Die Afrika-Reise der Bundeskanzlerin
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Die Afrika-Reise der Bundeskanzlerin
Nr. 57 10/2007 Schwerpunkt Die Afrika-Reise der Bundeskanzlerin Äthiopien, Südafrika, Liberia - drei afrikanische Länder, die vor unterschiedlichen Herausforderungen stehen. Einen unmittelbaren Eindruck von der Entwicklung des Kontinents machte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihrer fünftägigen Afrika-Reise Anfang Oktober. Immer wieder betonte sie das große Interesse der EU und auch der G8-Staaten an einer intensiven Zusammenarbeit mit den reformorientierten Staaten. Hinweis: e.velop heißt ab der nächsten Ausgabe "Magazin zur Entwicklungspolitik". Lesen Sie dazu in diesem E-Magazine: Äthiopien: Afrika ist in Bewegung Südafrika: Ein starker Mittler auf dem Kontinent Liberia: Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg Solarenergie kann für Quantensprung in Afrika sorgen Prima Klima am Kap der guten Hoffnung? Weitere Themen: Energie Vietnam Umweltbildung Strom aus Wasserkraft treibt die Entwicklung voran Alphabetisierungskurse geben Frauen eine Stimme Verantwortung für die Umwelt in der Schule lernen Kultur Äthiopien Gesundheitswesen Afrikanischer Kontinent: Kulturell im Kommen Schutz und Unterstützung für Straßenmädchen Krankhausplanung muss viele Faktoren berücksichtigen Empfehlenswerte Links: Fotoreihe: Bundeskanzlerin Merkel in Afrika BMZ: Verhaltenskodex für den Kaffeesektor Ausschreibung: Journalistenpreis "Weltbevölkerung" Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik vom 5.-6. November 2007 Informationsportal "Menschenrechte und Entwicklungszusammenarbeit" Lesetipps: Die Partnerschaft zwischen G8 und Afrika - Umsetzungsbericht zum G8-Gipfel 2007 (PDF) Afrika - Aus Politik und Zeitgeschichte Heidemarie Wieczorek-Zeul: Welt bewegen - Erfahrungen und Begegnungen Broschüre: Armut halbieren - fair handeln! (PDF) World Development Report 2008: Agriculture for Development Äthiopien: Afrika ist in Bewegung Ihre fünftägige Afrika-Reise vom 3. bis 7. Oktober führte Bundeskanzlerin Angela Merkel zunächst in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Äthiopien liegt auf einem Hochplateau und hat circa 79 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Rund fünf Millionen Menschen leben in Addis Abeba. Die Hauptstadt liegt an den Hängen des Entoto Berges auf circa 2.300 bis 2.500 Meter Höhe. Äthiopien gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und ist das drittgrößte Empfängerland von Entwicklungszusammenarbeit weltweit. "Echte Partnerschaft" mit Afrika Zum Auftakt ihrer Reise betonte Merkel das große Interesse Europas an der Entwicklung des afrikanischen Kontinents. Zugleich mahnte sie Rechtstaatlichkeit, Demokratie und die Achtung der Menschenrechte an. Diese Prinzipien der so genannten "Good Governance" seien entscheidende Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung. "Europa muss mehr tun", unterstrich die Bundeskanzlerin mit Blick auf das wachsende Engagement anderer internationaler Akteure in Afrika. Insbesondere China und die Vereinigten Staaten investieren zunehmend auf dem Kontinent. Mit einer Afrika-Konferenz der G8-Staaten im November und dem EU-Afrika-Gipfel im Dezember wollen die entwickelten Staaten ein Signal für eine intensivere Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent setzen. Bereits beim G8-Gipfel in Heiligendamm war die Entwicklung des Kontinents neben dem Klimaschutz ein zentrales Thema. Gegenüber den afrikanischen Partnern hatten sich die G8-Staaten hier zu ihren früheren Zusagen und den so genannten Millenniums-Zielen bekannt. Merkel erinnerte in Addis Abeba auch an die Geberkonferenz des Globalen Fonds Ende September in Berlin. Dort hatten zahlreiche Geberländer fast zehn Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria für die nächsten drei Jahre zugesagt. >> Fast sieben Milliarden Euro im Kampf gegen Infektionskrankheiten zugesagt Demokratie: Basis für wirtschaftliche Entwicklung Die deutsch-äthiopischen Beziehungen sind seit über hundert Jahren sehr gut. Jetzt sollen sie nach dem Willen der Bundesregierung noch intensiver werden. "Wir haben ein sehr großes Interesse an einem offenen politischen System in Äthiopien", sagte Merkel nach einem Gespräch mit Premierminister Meles Zenawi. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung, aber auch beim Kampf gegen Krankheiten und Seuchen wolle Deutschland helfen, wo es könne. Für eine Gesundheitsstrategie komme es besonders auf den Schutz und die Aufklärung der Frauen an, sagte Merkel. Die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung des Landes hänge allerdings ebenso stark von den politischen Rahmenbedingungen ab, unterstrich die Kanzlerin. Demokratie, ungehinderte Arbeitsmöglichkeiten für die Opposition, die Achtung der Menschenrechte und engagiertes Einschreiten gegen Korruption seien wichtige Voraussetzungen für Entwicklung und Wachstum. Zenawi bekannte sich zur Fortsetzung des eingeschlagenen Reformkurses, sprach aber von einem "schwierigen Weg". Er würdigte das europäische Engagement und die Zusagen der G8-Staaten. Mit Blick auf andere starke Investoren sagte er jedoch: "In jeder Beziehung liegen Chancen." Auftritt vor der Afrikanischen Union Addis Abeba ist auch Sitz der Afrikanischen Union (AU). Die AU ist die Nachfolgeorganisation der OAU (Organisation für Afrikanische Einheit). Außer Marokko sind alle 53 afrikanischen Staaten Mitglied. In ihrer Rede vor der Afrikanischen Union sprach Merkel dem ghanaischen AU-Präsidenten, John Kufuor, und dem Vorsitzenden der Kommission, Alpha Oumar Konaré, Anerkennung für ihre Arbeit aus. Beide hätten das Ansehen und das Gewicht der AU in der gesamten Welt gestärkt. Die Afrikanische Union sei ein wichtiger Akteur auf der internationalen Bühne. >> Afrika ist in Bewegung: Die Bundeskanzlerin vor der Afrikanischen Union Hilfe, die ankommt Die Bundeskanzlerin führte aber nicht nur politische Gespräche. Sie besuchte auch ein Straßenkinder-Projekt der deutschen Kindernothilfe. Gemeinsam mit dem Hilfsprogramm Oprifs hat die Kindernothilfe in der äthiopischen Hauptstadt ein Zentrum für Straßenmädchen eingerichtet. Es soll helfen, die katastrophalen und lebensbedrohlichen Lebensumstände einiger hundert Straßenmädchen zu verbessern und sie vor sexueller Ausbeutung und Missbrauch zu schützen. Die Kindernothilfe arbeitet in Äthiopien mit verschiedenen Partnern in fast hundert Projekten. Gesamtbudget für 2007: 4,7 Millionen Euro. >> Angela Merkel besucht Hilfsprojekt in Addis Abeba Mitte 2007 waren in Äthiopien etwa 230 deutsche und 500 lokale Expertinnen und Experten bei deutschen Durchführungsorganisationen unter Vertrag. Das gesamte Auftragsvolumen der deutschen Durchführungsorganisationen in der Entwicklungszusammenarbeit beträgt mehr als 400 Millionen Euro. Trotz steigender Getreideproduktion benötigen 2007 etwa 2,3 Millionen Äthiopierinnen und Äthiopier immer noch kontinuierliche Nahrungsmittelhilfe. Kontext Länderinformationen zu Äthiopien Afrika-Politik der Bundesregierung Afrika und die EU e.velop 6/2007: "Afrika kommt" Deutsche Entwicklungspolitik in EU und G8 Millenniumsziele und gute Regierungsführung: Neue Chancen für Afrika G8: Zusagen an Afrika werden eingehalten Südafrika: Ein starker Mittler auf dem Kontinent Südafrika ist die zweite Station der Afrika-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Republik am Kap von Afrika ist von bunter Völkervielfalt. Elf Landessprachen werden dort gesprochen. Von den circa 48 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern sind rund eine Million deutscher Abstammung. Hauptstadt und Regierungssitz ist Pretoria. Das Parlament hat seinen Sitz in Kapstadt, der ältesten Stadt des Landes. Johannesburg ist das wirtschaftliche Herz. Das Land ist reich an Bodenschätzen. Seit Ende der Apartheid hat Südafrika den Wandel hin zu einer freien Marktwirtschaftsordnung vollzogen. Südafrika ist Deutschlands größter Handelspartner auf dem afrikanischen Kontinent. Gleichzeitig gehört Deutschland zu den wichtigsten Investoren in Südafrika. Auch in Südafrika betonte die Bundeskanzlerin das große Interesse Deutschlands und Europas an einer guten wirtschaftlichen Entwicklung des Landes wie des Kontinents. Mit dem EU-Afrika-Gipfel im kommenden Dezember wolle Europa "ein neues Kapitel der Beziehungen zwischen den beiden Nachbarkontinenten" aufschlagen. Auf der Basis einer nach vorn gerichteten gemeinsamen EU-Afrika-Strategie könnten beide Staaten miteinander viel erreichen, kündigte die Bundeskanzlerin an. Wirtschaftliches Engagement und betriebliche Ausbildung Deutschland und Südafrika unterhalten schon heute