Hausarbeit
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Hausarbeit zur zweiten staatlichen Prüfung für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen des Landes Niedersachsen gemäß § 14 PVO-Lehr II Ästhetische Auseinandersetzung mit ausgewählten Beispielen aus dem Leben Vincent van Gogh und ihrer bildnerischen Widerspiegelung – dargestellt an einer Unterrichtseinheit zum Thema „Vincent van Gogh – nur ein Sonnenblumenmaler?“ in einer 4. Klasse. vorgelegt von: Ilka Oltmann im Januar 2003 INHALTSVERZEICHNIS I. EINLEITUNG..........................................................................................................1 II. THEORIETEIL........................................................................................................3 1. Ästhetische Erziehung............................................................................................3 1.1. Der Begriff „Ästhetische Erziehung“ – Versuch einer Definition..................3 1.2. Die Ästhetische Erziehung als Konzept der Kunstunterrichts.....................4 1.2.1. Inhalte und Ziele der Ästhetischen Erziehung...................................5 1.3. Zusammenfassung.....................................................................................6 2. Kunstbetrachtung in der Schule..............................................................................6 2.1. Bildbetrachtung...........................................................................................7 2.2. Kriterien für die Bildauswahl.....................................................................10 3. Außerschulische Lernorte.....................................................................................11 3.1. Lernen an außerschulischen Lernorten....................................................11 3.1.1. Das Kunstmuseum...........................................................................12 3.1.1.1. Die Kunsthalle Bremen......................................................14 3.1.2. Die Kinderkunstausstellung..............................................................15 4. Vincent van Gogh................................................................................................16 III. PRAXISTEIL.........................................................................................................18 1. Vorüberlegungen zur Unterrichtseinheit............................................................18 1.1. Zur Situation der Lerngruppe..................... ....................................................18 1.2. Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler.....................................19 1.3. Handlungsspielräume der Lehrerin.................................................................19 1.4. Didaktische Vorüberlegungen.........................................................................20 1.5. Methodische Vorüberlegungen.......................................................................21 1.6. Geplante Gliederung der Unterrichtseinheit...................................................23 2. Darstellung des Verlaufs der Unterrichtseinheit.....................................................24 2.1. Unterrichtssequenz I: Mit allen Sinnen in die Natur........................................25 2.1.1. Kurzbeschreibung der Sequenz.............................................................25 2.1.2. Unterrichtziele der Sequenz...................................................................25 2.1.3. Kurzreflexion der Sequenz.....................................................................26 2.2. Unterrichtssequenz II: Sonnenblumen............................................................27 2.2.1. Kurzbeschreibung der Sequenz.............................................................27 2.2.2. Unterrichtsziele der Sequenz.................................................................27 2.2.3. Kurzreflexion der Sequenz.....................................................................28 2.2.4. Sachanalyse...........................................................................................29 2.2.5. Didaktische Überlegungen.....................................................................29 2.2.6. Unterrichtsziele.......................................................................................30 2.2.7. Methodische Überlegungen...................................................................30 2.2.8. Geplanter Unterrichtsverlauf..................................................................31 2.2.9. Kurzreflexion der Unterrichtsstunden.....................................................32 2.3. Unterrichtssequenz III: Besuch der Kunsthalle Bremen.................................33 2.3.1. Unterrichtsziele der Sequenz.................................................................33 2.3.2. Planung..................................................................................................33 2.3.3. Verlauf und Kurzreflexion der Sequenz..................................................34 2.4. Unterrichtssequenz IV: Mein Schlafzimmer – Sein Schlafzimmer..................36 2.4.1. Kurzbeschreibung der Sequenz.............................................................36 2.4.2. Unterrichtsziele der Sequenz.................................................................36 2.4.3. Sachanalyse...........................................................................................37 2.4.4. Didaktische Überlegungen.....................................................................37 2.4.5. Unterrichtsziele.......................................................................................38 2.4.6. Methodische Überlegungen...................................................................39 2.4.7. Geplanter Unterrichtsverlauf..................................................................40 2.4.8. Kurzreflexion der Unterrichtsstunde.......................................................40 2.4.9. Kurzreflexion der Sequenz.....................................................................41 2.5. Unterrichtssequenz V: Sternenhimmel...........................................................42 2.5.1. Kurzbeschreibung der Sequenz.............................................................42 2.5.2. Unterrichtsziele der Sequenz.................................................................42 2.5.3. Sachanalyse...........................................................................................43 2.5.4. Kurzreflexion der Sequenz.....................................................................43 2.6. Unterrichtssequenz VI: Kinderkunstausstellung.............................................45 2.6.1. Kurzbeschreibung der Sequenz.............................................................45 2.6.2. Unterrichtsziele der Sequenz.................................................................45 2.6.3. Planung..................................................................................................45 2.6.4. Verlauf und Kurzreflexion.......................................................................46 IV. GESAMTREFLEXION..........................................................................................48 LITERATURVERZEICHNIS..........................................................................................50 INTERNETADRESSEN.................................................................................................53 ANHANG.......................................................................................................................54 I. EINLEITUNG „ Van Gogh ist nicht zu toppen Kunsthalle vor der spektakulärsten Ausstellung ihrer Geschichte1“ Schlagzeilen wie diese fanden sich nahezu täglich in den kommunalen Tagesblättern des Raumes in und um Bremen (siehe Anhang A1 – A4), seitdem der Termin für die Ausstellung Van Gogh: Felder. Das Mohnfeld und der Künstlerstreit feststand. 2 Aus meinem persönlichen Interesse, diese einmalige Ausstellung zu besuchen, entstand die Idee zu dieser Unterrichtseinheit. Im Rahmen meines Studiums an der Universität Bremen konnte ich zahlreiche Eindrücke und Erfahrungen im Bereich der Ästhetischen Erziehung sammeln. Sowohl theoretisch als auch forschend und handelnd wurde es mir ermöglicht, mich mit den Grundlagen der Ästhetischen Erziehung auseinanderzusetzen. Begegnungen mit künstlerischer Praxis waren häufig der Ausgangspunkt für die Thematisierung des Fächerübergreifenden und des Integrierenden dieses Lernbereichs und auch das Fachliche der drei beteiligten Fächer Kunst, Musik und Sport. Projektorientierte Unterrichtseinheiten wurden in der Universität erarbeitet und an bremischen Grundschulen durchgeführt. Vincent van Gogh in der Grundschule: ein zu anspruchvolles Thema für eine 4. Klasse? Durch die sinnlichen Erfahrungen in der rezeptiven und handelnden Auseinandersetzung mit den vielfältigen Kunstwerken Vincent van Goghs soll das Wahrnehmungs- und Ausdrucksvermögen der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Van Gogh hat in seinen Werken neben der äußeren auch die innere Erlebniswelt bildlich umgesetzt. Die Kinder können lernen, ihre eigene Erlebniswelt bewusster wahrzunehmen und verbal und bildlich auszudrücken. Dabei geht es mir nicht darum, dass sie selbst Experten für den Impressionismus werden, sondern dass sie durch die Auseinandersetzung Interesse und Verständnis für Malerei gewinnen und dabei ihre Phantasie sowie Toleranz gegenüber eigenen und fremden Ansichten und Bildern entwickeln. Aus diesen Überlegungen ergaben sich so folgende Fragestellungen, die in dieser Hausarbeit verfolgt werden sollen: 1 2 Brünner, Jochen: Van Gogh ist nicht zu toppen. Kunsthalle vor der spektakulärsten Ausstellung ihrer Geschichte. Weser Report vom 8. September 2002, Bremen, S. 12-15 Verschiedene Zeitungsartikel finden sich im Anhang. Ausstellung vom 19.Oktober 2002 bis 26.Januar 2003 in der Kunsthalle Bremen. Wie muss Unterricht zum Thema „Ästhetische Auseinandersetzung mit ausgewählten Beispielen aus dem Leben von Vincent van Gogh und ihrer bildnerischen Widerspiegelung – dargestellt an einer Unterrichtseinheit zum Thema „Vincent van Gogh – nur ein Sonnenblumenmaler?“ in einer 4. Klasse“ gestaltet werden, um eine Ergänzungsmöglichkeit zum herkömmlichen Kunstunterricht aufzuzeigen? Wird die sinnlich-ganzheitliche Auseinandersetzung mit den Werken des Künstlers die Kinder weder überfordern noch langweilen, sondern einen echten Lernzuwachs darstellen? Worin besteht das Interesse der Kinder dieser Altersstufe an den Werken Vincent van Goghs? Inwieweit nimmt das Aufsuchen außerschulischer Lernorte Einfluss auf Motivation, Lernprozesse und –erfolge? Im Theorieteil der vorliegenden Arbeit werde ich zunächst die fachlichen und didaktischen Aspekte, die für die Unterrichtseinheit von Bedeutung sind, darstellen. Im Kapitel 1 werden die Aspekte der Ästhetischen Erziehung in der Schule, ihre Begründung, Zielsetzung, Inhalte und Methoden erläutert. Kapitel 2 widmet sich der Bildbetrachtung. Einer Begriffsklärung folgt Didaktik, Zielsetzung und Methodik. Diese Aspekte werden auch im Kapitel 3 bei der Darstellung außerschulischer Lernorte aufgegriffen. Der Theorieteil endet mit der Biographie Vincent van Goghs. Aus diesem Theorieteil geht mein Praxisteil hervor, der die Planung, Durchführung und Reflexion der Unterrichtseinheit darstellt. Die Vorüberlegungen zur Unterrichtseinheit beinhalten zunächst die Situation der Lerngruppe, die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und meine Handlungsspielräume als Lehrerin. Aus diesen Bedingungen ergeben sich die dann folgenden didaktischen und methodischen Vorüberlegungen. Kapitel 1 schließt mit der Darstellung der Gliederung und der Leitidee der Unterrichtseinheit „Vincent van Gogh – nur ein Sonnenblumenmaler?“ Im Kapitel 2 erfolgt die Darstellung der Unterrichtsversuche in der Reihenfolge ihrer Durchführung an. Die Beschreibung der Unterrichtseinheit erfolgt in Sequenzen. Im Anhang sind Arbeitsblätter und Arbeitsergebnisse der Schülerinnen und Schüler sowie weiteres Material und Fotos zu finden, auf die im Text an entsprechender Stelle verwiesen wird. Zur besseren Veranschaulichung habe ich mich entschlossen, einen Teil der Bild- und Fotodokumentation direkt in den Text zu integrieren. II. THEORIETEIL 1. Ästhetische Erziehung Die im Titel meiner Arbeit verwendete Formulierung „Ästhetische Auseinandersetzung“ ist vom Begriff „Ästhetische Erziehung“ abgeleitet. Die Begriffe „Ästhetik“ oder „ästhetisch“ werden im alltäglichen Sprachgebrauch in der Bedeutung von etwas „Schönem“, „Geschmackvollen“ angewendet. Der Begriff des Ästhetischen kommt aus dem Altgriechischen („aisthesis“)3 und bedeutet „wahrnehmbar, der Wahrnehmung fähig, sinnliche Wahrnehmung“. Was ist also gemeint, wenn von der Ästhetischen Erziehung die Rede ist? Zunächst werde ich im ersten Punkt dieses Kapitels versuchen, eine Begriffsklärung vorzunehmen. Es folgt die Vorstellung der Ästhetischen Erziehung als Konzept des Kunstunterrichts. Im Anschluss daran werden Inhalte und Richtziele der Ästhetischen Erziehung in der Grundschule erläutert. 1.1. Der Begriff „Ästhetische Erziehung“ – Versuch einer Definition Der Philosoph ALEXANDER GOTTLIEB B AUMGARTEN begründete im 18. Jh. die neuzeitliche Philosophie der Ästhetik und nannte als deren oberste Zielsetzung die „Vervollkommnung der sinnlichen Erkenntnis 4“. Dieses betont die beiden Teile eines Ganzen, die Sinnestätigkeit und die Erkenntnistätigkeit. JOHANN CHRISTOPH FRIEDRICH VON SCHILLER prägte den Begriff der ästhetischen Erziehung des Menschen in seiner 1795 veröffentlichten Schrift „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“. Er bringt zum Ausdruck, dass Vernunftvermögens die „Ausbildung gleichberechtigt und des Gefühlvermögens gleichgewichtig zu sichern und und des zu entwickeln 5“ ist. Im Zeitalter der veränderten Kindheit 6 und dem Einfluss neuer Medien – der Wirklichkeit aus zweiter Hand – wurde Ganzheitliches Lernen, Lernen mit allen Sinnen, Kindorientierung, Welterschließung, Lernen mit Kopf, Herz, Hand und Bauch zu einem Lern- und Erziehungskonzept. 7 Dieses übergreifende Ziel der sinnlichen Erkenntnis wird durch 3 VON HENTIG in seinem Aufsatz „Das Leben mit der Aisthesis“ als die Schmitt, Rudolf: Das Zusammenspiel von Kognition und Emotion in der ästhetischen Erziehung. In: Matthies, K./Polzin, M./Schmitt, R.: Ästhetische Erziehung in der Grundschule. Frankfurt am Main, 3. unveränderte Auflage, 1994, S. 1 4 Polzin, Manfred: Integrierte Ästhetische Erziehung. Bremen, 1995, S. 139 5 Staudte, Adelheid (Hrsg.): Ästhetisches Lernen auf neuen Wegen. Weinheim, Basel, 1993, S. 9 6 Eine ausführliche Diskussion der „Veränderten Kindheit“ ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, daher sei zur Vertiefung des Themas auf Fölling-Albers, Maria verwiesen, die sich in umfassenden Schriften dieser Thematik gewidmet hat. („Veränderte Kindheit – Veränderte Grundschule“ Frankfurt am Main, 1989) 7 Zitzlsperger, Helga: Ganzheitliches Lernen. Weinheim und Basel, 1991 „Fähigkeit, die Wahrnehmung und Gestaltung der eigenen Umwelt zu genießen, zu kritisieren, zu verändern / Verständnis der gesellschaftlichen Bedingungen und Wirkungen ästhetischer Phänomene / Ich-Stärkung durch Sensibilisierung der Perzeption 8“ beschrieben. OTTO präzisiert den Begriffsanteil ästhetisch als eine Erweiterung der Wahrnehmungs-, Realisations- und Interpretationsprozesse.9 STAUDTE betont ebenfalls diese Prozesse und verweist darauf, dass der Begriff Ästhetische Erziehung „damit zugleich den Anspruch einer fächerübergreifenden pädagogischen Leitidee 10“ enthält. DUDERSTADT spricht von Ästhetik als Einheit von Kognition und Emotion: Ästhetische Sinneswerkzeug, Erziehung ist „Wahrnehmung, Empfindungsvermögen, Erkenntnis, Gefühl, Begreifen, Empfindung, Verständnis 11“. „Wahrnehmung kann gleichgesetzt werden mit der Arbeit an und mit den Sinnen. Sie ist außen- und innengerichtet: Wahrnehmung dessen, was außerhalb von mir ist, Wahrnehmung dessen, was in mir vorgeht12.