- Robert Götzfried Fotografie

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- Robert Götzfried Fotografie
PORTFOLIO // Robert Götzfried
Der Vorhang zu und
alle Fragen offen
Warum sucht Robert Götzfried zum Fotografieren die Einsamkeit?
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PORTFOLIO // Robert Götzfried
MUSEUM LICHTSPIELE
„Das Bild ist im 25. September 2009 in München im Kino Museum Lichtspiele entstanden.“
Aufnahmedaten: Nikon D90 mit Tokina AT-X
12-24mm f/4.0 Pro DX II bei 18 mm und 3 S, f/9,
ISO 200.
© Robert Götzfried
VON DAGMAR SCHELLHAS-PELZER
O
rte, die üblicherweise sehr
voll, betriebsam und laut
sind, werden als ganz besonders leise wahrgenommen, wenn
sie leer sind.“ Genau dieses Phänomen hält Robert Götzfried in seinen
Bildern fest – ein bisschen einsam,
aber spannend.
Der Störfaktor
ROYAL – PURPLE CHAIRS
„Das Bild ist im 3. März 2014 in München im
Royal-Kino entstanden.“
Aufnahmedaten: Canon 6D mit Canon 24105mm L4 IS bei 47 mm und 13 S, f/13, ISO 100.
© Robert Götzfried
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Der Grafikdesigner aus München fotografiert mit klarem Konzept und
direktem Blick. Kinos, Schwimmbäder oder U-Bahn-Stationen – auf seinen Fotos befindet sich keine Menschenseele, nur der leere Raum, der
wirkt. Er selbst vergleicht seinen
Ansatz in der Fotografie mit dem in
seinem Job als Designer: „Gutes Design muss meiner Meinung nach
auch immer irgendwie einen ‚Störfaktor‘ haben, um beim Betrachter
im Gedächtnis zu bleiben. So erreicht man, dass Dinge nicht ausschließlich beiläufig wahrgenommen
werden. In meinen Bildern ist das
eben, dass der Betrachter ihm sehr
wohlbekannte Orte sieht, aber eben
doch anders, als er sie kennt. Das ist
der eine Punkt.“
Wenn man Robert Götzfried nach
seinem Fotografie-Stil fragt, sträubt
er sich ein bisschen. Er möchte in
keine Schublade gesteckt werden
und sich nicht selbst durch einen
übergeordneten Begriff Türen verschließen. Außerdem sei er selbst
seiner Arbeit gegenüber nicht unbefangen genug. Dann versucht er –
der Grafiker – es trotzdem: „Ich würde sagen meine Bilder sind extrem
grafischer Natur.“ Er verrät uns, wie
andere seine Arbeiten beschreiben:
„Da tauchen regelmäßig die Attribute klar, aufgeräumt, ruhig und geradlinig auf.“ Sein bester Freund
macht ihm das bisher schönste Kompliment zur Fotografie: „Deine Bilder sind wie gute Popsongs.“
Leere und Stille
Wer sich auf Robert Götzfrieds
Homepage (www.robert-goetzfried.
com) umsieht, findet tatsächlich ein
sehr klar strukturiertes Portfolio
seiner Projekte: Pools, Cinemas,
Stations, Tunnels, Playgrounds –
ein Zugang zu tausend Orten. Doch
was bedeutet es für den Fotografen,
menschenleere Räume aufzunehmen? „Zunächst ist es erst einmal
ein wahnsinnig tolles Gefühl, wenn
ich an so monumentalen Orten wie
in einem Stadion allein sein kann.
Wann hat man sonst schon so einen
Ort nur für sich?“ Er arbeitet nicht
nur autark, sondern ist auch viel alleine. Denn es bringt zwangsläufig
Entbehrungen mit sich, wenn man
stets früh morgens oder nur ganz
spät abends die Motive seiner Wahl
fotografieren kann. Da muss man
öfter mal ein Treffen mit Freunden
um der Kunst willen absagen.
Robert Götzfried hat seit diesem Jahr
einen Lehrauftrag in Fotografie an
SENDLINGER TOR KINO
„Das Bild ist im 27. August 2009 in München
im Kino Sendlinger Tor Kino entstanden.“
Aufnahmedaten: Nikon D90 mit Tokina AT-X 1224mm f/4.0 Pro DX II bei 14 mm und 1,6 S, f/8,
ISO 200.
© Robert Götzfried
FORSTENRIED
„Das Bild ist im April 2012 in München im Hallenbad Bad Forstenried der Stadtwerke München in entstanden.“
Aufnahmedaten: Canon 5D MKII mit Canon
24-105mm L4 IS bei 47 mm und 1,3 S, f/10, ISO 100.
© Robert Götzfried
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PORTFOLIO // Robert Götzfried
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PORTFOLIO // Robert Götzfried
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MÜLLERSCHES VOLKSBAD
„Das Bild ist im August 2011 in München
im Müllerschen Volksbad der Stadtwerke
München entstanden.“
Aufnahmedaten: Canon 5D MKII mit Canon TS-E
17mm L4 bei 17 mm und 2,5 S, f/11, ISO 100.
© Robert Götzfried
der SfG in Ravensburg. Dort möchte
er vor allem seinen Studenten vermitteln, dass sie sich in erster Linie als
Designer und Gestalter sehen und
eben nicht als Künstler. „Die Leute
denken ja oft, dass die so genannten
Kreativen den ganzen Tag Kaffee
trinken, dabei unheimlich cool sind
und zwischendrin fallen ihnen dann
auch noch furchtbar kreative Dinge
ein. Ist aber leider nicht so – musste
ich auch erst lernen.“ Der Münchner
möchte seinen Studenten vermitteln,
dass im Rahmen der Ausbildung
meist eine sehr konkrete Aufgabe gestellt wird, die es mit Bedacht zu lösen gilt. Es geht also im Studium und
später auch im Berufsalltag darum,
ein wenn auch kreatives Projekt sauber zu planen und umzusetzen.
