Studie über schnell wachsende Jungunternehmen
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Studie über schnell wachsende Jungunternehmen
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Endbericht Februar 2012 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) ENDBERICHT STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) Ansprechpartner und -partnerin: Nikolaj Bøggild Business Manager Rambøll Management T F M 040 / 30 20 20-109 040 / 30 20 20-199 0151 / 580 15-109 [email protected] Dr. Kirsti Dautzenberg Senior Consultant Rambøll Management T F M 030 / 30 20 20-271 030 / 30 20 20-299 0151 / 44 006-271 [email protected] Autorinnen und Autoren: Dr. Kirsti Dautzenberg Marius Ehrlinspiel Dr. Hardy Gude Judith Käser-Erdtracht Philipp Till Schultz Julian Tenorth Michael Tscherntke Prof. Dr. Frank Wallau I STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT INHALT 1. 2. 3. 3.1 3.2 3.3 3.4 4. 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.2 5. 5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 Einleitung 1 Zielsetzung der Studie 2 Methodisches Vorgehen 4 Projektetablierung 4 Bestandsaufnahme und Auswertung vorhandener Daten 4 Qualitative und quantitative Erhebung und Auswertung der Daten 5 Schlussfolgerungen und Ableitung der Handlungsempfehlungen 6 Stand der Forschung 7 Wachstum von Unternehmen 8 Definitionen von Gazellen 9 Ergebnisse empirischer Studien zu Gazellenunternehmen 11 Wachstumsdeterminanten von Gazellen 21 Entwicklung Analyseraster, Fragebögen und Interviewleitfaden 28 Ergebnisse der Studie 31 Identifizierung von Gazellen und potenziellen Gazellen 31 Definition der Gazellen 31 Definition der potenziellen Gazellen 33 Ergebnisse zur Charakterisierung der Gazellenunternehmen in Deutschland 33 Entwicklung der Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen (Gazellen) im Untersuchungszeitraum 33 5.2.2 Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen im Vergleich zum allgemeinen Gründungsgeschehen 39 5.2.3 Beschäftigungseffekte der Gazellenunternehmen 40 5.2.4 Sektorspezifische Betrachtung der Gazellenunternehmen 46 5.2.5 Branchenspezifischer Vergleich der Gazellenunternehmen zum Unternehmensbestand 53 5.2.6 Branchenspezifischer Vergleich der Gazellenunternehmen zum Bestand aller Gründungsunternehmen 58 5.2.7 Regionale Verteilung der Gazellenunternehmen auf die Bundesländer 61 5.2.8 Entwicklung der Gazellenunternehmen im Vergleich zu den potenziellen Gazellenunternehmen 66 5.3 Internationaler Vergleich und Kontextdatenanalyse 67 5.3.1 Kontextdatenanalyse 68 5.3.2 Internationaler Vergleich auf der Grundlage der Auswertung der AMADEUS- und ORBIS-Datenbank 74 5.3.3 Untersuchung der Länder Dänemark, Österreich und der USA 76 5.4 Ergebnisse der Unternehmensbefragung der Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen in Deutschland 83 5.4.1 Unit-Non-Response-Analyse 85 5.4.2 Auswertung der Befragung der Gazellenunternehmen 87 5.4.2.1 Profil der Befragten 87 5.4.2.2 Innovationstätigkeit 88 5.4.2.3 Markt und Wettbewerb 94 5.4.2.4 Internationalisierungsgrad 96 5.4.2.5 Finanzierung 100 5.4.2.6 Interne und externe Wachstumsdeterminanten der Gazellenunternehmen 104 5.4.3 Vergleich der Gazellen- und potenziellen Gazellenunternehmen 108 5.5 Ergebnisse der Fallstudien ausgewählter Gazellenunternehmen 112 5.5.1 Unternehmenssteckbriefe 115 5.5.2 Übergreifende Ergebnisse der Fallstudien 123 6. Schlussfolgerungen 128 7. Handlungsempfehlungen 134 8. Quellen- und Literaturverzeichnis 138 Anhangsverzeichnis 147 II STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT III TABELLEN Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle 2-1: 3-1: 4-1: 4-2: 4-3: 4-4: 4-5: 4-6: 5-1: Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle 5-2: 5-3: 5-4 5-5: 5-6: Leitfragen der Studie ............................................................................... 2 Geführte Expertengespräche im Zuge der explorativen Interviews ................. 4 Auswahl an Definitionen von Gazellenunternehmen.................................... 10 Anzahl von Gazellen ausgewählter Studien ............................................... 11 Anzahl der empirischen Studien nach Jahren ............................................. 11 Evaluationen empirischer Studien zu Gazellenunternehmen ........................ 12 Empirische Untersuchungen zu Gazellenunternehmen ................................ 13 Analyseraster ........................................................................................ 29 Anzahl der Gazellenunternehmen nach Gründungskohorte und Gazellenjahrgang ............................................................................ 35 Branchen, in denen keine Gazellenunternehmen entstanden ....................... 54 Wesentliche Wachstumstreiber .............................................................. 105 Wesentliche Wachstumshemmnisse ....................................................... 106 Kriterien zur Auswahl der Fallstudien ..................................................... 113 Darstellung der Fallstudienunternehmen ................................................. 113 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT ABBILDUNGEN Abbildung 2-1: Abbildung 5-1: Abbildung 5-2: Abbildung 5-3: Abbildung 5-4: Abbildung 5-5: Abbildung 5-6: Abbildung 5-7: Abbildung 5-8: Abbildung 5-9: Abbildung 5-10: Abbildung 5-11: Abbildung 5-12: Abbildung 5-13: Abbildung 5-14: Abbildung 5-15: Abbildung 5-16: Abbildung 5-17: Abbildung 5-18: Abbildung 5-19: Abbildung 5-20: Abbildung 5-21: Abbildung 5-22: Abbildung 5-23: Abbildung 5-24: Abbildung 5-25: Abbildung 5-26: Abbildung 5-27: Abbildung 5-28: Zusammenfassung des Projektdesigns ..................................................... 3 Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen, gesondert nach Gründungskohorte ............................................................................... 36 Entstehung der Anzahl der Gazellenunternehmen über alle Kohorten ......... 37 Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen gesondert nach Gründungskohorte mit Prognose............................................................ 37 Anzahl der Gazellen pro Gründungskohorte, die ein Jahr nach ihrer Gründung den Wachstumszeitraum begannen und 4 Jahre nach Gründung zur Gazelle wurden (Frühstarter-Gazellen) ............................... 38 Entwicklung der Gründungen und des Anteils der Gazellen an allen Gründungen ........................................................................................ 40 Anteil der Gazellen nach Beschäftigtengrößenklassen ............................... 41 Anteil der bereitgestellten Arbeitsplätze durch Gazellenunternehmen an der Gesamtzahl der durch alle Gründungen bereitgestellten Arbeitsplätze ... 42 Entwicklung der Anzahl der Mitarbeiter bei frühen und späten Startern der Gazellenunternehmen ..................................................................... 43 Entwicklung der Mitarbeiteranzahl in den Gründungsjahrgängen, nur Frühstarter ......................................................................................... 44 Anteil der Gazellen mit 100 und mehr Beschäftigten sowie unter 100 Beschäftigten ...................................................................................... 44 Vergleich Anzahl Mitarbeiter der Gazellen und Super-Gazellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten ............................................................... 45 Vergleich Anzahl Mitarbeiter der Gazellen und Super-Gazellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten (nur Unternehmen 4 Jahre nach Gründung) .......................................................................................... 46 Anzahl der Frühstarter-Gazellen in den acht Hauptsektoren ...................... 48 Anteil der Frühstarter-Gazellen in den acht Hauptsektoren an allen Frühstarter-Gazellen ............................................................................ 49 Wachstumsdynamik der Sektoren im Zeitverlauf, gemessen an allen Gazellenunternehmen .......................................................................... 50 Durchschnittlich bereitgestellte Beschäftigtenanzahl der FrühstarterGazellen im Untersuchungszeitraum nach Sektoren ................................. 51 Anteile der Super-Gazellen (nur Frühstarter, 4 Jahre nach Gründung) an den Sektoren ...................................................................................... 52 Anteile der Super-Gazellen (nur Frühstarter, 4 Jahre nach Gründung) an den Sektoren ...................................................................................... 52 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006 ................................................................ 55 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006 ................................................................ 56 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an allen Gazellenunternehmen und dem höchsten Anteil Gazellenunternehmen gemessen am Unternehmensbestand 2006 auf WZ-3-Ebene ......................................... 57 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen 1995-2006 ....................................................................... 58 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungsunternehmen 1995-2006 ...................................................... 59 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an allen Gazellenunternehmen und dem höchsten Anteil Gazellenunternehmen (WZ-3-Ebene) gemessen an allen Gründungsunternehmen 1995-2006 ............................................... 60 Anzahl der Gazellen nach einzelnen Bundesländern .................................. 62 Anteil der Gazellen an allen Gründungen nach Bundesland ........................ 63 Regionale Verteilung der vier Schwerpunktbranchen des verarbeitenden Gewerbes in den Gazellenunternehmen .................................................. 64 Regionale Verteilung der vier Schwerpunktbranchen des Dienstleistungsgewerbes in den Gazellenunternehmen ............................. 65 IV STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-29: Abbildung 5-30: Abbildung 5-31: Abbildung 5-32: Abbildung 5-33: Abbildung 5-34: Abbildung 5-35: Abbildung 5-36: Abbildung 5-37: Abbildung 5-38: Abbildung 5-39: Abbildung 5-40: Abbildung 5-41: Abbildung 5-42: Abbildung 5-43: Abbildung 5-44: Abbildung 5-45: Abbildung 5-46: Abbildung 5-47: Abbildung 5-48: Abbildung 5-49: Abbildung 5-50: Abbildung 5-51: Abbildung 5-52: Abbildung 5-53: Abbildung 5-54: Abbildung 5-55: Abbildung 5-56: Abbildung 5-57: Abbildung 5-58: Abbildung 5-59: Abbildung 5-60: Abbildung 5-61: Abbildung 5-62: Abbildung 5-63: Abbildung 5-64: Entwicklung der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl der Gazellen und potenziellen Gazellen der Gründungskohorte 2000 für ausgewählte Branchen ............................................................................................ 66 Entwicklung der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl der FrühstarterGazellen und potenziellen Frühstarter-Gazellen der Gründungskohorte 2000 für ausgewählte Branchen ............................................................ 67 Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts in Prozent ............................. 68 Verhältnis der Summe von Exporten und Importen zum Bruttoinlandsprodukt ........................................................................... 69 Handelsbilanzsaldo in Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in Prozent ........ 70 Für Forschung und Entwicklung aufgewendeter Anteil des Bruttoinlandsprodukts .......................................................................... 71 “ease of doing business”-Indikator der Weltbank ..................................... 73 Anteil der Gazellenunternehmen in ausgewählten europäischen Ländern und der USA ....................................................................................... 76 Regionale Verteilung der Stichprobe ....................................................... 85 Regionale Verteilung der befragten Gazellenunternehmen und der Nonrespondenten ................................................................................ 86 Verteilung der befragten Gazellenunternehmen und der Nonrespondenten auf Größenklassen ..................................................... 87 Anzahl der Unternehmen mit Innovationen und ohne Innovationen ............ 89 Charakter der Innovation ...................................................................... 89 Innovationstätigkeit der Unternehmen in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum ............................................................................ 91 Charakter der Innovation der Unternehmen in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum ............................................................................ 91 Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Anteil des Gesamtumsatzes .... 92 Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Anteil des Gesamtumsatzes in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum ........................................ 93 Art des Marktes zum Zeitpunkt des größten Wachstums ........................... 95 Anteil der Gazellenunternehmen auf einem Business-to-Business-Markt und Business-to-Consumer-Markt .......................................................... 95 Anteil der Gazellenunternehmen auf einem Business-to-Business-Markt und Business-to-Consumer-Markt in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum............................................................................ 96 Anteil der Gazellenunternehmen mit Export ............................................ 97 Beginn des Exports in Jahren nach der Gründung .................................... 97 Anteil der Höhe der Exportquote aller exportierenden Gazellenunternehmen .......................................................................... 98 Exportierende/nicht-exportierende Gazellenunternehmen in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum .......................................................... 99 Anteile der Exportquote in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum ...... 99 Höhe des Startkapitals der Gazellenunternehmen .................................. 100 Eigenkapitalquellen bei Unternehmensgründung der Gazellenunternehmen ........................................................................ 101 Einschätzung zur ausreichenden Menge an Kapital in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum ............................................................. 102 Einschätzung der Relevanz von Finanzierungsquellen für die Wachstumsfinanzierung ...................................................................... 103 Bewertung der Relevanz von Fördermitteln derjenigen Gazellenunternehmen, die Fördermittel erhalten haben .......................... 103 Bewertung der internen Wachstumsdeterminanten ................................ 107 Bewertung der externen Wachstumshemmnisse .................................... 107 Gazellenunternehmen und potenzielle Gazellenunternehmen im Bezug auf Innovationstätigkeit...................................................................... 109 Künftige Erwartungen bezüglich Mitarbeiterwachstum ............................ 110 Exportquoten der potenziellen Gazellen und der Gazellen ....................... 110 Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse ...................................... 124 V STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 1. 1 EINLEITUNG Die Erfolgsgeschichte der deutschen Wirtschaft stellt sich bei näherer Betrachtung als eine vieler einzelner Erfolgsgeschichten dar. Dies sind Geschichten von Unternehmen, die es verstanden haben, zeitliche Entwicklungen zu deuten und ihre Ideen mit beispielhafter Tatkraft erfolgreich an den Markt zu bringen und dafür international bekannt wurden. Ein Blick auf den DAX 30 zeigt, dass rund zwei Drittel der zum gegenwärtigen Zeitpunkt dort gelisteten Unternehmen bereits zu den Gründungsmitgliedern des DAX zählten. Die große Mehrzahl dieser Unternehmen wurde demnach in den Nachkriegsjahren gegründet. Das Gründungsjahr des zehntältesten DAX-Unternehmens, die Daimler AG, reicht ins Jahr 1883 zurück. Demnach liegt der Gründungszeitpunkt von rund einem Drittel der DAX-notierten Unternehmen noch weiter zurück.1 Den Unternehmensgründungen allgemein und den schnell wachsenden Unternehmen im Besonderen wird eine hohe gesamtwirtschaftliche Bedeutung beigemessen, dies insbesondere aufgrund ihrer Nettobeschäftigteneffekte. David Birch untersuchte unterschiedliche Unternehmenstypen in Bezug auf ihre Beschäftigungseffekte und führte 1979 den Begriff der „Gazelle“ ein2. Er benutzte diese Bezeichnung, um die jungen, erfolgreichen Unternehmen von den „Elefanten“ (alte, erfolgreiche Großunternehmen) und den „Mäusen“ (neue, weniger erfolgreiche Klein- und Mittelständische Unternehmen) der jeweiligen Branche voneinander abzugrenzen.3 Er konnte zeigen, dass die Gazellen nicht nur mittel- und langfristig starke, positive Effekte auf die Dynamik der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung ausüben, sondern auch kurzfristig qualitativ hochwertiges Beschäftigungswachstum schaffen. Vor diesem Hintergrund betraute das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) die Rambøll Management Consulting (RMC) in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform e. V. sowie Herrn Prof. Dr. Frank Wallau, Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn/Bielefeld und Herrn Prof. Dr. Peter Witt, Bergische Universität Wuppertal in ihrer Funktion als wissenschaftliche Experten mit der Erstellung einer Forschungsstudie über schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen). Der vorliegende Endbericht stellt die Ergebnisse dar und ist wie folgt aufgebaut: Kapitel 2 stellt kurz die Zielsetzung und die Vorgehensweise der Studie vor. Kapitel 3 fasst das methodische Vorgehen der Studie zusammen. Kapitel 4 gibt den Stand der Forschung wieder. Kapitel 5 stellt die Ergebnisse der Untersuchung vor. Kapitel 6 fasst die wesentlichen Ergebnisse zusammen und diskutiert die Schlussfolgerungen. Kapitel 7 stellt abschließend Handlungsempfehlungen für Politik und Unternehmen vor. Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die explizite Nennung weiblicher Personen- oder Personengruppenbezeichnungen verzichtet und nur die maskuline Form verwendet. Sofern nicht ausdrücklich gekennzeichnet, sind stets beide Geschlechter gemeint. 1 „Die ältesten DAX-Unternehmen“ (www.boerse.de/boersenwissen/klickshow/title_die-aeltesten-dax-unternehmen,klickProzent7C4,1, 2 Birch, D.L. (1979): The Job Generation Process.:MIT Program on Neigborhood and Regional Change. 3 Birch, D. L. und Medoff, J. (1994): Gazelles. In: Solmon, L. C. und A. R. Levenson (Hrsg): Labor markets, employment policy and job abgerufen am 25. 09.2011). creation. Boulder, CO: Westview und Birch. S. 159–167. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 2. 2 ZIELSETZUNG DER STUDIE Die gesamtwirtschaftliche Relevanz von schnell wachsenden Jungunternehmen wird als hoch eingeschätzt und in einer Vielzahl von Studien4 konnte gezeigt werden, dass junge, schnell wachsende Unternehmen kurz-, mittel- und langfristig qualitativ hochwertiges Beschäftigtenwachstum schaffen und von ihnen starke, positive Effekte auf die Dynamik der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung ausgehen. Um deren besondere Bedeutung zu unterstreichen, führte David Birch den Begriff der Gazelle5 ein. Eine einheitliche Definition eines Gazellenunternehmens gibt es in der Literatur jedoch nicht, vielmehr finden sich eine Reihe unterschiedlicher Definitionen. Die Zahl schnell wachsender Jungunternehmen in Deutschland wird jedoch als vergleichsweise gering eingeschätzt. Untersuchungen, die Angaben zum Anteil dieser Unternehmen an allen Unternehmen machen, gibt es zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht. Weiterhin ist, im internationalen Vergleich der Industrienationen, die Gründerkultur in Deutschland eher schwach ausgeprägt. So sind unter den 18- bis 64-Jährigen nur 2,2 Prozent bereit, ein Unternehmen zu gründen. Dem gegenüber stehen 4,9 Prozent in den USA. Dem Ländervergleich des Global Entrepreneurship Monitors (GEM) zufolge belegt Deutschland damit lediglich Platz 15 von insgesamt 20 gelisteten, innovationsbasierten Industrienationen. Aufgrund der oben beschriebenen positiven Effekte auf die Dynamik der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung stehen schnell wachsende Jungunternehmen und ihre Stärkung daher im Interesse der deutschen Wirtschaftspolitik. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Studie, eine Definition für Gazellen festzulegen und basierend darauf deren Zahl für Deutschland erstmalig zu bestimmen. In einem weiteren Schritt wird dann eine Teilmenge der Gazellen befragt, um so die Wachstumsstrategien und -erfolge schnell wachsender Jungunternehmen aufzuzeigen sowie die Gründe für schnelles Wachstum zu erkennen und zu verstehen. Weiterhin soll der Einfluss auf die Wettbewerbsstruktur durch Markteintritt und Marktbearbeitung erklärt werden. Hierzu werden die „best practice“Beispiele erfolgreicher Jungunternehmen analysiert. Im Detail gilt es zu untersuchen, welche spezifischen Eigenschaften diese Jungunternehmen und deren Gründer aufweisen und inwieweit zwischen den einzelnen Gazellen Parallelen zu erkennen sind (Identifizierung und Charakterisierung von Gazellen). Darüber hinaus soll der Beitrag der Gazellenunternehmen zum Branchen- und Strukturwandel analysiert werden (Beitrag zum Branchen- und Strukturwandel). In einem weiteren Schritt sollen die Wachstumsbedingungen dieser Unternehmen näher betrachtet werden. Es sollen die Faktoren ermittelt werden, die das Wachstum fördern bzw. hemmen (Wachstumstreiber und Wachstumshürden). In diesem Zuge soll auch auf die Rolle der öffentlichen Hand bei der Unterstützung von Gazellen eingegangen werden (Rolle der öffentlichen Hand). Die nachfolgende Tabelle 2-1 stellt die Leitfragen der Untersuchung zusammen: Tabelle 2-1: Leitfragen der Studie Studienbestandteile Fragestellungen 1. Identifizierung und Charakterisierung Gazellen • • In welchen Branchen sind diese Unternehmen ansässig (Abgleich m it gesamter Wirtschaftsstruktur)? Welche Unterschiede bestehen im Vergleich zum Ausland (USA, andere europäische Länder)? 2. Beitrag zum Branchenund Strukturwandel • • Welchen Beitrag leisten Gazellen im Hinblick auf den Branchen- und Strukturwandel? Welche Unterschiede bestehen im Vergleich zum Ausland (USA, andere europäische Länder)? 