sehr intensive Beziehungen. Politisch, wirtschaftlich und in internationalen Fragen arbeiteten beide Regierungen eng zusammen, hob Merkel nach einem Gespräch mit dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki hervor. Aktuell wolle die deutsche Wirtschaft mit Unterstützung bei der betrieblichen Ausbildung dazu beitragen, die immer noch spürbaren Folgen der Apartheid zu überwinden. >> Ausbildungsinitiative der deutschen Wirtschaft in Südafrika In ihrer Rede vor der deutsch-südafrikanischen Industrie- und Handelskammer lobte die Bundeskanzlerin das deutsche Engagement von Institutionen und Persönlichkeiten, die das wirtschaftliche Engagement in Südafrika von deutscher Seite her gefördert und vorangebracht haben. So macht beispielsweise die "Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (Safri)" mit vielfältigen Initiativen auf das Potenzial der Region aufmerksam und wirbt für verstärktes Engagement. Safri wurde vom Afrikaverein und Institutionen der Deutschen Wirtschaft ins Leben gerufen. Merkel ermutigte die südafrikanische Wirtschaft, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, "durch die junge Menschen auf diesem Kontinent eine Zukunft haben und ihr Glück und ihr Leben selbst gestalten können". >> Rede der Bundeskanzlerin vor der deutsch-südafrikanischen Industrie- und Handelskammer in Johannesburg Mittler und Makler In Pretoria würdigte die Kanzlerin auch die wichtige Rolle Südafrikas bei der Bewältigung regionaler Konflikte in Afrika: sei es in Simbabwe, im Kongo, in Somalia oder im Sudan. "Wir wissen ihre Arbeit sehr zu schätzen", sagte Merkel. Derzeit vermittelt die südafrikanische Regierung in Simbabwe zwischen dem Regierungslager und der Opposition. Die Opposition wird von dem langjährigen Machthaber Präsident Robert Mugabe massiv unterdrückt. Bereits tags zuvor hatte sich Merkel vor der Afrikanischen Union tief besorgt über die Menschenrechtsverletzungen und die Zerstörung von Armenvierteln in Simbabwe gezeigt. "Wir dürfen dieser Entwicklung nicht tatenlos zuschauen", appellierte sie. Besonders die Nachbarstaaten seien hier in der Pflicht. Südafrika ist aufgrund großer Flüchtlingsströme selbst stark von der Situation in Simbabwe betroffen. Mbeki berichtete, es gehe nun vor allem darum, im Nachbarland freie und faire Präsidentschaftswahlen für das kommende Jahr vorzubereiten. Regierung und Opposition des Landes hätten bereits angekündigt, das Ergebnis solcher Wahlen anerkennen zu wollen. Merkel kündigte an, die Lage in Simbabwe auch beim EU-Afrika-Gipfel in Lissabon kritisch ansprechen zu wollen. Anpfiff 2010 Neben den politischen Gesprächen stand ein Thema im Vordergrund, bei dem Deutschland einiges an Know-how zu bieten hat: die kommende Fußballweltmeisterschaft, die 2010 in Südafrika ausgetragen wird. Zehn Stadien in neun Städten sollen die FIFA-Fußball-WM zu einem unvergesslichen Sporterlebnis machen. Der frühere Präsident Südafrikas, Nelson Mandela, ist Schirmherr der WM. Südafrika ist das erste afrikanische Land, das eine FußballWM ausrichtet. 1934 trat zum ersten Mal eine afrikanische Mannschaft bei einer Fußball-WM an. In Johannesburg machte sich Merkel gemeinsam mit DFB-Team-Manager Oliver Bierhoff ein Bild vom Stand der Vorbereitungen. Beim Ausbau der Stadien stehen deutsche Fachleute den Organisatoren beratend zur Seite. Auch die Infrastruktur wird über das Ereignis hinaus von den WM-Investitionen profitieren können. >> Fußball-WM: Noch 980 Tage bis zum Anpfiff Bewegende Momente Ebenfalls in Johannesburg traf die Bundeskanzlerin zum ersten Mal mit Nelson Mandela zu einem Gespräch zusammen. Mandela gilt als historisches Symbol zur Überwindung der Apartheid. Der 89-jährige Friedensnobelpreisträger empfing Merkel im Gebäude der nach ihm benannten Stiftung. Die Nelson-MandelaStiftung unterstützt viele Hilfsprojekte, Aids-Programme und führt Aufklärungskampagnen durch. Südafrika gehört zu den Ländern mit den höchsten Aids-Infektionsraten. >> Die Bundeskanzlerin trifft Nelson Mandela Merkel besucht HIV-Hilfsprojekt Darf ein katholischer Pfarrer über Kondome sprechen? Er muss es sogar, findet der deutsche Geistliche und Gemeindepfarrer Stefan Hippler. Die Bundeskanzlerin und Bundesentwicklungsministerin Heidemarie WieczorekZeul besuchten ihn und sein HIV-Hilfsprojekt HOPE in Kapstadt. Jedes dritte Kind, das zu ihm ins Krankenhaus kommt, ist infiziert, ebenso jede dritte Schwangere. >> Beim Kampf gegen HIV geht es um mehr Besuch der Kapregion In der Nähe von Kapstadt besuchte die Bundeskanzlerin außerdem das von Deutschland geförderte BiodiversitätsForschungsprojekt "Biota Southern Africa". Bei ihrer halbtägigen Bereisung der Kapregion informierte sie sich über die Bedeutung des Wandels der biologischen Vielfalt im Spannungsfeld von Klimawandel und der zukünftigen Entwicklung der Länder Afrikas. Deutschland gibt durch das Biota-Projekt unter anderen wissenschaftliche Unterstützung für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Afrikas Biodiversität. So durch das Forschungsprogramm Biolog (Biodiversität und Globaler Wandel), das vom Bundes-ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. >> Das kontinentale Netzwerk Biota-Africa Südafrika verfügt über eine äußerst differenzierte Flora und Fauna sowie viele Nationalparks. Es gehört zu den fünf Ländern mit der größten biologischen Vielfalt auf der Erde. In der kleinen Kapregion gibt es 8.000 Pflanzenarten, von denen fast drei Viertel nur dort heimisch sind. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass das international anerkannte Biodiversitäts-Forschungsprojekt " Biota Southern Africa " dort angesiedelt ist und internationale Anerkennung genießt. Die Bundesregierung fördert das multilaterale Biota-Verbundprojekt mit rund 2,6 Millionen Euro jährlich. Gemeinsam mit Biota Westafrika und Biota Ostafrika bildet es ein wichtiges Netzwerk in der Forschung und zur Erhaltung und zum Schutz der biologischen Vielfalt. Es wurde von südafrikanischen, namibischen und deutschen Wissenschaftlern entwickelt. Kontext Länderinformationen: Südafrika e.velop 6/2007: "Afrika kommt" SAFRI - Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft Programm zur biologischen Vielfalt Fifa-WM 2010: in Südafrika (englisch) G8: Zusagen an Afrika werden eingehalten Liberia: Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg Liberia war die dritte und letzte Station der Afrika-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das westafrikanische Land an der Atlantikküste hat circa 3,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Allein im Großraum der Hauptstadt Monrovia leben circa 1,5 Millionen Menschen. Neben der Amtssprache Englisch gibt es 16 Stammessprachen. 14 Jahre lang herrschte in Liberia ein schrecklicher Bürgerkrieg. Noch immer leiden die Menschen unter den Folgen. Auch die wirtschaftliche Lage des Landes ist noch immer desolat. Das ökonomische Potenzial Liberias ist jedoch hoch. Es verfügt über beachtliche natürliche Ressourcen. Das Land hat fruchtbare Böden und genügend Wasser - die besten Voraussetzungen für eine nachhaltige Landwirtschaft. Seit dem 16. Januar 2006 ist Ellen Johnson-Sirleaf Staatsoberhaupt und Regierungschefin von Liberia. Sie ist die erste gewählte Präsidentin eines afrikanischen Staates. Auf der in Havard ausgebildeten Bankerin und früheren Direktorin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) ruhen alle Hoffnungen, das Land voran zu bringen. Dabei hoffen die Liberianerinnen und Liberianer auch auf die guten internationalen Kontakte ihrer Staatschefin, die sie auch "Ma Ellen" nennen. "Das Schicksal Ihres Landes liegt uns am Herzen" Die Bundeskanzlerin sagte Johnson-Sirleaf weitere Hilfe für den Wiederaufbau des geschundenen Landes zu. Unter anderem will sie sich international für einen vollständigen Schuldenerlass des Landes einsetzen. Dafür sind innerhalb des Internationalen Währungsfonds noch einige Hürden aus dem Weg zu räumen. "Ich versichere Ihnen, dass uns das Schicksal und der weitere Aufbau Ihres Landes am Herzen liegen", sagte Merkel nach einem Gespräch mit Johnson-Sirleaf in Monrovia. Deutschland habe großes Interesse daran, dass Liberia wirtschaftlich wieder auf die Beine komme. Anlässlich des Besuchs stellten Merkel und Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul für dieses Jahr zusätzliche vier Millionen Euro Wiederaufbauhilfe in Aussicht. Damit steigt die deutsche Hilfe für das Land auf insgesamt 18,4 Millionen Euro. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Gemeinschaft will die Regierung mit dem Verwaltungskontrollprogramm "Gemap" die Korruption im Lande zurückdrängen. Nachvollziehbar sollen die Einkünfte des Landes in vollem Umfang seinem Aufbau zugute kommen. Das heißt: Es geht um eine transparente Verwaltung der Erlöse. Ein lokales Projekt, das der Bund fördert, ist die Wiederbelebung der Kakaowirtschaft im Land. Das öffentlichprivate Partnerschaftsprojekt soll die Lebensbedingungen von rund 10.000 Kakaobauern sichern. Gewissermaßen als Gastgeschenk sagte die Bundesregierung 300.000 moderne Moskitonetze im Kampf gegen die Malaria zu. Die Krankheit wird durch Stiche der Szesze-Mücke hervorgerufen. Jährlich sterben über eine Million Menschen daran, insbesondere in Afrika. EU-Afrika-Strategie verabschieden Auch innerhalb der EU will sich Merkel dafür einsetzen, dass das immer noch traumatisierte Land eine Chance hat, eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen. Liberia müsse seine Produkte vermarkten und seinen Reichtum in einem fairen Handel nutzen können. In diesem Zusammenhang betonte die Kanzlerin erneut die Bedeutung des nächsten EU-Afrika-Gipfels im Dezember in Lissabon. Dort will die EU gemeinsam mit den afrikanischen Staaten eine neue EU-Afrika-Strategie erarbeiten. Der letzte EU-Afrika-Gipfel fand vor sieben Jahren in Kairo statt. "Wir wollen mit allen afrikanischen Ländern sprechen. Wo es erforderlich ist, auch kritisch", sagte Merkel mit Blick auf die mögliche Teilnahme von Präsident Robert Mugabe aus Simbabwe am Gipfel. Bereits vor der Afrikanischen Union hatte sich Merkel einige Tage zuvor über die Situation in Simbabwe besorgt gezeigt. Diese sei geprägt von Schikanen, Drohungen und Einschüchterung der Opposition. Das Regime Mugabes stehe für die Zerstörung von Armenvierteln und andauernde Menschenrechtsverletzungen. Dieser Entwicklung dürfe nicht tatenlos zugesehen werden. Wunden schließen helfen Nach dem Treffen mit der liberianischen Präsidentin besuchte Merkel ein Flüchtlingsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und des UN-Flüchtlingskommisariats (UNHCR). Viele tausend Flüchtlinge leben noch unter schwierigen Bedingungen in den Nachbarländern. Gemeinsam mit dem UNFlüchtlingswerk unterstützt die GTZ sie dabei, sich nach der Rückkehr zurechtzufinden. So lernen sie etwa, aus Waffen Werkzeuge zu schmieden. Der Bürgerkrieg hat auch seelische Wunden hinterlassen. Viele Menschen sind traumatisiert. Zwei von drei liberianischen Frauen sind während der blutigen Auseinandersetzungen Opfer von Vergewaltigungen geworden. Johnson-Sirleaf hat in Sachen Gewalt gegen Frauen die Parole "Null-Toleranz" ausgegeben. Doch auch dafür gilt es zunächst, Verständnis zu wecken. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Ausbildung von Polizistinnen und Polizisten sowie Richterinen und Richtern. Bei einem Besuch in der Nationalen Polizeiakademie Paynesvill in Monrovia, die bei der Polizistenausbildung von der Uno unterstützt wird, machte sich die Bundeskanzlerin ein Bild davon. In Liberia sind rund 14.000 internationale Soldaten und Polizisten im Rahmen einer UN-Friedensmission (UNMIL) im Einsatz, vor allem afrikanischer Nationalitäten. UN-Polizeiausbilder (UNPol) bilden derzeit über 3.500 liberianische Männer und Frauen zu Polizisten aus. Ferner sollen die Blauhelme die Rebellen entwaffnen und den Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimatregionen ermöglichen. Deutschland unterstützt die Mission seit 2005 mit einem Team des Technischen Hilfswerks (THW) und fünf Polizisten. Afrika bleibt auf der Tagesordnung Für Wieczorek-Zeul hat die gemeinsame Afrika-Reise mit der Bundeskanzlerin ein wichtiges Signal gegeben: "Afrika bleibt auf der Tagesordnung der internationalen Staatengemeinschaft." Wieczorek-Zeul betonte: "Wir halten unsere Zusagen ein, so wie wir es auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm versprochen haben." Nicht zuletzt im eigenen Interesse. Denn Aufbau und Prävention in Afrika seien im Ergebnis schließlich "ein Stück Sicherheitspolitik für uns selbst". Kontext Länderinformation zu Liberia Die GTZ in Liberia UNMIL - United Nations Mission in Liberia (englisch) e.velop 54: Malaria G8: Entschuldung der ärmsten Länder erreichen Afrikanische Union (englisch) Solarenergie kann für Quantensprung in Afrika sorgen Der Diplomingenieur und Unternehmer Frank H. Asbeck begleitete Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrer ersten großen Afrika-Reise. Für e.velop erläutert er seine Eindrücke und beschreibt, wie Solarenergie die Entwicklung Afrikas nachhaltig vorantreiben könnte. Das größte und sauberste Kraftwerk Afrikas ist die Sonne Wenn Afrika eines zu Genüge hat, dann ist es die Sonne. Solarstrom ist daher eine ideale Quelle, um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung nördlich wie südlich der Sahara voranzubringen. 400 bis 500 Millionen Menschen haben auf diesem großen Kontinent keinen Zugang zu Elektrizität. Um überhaupt Energie gewinnen zu können, verbrennen sie mangels Alternativen kostbare Ressourcen oder klima- und gesundheitsschädliche fossile Energieträger wie Diesel und Kerosin. Als Mitglied der Wirtschaftsdelegation, die Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrer jüngsten Afrikareise begleitet hat, habe ich mich erneut von den solaren Chancen Afrikas überzeugen können. Die SolarWorld AG setzt sich schon seit Jahren für entsprechende Projekte ein. Denn wir wissen: Solarstrom kann für einen Quantensprung in der Entwicklung Afrikas sorgen. Als Europäer sollte uns der Kontinent besonders am Herzen liegen. Hier tragen wir historische Verantwortung. Und die verhältnismäßig geringe räumliche Entfernung vereinfacht den Aufbau gemeinsamer Beziehungen. Schließlich bedeutet gerechte Entwicklung für Afrika auch das Heraufdämmern potenziell enormer Märkte. Darin steckt für unsere heimische Solarbranche auch ökonomisch eine große Chance. Moderne Kommunikation für die Dörfer Afrikas Wir als SolarWorld AG haben auf der Reise mit Frau Merkel eine Initiative angestoßen, die die Möglichkeiten der Solarenergie für Afrika demonstriert. Anlässlich des Besuchs der Bundeskanzlerin in Südafrika haben wir unser erstes so genanntes SunTV-Projekt an eine lokale Gemeinschaft in einem Vorort von Johannesburg übergeben. SunTV ermöglicht den Mitgliedern der örtlichen Gemeinschaft, auf moderne Kommunikationsmittel zuzugreifen. Ein Solarmodul versorgt eine Satelliten-Empfangsanlage, einen Fernseher und einen DVD-Player mit Strom. Der Bildschirm wird auf zentralen Plätzen für jedermann zugänglich aufgestellt. Für den Service sorgen lokal Verantwortliche. Die Menschen können über SunTV Bildungsangebote wahrnehmen und in wesentlichen gesundheitlichen Fragen aufgeklärt werden, zum Beispiel über Aids. Wir werden in Süd-Afrika bis 2010 eine Vielzahl von SunTV-Projekten kostenlos zur Verfügung stellen. So wollen wir den Menschen auch "Public Viewing" für die Spiele der Fußball-WM, die 2010 in Süd-Afrika stattfinden wird, ermöglichen. Solarstrom nachhaltiger und günstiger als fossile Energien Wenn es der Staatengemeinschaft gelingt, Solarenergie flächendeckend in Afrika zu installieren, erhalten eine halbe Milliarde Menschen erstmals Zugang zu Elektrizität. Damit wäre die Basis für eine nachhaltige Entwicklung geschaffen. Schon jetzt ist Solarenergie nicht nur aus Klimaschutzgründen den fossilen Energien überlegen. Aufgrund der hohen Einstrahlungsraten, die um bis zu 50 Prozent über denen in Europa liegen, kostet eine Kilowattstunde Solarstrom weniger als 20 Cent. Wird der Strom mit Dieselgeneratoren erzeugt, liegt der Preis beim Doppelten. Die Menschen geben im Schnitt 15 Euro pro Jahr für Kerosin aus. Mit dem gleichen Betrag können wir in einem Dorf solare Kleinstanlagen errichten. Sie würden über das Jahr ausreichend Strom für die Beleuchtung und die Versorgung von Kommunikationsmitteln liefern. Größtes Hemmnis ist bisher, dass bei einer Solaranlage die Investitionssumme sofort anfällt, auch wenn danach die Stromerzeugung nahezu umsonst ist. Wer auf Kerosin und Diesel setzt, zahlt zwar für den gleichen Energieertrag deutlich mehr, aber verteilt auf viele kleine Einzelbeträge. Hier muss die Staatengemeinschaft auch vor dem Hintergrund nachhaltiger Klimaschutzpolitik für Instrumente sorgen, diese Investitionen zu vereinfachen. Dezentrale Energie hilft der Entwicklung Der Einsatz von Solarenergie setzt aber auch bei der Armutsmigration ein Zeichen. Stromnetze gibt es, wenn überhaupt, nur an zentralen Orten. Menschen aus den ländlichen Gebieten strömen dorthin - in der trügerischen Hoffnung, dass dort, wo das elektrische Licht brennt, auch auf sie eine neue Chance wartet. Viele Menschen ziehen weg, um in den Metropolen Zugang zu Elektrizität zu erhalten: als Voraussetzung für Bildung, medizinische Versorgung und Kleingewerbe. Die