Peter Wamich - Kaiser-Karls
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Peter Wamich - Kaiser-Karls
Peter Wamich Das Schicksal eines KKG Abiturienten im 1. Weltkrieg J. Bertram Kaiser-Karls-Gymnasium Aachen März 2014 Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich Geboren am 21. April 1895 in Aachen Schulbesuch des Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen von 1905 bis 1914 Abitur Ostern 1914 Studium der Theologie in Bonn mit dem Berufswunsch Priester Einberufung zum Wehrdienst im Juni 1915 am 28. August 1915 als Soldat nach Frankreich an die Front geschickt am 23. September 1915 in Somme-Py während der Herbstschlacht in der Champagne von einer Granate getötet. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Schüler des Kaiser-Karls-Gymnasiums Kaiser-Karls-Gymnasium 1906 Peter Wamich ist in Aachen geboren und wohnte in der Neupforte 20. Sein Vater Paul Wamich betrieb dort einen Weinhandel. Das Haus mit seinem Schaufenster gibt es heute noch. Später ist die Familie in die Friedrichstraße 33 gezogen. Peter, das dritte von vier Kindern, war seit dem Schuljahr 1905/6 Schüler des Kaiser-KarlsGymnasiums und besuchte die Sexta B der zweizügigen Jungenschule. 1906 war gerade auch der prächtige Neubau am Augustinerbach fertiggestellt worden. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Schüler des Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamich feierte im Alter von 12 Jahren am 29. März 1908 in der Gymnasialkirche des KKG, der heutigen Aula Carolina, seine erste hl. Kommunion. Als er 14 Jahre alt war, empfing er an gleicher Stelle das Sakrament der hl. Firmung. Glocke der Gymnasialkirche St. Katharina (heute im Altbau vor dem Sekretariat) Gymnasialkirche St. Katharina um 1895 (heute die Schulaula des KKG, die Aula Carolina) Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Schüler des Kaiser-Karls-Gymnasiums Das Klassenbuch der Obertertia B (O III B) des Schuljahres 1909/10 weist Peter Wamich als KKG-Schüler neben 32 weiteren Pennälern aus. Die Obertertia war die 5. Klasse am Gymnasium, heute ist es die Jahrgangsstufe 9. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Schüler des Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamichs Schuljahr in der Obertertia B begann am 22. April 1909 mit einem Gottesdienst in der Gymnasialkirche St. Katharina, der heutigen Aula Carolina. Unterricht war jeden Werktag: von Montag bis Samstag. Mittwochs und samstags war, für alle verpflichtend und selbstverständlich, vor dem Unterricht von 7.15 – 8.00 h Gottesdienst. Danach folgten fünf jeweils einstündige Unterrichtsstunden bis 13.00 h. An zwei Nachmittagen stand für 1 bzw. 1,5 Stunden Turnen in der Sporthalle Eilffschornsteinstraße oder Leichtathletik auf dem Sportplatz Siegel auf dem Programm. Unterrichtsfreie Zeiten waren: Die Pfingst(29.05–07.06.), Sommer- (07.08.-14. 09.) und Weihnachtsferien (23.12.–03.01.), die Feiertage Fronleichnam (10.06.), Kaisers Geburtstag (26./27.01.), Mariä Lichtmess (02.02.) und die Abiturprüfungen (14.02.). Das Schuljahr endete am 30. März 1910. Kaiser-Karls-Gymnasium 1906 1. Etage Altbau Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Schüler des Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamichs Stundenplan in der O III B, zeigt ein deutliches Übergewicht des Unterrichts in den schriftlichen Fächern: Latein und Griechisch, die fast 50 % ausmachten, Deutsch, Mathematik und Französisch. Fächer wie Englisch, Biologie, Chemie oder Politik wurden nicht unterrichtet. Montag Dienstag Mittwoch Donners. Freitag Sonnab. 1. Zeichnen Erdkunde Geschichte Physik 2. Zeichnen Physik Latein (Ovid) Religion 3. Griechisch Grammatik Mathematik (Algebra) Latein (Caesar) Latein Grammatik Deutsch Mathematik (Geometrie) Französisch Griechisch Grammatik Religion Griechisch (Xenophon) Griechisch (Xenophon) Griechisch (Xenophon) Latein Grammatik Latein (Ovid) Mathematik (Algebra) Latein Grammatik Latein (Ovid) Griechisch Grammatik Geschichte 4. 