag im Outback bleiben. Am frühen Abend kommen wir an unserem Lagerplatz bei Camp Bawaka an, stecken unsere Zelte zusammen und häufen Brennholz für das Lagerfeuer auf. Als gerade die Sonne über dem Eukalyptuswald versinken will, steht plötzlich eine Gruppe junger Aborigines aus der Nachbarschaft vor uns. Die jungen Männer wollen uns kennen lernen und nach den Traditionen ihrer Vorfahren willkommen heißen: Sie setzen mit ihren Didgeridoos zu einem kleinen Abendkonzert am Lagerfeuer an. Während die jungen Männer tanzen und ihre jahrtausendealten Lieder singen, zieht langsam der Mond auf und immer mehr Sterne beginnen, über unserem Lager zu funkeln. Bei einem gemeinsamen Essen mit lokalen Speisen vom Grill lassen wir den Abend ausklingen, bevor wir später in der Nacht erschöpft und überwältigt in unsere Zelte kriechen. Beim Einschlafen gibt es wohl keinen von uns, der nicht mit ein bisschen Ehrfurcht an diesen Abend und die nächsten Wochen denkt: Was mag dieser Kontinent mit seinen uralten Kulturen und unterschiedlichsten Bewohnern noch alles für uns bereit halten? 22 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 20. Oktober 2015 Alkoholkontrolle im Arnhem-Land Nach knapp zweistündiger Fahrt über rote Schotterpisten biegen wir ab, um die einzige Tankstelle weit und breit anzusteuern. Wir wollen noch einmal unsere Tanks füllen, bevor es tief in die Weite des Arnhem-Landes geht. Bislang sind uns genau zwei Fahrzeuge entgegengekommen, aus denen wir beide Mal erstaunt beäugt wurden, bevor die australischen Fahrer uns freundlich grüßten. Die nächste Begegnung im Monsunwald des Northern Territory ist allerdings eine besondere: Auf dem Dach des weißen 23 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Geländewagens funkelt Blaulicht, die Sirene schrillt und die fette Aufschrift „POLICE“ leuchtet uns entgegen. Ein einziger Polizist bringt unseren gesamten Konvoi hier im Nirgendwo zum Stehen: Alkoholkontrolle. Den Anfang machen zwei Journalisten, die unsere Tour begleiten: Denise sitzt gerade neben Michael am Steuer des ersten Wagens und wir sind nicht überrascht, dass ihr Atemalkoholwert saubere 0,0 Promille beträgt – die Land Rover Experience respektiert selbstverständlich die lokalen Regeln, die hier im Arnhem-Land besonders strikt sind, was Alkohol angeht: Schon der Besitz ist streng verboten. Das Gebiet befindet sich im Besitz der Aborigines, die nach Jahrtausenden ohne jeden Kontakt zur Außenwelt und damit auch Alkohol die "Droge des Weißen Mannes" nicht vertragen. Der Polizist ist von unserer alkoholfreien Fahrt jedoch noch nicht wirklich überzeugt und läuft weiter zum zweiten Wagen, wo Kai-Uwe hinterm Lenkrad sitzt. Auch hier: 0,0 Promille. Jetzt schaltet sich Karin ein, unsere Begleitung von „Tourism Northern Territory“. Sie erklärt dem Polizisten unser Projekt und betont, dass eine längere Unterbrechung hier unseren kompletten Zeitplan durcheinander werfen würde. Schließlich lenkt der gute Mann ein und lässt uns weiterfahren. Kurze Zeit später erreichen wir die „Tankstelle“ – eine einzelne Zapfsäule am Rande eines winzigen Dörfchens. Leider passt der Einfüllstutzen nicht ganz in unsere Tankdeckel – wir sind gezwungen, ihn so nah wie möglich an die Öffnung zu halten 24 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 und den Diesel fast tropfenweise in den Tank laufen zu lassen. Bei zwanzig Fahrzeugen dauert das und wir legen eine weitere ungewollte Pause in der Mittagshitze Australiens ein. Als es endlich weitergeht, merken wir schnell, dass der Wald um uns dichter wird und die „Straße“ enger und enger. Immer wieder werden wir jetzt Zeugen der Brandrodungen durch die Aborigines, deren Spuren wir schon gestern beobachten konnten: Das Feuer läuft fast parallel zu unserem Konvoi durch den Wald und begleitet uns fast bis zu unserer heutigen Endstation. Nur noch durch einen Fluss vom Feuer getrennt, schlagen wir unser Nachtlager direkt am Koolatong River auf. 25 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 21. Oktober 2015 Der Strand von Miwul Nach neun Stunden abenteuerlicher Fahrt biegen wir um die letzte Kurve für heute. Nur noch wenige Meter sind es jetzt bis nach Miwul, einem Aborigine-Ort, an dessen Strand wir heute unser Nachtlager aufschlagen. Schon aus der Entfernung können wir Henry erkennen, der im Schatten der kleinen, grünen Baumkrone an einem sonst kahlen Baumstamm lehnt und auf uns wartet. Der weißbärtige Dorfälteste ist der Besitzer des Strandes und für heute Nacht unser Gastgeber. Er berichtet, dass er schon seit 26 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 einigen Stunden hier sitzt und auf unseren Konvoi wartet – eine Handyverbindung, über die wir unsere genaue Ankunftszeit hätten ankündigen können, haben wir schon seit Tagen nicht mehr. Der nächste Funkturm ist hunderte von Kilometern entfernt. Die 150 Kilometer der heutigen Tagesetappe waren abenteuerlich und stellten sowohl unsere Fahrzeuge als auch das Team auf die Probe: Wir sind tief im Arnhem-Land, dem Territorium der Aborigines unterwegs – richtige Infrastruktur gibt es nicht. Die „Straßen“ sind zum Teil seit längerem nicht benutzt worden, immer wieder muss unser Konvoi stoppen, damit wir den zugewucherten Weg frei legen können. Der lange und schwere Versorgungstruck verliert auf der Strecke den Anschluss und wir hoffen, dass er irgendwann im Laufe der Nacht unser Camp erreicht. Für Camp-Besitzer Henry ist heute ein besonderer Tag: Erst vor kurzem hat er die Verhandlungen mit dem Northern Land Council (Verwaltung des Arnhem-Landes) abgeschlossen, in denen beschlossen wurde, dass sein Strand ab sofort Touristen beherbergen darf. "Ihr seid meine ersten Gäste" sagt er und führt uns stolz zum ersten sichtbaren Zeichen des vorsichtig aufkeimenden Tourismus in der Gegend: das Toilettenhäuschen. Wir haben den ganzen Tag über kein einziges Gebäude gesehen und sind uns absolut einig mit dem alten Chef der Aborigines: Die kleine Wellblechhütte ist ein echter Palast! :) Tourismus ist im Arnhem-Land bislang so gut wie gar nicht 27 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 bekannt. Wer das Land der Ureinwohner Australiens betreten möchte, musste sich bislang mühsam und Monate im Voraus kostenpflichtige Genehmigungen organisieren, die längst nicht in jedem Fall erteilt werden. Die Einnahmen für diese Permits sollen den Aborigine-Clans als Einnahmequelle dienen. Trotzdem möchte Henry heute Abend noch eine zusätzliche Bezahlung: Zwei Kanister V-Shell-Diesel und zwei Schachteln Zigaretten verlangt er dafür, dass die Land Rover Experience Tour bei ihm sein Lager aufschlagen kann. Den Diesel saugt er mit dem Mund und einem Schlauch direkt aus unseren Versorgungskanistern auf dem Dachgepäckträger. Für die Zigaretten müssen wir ein Team in den nächsten Ort schicken. Dorthin müssten wir aber ohnehin: Unsere gesamten Essensvorräte sind im Versorgungstruck, der sich noch immer seinen Weg durch das Outback kämpft. So bleibt die Küche heute kalt – einige Brote, Käse und Fisch aus der Dose müssen reichen. In der Umgebung sammeln wir trockenes Holz und entfachen damit ein Lagerfeuer. Außer seinem flackernden Schein beleuchten einzig ein halber Mond und die Sterne unser Abendessen – die improvisierten Stullen schmecken hervorragend nach Abenteuer. 