Wahrheit sieht anders aus. Die Slums um die Großstädte wachsen, ohne dass die Menschen etwas von der zentralen Elektrifizierung haben. Diese verstärkt also den armutsbedingten Zuzug in die Zentren. Die Solarenergie wirkt dem entgegen, indem sie abgelegene Regionen dezentral mit Energie versorgt, so dass die Leute nicht mehr ihre Dörfer verlassen müssen. Auch hier ist die ökonomische Überlegenheit der Solarenergie virulent. Die Versorgung über ein zentrales Netz wäre schier unbezahlbar. Solarenergie ideal zum Aufbau Liberias Auf unserer Afrikareise besuchten wir Liberia, ein Land, das von den jahrelangen Kämpfen noch schwer gezeichnet ist. Die installierten Stromerzeugungskapazitäten in dem westafrikanischen Land betragen gerade einmal zwei Megawatt. Das entspricht der Leistung eines Solarstromparks in Bayern. Da ein zentrales Stromnetz quasi nicht existiert, wäre aus dem Stand die dezentrale solare Elektrifizierung die günstigste und nachhaltigste Variante zum Aufbau der Energieversorgung. In Ländern wie Südafrika kann Solarstrom ein weiteres Problem beheben. In den Ballungszentren auch anderer afrikanischer Länder fehlt es an Spitzenlastkraftwerken. Deshalb bricht das Stromnetz etwa bei dem massiven Einsatz von Klimaanlagen regelmäßig zusammen. Solarstrom ist Spitzenstrom. Mit einer Solaranlage können sich Firmen und Privatpersonen vom labilen Stromnetz unabhängig machen. Er ist die ideale Ressource, um die Entwicklung in Afrika voranzubringen. Fossile Energien sind zu teuer und zerstören die Lebensräume. Die Sonne scheint für alle und geht jeden Tag aufs Neue wieder auf. (Autor: Frank H. Asbeck, Diplomingenieur und Vorstandsvorsitzender der SolarWorld AG, Bonn) Kontext Solarworld AG BMZ: Erneuerbare Energien in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (PDF) e.velop Nr. 48: Umwelttechnologie Beziehungen zwischen Deutschland und Südafrika Beziehungen zwischen Deutschland und Liberia Prima Klima am Kap der guten Hoffnung? Autor Hendrik Schott ist Deutschland-Korrespondent des südafrikanischen Medienunternehmens Naspers in Kapstadt. Hier sein Resümee und Einschätzung über den Besuch der Bundeskanzlerin in Südafrika. Südafrika: Das Schlüsselland am Kap Ihre erste Afrikareise als Bundeskanzlerin sei ein "Herzenswunsch" von ihr, hatte Angela Merkel mir bereits vor einem Jahr gesagt. Als Berichterstatter über den G8-Gipfel in Heiligendamm hatte ich die Kanzlerin hautnah bei ihren Verhandlungen mit hochrangigen Repräsentanten Afrikas erleben können. Vor allem wollte sie nun ein Gefühl für Europas immensen Nachbarkontinent entwickeln, den sie bislang nur von einer Stippvisite in Nairobi kannte. Die Bundesregierung betrachtet Südafrika als Schlüsselland in Afrika, und eine Station am Kap war daher zweifellos ein Muss. "Germany is South Africa’s largest trading partner in Europe ”, betonte die Financial Times in einem Beitrag über die Reise der Kanzlerin. Aber Südafrika ist auch für Deutschland der weitaus wichtigste Handelspartner auf dem afrikanischen Kontinent. Es verwundert daher nicht, dass die nur zehnköpfige Wirtschaftsdelegation der Kanzlerin in der Kaprepublik sprunghaft auf insgesamt 21 Wirtschafsvertreter anstieg. Fußball-Fieber macht sich breit Südafrika ist sehr stolz darauf, dass es die nächste Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ausrichtet. Viele deutsche Unternehmen hoffen hierbei natürlich auf lukrative Aufträge. Frank Asbeck, der Chef des Bonner Unternehmens Solarworld, gehörte der Wirtschaftsdelegation an, die die Kanzlerin begleitete. Er möchte solarbetriebene Flachbildschirme in südafrikanischen Dörfern aufstellen, damit möglichst viele Südafrikaner die Fußball-WM im eigenen Land verfolgen können. Als die Kanzlerin gemeinsam mit Oliver Bierhoff das größte WM-Stadion besuchte, das zurzeit in Johannesburg gebaut wird, nahm der deutsche Unternehmer gleich Kontakt auf. Er trug seine Pläne dem Chef des südafrikanischen Organisationskomitees, Danny Jordaan, vor. Man darf gespannt sein. Das Interesse der südafrikanischen Medien war besonders stark, als Angela Merkel auf einige Bauarbeiter zuging und sie persönlich begrüßte. Sie bauen fieberhaft an der Fußball-Arena, in der sowohl das Eröffnungs- als auch das Endspiel bei der WM 2010 stattfinden sollen. Ungefähr 95.000 Zuschauern soll dieses Fußballstadion Platz bieten. Merkel betonte, dass Deutschland helfen will, die Fußball-WM in Südafrika zu einem Erfolg zu machen: "Wo immer wir können, wollen wir einen Beitrag leisten, dass die Weltmeisterschaft wunderbar abläuft." Die Südafrikaner hoffen nun, dass die Vermutungen von Zweiflern, dass nicht alles rechtzeitig fertig gestellt werde, bei soviel Engagement erst einmal verstummen. Auch namhafte deutsche Automobilhersteller möchten die WM unterstützen. Mit einem Budget von 30 Millionen Euro wollen sie sich an einem Ausbildungsprojekt der deutschen Wirtschaft beteiligen. Es soll 45.000 jungen Südafrikanern während der Weltmeisterschaft 2010 den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Gespräch mit Präsident Thabo Mbeki Am Vormittag des 5. Oktober traf Angela Merkel vor ihrem Abstecher nach Johannesburg mit Präsident Thabo Mbeki in Pretoria zu einem Gespräch zusammen. Neben politischen Fragen und dem bilateralen Verhältnis spielten auch Themen wie Aids, der schleichende Vormarsch Chinas auf dem Kontinent und der Klimawandel eine wichtige Rolle. Im Vorfeld des Besuchs hegten die Medien in Südafrika die Vermutung, die Kanzlerin würde ihren Gastgeber höchstwahrscheinlich öffentlich zu einer härteren Gangart gegenüber Robert Mugabe drängen. Entsprechende Ankündigungen in der südafrikanischen Presse lauteten dann auch: "Germany to push Mbeki on Zim”, " Chancellor plans to urge South African", "President Thabo Mbeki to take a tougher line on neighbouring Zimbabwe” und "Duitse leier lê klem op menseregte” (deutsche Regierungschefin betont Menschenrechte). Dem Präsidenten Simbabwes wird vorgeworfen, sein Volk und die Opposition brutal zu unterdrücken. Nach dem gut einstündigen Gespräch erschienen vor den versammelten Medien aber zwei entspannte Gesprächspartner. In einer gemeinsamen Pressekonferenz unterstrichen beide ihre gegenseitige Wertschätzung und lobten die sehr guten und intensiven Beziehungen auf politischer, wirtschaftlicher wie kultureller Ebene. Merkel würdigte zudem Südafrikas aktive und, wie sie unterstrich, sehr positive Vermittlerrolle auf dem Kontinent. Konkrete Forderungen an die Adresse des Gastgebers Mbeki richtete sie nicht: "Die Lösungsansätze sollte aber der Präsident vortragen." Ein geschickter Schachzug. Wer Angela Merkel gut kennt, weiß jedoch, dass sie Kritik oft nur in einem kleinen Kreis äußert, um ihre Gastgeber nicht unnötig zu brüskieren oder in die Enge zu treiben. Merkel unterstrich aber nochmals, dass sie nicht dafür sei, Mugabe beim EU-Afrika-Gipfel Anfang Dezember in Lissabon auszuladen. Nach ihrer Meinung wird der Gipfel "ein neues Kapitel" zwischen Afrika und Europa aufschlagen. Verärgert war man erwartungsgemäß in Harare, dass die Kanzlerin die Lage in Simbabwe als "extrem schwierig" und "desaströs" bezeichnete. Mbeki verwies die Medien auf die von Südafrika eingeleiteten Gespräche zwischen Mugabes Führung und der Opposition. Er zeigte Zuversicht, dass diese Gespräche erfolgreich sein werden. Dabei geht es auch um die Durchführung fairer und freier Wahlen im März 2008, bei denen sich Mugabe wieder zur Wahl stellen will. Begegnung mit dem Vorkämpfer gegen die Apartheid Am Samstag erfüllte sich für Angela Merkel vor ihrem Weiterflug nach Kapstadt ein großer Wunsch – ein persönliches Treffen mit Nelson Mandela in Johannesburg. Tief beeindruckt von der Persönlichkeit des 89-jährigen ehemaligen südafrikanischen Präsidenten setzte sie ihre Termine fort. In Kapstadt fuhr Merkel dann bei stürmischem Wetter zur Südspitze Afrikas und informierte sich dort über BIOTA, ein Projekt zur Erhaltung der Artenvielfalt. Abschließend stand noch ein Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft und Kommunalpolitikern auf dem Programm. Darunter war auch die Kapstädter Bürgermeisterin Helen Zille. Die Großnichte des Berliner Zeichners und Schriftstellers Heinrich Zille ist Vorsitzende der Demokratischen Allianz (DA). Die DA ist Südafrikas größte Oppositionspartei. Sie steht in Opposition zum Afrikanischen Nationalkongress (ANC) von Präsident Thabo Mbeki. Heimspiel Bundeskanzlerin Merkel hatte in vielerlei Hinsicht in Südafrika ein Heimspiel. Es wird am Kap sehr honoriert, dass es der Kanzlerin beim G8-Gipfel in Heiligendamm gelungen ist, Afrika auf die Tagesordnung zu setzen. Neben dem Klimawandel ist Afrika Hauptthema