3. Wachstumstreiber / Wachstumshürden • • • • Wie haben diese Unternehmen das Wachstum finanziert? Welche unternehmensinternen und / oder sonstigen Hürden m ussten überwunden werden? Wie wurden internationale Märkte angegangen? Welche Unterschiede bestehen im Vergleich zum Ausland (USA, andere europäische Länder)? 4. Rolle der öffentlichen Hand • • Welchen Einfluss hat die öffentliche Hand auf • gesetzliche Regelungen, • Förderm aßnahmen, • sonstige Unterstützungsangebote? Welche Unterschiede bestehen im Vergleich zum Ausland (USA, andere europäische Länder)? • Identifizierung von Wachstumsstrategien und Best Practices 5. Schlussfolgerungen 4 Henrekson, M. und D. Johansson (2010): Gazelles as job creators: a survey and interpretation of the evidence. Small Business Eco- 5 Birch, D. L. und Medoff, J. (1994): Gazelles. In: Solmon, L. C. und A. R. Levenson (Hrsg): Labor markets, employment policy and job nomics 35: S. 227–244. creation. Boulder, CO: Westview und Birch. S. 159–167. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 3 Ausgehend von dieser Zielsetzung wurde das folgende Projektdesign für die Untersuchung gewählt (Abbildung 2-1): Abbildung 2-1: Zusammenfassung des Projektdesigns 1. Projektetablierung • Auftaktgespräch mit dem BMWi • Explorative Interviews mit Vertreter/innen des BMWi • Genaue Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes (Gazellen und potenzielle Gazellen) • Abstimmung der gewählten Definition mit dem BMWi • Projektfeinplanung 2. Bestandsaufnahme und Auswertung vorhandener Daten • Dokumentenauswertung existierender Literatur und Kontextdatenanalyse • Identifizierung von Gazellen und potenziellen Gazellen auf Basis der zuvor vereinbarten Definition • Auswertung statistischer Unternehmensdaten • Auswertung statistischer Branchen- und Strukturdaten • Stichprobenziehungen für die Telefon-Befragungen • Entwicklung von Analyseraster und Fragebögen • Zwischenbericht und Abstimmungstreffen mit dem BMWi Charakterisierung Gazellen Beitrag zum Branchen-/ Strukturwandel Wachstums-treiber / -hürden Rolle der öffentlichen Hand Telefonische Unternehmensbefragung Gazellen Telefonische Unternehmensbefragung von potenziellen Gazellen 3. Quantitative und qualitative Erhebung sowie Auswertung zusätzlicher Daten UnternehmensFallstudien mit deutschen Gazellen Desk Research Fachgespräche mit Expertinnen und Experten 4. Schlussfolgerungen • Synthese aller Ergebnisse • Identifizierung von Wachstumsstrategien und Best Practices von Gazellen in Deutschland • Erarbeitung von Vorschlägen zur Stärkung von Gazellen in Deutschland • Berichtswesen • Abschlusspräsentation STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 3. 4 METHODISCHES VORGEHEN Dieses Kapitel stellt die einzelnen Projektschritte und die methodische Vorgehensweise zur Erstellung der Studie über schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen) kurz dar. 3.1 Projektetablierung Am Anfang der Untersuchung stand die Projektetablierung. Sie diente der Vorbereitung der Untersuchung, der Festlegung der Definition für die Identifizierung der Gazellen und potenziellen Gazellen aus der Datenbank der Creditreform und der Abstimmung hinsichtlich der Projektfeinplanung mit dem BMWi. Die zunächst diskutierte Definition der schnell wachsenden Jungunternehmen wurde nach einer genaueren Literaturanalyse und dort gefundener Definitionen modifiziert. Am 26. Juli 2011 erfolgte eine gemeinsame Sitzung der Projektmitarbeiter von Rambøll Management Consulting, Herrn Dr. Gude von der Creditreform e. V. und Herrn Prof. Dr. Wallau in Neuss bei der Creditreform. Ziel der Sitzung war es, eine dem aktuellen Stand der Forschung und dem internationalen Vergleich standhaltende Definition für schnell wachsende Jungunternehmen festzulegen, die gleichzeitig auch der Datenbasis Rechnung trägt. Eine Übersicht über die in der Literatur bisher verwendeten Definitionen findet sich in Kapitel 4.1.2. Die der vorliegenden Studie zugrundegelegte Definition findet sich in Kapitel 5.1.1. Am 09. August 2011 fand ein Auftaktgespräch mit Vertretern und Vertreterinnen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, den Projektverantwortlichen von Rambøll Management Consulting, Herrn Dr. Gude von der Creditreform e. V. und Herrn Prof. Dr. Wallau statt, um Details des Auftrages sowie die Projektfeinplanung, -kommunikation und -organisation abzusprechen. Das Ergebnisprotokoll der Auftaktsitzung ist dem Bericht im Anhang (Anhang 1) beigefügt. Die Auftaktsitzung wurde darüber hinaus genutzt, um erste explorative Interviews mit den Experten des BMWi zu führen (siehe Tabelle 3-1). Diese zielten darauf ab, ein tiefer gehendes Verständnis des Anliegens der Studie zu erhalten sowie Meinungen, Hinweise und Unterstützung zum Umsetzungsverlauf einzuholen. Die nachfolgende Tabelle fasst die geführten Gespräche samt Gesprächspartnern zusammen. Tabelle 3-1: 3.2 Geführte Expertengespräche im Zuge der explorativen Interviews Name Abteilung Institution Herr Dr. Velling Referat II C 2 KfW, Gründungsfinanzierung, ESF-Koordinierung Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Herr Dr. Mundhenke Referat II C 2 KfW, Gründungsfinanzierung, ESF-Koordinierung Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Bestandsaufnahme und Auswertung vorhandener Daten Für die Festlegung der Definition, aber auch für das Verständnis der Untersuchung und die Erstellung der Hypothesen, Fragebögen und Interviewleitfäden wurde in einem ersten Schritt die relevante wissenschaftliche Literatur zu Unternehmenswachstum im Allgemeinen und schnell wachsenden Jungunternehmen im Speziellen aufgearbeitet und analysiert. Die Ergebnisse der Literaturanalyse finden sich in Kapitel 4. Dort wird zunächst ein Überblick über das Wachstum von Unternehmen gegeben, dann werden die aktuellen Definitionen von Gazellen aufgeführt und miteinander vergleichen, die wesentlichen empirischen Studien zum Thema Gazellen vorgestellt und vergleichend ausgewertet und abschließend die Wachstumsdeterminanten für Gazellen diskutiert und kritisch hinterfragt. Um die Relevanz, die Entwicklung und den Beitrag zum Branchen- und Strukturwandel schnell wachsender junger Unternehmen in Deutschland in einen entsprechenden Kontext einordnen zu können, wurde ein internationaler Vergleich durchgeführt. Ziel war es hierbei, die jeweiligen Unterschiede zwischen den deutschen Entwicklungen und denen in anderen Ländern zu identifizie- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 5 ren. Hierzu wurden in einem ersten Schritt relevante wirtschaftliche Kontextdaten aus amtlichen Statistiken zusammengestellt und analysiert (vgl. Kapitel 5.3.1) Aufbauend auf den in der Literatur gefundenen Definitionen wurde für diese Untersuchung eine Definition für die Identifizierung der Gazellenunternehmen und auch potenzieller Gazellenunternehmen festgelegt (vgl. Kapitel 5.1). Die der Untersuchung zugrunde liegende Definition berücksichtigt somit den aktuellen Forschungsstand, die Vergleichbarkeit zu anderen Untersuchungen und die Besonderheiten der vorliegenden Datenbasis der Creditreform. Um die Entscheidung für die gewonnene Definition transparent zu machen, werden folgend zunächst mehrere Definitionen vorgestellt und es wird kurz erläutert, welche Vor- und Nachteile die jeweilige Definition in Zusammenhang mit der vorliegenden Datengrundlage hat und welches Potenzial sie für die Charakterisierung und Untersuchung der Unternehmen bietet. Auf dieser Grundlage erfolgt in einen nächsten Schritt die Identifizierung der Gazellenunternehmen in Deutschland in den Gründungsjahrgängen 1995 bis 2007 und anschließend der Gazellenunternehmen bis zum Jahr 2011. Diese Unternehmen wurden im nachfolgenden Schritt anhand der Merkmale Anzahl der Unternehmen, Mitarbeiteranzahl und -entwicklung, Branchenzugehörigkeit und Regionalität charakterisiert. Die Ergebnisse der Charakterisierung der Gazellenunternehmen finden sich in Kapitel 5.2. Aus der für Deutschland identifizierten Grundgesamtheit aller Gazellenunternehmen wurde in einem weiteren Schritt eine Stichprobe gezogen, um eine telefonische Befragung mit den Gründern und/oder Geschäftsführern dieser Unternehmen durchzuführen. Weiterhin wurde eine Stichprobe aus den identifizierten potenziellen Gazellenunternehmen gezogen, um auch diese zu befragen. Eine detaillierte Erläuterung der methodischen Vorgehensweise zur Identifizierung der Unternehmen findet sich in Kapitel 5.1.2. Die Auswertung der Kontextdaten erfolgte vergleichend für die Länder Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Österreich und die USA (vgl. Kapitel 5.3.1). Eine Auswertung dieser Daten war wichtig, um ein umfassendes Verständnis der Kontextfaktoren für schnell wachsende Jungunternehmen zu gewinnen. Zudem geben die Kontextdaten wichtige Hinweise auf die Struktur der Zielgruppe. In einem zweiten Schritt wurde auf der Basis der Datenbanken AMADEUS und ORBIS ein internationaler Vergleich durchgeführt (vgl. Kapitel 5.3). Der Vergleich bietet aus unserer Sicht aber lediglich einen ersten Anhaltspunkt über das Aufkommen von Gazellenunternehmen in der EU und den USA. Die Schwierigkeit eines internationalen Vergleiches ergibt sich nämlich, da weder eine einheitliche Datenbasis noch eine einheitlich Definition von Gazellenunternehmen vorhanden sind. Dennoch werden für die Länder Dänemark, Österreich und die USA ein vertiefender internationaler Vergleich vorgenommen. Basierend auf der Auswertung der Literatur zu den Charakteristiken der Gazellenunternehmen und der Kontextdatenanalyse wurde ein Analyseraster entworfen und darauf aufbauend wurden die Untersuchungshypothesen formuliert. Die Überführung dieser in Fragebögen für die telefonische Befragung der Gazellen und potenziellen Gazellen sowie die Entwicklung der Interviewleitfäden für die in der Untersuchung durchgeführten Unternehmensfallstudien ausgewählter Wachstumsunternehmen werden in Kapitel 4.2 dargestellt. 3.3 Qualitative und quantitative Erhebung und Auswertung der Daten Ziel der quantitativen und qualitativen Datenerhebung war es, zu untersuchen, welchen Beitrag die Gazellenunternehmen zum Branchen- und Strukturwandel leisten, mit welchen Wachstumstreibern und -hemmnissen sie konfrontiert sind und welche aktuelle und potenzielle Rolle der öffentlichen Hand bei ihrer Unterstützung zukommt. Zudem sollten die Ergebnisse der Charakterisierung der identifizierten Gazellen und potenziellen Gazellen validiert werden. Das in Kapitel 4.2 dargestellte Analyseraster, die Hypothesen und die Fragebögen (vgl. Anhang 2 und 3) bilden die inhaltliche Grundlage der telefonischen Unternehmensbefragung der Gazellenunternehmen und der potenziellen Gazellenunternehmen. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 10.10.2011 bis 08.11.2011 durchgeführt. Insgesamt wurden 211 Gazellen- und 107 potenzielle Gazellenunternehmen interviewt. Die Interviews erfolgten computergestützt (CATI – Computer Assisted Telephone Interviewing). Zunächst wurden die Fragebögen programmiert und der Interviewer konnten die Antworten direkt per Tastatur eingeben. Die technische Umsetzung er- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 6 folgte über das firmeneigene Befragungstool SurveyXact®. Im Vorfeld der Befragung erfolgte eine schriftliche Ansprache der Unternehmen in Form eines Unterstützungsschreibens des BMWi, um eine höhere Rücklaufquote zu erzielen. Im Anschluss der Befragung erfolgte die Auswertung der erhobenen Daten. Die Auswertung der Befragungsdaten lässt sich in methodischer Hinsicht in zwei Abschnitte gliedern. Mit Hilfe von univariaten Auswertungsmethoden wurden zunächst die Daten anhand der üblichen Verfahren der beschreibenden Statistik (Häufigkeiten, Prozente, Mittelwerte und Streuungsparameter) untersucht. Die Ergebnisse wurden in Tabellen und Grafiken aufbereitet (vgl. Kapitel 5.3). Die Darstellung der Ergebnisse der Befragung erfolgt in zwei Teilkapiteln. In Kapitel 5.4.2 erfolgt die Darstellung der Auswertung der Ergebnisse zu den Gazellenunternehmen und in Kapitel 5.4.3 erfolgt eine vergleichende Darstellung der Gruppen Gazellenunternehmen und potenzielle Gazellenunternehmen. An Stellen, an denen es möglich und sinnvoll war, wurden auch Auswertungen für verschiedene Untergruppen vorgenommen, etwa differenziert nach Branche, Region und Wachstum der Unternehmen. Neben der Befragung der Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen wurden acht Fallstudien mit wachstumsstarken Unternehmen durchgeführt. Ziel dieser Fallstudien war es, zum einen eine vertiefende Betrachtung der Unternehmen und ihrer Wachstumsstrategien zu erhalten und zum anderen die in der Befragung gewonnenen Ergebnisse zu validieren. Die Fallstudien geben somit zusätzliche Eindrücke vor allem zu Wachstumstreibern und -hemmnissen und ergänzen die Befragungsergebnisse. Die Auswahl der Unternehmen für die Fallstudien erfolgte an Hand der Kriterien Unternehmensalter, regionale Verteilung, Branche und Größenklasse und sollte diese möglichst umfassend abdecken. Eine Fallstudie beinhaltete neben einer vorab durchgeführten Unternehmensrecherche die Durchführung von Tiefeninterviews mit bis zu drei Vertretern des Unternehmens (Gründer, Geschäftsführer und ein weiterer leitender Angestellter) sowie einem externen Vertrauten des Unternehmens (z. B. Business Angel, Wettbewerber). Die Darstellung der Ergebnisse der Fallstudien findet sich in Kapitel 5.5. Das Kapitel beinhaltet nach einer Einzeldarstellung jedes Unternehmens eine übergreifende Auswertung zu dem Profil der Gründer und/oder Geschäftsführer sowie den Treibern und Hemmnissen für das Wachstum der Unternehmen. 3.4 Schlussfolgerungen und Ableitung der Handlungsempfehlungen Abschließend werden auf der Grundlage der gewonnenen Informationen und durchgeführten Analysen Schlussfolgerungen zu Wachstums- und Erfolgsstrategien von Gazellenunternehmen (vgl. Kapitel 6) sowie Vorschläge zur Optimierung von Unterstützungsangeboten durch die öffentliche Hand entwickelt (vgl. Kapitel 7). STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 4. 7 STAND DER FORSCHUNG In dem 2008 von Scott Andrew Shane erschienen Buch „The Illusions of Entrepreneurship – The costly myth that entrepreneurs, investors and policy makers live by“ 6 argumentiert der Autor, dass höhere Gründungsraten – die vielerorts auf der wirtschaftspolitischen Agenda ganz oben stehen – weniger zum Wirtschafts- oder Beschäftigungswachstum beizutragen vermögen als angenommen. Er zeigt für die USA – im Gegensatz zu vielen anderen Studien –, dass nicht die Fähigkeiten des Gründers ausschlagend sind für den Erfolg eines Unternehmens, sondern vielmehr die gewählte Branche, in der ein Gründer sein Unternehmen etabliert. Aus seiner Sicht gelingt es nur einem sehr geringen Anteil der Gründer, und zwar denjenigen, die zu den besten und wachstumsstärksten gehören, ihr Unternehmen erfolgreich am Markt zu etablieren. Aus diesem Grund plädiert er für eine „pick the winner”-Strategie, bei der nur diejenigen Gründungen gezielt gefördert werden, die bestimmte Charakteristiken und Erfolgswahrscheinlichkeiten aufweisen. Er wirft die Frage auf, ob eine politisch motivierte Unterstützung nicht eher auf die Apples und Googles ausgerichtet werden sollte als auf breite Förderung der Gründungsaktivitäten eines Landes. Vor diesem Hintergrund scheint es interessant und lohnenswert, einen genaueren Blick auf diejenigen Gründungen zu richten, die sich nicht nur am Markt behauptet haben, sondern die darüber hinaus noch ein überdurchschnittliches Unternehmenswachstum als junges Unternehmen erzielt haben. In diesem Zusammenhang prägte David Birch in den 1980er Jahren erstmalig den Begriff der Gazellenunternehmen. Eine Gazelle steht für diejenigen Unternehmen, die über einen begrenzten Zeitraum hinweg schnelles Wachstum aufweisen. Birch postulierte, dass der überwiegende Anteil neuer Arbeitsplätze in kleinen und mittleren, besonders jedoch in neu gegründeten, hoch innovativ agierenden Unternehmen entsteht. Empirisch konnte dies durch Birch und seine Forscherkollegen für die USA nachgewiesen werden.7 Seiner Studie zufolge werden im Durchschnitt zwei Drittel aller (Brutto-)Arbeitsplätze durch kleine Unternehmen geschaffen. Für Europa wurden diese Befunde ebenfalls bestätigt8 – im besonderen Maße gilt dieser Befund für Deutschland.9 Weiterhin zeigte sich, dass der Anteil dieser Unternehmen, gemessen am Gesamtunternehmensbestand oder am Bestand der Unternehmen der jeweiligen Gründungskohorte in den Volkswirtschaften, sehr gering ist. Die Aussagen schwanken hier zwischen zwei und fünfzehn Prozent der Unternehmen, je nach Untersuchung. In der Literatur finden sich zahlreiche Hinweise darauf, dass kleine und junge Unternehmen zu einem überproportional hohen Anteil am Wachstum der Nettobeschäftigungsquote einer Volkswirtschaft beitragen. Weitere Studien zeigen, dass Unternehmen dieser Art nicht nur mittel- und langfristig starke, positive Effekte auf die Dynamik der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung ausüben, sondern auch kurzfristig qualitativ hochwertiges Beschäftigungswachstum generieren. 10 6 Shane, S. A. (2008): The Illusions of Entrepreneurship – The costly myth that entrepreneurs, investors and policy makers live by. 7 Birch, D. L., Haggerty, A. und W. Parsons (1998): Who's creating jobs?. Cambridge, MA: Cognetics. 8 Vgl. Kirchhoff, Bruce A. (1994): Entrepreneurship and Dynamic Capitalism. The Economics of Business Firm Formation and Growth. New Haven und London: Yale University Press. London: Greenwood. S. 120ff. / Siebert, H. (1999): How can Europe solve its unemployment problem? Kieler Diskussionsbeiträge 342, Kiel: Institut für Weltwirtschaft / OECD (1998): Technology, productivity and job creation. Best policy practices..Paris: OECD Publishing. / Schreyer, P. (2000): High-growth-firms and employment. STI Working Papers 2000/3. 9 Vgl. Brüderl, J., Preisendörfer, P. und R. Ziegler (1996): Der Erfolg neugegründeter Betriebe. Berlin: Duncker & Humblot. / Harhoff, D. und G. Licht (1996): Innovationsaktivitäten kleiner und mittlerer Unternehmen. Baden-Baden: Nomos. / Almus, M. und E. A. Nerlinger (1999): Wachstumsdeterminanten junger innovativer Unternehmen. Empirische Ergebnisse für Westdeutschland. Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik, Heft 3/4, S. 257-273 / Kahmann, M. (2000): Schöpferische Zerstörung und Gründungsdynamik im marktwirtschaftlichen Entwicklungsprozess. Berlin: Mensch & Buch / Rammer, Ch. et al. (2006): Unternehmensgründungen in der Biotechnologie in Deutschland 1991 bis 2004. ZEW Dokumentation Nr. 06-03. Mannheim. S. 47 ff. / UNICE (Union of Industrial and Employers' Conferation of Europe) (1999): Fostering Entrepreneurship in Europe. The UNICE Benchmarking Report 1999. S. 11. Wenngleich der Anteil von Gazellen in den USA weitaus höher ist als in Europa. 10 .Henrekson, M. und D. Johansson (2010): Gazelles as job creators: a survey and interpretation of the evidence. Small Business Economics 35: S. 227–244. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 8 Nachfolgend wird ein Überblick über den Stand der Forschung hinsichtlich des Wachstums von Unternehmen im Allgemeinen und in Bezug auf die Definition, die Charakterisierung und die Wachstumsdeterminanten von Gazellen im Speziellen gegeben. Ziel dieses Kapitels ist es, einen umfassenden Überblick über das Phänomen des schnellen Wachstums von Unternehmen zu geben. 4.1.1 Wachstum von Unternehmen Studien, die sich mit dem Wachstum von Unternehmen beschäftigen, zeigen, dass Unternehmen auf vielfältige und unterschiedliche Art wachsen. Die Untersuchungen selber unterscheiden sich deutlich hinsichtlich ihrer Herangehensweise, das Wachstum zu messen. Unterschiede finden sich vor allem bei der Auswahl der Wachstumsindikatoren, der Messung des Wachstums (absolut, relativ, kombiniert), der Festlegung der Zeitperiode, über die Wachstum gemessen wird, und der Art, wie Wachstum generiert wird, z. B. durch Übernahmen oder kontinuierliches Wachstum.11 In Forschungsstudien häufig verwendete Indikatoren zur Messung des Wachstums von Unternehmen sind: Vermögenswert, Marktanteil, physischer Output, Gewinn, Umsatz oder Beschäftigtenzahl.12 Die meisten Studien verwenden den Umsatz oder die Beschäftigtenzahl als Wachstumsindikator. Diese beiden Indikatoren haben den Vorteil, dass mit ihnen ein Vergleich zwischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen möglich ist. Indikatoren wie der Marktanteil oder der physische Output sind nur bei Unternehmen gleicher Branche und ähnlicher Produktpalette sinnvoll. Ein Vergleich der Vermögenswerte ist nur praktikabel bei Unternehmen mit ähnlicher Kapitalintensität. Gewinne sind ein wesentlicher Indikator für den Erfolg eines Unternehmens, haben aber nur eine geringe Aussagekraft in Bezug auf das Wachstum von Unternehmen. Der Umsatz als Wachstumsindikator hat den Vorteil, dass er so gut wie immer erhoben wird, nur eine geringen Beziehung zur Kapitalintensität aufweist und auch dem Vergleich von Unternehmen unterschiedlicher Branchen standhält. Dennoch weist auch der Umsatz als Indikator für Wachstum gewisse Schwächen auf. So reagiert er sensibel auf Inflation und Wechselkurse. Weiterhin spiegelt sich im Umsatz nicht zwangsläufig das Wachstum von Unternehmen wider. So erhöhen z. B. junge technologieorientierte Unternehmen zunächst ihre Mitarbeiteranzahl oder ihre Vermögenswerte zur Initiierung von Innovationen, ehe sich der Erfolg in einem höheren Umsatz zeigt. Somit scheint die Beschäftigtenzahl der geeignetste Indikator zur Messung von Wachstum. Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist dieser Indikatorsehr bedeutend.13 Dennoch weist auch die Beschäftigtenanzahl als Wachstumsindikator Schwächen auf. So wird die Beschäftigtenanzahl beeinflusst von der Arbeitsproduktivität und dem „Economies of Scale“, welche Skalen- und Größenvorteile wiedergeben. So sind große Unternehmen in der Lage, aufgrund der Ausweitung ihrer Produktionsmenge ihre Durchschnittskosten zu senken, was sich in einer verminderten Beschäftigtenzahl ausdrücken kann. Weiterhin kann die Einführung von Innovationen dazu führen, dass Beschäftigte durch Technik substituiert werden. Unternehmen können demnach durchaus ihren Umsatz erhöhen, ohne zusätzlich Beschäftigung zu schaffen. Auch die Art der Messung hat Auswirkungen auf die Aussagen zum Wachstum und den Vergleich zwischen Unternehmen. Generell kann Wachstum zwischen zwei Zeitpunkten absolut oder relativ gemessen werden. Betrachtet man das absolute Wachstum von Unternehmen, erreichen große, zumeist etablierte Unternehmen höhere absolute Werte als kleine Unternehmen. Andererseits ist es für ein kleines Unternehmen mit einem geringen Anfangsniveau deutlich einfacher, hohe relative Wachstumsraten zu erzielen als für Unternehmen mit einem höheren Ausgangsniveau. Birch begegnete diesem Umstand, indem er im „David Birch Employee Growth“-Index sowohl das relative als auch das absolute Wachstum berücksichtigte.14 11 12 ebda. Ardishvili, A. et al. (1998): Towards a theory of new venture growth. Paper presented at the 1998 Babson Entrepreneurship Research Conference, Ghent, Belgium / Delmar, F. (1997): Measuring growth: methodological considerations and empirical results. In: Donckels, R. und A. Miettinen (Hrsg.): Entrepreneurship and SME Research: On its Way to the Next Millennium. Aldershot: Ashgate. S. 199–216. 