die schwegelpfeife - Ethnomusikologie
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die schwegelpfeife - Ethnomusikologie
Andrea Wolfsteiner DIE SCHWEGELPFEIFE Herstellung, Verwendung, Verbreitung, Literatur und Geschichte Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magistra artium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz vorgelegt beim Institut für Musikethnologie Betreuer: Dr. Helmut Brenner Die Verfasserin dankt folgenden Personen und Institutionen für ihre Mithilfe, ohne welche die vorliegende Arbeit nicht in dieser Form hätte realisiert werden können: ANLEITNER-OBERGRUBER Christine Kirchdorf an der Krems HELMINGER Markus Elsbethen ARCHIV DER GESELLSCHAFT DER MUSIKFREUNDE WIEN Wien HINTERER Hans Gosau ARCHIV DER STACHELSCHÜTZEN BUNDSCHUH Bundschuh INSTITUT FÜR MUSIKERZIEHUNG IN DEUTSCHER UND LADINISCHER SPRACHE Bozen BER Patrick Bad Ischl LANDESBIBLIOTHEK LINZ Linz BIBLIOTHEK DER KUNSTUNIVERSITÄT GRAZ Graz MOSER Peter Thomatal BRAUNREITER Johannes Kirchdorf an der Krems PETERMAIER Klaus Linz BRENNER Helmut Mürzzuschlag PIETSCH Rudolf Wien BRUNMAIR Gerold Kirchdorf an der Krems PÖLLITSCH Gerd Garching DERSCHMIDT Dietmar Scharnstein PREIN Simone Leoben DERSCHMIDT Volker Wels RAINER Günter Bad Goisern EXNER Christa Hallstatt RENHARDT Arnold Kirchdorf an der Krems FALLY Klaus Salzburg SCHIENDORFER Leo Bad Ischl GRASSNER Markus Inzersdorf SCHMIDL Helmuth Treffen GREINER Thomas Bludenz STEIRISCHES VOLKSLIEDWERK Graz HAIDER Sonja Kirchdorf an der Krems VOLKSLIEDWERK KÄRNTEN Klagenfurt VOLKSLIEDWERK OBERÖSTERREICH Linz VOLKSLIEDWERK SALZBURG Salzburg VOLKSLIEDWERK VORARLBERG Dornbirn WALTER Herbert Inzersdorf WOLFSTEINER Christa Kirchdorf an der Krems Inhaltsverzeichnis Einleitung .......................................................................................3 1 Terminologie ..............................................................................5 1.1 1.2 2 Volkssprachliche Bezeichnungen ......................................................5 „Schwegel“ – Querflöte oder Längsflöte? ...........................................7 Historie ................................................................................... 11 2.1 2.2 Historische Instrumente ............................................................... 11 Verwendungszweck aus historischer Sicht ....................................... 15 2.2.1 2.2.2 2.2.3 3 Ergologie und Technologie ............................................................. 21 3.1 3.2 3.3 4 Militärischer Verwendungszweck .................................................... 15 Schützenvereine ............................................................................. 16 Kunstmusik ..................................................................................... 18 Instrumentenbeschreibung ........................................................... 21 Materialien-Holzarten ................................................................... 24 Andere Materialien....................................................................... 25 Verwendungszweck................................................................... 26 4.1 Schützenmusik............................................................................ 26 4.1.1 4.2 4.3 Schützenlieder ................................................................................ 27 Schützenmusik im Salzkammergut................................................. 29 Schützenmusik in Salzburg ........................................................... 29 5 Geographische Verbreitung ........................................................ 30 6 Herstellungsarten ..................................................................... 31 6.1 6.2 7 Weitere Instrumentenbauer ....................................................... 37 7.1 7.2 7.3 8 Bauweise nach Helmuth Schmidl (Treffen/Villach, Kärnten) ............... 31 Bauweise nach Dietmar Derschmidt (Scharnstein, Oberösterreich) ..... 34 Gerd Pöllitsch (Garching, Bayern) .................................................. 37 Leo Schiendorfer (Bad Ischl, Oberösterreich) ................................... 38 Günter Rainer (Bad Goisern, Oberösterreich)................................... 38 Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten........................................ 40 8.1 8.2 8.3 Tonerzeugung und Tonräume ........................................................ 41 Griffweise................................................................................... 43 Verschiedene Besetzungen............................................................ 44 8.3.1 9 Diverse Gruppen aus Österreich und Bayern ................................. 45 Spielrepertoire ......................................................................... 48 9.1 Volksmusik-Gattungen ................................................................. 50 9.1.1 9.1.2 9.1.3 Märsche .......................................................................................... 50 Jodler .............................................................................................. 55 Tanzstücke...................................................................................... 58 9.1.3.1 9.1.3.2 9.1.3.3 9.1.3.4 9.2 9.3 Ländler..................................................................................... 58 Schleuniger.............................................................................. 62 Schwerttanz ............................................................................. 63 Paartänze ................................................................................ 64 Schwegelschulen ......................................................................... 65 Spielhefte................................................................................... 66 10 Zusammentreffen und Seminare ................................................. 68 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5 10.6 Pfeifertag im Salzkammergut ........................................................ 68 Schwegelpfeifertreffen (Steiermark) .............................................. 71 Pfeifertag in Oberbayern............................................................... 73 Südtiroler Schwegelwoche ............................................................ 74 Schwegelseminare in Kirchdorf an der Krems (Oberösterreich)........... 75 Pfeiferseminar auf der Burg Hohenwerfen (Salzburg) ........................ 76 11 Die Schwegel im Instrumentalunterricht ...................................... 77 11.1 11.2 11.3 11.4 Landesmusikschulwerk OÖ............................................................ 77 Universitäten .............................................................................. 77 Musikhauptschule Gosau .............................................................. 78 Volksliedwerke Steiermark und Vorarlberg ...................................... 82 12 Geschichtlicher Anhang ............................................................. 84 12.1.1 12.1.2 12.1.3 12.2 Instrumentenbauer in Berchtesgaden (Salzburg)............................ 84 Familie (Alois) Ganslmayr (Haiden/Bad Ischl, OÖ) ......................... 87 Hausa Schmidl (Villach, Kärnten) ................................................... 87 Musiker vom 19. und 20. Jahrhundert ............................................ 89 12.2.1 12.2.2 12.2.3 12.2.4 12.2.5 Die Gebrüder Steinegger ................................................................ 89 Graf Hans Wilczek .......................................................................... 93 Leopold Kahls ................................................................................. 95 Alois Blamberger............................................................................. 96 Johann Stöckl ................................................................................. 96 13 Zusammenfassung.................................................................... 98 14 Wissenschaftlicher Apparat ...................................................... 100 14.1 14.2 14.3 14.4 14.5 14.6 14.7 Bildmaterial .............................................................................. 100 Notenquellen ............................................................................ 101 Bibliographie............................................................................. 101 Internetquellen ......................................................................... 105 Benutzte Archive und Bibliotheken ............................................... 106 Informanten ............................................................................. 106 Index....................................................................................... 107 Andrea Wolfsteiner Die Schwegelpfeife... 3 Einleitung Zu Beginn meines Instrumentalstudiums Querflöte 1999 am Bruckner Konservatorium Linz (heutige Anton Bruckner Privatuniversität) kam ich im Rahmen des Pflichtfaches Volksmusik zum ersten mal mit dem Instrument Schwegelpfeife in Berührung. Prof. Volker Derschmidt demonstrierte damals Schwegelpfeifen in verschiedenen Stimmungen und spielte darauf im Zuge der Vorlesung kurze Musikstücke vor. Ich war begeistert von diesem „einfachen“ Instrument, vor allem deshalb, weil es praktisch der Vorläufer meines Hauptfachinstrumentes Querflöte ist. Seit zwei Jahren setze ich nun die Schwegelpfeife selbst als Musikschullehrerin im Unterricht ein. Meine Erfahrung damit hat ergeben, dass es den Schülern nicht nur Spaß macht, auf diesem Instrument zu spielen, es ist auch eine gute Gelegenheit, den Schülern traditionelle Volksmusik zu übermitteln. Außerdem sind Schwegelpfeifen eine geeignete und preisgünstige Alternative zu „Kinderquerflöten“ bzw. Querflöten mit gebogenem Kopfstück, um kleinen Kindern, denen womöglich eine herkömmliche Querflöte noch zu groß ist, einen guten Einstieg für das Instrument zu gewährleisten. Bisher wurden über dieses Instrument vorwiegend Aufsätze in verschiedenen Fachzeitschriften sowie Sammelbänden (z.B. Schriften zur Volksmusik) veröffentlicht. Dr. Rudolf Pietsch schrieb eine Diplomarbeit mit dem Titel „Die alpenländische Querpfeife“ (Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, 1975); Irene Huber verfasste eine Diplomarbeit zur Erreichung der staatlichen Lehrbefähigung mit dem Titel „Die Schwegel – Instrument, Spieler und Musik“ (Nürnberg 1995). Beide Arbeiten geben vor allem Einblick in die Geschichte des Instruments, welche hier nur kursorisch behandelt wird. Auch die geographische Verbreitung wird hier nur gestreift und beschränkt sich lediglich auf die Gebiete Österreichs, sowie der relevanten Gebiete Südtirols und Bayerns, wo nachweislich Aktivitäten im Bezug auf das Instrument Schwegelpfeife stattfinden. Im Kapitel 6 (Herstellungsarten) musste bei den Schwegel-Herstellern eine Auswahl getroffen werden, was nicht als Wertung gesehen werden darf. Dies gilt ebenfalls für das Kapitel 7 (Weitere Instrumentenbauer). Der Grund, der mich veranlasst hat, eine weitere Arbeit über das Instrument Schwegelpfeife zu verfassen, ist nicht nur der, dass sie ein kleiner Beitrag sein soll, die Bekanntheit des Instruments zu steigern und noch mehr die Tradition des „Schwegelspielens“ in Österreich zu bewahren, sondern dass sie auch den Versuch darstellen soll, die Schwegelpfeife unter besonderer Berücksichtigung des aktuellen Standes zu betrachten. Andrea Wolfsteiner Die Schwegelpfeife... 4 Der vorliegende Text behandelt also in erster Linie die Gesichtspunkte Terminologie, Ergologie, Technologie, Verwendungszweck, Herstellungsarten, Instrumentenbauer, Spieltechniken und musikalische Möglichkeiten, Spielrepertoire, Zusammentreffen, Seminare und Instrumentalunterricht. Als Grundlage dazu dienten vor allem gedruckte Quellen in unterschiedlichen Fachzeitschriften und Sammelbänden, sowie erfahrene Gewährspersonen wie verschiedene Schwegel-Hersteller, Professoren oder Lehrer für Volksmusik usw., mit denen Interviews durchgeführt wurden. Kirchdorf an der Krems, am 3.Juni 2005 Andrea Wolfsteiner Andrea Wolfsteiner Terminologie 5 1 Terminologie Die Schwegelpfeife ist nach dem Klassifikationssystem von Hornbostel/Sachs eine gedackte Querflöte mit Grifflöchern 421.121.32.1 Die Bezeichnung „Schwegel“ ist germanischer Herkunft, das gotische Swiglja bedeutet Pfeife.2 Im Mittelalter gebrauchte man die oberdeutsche Bezeichnung „Swegel, Schwegel“ (althochdeutsch „suegala“= Schienbeinknochen).3 Im „Codex argenteus“, einer Übertragung der Bibel ins Gotische aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., findet sich wohl der älteste Beleg für das Wort „schwegeln“ (siehe Abb. 1). Ein Missionsbischof der Westgoten, der um 311-383 n. Chr. lebte, schreibt im 11. Kapitel Matthäus, Vers 17: „jah qiþan] dam· swiglodedum [ïzwis jah]ni plinsideduþ· hu[fum jah]ni qainodeduþ:- 4 ( „Wir schwegelten euch, und ihr tanztet nicht“). 1.1 Volkssprachliche Bezeichnungen Die Begriffe „Schwegelpfeife“, „Seitelpfeife“, „Seitlpfeiffn“, „Seitenpfeife“, „Zwerchpfeife“, „Zwergpfeife“, gelten in Österreich für Querflöten, die mit sechs klappenlosen Grifflöchern und einem Anblas- (Mund-)loch zu den einfachen Holzblasinstrumenten zu zählen sind.5 Der Begriff „Seite“ deutet die Spielhaltung an, „Zwerchpfeife“ oder „Zwergpfeife“ bedeutet das gleiche wie Querpfeife, wobei dieser Begriff in Österreich kaum Verwendung findet, sondern eher dem bayrischen Raum zuzuordnen ist. Außerhalb des deutschsprachigen Bereichs ist die Schwegelpfeife in Europa auch heute noch als Instrument der Volksmusik weit verbreitet. So ist sie in Slowenien unter dem Namen „Zvegle“, in Rumänien unter „Flaut“ oder „Piculina“, in Ungarn unter „Oldal fùvòs“, „Pikula“ oder „Flòta“ und in der Slowakei unter „Flauta“ bekannt.6 1 Hornbostel, Erich/Sachs, Curt, Systematik der Musikinstrumente. Ein Versuch, in: Zeitschrift für Ethnologie, 46/4,5 (1914), 584-585. 2 Benedikt, Erich, Zur Geschichte der alpenländischen volkstümlichen Querpfeife und anderer Flöten, in: Tibia: 7 (1982), 13, fortan zitiert als: Benedikt 1982. 3 Kölbel, Herbert, Von der Flöte, Kassel-Basel-London-New York 1987, 31. 4 http://www.ub.uu.se/arv/codex/faksimiledition/texts/1_mat.txt, Stand vom 14.05.2005. 5 Ruttner, Adolf/ Pietsch, Rudolf, Die Seitlpfeife im Salzkammergut, in: Deutsch, Walter (Hg.), Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich, Wien 1982, 195, fortan zitiert als: Ruttner/Pietsch 1982. 6 Busch-Salmen, Gabriel/Krause-Pichler, Adelheid (Hg.), Handbuch Querflöte. InstrumentLehrwerke- Aufführungspraxis- Musik- Ausbildung- Beruf, Berlin 1999, 46, fortan zitiert als: BuschSalmen/Krause-Pichler 1999. Andrea Wolfsteiner Terminologie Abb.1: Codex argenteus, 11. Kapitel Matthäus, Vers 15-21 6 Andrea Wolfsteiner Terminologie 1.2 7 „Schwegel“ – Querflöte oder Längsflöte? Der Begriff „Schwegel“ bezeichnet unterschiedliche Instrumententypen, nämlich Querflöten, wie auch Längsflöten. Karl Magnus Klier bemerkt schon in den 1950er Jahren, dass aus älteren Druckwerken des 19. Jahrhunderts, wo eine „Schwegel“ ohne nähere Kennzeichnung erwähnt wird, oder in Weihnachtshirtenliedern, wo von einer „Pfeife“ die Rede ist, nicht zu entnehmen sei, um welche der beiden Arten es sich handelt.7 Es gibt Autoren, die unter „Schwegel“ nur Längsflöten, andere, die nur Querflöten meinen. Nur einige wenige weisen darauf hin, dass sowohl Längsflöten als auch Querflöten damit bezeichnet werden können. In älteren Quellen, wie zum Beispiel dem „Hortus deliciarum“ der Äbtissin Herrad von Landsberg (um 1185), wurde mit „swegel“ eindeutig die Querflöte bezeichnet.8 Abb.2: Detail der Sirenen aus dem „Hortus deliciarum“ von Herrad von Landsberg, um 1185 Ein weiterer Beleg für die Verwendung der Schwegel als Querpfeife im deutschen Sprachraum ist die Miniatur „Der Kanzler“ aus der Manessischen Liederhandschrift, welche ver 7 Klier, Karl Magnus, Volkstümliche Instrumente in den Alpen, Kassel und Basel 1956, 29, fortan zitiert als: Klier 1956. 8 Herrad of Landsberg, Hortus delicarum garden of delights. New Rochelle 1977, zitiert nach: Sachs, Curt, Handbuch der Musikinstrumente, Leipzig 1930, zitiert nach dem 5. fotomechanischen Nachdruck, Wiesbaden 1990, 309, fortan zitiert als: Sachs 1990. Andrea Wolfsteiner Terminologie 8 mutlich um 1340 im Kloster Ötenbach bei Zürich angefertigt wurde9 (Original in der Universitätsbibliothek in Heidelberg).10 Abb.3: Miniatur „Der Kanzler“ aus der Manessischen Liederhandschrift, um 1340 Zu Beginn des 17. Jahrhunderts versteht Michael Praetorius unter „Schwiegel, Schwägel“ aber eine Längsflöte: „...sie sind bißweilen uff Gemßhörner form gerichtet/ doch unten und oben etwas weiter/gleichwohl oben wiederumb zugeschmiegt/ Das Labium ist schmahl...“11 9 Raymond, Meylan, Die Flöte, Mainz-London-Madrid-u.a. 2000, 80, fortan zitiert als: Meylan 2000. Busch-Salmen/Krause-Pichler 1999, 17, 45. 11 Praetorius, Michael, Syntagma musicum, Band II, De Organographia, (Faksimile Nachdruck), Wolfenbüttel 1619, Kassel und Basel 1968, 37, fortan zitiert als: Praetorius 1619. 10 Andrea Wolfsteiner Terminologie 9 Abb.4: Definition nach Michael Praetorius (1619) Auch Heinrich Christoph Koch schreibt in seinem Musiklexikon von 1802: Schwiegel, Schwägel ist ein veraltetes Blasinstrument, welches wie die Flöte intoniert wird, und dessen kleinste Gattung von der Größe einer Querpfeife ist; unten läuft es aber in eine kleine Stürze aus. Dieses Instrument hat das Besondere, dass es nur drei Tonlöcher hat, die nahe an der Stürze befindlich sind, nemlich zwei für die Finger, und eines für den Daumen, so dass es nur vermittelst einer Hand traktiert wird. (...) Unter dem Namen Schwiegel hat man auch eine offene Flötenstimme von 4 oder 2 Fuß, die in den älteren Orgeln ziemlich gebräuchlich ist. 12 Wie bereits erwähnt, ist sich die Fachwelt also auch heute noch im Gebrauch des Wortes „Schwegel“ sehr unsicher. Für Pierre-Yves Artaud ist Schwegel eine volkstümliche, südfranzösische Flöte, die sehr zierlich und am unteren Ende mit nur drei Löchern versehen ist. Sie wird nur mit einer Hand gehalten, wobei der Spielmann gleichzeitig eine längliche Trommel an seinen Unterarm hängt, die er mit der freien Hand schlägt.13 Der Duden gibt nachstehende Definition: „im Mittelalter allgemeine Bezeichnung für einfache Längs- und Querflöten, später speziell für die Einhandflöte und die Querpfeife. Schwegel heißt in der Orgel ein Register mit offenen, meist zylindrischen Labialpfeifen von mittelweiter Mensur, meist zu 4-, 2- und 1- Fuß.“14 Hanns Wurz schreibt in seinem Buch „Querflötenkunde“: War Schwegel noch die Bezeichnung der mittelalterlichen Querflöte gewesen, so hatte sich die Wortbedeutung inzwischen gewandelt: „Schwegel“ bezeichnet in der Renaissance nur noch die Kernspaltflöte, wie wir aus zeitgenössischen Abbildungen wissen. Daneben muss aber mancherorts auch die 12 Koch, Heinrich Christoph, Musikalisches Lexikon, Frankfurt/Main 1802 nach dem fotomechanischen Reprint, Kassel 2001,1306. 13 Artaud, Pierre-Yves, Die Flöte, Frankfurt am Main 1991, 10. 14 Kwiatkowski, Gerhard, Schüler Duden, Die Musik, Mannheim-Wien-Zürich 1989, 343-344. Andrea Wolfsteiner Terminologie 10 Querflöte noch „Schwegel“ genannt worden sein, da bis heute gewisse alpenländische Querflöten so 15 heissen. Im Brockhaus ist vermerkt: seit dem Mittelalter Bezeichnung für einfache Längs- oder Querflöten, seit Ende des 16. Jahrhunderts speziell für die Einhandflöte sowie die Querpfeife; 2) in der Orgelbezeichnung für ein Labialregister mit offenen, zylindrischen oder leicht konischen Pfeifenkörpern von mittlerer Weite und schmalen Labium.16 Raymond Meylan erwähnt in seinem Buch „Die Flöte“ : „Zu Beginn des dreizehnten Jahrhunderts wird die flaute zusammen mit anderen Blasinstrumenten angeführt: flagoz, flageolet (Einhandflöte), ...Das Wort flaute, flahute bezeichnet somit die Blockflöte als auch die Querflöte.“17 15 Wurz, Hanns, Querflötenkunde, Baden Baden 1992, 6-7. Brockhaus Enzyklopädie, Neunzehnte Auflage, F. A. Brockhaus, Mannheim 1992, 639. 17 Meylan 2000, 41. 16 Andrea Wolfsteiner Historie 11 2 Historie 2.1 Historische Instrumente Aus dem 16. Jahrhundert sind uns eine Reihe zylindrischer Querflöten erhalten, von denen einige als Schwegelpfeifen im engeren Sinne gelten können. Typisches Kennzeichen für die Schwegelpfeife war eine enge Bohrung und eine relativ geringe Abmessung.18 Zwei Instrumente der Brüsseler Sammlung19 entsprechen diesen Kriterien; sie sind beide unsigniert, der Grundton liegt um h’/c’’ bzw. f’, wobei die ursprüngliche Stimmung mit d’’ bzw. a’ vermutet werden kann. Die kleinere der beiden Schwegelpfeifen ist mit 0,95 bis 0,96 cm Rohrdurchmesser sehr eng gebohrt. Die Außenwand schwillt gegen die Mitte zwischen Mundloch und erstem Griffloch etwas an. Die Grifflochebene ist etwas flacher gearbeitet, vermutlich um das Decken der Löcher zu erleichtern.20 In derselben Sammlung finden sich noch drei weitere kleine Schwegelpfeifen, die wahrscheinlich in die Zeit um 1700 datiert werden können. Zwei von ihnen sind völlig gleichgebaut, beide einteilig, der Grundton liegt um fis’’/g’’ und die Bohrung verläuft ganz schwach konisch. Auffallend ist, dass der Stimmkork bei beiden Instrumenten nahe am Mundloch und knapp vor dem oberen Rohrende sitzt. Bei der Grifflochebene wurde das Holz mit einer Feile etwas abgeflacht. Die Enden der Instrumente sind durch schmale Wulste und Ringe profiliert.21 Abb.5: Ringe und Wulste am Instrumentenende Querpfeifen, die nachweislich militärisch verwendet wurden, sind erst aus späterer Zeit erhalten. Im bayrischen Armeemuseum in Ingolstadt werden zwei Schwegelpfeifen aufbewahrt, deren tiefster Ton (bezogen auf a’=440 Hz) bei h’ bzw. b’ liegt. Sie sind aus Buchsbaumholz gefertigt. Eines der beiden Instrumente stammt aus dem Jahr 1759, das kleinere von den beiden wurde von F. Windmassinger in München in der Zeit von ca. 1810- 18 Meierott, Lenz, Die geschichtliche Entwicklung der kleinen Flötentypen und ihre Verwendung in der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, Tutzing 1974, 99, fortan zitiert als: Meierott 1974. 