der derzeitigen deutschen G8-Präsidentschaft. Zudem war es die deutsche Ratspräsidentschaft in der EU, die den für Anfang Dezember geplanten ersten EU-Afrika-Gipfel seit sieben Jahren angeschoben hat. "Heiligendamm war keine Eintagsfliege", betonte daher Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul im Hinblick auf die Kanzlerreise nach Afrika. Kurz nach ihrer Rückkehr sah ich die Bundeskanzlerin in Berlin bei der Verleihung des Afrika-Preises 2007 der Deutschen Afrika Stiftung. In ihrer Rede zog sie eine positive Bilanz der Reise, die sie als beeindruckend und interessant bezeichnete. Man merkte, wie sie sich bemühte, sich das Fachchinesisch der Afrikapolitik anzueignen. Beim EU-Afrika-Gipfel in Lissabon wird sie es gut gebrauchen können, wenn sie die europäischen Partner von ihrem Afrika-Kurs überzeugen möchte. (Autor: Hendrik Schott, Deutschland-Korrespondent für Südafrikas größtes Medienunternehmen Naspers in Kapstadt und Vorstandsmitglied des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland). Kontext Rede von Bundeskanzlerin Merkel zur Verleihung des Afrika-Preises 2007 e.velop Nr. 53: Stunde der Wahrheit? Afrika nach dem G8-Gipfel in Heiligendamm Verein der Ausländischen Presse in Deutschland Medienunternehmen Naspers (englisch) Bundesministerium für Bildung und Forschung: Südafrika Auswärtiges Amt: Afrika und die EU Äthiopien entdeckt seine wertvollste Energiequelle Zurzeit leben circa drei Millionen Menschen in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens. In den Siebzigerjahren lag diese Zahl noch unter einer Million. Die Stadt macht - wie das ganze Land - eine rasante Entwicklung durch. Derartiges Wachstum verlangt nach Energie. Wie andere Entwicklungsländer braucht auch Äthiopien eine zuverlässige und kostengünstige Stromversorgung zur Aufrechterhaltung seines Wachstums und zum Aufbau eines gewissen Wohlstands. Ohne diese Energie würde sich der Aufbau von Industrien und effizienten Kommunikationssystemen schwierig gestalten. Auch für die Einführung von Handels- und Dienstleistungsorganisationen sowie ein gut funktionierendes Gesundheitssystem ist eine zuverlässige Stromversorgung unerlässlich. Schließlich werden medizinische Geräte in den meisten Fällen elektrisch betrieben. Der einzige Weg, um die Lebensqualität der Menschen schnell und drastisch zu verbessern, ist: Zugang zu Trinkwasser und Energie zu bezahlbaren Preisen. Wasserkraft für den wachsenden Energiebedarf Die Lösung heißt Wasserkraft. Etwa 270 Kilometer südwestlich der Hauptstadt, in der unwirtlichen Region zwischen den Flüssen Gilgel Gibe und Omo entsteht Äthiopiens neuestes Wasserkraftwerk: Gilgel Gibe II. Das Wasserkraftwerk soll 2008 in Betrieb gehen. Es liegt unweit des bisher größten Wasserkraftprojektes in Äthiopien – Gilgel Gibe I. Die unterirdische Anlage mit 185 Megawatt ging 2004 ans Netz. Die vier neuen Turbinen für Gilgel Gibe II werden die Leistung des bisherigen Kraftwerks mehr als verdoppeln. Das deutsche Unternehmen "Voith Siemens Hydro Power Generation" liefert dafür nicht nur Turbinen, sondern auch Generatoren und die gesamte elektrische und mechanische Ausrüstung. Dank modernster Auslegungstechnologie ergeben sich bei der Ausnutzung der Wasserkraft nur minimale Energieverluste. Die Wasserkraftmaschinen verwandeln die Energie des Wassers in Elektrizität, über viele Jahrzehnte und mit einer heimischen Quelle. Gilgel Gibe II erhöht Wasserkraftkapazität um über 50 Prozent Das Projekt Gilgel Gibe II bringt Hoffnung auf Elektrizität – Licht bei Nacht, Wärme während der Regenzeit. Denn dann kann es besonders in den Bergen sehr kalt werden. Bis letztes Jahr waren nur 15 Prozent der Dörfer an das öffentliche Netz angeschlossen. Man geht davon aus, dass die Anzahl der mit Strom versorgten Dörfer von derzeit 900 auf etwa 6.000 steigen wird, sobald das 428 Megawatt-Kraftwerk ans Netz geht. Dies würde bedeuten, dass mit einem Schlag die Hälfte der ländlichen Siedlungen Zugang zu Elektrizität hat. Riesiges und zuverlässiges Energiepotenzial Im Moment hat Äthiopiens nationales Stromnetz eine installierte Kapazität von 791 Megawatt. Mehr als 95 Prozent davon stammen aus Wasserkraft. Durch seine zwölf Flüsse und seine günstige Topographie hat das Land am Horn von Afrika ein enormes Wasserkraftpotenzial. Derzeit werden weniger als zwei Prozent des wirtschaftlich nutzbaren Potenzials ausgeschöpft. Tatsächlich übersteigen die zur Verfügung stehenden Wasserkraft-Ressourcen den eigentlichen Bedarf in Äthiopien. In absehbarer Zeit kann deshalb über Energieexport in Nachbarstaaten nachgedacht werden. Zum Beispiel nach Djibuti und vielleicht sogar auch in weiter entfernte Gebiete. (Marie-Luise Leonhardt, Voith Siemens Hydro Power Generation, Heidenheim) Kontext Voith Siemens Hydro Power Generation BMZ: Sektorkonzept - Nachhaltige Energie für Entwicklung Beziehungen zwischen Äthiopien und Deutschland Das "ABC" nachhaltiger Armutsminderung "Es ist unmöglich!" Leicht verärgert kommt die einheimische Kollegin aus dem traditionellen Versammlungshaus der Ca Tu, eine der ethnischen Minderheiten Vietnams. "Wir können mit den Frauen keine 'Small Business Development Trainings' durchführen!" Der Besuch der weit abgelegenen Bergregion in Zentralvietnam hatte zum Ziel, Teilnehmerinnen für Kurse zur Entwicklung von Kleinstunternehmen auszuwählen. Nach einigen Treffen mit Frauen aus den umliegenden Dörfern ist jedoch klar: Es ist nicht machbar. Der Grund: Die Ca Tu-Frauen leben sehr zurückgezogen und wagen es nicht, zu sprechen. Kaum eine der unter 30-Jährigen kann lesen und schreiben oder ist des Vietnamesischen mächtig. Nur wenige der rund 4.500 Frauen in Tay Giang gingen zur Schule. Denn bis vor kurzem besuchten nur Jungen die Schule, während die Mädchen meist im Haushalt und in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Auch oder gerade deshalb können die Kurse nicht abgehalten werden. Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten sind beim "Einstieg in die Marktwirtschaft" Voraussetzung. Ethnische Minderheiten zählen zu den ärmsten und am stärksten benachteiligten Gruppen in Vietnam. Obwohl sie nur knapp 14 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, leben sie unterhalb der Armutsgrenze mit weniger als einem Dollar pro Tag. Seit zwei Jahren kooperieren der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) und Malteser International bei der Durchführung eines Armutsminderungsprojekts in Tay Giang. In diesem Distrikt sind dem beinahe ausschließlich Ca Tu ansässig. Das Projekt zielt darauf ab, den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern und Unterernährung bei Kindern zu reduzieren. Außerdem sollen Möglichkeiten für Einkommen schaffende Maßnahmen für Haushalte gestaltet werden, die bislang ausschließlich für die Selbstversorgung produzieren. Sprachlosigkeit überwinden Der Analphabetismus der Ca Tu-Frauen führt nicht nur zur Benachteiligung im Wirtschaftsleben. Keine einzige der politischen oder administrativen Positionen auf Gemeindeebene ist von einer weiblichen Ca Tu besetzt. Tay Giang nutzt somit nicht nur 50 Prozent seines Entwicklungspotenzials - die weibliche Bevölkerung. Auch Entwicklungsmaßnahmen sind deshalb nur bedingt nachhaltig und wirksam. Die Frauen können ihr Mitsprache- und Gestaltungsrecht bei der sozio-ökonomischen Entwicklung ihrer Region nicht einfordern. Geschlechtergleichberechtigung hat einen hohen Stellenwert in der vietnamesischen Gesellschaft. Das Land gilt in dieser Beziehung als Musterbeispiel Asiens mit der höchsten Rate weiblicher Abgeordneter im Parlament (26 Prozent seit dem Jahr 2007). Trotzdem herrschen traditionelle Rollenverteilungen und Stereotype vor, die Frauen dreifach mit produktiver, reproduktiver und haushaltsbezogener Arbeit belasten. Dies gilt für die meisten der offiziell 54 ethnischen Minderheiten Vietnams. Alphabetisierungskurse statt "Business Training" Zusammen mit den Dorfbewohnerinnen, der Frauenunion und den Distriktbehörden wird beschlossen, die "Small Business Development Trainings" durch Alphabetisierungskurse zu ersetzen. Ein erster Schritt, um zukünftige Einkommen schaffende Maßnahmen mit den Frauen durchführen zu können. Die Artikulations- und Kommunikationsfähigkeiten der Ca Tu-Frauen sollen gestärkt werden, damit sie sich später wirtschaftlich verbessern und so der Armut entkommen können. Ihre gesellschaftliche Teilhabe soll zunehmen. Die Beziehung zwischen mangelnder Bildung, eingeschränkter politischer Handlungsfähigkeit und Armut ist offensichtlich. Daher soll Erwachsenenbildung mit Dorfentwicklung und Empowerment verbunden werden. Alphabetisierungskurse sind in 25 Dörfern für rund 1.300 