28 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 22. Oktober 2015 "Need for Speed" im Outback Niedrige Bäume, Büsche und Unmengen an Termitenhügeln fliegen an meinem Seitenfenster vorbei, wir weichen größeren Steinen, Zweigen und Ästen aus und ich muss mich richtig festhalten, so sehr werde ich auf dem Beifahrersitz unseres Discovery Sport durchgerüttelt. Wir befinden uns am Rande einer meterhohen Staubwolke, die der Wagen vor uns aufwirbelt. Heute sitze ich bei Steffen im Auto und möchte sehen, wie sich einer der sechs Gewinner der Qualifikation zur Land Rover Experience Tour 2015 hinterm Steuer schlägt. Das Terrain ist 29 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 anspruchsvoll: Wir müssen viele Bäche, Flüsse und Gräben durchqueren, die Bäume stehen dicht am Fahrbahnrand und immer wieder gilt es Felsen zu umfahren. Unser Konvoi wird angeführt von Lead Instructor Stefan, der die Fähigkeiten von Fahrzeugen und Team wohl auf Herz und Nieren testen zu wollen scheint; jedenfalls legt er ein atemberaubendes Tempo vor. Unser Team hat eine klare Aufgabenverteilung an Bord: Als Beifahrer tippe ich laufend neue Koordinaten ins Navigationssystem ein, damit wir nicht die Orientierung verlieren, sollte der Kontakt abreißen. Parallel dazu konzentriert sich Steffen voll auf die Piste und die Staubwolke vor uns. Wir dürfen nicht zu dicht auffahren, weil in der Staubwolke die Sicht gegen Null geht. Aber wir wollen auch auf keinen Fall den Kontakt zum Wagen vor uns verlieren, weil wir uns sonst auf eigene Faust durch diese unwirklich wirkende TermitenhügelLandschaft navigieren müssten. Plötzlich wird die Staubwolke noch größer! Wir können gerade so erkennen, wie sich der Wagen vor uns immer tiefer in den Sand gräbt und langsamer wird. „Der fährt sich fest!“, ruft Steffen, „Wenn ich jetzt anhalte, dann stecken wir auch im Sand!“. Ich kralle mich an meinem Sitz fest und gebe ihm in Gedanken Recht: Stehenbleiben wäre jetzt fatal. Noch während ich das denke, reißt Steffen beherzt den Lenker herum und wir schießen über die Sanddüne, die unsere Fahrbahn begrenzt. Ein Überholmanöver auf der Sandpiste! Ich fühle mich wie im 30 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Computerspiel "Need for Speed", sogar die Landschaft könnte von einem Spiel-Designer erdacht worden sein. Das fest steckende Auto vor uns trennen nur knappe zwei Meter von einem dichten Gebüsch. Das ist die Lücke, die Steffen treffen muss. Ich halte den Atem an und die Sekunden fühlen sich an wie Minuten. Steffen dagegen bleibt cool und hält unseren Discovery Sport genau auf der Optimallinie. Jetzt gilt es nur noch zurück über die kleine Sanddüne auf den Fahrstreifen zu gelangen. Vor uns versperrt schon der nächste dürre Baum den Weg. Wieder reißt Steffen das Lenkrad herum, diesmal in die andere Richtung. Wir haben bei dem Manöver zum Glück kaum an Geschwindigkeit verloren, sodass wir zurück im „Sandkasten“ weiterfahren können. Unser Heck bricht noch ein kleines Stück aus, bevor Steffen den Wagen wieder kontrolliert in der Spur hält. Wir brüllen uns gegenseitig an – Steffen vor Stolz, ich vor Freude. Das Fahrtraining der letzten Tage im Outback scheint seinen Zweck erfüllt zu haben – diese Aktion hätte auch ein professioneller Rallye-Fahrer kaum besser meistern können. Nach knappen 30 Sekunden ist die ganze Aktion gelaufen. „Funk mal den Stefan an. Das Auto müssen wir gemeinsam aus dem Sand ziehen“, sagt Steffen und wischt sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn. Ich glaube, er fragt sich gerade selber, wie er das so gut hin bekommen hat. 31 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 23. Oktober 2015 Unterricht im Nirgendwo Begeistert winkt der kleine Jack in die Kamera, nur um dann schnell wieder nach unten auf seine Tastatur zu blicken. „Have you seen crocs?“ blinkt eine Sekunde später in unserem Messenger-Fenster auf. Wir sitzen in der „School of the Air“ in Katherine und empfangen die Nachrichten und das Bild des 8jährigen über das Internet. Der Kleine scheint sich zu freuen, mit unserer großen Besuchergruppe der Experience Tour auch endlich mal andere Gesichter zu sehen. In der „School of the Air“ werden die Kinder unterrichtet, deren 32 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Familien zu weit abseits wohnen, um eine reguläre Schule zu besuchen. Zur Zeit gibt es davon 220. Ihre Eltern sind in der Regel Viehzüchter und besitzen Farmen, die gut und gerne die Größe des Staates Luxemburgs erreichen, also etwa 2.500 km². Die Farmer sorgen für zehntausende Rinder und führen ein Leben weitab der Zivilisation. Menschen gibt es hier im Northern Territory verhältnismäßig wenig: Auf einer Fläche, die um ein Vielfaches größer ist als Deutschland, leben weit verstreut kaum mehr als 200.000 Einwohner. Katherine, der Sitz der „School of the Air“, ist mit gerade einmal 8.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt des australischen Bundesstaates. Von außen wirkt das Gebäude der Schule wie ein ganz normale Einrichtung, von innen allerdings merkt man, dass etwas fehlt: Es gibt kein Kinderlachen, niemand kreischt oder streitet sich – es tummeln sich nur eine Handvoll Lehrer in den Gängen, in denen Regale mit Schulbüchern bis zur Decke reichen. Den kleinen Jack „treffen“ wir im Klassenraum der Schule: Hier steht nur ein Schreibtisch, an dem die Klassenlehrerin an ihrem Computer sitzt – sonst ist der Raum leer. Das Leben spielt sich auf ihrem Bildschirm ab und an einer weißen Wand am Kopf des Raumes – hierhin wirft ein Beamer die Nachrichten und Videostreams der Kinder. Ein Fenster auf dem Bildschirm zeigt normalerweise aktuelle Unterrichtsmaterialien, die die Lehrerin in die Kamera hält; heute zeigt es uns, die Besucher aus anderen Ländern. Aber natürlich geht es auch um unsere außergewöhnliche 33 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Expedition durch die Heimat der Kinder. Besonders beeindruckt sind sie von der Live-Schaltung nach draußen auf dem Parkplatz: Meike führt hier unsere Discovery-Sport-Flotte vor. Eine lange Reihe von „WOW“-Bekundungen taucht im ChatFenster der „School of the Air“ auf und nicht nur der kleine Jack scheint jetzt zu wissen, mit welchem Auto er später einmal auf der Farm seines Vaters unterwegs sein möchte. 