19 Zitiert nach Meierott 1974, 99. Trotz intensiver Recherche war es der Verfasserin nicht möglich, den Standort der Brüsseler Sammlung zu lokalisieren. 20 Meierott 1974, 99. 21 Meierott 1974, 99-100. Andrea Wolfsteiner Historie 12 1826 gebaut. Vom 4. Regiment der bayrischen Armee ist auch eine Rechnung von 1767 für die Anschaffung von 36 Pfeifen erhalten. Eine Pfeife kostete einen Gulden. Ein pensionierter Pfeifer verdiente damals zwei Gulden monatlich.22 Die bayrischen Armeepfeifer waren mit je einem längeren und einem kürzeren Instrument aus Buchsbaumholz ausgerüstet, die sie in einem Messing- oder einem bemalten Blechfutteral umgehängt trugen. Über die Stimmung dieser Armeepfeifen ist lediglich bekannt, dass jede Kompanie über einen Pfeifer mit einer höheren Querpfeife für Märsche und einen mit einer tiefer gestimmten Pfeife für die Streiche verfügte. Unter einem Streich ist nicht ein Signal, sondern ein längeres Musikstück zu verstehen, dass jedoch nicht reinen Marschzwecken dient. Ein heute noch geläufiges Beispiel ist der Zapfenstreich.23 Das Mundloch ist bei fast allen Instrumenten kreisrund gebohrt und die Durchmesser im allgemeinen geringer als bei Querflöten vergleichbarer Länge. Die Durchmesser der Fingerlöcher weisen kaum Unterschiede auf.24 Diese –„sorglose“- Herstellungsweise führte zu einer schlechten Stimmung, was Erzählungen, welche das Spiel der Schwegelpfeife manchmal als unerträglich falsch schildern, richtig erscheinen lassen.25 Die Stimmung der erhaltenen Instrumente ist über einen Tonraum von mehr als einer Oktave verteilt: e’-g’’. Stimmungen in As, B, C, und D sind am häufigsten. Bei der Herstellung der Schwegelpfeifen verwendete man hauptsächlich Holz. Im Gegensatz zu den kleinen Querflöten (Piccoli) treten exotische Edelhölzer kaum in Erscheinung. Unter 57 Schwegelpfeifen verteilen sich die Materialien wie folgt: 26 Buchs Ebenholz Rosenholz Birne Ahorn Grenadill Linde Buche Messing Silber Zinn Kunststoff Glas 22 31 5 5 5 2 1 1 1 1 1 1 2 1 Pöllitsch, Gerd, Churfürstlich Pfalzbayrische Regiments-Streich für Pfeifen und Trommel, o.O. 1781 nach dem fotomechanischen Reprint, Garching 1983, 12-13, fortan zitiert als: Pöllitsch 1983. 23 Fischer, Agnes, u.a., Flöteninstrumente Bau und Spiel, München 2003, 7-8, fortan zitiert als: Fischer 2003. 24 Meierott 1974, 100. 25 Meierott 1974, 100. 26 Meierott 1974, 101. Andrea Wolfsteiner Historie 13 Ein auffallender Unterschied ergibt sich beim Vergleich von Militärpfeifen zu den Schwegelpfeifen des Landvolkes: bei den Militärpfeifen sind am Ende Messingringe angebracht, bei den Schwegelpfeifen allerdings angedrechselte „Knöpfe“.27 Abb.6: Militärpfeife mit Messingzwingen (um 1800) Abb.7: Volksmusikschwegel mit „Knöpfen“ 1511 erschien die erste gedruckte Instrumentenkunde von Sebastian Virdung mit dem Titel: „Musica getutscht.“ Darin ist unter anderem die Querflöte beschrieben, die der Autor als „Schwegel“ oder „Zwerchpfeiff“ bezeichnet.28 Abb.8: Schwegelpfeife nach Sebastian Virdungs Instrumentenkunde von 1511 1528 erschien eine weitere Instrumentenkunde von Martin Agricola mit dem Titel: „Musica instrumentalis deudsch“. Er verzeichnet einen Satz von vier „Schweitzer-Pfeiffen“ in vier Stimmlagen.29 27 Fischer 2003, 9. Virdung, Sebastian, Musica getutscht (Faksimile Nachdruck), Kassel-Basel-Paris-London 1511, o.S. 29 Agricola, Martin, The „Musica instrumentalis deudsch“ of Martin Agricola, A treatise on musical instruments, 1529 and 1545, Cambridge 1529 and 1545, 13. 28 Andrea Wolfsteiner Historie 14 Abb.9: Schwegelpfeifen nach Martin Agricolas Instrumentenkunde von 1528 Beide Autoren unterscheiden noch nicht zwischen Querflöte und Querpfeife. Dies passiert erst 1619, als Michael Praetorius mit seinem Werk Syntagma musicum, als erster ganz klar die „Querpfeiffen“ (=Querflöten) von den „Schweitzer- oder Feldpfeiffen“ abgrenzt: „Hieher gehöret auch die Schweizerpfeiff/sonste Feldpfeiff genand/ (in Sciagr.col.XXIII.) dieselbige hat ihre absonderliche Griffe/ welche mit der Querflötten ganz nicht übereinkommet ...“30 Die Familie der Schweitzerpfeife (Schweitzer-Pfeiff) teilt er ein in: 31 Diskant d’’ (c’’),Tenor g’ und Baß d’, deren Längenmaße er mit 20, 26 und 30 Zoll angibt. Auf zahlreichen Gemälden jener Zeit (um 1500) sind somit Diskantinstrumente abgebildet, jedoch finden sich auch Kunstwerke auf italienischem Boden, wo eindeutig Tenorschwegeln abgebildet sind, zum Beispiel auf der Anbetung der Engel Piero di Cosimo von 1497. Das einzige Exemplar eines Basses (Brüsseler Konservatorium Nr. 1022) stammt aus dem Besitz des Grafen Pietro Correr in Venedig, was die Vermutung zulässt, dass die tiefen Schwegelarten besonders in Italien heimisch waren. Im Gegensatz zur Querflöte, die sich in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts rasch weiterentwickelt (das Flötenrohr wird in drei oder vier Teile zerlegbar, konische Bohrung statt zylindrische, Einführung der Dis-Klappe), bleibt die Schwegelpfeife in ihrer Bauweise gleich (einteiliges Rohr mit zylindrischer Bohrung, sechs Grifflöcher und kreisrundem Mundloch). Erst ab dem 19. Jahrhundert wurde die Schwegelpfeife oftmals konisch gebaut und erhielt zusätzlich ein Kleinfingerloch für den Ton Es, das offen in einen Block gebohrt oder mit einer Deckklappe versehen wurde.32 30 Praetorius 1619, 35. Benedikt, Erich, Über Querflöten, Querpfeifen und Seitlpfeifen, in: Musikerziehung 26/1972, 154. 32 Sachs 1990, 312. 31 Andrea Wolfsteiner Historie 2.2 15 Verwendungszweck aus historischer Sicht Die Schwegelpfeife wurde ursprünglich beim Militär und bei den Landsknechten eingesetzt, später fand sie Einzug bei den Schützenvereinen und erhielt sich bis heute im Bereich der Volksmusik. In der Steiermark, in Salzburg, in Tirol, in Oberbayern und in der Schweiz wurde sie als Tanzmusikinstrument eingesetzt.33 Zur Weihnachtszeit begleiteten oft Schwegelspieler in der Kirche die Hirtenlieder. Dem Lied ging ein Vorspiel voraus und ein Nachspiel folgte als Abschluss.34 2.2.1 Militärischer Verwendungszweck Die Rolle der Schwegelpfeife in der Musik des Militärs beginnt mit Kaiser Maximilian I. (1459-1519). Er, genannt „der letzte Ritter“, schuf am Ende des Mittelalters die Landsknechtsheere mitsamt einer Marschmusik. Sie bestand aus den dumpf klingenden Trommeln, die heute als Landsknechtstrommeln bekannt sind, und den hell aufmunternd klingenden Schwegelpfeifen. Die Söldner oder Landsknechte wurden in hohen Zahlen als Fußtruppen in die Schlacht geschickt und mit Hilfe der Musik diszipliniert.35 Diese Kombination von Schwegel und Trommel erfüllte eine wichtige Funktion zur Marschordnung der Soldaten in den Kompanien der Tiroler Landesverteidigung. Auch in der kurfürstlichen Infanterie Bayerns spielte die Kombination Pfeife und Trommel eine bedeutende Rolle. Sie übermittelten den 120-150 Mann starken Kompanien beim Exerzieren oder in der Schlacht Signale und gaben beim Marschieren das Tempo an. Bei der Feldartillerie führten die Soldaten bestimmte Handgriffe auf ein Trommelsignal hin aus. Die Spieler spielten aber nicht nur beim Marschieren, sie hatten auch repräsentative Funktionen bei Paraden vor hohen Herrschaften oder im festtäglichen Leben der allgemeinen Bevölkerung. 33 Deutsch, Walter u.a., Volksmusik in Österreich, Wien 1984, 24. Klier, Karl Magnus, Die volkstümliche Querpfeife, in: Das deutsche Volkslied, 25 (1923), 15, fortan zitiert als: Klier 1923. 35 Fischer 2003, 5. 34 Andrea Wolfsteiner Historie 16 Bsp.1: Zapfenstreich der Pfeifer um 1780 In ganz Europa ertönten die Trommeln und Pfeifen auf den Schlachtfeldern, bis zum 1. Weltkrieg, ab diesem Zeitpunkt wurden die Trommler und Pfeifer verdrängt und von den Militärmusikkapellen (Blasmusik in stärkster Besetzung) abgelöst. Im österreichischen Heer wurde die Schwegelpfeife bereits 1806 offiziell von Kaiser Franz I. abgeschafft.36 Trotzdem wurde sie aber auch später noch in Kriegszeiten eingesetzt. Es ist uns überliefert, dass beim Aufgebot des Tiroler Landsturms 1809 die Schwegler bei den Tiroler Freiheitskämpfen, die von Andreas Hofer angeführt wurden, mitmarschiert sind.37 Die oberösterreichischen und steirischen Schwegelpfeifer führen bis heute alte militärmusikalische Traditionen fort. Ihr Spielgut zeigt so manches Pfeiferstück aus dem Vorrat der alten kaiserlichen Spielleute, und auch in eigenen Kreationen lebt die Marschmusik von damals bis heute weiter.38 2.2.2 Schützenvereine Das Schützenwesen hat bereits eine lange Tradition und existiert im Salzkammergut schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Den frühesten Beweis dafür liefert das Majestätsgesuch der Gmundner Schützengesellschaft an Kaiser Maximilian II. vom 25. Juli 1567, in dem der Schützenmeister um Genehmigung für seinen Schützenverein ansucht.39 Die weitere Entwicklung des Schützenwesens zeigt, dass die Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft lange Zeit von der sozialen Stellung des Mitglieds abhing, d. h. welchem Beruf das Mitglied nachging.40 Mitglieder waren unter anderem: 6 k.k. Bergknappen, 2 Hüttenarbeiter, 2 Bäcker, 1 k.k. Hüttenmeister, 1 k.k. Forstverwalter, 1 Hotelier, 4 Salinenarbeiter, u.a.41 Heute steht die Mitgliedschaft eines Schützenvereines jedem Interessierten offen. In der sozialen Wirklichkeit dominierten in den Scheibenschützen-Gesellschaften jedoch die Selbständigen und Gewerbetreibenden. Auch in Tirol sowie Südtirol war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Schwegel noch weit verbreitet und wurde viel gespielt, was Reiseberichte belegen. Adalbert Koch befasste sich 1929 erstmals mit Schwegelmusik und begann, Aufzeichnungen über dieses Instrument und deren Musik in Tirol zu sammeln. Den Großteil des gefundenen Mate 36 Tuschner, Wolfram, Oberösterreichische Blasmusikgeschichte(n), Traun 1998, 18, fortan zitiert als: Tuschner 1998. 37 Koch, Adalbert, Die Tiroler Schützenschwegel (Zusammenfassung) in: Beiträge zur Volksmusik in Tirol, Deutsch Walter (Hg.),Innsbruck 1978, fortan zitiert als: Koch 1978. 38 Tuschner 1998, 18. 39 Grieshofer, Franz, Das Schützenwesen im Salzkammergut, Linz 1977, 21, fortan zitiert als: Grieshofer 1977. 40 Grieshofer 1977, 91. 41 Grieshofer 1977, 91. Andrea Wolfsteiner Historie 17 rials veröffentlichte er in dem Buch: „Die Tiroler Schützenschwegel“.42 Unter dem gefundenen Material finden sich historische Nachrichten, die uns Einblick in die Verwendung der Schwegel geben. Sie werden im folgenden nach Adalbert Koch zitiert: 43 An den mitteralterlichen Volksglauben von den übernatürlichen Kräften der Vaganten erinnert es, wenn Innsbrucker Hofpfeifer in Bergwerke entsendet werden, um Erze zu ‚beschauen’. So reiten 1464 die Pfeifer Friedrich Gebler und Cristan sowie später Heinrich Frank samt einem Erzknappen 44 aus Schwaz ins Lechtal, um neuentdecktes Golderz zu prüfen. 1784: Zell im Zillerthale: „...gemeiniglich treiben diese Leute (Kuehbuben), um sich dabey die Zeit zu verkuerzen, eine Gattung Musik: sie spielen bey ihrem Viehe Maultrommeln, die Leyer oder Pfeiffe...“45 1801: Die Vorsteher des Schießstandes Brixen empfingen in der fürstlichen Burg aus den Haenden des Fürstbischofs unter Trompeten- und Paukenschall, und unter dem Knallen Poeller das Beste, und die übrigen Prämien, welche dann in feierlichem Zuge durch die Stadt auf den Schießplatz getragen wurden. Voran ging der sogenannte Pritschenmeister, dem Zuge Platz zu machen; dem folgten die Spielleute, Trommelschläger und Pfeiffer...46 1807: In jeder Alphütte findet sich ein paar Maultrommeln, eine Waldflaute, eine Schwegel, ein Hackbrett und dergleichen. 1828: Der Nachtwächter nach hierortiger Sitte kraft seines Amtes alle viertel Stund vom Thurm herab 47 pfeiffen muß. In der Zeitschrift „Der Schlern“, Jahrgang 1936, schreibt Anton Mackowitz: „Zu den Merkwürdigkeiten Oberbozens gehörte auch die Schützen- und Schießstandmusik, die bei Festschießen von einem Schwegler und einem Trommler aufgespielt wurde...“48. In der Beschreibung der Untermaiser (Südtirol) Fronleichnamsprozession von 1834 wird auch die Schützenmusik hervorgehoben: ...Nach dem Commandanten ging der Fahnenschwinger..., dann kamen zwei Pfeifer und ein Trommelschläger. Die heilige Handlung am Altar war geendet, die Schützen schlossen einen Kreis, Trommler und Pfeifer spielten den nationalen Schützenmarsch, zu dem kein König noch Worte gedichtet und den kein berühmter Hofcapellmeister je componiert hat. Es war ein einförmiges Getön, weder künstlich, noch singbar, aber es ergriff mich doch...49 Dieser Beschreibung fügte der Autor noch zwei Melodien mit der ausdrücklichen Bemerkung: „Beide Märsche wurden mit einer sogenannten Schweg’l geblasen“ hinzu.50 42 Koch, Adalbert, Die Tiroler Schützenschwegel, Innsbruck 1959. Koch 1978, 167. 44 Koch 1978, 168. 45 Koch 1978, 168. 46 Koch 1978, 169. 47 Koch 1978, 169. 48 www.tiroler-schützen.at, Stand vom 13.01.2005. 49 Horak, Karl, Die Schwegelpfeife in Südtirol, in: Der Schlern, 31 (1957), 376, fortan zitiert als: Horak 1957. 50 Horak 1957, 376. 43 Andrea Wolfsteiner Historie 18 2.2.3 Kunstmusik Sogar in der Kunstmusik findet man die Schwegelpfeife. Drei Komponisten, Ch. W. Gluck, Michael Haydn und Leopold Mozart verwendeten die Schwegelpfeife. In der komischen Oper “La Rencontre imprèvuè” (Der Pilger von Mekka) von Ch. W. Gluck (Wien 1764), setzte er in der Ouverture und in Nr. 23 einen „piffero“ ein. Das Instrument wird mit einem Umfang von fis’- g’’’ bzw. f’-d’’’ notiert.51 Im Vorwort der Partitur der Neuausgabe von 1964 wurde vermerkt, dass die Quellen Biffero oder Piffero (aus Sol/G transponierend) vorschreiben, diese Stimme jedoch auf heute gebräuchliche Piccolo-Flöten transponiert wurde.52 Bsp.2: Der Pilger von Mekka, Ch. W. Gluck Bei Michael Haydn findet man die Bezeichnung „Piffero“ ebenfalls in einigen seiner Kompositionen. In den „12 Menuetti a Due Violini Due Oboe Due Corni Fagotti, Piffero e Basso. Del: Sig: Michaele Hayden” ist der “Piffero” in den Trios zu Nr. 3, 5 und 7 eingesetzt. Im Autograph der Menuette 5-12 ist das 5. Trio allerdings mit „Flauto trav:“ überschrieben. Bei Nr. 7 steht „Piffero in C“ darüber. Bei den Stimmkopien findet sich allerdings ein Einzelblatt mit der Bezeichnung „Piffero, oder Zwerchpfeiff“. Darauf sind die drei Trios in jeweils unterschiedlicher Stimmung notiert:53 51 Meierott 1974, 250. Heckmann, Harald (Hg.), Der Pilger von Mekka, Kassel-Basel-Paris-London-New York, 1964, IX. 53 Meierott 1974, 251. 52 Andrea Wolfsteiner Historie 19 Trio zu Nr. 3, F-Dur, „Piffaro in F“ fis’-c’’’ (geschrieben) Trio zu Nr. 5, G-Dur, „Piffaro in G“ g’-a’’ Trio zu Nr. 7, a-moll, „Piffaro in C“ a’-c’’’ Mit dieser Art von „Transposition“ der drei Querpfeifen in F, G und C nach alter Benennung (Grundton f’, g’ und c’’), sind diese Trios als leicht einzustufen, da tonleiterfremde Töne vermieden wurden. Die Bezeichnung „Piffero oder Zwerchpfeiff“, kann zweierlei gesehen werden: entweder es war dem Musiker freigestellt, welches der beiden Instrumente er wählte, oder der Name „Piffero“ wurde mit „Zwerchpfeiff“ ins Deutsche übersetzt, womit er also eine Schwegelpfeife gemeint haben würde.54 Michael Haydn verlangt ebenfalls 2 „Pifferi“ in seiner „Sinfonia in C“ (1773). In der Autographen Partitur stehen ausdrücklich 2 „Pifferi“, die in C notiert sind und im Umfang e’-c’’’ eingesetzt sind.55 Sie sind ausschließlich im forte mit Vierteln und Halben beschäftigt, beim 2. langsamen Satz haben die „Pifferi“ Pause. Michael Haydn verwendet, mit einer Ausnahme (fis), nur Töne der Tonleiter C-Dur. Bsp.3: Sinfonia in C, 1. Satz, Michael Haydn 54 55 Meierott 1974, 251. Meierott 1974, 251. Andrea Wolfsteiner Historie 20 Leopold Mozart setzt 2 Schwegelpfeifen im „Divertimento militare“ (1756) ein. Er verwendet die Bezeichnung „Schwegel“, die damals im Alpenland gebräuchlich war. Die 2 Schwegelpfeifen sind als „2 Sweggl-Pfeifen“ in D notiert (Umfang: g’-c’’’) und werden einem quasi militärischen Ensemble mit Hörnern, Trompeten und Trommel zugeordnet, das mit einem Streicherensemble alterniert. Leopold Mozart verwendet lediglich Töne der diatonischen D-Dur Skala, und die technischen Anforderungen sind eher gering. Bis auf den 3. Satz setzt er die Schwegelpfeife in allen Sätzen ein.56 Bsp.4: Divertimento militare (1756), Leopold Mozart 56 Meierott, 1974, 245-246, 250-252. Andrea Wolfsteiner Ergologie und Technologie 21 3 Ergologie und Technologie 3.1 Instrumentenbeschreibung Die Schwegelpfeife ist eine klappenlose hölzerne Querflöte mit 6 Grifflöchern und einem seitlichen Anblasloch (auch Mundloch genannt). Man unterscheidet zwischen zwei verschiedene Arten von Schwegelpfeifen: zylindrische (= gerades Rohr) und konische (= das Rohr erweitert sich gleichmäßig Richtung Mundloch). Es gibt Schwegelpfeifen, die bei den unteren zwei Grifflöchern Doppellochbohrungen für die kleine/große Sekund und die kleine/große Terz sowie ein fakultatives Halbtonloch für den rechten kleinen Finger haben. Meistens ist das Instrument einteilig, gelegentlich aber auch zweiteilig gebaut. Es gibt sie in den verschiedensten Stimmungen, für die Hausmusik am gebräuchlichsten sind die Schwegelpfeifen in A’ und H’. Wie bereits erwähnt, gibt es konische bzw. zylindrische Schwegelpfeifen. Die Innenausbohrung ist bei jedem Schwegel-Hersteller anders. Dies begründet sich daraus, dass die Stimmung der Schwegel nicht direkt abhängig ist von der Größe des Durchmessers oder der Länge der Schwegelpfeife, sondern vom Volumen der Innenausbohrung. Das heißt, dass z.B. zwei Schwegelpfeifen in A jeweils verschieden lang sein können, oder die Innenausbohrungen unterschiedliche Durchmesser haben können, jedoch muss das Volumen der Innenausbohrung bei beiden Instrumenten gleich sein. Je länger also eine Schwegelpfeife ist, desto kleiner ist ihr Durchmesser, bzw. umgekehrt. Gerd Pöllitsch, Schwegel-Hersteller aus Garching (Bayern), vermaß A-Schwegelpfeifen von Hausa Schmidl (siehe Kapitel 12.1.3) sowie von Josef Ögl (Schwegel-Hersteller aus dem 18. Jahrhundert) und druckte diese Aufzeichnungen auf die hintere Umschlagseite seiner Schwegelhefte: „Pfeifermusik aus Altaussee (Band I und II)“.57 Weiters veröffentlichte Gerd Pöllitsch die Vermessungen zweier C-Schwegeln von Pater Venerand Mayr, als auch von Alois Ganslmayr (siehe Abb. 10-13). 57 Stöckl, Hans, Pfeifermusik aus Altaussee, Gerd Pöllitsch (Hg.), Garching 1991. Andrea Wolfsteiner Ergologie und Technologie Abb.10: A-Schwegel aus Berchtesgaden (18. Jahrhundert) Abb.11: A-Schwegel von Hausa Schmidl (Treffen/Villach, Kärnten) 22 Andrea Wolfsteiner Ergologie und Technologie 23 Abb.12: C-Schwegel von Pater Venerand Mayr (ca. 1975) Abb.13: C-Schwegel von Alois Ganslmayr (Bad Ischl, Oberösterreich) Die Schwegelpfeife ist ein leicht zu pflegendes Instrument. Es genügt, die Pfeife nach dem Gebrauch zu stellen, nicht zu legen, damit die Kondensfeuchtigkeit der Atemluft abfließen kann. Zirka einmal im Jahr sollte man die innen trockene Schwegelpfeife ölen (mit Andrea Wolfsteiner Ergologie und Technologie 24 Paraffinöl, Leinöl, Blockflötenöl oder dergleichen, kein Speiseöl!) und das Öl über Nacht einziehen lassen. Danach sollte sich die Ansprache der Töne deutlich verbessern.58 3.2 Materialien-Holzarten Der am besten geeignete Rohstoff für die Schwegelpfeife ist ein dichtes, hartes, feinjähriges (=langsam gewachsenes) Holz.59 Alle Schwegel-Hersteller, die in dieser Arbeit erwähnt werden, verwenden „heimische Hölzer“ (= europäische Hölzer) wie: Ahorn, Eiben (volkstümlich unter „Iber“ bekannt), Zwetschke, Birne, Dirndlbaum, Kirsche oder Hartriegel. Gerd Pöllitsch (Schwegel-Hersteller aus Garching, Bayern) verwendet auch importierte Hölzer wie Grenadil, Palisander und verschiedene Rosenhölzer.60 Dietmar Derschmidt (Schwegel-Hersteller aus Scharnstein, OÖ) baut seine Schwegelpfeifen auch mit Holz von Hartriegelstauden,61 und Günter Rainer (Schwegel-Hersteller aus Görb bei Bad Goisern) hat sogar schon ein sehr hartes australisches Schlangenholz zu einer Schwegelpfeife verarbeitet.62 Der bereits verstorbene Schwegel-Hersteller Alois Ganslmayr (1860-1934) schrieb: „Sehr gut sind Pfeifen aus Pfaffenkappel (=Spindelbaum, Evonymus) und Dirndl (Kornelkirsche, Cornus mas).“63 Über die Wahl des Werkholzes meinte er: „Da geht ma zum Blochhaufn aussuachn, und je größer der is, desto besser: manichs Holz is ganz tot, aber manchs, da klingt schon der Bloch. Das Holz muß zur Musik gewachsen sein wie ein Mensch, das ist die Hauptklausel der ganzen Sache!“64 Zwetschkenbaumholz muss nach der Schlägerung des Baumes rasch gespalten werden, denn dieses bekommt sonst sehr rasch feine Risse, die sich vielfach erst nach der Bearbeitung zeigen. Die Eibe steht unter Naturschutz und darf daher nicht geschlägert werden. Das bereits geschlägerte Holz gehört danach, bevor es für mehrere Jahre getrocknet wird, auf achtkantige Holzleisten (ca. 4x4 cm) zugeschnitten. 