“ Die ästhetische Erfahrung ist also zwischen der reinen Sinneserfahrung und der Kognition anzusiedeln und bezieht emotionale Elemente in den komplexen Erkenntnisprozess ein. Ästhetische Prozesse sind demnach Erkenntnisprozesse, die zur Identitätsfindung beitragen. 1.2. Die Ästhetische Erziehung als Konzept des Kunstunterrichts Im Vordergrund der Diskussion über die Kunstdidaktik stand in den 70er Jahren der Versuch, Theorie und Praxis der Kunstpädagogik an allgemeinen Lernzielen zu überprüfen. 13 VON HENTIG forderte die Ästhetische Erziehung zu etablieren, um „den Menschen von klein auf die Gestaltbarkeit der Welt erfahren zu lassen, ihn anzuhalten, mit der Mächtigkeit der ästhetischen Wirkungen zu experimentieren und die unendliche Variation nicht nur der Ausdrucksmöglichkeiten, sondern gerade auch der Aufnahmeund Genussmöglichkeiten zu erkennen. 14“ VON HENTIG, KERBS, OTTO u.a. entwickelten die Konzeption der Ästhetischen Erziehung. Sie bezogen diesen Fachterminus auf die ursprüngliche, umfassende Bedeutung von aisthesis und signalisierten damit eine Erweiterung der fachdidaktischen Reflexion über den Bereich der Kunst hinaus, generell auf Wahrnehmungs-, Realisations- und Interpretationsprozesse. Durch OTTO hat sich der Begriff „Ästhetischen Erziehung“ durchgesetzt für den Lernbereich, der in 8 Von Hentig, Hartmut: Das Leben mit der Aisthesis (1969). In: Otto, Gunter(Hrsg.): Texte zur Ästhetischen Erziehung. Braunschweig,1975, S.25-26 9 Otto, Gunter: Didaktik der Ästhetischen Erziehung. Braunschweig, 1974, S. 17 10 Staudte, Adelheid: Ästhetische Erziehung. München, Wien, Baltimore, 1980, S. 11 11 Duderstadt, Matthias: Kunst in der Grundschule. Frankfurt am Main, 1996, S. 13 12 ebda., S. 15 13 Kerbs, Diethart: Zum Begriff der ästhetischen Erziehung (1970/1972). In: Otto, Gunter (Hrsg.): Texte zur Ästhetischen Erziehung. Braunschweig, 1975, S. 12-24 14 Von Hentig, Hartmut: a.a.O., S. 26 verschiedenen Bundesländern „Bildende Kunst“, „Kunst“, „Musisch-ästhetische Erziehung“ oder „Kunsterziehung“ genannt wird. 15 1.2.1. Inhalte und Ziele der Ästhetischen Erziehung „Die rationale Aneignung der Welt muss bei Kindern ... stets auf emotionaler Basis von Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Betroffenheit aufbauen16“. Das sinnliche Erfahren stellt somit die Basis der Weltaneignung dar. Ausgehend von der kindlichen Lebenswelt sollte die Grundschule Lern- und Erfahrungsbedingungen schaffen, die der ganzheitlichen und umfassend sinnlichen Wahrnehmungs- und Aneignungsweise der Kinder entsprechen. Eine kindorientierte Grundschule sollte offene Lernsituationen schaffen und dabei das Spiel als einen wesentlichen Teil kindlicher Lebenswelt einbeziehen. Im alltäglichen Spiel der Kinder wird die Ganzheitlichkeit ihrer Wahrnehmung, ihres Handelns und ihres Fühlens und damit ihres Verstehens erkennbar. 17 Als Aufgaben der Ästhetischen Erziehung nennen MATTHIES u.a. die Verbindung zwischen dem Alltagsleben und den Künsten in der Welt der Erwachsenen aufbauen, stärken und vertiefen. Diese soll vom Alltagsleben der Schülerinnen und Schüler ausgehen und deren Sinne im Spiel und in der Wahrnehmung einbeziehen. Gefühlsthemen sollten Raum finden. Komplexere Themen sollen thematisch gebunden fächerübergreifend entwickelt werden. „Die Wahrnehmung isolierter künstlerischer Werke (und Leistung) soll gezielt einbezogen werden. Sie bedarf der Rückbindung in Alltagswelt und –Wahrnehmung und soll zugleich die Erkenntnis der Besonderheit der Werke fördern. 18“ Das Konzept des Lernens mit allen Sinnen und das Prinzip des themenzentrierten Lernens unter Einbeziehung verschiedener Schulfächer begründen den spezifischen Charakter der Ästhetischen Erziehung. KNAUF verweist darauf, dass die Ästhetische Erziehung vor allem mit dem Sprach- und dem Sachunterricht ein Grundelement kindgerechten Lernens in der Grundschule in Verbindung sein sollte. 19 Anknüpfend an VON HENTIG leitet KLEINDIENST-CACHAY fünf fächerübergreifende Richtziele für die Ästhetische Erziehung ab 20: - die Fähigkeit zu ästhetischer Sensibilität im Sinne der Differenzierung und Intensivierung der Wahrnehmungsprozesse, - 15 die Kreativität über das Experimentieren mit ästhetischen Wirkungen, Staudte, Adelheid: Ästhetische Erziehung 1-4. München-Wien-Baltimore, 1980, S. 11 Schmitt, Rudolf (Hrsg.): BundesGrundschulKongress 1999, An der Schwelle zum dritten Jahrtausend. Frankfurt am Main, 1999, S. 257 17 Drews, U./Schneider, G./Wallrabenstein, W.: Einführung in die Grundschulpädagogik. Weinheim und Basel, 2000, S. 23 - 30 18 Matthies, Klaus: Lernbereich Ästhetische Erziehung. In: Matthies, K./Polzin, M./Schmitt, R. (Hrsg.): Ästhetische Erziehung in der Grundschule. Frankfurt/M., 1994, S. 33-36 19 Knauf, Tassilo u. Anne: Mit Kindern Kunstbetrachten. Hohengehren, 1997, S. 1 20 Kleindienst-Cachay, Christa: Bewegungserziehung als Wahrnehmungserziehung. In: Sportunterricht 31 Jg., 1982, Heft 2, S. 45-56 16 - die Fähigkeiten zu Kommunikation über verschiedene Arten von Zeichen, - die Fähigkeit zur Reflexion und zur Wahrnehmungskritik, - die Fähigkeit zum Wahrnehmungsgenuss. Letztlich hat die Ästhetische Erziehung auch das Ziel der Selbstbestimmung und personalen Freiheit. 21 Die Ästhetische Erziehung sucht und nutzt den Bezug auf die Künste, ihre Zusammenhänge und ihr Zusammenwirken, ihre Zeitbezogenheit und Zeitlosigkeit. Zur Realisierung der Ziele der Ästhetischen Erziehung im Kunstunterricht eignen sich unterschiedliche Handlungsformen22: - die Produktion von Bildern, Skulpturen usw., - die Reproduktion als ein Nachgestalten vorgegebener Formen und vorhandener künstlerischer Ausdrucksformen, - die Rezeption, das Aufnehmen produzierter künstlerischer Ausdrucksformen im Sinne einer Schulung der sinnlichen Wahrnehmung und des Eindrucksvermögens, - die Transformation im Sinne von Umformung, - die Reflexion über künstlerische Hervorbringung, ihren Sinn für die an ihnen interessierten Menschen, ihre Bedeutung im gesellschaftlichen Zusammenhang, ihre Entstehung und ihre Wirkung. 1.3. Zusammenfassung Die aufgeführten Aspekte machen deutlich, wie vielschichtig sich die Äs thetische Erziehung darstellt. Ästhetische Wahrnehmungen sind sinnliche Erfahrungen, die gedankliche Prozesse in Gang setzen. Werden Wahrnehmungen reflektiert, wird von Erfahrungen gesprochen. Ästhetische Erfahrungen sind subjektive Erfahrungen. Jede sinnliche Wahrnehmung wird vom Menschen selbst gedeutet, verbunden mit anderen gemachten Erfahrungen gedanklich verarbeitet und verglichen, um eine Schlussfolgerung daraus zu ziehen. Gegenstand ästhetischer Erfahrungen sind Sachen, Menschen, Natur und Kunst. Die ganze Wirklichkeit kann also ästhetisch erfahrbar gemacht werden – nicht nur in der Kunst. 2. Kunstbetrachtung in der Schule Kunstbetrachtung kann als ein Bereich der Kunstpädagogik gelten. Im Folgenden verwende ich den Begriff Bildbetrachtung, da es sich bei der Auseinandersetzung mit Werken van Goghs ausschließlich um Bilder handelt. Zunächst werde ich eine Begriffsbestimmung vornehmen. Allgemeine Ausführungen zur Didaktik und Zielsetzung schließen sich an. Anschließend wird der Frage 21 22 Böhm, Winfried: Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart, 1994, S. 9 Polzin, Manfred: Integrierte Ästhetische Erziehung. Bremen, 1995, S. 138 nachgegangen, welche methodischen Vorgehensweisen eine Bildbetrachtung bieten kann. Im zweiten Punkt dieses Kapitels wird erörtert, welche Kriterien bei der Auswahl von Bildern für den schulischen Kunstunterricht zu berücksichtigen sind. 2.1. Bildbetrachtung Bildbetrachtungen sind vertiefende Beschäftigungen mit Bildern, wobei hierunter zahlreichen Bildsorten verstanden werden: vom Tafelbild bis zum Maueranschrieb, vom Denkmal bis zum Film. Bei der Bildbetrachtung sind drei Fragerichtungen zu beachten: a.) Wahrnehmung: ein Bild ist zunächst eine ebene Oberfläche, bedeckt mit Farben in einer bestimmten Anordnung, Komposition, Perspektive. b.) Beschreibung: bei der geistigen Auseinandersetzung mit dem Bild macht der Betrachter eine Erfahrung mit sich selbst. c.) Interpretation: es lässt sich die Polyfunktionalität von Bildern als Merkmal hervorheben, mit dem sich der Betrachter auseinandersetzen muss. Mehrdeutigkeit schließt aus, dass es die einzig richtige Interpretation eines Bildes geben kann. Selbst die individuelle Rezeption eines Betrachters gilt nicht für alle Zeit. 23 Bildbetrachtung braucht Sprache (vgl. 1.2.1) als Mittel der Verständigung, zudem kann sie zum Selbermachen von Bildern anregen. Bildbetrachtung bedeutet Bilder bewusst wahrnehmen, beschreiben, analysieren, interpretieren, aber auch Bilder erleben, genießen, kritisieren und benutzen. AISSEN-CREWETT versteht unter dem Begriff Bildbetrachtung Verständnis für Kunst. Ihrer Meinung nach ist eine Betrachtung ein eher distanziertes Vorgehen mit Kunst. Die Schülerinnen und Schüler sollen bei der Begegnung mit Kunst ein Verständnis für Kunst entwickeln, wofür ein bestimmtes Wissen erforderlich ist. 24 Auch HINKEL ersetzt den Begriff durch Bilderfahrung und sieht den Unterschied der Betrachtungsweisen in der Zielsetzung. Er erklärt, dass die zu untersuchenden Werke nicht nur betrachtet werden können, sondern tatsächlich erfahren werden müssen. 25 In einer zunehmend virtualisierten Welt wird vieles entsinnlicht (vgl.1.1.), sodass das bewusste Wahrnehmen sinnlicher Eindrücke wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen geradezu trainiert werden muss, wenn man die Sinne schärfen will. Andererseits sind die Kinder der westlichen Welt schnell bewegten optischen und diffusen akustischen Reizen ausgesetzt.26 Dies alles gilt es zu kompensieren. Die Ästhetische Erziehung kann als Gegenpol durch bewusste Beschränkung der 23 Eucker, Johannes (Hrsg.): Kunstlexikon. Berlin, 1995, S. 40 Aissen-Crewett, Meike: Kunstunterricht in der Grundschule. Braunschweig, 1992, S.107ff 25 Hinkel, Hermann: Wie betrachten Kinder Bilder? Gießen, 1980, S. 13 26 Köppel, Günter: Gedanken zur Kunsterziehung. In: Grundschulmagazin, München, 1999, S. 4 24 Reizpalette bei gleichzeitiger Konzentration auf das tatsächlich Wahrnehmbare wirksam werden – in jedem Schulfach, vor allem aber in der Kunsterziehung. Die visuellen Alltagserfahrungen von Kindern werden nicht mehr dominant von stehenden Bildern bestimmt. Bildeindrücke erfahren die Kinder durch bewegte Bilder. Unter diesem Aspekt sollte die Bildbetrachtung besondere Berücksichtigung im Unterricht finden. Die Ästhetische Erziehung bietet durch ihre spezifische Verbindung selbstständiger ästhetischer Praxis mit reflektierender Auseinandersetzung mit Bildern vielfältige Anregungen zur Intensivierung und Sensibilisierung der Wahrnehmung. Bei Bildbetrachtungen bringen die Schülerinnen und Schüler ihre Wahrnehmungen mit ihren eigenen Verbindung. 27 Erfahrungen, Vorstellungen, Wünschen und Erinnerungen in Für EUCKER sind bei der Bildbetrachtung grundsätzlich alle Aspekte einer Sache durch ästhetische Praxis erfassbar. Dabei darf aber der fachimmanente Aspekt nicht übersehen werden. Die Verbindung ästhetischer Praxis mit dem Betrachten von Bildern kann den Schülerinnen und Schülern einen Bezug zu einem vorgegebenen Bild auf verschiedenen Ebenen ermöglichen: Thematik, Komposition, Farben, verwendetes Material, Technik und die ästhetische Zugriffsweise. EUCKER schreibt: „Das Betrachten von Bildern muss deshalb ebenso wie die ästhetische Praxis den Schülern mehrere Dimensionen des Zugangs erschließen: das emotionale Erleben und die rationale Beschreibung/Analyse, die genießende Hingabe und die kritische Distanz, das vorläufige Urteil und die begründete Interpretation.“ 28 Das Bild dient somit als Vorlage für eine ästhetische Auseinandersetzung mit dem dargestellten Inhalt, wobei nicht nur der kognitive und analytische Zugang Berücksichtigung findet, sondern auch der emotionale Aspekt. KIESEL nennt als Zielsetzung der Bildbetrachtung in der Grundschule die Wahrnehmungsübung29: - Wahrnehmungsverfeinerung: genaues Betrachten des Bildes - Wahrnehmungsgenuss: das Bild auf sich wirken lassen - Wahrnehmungskritik: begründet Stellung beziehen - Wahrnehmungsänderung: Änderung der Wahrnehmung durch Diskussion - Toleranz: unterschiedliche Meinungen gelten lassen - Argumentationsfähigkeit Bildbetrachtungen sind geeignet, die Wahrnehmung zu schulen und genaues Betrachten zu üben. Durch gezieltes Wahrnehmen, Beschreiben, Beurteilen und 27 Kirchner, C.: Wege zum Dialog mit Kunstwerken in der Grundschule. In: Kunst+Unterricht. Heft 204/1996, S. 16 28 Eucker, Johannes:. Ästhetische Erziehung. In: Eucker, J./Kämpf-Jansen, H.: Ästhetische Erziehung 5-10, München, Wien, Baltimore, 1980, S.37 29 Kiesel, Manfred: Bildende Kunst in der Grundschule, Bad Heilbronn, 1996, S. 175ff Vergleichen wird ästhetisches Bewusstsein erweitert.30 Die Schülerinnen und Schüler sollen durch die Begegnung mit Bildern angeregt werden, verschiedene künstlerische Vorgehensweisen zu erproben. Durch das Kennenlernen Ausdrucksweisen, erwerben sie Kompetenzen mit vielfältigen Techniken. bestimmter 31 BERTSCHEIT nennt als erstes Ziel des „Bilderlebnisses“, die Schülerinnen und Schüler für Bilder zu interessieren. Als weitere Ziele nennt er, dass die Kinder die Biographie des entsprechenden Künstlers kennen lernen und die Stimmung und Atmosphäre eines Bildes erleben 32. Das Gespräch über ein Bild, gleichgültig ob es sich um das Werk eines Künstlers handelt oder das eines Schülers, ist gleichzeitig Produkt und Prozess. Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit beim Beschreiben ihrer Wahrnehmungen, beim Benennen von Farben, Formen und deren Lagebezeichnungen, beim Vergleich von Bildern, beim Beschreiben einzelner Elemente oder Schildern inhaltlicher Aussagen. Die Auseinandersetzung mit „gestalteter Welt“ in Bildern gibt den Schülerinnen und Schülern Impulse für das eigene bildnerische Gestalten. Mit Bildern umzugehen, Informationen aus Bildern zu entnehmen und über Bilder zu reden sollen die Schülerinnen und Schüler in der Begegnung mit Bildern lernen. Die Auseinandersetzung mit Bildern verfolgt das Ziel einen fachspezifischen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung der Kinder zu leisten. KIRCHNER /KIRSCHENMANN sehen in der Verbindung mit der ästhetischen Praxis eine Möglichkeit Phantasien, Sehnsüchte, Konflikte und Freude gestalterisch auszudrücken, um damit zu eigenen Deutungen der Lebenswelt zu gelangen. 33 Das methodische Intentionen. Produktive Vorgehen begründet Aneignungsverfahren sich bieten aus sich den pädagogischen unterstützend an. Kunsterfahrung findet im produktiven und rezeptiven Umgang mit dem Werk gleichermaßen statt. Es lassen sich verschiedene Möglichkeiten der Bildbetrachtung unterscheiden. Der formale Ansatz erhebt die eher klassischen Fragestellungen hinsichtlich der Untersuchung zu einzelnen Kunstepochen, der Erforschung der Werke von Künstlern und der Probleme des grafischen, malerischen oder räumlich/plastischen Arbeitens. Diese Bereiche betreffen ausschließlich den kognitiven Bereich. Die erste Annäherung an das Werk, bestimmt den ersten subjektiven Eindruck. Den Schülerinnen und Schülern einen Zugang zu Kunstwerken zu vermitteln, bedeutet den Gegensatz zwischen Alltagswelt und –erfahrungen auf der einen Seite 30 Wilde, D.: Mit Kindern Bilder betrachten. „d.w.