Leibniz-Institut für Zoo und Wildtier - MLUL
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Leibniz-Institut für Zoo und Wildtier - MLUL
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im FV Berlin e.V. (IZW) Foto: IZW Direktor Prof. Dr. Heribert Hofer DPhil [email protected] Wissenschaftskoordination/ Öffentlichkeitsarbeit Dipl.-Soz. Steven Seet [email protected] Mitarbeiter 160 Rechtsform Institut des Forschungsverbundes Berlin e.V. Mitglied der Das IZW beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte, der Ökologie, der Fortpflanzung, den Krankheiten und dem Verhalten von Wildtieren, um die Grundlagen für einen wissenschaftlich orientierten Schutz von Wildtieren zu schaffen. Im Mittelpunkt stehen bedrohte, langlebige oder große Säugetiere und Vögel, die besondere Herausforderungen an Natur-, Arten- und Tierschutz stellen. Zugleich haben sie dafür eine besondere Bedeutung, weil sie als Schlüsselarten Ökosysteme mitgestalten, als Leitarten den Schutz konkreter Lebensräume besonders eindrücklich vermitteln können und weil unter ihrem Deckmantel ganze Lebensräume und damit zahlreiche andere, weniger auffällige Arten profitieren. Dafür dokumentiert das IZW die Bedrohung durch und zugleich die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren an verschiedene menschliche Einflüsse und entwickelt die Grundlagen für neue Methoden und Konzepte zu ihrem aktiven Schutz. Es nutzt dazu Untersuchungen an Wildtieren im Freiland in naturnahen wie kulturnahen Landschaften, an Wildtieren in menschlicher Obhut sowie an Wildtieren, die stellvertretend für andere Arten besonders geeignet für Untersuchungen sind. Dabei ist für das IZW der Dialog mit Vertretern aller betroffenen Interessengruppen bei Planung wie Durchführung von Forschungsprojekten und die anschließende Vermittlung der Ergebnisse von besonderer Bedeutung. Die so gewonnenen Erkenntnisse sind Voraussetzung für einen wissenschaftlich begründeten Schutz und für Konzepte der ökologischen Nachhaltigkeit der Nutzung natürlicher Ressourcen. Für das IZW ist das Land Brandenburg von zentraler Bedeutung: Es betreibt in Brandenburg eine Feldforschungsstation, auf der Rehe, Hasen und Mufflons gehalten werden und führt mehrere langfristig angelegte Forschungsprojekte durch. Historie Das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung wurde am 1. Januar 1992 als Nachfolgeeinrichtung der „Forschungsstelle für Wirbeltierforschung“ der Akademie der Wissenschaften der DDR in unmittelbarer Nachbarschaft des Tierparks Berlin neu gegründet. Es wird durch den Erweiterungsbau des IZW in Berlin-Friedrichsfelde Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im FV Berlin e.V. Alfred-Kowalke-Straße 17 10315 Berlin-Friedrichsfelde Tel.: +49 (0)30 5168-0 Fax: +49 (0)30 5126-104 [email protected] www.izw-berlin.de 48 Forschen für den ländlichen Raum Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im FV Berlin e.V. (IZW) Bund, das Sitzland Berlin und die Gemeinschaft der Länder finanziert und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Institute der Leibniz-Gemeinschaft haben einen gesellschaftlichen Auftrag von überregionaler Bedeutung und erforschen Fragestellungen von gesamtstaatlichem Interesse. Als Betreiber anwendungsorientierter Grundlagenforschung über Säugetiere und Vögel agiert es in einem dichten, weltumfassenden Netzwerk akademischer und staatlicher Einrichtungen und führt Forschung in Afrika, Amerika, Asien ebenso wie im europäischen Ausland und in fast allen deutschen Bundesländern durch. Mitglied IUCN/SSC Conservation Breeding Specialist Group IUCN/SSC Veterinary Specialist Group Forschungsprogramm EVitA Im Jahr 2004 wurde vom IZW das Forschungsprogramm EVitA (Erforschung der Vitalität und Anpassungsfähigkeit von Wildtierpopulationen bei Tierarten von herausragendem