58 Schmidl, Helmuth, Preisliste, Treffen 2005. Mündliche Mitteilung Johannes Braunreiters an die Verfasserin vom 29.04.2005. 60 Mündliche Mitteilung Gerd Pöllitschs an die Verfasserin vom 26.04.2005. 61 Mündliche Mitteilung Dietmar Derschmidts an die Verfasserin vom 2.04.2005. 62 Mündliche Mitteilung Günter Rainers an die Verfasserin vom 27.04.2005. 63 Klier 1959, 31. 64 Klier 1959, 31. 59 Andrea Wolfsteiner Ergologie und Technologie 25 Abb.14: „Kantel“ (achtkantige Holzleiste) Der äußere Rand (Splint) ist nass und feucht und sollte unbedingt weggeschnitten werden. Übrigbleiben sollte lediglich das „Kernholz“, welches gut für den Instrumentenbau geeignet ist. Grundsätzlich gilt als Faustregel bei der Suche nach einem geeigneten Holzstück: je härter desto besser.65 Abb.15: Holzstück mit Kernholz und Splint 3.3 Andere Materialien In Österreich, Südtirol sowie auch in Deutschland werden die Schwegelpfeifen nur mehr aus Holz gebaut. Es sind aber historische Schwegelpfeifen erhalten, die aus Messingblech sind. Eine solche Schwegel von 1809 wird im Tiroler Landesmuseum aufbewahrt. Weiters gibt es einige wenige historische Instrumente aus Zinn, Silber, Kunststoff und sogar Glas.66 65 66 Mündliche Mitteilung Dietmar Derschmidts an die Verfasserin vom 2.04.2005. Meierott 1974, 101. Andrea Wolfsteiner Verwendungszweck 26 4 Verwendungszweck In der heutigen Zeit findet man die Schwegel bei den verschiedensten Veranstaltungen. Ob bei Schützenfesten, bei Volksmusikabenden, bei Stammtischen im Wirtshaus, bei Adventveranstaltungen, auf der Alm, in der Kirche, bei Seminaren... In Österreich ist das Instrument in der Volksmusikszene sehr beliebt und erlebt vor allem bei der Jugend einen Aufschwung, der z.B. auf Projekte der Musikhauptschule Gosau, sowie auf Seminare, Zusammentreffen und Schwegelwochen zurückzuführen ist. 4.1 Schützenmusik Die traditionelle Schützenmusik setzt sich aus zwei Schwegelpfeifen und einer hohen Trommel zusammen. Schon seit den oben erwähnten Anfängen im Schützenwesen wird die Schwegelpfeife dort eingesetzt und hat sich kontinuierlich bis in die Gegenwart erhalten. Die Schwegelmusik am Schießstand war ein wesentlicher Bestandteil der zahlreichen Schützenfeste. Sie hatte nicht nur unterhaltende Funktion, sondern wurde in den Ablauf der Veranstaltung der Schützen fest eingebunden.67 Bis heute signalisieren bei dem feierlichen Schlussschießen einiger Schützengesellschaften die zwei Pfeifer und ein Trommler die Treffer der einzelnen Schützen mit verschiedenen signifikanten „Kreismelodien“, die auch „Punkterer“ genannt werden. Beim Dreier ertönt ein Steirer, beim Vierer oder Punkt wird eine bestimmte Schleunigenmelodie, nämlich der „Vierer“ oder „Punkterer“ gespielt (siehe Bsp.5).68 Nach dem Scheibenschießen führen die Musiker gemeinsam mit dem „Zieler“ (das ist der Gewinner) den Schützenzug an, wobei ein Schützenmarsch gespielt wird, von dem es wiederum lokale Varianten gibt. Wenn das Gasthaus erreicht wurde, spielt die Schützenmusik noch einen Schleunigen (siehe Kapitel 9.1.3.2), zudem getanzt wird. Dieser erste Tanz wird als Schützentanz bezeichnet, da er nur den Schützen des Vereines vorbehalten ist. Beim „Schleunigen“ geschieht alles unter Anführung eines Vortänzers (mit Ausnahme des Rundtanzes). Die Tänzerinnen spielen dabei eine völlig unbedeutende Rolle, und in manchen Schützengesellschaften wird der erste Schützentanz immer noch ausschließlich von Männern getanzt.69 Danach werden die zwei Pfeifer und der Trommler von einer Tanzmusik (meist Geigenmusik) abgelöst, die während des Essens die sogenannten „Suppentänze“ spielt. Damit 67 Grieshofer 1977, 178. Grieshofer 1977, 178, 190-192. 69 Grieshofer 1977, 179. 68 Andrea Wolfsteiner Verwendungszweck 27 wird die gehobene und vornehme Atmosphäre unterstrichen.70 Erst danach beginnt die obligate Tanzunterhaltung, die dem Kommando des Tanzmeisters (ein erfahrener Tänzer oder der Schützenmeister) untersteht. Die Teilnahme am Tanz ist für die Männer dabei an den Besitz eines Hutes gebunden, denn nur wer einen Mahlbuschen (Blumenschmuck) am Hut hat, darf zum Tanz auffordern. Damit unterbindet man die unerwünschte Teilnahme von weiteren Gästen, da das Schützenmahl eine geschlossene Veranstaltung ist. Hauptsächlich erklingen beim Schützentanz nur Steirische, Landler, Boarische, Polkas und Walzer. Nach Mitternacht wird auch noch einmal der Schleunige getanzt.71 Diese Tradition lebt vor allem im Salzkammergut und in (Süd)Tirol bis in die Gegenwart. Bsp.5: Kreismelodien des Schützenvereines Bundschuh (Thomatal/Lungau) 4.1.1 Schützenlieder Die Hallstätter Scheibenschützen-Gesellschaft singt jedes Jahr bei der Überfuhr nach Lahn ein Schützenlied, welches als das einzig wirkliche Schützenlied im Salzkammergut gilt. Der Brauch, dieses Lied zu singen, wurde für die Gesellschaft so charakteristisch, dass das Lied im ganzen Salzkammergut bis heute als „Hallstätter Schützenlied“ bekannt ist. 70 71 Grieshofer 1977, 177-178. Grieshofer 1977, 179-181. Andrea Wolfsteiner Verwendungszweck 28 Bsp.6: Hallstätter Schützenlied Bei den Schützengesellschaften findet man auch Vierzeiler, die speziell von den Schützen verwendet werden. Eines der bekanntesten „G’stanzln“ ist: „Heut is amal lustig, Heut is amal ra, Heut ham ma a Schützenmahl (-ball) Und an Tanz a. Awa san ma na lustig, Was Scheimschitz’n sand! Schauts insari Menscha a (n) Wia sa si drahn! A Büchserl zum Schiaß’n Und a Punkt in der Scheib’n A Dirndl zum Liab’n Is mei’ Dicht’n und Treib’n.“72 Beim sonntäglichen Kranzlschießen und beim Schützenmahl wird natürlich auch das übrige volkstümliche Musik- und Liedgut des Salzkammergutes gesungen und gespielt, und so das Kulturgut von Generation zu Generation weitergetragen. 72 Grieshofer 1977,186. Andrea Wolfsteiner Verwendungszweck 4.2 29 Schützenmusik im Salzkammergut Im Salzkammergut lebt die Schwegel (fast) ohne Unterbrechung bis in die Gegenwart in den Schützenvereinen weiter, jedoch in veränderter Form. Die Schützenmusiker waren früher aktive Mitglieder des Schützenvereins und somit bei allen „Ausrückungen“ dabei. Heute engagieren sich die meisten Schützenvereine aus dem Salzkammergut lediglich für die Schützenfeste eine Schützenmusik, die gegen Bezahlung aufspielt und ansonsten nicht im Verein integriert ist. Derzeit führt nur mehr der Verein der Goiserer Schützen (Bad Goisern) die Tradition der Schützenmusik weiter. Die Musiker sind im Verein integriert und somit bei allen Festlichkeiten und Ausrückungen dabei.73 4.3 Schützenmusik in Salzburg Im Land Salzburg gibt es nur mehr die Salzburger Bürgergarde. Bis vor kurzem gab es eine Schützenmusik im Dorf Bundschuh (Thomatal/Lungau).74 Diese bestand aus vier Schwegelspielern und einem Trommler. Die Musiker spielten bei hohen kirchlichen Anlässen wie Fronleichnam oder Erntedank, die man dort „Brandtag“ nennt. Bei solchen Festen marschieren sämtliche Vereine bei der Prozession mit. Bei den Stationen werden die Evangelien vom Pfarrer verlesen, und dann wird wieder weitermarschiert. In vielen Orten werden diese Prozessionen von den Blasmusikkapellen musikalisch begleitet, jedoch in Bundschuh war das nicht möglich, da es dort bisher keine Blasmusik gegeben hat.75 73 Mündliche Mitteilung Patrick Bers an die Verfasserin vom 26.04.2005. Mündliche Mitteilung Peter Mosers an die Verfasserin vom 31.03.2005. 75 Mündliche Mitteilung Peter Mosers an die Verfasserin vom 31.03.2005. 74 Andrea Wolfsteiner Geographische Verbreitung 30 5 Geographische Verbreitung Grundsätzlich wird mehr oder weniger in allen Bundesländern Österreichs „geschwegelt“. Es ist jedoch unmöglich, die Gebiete, in denen es einzelne Schwegelspieler oder Schwegelgruppen gibt, in einer graphischen Landkarte zu erfassen, da die Dunkelziffer dieser Musiker wahrscheinlich viel höher ist als die Anzahl der Teilnehmer, die man bei Pfeifertreffen oder Seminaren registriert. Aus diesem Grund beschränkt sich dieses Kapitel auf die Orte, in denen derzeit regelmäßig und nachweisbar Aktivitäten im Bezug auf die Schwegelpfeife (wie Pfeifertreffen, Seminare und Unterricht an Universitäten) stattfinden. Abb.16: Geographische Verbreitung Andrea Wolfsteiner Herstellungsarten 31 6 Herstellungsarten Bei der Herstellung der Schwegelpfeife gibt es gewisse Regeln, die ohnehin jeder Schwegel-Hersteller einzuhalten hat. Trotzdem hat jeder Schwegel-Hersteller auch seine „Eigenheiten“, die er beim Bau berücksichtigt, und die sich auf die einzelnen Schwegeln auswirken. Hausa Schmidl (1905-1999), machte über seine Bauweise sehr genaue Aufzeichnungen, nach denen sein Sohn Helmuth Schmidl bis heute baut. Er ist bis heute mit einer vielfältigen Produktion an verschiedenen Schwegelpfeifen der führende Schwegelerzeuger in Österreich, ihm folgen viele weitere Schwegel-Hersteller wie zum Beispiel Gerd Pöllitsch (Bayern), Günter Rainer (Bad Goisern) und Leo Schiendorfer (Bad Ischl). Dietmar Derschmidt (Scharnstein, OÖ) stellt ebenfalls Schwegeln in verschiedenen Stimmungen her, und auch seine Bauweise wird hier genauer angeführt, da er in den letzten fünf Jahren im Raum Kirchdorf (OÖ) mit seinen Schwegelpfeifen einen maßgeblichen Teil zur Wiederbelebung der Schwegelpfeife beigetragen hat. Der Name Derschmidt ist in Volksmusikkreisen sehr bekannt und „Insider“ schätzen es, dass man bei ihm jederzeit sehr gute und gewissenhaft gebaute Schwegelpfeifen in Ruhe ausprobieren, eventuell die Stimmung auf den eigenen Ansatz anpassen und kaufen kann. 6.1 Bauweise nach Helmuth Schmidl (Treffen/Villach, Kärnten) Der bereits pensionierte Helmuth Schmidl ist der Sohn des bekannten Schwegelpfeifenerzeugers Hausa Schmidl. Er führt die Erzeugung der historisch- volkskundlichen Schwegelpfeifen weiter. Helmuth Schmidl begann Klavier zu studieren, brach aber das Studium ab, nachdem er für längere Zeit erkrankte. Er wurde Tischlermeister und lernte bei seinem Vater, wie man Schwegelpfeifen baut. Bis heute fertigt er Schwegelpfeifen nach derselben Herstellungsart wie sein Vater an. Bei einem Gespräch erzählt Helmuth Schmidl, dass er für eine Schwegel ungefähr 5 Stunden braucht, vom Holzstück bis zur fertigen Schwegel. Damit sich die Arbeit lohnt, baut er immer gleich um die 100 Schwegeln einer Stimmung. Grundsätzlich baut er 2 verschiedene Arten von Schwegelpfeifen: Hausmusikschwegeln (aus Birnenholz) und Salzkammergutschwegeln (aus Eibenholz). Auf Wunsch verwendet er auch andere Holzarten wie Zwetschke usw., die aber mit einem Preisaufschlag verbunden sind. Die Hausmusikschwegeln sind konisch gebaut und daher für das Spiel in Andrea Wolfsteiner Herstellungsarten 32 der mittleren und tiefen Lage sehr geeignet. Die Salzkammergutschwegeln sind zylindrisch gebaut und daher für sehr hohe Lagen gut verwendbar. Abb. 17: Helmuth Schmidl Helmuth Schmidl baut seine Schwegelpfeifen nach den Aufzeichnungen seines Vaters nach, der diese in 18 Punkten bis ins kleinste Detail schriftlich festhielt: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. Holzarten: Birne, Ahorn, Pfaffenkappel, Dirndl (=Hartriegl), Zwetschke, Hollunder, Eibe, Nuss, Flieder. Holzschlagen: In der Zeit von November bis Jänner, bei abnehmenden Mond. Das Rundholz für die Schwegelerzeugung wird zu Pfosten oder Bretter gesägt. „Kanteln“ (Holzleisten 4x4 cm) schneiden Trocknen: die Kanteln werden an einem luftigen Ort getrocknet. Je nach Dicke mindestens drei und mehr Jahre. Auf Rohlänge der späteren Schwegelpfeife schneiden: die Kanteln werden ausgeschnitten (Äste, Schräg- und Fehlerstellen) und nach der vorbereiteten Schablone auf das richtige Maß zugeschnitten. Kanteln achtkantig schneiden: durch abfräsen und abhobeln Ablängen auf genaues Pfeifenmaß Schwegelpfeife der Länge nach auf der Drehbank bohren: Kantel für Kantel wird in der DrechslerDrehbank eingespannt und mit den sogenannten Löffelbohrern durchunddurchgebohrt. Bei der zylindrischen Schwegelpfeife ist das ein Arbeitsvorgang. Die konischen Schwegelpfeifen werden stufenweise größer gebohrt, wobei sich das Holz dreht und die Bohrer mit der Hand zugeführt werden. Drechseln der Schwegelpfeifenform: das gebohrte Kantel wird auf einen Stahldorn aufgespannt und zur richtigen Form gedrechselt. Die Maße des Flötenrohres müssen genau eingehalten werden, es darf keines dünner oder dicker gedrechselt werden, da es sonst später mit der Stimmung Probleme gibt. Schleifen, eventuell Auskitten fehlerhafter Stellen: mit feinem Glaspapier wird nachgeschliffen, damit die Schwegelpfeife eine saubere glatte Oberfläche bekommt. Stempeln: Name des Erzeugers, Wohnort, Stimmung der Schwegelpfeife (zum Beispiel: Hausa Schmidl, Treffen/Villach Austria, A) Lackieren: die Schwegelpfeifen werden zweimal innerhalb von 24 Stunden lackiert und dann für eine Woche getrocknet. Imprägnieren mit Paraffin: im elektrisch geheizten Imprägnierkessel wird die Schwegelpfeife zirka 90 Stunden imprägniert. Reinigen und Polieren Körnen des Mundloches und der Grifflöcher mittels einer Schraubenleiste Ein mit hartem Lack bestrichener Kork wird bis zu einer bestimmten Entfernung zum Mundloch eingetrieben. Kontrolle der Stimmung mittels zwei Schraubenschlüssel und einem selbstgebauten Monochord (=Stimminstrument). Ölen 76 Andrea Wolfsteiner Herstellungsarten 33 Helmuth Schmidl baut alle Schwegeln in der Stimmung 440 Hz, einteilig oder auch zweiteilig für weniger geübte Schwegelspieler, damit man eventuell das „Kopfstück“ etwas rausziehen und somit die Tonhöhe verändern kann. Abb.18: Zweiteilige Schweglpfeifen von Helmuth Schmidl Bei Helmuth Schmidl gibt es die Schwegelpfeifen auch mit Doppellochbohrung, dazu meint er: „ Die konischen Hausmusikschwegeln mit Doppellochbohrung sind für ernsthaftes Musizieren geschaffen. Sie klingen in den tiefen Lagen voller und kräftiger, und durch die Doppellochbohrung kann man in mehreren Tonarten spielen.“77 Verzeichnis der verschiedenen Schwegeln von Helmuth Schmidl:78 D’’ C’’ H’ A’ G’ zylindrische Schwegel zum Drüberspielen von G’ und A’ Schwegeln Salzkammergutschwegel, zylindrisch nach alter Art Salzkammergutschwegel, im Salzkammergut zur Trommel verwendet Salzkammergutschwegel, für Anfänger am meisten verwendete Schwegel Salzkammergutschwegel, für Lieder und Jodler, wohlklingender Es’’ D’’ C’’ H’ B’ A’ As’ Sopran, besonders zur steirischen B-Harmonika Hausmusikschwegel, konisch mit Halbtondoppelbohrung Hausmusikschwegel, konisch mit Halbtondoppelbohrung Hausmusikschwegel, konisch mit Halbtondoppelbohrung, für besondere Zwecke und H’-Harmonika Hausmusikschwegel, konisch mit Halbtondoppelbohrung, vorwiegend zur steirischen Harmonika Hausmusikschwegel, konisch mit Halbtondoppelbohrung Hausmusikschwegel, konisch mit Halbtondoppelbohrung, für besondere Zwecke und B-Harmonika G’ Alt, Hausmusikschwegel, konisch F’ Alt, Hausmusikschwegel, konisch, für besondere Zwecke Es’ Alt, Hausmusikschwegel, konisch, für besondere Zwecke D’ D’ Tenorschwegel, zylindrisch, glatt, ohne Doppellochbohrung Tenorschwegel, konisch, kräftiger Ton, Doppellochbohrungen D’ G Tenorflöte, zylindrisch mit 3 Klappen, vollchromatisch Bassflöte mit zwei Klappen für die beiden Ringfinger C’’ Tirolerschwegel, zylindrisch, Form Nordtirol F’ Original Tirolerschwegel, Alt F’ ohne Doppellochbohrung 76 Schmidl, Balthasar, Die Schwegel. Gedanken und Erinnerungen eines Querpfeifendrechslers, in: Jahrbuch des österreichischen Volksliedwerkes (Band 18), Wien 1969, 87-89, fortan zitiert als: Schmidl 1969. 77 Mündliche Mitteilung Helmuth Schmidls an die Verfasserin vom 4.01.2005. 78 Schmidl, Helmuth, Preisliste, Treffen 2005 Andrea Wolfsteiner Herstellungsarten A’ C’’ C’’ F’ D’’ A’ 34 Quena, Längsflöte nach peruanischer Art Chinesische Mittellochflöte (früher chinesische Leibgarde) Hausmusikschwegel, Blockflötengriffweise Hausmusikschwegel, Blockflötengriffweise Lang(Block)flöte, Schwegelgriffweise Lang(Block)flöte Sopranino, Hausmusikschwegel, konisch, glatt ohne Doppelbohrung, Schwegelgriffweise G’’ Sopranino, Hausmusikschwegel, konisch, Doppelbohrungen As’’ Sopranino, Hausmusikschwegel, konisch, Doppelbohrungen F’’ Sopranino, Hausmusikschwegel, konisch, Doppelbohrungen, zum hoch Darüber spielen, setzt sich durch A’’ Sopranino, Hausmusikschwegel, konisch, glatt ohne Doppelbohrung B’’ Sopranino, Hausmusikschwegel, konisch, glatt ohne Doppelbohrung C’’’ Sopranino, Hausmusikschwegel, konisch, glatt ohne Doppelbohrung D’’’ Ansteckpfeiferl, wie Kugelschreiber, ebenso spielbar 6.2 Bauweise nach Dietmar Derschmidt (Scharnstein, Oberösterreich) Dietmar Derschmidt wurde am 3. Juli 1936 als drittes Kind von insgesamt acht Kindern in Linz geboren. Sein Vater Hermann Derschmidt, der 1958 das Buch „Unsere Jodler“ veröffentlichte, spielte Blockflöte. Schon als Kind lernte Dietmar Derschmidt gemeinsam mit seinen Geschwistern Blockflöte und unter anderem auch auf der Schwegelpfeife zu spielen. Nach Absolvierung der Hauptschule besuchte er drei Jahre die Holzfachschule in Hallstatt und wurde Tischlergeselle. In dieser Zeit wurde auch sein Interesse an der Drechslerei, die in der Schule untergebracht war, geweckt. Da auch sein Vater Lehrer war, und dadurch Dietmar Derschmidt schon Bezug zu diesem Beruf hatte, besuchte er zwei Jahre die Lehrerbildungsanstalt und ließ sich schlussendlich auch noch zum Hauptschullehrer für die Fächer Handarbeit, Mathematik und Turnen ausbilden. Seinen ersten Lehrerposten trat er in Weißkirchen/Traun an. Ein Jahr später wurde er für zwei Jahre nach Mitterweng verlegt, wo er sehr viele Musik interessierte Schüler unterrichtete, mit denen er ein Ortsjugendsingen veranstaltete (bis heute gibt es die „Oberwenger Sänger“, eine Gruppe von Sängern, die sich aus dieser Zeit erhalten hat). 1961 heiratete Dietmar Derschmidt und ließ sich in Viechtwang bei Scharnstein nieder. 1980 baute er seine erste Blockflöte, sozusagen aus Not, „weil er ein Stück von Telemann nicht mit so vielen Kreuzen spielen wollte.“79 Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten gelang es ihm mit viel Mühe, aus einer F-Blockflöte eine G-Blockflöte zu bauen, auf der er schließlich auch ein Konzert mit dem Welser Kammerorchester spielte. Mit der Zeit stellte er nicht mehr nur Blockflöten her, sondern auch Schwegelpfeifen, da die Nachfrage danach immer mehr stieg. 79 Mündliche Mitteilung Dietmar Derschmidts an die Verfasserin vom 2.04.2005. Andrea Wolfsteiner Herstellungsarten 35 Dietmar Derschmidt ist heute ein sehr gefragter Instrumentenbauer, der auch Instrumente repariert und restauriert. Die Bauschritte nach Dietmar Derschmidt gestalten sich folgendermaßen:80 1. 2. 3. 4. Auswahl der Holzart: Kirsche, Hartriegel, Eibe, Buchs, Zwetschke, Apfel, Birne, Ahorn, Marille, Pfaffenkappel Holz sofort zuschneiden („Kanteln“) und dann über mehrere Jahre lagern Kantel einspannen und mit der Innenbohrung beginnen – wichtig dabei ist ein gerader Anfang! Mit 10, 11, 12 mm großen Löffelbohrern (die vorher in Öl getaucht werden) wird das Holz mehr oder weniger grob aus der Kantel herausgearbeitet Abb.19: Löffelbohrer 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Abb.20: Herausarbeiten des Holzes mit dem Löffelbohrer Um ein exakt rundes und glattes Innenrohr zu bekommen, wird nun mit einem 12,5 mm großen Metallausreiber das Loch ausgerieben Bearbeiten der Außenwand mit Röhre und Meißel (eine gute Schneide ist dabei sehr wichtig, damit die Oberfläche ganz glatt wird) Schleifen der Außenwand mit Öl und Kalk Herausarbeiten der Verzierungen (barocke Verzierungen auf beiden Seiten) Einölen mit Leinöl, das durch Reibung erhitzt wird und so besser in das Holz einziehen kann Politur mit Schellack Kochendes Öl wird in das Flötenrohr gegossen und dann mindestens eine Stunde ausgekühlt Grifflöcher mit Schablone anzeichnen und mit Holzbohrer ausbohren. Lochränder und Mundloch mit einem Messer, das in Kanauberwachs getaucht wird, hinterschneiden (Fransen werden durch das Wachs befestigt und dann erst weggeschnitten) Abb.21: Hinterschneiden des Mundloches 80 Mündliche Mitteilung Dietmar Derschmidts an die Verfasserin vom 2.04.2005. Andrea Wolfsteiner Herstellungsarten 36 14. Einsetzen des Stimmkorks 15. Stimmen – beginnend mit g’ und g’’ 16. Weitere Töne werden durch Veränderung der Grifflöcher (aufbohren oder schleifen) ausgestimmt. 