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MÄRKTE & INVESTMENT Benchmarking hilft Altes aufzubrechen, dazu benötigt werden statt Hammer und Meisel, CAFM-Instrumente. VON SUSANNE KAPFINGER – Die Liegenschaftenverwaltung der Stadt Bern hat den Energiepreis 2012 erhalten. Sie setzt eine neue Software ein, welche die Bereiche Wohnen und Geschäftsliegenschaften anhand von Nachhaltigkeitsdimensionen erfasst und gewinnt mit ihrem innovativen und nachhaltigen Immobilienmanagement-Konzept. Hat die Stadt Bern nun die bessere kommunalen Immo-Profis als Thun oder gar Zürich? Die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern ist eine Abteilung der Direktion für Finanzen, Personal und Informatik, betreut mit etwa 50 Mitarbeitenden die Immobilien des Finanzvermögens der Stadt Bern. Der Marktwert des Immobilienportfolios beträgt rund 1 Milliarde Franken, umfasst unter anderem 2500 Wohnungen und 750 Gewerberäume. Die Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich ist noch eine Nummer grösser. Sie bewirtschaftet über 9000 kommunale Wohnungen. Die Objekte im Verwaltungsvermögen wie Schulhäuser, Sportanlagen, Spitäler und Verwaltungsgebäude betreut hier aber innerhalb des Hochbaudepartements die Immobilien-Bewirtschaftung. Dazu gehören rund 1600 Liegenschaften mit einem Versicherungswert von 8 Milliarden Franken. Wie gut oder schlecht gehen die Stadtverwaltungen eigentlich mit den öffentlichen Bauten um? Für eine Institution ist es schwieriger, ihre Schwachstellen zu erkennen und diese gezielt zu verbessern, da sie sich nicht in einer Marktsituation befindet. Der Wandel und Sparmassnahmen finden aber nicht nur in der Wirtschaft statt. So ist Benchmarking auch in den öffentlichen Verwaltungen keine unbekannte betriebswirtschaftliche Methode mehr. Seit Februar 2011 hat sich die Interessengemeinschaft IG Benchmarking die Optimierung des öffentlichen Immobilienmanagements zum Ziel gesetzt. Das Projekt «Gebäudemanagement: Gebäudeunterhalt und Folgekosten» wurde ins Leben gerufen, woran sich zwölf Gemeinden beteiligten. Schwachstellen ausmerzen Im ersten Schritt ging es hier um einen quantitativen Flächen- und Kostenvergleich. Die Datenlage bezüglich Flächen ist in den Gemeinden sehr unterschiedlich. Einige Gemeinden konnten auf bestehende Daten zurückgreifen, andere mussten die Flächen aus Plänen oder vor Ort ausmessen. Eine dritte Gruppe erhob die Daten ab CAD (Computer Aided Design) oder über eine webbasierte Lösung. Die Erhebung der Kostendaten gestaltete sich schwierig, weil die meisten Projektteilnehmenden keine separate Kostenrechnung führen und lediglich auf die Zahlen der Finanzbuchhaltung zurückgreifen, wo die 26 Kosten nicht pro Objekt dargestellt werden. Im Kostenvergleich erwies sich aber keine Gemeinde als Kostenführer oder -verlierer. Hingegen konnten für praktisch alle Gemeinden Optimierungspotenziale im Liegenschaftenportfolio des Verwaltungsvermögens identifiziert werden. Unterstützt wird das Vorhaben von «pom+ Consulting AG» (pom), ein in den Bereichen Immobilienmanagement und Organisationsentwicklung tätiges Unternehmen. IMMOBILIEN Business wollte wissen, ob sich 2012 die Datenlage bezüglich Flächen und Kosten pro Objekt verbessert hat. Und sie hat sich verbessert. «Teilnehmer, die im vergangenen Zyklus bereits teilgenommen haben, haben mit Blick auf den aktuellen Zyklus Tools geschaffen, die ihnen die Datenermittlung für das Benchmarking erleichtern», sagen die beiden pom-Projektleiter