ökologischen Interesse im Spannungsfeld Tier – Mensch) aufgelegt, welches alle Fragestellungen der Forschung des Hauses unter drei zentrale Themenbereiche (Leistungsziele) zusammenfasst. Das Programm geht von der grundlegenden Annahme aus, dass das Verhalten, die Gestalt, Funktion, Leistung und Anpassungsfähigkeit von Organismen durch ihre genetische Ausstattung und (komplexe) Umwelteinflüsse bestimmt werden. Dabei ist ein interdisziplinärer Ansatz bei der Bearbeitung von Forschungsaufgaben besonders wichtig. Die fünf flexiblen Forschungsgruppen des Hauses (Evolutionäre Ökologie, Evolutionsgenetik, Wildtierkrankheiten, Reproduktionsbiologie und Reproduktionsmanagement) bearbeiten im Kontext des Forschungsprogramms drei zentrale Themenbereiche: Anpassung, Krankheiten und Naturschutz. Anpassungen: Aufklärung evolutionsökologischer Phänomene und Analyse des Anpassungswertes in der Lebensgeschichte von Wildtieren Wildtiere haben im Verlauf der Evolution viele Anpassungen entwickelt, die aufgrund ihrer Komplexität häufig wenig verstanden sind. Diese Anpassungen können jedoch maßgeblich über die Anfälligkeit einer Wildtierart gegenüber direkten und Forschen für den ländlichen Raum IUCN/SSC Sturgeon Specialist Group Foto: IZW Pathologisch-anatomische Referenzsammlung indirekten menschlichen Einflüssen – wie zum Beispiel klimatischen Veränderungen – entscheiden. Das Leistungsziel Anpassungen im Forschungsprogramm EVitA konzentriert sich deshalb auf die Analyse von Strategien der Reproduktion, der Ernährung, des Sozialverhaltens und der Auseinandersetzung mit Krankheitserregern sowie ihrer genetischen Grundlagen und Konsequenzen. Ausgangspunkt ist der theoretische Ansatz, dass Anpassungen (Adaptationen) das Ergebnis von Selektionsdrücken sind, die oft durch bedeutsame evolutionäre Konflikte bestimmt werden. Neue Erkenntnisse im Bereich der Theorie der Evolution von Lebensgeschichten und viele empirische Daten weisen darauf hin, dass Organismen während ihrer Entwicklung (Ontogenese) entscheiden, auf welche Merkmale sie ihre Ressourcen konzentrieren. Die begrenzten körpereigenen Ressourcen und die Qualität der Ausstattung eines jeden Merkmals legen fest, in welchem Ausmaß es in Bezug auf eine bestimmte Funktion optimiert werden kann. Dabei nutzen Organismen evolutionär entstandene Verteilungsregeln, die widerstreitende Ausstattungsbe- 49 Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im FV Berlin e.V. (IZW) klären und den Einfluss von Krankheiten auf die Dynamik und Bedrohung von Wildtierpopulationen zu charakterisieren. Forschungsschwerpunkte 1. Anpassungen: Aufklärung evolutionsökologischer Phänomene und Analyse des Anpassungswertes in der Lebensgeschichte von Wildtieren Naturschutz: Aufklärung biologischer Grundlagen und Entwicklung von Methoden für den Schutz bedrohter Wildtierarten 2. Krankheiten: Erfassung und Analyse der Ursachen und Verbreitung von Krankheiten und des Gesundheitsstatus in Wildtierpopulationen 3. Naturschutz: Aufklärung biologischer Grundlagen und Entwicklung von Methoden für den Schutz bedrohter Wildtierarten Forschungsgruppen • Evolutionäre Ökologie • Evolutionsgenetik • Wildtierkrankheiten • Reproduktionsbiologie • Reproduktionsmanagement Herstellung von Präparaten dürfnisse durch gezielte Abwägung („tradeoff“) von Prioritäten zwischen verschiedenen Funktionen lösen. Krankheiten: Erfassung und Analyse der Ursachen, Verbreitung von Krankheiten und des Gesundheitsstatus in Wildtierpopulationen Krankheiten, insbesondere Infektionskrankheiten, beeinflussen die Vitalität von Wildtieren. Im Wechselspiel mit Erregern evolvieren Anpassungen im Immunsystem der Wirtstiere. Eine Reihe von Krankheiten spielen sich im Spannungsfeld Wildtier – Mensch ab. Dabei kann es sich um zwischen Tieren und Menschen übertragbare Krankheiten (Zoonosen), übertragbare