17. Innen ausschleifen, wodurch der Klang verbessert und die Qualität der tiefen Töne gesteigert wird Dietmar Derschmidt bevorzugt für den Bau der Schwegelpfeifen Zwetschkenholz, da es als härtestes Holz der Obsthölzer Feuchtigkeit gut verträgt. Weiters gilt auch: je härter das Holz, desto glatter kann man es (vor allem innen) schleifen, was eine bessere Ansprache beim Spiel mit sich bringt. Deshalb verwendet er auch lediglich das Kernholz. Die Grifflöcher bohrt er, wenn möglich, auf den sogenannten Markstrahlen (siehe Abb.22), da man so der Rissbildung vorbeugt. Beim Ölen verwendet er „Leinölfirnis rein“ (schon erhitzt). Dieses Öl wird hart, wenn es eingetrocknet ist und ist danach nicht mehr hitzeempfindlich. Abb.22: Markstrahlen, Holzart: Kiefer Dietmar Derschmidt baut seine Schwegelpfeifen sehr traditionell mit eher kleinerem Mundloch und ohne Doppellochbohrung, aber mit versetzten Grifflöchern (für eine angenehmere Haltung). Seine Schwegelpfeifen gibt es mit barocker Verzierung, oder auch ganz ohne Verzierung (=Renaissancepfeifen) zu erwerben. Er baut Schwegelpfeifen in den Stimmungen D’, F’, Fis’, G’, As’, A’, B’, H’, C’’, und D’’. Auf besonderen Wunsch baut er aber auch welche in anderen Stimmungen.81 81 Mündliche Mitteilung Dietmar Derschmidts an die Verfasserin vom 2.04.2005. Andrea Wolfsteiner Weitere Instrumentenbauer 37 7 Weitere Instrumentenbauer 7.1 Gerd Pöllitsch (Garching, Bayern) Als Gerd Pöllitsch 1972 zum ersten Mal eine Schwegelpfeife baute, tat er das nur aus dem Grund, eine Schwegel zu haben, die für seinen Ansatz geeignet war. Als Physiker war es für ihn nicht schwer, sich die notwendigen Daten für die richtige Länge der Schwegel bzw. die dazugehörigen Grifflöcher auszurechnen. Beim Drechseln kam ihm ein Nachbar zu Hilfe. Heute baut der in Garching (Bayern) wohnhafte Schwegel-Hersteller nicht nur Schwegeln mit heimischen Hölzern (siehe Kapitel 3.2) sondern auch mit exotischen Hölzern wie Grenadil, Pallisander oder verschiedenen Rosenhölzern. Das Holz sei ausschlaggebend für den Klang des Instruments, meint Gerd Pöllitsch, der bereits bis zu hundert verschiedene exotische Hölzer für den Bau der Schwegelpfeife ausprobiert hat. Das Holz kauft er bei einer naheliegenden Holzimportfirma, die auch exotische Hölzer zum Verkauf anbietet. Grenadil ist ein sehr hartes Ebenholz, welches sich für die Schwegelpfeifen laut Pöllitsch sehr gut eignet. Die Schwegelpfeifen verziert er am oberen und unteren Ende, wie er es nennt, mit „Berchtesgadener Knödel“ (Knöpfe auf beiden Enden), die der Verzierung der traditionellen Schützenschwegeln entsprechen. Gerd Pöllitsch baut auch ganz glatte Schwegelpfeifen, also ohne Verzierung, und auch welche, die oben und unten „Metallzwingen“ (Metallhülsen) haben, welche auch traditionelle Militärschwegeln besitzen. Als Mitglied der Gruppe „Garchinger Pfeifer“, die für Musik mit historischen Instrumenten bekannt ist, baut er auch historische Schwegelpfeifen (siehe Kapitel 2.1), die, wie er meint, zwar nicht immer leichter zu spielen seien, aber äußerst ausgeglichen in den verschiedenen Registern klingen. Für den Bau von historischen Schwegelpfeifen benützt er auch die Holzart Mehlbeere, welche als hoher Strauch oder Baum in Wälder und Gebüschen wächst und früher oft für den Instrumentenbau verwendet wurde. Heutzutage ist diese Holzart kaum mehr zu finden. Gerd Pöllitsch baut vorwiegend Schwegelpfeifen in den Stimmungen D’, Es’, Fis’, G’, A’, H’, C’’, D’’, auf besonderen Wunsch, aber auch Schwegeln in anderen Tonhöhen. 82 82 Mündliche Mitteilung Gerd Pöllitschs an die Verfasserin vom 26.04.2005. Andrea Wolfsteiner Weitere Instrumentenbauer 7.2 38 Leo Schiendorfer (Bad Ischl, Oberösterreich) Leo Schiendorfer (*1965) begann mit 7 Jahren, die Schwegelpfeife zu lernen. Im Jahr 1998 baute er seine erste Schwegelpfeife bei einem Schwegelbaukurs mit Dietmar Derschmidt (siehe oben) in Inzersdorf (OÖ), dessen Bauweise er bis heute weiterführt.83 Die Schwegelpfeifen von Leo Schiendorfer unterscheiden sich von denen Dietmar Derschmidts lediglich im äußeren Erscheinungsbild, welches er nach dem Vorbild von Alois Ganslmayr (1860-1934), dessen Schwegeln als die typischen „Ischler Schwegeln“ bezeichnet werden, baut.84 Auch Leo Schiendorfer hat in Bezug auf das richtige Holz schon sehr viel ausprobiert. Er baut Schwegeln mit sämtlichen Harthölzern der Obstbäume, also Marille, Apfel, Zwetschke und Birne, aber auch mit anderen Hölzern wie Eibe, Holler oder Hasselnuss. Als Besonderheit fertigt er Schwegeln aus Elsbeere (Kalk liebendes Rosengewächs, das im Gebüsch oder in lichten, warmen Wäldern wächst) an.85 Leo Schiendorfer baut je nach Nachfrage des Käufers sämtliche Schwegeln in den verschiedensten Stimmungen (also von D’ chromatisch bis Es’’), da er für jede Stimmung die 86 richtige Schablone hat um Grifflöcher und Länge der Schwegel festzustellen. 7.3 Günter Rainer (Bad Goisern, Oberösterreich) Günter Rainer (*1962) ist Drechslermeister und unterrichtet an der Holzfachschule in Hallstatt, wo er auch selbst seine Ausbildung zum Meister absolvierte. Dort gab es zu seiner Schulzeit einen Schulzweig für Instrumentenbau, wo er vor ca. 10 Jahren seine erste Schwegelpfeife drechselte. Heute werden in der Schule vorwiegend Streich-, Zupf- und Saiteninstrumente gebaut. Günter Rainer ist einer der wenigen Schwegel-Hersteller, der das Drechseln beruflich gelernt hat und es sich nicht, wie die meisten Schwegel-Hersteller, autodidaktisch angeeignet hat. Seine Schwegeln baut er, wie auch seine Kollegen, mit heimischen Hölzern (siehe Kapitel 3.2). Die Außenform kann bei seinen Schwegeln glatt sein, oder eine Profilierung (=Verzierung) haben. Günter Rainer drechselt Schwegelpfeifen hauptsächlich in den Stimmungen H’, A’, D’’ und Es, aber bei Anfrage auch in sämtlichen anderen Stimmungen. In den Jahren 1998 und 2000 war der bekannte Schwegel-Hersteller Referent bei einem Internationalen Drechslersymposium, welches 1998 in Hallstatt und zwei Jahre später in 83 Mündliche Mitteilung Leo Schiendorfers an die Verfasserin vom 21.04.2005. Mündliche Mitteilung Leo Schiendorfers an die Verfasserin vom 21.04.2005. 85 www.schreiner-seiten.de/holz/elsbeere.htm, Stand vom 13.05.2005. 84 Andrea Wolfsteiner Weitere Instrumentenbauer 39 Olbernhau (Deutschland) abgehalten wurde. Heuer (2005) wird das Drechslersymposium wieder in Hallstatt abgehalten, und Günter Rainer ist wieder eingeladen, über das Pfeifendrechseln zu erzählen.87 86 87 Mündliche Mitteilung Leo Schiendorfers an die Verfasserin vom 21.04.2005. Mündliche Mitteilung Günter Rainers an die Verfasserin vom 26.04.2005. Andrea Wolfsteiner Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten 40 8 Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten Der Ton der Schwegelpfeife ist durchdringend und daher für die Melodieführung sehr gut geeignet. Charakteristische Spieltechniken für das Instrument sind Triller, Vorschläge und Dreiklangsmotive. Bei der Artikulation beschränkt man sich auf staccato und legato. Bsp.7: Jodler aus dem Salzkammergut mit Dreiklangsmotiven Bsp.8: Pfeiferltanz mit Triller (1. Stimme oben, 2. Stimme unten) Andrea Wolfsteiner Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten 41 Bsp.9: Walzer mit Verzierungen Beim Vortrag von Schwegelmärschen und traditioneller Volksmusik sind einige „Regeln“ zu beachten. So werden Märsche meistens in der Besetzung von zwei Pfeifen und einer Trommel gespielt, es wird sehr kurz artikuliert und gemeinsam geatmet. Bei langsamen Stücken wie Steirer, Ländler und Jodler atmen die Musiker zeitversetzt an unterschiedlichen Stellen, um ein ständig fließendes Klangbild zu erhalten. Die Artikulation bei diesen Stücken beschränkt sich auf ein Legatospiel, als Begleitinstrument wird oft die Gitarre oder Steirische Harmonika eingesetzt. 8.1 Tonerzeugung und Tonräume Bei der Schwegelpfeife entsteht der Ton nach demselben Prinzip wie bei der Querflöte oder beim Piccolo, indem man in ein seitliches Mundloch bläst. Dabei wird der Luftstrom auf eine scharfe Kante gelenkt und von dieser zerschnitten (Schneidekante). Dadurch bilden sich Wirbel. Entsprechend der Wirbelfrequenz entsteht ein sogenannter Schneideton nach Art der Spalt- oder Hiebtöne, wie sie bei Peitschenhieben oder an Stromdrähten im Wind zu hören sind. Bei Schwegelpfeifen wird ein Teil des Luftstromes nach außen, ein Teil in das Instrument gelenkt. Die in das Instrument einströmende Luft wird in Schwingung versetzt und durch die Röhre, die als Resonator wirkt, verstärkt.88 Die Tonhöhe wird bestimmt durch die Länge der schwingenden Luftsäule, welche durch das Öffnen der Grifflöcher verkürzt wird, d.h. je kürzer die Luftsäule, desto höher der Ton. Sind alle Löcher geschlossen erklingt der Grundton (tiefster Ton).89 Durch Veränderung der Lippenstellung kann man Obertöne auch einzeln ansprechen lassen, indem man Töne „überbläst“. Beim einmaligen Überblasen kommt statt des Grundtones dessen Oktave. Durch nochmaliges Überblasen (doppeltes Überblasen) und richtige Griffweise kann der Tonumfang noch erweitert werden (insgesamter Tonumfang: notiert d’-h’’’). 88 Michels, Ulrich, dtv-Atlas, Musik (Band 1) Systematischer Teil Musikgeschichte von den Anfängen bis zur Renaissance, Kassel-Basel-Tours-London 2000, 53, fortan zitiert als: Michels 2000. 89 Michels 2000, 53. Andrea Wolfsteiner Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten 42 Die Qualität des Tones hängt in erster Linie vom Ansatz des Spielers ab. Wenn zu viel Luft seitlich des Mundloches vorbeistreicht, entsteht ein „Rauschen“, das unter den Spielern als „wilde Luft“ bekannt ist. Durch stärkeres Anblasen, das Drehen der Pfeife und Senken des Pfeifenendes, kann man die Intonation geringfügig verändern. Der Klang des Instruments kommt im Freien am besten zur Geltung, da es einen sehr weittragenden Ton besitzt. Auf zahlreichen Abbildungen werden die Schwegelspieler im Freien abgebildet. Abb.23: Titelblatt zu M. Rietzls Handschrift „Alpenrosen“ (1833) Andrea Wolfsteiner Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten 8.2 43 Griffweise Die Schwegelpfeife wird gewöhnlich vom Munde aus nach rechts gehalten, und man greift die ersten drei Grifflöcher mit dem Zeige-, Mittel- und Ringfinger der linken Hand und die entfernten drei Grifflöcher mit dem Zeige-, Mittel- und Ringfinger der rechten Hand. Der rechte Daumen und kleine Finger dienen dazu, das Instrument zu stützen. Vereinzelt gibt es auch Schwegelpfeifer, die das Instrument nach links halten.90 Abb. 24: Chromatische Grifftabelle Die Schwegelpfeife ist ein transponierendes Instrument. Grundton und Naturtonreihe sind durch die Rohrlänge festgelegt.91 So gibt es Schwegelpfeifen von D’ chromatisch aufwärts bis D’’’. Wird der Grundton gespielt (d.h. alle Grifflöcher werden geschlossen), so erklingt der des jeweiligen Instruments. Man notiert die Naturtonreihe bei der Schwegelpfeife stets in D-Dur, verwendet also eine Art „Griffschrift“, die auf die reale Tonhöhe des Instruments keine Rücksicht nimmt. Das Instrument, nicht der Bläser, transponiert das D-Dur in die ihm eigene Tonart (siehe Abb. 25).92 Je weiter man sich von der Naturtonreihe D-Dur entfernt, desto komplizierter wird die Griffweise, und nicht selten muss man sich mit Gabelgriffen (Ring- und Zeigefinger decken, Mittelfinger bleibt offen), Halblochdeckungen (Griffloch wird nur zur Hälfte abgedeckt) und Ein- bzw. Ausdrehen des Mundloches behelfen. Die meisten Stücke sind daher in D-, G- und A-Dur notiert, um ein problemloses Spiel zu ermöglichen.93 90 Klier 1956, 32. Michels 2000, 47. 92 Michels 2000, 47. 93 Schmidl 1969, 86. 91 Andrea Wolfsteiner Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten 44 Abb.25: Transpositionstabelle 8.3 Verschiedene Besetzungen Der Ton der Schwegelpfeife ist sehr durchdringend und daher für die Melodieführung bei einer Tanzmusik in kleiner Besetzung, zum Beispiel Schwegel, Zither, Hackbrett, Geige, Gitarre und Bassgeige, bestens geeignet. Beim Tanz im Wirtshaus und bei musikalisch gesellschaftlichen Anlässen werden, als Abwechslung zur Tanzmusik, Jodler und Lieder gespielt. Ein Zusammenspiel der Schwegelpfeife mit Instrumenten in temperierter Stimmung ist nicht immer einfach. Wenn man zum Beispiel eine Schwegelpfeife hat, die auf 440 Hz gestimmt ist, so kann man mit Instrumenten wie Steirische Harmonika, Hackbrett, Zither, Gitarre oder sogar Cembalo, die ebenfalls so gestimmt sind, gemeinsam musizieren. Beim Zusammenspiel von mehreren Schwegelpfeifen werden gleichgestimmte Pfeifen verwendet. Meistens wird zwei- oder dreistimmig gespielt, entsprechend dem engen Satz gleicher Vokalstimmen. In zahlreichen Liedtexten und Vierzeilern wird die Schwegelpfeife als typisches Hirteninstrument dargestellt. Vor allem in Tirol wurde die Schwe Andrea Wolfsteiner Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten 45 gelpfeife gemeinsam mit Geige, Harfe, Laute und Dudelsack in Zusammenhang mit weihnachtlichen Hirtenliedern ausdrücklich erwähnt.94 „I will d’Pfeifn a mitnehma, in Dudelsack nimmst du mit dir. Bal das Kind anhebt zun Flehna, pfeifn mar eahm a Tanzerl für. Aft wird’s glei auf uns her lacha und hert mitn Woana auf.“ „Und du Bruada Steffl, nimm an Dudlsack mit dir, der Urberl nimmt d’Pfeiffn und i nimm die Geign mit mir.“ 8.3.1 Diverse Gruppen aus Österreich und Bayern Seit über 30 Jahren beschäftigen sich die Garchinger Pfeifer, oft auch Garchinger Pfeiffer geschrieben, mit altbayrischer Musik. Neben bekannten Instrumenten wie Geige, Gitarre und Zither beherrschen die Garchinger Pfeifer auch weniger bekannte Instrumente wie Schwegelpfeife, Fozhobel, Dudelsack und Drehleier. Zu hören bekommt man die Gruppe in Biergärten, auf Hochzeiten, in Buschenschänken und Gasthäusern.95 Eine weitere Gruppe sind die Gneiser Pfeifer des Alpenvereins Singkreises in Salzburg. Einmal pro Woche treffen sich drei Mitglieder des Alpenvereins Singkreises und drei Mitglieder des Vereins der Salzburger Tanzer, um privat miteinander zu musizieren. Zum gespielten Repertoire gehören Lieder und Jodler des Singkreises, die sie eigens für die Schwegelpfeifen in eine geeignete Tonart transponieren, sowie Spielliteratur von Christian Amon (Schwegelpfeifer aus Bad Aussee) und Simone Prein (Schwegelpfeiferin aus Leoben). Die Gruppe spielt hauptsächlich bei privaten Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern oder Geburtstagsfeiern. Im Sommer trifft sich die Gruppe auch gerne auf einer Alm, um dort die einstudierten Jodler und Lieder im Freien zu spielen.96 Die Oatna Seitlpfeifer spielen regelmäßig beim Schützenmahl der Schützenvereine Au und St. Agatha (Salzkammergut), sind aber nicht als Mitglieder in den Vereinen registriert. Die Musikgruppe, drei Schwegelpfeifer und ein Trommler, gibt es seit ungefähr sechs Jahren und wird von Günter Rainer (siehe Kapitel 7.3) geleitet. Auftritte gab es bisher bei diversen Volksmusikabenden, bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Schlosshotel Orth“ und beim Drechslersymposium in Hallstatt.97 94 Benedikt 1982, 14. http://www.garchinger-pfeifer.de, Stand vom 3.03.2005. 96 Mündliche Mitteilung Klaus Fally’s an die Verfasserin vom 21.04.2005. 97 Mündliche Mitteilung Günter Rainers an die Verfasserin vom 26.04.2005. 95 Andrea Wolfsteiner Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten 46 Eine Gruppe aus der Steiermark, welche 1995 gegründet wurde, sind die StadtLand- Pfeifer unter der Leitung von Simone Prein. Die Musiker dieser Gruppe kommen aus allen Teilen der Steiermark (deshalb auch der Name „StadtLand-Pfeifer“). Die Gruppe zählt zwischen 30 und 40 Mitglieder mit den Instrumenten Okarina, Maultrommel und (vorwiegend) Schwegelpfeife. Die Proben finden regelmäßig statt, die Mitglieder treffen sich aber gruppenweise je nach Herkunft in Graz 14-tägig, in Döb einmal pro Monat und in Leoben wöchentlich. Bei Ausrückungen wie Konzerte, Messen, Aufspielen im Freilichtmuseum... kommen alle Mitglieder zusammen, spielen aber wieder in den einzelnen Gruppen auf. Die StadtLand-Pfeifer möchten dazu beitragen, dass die Schwegelpfeife in der Steiermark gespielt wird und versuchen, durch ihr Musizieren Menschen anzuregen, dieses Instrument zu erlernen. Ihr Spielgut umfasst nicht nur alte Pfeifer- und Schützenmärsche, sondern auch Jodler und Tanzlmusi. 98 Die Loibner Pfeifenmusi ist ebenfalls in der Steiermark beheimatet und wird, wie auch die StadLand-Pfeifer, von Simone Prein geleitet. Der Name der Gruppe leitet sich vom alten Begriff „Loiben“ ab, der das Gebiet von Leoben bis Vordernberg bezeichnet. Die Loibner Pfeifenmusi besteht aus acht Mitgliedern, welche unterschiedliche Instrumente wie Schwegelpfeife, Konzert-Okarina, Maultrommel, Mundharmonika, Alpenländischer Fozhobel (symmetrische Panflöte aus Schilfrohr), Steirische Harmonika, Gitarre, Kontrabass, Geige, Zither und Raffele, Hackbrett, Klarinette, Basstrompete, Bariton und Landsknechttrommel spielen. In verschieden großen Besetzungen (3 bis 5 Musikanten) spielen sie bei Konzerten, Tanzveranstaltungen, Familienfesten aller Art, Gottesdienste, Firmen- und Weihnachtsfeiern und überall dort, wo man diese Musik gerne hört.99 Eine sehr junge Gruppe (Durchschnittsalter 22 Jahre) sind die Seebacher Schwegelpfeifer aus Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich. Sie besteht aus drei Mitgliedern, welche alle samt aus dem Ortsteil Seebach kommen. Die Gruppe spielt in den Besetzungen: drei Schwegelpfeifen, zwei Schwegelpfeifen und Steirische Harmonika sowie zwei Schwegelpfeifen und Trommel. Bisher beschränkten sich ihre Ausrückungen auf private Festlichkeiten wie Geburtstage oder Hochzeitsfeiern. Die Pernecker Seitlpfeifer gibt es wiederum seit fast 34 Jahren, jedoch nicht immer in derselben Besetzung. Sie sind in Bad Ischl (Salzkammergut) beheimatet und bestehen aus drei Mitgliedern. In der Besetzung drei Schwegelpfeifen oder zwei Schwegelpfeifen und 98 99 Mündliche Mitteilung Simone Preins an die Verfasserin vom 12.05.2005. Mündliche Mitteilung Simone Preins an die Verfasserin vom 12.05.2005. Andrea Wolfsteiner Spieltechnik und musikalische Möglichkeiten 47 eine Schützentrommel bekommt man die Gruppe bei Schützenfesten, Musikantentreffen, Trachtenumzügen usw. zu hören.100 100 Mündliche Mitteilung Leo Schiendorfers an die Verfasserin vom 29.05.2005. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 48 9 Spielrepertoire Heute gibt es zahlreiche Spielhefte aus den verschiedensten Regionen wie: Salzkammergut, Steiermark, Tirol, Südtirol. Früher wurden die Stücke lediglich mündlich überliefert, wodurch viele Stücke in Vergessenheit geraten sind. Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Volksmusiker, die Stücke aufzuschreiben. Eine bekannte Sammlung solcher Aufzeichnungen ist die „Dr.-Alfred- Quellmalz- Sammlung“. Am 23. Juni 1939 vereinbarten Hitler und Mussolini die Umsiedlung der Südtiroler.101 In einem Optionsabkommen wurde festgelegt, dass die deutsch- und ladinsprachige Bevölkerung wählen kann, ob sie die italienische Staatsbürgerschaft beibehalten oder die deutsche Reichsangehörigkeit annimmt und abwandern will. Im Anschluss an die Abstimmung, bei der sich rund 85% der Stimmberechtigten für die Emigration entschieden, wurden in Südtirol deutsche Umsiedlungsstellen gegründet.102 Eine davon, die Südtiroler Kulturkommission, wurde zur Dienststelle des SS-Ahnenerbes, welches im Dritten Reich nicht irgendeine beliebige Forschungsgemeinschaft darstellte, sondern gleichzeitig gelehrte Gesellschaft und politische Kaderorganisation der Schutzstaffel Heinrich Himmlers (Chef der deutschen Polizei und Führer des SS-Rasse- und Siedlungshauptamtes) war.103 Insgesamt oblagen der Südtiroler Kulturkommission fünfzehn Arbeitsgruppen, zu denen auch die von Alfred Quellmalz geleitete „Gruppe Volksmusik“ zählte. Sie hatten zum Ziel, die Gesamtheit der Kulturgüter des Südtiroler Volkes zu erfassen, um sie den Emigranten in ihrer neuen Heimat wieder zuführen zu können.104 Wie schon erwähnt, leitete der deutsche Musikwissenschaftler Dr. Alfred Quellmalz (1899-1979) die Arbeitsgruppe Volksmusik. Mit seinen Mitarbeitern (Fritz Bose, Karl Horak, Walter Senn, Richard Wolfram und Assistentin Gertraud Simon) war er bestrebt, eine Bestandsaufnahme des überlieferten musikalischen Volksgutes in Südtirol zu machen.105 Im Juni 1940 traf Alfred Quellmalz in Bozen ein, um die notwendigen Vorbereitungen für die Feldforschung zu treffen, die sich von der Zusammensetzung der „Gruppe Volksmusik“ über rein Organisatorisches bis hin zum Entwurf eines Fragebogens zur Ermittlung erster Gewährsleute für die Tonaufnahmen erstreckten.106 Im Zeitraum Juli 1940 bis Ende Mai 1942 war Alfred Quellmalz mit seiner Assistentin Gertraud Simon bei unzähligen Ge 101 Nußbaumer, Thomas, Alfred Quellmalz und seine Südtiroler Feldforschung (1940-42), Eine Studie zur musikalischen Volkskunde unter dem Nationalsozialismus, Innsbruck-Wien-München 2001, 84, fortan zitiert als: Nußbaumer 2001. 102 Nußbaumer 2001, 14. 103 Nußbaumer 2001, 78. 104 Nußbaumer 2001, 88. 105 Nußbaumer 2001, 13. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 49 währspersonen, die ihm ihr Volksmusikgut überlieferten. Es gelang ihm, 2000 Lieder und über 600 Instrumentalstücke festzuhalten. Auch einige Stücke, die in erster Linie von Schwegelpfeifern vorgetragen wurden, wie Quellmalz auf einem Tonband ausdrücklich festgehalten hat, sind in seiner Sammlung erhalten geblieben. 107 Die „Dr.- Alfred- Quellmalz- Sammlung“, deren Originale heute am Hoerburger-Archiv der Universität Regensburg liegen (Kopien befinden sich im Tiroler Volksliedarchiv in Innsbruck und am Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache in Bozen), wurde erst später und in Etappen publiziert.108 Zwischen 1968 und 1976 gab Quellmalz selbst die dreibändige Liedersammlung „Südtiroler Volkslieder“ mit rund 1400 Einzelfassungen heraus. Sie gilt heute als ein Standardwerk der Tiroler Volksliedforschung.109 1999 veröffentlichte das Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache in Bozen das erste Musizierheft der volksmusikpflegerisch intendierten Reihe „Dr.-AlfredQuellmalz-Sammlung“.110 Seither sind in dieser Reihe ein Geigenheft, ein Harmonikaheft, ein Saitenmusikheft, ein Tanzlmusikheft, ein Raffeleheft, ein Klarinettenheft, ein Zitherheft, und zuletzt ein Schwegelheft (2003) erschienen.111 Abb.26: Schwegelheft aus der Dr. Alfred-Quellmalz-Sammlung Eine weitere bedeutende Volkmusiksammlung ist die „Sonnleithner-Sammlung“ der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. 