Fotopraxis | reisen
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Fotopraxis | Reisen Reif für die Insel La Digue. Was tun auf einer drei mal fünf Kilometer großen SeychellenInsel außer Baden, Faulenzen und Schnorcheln? Reisefotograf Siegfried Layda zeigt, was es bei ausgedehnten Spaziergängen auf La Digue mit der Kamera zu entdecken gibt, wenn man die Augen offen hält. 46 ColorFoto 1/2013 Fotos: Siegfried Layda www.colorfoto.de Traum in Granit Anders als auf den Malediven gibt es auf La Digue (wie auch auf den benachbarten Inseln Praslin und Mahé) nicht nur Sand, Palmen und Meer, sondern auch imposante Felsformationen aus Granit, die kleine Traumbuchten einrahmen (Canon EOS-1Ds Mk II, 24 mm, ISO 100, Bl. 9, 1/125 s). Fotopraxis | Reisen R eif für die Insel? Davon finden Sie auf den Seychellen eine reiche Auswahl – mehr als 100, von denen allerdings nicht einmal die Hälfte bewohnt ist. Das Staatsgebiet der Seychellen erstreckt sich im Indischen Ozean auf einer Fläche von 390 000 Quadratkilometern zwischen dem vierten und zehnten Breitengrad südlich des Äquators. La Digue ist Teil der inneren Seychellengruppe, zu der auch die größte Insel Mahé mit der Hauptstadt Victoria sowie Praslin und knapp 40 weitere Inseln gehören. Dem RobinsonGedanken von der einsamen Insel im weiten Meer kommt La Digue ziemlich nahe: Es ist nur etwa fünf Kilometer lang und drei Kilometer breit; auf einer Fläche von rund 9,8 Quadratkilometern leben etwa 2200 Einwohner, die sich Diguois nennen. Drei Wege nach La Digue Stärkung Auf einer mehrstündigen, abenteuerlichen Tour kann man die Südspitze zu Fuß umrunden – unbedingt aber mit einem einheimischen Führer, der mit dem Gelände und den Gezeiten vertraut ist. Unterwegs gibt’s eine Stärkung, stilecht auf einem Palmenblatt serviert (Canon EOS 60D, 70 mm, ISO 100, Bl. 13, 1/160 s, Aufhellblitz). Siegfried Layda ist professioneller Reisefotograf. 48 ColorFoto 1/2013 „Hier ist man oft mit dem Fahrrad noch zu schnell“ Beim Landeanflug auf Mahé oder bei Flügen zwischen den Inseln bekommt man einen guten Eindruck von der Lage der Inseln in der Weite des Ozeans. Nach Ankunft in Mahé – meist morgens – geht es weiter nach La Digue. Dafür stehen drei Möglichkeiten zur Wahl: Die schnellste ist der HelikopterShuttle, der allerdings inzwischen rund 700 Euro pro Flug kosten soll. Die zweite Option ist die direkte Passage mit dem Frachtsegler; dieser erledigt den Güteraustausch zwischen den Inseln, befördert aber auch Touristen. Einziger Haken: Die Überfahrt dauert knapp vier Stunden, was bei rauem Seegang – keine Seltenheit in dieser Region – nicht unbedingt ein Vergnügen ist. Ich selbst wähle immer den dritten Weg: Von Mahé mit einer Twin Otter (17 Sitzplätze) der Air Seychelles zur Insel Praslin. Dieser Flug erlaubt schöne Ausblicke auf die Inselwelt. Tipp: möglichst einen der vorderen Sitzplätze wählen. Nach einer guten Viertelstunde ist der Flug bereits vorüber; dann geht es mit dem Bus quer über die Insel zum Hafen und mit dem nächsten Segelschoner (Fährbetrieb) in einer etwa 30-minütigen Überfahrt nach La Digue. Am besten alles dabeihaben Im kleinen Hafen von La Digue angekommen, befindet man sich auch gleich im einzigen Ort der Insel, La Passe: Ein paar Restaurants, kleine Geschäfte und ein Internetcafé machen deutlich, dass man sich in den Tropen auch mit einem deutlich reduzierten Warenangebot bestens einrichten kann. Wer allerdings hier erst entdeckt, dass er noch Speicherkarten benötigt, hat ein Problem – www.colorfoto.de Hafen Egal, ob von Mahé (50 km) oder Praslin (6 km): Hier kommt man mit der Fähre an. Der kleine Hafen am Hauptort La Passe wirkt im Abendlicht besonders reizvoll. Zwei Bilder wurden mittels Photoshop (Photomerge) zu einem Panorama zusammengesetzt (Canon G9, 7,4 mm, ISO 80, Bl. 5,0, 1/100 s). Mahlzeit Ein Diguois geht mit frischem Fisch heim, das Mittagessen scheint gesichert. Im Übrigen ist das Bild ein gutes Beispiel dafür, dass eine Personenaufnahme von hinten durchaus ihren