5. Latein Grammatik Deutsch Französisch Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Schüler des Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamich hat laut Klassenbuch während des gesamten Schuljahrs an keinem Schultag gefehlt und auch keinen Eintrag wegen irgendeines Fehlverhaltens erhalten. Anders z.B. sein Mitschüler „Schröder“ (Eintrag am 21.09.1909 vom Lateinlehrer): „Schröder mit Arrest bestraft, weil er wiederholt seine Aufgaben nicht angefertigt oder gelernt hat.“ Mitschüler Peter Krings trieb es noch ärger und erhielt am 03.03 folgenden Eintrag: „Krings wegen schwerem Betrugsversuchs und Leugnens mit 1 Stunde Karzer bestraft.“ (Der Karzer war eine Arrestzelle in der Schule zur Bestrafung der Schüler.) Klassenbuch der O III B Schuljahr 1909/10 Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Ostern 1914 bestanden 29 junge Männer der beiden Oberprimen A und B am Kaiser-KarlsGymnasium mit Erfolg die Abiturprüfung, einer schaffte ein halbes Jahr später die Nachprüfung. Aus der O I A erhielten 17 Schüler und aus der O I B 13 Schüler das Abitur. Die Abiturienten des Kaiser-Karls-Gymnasiums 1914 Übrigens: Von den ehemals 31 Schülern der O III B im Jahr 1909/10 schafften nur 7 auf dem direkten Weg vier Jahre später das Zeugnis der Reife. Unter ihnen war Peter Wamich. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Klassenleistungen von Peter Wamich in der Oberprima 1914 gab es schriftliche Abiturprüfungen in den Fächern Deutsch, Latein, Alt-Griechisch und Mathematik sowie mündliche Abiturprüfungen in einzelnen „Nebenfächern“, die vor dem versammelten Lehrerschaft abzulegen waren. Peter Wamich, in der 3. Reihe der 4. von rechts, war mit durchweg „genügenden“ Klassenleistungen aus der Oberprima vorbenotet und konnte in den schriftlichen Fächern seine Leistungen bestätigen. Die mündlichen Prüfungen legte er erfolgreich in Geschichte („genügend“) und Religionslehre („gut“) ab. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamich hatte 1914 in der schriftlichen Abiturprüfung im Fach MATHEMATIK folgende vier Aufgaben zu bewältigen: 1. Einen Kreis zu zeichnen, der einem gegebenen Kreis und außerdem eine gegebene Gerade in einem gegebenen Punkte berührt. 2. Wie groß ist die Anzahl der Glieder der Reihe: a, a 2, 2a, …., wenn ihre Summen s = 3a(1+ 2) ist? 3. Eine Kugel mit dem Radius r soll so in zwei Kugelkegel zerlegt werden, daß der größere mittlere geometrische Proportionale zwischen dem kleineren und der ganzen Kugel wird. 4. Welchen brechenden Winkel besitzt ein Prisma mit dem Brechungsindex N = 1,4142, wenn die Ablenkung δ des symmetrisch hindurch gehenden Strahls 30 ° beträgt? aus der Mathematik-Abiturarbeit von Peter Wamich Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Folgende Vorschläge machte der Deutschlehrer Prof. Dr. Arens für den deutschen Aufsatz im Abitur 1914: 1. Was verdanken wir unserer Beschäftigung mit dem griechischen Altertum? 2. Calamitas virtutis occasio. (1914 verstand das jeder, heute für alle Nichtlateiner: „Die schwierige Situation ist die Gelegenheit für Tapferkeit“) 3. Wieland hat Goethes „Iphigenie“ altgriechisch, Schiller modern und ungriechisch genannt. Wie erklären sich diese scheinbar einander widersprechenden Urteile? Der Schulleiter Dr. Scheins entschied sich für die erste Fragestellung, die Peter Wamich dann in der schriftlichen Abiturprüfung im Fach DEUTSCH am 19. Januar 1914 zu bearbeiten hatte. Die 1. Seite des Deutschaufsatzes von Peter Wamich Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Im LATEIN-Abitur musste Peter Wamich einen deutschen Text ins Lateinische übersetzen. „Aufruhr bei den Pannonischen Legionen“ Schon hatte sich Rom an die Herrschaft des Tiberius gewöhnt, als die Legionen in Pannonien, deren drei an der Zahl waren, eine Meuterei hervorriefen. Auf die Nachricht vom Hinscheiden des Augustus und der Thronbesteigung des Tiberius waren nämlich die Soldaten … aus der Latein-Abiturarbeit von Peter Wamich Interessant ist die Benotung der Lateinabiturarbeit, die 14 Schüler der OI B schrieben: 0x sehr gut, 1x gut minus, 12x genügend, 1x ausreichend, 0x mangelhaft, 0x ungenügend. Peter Wamich befand sich mit seiner Leistung „genügend“ also in bester Gesellschaft! Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamich hatte 1914 in Alt-Griechisch einen griechischen Text ins Deutsche zu übersetzen. Das Thema: „Das Totengericht“ Griechisch-Abiturprüfung: Die Übersetzung von Peter Wamich Der Alt-Griechisch-Text Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamich musste in Geschichte und in (kath.) Religion in die mündliche Prüfung. In Religion erhielt er die Note „gut“. Wamich Orden des Mittelalters, richtig; Bedeutung der Nonnen, richtig; Unterschiede der einzelnen Orden, richtig; Orden der neueren Zeit, richtig; Leben des Ignatius, im allgemeinen richtig; heiligmachende Gnade, Definition, richtig; … Protokoll der mündlichen Abiturprüfung in Religion (Peter Wamich) Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamich galt immer als fleißiger und ernsthafter junger Mann, der bei Mitschülern und Lehrern wegen seines unbescholtenen Charakters angesehen war. Zu Beginn de 20. Jahrhunderts war es noch üblich, dass der Klassenlehrer zum Abitur ein kurzes „Gutachten über die Reife“ schrieb. So steht dort: „Was seinem schwachenTalente fehlt, hat er durch regelmäßigen Fleiß und Aufmerksamkeit ersetzt. Er hat sich stets gut betragen und mit angestrengtem Fleiße den Studien gewidmet.“ („abgelegen“ ist wohl ein Schreibfehler) Originalmütze des Abiturienten Peter Wamich Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Auch war es üblich, mit dem Ablegen des Abiturs den Berufswunsch anzugeben. Peter Wamichs Abiturzeugnis vermerkt dazu, dass er das Gymnasium verlässt, um „Theologie zu studieren“. Abiturzeugnis von Peter Wamich 1914 Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Abiturient 1914 am Kaiser-Karls-Gymnasiums Peter Wamich 1914 bei einem Ausflug Als Berufswunsch nannten von den 29 Schülern des Abiturjahrgangs 1914: 10 Theologie (Priesterberuf), 4 Alte und 1 Neue Philologie (Lehramt), 4 Medizin, 2 Naturwissenschaften, 2 Verwaltungsfachmann, 2 Baukunst/-fach (Architektur), 1 Ingenieurfach, 1 Rechts- und Staatswissenschaften (Jura), 1 Hüttenfach, 1 Bahndienst Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Das Kaiser-Karls-Gymnasium 1914/15 – Beteiligung am Weltkriege In den „Jahresberichten“ legten die Schulleiter neben einer Jahres-Chronik ausführlich Rechenschaft über die Fächer und die erteilten Unterrichtsstunden (mit namentlicher Auflistung der Lehrer), die Lernpensa, d.h. die genaue Beschreibung der Lehrinhalte der Fächer in den Klassen, und die Schulbücher ab. Im Februar 1915 fallen unter dem Eindruck des Kriegsausbruchs die Ausführungen von Direktor Dr. M. Scheins zum erteilten Unterricht und den Inhalten sehr knapp aus, dagegen gibt er patriotischen Auslassungen breiten Raum und berichtet von der Kriegsbegeisterung am KKG und den Auswirkungen auf das schulische Leben. Er listet er alle ins Feld gezogenen Lehrer und Schüler namentlich auf und berichtet ausführlich über deren Einsatz im Krieg. Von einzelnen Soldaten werden sogar Tatsachenberichte von der Front veröffentlicht. Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 Das Gymnasium im Sommer 1914. Beteiligung des Gymnasiums am Weltkriege. 1. Die Anstalt im Ganzen. „Als englischer Handelsneid im Bunde mit französischer Rachsucht und russischer Ländergier das ungeheure Verbrechen wagte, den großen Weltkrieg heraufzubeschwören, da erlebten mit dem ganzen Volke auch höhere Schulen eine denkwürdige Zeit, die äußerlich wie innerlich tiefgehende Wirkungen ausübte.“ Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 2 Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 Kriegsbegeisterung am KKG „Zum Glück fiel der A u s b r u c h d e s K r i e g e s und die Mobilmachung fast genau mit dem Beginn der Herbstferien zusammen, der freilich unter diesen Umständen schon am 3. (nicht wie früher bestimmt war, am 4.) August eintreten mußte. So brachte die ungeheure Erregung, die sich natürlich auch der Jugend bemächtigte, dem Schulbetrieb zunächst keine weitere Schädigung. Vielmehr hatten die Schüler, von denen ein großer Teil sich bereits ahnungslos auf schöne Ferienwanderungen vorbereitet hatte, vollauf Zeit und Gelegenheit, die weltgeschichtlichen Ereignisse, wie sie schon in der Ferienzeit Schlag auf Schlag einander folgten, in ihrer ganzen Wucht und Bedeutung auf sich wirken zu lassen. Doch drängte die innere Teilnahme gar bald auch zu äußerer Betätigung: während aus den unteren und mittleren Klassen eine große Zahl von Schülern bei den hier an der belgischen Grenze ununterbrochenen Tag und Nacht hindurch andauernden Truppendurchzügen durch Hilfeleistung als Wegweiser zu Fuß wie im Auto und namentlich bei der Verpflegung der Truppen (an den Straßen und auf den Bahnhöfen) sich nützlich machte, eilten sehr viele Primaner und Sekundaner zum Bezirkskommando und meldeten sich zum freiwilligen Eintritt ins Kriegsheer.“ Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 2f. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Abitur im Herbst 1914 - Die „N o t - R e i f e p r ü f u n g“ am 13.8. und 5.9.14 „Ihrer vaterländischen Begeisterung kam die Schulbehörde entgegen, indem der Herr Minister der geistlichen Angelegenheiten durch Erlaß vom 1. August eine N o t - R e i f e p r ü f u n g anordnete, der sich unter gewissen Bedingungen die Schüler der Ober- und sogar der Unterprima unterziehen konnten.“ Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 2f. Dieser Erlass führte am KKG dazu, dass sich im August und September 1914 34 Oberprimaner (d.h. alle 19 Schüler der OI A und 15 von 23 der OI B) und 2 Unterprimaner einer vorgezogenen Abiturprüfung unterzogen, sie bestanden und unmittelbar danach ihren Wehrdienst antraten. Ab diesem Zeitpunkt bestand die ganze Oberprima am KKG nur noch aus 8 Schülern, die dann Ostern 1915 ihr Abitur ablegten. „So wurde also in den Ferientagen, während vom belgischen Kriegsschauplatze unaufhörlich das dumpfe Grollen des Kanonendonners zu vernehmen war, unter dem Vorsitz des Direktors ganz nach Vorschrift, wenn auch in abgekürzter Form, die schriftliche und mündliche abgehalten: 34 Oberprimaner, die zum Teil schon im Kriegsgewande erschienen, und 2 Unterprimaner erhielten das Zeugnis der Reife.“ Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 2f. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Abitur-Postkarten Jeder Abiturjahrgang gab am Ende seiner Schulzeit eine selbst gestaltete Postkarte heraus. Während 1910 und 1912 noch die naive Verklärung einer Schulzeit im Stile von Rühmanns „Feuerzangenbowle“ vorherrscht, zeigt die Karte von 1914 einen martialisch und entschlossen vorschreitenden Heros, der in antiker Tradition den heldenhaften Einsatz für das Vaterland verkörpert. Das Augustinus-Zitat „nec temere nec timide“ ruft zu besonnenem Handeln und Furchtlosigkeit im Kampf auf. Die Gestaltung der Postkarten spiegelt Empfindungen der Schulzeit und herrschenden Zeitgeist wider. 1918 zeigt die Karte der „Einjährigen“ Phönix, der aus der Asche steigt, Sinnbild der Hoffnung auf die Erneuerung nach der furchtbaren Erfahrung der Zerstörung. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Auswirkungen auf das Schulleben • • • • • • Militärische Vorbereitung der Jugend (Verpflichtung zu „Übungen“) (Erlass vom 4.9.14) Belegung der schulischen Turnhalle „Eilffschornsteinstraße“ mit Mehlsäcken Siegesnachrichten als Unterrichtsgegenstand laut Erlaß vom 6.11.14: "die Lehraufgaben zu den großen kriegerischen Ereignissen, die unser aller Herz und Sinn erfüllen, in lebendige Beziehung zu setzen und die Jugend anzuleiten, die ruhmvolle Zeit verständnisvoll mitzuerleben und die Erinnerung an sie unauslöschlich in ihr Gedächtnis einzuprägen.„ Liebesgaben zu Weihnachten – 16.657 Pakete “Jeder Soldat erhielt 1/2 Pfd. Schokolade, 1/2 Pfd. Printen, 10 Zigarren, 1 Taschentuch, 1 Kerze, 1 Stück Seife, Bleistift, Postkarten, Mohrsche Feldbriefe, Wibbeltsche Weihnachtsbriefe, 1 Abbildung des Marienbildes im Aachener Münster nebst geschichtlichem Hinweis und Gebet … , Nähzeug und Knöpfe. Zum Festpacken wurden kleinere Wollsachen wie Ohren- und Pulswärmer, Strümpfe, Handschuhe und dgl. benutzt. Soweit die Gaben reichten, wurden auch Zigaretten und Tabak beigefügt. (…) Nach Fertigstellung der Einzelpakete begann die Arbeit der Packer, die je 32 Stück zu größeren Ballen vereinigten und diese mit Zellstoffkarton und Ölpapier sorgfältig umhüllten. Gegen den 6. Dezember waren die Arbeiten beendigt. Die mit Aufschriften versehenen Ballen, die einen Wert von etwa 70 000 M. darstellten, wurden im westlichen Seitenkorridor des Erdgeschosses aufgestapelt, wo sie den Verkehr in keiner Weise behinderten, für die Schüler aber ein eindrucksvolles Zeugnis deutscher Fürsorge für die im Felde liegenden Krieger waren.