34 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 24. Oktober 2015 Auf den Spuren der Regenbogenschlange (Tagebucheintrag von Tourteilnehmerin Meike Schneider) Nach nur einer Woche „on the road“ haben wir schon ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu vielen Mitreisenden aufgebaut. Schließlich ist es spannend zu erfahren, wo alle herkommen und was sie motiviert, bei der Land Rover Experience Tour hier in Australien mitzufahren – sehr gut verstehe ich mich beispielsweise mit dem italienischen Teilnehmer Alessio aus der Nähe von Udine. 35 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Ein ebenso besonderes Verhältnis haben die Aborigines zu ihrem Land. Während wir Europäer viel Wert darauf legen, dass uns ein Fleckchen Land gehört, haben die Ureinwohner Australiens die Auffassung, dass sie dem Land gehören – und nicht umgekehrt. Sie sind Teil der beeindruckenden Natur, die für uns in der Katherine Gorge sichtbar wird. Der Canyon besteht aus 13 verschiedenen Armen, die durch den Katherine River miteinander verbunden sind. Einige dieser bis zu fünfzig Meter tiefen Schluchten sind für die Aborigines heilig – und damit verbotenes Terrain für sie. Sie selbst besuchen dieses wunderbare Stück Natur nicht – erlauben es aber uns Touristen, diese mystischen Plätze zu betreten. Ihr Glaube besagt, dass die große Regenbogenschlange sich hier niedergelassen hat und so die tiefen Schluchten erschaffen hat. Und so fahren wir am Abschlussabend der ersten Woche mit insgesamt drei verschiedenen Booten durch drei der Canyons. Der Wasserstand hat seinen absoluten Tiefpunkt erreicht. Die Regenzeit steht kurz bevor, weshalb der Fluss so wenig Wasser führt, dass eine Durchfahrt nicht möglich ist. Wir steigen von Boot zu Boot und genießen den Ausblick auf Millionen Jahre alte Gesteinsschichten im Canyon. Bei Einbruch der Dunkelheit offenbart sich uns ein Naturschauspiel der besonderen Art: Tausende, nein, zehntausende Flughunde und Fledermäuse kommen aus ihren Höhlen und fliegen in großen Schwärmen über das Boot, direkt über unsere Köpfe hinweg. Erst nach fast einer Stunde ist die 36 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Flugshow im Katherine Gorge Canyon vorbei. Ich frage mich, wie viele es wohl tatsächlich gewesen sind – unglaublich beeindruckend! Bei so viel Natur-Entertainment tritt das leckere Essen an Bord und die Verabschiedung lieb gewonnener Mit-Teilnehmer und Journalisten fast in den Hintergrund. Sie begleiteten uns nur während der ersten Etappe - ab jetzt sind wir ohne internationale Teilnehmer und mit anderen Journalisten unterwegs. Aber Alessio, der Teilnehmer aus Italien, erinnert mich an den eigentlichen Grund unserer „Abschlussfahrt“: Er notiert mir seine E-Mail-Adresse und wir befreunden uns auf Facebook. So können wir in Kontakt bleiben, auch nach unserem Abenteuer hier in Australien, das wir wohl nie mehr vergessen werden. 37 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 38 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 26. Okotber 2015 Mit Übermut in den Daly River Wenn unser Konvoi zum Stehen kommt, kann das in der Regel nur eins bedeuten: Es steht eine komplizierte Situation bevor. In diesem Fall ist es der Daly River, der unsere Sandpiste kreuzt. Wir befinden uns im Krokodilgebiet, deshalb sind Flussdurchquerungen hier im Outback immer besonders spannend. Wer da im Wasser liegen bleibt, hat ein Problem. Ich sitze heute auf der Rückbank von Gewinnerteam Meike und Kai-Uwe, die 43-jährige Stuttgarterin sitzt am Steuer unseres Discovery Sport. Es ist nicht der erste Fluss, den es auf der 39 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 aktuellen Land Rover Experience Tour zu durchqueren gilt – das ist eine Routineaufgabe für die mittlerweile erfahrenen Fahrer. „Jetzt haben wir ein bisschen Spaß!“, sagt Meike, gibt Gas und braust in den Daly River. Riesige Fontänen schießen in die Luft, doch schon nach wenigen Metern wird das Wasser tiefer. Der Fluss verpasst unserer Wagenfront eine Komplettwäsche bis über die Motorhaube zur Windschutzscheibe. Wir lassen uns davon nicht beirren und fahren zügig weiter ans Ufer, wo wir auf die restlichen Fahrzeuge unseres Konvois warten, die nach und nach ebenfalls problemlos den Fluss passieren. Dass wir leider doch ein Problem haben, zeigt sich erst, als die Weiterfahrt ansteht. Meike kann den Wagen ganz normal starten; als sie jedoch den Gang einlegt, wird der Motor sofort langsam und geht schließlich aus. Sie versucht es nochmal, wieder dasselbe Spiel. Auch beim dritten Versuch: Nichts. Jetzt kommt die große Stunde von Oliver, dem Cheftechniker unserer Expedition. Zum Glück ist er in unserem Konvoi unterwegs und damit schnell bei uns. „Das kann eigentlich nur der Luftfilter sein, der Wasser gezogen hat“, sagt er, während er die Motorhaube öffnet. Er schraubt den Filter aus seiner Verankerung hat schon einen Verdacht: Die Lamellen sind komplett durchnässt, hier kommt keine Luft mehr durch. Oliver drückt Meike den Filter in die Hand, die jetzt versucht, ihn mit Druckluft zu trocknen. Doch einige Minuten später muss sie aufgeben: Der Filter hat einfach zu viel Wasser gezogen und ist hinüber. „Kein Problem, ich habe Ersatzfilter im Kofferraum.“, 40 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 beruhigt der Cheftechniker. Beifahrer Kai-Uwe hat in der Zwischenzeit ein weiteres Missgeschick festgestellt: Das Nummernschild fehlt! Er sieht es im seichten Flusswasser treiben, aber ohne schützendes Fahrzeug in den Fluss voller Krokodile? Die können sich hier leicht anschleichen und zuschnappen. Wir checken die Lage: Es sind keine Reptilien in Sicht. Blitzschnell fischt Kai-Uwe das Nummernschild aus dem Wasser und macht sich gleich daran, die Aluminiumplatte wieder anzuschrauben. Während Oliver das Ersatzteil aus seinem mobilen Lager heraussucht, denkt Meike über ihre Flussdurchfahrt nach: „Anfangs war ich immer so vorsichtig und der Discovery Sport hat alles ganz easy mitgemacht – jetzt bin ich wohl übermütig geworden und habe zu viel Gas gegeben.