Krankheiten zwischen Haus- und Wildtieren oder um Krankheiten von Wildtieren in menschlicher Obhut handeln. Viele bedeutende Wildtiererkrankungen sind bis heute in ihren Ursachen und Entwicklungen ungeklärt. Ziel ist es, die Entstehung und Verbreitung bedeutender Zoo- und Wildtiererkrankungen zu untersuchen, die Ursachen und Entwicklung wichtiger Krankheitsbilder unter Einbeziehung ihrer immunologischen und genetischen Grundlagen zu 50 Das Leistungsziel Naturschutz umfasst die Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen für ein erfolgreiches und nachhaltiges Management stark bedrohter Wildtierarten in ihren natürlichen Lebensräumen und von Menschenhand geschaffenen Umgebungen. Dieses beinhaltet die Lösung einer Vielzahl von Problemen, wie die Ermittlung von Gefährdungsfaktoren (Mortalitätsursachen), das frühzeitige Erfassen genetisch bedingter Rückgangsursachen und der Dynamik kleiner Populationen, das Management der Fortpflanzung betroffener Wildtierpopulationen (assistierte Reproduktion, aber auch Fortpflanzungskontrolle) und das Management von Krankheitserregern und der Interaktionen von Wildtieren mit der örtlichen Bevölkerung. Ziel ist die Entwicklung von Konzepten und Methoden für die aktive Beeinflussung von Populationsentwicklungen. Da der Kenntnisstand auf diesem Gebiet defizitär ist, beinhaltet das Leistungsziel insbesondere die Entwicklung neuer und die Verbesserung bereits existierender Methoden, die für den Schutz bedrohter Wildtierarten anwendbar sind. Projekte in Brandenburg Das Forschungsprogramm EVitA ist die Grundlage für mehrere Studien des IZW, die die Region Berlin-Brandenburg als räumlichen Fokus haben. Inhaltlich beschäftigen sich die Wissenschaftler des IZW in Brandenburg wie in Afrika oder Lateinamerika mit der herausragenden Bedeutung von Einzelarten für die Entwicklung eines Lebensraums oder einer Region. Dazu werden hier fünf Projekte exemplarisch vorgestellt. Lebenslaufstrategien der Rehe In diesem langfristigen Projekt soll die Gestaltung der Lebensgeschichte (Lebenslaufstrategie) eines mitteleuropäischen Forschen für den ländlichen Raum Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im FV Berlin e.V. (IZW) wildlebenden Pflanzenfressers am Beispiel des Rehs untersucht werden. Dabei wird die Gestaltung der Lebensgeschichte in einer vergleichenden Studie in mehreren Gebieten verglichen, in denen Rehe unter unterschiedlichen Bedingungen leben: in typischen mitteleuropäischen Waldlandschaften mit kontrollierter Jagd (Brandenburg), unter den ursprünglichen Bedingungen von Urwäldern des zentraleuropäischen Tieflandes mit Einfluss von Beutegreifern (Luchs, Wolf) als auch der Jagd (im Biaĺowiez·a-Nationalpark und angrenzender Umgebung in Polen), in Gebirgswäldern mit extremen Wintern, Beutegreifern (Luchs) und Jagd (im Nationalpark Bayerischer Wald und angrenzender Umgebung) sowie unter kontrollierter Haltung und einem genau abgemessenen Futterangebot (auf der Feldforschungsstation des IZW in Brandenburg). Im Mittelpunkt stehen Fortpflanzungsleistung und -erfolg sowie Verhaltensanpassungen und physiologische Regulation bei der Futteraufnahme und Energieausgabe in Abhängigkeit von Klima, Nahrungsangebot und Präsenz von BeuteMitarbeiter in der Pathologie des IZW Kooperationspartner National: 11 Universitäten (davon 2 in Brandenburg) 26 außeruniversitäre Forschungsinstitute (davon 6 Leibniz-Institute und 3 Max-Planck-Institute) 3 Wirtschaftsunternehmen 20 zoologische Gärten Ministerien und Fachgesellschaften International: 6 Universitäten 50 außeruniversitäre Einrichtungen 55 zoologische Gärten Foto: IZW Seeadler in Brandenburg greifern. Dafür werden in diesem Projekt Rehe mit Ultrakurzwellen-Halsbändern (VHF) und GPS-Telemetriehalsbändern markiert, die Lebendmasseerfassung durch automatische Feldwaagen an