Reiz haben kann (Canon G9, 22 mm, ISO 80, Bl. 8, 1/160 s). Fischfang Hier wird der nächste Fischfang vorbereitet; auch die Kinder helfen beim Ausbreiten der orangefarbenen Netze, die einen schönen Komplementärfarbenkontrast zum grünen Blattwerk bilden (Canon EOS 60D, 27 mm, ISO 100, Bl. 11,1/200 s). ColorFoto 1/2013 49 Flughund Die Flughunde sind eine Fledermausgattung und hängen tagsüber in den Bäumen. Die offenen Augen deuten aber zumindest auf ein gewisses Interesse für den Fotografen hin (Canon EOS-1Ds Mk II, 280 mm, ISO 250, Bl. 7,1, 1/160 s). in diesem Punkt lohnt sich Vorsorge. Der größte Teil der Bevölkerung lebt hier, im Westen der Insel, wo sich eine größere Lücke im umgebenden Korallenriff auftut und auch größeren Schiffen den Zugang zum Meer ermöglicht. Je nach Entfernung zur Unterkunft kann man den Koffer zu Fuß hinzerren, den traditionellen Ochsenkarren wählen oder ein Taxi nehmen. Um schnell festzustellen: Diese Insel eröffnet trotz ihrer überschaubaren Größe eine erstaunliche Vielfalt an fotografischen Ausblicken. Traumstrände wie Grand Anse oder Anse Source d’Argent mit spektakulären Granitfelsen und kristallklarem Wasser im Südosten, Urwald und Tierwelt, dazu die auf der Insel lebenden Menschen und ihr Tagwerk (vor allem die Fischerei) bieten Motive in Hülle und Fülle für einen mehrwöchigen Aufenthalt. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad Am liebsten erkunde ich die Insel zu Fuß. Vor allem die Tier- und Pflanzenwelt will ständig neu entdeckt werden – da ist man auch auf dem Fahrrad bereits zu schnell, und man übersieht vieles. Zudem verlangen Naturmotive häufig nach tiefen Aufnahmeposi tionen: Die Seerosen in der Union Estate Plantage, Riesenschildkröten oder Tiere im flachen Wasser der Gezeitentümpel – immer wieder musste ich für eine optimale Auf nahmeperspektive auf den Knien herumrutschen. Als praktisch erwies sich dabei die EOS 60D mit ihrem verstellbaren Monitor im Live-View-Modus. Überblick Hier an der Anse Patates suchte ich mir einen erhöhten Standort, ein Aufhellblitz sorgte für ausreichend Licht im Vordergrund mit den reifenden Kokosnüssen als Symbol für tropische Üppigkeit (Kodak DCS ProSLR/n, 28 mm, ISO 160, Bl. 19, 1/60 s). Riesenschildkröte Auf einer Wanderung zum Belle Vue begegnete ich dieser Riesenschildkröte; nach ein paar Aufnahmen zogen wir beide unserer Wege. Für solche Schnappschüsse verwende ich gerne die Canon G9 im Live-View-Modus (Canon G9, 7,4 mm, ISO 80, Bl. 7,1, 1/80 s). 50 ColorFoto 1/2013 www.colorfoto.de Blütenzauber Frangipani-Blüten sind ein Inbegriff für die Tropen, ihr starker, verführerischer Duft entfaltet sich am Abend. Die über dem Meer untergehende Sonne lässt die Blüte durchscheinend wirken (Canon EOS 60D, 85 mm, ISO 160, Bl. 13, 1/160 s, Aufhellblitz). Gecko Viel Licht war nicht vorhanden, so machte ich aus der Not eine Tugend und ließ den Großteil des grünen Geckos in der Unschärfe verschwimmen. Das 100-mmObjektiv erzeugt ein schönes, weiches Bokeh (Canon EOS 1Ds Mk II, 100 mm Makro, ISO 400, Bl. 5,6, 1/60 s). Fotopraxis | Reisen Flug von Mahé nach Praslin, dann mit dem Bus über die Insel zum Hafen und von dort per Fähre weiter nach La Digue. Ich wähle immer diese Variante, da es trotz der Umsteigerei schneller geht und ich den Blick auf die Insel sehr schätze. Schaut man das von einer Glaskugel erzeugte Bild an, dann steht es (wie bei einer konvexen Linse) auf dem Kopf. Um die Anse Source d‘Argent trotzdem aufrecht stehend zeigen zu können, suchte ich eine tiefe Kameraposition und fotografierte gegen den Himmel mit geringer Schärfentiefe. Dann drehte ich das ganze Bild um 180 Grad. 52 ColorFoto 1/2013 Tropische Temperaturen verleiten dazu, den Tag mit mehr Laissez-faire anzugehen als in unseren Breiten. Dies gilt jedoch nur bedingt für Fotografen. Denn frühes Aufstehen wird auch auf La Digue mit tollen Sonnenaufgängen belohnt – eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht. Am Abend und in der Nacht sollte man auf jeden Fall