“ Eigentlich weiß die Unternehmerin, dass man bei Wasserfahrten nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren sollte. „Aber ich wollte dem Fotografen auch mal was bieten!“, sagt sie, grinst und geht Oliver zur Hand, der gerade den nagelneuen Filter wieder einbaut. Es dauert nicht lange, bis die beiden fertig sind, dann klappt der Cheftechniker die Motorhaube zu und gibt ihr noch zwei Klopfer mit der flachen Hand: „Es kann weitergehen!“ Oder wie die Australier sagen: "No worries, mate!" 41 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 27. Oktober 2015 Pitstop auf Entdecker-Spuren Len Beadell war nicht nur der letzte echte Entdecker Australiens, sondern auch ein wahrer Romantiker. Als er in den fünfziger Jahren mit seinem Land Rover Defender unterwegs war, um die letzten weißen Flecken Australiens im Northern Territory zu erforschen, benannte er alles mögliche nach seiner Frau Victoria. Wir haben in den letzten Stunden den Victoria River passiert und sind unterwegs auf dem Victoria Highway, dessen Grundstein Beadell auf dem Weg ins Outback legte. An einem Road House im Nirgendwo des australischen 42 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Outbacks begegnen wir den Nachfahren eben jenes Len Beadell. Es trägt den Namen – wen wundert's – Victoria River Road House. Im Verkaufsraum hocken eine Handvoll Männer mit Jeans und Cowboyhüten. Sie essen einen Snack und quatschen bei einem Filterkaffee oder einem Glas Whisky mit Teresa und Fiona, den beiden Verkäuferinnen des Road House. Die Luft steht und die niedrig stehende Nachmittagssonne scheint durch die milchigen Fensterscheiben über einen verwaisten Billardtisch am Rand der Ladenfläche. Whiskyflaschen, die hinter dem Tresen an der Wand hängen, reflektieren ihre Strahlen. Drei große Ventilatoren hängen unter der Decke und drehen müde ihre Runden. Das Victoria River Haus ist die einzige Rastmöglichkeit im Umkreis von mehreren hundert Kilometern und ein Treffpunkt für die Farmer aus der Umgebung. Sonst kommen hier nur vereinzelt Touristen während ihrer Roadtrips durch das Northern Territory vorbei. Mit unserer zwanzigköpfigen Expeditionsgruppe kehrt Leben in das verschlafene Häuschen ein. Die simplen Duschen in einem Nebengebäude kosten AU$ 2,50 und sind nach unserer Ankunft schnell belegt, denn wir werden noch einige Tage in unseren Zelten schlafen und wissen nicht, wann die nächste Dusche in Sicht ist. Diese Gelegenheit lässt sich daher kaum einer der Tourteilnehmer entgehen. Nach der kalten Dusche fallen wir über die Tiefkühltruhe her: Eiscreme haben wir seit Wochen nicht gesehen, dabei passt es so gut zu den Temperaturen, die in den letzten Tagen regelmäßig an die 40 Grad im Schatten heranreichen. 43 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Während wir genießen, kommen Teresa und Fiona ins Schwitzen. Die beiden Frauen müssen jetzt eine ganze Menge Kunden auf einmal bedienen, das sind sie hier in der Einsamkeit des Outbacks nicht gewöhnt: „So viele Leute waren in den letzten drei Tagen zusammen nicht hier“, stöhnt Teresa. Wir können uns allerdings nach stundenlanger Fahrt über Schotterpisten und den australischen Busch kaum etwas Besseres vorstellen als diese kurze Rast am Victoria River Road House. Während die Damen unter uns mit den Cowboys herumalbern und für Fotos posieren, relaxen die Männer im Schatten unter den Ventilatoren. Was wohl Len Beadell von einer solchen „luxuriösen“ Pause gehalten hätte? 44 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 28. Oktober 2015 Im heiligen Land des Gregory Nationalparks Seit einigen Stunden sind wir im Gregory Nationalpark unterwegs. Das Terrain ist anspruchsvoll und immer wieder gilt es, trockene Flussbetten zu queren. Der Grund dieser Wasserläufe ist felsig und steinig, weshalb schon einige Reifen gewechselt werden mussten. Doch jetzt steht ein besonderes "Hindernis" im Weg: Wir fahren in ein heiliges Gebiet der Aborigines mitten im Nationalpark. Als Vertreter seines Aborigine-Clans begleitet uns Larry bei der 45 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Einfahrt in das Territorium, das für die Ureinwohner Australiens als wichtige spirituelle Stätte gilt. Er hat zudem eine sehr spezielle Aufgabe: Jeder Teilnehmer unserer Expedition empfängt heute eine Art heilige Waschung durch ihn. Ohne sie gibt es keine Einfahrt in das Gebiet – die Ahnen des Clans wollen es so. Selbstverständlich lassen wir alle die Prozedur über uns ergehen, der Ablauf ist recht einfach: Mit einer Blechtasse schöpft Larry etwas Wasser aus dem Bachlauf, der das heilige Land seines Clans begrenzt. Mit der ersten Hälfte der Tasse wäscht der Aborigine uns symbolisch den Kopf, die andere Hälfte ist für unseren rechten Arm – das war's auch schon. Außer der vorgeschriebenen Waschung gibt es noch eine weitere Regel, die wir auf den nächsten Kilometern befolgen sollen: Wir müssen uns genau an die vorgegebene Route halten, aussteigen ist verboten! Larry wird ernst, als er uns erklärt: „Hier darf nichts verändert werden, kein Zweig darf abgebrochen werden!“ Die Waschung erlaubt uns aber nicht nur, das Gebiet überhaupt zu betreten. Sie soll uns außerdem auch zu Glück und Gesundheit verhelfen. „Das nimmt man doch gerne mit“, denke ich mir, als ich an der Reihe bin und muss ein wenig schmunzeln. Ähnlich dachte das auch unser Expeditionschef Dag Rogge, als er vor einem Jahr hier war, um die Route zu erkunden. Auch er 46 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 ließ sich damals waschen und durchfuhr das Gebiet anschließend ohne Probleme. Die einzige besondere Begebenheit unterwegs waren zwei kämpfende Bullen am Wegesrand. Doch als er später den aufgezeichneten GPS-Track auf seinen Computer übertragen wollte, stellte er etwas merkwürdiges fest: "Genau ab der Stelle der Waschung fehlte der Track!“, berichtet er uns. Dag versuchte dasselbe mit einem zweiten GPS-Tracker, den er mit dabei hatte. „Ich dachte, ich sehe nicht richtig – wieder kein Track! Seitdem glaube ich wirklich, dass diese Gegend eine besondere ist!“ sagt der 52-jährige Abenteurer und schüttelt mit dem Kopf, noch immer ein wenig erstaunt. Nach seiner Geschichte belächelt keiner mehr das AborigineRitual. Die ganze Expeditionsgruppe steht geduldig bei Larry am Bach in der Schlange – wir fahren erst in das Gebiet ein, als auch der letzte von uns nach alter Tradition "gewaschen" wurde. Heute funktionieren zum Glück auch unsere GPS-Geräte. 47 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 29. Oktober 2015 "Shut up and drive with me!" „Achtung, ein Road Train kommt uns entgegen!