1819 gab der erste Sekretär der „Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates“ in Wien, Joseph von Sonnleithner, die Anregung zu einer Sammlung, die in der Folge großzügige Unterstützung durch leitende 106 Nußbaumer 2001, 102. Meingaßner, Franz, Südtiroler Stückl für zwei Schwegel, o.O.o.J., 12. 108 Nußbaumer 2001, 13. 109 Nußbaumer 2001, 13. 110 Nußbaumer 2001, 13. 111 Schwegelheft, Dr.-Alfred-Quellmalz-Sammlung, Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache (Hg.), Bozen 2003. 107 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 50 politische Persönlichkeiten erfahren hat.112 Joseph von Sonnleithner (1776-1835) war einer der Mitbegründer der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und einer der ersten Volksliedsammler in Österreich.113 Die Zielrichtung der Sammelaktion wurde an alle Kreisämter der Provinzen Tirol, Illyrien, Kärnten und Krain, Dalmatien, Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien zugesandt.114 Walter Deutsch beschreibt diese wie folgt: 1. 2. 3. 4. 5. Profane Volksgesänge, bloß für die Singstimme gesetzt. Die dazugehörigen Texte so vollständig als möglich, vorzüglich die älteren, mit der Bemerkung, in welcher Gegend sie meist gesungen werden. Die Melodien der Nationaltänze, vorzüglich solcher, die bey besonderen Festlichkeiten, Hochzeiten, Leichenfeyern aufgeführt werden. Die Kirchenlieder, welche sich seit vielen Jahren erhalten haben. Die namentliche Kenntniß der vorzüglichen Beförderer der Musik, um mit ihnen in unmittelbarer 115 Korrespondenz tretten zu können. Erst 1929 wird die „Sonnleithner-Sammlung“ vom Volksmusikforscher Raimund Zoder (1882-1963) in der Zeitschrift „Das deutsche Volkslied“ zum Teil veröffentlicht.116 Eine erste genaue Übersicht über diese Sammlung liegt seit 1969 vor.117 Aus Bozen (Gemeinde Ritten) wurden Tänze einer Hochzeitsmusik für die Besetzung von zwei Geigen, eine Bassgeige und eine Schwegel in Partiturform nach Wien geschickt (siehe Bsp.10).118 9.1 Volksmusik-Gattungen 9.1.1 Märsche Wie oben erwähnt, wurden Märsche zu Beginn ihrer Entstehung unter anderem auf dem Schlachtfeld gespielt, wo sie, bevor es komponierte Märsche gab, durch verschiedene Horn- und Trompetensignale ihren Anfang fanden und dazu dienten, die Krieger des Heeres anzufeuern und ihre Leistung und Ausdauer zu steigern.119 112 Deutsch, Walter, Materialien aus Oberösterreich in der Sonnleithner-Sammlung des Jahres 1819, in: Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich, Deutsch, Walter, u.a. (Hg.), Wien 1982, 56, fortan zitiert als: Deutsch 1982. 113 http://www.aeiou.at, Stand vom 21.04.2005. 114 Deutsch 1982, 56. 115 Deutsch 1982, 56. 116 Deutsch 1982, 55. 117 Schmidt, Leopold, Zur Bedeutung der österreichischen Volksliedsammlung von 1819, in: Die Volksmusiksammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Sonnleithner-Sammlung), 1. Teil (=Schriften zur Volksmusik, Band 2), Deutsch, Walter, Hofer, Gerlinde (Hg.), Wien 1969, 12. 118 Sonnleithner Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. 119 Borris, Siegfried, Kleine Formenlehre, Reihe I, Der Marsch, München 1967,4, fortan zitiert als: Borris 1967. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 51 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire Bsp.10: Handschrift der Hochzeitsmusik aus der Gemeinde Ritten (Südtirol) 52 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 53 Bei der Entwicklung der Marschmusik kamen drei Elemente aus verschiedenen Bereichen zusammen: 1. je größer die Menschenmenge, desto rhythmischer musste die musikalische Entsprechung zum Marschieren markiert werden. 2. Signalformeln in Märschen waren Symbol für den Befehlston und einen militanten Gestus. 3. Die Militärmusik muss im Freien und auf dem Felde Durchschlagskraft besitzen, welche nur durch lautstarke und klangscharfe Blasinstrumente in Verbindung mit Schlaginstrumenten zu erreichen ist.120 In der frühen Entwicklungsphase des Marsches war der Anteil der Landsknechtslieder bedeutend. Textliche Hinweise auf Pfeifen und Trummen (=Trommeln) zeigen, dass Erinnerungen an alte Fanfarenklänge der Heerpfeifer und Heertrommler bei der musikalischen Konsolidierung des instrumentalen Marsches eine große Rolle gespielt haben.121 Bsp.11: Landsknechtslied Die ältesten Märsche, die uns überliefert sind, sind vom 16. und 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde die Musik der Soldaten und Landsknechte noch ebenso oft gesungen, wie von Instrumenten gespielt. Ein Beispiel dafür ist der „Schwegelmarsch aus Stertzing“, ein dreiteiliges Stück, wo der Anfang als Schluss wiederkehrt, und die Melodie größtenteils aus Tönen des Grunddreiklangs besteht. Die beiden Stimmen des Schwegelmarsches werden fast durchgehend in Terzen parallel geführt, was auch der einfachsten Form des 120 121 Borris 1967, 4. Borris 1967, 4. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 54 Liedsingens entspricht und ein Zeichen dafür ist, dass der Marsch damals nicht mehr als eine schlichte Gebrauchsmusik war.122 Bsp.12: Schwegelmarsch aus Stertzing Die meisten Märsche, die uns erhalten sind, wurden nach einem Anlass (z.B.: Hochzeitsmarsch) oder Musiker benannt, wie etwa der „Kößler–Marsch“, der den Namen des Hallstätter Musikers Franz Kößler trägt, welcher dieses Stück überliefert hat, oder der „Speckbacher“, ein Schützenmarsch von 1809, der auf Josef Speckbacher (damaliger Anführer der Schützen von Hall und Umgebung) zurückzuführen ist. 123 Bsp.13: Kößler-Marsch 122 Borris 1967, 12. Huber, Irene, Die Schwegel. Instrument, Spieler und Musik, Dipl. ML MeistersingerKonservatorium von Nürnberg 1995 [Hochschule für Musik Nürnberg], 68, fortan zitiert als: Huber 1995. 123 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 55 Es gibt auch zahlreiche Schützenmärsche, Militärmärsche, Hochzeitsmärsche, Jägermärsche, Bauernmärsche oder Märsche, die nach einem Ort benannt sind. Gespielt werden diese eher mit höheren Pfeifen (zum Beispiel D’’-Schwegelpfeifen), um die strenge Rhythmik und die kurze Artikulation zu unterstreichen. 9.1.2 Jodler Das Wort „Jodeln“ stammt von dem ursprünglichen Ruf „io“ (griechisch ιω) ab und bedeutet „Stimmgebung ohne Text“.124 Im deutschen Sprachraum ist das Wort erst seit Goethe belegt, der in einem Brief schreibt, dass er das beliebte Jodeln nur im Freien oder in großen Räumen erträglich findet.125 In der Schweiz haben die Wörter jodeli, zole, zaura und rugguse die gleiche Bedeutung wie Jodeln. In Österreich gibt es je nach Bundesland ebenfalls die verschiedensten Ausdrücke für das Jodeln: jugitzen, Almer (Oberösterreich), Dudler (Niederösterreich), Ludler (Salzkammergut) und Wullazer oder Hullazer (Steiermark). Für den Ursprung des Jodlers gibt es lediglich verschiedene Entstehungshypothesen, da eine umfassende methodische Untersuchung des Jodlers in der Fachliteratur noch fehlt.126 Die Instrumentalhypothese nimmt an, dass das Jodeln auf vokale Nachahmung von Überblasinstrumenten (Alphorn, Schalmei, Panflöte) zurückzuführen ist.127 Eine weitere Hypothese ist: Jodeln sei aus der Notwendigkeit entstanden, sich über größere Entfernungen zu verständigen.128 Diese sagt aus, dass Nachrichten, Warnrufe oder Signale gejodelt wurden, um mit der größtmöglichen Eindringlichkeit Strecken zu überwinden und sich bemerkbar zu machen. Physikalisch gesehen liegt die günstigste Übertragungsfrequenz für eine Entfernung von 1 km bei 2000 Hz (zwischen h’’’ und c’’), für 5 km bis 1240 Hz (zwischen d’’’ und e’’’), für 50 km bei 638 Hz (zwischen e’’ und f’’) und für 100 km bei 580 Hz (zwischen c’’ und d’’). Der Bereich um 638 Hz, zwischen e’’ und f’’, kann von der Frauenstimme unter der Verwendung des Kopfregisters erreicht werden. Dabei scheidet zwar die Grundtonhöhe der Stimme als tragendes Schallelement aus, wohl aber können die Teiltöne in Frage kommen, da die günstige Übertragungsfrequenz mit Abnahme der Entfernung nach oben steigt. 124 Luchner-Löscher, Claudia, Der Jodler. Wesen, Entstehung, Verbreitung und Gestalt, MünchenSalzburg 1982, 35, fortan zitiert als: Luchner-Löscher 1982. 125 Luchner-Löscher 1982, 10. 126 Luchner-Löscher 1982, 35. 127 Luchner-Löscher 1982, 35-40. 128 Luchner-Löscher 1982, 40-41. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 56 Die nächste Hypothese meint, Jodeln sei aus dem Bedürfnis entstanden, sich musikalisch zu äußern. Bei dieser Annahme sind wohl eher die Vorformen des Jodlers, nämlich die von Emotionen getragenen Juchezer gemeint. Abschließend folgt die Annahme, Jodeln sei durch Echowirkung entstanden. Diese Hypothese gilt vor allem für den zweistimmigen Kanon in der alpenländischen Volksmusik, welcher ebenfalls vom bedeutenden Volksmusikforscher Josef Pommer untersucht und aufgezeichnet wurde.129 In Österreich wird die Steiermark als Hauptverdichtungsgebiet des Jodlers angeführt, aber auch in Tirol ist das Jodeln weit verbreitet. Kärnten ist das an Jodlern ärmste Land.130 Die Namen der Jodler sind auf den ersten Blick Gegenstand der Betrachtung, was man anhand der Benennungen des Jodlers feststellen kann: • Benennung nach der Heimat: „Gstatterbodner“ oder „Der Maria Zeller“, „Der Obertrauner“. Bsp.14: „Der Obertrauner“ Jodler • Benennung nach dem Sänger: „n’Hoadbauern seiner“, „Der Michlin ihrer“ oder „An Sigl Sepn seiner“. • Benennung nach der jeweiligen (meist bäuerlichen) Tätigkeit: „Da Kiamöcher“, „Der Vorauer Holzknechtjodler“ oder „S’Rauchfangkehrer’n“. Bsp.15: „Da Kiamöcher“ Jodler 129 130 Luchner-Löscher 1982, 40-41. Luchner-Löscher 1982, 42. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire • Benennung 57 nach Feiertagen: „Der Armenseelen Wulatza“, „Der Andachtsjodler“ oder „Der Allerseelenjodler“. • Benennung nach Gemütsstimmungen: „Ja wal i di möchte“, „Weil du so schön dudeln thuast“ oder „Der Bi (=Bier) Jodler“. • Benennung nach charakteristischem Textbeginn oder –schluß: „Thean (=tun) ma in Djajaha“, „Mag di net“, „Idi ja ha dare“ oder „Auf der Alm“. Bsp.16: „Idi ja ha dare“ Jodler • Benennung nach einem Berg: „Der Zellerer Staritzer“. • Benennung nach dem Tempo der Ausführung: „Der Gezogene“. • Benennung nach einem Instrument: „Der Wurzhorner“, „Der lang Wurzhorner“ oder „Ein Blaser“. Bsp.17: „Der Wurzhorner“ Jodler Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire • 58 Benennung nach Kirchenglocken: „Afflenzer G’läut“, „Das Brettsteiner G’läut“ oder „Purger G’läut“. • Benennung nach Almen: „Brennalm Jodler“, „Jodler zur Kapler Alm“ oder „Rar-Alm-Dudler“. • Benennung nach ihrer Stimmanzahl: „Der Dreispannige der Griaslbuam“, „Ein Einstimmiger“, „Ein Füreinand“ (zweistimmig), „Durchanand“ (zweistimmig) oder „Wechseljodler“ (zweistimmig).131 9.1.3 Tanzstücke In diesem Abschnitt folgt eine Auswahl der gängigsten Tanzstücke, die auch auf der Schwegelpfeife in verschiedenen Besetzungen (meistens zweistimmig mit Begleitung) auszuführen sind. 9.1.3.1 Ländler Ländler ist die Bezeichnung für die in Österreich, Bayern und den im ganzen süddeutschen Sprachgebiet beheimateten Paartänze im langsamen Dreivierteltakt.132 Er zählt zu den fortschreitenden Rundtänzen. Die Paare bewegen sich in mäßiger Geschwindigkeit hintereinander im Kreise, drehen sich dabei gewöhnlich um die eigene Achse und bilden bzw. lösen durch Verschlingen der Arme, Schreiten und sonstige Körperbewegungen die verschiedensten Tanzfiguren.133 Das Wort Ländler dient in der Fachterminologie als wissenschaftlicher Überbegriff für die gesamte Gattung, als deren Untergruppen unter anderem Steirer, Landler (=Dialektwort für Ländler), Salzkammergut Landler oder Linzer Polka gelten, die im folgenden Abschnitt genauer beschrieben werden:134 Steirer: wahrscheinlich in der Obersteiermark entstanden; ist in den oberösterreichischen Alpen, Salzburg, Kärnten, Burgenland und Niederösterreich beheimatet; auch „Almerisch – Wallnerisch“ oder „Wickler“ genannt; beruht auf dem Prinzip des (Liebes)Werbens; Wechselschritt; wird von einzelnen Paaren mit einfachen Formen, aber gerne in freier Gestaltung getanzt; drei Hauptteile: Wickeln, Singen und Paschen.135 131 Luchner-Löscher 1982, 46-48. Haid, Gerlinde, Ländler, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Allgemeine Enzyklopädie der Musik begründet von Friedrich Blume (Sachteil 5), Kassel-Basel-London-New York-Prag 1996, 911, fortan zitiert als: Haid 1996. 133 Horak, Karl, Der Volkstanz in Oberösterreich und im Salzkammergut, in: Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich, Deutsch, Walter (Hg.), Wien 1982, 121, fortan zitiert als: Horak 1982. 134 Horak 1982, 123-128. 135 Horak 1982, 123-124. 132 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 59 Bsp.18: Schwegelsteirer Landler: ist im nordösterreichischen Alpenvorland (Oberösterreich) beheimatet; Paschen und Singen wechselt mit Instrumentalmusik ab; Gehschritt; Einzelpaare werden zu einer Gruppe zusammengefasst, in der jedes Paar die gleiche Bewegung auszuführen hat;136 136 Horak 1982, 124. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 60 die Folge der Figuren sowie der Text des Vierzeilers werden von den Ruden im Traunviertel, den Zechen im Innviertel oder den Passen im Hausruckviertel (=Verbände zur Pflege der Geselligkeit) erdacht. 137 Bsp.19: Landler Salzkammergut Landler: im Trauntal von Gmunden bis Aussee beheimatet; beim Singen und Paschen treten die Tänzer in die Kreismitte, während die Tänzerinnen außen herumgehen.138 Bsp.20: Salzkammergut Landler Linzer Polka: ist im Mühlviertel beheimatet; 2/4 Takt; besteht aus Gehen, Klatschen mit Umschreiten oder Gegenzug der Partner, Rundtanz.139 137 Horak 1982, 124-125. Horak 1982, 127-128. 139 Horak 1982, 128. 138 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 61 Bsp.21: Linzer Polka Die Bezeichnung „Deutscher Tanz“ bzw. „Deutscher“ (teilweise acht-, teilweise sechzehntaktig) kam in der Zeit der Wiener Klassik auf und hat sich zur reinen Zuhörermusik entwickelt.140 140 Haid 1996, 912. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 62 Bsp.22: „Deutscher Tanz aus Wien“ (ca. 1865) Außerhalb des deutschsprachigen Gebietes, besonders in England, den Niederlanden und Frankreich, wird der Ländler auch mit „Alamanda“, „Allemande“ oder „Almayne“ bezeichnet.141 Musikalisch besteht der Landler aus einem Vorspiel, dem zwei wiederholte achttaktige Melodien folgen, wobei die Erste der beiden Melodien solange wiederholt wird, bis die Paare zu „walzen“ (=tanzen) beginnen.142 Der Ländler und alle seine Ableitungen werden mit zwei (manchmal auch mit drei) Schwegelpfeifen gespielt. Typisch für diese Stücke ist ein Legatospiel, d.h. die Musiker sollten, wenn möglich, zeitversetzt atmen. 9.1.3.2 Schleuniger Der Schleunige ist ein Gemeinschaftstanz im 3/4 Takt, der zumindest fünf bis sechs Paare erfordert. Sein Tempo ist sehr schnell, wie der Name schon aussagt. Er ist eine sehr alte Tanzform und war als Ständetanz der Pfannhäuser (Salz-Sudarbeiter) ausschließlich ein Männertanz.143 Bei den traditionellen Schützenfesten der Schützenvereine wird der Schleunige als erster Tanz im Gasthaus getanzt und von zwei Schwegelpfeifen begleitet. 141 Flotzinger, Rudolf, Belege zum Alter des Ländlers, in: Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich, Deutsch, Walter (Hg.), Wien 1982, 71. 142 Haid 1996, 914. 143 Horak 1982, 129. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 63 Bsp.23: Schleuniger 9.1.3.3 Schwerttanz Der Schwerttanz ist ein Reihentanz mit Ketten- und Kreisfiguren, wobei das Schwert das Bindemittel zwischen den Tänzern ist. Dieser Tanz stellte den Zunfttanz der Messerschmiede, Plattner und Schwertfeger dar.144 Um 1800 wurde der Schwerttanz bei Festen der Bergmannschaften von Bergleuten vorgeführt.145 Als ausschließlicher Männertanz wird er heute noch im Mühlviertel, im Innviertel und im Salzkammergut getanzt.146 144 Lager, Herbert, Typologischer Überblick über die Salzburger Tänze, in: Die Volksmusik im Lande Salzburg, Wien 1979, 68. 145 Tuschner 1998,18. 146 Horak 1982, 117-118. Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire Bsp.24: Schwerttanz (1.Stimme oben, 2. Stimme unten) 9.1.3.4 Paartänze Unter diesen Überbegriff fallen unter anderem folgende Tänze: • Polka • Bairisch (im Salzkammergut auch Schottisch genannt) • Siebenschritt • Bauernmadl • Neukatholisch oder Krebspolka (auch Kikeriki genannt) • Walzer • Steirischer Walzer • Lustiger oder Eiswalzer • Schwedischer (auch Schwäbischer genannt) • Neudeutsch • Mazurka • Warschauer • Trio Walzer • Linzer Polka • Schustertanz oder Schustergesell • Neubairisch • Hiatamadl • Kreuzpolka 64 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 9.2 65 Schwegelschulen Karl Magnus Klier veröffentlichte 1923 in einem Sonderdruck der Zeitschrift: „Das deutsche Volkslied“ eine kurze Anleitung zum Schwegeln mit dem Titel: „Die volkstümliche Querpfeife, Schwegel oder Seitenpfeife und ihre Spielweise“.147 In Österreich war diese Schwegelschule wahrscheinlich die erste, die veröffentlicht wurde. Der Autor war um die Pflege der österreichischen Volksmusik sehr bemüht, und versuchte die vom verschwinden bedrohte Pfeife gemeinsam mit Alois Ganslmayr (siehe Kapitel 12.1.2) neu zu beleben und zu erhalten.148 Nach einer kurzen Einleitung (Geschichte, Beschreibung und Herstellung des Instruments) geht er genau auf die Spielart ein: „Der Ton entsteht dadurch, dass der Luftstrom die scharfe Kante des Mundloches schneidet. Die höhere Oktave kommt nicht durch stärkeres Anblasen zustande, sondern durch veränderte Lippenstellung...der Luftstrom geht mehr in die Pfeife...“149 Weiters gibt er eine kleine Auswahl an Stücken: einen Steirer, Landler, Ludler, Walzer und Märsche. Karl Magnus Klier gibt seiner Anleitung zum Schwegeln auch eine Grifftabelle bei und bespricht zuletzt noch die Spielart, Tonräume und verschiedenen Besetzungsmöglichkeiten. In 15 Seiten fasste er alles zusammen, was seiner Meinung wichtig zum Erlernen der Schwegelpfeife war. 1931 erschien die „Neue Anleitung zum Schwegeln (Seitenpfeifen)“ von Karl Magnus Klier, welche inzwischen längst vergriffen ist. Erst 33 Jahre später (1964) veröffentlichte Adolf Ruttner eine weitere Schwegelschule: „Schwegel-Schule mit leichten Stücken aus dem Salzkammergut“, die in Wels publiziert wurde.150 Auch er informiert die Schüler umfassend über das Instrument (Geschichte, Verwendung, Spielhaltung, Ansatz, Pflege...) und versucht das in der Theorie dargelegte sofort auf Weisen und Tänze anzuwenden. 1977 erschien die „Garchinger Schwegelschule“ von Gerd Pöllitsch.151 Diese ist vor allem für das Selbststudium gedacht. 2002 veröffentlichte die Musikhauptschule Gosau die „Gosauer Seitelpfeiferschule“ zum Projekt „Auf den Spuren der Schützenmusik im Salzkammergut“.152 Die Schule ist didaktisch so aufgebaut, dass die Töne schrittweise gelernt (angefangen mit fis’, g’, a’ und h’ 147 148 Klier 1923. Benedikt 1982, 16-17. Klier 1923, 4. 150 Ruttner, Adolf, Schwegel-Schule mit leichten Stücken aus dem Salzkammergut, Wels 1964, fortan zitiert als: Ruttner 1964. 151 Pöllitsch, Gerd, Garchinger Schwegelschule, Garching 1977. 149 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 66 bis hin zum g’’’) und dann sogleich in (leichte) Stücke eingepackt werden. Bei dieser Schule gibt es sehr wenig Text. Nach kurzen Erklärungen folgen sogleich Stücke, um den neuen Stoff sofort praktisch umzusetzen. Am Schluss gibt es einen Anhang mit zwei- und dreistimmigen Stücken. Diese Schule ist für Anfänger, die auch eine/n Lehrer/in zur Verfügung haben sehr gut geeignet. 9.3 Spielhefte Es gibt mittlerweile eine große Sammlung von Spielheften, die in Musikgeschäften, Musikbibliotheken und Volksliedwerken erhältlich sind. Die folgende Tabelle soll auf einige Spielhefte hinweisen, ist aber nicht als vollständig zu betrachten: Spielheft Autor/Herausgeber Erhältlich bei: Alpenländische Schwegelstückln Peter Reitmeier153 Musikgeschäft Hillinger154 (Gmunden, OÖ) Alte und neue Schwegelstückl’n Heft 1 und 2 Elke Margetich155 Musikgeschäft Hillinger (Gmunden, OÖ) Pfeifermusik aus Altaussee Heft 1 und 2 Hans Stöckl156 Musikgeschäft Hillinger (Gmunden, OÖ) Pfeifermusik aus Tirol Karl Horak157 Musikgeschäft Hillinger (Gmunden, OÖ) Seitlpfeifer Stückl Musikhauptschule Gosau158 Musikhauptschule Gosau www.mhs-gosau.at Volksmusikstücke für die Schwegel Elfriede Eberl159 Musikgeschäft Hillinger (Gmunden, OÖ) Leichte Stückl für die Schwegel Franz Meingaßner160 Volksliedwerk OÖ161 Ein Dutzend Stückl für 2 Schwegel Franz Meingaßner162 Volksliedwerk OÖ Zweites Dutzend für 2 Schwegel Franz Meingaßner163 Volksliedwerk OÖ Drittes Dutzend für 2 Schwegel Franz Meingaßner164 Volksliedwerk OÖ 152 Musikhauptschule Gosau, Gosauer Seitelpfeiferschule, Gosau 2002. Reitmeier, Peter, Alpenländische Schwegelstückln, Innsbruck-Bozen 2004. 154 www.musik-hillinger.com, Stand vom 6.05.2005. 155 Margetich, Elke, Alte und neue Schwegelstückl’n (Heft 1 und 2), o.O.o.J. 156 Stöckl 1991. 157 Horak, Karl, Pfeifermusik aus Tirol, Innsbruck 1982. 158 Musikhauptschule Gosau, Seitlpfeifer Stückl, Gosau 2003. 159 Eberl, Elfriede, Volksmusikstücke für die Schwegel, München 2002. 160 Meingaßner, Franz, Leichte Stückl für die Schwegel, o.O.o.J. 161 www.ooe-volksliedwerk.at, Stand vom 6.05.2005. 162 Meingaßner, Franz, Ein Dutzend Stückl für 2 Schwegel, Linz 1998. 163 Meingaßner, Franz, Zweites Dutzend für 2 Schwegel, Linz 1999. 