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Fotopraxis | Motivworkshop Abgehoben Mountainbikes in Aktion. Beim Fotografieren von Mountainbike-Akrobatik ist alles eine Frage des richtigen Augen blicks und der optimalen Beleuchtung. Action-Fotograf Michael Kleber sagt, wie er sich darauf vorbereitet und welche Techniken er einsetzt. 48 ColorFoto 8/2011 www.colorfoto.de Spaziergang Die große Bilddiagonale des TokinaFisheye-Objektivs schafft viel Fläche für Fahrer und Umfeld. Die schnellen Abbrennzeiten der Ranger-Quadra-Blitz geräte lassen den Fahrer (Christian Petiach) so etwas wie einen Spaziergang im Himmel erleben (EOS 40D, 10 mm, ISO 250, Bl. 8, 1/250 s). ColorFoto 8/2011 49 Fotopraxis | Motivworkshop An der Wand lang Der Bildaufbau lässt den Weg und die Aus führung des Tricks erkennen. Dies wäre beispielsweise nicht der Fall, würde man die Rampe im Vordergrund anschneiden und den Blickwinkel auf die Wand verengen (EOS 40D, 50 mm, ISO 100, Bl. 8, 1/250 s). Rot sehen Nicht jede Location ist so zum Himmel ausgerichtet, dass man den Fahrer (Christian Petiach, gilt auch für beide Bilder oben) im Sonnenuntergang ablichten kann. Das Setup sollte schon vorher aufgebaut sein, weil das Zeitfensters beim Sonnenuntergang klein ist (EOS 40D, 50 mm, ISO 400, Bl. 6,3, 1/250 s). 50 ColorFoto 8/2011 www.colorfoto.de Bildsequenz Aus insgesamt 15 Einzelbildern wurden 9 Bilder ausgesucht, die möglichst wenige Überschneidungen zeigten und gleichzeitig den Trick am besten präsentierten. Die Hauptarbeit bestand darin, die Bilder in Photoshop mittels Stapelverarbeitung und Ebenenmasken zusammenzufügen (EOS 40D, 50 mm, ISO 200, Bl. 4,5, 1/640 s). Teleperspektive Als erhöhter Standort diente ein Anfahrts hügel, um sowohl den Fahrer (Tobi Wrobel) von der Hintergrundaussicht freizustellen, als auch den Blick auf die Absprungrampe zu ermöglichen. Die Kamera mit Teleobjektiv stand auf einem stabilen Stativ, einem Man frotto 055CX 3 mit Getriebeneiger Junior 410 (EOS 40D, 84 mm, ISO 100, Bl. 11, 1/320 s). ColorFoto 8/2011 51 Fotopraxis | Motivworkshop Mehr über den Fotografen auf www.michael kleber.com I „Die Kontakte zu den Bikern stelle ich häufig über Facebook her“ n den vergangenen Jahren hat die Mountainbike-Szene einen wahren Boom erlebt. Viele Jugendliche kaufen sich heute kein Bmx- oder Rennrad mehr, sondern gleich ein Dirt- bzw. Mountainbike. Und während sich die Suche nach potentiellen Sponsoren für diverse Events der Dirtbikeszene früher mühsam gestaltete, werden die Events heute von großen Telefonnetzanbietern oder der Autoindustrie gespon- Fahrerporträt Ein Blitzkopf mit Durchlichtschirm, auf Kopfhöhe rechts, einen Meter neben der Kamera postiert, diente als Haupt licht. Die zweite Lichtquelle kam von links; sie hellte Rad und Fahrer (Robin Specht) auf (EOS 5D Mk II, 50 mm, ISO 100, Bl. 9, 1/100 s). sert – ein klares Zeichen dafür, dass die Marketingstrategen der Firmen die Lifestyle-Qualitäten dieses Sports für sich entdeckt haben. Beim Fotografieren geht es um effektvolle Momentaufnahmen der Bewegung, gepaart mit einem Gefühl für die umgebende Landschaft. Beides in Kombination ergibt einen eindrucksvollen MTBShot; seit fünf Jahren bin ich auf der Suche danach. Dazu gehört mehr, als nur den Auslöser zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu drücken. Denn bei solchen Shootings sind Vorarbeit und Planung von großer Bedeutung für das spätere Resultat. Die richtige Vorbereitung Auf der Suche nach geeigneten Fahrern hat sich für mich das Socialnetworking per Facebook als beste Variante für Erstkontak- te entwickelt. Denn um das in meinen Augen perfekte Bild zu schießen, ist es mir wichtig, den Fahrer in die Arbeit einzubeziehen. Auf diese