-online“: http://www.dagmar.wilde.de vom 23.11.02 31 Kirchner, Constanze: Wege zum Dialog mit Kunstwerken in der Grundschule. In: Kunst+Unterricht, Heft 204/1996, S. 17 32 Bertscheit, Ralf: Bilder werden Erlebnisse. Mülheim an der Ruhr, 2001, S. 11 33 Kirchner, C./Kirschenmann, J.: Wenn Bilder lebendig werden...Hannover 1996, S. 5 und der gestalteten Welt in Bildern auf der anderen aufzulösen. 34 Ein Kunstwerk kann an Erfahrungen, Erlebtes und Situationen erinnern, räumlich wie emotional. Es kann Assoziationen frei setzen und Bezüge zu anderen Bereichen herstellen. Kunstbetrachtung zur Gestaltung von Wahrnehmungsprozessen führt zu einem bewussteren Sehen. Folgende Stufen für die Auseinandersetzung mit Kunstwerken schlägt AISSEN-CREWETT vor 35: - Beschreibung: genaue Wahrnehmung, der Objekte, Formen, Farben usw. - formale Analyse: Kompositionsprinzipien von Formen und Farben - Interpretation: Bedeutung des Kunstwerks, Intention des Künstlers - kenntnisreiche Präferenz: begründete Urteile der Schülerinnen und Schüler Die Bildbetrachtung erweitert das Wahrnehmungsvermögen der Schülerinnen und Schüler und macht Zusammenhänge begreifbar. Gerade die Grundschule ist ein Ort, in der frühe Kunstbegegnung prägend für ein späteres Kunstverständnis sein kann. Bildbetrachtungen sind deshalb unverzichtbare Bestandteile des Kunstunterrichts. 2.2. Kriterien für die Bildauswahl Es finden sich in der Fachliteratur Kriterien und Aussagen zur Art der Bilder, die für bestimmte Altersgruppen geeignet sind. Bezogen auf die Inhalte soll an die Erlebniswelt der Kinder angeknüpft werden, die detailliert in geeigneten Bildmotiven beschrieben wird. Es werden Darstellungen von Gegenständen des Alltags, Situationen mit Menschen und Tieren, Spiel und Zirkus empfohlen.36 Diese Aussagen werden von KIRCHNER ergänzt: zum Erfahrungspotential der Kinder gehören auch „ihre Wünsche und Ängste, Träume und Phantasien sowie Unbewusstes und 37 Unaussprechliches. “ Es müssen Szenen in Betracht gezogen werden, die die Kinder emotional ansprechen. HINKEL differenziert hier hinsichtlich der Bildthemen nach 1./2. und 3./4. Schuljahr. Für die höheren Grundschulklassen sollten in Bildern Szenen dargestellt werden, die Handlung und Bewegung aufweisen. Für gänzlich ungeeignet erscheinen HINKEL Stillleben und Landschaftsbilder. 38 In Bezug auf bildnerische Mittel verweist er auf die Vorliebe der Kinder für klare Strukturen. Alle Dinge müssen in ihrer typischen und charakteristischen Form dargestellt sein. Kinder in der 3./4. Klasse bevorzugen Bilder mit wirklichkeitsechten Farben und einem überschaubaren Bildaufbau. Bei einem ästhetischen Unterricht ist zu untersuchen, welche Lernprozesse mit welchen Intentionen in Kunstwerken einen typischen, exemplarischen, motivierenden, 34 Kirchner, Constanze: a.a.O., S. 19 Aissen-Crewett, Meike: a.a.O., S. 107 36 Wilde, Dagmar: „d.w.learnline-online“:http//www.macdirect.de/dagmar.wilde/ vom: 23.11.02 37 Kirchner, Constanze: Wege zum Dialog mit Kunstwerken. In. Kunst+Unterricht, Heft 204/1996, S. 16 38 Hinkel, Herman: a.a.O., S. 23 35 realitäts- und schülerbezogenen, zugänglichen und Schülerinnen und Schülern verständlicher Gegenstand finden. 3. Außerschulische Lernorte Zunächst werde ich im ersten Punkt dieses Kapitels eine Begriffsklärung vornehmen, da es für das Aufsuchen von Lernorten außerhalb des Klassenraumes in der Fachliteratur diverse Ausdrücke gibt. Es schließt sich eine allgemeine Ausführung zur Didaktik und Zielsetzung an. Eine allgemeine Vorstellung des Museums als außerschulischer Lernort folgt; erörtert werden zudem museumspädagogische Aspekte. Darauffolgend werde ich die Gründungsgeschichte der Kunsthalle in Bremen vorstellen. Im Anschluss daran wird das Thema Kinderkunstausstellung als außerschulischer Lernort behandelt, wobei zunächst der Begriff Kinderkunst geklärt werden soll. 3.1. Lernen an außerschulischen Lernorten Außerschulische Lernorte oder Lernorte außerhalb des Klassenraumes werden in der Fachliteratur überwiegend synonym verwendet. Ein Lernort außerhalb des Klassenraumes kann bereits der Schulhof sein. Der außerschulische Lernort hingegen meint das Verlassen des Schulgeländes, um Erfahrungsräume an Ort und Stelle zu erschließen. Im Mittelpunkt steht die originale Begegnung. Der Unterrichtsgegenstand wird in seiner Umgebung aufgesucht. Die im Klassenraum entwickelten Fragestellungen sollen vor Ort handelnd „erkundet“ werden, durch Wahrnehmungen, Beobachtungen, Diskussionen, Entdeckungen. Durch praktisch-sinnliche Arbeit vor Ort wird der Klassenunterricht ergänzt. Unterricht außerhalb des Schulgebäudes hat bereits im 19. Jahrhundert im Heimatkundeunterricht stattgefunden. BURK/CLAUSSEN verweisen auf die Forderung der Reformpädagogen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Unterricht und Erziehung auch außerhalb des Klassenzimmers zu betreiben.39 Auch – oder vielleicht gerade – heute hat das Lernen an außerschulischen Orten seine Berechtigung. Durch die veränderte Kindheit (vgl. 1.2.) fehlen den Kindern Erfahrungen aus erster Hand. Durch das Aufsuchen außerschulischer Lernorte sollen die im Alltag reduzierten Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten des Kindes erweitert und der Verlust an Primärerfahrungen in der heutigen Kindheit ausgeglichen werden. Forderungen nach ganzheitlichem Lernen erhalten Bedeutung. Lerngegenstand und Lernort sollen eine 39 Burk, Karlheinz/Claussen, Claus: Lernorte außerhalb des Klassenzimmers. Beiträge zur Reform der Grundschule, Bd.45. Frankfurt/M, 1998, S.16 f In: Schröder, Sabine: Das Thema „Moor“ im Sachunterricht einer 4. Grundschulklasse – eine Unterrichtseinheit unter Einbeziehung außerschulischer Lernorte. StSem. Verden, 2002 Einheit bilden, in der intensive sinnliche Erfahrungen und Erlebnisse ausgelöst und neue Kompetenzen gewonnen werden. In den Rahmenrichtlinien werden explizit Museumsbesuche und Ausstellungen empfohlen; „diese bieten eine wertvolle Hilfe 40“, um den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit zu emotionalem Erleben zu geben. Um die Defizite, die sich aus der veränderten Umwelt ergeben, zu mindern, müssen die Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler erweitert werden. Das Aufsuchen außerschulischer Lernorte bietet hierzu eine Möglichkeit. 41 Durch die originale Begegnung wird in Abhängigkeit vom jeweiligen Lernort angestrebt, dass die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit zu sinnlichen Erfahrungen erhalten und so ihre Handlungsfähigkeit erweitern. Durch den Wechsel von Gewinnung unmittelbarer Erfahrung und reflektierender Interpretation dieser Erfahrungen sollen sie ihre Reflexions- und Kritikfähigkeit verbessern.42 Das Prinzip der originalen Begegnung erhält gerade im Zusammenhang mit Ästhetischer Erziehung Bedeutung. Zwar können sinnliche und handelnde Erfahrungen auch in begrenztem Umfang im Klassenraum gemacht werden, jedoch können Stimmungen und Atmosphäre einer Landschaft oder einer Naturerscheinung nur dann erfasst werden, wenn die Schülerinnen und Schüler wirklich dort sind. 3.1.1. Das Kunstmuseum Um die Schülerinnen und Schüler mit vielfältigen künstlerischen Objekten in Berührung kommen zu lassen, verweisen die Rahmenrichtlinien (wie oben genannt) auf Museumsbesuche (vgl. 3.1.). Das Museum ist eine öffentliche Einrichtung, in der Sammlungen, die von Menschen zusammengetragen wurden, bewahrt, erforscht und zum Zwecke der Bildung und Unterhaltung ausgestellt werden. Ihren Ursprung haben sie in der Antike. Für den Schulunterricht wurden erstmals im 19. Jahrhundert museale Sammlungen genutzt.43 Nach Sammlungsgegenständen wird unterteilt in Naturhistorische Museen, Kulturhistorische Museen und Kunstmuseen.44 Das Museum als Lernort ist kein neuer methodischer Ansatz. Reformpädagogische Bewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten Bevölkerungsschicht zum zu Ziel fördern. das Einer Kunstverständnis der bekanntesten einer breiteren Vertreter der Kunsterzieherbewegung zu jener Zeit war Alfred Lichtwark. Auf seine Anregung hin 40 Der Niedersächsische Kultusminister: Rahmenrichtlinien für die Grundschule – Kunst, Hannover, 1985, S. 31 41 Burk, Karlheinz/Claussen, Claus: a.a.O., 1998, S.15 42 Burk, Karlheinz/Claussen, Claus: a.a.O., 1998, S.22 43 Eucker, Johannes (Hrsg.): Kunstlexikon, Berlin, 1998, S. 250 44 Weschenfelder, Klaus/Zacharias, Wolfgang: Handbuch Museumspädagogik. Düsseldorf,1992, S. 25 entschlossen sich die Museen in Berlin und München zu einem breiten Führungsangebot. 45 Die Kunsterziehungsbewegung forderte auch von der Schule Bildbetrachtungen zum Unterrichtsgegenstand zu machen.46 Die Museen dienen als Vermittler zwischen der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Wirklichkeit. Das Museum sieht seine Aufgabe u.a. in der Ergänzung der Schule. Lernen im Museum – die pädagogischen Grundabsichten führen in eine aktive Museumspädagogik. 47 Diese will nicht besondere Detailkenntnisse, sondern ein tieferes Verständnis auch übergreifender Strukturen und Zusammenhänge durch anschaulich-sinnliche Erlebnisse und Begegnungen mit dem Original vermitteln. Das Museum darf nicht verschult werden, es soll ein Ort entspannten Lernens sein, aber auch ein Ort des selbstständigen Wahrnehmens und Erlebens. Darüber hinaus soll es ein geschätzter Freizeitort sein. Das Museum als außerschulischer Lernort soll48: - das ästhetische Empfinden und die Urteilsfähigkeit der Kinder fördern, - durch Kennen lernen geschichtlicher Zusammenhänge den Kindern die eigene Situation bewusster machen und durchschauen lassen, - die Auseinandersetzung mit der aktuellen Kunst fördern und Vorurteile abbauen helfen, - die Kinder zu Phantasie und eigener kreativer Tätigkeit anregen, - die Kinder für Mitmenschen und Umwelt sensibilisieren und ihr Verantwortungsbewusstsein stärken, - Freude und Lust am Sehen und Erleben bereiten. Allein durch das Betrachten des Originals wird kein Lernprozess in Gang gesetzt. Erst in Verbindung mit dazugehörigen Informationen können umfassende historische Zusammenhänge von den Kindern erkannt werden. Museen werden immer mehr zu Erlebnisstätten, in denen die Kunstobjekte nicht nur ausgestellt und präsentiert werden, sondern auch größere Zusammenhänge erkennen lassen.49 Der Lernort Museum ermöglicht Erlebnisse und Erfahrungen an gegenständlichem und sinnlichem Lernen, die der Unterricht normalerweise nicht bieten kann. Das Konzept der Ästhetischen Erziehung fordert geradezu eine kooperative Ergänzung von Schule und Museum.50 Als außerschulischer Erziehungsbereich bietet das Museum eigene offene Angebote im Bereich der 45 Schorb, Alfons Otto: Lernen im Museum. München, 1977, S. 12 Lorenzen, Hermann (Hrsg.): Die Kunsterziehungsbewegung. Bad Heilbrunn/Obb., 1966, S.51 47 Hense, Heidi: Das Museum als gesellschaftlicher Lernort. Frankfurt am Main, 1985, S.105 48 Schmeer-Sturm, M.-L./Thinesse-Demel, J./Ulbricht, K./Vieregg, H.: Museumspädagogik. Baltmannsweiler, 1990, S. 5 49 Antonic, Magda: Abenteuer Museum. Wiesbaden, 1991, S. 7 50 Herles, Diethard: Das Museum und die Dinge. Frankfurt/Main, 1996, S. 197 46 Ästhetischen Erziehung. Der GEW-Hauptvorstand stellte 1979 fest, dass durch eine verstärkte Zusammenarbeit lebenswirklicher und die zwischen Schule Schule insgesamt und Museum menschlicher der Unterricht werden kann. Museumsbesuche stellen eine Alternative zum alltäglichen Unterrichtsablauf und den schulischen Lernformen dar und haben somit auch innovative, motivierende und über Unterricht hinausweisende Funktionen für das Schulleben, seine Fächer und Stoffe. 51 3.1.1.1. Die Kunsthalle Bremen Mit 34 Kunstfreunden gründete am 14. November 1823 Senator Hieronymus Klugkist den Kunstverein in Bremen. „Der Zweck des Kunstvereins in Bremen ist den Sinn für das Schöne zu verbreiten und auszubilden.“ Der Sammelschwerpunkt des Kunstvereins lag zunächst bei Handzeichnungen und Druckgrafiken (siehe Anlage A4 „Den Sinn für das Schöne verbreiten“). Der anfangs eher private Charakter des Kunstvereins veränderte sich durch die großen Ausstellungen, die der Kunstverein seit dem Jahr 1829 veranstaltete. Als das Interesse der Bevölkerung an Ausstellungen größer wurde, entschloss man sich ein eigenes Gebäude zu errichten. Mit dem Bau der Kunsthalle errichtete sich der Kunstverein in Bremen als erster in Deutschland ein eigenes Gebäude. Am 01. Mai 1849 konnte das Gebäude in den Wallanlagen am Ostertor feierlich eröffnet werden. Der Aufbau einer eigenen Sammlung wurde zur vorrangigen Aufgabe erklärt. Im 19. Jahrhundert erhielt die Kunsthalle viele große Stiftungen. 52 Gustav Pauli wurde 1899 als erster wissenschaftlicher Direktor der Kunsthalle Bremen berufen. Er konzentrierte sich bei seinen Erwerbungen auf die neuesten künstlerischen Strömungen. Die Widerstände von konservativer Seite erreichten ihren Höhepunkt, als Gustav Pauli 1911 das „Mohnfeld“ von Vincent van Gogh (vgl. 4.1.) erwarb.53 (Anmerkung: eine ausführliche Darstellung des Künstlerstreit von 1911 ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, daher sei auf den Aufsatz Kunst eckt an und irritiert im Anhang A4 verwiesen.) Inzwischen stellt die Kunsthalle Bremen zahlreiche Kunstwerke aus der Architektur, Malerei und Bildhauerei aus. Das Museum wird bis heute in privater Trägerschaft geführt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts erhält der Kunstverein finanzielle Unterstützung der Stadt. 51 Weschenfelder, K./Zacharias, W.: Handbuch Museumspädagogik. Düsseldorf, 1992, S. 130f. http://www.kunsthalle-bremen.de vom 31.12.02 53 Nierhoff, Barbara: Der Künstlerstreit von 1911. In: Kunsthalle Bremen: Ausbildungsbegleitendes Unterrichtsmaterial. Van Gogh: Felder. Das Mohnfeld und der Künstlerstreit. Bremen, 2002, S. 46 - 47 52 3.1.2. Die Kinderkunstausstellung Eine genaue Bestimmung, was Kunst ist, lässt sich im Rahmen dieser Arbeit nicht geben. Kunst ist u. a. aus Kulten und Religionen heraus entstanden. Im Laufe der historischen Entwicklung hat sich der Kunstbegriff stets verändert und gewandelt, bis hin zu einem erweiterten Kunstbegriff der Gegenwart, dessen Formen und Inhalte immer vielfältiger geworden sind. Kunst versteht sich als innovativ, schöpferisch, kreativ und experimentell verändernd. Wenngleich eine allgemeingültige Definition von Kunst unmöglich ist, wurde sie stets mit dem Adjektiv frei assoziiert. Die freie Kunst, Bildende Kunst, ist eine der ältesten Ausdrucksformen des Menschen. Sie steht als Sammelbegriff für visuell gestaltende Künste, also für Malerei, Plastik usw. 54 Das Kind als Künstler war der Titel einer Ausstellung im Jahre 1898 in der Hamburger Kunsthalle. Voraus gingen erste Reformansätze in der künstlerischen Erziehung, die eine ästhetische Bildung in den Mittelpunkt rücken sollten. Gefordert wurde eine inhaltsorientierte Zielsetzung in der Kunsterziehung. 55 Kinderkunst wird von einer Mehrzahl der Kunsthistoriker von der eigentlichen Kunst, der Kunst Erwachsener, unterschieden. Die Ablehnung der Kunstqualität von Kinderzeichnungen wird vor allem durch die unterschiedliche Bewusstseinsqualität von Kindern und Erwachsenen begründet. Erkennt der Betrachter den künstlerischen Wert der Bildwerke von Kindern, so hat er einen Blick auf ihre Fähigkeiten und Stärken. Diese gilt es aufmerksam wahrzunehmen, begreifen und schätzen zu lernen und die Kinder in ihren Fähigkeiten zu unterstützen. Künstler der klassischen Moderne wie Klee, Kandinsky, Picasso u.a. übernahmen Prinzipien der kindlichen Darstellungsweisen und untersuchten die Ursprünglichkeit des kindlichen Kunststils und –ausdrucks auf ihre eigene gestalterische Weise. Sie erkannten die ästhetische Qualität der Kinderzeichnungen, die durch direkte Gestaltungsprozesse Ausdruck erhielten. Der inhaltliche Ausdruck ist das wesentliche Kriterium, unter dem Kinderkunst betrachtet werden muss. Kinderkunst sollte neben der Kunst Erwachsener endlich einen gleichberechtigten Platz erhalten. 