13 Schreyer, P. (1999): High growth firms and employment. DSTI/INT/PME (99) 6. OECD Working Party on SMEs, Paris. 14 Birch definierte den Birch-Index wie folgt: BIi = (E1i – E0i) (E1i / E0i), wobei E1i =Anzahl der Beschäftigten am Ende der Periode und E0i = Anzahl der Beschäftigten zu Beginn der Periode. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 9 Die Studien zum Wachstum unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Aussagen zur Gleichmäßigkeit des erzielten Wachstums und der Bemessung des Zeitraumes, über das das Wachstum erreicht wurde. Wird Wachstum zwischen zwei Zeitpunkten gemessen, kann keinerlei Aussage dazu gemacht werden, wie das Wachstum stattgefunden hat. Generell ist denkbar, dass Unternehmenswachstum linear, allmählich ansteigend, sprunghaft oder auch oszillierend verlaufen kann. Diesem Umstand wurde in der Forschung bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Jedoch kann die Art des Wachstums Auswirkungen auf die Entscheidungen des Managements haben und den langfristigen Wachstumsprozess eines Unternehmens beeinflussen. Empirische Arbeiten zeigen, dass Wachstum nicht gleichmäßig über die Zeit stattfindet.15 Auch zeigt sich, dass schnelles Wachstum ein eher temporäres Phänomen innerhalb des Unternehmenslebenszykluses ist. 16 Neben der Heterogenität des Wachstums innerhalb einer Zeitperiode gibt es unterschiedliche Ursachen für das Wachstum von Unternehmen. So kann Wachstum im Sinne eines organischen Wachstums, aus dem Unternehmen selbst heraus erfolgen. Anderseits kann Unternehmenswachstum auch durch die Übernahme anderer Unternehmen oder Unternehmensteile erfolgen. Auch eine Kombination aus beiden ist denkbar. Misst man Wachstum an der Beschäftigtenanzahl, trägt ein organisches Wachstum volkswirtschaftlich gesehen stärker zu einer Erhöhung der Nettobeschäftigung bei als das Wachstum von Unternehmen durch Übernahmen, bei dem die Beschäftigten von einem Unternehmen zum anderen wechseln. Organisches Wachstum wird eher mit kleinen und jungen Unternehmen in wachsenden Märkten in Verbindung gebracht, wohingegen große und ältere Unternehmen in konsolidierten Märkten eher Wachstum durch Übernahmen erzielen.17 4.1.2 Definitionen von Gazellen David Birch etablierte nicht nur den Begriff der Gazelle, um neue, erfolgreiche Unternehmen von älteren, erfolgreichen Großunternehmen mit Beschäftigtenzahlen über 500 Mitarbeitern und jungen, weniger erfolgreichen KMU mit Beschäftigtenzahlen unter 20 Mitarbeitern abzugrenzen, sondern definierte auch erstmals den Begriff Gazellenunternehmen.18 In der Folgezeit entstand eine Reihe von unterschiedlichsten Definitionen und bis heute gibt es noch keine Vereinheitlichung. Die nachfolgende Tabelle (Tabelle 4-1) zeigt eine Übersicht der gängigsten Definitionen von Gazellen, erhebt aber nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Die Definitionen können hinsichtlich der Kriterien Wachstumsindikator, Messmethode, betrachtete Zeitperiode und der Einführung weiterer Kriterien unterschieden werden. Die beiden häufigsten Indikatoren sind die Beschäftigtenanzahl und der Umsatz. Auf die Vor- und Nachteile beider Indikatoren wurde im vorhergehenden Kapitel eingegangen. Auch die Art der Messung des Wachstums unterscheidet sich in den vorgestellten Definitionen. Es finden sich alle zuvor vorgestellten Varianten: absolut, relativ und eine Kombination von absolutem und relativem Wachstum. Hinsichtlich des Messzeitraumes unterscheiden sich die Definitionen nur unwesentlich, so beträgt die Wachstumsperiode bei dem überwiegenden Teil der Untersuchungen drei Jahre. Die Definitionen beinhalten eine Reihe weiterer Kriterien, die die Unternehmen erfüllen müssen, um als schnell wachsendes Jungunternehmen kategorisiert zu werden. Diese Kriterien haben einen unterschiedlichen Effekt auf die Auswahl der Unternehmen. So beschränkt die OECD beispielsweise das maximale Alter eines Gazellenunternehmens auf fünf Jahre. Diese Altersbeschränkung könnte jedoch Auswirkungen auf die Repräsentanz der Gazellen in bestimmten Branchen haben. So ist denkbar, dass z. B. Unternehmen mit einem hohen Forschungs- und Entwicklungsanteil erst in späteren Jahren ein hohes Beschäftigtenwachstum generieren. Eine Beschränkung auf eine Mindestbeschäftigtenzahl im Basisjahr der Zeitperiode trägt dem Umstand Rechnung, dass es kleinen Unternehmen deutlich leichter gelingt, ein hohes relatives Wachstum zu 15 16 Dunne, P. und A. Hughes (1992): Age, size, growth and survival revisited. Small Business Research Centre Working Paper No. 23. Parker, S. C., Storey, D. J. und A. van Witteloostuijn (2005): What happens to gazelles? The importance of dynamic management strategy. Durham Business School Entrepreneurship Research Series Report. 17 Penrose, E. (1959): The Theory of the Growth of the Firm, Oxford: OUP. Und Wiklund, J. und P. Davidsson (1999): A resource-based view on organic and acquired growth. Paper presented at the Academy of Management Conference, Chicago. 18 Birch, D. L. und Medoff, J. (1994): Gazelles. In: Solmon, L. C. und A. R. Levenson (Hrsg): Labor markets, employment policy and job creation. Boulder, CO: Westview und Birch. S. 159–167. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 10 erzielen, als Unternehmen mit einer höheren Beschäftigtenzahl im Basisjahr. Der Großteil der Kleinstunternehmen kann so bei der Bestimmung der Unternehmen als Gazelle ausgeschlossen werden. Die Höhe der Mindestbeschäftigtenzahl variiert zwischen den Definitionen beträchtlich und liegt zwischen zehn und fünfzig Mitarbeitern. Tabelle 4-1: Studie / Land OECD (2007/2008) Birch, D. L./ Medoff, J. (1994) USA David Birch Employee Growth Index (Ranking im europäischen Raum , fortlaufend) Brüderl, J./ Preisendörfer, P. (1998) Deutschland Fritsch, M./ Weyh, A. (2004) Deutschland Autio et al. (2000) Finnland Auswahl an Definitionen von Gazellenunternehmen Wachstumsindikator Messm ethode • Beschäftigung • (bzw. Um satz) relativ (m it absolutem Schwellenwert) • Um satz relativ Zeitperiode Weitere Kriterien Definition 3 Jahre Alle aktiven Unternehmen, die nicht älter als 5 Jahre sind, m it m ind. 10 Beschäftigten im Basisjahr • nicht älter als 5 Jahre • Beschäftigungs- (bzw. Um satz-) wachstum von m ind. 20 % p.a. über eine Periode von 3 Jahren • Mind. 10 Beschäftigte im Basisjahr 3 Jahre Alle aktiven Unternehmen der betrachteten Population (USA, 1988 - 1992) • Um satzwachstum von 20 % p.a. über eine Periode von 3 Jahren • Mindestumsatz von $100.000 im Basisjahr BIi = (E 1i – E 0i) (E 1i / E 0i) E 1i =Anzahl der Beschäftigten am Ende der Periode; E 0i = Anzahl der Beschäftigten zu Beginn der Periode. • Beschäftigung • Beschäftigung • Um satz 3 Jahre Gesam tpopulation der Unternehmen, die sich für das Ranking beworben haben und die entsprechenden Kriterien erfüllen Kom bination (absolut & relativ) 4 Jahre Alle neu gegründeten Unternehmen der betrachteten Population (1.849 im Jahr 1990 gegründete Firm en in Oberbayern) absolut Start-Ups (aus 18 Kohorten), 18 d.h. Unternehm en mit jährliche m ind. 1 und m ax. 20 Kohorten Beschäftigten im Basisjahr Kom bination (absolut & relativ) relativ 3 Jahre Alle unabhängigen aktiven Unternehmen der betrachteten Population (Finnland, 1994 - 1997) • Auswahlkriterien: • Unabhängiges Unternehmen • Mind. 30 % Um satz- und Beschäftigungswachstum in der Referenzperiode • Mindestgröße von 50 Mitarbeitern zu Beginn • Bestehen seit mind. Beginn der Referenzperiode • Die 500 Unternehm en mit dem höchsten Birch Index werden dann ausgezeichnet • „Fast grower“/ „fast flyer“ = neu gegründetes Unternehmen, das die ersten 4 Jahre überlebt • Im Verlauf der 4 Jahre seinen Beschäftigungsstand m ind. Verdoppelt • Mind. 5 neue Arbeitsplätze schafft • Start-Ups in den 1 %-, 5 %-, 10 %- und 15 %-Perzentilen der Verteilung des Beschäftigungszuwachses • Mind. 50 % Um satzwachstum p.a. in drei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren • Mindestumsatz von einer Million € am Ende des betrachteten Zeitraum s. Andere Definitionen nutzen den Umsatz als Größenschwelle und bestimmen einen Mindestumsatz im Basisjahr. Ein möglicher Nachteil des Umsatzes als Größenkriterium könnte in der Über- oder Unterrepräsentanz bestimmter Branchen liegen. Ein Teil der Definitionen legt keine Definitionskriterien fest, sondern bezeichnet die jeweils wachstumsstärksten Unternehmen (in Bezug auf Beschäftigtenzahl oder Umsatz) einer Gründungskohorte als Gazellenunternehmen. Diese Vorgehensweise spiegelt sich auch in der nachfolgenden Tabelle (Tabelle 4-2) wider. Die Tabelle beinhaltet die Ergebnisse ausgewählter nationaler Studien zu schnell wachsenden Jungunternehmen. Sie gibt einen Anhaltspunkt hinsichtlich der Anzahl von Gazellen in den einzelnen Ländern bei entsprechend zugrunde gelegter Definition. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Definitionen, die den Untersuchungen zu Grunde gelegt werden, kann jedoch kein Vergleich zwischen den Ländern gezogen werden. So definiert die finnische Studie beispielsweise die zehn Prozent der wachstumsstärksten in den Jahren 2003 – 2008 gegründeten Unternehmen als Gazellen. Dahingegen definiert die niederländische Studie eine Gazelle als ein Unternehmen, das zwischen fünf und zehn Jahren alt ist und mindestens 20 Beschäftigte zu dem Zeitpunkt der Untersuchung beschäftigte oder aber im Betrachtungszeitraum 20 neue Arbeitsplätze geschaffen hat. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Tabelle 4-2: 11 Anzahl von Gazellen ausgewählter Studien Land Definition Finnland “… database comprises financial data concerning the whole Finnish company population (403,058) during the years 2003–2008. During the sample time period, about 15 percent of the Finnish firms were up to two years old, and about 28 percent up to five years old. By definition, gazelles form 10 percent of start-ups.“ Niederlande “… define a gazelle as a firm that is between 5 and 10 years old with at least 20 employees […], firms also had to have generated at least 20 jobs (including the ownermanagers)…” Schweden “… based on a comprehensive data-set covering all limited firms (288,757) in Sweden during the period 1997-2005. HGFs are defined as the one percent fastest growing firms in the population. The population is continuing firms, i.e., firms existing throughout a particular time period. Firm growth is calculated over three, five and seven years.” 2.887 (1 %) Spanien “… contains the data of 113.095 Spanish companies who deposited their accounts in the Mercantile Registry between 1994 and 1997. […] focuses on the Autonomous Community of Catalonia … where there are a greater number of gazelle companies, with 24.4% of the total is a larger sample to be analyzed. […] The sample was made from industrial enterprises that had a minimum billing of 2.4 million Euros in 1997, of which there were 3.116 companies. This group is regarded as gazelles, those with a minimum billing rate of at least 15% annually during 1995, 1996 and 1997 or that had doubled its sales between 1994 and 1997. Additionally, it was required to have obtained a financial return of at least 8% in 1995, 7% in 1996 and 6% in 1997.” 254 x 4 = 1.016 (0,34 %) Frankreich “Of the 404 000 perennial firms (1993-2003), and for each size bracket, the top 5% in terms of the employee growth rate are selected as gazelles.” vgl. Koski & Pajarinen, 2011 vgl. Bos & Stam, 2011 vgl. Daunfeldt & Elert & Johannson, 2010 vgl. Amat & Perramon, 2010 vgl. Picart, 2006 Anzahl der Gazellen 403.058 x 0,28 x 0,1 = 11.285 (10 %) 3.568 (8 - 9 %) 20.000 (5 %) Auch diese Zusammenstellung gibt einen Eindruck davon, wie unterschiedlich die Definition eines schnell wachsenden Jungunternehmens in den Studien ausgeprägt ist. In der Regel ist die Wahl der Definition stark von den verfügbaren Daten abhängig. Im Ergebnis muss konstatiert werden, dass vergleichende Aussagen zwischen Ländern oder zwischen Untersuchungen nicht möglich sind. Weiterhin ergibt sich aus dieser Schlussfolgerung die Notwendigkeit, wenn internationale Vergleiche zwischen den Ländern wünschenswert sind, eine einheitliche Definition von Gazellen anzustreben. 4.1.3 Ergebnisse empirischer Studien zu Gazellenunternehmen Ungeachtet dieser Schwierigkeit gibt es eine Vielzahl an empirischen Untersuchungen zu schnell wachsenden Jungunternehmen. Insgesamt konnten drei Metastudien sowie 22 empirische Studien, die in den Jahren 1994 und 2011 zu diesem Thema angefertigt wurden, gefunden werden. Wobei die Anzahl der empirischen Untersuchungen in den letzen Jahren stark zugenommen hat (vgl. Tabelle 4-3). Tabelle 4-3: Anzahl 1994 2000 2006 - Anzahl der empirischen Studien nach Jahren der Studien in den Jahren 1999 2005 2011 5 6 14 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 12 Tabelle 4-4 stellt die Anzahl der untersuchten Studien, den Untersuchungszeitraum, die Region und die wesentlichsten Ergebnisse der drei Metastudien dar. Alle drei Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Gazellen nur einen geringen Anteil an den Unternehmen ausmachen, dafür jedoch einen beträchtlichen Anteil an Unternehmen, die neue Arbeitsplätze generieren. Die in den Metastudien einbezogenen Untersuchungen sind zu einem Großteil identisch. Die jüngste der Metastudien von Daunfeldt und Kollegen aus dem Jahr 2010 bezog 28 Studien ein. Der Untersuchungszeitraum umfasste die Jahre 1988 bis 2007.19 Tabelle 4-4: Evaluationen empirischer Studien zu Gazellenunternehmen Autor und Jahr Anzahl untersuchter Studien Zeitraum Regionen Storey (1994) 14 1966 1991 UK, US • 4 % der Unternehmungen generieren die Hälfte der neuen Arbeitsplätze 1988 2006 UK, USA, CN, FI, DE, FR, IT, NL, ES, SE • kleine Anzahl schnellwachsender Unternehmen generiert den Großteil aller netto neu geschaffenen Arbeitsplätze • Gazellen sind in der Regel junge Unternehmen • kontinuierliche Markteintritte neuer Firm en sind erforderlich für Arbeitsplatzschaffung • nur kleiner Anteil von Gazellen wächst kontinuerlich 1988 2007 UK, US, CN, FI, DE, FR, IT, NL, ES, SE, AT, BE, DK, JP, KR, PT, CZ, SI, SK, LV, GR, HU, EE, LT • Schnellwachsende Unternehmen m it positiven Effekten auf Beschäftigungs- und Um satzwachstum • Größenordnung stark abhängig von Wachstumsdefinition • Firm enalter wirkt sich negativ, Firm engröße positiv auf Wahrscheinlichkeit hohen Wachstums aus Henrekson / Johansson (2010) Daunfeldt /Elert / Johansson (2010) 20 28 Hauptergebnisse Um einen genaueren Überblick über die Ergebnisse der empirischen Studien zu erhalten, stellt die nachfolgende Tabelle (Tabelle 4-5) diese einzeln dar. Sie werden anhand der Kriterien Wachstumsindikator, Zeitraum, Region, Gazellendefinition, Sektoren und Unternehmensart, Datenquelle und wesentliche Ergebnisse diskutiert. Größtenteils beruhen die Studien auf Unternehmensdaten von Einzelbetrieben, die Ende der 70er Jahre bis Mitte der 2000er Jahre durchgeführt wurden. Einen Schwerpunkt bilden Unternehmensdaten der 90er Jahre. Fünf der 22 Studien wurden in den USA durchgeführt, zwei in Kanada und die übrigen in europäischen Ländern, wie Deutschland (3), Finnland (3), Schweden (1), Großbritannien (1), Spanien (2) und der Niederlande (1). Weiterhin untersuchten vier Studien gleichzeitig mehrere europäische und nordamerikanische Länder. Die verwendeten Definitionen von schnell wachsenden Jungunternehmen unterscheiden sich vielfältig voneinander (siehe hierzu auch das vorhergehende Kapitel 4.1.2). Die Unterschiedlichkeit der Definitionen lässt eine vergleichende Diskussion zu den Anteilen von schnell wachsenden Jungunternehmen in den einzelnen Ländern somit nicht zu. Eine weitere Einschränkung hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Ergebnisse ergibt sich aufgrund der unterschiedlichen Datenquellen und der Datenerhebungsmethodik. Die Erhebungsmethodik hat direkte Auswirkungen auf die Zahl der erfassten Unternehmen. Wie in der nachfolgenden Tabelle dargestellt, enthalten die Studien entweder alle Unternehmen, nur privatwirtschaftliche Unternehmen oder Unternehmen bestimmter Branchen oder Regionen. Dennoch lassen sich aus den Untersuchungen einige wesentliche, abstrahierte Aussagen zu schnell wachsenden Jungunternehmen ableiten. 19 Im Gegensatz dazu werden in diesem Bericht nur Studien zu schnell wachsenden Jungunternehmen berücksichtigt, die zwischen den Jahren 1994 und 2011 veröffentlicht wurden. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Tabelle 4-5: 13 Empirische Untersuchungen zu Gazellenunternehmen Autor und Jahr Wachstum: Indikator / Regelm äßigkeit Birch / Medoff (1994) • Beschäftigtenwachstum • absolut • jährlich Kirchhoff (1994) • Beschäftigtenwachstum • relativ • Anfangs- und Endjahr Birch et al. (1995) • Beschäftigtenwachstum • absolut • jährlich 1990 1994 Picot / Dupuy (1998) • Beschäftigtenwachstum • Absolut/relativ • Anfangs- und Endjahr • 1978 1992 und 1983 1986 Zeitraum 1988 1992 1977/78 - 1984 Region Gazellendefinition Sektoren und Unternehmensart Datenquelle Hauptergebnisse US • Unternehmen mit 20 % Wachstum p.a. über das Intervall und Um satz im Basisjahr von m indestens $ 100.000 • alle bestehenden Unternehmen Dun & Bradstreet • kleiner Anteil (4 %) der bestehenden Unternehmen generiert einen überproportional großen Anteil (60%) aller neuen Arbeitsplätze in den USA US • 10 % der am schnellsten wachsenden Unternehmen in der untersuchten Population • neue private Einzelunternehmen • weniger als 500 Mitarbeiter • 1977/78 gegründet • ohne Prim ärsektor Sm all Business Data Base • 4 % der Unternehmen repräsentieren 75 % der Beschäftigung in der untersuchten Kohorte US • Unternehmen mit 20 % Wachstum p.a. über das Intervall und Um satz im Basisjahr von m indestens $ 100.000 • alle bestehenden Unternehmen Dun & Bradstreet • Gazellen sind verantwortlich für alle neu geschaffenen Arbeitsplätze in der Volkswirtschaft • unterschiedliche Schwellenwerte • alle bestehenden Unternehmen des privaten Sektors Longitudinal • Schaffung von Arbeitsplätzen Em ployment konzentriert sich auf einige Analysis schnellwachsende Program Unternehmen in der (LEAP) Stichprobe • CA STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Autor und Jahr Wachstum: Indikator / Regelm äßigkeit Alm us (2000) • Beschäftigtenwachstum • zusam m engestetzter Wachstumsindex • jährlich Autio et al. (2000) • Beschäftigtenwachstum • absolut • jährlich Brüderl / Prisendörfer (2000) • Beschäftigtenwachstum • absolut/relativ • Anfangs- und Endjahr Schreyer (2000) • Beschäftigtenwachstum • zusam m engestetzter Wachstumsindex • Anfangs-und Endjahr Zeitraum 1990 1999 1994 1997 1985/86 - 1990 1985 1995 Region 14 Gazellendefinition Sektoren und Unternehmensart Datenquelle Hauptergebnisse • Technologieunternehmen und wissensbasierte Dienstleister nicht • Creditreform prädestiniert für hohes • ZEW Wachstum • regionale Unterschiede und Definition des Wachstums beeinflussen Ergebnisse DE • 10 % der am schnellsten gewachsenen Firm en • alle privaten bestehenden und nicht länger bestehenden Unternehmen FI • Um satzwachstum von m indestens 50 % in drei Jahren (1994 - 1997) • Mindestumsatz 1 Million Finnische Mark am Ende der Periode • alle fortbestehenden • Statistics Finland Einzelunternehmen • Schnell wachsende Unternehmen steigern ihre Beschäftigung um m ehr als 400 % DE • Unternehmen, die um m ehr als 100 % und um m indestens fünf Beschäftigte im Untersuchungszeitraum gewachsen sind • 1985/86 gegründete Unternehmen • Münchener • ausgenommen GründerHandwerk, studie Landwirtschaft, Architekten, Anwälte • kleiner Anteil (4 %) schnellwachsender Unternehmen ist entscheidend für Schaffung der Arbeitsplätze • FR, ES, DE: 10 % • CA, IT, NL: 5 % der am schnellsten wachsenden Unternehmen • FR, CA, IT, NL m indestens 20 • ES m indestens 10 Beschäftigte am Beginn Untersuchungszeitraum • sekundärer und tertiärer Sektor • DE alle privaten Unternehmen. • Schnellwachsende Unternehmen tragen einen außergewöhnlich großen Anteil zur Beschäftigung bei FR, CA, IT, NL, ES, DE • Länderstatistiken STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Autor und Jahr Wachstum: Indikator / Regelm äßigkeit Schreyer (2000) / Davidsson / Delm ar (2003, 2006) / Delm ar et al. (2003) • Beschäftigtenwachstum • absolut • jährlich Littunen / Tohm o (2003) • Beschäftigtenwachstum • absolut • Anfangs- und Endjahr Fritsch / Weyh (2006) • Beschäftigtenwachstum • absolut • jährlich • Anfangs- und Endjahr Halabisky et al. (2006) • Beschäftigtenwachstum • absolut • Anfangs- und Endjahr Zeitraum 1987 1996 1990 1997 1984 2002 1985 1999 Region 15 Gazellendefinition Sektoren und Unternehmensart SE • 10 % der am schnellsten wachsenden Unternehmen in der untersuchten Population • alle privaten, gewerblich aktiven Unternehmen mit m indestens 20 Beschäftigten FI • Unternehmen, die von 1990 bis 1997 ihre realen Um sätze verdoppelten und Um sätze über 500.000 Finnische Mark in 1997 erzielten DE • Beschäftigungsanteile der 1 %, 5 %, 10 % und 25 % größten Unternehmen CA • zwischen 1985 und 1999 um m ehr als 50 % gewachsene Unternehmen Datenquelle Hauptergebnisse • Statistics Sweden, Zensus • Gazellen sind verantwortlich für alle neu geschaffenen Arbeitsplätze in der untersuchten Population • 1990 gegründete, der Unternehmen der Metallverarbeitung und Dienstleistungsbranche • Stichprobe • Schnellwachsende Unternehmen sind verantwortlich für alle neu geschaffenen Arbeitsplätze in der untersuchten Population • Private Start-Ups in der Untersuchungsperiode, weniger als 20 Beschäftigte • Deutsche Sozialversicherungsstatistik, Zensus • kleiner Anteil der Unternehmen generiert nahezu alle Arbeitsplätze • • alle Unternehm en, ausgenommen Gesundheit, Bildung und öffentliche • Unternehmen Longitudinal Em ployment • Schnellwachsende Analysis Unternehmen generieren Program den Großteil neuer (LEAP) Arbeitsplätze im privaten Sm all Area Sektor File (SAF) STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Autor und Jahr Wachstum: Indikator / Regelm äßigkeit Hoffm ann / Junge (2006) • Beschäftigtenwachstum • Um satz • relativ • jährlich (3 Jahre) Ahm ad / Petersen (2007) • Beschäftigtenwachstum • Um satz • relativ • jährlich (3 Jahre) Acs / Mueller (2008) Acs et al. (2008) • Beschäftigtenwachstum • relativ • jährlich (3 Jahre) • Um satz • absolut • 4-Jahresperiode 16 Sektoren und