eine Taschenlampe dabeihaben. Denn wenn kein Mond leuchtet, sind die Nächte auf La Digue richtig dunkel, das gilt auch für Wege und Straßen. Dafür wird man aber mit einem wunderbaren Sternenhimmel belohnt – ein Anblick, der bei uns so nicht mehr zu finden ist. Den Sonntagmorgen sollte man nicht im Bett verbringen: Zum Kirchgang im pittoresken Gotteshaus der Insel kleiden sich die Einheimischen besonders sorgfältig und zum Teil auch farbenprächtig. Fotografieren Sie aber bitte nicht ohne Zustimmung (die mir so gut wie nie verwehrt wurde). Ebenfalls interessant: Das tägliche farbenfrohe Treiben rund um den kleinen Hafen bietet immer neue Motive, hier kann man auch die typischen Ochsenkarren, das klassische Transportmittel der Insel, sehen. Siegfried Layda/Karl Stechl www.colorfoto.de Tipps Die nachfolgenden Tipps basieren auf den persönlichen Erfahrungen des Fotografen dieses Beitrags (Siegfried Layda). Für die Richtigkeit der gemachten Angaben können wir trotz sorgfältiger Recherche nicht garantieren bzw. irgendeine Haftung übernehmen. ■ An- und Einreise Ändert sich immer wieder mal. So fliegt Air Seychelles derzeit nicht mehr ab Europa, Condor einmal wöchentlich ab Frankfurt/Main. Emirates nimmt den Weg über Dubai, Etihad über Abu Dhabi und Air Quatar über Katar. Ab Frankfurt dauert der Flug ca. 8 bis 9 Stunden. Ein Reisepass ist erforderlich und muss noch mindestens zwei freie Seiten haben. Bei Ankunft erhält man nach Vorlage der Hotelbuchung und des Rückflugtickets eine Aufenthaltserlaubnis bis zu einem Monat; kann bei Bedarf verlängert werden. ■ Geld Landeswährung ist die SeychellenRupie (SR). Derzeit entspricht ein Euro ca. 17 SR. Für Dienstleistungen, Transport und in Restaurants wird oft die Bezahlung in Euro bzw. Dollar bevorzugt – es ist ratsam, eine größere Summe in kleinen Scheinen mitzuführen. ■ Mobilität Auf La Digue gibt es ein paar Dutzend Autos von Einheimischen (auch Taxis) und die landesüblichen Ochsenkarren. Ein praktisches Fortbewegungsmittel sind Fahrräder, die man überall mieten kann. Ich gehe am liebsten zu Fuß. ■ Übernachtung Auf La Digue gibt es mehrere Hotels sowie eine Anzahl kleinerer Lodges und Privatunterkünfte. Im Patatran Hotel an der Anse Patate bezahlt man ca. 200 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer mit Frühstück. In der La Digue Island Lodge werden pro Übernachtung für zwei Personen im Chalet mit Halbpension (das Restaurant ist recht gut) mindestens knapp 300 Euro fällig. Das Fleur de Lys ist eine kleine, ansprechende Anlage; pro Nacht mit Selbstversorgung kostet das Chalet derzeit 117 Euro, mit Klimaanlage 128 Euro, Frühstück pro Person 12 Euro. Dies sind typische Beispiele. In der luxuriösen Domaine de l‘Orangerie kann man auch höherpreisige Unterkunft bekommen, in diversen Pensionen und Privatunterkünften auch weniger bezahlen. ■ Klima Es ist das ganze Jahr über mittags gleichmäßig um die 30 Grad warm; nachts sinken die Temperaturen auf ca. 22 Grad ab. Von Oktober bis März fällt etwas mehr Regen, ein Großteil davon nachts; ein richtiges Tropengewitter ist übrigens auch ein Erlebnis. ■ Stromversorgung/Internet Die Stromspannung beträgt 230 V, die Stecker sind wie in Großbritannien dreigepolt. Am Hafen gibt es kleine Internetcafés, hier ist es auch möglich, das eigene Notebook zu nutzen. Adapter für die Steckdose nicht vergessen! ■ Equipment Bei äquatorialen Temperaturen um 30 Grad wiegt jedes überflüssige Kilogramm doppelt, man sollte die Fotoausrüstung also mit Bedacht auswählen. Wiederum wichtig: Schutzhüllen gegen Sand und Salzwasser für die Kamera sowie ein Blasebalg gegen anhaftenden Strandsand. ■ Web-Links http://de.wikipedia.org/wiki/La_Digue www.seychellen.org www.seychellen-infos.de www.seychellen.com www.seychelles.travel/de/home/index.php Ochsenkarren sind das traditionelle Transport- und Fortbewegungsmittel auf La Digue. Geradezu sinnbildlich für üppige tropische Vegetation ist dieser Frucht- und Blütenstand einer Bananenstaude. ColorFoto 1/2013 53