Präferenzplätzen (Fallen/Salzlecken) gesichert, Aktivitäts- und Raumnutzungsanalysen, Video-Langzeitüberwachung, Habitaterfassung sowie Untersuchungen zur Fortpflanzung mit Hilfe moderner Ultraschalltechnik durchgeführt. Tötungswirkung und Toxizität bleifreier Jagdgeschosse Netzwerke • Concerted action for the establishment of a European network on wildlife as reservoirs of pathogens including zoonoses (EU FAIR6-CT98-4361) • Network of Excellence (NoE Neuroprion) • BMBF (TSE bei Wildtieren) • BMWi (NEMO, PROINNO; in Zusammenarbeit mit kleinen und mittelständischen Unternehmen in Brandenburg) • Leibniz-Verbund Biodiversität • IUCN Species Survival Commission • Zentrum für Infektionsbiologie und Immunität (ZIBI) • Kompetenzverbund Reproduktionsbiologie (ReproTier) • Zentrum für Genetische Variabilität und Anpassungsfähigkeit • Adaptive Dynamik und Management gekoppelter sozial-ökologischer Systeme In einem langfristig angelegten Projekt werden die Todesursachen und Krankheiten bei Seeadlern untersucht und nach Wegen zu einer Verringerung der Todesursachen gesucht. Die vom Menschen ausgelösten Todesursachen sind bei Seeadlern auffallend häufig, insbesondere die Belastung der Tiere mit Blei, auf das die Seeadler sehr empfindlich reagieren. Bei etwa einem Drittel aller tot aufgefundenen Tiere wurde dies als Todesursache festgestellt. Aus diesem Grund wurde ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt über die Bleivergiftung bei Seead- Forschen für den ländlichen Raum 51 Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im FV Berlin e.V. (IZW) zu beurteilen. Diese Forschungsdaten sind von Relevanz für die Durchführungsverordnung zum brandenburgischen Landesjagdgesetz und leisten somit einen praxisgerechten Ansatz zur Findung von Alternativen zur gegenwärtig praktizierten Vorgehensweise. Geräte (eine Auswahl) • Kapillarsequenzierer und Microarray-Reader • Massenspektrometer mit Gaschromatografie • Computer-Tomograf (CT) • Raster- und TransmissionsElektronenmikroskopie • Laser-Dissection-Mikroskop Entwicklung von Kriterien für Wildruhezonen Labore • Nährstoffanalytik • Stabile Isotope • Molekulargenetik • Bakteriologie • Virologie • Immunhistochemie • Immunologie • Parasitologie • Zellzucht • Biochemie • Pheromonanalyse • Endokrinologie • Radionuklid Foto: IZW Röntgenaufnahme, Seeadler mit Bleipartikeln im Magen lern ins Leben gerufen, welches sich neben der Populationsentwicklung, den Lebensräumen und dem Nahrungsspektrum auch mit der Tötungswirkung und Toxizität bleifreier Jagdgeschosse als Alternative zu konventionellen Geschossen beschäftigt. Da sich viele Großvögel wie der Seeadler zu einem guten Teil von Aas und damit von Jagdresten ernähren, ist dies nicht nur aus Gesichtspunkten des Verbraucherschutzes relevant. Inzwischen existiert eine ganze Reihe neuer Munitionskonstruktionen (z. B. aus Tombak), die ohne toxische Schwermetalle auskommen und möglicherweise ebenfalls gute ballistische Eigenschaften aufweisen. Die Studie erarbeitet eine systematische Übersicht über Tötungswirkungen bei Jagden in Brandenburg und anderen Bundesländern. Dabei wird erlegtes Schalenwild direkt durch Röntgen bei Jagden, durch Computertomographie an der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin und durch Sektion im IZW auf Partikelbildung, Morphologie des Schusskanals, Tötungszeit und Hämatome untersucht, um die Tötungswirkung dieser Geschosse 52 Das IZW erforscht die Gestaltung von Wildruhezonen auf brandenburgischen Referenzflächen und entwickelt Empfehlungen für deren Einrichtung. Diese Zonen werden für notwendig gehalten, um vorhandene Wildtierbestände zu fördern. Des Weiteren fördern diese Zonen die natürliche Sozialstruktur, das natürliche Verhalten und den natürlichen Aktivitäts- und Nahrungsaufnahmerhythmus der Wildtiere. Sie können in ruhigen