Unternehmensart Datenquelle Hauptergebnisse Zeitraum Region Gazellendefinition 1999 2003 AT, BE, DK, FI, FR, DE, IT, JP, KR, NL, NO, PT, ES, SE, CH, UK, US • Unternehmen, deren Um sätze oder Beschäftigtenzahlen über drei Jahre um m indestens 60% und davon in den beiden letzten Jahren um m indestens 20 % p.a. gestiegen sind • alle privaten Unternehmen, innerhalb der letzten • ORBIS • AMAEDUS fünf Jahre vor • Bureau van Anfangszeitraum Dijk gegründet • m indestens 15 Beschäftigte • USA und Korea m it hohem Anteil an schnell wachsenden Unternehmen, die im internationalen Vergleich die höchsten Wachstumsraten aufweisen 2001 2006 CA, DK, FI, IT, LV, ES, SE, US • Unternehmen, die m axim al fünf Jahre alt sind, darin über einen Dreijahreszeitraum mit m indestens 20 % p.a. gewachsen sind • private Firm en • m indestens 10 Beschäftigte im Basisjahr • Zensus und nationale Statistiken • Beschäftigtendefinition ergibt 3%-5% • Um satzdefinition ergibt 6 % - 17 % Gazellenanteile • Internationale Datenlage und Vergleichbarkeit begrenzt • neue private, beschäftigende Unternehmen, ausgenommen Landwirtschaft • Longitudinal Establishment • Enterprise Microdata • Current Em ployment Statistics Survey • alle Unternehm en • Business Inform ation Tracking System • Am erican Corporate Statistical Library 1990 2003 1994 2006 US US • Neue, schnellwachsende Unternehmen mit 20 - 499 Beschäftigten im Anfangsjahr • Unternehmen, die in der Vierjahresperiode zwischen 1998 - 2002 ihre Um sätze verdoppelt haben Gazellen in großen, diversifizierten Metropolregionen generieren langfristiges Beschäftigungswachstum • 2 -3 % der Unternehm en generieren fast alle der netto neu geschaffenen Arbeitsplätze STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Autor und Jahr Wachstum: Indikator / Regelm äßigkeit Hölzl (2008) • Beschäftigtenwachstum • zusam m engestetzter Wachstumsindex • jährlich AnyadikeDanes et al. (2009) • Beschäftigtenwachstum • Um satz • absolut/relativ • jährlich (3 Jahre) López-Garcia / Puente (2009) • Beschäftigtenwachstum • Um satz • zusam m engestetzter Wachstumsindex • 3 Jahre Zeitraum Region 1995 AT, BE, CZ, FI, DE, IT, LV, EE, LT, GR, HU, SK, SI, ES, SE, PT 1998, 2002 2008 1996 2003 17 Gazellendefinition • 5 % bzw. 10 % der am schnellsten wachsenden Unternehmen in der untersuchten Population UK • Unternehmen mit 20 % Um satz- oder Beschäftigungswachstum in jedem Jahr über das Intervall ES • Unternehmen mit 20 % Um satz- oder Beschäftigungswachstum p.a. • 10 % der Unternehm en m it dem höchsten Wachstum Sektoren und Unternehmensart • kleine und m ittelständische Unternehmen des sekundären Sektors Datenquelle • Com m unity Innovation Survey Hauptergebnisse • Innovation und Forschungsintensität nur in hochtechnisierten Ländern ein Merkm al von Gazellen • 6 % aller bestehenden Unternehmen sind schnell wachsend • 70 % waren m indestens fünf • bestehende private • Business Jahre alt kleine und Structure • 54 % der Unternehm en m ittelständische Database generierten Arbeitsplätze Unternehmen • durchschnittliche Beschäftigung wurde verdreifacht • Neugründungen sind um 30 • Zentrales % wahrscheinlicher Gazellen Firm enregister als bestehende • private kleine und • BilanzdatenUnternehmen m ittelständische bank der • niedrigere Lohnstückkosten Unternehmen mit spanischen erhöhen Wachstumsm indestens zehn Zentralbank wahrscheinlichkeit Beschäftigten • Gazellen haben hohes langfristiges Frem dkapital STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Autor und Jahr Wachstum: Indikator / Regelm äßigkeit Am at / Perram on (2010) • Um satzwachstum • relativ • jährlich Bos / Stam (2011) • Beschäftigtenwachstum • Absolut • jährlich Koski / Pajarinen (2011) • Beschäftigtenwachstum • Relativ • jährlich Zeitraum 1994 – 2007 • 19972008 2003 2008 Region 18 Gazellendefinition Sektoren und Unternehmensart ES • Unternehmen mit verdoppelten Um sätzen zwischen 1994 und 1997, die eine Rendite von m indestens 8 % in 1995, 7% in 1996 and 6 % in 1997 erwirtschafteten • alle privaten Unternehmen mit einem m inimalen Um satzvolumen von €2,4 Millionen pro Jahr • NL • Unternehmen, die zwischen fünf und zehn Jahre alt sind • m indestens 20 Beschäftigte • Neu gegründete private und halbprivate kleine und m ittelständische Unternehmen FI • 10 % der am schnellsten wachsenden Unternehmen • alle privaten Neugründungen Datenquelle Hauptergebnisse • Entscheidende Faktoren für schnelles Wachstum sind eine strategische Ausrichtung, Qualität, • SABI (Sistem a Innovation, Globalisierung, de Analisis de Personalm anagement und Balances konservative Finanzierung Ibericos) • Wachstum nach zehn Jahren bei innovativen, produktiven und professionell arbeitenden Firm en • Gazellen sind Indikator für wachsende Branchen (neue Technologien, • Firm endaten wissensbasierte der Dienstleistungen Niederlande • sektorale Überrepräsentation von Gazellen hat keine Auswirkungen • Statistics Finland • Subventionen nicht entscheidend für Wachstum bereits schnell wachsender Jungunternehmen • erm öglichen aber den Schritt zu Gazellen STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 19 Schnell wachsende Jungunternehmen tragen überdurchschnittlich zum Entstehen neuer Arbeitsplätze bei. Zu diesem einheitlichen Ergebnis kommt der überwiegende Teil der Untersuchungen und der Befund zeigt sich robust in Bezug auf die unterschiedlichen Untersuchungsländer und Betrachtungszeiträume. Diejenigen Studien, die sich eng an die OECD-Definition anlehnen, kommen zu dem Ergebnis, dass zwei bis fünf Prozent der Unternehmen einer Population als Gazellenunternehmen zu bezeichnen sind. Somit kann der Anteil der schnell wachsenden Jungunternehmen als relativ gering bezeichnet werden. Dies gilt einheitlich für unterschiedlich zusammengesetzte Untersuchungsgruppen, so beispielsweise für Datensätze die alle Unternehmen, nur private Unternehmen aber auch einzelne Branchen berücksichtigen. In einer internationalen Vergleichsstudie von Ahmad und Petersen aus dem Jahr 2007 betrachteten sie sowohl das Beschäftigtenwachstum als auch das Umsatzwachstum und fanden heraus, dass der Anteil der Gazellenunternehmen höher ausfällt und sich auf 6 bis 17 Prozent beläuft, wenn man die Umsatzdefinition zugrundelegt statt der Beschäftigtendefiniton. Weiterhin zeigen die Studien ein relativ konsistentes Bild hinsichtlich der Aussagen zu den durch die schnell wachsenden Jungunternehmen geschaffenen Arbeitsplätze. So kommen sie zum Ergebnis, dass 60 bis 75 Prozent bzw. nahezu alle oder alle neu geschaffenen Arbeitsplätze auf Gazellenunternehmen zurückzuführen sind. Somit scheint, ungeachtet des geringen Anteils dieser Unternehmen, ein überdurchschnittlicher Beschäftigungseffekt von ihnen auszugehen. Schnell wachsende Jungunternehmen müssen nicht zwangsläufig junge Unternehmen im Sinne der bisherigen Definitionen sein. Beruhend auf den Arbeiten von David Birch ging man lange Zeit davon aus, dass vor allem das geringe Alter von Unternehmen einen Effekt auf das Wachstum ausübt. Neuere Arbeiten z. B. von Acs et al. aus dem Jahr 2008 zeigen allerdings, dass das durchschnittliche Alter schnell wachsender Unternehmen 25 Jahre beträgt. Auch die Arbeit von Anyadike-Danes et al. aus dem Jahr 2009 zeigt für Großbritannien, dass 70 Prozent der Unternehmen, die um mindestens 20 Prozent pro Jahr über einen Dreijahreszeitraum gewachsen sind, mindestens fünf Jahre alt waren. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse erscheint es hilfreich, eine Diskussion über das Verständnis des Begriffes Jungunternehmen zu führen und dies bei der Definition einer Gazelle zu berücksichtigen. Dessen ungeachtet, kommen die Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Gazellenunternehmen jünger sind als der Durchschnitt aller Unternehmen. Schnelles Wachstum ist ein eher temporäres Phänomen innerhalb des Unternehmenslebenszyklus. Die Untersuchung von Hölzl aus dem Jahr 2008 kam zu dem Ergebnis, dass es sich bei schnellem Wachstum eher um ein temporäres Phänomen handelt. Dies gilt insbesondere für kleinere Unternehmen. So konnten Acs et al. (2008) in ihrer Untersuchung zeigen, dass größere Unternehmen mit hohen Wachstumsraten über einen längeren Zeitraum signifikantes Beschäftigtenwachstum vorweisen können. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 20 Schnell wachsende Jungunternehmen finden sich in allen Branchen. Hinsichtlich dieser Aussage gibt es jedoch widersprüchliche Ergebnisse in den Studien. Die Arbeiten von Bos und Stam (2011) zeigen, dass ehemals staatliche Branchen, wie zum Beispiel der Bereich Bildung, und gesundheitsnahe Dienstleistungenssektoren sowie wissens- und technologieintensive Wirtschaftsbereiche überdurchschnittlich viele schnell wachsende Jungunternehmen hervorbringen. Die Studie von Hölzl (2009) kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass Gazellen in den High-Tech-Branchen nicht überrepräsentiert sind. Die Nähe zu Technologie, Forschung und Innovation sei aber nichtsdestotrotz ein Kennzeichen von Gazellen in bereits hochindustrialisierten Ländern. Schnell wachsende Jungunternehmen sind ein Frühindikator für sich schnell entwickelnde Branchen. Die Untersuchung von Bos und Stam (2011) zeigt, dass das Vorkommen von Gazellen als ein Frühindikator für zukünftig schnell wachsende Branchen gesehen werden kann. Ein Anstieg des Anteils an schnell wachsenden Jungunternehmen zieht in den anschließenden ein bis sechs Jahren verstärktes Wachstum innerhalb der jeweiligen Branche nach sich. Es scheint so zu sein, dass Gazellen zur Dynamik einer Branche beitragen. Ob die Bedingungen in einer Branche ursächlich für das Auftreten von Gazellen sind oder aber die Gazellen selber ursächlich für die weitere Wachstumsdynamik einer Branche sind, bleibt zu klären. In Bezug auf Subventionen kommen Koski und Pajarinenin in ihrer Studie von 2010 zu einem interessanten Ergebnis. Auf der Basis statistischer Daten für den Zeitraum von 2003 bis 2008 stellen sie fest, dass sich das Wachstum bereits schnell wachsender Unternehmen in Finnland durch staatliche Unterstützung nicht weiter steigern ließ. Allerdings zeigen ihre Ergebnisse auch, dass die untersuchten Unternehmen durch Fördermittel der öffentlichen Hand überhaupt erst den Status einer Gazelle erreichten. Aufbauend auf den Ergebnissen der skizzierten empirischen Untersuchungen und der daraus abgeleiteten Merkmalen von Gazellenunternehmen werden im nun folgenden Kapitel die einzelnen Wachstumsdeterminanten von schnell wachsenden Jungunternehmen detaillierter beleuchtet und diskutiert. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 21 4.1.4 Wachstumsdeterminanten von Gazellen Ein einheitlicher theoretischer Ansatz zur Erklärung des Wachstums von jungen Unternehmen existiert bis heute nicht.20 Alternativ müssen existierende theoretische Modelle kombiniert und an den eigenen Untersuchungsgegenstand der Gazellen angepasst werden. Basierend auf der Auswertung der empirischen Studien werden nachfolgend die dort untersuchten Wachstumsdeterminanten herausgearbeitet und in unternehmensinterne Merkmale und unternehmensexterne Determinanten unterschieden.21 Zu den unternehmensinternen Faktoren zählen die Größe und das Alter des Unternehmens, die Innovationstätigkeit, die Profitabilität und Produktivität, das Humankapital des Gründers oder Eigentümers, die Finanzierung, die Rechtsform und der Internationalisierungsgrad bzw. der Exportanteil des Unternehmens. Zu den unternehmensexternen Determinanten, die einen Einfluss auf das Wachstum des Unternehmens ausüben, gehören konjunkturelle Schwankungen, die Regionalität und in diesem Zusammenhang bestehende Agglomerationseffekte, die Wettbewerbsintensität in einer Branche sowie die Wettbewerbsposition des Unternehmens. Größe und Alter des Unternehmens Die stochastische Wachstumstheorie nach Gibrat (1957), auch Gibrats Gesetz genannt, besagt, dass eine Veränderung der Unternehmensgröße in einer Periode im Vergleich zur Vorperiode unabhängig von der Unternehmensgröße ist.22 Bei Gültigkeit des Gesetzes sollte die Unternehmensgröße keinen Einfluss auf das Wachstum des jeweiligen Unternehmens ausüben. Nach dieser Theorie wird das Wachstum vielmehr durch eine Reihe von Zufallseinflüssen bestimmt wird. Zahlreiche Studien zeigen jedoch, dass sich diese Annahme empirisch nicht bestätigen lässt. Vielmehr kommen sie zu dem Ergebnis, dass kleinere Unternehmen in Verbindung mit einem geringen Alter höhere Wachstumsraten realisieren.23 Das schnellere Wachstum der kleinen Unternehmen wird unter anderem dadurch erklärt, dass diese ihre Wettbewerbsnachteile gegenüber reifen und etablierten Unternehmen durch schnelles Wachstum zu minimieren versuchen. Als Folge wachsen sie in den ersten Jahren schneller, mit zunehmenden Unternehmensalter nimmt die Wachstumsrate allerdings ab.24 Es konnte gezeigt werden, dass die negative Korrelation zwischen Wachstumsrate und Größe nur in Untersuchungen nachzuweisen ist, in denen eher kleine Unternehmen untersucht wurden. Bei Untersuchungen von ausschließlich großen Unternehmen konnte keine Korrelation zwischen Größe und Wachstum mehr gefunden werden.25 In diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass passive Lerneffekte eine zentrale Rolle bei der Realisierung von Wachstum spielen. 26 20 Vgl. Brüderl, J., Preisendörfer, P. und A. Baumann (1991): Determinanten der Überlebenschancen neugegründeter Kleinbetriebe, Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 24: S. 91 - 100. / Steil, F. und E. Wolf (1997): Welche Bedeutung haben Unternehmenscharakteristika und regionales Umfeld für die Beschäftigungsdynamik? Eine mikroökonometrische Analyse für das ostdeutsche verarbeitende Gewerbe. ZEW Discussion Paper No. 97(22) / Delmar, F., P. Davidsonn und W.B. Gartner (2003): Arriving at the high-growth firm. Journal of Business Venturing 18: S. 189-216 / Coad, A. und W. Hölzl (2010): Firm growth: empirical analysis. MPI Jena Papers on Economics and Evolution 1002. 21 Vgl. Storey, D. J. (1994): Understanding the Small Business Sector. London: Routledge. 22 Vgl. Gibrat, R. (1957): On economic inequalities. International Economic Papers 7: S. 53 – 70. 23 Vgl. hierzu bspw. Hall, B. H. (1987): The Relationship between Firm Size and Firm Growth in the US Manufacturing Sector. Journal of Industrial Economics, 5(4): S. 583-600 / Evans, D. S. (1987): Tests of Alternative Theories of Firm Growth. Journal of Political Economy 95(4): S. 657-674 / Hart, P. E. und N. Oulton (1996): The Growth and Size of Firms. Economic Journal 106 (3): S. 1242-1252 / Lotti, F., Santarelli, E. und M. Vivarelli (2003): Does Gibrat's Law hold among young, small firms? Journal of Evolutionary Economics 13(3): S. 213-235 / Coad, A. (2009): The Growth of Firms: A Survey of Theories and Empirical Evidence. Cheltenham, UK: Edward Elgar. 24 Vgl. Sutton, J. (1997): Gibrat's Legacy. Journal of Economic Literature 35: S. 40-59 / Caves, R.E. (1998): Industrial Organization and New Findings on the Turnover and Mobility of Firms. Journal of Economic Literature 36: S. 1947-1982. 25 Vgl. Hart, P. E. und N. Oulton (1996): The Growth and Size of Firms. Economic Journal 106 (3): S. 1242-1252. 26 Vgl. Jovanovic, B. (1982): Selection and the evolution of industry. Econometrica 50: S. 649–670. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 22 Auch das Alter des Unternehmens beeinflusst das Wachstum, dahingehend, dass junge Unternehmen schneller und ältere Unternehmen langsamer wachsen.27 Allerdings zeigen aktuelle Untersuchungen, dass schnelles Wachstum zwar tendenziell von jüngeren Unternehmen erzielt wird, die Unternehmen aber nicht im klassischen Verständnis jung 28 sind. So zeigen Acs und Kollegen (2008) in ihrer Studie, basierend auf den Daten aller US-amerikanischen Unternehmen, dass das durchschnittliche Alter schnell wachsender Unternehmen 25 Jahre beträgt.29 Sie weisen weiterhin nach, dass in der Gruppe der Unternehmen zwischen null und vier Jahren der Anteil der Gazellen bei nur 5,5 Prozent aller Unternehmen liegt. Dennoch kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die wachstumsschwächeren Unternehmen im Durchschnitt älter sind als die wachstumsstarken Unternehmen. Kleinere Unternehmen haben das Bestreben, aufgrund größenbedingter Effizienznachteile schneller zu wachsen. Die wachstumsstärkeren Unternehmen sind im Durchschnitt jünger als die wachstumsschwächeren Unternehmen. Rechtsform Die Rechtsform eines Unternehmens kann das Wachstum grundsätzlich auf drei Arten beeinflussen. Zu den monetären Einflussfaktoren zählt zunächst der Aufwand, der durch Eintragung des Unternehmens ins Unternehmensregister, juristische Beratungskosten und Gutachten sowie rechtsformabhängige Kapitalanforderungen entsteht. Überdies kann die Rechtsform Einfluss auf die Möglichkeiten der Kapitalaufnahme, Steuerzahlungen und die Berechtigung zum Erhalt staatlicher Unterstützungen ausüben und sich somit finanziell auswirken. Anreizbasierte Einflussfaktoren umfassen die Implikationen der juristischen Konzeption auf das operative Geschäftsverhalten. Hierunter fallen Finanzierungs- und Investitionsprojekte sowie die allgemeine Risikoneigung des Unternehmens und seine Ausrichtung. Die interessenbasierten Einflussfaktoren beinhalten Umfang und Komplexität der Standpunkte relevanter unternehmensinterner wie externer Gruppen, die aus den unterschiedlichen Rechtsformen resultieren. Empirisch zeigt sich, dass für deutsche Unternehmen der Anreizaspekt dominiert. So motiviert eine haftungsbeschränkende Rechtsform dazu, risikoreichere Projekte zu verfolgen. Das Resultat sind höhere Wachstumsraten als bei vergleichbaren Unternehmen, bei denen eine persönliche Haftung vorliegt. Insbesondere für technologie- und wissensintensive Unternehmen demonstrieren statistische Untersuchungen die positive Auswirkung einer beschränkten Haftung auf die Wachstumsraten.30 Die Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder einer Aktiengesellschaft erleichtert zudem den Zugang zu externen Finanzierungsquellen. Dem gegenüber stehen allerdings mögliche Steuervorteile für Personengesellschaften. Da die Berechtigung zur Teilnahme an Förderprogrammen und Subventionen zudem stark branchenabhängig ist, kann in monetärer Hinsicht kein eindeutiges Urteil zur Wachstumswirksamkeit bestimmter Rechtsformen abgegeben werden.31 27 Vgl. Dunne, P. und A. Hughes (1994): Age, Size, Growth and Survival: UK companies in the 1980s. Journal of Industrial Economics 42(2): S. 115-140. 28 Im überwiegenden Teil der Definitionen wird ein Unternehmensalter zwischen fünf und zehn Jahren untersucht. 29 Vgl. Acs, Z. J., W. Parsons und S. Tracy (2008): High-Impact Firms: Gazelles revisited. Small Business Research Summary 328. 30 Almus, M. und Nerlinger, E. (1999): Growth of New Technology-Based Form: Which factors Matter? Small Business Economics 13: S. 141 – 154. 31 Almus, M., Engel, D. und E.A. Nerlinger (1999): Wachstumsdeterminanten junger Unternehmen in den alten und neuen Bundeslän- dern: Ein Vergleich zwischen innovativen und nicht-innovativen Unternehmen. ZEW Discussion Paper 99-09: S. 4-5. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 23 Eine haftungsbeschränkte Rechtsform erhöht die Wachstumsanreize. Profitabilität und Produktivität Die Profitabilität ist insbesondere für junge Unternehmen entscheidend. Durch ihre kurze bisherige Geschäftstätigkeit existieren nur in begrenztem Maß Rücklagen, die Verluste decken können. Konjunkturelle Einbrüche können somit unmittelbar geschäftsbedrohend wirken. Für Investoren dient die Prognose der Profitabilität im Geschäftsplan der Entscheidung über eine mögliche Investition in zu gründende oder bereits existierende Unternehmen.32 Das Erreichen des „break even“Punktes, an dem die Fixkosten durch den Umsatz gedeckt werden, ist von entscheidender Bedeutung für das Wachstum und Überleben des Unternehmens. Zur Erreichung der Gewinnschwelle existieren grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Die gegebenen Ressourcen können besser genutzt (Produktivitätsansatz) oder die mit dem Produktionsprozess verbundenen Kosten können gesenkt werden (Kostenansatz). Die theoretisch eindeutige Beziehung zwischen Profitabilität und Wachstum zeigt sich empirisch jedoch nur eingeschränkt. Während Gewinne über die Zeit eine hohe Persistenz aufweisen, gilt dies für Wachstum nicht, was den Schluss der Unabhängigkeit nahelegt.33 Weiterführende Studien demonstrieren, dass die Korrelation von Profitabilität und Wachstum zwar statistisch signifikant, aber ökonomisch zu vernachlässigen ist.34 Ökonometrische Verfahren legen nahe, dass der Prozess eher entgegen gerichtet verläuft, dass höheres Wachstum ursächlich für gestiegene Profitabilität ist.35 Hinsichtlich der Produktivität kommen empirische Untersuchungen zu nicht eindeutigen Ergebnissen. Für Spanien ergibt eine jüngere Studie, dass schnell wachsende Jungunternehmen bereits zur Gründung über eine bis zu 30 Prozent höhere Produktivität als Vergleichsunternehmen im jeweiligen Sektor verfügen. 36 Nach Jahren schnellen Wachstums nimmt diese zwar ab, liegt aber weiterhin oberhalb des Durchschnitts im Sektor. Durch gezielte Innovationsaktivitäten können diese Vorsprünge weiter ausgebaut werden. Da diese Untersuchung innerhalb der Sektoren eines Landes vorgenommen wurde, können Differenzen der Arbeitskosten vernachlässigt werden. Unternehmensbefragungen in Deutschland unterstützen diese Annahme grundsätzlich.37 Hohe Arbeitskosten stellen nur ein geringes Wachstumshemmnis dar – lediglich 26 Prozent der Gazellenunternehmen in dieser Stichprobe geben an, sie seien hiervon betroffen. Werden auch die älteren schnell wachsenden Unternehmen betrachtet, zeigt sich ein wachstumshemmender Einfluss hoher Arbeitskosten immerhin für mehr als ein Drittel der Unternehmen. Dies legt den Schluss nahe, dass gegebenenfalls existierende Kostennachteile kompensiert werden können. Dagegen zeigen sich bei italienischen Unternehmen des sekundären Sektors zu vernachlässigende Wachstumseffekte die von der Produktivität der Unternehmen ausgingen.38 32 Vgl. Shepherd, D.A., Ettenson, R. und A. Crouch (2000): New Venture Strategy and Profitability. A Venture Capitalist‟s Assessment. Journal of Business Venturing 15(5-6): S. 450. 33 Geroski, P. und M. Mazzucato (2002): Learning and the sources of corporate growth. Industrial and Corporate Change 11(4): S. 623-644. 34 Moneta, A. et al (2010): Causal inference by Independent Component Analysis with applications to micro- and macroeconomic data. Unveröffentlichtes Manuskript. 35 36 Coad, A. (2010): Firm growth and R&D expenditure. Economics of Innovation and New Technology 19(2): S. 127-145. López-Garcia, P. und S. Puente (2009): What makes a high-growth firm? A probit Analysis using Spanish firm-level Data. Banco di Espana Working Paper 0920. 