56 Die Kunst der Kinder als solche wahrzunehmen, begreifen und schätzen zu lernen, bedeutet auch diese zu würdigen. Eine wirkliche Vollendung des Gestaltungsprozesses findet in einer Ausstellung statt. Die Ausstellung von Schülerwerken erhöht bei den Kindern die Identifikation mit der Schule. Beim Ausstellen der Werke im Klassenraum kann ein enger Bezug zum Unterricht hergestellt werden. Werden die Arbeiten innerhalb des Schulgebäudes ausgestellt, erfahren auch andere Schülerinnen 54 55 56 und Schüler, welche künstlerisch-ästhetischen Arbeiten Eucker, J.(Hrsg.): Kunst Lexikon. Berlin, 1998, S. 198 Braun, Daniela: Handbuch Kunst und Gestalten. Freiburg im Breisgau, 1998, S. 108 Eid, Klaus: Kinderkunst. München, 1983, S. 10ff angefertigt werden. Um einer weiteren Öffentlichkeit die künstlerischen Arbeiten der Kinder zu kommen zu lassen, bieten sich Ausstellungen auch außerhalb des Schulgebäudes in öffentlichen Räumen an57. Bei diesem außerschulischen Lernort erfahren die Kinder nicht nur eine besondere Würdigung ihrer Arbeit, auch kann eine Verbindung geschaffen werden zwischen der schulischen und außerschulischen Lebenswelt der Kinder – die künstlerischen Arbeiten werden von einer Vielzahl von Personen zur Kenntnis genommen. Eine Ausstellung in außerschulischen Räumlichkeiten entspricht dabei noch deutlicher dem Ausstellungscharakter. Sind für die Ausstellung nur einige Werke vorgesehen, sollten mit den Schülerinnen und Schülern die Auswahlkriterien erarbeitet werden. So fordert Matthies: Die Arbeit der Lerngruppe insgesamt muss gesehen und gewürdigt werden: als differenziertes und thematisch umfängliches Werk, in dem die Einzelleistungen ihren Ort haben. 58 4. Vincent van Gogh Van Gogh wurde im März 1853 in Groot-Zundert in Holland geboren. Sein Vater war Pastor; sein jüngerer Bruder Theo spielte eine bedeutende Rolle in Vincent van Goghs Leben. Mit zwanzig Jahren arbeitete van Gogh als Angestellter in den Filialen eines Bilderhändlers. Danach fühlte er sich für die Predigerlaufbahn berufen, jedoch musste er sein Predigeramt aufgeben, da er als religiöser Eiferer auf Widerstand stieß. Ende 1878 begann van Gogh zu zeichnen und zu malen. Er interessierte sich für das Leben der Bauern und Bergleute, er wandte sich einfachen Gegenständen und Werkzeugen zu, malte Kartoffeln, Vogelnester, trübe Landschaften mit dunkelgrauen, traurigen Wolkenhimmeln. Diese naturalistische Leidenschaft, diese Verwandlung der Realität, in der jedes Objekt, jedes Wesen, jedes Element mit dem Schicksal in Verbindung gebracht und dichterisch umgewertet wird, waren für das tiefste Wesen van Goghs bereits bezeichnend. 59 In dieser Phase malte er 1885 seine berühmten Kartoffelesser. 1886 ging er nach Paris, wo er mit seinem Bruder Theo zusammenlebte. Er interessierte sich für die Farbgebung der Impressionisten, das Werk Rubens und die zahlreichen Elemente der japanischen Holzschnitte. In Paris entstanden Porträts und Landschaften. „Heute ist es ebenso wichtig, durch den Impressionismus zu gehen, wie man früher durch ein Pariser Künstleratelier gehen musste!“ schrieb er. 1888 ging van Gogh nach Arles. Die farbenreiche Landschaft begeistert ihn. 60 „Ich habe mich im Süden Frankreichs eingerichtet, und ich habe tausend Gründe zu arbeiten. Ich möchte ein anderes Licht sehen und glauben, dass die Natur unter helleren Himmeln mir von der 57 58 59 60 Aissen-Crewett, Meike: a.a.O., 1999, S. 120 Matthies, Klaus: a.a.O., 1994, S. 41 Sérullaz, Maurice: Lexikon des Impressionismus. Gütersloh, S. 105 Kahr, Brigitte: Meisterwerke der Malerei. Gütersloh, 1980, S. 172 japanischen Art zu zeichnen und zu fühlen eine bessere Vorstellung gibt, ich möchte vor allen Dingen mehr Sonne haben... 61“ Seine Arles-Periode reichte von Februar 1888 bis Mai 1889. Von einem wahren Schaffensrausch erfasst, schuf er rund zweihundert Werke. Während andere Künstler in der Provence ein Land des Ausgleichs sahen, empfand van Gogh mehr die Gegensätze. Für ihn war die Provence das Land der dürren, sonnenverbrannten Erde. Bei van Gogh wurden die Farben nun von aggressiver Intensität, die Formen verwandelten sich in gequälte Furchen, Spiralen, Kurven, Krümmungen, die gleichsam ständig in Bewegung waren. In dieser klassischen Landschaft fand er nicht das Gleichgewicht, das er sich von ihr versprochen hatte. Nach einem Streit mit Gauguin, mit dem er drei Monate zusammenlebte, erlebte van Gogh am Heiligabend 1888 seinen ersten Irrsinnsanfall. Van Gogh bedrohte Gauguin mit einem Rasiermesser. Vincent van Gogh erlitt eine schwere Krise, er schnitt sich einen Teil seines Ohres ab. Auf eigenen Wunsch wurde er in der Nervenheilanstalt in St. Rémy behandelt. Seine Werke aus dieser Zeit zeichnen sich durch Heftigkeit der Farbgebung und der Form aus. Der Farbauftrag ist dick, fragmentarisch, er erfolgt in Punkten, Kommata, Spachtelhieben. Es folgte eine Phase geistiger Entspannung. Er malte Bilder in hellen, freundlichen Farben. Im Verlauf eines Anfalls, verwundete sich der Künstler selbst durch eine Schussverletzung schwer. Er starb am 29. Juli 1890. (Anmerkung: An welcher Krankheit Vincent van Gogh litt, lässt sich wahrscheinlich nicht mehr herausfinden. Siehe hierzu Anhang: „Des Künstlers Dealer sitzt im Kopf“). Van Gogh, der nach seinen eigenen Worten auf der Suche nach dem Unendlichen ausgezogen war, übte auf seine Zeitgenossen wie auch auf seine Nachfolger eine bleibende Wirkung aus. Seine künstlerischen Experimente reichten in der Tat weit über die Impressionisten hinaus und bereiteten den Weg für den Expressionismus und einen großen Teil der Zeitgenössischen Kunst.62 „Und meine eigene Arbeit, nun, ich setze mein Leben dabei aufs Spiel, und mein Verstand ist zur Hälfte dabei draufgegangen... 63“, schrieb van Gogh an seinen Bruder. Ohne Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand – und vielleicht gerade deswegen – stürzte sich Vincent van Gogh in eine rasende künstlerische Aktivität. Die daraus entstandene Steigerung der Farbe zu ausdrucksstarker Darstellung der persönlichen Empfindungen, verbunden mit dem vollen Einsatz seiner Person, machte ihn zu einem der Vorläufer des Expressionismus (Anlage A4 „Maler ist ein Kolorist, wie es noch keinen gegeben hat“). 61 Sérullaz, Maurice: a.a.O., S.106 Wagner, Monika (Hrsg.): Moderne Kunst. Hamburg, 1991, S. 200 63 Walther, Ingo F.: Van Gogh. Köln, 1999, S. 71 62 Selbstbildnis mit verbundenem Ohr Quelle: Walter, Ingo F.: Vincent van Gogh. K, 1999, S. 59 III. PRAXISTEIL 1. Vorüberlegungen zur Unterrichtseinheit Zunächst werde ich die Situation der Lerngruppe und ihre Lernvoraussetzungen schildern. Den Handlungsspielräumen der Lehrkraft, die in dieser Einheit wesentlich zur Gestaltung des Unterrichts beigetragen haben, folgen didaktische und methodische Vorüberlegungen. Abschließend stelle ich die Gliederung und das Großziel der Einheit dar. 1.1. Zur Situation der Lerngruppe Die Klasse 4 c besteht aus 10 Mädchen und 15 Jungen im Alter von 9 bis 11 Jahren. Seit dem 01.02.2002 unterrichte ich in dieser Klasse eigenverantwortlich den Kunstunterricht mit 2 Stunden in der Woche. Das Leistungsgefälle ist in der 4 c sehr groß. Einige der Schüler können Sachverhalte kognitiv schnell erfassen und bereichern mit ihren Beiträgen und Fragen insbesondere die Unterrichtsgespräche. Für die leistungsschwächeren Kinder dieser Klasse ist es dagegen häufig ein Problem, Zusammenhänge zu erkennen und Inhalte zu begreifen. Gerade für diese Schüler ist es m.E. erforderlich, Themen ganzheitlich und ästhetisch erfahrbar zugänglich zu machen und ihnen dabei Lernerfolge zu bereiten. Die große Leistungsheterogenität der Klasse geht einher mit einer starken Impulsivität vieler Schüler. Sie können einander sehr gut zuhören und austauschen, jedoch benötigen besonders einige Jungen der Klasse klare Regeln und Grenzen. Insgesamt gehen die Schülerinnen und Schüler zwar freundlich und hilfsbereit miteinander um, allerdings gibt es gelegentlich auch kleine Cliquenbildungen und Außenseiterrollen. Daher strebe ich in meinem Unterricht Situationen an, in denen die Klasse sich als Gemeinschaft erleben kann. Nach AISSEN-CREWETT befinden sich die Schülerinnen und Schüler in der Entwicklungsstufe der Präadoleszenz, wobei der Reifegrad bei gleichem Alter höchst unterschiedlich ist. In dieser Phase entwickeln sich die kritischen Fähigkeiten und die bildnerischen Produkte werden mit kritischer Distanz betrachtet. Das hat zur Folge, dass sich die Kinder äußerst unbefriedigt von ihren eigenen bildnerischen Produkten zeigen. Zunehmend bemühen sich die Kinder um eine realistische Darstellungsweise.64 1.2. Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler Die Schülerinnen und Schüler haben ein großes Interesse am Fach Kunst und zeigen bei neuen Lerninhalten hohe Motivation. Gerne lassen sie sich auf Geschichten und 64 Aissen-Crewett, Meike: a.a.O., 1999, S. 52 Phantasiewelten ein und entwickeln in entsprechenden Situationen überwiegend selbst eine rege Vorstellungskraft, die dann in kreativer, bildnerischer Gestaltung wiederzufinden ist. Die Schülerinnen und Schüler haben einen unbefangenen und spontanen Zugang zum Fach Kunst, probieren aus und sind begeisterungsfähig. Erfahrungen im Besprechen von fremden und eigenen Bildern haben sie gemacht. Im Rahmen der vorausgegangenen Unterrichtseinheit Die Klasse 4 c begegnet Künstlern (Paul Klee, Picasso) sind Anbahnungen zur Kunsterziehung durch Bildbetrachtungen erfolgt. Sowohl bei der aktiven Kunstbetrachtung, als auch der entdeckenden Kunstbetrachtung (vgl. 2.2. im Theorieteil) wurden die Kunstwerke unter Aspekten der ästhetischen Auseinandersetzung betrachtet und auch mit zusätzlichem Material, wie z.B. Bildbände, Informationen über die Künstler gegeben. Außerschulische Lernorte als Ergänzung zum Unterricht im Klassenraum wurden bereits des Öfteren aufgesucht: Bei einem Besuch des Sinnesparks in Bremervörde und den Waldjugendspielen konnten die Schüler in diesem Schuljahr ästhetische Erfahrungen vor Ort im unterrichtlichen Rahmen sammeln. 1.3. Handlungsspielräume der Lehrerin Für meinen Kunstunterricht nutze ich den Werkraum im Keller der Schule. Dieser wurde provisorisch eingerichtet, nachdem der im Erdgeschoss der Schule befindliche Werkraum als Klassenraum benötigt wurde. In diesem Raum zu unterrichten hat mehrere Vorteile: Der Raum ist größer als der Klassenraum; der Fußboden ist mit PVC ausgelegt und so können Verunreinigungen durch Arbeitsmaterial schnell gereinigt werden; die großen Arbeitstische ermöglichen ein ungezwungenes Arbeiten, da eventuelle Verunreinigungen durch Klebstoffe oder Farben nicht von großer Bedeutung sind; auch das Arbeiten im Stehen ist an diesen Tischen möglich und bieten den Schülerinnen und Schülern Armfreiheit. Ein großer Nachteil allerdings ist, dass es in dem Raum keine Waschbecken gibt. Das bedeutet, vor jedem Unterricht müssen mindestens zwei 10 l-Eimer mit Wasser in den Keller getragen werden. Die Lichtqualität in diesem Kellerraum ist durch kleine Fenster nur eingeschränkt. Um eine ansprechendere Gestaltung des Werkraumes durch Ausstellungen von Schülerarbeiten zu erzielen, wurden Magnetstreifen an zwei Seiten des Raumes befestigt. Die Tischanordnung kann ich jeweils der Aufgabenstellung entsprechend vornehmen. 1.4. Didaktische Vorüberlegungen In den Rahmenrichtlinien Kunst werden nicht explizit die Ziele der ästhetischen Erziehung genannt. Nach ästhetischen Gesichtspunkten sollen die Schülerinnen und Schüler gestaltete Dinge in ihrer Umwelt betrachten und beurteilen lernen. Gegenstände und Orte aus dem kulturellen Umfeld sollen durch z.B. Unterrichtsgänge kennengelernt und Museen und Ausstellungen besucht werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen einen Zugang zu Kunstwerken finden 65. Als Lerninhalte für eine 4. Klasse nennen die Rahmenrichtlinien für den Bereich Farbiges Gestalten: Farbabstufungen erkennen, herstellen und benutzen sowie die Gefühlswirkungen von Farbe erfahren. Hierbei wird auf Bildbetrachtungen von Kunstwerken aus dem 19. und 20. Jahrhundert hingewiesen, zu dem auch Vincent van Goghs Bild „Sonnenblumen“ gehört. 66 Doch nicht nur das „Sonnenblumen“-Bild van Goghs erscheint mir für die Grundschule geeignet. Viele seiner Werke weisen einen Bezug zur Lebenswelt von Kindern auf. Die Auseinandersetzung Schülerinnen und mit Vincent Bildern Schüler van sollen bei Goghs ihre der ästhetischen Wahrnehmungen sensibilisieren mit dem Ziel, eigenes Erleben bildsprachlich ausdrücken und Bildwerke lesen zu können. Die rezeptiven und handelnden Auseinandersetzungen mit den Bildern geben den Schülerinnen und Schülern Impulse für das eigene bildnerische Gestalten. Darüber hinaus eröffnen sie die Möglichkeit, Bildbetrachtungen zu genießen, Bilder selbstständig zu beurteilen und mit anderen über Bilder zu kommunizieren. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass Vincent van Gogh neben der äußeren auch die innere Erlebniswelt bildlich umgesetzt hat. Sie werden in die Lage versetzt, ihre eigene innere Erlebniswelt bewusster wahrzunehmen und verbal und bildlich auszudrücken. Dabei geht es nicht darum, dass sie Experten für den Impressionismus werden, sondern dass sie durch die theoretische und praktische Auseinandersetzung Interesse und Verständnis für Malerei gewinnen und motiviert werden, sich weiterhin, z.B. durch Museumsbesuche, mit Malerei auseinanderzusetzen. Um eine umfassende sinnlich-ganzheitlliche Bearbeitung dieses projektorientierten Vorhabens umzusetzen, werden über Kunst hinausgehend weitere Gestaltungs- und Ausdrucksformen hinzugezogen: Sprache, Dichtung und Musik (vgl. Punkt 1.1 im Theorieteil). Die Einbeziehung außerschulischer Lernorte (vgl. Punkt 3. im Theorieteil) halte ich für besonders gut geeignet, um den Schülerinnen und Schülern meiner Lerngruppe Möglichkeiten des Erlebens mit allen Sinnen zu bieten. Hierbei ist nicht nur der Museumsbesuch angesprochen, sondern auch der Unterrichtsgang, die nächtliche Malaktion und die eigene Kunstausstellung. Als Einstieg ist der Unterrichtsgang geplant; die Naturverbundenheit Vincent van Goghs soll den Schülern gleich zu Beginn der Einheit nahegebracht werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen mit allen Sinnen in die Natur. Durch die Defizite in den Primärerfahrungen der 65 66 Der Niedersächsischer Kultusminister: Rahmenrichtlinien für die Grundschule Kunst, S. 5 ebda: a.a.O., S. 27 Schülerinnen und Schüler ist es eine wichtige Aufgabe, den Kindern die Natur nahe zu bringen, ihre Augen zu öffnen und ihren Respekt vor der Natur zu wecken. Die Verbindung zu van Gogh ist schnell hergestellt, denn in seiner Kunst ist die Natur allgegenwärtig. Nach einer Vorbereitungsphase erfolgt dann der Museumsbesuch, damit den Schülerinnen und Schülern bereits erste Kenntnisse, Erfahrungen und auch wesentliche Grundlagen bekannt sind, die ihnen helfen, die Bilder Vincent van Goghs mit offenen Augen zu erleben und zu betrachten. Auch soll so die Fülle von Informationen, denen sie bei der Führung begegnen werden, die richtige Mischung aus Bekanntem und Neuem haben. Die inhaltliche Gestaltung dieser Unterrichtseinheit orientiert sich an den Kapiteln des Buches Sonnengelb und Erdbeerrot67, die ich für meine Unterrichtseinheit entsprechend (siehe Anhang I) umgeschrieben habe (siehe Anhang C). Diese in kindgerechte, erzählerische Form gebrachte Biographie Vincent van Goghs ist in einzelne Lebensphasen gegliedert und ermöglicht den Kindern, sich mit van Gogh zu identifizieren. Aus der Fülle möglicher Themen, die seine Werke bieten, habe ich diejenigen Bilder zur intensiven Bearbeitung herausgesucht, die den Schülern ein möglichst breites Spektrum seiner Arbeit erahnen lässt: Sonnenblumen, Van Goghs Schlafzimmer in Arles und Zypressenweg unter dem Sternenhimmel. 