“, warnt Marcs Stimme aus dem Funkgerät. Er sitzt bei Meike im Auto auf dem Beifahrersitz – das Gewinnerteam führt gerade unseren Konvoi an und weist uns auf einen der extralangen Trucks hin, die bis zu vier Anhänger haben können. Die Road Trains versorgen das gesamte Outback in Australien und wirken wie richtige Züge – nur dass sie mit hoher Geschwindigkeit über die Schotterpisten rasen und nicht unbedingt dafür bekannt sind, besonders viel Rücksicht auf 48 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 andere Verkehrsteilnehmer zu nehmen. „Links ran!“ kommt das Kommando wieder über Funk – es ist sicherer, den Ungetümen einfach Platz zu machen und dafür kurz stehen zu bleiben. Nach und nach kommen die Bestätigungen der anderen Fahrer: „Aye“, „Copy that“ und „Wird gemacht“. Jeder Wagen der Land Rover Experience hat ein Funkgerät an Bord, denn das ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel, wenn wir unterwegs sind. Es wird auf Kreuzungen oder Abzweigungen ebenso hingewiesen wie auf Felsen, Äste oder andere Hindernisse auf der Fahrbahn. Auch plötzliche Änderungen des Terrains knarzen durch das Gerät: „Hier wird der Sand tief, stellt die Offroad-Automatik an!“ Das Rauschen und Knacken erinnert an die großen Abenteuerfilme und wir sind uns alle einig, dass die plärrenden Funkgeräte den perfekten Rahmen für unser Erlebnis hier liefern. Aber nicht nur bei Sicherheitshinweisen kommen die Kommunikationsutensilien zum Einsatz, sie dienen auch der einfachen Unterhaltung. Dabei werden vor allem die Teilnehmer kreativ – immer wieder kommt es vor, dass einzelne Songtexte über Funk geteilt werden, gerne werden dazu dann kleine Quizfragen gestellt: „Wer weiß, wer diesen Song geschrieben hat?“ Besonders beliebt sind auch Kerstins Gesangseinlagen, mit denen die 27-jährige die Crew immer genau dann überrascht, wenn gerade über längere Zeit "Funkstille" herrschte. 49 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Ihr Lieblingssong ist „Shut up and Dance (with me)“von Walk The Moon. Mittlerweile schafft sie es sogar, von Zeit zu Zeit die männlichen Mitfahrer zum Mitsingen zu motivieren, dann meist in der modifizierten Land Rover Experience-Version: „Shut up and drive with me“ – machen wir! 50 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 30. Oktober 2015 Unterwegs als Satelliten-Blogger Piep, piep, piep, ... piiiiiep! Der helle, langgezogene Ton zeigt mir an, dass mein Modem seinen Satelliten gefunden und Verbindung aufgenommen hat – ich bin im Internet. Als TourBlogger ist es während unseres Abenteuers in Australien jeden Abend dieselbe Prozedur: Ich klappe meinen Laptop auf, schreibe meinen Text und hole dann Lead Instructor Marvin heran, der nebenbei „Internetbeauftragter“ unseres Camps ist. Marvin richtet dann die Antenne des Modems aus. Inzwischen hat er Übung darin, die richtige Position zu finden. Ohne ihn und sein Inmarsat-Modem wäre ich als Blogger hier im Outback richtig aufgeschmissen. 51 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Die Entfernungen sind groß auf dem roten Kontinent. Das gehörte zu den ersten Dingen, die wir hier im Laufe der ersten Tage unserer Expedition lernten und trotzdem beeindrucken uns die Zahlen immer wieder: Auf dem riesigen Erdteil leben nur knapp über 20 Millionen Menschen. Das Northern Territory, der Bundesstaat, in dem wir (derzeit noch) unterwegs sind, ist fast um ein Vierfaches größer als Deutschland – und doch leben hier weniger Einwohner als in Braunschweig. Genau so dünn wie die Besiedelung hier ist auch die sparsame Versorgung mit Internet. In vielen Orten und Gemeinden teilen sich Polizei und Feuerwehr die geringe Bandbreite. Sobald wir einen Ort verlassen, sind wir vom Handynetz abgeschnitten. Untereinander kommunizieren wir per Funk; brauchen wir aber Kontakt zur Außenwelt, bleibt uns nur die Satellitenverbindung über das Weltall. Wenn ich abends unter freiem Himmel neben meinem Zelt am Laptop sitze, kommen immer wieder andere Expeditionsteilnehmer vorbei und schauen mir über die Schulter. Dann wird gerne gewitzelt: „Und Timo, bist Du wieder auf Zeitreise in den 90ern unterwegs?“ – Eine Anspielung auf die Übertragungsgeschwindigkeit des Modems, die im Vergleich zu unseren Glasfaserleitungen in Deutschland doch recht überschaubar ist. Manchmal ist Upload-Rate frustrierend, allerdings macht die technische Entwicklung in den letzten Jahren riesige Sprünge. 52 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Als ich vor nur drei Jahren per Segelboot auf dem Atlantik unterwegs war, konnte ich im besten Fall eine E-Mail verschicken – heute reicht es schon für einen Blogbeitrag inklusive Bildern. Dass das hier im Nirgendwo des Outbacks Australiens überhaupt möglich ist, erstaunt mich am Ende dann doch immer wieder. „Marvin, ich bin soweit“, rufe ich. Er kennt das Spiel und kommt zu mir herüber. Innerhalb von Sekunden hat er einen passenden Satelliten gefunden – piiiiiep! 53 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 31. Oktober 2015 Der längste Autofriedhof der Welt Heute läuft es – Seit zwei, drei Stunden brausen wir mit guter Geschwindigkeit über die australische State Route 5, es geht von Lajamanu nach Balgo – zwei winzige Örtchen in der Weite des Outbacks. Nur gelegentlich müssen wir unser Tempo drosseln; stellenweise scheint es geregnet zu haben und der Regen hat die Fahrbahn in eine matschige und rutschige Piste verwandelt. Ansonsten kommen wir gut voran und machen Strecke. Immer wieder passieren wir rostige Autowracks, die die Passage offensichtlich nicht geschafft haben. Die Expeditionsteilnehmer 54 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 haben dafür keine Augen: Sie sind den Anblick der Schrottautos am Fahrbahnrand aus den letzten zwei Wochen gewöhnt, sie gehören für uns quasi mit zum Straßenbild. Wir hören in unseren Autos Musik, lassen unsere Gedanken fliegen und genießen die flüssige Fahrt. Ein Funkspruch von John, unserem australischen Vor-OrtKontakt, holt uns zurück in die reale Welt: „There is a car standing on the side of the lane“ - eine Autopanne im Nirgendwo. Es gibt hier keinen Handyempfang und außer uns so gut wie keinen Verkehr. Ehrensache, dass wir unseren Konvoi zum Stoppen bringen und fragen, ob wir helfen können. Toby heißt der Aborigine, der hier mit seinem Kleinwagen liegen geblieben ist und große Augen macht, als er uns sieht: „So viele Autos – hier?!