37 Söllner, R. (2011): Der Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Finanzmitteln. Wirtschaft und Statistik 7: S. 619 – 623. 38 Bottazzi, G. Secchi, A. und F. Tamagni (2008): Productivity, Profitability and Financial Performance. Industrial and Corporate Change 17(4): S. 711-751. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 24 Eine positive Beziehung zwischen Produktivität und Wachstum kann nicht eindeutig belegt werden, es wird vielmehr eine umgekehrte Kausalität vermutet. Innovationstätigkeit Wachstumstheorien versuchen zu klären, welche Faktoren in welcher Weise und in welcher Intensität die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes beeinflussen. Innerhalb der neuen Wachstumsforschung wird in den letzten Jahren zunehmend die Bedeutung von Wissen als zentraler Innovations-, Wachstums- und Beschäftigungsmotor untersucht. Das Ziel dieser neuen Ansätze ist es, nicht nur Bedingungen aufzuzeigen, unter denen Wachstum entsteht, sondern die entscheidenden Einflüsse auf das Wirtschaftswachstum zu erklären.39 Einige Ansätze beschäftigen sich speziell mit Produkt- und Prozessinnovationen. Produktinnovationen führen direkt zu neuer Nachfrage und Beschäftigung. Prozessinnovationen hingegen reduzieren die Produktionsstückkosten, so dass die Produktivität gesteigert werden kann. Die Produktivitätssteigerung ermöglicht somit neue Investitionen, die wiederum in wachsender Beschäftigung resultieren können. Ausgangspunkt von Innovationen ist immer der Einsatz von physischem Kapital und von Humankapital. Die Innovationstätigkeit von Unternehmen wird in der Regel auf Grundlage des Anteils an Forschungs- und Entwicklungsaufwand am Gesamtumsatz oder an der Anzahl von Patenten, die ein Unternehmen hält, gemessen. Empirische Untersuchungen zu den Auswirkungen von Innovationstätigkeit auf das Wachstum kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. So zeigen die Arbeiten von Bottazzi et al. (2001) und Geroski et al. (1997), dass kein Zusammenhang zwischen erhöhter Innovationstätigkeit und Wachstum existiert.40 Empirische Studien, die ihren Fokus ausschließlich auf die Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen legen, kommen hingegen zu dem Ergebnis, dass ein Zusammenhang zwischen Innovationstätigkeit und Wachstum besteht.41 Innerhalb der Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen trägt eine hohe Innovationstätigkeit zum stärkeren Wachstum bei. Netzwerke Die Kooperation mit externen Partnern bietet eine gute Möglichkeit, auf Expertise zurückzugreifen und bestehende Kompetenzen zu vernetzen. Diesem Gedanken liegt Michael Porters Modell der Wettbewerbsvorteile zugrunde, in dem die Verfügbarkeit unterstützender externer Industrien eine entscheidende Rolle für unternehmerischen Erfolg einnimmt.42 Durch eine Beteiligung von z. B. Business Angels können junge Unternehmen auf langjährige Erfahrung zurückgreifen, ohne dass das operative Geschäft hiervon betroffen ist. Diese Bereitstellung von branchenspezifischem Wissen ist für Wachstumspotenziale von großer Bedeutung 39 40 Gablers Wirschaftslexikon: Neue Wachstumstheorie: wirtschaftslexikon.gabler.de. Vgl. Bottazzi, G. et al. (2001): Innovation and Corporate Growth in the Evolution of the Drug Industry. International Journal of Industrial Organization 19: S. 1161-1187 / Geroski, P. A., Machin, S. J. und C. F. Walters (1997): Corporate Growth and Profitability. Journal of Industrial Economics 45(2): S. 171-189. 41 Vgl. hierzu Coad, A. und R. Rao (2008): Innovation and Firm Growth in High-Tech Sectors: A Quantile Regression Approach. Research Policy 37(4): S. 633-648 / Hölzl, W. (2009): Is the R&D behaviour of fast-growing SMEs different? Evidence from CIS III data for 16 countries. Small Business Economics 33(1): S. 59-75 / Stam, E. und K. Wennberg (2009): The roles of R&D in new firm growth. Small Business Economics 33(1): S. 77-89. 42 Porter, M. (1990): The Competitive Advantage of Nations. New York: Free Press. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 25 und deutlich effektiver als die Bereitstellung allgemeiner Kompetenzen.43 Studien zeigen, dass sich durch Netzwerke interne Verzinsungen von bis zu 50 Prozent pro Jahr erzielen lassen, die mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten für die geförderten Unternehmen einhergehen.44 Existieren oder bilden sich regionale Wirtschaftsschwerpunkte (sogenannte Cluster), profitieren insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen vor allem durch kollektives Lernen, d.h. die gemeinsame Weiterentwicklung einer Wissensbasis. Diese wird durch die räumliche Nähe und die fachliche Verbundenheit erleichtert und kann als bewusste Kooperation zwischen KMU und regionalen Forschungseinrichtungen oder durch den Austausch qualifizierter Arbeitskräfte erfolgen.45 Durch die Interdependenzen der Unternehmen entstehen zusätzliche Spezialisierungen. Länderübergreifenden Studien zufolge sind die Auswirkungen auf das Wachstum beachtlich. Über ein Fünftel der Unternehmen in einem Cluster zeigt Wachstumsraten von zehn Prozent und mehr pro Jahr, zwei Drittel von ihnen wachsen mit positiven Raten. Da eine Clusterbildung mit verstärkten Innovationsprozessen einhergeht, profitieren insbesondere reife Märkte von dieser Art der Vernetzung durch ein steigendes Wachstumspotenzial.46 Vernetzte Unternehmen vergrößern ihre Wissensbasis und können so ihr Wachstumspotenzial erhöhen. Markt und Wettbewerb Die Wettbewerbssituation soll im engeren Kontext der bereits aufgeführten Determinanten betrachtet werden. Es ist beispielsweise zu erwarten, dass eine dominante Position am Markt in überdurchschnittlicher Profitabilität resultiert. Gleichzeitig ist diese Position ohne ausreichendes Finanz- und Humankapital nicht zu erreichen. Markt und Wettbewerb von den bislang betrachteten Einflussfaktoren getrennt zu analysieren, ist daher kaum möglich. Den Theorien klassischer Ökonomen, die besagen, dass Wettbewerb zu einer effizienten Ressourcenallokation führt und damit optimal für das Wachstum auf der mikro- und makroökonomischen Ebene ist, stehen zunehmend konträre empirische Ergebnisse gegenüber. Diesen zufolge senkt erhöhter Wettbewerb die zu erwartenden Renditen für das einzelne Unternehmen. Anreize für Innovation und Wachstum werden hierdurch reduziert.47 Dies deckt sich mit der Wahrnehmung der Unternehmer. In Industrie- und Schwellenländern nimmt die Hälfte der Unternehmer viele Wettbewerber als bedeutendes Wachstumshemmnis wahr.48 In Deutschland nimmt speziell der Preiswettbewerb den Spitzenplatz der Wachstumshemmnisse ein, den nahezu 50 Prozent aller Unternehmen als Hindernis zum Erreichen ihrer Expansionsvorhaben betrachten.49 Umfangreiche empirische Studien aus Großbritannien zeigen hingegen, dass Wettbewerb sich zumindest auf die Faktorproduktivität der untersuchten Unternehmen positiv auswirken kann. Wie weiter oben diskutiert, ist jedoch der Einfluss der Produktivität auf das Firmenwachstum nicht eindeutig bestimmbar.50 43 Henrekson, M. und D. Johansson (2009): Competences and Institutions Fostering High-Growth Firms. Foundations and Trends in Entrepreneurship 5(1): S. 9. 44 Mason, C. und R. Harrison (2002): Is it worth it? The Rates of Return from informal Venture Capital Investments. Journal of Business Venturing 17: S. 211 – 236. 45 Keeble, D. und F. Wilkinson (1999): Collective Learning and Knowledge Development in the Evolution of Regional Clusters of High Technology SMEs in Europe. Regional Studies 33(4): S. 295 – 303. 46 Enright, M. (2000): Survey on the Characterization of Regional Clusters. Working Paper. 47 Davidson, C. und P. Segerstrom (1998): R&D Subsidies and Economic Growth. RAND Journal of Economics (29): S. 548 – 577. 48 Vgl. Hay, M. und K. Kamshad (1994): Small Firm Growth: Intentions, Implementation and Impediments. Business Strategy Review 5(3): S. 49 – 68. / Robson, P. und B. Obeng (2008): The Barriers to Growth in Ghana. Small Business Economics 30(4): S. 385 – 403. 49 Söllner, R. (2011): Der Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Finanzmitteln. Wirtschaft und Statistik 7: S. 619 – 623. 50 Nickel, S. (2006): Competition and Corporate Performance. The Journal of Political Economy 104(4): S. 741. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 26 Eine direkte Beziehung zwischen Wachstum und Wettbewerbsintensität finden Untersuchungen, wenn Unternehmen auf zunehmenden Wettbewerb mit gesteigerter Innovationsaktivität reagieren können oder müssen.51 Demgegenüber steht jedoch eine Vielzahl empirischer Studien, welche keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Wettbewerbsintensität und dem Wachstum von Unternehmen auffinden.52 Die Studienlage lässt somit den vorsichtigen Schluss zu, dass Wettbewerb nicht direkt über Effizienzsteigerungen das Wachstum von Unternehmen beschleunigt oder hemmt. Stattdessen sind vorliegende Wachstumseffekte gegebenenfalls darin begründet, dass eine Vielzahl von Unternehmen zunächst gleichzeitig im Wettbewerb stehen kann und letztlich in einem evolutionären Prozess nur die besten Ideen, Strukturen und Produktanbieter überleben.53 Während Wettbewerb auch wachstumshemmend wirken kann, führt Wettbewerbsdruck dazu, dass diejenigen Unternehmen Wachstum generieren, deren Ideen und Strukturen und damit Innovationstätigkeit sich erfolgreich am Markt durchsetzt. Internationalisierungsgrad Durch die Integration von ausländischen Märkten und/oder wirtschaftliche Auslandsaktivitäten eröffnen sich Unternehmen Wachstumsperspektiven auf zwei Arten. Im Inland nicht verfügbare Faktoren, wie Arbeitskräfte, Kapital oder Technologien, Rohstoffe und Vorleistungen, können importiert werden, diese erhöhte Bandbreite wirkt sich gemäß der gesamtwirtschaftlichen Theorie und Empirie wachstumsfördernd aus.54 Weiterhin führt eine Auslandsnachfrage zu erhöhten Absatzmöglichkeiten. Exporte erhöhen die Losgrößen von Unternehmen, was zu Skalenvorteilen führt, Lernkurveneffekte ermöglicht und so die durchschnittlichen Kosten senkt. Beide Arten der Internationalisierung nutzen KMU in der Europäischen Union zu nahezu gleichen Anteilen. Umfragen zufolge bieten 25 Prozent der Unternehmen Güter und Dienstleistungen im Ausland an und 23 Prozent von ihnen beziehen Produkte aus dem Ausland. Dabei spielt der Binnenmarkt der EU eine entscheidende Rolle, da jeweils 50 Prozent dieser Ex- und Importe aus den Ländern der EU27 kommen.55 Zwischen internationalen Aktivitäten und Wachstum kann eine positive Korrelation gefunden werden. Mehr als 50 Prozent aller international aktiven kleinen und mittelständischen Unternehmen steigerten im Zeitraum 2007 bis2008 ihren Umsatz um 15 Prozentpunkte, das ist mehr als der Durchschnitt aller Unternehmen. Untersuchungen zu Gazellenunternehmen bestätigen diese Beziehung. Diese Unternehmen zeichnen sich durch einen hohen Internationalisierungsgrad aus und erzielen bis zu 30 Prozent ihrer Umsätze im Ausland.56 Exportierende und importierende Unternehmen weisen zudem ein, gegenüber der Vergleichsgruppe, dreimal höheres Beschäftigungswachstum auf, wobei sich importierende und exportierende Unternehmen kaum unterscheiden57. Jüngere Studien zeigen, dass schnelleres Beschäftigungswachstum vor allem in jenen exportierenden Unternehmen generiert wird, welche bereits vor ihrer internationalen Aktivität hochproduktiv waren. Die Produktivität selbst steigt durch Han51 Aghion, P. et al (2000): Competition, Imitation and Growth with Step-by-Step Innovation. Review of Economic Studies 68(3): S. 467 – 492. 52 Coad, A. und M. Teruel (2010): Inter-firm rivalry and firm growth: Is there any evidence of direct competition between firms? MPI Jena Papers on Economics and Evolution 1018: S. 2. 53 Vgl. Jovanovic, B. (1982): Selection and the Evolution of Industry. Econometrica 50: S. 649 – 760. 54 Sachs, J. und A. M. Warner (1997): Fundamental Sources of Long-Run Growth. American Economic Review 87(2): S. 184 – 188. 55 EU-Kommission (2010b): Internationalisation of European SMEs: S. 4 – 5. 56 Henrekson, M. und D. Johansson (2009): Competences and Institutions Fostering High-Growth Firms. Foundations and Trends in Entrepreneurship 5(1): S. 5. 57 ebda., S. 8. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 27 delsliberalisierung nur gering, aber statistisch signifikant.58 Weitere Studien zeigen zudem die Bedeutung der Übertragung von Wissen und Technologie durch Exporte. Durch diese SpilloverEffekte von Humankapital und Innovation werden weitere Wachstumsprozesse angestoßen.59 International agierende Unternehmen wachsen schneller. Finanzierung Eine Unternehmensfinanzierung kann prinzipiell intern oder extern erfolgen. Eine interne Finanzierung durch thesaurierte Gewinne oder Investitionen des Unternehmenseigners ist das übliche Vorgehen für junge Unternehmen. Um den Wachstumsvorhaben gerecht zu werden, muss das Unternehmen in einer späteren Phase verstärkt auf externe Finanzierungsquellen zurückgreifen. Diese lassen sich unterteilen in informelles Kapital, zur Verfügung gestellt durch z. B. Business Angels oder das nähere Umfeld des Unternehmers, und formelles Kapital, hierzu zählen Bankdarlehen, Mikrokredite, Ratenkäufe oder Leasingverträge. Ein langfristiger Effekt ist, dass der bessere Zugang zu externem Kapital die Finanzierungsquellen ausweitet und die Wachstumschancen erhöht.60 Unabhängig von der Finanzierungsform sind für junge Unternehmen aufgrund ihres geringen Alters Engpässe zu erwarten, da das Unternehmen oftmals die Gewinnschwelle noch nicht erreicht hat und zudem keine langjährigen Beziehungen zu Kapitalgebern existieren.61 Möglich ist daher eine Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen durch die öffentliche Hand in Form von Eigen- oder Fremdkapital, Garantien und Bürgschaften oder Zuschüssen.62 Speziell für junge Unternehmen existiert zudem die Möglichkeit einer Beteiligung durch Risikooder Wagniskapital. Länderübergreifende Studien zeigen allerdings, dass deren Wirksamkeit nicht eindeutig erwiesen ist. Zwar steigt generell der Anteil schnell wachsender Unternehmen in einer Volkswirtschaft mit dem Anteil von Wagniskapital am Bruttoinlandsprodukt – diese Beziehung ist jedoch nicht stabil und quantitativ nur schwach ausgeprägt.63 Ein Großteil vor allem kleiner Unternehmen in Europa betrachtet diese Finanzierungsform zudem als nur schwer erhältlich und nicht ihren Bedürfnissen entsprechend.64 Studien für die USA65 kommen zu dem Ergebnis, dass Risikokapital als Finanzierungsform zwar effizient ist, die Wirksamkeit dieses Finanzinstrumentes allerdings durch mangelnde Erfahrung der Unternehmer sowie institutionelle Hemmnisse reduziert wird. Ein besserer Zugang zu externem Kapital geht einher mit höherem Wachstum von Unternehmen. 58 Bernard, A. et al. (2007): Firms in International Trade. CEP Discussion Paper 795: S. 6 – 7. 59 Henrekson, M. und D. Johansson (2009): Competences and Institutions Fostering High-Growth Firms. Foundations and Trends in Entrepreneurship 5(1): S. 57. 60 Carpenter, R.E. und B.C. Petersen (1998): Is the Growth of Small Firms Constrained by Internal Finance? Paper presented at the 1998 EARIE meetings in Copenhagen. 61 Vgl. Belege in OECD (2006): The SME Finance Gap, Volume I: Theory and Evidence./EU-Kommission (2009): Flash Eurobarometer 271. Access to Finance. Analytical Report. 62 vgl. www.forderdatenbank.de für eine umfangreiche Aufstellung der Förderangebote der Europäischen Union, des Bundes und der Länder. 63 EU-Kommission (2009): Cyclicality of SME Finance. Literature Survey, Data Analysis and Econometric Analysis. S. 19 – 20. 64 EU-Kommission (2009): Flash Eurobarometer 271. Access to Finance. Analytical Report. 65 Davila, A., Foster, G. und M. Gupta (2000): Venture-Capital Financing and the Growth of Startup Firms. Stanford University Gradu- ate School of Business Research Paper Series 1667: S. 30. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 28 Humankapital Unter Humankapital fällt grundsätzlich das gesamte Leistungspotenzial, über das die Arbeitskräfte eines Unternehmens durch Ausbildung und Sozialisation verfügen. Neben der bewussten Produktion von Humankapital zählen hierzu ebenfalls „learning by doing“-Prozesse, in denen Humankapital als Nebenprodukt generiert wird.66 Endogene Wachstumsmodelle betonen die Bedeutung einer größtmöglichen Humankapitalakkumulation für kontinuierliches Wachstum, auch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene.67 Wie unterschiedliche Studien68 belegen, hat die Ausbildung des Unternehmers einen positiven Effekt auf das Wachstum des Unternehmens. Die Expansion kleinster und kleiner Unternehmen hängt von der sekundären, darunter fallen Branchen-, Berufs- und Managementerfahrung, und höheren Bildung des Unternehmers ab. Weitere Wachstumseffekte lassen sich durch berufsbezogene Trainings erzielen. Wenn berufs- und branchenspezifisches Wissen als informelles Risiko(human-)kapital zur Verfügung gestellt wird, können insbesondere für schnell wachsende Unternehmen weitere Expansionsimpulse entstehen. Dies entspricht dem Modell der Business Angels.69 Das Humankapital stellt zudem eine entscheidende Kennzahl dar, um die Innovationsfähigkeit von Unternehmen abzubilden.70 In Deutschland zeigt sich, dass sowohl die formale Bildung der Unternehmensleitung als auch deren Branchenerfahrung sowie insbesondere das durchschnittliche Qualifikationsniveau der Belegschaft die Innovationsfähigkeit maßgeblich determinieren.71 Dem Humankapital des Unternehmers wird somit ein wachstumsbeeinflussender Effekt unterstellt und nachgewiesen. Über die Höhe des Effektes kann aufgrund der Komplexität jedoch keine Aussage gemacht werden. Zwischen Humankapital und Wachstum lässt sich eine positive Beziehung finden. Relevanz hat hierbei vorrangig die sekundäre Bildung (Branchen-, Berufs-, Managementerfahrung). 4.2 Entwicklung Analyseraster, Fragebögen und Interviewleitfaden Auf der Grundlage der Auswertung der bestehenden Literatur wurde ein Analyseraster entwickelt, das die wichtigsten Wachstumsdeterminanten sowie die Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse zusammenstellt. Basierend auf den in der Literatur entwickelten Hypothesen (vgl. Kapitel 4.1.4), wurden spezifische Fragen entwickelt. Ziel des Analyserasters ist es, eine systematische und möglichst vollständige Übertragung der bestehenden Erkenntnisse aus der Literatur zu gewährleisten. Die Fragen im Analyseraster decken jedoch nicht alle Fragen ab, die in der Untersuchung aufgeworfen wurden, sondern geben lediglich Anhaltspunkte, um Wesentliches bei der der telefonischen Befragung und den Interviews zu erfassen. Aufbauend auf dem Analyseraster wurden die Fragebögen (vgl. Anhang 2) für die telefonische Befragung der von uns identifi- 66 Vgl. Gablers Wirschaftslexikon: Humankapital wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/humankapital.html für eine ausführliche Defini- tion. 67 Romer, P: (1990): Endogenous Technological Change. Journal of Political Economy 98(5): S. 71 – 102. 68 Mead, D. C. und C. Liedholm (1998): The Dynamics of Micro and Small Enterprises in Developing Countries. World Development 26: S. 61-74. / Parker, J. (1995): Patterns of business growth: Micro and small Enterprises in Kenya. PhD Dissertation, Michigan State University, Michigan. / McPherson, M. A. (1992): Growth and survival of small Southern African Firms. PhD Dissertation, Michigan State University, Michigan. 69 Berger, A. und G. Udell (1998): The Economics of Small Business Finance. Journal of Banking and Finance 22 (6-8): S. 613 – 673. 70 Nickell, S. und D. Nicolitsas (2000): Human capital, investment and innovation: What are the connections? In: Barrell, R., Mason, G. und M. O'Mahony (Hrsg.) Productivity, innovation, and economic performance. Cambridge: CUP. S. 268 – 289. 71 vgl. KfW, ZEW (2010): Aufbruch nach dem Sturm.Junge Unternehmen zwischen Investitionsschwäche und Innovationsstrategie. KfW ZEW Gründungspanel 2010. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 29 zierten Gazellen und den potenziellen Gazellen und der Interviewleitfaden für die Fallstudien (vgl. Anhang 3) entwickelt. Tabelle 4-6: Analyseraster Wachstumsdeterminante Hypothesen Größe und Alter • Kleinere Unternehmen haben das Bestreben, aufgrund größenbedingter Effizienznachteile schneller zu wachsen. • Die wachstum sstärkeren Unternehmen sind im Durchschnitt jünger als die wachstumsschwächeren Unternehmen. • Gibt es Unterschiede im Wachstum der Unternehmen in Bezug auf unterschiedliche Größenklassen bei den identifizierten Unternehmen? • Gibt es Unterschiede im Wachstum der Unternehmen in Bezug auf das Alter der identifizierten Unternehmen? • Eine haftungsbeschränkte Rechtsform erhöht die Wachstumsanreize. • Zeigen sich Unterschiede im Wachstum in Bezug auf unterschiedliche Rechtsformen der Unternehmen? Rechtsform Innovationstätigkeit Netzwerke • Innerhalb der Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen trägt eine hohe Innovationstätigkeit zum stärkeren Wachstum der Unternehmen bei. • Vernetzte Unternehmen vergrößern ihre Wissensbasis und können so ihr Wachstumspotenzial erhöhen. Spezifische Fragen • Gibt es Unterschiede im Wachstum der Unternehmen in Bezug auf unterschiedliche Innovationstätigkeit bei den identifizierten Unternehmen? • Welche Arten von Innovationen (Produkt/Dienstleistung/Prozess/Verfahren) werden durch die Unternehmen hervorgebracht? • Hat die Art der Innovation einen Einfluss auf das Wachstum? • Welche Typen von Innovationen (radikal/inkrem entell) bringen die Unternehmen hervor? • Hat der Innovationstyp einen Einfluss auf das Wachstum? • Hat der Anteil der F&E-Ausgaben am Um satz einen Einfluss auf das Wachstum ? • Trägt ein hoher Innovationsgehalt zum Wachstum bei? • Tragen ständige Verbesserungen zum Wachstum bei? • Tragen Kooperationen zum Wachstum des Unternehmens bei? • Tragen starke lokale Netzwerkpartner oder Cluster zum Wachstum bei? STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Wachstumsdeterminante Hypothesen 30 Spezifische Fragen • Während Wettbewerb auch wachstumshemmend sein kann, bietet das Marktprinzip Unternehm en besondere Wachstumschancen. • In welchem Markt etablieren sich Wachstumsunternehmen (junge/ wachsende/etablierte)? • In welcher Art von Markt (B2B/B2C) etablieren sich Wachstumsunternehmen? • Stellt der Eintritt in einen neuen Markt einen Wachstumstreiber dar? • Trägt die Erschließung neuer Kunden zu starkem Wachstum bei? • International agierende Unternehmen wachsen schneller. • Trägt die Internationalisierung zum Wachstum bei? • Hat eine im Unternehmenszyklus frühe Internationalisierung eine Auswirkung auf das Wachstum der Unternehmen? • In welche Märkte exportieren wachstumsstarke Unternehmen (Europa, international)? Finanzierung • Ein besserer Zugang zu externem Kapital geht einher m it höherem Wachstum von Unternehmen. • Mit wie viel Kapital starten Wachstumsunternehmen im Durchschnitt? • Wie setzt sich ihr Gründungskapital zusam m en? • Wie finanzieren die Unternehmen ihre Wachstumsschritte? • Welche Kapitalart wird bevorzugt (Innen/Außenfinanzierung, Eigen-/Frem dfinanzierung)? • Nach wie vielen Jahren erreichen Wachstumsunternehmen ihre Gewinnschwelle? • Tragen öffentliche Förderangebote zum Wachstum der Unternehmen bei? • Welche öffentlichen Förderangebote werden bevorzugt? Hum ankapital • Werden Wachstumsunternehmen im Team gegründet? • Zwischen Hum ankapital und Wachstum lässt sich • Handelt es sich bei Gründern von eine positive Beziehung finden. Relevanz hat hierbei Wachstumsunternehmen um Serial Entrepreneure? vorrangig die sekundäre Bildung (Branchen-, • Verbleiben die Gründer in den Unternehmen? Berufs-, Managem enterfahrung). • Trägt die sekundäre Bildung entscheidend zum schnellen Wachstum bei? Markt und Wettbewerb Internationalisierungsgrad Weitere Wachstumsdeterminanten • Welche weiteren Wachstumstreiber und – hem mnisse bestehen bei schnell wachsenden jungen Unternehmen? • Hat die Verfügbarkeit und die Qualität des Personal einen Einfluss auf das Wachstum? • Befördert die Infrastruktur und der gesetzliche Rahm en das Wachstum? • Führen hohe Rohstoffpreise, Energiekosten, Bürokratie, Markteintrittsbarrieren zu langsam eren Wachstum? STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 5. ERGEBNISSE DER STUDIE 5.1 Identifizierung von Gazellen und potenziellen Gazellen 31 Im folgenden Kapitel wird die Datenbasis, die Definition und die Charakterisierung der identifizierten Unternehmen der Gazellen und potenziellen Gazellen für Deutschland vorgestellt . 