1.5. Methodische Vorüberlegungen Die Unterrichtseinheit ist in verschiedene Sequenzen gegliedert. Als roter Faden dient die in Erzählung gebrachte Biographie Vincent van Goghs. Die Einbeziehung des Buches Sonnengelb und Erdbeerrot ist eine methodische Vorgehensweise, die diese Einheit kontinuierlich begleitet. Die Textfassung wird von mir den entsprechenden Sequenzen angepasst. Das Vorlesen der einzelnen Kapitel der Geschichte vermittelt einerseits Informationen über Vincent van Gogh, andererseits kann aber auch eine Identifizierung der Schüler mit der Figur entstehen, durch die ein emotionaler Bezug zur Thematik aufgebaut wird. Als Ausgangspunkt jeder Sequenz dienen die Kapitel als Einstieg zum neuen Unterrichtsthema: sie sollen die Kinder neugierig machen und Interesse am Thema wecken. 68 Als Einstieg habe ich für diese Unterrichtseinheit einen Unterrichtsgang geplant. Eine Möglichkeit der kontemplativen Wahrnehmung ist das Betrachten von Wolken. Dabei werden Assoziationen freigesetzt, die die Schülerinnen und Schüler zu spontanen Äußerungen führen sollen. Immer neue Bilder werden durch die Wolkenbildung hervorgerufen. Diese imaginative Wahrnehmung69 soll thematisiert werden und dient im weiteren Verlauf dieser Sequenz als Impuls für eigene 67 68 69 Dalla Piazza Popp, Mirca/Bucher Senn, Barbara: Sonnengelb und Erdbeerrot. Zürich, 1998 Greving, Johannes/ Paradies, Liane: Unterrichts-Einstiege. Berlin, 1996, S. 17 Brohl, Christiane: Ästh. Erfahrung in der Landschaft. K + U., Heft 215, Seelze, S. 18 - 21 bildnerische Gestaltung. Die zweite Sequenz wird eine intensive Auseinandersetzung mit Sonnenblumen sein. Bevor das berühmte Sonnenblumenbild van Goghs betrachtet wird, setzen sich die Schülerinnen und Schüler über unterschiedliche Wahrnehmungsbereiche mit der Sonnenblume auseinander. Die gute Zusammenarbeit mit der Klassenlehrerin ermöglicht die fächerübergreifende Ausweitung der Unterrichtseinheit. Die Schülerinnen und Schüler werden zum Verfassen eigener Texte aufgefordert und erlernen ein Lied. Diesen ganzheitlich-sinnlichen Erfahrungen folgt die bildnerische Umsetzung. Dieser Sequenz schließt sich ein Besuch in der Kunsthalle Bremen zur Vincent van Gogh-Ausstellung an. Den Abschluss dieser Phase bildet die Auswertung des Museumsbesuchs. In der nächsten Sequenz werden die Schülerinnen und Schüler ein Bild ihres eigenen Zimmers malen, nachdem sie ein Detail van Goghs Bild entnommen haben. Anschließend erfolgt ein Vergleich der Bilder. In der 5. Sequenz beschäftigen wir uns mit einer Arbeitsnacht von Vincent van Gogh. Van Gogh verlieh seinen Stimmungen und Gefühle in Bildern Ausdruck. Genau dieses sollen die Schülerinnen und Schüler nachempfinden, indem sie ebenfalls in den Abendstunden den Sternenhimmel betrachten und dieses bildnerisch umsetzen. In der letzten Sequenz dieser Unterrichtseinheit habe ich eine Kinderkunstausstellung geplant: im Schulgebäude werden die Schülerwerke allen Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern zugänglich gemacht, bevor dann in der neu eröffneten Kreissparkasse eine Ausstellung für die weitere Öffentlichkeit stattfindet. Zwar werden nur ausgewählte Bilder der Schülerinnen und Schüler einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt, doch die ästhetische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Werken Vincent van Goghs als ein gemeinsames Produkt wird voraussichtlich das Gemeinschaftsgefühl der Klasse stärken. 1.6. Geplante Gliederung der Unterrichtseinheit 1. Sequenz: Mit allen Sinnen in die Natur Ø Unterrichtsgang: Betrachtung von Wolken (1. Std.) Ø Rezeptive Auseinandersetzung mit einen Gedicht, Bildnerische Gestaltung (2. u. 3. Std.) 2. Sequenz: Sonnenblumen Ø Sonnenblumen mit allen Sinnen erfahren (4.Std.) Ø Kreatives Schreiben: Sonnenblumen-Elfchen (5.Std.) Ø Bildbetrachtung Bildnerische Gestaltung (6.u.7.Std.) 3. Sequenz: Besuch der Kunsthalle Bremen 08.00–13.00 Uhr Auswertung des Museumsbesuchs (8. Std.) 4. Sequenz: Mein Schlafzimmer - Sein Schlafzimmer Ø Entdeckende Bildbetrachtung: Mit einer Taschenlampe in Vincent van Goghs Zimmer Ø Bildnerische Gestaltung: Mein Schlafzimmer (9.Std.) (10.u.11. Std.) Ø Bildbetrachtung, Ein Vergleich früherer und heutiger Schlafzimmer (12. Std.) 5. Sequenz: Sternenhimmel Ø Nacherleben einer Malnacht van Goghs: Betrachten des Sternenhimmels Bildnerische Gestaltung bei Kerzenschein (13.-15.Std.) Ø Ergänzen eines erzählenden Textes: Vincents Brief an seinen Bruder (16.Std.) 6. Sequenz: Kinderkunstausstellung Vorbereitungen, Vernissage Leitidee der Einheit Die Schülerinnen und Schüler sollen die Naturbezogenheit in Vincent van Goghs Bildern durch eine intensive sinnlich-ganzheitliche Auseinandersetzung kennen lernen und ihre Eindrücke emotional und kognitiv verarbeiten. Eine Erziehung zur Kunst soll angebahnt werden. 2. Darstellung des Verlaufs der Unterrichtseinheit Die Darstellung der einzelnen Sequenz beginnt mit einer Kurzbeschreibung, in die auch z.T. methodisch-didaktische Überlegungen mit einfließen. Es folgen die Ziele. Eine Sachanalyse zu den Bildern van Goghs findet sich bei den Sequenzen II, IV und V. Anschließend wird der Stundenverlauf in Hinblick auf die Ziele, Schüleräußerungen und sonstigen Entwicklungen reflektiert. Exemplarisch stelle ich eine Doppelstunde aus der 2. Sequenz sowie eine Stunde aus der 4. Sequenz der Einheit ausführlich mit Stundenverlauf dar. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Thema „Vincent van Gogh“ über einen Zeitraum von ca. vier Wochen fächerübergreifend auseinander. 2.1. Unterrichtssequenz I: Mit allen Sinnen in die Natur 2.1.1. Kurzbeschreibung der Sequenz Die erste Begegnung der Schülerinnen und Schüler mit Vincent van Gogh wird bei einem Unterrichtsgang in die Natur stattfinden, da in van Goghs Werken die Natur oft zum Motiv wird. Es gibt zahlreiche Wege zu ästhetischen Erfahrung in und mit der Natur. Ich habe mich dafür entschieden, dass die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler während des Unterrichtganges auf die Wolkenbildung gelenkt werden soll. Die Wolkenbildung soll die Kinder anregen, Bilder in sie hinein zu projizieren. Diese Spiel mit der imaginären Wahrnehmung soll die Phantasie der Kinder anregen und ihnen die Möglichkeit aufweisen, Wirklichkeiten mehrschichtig zu betrachten. Abschließend werde ich ihnen ein Kapitel aus Vincent van Goghs Biographie vorlesen. Fächerübergreifend wird das Gedicht: Im watteweichen Wolkenhaus von Jutta Richter bearbeitet. Die Schülerinnen und Schüler werden ihre auf dem Unterrichtsgang gemachten ästhetischen Erfahrungen mit dem Gedicht vergleichen. Im Anschluss daran sollen sie eine eigene Bildvorstellung entwickeln und ein Bild gestalten. Aus Bildbänden und anderen Büchern sollen die Schülerinnen und Schüler selber Kunstwerke van Goghs heraussuchen, in denen er Wolken malte. Diese Unterrichtssequenz umfasst zwei Doppelstunden. 2.1.2. Unterrichtsziele der Sequenz Grobziel der Sequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre imaginäre Wahrnehmung weiterentwickeln und durch verschiedene Zugangsmöglichkeiten die in Wolkenbildung hineinprojizierten Bilder bildnerisch gestalten. Feinziele der Sequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen - durch die sinnliche Erfahrung ihr Wahrnehmungs- und Ausdrucksvermögen weiterentwickeln, - freigesetzte Assoziationen und Emotionen zu der Wolkenbildung äußern, - durch die imaginative Wahrnehmung Bilder in die Wolkenbildung hineinprojizieren, - den Inhalt des Gedichtes aufnehmen und verstehen, - durch die rezeptive Auseinandersetzung mit dem Gedicht zu einer kreativen Auseinandersetzung inspiriert werden, - eine eigene Bildvorstellung entwickeln und diese bildnerisch-praktisch umsetzen, - mit Wasserfarben und Borstenpinsel ein Wolkenbild gestalten, - bei der Bildbesprechung Erfahrungen, Gefühle und Gedanken ausdrücken, einander zuhören, aufeinander eingehen und Meinungen begründen, - durch das Hören und Miterleben des ersten Kapitels über van Goghs Leben einen emotionalen Zugang zum Thema aufbauen, - Informationen über Vincent van Goghs Leben und Kunstwerke aufnehmen. 2.1.3. Kurzreflexion der Sequenz Entgegen meiner Erwartung hatten die meisten Schüler noch nie beim Betrachten von Wolken Bilder ihrer Phantasie in die Wolkenbildung hineinprojiziert. Um so spannender wurde dann der Verlauf der Stunde, als die Schülerinnen und Schüler bemerkten, dass sich binnen kürzester Zeit die Wolken verändern und dadurch neue Möglichkeiten der Imagination bieten. Oftmals sahen sie Tiere in der Wolkenbildung, aber auch Riesen, Monster und Flugzeuge. Die erste Begegnung mit Vincent van Gogh, die auch bei diesem Unterrichtsgang stattfand, fand großes Interesse und somit war wie vermutet die Neugierde auf diesen unbekannten Mann mit den vielen Bildern geweckt. Viele Fragen kamen dann auch schon von den Kindern, denen ich zum Teil Einhalt gebieten musste, da ich sonst den folgenden Stunden zu viel vorweg genommen hätte. In der darauf folgenden Doppelstunde wurden die Kinder durch das Gedicht „Im watteweichen Wolkenhaus“ 70 (siehe Anhang D) angeregt, sich mit dem Thema Wolken auseinander zusetzen. Durch die Beiträge mehrerer Schülerinnen und Schüler wurde die Entstehung der Wolken thematisiert. Bei der bildnerischen Gestaltung arbeiteten die Kinder sehr konzentriert, tauschten sich immer wieder aus und regten gegenseitig ihre Phantasie an. So entstanden viele Phantasie-Wolken-Bilder. Auf die Frage einer Schülerin, ob Vincent van Gogh auch Phantasie-Wolken malte, bot ich den Schülern die Möglichkeit an, selber in Bildbänden mit Werken van Goghs danach zu schauen. Saskia entdeckte in einem der Bildbände das Bild Kornfeld mit Zypressen. Dieses seltsame Wolkengebilde zeigte sie dann ihren Klassenkameraden. Auf Grund der 70 Altenburg, Erika (Hrsg.): Offene Schreibanlässe. Donauwörth, 1998, S. 35 Farbkontraste, die van Gogh wählte, gelangten die Kinder zu der Überzeugung, dass van Gogh hier auch Phantasie-Wolken malte. Um den Kindern eine vergleichende Bildbetrachtung zu ermöglichen, hätte ich explizit ein Bild van Goghs auswählen müssen. Beim Stöbern in den Bildbänden, haben viele Kinder den Auftrag, ein Werk mit Wolkenbildung zu suchen, vergessen. Größeres Interesse fanden nämlich seine Selbstporträts. 2.2. Unterrichtssequenz II: Sonnenblumen 2.2.1. Kurzbeschreibung der Sequenz Für die erste Auseinandersetzung mit van Goghs Bildern habe ich das „Sonnenblumen-Bild“ ausgewählt, da den Schülerinnen und Schülern jahreszeitlich bedingt die Sonnenblume immer wieder begegnet. Es kann somit an die Erlebniswelt der Kinder angeknüpft werden. Die Sonnenblume bietet verschiedene Möglichkeiten der ästhetischen Auseinandersetzung. Die Annäherung an das Werk soll über alle Sinne erfolgen. Fächerübergreifende Aspekte kommen durch die sachkundlichen Informationen und das Schreiben eines eigenen Gedichtes (Elfchen) zum Tragen. Die Betrachtung des Bildes von van Gogh ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit den bildnerischen Mitteln und fördert die Intensivierung der Wahrnehmung. Besondere Betrachtung erfährt hier auch die Art der Farbverwendung und des Farbauftrages. Weitere Erkenntnisse im Bereich der bildnerischen Mittel erlangen die Schülerinnen und Schüler durch die praktische Umsetzung. Diese Unterrichtssequenz umfasst etwa zwei Doppelstunden und gliedert sich in zwei Phasen: In der ersten Doppelstunde erfolgt die sinnlich-ganzheitliche Auseinandersetzung und das Schreiben eines Gedichtes. In der darauffolgenden Doppelstunde wird das Werk betrachtet und es schließt sich die Gestaltung eines eigenen Bildes an. 2.2.2. Unterrichtsziele der Sequenz Grobziel der Sequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen die Sonnenblume mit ihren Eigenschaften kennen lernen, ein Gedicht verfassen, das Sonnenblumen-Bild van Goghs betrachten; anschließend ein eigenes Sonnenblumenbild gestalten. Feinziele der Sequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen - die Sonnenblume über unterschiedliche Wahrnehmungsbereiche erfahren: a.) Sonnenblumen betrachten, riechen und fühlen, b.) Unterschiede bei Sonnenblumen erkennen, c.) reife Sonnenblumenkerne der Sonnenblume entnehmen und schmecken, - Sach-Informationen über die Sonnenblume aufnehmen, - das Lied Die Sonnenblume 71 kennen lernen und singen, - ihre Gedanken, Gefühle, Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen zum Thema Sonnenblume mit Hilfe eines Gedichtes (Elfchen) ausdrücken, - ihre Elfchen präsentieren und auf Schmuckblätter schreiben, - durch die Bildbetrachtung, 71 Lemmermann, Heinz: Die Sonnenblume. Boppard/Rhein, 1987, S. 32 -33 a.) ihre Wahrnehmung schulen und genaues Betrachten üben in Bezug auf Farben, Formen und Bildaufteilung, b.) ihr sprachliches Ausdrucksvermögen beim Beschreiben ihrer Wahrnehmung und Benennen von Farben und Formen erweitern, c.) zu eigenem produktivem Gestalten motiviert werden, - inspiriert durch van Goghs Bild, ein dem Original nachempfundenes Bild ausgestalten, - durch das ungewöhnliche Format des Malgrundes zusätzlich motiviert und angehalten werden, das Bild formatfüllend auszugestalten, - ihr Bild mit einem vorgegebenen Gelbton, der in unterschiedlichsten Nuancen durch Ermischen differenziert wird, gestalten, - mit Dispersionsfarbe und Deckfarben durch Mischen unterschiedliche Farbvarianten finden, - mit transparenten Wasserfarben eine grobe Umriss-Skizze anfertigen, - bei der Bildbesprechung Erfahrungen, Gefühle und Gedanken ausdrücken, einander zuhören, aufeinander eingehen, Meinungen begründen und Details exakt benennen, - die eigene bildnerisch-praktische Arbeit sowie die der Mitschüler betrachten und konstruktive Kritik bzw. Bestätigung äußern, - durch das Hören und Miterleben des zweiten Kapitels über van Goghs Leben einen emotionalen Zugang zum Thema finden. 2.2.3. Kurzreflexion der Sequenz Die zwei Sonnenblumen, die ich als stummen Impuls in einer Vase in die Mitte des Stuhlkreises stellte, ermunterten die Schülerinnen und Schüler sofort zu spontanen Äußerungen. „Sind die aus deinem Garten?“ – „Wir haben ganz viele davon.“ – „Die heißen Sonnenblumen, weil sie ihren Kopf immer zur Sonne drehen.“ Sehr schnell wurde auch der Unterschied dieser Blumen entdeckt: eine war gefüllt, die andere war die bekannte „normale“ Sonnenblume. „Die Sonnenblumenkerne kann man essen“, war dann auch der Anlass, die Sonnenblumenkerne, die ich mitbrachte, zu naschen. Zunächst wurden Sachinformationen über die Sonnenblume und deren Kerne gesammelt. Das Lied „Die Sonnenblume“ (siehe Anhang E) ergänzte das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler. Das kreative Schreiben eines Elfchen (siehe Anhang F1 und F2) fiel den Kindern leicht, da ihnen die Strukturen des Gedichtes bereits bekannt waren. Exemplarisch stelle ich die zweite Doppelstunde dieser Unterrichtssequenz ausführlich dar: 2.2.4. Sachanalyse Zum Werk: Zwölf Sonnenblumen in einer Vase, 1888 Dieses hochformatige Gemälde entstand 1888 in der Technik Öl auf Leinwand und misst 91 x 72 cm.72 Es gehört zu van Goghs bekanntesten Werken. Heute befindet es sich in der Neuen Pinakothek in München. Zwölf Sonnenblumen in einer Vase werden mit den strahlenartigen Blütenkränzen, den ausgestreckten Kelchblättern und den leicht gewundenen Stengeln präsentiert. Durch van Goghs Malweise, die Pinselführung und den pastosen Farbauftrag heben sich die Farben der Blüten, Blätter und Stängel deutlich vom neutral gehaltenen Hintergrund ab. Aus seinen Briefen ist zu entnehmen, dass er in den Sonnenblumen mit ihren gelbleuchtenden Blüten das Sinnbild für Licht, Sonne und Lebenskraft erblickte. 