“ „Das Gold in die Reichsbank!“ (Goldspenden (z.B. Schmuck, Eheringe) zur Finanzierung des Krieges) Metallspende „für Zwecke der Vaterlansverteidigung“ Zitate aus: Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 3ff. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Auswirkungen auf das Schulleben “Sofort mit Beginn der Mobilmachung rückten die militärisch ausgebildeten und noch felddienstfähigen Lehrer ins Heer ein; andere wurden im weiteren Verlaufe des Krieges ausgehoben. Das verursachte natürlich für den ruhigen Unterrichtsbetrieb manche Störung und für die meisten der zurückbleibenden Lehrer eine Vermehrung und Erschwerung der amtlichen Tätigkeit; aber im Dienste des Vaterlandes wären auch noch größere Anforderungen freudig übernommen worden.“ Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 3ff. Nach dem Jahresbericht von Dr. Scheins meldeten sich 11 Lehrer von August 1914 bis Januar 1915 zum Wehrdienst. (im Februar 1915 waren schon 2 Tote und 1 Schwerverwundeter zu beklagen) “Dr. Karl Pschmadt meldete sich gleich nach der Kriegserklärung als Freiwilliger, trat am 18. August beim Ersatzbataillon des 25. Inf.-Reg. ein und erhielt in Aachen seine militärische Ausbildung. Am 8. Oktober rückte er ins Feld und lag vom 12. Oktober bis 15. November bei Somme-Py östl. Reims im Schützengraben. Sein Tagebuch meldet aus dieser Zeit mehrfach heftige Beschießung seitens der Franzosen. Als das Regiment am genannten Tage nach Flandern transportiert wurde, mußte er wegen eines eiternden Fußes im Lazarett Aufenthalt nehmen. Am 29. November wurde er dann vorübergehend dem 65. Inf.-Reg. zugeteilt, das bei St. Marie à Py in derselben Gegend im Schützengraben lag. Am 16. Dezember kehrte er zu seinem Stammregiment zurück, das seine Garnison damals in Mülhausen hatte. Mit den 25ern machte er die Gefechte vor Steinbach in den Tagen vor Weihnachten mit und wurde wegen tapfern Verhaltens am Weihnachtsabend zum Gefreiten befördert und zum E i s e r n e n K r e u z vorgeschlagen. Am Nachmittag des Weihnachtsfestes wurde das Regiment alarmiert, um den bei Steinbach wieder vorstoßenden Franzosen entgegenzutreten. In diesen Kämpfen wurde er am zweiten Weihnachtstage, nachdem er noch kurz zuvor unter eigener Lebensgefahr zu einem verwundeten Kameraden einen Abhang hinuntergeklettert war, um ihn zu verbinden, von einem Geschoß am Halse verwundet, so daß ihm die Schlagader geöffnet wurde, was s e i n e n b a l d i g e n T o d herbeiführte. Sein Kompagnieführer teilte der Familie mit, daß er in ihm seinen "tüchtigsten Soldaten und treuesten Kameraden" verloren habe, der "durch sein bescheidenes und zuvorkommendes Auftreten bei seinen Vorgesetzten hohe Anerkennung gefunden habe und dessen Andenken sowohl bei diesen wie bei der Mannschaft nie erlöschen" werde. Auf dem Kirchhofe zu Wattweiler bei Sennheim wurde er begraben. - Der Verstorbene hatte sich schon als Schüler des Kaiser-KarlsGymnasium in jeder Hinsicht ausgezeichnet. Als Lehrer berechtigte er zu den schönsten Hoffnungen, da in ihm ein gediegenes Wissen sich mit natürlichem Lehrtalent und überaus großer Gewissenhaftigkeit vereinigte. Am 16. Januar 1915 wurde für ihn in der Gymnasialkirche ein feierliches Seelenamt gehalten.“ Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 7. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Auswirkungen auf das Schulleben „Entflammt von Vaterlandsliebe und Tatendrang eilten sie zu den Kasernen, keinen sehnlicheren Wunsch im Herzen als recht bald das Kriegsgewand anziehen und die Waffen zur Hand nehmen zu dürfen. Ihre Scharen waren so zahlreich, daß viele erst nach vielem Hin- und Herfahren, sehr viele vorläufig überhaupt keinen Platz fanden, sondern sich monatelang gedulden mußten, bis an sie die Reihe kamen. Für die Geschichte des Kaiser-Karls-Gymnasiums wäre es gewiß eine schöne Aufgabe, alle ehemaligen Schüler aufzuzählen, die den ihnen eingepflanzten Geist der Vaterlandsliebe als Mitkämpfer in diesem Weltkriege bewährten.“ Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 8 Nach dem Jahresbericht von Dr. Scheins traten 59 Schüler d.h. 39 Oberprimaner (Abitur Ostern 1914 und Herbst 1914), 9 Unterprimaner und 11 Obersekundaner, von August 1914 bis Januar 1915 ihren Wehrdienst an. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Das Kaiser-Karl-Gymnasium 1914/15 – Beteiligung am Weltkriege Schulfeier 26.1.15 „Am 26. Januar im großen Kurhaussaale Vorfeier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers in hergebrachter Form. Die Festrede hielt gleich nach dem ersten Chorliede Oberlehrer Dr. Hermanns. Sie handelte von der Erhebung Deutschlands im Kriegsjahre 1914 und legte dar, wie wir im Kriege nicht nur den Zerstörer, sondern auch den Erwecker und Schöpfer zu erblicken haben: aus den Schrecknissen heraus erwuchs Edles und Großes, das zu bewahren und zu pflegen unsere Aufgabe für die Zukunft sein wird. – Die Chöre atmeten kriegerischen und vaterländischen Geist; wirkungsvoll war das gemeinsam von allen Anwesenden gesungene Lied "Wir heißen Deutsche! Kennt ihr uns're Zeichen?" Die vorgetragenen Dichtungen bezogen sich sämtlich auf den Weltkrieg und waren den Tagesblättern entnommen, darunter zwei von dem Offiziersstellvertreter Dr. Wilhelm Hermanns, einem ehemaligen Schüler der Anstalt.“ Dir. Scheins, Jahresbericht KAISER-KARLS-GYMNASIUM ZU AACHEN 1914/1915 (Ende Februar 1915), 18 Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Theologiestudent 1914/15 in Bonn Peter Wamich schrieb sich nach seinem Abitur zum Sommersemester 1914 an der Rheinischen Friedrich-WilhelmsUniversität in Bonn als Student der Katholischen Theologie (Stud. Theol.) ein. Er wollte katholischer Priester werden. Peter Wamich belegte im Wintersemester 1914/15 Vorlesungen (Einführung in das Alte Testament, Philosophische Einleitung in die Theologie, das Alte Testament in der Liturgie) und Übungen in hebräischer Grammatik und Kirchengeschichte. Im dritten Semester, dem Sommersemester 1915, wurde er zum Militärdienst einberufen. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Einberufung 1915 ins Heer als „Einjähriger“ Peter Wamich, oberste Reihe 4. von rechts, 1915 zum Wehrdienst eingezogen Weil im zweiten Jahr des 1. Weltkrieges an der Frontlinie eine deutliche Übermacht französischer Divisionen (ca. 450.000 Soldaten) dem deutschen Heer (ca. 160.000 Soldaten) gegenüberstand, ließ die deutsche Heeresleitung im Sommer 1915 in der Heimat Reserven ausheben und an die Front nach Frankreich verlegen. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Einberufung 1915 ins Heer als „Einjähriger“ Nach einer kurzen Grundausbildung ab Juni 1915 in Coblenz ist Peter Wamich am 28. August nach Frankreich an die Front verlegt worden. Dieser Feldpostbrief vom 19.09.1915 an seine Familie weist ihn im Dienstgrad als einen „Einjährigen“ aus, der der 16. Reserve-Division des Reserve-Infanterieregiments Nr. 65 angehörte. „Coblenz, den 4.8.15 Peter Wamich im Sommer 1915 in Uniform Liebe Tanten und Onkels, Sind bis heute noch nicht ausgerückt, aber seit heute marschbereit. Auf dieser Photographie ist mein Gesicht etwas dunkler geworden, aber in Wirklichkeit ist es noch nicht so arg gebräunt. Besten Gruße an Euch alle. Peter Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Einberufung 1915 ins Heer als „Einjähriger“ Aus den persönlichen Briefen von Peter Wamich, die er nach seiner Einberufung im Juni 1915 an seine Eltern und Geschwister richtete, und aus den familiären Erinnerungen seiner Großnichte Birgit Schumacher können wir schließen, dass der junge Theologiestudent noch in der Grundausbildung hoffte, nicht als Soldat an die Front geschickt zu werden. „Coblenz, den 14.6.1915 Liebe Eltern und Geschwister! (…) Meine Sachen hier in Coblenz habe ich noch nicht abgeschickt, denn die hat noch keiner weggebracht, auch habe ich ja Aussicht, wieder in Zivil mich verdrücken zu dürfen. Unser Stubenältester sagte noch eben, „Es sei im Schützengraben verboten zu reden.