5.1.1 Definition der Gazellen Die Datengrundlage der Untersuchung sind die Daten der Creditreform. Die CreditreformWirtschaftsdatenbanken enthält die umfangreichste Datenbasis zu deutschen Unternehmen. Diese Datensätze von rund vier Millionen aktiven Unternehmen und selbstständig Tätigen mit Sitz in Deutschland sowie einer Vielzahl von Datensätzen zu bereits geschlossenen oder insolventen Unternehmen, liegen auf Unternehmensebene mit einer eindeutigen ID-Nummer vor. Von ihrer Konzeption her stellt die Creditreform-Wirtschaftsdatenbank eine Auskunftsdatenbank dar, über die Creditreform-Mitglieder aktuelle Wirtschafts- und Bonitätsinformationen beispielsweise über potentielle Kunden und Geschäftspartner abrufen können. Jedes Quartal wird ein Datensatz aller zu diesem Zeitpunkt aktiven Unternehmen angefertigt und archiviert; diese können für die vorliegende Forschungsfrage genutzt werden. Mittels dieses Datenpanels, das seit 1995 Daten archiviert, lassen sich Veränderungen und Entwicklungen einzelner Unternehmen nachvollziehen sowie Unternehmensgründungen und Stilllegungen analysieren. Die im Panel enthaltenen Datensätze können mit zusätzlichen Informationen aus weiteren Creditreform-Datenbanken wie der Creditreform-Bilanzdatenbank mit Jahresabschlüssen zu rund einer Millionen deutscher Kapitalgesellschaften und der Creditreform-Verflechtungsdatenbank mit Angaben zu Eignern, Gesellschaftern und Firmenverflechtungen eines Unternehmen angereichert werden. Die CreditreformWirtschaftsdatenbank und das Unternehmenspanel dienen regelmäßig als Basis für Unternehmensbefragungen, Hochrechnungen und andere Selektionen zu unterschiedlichen Forschungsfragen. Anhand der gespeicherten Informationen zu einem Unternehmen lassen sich nach bestimmten Auswahlkriterien Teilmengen an Unternehmen identifizieren. Folgende Merkmale sind in der Regel zu einem Unternehmen hinterlegt und können als Selektionskriterien herangezogen werden: Der Unternehmenssitz sowie die vollständige Firmenadresse, das Bundeslandkennzeichen, ein Gemeindekennzeichen, die Postleitzahl und die Telefonnummer, was beispielsweise detaillierte regionale Auswertungen und eine Kontaktaufnahme zwecks einer Befragung ermöglicht. Das Gründungsdatum, neben dem ursprünglichen Gründungsdatum werden zudem Umgründungen, Sitzverlegungen und Rechtsformwechsel erfasst. Angaben zu Mitarbeiter- und Umsatzzahlen, die auf Recherchen der CreditreformMitarbeiter, Eigenauskünften und Schätzungen beruhen. Der Wirtschaftszweig in Form eines fünfstelligen Codes gemäß der Systematik der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes von 2008 (bis 2008 wurde der WZ-Code 2003 verwendet). Neben dem Primärcode, der die Haupttätigkeit eines Unternehmens anzeigt, sind bis zu vier weitere WZ-Codes gespeichert, sofern das betreffende Unternehmen in weiteren Geschäftsfeldern aktiv ist. Vorhandene Negativkennzeichen zu einem Unternehmen wie beispielsweise die Eröffnung oder der Abschluss eines unternehmerischen Insolvenzverfahrens mit den entsprechenden Datumsinformationen. Des Weiteren: Eigentümer und Gesellschafter und deren Besitzanteile. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 32 In Kapitel 4.1.2 wurde auf bisherige Definitionen der schnell wachsenden Jungunternehmen im Detail eingegangen. Im Ergebnis zeigt sich, dass in den bisherigen empirischen Untersuchungen eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen angelegt wurde. Dennoch lässt sich erkennen, dass sich in Bezug auf die Kriterien Wachstumsindikator, Messmethode und betrachtete Zeitperiode die gewählten Definitionen einander ähneln. Unter Berücksichtigung der Häufigkeit der Kriterien und der vorliegenden Datenbasis wurde für diese Untersuchung, in Abstimmung mit den Vertretern des BMWi, nachfolgende Definition festgelegt: Schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen): • haben ein durchschnittliches Beschäftigtenwachstum von mehr als 20 Prozent über einen Zeitraum von drei Jahren (72,8 Prozent) • verfügen über mindestens zehn Beschäftige im Basisjahr • müssen nach Abschluss der Wachstumsperiode (t+3, t = Basisjahr + 3 Jahre) ein um 72,8 Prozent höheres Beschäftigtenniveau aufweisen als zum Gründungszeitpunkt Die Vorgehensweise zur Identifizierung erfolgt ab dem Jahr 1995 für jede Gründungskohrte gesondert. Auf eine Altersbeschränkung der Unternehmen wurde bewusst verzichtet, da die Daten erkennen ließen, dass in jedem Jahr weitere Unternehmen das Wachstumskriterium erfüllen. Mithin also auch späte Starter in der vorliegenden Datenauswahl mit berücksichtigt werden. Das maximale Alter der Unternehmen wird jedoch auf Grund des festgelegten Untersuchungszeitraumes beschränkt. Die gewählte Definition und Vorgehensweise für die Identifizierung schnell wachsender Jungunternehmen bietet aus unserer Sicht folgende Vorteile: Die Definition lehnt sich an internationale Studien an und folgt primär der OECDDefinition, dies erlaubt eine bessere Vergleichbarkeit im internationalen Kontext. Beschäftigtenwachstum ist der meist verwendete Indikator und gilt als robust (vgl. auch hierzu Kapitel 4.1.1). Die Verwendung des relativen Wachstums als kumuliertes Maß trägt eventuellen kleinen in- oder externen Wachstumsschwankungen Rechnung. Die Einführung einer Mindestbeschäftigtenanzahl im Basisjahr trägt dem Umstand Rechnung, dass relatives Wachstum von kleineren und Kleinstunternehmen leichter realisiert werden kann und schließt so die große Anzahl von Kleinstunternehmen aus, die nicht im Fokus einer Gazellenbetrachtung stehen. Eine gründungskohortenspezifische Auswertung der Daten ermöglicht einen Vergleich der konjunkturellen Auswirkungen auf das Vorkommen der schnell wachsenden Jungunternehmen. Der Verzicht auf die Altersbeschränkung berücksichtigt, dass Unternehmen einzelner Branchen erst zu einem späteren Zeitpunkt im Unternehmenslebenszyklus hohe Wachstumsraten generieren können. Die Einführung des Kriteriums „nach Abschluss der Wachstumsperiode (t+3) müssen die Unternehmen ein um 72,8 Prozent höheres Beschäftigtenniveau aufweisen als zum Gründungszeitpunkt“ ist dem Umstand geschuldet, dass auch „Spätzünder“ den Unternehmen gleichgestellt werden können, die bereits früh Wachstum generieren konnten. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 33 5.1.2 Definition der potenziellen Gazellen Neben den so identifizierten schnell wachsenden Jungunternehmen wird auch eine Vergleichsgruppe, die sogenannten potenziellen Gazellen, aus dem Gesamtunternehmensbestand der Creditreform-Datenbank identifiziert. Hierunter sollen diejenigen Unternehmen verstanden werden, die die gleichen Startbedingungen wie die identifizierten Gazellen hatten, aber kein Wachstum in dem Sinne einer Gazelle erreicht haben. Es handelt sich damit im Grunde um einen „statistischen Zwilling“ einer Gazelle. Hierzu wird wie folgt verfahren: Identifizierung von fünf Schwerpunktbranchen (möglichst auf fünfstelliger WZ-CodeEbene), in denen Gazellen am häufigsten auftreten Betrachtung der Gründungskohorte 2000 Definiert wird die Gruppe der potentiellen Gazellen wie folgt: Potenzielle schnell wachsende Jungunternehmen (potenzielle Gazellen): • verfügen über mindestens zehn Beschäftige im Basisjahr • sind mindestens über einen Dreijahreszeitraum gewachsen • haben das Wachstumskriterium (72,8 Prozent in drei Jahren) jedoch verfehlt Die Identifizierung und Befragung der Vergleichsgruppe hat zum Ziel, Näheres über die Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse der Unternehmen zu erfahren. Als Wachstumskriterium wurde festgelegt, dass die Unternehmen mindestens über einen Zeitraum von drei Jahren gewachsenen sein mussten. Eine konkrete Festlegung der Höhe des Wachstums erfolgt nicht, es durfte nur nicht das definierte Gazellenwachstum von 72,8 Prozent erreicht haben. In dem nachfolgenden Kapitel erfolgt eine Charakterisierung der auf der Grundlage der Creditreformdaten identifizierten Gazellen und potenziellen Gazellen. Zuerst werden die schnell wachsenden Jungunternehmen (Gazellen) und anschließend die Vergleichsgruppe der potenziellen schnell wachsenden Jungunternehmen (potenzielle Gazellen) beschrieben. 5.2 Ergebnisse zur Charakterisierung der Gazellenunternehmen in Deutschland 5.2.1 Entwicklung der Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen (Gazellen) im Untersuchungszeitraum Insgesamt können aus den Existenzgründungen in Deutschland der Jahrgänge 1995 bis 2006 gemäß der in dieser Untersuchung angelegten Definition bisher 13.021 schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen) identifiziert werden. Um einen ersten Überblick zu erhalten, wird in Tabelle 5-1 dargestellt, wie viele Gazellenunternehmen aus jeder Gründungskohorte im Untersuchungszeitraum identifiziert wurden. In den Spalten werden jeweils die Gründungskohorten dargestellt und in den Zeilen der Gazellenjahrgang. Der Gazellenjahrgang benennt das Jahr, in dem ein Unternehmen einer Gründungskohorte das definierte Wachstumskriterium erreicht hat. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 34 Die Tabelle 5-1 ist somit wie folgt zu lesen. Aus der Gründungskohorte 1995 konnten erstmals im Jahr 1999 (Gazellenjahrgang 1999) Gazellenunternehmen identifiziert werden.72 Hierbei handelt es sich um Unternehmen, die ein Jahr nach ihrer Gründung über eine Mindestanzahl von zehn Beschäftigten verfügten und in dem folgenden Dreijahreszeitraum ein kumuliertes Beschäftigtenwachstum von mindestens 72,8 Prozent aufweisen konnten. Diese Bedingung erfüllten im Jahr 1999 insgesamt 793 Unternehmen. Da gemäß unserer Definition den Unternehmen einer Gründungskohorte bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes Zeit gegeben wurde, das Wachstumskriterium zu erfüllen, schafften es aus jeder Gründungskohorte in den folgenden Jahren weitere Unternehmen schnell wachsende Jungunternehmen zu werden. So erfüllten beispielsweise 174 Unternehmen der Gründungskohorte 1995 das Wachstumskriterium fünf Jahre nach der Gründung, d.h. sie erreichten zwei Jahre nach Gründung (Basisjahr) mindestens zehn Mitarbeiter und sind in den nun folgenden drei Wachstumsjahren um 72,8 Prozent bezüglich der Beschäftigtenzahl gewachsen. Somit sind diese Unternehmen im Jahr 2000 (in der Tabelle bezeichnet als Gazellenjahrgang) zur Gazelle geworden. Diese Vorgehensweise gilt analog für die weiteren Jahrgänge einer Gründungskohorte und ist in Tabelle 5-1 für den gesamten Untersuchungszeitraum in der jeweiligen Spalte dargestellt. Insgesamt entstanden somit im Zeitraum 1999 bis 2010 aus der Gründungskohorte 1995 bisher 1.631 schnell wachsende Jungunternehmen. In gleicher Weise ist dieses für die Gründungskohorten 1996 bis 2006 dargestellt. Betrachtet man die Tabelle horizontal lässt sich in den Zeilen ablesen, wie viele Unternehmen in einem bestimmten Jahr (Gazellenjahrgang) zu einem Gazellenunternehmen wurden und aus welcher Gründungskohorte die Gazellenunternehmen kommen. So entstanden beispielsweise im Gazellenjahrgang 2002 87 Unternehmen aus der Gründungskohorte 1995, 129 Unternehmen aus der Gründungskohrte 1996, 156 Unternehmen aus der Gründungskohorte 1997 und 734 Unternehmen aus der Gründungskohorte 1998. Insgesamt wurden demnach im Jahr 2002 1.106 Unternehmen zu Gazellenunternehmen. Die in der Tabelle 5-1 dargestellten Entwicklungen der Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen im Untersuchungszeitraum lassen zwei generelle Trends erkennen. Betrachtet man vertikal die Anzahl der Gazellenunternehmen pro Gründungskohorte zeigt sich, dass der wesentliche Anteil der Unternehmen unmittelbar nach ihrer Gründung zu einem Gazellenunternehmen wird. Für die Entwicklung der Zahl der Gazellenunternehmen aus den länger zurückliegenden Gründungskohorten kann damit die Aussage getroffen werden, dass ca. 50 Prozent der Gazellen direkt nach der Gründung zu solchen geworden sind.73 72 Hinweis zum technischen Vorgehen: Aufgrund der Datenverfügbarkeit (zeitliche Verzögerung zwischen Gründung eines Unterneh- mens und Erhebung der Daten durch die Creditreform) wurden die Gründungen des Jahrganges 1995 erstmals mit einem Datenabzug zum 31.12.1996 erhoben. Der untersuchte Wachstumszeitraum betrug somit die Jahre 1997, 1998, 1999. Daraus folgt, dass der früheste Zeitpunkt, zu dem ein Unternehmen als Gazelle identifiziert werden konnte, vier Jahre nach der Gründung ist. Dieses Vorgehen gilt für alle Jahrgänge gleichermaßen. 73 Die Aussage zum prozentualen Anteil bezieht sich nur auf den betrachteten Untersuchungszeitraum, da in jedem Jahr weitere schnell wachsende Jungunternehmen aus einer Gründungskohorte hinzukommen, können jedoch keine konkreten Aussagen zum prozentualen Anteil getroffen werden. Die Autoren gehen jedoch davon aus, dass sich der Trend, der sich im betrachteten Zeitraum zeigt, auch in den folgenden Jahren fortsetzt und somit in einer abnehmenden Anzahl jährlich weitere Gazellenunternehmen einer Gründungskohorte hinzukommen und sich dieser Wert asymptotisch Null nähert. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Tabelle 5-1: Gazellenjahrgang 35 Anzahl der Gazellenunternehmen nach Gründungskohorte und Gazellenjahrgang Kohorte 1995 Kohorte 1996 Kohorte 1997 Kohorte 1998 Kohorte 1999 Kohorte 2000 Kohorte 2001 Kohorte 2002 Kohorte 2003 Kohorte 2004 Kohorte 2005 Kohorte 2006 Summe 1999 793 2000 174 898 2001 143 191 819 2002 87 129 156 734 2003 87 99 116 155 765 2004 66 81 99 92 135 580 2005 52 74 78 90 127 141 496 2006 53 62 69 55 101 95 100 498 2007 45 50 68 48 99 94 114 103 482 2008 41 51 42 54 73 82 96 81 118 521 2009 53 62 40 59 66 65 66 92 77 132 491 2010 37 44 60 33 63 52 53 62 75 89 120 378 1.066 1.631 1.741 1.547 1.320 1.429 1.109 925 836 752 742 611 378 13.02174 Summe 793 1.072 1.153 1.106 1.222 1.053 1.058 1.033 1.103 1.159 1.203 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform 74 Für die Gründungskohorte 2007 konnten zum Stichtag 31.12.2011 bereits 427 Gazellenunternehmen identifiziert werden. Dieser Gründungsjahrgang kann allerdings nicht mehr in die Auswertungen dieser Studie einbezogen werden. Dennoch erscheint es interessant, dass die Anzahl der Gazellenunternehmen wieder ansteigt. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 36 Die Anzahl neu entstandener Gazellen aus einer Gründungskohorte nimmt also umso mehr ab, desto länger das Gründungsjahr zurückliegt. Dieser Trend wird in der Abbildung 5-1 nochmals grafisch veranschaulicht. Darin wird für jede Gründungskohorte die Anzahl der Gazellen kumulativ im Zeitverlauf dargestellt. Auf der Ordinate wird die Anzahl der Gazellen abgebildet und auf der Abszisse die Jahre nach der Gründung der Unternehmen. Abbildung 5-1: Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen, gesondert nach Gründungskohorte 2.000 1.800 1.600 Anzahl 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Jahr nach Gründung 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 N= 13.021 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Es ist auch zu erkennen, dass aus den Gründungskohorten 1995 bis 1999 direkt nach Gründung im Durchschnitt der Jahre zirka 800 Gazellen hervorgehen. Für die späteren Jahrgänge ab dem Gründungsjahr 2000 ergibt sich im Mittel ein Wert von zirka 480 Gazellenunternehmen. Somit veranschaulicht die Abbildung 5-1, dass der Großteil der Gazellenunternehmen direkt nach ihrer Gründung entsteht. Der flacher werdende und zwischen den einzelnen Gründungskohorten fast parallele Kurvenverlauf verdeutlicht die abnehmende Anzahl an neu hinzukommenden Gazellenunternehmen einer Gründungskohorte zu den späteren Zeitpunkten. Abbildung 5-2 verdeutlicht diesen Sachverhalt nochmals für alle untersuchten Gründungskohorten. Hierzu wurde der Mittelwert der entstandenen Gazellenunternehmen über alle Jahre errechnet. So schaffen im Durchschnitt aller Gründungskohorten 550 Unternehmen im Jahr vier nach der Gründung den Sprung zu einer Gazelle (im Folgenden auch als Frühstarter-Gazelle bezeichnet) und damit unmittelbar nach Gründung des Unternehmens. Hingegen erfüllen fünf Jahre nach Gründung nur noch 135 Unternehmen die Kriterien zur Erreichung des Status eines schnell wachsenden Jungunternehmens. In den Folgejahren nimmt der Anteil der Unternehmen, die zu einer Gazelle werden, kontinuierlich ab und nähert sich höchstwahrscheinlich asymptotisch der Null an. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-2: 600 37 Entstehung der Anzahl der Gazellenunternehmen über alle Kohorten 550 Anzahl Gazellen 500 400 300 200 135 104 100 94 79 66 58 53 42 9 10 11 12 60 48 37 13 14 15 0 4 5 6 7 8 Jahr nach Gründung Anzahl (Median) N= 13.021 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Abbildung 5-3 verdeutlicht nun den zweiten erkennbaren Trend der Daten aus Tabelle 5-1 und damit die abnehmende Anzahl an Gazellenunternehmen im Untersuchungszeitraum. Da bei den Ist-Werten keine Nachhofeffekte festzustellen sind, wurde die Abbildung 5-1 um prognostizierte Werte hinsichtlich des weiteren Verlaufs neu hinzukommender Gazellenunternehmen ergänzt. Die durchgezogene Linie stellt (identisch mit Abbildung 5-1) den jeweils tatsächlichen Entwicklungsverlauf einer Gründungskohorte dar und die gestrichelte Linie illustriert die prognostizierten Werte. Um die prognostizierten Werte zu ermitteln, wurden die Wachstumsraten der jährlich hinzukommenden Gazellenunternehmen für jede Gründungskohorte einzeln ermittelt und dann der Median über alle Gründungskohorten errechnet. Abbildung 5-3: Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen gesondert nach Gründungskohorte mit Prognose 2.000 Anzahl 1.500 1.000 500 0 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Jahr nach Gründung 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 P 1996 P 1997 P 1998 P 1999 P 2000 P 2001 P 2002 P 2003 P 2004 P 2005 P 2006 P 2007 Legende: die durchgezogene Linie stellt die erhobene Entwicklung dar, die gestrichelte Linie stellt die prognostizierten Werte dar. Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 38 Abbildung 5-3 verdeutlicht damit die abnehmende Gesamtzahl der Gazellenunternehmen im Betrachtungszeitraum. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass der Anstieg der Kurven in jeder Gründungskohorte ähnlich ist. Mit anderen Worten, es zeigt sich, dass ein niedriges Niveau an Gazellenunternehmen direkt nach der Gründung nicht durch vermehrtes Wachstum an Gazellenunternehmen in der Folgezeit kompensiert werden kann, sondern das anfänglich niedrige Niveau über die Jahre konstant bleibt. Vergleicht man hierzu die Gründungskohrte 1996 mit der Gründungskohorte 2006 in Abbildung 5-3 ergeben sich nach einen Zeitraum von 15 Jahren nach Gründung der Unternehmen eine Gesamtzahl von 1.781 Gazellenunternehmen aus der Kohorte 1996 und 793 Gazellenunternehmen aus der Kohorte 2006. Diese Zahlen zeigen anschaulich den starken Rückgang von schnell wachsenden Jungunternehmen in den letzten anderthalb Dekaden in Deutschland. Abbildung 5-4 verdeutlicht diesen Sachverhalt nochmals gesondert für die Frühstarter-Gazellen, d.h. für diejenigen Unternehmen einer Gründungskohorte, die das Gazellenwachstum vier Jahre nach der Gründung abgeschlossen haben. Es zeigt sich, dass die Anzahl der FrühstarterGazellenunternehmen, die aus jeder Gründungskohorte identifiziert werden, im Zeitverlauf kontinuierlich abnimmt. Erreichten im Jahr 1999 noch 793 Unternehmen unmittelbar nach ihrer Gründung das definierte Wachstum, waren es im Jahr 2010 nur noch 378 Unternehmen (vgl. Abbildung 5-4). Abbildung 5-4: 1000 900 Anzahl Gazellen 800 Anzahl der Gazellen pro Gründungskohorte, die ein Jahr nach ihrer Gründung den Wachstumszeitraum begannen und 4 Jahre nach Gründung zur Gazelle wurden (Frühstarter-Gazellen) 898 819 793 734 765 801 700 580 600 496 500 498 482 521 491 378 400 427 492 300 200 100 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Gründungsjahrgang N= 7.445 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Abbildung 5-4 verdeutlicht weiterhin, dass der Rückgang der Frühstarter-Gazellen im Betrachtungszeitraum nicht kontinuierlich erfolgt. Vielmehr nimmt die Anzahl der Unternehmen aus der Gründungskohorte des Jahres 2000 signifikant ab. Kamen die Gründungsjahrgänge von 1995 bis 1999 noch auf ein höheres, wenn auch volatiles Niveau von durchschnittlich rund 800 Frühstarter-Gazellen pro Gründungskohorte, so ist ab der Gründungskohorte 2000 ein deutlicher Rückgang der Unternehmensanzahl zu erkennen. Ab dem Gründungjahrgang 2000 liegt die durchschnittliche Anzahl der Frühstarter-Gazellen nur noch bei 492. Der Rückgang ab 2000 könnte durch die externen Krisen der Jahre 2000 und 2001 (platzen der Dotcom-Blase und 9/11) ausgelöst worden sein, die auch die allgemeine Wirtschaftlage in Deutschland negativ beeinflusst haben. Dies liegt nahe, da die Ereignisse einen Einfluss auf die allgemeine Gründungs- und Wachstumsaktivität hatten und folglich auch bei der Entstehung wachstumsstarker Unternehmen spürbar waren. Der Gründungsjahrgang 2006 brachte, über den STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 39 gesamten Untersuchungszeitraum hinweg, mit 378 Unternehmen die geringste Anzahl an Gazellenunternehmen hervor.75 Zusammengenommen führen diese beiden Trends dazu, dass zwischen den Jahren 1995 und 2006 eine deutlich verlangsamte Wachstumsdynamik bei den neu gegründeten Unternehmen in Deutschland konstatiert werden muss. Hierdurch nimmt die Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen bis heute kontinuierlich ab. Der Großteil an schnell wachsenden Jungunternehmen entsteht unmittelbar nach der Gründung des Unternehmens. Es ist eine abnehmende Anzahl an schnell wachsenden Jungunternehmen (Gazellen) im Zeitraum 1995 bis 2006 in Deutschland zu beobachten. Ein starker Rückgang ist ab dem Gründungsjahrgang 2000 zu erkennen. 