“, wundert er sich. Er reist mit seiner Frau und hatte einen Getriebeschaden – gestern in der Früh! Seitdem harren die beiden am Fahrbahnrand aus. Jetzt macht sich bezahlt, dass wir als Tourteilnehmer jetzt seit zwei Wochen gemeinsam unterwegs sind: John organisiert ein Satellitentelefon, mit dem Toby seine Freunde benachrichtigen kann, die seit gestern auf ihn warten. Meike und Kerstin sind gleichzeitig dabei, Verpflegung heran zu bringen: Es gibt eine Handvoll Orangen, Kekse und – wohl am wichtigsten bei der Hitze – mehrere Liter Trinkwasser. Parallel dazu beugen sich unsere beiden Techniker Oliver und 55 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Frank über die Motorhaube des Pannen-Autos. Leider müssen die beiden jedoch schnell abwinken: Passende Ersatzgetriebe haben sie in ihrem mobilen Teilelager nicht dabei. Zwar sind die Auto-Profis ehrgeizig und suchen nach einer Möglichkeit zu improvisieren – letztendlich müssen sie aber vor dem Problem kapitulieren. Aber Toby hat über unsere Satellitenverbindung seine Freunde erreicht und ihnen so detailliert wie möglich beschrieben, wo genau er und seine Frau sich befinden – sie machen sich auf den Weg, um die beiden einzusammeln. Vorher wollen sie noch versuchen, ein passendes Ersatzteil aufzutreiben. Es ist aber auch gut möglich, dass sich Tobys Auto zu den anderen Wracks gesellt – hier, auf dem längsten Autofriedhof der Welt. Toby wird sich wohl noch eine Weile gedulden müssen, bis seine Freunde eintreffen. Wir aber müssen weiter, denn uns stehen noch einige Stunden Fahrt durchs Nirgendwo bevor. Nur gut, dass wir ihn wenigstens gut versorgt wissen. 56 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 1. November 2015 Im wilden Westen Australiens Ein Junge rollt gemächlich auf seinem Fahrrad am Bolzplatz vorbei und überquert dann einfach im Zick-Zack die namenlose Hauptstraße Balgos in Westaustralien. Daniel, so heißt der neunjährige Aborigine, schaut sich nicht um: Würde hier ein Auto vorbeikommen, hätte er es schon vor Minuten über die staubige Schotterstraße heranfahren sehen. Daniel ist der einzige Mensch auf dieser Straße. Die Sonne brennt erbarmungslos auf die Wellblechdächer des kleinen Ortes mitten in der Wüste des Bundesstaates Western Australias. Die 57 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 wenigen Bewohner Balgos haben sich in ihre Häuser zurückgezogen. Einzig ein kleiner Mischlingsrüde, der vor dem Supermarkt auf der anderen Straßenseite im Schatten liegt, rafft sich kurz auf, als Daniel an ihm vorbei fährt. Balgo ist bis zum Wochenende ein Zwischenstopp für uns – wir warten hier auf die neuen Teilnehmer und Journalisten, die für die letzte Wochenetappe anreisen. Wir müssen uns mit Proviant versorgen: vor allem Wasser und natürlich Treibstoff. Einst wurde der Wüstenort genau aus diesem Grund angelegt: als Versorgungsstation im Nirgendwo von Westaustralien. Dennoch verirren sich kaum Touristen hierher, der nächste Ort ist hunderte von Kilometer entfernt. Ein Hotel gibt es nicht, wir campen auf dem Hof der Schule. Hier gibt es auch Toiletten und Duschen – eine fast luxuriöse Unterkunft im Vergleich zu unseren Schlafplätzen der letzten Tage, mitten im Steppenland des australischen Outbacks. Von Balgo aus unternehmen wir kleine Ausflüge, der salzige Lake Gregory liegt in der Umgebung. Außerdem gibt es einige hundert Meter vom Ort entfernt einen spektakulären Aussichtspunkt: Die Landschaft fällt hier abrupt um fast 50 Meter ab. Als wir dort ankommen, rollt gerade ein heftiges Gewitter mit Blitzen im Sekundentakt über die Tiefebene vor uns. Auch dem Warlayirti Arts Center, das die bunte Kunst der Aborigines verkauft, statten wir einen Besuch ab. 58 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Aber das wahre kulturelle Zentrum Balgos ist der Football-Platz, um den sich alle Häuser des Ortes gruppieren. Spät Abends, wenn die Temperaturen unter die 30-Grad Marke fallen, wird es hier lebendig. Heute zeigt ein Open-Air Kino den Film „The Fast and The Furious 7“, anschließend läuft Musik über die Lautsprecher – die Wüstendisco der wenigen Jugendlichen im Ort. Gestern Abend trug Daniel hier ein Footballmatch aus. Sein Schulteam, die Luurpa Young Stars, spielte gegen die Bulldogs, die Mannschaft der zweiten Schule in Balgo. Wer gewonnen hat? Doofe Frage: „Wir natürlich“, sagt der Junge stolz. Ein Teamkollege von Danny kam vorbei, als er uns auf dem Sportplatz sah. Ein Highlight Balgos wollen mir die beiden noch unbedingt zeigen: In einer der Wellblechhallen am Sportplatz befindet sich das Fitnessstudio des Ortes. Natürlich hat es im Moment geschlossen, wer will schon bei dieser Hitze Gewichte stemmen? Und so trollen sich die Jungs jetzt in Richtung Spielplatz und wollen mal schauen, ob dort etwas passiert an diesem heißen Nachmittag. Ich dagegen schlendere zurück zu unserem Camp und werde ein wenig dösen – vielleicht wollen wir ja heute Abend ein wenig tanzen gehen, in der Disco am Football-Platz. 59 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 60 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 2. November 2015 Eine Expedition am Limit Es ist die klassische Verkettung unglücklicher Umstände – die kleine Propellermaschine, die neue Expeditionsteilnehmer und Proviant aus Darwin zu uns in die Tiefe des Outbacks fliegen sollte, hat heute morgen zwei Stunden Verspätung. 840 Kilogramm Verpflegung hatte René, der Koch unserer Expedition, in Darwin für die letzte Woche der Tour eingekauft. Dazu kamen dann auch noch vier neue ContinentalAutoreifen ... so viel Ladung sind die australischen Buschpiloten wohl nicht gewöhnt. Wir wollen diese Verspätung im Laufe des Tages aufholen, 61 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 schaffen es aber nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn obwohl wir zwar durch eine vermeintlich harmlose karge Steppe fahren, macht uns die Vegetation mächtig zu schaffen. Büsche und Sträucher engen unseren steinigen Fahrstreifen extrem ein und in den letzten Stunden verlor unser 20-Auto-Konvoi allein drei Rückspiegel. Dazu kommen mehrere platte Räder, denn immer wieder liegen extrem scharfe Steine im Weg und schneiden tief ins Gummi – da helfen selbst die besten Reifen nichts. Am späten Nachmittag wird uns klar, dass es kommt, wie es kommen muss: Wir werden unser heutiges Etappenziel, die verlassene Outstation Lamanbudah, nicht vor Einbruch der Nacht erreichen. In der Dunkelheit gestaltet sich die Navigation extrem schwierig: Immer öfter biegen wir in falsche Abzweigungen ein und gelangen an „Dead Ends“ – klassische Sackgassen. Der gesamte Konvoi muss dann auf der engen Fahrbahn wenden, wodurch wieder wertvolle Zeit verloren geht. Ich sitze bei Diana und Marc im Auto. Während die beiden tagsüber noch wie gewohnt miteinander herum alberten, wird es mit zunehmender Dunkelheit ruhiger. Gelegentlich hört man sogar ein leises Fluchen. Wir haben Hunger, werden langsam müde und wollen endlich ankommen – Der Stresspegel nimmt zu. Irgendwann bricht Marc das Schweigen: „Ja Leute, wir wollten doch Abenteuer! Da haben wir's!