“ Wenn ich aber so großartig huste, können sie mich da nicht gebrauchen. (…)“ Sicherlich hatte Peter Wamich sich im Sommer 1914 nicht von der Kriegsbegeisterung vieler seiner Klassenkameraden anstecken lassen, sondern sofort nach dem Abitur mit seinem Studium begonnen. Im Sommer 1915 war schon viel von der anfänglichen Kriegs-Euphorie im Deutschen Reich verflogen. Peter Wamich sah seine Einberufung wohl eher als eine Pflichterfüllung und ein notwendiges Übel an. Der junge Theologe spricht in Briefen an seine Familie wiederholt über die Bedeutsamkeit, während seines Militärdienstes seinen Glauben ausüben zu können. Ethisch-religiöse Bedenken gegen einen Kriegseinsatz hat er indes schriftlich nicht geäußert. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - „Heldentod für das Vaterland“ 1915 So wurde Peter Wamich nur ein Jahr nach seinem Abitur am Kaiser-KarlGymnasium während seines Theologiestudiums in Bonn im Juni 1915 zum Wehrdienst in das 5. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 65 einberufen und zog am 28.08. nach Frankreich. In Somme-Py in der Champagne wurde er nur einen Monat später, als die französischen Verbände während der Herbstschlacht in der Champagne einen entscheidenden Durchbruch zu erzielen versuchten, am 23.09.1915 von einer Granate getroffen und starb. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - „Heldentod für das Vaterland“ 1915 5.10.15 Sehr geehrte Familie Wamich, Ihren Brief vom 1.10. erhielt ich. Mittlerweile werden Sie, hart getroffene Familie Wamich, meine Zeilen bekommen haben. Ja, Ihr tapferer Sohn und Bruder Peter starb in treuester Pflichterfüllung den Heldentod für das Vaterland. Eine Granate setzte seinem jungen Leben ein zu rasches Ziel. Gelitten hat er nicht mehr, er war sofort tot. Seine Kameraden betteten ihn in der Höhe des Ortes, wo er gefallen. Sein Grab liegt im heiß umstrittenen Kampffelde. Lassen Sie mich mit Anteil nehmen an dem schweren Leid, das Ihnen zugefügt wurde. Gott tröste Sie, die Zeit möge die Wunde heilen! In tiefer Trauer mit deutschem Gruße, Ihr ergebenster Flaskamp Todesnachricht an die Familie Wamich Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - „Heldentod für das Vaterland“ 1915 Peter Wamich konnte nicht in seiner Heimat begraben werden. Dieser Totenzettel des Gedenkgottesdienstes erinnert an ihn, seinen unbescholtenen, frommen Charakter und die Stationen seines allzu kurzen Lebens. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Gedenken an den ehemaligen KKG-Schüler Kriegerdenkmal Schon 1920 gab es erste Pläne für eine sichtbare Ehrung der vielen gefallen Schüler und Lehrer des Kaiser-KarlsGymnasiums im 1. Weltkrieg. Eine Planungsskizze von Prof. J. Buchkremer vom 28.11.1920 zeigt ein ca. 2,00 m hohes Ehrenmal auf einem 50 cm hohen runden Sockel, das im Eingangsbereich der Schule an zentraler Stelle (heute: A-Trakt, Parterre, Eingangsbereich) aufgestellt werden sollte. Dieses Kriegerdenkmal sollte mit den Namen der Gefallenen versehen werden. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Gedenken an den ehemaligen KKG-Schüler Gedenktafeln mit den eingravierten Namen gefallener Schüler und Lehrer stehen heute noch im Keller des Kaiser-Karls-Gymnasiums und sind beredtes Mahnmal für den Wahnsinn des 1. Weltkriegs. Peter Wamichs Name wird als letzter unter der Jahreszahl 1915 aufgeführt. Wo die massiven Tafeln angebracht waren und wann und warum sie abgenommen worden sind, ist noch zu klären. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Gedenken an den ehemaligen KKG-Schüler Ehrenmal „Kameradschaft“ Im Winter 1929/30 riefen der Schulleiter des Kaiser-KarlsGymnasiums, Oberstudiendirektor Billen, Kollegium, Elternbeirat und die Vereinigung der ehemaligen Karlsschüler gemeinsam in einem Preisausschreiben zu einem Wettbewerb um ein Ehrenmal für die Gefallenen des KKG im 1. Weltkrieg aus. Der Bildhauer Prof. Hein Minkenberg, der damals an der Aachener Kunstgewerbeschule lehrte, erhielt den 1. Preis für seinen Vorschlag: eine Halbplastik aus Eichenholz von ca. 2,50 m Höhe, die auf einen Sockel platziert im 1. Stock der Schule aufgestellt werden sollte. Die Halbplastik „ist „Kameradschaft“ betitelt und stellt zwei gemeinsam vorschreitende Männer dar, einen älteren und einen jüngeren; sie ist eine Versinnbildlichung des Gemeinschaftsgeistes in schwerer Notzeit, eine stete Mahnung zu treuem Gedenken und zur Nacheiferung uns Überlebendenden und der Jugend, die jetzt und in Zukunft in diesem Hause dem Leben entgegenreift.