5.2.2 Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen im Vergleich zum allgemeinen Gründungsgeschehen Nachfolgend wird die Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen zur allgemeinen Gründungsentwicklung im Betrachtungszeitraum in Bezug gesetzt. Insgesamt gab es in den Jahren 1995 bis 2006 zirka drei Millionen Unternehmensgründungen in Deutschland.76 Von diesen Gründungen konnten auf der Grundlage der oben genannten Definition 13.021 als Gazellenunternehmen identifiziert werden. Damit beträgt der Anteil der Gazellenunternehmen an allen Gründungen im Betrachtungszeitraum 0,4 Prozent. Nachfolgend wird der Anteil der Gazellen an allen Gründungen in den Gründungskohorten dargestellt, um eine Aussage dahingehend treffen zu können, ob sich der Anteil der Gazellen im Zeitablauf, gemessen am Gründungsgeschehen, verändert hat. Abbildung 5-5 stellt hierzu den zeitlichen Verlauf des absoluten Gründungsgeschehens zwischen 1995 und 2006 dar. Hierbei ist zu erkennen, dass die Gründungszahlen im betrachteten Zeitraum relativ konstant, mit einer leicht rückgängigen Tendenz sind. Einzig um das Jahr 2004 kann ein Anstieg verzeichnet werden, welcher primär auf die Einführung des Existenzgründungszuschusses (Ich-AG) zurückgeführt werden kann, in dem Jahr 2006 sinken die Gründungen wieder auf das Niveau vor 2004.77 Weiterhin wird in Abbildung 5-5 dargestellt, wie sich der prozentuale Anteil der Gazellenunternehmen an allen Gründungen im Zeitverlauf verhält. Da, wie im vorherigen Teilkapitel dargestellt, in jeden Jahr aus jeder Gründungskohorte neue schnell wachsende Jungunternehmen hinzukommen, wird der prozentuale Anteil der Gazellen an allen Gründungen zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten dargestellt. Einmal zum frühesten Zeitpunkt, an dem Gazellenunternehmen aus einer Gründungskohrte identifiziert werden können (vier Jahre nach der Gründung), dann 10 und 15 Jahre nach der Gründung. Da für die betrachteten Jahrgänge von 1995 bis 2006 für die Zeitpunkte 10 und 15 Jahre nach Gründung noch keine realen Zahlen verfügbar sind, wurden diese, wie in Abbildung 5-3 dargestellt und erläutert, in gleicher Weise prognostiziert. 75 Im Jahr 2011 erfüllten 427 Unternehmen aus der Gründungskohorte 2007 das definierte Wachstumskriterium (siehe Anmerkung Tabelle 5-1). Ob dies einen neuen Aufwärtstrend signalisiert oder aber ein Verfestigen auf einem neuen niedrigen Niveau, kann nicht vorhergesagt werden. 76 Die Gründungszahlen beruhen auf den Angaben der Creditreform und wurden dann durch das ZEW korrigiert. Die Gründungszahlen beruhen somit auf der gleichen Datenbasis wie die Untersuchung zu den schnell wachsenden Jungunternehmen. Zur Problematik der Erfassung der Existenzgründung in Deutschland siehe BMWi Monatsberichte. Im weiteren Verlauf der Untersuchung werden die Gründungszahlen der Creditreform noch für branchenspezifische und regionale Auswertungen herangezogen. Hierbei ergeben sich leichte Abweichungen zu den Gründungszahlen des ZEW. 77 Günterberg, Brigitte (2009): Gründungen und Liquidationen 2008 in Deutschland, Working Paper 03/09. IfM Bonn, S. 9. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Entwicklung der Gründungen und des Anteils der Gazellen an allen Gründungen 1,00% 300.000 0,80% 250.000 200.000 0,60% 150.000 0,40% 100.000 0,20% 50.000 0,00% 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Gründungsjahrgang 4 Jahre nach Gründung 10 Jahre nach Gründung 15 Jahre nach Gründung Prognose 10 Jahre nach Gründung Prognose 15 Jahre nach Gründung Gründungen absolut Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Es zeigt sich, dass der Anteil der Gazellen, vier Jahre nach der Gründung in den 90er Jahren bei zirka 0,3 Prozent, nach 10 Jahren bei 0,53 Prozent und nach 15 Jahren bei 0,62 Prozent aller Gründungen liegt. Betrachtet man dahingegen den Anteil der Gazellen an allen Gründungen in der nachfolgenden Dekade zwischen 2000 und 2006 ist dieser Prozentsatz geringer. Hier liegt der Anteil der Gazellen an allen Gründungen im Durchschnitt nach vier Jahren bei zirka 0,2 Prozent, nach 10 Jahren bei 0,37 Prozent und nach 15 bei zirka 0,44 Prozent. Demnach ist der Rückgang der absoluten Anzahl der Gazellen, der ab der Jahrtausendwende zu verzeichnen ist, nicht auf geringere Gründungszahlen zurückzuführen, sondern darauf, dass weniger Unternehmen die Wachstumskriterien für eine Gazelle erfüllen. Der Rückgang der absoluten Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen ab dem Jahr 2000 ist nicht auf geringere Gründungszahlen zurückzuführen. Es liegt daher der Schluss nahe, dass die veränderten Rahmenbedingungen bzw. die externen Krisen einen Einfluss auf das Potenzial der Unternehmen haben, die zu einer Gazelle zu werden. 5.2.3 Beschäftigungseffekte der Gazellenunternehmen Die identifizierten Gazellen wurden weiterhin hinsichtlich ihres aktuellen Mitarbeiterbestandes (Stand Dezember 2010) untersucht. Abbildung 5-6 stellt den Anteil der Gazellen nach Beschäftigtengrößenklassen dar. Es zeigt sich, dass Gazellenunternehmen in der Folgezeit durchaus auch wieder schrumpfen. Ein Gazellenwachstum gemäß der Definition ist daher kein Garant für kontinuierliches Beschäftigtenwachstum, sondern stellt vielmehr ein temporäres Phänomen dar. Etwas mehr als die Hälfte der identifizierten Gazellen beschäftigt 11 bis 50 Mitarbeiter (51,4 Prozent) und etwas mehr als ein Drittel zwischen 51 und 250 Mitarbeiter (35,6 Prozent). Nur eine relativ kleine Gruppe der Gazellen beschäftigt 500 und mehr Mitarbeiter (3,3 Prozent). Gründungen Absolut Anteil Abbildung 5-5: 40 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-6: 41 Anteil der Gazellen nach Beschäftigtengrößenklassen 5,3% 3,3% 4,4% 35,6% 51,4% 0-10 Mitarbeiter 11-50 Mitarbeiter 51-250 Mitarbeiter 251-500 Mitarbeiter 500 und mehr Mitarbeiter Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform In der Literatur wird immer wieder darauf verwiesen, dass die schnell wachsenden Jungunternehmen überdurchschnittlich zum Entstehen neuer Arbeitsplätze beitragen (60 bis75 Prozent aller neu geschaffenen Arbeitsplätze sind auf Gazellenunternehmen zurückzuführen 78). Aus diesem Grund wird in einem nächsten Schritt untersucht, wie viele neu entstandene Arbeitsplätze von den in dieser Untersuchung identifizierten Gazellenunternehmen im Vergleich zu allen Gründungsunternehmen im Untersuchungszeitraum bereitgestellt werden. Hierzu wurden die durch alle Gründungen bereitgestellten Arbeitsplätze und die durch die Gazellenunternehmen bereitgestellten Arbeitsplätze für alle Jahre des Untersuchungszeitraumes zueinander in Beziehung gesetzt. Insgesamt wurden im Jahr 2010 durch alle Gründungen 8.371.681 Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt, die Gazellenunternehmen stellten davon 1.347.482 zur Verfügung. Somit wurde jeder sechste Arbeitsplatz der neu gegründeten Unternehmen ab dem Jahr 1995 von einem Gazellenunternehmen geschaffen. Es können somit Aussagen zu den bereitgestellten Arbeitsplätzen der Gazellenunternehmen in Relation zu allen Gründungen für jede Gründungskohorte gemacht werden. Abbildung 5-7 stellt diesen Sachverhalt dar. Hier zeigt sich, dass es zu erheblichen Schwankungen im Zeitverlauf kommt. So stellen die Gazellenunternehmen der Gründungskohorte 1997 nahezu 28 Prozent aller bereitgestellten Arbeitsplätze und die Gazellenunternehmen der Gründungskohorte 2002 nur gut 10 Prozent aller Arbeitsplätze zur Verfügung. Ungeachtet der Schwankungen, sinkt tendenziell im Zeitverlauf der Anteil der durch die Gazellenunternehmen bereitgestellten Arbeitsplätze von über 20 Prozent auf unter 15 Prozent. Daher muss neben einem Rückgang der Anzahl der Gazellenunternehmen im Betrachtungszeitraum auch ein Rückgang des Potenzials der Gazellenunternehmen, Arbeitsplätze bereitzustellen, konstatiert werden. 78 Vgl. Kirchhoff, Bruce A. (1994): Entrepreneurship and Dynamic Capitalism. The Economics of Business Firm Formation and Growth. London: Greenwood. S. 120ff. / Siebert, H. (1999): How can Europe solve its unemployment problem? Kieler Diskussionsbeiträge 342, Kiel: Institut für Weltwirtschaft / OECD (1998): Technology, productivity and job creation. Best policy practices..Paris: OECD Publishing. / Schreyer, P. (2000): High-growth-firms and employment. STI Working Papers 2000/3. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-7: 42 Anteil der bereitgestellten Arbeitsplätze durch Gazellenunternehmen an der Gesamtzahl der durch alle Gründungen bereitgestellten Arbeitsplätze 30% 25% Anteil Gazellen 20% 15% 26,98% 10% 20,57% 22,91% 19,98% 16,58% 16,54% 14,85% 14,71% 10,99% 10,16% 5% 9,70% 0% 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Gründungsjahrgang Quelle: : Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Um einen weiteren Referenzpunkt zu erhalten, wurden die von den Gazellenunternehmen bereitgestellten Arbeitsplätze mit den Zahlen zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ins Verhältnis gesetzt. Laut Bundesagentur für Arbeit79 gab es im Dezember 2010 28 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland.80 Vergleicht man dazu, dass die ab 1995 entstandenen Gazellenunternehmen im Jahr 2010 1.347.482 Arbeitsplätze bereitgestellt haben, wird immerhin jeder 21. Arbeitsplatz in Deutschland durch ein Gazellenunternehmen geschaffen. Dies entspricht einem Anteil von 3,83 Prozent aller Arbeitsplätze. Im Vergleich hierzu betrug der Anteil der Gazellenunternehmen an allen gegründeten Unternehmen zirka 0,4 Prozent. Somit wird aus jeder 400. Gründung ein Gazellenunternehmen und dennoch stellen diese Unternehmen jeden 28. Arbeitsplatz zur Verfügung. Wie in Kapitel 4.3.3.1 dargestellt, entsteht ein Großteil der Gazellenunternehmen direkt im Anschluss an die Gründung des Unternehmens. Nachfolgend soll untersucht werden, ob sich die Unternehmen, die zu einem sehr frühen Zeitpunkt das Wachstumskriterium erfüllen bezüglich des Wachstums von denen unterscheiden, die zu einem späteren Zeitpunkt ein Gazellenunternehmen wurden. Hierzu wurde die Entwicklung der durchschnittlichen Mitarbeiteranzahl (Median) der Frühstarter mit denen der Spätstarter im Untersuchungszeitraum verglichen. In der folgenden Abbildung 5-8 ist dargestellt, wie sich die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter in den Gazellenunternehmen bei den frühen und späten Startern entwickelt hat.81 Es ist zu erkennen, dass diejenigen Gazellenunternehmen, die zum frühestmöglichen Zeitpunkt ihr Beschäftigtenwachstum starten im Wachstumszeitraum kontinuierlich wachsen (Durchschnitt von 16 Mitarbeitern im Startjahr auf 43 Mitarbeiter am Ende der Wachstumsphase). Die späteren 79 http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Statistik-nach-Themen/Zeitreihen/Generische-Publikationen/Beschaeftigte- Zeitreihe.xls 80 Der vorgenommene Vergleich ist nur als vage Referenzgröße zu betrachten, da die sozialversicherten Beschäftigten nur die Anges- tellten beinhalten, die Zahlen der Creditreform jedoch auch die Gründer mit enthalten. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Zahl der sozialversicherten Beschäftigten auch den öffentlichen Dienst mit berücksichtigt. 81 Technische Anmerkung: Da die Werte zu der Mitarbeiteranzahl im Betrachtungszeitraum abnehmend ist, da in den späten Jahren noch keine Daten vorlagen, wurden die Werte prognostiziert. Hierbei wurde so vorgegangen, dass die Wachstumsrate des Mitarbeiterwachstums für jedes Jahr bestimmt wurde und diese dann in einem weiteren Schritt gemittelt für jedes Jahr berechnet wurde. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 43 Starter und damit alle Unternehmen, die erst ab dem Jahr zwei nach Gründung und später mit dem Wachstum beginnen, generieren das definierte Beschäftigtenwachstum von 72,8 Prozent in der Regel innerhalb eines Jahres und wachsen danach nicht weiter. Diese Aussage trifft auf alle weiteren Gazellenunternehmen zu und wurde exemplarisch in Abbildung 5-9 für die Unternehmen gezeigt, die 4, 7, 10 und 15 Jahre nach ihrer Gründung ihr Gazellenwachstum starteten. Abbildung 5-8: Entwicklung der Anzahl der Mitarbeiter bei frühen und späten Startern der Gazelle- Beschäftigte (Median) nunternehmen 60 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Jahre nach Gründung Gazellen 4 Jahre nach Gründung Gazellen 7 Jahre nach Gründung Gazellen 10 Jahre nach Gründung Gazellen 15 Jahre nach Gründung N= auf Grundlage von 13.021 Gazellen prognostiziert ohne Berücksichtigung der Gründungskohorte 2007 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Die Mitarbeiterzahl ist bei allen Gazellen zu Beginn der Wachstumsphase nahezu konstant und liegt bei rund 15 Personen, unabhängig davon, nach wie vielen Jahren nach der Gründung das Wachstum beginnt. Dies ist zum Teil dem Umstand geschuldet, dass die Definition der Gazelle mindestens zehn Mitarbeiter verlangt. Bemerkenswert sind dennoch folgende Ergebnisse. Zum einem haben die Spätstarter-Gazellen am Ende der Wachstumsphase signifikant weniger Arbeitsplätze geschaffen als die Frühstarter-Gazellen. Zum anderen wachsen die Früh- und Spätstarter auf unterschiedliche Weise. Während die Frühstarter relativ konstant in der dreijährigen Wachstumsphase wachsen, wachsen die Spätstarter sehr sprunghaft. Weiterhin wachsen die Frühstarter-Gazellen auch nach den drei Jahren des definierten Wachstumszeitraumes weiter, während die Spätstarter-Gazellen auf dem erreichten Niveau verbleiben und sich anscheinend konsolidieren. So kann für die frühen Starter auch gezeigt werden, dass diese nach dem Erreichen des Gazellenstatus in den nachfolgenden acht Jahren ein weiteres Mitarbeiterwachstum von über 20 Prozent realisieren. Damit können Unternehmen, die von Beginn an wachsen, ihr Wachstum, wenngleich in abgeschwächter Form, auch nach dem Erreichen des Gazellenstatus fortsetzen. Diejenigen Gazellen, die ihr Wachstum zu einem späteren Zeitpunkt starten, können jedoch nach ihrer einmaligen Wachstumsphase kein weiteres starkes Wachstum generieren. Zwar zeigen sich leichte Ausschläge nach oben und unten, aber ein signifikantes Wachstum ist nicht zu verzeichnen. Auch die absolute Anzahl der Mitarbeiter ist bei denjenigen Unternehmen, die direkt nach ihrer Gründung wachsen, am höchsten. Dies unterstreicht die Bedeutung der Gruppe der frühen Wachstumsunternehmen. Weiterhin ist von Interesse, ob die Gazellenunternehmen im Betrachtungszeitraum an Wachstumskraft verloren haben. In Kapitel 4.3.3.1 musste konstatiert werden, dass die absolute Anzahl der Gazellenunternehmen ab dem Jahr 2000 kontinuierlich gesunken ist. Auch sank der Anteil der Gazellenunternehmen an allen Gründungen ab dem Jahr 2000 kontinuierlich. Es wird vermutet, dass dieser Abfall vor allem eine Reaktion auf die externen Krisen des Jahres 2000 und folgender Jahre ist. Abbildung 5-9 zeigt hingegen, dass hinsichtlich der durchschnittlichen Anzahl bereitgestellter Arbeitsplätze im Zeitverlauf kein Rückgang zu verzeichnen ist. Hierzu wurde die Entwicklung des Medians der Frühstarter-Gazellenunternehmen direkt nach Erreichen des Gazel- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 44 lenstatus für den gesamten Untersuchungszeitraum für jede Gründungskohorte dargestellt. Das Wachstumspotenzial der Gazellenunternehmen scheint im Zeitablauf also konstant. Abbildung 5-9: Entwicklung der Mitarbeiteranzahl in den Gründungsjahrgängen, nur Frühstarter 60 Mitarbeiter (Median) 50 40 30 20 10 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Gründungsjahrgang Mitarbeiteranzahl N= 7.882 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Nach dieser allgemeinen Darstellung der Bereitstellung an Arbeitsplätzen durch schnell wachsende Jungunternehmen werden die Gazellen nun hinsichtlich ihres Potenzials, Arbeitsplätze zu schaffen bzw. bereitzustellen genauer untersucht. Da auch die Gruppe der Gazellenunternehmen hinsichtlich ihres Wachstumspotenzials nicht homogen ist, werden sie in zwei Gruppen aufgeteilt Diejenigen Unternehmen, die im gesamten Betrachtungszeitraum eine Beschäftigtenanzahl von mindestens 100 Beschäftigten erzielen und diejenigen Unternehmen, die weniger als 100 Arbeitsplätze bereitstellen. Im Folgenden werden diejenigen Gazellen, die mehr als 100 Arbeitsplätze bereitstellen als „Super-Gazellen“ bezeichnet, um sie von den übrigen Gazellenunternehmen abzugrenzen. Abbildung 5-10: Anteil der Gazellen mit 100 und mehr Beschäftigten sowie unter 100 Beschäftigten 28% 72% Gazelle Super-Gazelle N= 13.021 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 45 Wie in Abbildung 5-9 dargestellt, stellt zirka jedes vierte Unternehmen der identifizierten Gazellenunternehmen mehr als 100 Arbeitsplätze zur Verfügung. Interessanterweise verändert sich dieses Verhältnis im Betrachtungszeitraum nicht. Trotz des konstatierten Rückganges der absoluten Anzahl der Gazellenunternehmen ab dem Jahr 2000 bleibt demnach das Potenzial, Arbeitsplätze zu schaffen, stabil. Wenn, wie vermutet, die externen Krisen einen Einfluss darauf nehmen, wie viele Unternehmen zu einer Gazelle werden, scheinen diese keinen Einfluss darauf zu haben, – wenn Unternehmen den Sprung zu einer Gazelle realisieren – wie viele Arbeitsplätze sie schaffen. Mit anderen Worten, es generieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weniger Unternehmen schnelles Wachstum, das Wachstum, welches generiert wird, ist davon jedoch unabhängig. In diesem Zusammenhang scheint es auch interessant, ob sich die beiden Unternehmenstypen (Super-Gazellen und Gazellen) schon zum Gründungszeitpunkt in Bezug auf ihre Anzahl an Beschäftigten unterscheiden. Mit anderen Worten, starten diejenigen Unternehmen, die mehr als 100 Beschäftigte haben, mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern wie die kleineren Unternehmen? Abbildung 5-11 vergleicht über alle Unternehmen den Median der Anzahl der Mitarbeiter für Gazellen und Super-Gazellen zum Zeitpunkt des Basisjahres, nach Beendigung des definierten Wachstumszeitraumes (drei Jahre nach dem Basisjahr) und zu dem Zeitpunkt, zu dem die Unternehmen ihren höchsten Mitarbeiterstand erreichen. Abbildung 5-11: Vergleich Anzahl Mitarbeiter der Gazellen und Super-Gazellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten Anzahl Mitarbeiter (Median) 250 200 150 Super-Gazelle 100 Gazelle 50 0 Mitarbeiter im Basisjahr Mitarbeiter nach Wachstumszeitraum Mitarbeiter max. N= 13.021 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Wie sich zeigt, starten Unternehmen, die zu Super-Gazellen werden, bereits mit weit mehr Mitarbeitern als die übrigen Gazellenunternehmen. So beschäftigen die Super-Gazellen schon vor dem definierten Wachstumszeitraum 50 Mitarbeiter und nach der Wachstumsperiode 150 Mitarbeiter. Die übrigen Gazellenunternehmen starten demgegenüber mit durchschnittlich 14 Mitarbeitern und verfügen nach dem Wachstumszeitraum über 34 Arbeitsplätze. Es zeigt sich, dass nicht nur die Anzahl der Mitarbeiter in der Gruppe der Super-Gazellen höher als in der Vergleichsgruppe ist, sondern auch die Steigerungsraten der Beschäftigtenanzahl höher ausfallen. Die SuperGazellen konnten somit trotz höherer absoluter Beschäftigtenzahlen im Basisjahr in ihrem dreijährigem Wachstumszyklus im Median die Beschäftigtenanzahl um 200 Prozent erhöhen, während es bei den Gazellenunternehmen nur 143 Prozent waren. Somit gehen vor allem von der kleinen Teilgruppe der Super-Gazellen die wesentlichsten Wachstumseffekte hinsichtlich der Arbeitsplätze aus. Auch nachdem der Status der Gazelle vollends erreicht wurde, konnte weiteres Wachstum realisiert werden. So konnten Unternehmen, die der Gruppe der Super-Gazellen zugerechnet werden, noch zusätzlich um 33 Prozent wachsen, wohingegen die Gazellenunternehmen nur weitere 18 Prozent Wachstum erzielten. Somit kann geschlossen werden, dass der Startpunkt eines Unternehmens den weiteren Wachstumspfad vorgibt. Es kann gezeigt werden, dass Unternehmen, die mit einer höheren Mitarbeiterzahl starten, auch in der Zukunft stärkeres Wachstum generieren. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 46 Diese Aussage verstärkt sich noch, wenn nur diejenigen Unternehmen betrachtet werden, die zu ihrem frühestmöglichen Zeitpunkt (vier Jahre nach der Gründung) zu Gazellenunternehmen geworden sind. Abbildung 5-12 stellt diese Teilgruppe gesondert dar. Zwar starten die frühen Supergazellen im Basisjahr mit weniger Mitarbeitern als die übrigen Supergazellen, realisieren aber im Zeitverlauf höhere Wachstumsraten. Abbildung 5-12: Vergleich Anzahl Mitarbeiter der Gazellen und Super-Gazellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten (nur Unternehmen 4 Jahre nach Gründung) Anzahl Mitarbeiter (Median) 250 200 150 Super-Gazelle 100 Gazelle 50 0 Mitarbeiter im Basisjahr Mitarbeiter nach Wachstumszeitraum Mitarbeiter max. N= 7.455 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Zusammengefasst starten die Super-Gazellen mit mehr Mitarbeitern und wachsen dynamischer innerhalb des Wachstumszeitraumes. Diese Aussage ist zum Teil der Definition geschuldet. Dennoch zeigt sich, dass die Super-Gazellen auch nach den drei Jahren dynamischer als die normalen Gazellen wachsen. Sie besitzen demnach das größere Potenzial zur Schaffung weiterer neuer Arbeitsplätze. Während insbesondre von den Spätstarter-Gazellen nach der definierten Wachstumsperiode kaum noch positive Arbeitsmarkteffekte ausgehen. In Relation zu allen bereitgestellten Arbeitsplätzen durch Neugründungen ab dem Jahr 1995 wurde 2010 jeder sechste Arbeitsplatz von einem Gazellenunternehmen zur Verfügung gestellt. Diejenigen Gazellenunternehmen, die direkt nach ihrer Gründung den Sprung zu einer Gazellen schaffen, stellen im Vergleich zu den Spätstartern mehr Arbeitsplätze zur Verfügung und generieren weiterhin nachhaltiges Mitarbeiterwachstum. Diese weisen auch ein konstantes Wachstumspotenzial im Untersuchungszeitraum auf. Unternehmen mit hohen Mitarbeiterzahlen bei der Gründung und schnellem Wachstum besitzen das höchste Wachstumspotenzial und generieren somit den Großteil der Arbeitsplätze. 