Susanne Schwartzer und Marco Bischof. Gleichzeitig wurden teilweise Anpassungen im Kostenplan vorgenommen, die eine detaillierte Buchung der Kosten erfordern und so eine gezielte Zuweisung der Kosten zu den einzelnen Objekten und Kostenarten ermöglichen. Auf Objektebene entsteht daher eine deutlich höhere Kostentransparenz. Genaue Daten können jedoch erst im Oktober (nach Redaktionsschluss) publiziert werden, da der Auswertungsprozess noch nicht abgeschlossen ist, sagt die Kommunikationsleiterin von pom. IMMOBILIEN BUSINESS / November 2012 QUELLE: CAMPOS Immobilienmanagement – Die Gemeinden und Städte der Schweiz managen teils sehr grosse Immobilienvermögen. Jüngst messen sich Beamte mit der Privatwirtschaft – eine Phase des Benchmarking hat eingesetzt. BILD: K ANTON BERN Ausbruch zu «best practise» MÄRKTE & INVESTMENT Schematische Flächendarstellung mit CAFMTool Campos. Fest steht aber, dass bei den neuen Teilnehmern die Verbreitung der CAFM (Computer Aided Facility Management) Systeme deutlich zugenommen hat, was zu einer erleichterten Erhebung der Flächen geführt hat. «Gleichzeitig sind viele der Teilnehmer bereits Energiestadt zertifiziert oder auf dem Weg dazu. Im Rahmen dieser Zertifizierung erfolgten Erhebungen, die sich auch für das Benchmarking als hilfreich erwiesen haben», folgert Susanne Schwartzer. Energiestadt-Zertifikat hilft bei der Optimierung Dazu gehören neben den Flächendaten auch Verbrauchsdaten, die in diesem Zyklus erstmals mit erfasst wurden. Insgesamt habe das Bewusstsein für eine objekt- IMMOBILIEN BUSINESS / November 2012 orientierte Kostenzuweisung, Instandhaltungs- und Instandsetzungsplanung zugenommen. Der Expertenpartner für die digitale Flächenerfassung ist in diesem Fall Campos. Die CAFM-Lösung ermöglicht visuelles Arbeiten und vernetzt alle Beteiligten über ein innovatives Web-Portal. Sie sammelt, analysiert und verteilt Gebäudeinformationen – und zeigt auf, wie es um Sicherheit, Betriebskosten, Anlagen und Instandhaltung, Gebäudezustand und Energie steht. Die Software-Lösung wurde von ICFM AG entwickelt. Mit dem kontinuierlichen Erfassen und Visualisieren ihres Immobilienportfolios auf Campos begonnen hat Bassersdorf. Gestartet wurde mit dem Erfassen der Revisionspläne von mehreren Umbau- und Sanierungsprojekten. Weitere Projekte aufgeschaltet haben unter anderen die 27 Stadtverwaltungen Rheinfelden, Dietikon und Aarau. Benötigte Immobiliendaten sind zentral und aktuell abgelegt, was den administrativen Aufwand wesentlich reduziert hat. Campos wird aber auch von privaten Unternehmen rege genutzt. Hälg Facility Management AG verwendet beispielsweise Campos als CAFM-System zur Bewirtschaftung des Verwaltungszentrums «Neumatt» in Burgdorf. Die Hälg Facility Management AG bietet technisches Gebäudemanagement an und hat sich inzwischen als Spezialistin für PPP-Betreibermodelle etabliert. Webbasierte Aufzeichnung des Gefängnisses Im November 2009 hat das Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern den PPP-Vertrag für den Bau unterschrieben. Bezogen wurde das Verwaltungszentrum mit Werkhof und Gefängnis im April 2012. Die von Hälg auf 25 Jahre (2012 – 2037) zu einem fixen Preis garantierten Leistungen umfassen die technische Wartung, Reinigungs- und Postverteilungsdienste, sowie die Sicherung des Restaurantbetriebs. Zirka 25 Personen sorgen täglich im Auftrag der Hälg Facility Management AG auf dem Areal zum Rechten. Hier herrscht fröhliche Aufbruchstimmung.