73 Maltechnik und -material: Beim Malen mit Dispersionsfarben kann die Farbe lasierend (Beimischung von Wasser) oder auch deckend aufgetragen werden. Die Farben sind wasserfest und lichtbeständig. 2.2.5. Didaktische Überlegungen Die Auswahl dieses Bildes erfolgte unter inhaltlichen Aspekten. Sonnenblumen sind allen Kindern bekannt. Es kann somit an die Erlebniswelt der Kinder angeknüpft werden. Mit der Betrachtung des Bildes im Hinblick auf van Goghs Malweise, die Pinselführung und den pastosen Farbauftrag wird die Differenzierung und Intensivierung der Wahrnehmung der Schülerinnen und Schüler gefördert. In der praktischen Erarbeitung sollen die Kinder zunächst eine eigene Bildvorstellung entwickeln. Die bildnerische Themenstellung soll nicht zum Nachgestalten führen, sondern zu individuell produktivem Tun. Die Schülerinnen und Schüler erlangen durch die praktische Umsetzung weitere Erkenntnisse im Bereich bildnerischer Mittel, da sie nun selbst gefordert sind, diese differenziert einzusetzen, was hier bedeutet, dass sie durch das Mischen von gelber Dispersionsfarbe mit Deckfarben verschiedene Farbnuancen finden sollen. 72 73 Walther, Ingo F.: a.a.O., S. 31 Schomberg, Beatrix: Van Gogh. Köln, 1992, S. 1 2.2.6. Unterrichtsziele Grobziel: Die Schülerinnen und Schüler sollen beim Betrachten des Bildes die unterschiedlichen Sonnenblumen bewusst wahrnehmen, beschreiben und ein eigenes Bild gestalten. Feinziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen - durch die Bildbetrachtung b.) ihre Wahrnehmung schulen und genaues Betrachten üben in Bezug auf Farben, Formen und Bildaufteilung, c.) ihr sprachliches Ausdrucksvermögen beim Beschreiben ihrer Wahrnehmung und Benennen von Farben und Formen erweitern, d.) zu eigenem produktivem Gestalten motiviert werden, - durch die sinnliche Auseinandersetzung Erfahrung mit dem in der rezeptiven Kunstwerk ihr und handelnden Wahrnehmungs- und Ausdrucksvermögen weiterentwickeln, - durch das ungewöhnliche Format des Malgrundes zusätzlich motiviert und angehalten werden, das Bild formatfüllend auszugestalten, - ihr Bild in dem vorgegebenen Gelbton, der in unterschiedlichsten Nuancen durch Ermischen differenziert wird, gestalten, - mit Dispersionsfarbe und Deckfarben durch Mischen unterschiedliche Farbvarianten finden, - mit transparenter Wasserfarbe eine grobe Umriss-Skizze anfertigen, - bei der Bildbesprechung Erfahrungen, Gefühle und Gedanken ausdrücken, einander zuhören, aufeinander eingehen, Meinungen begründen und Details exakt benennen, - die eigene bildnerisch-praktische Arbeit sowie die der Mitschüler betrachten und konstruktive Kritik äußern, - durch das Hören und Miterleben eines weiteren Kapitels über van Goghs Leben einen emotionalen Zugang zum Thema finden. 2.2.7. Methodische Überlegungen Nach der Begrüßung bitte ich die Kinder, sich in einem Stuhlhalbkreis vor der Tafel zu versammeln. Bevor ich ihnen das Sonnenblumenbild mittels einer Folie auf dem Overhead-Projektor zeige, lese ich ein weiteres Kapitel aus van Goghs Biographie vor (vgl. Punkt 1.5. im Praxisteil). Diese methodische Vorgehensweise begleitet diese Einheit kontinuierlich. Das Bild liegt mir auch als Poster vor, jedoch erleichtert das Medium Folie den Zugang zu Bildern, da es durch die Vergrößerung das gemeinsame Betrachten erleichtert. Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Gelegenheit sich zu dem Bild zu äußern. Nach der Bildbetrachtung gebe ich das Thema der Stunde bekannt und erläutere den Arbeitsauftrag, der in Teilschritten an der Tafel abzulesen ist. Die Sonnenblumen sollen auf einem ungewöhnlichen Malgrund formatfüllend und mit der Farbeinschränkung auf GELB gestaltet werden. Die Rolle der Lehrerin ist in dieser Phase die eines Beraters und Beobachters. Den Triangel als akustisches Signal zur Beendigung der Arbeitsphase kennen die Schülerinnen und Schüler und reagieren gut darauf. Für die Reflexionsphase gibt es mehrere Alternativen. Ich habe mich für eine Präsentation in Kleingruppen außerhalb des Klassenraumes entschieden, da sich erfahrungsgemäß viele Schüler, die sich noch im Arbeitsprozess befinden, nicht auf eine Präsentation einlassen können. Mit dem differenzierten Schluss habe ich gute Erfahrungen gemacht und setze diesen bei Bedarf immer ein. Während der Präsentation sollen die Schülerinnen und Schüler konstruktive Kritik an den Werken ihrer Klassenkameraden üben. 2.2.8. Geplanter Unterrichtsverlauf Zeit/Phase 10.45 Uhr Hinführung Unterrichtsgeschehen - Begrüßung - L. liest Biographie vor *) - S. äußern sich ggf. zu der Geschichte - Bildbetrachtung - L. erläutert Arbeitsauftrag: S. mit Farbeinschränkung auf GELB ein Bild gestalten 11.10 Uhr - S. arbeiten an der Arbeitsphase bildnerischen Umsetzung mit Wasser-, Deck- und Dispersionsfarben 11.30 Uhr 11.45 Uhr Arbeitsphase Große Pause Wiedereinstieg nach Pause: S. singen das Sonnenblumenlied - zweite Arbeitsphase 12.15 Uhr - Vorstellung der (Teil-) Reflexion Ergebnisse und kurze Besprechung Differenzierter Schluss 12.25 Uhr - Aufräumen 12.30 Uhr - Stundenende *) L.: Lehrerin, S.: Schülerinnen und Schüler Unterrichtsform - Sitzhalbkreis - Stummer Impuls - Unterrichtsgespräch (Meldekette) - Schüleraktivität Material/Medien - Geschichte - Folie - Overheadprojector - Tafelbild - Malpappe, Wasserfarben, Deckweiß, Dispersionsfarbe, Borstenpinsel, Wasser, - Stehkreis - s.o. - Schüleraktivität - Staffelei - Schüleraktivität - Triangel 2.2.9. Kurzreflexion der Unterrichtsstunden In dieser Doppelstunde brachten viele Kinder überraschenderweise aus ihren Gärten Sonnenblumen mit, was mich dann auch bewog, von meiner Stundenplanung etwas abzuweichen. Selbstverständlich wurden die Sonnenblumen gewürdigt und Vergleiche angestellt. Es wurden Unterschiede in Größe und Farbe festgestellt. Das Sonnenblumen-Bild van Goghs, dass auf Folie an die Wand projiziert wurde, stellte nun einen Vergleich zu den mitgebrachten Blumen dar. Auch hier erkannten die Kinder die unterschiedlichen Sonnenblumen: gefüllte und nicht gefüllte Blumen, Unterschiede in der Farbgebung, Form und Größe. Lennart warf bei der Betrachtung des Bildes gleich ein, dass man bei „Vincent van Gogh immer die Pinselstriche sieht“. Der erkennbare Pinselstrich wurde allgemein als „nicht so schön“ empfunden. Bei der nun folgenden gestalterischen Umsetzung waren alle Kinder bemüht, naturgetreu die Sonnenblume zu malen und einige nahmen sich eine der mitgebrachten Sonnenblumen zum Arbeitsplatz mit. Ich konnte mich in dieser Phase weitestgehend aus dem Unterrichtsgeschehen zurückziehen und meiner Beratungs- und Beobachtungsfunktion nachgehen. Das Kapitel aus van Goghs Biographie, das zu Beginn der Stunde geplant war, bildete für diese Unterrichtssequenz den Abschluss. Zwölf Sonnenblumen in einer Vase Quelle: Walter, Ingo F.: Vincent van Gogh. Köln, 1999, S. 30 2.3. Unterrichtssequenz III: Besuch der Kunsthalle Bremen 2.3.1. Unterrichtsziele der Sequenz Grobziel der Sequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen die Werke van Goghs mit offenen Augen (in Anwendung und Umsetzung ihres Vorwissens) sehen und erleben. Feinziele der Sequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen - Bekanntes aus dem Unterricht wieder entdecken, - ihr Vorwissen über Vincent van Gogh erweitern, - einem Vortrag Informationen entnehmen, - durch Kennen lernen geschichtlicher Zusammenhänge die eigene Situation bewusster wahrnehmen, - sich mit Kunst auseinandersetzen und dadurch Vorurteile abbauen, - zu Phantasie und eigener kreativer Tätigkeit angeregt werden, - für Mitmenschen und Umwelt sensibilisiert werden, - Freude und Lust beim Sehen und Erleben von Bildern empfinden, - durch das gemeinsame Erlebnis eines Museumsbesuchs eine engere Verbundenheit ihrer Klassengemeinschaft entwickeln, 2.3.2. Planung Die Terminabsprache mit der Kunsthalle Bremen fand bereits drei Monate vor Beginn der großen Vincent van Gogh-Ausstellung statt. Die von der museumspädagogischen Abteilung angebotene Führung stellte mich vor die Frage, ob die Schülerinnen und Schüler durch professionelle Führung eine intensivere Auseinandersetzung mit den Originalen erleben würden oder nicht. Dagegen sprach, dass MitarbeiterInnen der Kunsthalle nicht die Lernvoraussetzungen der Kinder kannten und sich somit eventuell zuviel Wiederholendes während der Führung ergeben könnte. Nach Abwägung aller Für und Wider und einem intensiven Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Kunsthalle, hatte ich mich für die Führung einer Museumspädagogin entschieden. Für die Durchführung überlegte ich mir vorab verschiedene Möglichkeiten. Die Betrachtung aller ausgestellten Bilder würde aus Zeitgründen nicht möglich sein; zudem würde eine intensivere Auseinandersetzung mit einzelnen Bildern nicht erfolgen können. Die ausgewählten Bilder sollten das breite Spektrum van Goghs Arbeiten widerspiegeln. Die Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern eine Suchaufgabe zu geben und sie allein entdecken zu lassen, verwarf ich auch. Stattdessen entschied ich mich in Absprache mit der Museumspädagogin für eine praktische Umsetzung nach der Bildbetrachtung. Die zeitliche Einordnung dieses Besuches legte ich bewusst in die Mitte der Unterrichteinheit, damit die Kinder im Museum Bekanntes wiederentdecken und vorab im Unterricht eine Sensibilität für die Kunst van Goghs entwickeln können. Der Vormittag war folgendermaßen gegliedert: - Um 08.21 Uhr Abfahrt per Bahn zum Bremer Hauptbahnhof und von dort aus zu Fuß zur Kunsthalle. - Ankunft in Bremen um 8.43 Uhr - In der Zeit von 09.30 Uhr bis 10.15 Uhr Führung durch eine Museumspädagogin Begegnung mit den Originalen. - Von 10.15 Uhr bis 11.00 Uhr kreative Umsetzung in den Werkräumen der Kunsthalle. - Um 11.51 Uhr Rückfahrt. - Ankunft in Langwedel um 12.16 Uhr 2.3.3. Verlauf und Kurzreflexion der Sequenz Durch die gediegene Atmosphäre im Museum erschienen alle Kinder wie gefesselt. Andächtig betrachteten die Schülerinnen und Schüler die Bilder van Goghs. Das Bild Ansicht der Heilanstalt von Saint-Rémy faszinierte die Kinder durch die Leuchtkraft der Farben. In Verbindung mit van Goghs Biographie, empfanden einige Kinder, dass der Garten zwar „schön ist, aber irgendwie ist Vincent van Gogh eingesperrt“. Ebenfalls setzten sie bei der Betrachtung des Bildes Atelierfenster das Bild in Beziehung zur Biographie. Das vergitterte Fenster schien auf die Kinder eher bedrückend zu wirken; die Begeisterung der Kinder von der Betrachtung des ersten Bildes wurde merklich schwächer. Ich vermutete, dass das Bild auf die Kinder stark beunruhigend wirkte. Bei der Betrachtung des Mohnfeldes anschließend waren die Schüler und Schülerinnen wieder fasziniert. Da bereits seit Wochen über van Gogh in den Medien berichtet wurde und zudem gerade das „Bremer“ Mohnfeld immer wieder Bestandteil des allgemeinen Interesses war, war es vielen Kindern bekannt. Franziska wusste zu berichten, dass bei einer Röntgen-Untersuchung des Bildes festgestellt wurde, dass untere Farbschichten noch nicht getrocknet sind. Der Sämann war das letzte Bild, mit dem wir uns intensiv beschäftigten. Die Anwendung der Komplementärfarben beeindruckte die Kinder stark. Beim Nähertreten an das Bild sahen die Schüler und Schülerinnen, den pastosen Farbauftrag. Sie kamen zu der Überzeugung, dass „der Sämann aus der Entfernung viel schöner ist“. Die große Begeisterung der Kinder bei den Bildbetrachtungen brachte es mit sich, dass das Gespräch von der Museumspädagogin und mir nur wenig gelenkt werden musste. Durch die Faszination, die die Bilder auf die Kinder ausübten, waren sie regelrecht auf Entdeckungsreise beim Betrachten. Die Schülerinnen und Schüler hatten beim Betrachten der Bilder frei assoziiert, sie benannten Gegenstände, die sie im Bild fanden, sie verglichen die Bilder miteinander. Die Bilder wurden von ihnen in Beziehung zu van Goghs Leben gesetzt, sie überlegten, was der Maler gefühlt haben musste. Der pastose Farbauftrag und der eigenwillige Pinselstrich wurde von den Schülerinnen und Schülern immer wieder erwähnt. Dass die Schülerinnen und Schüler bereits in der kurzen Zeit, in der wir uns mit Vincent van Gogh beschäftigten, sich so viel Wissen aneigneten, überraschte mich. Bei einigen Kindern war auch innerhalb der Familie viel über Vincent van Gogh gesprochen worden. Das Einbringen dieser Informationen war für alle Kinder eine Bereicherung. Anschließend erhielten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, inspiriert durch den Sämann, ihre Erfahrungen mit Wachsmalstiften praktisch umzusetzen. Uns standen die Werkräume des Museums für 45 Minuten zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler traten während dieses Museumsbesuches regelrecht als van Gogh-Experten auf. Sie brachten ihr Wissen ein und interessierten sich für alles Neue. Sie konnten Fragen z.T. ausführlich beantworten und hinterfragten manchen Sachverhalt während der Führung kritisch (z.B. van Goghs Krankheit). Dafür und für das ruhige Verhalten in der Kunsthalle erhielten die Kinder zum Abschied ein Lob von der Museumspädagogin und von mir als Lehrerin. Ansicht der Heilanstalt von Saint-Rémy Dieses hochfoormatige Gemälde entstand im Jahr 1889 in der Technik Öl auf Leinwand und misst 95 x 75,5 cm. Es befindet sich im Kröller-Müller Museum in Otterlo. Dieses Bild gehört zu den ersten Bildern, die Vincent van Gogh in der Heilanstalt malte. Das Hauptmotiv ist der Park: der verwilderte Rasenstreifen, gesäumt von zwei Wegen, die blühenden Büsche und die Bäume. Quelle: Kurzführer zur Ausstellung Van Gogh: Felder Das Mohnfeld und der Künstlerstreit Kunsthalle Bremen, 19. Oktober 2002 bis 26. Januar 2003 Atelierfenster Das Gemälde entstand im Jahr 1889 in der Technik Öl und Gouache und misst 61,5 x 47 cm. Es befindet sich im Van Gogh Museum in Amsterdam. Dieses Bild gehört zu eioner Gruppe von drei Arbeiten, in denen Vincent van Gogh das Innere der Heilanstalt darstellte. Es zeigt seinen Arbeitsraum, dessen Fenster zum Park hinausgeht. Quelle: Kurzführer zur Ausstellung Van Gogh: Felder Das Mohnfeld und der Künstlerstreit Kunsthalle Bremen, 19. Oktober 2002 bis 26. Januar 2003 Mohnfeld Das Gemälde entstand im Jahr 1889 in der Technik Öl auf Leinwand. Es misst 72 x 91 cm und befindet sich in der Kunsthalle Bremen. Es zeigt das Gelände hinter der Heilanstalt. Links von den Kornfeldern erkennt man ein Haus u7nd die Mauern des Anstaltsgebäudes, rechts ein weiteres Haus und Zypressen. Quelle: Kurzführer zur Ausstellung Van Gogh: Felder Das Mohnfeld und der Künstlerstreit Kunsthalle Bremen, 19. Oktober 2002 bis 26. Januar 2003 Der Sämann Das Gemälde entstand im Jahre 1888 in der Technik Öl auf Leinwand. Es misst 64 x 80,5 cm und befindet sich im Kröller-Müller Museum, Otterlo. Das Bild ist horizontal gegliedert in eine breite Zone des gepflügten Ackers, den schmalen Streifen des Kornfeldes und den Himmel darüber. Quelle: Kurzführer zur Ausstellung Van Gogh: Felder Das Mohnfeld und der Künstlerstreit Kunsthalle Bremen, 19. Oktober 2002 bis 26. Januar 2003 2.4. Unterrichtssequenz IV: Mein Schlafzimmer – Sein Schlafzimmer 2.4.1. Kurzbeschreibung der Sequenz In dieser Sequenz sollen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Vergleich früherer und heutiger Schlafzimmer auseinandersetzen. Als Einstieg habe ich eine schwarzweiß Abbildung des van-Gogh-Werkes gewählt. Bei der Gestaltung eines eigenen Bildes sollen die Schülerinnen und Schüler ein Bildelement transferieren. Die Präsentation der Schlafzimmer-Bilder wird verschiedene Motive aus van Goghs Bild hervorbringen. Es folgt eine Bildbetrachtung des Kunstwerks. Diese Sequenz umfasst zwei Doppelstunden. 