“ Diana lacht und auch ich muss auf der Rückbank schmunzeln. Schließlich ist das genau das, was uns im Vorfeld versprochen 62 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 wurde: Echte Abenteuer und eine Expedition am Limit des Möglichen. Richtig gut wird die Stimmung allerdings erst gegen halb zehn Uhr am Abend, als wir endlich die Ruinen von Lamanbudah erkennen können und kurze Zeit später bei Bier und Steaks vom Grill den Tag Revue passieren lassen. 63 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 3. November 2015 Reifeprüfung in der Sanddüne „Steffen, komm mal rüber, du hast das doch in Wülfrath gelernt“, sagt Lead Instructor Stefan. Mit „Wülfrath“ ist das Qualifikationscamp im Frühling gemeint, bei dem sich die sechs Kandidaten für unser Abenteuer in Australien qualifiziert haben. Dort lernte Steffen, wie er ein festgefahrenes Auto mit einer Seilwinde aus dem Sand „winscht“ – und genau diese Fähigkeit ist jetzt gefragt. Auf unserem Kurs liegen heute Passagen, die technisch besonders anspruchsvoll sind: Sanddünen. Sanddünen vereinen zwei Schwierigkeiten beim Off-Road64 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Fahren: Tiefer Sand ist für sich genommen schon eine Herausforderung, in den Dünen kommt noch eine starke Steigung hinzu. „Impulskontrolle ist das wichtigste“, sagt Lead Instructor Marvin. „Mal fühlt es sich so an, als müsste man Gas geben, dann wieder, als müsste man bremsen.“ Beides ist aber in der Sanddüne genau falsch. Gibt man als Fahrer zu viel Gas, gräbt sich der Wagen im Sand ein. Tritt man zwischendurch auf die Bremse, steckt man ebenfalls sofort fest. Viele Teilnehmer sind erst seit gestern zum Start der dritten Etappe dabei. Sie haben noch nicht so viel Erfahrung, wie die Land Rover Instructoren oder das Qualifikanten-Team. Daher kommt die Seilwinde heute mehrmals zum Einsatz. Selbst gestandene Autojournalisten mit jahrzehntelanger Erfahrung sind beeindruckt von den sechs deutschen Gewinnern der #LET2015. Nach zwei Wochen Off-Road-Touren im Outback Australiens kennen sie ihre Autos und kommen mit den schwierigen Bedingungen besser klar als jeder andere Expeditionsteilnehmer. Aber auch bei der neuen Crew machen sich nach dem anstrengenden Tag Lerneffekte bemerkbar. Wie gestern ist auch heute die Fahrbahn extrem beengt: Sträucher und Bäume wuchern auf die Schotterpiste, steinharte Termitenhaufen zwingen den Konvoi zu Slalomfahrten. Trotzdem gibt es heute keine abgebrochenen Außenspiegel und kaum noch platte Reifen. Erfahrung ist einer der wichtigsten Faktoren beim OffRoad-Fahren, das kann man hier in der australischen Steppe täglich beobachten. 65 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Steffen sitzt jetzt im Discovery Sport am Steuer, der sich in Sand eingegraben hat. Die eigentliche Besatzung steht am Fahrbahnrand und beobachtet, wie er erst vorsichtig Gas gibt, während Stefan die Seilwinde bedient. Mit einem Ruck ist der Wagen frei. Steffen setzt noch ein paar Meter zurück, bis das Fahrzeug wieder Grip hat. Dann gibt er Gas: Gleichmäßig. Bloß nicht zu viel. Auf keinen Fall bremsen. Endlich ist die Düne überquert und der Konvoi kann weiterrollen. Die letzte Woche in Australien gestaltet sich als echte Reifeprüfung für die Wülfrath-Finalisten aus Deutschland – bislang bestehen die sechs Jungs und Mädels mit Bestnote. 66 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 4. November 2015 Im Fokus der Kameras Der Motor des Discovery Sport heult auf, die Vorderreifen drehen durch, australischer Wüstensand fliegt durch die Luft. Im Wagen dahinter springen fast zeitgleich alle vier Türen auf – es ist eine der Szenen, in denen das Filmteam der Land Rover Experience Tour schnell sein muss. Andi schultert seine große Kamera und gibt parallel Anweisungen: „Jan, halt auf den Reifen! Ton, wo bist du?“ Mit „Ton“ meint er liebevoll seinen Assistenten Jörg. Der soll das Sofortinterview aufnehmen, welches Filmredakteur Hendrik während der Aktion führt. 67 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Unser Abenteuer im Outback wird hochprofessionell dokumentiert: Im Dezember läuft eine dreiteilige Doku beim Fernsehsender DMAX. Außer dem Filmteam um Andi haben wir mit Craig und Alex zwei Fotografen dabei, die ihre Bilder täglich an Journalisten und Zeitungsredaktionen in der ganzen Welt schicken. Die sechs deutschen Finalisten unserer Reise stehen besonders im Fokus – es gibt kaum eine Aktion von ihnen, die nicht von einer Kamera eingefangen wird. Unser Medienteam ist von früh bis spät hautnah dabei. Die Jungs sind ein echter Teil der Expedition. In ihrem Fahrzeug müssen sie wie alle anderen die herausfordernden Wasserdurchfahrten und Dünenüberquerungen meistern. Sie übernachten in den gleichen Zelten und packen überall mit an. „Sonst würden die Leute uns hier nach spätestens drei Tagen einfach ignorieren. Wir bekämen nur schlechte O-Töne und keine guten Bilder“, sagt Kameramann Andi. Deshalb gehört es auch zu seinem Job, hinter den Kulissen mit den Teilnehmern rumzublödeln und Witze zu machen. „Ein bisschen bin ich auch der Clown der Expedition“, sagt er und grinst. Im Moment ist dafür allerdings keine Zeit. Der Wagen aus der Anfangsszene hat sich festgefahren und muss herausgezogen werden. Jetzt kommt die Drohne zum Einsatz: Jörg hält die Flugkamera in Position, während Andi sie per Fernbedienung in die Luft schickt. Die Kamera filmt das Geschehen jetzt aus etwa hundert Metern Höhe. Wegen genau solcher Bilder sind die 68 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Jungs vom Fernsehen dabei! Die Dokumentation lebt von dem hohen Schwierigkeitsgrad unserer Routen. Wenn etwas schief geht, ist es zwar anstrengend für die Teilnehmer – aber für die Dramaturgie der Reportage sind solche Szenen absolute Highlights. Die Bergung des Fahrzeugs dauert nur wenige Minuten. Nach fast drei Wochen Off-Road-Fahren im Outback ist das für die Teilnehmer mittlerweile fast Routine. Andi landet die Drohne, die Szene ist im Kasten. Schnell springt das Kamerateam in den Wagen: Als nächstes ist eine Aufnahme geplant, wie der komplette Konvoi um die nächste Kurve rollt. Fotografen und Kameraleute fahren vor und müssen Zeit gewinnen auf dem Weg zum nächsten Shot. In wenigen Minuten wird es wieder heißen: „Jan, halt drauf!