153 Andrea Wolfsteiner Spielrepertoire 67 Zwei Dutzend Volkstänze für 2 Schwegel Franz Meingaßner165 Volksliedwerk OÖ Südtiroler Stückl für 2 Schwegel Franz Meingaßner166 Volksliedwerk OÖ Pfeifermusik aus dem Salzkammergut Volker Derschmidt167 Volksliedwerk OÖ Churfürstlich Pfalzbayrische Regiments=Streich Gerd Pöllitsch168 musikverlag-elke-poellitsch.de Tanzmusikstückln für die Schwegelpfeife (Heft 1) Simone Prein169 Steirisches Volksliedwerk171 Tanzmusikstückln für die Schwegelpfeife (Heft 2) Simone Prein170 Steirisches Volksliedwerk Volkstänze für die Schwegelpfeife Simone Prein172 Steirisches Volksliedwerk Schwegelpfeifertreffen 1997 Steirisches Volksliedwerk173 Steirisches Volksliedwerk Schwegelpfeifertreffen 1998 Steirisches Volksliedwerk174 Steirisches Volksliedwerk Schwegelpfeifertreffen 2000 Steirisches Volksliedwerk175 Steirisches Volksliedwerk Schwegelpfeifertreffen 2002 Steirisches Volksliedwerk176 Steirisches Volksliedwerk Schwegelpfeifertreffen 2004 Steirisches Volksliedwerk177 Steirisches Volksliedwerk Pfeifermusik für 2 Schwegel Herbert Walter178 Verlag Studio Weinberg (OÖ)179 Schwegelheft der Dr.-AlfredQuellmalz-Sammlung Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache, Referat Volksmusik180 Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache, Referat Volksmusik181 164 Meingaßner, Franz, Drittes Dutzend für 2 Schwegel, Linz 2000. Meingaßner, Franz, Zwei Dutzend Volkstänze für 2 Schwegel, o.O.o.J. 166 Meingaßner, Franz, Südtiroler Stückl für 2 Schwegel, o.O.o.J. 167 Derschmidt, Volker, Pfeifermusik aus dem Salzkammergut, Wels 2000. 168 Pöllitsch 1983. 169 Prein, Simone, Tanzmusikstückln für die Schwegelpfeife (Heft 1), Leoben 1997. 170 Prein, Simone, Tanzmusikstückln für die Schwegelpfeife (Heft 2), Leoben 2002. 171 www.steirisches-volksliedwerk.at, Stand vom 6.05.2005. 172 Prein, Simone, Volkstänze für die Schwegelpfeife, Leoben 1999. 173 Steirisches Volksliedwerk, Schwegelpfeifertreffen 1997, Graz 1997. 174 Steirisches Vollksliedwerk, Schwegelpfeifertreffen 1998, Graz 1998. 175 Steirisches Vollksliedwerk, Schwegelpfeifertreffen 2000, Graz 2000. 176 Steirisches Vollksliedwerk, Schwegelpfeifertreffen 2002, Graz 2002. 177 Steirisches Vollksliedwerk, Schwegelpfeifertreffen 2004, Graz 2004. 178 Walter, Herbert, Pfeifermusik für 2 Schwegel, Kefermarkt 2000. 179 [email protected], Stand vom 6.05.2005. 180 Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache, Referat Volksmusik, Schwegelheft der Dr. Alfred Quellmalz-Sammlung, Bozen 2003. 181 www.imusicbz.it, Stand vom 30.05.2005. 165 Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 68 10 Zusammentreffen und Seminare 10.1 Pfeifertag im Salzkammergut Die beiden Volkstanz- und Volksmusikforscher Raimund Zoder und Karl Magnus Klier nahmen sich ab 1920 um die Pflege der Seitlpfeiferei an. Sie gaben die Anregung, ein regelmäßiges Zusammentreffen zu veranstalten, um das Spiel der Schwegelpfeifen im Salzkammergut zu erhalten. Leopold Kahls nahm dieses Problem in die Hand und besprach mit einigen Kameraden einen Plan: Jeder sollte nach Leuten suchen, die das „Hölzl“ noch spielen konnten, und sie zu einer Zusammenkunft einladen. Leopold Kahls stellte ein Programm für diesen Tag zusammen. Aus den drei Teilen des Salzkammergutes, aus Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark, sollten sich die Schwegelpfeifer, Trommler und Maultrommler (ein ebenfalls fast ausgestorbenes Instrument zu dieser Zeit) jeweils am 15. August an einem im Vorjahr beschlossenen, abgelegenen Ort mit ihren Instrumenten versammeln. An diesem Tag sollte das alte Liedgut wieder gespielt und in Notenschrift aufgezeichnet werden, damit es der Nachwelt erhalten werden konnte. So entstand der „Pfeifertag“, der bis heute jährlich am 15. August (Maria Himmelfahrt) stattfindet (ausgenommen die Jahre 19391945). 1925 wurde diese Veranstaltung zum ersten Mal auf der Blaa-Alm ausgetragen, in den Jahren danach wechselte man öfters den Ort des „Pfeifertages“. Leopold Kahls bevorzugte bewirtschaftete Almhütten als Austragungsort, weil der Almboden mit verstreut liegenden Hütten die ideale Möglichkeit bot, dass sich kleine Gruppen zum Musizieren zusammenfügen konnten, ohne einander zu „stören.“ Selten, aber doch verschlug es die Seitlpfeifer ins Tal, wo der Pfeifertag dann in einem Wirtshaus abgehalten wurde.182 Dieser „Salzkammergut-Pfeifertag“ wurde im Laufe der Jahre nicht mehr bloß ein Treffen der Schwegler, sondern darüber hinaus ein Stelldichein der Volksmusiker, der Volksliedersänger, der Beamten für kulturelle Aufgaben der Landesregierung und Behörden, der Schüler von Pfeiferschulungswochen und vieler sonstiger musizierender Menschen des In- und Auslandes.183 In den Jahren um 1960 besuchten vereinzelt auch Musikwissenschaftler den Pfeifertag, um mit Mikrophonen die alten Melodien aufzunehmen. Der Pfeifertag war zu dieser Zeit so bekannt, dass die Zuhörer plötzlich in Scharen auf die Alm kamen, und eine regelrechte Volksfeststimmung entstand. Aus dem Pfeifertag drohte 182 Nowak, Fritz, Zum 60. Pfeifertag am 15. August 1991 auf der Blaa-Alm bei Aussee, Bad Aussee 1991, 7-8, fortan zitiert als: Nowak 1991. 183 Schmidl 1969, 82. Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 69 auch musikalisch ein ganz normales Volksmusiktreffen zu werden. 1989 erließen die Organisatoren die Vorschrift, dass der Pfeifertag von Früh bis Mittag allein den Pfeifern gehöre, ab Mittag aber alle Gäste musizieren könnten.184 Der genaue Ablauf des Pfeifertages hat keine Normen oder Programmpunkte. Ab ca. 7.00 Uhr kommen nach und nach die ersten Pfeifer auf die Alm und beginnen zu musizieren. Einzelne Pfeifergruppen suchen sich einen Platz, und jeder spielt nach Lust und Laune. Nicht nur Pfeifergruppen, die das ganze Jahr gemeinsam musizieren, sind willkommen, sondern auch einzelne Pfeifer, die sich ohne große Umstände zu den verschieden Gruppen dazusetzten können, um mitzuspielen. Die vielen Zuhörer lauschen den verschiedenen Pfeiferstücken, die im Freien und in Almhütten gleichzeitig erklingen. Dieses „Durcheinander“ der verschiedensten Melodien auf verhältnismäßig engem Raum, ist ein typisches Kennzeichen für den Pfeifertag. Um 12.00 Mittag steigt der „Pfeifervater“ auf einen Tisch oder Sessel und resümiert über den vergangenen Pfeifertag. Dann folgt eine Gedenkminute für verstorbene Pfeifer, zwei ausgesuchte Pfeifer umrahmen diese mit einem Jodler. Danach verkündet er den Ort für das nächstjährige Treffen. Seit 1989, als die Brüder Simentschitsch die Organisation übernommen haben, ist die Verkündigung des nächsten Ortes in Gedichtform verpackt. Nach dieser Ansprache dürfen alle Musiker auch mit anderen mitgebrachten Instrumenten, wie Steirische Harmonika, Geigen, Maultrommeln usw. spielen. Der eine oder andere bricht nach dem Mittagessen noch zu einer kleinen Wanderung auf, andere wiederum halten es in fröhlicher Geselligkeit bis zum nächsten Morgen aus. Leider sind nicht allzu viele Almen übrig, die Interesse am Pfeifertag haben. Eine Regelmäßigkeit der Ortauswahl ist fast unmöglich; die Organisatoren wechseln derzeit zwischen Almen im salzburgischen, steirischen und oberösterreichischen Salzkammergut ab. Zu Ehren des Gründers (Leopold Kahls) findet der Pfeifertag alle fünf Jahre auf der Blaa-Alm statt.185 Die Organisatoren führen Protokoll über den Veranstaltungsort, das Wetter, Anzahl der Pfeifer und ungefähre Besucheranzahl. Die Veranstaltungsorte seit 1925:186 1 2 3 4 184 Jahr 1925 1926 1927 1928 Ort Blaa-Alm, Altaussee Blaa-Alm, Altaussee, Phonographaufnahme Fuchswirt, Obertraun Blaa-Alm, Altaussee Nowak 1991, 9-10. Galatz, Sandra, Volksmusik im Salzkammergut, Der Pfeifertag, Gmunden 1999, 33-40, fortan zitiert als: Galatz 1999. 186 Galatz 1999, 39-40. 185 Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939-1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Blaa-Alm, 1. Radioübertragung Hoisenrad-Alm, Bad Ischl Schwarzensee, St. Wolfgang Kogl, Bad Goisern Hütteneck-Alm, Bad Goisern Siriuskogel, Bad Ischl, Radioaufnahme Blaa-Alm, Altaussee Pötschenhöhe, Bad Aussee Keferkeller, Anzenau, Bad Goisern Grabnerwirt, Lindau, Bad Ischl Unterbrechung wegen des 2. Weltkrieges Hoisenrad-Alm, Bad Ischl Gschwandtner-Hias, Perneck, Bad Ischl Jochwand, Bad Goisern Grabnerwirt, Lindau, Bad Ischl Almwirt, Bad Aussee Falkensteiner, St. Wolfgang Lasererwirt, Bad Goisern Nockentoni, Bad Ischl Fuchswirt, Obertraun Fuchsbauer, Altaussee Mathäusl, Gosau Kirchenwirt, Gosau Weißenbachwirt, Anzenau, Bad Goisern Rastl, Sulzbach, Bad Ischl Appenbichler, Praunfalk, Bad Aussee Brandweinhäusl, St. Wolfgang Herndl, Bad Goisern Fuchsbauer, Altaussee Schwarze Katz, Bad Ischl Kirchenwirt, Gosau Salzbergkantine, Altaussee Haller-Alm, Bad Goisern, Fernsehaufnahme Grabnerwirt, Bad Ischl Koppenrast, Obertraun Laimer-Alm, Strobl Blaa-Alm, Altaussee Pernkopf, Bad Goisern Hoisenrad-Alm, Bad Ischl Koppenrast, Obertraun Blaa-Alm, Altaussee, 50-Jahr-Jubiläum Laimer-Alm, Strobl Hinterer Gosausee Hütteneck-Alm, Bad Goisern Rettenbach-Alm, Bad Ischl Blaa-Alm, Altaussee Koppenrast, Obertraun Laimer-Alm, Strobl Mitterecker-Alm, Ebensee Hütteneck-Alm, Bad Goisern Blaa-Alm, Altaussee Grabnerwirt, Bad Ischl Schönberg-Alm, Obertraun Laimer-Alm, Strobl Mitterecker-Alm, Ebensee Herndl, Bad Goisern Blaa-Alm, Altaussee, 60. Pfeifertag Hoisenrad-Alm, Bad Ischl Herndl, Bad Goisern Haller-Alm, Bad Goisern Blaa-Alm, Altaussee Rossmoos-Alm, Bad Goisern Rettenbach-Alm, Bad Ischl Mitterecker-Alm, Ebensee Leonsberg-Alm, St. Wolfgang Blaa-Alm, Altaussee Weißenbach-Alm, Bad Aussee 70 Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 71 72 73 74 2002 2003 2004 2005 71 Rettenbach-Alm, Bad Ischl Plankenstein-Alm, Gosau Koppenwinkel-Alm, Obertraun Blaa-Alm, Altaussee (in Planung) Der Organisator des Pfeifertages trägt den Titel „Pfeifenvater“, der aber nicht hierarchisch zu sehen ist. Seine Aufgabe ist neben der Organisation des Pfeifertages die persönliche und fachliche Betreuung der anwesenden Pfeifer. Ab Gründung des Pfeifertages 1925 bis 1964 war Leopold Kahls Pfeifervater, der als Gründer galt. Ihm folgte Alois Blamberger, der von 1965 bis 1988 Pfeifervater war und seine Nachfolger, die Brüder Thomas und Kurt Simentschitsch, noch selbst bestellt hat. Bis heute organisieren die beiden Brüder alljährlich den Pfeifertag und erhalten dadurch auch weiterhin die Tradition des Seitlpfeifens im Salzkammergut. 10.2 Schwegelpfeifertreffen (Steiermark) In der Steiermark wird abwechselnd mit einem Geigentag, der in Stattegg bei Graz stattfindet, seit 1997 alle zwei Jahre ein Pfeifertag abgehalten. Bisher wurden fünf Schwegelpfeifertreffen in St. Benedikten abgehalten, nämlich in den Jahren 1997, 1998, 2000, 2002 und 2004. Die Organisatoren dieser Veranstaltung sind Simone Prein (freie Mitarbeiterin des steirischen Volksliedwerkes) und Arnold Zimmermann (Vorstandsmitglied im steirischen Volksliedwerk). Die Idee für dieses Ereignis stammt von Simone Prein, die sich nicht nur auf die Schwegelpfeife, sondern auf die kleinen Instrumente, auch „Hosensackinstrumente“ genannt, wie Maultrommel und Okarina spezialisiert hat. Sie wollte eine Veranstaltung anbieten, in der die Besucher aktiv mitwirken können, und so wird das Schwegelpfeifertreffen in der Steiermark auch als „Lerntag für Schwegelpfeifer und jene, die es noch werden wollen“ bezeichnet. Referenten aus Salzburg, Tirol, Bayern und dem Salzkammergut bieten den Pfeifern (Anfänger und Fortgeschrittene) ihre Hilfe an, wobei es den Veranstaltern sehr wichtig ist, den Musizierenden eine möglichst weite Bandbreite an Liedgut mitzugeben. Da in den verschiedenen Regionen auch unterschiedlich musiziert wird (stilistisch, tonlich, unterschiedliche Quellen...), versuchen die Veranstalter, Referenten aus verschiedenen Teilen Österreichs und Bayern für das Schwegeltreffen einzuladen. Gespielt wird, wenn möglich, auswendig. Die gespielten Stücke werden aber nach dem Schwegelpfeifertreffen aufgeschrieben und in einem Spielheft zusammengefasst. Im letzten Jahr (2004) gab es erstmals die Instrumentenausstellung „selbst gemacht“. Die Besucher des Treffens konnten ihre alten, seltenen Instrumente zur Schau stellen und vorführen. Nicht nur alte Schwegelpfeifen und Traversflöten wurden ausgestellt, sondern auch Geigen, Drehleiern, Zithern, Gemshörner usw.. Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 72 Abb.27: Schwegelpfeifertreffen 2004 Die jüngeren Teilnehmer sind eingeladen, sich selbst eine Schwegel (aus Plastik) zu bauen. Durchschnittlich nehmen zwischen 70 und 100 Schwegelpfeifer an dieser Veranstaltung teil, und es gibt so gut wie keine passiven Zuhörer, da jeder dazu angeregt wird, das Instrument Schwegelpfeife zumindest einmal auszuprobieren.187 Als Abschluss der Veranstaltung wird ein Baum gepflanzt, der in vielen Jahren vielleicht von einem Schwegel-Hersteller zu einer schönen Schwegel veredelt wird. Das Pflanzen des Baumes eröffnet das Freie Musizieren (auch mit anderen Instrumenten), sowie das Singen und Tanzen.188 187 188 Mündliche Mitteilung Simone Preins an die Verfasserin vom 12.05.2005. www.volksliedwerk-vlbg.at, Stand vom 18.04.2005. Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 73 Beim Schwegelpfeifertreffen gibt es einen genauen Tagesablauf:189 10.00 Uhr Bis 12.00 Uhr Begrüßung • Schwegeln mit den Referenten • Gleichzeitig: Möglichkeit zum Schwegelpfeifenbau 12.00 Uhr • Mittagspause • „Volksliedwerkstandl“ öffnet • Beginn der Instrumentenausstellung „selbst gemacht“ 14.30-16.30 Uhr • Schwegeln mit den Referenten • Schwegelpfeifenbau 17.00 Uhr Pflanzen des Schwegel-Buchsbaumes 18.00 Uhr Ende des offiziellen Programms 10.3 Pfeifertag in Oberbayern Seit 1983 gibt es ebenso in Oberbayern einen Pfeifertag, der jährlich am 1. Mai abgehalten wird.190 Die Initiatoren sind Gerd Pöllitsch mit seiner Gruppe „Garchinger Pfeifer“, die seit 1991 den Pfeifertag am Taubenberg (zwischen Holzkirchen und Miesbach) organisieren. Beim Pfeifertag in Oberbayern, der nicht so stark frequentiert ist wie jener im Salzkammergut, sind Anfänger genauso willkommen wie schon erfahrene Schwegelspieler.191 Abb.28: Pfeifertag in Oberbayern 189 Tagesablauf für das Schwegelpfeifertreffen im Privatbesitz von Simone Prein, Leoben 13.05.2005. 190 Fischer 2003, 22-23. Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 74 Das erklärte Ziel des Pfeifertages ist, das Zusammenspielen der Musiker, den Austausch von Erfahrungen und das Zusammenfinden zukünftiger Gruppen zu fördern.192 10.4 Südtiroler Schwegelwoche Die Südtiroler Schwegelwoche wurde 1969 zum ersten Mal abgehalten und von Hans Hitthaler und Hermann Pietsch, die sich auf einer oberösterreichischen Musikantenwoche kennengelernt hatten, gegründet. In den Jahren darauf fand die Schwegelwoche jährlich an wechselnden Kursorten im Pustertal statt. 1984 organisierten die mittlerweile neuen Organisatoren Rudolf Pietsch (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) und Hermann Härtel (Steirisches Volksliedwerk) zum letzen Mal die Südtiroler Schwegelwoche. Nach einer vierjährigen Unterbrechung übernahm Volker Klotz (Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache, Bozen) 1989 die Organisation der Schwegelwoche, die seither jährlich in der Pension Larchhof in Innerratschings bei Stertzing stattfindet und seit 2000 von Gernot Niederfriniger (Mitarbeiter des Institutes für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache in Bozen) geleitet wird. Als Zielgruppe sind Jugendliche (Mindesalter 10 Jahre) und Erwachsene vorgesehen, wobei egal ist, ob diese schon Erfahrungen im Bereich der Volksmusik bzw. im Schwegelpfeifen gemacht haben. Die Südtiroler Schwegelwoche soll ein Begegnungsfeld sein zwischen Volksmusikanten und Personen, die noch nie oder kaum mit Volksmusik in Berührung gekommen sind. Der Kursinhalt bzw. das Programm der Schwegelwoche ist:193 • Unsere Volksmusik entstammt dem geselligen Leben auf der Alm und aus dem gastlich- nachbarlichen Umfeld am Lande. Die Abhaltung der Schwegelwoche in einem Wirtshaus ist eine bewusste Annäherung an diese traditionelle Heimat der Volksmusik. • Ein wesentliches Anliegen ist uns das Schwegelpfeifen in seiner überlieferten Form; aber auch in Kombination mit anderen Instrumenten. Neben Märschen und Weisen spielen wir alte und neue Tanzmusikstücke aus dem Spielgut bewährter Musikanten und wenden sie auf dem Tanzboden an. • Die Vermittlung erfolgt in Kleingruppen (Anfänger und Fortgeschrittene) meist ohne Noten. Wir vermitteln die bis heute lebendig gebliebenen Lieder und Jodler in der ursprünglichen Form der Kleinbesetzung durch Vor- und Nachsingen und erweitern damit den Liedbesitz jedes einzelnen. • Es ist jeder herzlich willkommen, der mit uns singen und musizieren möchte, gleichgültig mit welchen musikalischen Fähigkeiten er in unsere Runde tritt. Die Anwendung persönlicher Fähigkeiten im täglichen Bedarf ist uns ein Anliegen, nicht so sehr das Einstudieren bis zur Perfektion. Im Vordergrund steht das Erlebnis, das aus dem musikalischen Tun entsteht. • 191 Die Begeisterung für die Schwegel und ihre Musik zu wecken und zu fördern, sowie neue Impulse für die eigene Musizierpraxis zu geben, ist ein weiteres Ziel der Schwegelwoche. Mündliche Mitteilung Gerd Pöllitschs an die Verfasserin vom 26.04. 2005. www. garchinger-pfeifer.de, Stand vom 18.04.2005. 193 Mündliche Mitteilung Volker Klotzs an die Verfasserin vom 29.05.2005. 192 Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 75 10.5 Schwegelseminare in Kirchdorf an der Krems (Oberösterreich) In Kirchdorf an der Krems (OÖ) fanden bisher drei Schwegelseminare statt, im März 2004, September 2004 und April 2005. Inhalte der Seminare sind: • Kennenlernen der Schwegelpfeife in verschiedenen Stimmungen (Instrumente werden von Dietmar Derschmidt zur Verfügung gestellt bzw. zum Kauf angeboten) • Vorstellen von Spielliteratur (Renaissance-, Barock- und Volksmusik) • Integration der Schwegelpfeife in den modernen Querflötenunterricht • Schwegelpfeife als Einstieg für den Traversflötenunterricht Unterstützt wurden diese Seminare von der Fortbildungsakademie für Musiklehrer (Schloss Weinberg/Kefermarkt). Als Zielgruppe sind daher hauptsächlich auch Musikschlullehrer/innen für Querflöte gedacht, für die dieses Seminar eine Anregung sein soll, die Schwegelpfeife in den herkömmlichen Querflötenunterricht miteinzubeziehen. Der Ablauf der Seminare, die von 14 Uhr bis 18 Uhr angesetzt sind, gliedert sich in vier Teile: 1. Erklärung der grundlegenden Unterschiede zwischen Schwegelpfeife und Querflöte (Erläuterungen der verschiedenen Griff- und Spielweisen) 2. Literaturvorschläge für den Unterricht (Renaissance- und Barockliteratur sowie Folklore und Volksmusik) 3. Schwerpunkt Volksmusik (traditionelle Spielweise, Anwendung und Vermittlungsmethoden) 4. Instrumentenbau (Erklärung der Bauweise bzw. Stimmung und Pflege des Instruments) Abb.29 (l.) und Abb.30 (r.): Schwegelseminar Kirchdorf Andrea Wolfsteiner Zusammentreffen und Seminare 76 Die Referenten des Seminars (Christine Anleitner-Obergruber, Sonja Haider, Herbert Walter, Volker Derschmidt, Dietmar Derschmidt und die Verfasserin) sehen es als ihre Aufgabe, die Schwegelpfeife möglichst vielen musikbegeisterten Menschen zugänglich zu machen. Dies soll sowohl in den Seminaren als auch im Musikschulunterricht geschehen. Im Raum Kirchdorf an der Krems erlebt die Schwegelpfeife derzeit einen besonderen Aufschwung, der wohl nicht zuletzt auf Prof. Herbert Walter (Volksmusikprofessor an der Anton Bruckner Privatuniversität und wohnhaft in Inzersdorf, Bezirk Kirchdorf) zurückzuführen ist. Christine Anleitner-Obergruber (Querflötenlehrerin an der LMS Kirchdorf) setzte sich in weiterer Folge mit dem Instrument auseinander und war eine der ersten Querflötenlehrerinnen im Bezirk, die die Schwegelpfeife in den Unterricht einbaute. Dadurch hat die Beliebtheit des Instruments stark zugenommen und es gibt mittlerweile zahlreiche junge Schwegelpfeifer. Auch „eingesessene“ Kirchdorfer (Volksmusikanten) versuchen sich wieder auf der Schwegelpfeife. Außerdem ist ein Pfeifertreffen am Georgiberg (Micheldorf) im Juni 2005 geplant. 10.6 Pfeiferseminar auf der Burg Hohenwerfen (Salzburg) Markus Helminger (Schwegelpfeifer aus Salzburg) organisiert seit 7 Jahren in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Volksliedwerk ein dreitägiges Pfeiferseminar auf der Burg Hohenwerfen (Salzburg), welches immer an einem Wochenende im Juni stattfindet. Heuer (2005) wird das Seminar von 10.- 12. Juni abgehalten, und auch zum ersten mal Unterricht auf weiteren „Hosensackinstrumenten“ wie Mundharmonika, Okarina und Maultrommel angeboten.194 Mit Referenten aus Tirol und dem Salzkammergut werden den Teilnehmern die unterschiedlichen Spielweisen der Regionen näher gebracht. Das Seminar ist gleichermaßen für Anfänger wie für fortgeschrittene Schwegelpfeifer gedacht.195 194 195 Mündliche Mitteilung Markus Helmingers an die Verfasserin vom 31.03.2005 Mündliche Mitteilung Markus Helmingers an die Verfasserin vom 29.04.2005. Andrea Wolfsteiner Die Schwegel im Instrumentalunterricht 77 11 Die Schwegel im Instrumentalunterricht 11.1 Landesmusikschulwerk OÖ Wie bereits erwähnt wird im Landesmusikschulwerk Oberösterreich der Unterricht auf der Schwegelpfeife von einigen Querflötenlehrer/innen als Zusatzangebot zum laufenden Querflötenunterricht angeboten. Dieser Unterricht ist im Oberösterreichischen Landesmusikschulwerk bisweilen nicht institutionalisiert und deshalb von der persönlichen Initiative der jeweiligen Lehrkraft abhängig. Christa Exner unterrichtet Querflöte in den Landesmusikschulen Bad Ischl und Bad Goisern (OÖ) und ist sehr bemüht, auch immer wieder die Schwegelpfeife in den Unterricht mit einzubeziehen. Rudolf Pietsch (Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und Mitbegründer der Südtiroler Schwegelwochen) engagierte sie für die Südtiroler Schwegelwochen (siehe oben), wo sie einige Male als Lehrkraft für Seitlpfeife teilnahm.196 In der Landesmusikschule Kirchdorf (OÖ) setzt Christine Anleitner-Obergruber die Schwegelflöte gezielt im Querflötenunterricht ein. Sie benützt dafür nicht nur Literatur aus dem Bereich der Volksmusik, sondern verwendet auch Blockflöten- und Querflötenliteratur der Renaissance- bzw. Barockzeit. Christine Anleitner-Obergruber ist der Meinung, dass sich die Schwegelflöte als Einsteigerinstrument für die Traversflöte (ähnliche Griffweise) sehr gut eignet.197 Ebenso wird der Unterricht auf der Schwegelpfeife unter anderem in den Landesmusikschulen Sierning, Molln und Weyer angeboten. 