25 Jahre Simpsons - Jüdische Allgemeine

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25 Jahre Simpsons - Jüdische Allgemeine
KULTUR
TV
25 Jahre Simpsons
Am 1. September 1989 lief in Deutschland die erste Folge der
Zeichentrick-Familie über den Bildschirm
01.09.2014 - von Michael Wuliger
Nein, Homer Simpson ist nicht jüdisch. Sein Vater heißt zwar Abraham. Aber in Amerika ist das
ein auch unter Gojim verbreiteter Vorname.
Juden gibt es in Springfield dennoch jede Menge. Kaum eine andere Fernsehserie und kein
Mainstream-Film der letzten Zeit hat so viele jüdische Charaktere aufzuweisen wie Die Simpsons.
Der Bekannteste darunter ist natürlich Krusty der Clown. Herschel Pinkus Jeruchan Krustofski,
wie der beliebte Entertainer richtig heißt, ist, wie viele jüdische Showstars, eine schillernde Figur.
Er hat uneheliche Kinder. Er säuft, raucht und kokst. Seine TV-Show wurde mehrfach wegen
Obszönitäten abgesetzt. Bei der Mafia ist er verschuldet.
KRUSTY-BURGER Die Steuerfahndung hat seine Villa gepfändet. Die Produkte seiner
profitablen »Krusty Corporation« (hergestellt in chinesischer Kinderar- beit) sind alles andere als
koscher, angefangen bei »Krustys Schweinefleischprodukten« über »Krustyburger« aus
Gammelfleisch, »Krustygum«, ein Kaugummi mit Spinneneiern, bis zu den
»Krusty-Do-it-yourself-Schwangerschaftstests«, die Defekte bei Neugeborenen verursachen. Doch
wenn Krusty sein strahlendes Lächeln aufsetzt und mit seinem traditionellen
Begrüßungs-»Heehee, Heehee« die Bühne betritt, verzeiht ihm sein treues Publikum alles.
Verziehen hat Krusty auch sein Vater.
Rabbi Hyman Krustofski ist der geistige Führer der Juden von Springfield. Die sind zwar der
Reformrichtung zuzuordnen, wie der Name ihrer Synagoge verrät (»Temple Beth Springfield«),
akzeptieren aber ihren durch seine Kleidung eindeutig als strenggläubig ausgewiesenen Rebben.
Hier funktioniert die Einheitsgemeinde noch!
Rabbi Krustofskis große persönliche Tragödie war lange Zeit, dass Schmoikele, wie er seinen Sohn
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früher zärtlich nannte, nicht in seine Fußstapfen getreten, sondern Clown geworden ist. In
heiligem Zorn hatte der fromme Mann deshalb einst den missratenen Jungen verstoßen. Erst
Jahrzehnte später gelingt es Bart und Lisa Simpson mithilfe von Zitaten aus Tora, Talmud und
Sammy Davis Juniors Memoiren Vater und Sohn wieder zu versöhnen.
BAR MIZWA Jetzt, im reifen Mannesalter, kann Krusty endlich auch Bar Mizwa werden, was
ihm sein Vater zuvor versagt hatte – Begründung: »Wajl du bist ajn Schmock!« Dem jüdischen
Mannbarkeitsritus unterzieht Krusty sich allerdings weniger aus religiösen denn aus PR- und
Ego-Gründen – er will endlich einen Stern auf Springfields »Jewish Walk of Fame«.
Nicht alle Israeliten in Springfield leben ihr Judentum so offen und offensiv wie Vater und Sohn
Krustofski. Einige gehen mit ihrem jüdischen Erbe weit diskreter um: Kent Brockman
beispielsweise, der eitle, viel und dumm schwätzende Nachrichtenmoderator im örtlichen
Fernsehen. Er hat sogar seinen Namen geändert, um besser Karriere machen zu können. (In
Springfield beherrschen die Juden offenbar die Medien noch nicht.) Ganz verleugnen kann und
will Kenny Brocklestein, so Brockmans Geburtsname, seine Herkunft aber doch nicht. Um den
Hals trägt er ein Goldkettchen mit Chai. Das sieht man freilich nur, wenn sein Hemd offen ist.
Vor der Kamera trägt der TV-Mann stets Krawatte.
Jude ist, im Internet kursierenden Gerüchten zufolge, auch C. Montgomery Burns, der
geldgierige, bösartige Großkapitalist und Atomkraftwerksbetreiber. Angeblich heißt Homers
Arbeitgeber in Wirklichkeit Bernstein. Stimmt nicht! Der 104-Jährige heißt wirklich Burns und
ist, wie die meisten US-Unternehmer, Spross einer protestantischen Familie. Im Zweiten
Weltkrieg hat er übrigens für die Nazis Artilleriemunition produziert.
Tatsächlich jüdisch ist dagegen ein anderer erfolgreicher Kapitalist.
HIGHSCHOOL Artie Ziff, der äußerlich eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Woody Allen
aufweist, hat in der Softwarebranche ein Vermögen gemacht und ist zeitweise der fünftreichste
Mann Amerikas. Mit seinen Milliarden im Rücken kehrt er nach Springfield zurück, um eine
Scharte aus Jugendzeiten auszuwetzen.
In der Highschool waren er und Marge Bouvier ein Paar gewesen, bis die schon damals
blauhaarige junge Frau ihn abservierte, nachdem Artie versucht hatte, ihr unter die Bluse zu
greifen. Homer Simpson wurde danach der Mann ihres Lebens. Und das bleibt er auch, obwohl
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Ziff Marge ein Luxusleben an seiner Seite bietet. Eine weise Entscheidung, denn kurz später ist
Artie seine Milliarden los, nachdem die Börsenaufsicht ihm groß angelegte
Aktienkursmanipulationen nachweisen konnte.
Wie im richtigen Leben gibt es leider auch in Springfield Jugendkriminalität unter jüdischen
Teenagern. Zu den berüchtigsten Rowdys der Stadt gehört Dolph. Wenn er nicht gerade mit
seinen Kumpanen Jimbo und Stearny im Kwik-E-Mart klaut, öffentliches Eigentum zerstört oder
jüngere Schüler verprügelt, besucht der Fünfzehnjährige eine Talmud-Tora-Schule.
Gewissenskonflikte bereitet das dem Jungen offenbar nicht.
DUFFMAN Mehr Skrupel zeigt da Duffman, der Werbeträger für Springfields beliebtestes Bier
und Homers Hauptnahrungsmittel. Als er bei einem von der Duff-Brauerei veranstalteten
Oktoberfest das »Tausendbierige Reich« ausrufen soll, hört man das lebende Maskottchen voller
Scham murmeln: »Und das tue ich als Jude!« Von der tragischsten jüdischen Simpsons-Figur
kennen wir nicht einmal den Namen. Mal heißt er, »Der alte Mann«, dann »Der verrückte alte
Mann« oder »Der alte jüdische Mann«.
Er lebt im Altersheim von Springfield, wo er mit jiddischem Akzent inkohärent vor sich
hinmurmelt, unter anderem, dass er der Produzent der verschollenen Urfassung von Casablanca
sei. Mehr erfahren wir auch im Film nicht über ihn. Vielleicht demnächst in einer neuen
Fernsehfolge?
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