“ → Die Dokumentationsreihe über die #LET2015 in Australien lief im Dezember 2015 auf DMAX und ist weiterhin in der Mediathek des Senders zu sehen. 69 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 5. November 2015 Von der Oase im Outback zum Uluru Auf den letzten hundert Kilometern wird das Vorankommen spürbar leichter und es geht, für unsere Verhältnisse, ungewöhnlich schnell voran. Wir biegen von einem schmalen und kaum befestigten Feldweg auf eine breite Schotterpiste, auf der wir plötzlich mehr als 70 Kilometer in der Stunde zurücklegen können. Ein Highway im Outback – seit Tagen waren unsere Discovery Sport Fahrzeuge nicht so rasant unterwegs. 70 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Plötzlich und wie aus dem Nichts taucht vor uns „Kata Tjuta“ auf. Die Felsformation, besser bekannt als die „Olgas“, liegt zehn Kilometer vor dem „Uluru“, dem berühmten „Ayers Rock“ und dem Ziel unserer Land Rover Experience Tour. Ab hier ist die Straße sogar asphaltiert und plötzlich fühlt es sich an, als schwebten wir über die Fahrbahn: keine Stöße, kein Ruckeln, kein abruptes Bremsen vor einem Hindernis. Wir sind zurück in der Zivilisation. Noch heute früh sah unsere Welt ganz anders aus. Unser Camp lag an einer Art Oase des Outbacks, obwohl optisch nichts an das typische Oasenbild erinnerte. Statt Palmen gab es Baumstümpfe und trockenes Gestrüpp, statt eines blauen Sees nur eine angerostete Handpumpe. Aber immerhin, ein Brunnen mit Süßwasser! Bei unserer Ankunft an der einzigen Quelle im Umkreis von mehreren hundert Kilometern genossen wir diese Erfrischung unter dem Wasserstrahl. Kurze Zeit später saßen wir am Lagerfeuer. Der Sternenhimmel wirkt hier unendlich heller und strahlender als zuhause in Deutschland. Beim Blick auf das Schimmern der Milchstraße wurden die Gespräche philosophisch. Wir fühlten uns klein und unbedeutend. Langsam wurde klar, dass unser Abenteuer in der Einsamkeit des Outbacks zu Ende geht. Angekommen am Uluru ist es vorbei mit der Stille. Wir fangen vorsichtig an zu feiern und machen bereits Erinnerungsfotos. Alle fiebern der ersten echten Dusche im Hotel entgegen und 71 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 freuen sich auf die Nacht in einem richtigen Bett. Aber irgendwie fühlt es sich so an, als könne noch keiner von uns so richtig glauben, dass wir wirklich angekommen sind. 72 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 6. November 2015 "WE MADE IT!" Die sechs deutschen Teilnehmer haben unseren Expeditionschef in ihre Mitte genommen. Arm in Arm stehen Meike, Diana, Kerstin, Steffen, Kai-Uwe und Marc mit Dag Rogge vor der Kulisse, von der sie seit drei Wochen träumten. Hinter ihnen sehen wir eines der Wahrzeichen Australiens, den berühmten „Uluru“ (besser bekannt als „Ayers Rock“). Ein Stückchen weiter hinten versinkt die Sonne gerade hinter der „Kata Tjuta“ Felsformation (das englische Gegenstück zum AborigneAusdruck dafür ist: „The Olgas“). Die "Helden" unserer Expedition strahlen um die Wette und setzen zum dritten Mal zu ihrem Ausruf des Tages an: „WE MADE IT!“. 73 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Gerade haben die Gewinner der Land Rover Experience ein furioses Finale hingelegt und zum Abschluss den Song der Tour präsentiert: „Shut up and dance with me“ in ihrer eigenen LandRover-Experience-Version. Irgendwie haben die sechs es geschafft, während unseres Abenteuers im Outback den kompletten Song umzutexten und zu einem Dankeslied an die Crew der Expedition zu verwandeln. Hauptsängerin heute Abend im Restaurant am Ayers Rock ist natürlich Kerstin: Die 27jährige unterhält uns schon seit Beginn des Abenteuers über die Funkgeräte mit ihrem Gesang. Jedes einzelne Crewmitglied wird mit einer Liedzeile bedacht. Der Refrain gehört natürlich den Teilnehmern selbst und natürlich dem Fahrzeug, mit dem wir alle den Großteil der letzten drei Wochen verbracht und 3.600 Off-Road-Kilometer zurückgelegt haben: „Born to drive with Discos! Born to drive with Discos!“ - schon nach der zweiten Strophe schmettern auch alle anderen diese Zeilen in den Himmel über dem Outback. Dag ist es gewohnt, vor uns zu sprechen. Unser „Boss“ hat in den letzten drei Wochen jedes Morgenbriefing gehalten und ist auch sonst nie um ein Wort verlegen. Aber die Darbietung der sechs heute Abend und ihre Performance der letzten Wochen haben ihn sichtlich beeindruckt: „Ihr seid die besten Teilnehmer, die ich in 15 Jahren Land Rover Experience erlebt habe!“, ruft er als sei es schon die letzte Ansage, die wir von ihm hier in Australien bekommen. Doch dann schiebt er nach: „Bei der nächsten Experience Tour will ich euch alle wieder dabei haben!“ 74 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Jeder möchte nun mit jedem anstoßen, alle umarmen und herzen sich. Die letzten Wochen waren immer abenteuerlich und für alle hart und anstrengend. Es wird uns bewusst, wie sehr uns die Zeit zu einem echten Team zusammengeschweißt, in dem jeder weiß, dass er sich auf den anderen verlassen kann. Die Crew ist stolz auf „ihre“ Teilnehmer und umgekehrt – die Land Rover Experience Tour 2015 war ein extremes und einmaliges Erlebnis. Und so werden wir heute Abend nur noch feiern und tanzen: „Shut up and dance with me!“ wird noch bis spät in die Nacht einige Male erklingen, hier unter dem Sternenhimmel des australischen Outbacks vor der Kulisse von „Uluru“ und „Kata Tjuta“. 75 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 Über den Autor Timo Peters war der offizielle Tourblogger der Land Rover Experience Tour 2015 in Australien. Der 31jährige Autor und Blogger hat seine Wurzeln in Norddeutschland, ist allerdings absolut abenteuersüchtig und deshalb eigentlich ständig auf Achse. So erkundete er im letzten Jahr sechs Monate lang zu Fuß und mit dem Kajak die Wildnis Norwegens und segelte anschließend mit einem Katamaran von Ibiza bis in den Ärmelkanal, bevor es mit der Land Rover Experience Tour ins Outback ging. 76 LAND ROVER EXPERIENCE – AUSTRALIEN 2015 *** Copyright © 2016 Timo Peters www.bruderleichtfuss.com Fotos: Craig Pusey, Alexander Seger, Henning Lueke, Timo Peters Weitergabe sowie Vervielfältigung dieses Dokuments, Verwertung und Mitteilung seines Inhalts sind verboten, soweit nicht ausdrücklich gestattet. Zuwiderhandlungen verpflichten zu Schadenersatz. Alle Rechte für den Fall der Patent-, Gebrauchsmuster- oder Geschmacksmustereintragung vorbehalten. Erstellt im Januar 2016 77