Frauen geplant. Wochen später werden 70 Grundschullehrerinnen und motivierte Freiwillige aus jedem der Dörfer entsprechend ausgebildet. Der DED unterstützt die mehrwöchigen Kurse. Malteser International finanziert sie in den Dörfern. Die resolute Frau Kim feuert die noch schüchternen zukünftigen Trainerinnen in ihrer Eröffnungsrede an, ihr Bestes für die Entwicklung der Region und die Förderung der vietnamesischen Frau zu geben. Sie ist Vorsitzende der Distriktfrauenunion und selbst Ca Tu. Die zukünftigen Trainerinnen begreifen schnell die Grundlagen in partizipativer Kommunikation. Und sie lernen, wie beispielsweise Gruppendiskussionen, Rollenspiele und Visualisierung für die Alphabetisierungskurse eingesetzt werden können. Frauen übernehmen Verantwortung Für die Ca Tu-Frauen wichtige Themen sollen in abendlichen Treffen in den Dörfern der Anlass für das Erlernen von Lesen, Schreiben und der vietnamesischen Sprache sein. Respekt vor den Erfahrungen und Bedürfnissen der Zielgruppe und das Einbeziehen lokalen Wissens sind wichtige Komponenten. Informationen sollen von den Ca TuFrauen kritisch betrachtet werden, um sie dann gezielt für sich und ihre Familien zu verwenden. Die Frauen sollen sich auch mit ihrer Dorfentwicklung beschäftigen und dabei ihre Ideen artikulieren und Meinungen vertreten. Kleine Aktionspläne, die Dorfentwicklungsmaßnahmen im Miniformat darstellen, sollen in den Abendsitzungen entworfen und im Dorf unter Anleitung der Frauen umgesetzt werden. Schritt für Schritt werden auf diese Art Machtverhältnisse in den Dörfern der Ca Tu modifiziert. Die weibliche Bevölkerung, die bisher kein Mitspracherecht und wenig Möglichkeiten hatte, an Entwicklungsprozessen teilzunehmen, soll Verantwortung übernehmen. Dabei geht es nicht nur um ungleiche Geschlechterverhältnisse. Sprachbarrieren und die Fähigkeit oder Unfähigkeit zu kommunizieren sind Faktoren, die zur Benachteiligung ethnischer Minderheiten führen. Motor für Entwicklung Über mehrere Jahre werden so gesellschaftliche Prozesse in Gang gesetzt, die zur nachhaltigen Armutsbekämpfung beitragen. Sie treiben die Entwicklung in Tay Giang voran und verhelfen den Ca Tu-Frauen zu ihren Rechten. Der Motor für diese Entwicklung werden die Frauen der Region sein. Aus dem einstmals geplanten Business Training entwickelte sich ein langfristiger Prozess. Er hat das Ziel, struktureller sozialer Ungleichheit und der politischen Dimension von Armut - Sprachlosigkeit, Geschlechterungleichheit und mangelnder Partizipation - entgegenzuwirken. Die Frauen in Tay Giang wurden als Trägerinnen von Entwicklung erkannt. Nichts ist mehr unmöglich. (Autorin: Barbara Heinzelmann, Ethnologin und Entwicklungshelferin des Deutschen Entwicklungsdienstes in Vietnam, aus DED-Brief 3/2007) Kontext Website des Deutschen Entwicklungsdienstes DED-Brief e.velop 46: Vietnams Frauen auf dem Weg zu mehr Basisdemokratie Malteser International AA: Die Beziehungen zwischen Vietnam und Deutschland Umwelterziehung in Indonesien Der Erlass von Gesetzen reicht zum Schutz der Umwelt nicht aus. Vielmehr muss daran gearbeitet werden, die Bevölkerung von deren Sinn zu überzeugen. In Deutschland steht die Umwelterziehung im wahrsten Sinn des Wortes im Schullehrbuch. Die Hanns-SeidelStiftung (HSS) hat sich dafür eingesetzt, diesen Gedanken auch in Indonesien umzusetzen. Schon seit 1993 unterhält sie ein Projektbüro in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Den Umweltschutzgedanken fördern Neben der Förderung des Demokratieprozesses und der Verankerung des Rechtsstaates begann die HSS Mitte der Neunzigerjahre, umweltrelevante Programme zu entwickeln und umzusetzen. Die Entscheidung, sich auf die Umweltbildung und Umwelterziehung zu konzentrieren, fiel 1996 nach Vorlage eines Konzeptes auf Anregung des damaligen indonesischen Umweltministers Sarwono Kusumaatmaja. Zusammen mit örtlichen, regionalen und internationalen Partnerorganisationen wurde die Erziehung für nachhaltige Entwicklung entwickelt. Das erfolgte zunächst für Indonesien und später den gesamten asiatisch-pazifischen Raum. Heute wird Umweltpolitik als globale Angelegenheit wahrgenommen. Das Ansteigen des Meeresspiegels, das Ozonloch oder die Erderwärmung sind Themen, die gerade in Indonesien eine große Rolle spielen. Materialien für die Grundschule als Grundlage Der Gro?teil der Aktivitäten der HSS im Bereich Umwelterziehung zielt auf die Grundschulen. In Zusammenarbeit mit einem Team indonesischer Umwelt- und Bildungsfachleute wurden Materialien zur Umweltbildung für die Grundschulklassen eins bis sechs erarbeitet. Die Expertinnen und Experten entwickelten Module und Schulbücher zu den Themen Wasser, Luft, biologische Vielfalt, Erde und Land. Bei der Darstellung der Inhalte wurde die Sprache der Schüler berücksichtigt. Ausgestattet mit diesem Informationspaket und finanzieller Unterstützung der HSS reisen ausgebildete Umwelttrainer in möglichst viele Teile des Inselstaates. Dort organisieren sie vor Ort Lehrerfortbildungen zu Umweltthemen. Die in Module aufgegliederten Schulbücher teilen sich wiederum in Material für die Schüler, jeweils nach Klassen getrennt, und nach korrespondierendem Material für den Lehrer. Dabei wird vor allem Wert auf die praktische Anwendung gelegt. So werden Unterrichtsmodelle eingeübt, bei denen der Lehrer mit den Kindern in die Natur geht und dort Beobachtungen und Experimente macht. Die Lehrer sollen ihren eigenen Horizont in Umweltthemen erweitern und in die Lage gebracht werden, die entwickelten Materialien zur Umweltbildung im Unterricht einzusetzen. Erziehung für nachhaltige Entwicklung ist dann besonders wirksam, wenn eine umweltfreundliche Einstellung bereits in jungem Alter geprägt wird. Wichtige Organisationen einbeziehen Die Umwelterziehung in der Schule muss neben der Schulverwaltung auch von weiteren wichtigen Organisationen mitgetragen werden. Auf Konferenzen, Workshops oder Symposien wird bei Kommunen, Kirchen oder Vereinen für die Idee geworben. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Umwelt-, Erziehungs- oder dem Arbeitsministerium. Mitunter werden auch deutsche Fachleute kurzzeitig als Experten in Indonesien eingesetzt. Umgekehrt werden für Fachkreise aus Indonesien Informationsreisen nach Deutschland organisiert. Die auf Initiative der HSS mit örtlichen Partnern entwickelten Module werden auch von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit angewandt. Organisationen der Vereinten Nationen sind ebenfalls darauf aufmerksam geworden. So das Regionalbüro Bangkok des Umweltprogramms der Vereinten Nationen oder die Unesco Bangkok. Ideen und Erfahrungen übernehmen Die Hanns-Seidel-Stiftung sieht die Aktivitäten der Umweltbildung in Indonesien als Pilotprojekt im asiatischen Raum. Die praktischen Erfahrungen im Einsatz der Umweltmaterialien in Grundschulen waren sehr positiv. Diese Anstrengungen haben entscheidend dazu beigetragen, dass der ASEAN-Umweltbildungsaktionsplan (AEEAP) 2000-2005 entstanden ist. Mit seinem fünfjährigen Nachfolgeprogramm ist man bereits in eine weitere Phase eingetreten. Das HSS-Büro in Jakarta assistiert ausgewählten Ländern dabei, den AEEAP-Aktionsplan umzusetzen und in Länderprogramme umzuwandeln. Parallel dazu leistet die HSS seit 2005 einen Beitrag zur Dekade der Vereinten Nationen "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" (ESD). Das Konzept sieht vor, Menschen aller Altersgruppen zu ermöglichen, Verantwortung für die Realisierung nachhaltiger Entwicklung zu übernehmen. Die HSS fördert die Umsetzung dieser Vorgaben in Asien. Mit guten Konzepten zum Erfolg Das Interesse und die Übernahme der Ideen im gesamten asiatisch-pazifischen Raum zeigen, dass die Arbeit des HSS in Indonesien ein Erfolgsmodell ist. Deutsches Know-how wurde von indonesischen Trainern an indonesische Schulkinder vermittelt und findet nun auch Nachahmer in asiatischen Nachbarstaaten. Umweltthemen in der Entwicklungspolitik mit Bildung zu verknüpfen hat sich als guter Ansatz herausgestellt. (Autor: Rainer Gepperth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Hanns-Seidel-Stiftung, München) Kontext Website der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" Die Beziehungen zwischen Indonesien und Deutschland Afrika: Kulturell im Kommen von Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts Auf dem afrikanischen Kontinent, einst die Wiege der Menschheit, leben heute mehr als 850 Millionen Menschen. In den 53 Ländern werden mehr als 1.000 Sprachen gesprochen. Allein diese nüchternen Fakten machen deutlich: Der südliche Nachbarkontinent Europas weist eine Vielfalt und damit auch einen kulturellen Reichtum auf, die wir