Zonen ungestört und optimal vorhandene Nahrungsgrundlagen nutzen. „Stress“, durch Störungen verursacht, bedeutet einen erhöhten Energiebedarf und somit eine zusätzliche Belastung der vorhandenen Nahrungsressourcen. Für das Forschungsprojekt wurden Erfahrungen und Ansätze zu WildruVideoüberwachung in Wildruhezonen Foto: IZW Forschen für den ländlichen Raum Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im FV Berlin e.V. (IZW) he- und Wildschutzgebieten innerhalb Europas herangezogen. In zehn Untersuchungsgebieten in Brandenburg wurden verschiedene Indikatoren über einen Zeitraum von fast einem Jahr erhoben und die Präferenzen der Wildtiere über ihre Anwesenheitsdauer protokolliert. Tagesrhythmen sowie jahreszeitliche Schwankungen waren hierfür besonders wichtig. Die Verhaltensmuster der Tiere wurden durch automatische Videokameras aufgezeichnet. Die unterschiedlichen Biotopstrukturen der Ruhezonen wurden klassifiziert. Anwesenheitsspuren von Wildtieren wie zum Beispiel Spuren, Verbiss oder Kot wurden systematisch erfasst. Die Wirksamkeit von Wildruhezonen ist nicht an den Ausschluss des Menschen aus diesen Gebieten gekoppelt; Tourismus oder Jagd sind möglich. Der menschlich bedingte Einfluss auf diese Zonen und die darin lebenden Wildtiere ist derart komplex, dass ein detaillierter Indikatorenkatalog zur Charakterisierung und Optimierung von Wildruhezonen entwickelt wurde. Wechselwirkungen zwischen Pflanzenfresser und Habitatstruktur In Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung wird ein Projekt zur Bedeutung von Wildtieren für die Offenhaltung von Weideland durchgeführt. Ziel dieses Projektes ist es, Grünlandhabitate mit Hilfe von Gruppen von Pflanzenfressern zu gestalten und dabei selbstregulierende Prozesse zu erkennen bzw. zu fördern. Im Mittelpunkt stehen bodenkundliche, botanische, nutztierkundliche und tiergesundheitsbeobachtende vergleichende Untersuchungen zwischen Damwild, Muffelwild und Schaf. Untersucht werden die Folgen des Zusammenseins verschiedener Arten von Pflanzenfressern auf den Lebensraum und seine Vegetation (Qualität und Quantität von Biomasse). Es soll die Tragbarkeit der Lebensräume ohne zusätzliche Beeinflussung wie Mahd oder Zufütterung der Tiere ermittelt werden. Unter Beteiligung aller betroffenen Interessengruppen werden Empfehlungen für Landwirte oder Landbesitzer entwickelt, die an einer Offenhaltung durch Wildtiere Forschen für den ländlichen Raum Einrichtungen • Sektionshalle (BerlinFriedrichsfelde) • Feldforschungsstation (Niederfinow, Eberswalde) Ausbildungsberechtigung • Fachtierarzt Zoo-, Gehegeund Wildtiere • Fachtierarzt für Parasitologie • Fachtierarzt für Pathologie • Biologielaborant(in) • Zootierpfleger(in) • Bürokauffrau(mann) • Fachangestellte(r) für Bürokommunikation Foto: IZW Damwild und Przewalski-Pferde beim Grasen oder anspruchslose Haustierrassen interessiert sind. Verhalten und Aktivität zweier Pferdearten unter naturnahen Bedingungen Seit 2006 beschäftigt sich ein Forschungsprojekt mit der genauen Erfassung der Aktivität und des Verhaltens verwilderter Hauspferde im Wildpferdegehege im brandenburgischen Liebenthal. Die Wildpferdeherde wird von dem Verein „Liebenthaler Pferde“ gehalten, an dem die Gemeinde und Verhaltensforscher aus dem IZW beteiligt sind. Die im Jahr 2006 aus 93 Pferden bestehende Herde lebt in vollständiger Unabhängigkeit auf einem etwa 80 Hektar großen Gelände. Die Herde wird neben Aufgaben im Bereich des Landschaftsschutzes auch touristisch und für Forschungszwecke genutzt. Untersucht wurden Zeitabläufe im Verhalten der Tiere, die als Tagesablauf oder saisonale Verhaltensänderungen maßgeblich die Lebensgewohnheiten einer Pferdeherde charakterisieren. Zusätzlich beschäftigt sich das Projekt mit der Raumnutzung unter dem Einfluss klimatischer Schwankungen. 53