“ (Karlsschüler Nr. 2, Jg. 1930, 3) . Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Gedenken an den ehemaligen KKG-Schüler Minkenbergs „Kameradschaft“ wurde am 2. Oktober 1930 mit erheblichem Stolz und viel Pathos im KKG eingeweiht. Die Halbplastik wurde in der 1. Etage in der in einen Festraum umgewandelten Verbindung des T-förmigen Flures (heute der Bereich vor der Schüler- und Lehrerbibliothek) aufgestellt. Im Hintergrund wurden namentlich und mit Todesdatum die im 1. Weltkrieg gefallenen Schüler und Lehrer des Kaiser-Karls-Gymnasium aufgeführt. Die „Kameradschaft“ war festlich mit aus Tannengrün und Herbstblumen stattlich gewundenen Kränzen geschmückt. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Gedenken an den ehemaligen KKG-Schüler Die in der Folgezeit von KKG-Pennälern eher despektierlich genannten „Prentemänner“ (vgl. die Erinnerungen des ehemaligen KKG-Schülers Dr. H. Bertram, Abitur 1939) wurden schon ein paar Jahre später (wahrscheinlich 1937) im Wahn der Erfüllung der NS-Ideologie wieder entfernt und vermutlich verbrannt. Dabei hatten sich noch 1929/30 am KKG alle Verantwortlichen einhellig, von der ganzen Schulgemeinde getragen und mit erheblichem finanziellem Aufwand für eine Denkmalsweihe und eine Ehrung der Gefallen des 1. Weltkriegs eingesetzt! Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Gedenken an den ehemaligen KKG-Schüler 4 Lehrer und 76 Schüler des Kaiser-KarlsGymnasiums sind im 1. Weltkrieg umgekommen. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Gedenken an den ehemaligen KKG-Schüler Von den 29 Mitabiturienten des Abiturjahrgangs 1914 sind auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges 12 junge Männer den „Heldentod fürs Vaterland“ gestorben: Josef Becker 25.10.1914 Arnold Crombach 08.05.1915 Albert Fesenmeyer 23.08.1917 Ferdinand Held 25.03.1914 Anton Hugo 08.08.1918 Heinrich Klinkenberg 08.07.1916 Peter Moitzheim 20.08.1915 Josef Nussbaum 02.08.1917 Franz Seulen 25.09.1915 Engelbert Strauch 26.09.1916 Peter Wamich 23.09.1915 Friedrich Willekens 09.07.1918 Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Peter Wamich - Gedenken an den ehemaligen KKG-Schüler Die Familie Wamich ist im 1. Weltkrieg besonders hart vom Schicksal getroffen worden: Am 04.08.1914 starb Karl Wamich, der 1892 in Aachen geborene Sohn des Schlossermeisters Josef Wamich. Am 23.09.1915 ließ Peter Wamich und am 08.10.1916 (auf der Gedenktafel 10.10.1916) sein Vetter Joseph Wamich im Krieg sein Leben. Karl und Joseph Wamich waren KKG- Abiturienten des Jahres 1911. Peter Wamich Das Schicksal eines KKG - Abiturienten im 1. Weltkrieg Diese Dokumentation geht zurück auf eine Email der Großnichte von Peter Wamich, Frau Birgit Schumacher, vom 13.02.2014 an das Kaiser-Karls-Gymnasium mit dem Titel „Peters Briefe – Gegen das Vergessen“. Frau Schumacher besitzt aus dem Nachlass ihres Großonkels Briefe, persönliche Unterlagen und auch seine Abiturientenmütze von 1914 und hat nachgefragt, ob seine ehemalige Schule Interesse an diesen Erinnerungen habe. So ist diese Dokumentation entstanden und mit schon vorhandenen Materialien aus dem Schularchiv ergänzt worden. Sie lässt das Schicksal eines ehemaligen KKG-Schülers lebendig werden, der als hoffnungsvoller junger Abiturient Aachen und das Kaiser-KarlsGymnasium verlassen hatte und nur ein Jahr später im Irrsinn des 1. Weltkriegs in Frankreich an der Front sein Leben lassen musste. Das Kaiser-Karls-Gymnasium möchte mit dieser Veröffentlichung unseres ehemaligen Schülers Peter Wamich, aber auch der anderen 79 ehemaligen Schüler und Lehrer, die im 1. Weltkrieg umgekommen sind, ehrenvoll gedenken. Sein und ihr Schicksal, das unsägliche Leid des Krieges und die Sinnlosigkeit ihres „heldenhaften“ Sterbens vor einhundert Jahren soll uns gleichzeitig auch Mahnung für heute und die Zukunft sein und uns nachdrücklich anhalten, uns mit allen Kräften für ein friedliches und geeintes Europa einzusetzen. Im Kaiser-Karls-Gymnasium wird deshalb ab Mitte März 2014 auch eine eigene Ausstellung zum Schicksal von Peter Wamich zu sehen sein. Jürgen Bertram im März 2014