11.2 Universitäten An der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz (OÖ) wird Schwegelunterricht im Zuge des Schwerpunktstudiums „Volksmusik“ angeboten. Der/Die Student/in muss sich unter anderem für ein „Hosensackinstrument“, zu denen die Schwegelpfeife zählt, entscheiden und in weiterer Folge zwei Semester Unterricht absolvieren.198 196 Mündliche Mitteilung Christa Exners an die Verfassern vom 26.04.2005. Mündliche Mitteilung Christa Anleitner- Obergrubers an die Verfasserin vom 11.03. 2005. 198 Mündliche Mitteilung Herbert Walters an die Verfasserin vom 30.05.2005. 197 Andrea Wolfsteiner Die Schwegel im Instrumentalunterricht 78 In Wien wird Unterricht auf der Schwegelpfeife an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ebenfalls angeboten. Hier können die Studenten das Fach „Schwegelpfeife“ als Schwerpunktfach der Studienrichtung Instrumental- und Gesangspädagogik auswählen.199 11.3 Musikhauptschule Gosau Die Musikhauptschule Gosau ist eine institutionalisierte Musikhauptschule. In der 1. Klasse haben die Schüler/innen 6 Stunden, von der 2. - 4. Klasse jeweils 5 Stunden Musikunterricht (Instrumentalunterricht, Tonsatz und Hörerziehung, Musikkunde, Klassenchor, Klassenensemble, rhythmische und tänzerische Grundschulung, Volksmusik). Unverbindliche Übungen (als Ergänzung zum Schwerpunkt) wie Schulchor, Schulensemble, Bildnerisches Gestalten, Schulband, „Geigenmusi“, Seitelpfeifen, Volksmusikensemble und Darstellendes Spiel gehören ebenfalls zum Tagesablauf. Die Schüler/innen können gratis ein Instrument erlernen und bekommen eine solide Ausbildung in Musiktheorie. Die Musikhauptschule kooperiert auch mit der Landesmusikschule Bad Goisern, und so zahlen die Schüler/innen, wenn sie eine Landesmusikschule besuchen, nur die Hälfte der Schulgebühren. Die Schüler/innen haben während des Schuljahres verschiedene Auftrittsmöglichkeiten, die zur Persönlichkeitsbildung beitragen, die Selbstsicherheit stärken und weiters den/die Einzelne/n motiviert, vermehrt zu üben. Im Jahre 2001 startete die Musikhauptschule Gosau ein allumfassendes Musikprojekt mit dem Titel: “Volksmusik im inneren Salzkammergut-Jung musiziert mit Alt“. Die Schüler/innen aller Klassen erforschten dabei gemeinsam mit den Lehrer/innen und den Eltern alte Weisen aus dem Inneren Salzkammergut, also Altaussee, Bad Goisern, Bad Ischl und Gosau. Im Informatikunterricht erstellten die Schüler eine Broschüre mit Liedern und Instrumentalstücken, sowie ein Sagenbuch und ein Kochbuch mit alten Rezepten und Hausmitteln. Bei diesem Projekt lud die Schule, um in weiterer Folge mit den Schülern die Stücke zu erarbeiten, folgende Musikgruppen aus den oben genannten Orten ein: Gosau: 199 • Zithermusik Gosau • Klarinettenmusik Gosau • Bläserquartett Gosau • Männergesangsverein Gosau • Dreigesang Gosau • Gosauer Sennerinnen Mündliche Mitteilung Rudolf Pietschs an die Verfasserin vom 30.05.2005. Andrea Wolfsteiner Die Schwegel im Instrumentalunterricht 79 Bad Ischl: • Pernecker Seitlpfeifer • Hochtraxler Sprungschanzenmusik Altaussee: • Altausseer Schützenmusik Bad Goisern: • Almquartett • Gesangsverein Bergheimat Abb.31: Schüler der Musikhauptschule Gosau beim Schwegeln Das Ergebnis dieser Arbeit wurde in Form von zwei Volksmusikaufführungen, bei denen die Schüler gemeinsam mit den Volksmusikgruppen auftraten, im Vereinssaal in Bad Goisern präsentiert. Abb.32: Volksmusikaufführung (rechts: Projektmitarbeiter Christian Amon) Andrea Wolfsteiner Die Schwegel im Instrumentalunterricht 80 Abb.33: Volksmusikaufführung gemeinsam mit den Pernecker Seitlpfeifern Mit dem Projekt „Auf den Spuren der Schützenmusik im Salzkammergut“ setzte die Musikhauptschule Gosau 2002 das Vorjahrsprojekt „Volksmusik im Inneren SalzkammergutJung musiziert mit Alt“ fort. Die Idee stammte von Direktor Hans Hinterer, Projektleiter und selbst begeisteter Volksmusiker. Er stammt aus Bad Goisern, wo das Schwegelpfeifen noch eine starke Tradition hat, und kennt dadurch viele Leute, die mit der Schwegelpfeife vertraut sind. Projektmitarbeiter war unter anderem Christian Amon aus Bad Aussee, der für das Notenmaterial und den Seitelpfeiferunterricht zuständig war und mit den Schülern/innen auch Seitelpfeifen aus Kunststoffröhren bastelte. Die Holzpfeifen wurden von Leo Schiendorfer aus Bad Ischl bezogen. Abb.34: Schüler mit Schwegelpfeifen von Leo Schiendorfer Robert Unterberger aus Bad Goisern ist Schützentrommelerzeuger und hielt Trommelkurse in der Schule ab. Er zeigte den interessierten Schülern der Musikhauptschule, wie Andrea Wolfsteiner Die Schwegel im Instrumentalunterricht 81 eine Trommel angefertigt wird.200 Auch er fertigte Schützentrommeln gemeinsam mit den Schülern/innen an. Dokumentiert wurde das Projekt neben Videoaufzeichnungen und einer Pfeifer-CD unter anderem durch die Erstellung einer Seitelpfeiferschule. Die „Gosauer Seitelpfeiferschule“201 enthält etliche Jodler, Walzer und Schützenmärsche und ist unter Volksmusiker/innen bereits bekannt. Abb.35: Gosauer Seitlpfeiferschule, Deckblatt Für dieses Projekt wurde die Schule mit dem „Förderpreis des OÖ Volkskulturpreises 2002“ ausgezeichnet. Aufgrund des Interesses der Schüler/innen, wird das Seitelpfeifen und Trommeln bis jetzt auch weiterhin in der Schule angeboten. Im Schuljahr 2003 veröffentlichte die Schule wiederum ein Spielheft: „Seitelpfeifer-Stückln“202 als Fortsetzung zur „Gosauer Seitelpfeiferschule“. Das neue Spielheft enthält Stücke, die im Schuljahr 2003/04 von den Schülern gelernt wurden (Jodler, Landler, Steirer und Weihnachtslieder).203 Abb.36: Spielheft der Musikhauptschule Gosau, Deckblatt 200 Musikhauptschule Gosau, Gosauer Seitelpfeiferschule zum Projekt „Auf den Spuren der Schützenmusik im Salzkammergut“, Gosau 2002, 4. 201 Gosauer Seitelpfeiferschule 2002. 202 Musikhauptschule Gosau, Seitlpfeifer-Stückln, Gosau 2003. 203 www.msh-gosau.at, Stand vom 10.03.2005. Andrea Wolfsteiner Die Schwegel im Instrumentalunterricht 82 An öffentlichen Auftritten mangelt es seither nicht. Durch schulische Veranstaltungen oder außerschulische, wie Eröffnungen oder Preisverleihungen, hat die Gosauer Schwegelgruppe der Musikhauptschule inzwischen in ganz Österreich Auftritte. Auch viele Vereine treten an die Musikhauptschule heran, um ihre Feste und Feiern von den Schülern musikalisch umrahmen zu lassen. Da die Schule auch noch über eine „Geigenmusi“, eine „Stubenmusi“ und eine „Dosenmusi“ (Besetzung: Steirische, Hackbrett, Trompete, Bassflügelhorn und Gitarre) verfügt, sind die Schüler oft im Einsatz.204 11.4 Volksliedwerke Steiermark und Vorarlberg Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur – unterstützt vom Österreichischen Volksliedwerk und den Fachinspektoren für Musikerziehung - führt ein Schulprojekt mit dem Titel „Mit allen Sinnen“ durch. Dieses Projekt hat sich das Kennenlernen der österreichischen traditionellen Volksmusik als Ziel gesetzt, welches durch Singen, Musizieren, Tanzen oder Herstellen einfacher Instrumente erreicht werden soll.205 Im steirischen Volksliedwerk leitet Simone Prein aus Leoben den Kurs „Ich pfeif mir eins“. Darin enthalten ist das Vorstellen der Schwegelpfeife, die Geschichte des Instruments, ein Einblick in den Bau der Schwegelpfeife und Musikbeispiele (live und mit Tonträgern). Auf Anfrage ist auch der Bau von Schwegelpfeifen mit einer ganzen Schulklasse möglich. Je nach Wunsch bietet Simone Prein in weiteren Einheiten „Wir pfeifen einen einfachen Jodler“ (mit 6 bis10 Schüler/innen) an.206 Bisher gab es zwei große Projekte in Hartberg und Leoben, die sehr ähnlich verliefen. In Hartberg streckte sich das Projekt über mehrere Monate und wurde mit einer musikalischen Darbietung beim Maibaumaufstellen abgerundet.207 In Leoben war es Simone Prein möglich, öfter in die Schule zu kommen (wöchentlich, da sie in Leoben wohnt) um mit den Schülern die Stücke einzustudieren.208 Im Volksliedwerk Vorarlberg wird das Projekt „Mit allen Sinnen“ ebenso angeboten. Thomas Greiner und Susanne Mayr, beide Querflötenlehrer an der Musikschule Bludenz, leiten den Kurs „Die Schwegelpfeife – der Vorläufer der Querflöte“. Im Schuljahr 2004/2005 wurde er mit einer 3. und 4. Volkschulklasse in Sulz, sowie mit einer 3. Klasse in Had am Bodensee durchgeführt. Der Ablauf gliedert sich in zwei Teile: • einen Vormittag bauen die Schüler ihre eigene Schwegelpfeife aus einem Plastikrohr 204 Mündliche Mitteilung Direktor Hans Hinterers and die Verfasserin vom 9.03.2005. www.volksliedwerk-vlbg.at, Stand vom 2.06.2005. 206 www.steirisches-volksliedwerk.at, Stand vom 3.03.2005. 207 Mündliche Mitteilung Simone Preins an die Verfasserin vom 12.05.2005. 208 Mündliche Mitteilung Simone Preins an die Verfasserin vom 12.05.2005. 205 Andrea Wolfsteiner Die Schwegel im Instrumentalunterricht • ein zweiter Vormittag dient der Vermittlung grundsätzlicher Kenntnisse auf der Schwegelpfeife wie Ansatz (wie entsteht der Ton), Haltung (Fingerhaltung) und eventuell Griffweise Aufgrund des diesjährigen Erfolges und positiver Rückmeldungen wird der Kurs „Die Schwegelpfeife – der Vorläufer der Querflöte“ voraussichtlich auch im nächsten Jahr angeboten.209 209 Mündliche Mitteilung Thomas Greiners an die Verfasserin vom 2.06.2005. 83 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 84 12 Geschichtlicher Anhang 12.1.1 Instrumentenbauer in Berchtesgaden (Salzburg) Die Familie Walch waren weitbekannte Hersteller von Querpfeifen und Langpfeifen in Berchtesgaden. In den Museen in Salzburg und Berchtesgaden sowie in vielen Bezirks-, Heimat- oder Volkskundemuseen Mitteleuropas werden Instrumente dieser Marke bis heute aufbewahrt.210 Die Familie Walch gehörte zu den ältesten Schwegelerzeugern in Österreich, sie wirkte über 300 Jahre lang als Pfeifendrechsler. Sie stellte aber auch alle anderen Holzblasinstrumente wie zum Beispiel Schalmeien, Pommern, Oboen und Klarinetten her.211 Die Holzindustrie war früher neben der Salzgewinnung die wichtigste Einnahmequelle des Stiftes Berchtesgaden. Die älteste Handwerksordnung war die der Drechsler. 1581 verlieh der Probst Jakob II. des Stiftes Berchtesgsaden den Pfeifenmachern eine Handwerksordnung, daraufhin wurde eine Zunft gebildet.212 Damit man die verschiedenen Pfeifenmacher unterscheiden konnte und die Hersteller erkennbar waren, musste jeder eine Signierung (Marke) auf die Pfeifen brennen.213 Dank dieser genauen Vorschriften können die erhaltenen Instrumente heute noch dem einen oder anderen Pfeifenmacher zugeordnet werden. Leider gibt es aber auch zahlreiche ungekennzeichnete Pfeifen, die nur aufgrund von Ähnlichkeiten einem Hersteller zugewiesen werden können.214 Der größte Teil der Pfeifenmacher erzeugte Spielzeugpfeifen, Spitzbuben-, Holler-, Triller- und Kuckuckspfeifen, nur wenige waren auf hochwertige Pfeifen spezialisiert. Die „Zwergpfeifen“ waren zylindrisch gebohrt und hatten sechs Grifflöcher. An Holzarten wurde Ahorn, Obsthölzer, Mehlbeere und Buchs (der damals vielleicht auch in Berchtesgaden gewachsen ist) verwendet.215 Als Drehbank diente bis ins 19. Jahrhundert eine Fitzelbank oder Wippe (älteste Formen der Drechselbank). Wenn die Instrumente fertig gedreht waren, wurden sie in Öl geschliffen, gebeizt, lackiert oder mit Brandmuster versehen und dann schließlich mit der Marke gekennzeichnet.216 Leider ist aus der Marke nicht immer herauszulesen, welchem Pfeifenmacher der Familie Walch die Pfeife zuzuordnen ist. Hans Bruckner erstellte für seinen Aufsatz: „Die Pfeifen 210 Ruttner/Pietsch 1982, 196. Ruttner/Pietsch 1982, 196. 212 Bruckner, Hans, Die Pfeifenmacherei in Berchtesgaden, in: Tibia 2/ 1979, 289, fortan zitiert als: Bruckner 1979. 213 Brucker 1979, 289. 214 Huber 1995, 20. 215 Bruckner 1979, 289, 291. 216 Bruckner 1979, 291. 211 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 85 macherei in Berchtesgaden“ einen Stammbaum einer Familie Walch, mit einer möglichen Zuordnung der bekannten Signaturen und Geburtsjahre.217 Abb.37: Stammbaum der Familie Walch Der letzte Pfeifenmacher der Familie Walch (es gab 50) war Paul Walch (1810-1873). Er benutzte die Marke PAUL WALCH mit oder ohne BERCHTESGADEN. Außerdem prägte er meistens noch einen Stern, Rosette und die Krone ein (siehe Abb.38).218 Die Familie Walch brachte zwar die bedeutensten Pfeifenmacher hervor, aber keinesfalls die meisten. Auch Namen wie Renoth, Hochbichler und Fischer waren in Berchtesgaden für die Pfeifenmacherei bekannt. Die Familie Öggl, eine sehr kleine Familie, erzeugte ebenfalls Pfeifen in Berchtesgaden. Stammvater dieser Familie ist Peter Eggl (geboren 1687). Ihm ist wohl die Marke PE.EGL zuzuschreiben (siehe Abb.39).219 217 Bruckner 1979, 295. Bruckner 1979, 292. 219 Bruckner 1979, 295. 218 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 86 Abb.38: Signierung von Paul Walch Abb.39: Signierung von Peter Eggl Einer seiner Söhne, Johann (geboren 1716), oder Joseph (geboren 1722) verwendete wahrscheinlich die Marke I. ÖGL (der Buchstabe G ist immer unvollständig).220 Abb.40: Signierung von Johann oder Joseph Öggl Mit dieser Marke sind Volksinstrumente erhalten, die in Museen in München, Nürnberg und Brüssel zu finden sind: 1 Blockflöte 2 Doppelblockflöten 6 Zwerchpfeifen 220 Bruckner 1979, 296. Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 87 Abschließend soll auch noch die Familie Plaikner erwähnt werden. Georg Plaikner oder Plaikhner war von Berchtesgaden weggezogen, verkaufte aber seine Ware an die Berchtesgadener Verleger. Beide Söhne, Albrecht und Jakob, kehrten wieder nach Berchtesgaden zurück (1696 bzw.1708) und arbeiteten hier als Pfeifenmachermeister. 221 12.1.2 Familie (Alois) Ganslmayr (Haiden/Bad Ischl, OÖ) Im Salzkammergut, Haiden bei Bad Ischl, wurde die Familie Ganslmayr als Pfeifenhersteller bekannt. Alois Ganslmayr (1860-1934) erzeugte vier Größen mit den Maßen 33 cm (c’’= Grundton der Pfeife), 37 cm (h’), 39 cm (a’) und 43 cm (g’). Er unterschied sie nach der Art der Längsbohrung, nach zylindrischen und konischen Schwegelpfeifen, entsprechend der Überlieferung seiner Vorfahren. Bei den konisch gebauten Schwegeln wird das Ende beim Mundloch durch einen herausstehenden Pfropfen abgeschlossen. Dieser Pfropfen (meist aus Ahorn und in der Farbe schwarz gebeizt) ließ sich etwas verschieben, damit man die Tonhöhe etwas regulieren konnte. Abb.41: Pfeifenformen nach Alois Ganslmayr Der Enkelsohn, der ebenfalls Alois hieß, wurde1904 geboren. Er drechselte bis in die frühen sechziger Jahre Schwegelpfeifen, die aber nicht sehr rein zu intonieren waren.222 12.1.3 Hausa Schmidl (Villach, Kärnten) Balthasar Schmidl (Hausa Schmidl genannt und früher Schmiedl geschrieben) wurde am 8.01.1905 in Heiligenblut am Großglockner (Kärnten) als Kind eines Bergbauern geboren. Schon früh wurde er von Zuhause weggegeben, damit eines von sechs hungrigen Kindern weniger im Hause war. Er wuchs bei seinem Taufpaten auf, bei dem er sechs Jahre lang als Hirtenknabe auf einer Alm arbeitete. Schließlich erfüllte er sich einen Traum und begann eine Tischlerlehre im Nachbardorf.223 1926 wurde er in die Bundeslehranstalt für Holzbearbeitung in Hallstatt aufgenommen und 1930 schloss er diese mit der Meisterprüfung ab. In dieser Zeit erlernte er auch die Holzbildhauerei. Danach ließ er sich als Tischler in Heiligenblut nieder. Zwei Jahre vorher, 1928, schenkte ihm der Drechslermeister Alois Ganslmayr aus Haiden, Aigen-Voglhub bei Bad Ischl, zwei traditionelle 221 222 Bruckner 1979, 289-296. Klier 1956, 31. Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 88 Schwegelpfeifen. Seither begann er, sich intensiv mit der Herstellung und vor allem Verbesserung dieses Instrumentes zu befassen und meinte dazu: „Aus dieser Not heraus, weil sie so gar nicht gestimmt haben, ich aber unbedingt Seitlpfeifen haben wollte, war ich gezwungen, selbst welche besser zu machen zu versuchen, denn als Klarinettist konnte ich ein so schlecht stimmendes Instrument nicht vertragen.“224 1936 heiratete er seine Frau Hildegard. 1945 verlor Hausa Schmidl, aufgrund des 2. Weltkrieg, seine ganze Habe: „Zu Kriegsende verlor ich alle Habe so vollständig, dass ich nur mehr eine Wehrmachtsuniform, eine Familie mit vier kleinen Kindern, ohne Wohnung, ohne Hausrat und ohne Geld mein eigen nennen konnte!“225 Er begann neu als Tischler und als Orgelbauer und arbeitete 1947-1952 an der Erweiterung und Restaurierung der berühmten heutigen „Bruckner-Orgel“ im Stift St. Florian (Linz, OÖ). Beim Wiederaufbau der Schwegelerzeugung unterstütze ihn unter anderem die Familie Engel, damals eine berühmte Volksmusikgruppe in Tirol. Sein Freund Fritz Engel versuchte, ihn in vielen Briefen von 1946 zu überzeugen, wieder mit der Herstellung zu beginnen: ...Es wird Ihnen unter den augenblicklichen Verhältnissen schwer gemacht, wieder von Anfang an aufzubauen, aber Sie sollten alles versuchen, um so schnell als möglich wieder mit Ihrer, gerade für die österreichische Volksmusik so wichtigen Instrumentenanfertigung zu beginnen. Ich möchte Sie geradezu beschwören, alles zu versuchen. Die Hauptsache haben sie doch... Ihr Können und Ihre Arbeitskraft.226 In einem weiteren Brief desselben Jahres schreibt Fritz Engel: „Bestellen Sie alle weiteren, fehlenden Werkzeuge, Rechnung an mich.“227 1954 ging Hausa Schmidl nach Kärnten zurück, wo er sich zuerst in Greifenburg an der Drau und ab 1970 in Töbringen nahe bei Villach niederließ. Dort blieb er dann bis zu seinem Lebensende und baute Schwegelpfeifen in allen möglichen Formen. Abb. 42: Hausa Schmidl 223 Huber 1995, 25-26. Benedikt 1982, 16. 225 Schmidl 1969, 85. 226 Brief von Fritz Engel an Hausa Schmidl vom o.T.o.M. 1946, zitiert nach Schmidl 1969, 85. 227 Brief von Fritz Engel an Hausa Schmidl vom o.T.o.M. 1946, zitiert nach Schmidl 1969, 85. 224 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 89 Hausa Schmidl starb am 5. April 1999 im 94. Lebensjahr.228 Seine Schwegelpfeifen, die er als Idealist auch sehr billig verkaufte, werden heute im gesamten Alpenraum und darüber hinaus gespielt. 12.2 Musiker vom 19. und 20. Jahrhundert 12.2.1 Die Gebrüder Steinegger Joseph (1819-1897) und Franz (1823-1882) Steinegger aus Gallhof bei Bad Aussee waren und sind bis heute unter dem Namen „Pfeiferbuam vom Grundlsee“ bekannt. Das Vaterhaus liegt nahe dem Weg von Aussee nach Grundlsee und trägt den Hausnamen „beim Wilhelmer“, was die Bezeichnung: Brüder Steinegger, vulgo Wilhelmer, erklärt. Sie spielten sowohl bei den Feiern und Festen der Landleute, als auch beim Hochadel auf: bei Jagden im Gebirge und bei Veranstaltungen im kleinen Kreise im Winter in Wien.229 Abb.43: Gebrüder Steinegger (Bild von Matthias Johann Ranftl) Alte Ischler Pfeifer erzählten, dass sie zu Hofjagden des Kaisers Franz Joseph geholt wurden, bei der Hochzeit des Kronprinzen Rudolph gespielt haben sollen und sogar beim Besuch des Königs von Siam musiziert haben sollen.230 Alexander Baumann, ein Wiener 228 Galatz 1999, 16. Klier 1956, 35. 230 Klier 1956, 35. 229 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 90 Mundartdichter, komponierte für sie eine Art Auftrittslied mit dem Titel: „Die Pfeiferlbuam vom Grundlsee“, dessen Schlussjodler von zwei Schwegelstimmen umrankt wird. Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 91 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang Bsp.25: Die Pfeiferlbuam vom Grundlsee von Alexander Baumann 92 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 93 Als Franz Steinegger, der Jüngere der beiden Brüder, das väterliche Anwesen bei Aussee übernahm, schmückte er den Holzgang mit einer Reihe von Schwegelpfeifern.231 Abb.44: Geschnitzter Holzgang mit Pfeiferfiguren in Gallhof (Bad Aussee) 1930 wurde das Holzwerk erneuert und seither wird eines der Balkonbretter im Wiener Volkskundemuseum aufbewahrt. Abb.45. Skizze einer Holzfigur des Balkons 12.2.2 Graf Hans Wilczek Graf Hans Wilczek, der Wiederhersteller von Kreuzenstein, war ein begeisteter Schwegelspieler. In Wien lernte er bei einem der beiden Dopplerbrüder Piccolo spielen und übertrug dann diese Fertigkeit auf die Schwegelpfeife. Später nahm er Unterricht bei Joseph Steinegger, den Älteren der Gebrüder Steinegger, der für ihn eine große Anzahl von Pfeifermelodien aus dem Salzkammergut aufgeschrieben hat. Die Niederschriften zeigen musikalisch und tänzerisch uralte Formen und sind meist in G notiert. 231 Klier 1956, 35. Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 94 Bsp.26: Pfeifermelodien von Joseph Steinegger Vom Grafen sind uns Aufzeichnungen überliefert, in denen er schreibt: „Bei Jagd und Tanz pflegten die Ausseer die Schwegelpfeife zu spielen, für die ich sehr passioniert war. ... Im Gebirge führte ich die Schwegelpfeife immer bei mir und spielte unverdrossen.