Weise findet sich relativ schnell der geeignete Spot, der es dem Fahrer ermöglicht, sein Können vor der Kamera zu zeigen. In der Regel fotografiere ich nicht bei MTB-Wettbewerben, weil ich dort meinen Standort nicht frei bestimmen kann. Stattdessen vereinbare ich mit dem Fahrer einen eigenen Fototermin. Vor Ort besprechen wir dann, welche Tricks auf dem Plan stehen, um die passende Perspektive, unter Berücksichtigung der Wetterlage, zu finden. Dann lege ich den Bildausschnitt fest und wähle das dafür geeignete Objektiv. Der Knackpunkt dabei ist, wie viel Umfeld neben dem Fahrer und den Absprüngen im Bild sein soll. Stimmiges Licht Backflip Auf der rechten wie auf der linken Seite stand jeweils ein RangerQuadra-Blitzgerät. Das klassische Zangenlicht schafft eine ausge wogene Ausleuchtung im stimmigen Verhältnis zum vorhandenen Licht (EOS 5D Mk II, 100 mm, ISO 100, Bl. 8, 1/250 s). Der Backflip (Rückwärtssalto) verlangt vom Fotografen per fektes Timing. Der Fahrer (Robin Specht) sollte auf dem Kopf stehend eingefangen werden, um den Trick an seinem Höhe punkt zu zeigen (EOS 5D Mk II, 50 mm, ISO 100, Bl. 8, 1/250 s). Drei Objektive reichen aus Bei den meisten Einstellungen kommt bei mir eine 50-mm-Festbrennweite oder ein klassisches Telezoom (4/70–200 mm) zum Einsatz. Beide Objektive verwende ich abwechselnd an einer EOS 40D mit APS-CSensor oder an einer EOS 5D Mark II mit Vollformatsensor. Die 40D schätze ich wegen ihrer hohen Serienbildgeschwindigkeit von rund 6 B/s, während die 5D eine noch höhere Abbildungsqualität und mit dem Fisheye von Tokina (10–17 mm) spektakuläre Perspektiven erlaubt. Den Autofokus verwende ich fast nie, stattdessen stelle ich die Schärfe manuell auf jenen Punkt ein, wo der Höhepunkt einer Aktion zu erwarten ist. Diese Arbeitsweise ermöglicht sogar den gelegentlichen Einsatz einer analogen Mittelformatkamera Bronica Sq-a mit 150-mmObjektiv. Diesen Luxus leiste ich mir manchmal, vor allem in Verbindung mit Schwarzweißfilm (Kodak Tri-X). Funkgesteuerte Blitzgeräte Um das vorhandene Licht zu ergänzen und den Fahrer „einzufrieren“, habe ich in den ersten Jahren mit entfesselten Systemblitzen gearbeitet, deren Leistungsgrenzen dafür aber zu eng gesteckt sind – vor allem, wenn man gegen die Sonne blitzt. Die passende Lösung waren die akkubetriebenen Ranger-Quadra-Modelle von Elinchrom. Ich verwende zwei Generatoren mit jeweils 400 Ws und zwei Blitzköpfe vom Typ A mit schnelleren Abbrennzeiten (zwischen 1/3000 und 1/6000 s) als bei der Standardausführung (S). SkyportFunkempfänger sind in den Geräten bereits eingebaut. Für mich besteht der Riesenvorteil darin, dass ich die Blitze nicht nur drahtlos auslösen, sondern auch per Funk in ihrer Leis tung regulieren kann. Michael Kleber/ks Tipps ■ Belichtung Verwenden Sie bei Aufnahmen ohne Blitzlicht möglichst kurze Belichtungs zeiten (z. B. 1/500 s), um den Fahrer scharf zu bekommen. ■ Fokussieren Überlassen Sie das Scharfstellen nicht dem Autofokus, sondern stellen Sie manuell auf jenen Punkt ein, wo sich der Höhepunkt einer Aktion ergibt – häufig sind dafür mehrere Anläufe nötig. ■ Kommunikation Je genauer man sich mit dem Fahrer bespricht, desto schneller entwickelt man ein Gefühl dafür, wie man den ge planten Trick am besten mit der Kamera in Szene setzen kann. ■ Blitzgerät Ein Aufsteckblitz (Frontalblitz) gibt meist ein sehr plattes Licht ab; entfesselte Blitze rechts oder und links von der Ka mera schaffen eine wesentlich plasti schere Ausleuchtung. ■ Bildaufbau Wichtig für den Betrachter ist es, die Hö he und Weite des Sprungs einschätzen zu können – das steigert die Bildwir kung. Absprung- und Landepunkt sollte man deshalb in den Bildaufbau mit ein beziehen. ColorFoto 8/2011 53