2.4.2. Unterrichtsziele der Sequenz Grobziel der Unterrichtssequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen sich, ausgehend von dem Bild van Goghs, mit einem Vergleich früherer und heutiger Schlafzimmer auseinandersetzen. Feinziel der Unterrichtssequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen - dem Kunstwerk ein Detail entnehmen, Assoziationen und Emotionen zu dem Bildausschnitt äußern, - eine, von dem Detail ausgehend, eigene Bildvorstellung entwickeln, - mit Wasserfarben ein Bild gestalten, - bei der Bildbesprechung Erfahrungen, Gefühle und Gedanken ausdrücken, einander zuhören, aufeinander eingehen, Me inungen begründen und Details exakt benennen, - durch die Bildbetrachtung des Kunstwerks a.) ihre Wahrnehmung schulen und genaues Betrachten üben in bezug auf Farben, Formen und Bildaufteilung, b.) ihr sprachliches Ausdrucksvermögen beim Beschreiben ihrer Wahrnehmung und Benennen von Farben und Formen erweitern. Exemplarisch stelle ich die erste Stunde dieser Unterrichtssequenz ausführlich dar: 2.4.3. Sachanalyse Zum Werk: Van Goghs Schlafzimmer in Arles, entstand 1889 in Arles in der Technik Öl auf Leinwand und misst 72x91 cm.74 Heute befindet sich das Werk in Amsterdam im Rijksmuseum Vincent van Gogh. Das kleine Schlafzimmer ist spärlich mit einem Bett, einem Tisch und zwei Stühlen möbliert. Durch den Einsatz leuchtender Farben erzielt van Gogh einen fast schon übernatürlichen Effekt bei den dargestellten Gegenständen. Die Tiefenwirkung des Raumes ergibt sich aus den stark konvergierend verlaufenden Raumlinien. Dadurch erscheinen die Bildelemente im Hintergrund dicht gedrängt, während der Bildvordergrund nur von der Bettrückwand und einem einzelnen Stuhl eingenommen wird. Der Blick des Betrachters wird auf diese Weise beinahe sogartig in die Bildtiefe gezogen. Durch die übersteigerten Farben und das bewusst verzerrte Raumkonzept vergegenwärtigt van Gogh die einengende und bedrohliche Wirkung, die dieser Raum wohl besonders während seiner einsamen und depressiven Phasen auf ihn gehabt haben muss.75 Maltechnik und –material: Beim Malen mit Deckfarben wird die Farbe deckend im Unterschied zu den lasierenden Aquarell aufgetragen. Sie hellen beim Trocknen auf. 2.4.4. Didaktische Überlegungen In dieser Stunde sollen sich die Kinder über eine entdeckende Kunstbetrachtung, bei der Bildteile sukzessive aufgedeckt werden, dem Werk van Goghs nähern. Die Wahrnehmung wird nicht auf das komplexe Bildganze gerichtet werden, sondern nur auf einzelne Elemente. Mit der Betrachtung der einzelnen Bildelemente wird die Differenzierung und Intensivierung der Wahrnehmung des Kindes gefördert. Durch gezieltes Wahrnehmen, Beschreiben, Beurteilen und Vergleichen wird im weitesten Sinne ästhetisches Bewusstsein erweitert. Produktive Aneignungsverfahren bieten sich unterstützend an. Bildbetrachtung als Ausgangspunkt im Hinblick auf eine bildnerische Themenstellung sollte nicht primär zum Nachgestalten führen, sondern vielmehr zu individuell produktivem Tun im Sinne von Neu-Schaffen. In der praktischen Bearbeitung sollen die Schülerinnen und Schüler dann eine eigene Bildstruktur entwickeln, indem sie zunächst eine Bildvorstellung entwickeln, ein aus van Goghs Bild entnommenes Bildelement dementsprechend platzieren und einzelne Formelemente in Beziehung zueinander setzen. Durch die anschließende Kunstbetrachtung, die nach 74 75 Walther, Ingo F.: a.a.O., S. 74 Schomberg, Beatrix: a.a.O., S. 1 Beendigung der praktischen Arbeit und der Schülerwerkbetrachtung erfolgt, erhalten die Schülerinnen und Schüler den Anlass zur Reflexion sowohl über ihr eigenes Handeln als auch über das des Künstlers, mit dessen Werk sie ihres in Beziehung setzen. 2.4.5. Unterrichtziele Grobziel der Unterrichtsstunde: Die Schülerinnen und Schüler sollen beim Betrachten des Bildes Bildelemente (Stuhl, Bett usw.) erkennen und bewusst wahrnehmen; anschließend sollen sie ein Bild ihres Schlafzimmers gestalten und ein Detail aus van Goghs Bild in das eigene Werk transferieren. Feinziele der Unterrichtsstunde: Die Schülerinnen und Schüler sollen: - bei der Betrachtung des Bildes mit der Taschenlampe verschiedene Elemente erkennen und bewusst wahrnehmen, - inspiriert durch ein Detail aus van Goghs Bild, ein Bild ihres eigenen Schlafzimmers ausgestalten, - durch sinnliche Erfahrungen in der rezeptiven und handelnden Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk ihr Wahrnehmungs- und Ausdrucksvermögen weiterentwickeln, - eine eigene Bildvorstellung entwickeln und umsetzen, - bei einer Bildbesprechung einander zuhören, aufeinander eingehen, Meinungen begründen und Details exakt benennen und Erfahrungen, Gefühle und Gedanken ausdrücken, - die eigene bildnerisch-praktische Arbeit sowie die der Mitschüler betrachten und konstruktive Kritik bzw. Bestätigung äußern, - Interessen an historischen Bezügen und Fakten gewinnen, - durch das Hören und Miterleben eines weiteren Kapitels über van Goghs Leben einen emotionalen Zugang zum Thema finden, 2.4.6. Methodische Überlegungen Zu Beginn der Stunde sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsflächen vorbereiten, obwohl ich in der Regel diese Vorbereitungen immer erst im Anschluss an den Einstieg und der Erarbeitung folgen lasse. Ich erhoffe mir damit, dass die in der Einstiegsphase angeregte Phantasie nicht durch Aufbau-Aktivitäten zerstört wird. Im Stuhlkreis vor der Tafel lese ich den Schülerinnen und Schülern ein weiteres Kapitel aus Vincent van Goghs Biographie vor (vgl. Punkt 1.5. Praxisteil). Diese methodische Vorgehensweise begleitet diese Einheit kontinuierlich. Das kapitelweise Vorlesen der Geschichte vermittelt einerseits Informationen über Vincent van Gogh, andererseits aber kann auch eine Identifizierung mit der Figur entstehen, durch die ein emotionaler Bezug zur Thematik aufgebaut wird. Ich erkläre den Kindern, dass sie das Zimmer van Goghs im Dunkeln mit einer Taschenlampe betreten dürfen und hierbei alle Gegenstände ausleuchten sollen. Einen Gegenstand dürfen sie – in Gedanken – mitnehmen und in ihr Zimmer stellen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten das Arbeitsblatt mit dem Schlafzimmer (siehe Anhang C). In Einzelbetrachtung sollen sie das Zimmer ausleuchten und sich für den Transfer eines Elementes in ihr eigenes Bild entscheiden. 76 Die Lehrerrolle ist in dieser Phase die eines Beraters und Beobachters. Für die Reflexionsphase gibt es mehrere Alternativen. Zum einen kann eine Reflexion im Klassenverband stattfinden. Hierbei habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass viele Kinder sich noch nicht auf eine Reflexionsphase einlassen können, wenn sie sich noch im Arbeitsprozess befinden. Eine weitere Möglichkeit ist die Reflexion in Kleingruppen. Für Schülerinnen und Schüler, die bereits vor Ende der Arbeitsphase fertig sind bzw. die ihre Teilergebnisse vorstellen und besprechen möchten, biete ich die Möglichkeit einer Präsentation in einem Nebenraum an. So wird ein ungestörtes Arbeiten der anderen gewährleistet. Den Triangel als akustisches Signal zu Beendigung der Arbeitsphase kennen die Schülerinnen und Schüler und reagieren gut darauf. 76 Verlag an der Ruhr: Malen wie van Gogh. Mülheim an der Ruhr, 2002, S.6 2.4.7. Geplanter Unterrichtsverlauf Zeit/Phase 10.45 Uhr Hinführung Unterrichtsgeschehen - Begrüßung - L. liest Biographie van Goghs vor - S. äußern sich ggf. zu der Geschichte - L. gibt Thema der Stunde bekannt - L. erläutert Arbeitsauftrag: Das Zimmer van Goghs wird im Dunkeln betreten, die S. leuchten alle Gegenstände aus. Ein Gegenstand wird in das eigene Bild übernommen. 10.55 Uhr - S. arbeiten an der Arbeitsphase bildnerischen Umsetzung mit Wasserfarben - L. steht beratend zur Seite Unterrichtsform - Stuhlkreis - Lehreraktivität 11.15 Uhr Reflexion - Vorstellung der (Teil-) Ergebnisse und kurze Besprechung Ggf. Differenzierter Schluss: Präsentation einiger Schülerarbeiten vergleichende Betrachtung der Arbeitsergebnisse in kleinen Gruppe 11.25 Uhr Aufräumen 11.30 Uhr Stundenende Material/Medien - Geschichte - Schüleraktivität - Arbeitsfolie und Taschenlampe aus Pappe - Schüleraktivität - Papier Wasserfarben Wasser - Schüleraktivität - Bilder Staffelei - Schüleraktivität - Triangel 2.4.8. Kurzreflexion der Unterrichtsstunde Diese Stunde war nur ein Ausschnitt eines längerfristigen Arbeitsvorhabens. Die geplanten Unterrichtsziele waren aufbauend für das weitere Vorgehen. Wie erwartet, hatte das Arbeitsblatt verdunkeltes Schlafzimmer einen hohen Aufforderungscharakter. Jedoch wurde diese Tatsache von mir in der Erarbeitungsphase nicht entsprechend genutzt. Statt dieses Bild in Einzelbetrachtungen von den Schülern erarbeiten zu lassen, wäre eine gemeinsame Betrachtung effizienter gewesen. Durch ein intensiveres Besprechen der einzelnen Bild-Elemente wäre ein bewussteres Wahrnehmen, Beschreiben, Analysieren und gegebenenfalls auch Interpretieren ermöglicht worden. So ist also die gewünschte Sensibilisierung nur bedingt erreicht worden. Eine Möglichkeit der Bildbetrachtung wäre ein von mir vorgegebenes Bild-Element gewesen, um den Vergleich Schlafzimmer - heute und früher herzustellen. Auch hätte es sich angeboten, die schwarz-weiß Kopie des Schlafzimmers van Goghs auszumalen und hier ein Detail aus einem heutigen Kinderzimmer hinzuzufügen. Für einige Kinder stellte sich beim Gestalten ihres Bildes die Frage, welche Perspektive sie wählen sollten. Hierbei überließ ich ihnen die Entscheidung. In der anschließenden Phase arbeiteten die Schülerinnen und Schüler motiviert an ihren Bildern. Für die nun folgende Stunde in dieser Sequenz werde ich die Bildbetrachtung mit dem verdunkelten Schlafzimmer wieder aufgreifen, um die gewünschte Sensibilisierung zu erreichen. 2.4.9. Kurzreflexion der Unterrichtssequenz Die Überlegung, noch einmal die schwarz-weiß-Folie einzusetzen, verwarf ich. Stattdessen betrachteten wir das Bild in Farbe. In der ersten Phase der Bildbetrachtung machten die Schülerinnen und Schüler zunächst Äußerungen über den Bildinhalt und zählten die Gegenstände auf. Hierbei wurden auch die ersten Vergleiche mit dem eigenen Schlafzimmer getätigt. „Oh, ist das aber klein. Ich habe ein größeres.“ Einigkeit herrschte darüber, dass es ein altes Zimmer ist. Die Kinder sollten Gegenstände benennen, die sie nicht in ihrem Zimmer haben. Die Schüssel mit der Kanne auf dem Tisch wurde thematisiert. Ein Vergleich zu früher ergab, dass die Menschen sich in ihren Zimmern wuschen; ein Beleg dafür ist auch das Handtusch und der Spiegel. Überlegungen wurden angestellt, von welchen Personen van Gogh wohl in seinem Zimmer Porträts aufgehängt hat. „Sicherlich von seinem Bruder und seiner Mutter.“ Die anschließende Gestaltung ihrer Bilder war für einige Kinder ein großes Problem. Sie zeigten größte Unzufriedenheit, weil sie ihr Zimmer nicht genauso malen konnten, wie es aussieht. Probleme gab es bei der Umsetzung mit den Größenverhältnissen zwischen den einzelnen Elementen. Die von Aissen-Crewett beschriebenen „Krisen der bildnerischen Entwicklung in der Präadoleszenz77“, in denen die Kinder eine zunehmend realitätsbezogenere Einstellung gegenüber ihrer Mitwelt einnehmen, sind ausschlaggebend gewesen, dass sie sich nicht auf die bildnerische Gestaltung einlassen konnten (vgl. Punkt 1.1. Praxisteil). Eine Alternative zum Malen wäre das Herstellen eines dreidimensionalen Bildes mit aufgeklebten Möbeln in einen bemalten Schachtelraum als Schlafzimmer. Eine Arbeitsweise, die in erheblichem Maße vom handwerklichem Geschick bestimmt worden wäre. 77 Aissen-Crewett, Meike: a.a.O., S. 52 Van Goghs Schlafzimmer in Arles Quelle: Walter, Ingo F.: Vincent van Gogh, Köln, 1999, S. 74 2.5. Unterrichtssequenz V: Sternenhimmel 2.5.1. Kurzbeschreibung der Sequenz Für die letzte Auseinandersetzung mit den Werken van Goghs habe ich das Bild Zypressenweg unter dem Sternenhimmel ausgewählt, da es eine besondere Intensivierung der Wahrnehmung verspricht. In den Abendstunden werden die Schülerinnen und Schüler den Sternenhimmel betrachten, um auf diese Weise möglichst authentisch nachzuempfinden, wie van Gogh seinen Stimmungen und Gefühlen in Bildern Ausdruck verliehen hat. Die Annäherung an das Werk soll über das eigene Erleben einer Sternennacht erfolgen. Bei der bildnerischen Gestaltung sollen die Kinder eine eigene Bildvorstellung entwickeln. Fächerübergreifende Aspekte kommen sowohl durch sachkundliche Informationen über das Sternensystem als auch vom Werk ausgehend und in Anlehnung van Goghs Briefe an seinen Bruder, in dem die Schülerinnen und Schüler einen Brief in seinem Namen an Vincent van Goghs Bruder Theo weiterschreiben bzw. ergänzen. 2.5.2. Unterrichtsziele der Sequenz Grobziel der Unterrichtssequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen durch das Betrachten des Sternenhimmels für die anschließende Bildbetrachtung sensibilisiert werden, in Anlehnung an van Goghs Bild ein eigenes gestalten und abschließend ihre Empfindungen in einem Brief von Vincent an Theo äußern. Feinziele der Unterrichtssequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen - den Sternenhimmel betrachten und Assoziationen und Emotionen äußern, - durch die Bildbetrachtung a.) ihre Wahrnehmung schulen und genaues Betrachten üben in Bezug auf Formen, Farben und Bildaufteilung, b.) ihr sprachliches Ausdrucksvermögen beim Beschreiben ihrer Wahrnehmung und Benennen von Farben und Formen erweitern, c.) zu eigenem produktivem Gestalten motiviert werden, d.) die Stimmung und Atmosphäre des Bildes erleben, - inspiriert durch van Goghs Bild ein Bild ausgestalten, - bei einer Bildbesprechung Erfahrungen, Gefühle und Gedanken ausdrücken, einander zuhören, aufeinander eingehen, Meinungen begründen und Details exakt benennen, - die eigene bildnerisch-praktische Arbeit sowie die der Mitschüler betrachten und konstruktive Kritik bzw. Bestätigung äußern, - durch das Hören und Miterleben eines weiteren Kapitels über van Goghs Leben einen emotionalen Zugang zum Thema finden, - Interesse an historischen Bezügen und Fakten gewinnen. 2.5.3. Sachanalyse Zum Werk: Das Bild Zypressenweg unter dem Sternenhimmel ist in der Technik Öl auf Leinwand gemalt. Es misst 92 x 73 cm und befindet sich im Rijksmuseum, Otterlo.78 Die Zypresse ist in diesem Bild ein beherrschendes Motiv. Zwei ineinander verwachsene Bäume säumen einen kurvigen Weg und ragen in den Nachthimmel hinein. Auf der rechten Seite des Bildes ist etwas weiter hinten ein beleuchtetes Haus zu sehen. Auf der Straße sind ein gelber Wagen mit einem weißen Pferd davor und zwei Figuren. Eine horizontale, mit Strichen dargestellte Hügelkette in der Mitte des Bildes bildet eine Grenze zwischen Himmel und Erde. In der oberen Bildzone befinden sich Sonne und Mond mit weiteren Sternen. 78 Walther, Ingo F.: a.a.O., S. 79 „Das Bild ist ein eindrucksvolles Beispiel für die eigenwillige Pinselführung van Goghs, die in seinen späten Bildern immer spannungsreicher eingesetzt wird. Er baut die Bildgegenstände durch eine Fülle von einzelnen, kurzen Strichen auf, die in jedem Bereich des Bildes eine besondere Ausrichtung haben: konzentrisch am Himmel, parallel, verflochten und konvergierend auf der Erde, flammenartig nach oben strebend in den beide Bereiche verbindenden Zypressen.“ 79 Zur Maltechnik und –material: Beim Malen mit Deckfarben wird die Farbe deckend im Unterschied zu dem lasierenden Aquarell aufgetragen. Sie hellen beim Trocknen auf. 2.5.4. Kurzreflexion der Sequenz Auf Grund des Wetters musste ich den ersten Termin für unseren Malabend verschieben. Es war mir besonders wichtig, dass die Kinder vor der Bildbetrachtung durch die wahre Sternennacht sensibilisiert werden. Glücklicherweise stieß ich hierbei bei den Eltern der Schüler auf Verständnis. Das Malen in den Abendstunden stellte sich als ein besonderes Highlight für die Kinder heraus. Als sich die erste Aufregung legte, konnten sich die meisten Kinder auch auf das Betrachten der Sterne einlassen. Einigen Kindern hingegen fiel es schwer ruhig zu bleiben. Ich vermute, dass es ihnen unheimlich im abendlichen dunklen Schulhof war. Nach einem weiteren Kapitel aus van Goghs Leben, erfolgte die Bildbetrachtung. Für mich war erstaunlich, wie groß die Motivation der Kinder hierbei war. In der ersten Phase der Bildbetrachtung machten die Schülerinnen und Schüler zunächst nur Aussagen zu den Sternen auf dem Bild. „Das sind gar keine Sterne, die sehen aus wie Sonnen!