– das lässt sich auch nicht planmäßig herbeiführen.“ Auch wenn er
selbst die Kamera „eher zweitrangig“ findet, setzt er bei der Wahl
auf Canon. Nach einer Canon EOS
5D MKII ist es nun eine 6D, weil sie
leichter ist und der Autofokus bei
extrem wenig Licht noch gut funktioniert. „Schnell muss meine Kamera ja nicht sein. Ich gönne mir
den Luxus von viel Zeit. Die Objektive sind mir sehr viel wichtiger.
Hier ist mein Liebling das Canon
TS-E 17mm 4 L Tilt-Shift.“
Beim Thema Nachbearbeitung hält
sich der Grafikdesigner überraschenderweise „ziemlich zurück“.
„Wenn Sie mich zwingen würden,
eine Zahl zu nennen, würde ich sa-
AUSRÜSTUNG
Neben den genannten Kameras von Canon, greift
Robert Götzfried auf folgende Ausrüstung zurück:
• Canon EF 70-200mm f/4.0 L IS USM
• Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS USM
• Canon EF 16-35 mm 1:4L IS USM
• Canon TS-E 17mm 4 L
• Canon EF 50mm f/1.4 USM
• Canon EF 85mm f/1,8 USM
• Sigma 105mm f/2,8 EX DG Makro
• Tamron AF 28-75mm f/2,8 XR DI
• Canon Speedlite 580EX
• Gitzo Stativ mit Manfrotto MA 410 Getriebeneiger
• alte Leica IIIg mit 35mm, 50mm und
35mm Festbrennweiten
• Canon AE 1 mit diversen Objektiven
• mittelformatige Rolleicord
Das Charisma der Räume
SÜDBAD – KINDERBECKEN
„Das Bild ist im Juli 2011 in München im Südbad der Stadtwerke München entstanden.“
Aufnahmedaten: Canon 5D MKII mit Canon
17-40mm L4 bei 17 mm und 1,3 S, f/11, ISO 100.
© Robert Götzfried
Genauso geht Robert Götzfried
selbst bei seinen Fotoprojekten vor:
„In einem Bild gibt es ja immer verschiedene Faktoren: Vordergrund,
Hintergrund, Licht, Farben, Flächen… Diese Dinge sind vorgegeben
bei der Art und Weise, wie ich fotografiere. Ein Haus stellt man im Gegensatz zu einem Model nicht mal
eben um.“ Der Fotograf versucht so
viele Parameter wie möglich (Location, Tageszeit, Öffnungszeiten, Kamera, Brennweite, Belichtungszeit
etc.) zu steuern, manches lässt sich
aber auch nicht so stark beeinflussen. Robert Götzfried mag kleine
Gleichnisse: „Bei einem Menschen
würde man von Charisma sprechen
gen, dass meine Bilder maximal 10
Minuten bearbeitet werden.“ Er mag
es einfach, die Spielplätze, Stadien
und Schwimmbäder so zu fotografieren, wie er sie vorfindet. Und wenn
dort etwas Störendes wie ein Becher
herumliegen sollte, dann räumt er es
– ganz altmodisch – einfach weg
und retuschiert es nicht später aus
dem Bild.
Es liegt uns selbstverständlich
nichts ferner, als Robert Götzfried
zu irgendetwas zu zwingen. Allenfalls, wenn er uns sagen würde,
dass er mit dem Fotografieren aufhören möchte, dann müssten wir
ihn unbedingt dazu bringen, weiterzumachen.
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PORTFOLIO // Robert Götzfried
EXPERTENTIPP
www.robert-goetzfried.com
https://de-de.facebook.com/RobertGoetzfriedFotografie
Der Architekturfotograf und Grafikdesigner verrät Ihnen
hier, was ihm bei der Entstehung seiner Fotos besonders
wichtig ist:
a
iehen Sie alleine los. In der Gruppe fotografieren kann
Z
auch kontraproduktiv sein, weil man sich nicht wirklich
auf sein eigenes Thema fokussieren kann.
a
In der Architekturfotografie kann man einer sauberen
Linienführung gar nicht genug Bedeutung beimessen.
Ein gutes Stativ, ein Getriebeneiger und ein
Fernauslöser machen Ihnen das Leben sehr viel leichter.
a
Entwickeln Sie erst eine Idee und machen Sie dann das
Foto/die Serie.
a
chten Sie unbedingt auf den Vordergrund. Bei
A
Weitwinkelaufnahmen ist der Vordergrund meist sehr
präsent und es lohnt sich, ihn sorgfältig zu gestalten.
a
ie Technik wird definitiv überbewertet. Lesen Sie nicht
D
zu viel über Ihre Ausrüstung, sondern benutzen Sie sie
aktiv. Viele meiner Lieblingsaufnahmen sind mit einer
Nikon D50 von 2005 entstanden. Es muss nicht immer
die neueste Ausrüstung sein.
CAVA
„Das Bild ist im März 2010 auf dem Abenteuerspielplatz am
Georg Freundorfer Platz in München entstanden.“
Aufnahmedaten: Canon EOS 5D MKII mit Canon 24-105 L 4IS bei
45mm und 8 S, f/4.
© Robert Götzfried
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