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Sanierungsberatung: zwei erfolgreiche Beispiele für einen Neustart Mit Mut in den Turn-around Von Stefan Burk Ob Global Player oder Kleinunternehmen - für viele Firmen in der Krise ist die Sanierung oft die letzte Rettung. Doch nur jeder fünfte deutsche Betrieb schafft den Turn-around. An einen richtigen Umbau der Führungsorganisation und eine Neuausrichtung trauen sich die meisten Firmenchefs nicht heran. Langfristig hat das fatale Folgen. Die Zahlungsfähigkeit zu sichern, das ist oft die erste Maßnahme bei einer Rettung. So auch beim Studio 3001, einem Großraumstudio für Architektur- und Werbefotografie in Emsdetten (Kreis Steinfurt/NRW). Bei Anmeldung der Insolvenz sah sich der Betrieb massiven finanziellen Problemen gegenüber; die Mitarbeiter warteten bereits auf drei Monatsgehälter. Gründe für die Schieflage waren vor allem Probleme in der Auftragsabwicklung, bei der Mitarbeiterführung und Finanzpolitik. Nach intensiver Analyse von Geschäftsumfeld und Marktsituation wurden die Vermögenswerte an eine neu gegründete GmbH veräußert. Zwei Mitarbeiterinnen lösten die Chefin an der Spitze ab und übernahmen die Führung des Studio 3001. Nach einer kurzen Bedenkzeit von nur 24 Stunden wagten Irene Taphorn und Simone Janssen durch einen Management- buy-out (MBO) den Sprung in die Selbstständigkeit. Diesen Schritt haben sie - nach eigenen Angaben - bis heute nicht bereut. Neben dem Erwerb des betriebsnotwendigen Vermögens mussten sie das Vertrauen von Banken, Kunden und Mitarbeitern schnellstmöglich zurückgewinnen. Durch hohen persönlichen Einsatz und externe Unterstützung hat es das engagierte Doppelgespann geschafft. Darüber hinaus mussten sie Kosten senken und die Produktivität erhöhen. Dazu verbesserte man die Kommunikation, senkte die allgemeinen Betriebs- und Verwaltungskosten und konzentrierte sich auf die profitablen Kerngeschäftsfelder. Nach dem Umbau der Atelierflächen haben Taphorn und Janssen zudem die Zusammenarbeit mit der Filmindustrie verstärkt. Ein neu eingeführtes Controlling-System regelt nun Budgetierung und Reporting. Eine straffere Organisation der Auftragsabwicklung schont zusätzlich Personal- und Geldeinsatz. Eine regelmäßige Überprüfung der Marketingstrategie und -politik ist für die Chefinnen des Studio 3001 selbstverständlich geworden. Inzwischen schreibt der 15-köpfige Betrieb wieder schwarze Zahlen. Beim Mittelständler klr mediapartner Druck und Medien GmbH aus Lengerich zeichnet sich bereits ab, dass der Turn-around nachhaltig erfolgreich sein wird. Der Geschäftsverlauf zeigt, dass die richtigen Maßnahmen ergriffen worden sind. In die Krise geriet der Betrieb unter anderem, weil ihm eine strategische Ausrichtung fehlte. Hinzu kamen plötzliche Umsatzeinbußen und unterschiedliche Ziele der Gesellschafter. Im Februar 2004 kündigte die Bank die Kredite; das Insolvenzverfahren wurde eröffnet. Um die Finanzprobleme zu bereinigen, sparte man bei den Personalkosten: das Unternehmen führte flexible Arbeitszeitmodelle ein und strich Zulagen. Betriebsbedingte Entlassungen gab es kaum. Zudem konnte das Management bessere Konditionen für die laufenden Miet- und Leasingverträge aushandeln - die Finanzierungskosten liegen nun nur noch bei der Hälfte. Für die Unternehmensstruktur hat sich das Modell der Mitarbeiterbeteiligung angeboten und bewährt: Der vorherige Geschäftsführer Martin Eversmeyer hält, genauso wie die Führungskräfte mit der übrigen Belegschaft, je 49 Prozent der Anteile. Die restlichen zwei Prozent liegen in den Händen einer externen Beteiligungsgesellschaft. Entscheidungen dürfen nur mit der Zustimmung aller Anteilseigner getroffen und umgesetzt werden. Eine einheitliche Strategie hat das Unternehmen mit Unterstützung der Burk AG entwickelt. In Zukunft sollen die Kernkompetenzen -Druck, Werbung und neue Medien - weiter ausgebaut werden. Das Erschließen neuer Geschäftsfelder bekommt ebenfalls einen höheren Stellenwert. Krisen beinhalten immer auch die Chance, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. So baute klr seine Stellung im Bereich Verpackungsdruck durch die Anschaffung einer modernen und spezialisierten Druckmaschine aus. Mit einem neuen Produkt, dem Stadtmagazin "mittendrin", besetzte man eine Marktnische. Es wurde im Juni 2004 kostenlos zum ersten Mal an 20.000 Haushalte im Raum Ibbenbüren verteilt. Der Medienbetrieb macht vom Text über das Layout bis hin zu Anzeigenannahme und Druck alles in eigener Regie. Der Mittelstand kann heute ein großes Beratungsangebot nutzen. Je früher das in einer aufziehenden Krise geschieht, desto besser. Ist das Kind erst in den Brunnen gefallen, ist ein Turn-around auch für professionelle Berater schwerer herbei zu führen. Stefan Burk (41) ist Dipl. Bankbetriebswirt und Vorstand der auf Krisenintervention und Insolvenzprophylaxe spezialisierten Burk AG, Greven bei Münster