“, fanden einige Kinder. „Aber mehrere Sonnen am Himmel gibt es doch gar nicht!“ erklärten wiederum andere. Also einigten sich die Kinder darauf, dass van Gogh nicht nur Phantasie-Wolken malte, sondern auch Phantasie-Sterne. Die anfangs eher ablehnende Haltung der „dicken, fetten Striche“ um die Sterne herum, wich langsam einem Wohlgefallen. Als ich fragte, was Vincent van Gogh sich wohl dabei gedacht haben könnte, solche Sterne zu malen, meinte Sarah: „Vielleicht wollte er die Sterne größer haben, damit sie heller scheinen.“ Langsam wurden auch andere Bildelemente sichtbar: z.B. die Zypressen. Die Kinder konnten nur eine ausmachen, die zweite wurde erst auf meinen Hinweis hin entdeckt. Es wurden Vermutungen angestellt, warum nachts eine Pferdekutsche und Wanderer unterwegs sein könnte. Ich befand mich in der Rolle einer Moderatorin, die das Gespräch mal in diese, mal in jene Richtung lenkte. Die charakteristische Pinselführung van Goghs und die Wahl der Farben – Sterne in Gelb- und Grüntönen – wurde von den Schülerinnen und Schülern nochmals thematisiert. Anschließend sollten die Kinder eine Sternennacht malen. Obwohl sie als Aufgabe hatten, eine e i g e n e Bildvorstellung zu entwickeln, nahmen 79 Schomberg, Beatrix: a.a.O., S. 2 sich die meisten Kinder das Bild van Goghs als Vorlage. Nach dieser ausführlichen Bildbetrachtung konnten sie sich in vielen Fällen nicht vom Werk van Goghs lösen. Dies deute ich positiv, da der emotionale Zugang zu dem Bild offensichtlich gelungen war. Während der Arbeit herrschte große Ruhe. Das Malen bei Kerzenlicht erforderte von den Kindern höchste Konzentration. Die geplante Schülerwerkbetrachtung nach Beendigung der praktischen Arbeit nahm ich an diesem Abend nicht mehr vor, da die Kinder erschöpft waren. Zum Abschluss dieses Abends aßen wir gemeinsam Baguette und Käse und tranken Wasser; „so wie van Gogh das auch getan hat.“, meinte ein Kind. Nach der Betrachtung der Schülerwerke in der darauffolgenden Stunde, erhielten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, sich gedanklich und gefühlsmäßig in Vincent van Gogh hineinzuversetzen und einen schon begonnen Brief weiter zu schreiben (siehe Anhang G1 und G2). Das narrative Sprachhandeln war hierbei angesprochen. Die meisten Schülerinnen und Schüler griffen die in der Bildbetrachtung thematisierten Aspekte auf, sodass eigene Empfindungen und Erfahrungen nur bedingt wiedergegeben wurden. Um die Imaginationskraft durch das kreative Schreiben zu fördern, hätte der Schreibanlass offener gestaltet werden sollen. Zypressenweg unter dem Sternenhimmel Quelle: Walther, Ingo F.: Vincent van Gogh. Köln, 1999, S. 79 2.6. Unterrichtssequenz VI: Kinderkunstausstellung 2.6.1. Kurzbeschreibung der Sequenz Durch die Ausstellung der Schülerwerke erhalten die Bilder eine besondere Würdigung. Eine Ausstellung aller Schülerwerke findet im Schulgebäude statt. Für eine zweite Ausstellung außerhalb der Schule hat die Kreissparkasse ihre Räume zur Verfügung gestellt. Hierfür sind nur einige Werke vorgesehen. Die Auswahlkriterien werden mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet und somit wird die Entscheidung, welche Bilder einer weiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, von den Kindern selber getroffen. 2.6.2. Unterrichtsziele der Sequenz Grobziel der Unterrichtssequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen anhand von Auswahlkriterien (in Anwendung ihres Vorwissens) Bilder für die Ausstellung in öffentlichen Räumen aussuchen. Feinziele der Unterrichtssequenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen - die eigene bildnerisch-praktische Arbeit sowie die der Mitschüler betrachten, - die Auswahlkriterien in Anwendung ihres Vorwissens erarbeiten, - ihre Wahrnehmungs- und Urteilsfähigkeit weiterbilden, - ihre Beurteilungen begründen können, - durch das gemeinsame Erlebnis einer Ausstellung eine engere Verbundenheit ihrer Klassengemeinschaft entwickeln. 2.6.3. Planung Meine Idee einer Kinderkunstausstellung stieß im Kollegium auf so großes Interesse, dass ich gefragt wurde, ob nicht die ganze Schule sich an diesem Vorhaben beteiligen könnte. Somit war das Projekt „Kinder und Künstler – Kinderkunst der Grundschule Langwedel“ geboren. Jede Klasse setzte sich in einer dafür vorgesehenen Kunstwoche mit mindestens einem Werk und der Biographie eines Künstlers auseinander (siehe Anhang). Der ursprünglich geplante Termin für die Ausstellungseröffnung direkt im Anschluss an diese Kunstwoche wurde leider von der Kreissparkasse um drei Wochen verschoben. Daraufhin entschlossen wir uns für eine zweite Ausstellung innerhalb des Schulgebäudes. Alle Schülerinnen und Schüler konnten sich dadurch einbezogen und repräsentiert fühlen. 2.6.4. Verlauf und Kurzreflexion der Sequenz Für die Auswahl der Bilder, die in der Öffentlichkeit ausgestellt werden, hatten die Kinder Kriterien erarbeitet, die zum einen den Arbeitsauftrag betrafen (z.B. Sonnenblume: Gestaltung des Bildes mit vorgegebenem Gelbton, der in unterschiedlichste Nuancen durch Ermischen differenziert wurde. Mein Schlafzimmer – Sein Schlafzimmer: Transfer eines Details aus van Goghs Bild), zum anderen der Bildkomposition. Ich war erstaunt, wie reibungslos die anschließende Auswahl verlief. In drei Durchgängen führten wir das Verfahren der geheimen Wahl durch. Somit brauchte sich kein Kind bei der besten Freundin oder bestem Freund rechtfertigen, wenn es sich nicht für dessen Bild entschieden hat. Jedes Kind wählte vier Bilder aus den Sonnenblumen-, Schlafzimmer- und Sternenhimmelbildern aus und schrieb die Nummer auf einen Zettel. Bei allen drei Auszählungen hatten die besten Bilder einen großen Vorsprung vor den anderen. Alle Schülerwerke erhielten ein Passepartout, sodass der Eindruck entstand, dass die Bilder gerahmt seien. An Magnetstreifen auf den Fluren wurden die Bilder aufgehängt. Die ausgewählten Bilder erhielten ihren Ausstellungsplatz an Stellwänden, die problemlos vom Schulgebäude zur Kreissparkasse transportiert werden konnten. Gemeinsam mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schüler der Klasse bereicherte ich die Stellwände durch Informationen über Vincent van Gogh und das jeweilige Bild. Die Anwendung professioneller Ausstellungstechniken erhöhen den Eindruck des Wertes der Werke. 80 Für eine öffentlichkeitswirksame Präsentation entwarf ich Informationszettel (siehe Anhang J) zu den einzelnen Werken der gesamten Kunstausstellung. Des weiteren wurden die Stelltafeln mit Symbolen versehen, die den Kunststil, die Technik und Informationen über Künstler und Kunstwerk aufzeigten. Die erste Vernissage im Anschluss an die Kunstwoche war ein ganz besonderer Moment. Alle Klassen versammelten sich in der Aula. Die Schulleiterin Frau Naumann begrüßte alle Kinder und eröffnete die Ausstellung (siehe Anhang H1 – H2). Durch diesen offiziellen Akt erfuhren die Kinder eine besondere Anerkennung ihrer Werke. Die Schülerinnen und Schüler erhielten die Möglichkeit sich im ganzen Schulgebäude die Bilder anzusehen und sich Informationen über die Künstler einzuholen. Einige Kinder meiner Lerngruppe hatten hierbei ein ganz besonderes Erlebnis: „Wir haben Paul Gauguin gesehen!“ – In einer anderen Klasse waren Bilder von Paul Gauguin bearbeitet worden. Von der Lehrerin dieser Klasse erfuhr ich, dass viele Kinder meiner Lerngruppe sich alle Informationen über Gauguin abschrieben und über viele Einzelheiten der Beziehung van Goghs mit Gauguin zu berichteten wussten. 80 Braun, Daniela: a.a.O., S. 168 Dieses selbstständige, weiterführende Lernen der Schülerinnen und Schüler hat mich positiv bestätigt, ihnen anregende und wertvolle Lernimpulse gegeben zu haben. Zu der Vernissage in der Kreissparkasse (siehe Anhang H3 – H4) wurden verschiedene Gäste eingeladen: Bürgermeister, Sparkassenvorstand, Ortsamtsvorsteher u.a. Die Kinder meiner Lerngruppe waren als Repräsentanten der Grundschule anwesend. Nach Rücksprache mit dem Leiter der Kreissparkasse zum den Ende Ausstellung hin erfuhr ich, dass die Ausstellung sehr gut frequentiert wurde. Nicht nur Kunden der Sparkasse zeigten großes Interesse; häufig kamen sogar Leute, die nur die Bilder betrachten wollten. Auch besuchten Klassen anderer Grundschulen die Ausstellung – diesen außerschulischen Lernort. Ich werte unsere Ausstellung als vollen Erfolg. IV. GESAMTREFLEXION Die Durchführung dieser Unterrichtseinheit regte bei den Schülerinnen und Schülern verschiedene Prozesse an. Durch die Biographie Vincent van Goghs in kindgerechter Erzählweise fanden die Kinder einen emotionalen Zugang zum Thema. Die Einbettung von Sachinformationen in eine Geschichte stellt gerade für Kinder dieses Alters eine optimale Verbindung dar. In den Kapiteln der Geschichte wurde immer wieder die Naturverbundenheit van Goghs angesprochen, die auch in seinen Bildern wiederzufinden ist. Der Erfahrungsbereich der Kinder wurde angesprochen, da sie hier in Langwedel in ländlicher Umgebung leben und ihnen daher der Anblick von Wiesen und Feldern vertraut ist. Durch die hohe Präsenz des Themas in den Medien haben sich die Kinder auch außerhalb der Unterrichts mit Vincent van Gogh beschäftigt. Durch die sinnlich-ganzheitliche Auseinandersetzung konnten sie sich dem Thema bzw. seinen Bildern methodisch abwechslungsreich nähern. Dadurch waren vermutlich für jedes Kind einige Zugänge dabei, die seinem Lerntyp entsprachen. Durch die Vielfalt der methodischen fächerübergreifenden Herangehensweisen eigneten sich die Schülerinnen und Schüler ein umfangreiches Wissen über van Gogh und seinen Umgang mit Gestaltungsmitteln an, so dass sie beim Besuch der Kunsthalle tatsächlich mit offenen Augen die Originale betrachteten. Die Farben, die van Gogh seinen Werken verlieh, schienen die Kinder besonders stark anzusprechen. Die Frage, inwieweit der Besuch außerschulischer Lernorte Einfluss auf die Motivation, Lernprozesse und –erfolge genommen hat, lässt sich z.T. dadurch beantworten, das die Kinder durch das Wiedererkennen und Benennen (z.B. seines pastosen Farbauftrages) Lernprozesse vervollständigten bzw. Lernerfolge erkannten. Allein die Ankündigung die Kunstausstellung zu besuchen, hatte einen großen Einfluss auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler. Ziel dieser Unterrichtseinheit war es nicht, die Schülerinnen und Schüler zu van Gogh-Experten zu machen, sondern dass sie ihre Eindrücke registrieren, Zusammenhänge erfassen, die Welt erkennen. Dies wurde mehrheitlich gut erreicht. Die von mir ausgewählten Bilder boten vielfältige Anregungen: z.B. die Naturverbundenheit van Goghs oder sein Leben vor weit mehr als einhundert Jahren. Thematisiert wurde u.a. das Leben früher und heute. Viele neue Erkenntnisse erlangten die Kinder durch Gespräche, Bildbetrachtungen und letztendlich durch praktische Betätigung. Das beantwortet auch die Frage, ob die sinnlich-ganzheitliche Auseinandersetzung einen echten Lernzuwachs darstellen. Die Verbindung ästhetischer Praxis mit der reflektierenden Auseinandersetzung mit den Bildern Vincent van Goghs erscheint mir als geeignet, Weltverständnis durch die Sensibilisierung der Wahrnehmungsfähigkeit zu erlangen. Die meisten Schülerinnen und Schüler haben die Fähigkeit zur differenzierten Wahrnehmung weiterentwickelt. Insbesondere bei der intensiven Bildbetrachtung Zypressenweg unter dem Sternenhimmel in der V. Unterrichtssequenz wurde deutlich, dass die Kinder neue Sichtweisen erlangt hatten, unter denen Bilder zu betrachten sind. Die Schülerinnen und Schüler wurden sensibler bei der Beurteilung von Bildern der Klassenkameraden. Wenn Kritik ausgeübt wurde, war sie konstruktiv. Die positiven Erfahrungen aus dem gemeinsamen Arbeitsprozess, der Stolz auf die gemeinsamen Bilder und die Ausstellung im öffentlich Raum führte auch zu einem besseren Verhältnis der Schülerinnen und Schüler untereinander, da sich die Klasse als eine Gemeinschaft erleben konnte. Einen besonderen Dank möchte ich der Schulleiterin Christel Naumann und der Lehrerin Angela Schwabe aussprechen, die jederzeit ein offenes Ohr für mich hatten, mir jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung standen und auch an der Planung und Durchführung der Kunstwoche mit anschließender Kinderkunstausstellung einen nicht unerheblichen Anteil hatten. Dass die Kunstwoche ein so großer Erfolg war, ist letztendlich allerdings auf das ganze Kollegium zurückzuführen. Jede Lehrerin hat sich mit ihrer Klasse intensiv einem Künstler gewidmet und die dabei gestalteten Bilder sind allesamt sehenswert. Das Kollegium in der Grundschule Langwedel besteht, bedingt durch Versetzungen und Pensionierungen, erst seit etwa einem Jahr in dieser Zusammensetzung. Von 14 Lehrerinnen kamen 6 Lehrerinnen neu hinzu. Diese gemeinsame Kunstwoche war das erste gemeinschaftliche Projekt. Bislang fanden hauptsächlich Unterredungen der Lehrerinnen innerhalb der Jahrgangsstufen statt. Durch diese gemeinsame Arbeit wurden dann aber Erfahrungen und Erkenntnisse unter allen Kolleginnen ausgetauscht. Stieß jemand an Grenzen bei der gestalterischen Umsetzung wurde oftmals festgestellt, dass es anderen ebenso erging. Am Tag der Vernissage wurde dann allgemein festgestellt, dass dieses Kunstprojekt nicht nur ein Gewinn für die Schüler und das Schulgebäude war, sondern auch für das Kollegium. Vincent van Gogh schrieb an seinen Bruder Theo: „Ich kann nichts dafür, dass meine Bilder sich nicht verkaufen lassen. Aber es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, dass sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe 81.“ Er hatte Recht! Über den materiellen Wert hinaus sind sie auch für die Ästhetische Erziehung wertvoll. LITERATURVERZEICHNIS AISSEN-CREWETT, MEIKE: Kunstunterricht in der Grundschule. Braunschweig, 1999 ALTENBURG, ERIKA (Hrsg.): Offene Schreibanlässe. Donauwörth, 1998 ANTONIC , MAGDA: Abenteuer Museum. Zürich, Wiesbaden, 1991 BERTSCHEIT, RALF: Bilder werden Erlebnisse. Mühlheim an der Ruhr, 2001 BÖHM, W INFRIED: Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart, 1994 BRAUN, DANIELA: Handbuch Kunst und Gestalten. Freiburg im Breisgau, 1998 81 Walther, Ingo F.: a.a.O., S. 89 BURK, KARLHEINZ/CLAUSSEN, CLAUS (Hrsg.): Lernorte außerhalb des Klassenzimmers I. Beiträge zur Reform der Grundschule, Bd. 45. Arbeitskreis Grundschule e.V., Frankfurt/M., 1998 In: Schröder, Sabine: Das Thema „Moor“ im Sachunterricht einer 4. 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Weser Kurier, 16.07.2002 A3 Vincent wird ganz offiziell gefälscht Weser Kurier, 22.07.2002 A4 Zeitung in der Schule Frankfurter Rundschau, 16.10.2002 B Des Künstlers Dealer sitzt im Kopf H1 Kleine Künstler auf den Spuren Weser Kurier, 22.11.02 großer Meister Achimer Kurier, 16.11.02 H2 Kinder + Kunst = enorme Begeisterung Achimer Kreisblatt, 16.11.02 H3 Langwedel als Mekka der großen Kunst Achimer Kurier, 10.12.02 H4 Anscheinend berühmte Kunst belebt Finanzmarkt VerdenAllerZeitung,11.12.02 Arbeitsmaterial C schwarz-weiß-Kopie: Van Goghs Schlafzimmer D Gedicht: Im watteweichen Wolkenhaus E Lied: Die Sonnenblume F1 Gedicht: Elfchen zur Sonnenblume G1 Schreibanlass: Vincents Brief an Theo I Biographie Vincent van Goghs J Ausstellungsführer für die Kinderkunstausstellung