nur schwer angemessen erfassen können. Die Menschen und die Kultur Nordafrikas sind uns dank historischer Bindungen und im Zuge des Austauschs über das Mittelmeer relativ vertraut. Die 47 Länder Schwarzafrikas aber, mit einer Bevölkerung von 650 Millionen Menschen, scheinen immer noch in einer exotischen Ferne zu liegen. Afrikanische Anstöße und Einflüsse Dabei ist uns zumeist nicht recht bewusst, dass unsere eigene Kulturtradition maßgebliche Anstöße von afrikanischen Kulturen erfahren hat. Das spiegelt sich in den vereinfachten Formen bei Picasso und anderen bildenden Künstlern der Moderne wider. Oder auch in der kulturellen Wanderung rhythmusbetonter Musik aus Afrika über Nord- und Südamerika in mittlerweile die ganze Welt. Das heutige Afrika hingegen ist sich seiner kulturellen Ausstrahlung zunehmend gewiss. Auf der kulturellen Weltkarte nimmt Afrika, aufbauend auf seinen starken Traditionen, heute eine herausragende Stellung ein. Von Mali bis Südafrika, von Salif Keta bis Miriam Makeba reicht das Spektrum der weltweit einflussreichen Musikszene des modernen Afrika. Filme und Kulturfestivals Afrikanische Filmemacher gehen heute eigene Wege und können sich dabei auf international anerkannte Filmfestivals in Ougadougou, Nairobi oder Kapstadt stützen. Von Lesotho bis Ghana, von Addis Abeba bis Dakar wächst die Zahl der nationalen Kulturfestivals. Sie sind Ausdruck einer gefestigten und selbstbewussten kulturellen Identität Afrikas. Auch im Rahmen der weltweiten Vermarktung von Kultur hat der schwarze Kontinent, etwa im Rahmen der Zirkusproduktion "Afrika, Afrika" von André Heller, Anschluss an internationale Strömungen gefunden. All dies sind gute Gründe, die partnerschaftliche kulturelle Zusammenarbeit mit Afrika weiter zu verstärken. Neun Goethe-Institute im südlichen Afrika Das Goethe-Institut ist zur Zeit mit neun Instituten im Afrika südlich der Sahara vertreten. Diese sind zumeist nach der Unabhängigkeit ihrer Gastländer von kolonialer Herrschaft zu Beginn der Sechzigerjahre gegründet worden. Die jüngste Neugründung fand 1995 nach dem Ende der Apartheid in Johannesburg statt, wo sich heute das GoetheRegionalinstitut befindet. In sechs Ländern, in denen kein Goethe-Institut vertreten ist, werden örtliche Kulturgesellschaften unterstützt. In Tansania besteht seit Oktober 2007 ein Verbindungsbüro, das mit der dortigen Alliance Française zusammenarbeitet. Das Interesse der Afrikaner an Deutschland, an deutscher Kultur einschließlich der Studienmöglichkeiten und an deutscher Sprache ist vergleichsweise groß. Dies ist auch auf die – mit Ausnahme Namibias – eher unbelastete koloniale Vergangenheit zurückzuführen. Im Gegensatz zu manchen anderen Weltregionen steigt in Afrika das Interesse am Erlernen der deutschen Sprache. 500.000 junge Afrikanerinnen und Afrikaner lernen zurzeit Deutsch in der Schule. Die Goethe-Institute erteilen eigene Sprachkurse und bilden Deutschlehrer an den Schulen, insbesondere in frankophonen Ländern aus. In Kamerun ist die Nachfrage besonders stark. Aber auch in einem Ort wie Soweto, dem vormaligen Zentrum des Kampfes gegen die Apartheid, wird Deutschunterricht mittlerweile nachgefragt und angeboten. Förderung afrikanischer Kunst Das Goethe-Institut fördert einheimische Künstler, ermöglicht Kontakte zu deutschen Künstlern und unterstützt den innerafrikanischen Austausch. Durch Zugang zu aktuellen Tendenzen in Deutschland trägt das Goethe-Institut zur eigenständigen Weiterentwicklung afrikanischer Künstler und Experten bei. Herausragende künstlerische Projekte werden in Deutschland präsentiert. Die weltbekannte Tänzerin Henrietta Horn hat gerade in Yaoundé eine Choreographie mit kamerunischen Tänzern erarbeitet. In Addis Abeba, Nairobi und Johannesburg finden Projekte mit behinderten Tänzern hohe Beachtung. EU-Literaturpreis für Südafrika Durch die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern vor Ort weisen die Goethe-Institute auf das positive politische und kulturelle Modell der Europäischen Union hin. Am Goethe-Institut in Johannesburg findet regelmäßig die Verleihung des jährlichen EU-Literaturpreises für Südafrika statt. Die Goethe-Institute vermitteln Wissen und Informationen aller Art über Deutschland, vom Hotelnachweis bis zu Kontakten mit Nobelpreisträgern. Der Zugang zu elektronischen Medien in den Informationszentren und Bibliotheken der Goethe-Institute ist sehr hilfreich. Er trägt dazu bei, Lücken in der Versorgung und im Umgang mit modernen Kommunikationsformen zu schließen. Der Zugang zu den Bibliotheken des Goethe-Instituts ist gerade in armen Ländern für die Studierenden unverzichtbar. Kulturelle Beziehungen fortentwickeln Die Bundesregierung und der Deutsche Bundestag haben die wachsende kulturelle Bedeutung Afrikas und die Bedeutung der Kultur erkannt. Dazu gehört auch der kulturelle Austausch, der für die weitere Entwicklung Afrikas unverzichtbar ist. Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G8-Gipfel in Heiligendamm eingeleitete Erhöhung der Mittel für Entwicklungsprojekte schlägt sich positiv nieder. So auch folgerichtig in einem erhöhten Budget für die Auswärtige Kulturpolitik. Diese Initiative fügt sich ein in die von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eingeleitete positive Trendwende in der Förderung der Goethe-Institute. Dank dieser politischen Anstrengungen wird das Goethe-Institut, vorbehaltlich des endgültigen Beschlusses des Parlaments, seine für Afrika zur Verfügung stehenden Mittel ab 2008 ganz erheblich erhöhen können. Dies wird sich in einer Stärkung des Netzwerkes der Institute und Partner niederschlagen. Es ermöglicht den weiteren Ausbau des Angebots im Bereich der deutschen Sprache und vor allem in einer erheblich erweiterten Angebotspalette bei den Kulturprogrammen. Auf diese Weise wird das Goethe-Institut sicherlich noch besser dazu beitragen können, die Beziehungen zwischen Deutschland beziehungsweise Europa und Afrika fortzuentwickeln. In Politik und Öffentlichkeit beginnt sich die Einsicht durchzusetzen: Neben politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten schließt Entwicklung immer auch die kulturelle Weiterentwicklung gleichberechtigt mit ein. (Autorin: Professorin Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts, München) Kontext Das Goethe-Institut Auswärtiges Amt – Afrika Bundeszentrale für politische Bildung: Kultur - Dossier Afrika Deutsche Welle: Fokus Afrika André Hellers Zirkus-Spektakel "Afrika! Afrika!" AfroPort - Afrikaportal für Kunst, Kultur und Business Schutz und Unterstützung für Straßenmädchen Circa 60.000 Kinder leben auf den Straßen der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Etwa ein Viertel davon sind Mädchen. Zumeist haben sie ihre Familien wegen bitterer Armut verlassen. Im Alltag in Addis Abeba sind sie zahlreichen Gefahren ausgesetzt: Bandenkämpfe, Prostitution und Drogen bestimmen das Leben auf der Straße. Besonders die Mädchen können sich kaum vor sexuellen Übergriffen oder der Verschleppung durch Zuhälter schützen. Die Hilfsorganisation Oprifs (Organization for the prevention, rehabilitation and integration of female streetchildren ) bietet Straßenmädchen Schutz vor Gewalt und sexuellen Übergriffen. Um den Mächen eine Anlaufstelle zu bieten, in der sie sich sicher fühlen können, richtete Oprifs in Addis Abeba ein Wohnheim ein. Dort können bis zu 50 Mädchen vorübergehend leben. Innerhalb von drei Jahren profitierten 560 junge Mädchen von der Arbeit der Einrichtung, die von der deutschen Kindernothilfe gefördert wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die auf ihrer Afrika-Reise das Projekt besuchte, zeigte sich von der Arbeit beeindruckt und lobte das Engagement der Helferinnen und Helfer. Sie nahm sich Zeit, um mit den Mädchen zu sprechen und ließ sich eingehend das Projekt erläutern. Zinash Bezabih, die Leiterin der Einrichtung, machte die Bundeskanzlerin mit ihren Schützlingen bekannt und übersetzte deren Antworten. So lernte die Bundeskanzlerin auch das konkrete Schicksal einiger Mädchen kennen, Mädchen wie Beza. Anlaufstelle für gefährdete Mädchen Die heute Achtjährige kam vor drei Jahren aus Gonder im Norden des Landes in die Hauptstadt. Als ihre Mutter starb, musste der Vater das Kind einer Bekannten anvertrauen. Sie versprach, Beza solle in Addis Abeba eine Schulausbildung erhalten. Doch dazu kam es nie. Stattdessen wurde sie von der Bekannten ausgebeutet, musste waschen, putzen und kochen. Der Vater sei gestorben, log sie das Mädchen an. Nachdem sie den Haushalt perfekt zu führen verstand, wurde Beza gegen Geld an andere Nachbarn "ausgeliehen". Schließlich floh das Kind auf die Straße. Dort wurde sie von der Polizei aufgegriffen, die sie in das Wohnheim von Oprifs brachte. Nach einer Eingewöhnungszeit, in der sie ihre Erlebnisse aufarbeiten konnte, machten sich ihre Betreuer auf die Suche nach dem Vater. Heute lebt Beza wieder mit ihm im Norden des Landes. Auch Familien erhalten Unterstützung "Ich wünsche euch, dass ihr in eure Familien zurückfindet", so Merkel zu den Mädchen. "Wenn ihr nochmal in Schwierigkeiten seid, wisst ihr ja, wer für euch da ist." Doch dies soll, soweit möglich, vermieden werden. Denn die von der Kindernothilfe geförderte Einrichtung bietet auch den Familien der Mädchen Unterstützung an. So sollen sie langfristig in die Lage versetzt werden, ihre Kinder ausreichend zu ernähren. 