“232 Von Erzählungen wissen wir, dass der Graf bei der Hochzeit von Joseph Steinegger den fehlenden Part der Tanzmusik ersetzte. Dazu schreibt er: „Da der Bräutigam nach altem Brauch vortanzen musste, war nur der Franzl zum Pfeifen da und ich ersetzte den fehlenden Part und pfiff die ganze Nacht zum Tanzen, was mir ein seltenes Vergnügen machte...“233 Der Maler Hans Canon malte 1877 den Grafen in steirischer Tracht als Seitenpfeifer.234 232 Ruttner/Pietsch 1982, 206. Ruttner/Pietsch 1982, 206. 234 Ruttner/Pietsch 1982, 206. 233 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 12.2.3 95 Leopold Kahls Leopold Kahls, auch „Ischler Kahls“ genannt, wurde am 23.12. 1883 in Bad Ischl geboren. Wie schon sein Vater, wählte er die Laufbahn eines Salinenbeamten und arbeitete von 1910-1955 im Salzberg von Altaussee.235 Nebenberuflich unterrichtete er in der Musikschule Bad Aussee die Schwegelpfeife. Dass die Schwegelpfeife für ihn bereits in jungen Jahren eine wichtige Rolle spielte, können wir aus einem von ihm verfassten Brief herauslesen, indem er schreibt: „... dann wurde mein (Gspan, der Verf.) Grieshofer krank und starb. Ich hatte keinen Gspan, um einen anderen schaute man auch nicht, allein freute es mich nicht, und die Pfeifen blieben verwaist in der Tischlade.“236 Abb.46: Leopold Kahls In den zwanziger Jahren, nachdem ein Jugendfreund Gefallen an der Schwegelpfeife fand und es bei ihm lernen wollte, begann Leopold Kahls mit dem Aufschreiben alter Melodien. „Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als ihn meine erste Stimme zu lehren und mir die zweite dazuzumachen...von da an war mein Bestreben, aufschreiben und festhalten.“237 1925 hatte Leopold Kahls die Idee, einen eigenen Pfeifertag zu kreieren, der dann auch am 15. August (Maria Himmelfahrt) 1925 zum ersten Mal stattfand. Mit 15 Schwegelpfeifern ging er auf die Blaa-Alm, da seiner Meinung nach so eine Veranstaltung nicht auf die Bühne oder in ein Wirtshaus passte. Ab diesem Zeitpunkt organisierte er jedes Jahr (mit Unterbrechung während des 2. Weltkrieges) den Pfeifertag, er betreute die Musiker, führte eine Teilnehmerliste und notierte die jeweilige Wetterlage. Ihm ist es zu verdanken, dass die Schwegelpfeife nicht in Vergessenheit geriet. Für ihn war die Schwegelpfeife ständiger Begleiter, und er trug sie in seiner Rocktasche immer bei sich. 1964 war Leopold Kahls zum letzten Mal beim Pfeifertag, knapp ein halbes Jahr darauf, am 1. 235 Ruttner/Pietsch 1982, 210. Ruttner 1964, 47-49. 237 Ruttner 1964, 49. 236 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 96 Jänner 1965, starb er. Seinen Nachfolger als Pfeifervater hat er noch selber vorgeschlagen: Alois Blamberger aus Bad Ischl.238 12.2.4 Alois Blamberger Alois Blamberger (1912-1989) wurde auch der „Bla-Lois“ genannt und lebte in Bad Ischl Perneck. Neben seinem Beruf als Oberbergmeister der Saline war er nicht nur als ausgezeichneter Schwegelpfeifer, sondern auch weit über das Salzkammergut hinaus als Geiger der „Simon Geigenmusi“ bekannt. Viele Stücke der Simon Geigenmusi wurden auf Schallplatten aufgenommen, und 1967 erhielten sie die „Silberne Amsel“, die höchste Auszeichnung für Volksmusikanten.239 Abb.47: Alois Blamberger In Bad Ischl stellte Alois Blamberger gemeinsam mit Franz Aster (Schwegelpfeife) und Alois Putz (Trommel) die Schützenmusik.240 Alois Balmberger erteilte nebenberuflich Unterricht im Schwegelpfeifen. Vor allem im Sommer unterrichtete er auf Singwochen, Lehrgängen und Seminaren. Nachdem Leopold Kahls ihn 1964 als Nachfolger für das „Amt“ des Pfeifervaters beim alljährlichen Pfeifertag im Salzkammergut bestellte, organisierte er diesen von 1965-1989, wie sein Vorgänger bis zu seinem Tode.241 12.2.5 Johann Stöckl Einer der bekanntesten Seitelpfeifer im steirischen Salzkammergut war Johann Stöckl (1912-2004). Er gründete in den Jahren um 1970 die „Altausseer Schützenmusi“, die bis zum Herbst 2000 regelmäßig im Gasthof zum Loser in Altaussee zu hören war. Er war eine wichtige Quelle für lokales Repertoire und traditionelle Spielweise. Bekannt wurde 238 Nowak 1991, 8. Grieshofer 1977, 182. 240 Grieshofer 1977, 182. 239 Andrea Wolfsteiner Geschichtlicher Anhang 97 Johann Stöckl durch seine vielen Auftritte und die Veröffentlichung von 3 Tonträgern. Er hat viele Leute mit dem Schwegelpfeifen bekannt gemacht und viele angeregt, es selbst zu probieren.242 Johann Stöckl starb im Alter von 92 Jahren, seine Altausseer Schützenmusik gibt es seither ebenfalls nicht mehr.243 241 Nowak 1991, 8-9. http://members.yline.com/~arizona/heute.htm, Stand vom 9.03.2005. 243 Mündliche Mitteilung Direktor Hans Hinterers an die Verfasserin vom 8.03.2005. 242 Andrea Wolfsteiner Zusammenfassung 98 13 Zusammenfassung Die folgende Zusammenfassung soll einen kurzen Überblick über diese Diplomarbeit geben und die wichtigsten Informationen prägnant erläutern. Das Kapitel 1 Terminologie beschäftigt sich mit dem Wort Schwegel in Bezug auf die Herkunft, die verschiedenen Bezeichnungen oder Namen dieses Instruments und damit, ob eine Schwegel eine Längs- oder Querflöte ist. Heute wird das Instrument hauptsächlich mit Schwegelpfeife, Schwegel sowie Seitlpfeife bezeichnet. Im 2. Kapitel werden historische Schwegelpfeifen beschrieben, um zu zeigen, wie diese Instrumente aussahen, welche Materialien für den Bau verwendet wurden, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben und in welchen unterschiedlichen Größen und Stimmungen es sie gab. Unter anderem wird auch historisches Spielmaterial genannt und es wird erläutert, wo dieses eingesetzt oder aufgeführt wurde. Außerdem wird anhand einiger Notenbeispiele sehr bekannter Komponisten die Verwendung der Schwegelpfeife in der Kunstmusik beschrieben. Die Ergologie und Technologie wird im 3. Kapitel erwähnt. Hier wird auf die Unterschiede in der Art des äußeren Erscheinungsbildes verschiedener Schwegelpfeifen eingegangen (z.B. konische oder zylindrische Bauweise, ein- oder zweiteilige Instrumente,...). Anhand je zweier Abbildungen von A- bzw. C-Schwegeln wird auch darauf hingewiesen, wie stark zwei Schwegelpfeifen in derselben Stimmung hinsichtlich ihrer Größe differieren können. Ebenso werden die Holzarten aufgezählt, die für den Bau einer Schwegelpfeife benützt werden. Das 4. Kapitel beschäftigt sich mit der Verwendung des Instrumentes, wobei hier ein Schwerpunkt auf die Schützenmusik vor allem im Salzkammergut und Oberösterreich gelegt wird. Hingewiesen wird hier auch auf die Problematik der Erhaltung der Schützenmusik. Die geographische Verbreitung ist Thema des 5. Kapitels und wird mit Hilfe einer Grafik dargestellt, welche die Städte bzw. Regionen Österreichs zeigt, in denen Schwegelseminare, Pfeifertreffen oder ähnliches veranstaltet wird. Kapitel 6 und 7 beschäftigten sich mit der Herstellung des Instruments. In Kapitel 6 werden die Bauweisen der Schwegelpfeife bzw. die Herstellungsschritte des Instrumenten Andrea Wolfsteiner Zusammenfassung 99 baus von Helmuth Schmidl und Dietmar Derschmidt beschrieben. Ergänzend werden im darauffolgenden 7. Kapitel weitere Instrumentenbauer der Gegenwart erwähnt. Das Kapitel 8 stellt eine Einführung in die richtige Spieltechnik dar. Typische Spielarten, die Tonerzeugung und der Tonraum, die Griffweise auf der Schwegelpfeife und verschiedene Besetzungsmöglichkeiten werden angeführt, um den Charakter des Schwegelspiels verstehen zu können. Im 9. Kapitel wird auf die Literatur des Instruments näher eingegangen. In Bezug auf die Volksmusik wird hier auf die zwei großen Sammlungen von Dr. Alfred Quellmalz und Joseph Sonnleithner hingewiesen. Weiters wird außerdem eine Auswahl der gängigsten Musikstücke und Spielhefte für Schwegelpfeife dargelegt. In verschiedenen Regionen Österreichs gibt es Schwegelspieler, die bemüht sind, die Existenz des Instruments zu erhalten und dessen Tradition zu bewahren. Aus diesem Grund werden Projekte an Schulen, jährliche Pfeifertreffen, Seminare sowie Schwegelwochen und ähnliches veranstaltet. Teilweise wird die Schwegelpfeife sogar schon im Instrumentalunterricht an Musikschulen oder Universitäten eingesetzt. Hierauf wird in Kapitel 10 und 11 eingegangen. Mit dem Kapitel 12 (Geschichtlicher Anhang), welches sich mit einigen bekannten Instrumentenbauern und Musikern vergangener Zeit beschäftigt, endet diese Arbeit. Andrea Wolfsteiner Wissenschaftlicher Apparat 100 14 Wissenschaftlicher Apparat 14.1 Bildmaterial Abb.1: Abb.2: Abb.3: Abb.4: Abb.5: Abb.6: Abb.7: Abb.8: Abb.9: Abb.10: Abb.11: Abb.12: Abb.13: Abb.14: Abb.15: Abb.16: Abb.17: Abb.18: Abb.19: Abb.20: Abb.21: Abb.22: Abb.23: Abb.24: Abb.25: Abb.26: Abb.27: Abb.28: Abb.29: Abb.30: Abb.31: Abb.32: Abb.33: Abb.34: Abb.35: Abb.36: Abb.37: Abb.38: Abb.39: http://www.ub.uu.se/arv/codex/faksimiledition/texts/1_mat.txt, Stand vom 23.05.2005. Raymond, Meylan, Die Flöte, Mainz-London-Madrid-u.a. 2000, 60. Raymond, Meylan, Die Flöte, Mainz-London-Madrid-u.a. 2000, 80. Praetorius, Michael, Syntagma musicum, Band II: De Organographia, Wolfenbüttel 1619, zitiert nach dem fotomechanischen Nachdruck, Kassel-Basel-London-New York 1968, 133. Meierott, Lenz, Die geschichtliche Entwicklung der kleinen Flötentypen und ihre Verwendung in der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, Tutzing 1974, 100. 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Aufnahme: Andrea Wolfsteiner vom 2.04.2005. Aufnahme: Andrea Wolfsteiner vom 2.04.2005. Aufnahme: Andrea Wolfsteiner vom 2.04.2005. www.schreiner-seiten.de, Stand vom 2.06.2005. Brenner, Helmut, Gehundsteh Herzsoweh. Erzherzog Johann-Lied-Tradition, Mürzzuschlag 1996, 53. http://members.yline.com, Stand vom 4.05.2005. Andrea Wolfsteiner und Gerold Brunmair. Schwegelheft, Dr.-Alfred-Quellmalz-Sammlung, Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache (Hg.), Bozen 2003. Steirisches Volksliedwerk, Schwegelpfeifertreffen 2004, Graz 2004. http://www.garchinger-pfeifer.de, Stand vom 3.03.2005. Aufnahme: Andrea Wolfsteiner vom 8.04.2005. Aufnahme: Andrea Wolfsteiner vom 8.04.2005. www.mhs-gosau.at, Stand vom 3.06.2005. www.mhs-gosau.at, Stand vom 3.06.2005. www.mhs-gosau.at, Stand vom 3.06.2005. www.mhs-gosau.at, Stand vom 3.06.2005. www.mhs-gosau.at, Stand vom 3.06.2005. www.mhs-gosau.at, Stand vom 3.06.2005. Bruckner, Hans, Die Pfeifenmacherei in Berchtesgaden, in: Tibia 2/ 1979, 295. Bruckner, Hans, Die Pfeifenmacherei in Berchtesgaden, in: Tibia 2/ 1979, 292. Bruckner, Hans, Die Pfeifenmacherei in Berchtesgaden, in: Tibia 2/ 1979, 295. Andrea Wolfsteiner Wissenschaftlicher Apparat 101 Abb.40: Bruckner, Hans, Die Pfeifenmacherei in Berchtesgaden, in: Tibia 2/ 1979, 296. Abb.41: Ruttner, Adolf, Pietsch, Rudolf, Die Seitlpfeife im Salzkammergut, in: Deutsch, Walter (Hg.), Beiträge zur Volksmusik in Oberösterreich, Wien 1982, 197. Abb.42: Benedikt, Erich, Zur Geschichte der alpenländischen volkstümlichen Querpfeife und anderer Flöten, in: Tibia: 7 (1982), 16. Abb.43: Galatz, Sandra, Volksmusik im Salzkammergut, Der Pfeifertag, Gmunden 1999, 17. Abb.44: Klier, Karl Magnus, Volkstümliche Instrumente in den Alpen, Kassel und Basel 1956, o.S. Abb.45: Klier, Karl Magnus, Volkstümliche Instrumente in den Alpen, Kassel und Basel 1956, 35. Abb.46: Galatz, Sandra, Volksmusik im Salzkammergut, Der Pfeifertag, Gmunden 1999, 24. Abb.47: http://members.yline.com, Stand vom 3.06.2005. 14.2 Notenquellen Bsp.1: Bsp.2: Bsp.3: Bsp.4: Bsp.5: Bsp.6: Bsp.7: Bsp.8: Bsp.9: Bsp.10: Bsp.11: Bsp.12: Bsp.13: Bsp.14: Bsp.15: Bsp.16: Bsp.17: Bsp.18: Bsp.19: Bsp.20: Bsp.21: Bsp.22: Bsp.23: Bsp.24: Bsp.25: Bsp.26: 14.3 Klier, Karl Magnus, Die volkstümliche Querpfeife, in: Das deutsche Volkslied, 25 (1923), 13. Heckmann, Harald (Hg.), Die Pilger von Mekka, Kassel-Basel-Paris-London-New York, 1964,187. Haydn, Michael, Sinfonia in C (Partitur), Wien 1969, 3. Mozart, Leopold, divertimento militare sive sinfonia (Partitur), Berlin o.J., 3. Verein der Stachelschützen Bundschuh, zur Verfügung gestellt von Peter Moser. Grieshofer, Franz, Das Schützenwesen im Salzkammergut, Linz 1977, 196. Steirisches Volksliedwerk, Schwegelpfeifertreffen 1997, Graz 1997, o.S. Derschmidt, Volker, Pfeifermusik aus dem Salzkammergut, Wels 2000, 2/6. 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Bludenz (V), Querflötenlehrer Helminger Markus, 5061 Elsbethen (S), Organisator der Pfeifenseminare auf der Burg Hohen Werfen Hinterer Hans, 4824 Gosau (OÖ), Direktor der Musikhauptschule Gosau Moser Peter, 5591 Thomatal (S), Obmann des Stachelschützenvereines Bundschuh Petermaier Klaus, 4020 Linz (OÖ), Oberösterreichisches Volksliedwerk Pietsch Rudolf, 1170 Wien, Volksmusikprofessor an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Pöllitsch Gerd, Garching (Bayern), Schwegel-Hersteller Prein Simone, Leoben, Steirisches Volksliedwerk Rainer Günter, 4822 Bad Goisern, Schwegel-Hersteller Schiendorfer Leo, 4820 Bad Ischl (OÖ), Schwegel-Hersteller Andrea Wolfsteiner Wissenschaftlicher Apparat 107 Schmidl Helmuth, 9521 Treffen (K), Schwegel-Hersteller Walter Herbert, 4560 Inzersdorf (OÖ), Volksmusikprofessor an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz 14.7 Index A Agricola, Martin 15, 16 Aigen-Voglhub 98 Alamanda 70 Allemande 70 Almayne 70 Almer 63 Almerisch 67 Alpenverein Singkreis 52 Altaussee 77, 87 Amon, Christian 89 Anleitner-Obergruber, Christine 84, 86 Ansteckpfeiferl 38 Anton-Bruckner Privatuniversität 86 Armeemuseum 13 Armeepfeifen 14 Artaud,Pierre- Yves 10 B Bad Aussee 52, 89 Bad Goisern 25, 31, 35, 43, 77, 86, 87, 89 Bad Ischl 25, 35, 43, 54, 77, 86, 87, 89, 98, 103 Bairisch 71 Barock 83, 86 Bauernmadl 72 Baumann, Alexander 100 Bayern 25, 35, 42, 52, 66, 79 Benedikt, Erich 16, 52, 72, 98 Ber, Patrick 31 Berchtesgaden 24, 94, 97 Berchtesgadener Knödel 42 Biffero 20 Blamberger, Alois 79, 104 Bludenz 92 Blume, Friedrich 67 Boarische 29 Böhmen 58 Borris, Siegfried 59, 62 Bose, Fritz 56 Bozen 57, 59, 82 Braunreiter, Johannes 25 Brixen 19 Brockhaus Enzyklopädie 11 Bruckner Konservatorium 3 Bruckner, Hans 94, 95 Brüssel 96 Brüsseler Konservatorium 16 Brüsseler Sammlung 13 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur 91 Bundschuh 29, 31 Burg Hohenwerfen 85 Busch-Salmen, Gabriel 6 C Chinesische Mittellochflöte 38 Codex argenteus 5, 7 Correr, Pietro 16 D Dalmatien 58 Der Pilger von Mekka 20 Derschmidt, Dietmar 25, 26, 38, 39, 40, 43, 84 Derschmidt, Hermann 38 Derschmidt, Volker 3, 74, 84 Deutsch, Walter 17, 58, 59, 67, 70 Deutscher Tanz 69, 70 Deutschland 27, 44 Diskantinstrumente 16 Divertimento 22 Döb 53 Dr.-Alfred- Quellmalz- Sammlung 56 Dreier 28 Duden 10 Dudler 63 E Ebensee 78 Eberl, Elfriede 74 Eggl, Peter 96 Einhandflöte 10, 11 Andrea Wolfsteiner Wissenschaftlicher Apparat Eiswalzer 72 Engel, Fritz 98 England 70 Ergologie 4, 23 Europa 18 Exner, Christa 86 F Fally, Klaus 52 Feldpfeiffen 16 Fischer, Agnes 14, 15, 17, 81 flageolet 11 flagoz 11 flahute 11 Flaut 6 Flauta 6 flaute 11 Flòta 6 Flotzinger, Rudolf 70 Frank, Heinrich 19 Frankreich 70 G G’stanzln 30 Galatz, Sandra 77, 99 Ganslmayr, Alois 23, 25, 43, 72, 97 Garching 25, 42 Garchinger Pfeifer 42, 52 Gebler, Friedrich 19 Gemßhörner 9 Geographische Verbreitung 33 Georgiberg 84 Gesellschaft der Musikfreunde Wien 58 Gluck, Christoph Willibald 20 Gmunden 69 Gosau 28, 78, 87 Gotische 5 Graf Hans Wilczek 102 Graz 53, 79 Greifenburg an der Drau 98 Greiner, Thomas 92 Grieshofer, Franz 18, 28, 29, 30 108 Haydn, Michael 20, 22 Heckmann, Harald 20 Heiligenblut 97 Helminger, Markus 85 Herrad von Landsberg 8 Herstellungsarten 4 Hiatamadl 72 Hillinger Musikgeschäft 73 Himmlers, Heinrich 56 Hinterer, Hans 105 Hitler 56 Hitthaler, Hans 82 Hochbichler 95 Hochschule für Musik Nürnberg 62 Hoerburger – Archiv 57 Holzblasinstrumenten 5 Holzkirchen 81 Horak, Karl 20, 56, 67, 68, 69, 71, 74 Horak,Karl 70 Hornbostel, Erich 5 Hortus deliciarum 8 Huber, Irene 62, 94, 98 Hullazer 63 I Illyrien 58 Ingolstadt 13 Innerratschings 82 Innsbruck 19, 57 Innviertel 68, 71 Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache 57, 82 Instrumentalunterricht 4 Instrumentenbauer 4 Inzersdorf 43, 84 Ischler Schwegeln 43 J jodeli 63 Joder 64 Jodler 46, 47, 51, 52, 53, 63, 65 Juchezer 64 jugitzen 63 H Had am Bodensee 92 Haid, Gerlinde 67, 69, 70 Haiden 97, 98 Haider, Sonja 84 Hall 62 Hallstatt 38, 43, 44, 53, 98 Hallstätter ScheibenschützenGesellschaft 29 Hartberg 92 Härtel, Hermann 82 Hausmusikschwegel 35, 37 Hausruckviertel 68 K Kahls, Leopold 76, 77, 79, 103, 105 Kaiser Franz I 18 Kaiser Maximilian I. 17 Kaiser Maximilian II. 18 Kärnten 24, 35, 58, 64, 97 Kefermarkt 83 Kernspaltflöte 11 Kirchdorf 35, 53, 83, 86 Klier, Karl Magnus 8, 17, 25, 49, 72, 73, 76, 99 Kloster Ötenbach 9 Andrea Wolfsteiner Wissenschaftlicher Apparat Klotz, Volker 82 Koch, Adalbert 19 Koch, Heinrich Christoph 10 Krain 58 Krause-Pichler, Adelheid 6, 9 Krebspolka 72 Kreismelodien 28 Kreuzpolka 72 Kunstmusik 20 Kwiatkowski, Gerhard 11 L La Rencontre imprèvuè 20 Labialpfeifen 11 Labialregister 11 Labium 10, 11 Lager, Herbert 71 Lahn 29 Landesmusikschule 86 Landesmusikschulwerk 86 Landler 29, 67, 68, 72 Ländler 47, 66, 67, 70 Landsknechtslied 61 Längsflöte 9 Lechtal 19 Leoben 52, 53, 91 Linz 98 Linzer Polka 67, 69, 72 Luchner-Löscher, Claudia 63 Ludler 63, 72 Lungau 29, 31 Lustiger 72 109 Marsch 72 Mühlviertel 69, 71 München 14, 96 Musikhauptschule Gosau 73, 74, 87 Mussolini 56 N Neubairisch 72 Neudeutsch 72 Neukatholisch 72 Niederfriniger, Gernot 82 Niederlanden 70 Niederösterreich 58, 63 Nowak, Fritz 76, 77, 104, 105 Nürnberg 96 Nußbaumer, Thomas 56, 57 O Oberbayern 17, 81 Oberbozen 19 Oberösterreich 25, 38, 43, 58, 63, 76, 86 Oberösterrich 25 Obertraun 77 Ö Öggl 95 Ögl, Josef 23 O Olbernhau 44 Oldal fùvòs 6 M Mähren 58 Margetich, Elke 74 Marsch 59, 61, 62, 63, 72 Mayr, Susanne 92 Mayr, Venerand 23, 24 Mazurka 72 Meierott, Lenz 13, 14, 20, 21, 22 Meingaßner, Franz 57, 74 Meistersinger- Konservatorium von Nürnberg 62 Menuett 21 Meylan, Raymond 11 Michael Praetorius 16 Micheldorf 84 Michels, Ulrich 47, 50 Miesbach 81 Militärmusik 61 Militärpfeifen 15 Militärschwegel 42 Mittelalter 10, 11, 17 Moser, Peter 31 Mozart, Leopold 20, 22 Ö Österreich 27, 28, 52, 58, 64, 66, 91 O Overture 20 P Paartänze 71 Passen 68 Piculina 6 Pierre- Yves 10 Pietsch, Hermann 82 Pietsch, Rudolf 3, 82, 86, 94, 103 piffero 20 Piffero 21 Pikula 6 Plaikherer, Georg 97 Plaikner 97 Polka 29, 71 Pöllitsch, Gerd 14, 23, 25, 35, 42, 73, 81 Pommer, Josef 64 Praetorius, Michael 10, 16 Andrea Wolfsteiner Wissenschaftlicher Apparat Prein, Simone 52, 53, 75, 79, 80, 91 Punkterer 28 Pustertal 82 Q Quellmalz, Alfred 57 Quena 38 Querpfeiffen 16 R Rainer, Günter 35, 43, 44, 53 Raymond, Meylan 9 Reitmeier, Peter 73 Renaissance 11, 83, 86 Renoth 95 Rietzl, M. 49 Ritten 59, 60 Ruden 68 rugguse 63 Rumänien 6 Ruttner, Adolf 73, 94, 103, 104 S Sachs, Curt 5, 8, 17 Salzburg 17, 31, 43, 52, 76, 79, 85, 94 Salzburger Bürgergarde 31 Salzkammergut 18, 30, 31, 46, 53, 54, 56, 63, 71, 79, 85, 87 Salzkammergut Landler 67, 69 Salzkammergutschwegel 36, 37 Scharnstein 25, 35, 38 Schiendorfer, Leo 35, 43, 54, 89 Schießstandmusik 19 Schlesien 58 Schleunige 28, 70 Schloss Weinberg 83 Schmidl, Hausa 23, 35, 37, 50, 76, 97 Schmidl, Helmuth 25, 35, 37 Schmidt, Leopold 59 Schottisch 71 Schustertanz 72 Schützengesellschaft 18 Schützenmusik 20, 28, 31 Schützenschwegel 42 Schützenverein 17, 18 Schützenverein Au 52 Schützenverein St. Agatha 52 Schwäbischer 72 Schwägel 9, 10 Schwaz 19 Schwedischer 72 Schweg’l 20 Schwegel 3 Schwegelmarsch 47 Schwegelpfeife 3, 5 Schweitzer-Pfeiffen 15 110 Schweiz 17 Schweizerpfeiff 16 Schwerttanz 71 Schwiegel 9, 10 Seebach 54 Seitelpfeife 5 Seitenpfeife 5 Seitlpfeiffn 5 Senn, Walter 56 Siebenschritt 71 Simentschitsch, Kurt und Thomas 77, 79 Simon, Gertraud 56, 57 Sinfonia 21 Slowakei 6 Sonnleithner Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien 59 Sonnleithner, Joseph 58 Sonnleithner-Sammlung 58 Sopranino 38 Speckbacher, Josef 62 Spielmann 10 St. Wolfgang 77 Stattegg 79 Steiermark 17, 53, 56, 58, 63, 64, 76, 79, 91 Steinegger, Franz 99, 102 Steinegger, Joseph 99 Steirer 28, 47, 67, 72 Steirische 29 Steirischer Walzer 72 Steirisches Volksliedwerk 75, 82 Stift St. Florian 98 Stöckl, Hans 23, 105 Strobl 78 Südtirol 19, 29, 56, 60 Südtiroler Kulturkommission 56 Sulz 92 Swegel 5 Sweggl 22 Swiglja 5 T Tanzlmusi 53 Tenorschwegel 38 Thomatal 29, 31 Tirol 17, 19, 56, 58, 64, 79, 85 Tiroler Volksliedarchiv 57 Tirolerschwegel 38 Töbringen 98 Traunviertel 68 Treffen 24, 35, 36 Trio Walzer 72 Tuschner, Wolfram 18, 71 U Ungarn 6 Andrea Wolfsteiner Wissenschaftlicher Apparat Universität für Musik und darstellende Kunst Wien 3, 82, 87 Universität Regensburg 57 Universitätsbibliothek in Heidelberg 9 Unterberger, Robert 90 V Verein der Goiserer Schützen 31 Verein der Salzburger Tanzer 52 Viechtwang 38 Villach 35, 36, 98 Virdung, Sebastian 15 Volksliedwerk 91 Volksliedwerk Vorarlberg 92 Volksmusikschwegel 15 Vorarlberg 91 W Walch 94, 95 Wallnerisch 67 Walter, Herbert 75, 84, 87 Walzer 29, 47, 72 Warschauer 72 Weißkirchen/Traun 38 111 Wels 73 Welser Kammerorchester 39 Wickler 67 Wien 70, 87 Wiener Klassik 69 Wiener Volkskundemuseum 102 Windmassinger, F 14 Wolfram, Richard 56 Wullazer 63 Wurz, Hanns 11 Z zaura 63 Zechen 68 Zieler 28 Zimmermann, Arnold 79 Zoder, Raimund 58, 76 zole 63 Zvegle 6 Zwerchpfeife 5 Zwerchpfeiff 15 ZwerchPfeiff 21 Zwergpfeife 5