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Fotopraxis | Motivworkshop
Abgehoben
Mountainbikes in Aktion.
Beim Fotografieren von Mountainbike-Akrobatik ist alles
eine Frage des richtigen Augen­
blicks und der optimalen
Beleuchtung. Action-Fotograf
Michael Kleber sagt, wie er
sich darauf vorbereitet und
welche Techniken er einsetzt.
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www.colorfoto.de
Spaziergang
Die große Bilddiagonale des TokinaFisheye-Objektivs schafft viel Fläche für
Fahrer und Umfeld. Die schnel­len Abbrennzeiten der Ranger-Quadra-Blitz­
geräte lassen den Fahrer (Chris­tian
Petiach) so etwas wie einen Spaziergang im Himmel erleben (EOS 40D,
10 mm, ISO 250, Bl. 8, 1/250 s).
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Fotopraxis | Motivworkshop
An der Wand lang
Der Bildaufbau lässt den Weg und die Aus­
führung des Tricks erkennen. Dies wäre
beispielsweise nicht der Fall, würde man die
Rampe im Vordergrund anschneiden und
den Blickwinkel auf die Wand verengen
(EOS 40D, 50 mm, ISO 100, Bl. 8, 1/250 s).
Rot sehen
Nicht jede Location ist so zum Himmel ausgerichtet, dass man den Fahrer (Christian
Petiach, gilt auch für beide Bilder oben) im
Sonnenuntergang ablichten kann. Das Setup
sollte schon vorher aufgebaut sein, weil das
Zeitfensters beim Sonnenuntergang klein ist
(EOS 40D, 50 mm, ISO 400, Bl. 6,3, 1/250 s).
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Bildsequenz
Aus insgesamt 15 Einzelbildern wurden
9 Bilder ausgesucht, die möglichst wenige
Überschneidungen zeigten und gleichzeitig den Trick am besten präsentierten.
Die Hauptarbeit bestand darin, die Bilder
in Photoshop mittels Stapelverarbeitung
und Ebenenmasken zusammenzufügen
(EOS 40D, 50 mm, ISO 200, Bl. 4,5, 1/640 s).
Teleperspektive
Als erhöhter Standort diente ein Anfahrts­
hügel, um sowohl den Fahrer (Tobi Wrobel)
von der Hintergrundaussicht freizustellen,
als auch den Blick auf die Absprungrampe zu
ermöglichen. Die Kamera mit Teleobjektiv
stand auf einem stabilen Stativ, einem Man­
frotto 055CX 3 mit Getriebeneiger Junior 410
(EOS 40D, 84 mm, ISO 100, Bl. 11, 1/320 s).
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Fotopraxis | Motivworkshop
Mehr über den
Fotografen auf
www.michael
kleber.com
I
„Die Kontakte zu den
Bikern stelle ich häufig
über Facebook her“
n den vergangenen Jahren hat die Mountainbike-Szene einen wahren Boom erlebt. Viele Jugendliche kaufen sich heute
kein Bmx- oder Rennrad mehr, sondern
gleich ein Dirt- bzw. Mountainbike. Und
während sich die Suche nach potentiellen
Sponsoren für diverse Events der Dirtbikeszene früher mühsam gestaltete, werden
die Events heute von großen Telefonnetzanbietern oder der Autoindustrie gespon-
Fahrerporträt
Ein Blitzkopf mit Durchlichtschirm, auf
Kopfhöhe rechts, einen Meter neben
der Kamera postiert, diente als Haupt­
licht. Die zweite Lichtquelle kam
von links; sie hellte Rad und Fahrer
(Robin Specht) auf (EOS 5D Mk II,
50 mm, ISO 100, Bl. 9, 1/100 s).
sert – ein klares Zeichen dafür, dass die
Marketingstrategen der Firmen die Lifestyle-Qualitäten dieses Sports für sich entdeckt haben. Beim Fotografieren geht es
um effektvolle Momentaufnahmen der Bewegung, gepaart mit einem Gefühl für die
umgebende Landschaft. Beides in Kombination ergibt einen eindrucksvollen MTBShot; seit fünf Jahren bin ich auf der Suche
danach. Dazu gehört mehr, als nur den
Auslöser zur richtigen Zeit am richtigen
Ort zu drücken. Denn bei solchen Shootings sind Vorarbeit und Planung von großer Bedeutung für das spätere Resultat.