25 Familien ehemaliger Straßenkinder erhalten soziale und finanzielle Hilfen. Darüber hinaus will Oprifs mit kleinen Krediten oder einer "Starthilfe" an Familien dazu beitragen, dass diese langfristig ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Behutsame Rückkehr in den Alltag Bei ihrem Projektbesuch bezeichnete die Kanzlerin gegenüber Medienvertretern denn auch die Hilfe zur Selbsthilfe als entscheidend: Ein Gütezeichen deutscher Entwicklungszusammenarbeit sei es, die Menschen zu befähigen, langfristig aus eigener Kraft ihr Leben zu meistern. Daher erhalten die 50 Mädchen, die zwischen drei Monaten und einem Jahr im Wohnheim untergebracht sind, neben psychologischer und medizinischer Betreuung auch Schulunterricht. In Beratungsgesprächen und durch Freizeitaktivitäten werden sie von den Betreuerinnen behutsam auf eine Rückkehr in den normalen Alltag vorbereitet. Angesichts der akuten Notsituation vieler Mädchen wird aber nach wie vor auch unmittelbare Hilfe geleistet: So unterstützt die Einrichtung 220 Mädchen, die noch auf der Straße leben. Sie erhalten medizinische Versorgung, Beratung und Mahlzeiten in der Einrichtung. Oprifs ist eine Nichtregierungsorganisation, die eng mit anderen Hilfsorganisationen zusammenarbeitet. Sie kooperiert unter anderem mit einem Krankenhaus, das sich um missbrauchte Mädchen kümmert. Auch Regierungsstellen gehören zu den Partnern. Unterstützung erhält Oprifs von verschiedenen internationalen Gebern, darunter der Kindernothilfe aus Deutschland. (Mathias Schiffmann, Pressestelle der Kindernothilfe, Duisburg) Kontext Website der Kindernothilfe Kindernothilfe: Schutz für Straßenmädchen vor Missbrauch und Gewalt Interview: Kindernothilfe-Pressesprecher Sascha Decker zum Besuch der Kanzlerin Gute Krankenhausplanung berücksichtigt viele Faktoren Schwellen- und Entwicklungsländer haben ein großes Defizit an medizinischen Einrichtungen. Moderne Gesundheitsstationen und Krankenhäuser sind rar. Auch die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und medizinischem Fachpersonal ist eine große Aufgabe. Verschiedene deutsche Firmen sehen darin eine Herausforderung, das zu ändern - und natürlich auch eine Geschäftschance. Ihre Aktivitäten leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Gesundheitsstatus der lokalen Bevölkerung. Außerdem sichern sie damit Arbeitsplätze in Deutschland und lassen weltweit neue entstehen. Deutsche Spitzentechnologie und Know-how unter den schwierigen Rahmenbedingungen von Schwellen- und Entwicklungsländern zu etablieren, ist aber nicht immer ganz einfach. Hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Unverzichtbar sind Kenntnisse der politischen und örtlichen Gegebenheiten sowie der Kultur. Auch Mut zum Risiko und starke Nerven gehören verschiedentlich dazu. Nicht am Bedarf vorbei planen Ein Mittelständler, der im Gesundheitsbereich tätig ist, ist Hospital Engineering. Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Tuttlingen wurde 1976 als Teil der Buchmann-Firmengruppe gegründet. Weltweit verkauft der Betrieb "maßgeschneiderte" Klinikeinrichtungen. Bianca Buchmann, die Chefin des Unternehmens, weiß jedoch: "Angesichts der Konkurrenzsituation reicht es heutzutage jedoch nicht mehr, einfach alles zu liefern." Die Kundenberatung im Vorfeld von Entscheidungen ist daher genauso wichtig wie die perfekte Koordination aller Leistungsträger in der Umsetzungsphase. Es geht also um mehr, als ’nur’ die passende medizintechnische Einrichtung zu konzipieren. "Eine Vielzahl von Einflussfaktoren sind von Anfang an zu berücksichtigen, sonst entstehen weiße Elefanten unter Palmen", so Buchmann. Sie meint damit nicht nur Faktoren wie die klimatischen Bedingungen oder die manchmal instabile politische Situation. Zu berücksichtigen sind auch das lokale Know-how, vorhandene Materialien, die oft fehlende Infrastruktur, andere Mentalitäten oder fremde Krankheitsbilder, um nur einige zu nennen. Grundregel: Die Form folgt der Funktion Wenn in einer Ausschreibung zum Beispiel Kartoffel-Schälmaschinen auftauchen, in einem Land, wo Kartoffeln als Nahrungsmittel unbekannt sind, dann ist das Ziel verfehlt. Auch eine Kapazitätsplanung für die Leichenkühlung eines Krankenhauses kann schnell ins Auge gehen, wenn man die Verhältnisse nicht kennt. So haben beispielsweise muslimisch geprägte Bevölkerungen einen unterdurchschnittlichen Bedarf, da innerhalb von 24 Stunden eine Beerdigung stattfindet. Demgegenüber brauchen Kulturen, in denen das Lebensende mit vielen, teilweise sehr teuren Ritualen und Feiern verbunden ist, wesentlich mehr Kühlkapazitäten. Da kann es schon einmal Monate dauern, bis alle Familienmitglieder aus der ganzen Welt zusammenkommen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Immer wieder haben Planungen insgesamt wenig mit den tatsächlichen Bedürfnissen zu tun, so Buchmann. "Entweder weil politische Präferenzen oder eine mangelnde statistische Basis zu Fehlentscheidungen hinsichtlich des Standorts führen. Oder weil ein ambitionierter Architekt die Grundregel ’die Form folgt der Funktion’ verletzt." Wird ein Krankenhaus entworfen, das zwar gut aussieht, aber nicht auf einem vorher definierten medizinischen Konzept beruht, sind die Probleme für die Umsetzung vorprogrammiert. Überhaupt ist es schwierig, in Schwellen- und Entwicklungsländern spezialisierte und erfahrene Planer und Architekten zu finden. Häufig resultiert das Wissen aus dem Umgang mit Büro- und Wohngebäuden, was für die professionelle Krankenhausgestaltung nicht ausreicht. Der Einsatz lohnt sich Buchmann: "Aber sind alle diese – und viele andere – Hürden erst einmal überwunden, dann spürt man, welch hohen Stellenwert die Gesundheit in nationalen Entwicklungsstrategien einnimmt. Neue medizinische Versorgungseinrichtungen stellen häufig eingelöste Wahlversprechen dar. Da erscheinen wichtige Politiker, manchmal sogar der Staatschef persönlich, hohe lokale Würdenträger und Repräsentanten aller Religionen sowie zahlreiche Medienvertreter zur Eröffnung." Auch erreicht die Motivation von Ärzten und Pflegepersonal ungeahnte Höhen angesichts der endlich ausreichend vorhandenen und modernen Geräte und Verbrauchsmaterialien. Und Gesundheitsindikatoren wie Kindersterblichkeit, Impfrate und Behandlungserfolge bei HIV/Aids entwickeln sich positiv. Wissen und Erfahrung einsetzen "Die Stärke unserer Firma liegt darin, Wissen über das moderne Gesundheitswesen und Kenntnisse über regionale Besonderheiten zusammenzubringen", so Buchmann. Die hieraus resultierenden besonderen Anforderungen sind für das mittelständische Unternehmen stets eine Herausforderung. Aber auch die Kontaktpflege und die Nachsorge der Projekte sind wichtig. "Immer wieder weltweit ein gutes Stück ’Made in Germany’ zu realisieren, darauf sind wir in Tuttlingen zu Recht stolz." Bianca Buchmann weiß, wovon sie spricht. Sie ist auch Präsidentin des Afrika-Vereins der Deutschen Wirtschaft und hat gelernt, wie man Kontakte zu den Ländern des Südens nicht nur knüpft, sondern wie man sie auch nachhaltig pflegt. Dabei hilft ihr das globale Netzwerk der Firmengruppe, das über 40 Servicestationen, Repräsentanten und lokale Vertretungen verfügt. Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass langfristig und nachhaltig ein erstklassiger Service der Medizintechnik gewährleistet wird. Über 100 Projekte hat die Firmengruppe weltweit bisher realisiert - eine gute Werbung für deutsche Technologie, aber auch für deutschen Unternehmergeist, der auch manchmal schwierige Märkte nicht scheut. Kontext Hospital Engineering Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft BMZ: Gesundheit, AIDS-Bekämpfung, Bevölkerungspolitik EU-Außenhilfe unterstützt Reform von Gesundheitssystemen Impressum © 2008 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung ImpressumAbonnieren Sie auch die weiteren Themenmagazine der Bundesregierung © 2008 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung Top