Die richtige Vorbereitung
Auf der Suche nach geeigneten Fahrern
hat sich für mich das Socialnetworking per
Facebook als beste Variante für Erstkontak-
te entwickelt. Denn um das in meinen Augen perfekte Bild zu schießen, ist es mir
wichtig, den Fahrer in die Arbeit einzubeziehen. Auf diese Weise findet sich relativ
schnell der geeignete Spot, der es dem
Fahrer ermöglicht, sein Können vor der
Kamera zu zeigen. In der Regel fotografiere ich nicht bei MTB-Wettbewerben, weil
ich dort meinen Standort nicht frei bestimmen kann. Stattdessen vereinbare ich mit
dem Fahrer einen eigenen Fototermin. Vor
Ort besprechen wir dann, welche Tricks
auf dem Plan stehen, um die passende
Perspektive, unter Berücksichtigung der
Wetterlage, zu finden. Dann lege ich den
Bildausschnitt fest und wähle das dafür
geeignete Objektiv. Der Knackpunkt dabei
ist, wie viel Umfeld neben dem Fahrer und
den Absprüngen im Bild sein soll.
Stimmiges Licht
Backflip
Auf der rechten wie auf der linken Seite stand jeweils ein RangerQuadra-Blitzgerät. Das klassische Zangenlicht schafft eine ausge­
wogene Ausleuchtung im stimmigen Verhältnis zum vorhandenen
Licht (EOS 5D Mk II, 100 mm, ISO 100, Bl. 8, 1/250 s).
Der Backflip (Rückwärtssalto) verlangt vom Fotografen per­
fektes Timing. Der Fahrer (Robin Specht) sollte auf dem Kopf
stehend eingefangen werden, um den Trick an seinem Höhe­
punkt zu zeigen (EOS 5D Mk II, 50 mm, ISO 100, Bl. 8, 1/250 s).
Drei Objektive reichen aus
Bei den meisten Einstellungen kommt bei
mir eine 50-mm-Festbrennweite oder ein
klassisches Telezoom (4/70–200 mm) zum
Einsatz. Beide Objektive verwende ich abwechselnd an einer EOS 40D mit APS-CSensor oder an einer EOS 5D Mark II mit
Vollformatsensor. Die 40D schätze ich wegen ihrer hohen Serienbildgeschwindigkeit
von rund 6 B/s, während die 5D eine noch
höhere Abbildungsqualität und mit dem
Fisheye von Tokina (10–17 mm) spektakuläre Perspektiven erlaubt. Den Autofokus verwende ich fast nie, stattdessen stelle ich die
Schärfe manuell auf jenen Punkt ein, wo der
Höhepunkt einer Aktion zu erwarten ist.
Diese Arbeitsweise ermöglicht sogar den
gelegentlichen Einsatz einer analogen Mittelformatkamera Bronica Sq-a mit 150-mmObjektiv. Diesen Luxus leiste ich mir
manchmal, vor allem in Verbindung mit
Schwarzweißfilm (Kodak Tri-X).
Funkgesteuerte Blitzgeräte
Um das vorhandene Licht zu ergänzen und
den Fahrer „einzufrieren“, habe ich in den
ersten Jahren mit entfesselten Systemblitzen
gearbeitet, deren Leistungsgrenzen dafür aber
zu eng gesteckt sind – vor allem, wenn man
gegen die Sonne blitzt. Die passende Lösung
waren die akkubetriebenen Ranger-Quadra-Modelle von Elinchrom. Ich verwende
zwei Generatoren mit jeweils 400 Ws und
zwei Blitzköpfe vom Typ A mit schnelleren
Abbrennzeiten (zwischen 1/3000 und 1/6000 s)
als bei der Standardausführung (S). SkyportFunkempfänger sind in den Geräten bereits
eingebaut. Für mich besteht der Riesenvorteil
darin, dass ich die Blitze nicht nur drahtlos
auslösen, sondern auch per Funk in ihrer Leis­
tung regulieren kann.
Michael Kleber/ks
Tipps
■ Belichtung
Verwenden Sie bei Aufnahmen ohne
Blitzlicht möglichst kurze Belichtungs­
zeiten (z. B. 1/500 s), um den Fahrer
scharf zu bekommen.
■ Fokussieren
Überlassen Sie das Scharfstellen nicht
dem Autofokus, sondern stellen Sie
manuell auf jenen Punkt ein, wo sich
der Höhepunkt einer Aktion ergibt –
häufig sind dafür mehrere Anläufe nötig.
■ Kommunikation
Je genauer man sich mit dem Fahrer
bespricht, desto schneller entwickelt
man ein Gefühl dafür, wie man den ge­
planten Trick am besten mit der Kamera
in Szene setzen kann.
■ Blitzgerät
Ein Aufsteckblitz (Frontalblitz) gibt meist
ein sehr plattes Licht ab; entfesselte
Blitze rechts oder und links von der Ka­
mera schaffen eine wesentlich plasti­
schere Ausleuchtung.
■ Bildaufbau
Wichtig für den Betrachter ist es, die Hö­
he und Weite des Sprungs einschätzen
zu können – das steigert die Bildwir­
kung. Absprung- und Landepunkt sollte
man deshalb in den Bildaufbau mit ein­
beziehen.
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