5.2.4 Sektorspezifische Betrachtung der Gazellenunternehmen Im Folgenden wird die Untersuchung der Gazellenunternehmen branchenspezifisch fortgesetzt, um einen Überblick darüber zu erhalten, ob es Sektoren oder Branchen gibt, in denen Gazellenunternehmen in einem größeren Umfang entstehen als in anderen. Weiterhin soll untersucht werden, ob das Wachstum der Gazellenunternehmen in den einzelnen Branchen unterschiedlich ist. Da, wie in dem vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde, von denjenigen Gazellenunternehmen, die direkt im Anschluss ihrer Gründung entstehen, ein besonderes Wachstumspotenzial ausgeht, werden in diesem Kapitel nur die Frühstarter-Gazellenunternehmen betrachtet. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 47 Zunächst erfolgt überblicksartig eine Betrachtung der Gazellenunternehmen auf der Ebene der acht Hauptsektoren.82:: • verarbeitende Gewerbe, Bergbau, Energie- und Wasserversorgung (WZ 1041)beinhalten auch die Spitzen- und Hochwertige Technologie (SHT), im Folgenden abgekürzt als: vG, Bb, En • Baugewerbe (WZ 45), im Folgenden abgekürzt als: Bau • Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz (WZ 50-52), im Folgenden abgekürzt als: Handel • Transportgewerbe, Verkehrs- und Postdienstleistungen (WZ 60-63, 64.1), im Folgenden abgekürzt als: Verkehr • forschungs- und wissensintensive Dienstleistungen (wDL, WZ 64.2, 72-73, 74.174.4), im Folgenden abgekürzt als: fwDL • sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen inkl. Banken/Versicherungen (WZ 6567, 71.1-71.3, 74.5-74.8, 90), im Folgenden abgekürzt als: suDL • konsumnahe Dienstleistungen (WZ 55, 70, 71.4, 80.4, 85, 92-93), im Folgenden abgekürzt als: kDL • nicht-gewerbliche Wirtschaft Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (WZ 01-05), öffentliche Verwaltung (WZ 75), öffentliches Unterrichtswesen (WZ 80.180.3), Interessenvertretungen (WZ 91), private Haushalte (WZ 95), Einrichtungen anderer Staaten und internationaler Organisationen (WZ 99), im Folgenden abgekürzt als: nG Abbildung 5-13 stellt die absolute Anzahl der Gazellenunternehmen nach obiger Sektoreneinteilung dar. Es zeigt sich, dass sich die größte absolute Anzahl an Gazellenunternehmen in den Sektoren des verarbeitenden Gewerbes, Bergbau und Energie und des Handels entwickelt. Die absolute Anzahl der Frühstarter-Gazellen nimmt im Zeitverlauf jedoch ab. Bis zum Jahr 2003 liegt die Anzahl der Frühstarter-Gazellen in diesem Sektor bei zirka 170 Unternehmen und ab dem Jahr 2004 sinkt die Anzahl pro Jahrgang auf zirka 90 Unternehmen. Im Sektor Verkehr und im Sektor Bau entstehen selten schnell wachsende Jungunternehmen. Im Baugewerbe ist jedoch interessant, dass zu Beginn des Betrachtungszeitraumes die Anzahl der Unternehmen, die schnelles Wachstum generieren konnten, relativ hoch war, sich dies im Zeitverlauf jedoch deutlich veränderte. Entwickelten sich aus der Gründungskohorte 1995 im Jahr 1999 noch 145 Unternehmen zu Gazellen, fiel die Zahl in den Folgejahren kontinuierlich ab und somit erreichten im Jahr 2010 nur noch 34 Unternehmen dieses Sektors den Gazellenstatus. An diesem Beispiel lässt sich der Strukturwandel des Sektors Bau ablesen. Während in den 90er Jahren aufgrund des Aufbau Ost in den neuen Bundesländern noch eine gute Auftragslage im Bereich des Bauwesens herrschte, verschlechterte sich diese mit Beginn des neuen Jahrtausends. Der Sektor der nichtgewerblichen Wirtschaft bringt nur selten schnell wachsende Jungunternehmen hervor. In den Dienstleistungssektoren sind die Gazellenunternehmen im Sektor der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen (fwDL) am stärksten vertreten, gefolgt von Unternehmen der konsumnahen Dienstleistungen (kDL). Im Zeitverlauf zeigt sich jedoch, dass die Gründungen im Sektor der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen bis zum Jahr 2004 und damit den Gründungskohorten bis zum Jahrgang 2000 eine relativ hohe und gleichbleibende Anzahl an Frühstarter-Gazellenunternehmen hervorbringen. Ab dem Jahr 2004 sinkt die Anzahl der Unternehmen in diesem Sektor jedoch stark und konsolidiert sich auf einem sehr niedrigen Niveau. So entstehen aus den Gründungskohorten der Jahre 1995 bis 2000 in diesem Sektor im Durchschnitt pro Jahrgang zirka 120 Frühstarter-Gazellenunternehmen und ab dem Gründungsjahrgang 2001 pro Jahrgang nur noch 50 Gazellenunternehmen. Dahingegen verzeichnet der Sektor der konsumnahen Dienstleistungen nur einen geringen Rückgang der Frühstarter-Gazellen über den Zeitverlauf und der Sektor der nicht-gewerblichen Wirtschaft keinen, dies jedoch auf einem sehr geringem Niveau. 82 Rammer, Christian (2007): Unternehmensdynamik in Deutschland 1995-2005 im internationalen Vergleich, Zentrum für Europä- ische Wirtschaftsforschung (ZEW). STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 48 Die Unternehmen im Sektor der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen sowie im Sektor des verarbeitenden Gewerbes, Bergbaus und der Energie scheinen, im Vergleich zu den anderen Sektoren, nach dem Jahr 2000 einen besonders starken Rückgang an wachstumsstarken jungen Unternehmen zu verzeichnen. Somit liegt der Schluss nahe, dass die Unternehmen in den Sektoren unterschiedlich stark von Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen getroffen werden. Um das genauer zu untersuchen, erfolgt im nachfolgenden Kapitel eine branchenspezifische Untersuchung anhand der Wirtschaftszweigklassifikation auf dreifacher Ebene in Relation zu dem Unternehmens- und Gründungsaufkommen der einzelnen Branchen. Abbildung 5-13: Anzahl der Frühstarter-Gazellen in den acht Hauptsektoren 200 180 160 140 Anteil 120 100 80 60 40 20 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Gazellenjahrgang vG, Bb, En Bau Handel Verkehr fwDL suDL kDL nG N= 7.428 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform In der Gesamtschau verdeutlicht Abbildung 5-13 jedoch, dass sich in allen acht Sektoren der Einbruch der Gazellenunternehmen, der im vorhergehenden Kapitel bereits für über alle Gazellenunternehmen beschrieben wurde, ab dem Gründungsjahrgang 2000 und damit im Jahr 2004 widerspiegelt. Dies jedoch in einem unterschiedlich starken Ausmaß. Daher ist es von Interesse, inwiefern die einzelnen Sektoren von diesem Rückgang im Verhältnis zu allen geschaffenen Frühstarter-Gazellenunternehmen betroffen waren. Hierzu stellt die Abbildung 5-14 den Anteil der Sektoren an allen Frühstarter-Gazellen im Zeitverlauf dar. So ist zu erkennen, dass der Sektor verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie (vg, Bb, En) im gesamten Zeitverlauf relativ konstant den höchsten Anteil an den FrühstarterGazellen stellt. Beim Sektor Bau kann ein kontinuierlicher Rückgang des Anteils an Gazellen konstatiert werden. Die Unternehmen im Sektor Verkehr tragen in den Jahren bis 2004 nur mit gut fünf Prozent zu den entstanden Frühstarter-Gazellen bei, in den Folgejahren steigt ihr Anteil jedoch auf über acht Prozent. Der Handel stellt über den gesamten Zeitraum einen relativ hohen Anteil der Frühstarter-Gazellen und das auf einem konstanten Niveau. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-14: 49 Anteil der Frühstarter-Gazellen in den acht Hauptsektoren an allen FrühstarterGazellen 25,00% 20,00% Anteil 15,00% 10,00% 5,00% 0,00% 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Gazellenjahrgang vG, Bb, En Bau Handel Verkehr fwDL suDL kDL nG N= 7.428 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Die Unternehmen in den Sektoren der konsumnahem Dienstleistungen und der sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen können ihren Anteil an den Frühstarter-Gazellen konstant ausbauen. Während die Unternehmen des Sektors der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen nach einer starken Wachstumsphase bis 2004 massiv an Anteil verlieren (zirka 50 Prozent des Volumens vor 2004). Nachdem auf der Ebene der Sektoren ein kurzer Überblick über die Anzahl der FrühstarterGazellenunternehmen im Zeitverlauf und deren Anteile an allen FrühstarterGazellenunternehmen sowie an allen Gründungen in den jeweiligen Sektoren gegeben wurde, soll nachfolgend untersucht werden, ob die Gazellenunternehmen der Sektoren ein unterschiedliches Wachstumsverhalten aufweisen. Es soll untersucht werden, ob es Sektoren gibt, deren Unternehmen zu einem sehr frühen oder eher späten Zeitpunkt nach Gründung das Gazellenwachstum erreichen. Abbildung 5-15 stellt alle acht Hauptsektoren dar. Auf der Ordinate wird der Anteil der Gazellenunternehmen an allen Gazellenunternehmen im jeweiligen Sektor abgebildet und auf der Abszisse die Jahre nach der Gründung der Unternehmen. Hier zeigt sich, dass zwischen den Sektoren Unterschiede bestehen, wie hoch der Anteil ihrer Gazellenunternehmen an allen Gazellenunternehmen ist in Bezug auf den Zeitpunkt, wann die Unternehmen zu einer Gazelle werden. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-15: 50 Wachstumsdynamik der Sektoren im Zeitverlauf, gemessen an allen Gazellenunternehmen 100% 90% Anteil 80% 70% 60% 50% 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Jahre nach Gründung vG, Bb, En Bau Handel Verkehr fwDL suDL kDL nG N= 12.989 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform In drei Sektoren erreichen vier Jahre nach ihrer Gründung bereits mehr als 60 Prozent der Unternehmen den Gazellenstatus. Hierbei handelt es sich um die Sektoren sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen (65 Prozent), Bau (63 Prozent) und forschungs- und wissensintensive Dienstleistungen (60 Prozent). Diese Sektoren können als sogenannte „Frühstarter-Sektoren“ bezeichnet werden. In den Sektoren verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie (55 Prozent), Verkehr (55 Prozent), nicht gewerbliche Gründungen (55 Prozent), Handel (54 Prozent) und konsumnahe Dienstleistungen (54 Prozent) erreichen die Unternehmen erst zu einem späteren Zeitpunkt das geforderte Gazellenwachstum und können somit tendenziell als „Spätstarter-Sektoren“ bezeichnet werden. Neben dem Vergleich direkt nach der Gründung, zeigt sich, dass der weitere Verlauf zwischen den Sektoren mit ähnlichem Ausgangsniveau sehr ähnlich verläuft. Der Anstieg der Kurven der Sektoren ist also fast gleich. In einem nächsten Schritt soll untersucht werden, ob es einen Unterschied zwischen den Sektoren bezüglich der von den Gazellenunternehmen geschaffenen Anzahl an Beschäftigten gibt. In diesem Zusammenhang werden die durchschnittlich von Gazellen bereitgestellten Arbeitsplätze auf Ebene der Sektoren im Zeitablauf betrachtet (Median). Auch in dieser Darstellung gingen nur die Frühstarter-Gazellen ein, da von ihnen einerseits die deutlichsten Wachstumseffekte und andererseits der Hauptanteil der Gazellenunternehmen ausgehen. In der Abbildung 5-17 ist jeweils die Anzahl der Beschäftigten der Frühstarter-Gazellen kumuliert über die Jahre dargestellt. Wie Abbildung 5-16 zeigt, sind die Beschäftigungseffekte, die von den einzelnen Sektoren ausgehen, sehr unterschiedlich. Die Gazellen in den Sektoren Bau, Verkehr, gewerbliche Wirtschaft und nicht-gewerbliche Wirtschaft stellen mit Abstand die wenigsten Arbeitsplätze zur Verfügung. Wesentliche Beschäftigungseffekte gehen dahingegen von den Sektoren verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie und den sonstigen unternehmensnahen und konsumnahen Dienstleistungen aus. Weiterhin ist in der Abbildung zu erkennen, dass die Gazellenunternehmen in den Sektoren über ein unterschiedliches Wachstumspotenzial an Beschäftigung verfügen. Die Frühstarter-Gazellen im Sektor verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie weisen über die Jahre STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 51 bis 2006 ein kontinuierliches Beschäftigungswachstum auf, dies obwohl die absolute Anzahl an Frühstarter-Gazellen in diesen Jahren deutlich schwankten. Abbildung 5-16: Durchschnittlich bereitgestellte Beschäftigtenanzahl der Frühstarter-Gazellen im Untersuchungszeitraum nach Sektoren 140.000 Anzahl Beschäftigte 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Jahr vG,Bb,En Bau Handel Verkehr fwDL suDL kDL nG N= 7.428 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Mit Blick auf die Unterscheidung der Sektoren ist es weiterhin von Interesse, ob Unterschiede hinsichtlich der Größe der Gazellenunternehmen bestehen. Mit anderen Worten, wie verteilen sich die identifizierten Super-Gazellen von ihrem Anteil her auf die einzelnen Sektoren? Die Super-Gazellen, also jene Gazellenunternehmen mit 100 und mehr Beschäftigten, entstehen in allen acht Hauptsektoren. Dennoch gibt es zwischen den Sektoren deutliche Unterschiede. Abbildung 5-18 zeigt für die Gruppe der Frühstarter-Gazellen (vier Jahre nach Gründung) die Aufteilung der Super-Gazellen auf die Sektoren. Der höchste Anteil an dieser sehr wachstumsstarken Teilgruppe der Gazellen kommt aus den sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen (20 Prozent), dem verarbeitenden Gewerbe, Bergbau und Energie (19 Prozent) und den konsumnahen Dienstleistungen (18 Prozent). Vergleicht man den Anteil der Super-Gazellen über alle Dienstleistungssektoren mit denen der gewerblichen Wirtschaft, so zeigt sich, dass 53 Prozent der Super-Gazellen aus den Dienstleistungsunternehmen hervorgehen und 44 Prozent aus der gewerblichen Wirtschaft kommen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-17: 52 Anteile der Super-Gazellen (nur Frühstarter, 4 Jahre nach Gründung) an den Sektoren 3% 19% 18% 4% 15% 20% 6% 15% Vg, Bb, En Bau Handel Verkehr fwDL suDL kDL nG N= 2.204 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Abbildung 5-17 stellt nun dar, wie hoch der Anteil der Super-Gazellen an allen Gazellen dieses Sektors ist. Damit kann gezeigt werden, in welchem Sektor der Anteil am höchsten ist. Oder in welchem Sektor die besten Chancen bestehen, nicht nur eine Gazelle, sondern eine SuperGazelle zu werden. Auch hierzu wurde die Teilgruppe der Frühstarter untersucht. Abbildung 5-18: Anteile der Super-Gazellen (nur Frühstarter, 4 Jahre nach Gründung) an den Sektoren vG, Bb, En Bau Handel Verkehr fwDL suDL kDL nG 30% 10% 25% 28% 33% 47% 34% 28% 0% 10% 20% 30% 40% 50% Anteil N= 2.204 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Hier zeigt sich, dass in den Sektoren in einem sehr unterschiedlichen Maß das Potenzial besteht, sehr wachstumsstarke Unternehmen hervorzubringen. In allen Dienstleistungssektoren liegt der Anteil der Super-Gazellen bei über 30 Prozent und im Sektor der sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen bei 47 Prozent. Das heißt, dass in diesem Sektor von allen Frühstarter-Gazellen nahezu jedes zweite Unternehmen auf über 100 und mehr Beschäftigte wächst. Aber auch für die Unternehmen der konsumnahen Dienstleistungen und forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen zeigt sich, dass jede dritte Gazelle zu einer Super-Gazelle wird. Im Sektor Bau ist der Anteil dieser wachstumsstarken Teilgruppe mit nur zehn Prozent am geringsten. Im Bereich des Handels wird jede vierte Gazelle zu einer Super-Gazelle und auch im Bereich des verarbeitenden Gewerbes schafft es nahezu jede dritte Gazelle auf eine Beschäftigtenzahl von 100 und mehr. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 53 In allen Sektoren ist ein Rückgang der Gazellenunternehmen im Untersuchungszeitraum zu verzeichnen. Die Sektoren sind jedoch in unterschiedlichem Ausmaß von dem Verlust an wachstumsstarken Jungunternehmen betroffen. Den stärksten Rückgang verzeichnen die Unternehmen der Sektoren verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie sowie der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen an frühstartenden jungen Wachstumsunternehmen nach dem Jahr 2000. Zwischen den Sektoren gibt es Unterschiede hinsichtlich des Zeitpunktes, wann die Unternehmen ihr Gazellenwachstum beginnen. Es kann in Frühstarter- und Spätstartersektoren unterschieden werden. Unternehmen für unternehmensnahe Dienstleitungen, forschungs- und wissensintensive Dienstleistungen und Bau beginnen ihr Wachstum schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Die Dienstleistungssektoren besitzen, gemessen an der Gesamtzahl der entstandenen Gazellenunternehmen in Deutschland, ein großes Potenzial, wachstumsstarke Unternehmen hervorzubringen. Jedes dritte Unternehmen wächst in diesen Sektoren auf eine Beschäftigtenzahl von 100 und mehr. 5.2.5 Branchenspezifischer Vergleich der Gazellenunternehmen zum Unternehmensbestand Nachdem nun auf der Ebene der Sektoren ein erster Überblick darüber gegeben wurde, wie sich die schnell wachsenden Jungunternehmen auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche verteilen und welche Unterschiede in der Wachstumsdynamik der einzelnen Sektoren in Bezug auf das Gazellenwachstum bestehen, werden nachfolgend auf Ebene der drei und vierstelligen Wirtschaftszweigklassifikation die Gazellenunternehmen in Bezug auf den Gesamtunternehmensbestand und den Gründungsbestand untersucht. Ein Vergleich der Gazellenunternehmen zum Unternehmensbestand erfolgt auf der Basis des Bestandes an Gazellenunternehmen zum Zeitpunkt 2010 und damit dem Gesamtbestand der Gazellenunternehmen (13.021). Dem steht ein Unternehmensbestand von 3.885.653 aktiven Unternehmen in 2006 gegenüber.83 Dies entspricht einer Quote von 0,34 Prozent. Damit war zum Zeitpunkt des Jahres 2006 zirka jedes dreihundertste bestehende Unternehmen in Deutschland eine Gazelle. Hierbei muss einschränkend gesagt werden, dass nur diejenigen Gazellenunternehmen aus den Gründungsjahren zwischen 1995 und 2006 berücksichtigt werden, die bis zum Jahr 2010 den Status einer Gazelle erreicht haben. Ein Vergleich des Unternehmensbestandes mit dem der Gazellenunternehmen auf der Basis des Vergleichsjahres 2006 zeigt, dass schnell wachsende Jungunternehmen in so gut wie allen Branchen entstehen. Insgesamt gibt es auf der WZ-3-Ebene 222 Branchen, in denen bestehende Unternehmen agieren. Dahingegen gab es 199 Branchen, in denen auch Gazellenunternehmen entstanden sind. Somit sind in nur 23 Branchen keine Gazellen zu finden Tabelle 5-2 listet all diejenigen Branchen auf, in denen keine Gazellenunternehmen im Beobachtungszeitraum entstanden sind. Generell kann jedoch gesagt werden, dass schnell wachsende Jungunternehmen in allen Wirtschaftsbereichen entstehen. 83 Der Vergleich der Gazellenunternehmen zum Bestandsjahr 2006 erfolgt, da die Gazellenunternehmen, die in der Untersuchung berücksichtigt werden können, aus den Gründungskohorten 1995 bis 2006 kommen. Die zeitliche Differenz zum Jahr 2010 kommt daher, dass den Gazellenunternehmen, neben einem Wartejahr (gewählt auf Grund der Datenverfügbarkeit) ein dreijähriger Wachstumszeitraum eingeräumt werden muss. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Tabelle 5-2: 54 Branchen, in denen keine Gazellenunternehmen entstanden Branchen ohne Gazellenunternehmen, verglichen mit Unternehmensbestand Bergbau auf chemische und Düngemittelminerale Bergbau auf Uran- und Thoriumerze Braunkohlenbergbau und –brikettherstellung Eisenerzbergbau Fischerei und Fischzucht Gelegenheitsflugverkehr Gewerbliche Jagd Gewerkschaften Gewinnung von Erdöl und Erdgas Gewinnung von Salz Herstellung und Verarbeitung von Spalt- und Brutstoffen Herstellung von Dampfkesseln (ohne Zentralheizungskessel) Herstellung von keramischen Wand- und Bodenfliesen und -platten Herstellung von Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln Herstellung von Zement, Kalk und gebranntem Gips Kokerei Mineralölverarbeitung NE-Metallerzbergbau (ohne Bergbau auf Uran- und Thoriumerze) Raumtransport Steinkohlenbergbau und -brikettherstellung Tabakverarbeitung Transport in Rohrfernleitungen Zurichtung und Färben von Fellen, Herstellung von Pelzwaren Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Dennoch unterscheiden sich die Branchen in denen schnell wachsenden Jungunternehmen entstehen deutlich in Bezug auf ihren Anteil an Gazellenunternehmen, gemessen am Gesamtunternehmensbestand. Da in so gut wie allen Branchen Gazellenunternehmen entstehen, werden im Folgenden nur diejenigen Branchen genauer betrachtet, in den entweder besonders viele oder wenige Gazellenunternehmen entstehen. Abbildung 5-19 stellt diejenigen 20 Branchen auf der Ebene der WZ-3-Ebene vor, die gemessen am Unternehmensbestand den höchsten Anteil an Gazellenunternehmen aufweisen.84 Diejenige Branche mit dem höchsten Gazellenanteil am Unternehmensbestand (3,65 Prozent) ist die Branche der Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften und damit die Branche der Zeitarbeitsfirmen. Diese Branche ist jedoch für das Gesamtbild der 20 stärksten Gazellenbranchen nicht typisch. Vielmehr kommen fünfzehn der zwanzig Branchen aus dem Bereich der Erzeugung oder Herstellung von Gütern beziehungsweise dem verarbeitenden Gewerbe. Die zweitstärkste Branche, in der, gemessen an der Branchengröße, Gazellenunternehmen entstehen, ist die Herstellung von Teilen und Zubehör für Kraftwagen, gefolgt von der Herstellung und Erzeugung weiterer Rohstoffe. Es zeigt sich, dass die für die deutsche Wirtschaft stehenden traditionellen Branchen, gemessen an der Branchengröße, die meisten Gazellenunternehmen hervorbringen. Die Dienstleistungsbranchen, die zwar einen Großteil der absoluten Anzahl an Gazellenunternehmen ausmachen, sind gemessen an ihrer Branchengröße nur mit zwei Branchen, der Überlassung von Arbeitskräften und der Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin, unter den 20 stärksten Branchen vertreten. 84 Um ganz kleine Branchen beziehungsweise Nischen auszuschließen, wurde als zusätzliches Kriterium eingeführt, dass mindestens 16 Gazellenunternehmen in der Branche entstanden sind. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-19: 55 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006 85 Gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung… 3,65% Herstellung von Teilen und Zubehör für… 2,23% Erzeugung von Roheisen, Stahl und… 2,11% Erzeugung und erste Bearbeitung von NE-… 2,06% Herstellung von elektronischen Bauelementen 2,05% Sozialwesen 2,01% Herstellung von Werkzeugmaschinen 1,88% Gießereiindustrie Herstellung von Kunststoffwaren Herstellung von Maschinen für die Erzeugung… Herstellung von chemischen Grundstoffen Herstellung von Gummiwaren Herstellung von sonstigen Maschinen für… 1,77% 1,60% 1,54% 1,51% 1,41% 1,35% Recycling von nichtmetallischen Altmaterialien… 1,23% Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-,… 1,22% Herstellung von sonstigen Eisen-, Blech- und… Detekteien und Schutzdienste Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen Herstellung von Maschinen für sonstige… Spedition 1,19% 1,19% 1,19% 1,15% 1,14% 0,00% 0,50% 1,00% 1,50% 2,00% 2,50% 3,00% 3,50% 4,00% Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Auch ein Blick auf die 50 stärksten Branchen, in denen Gazellenunternehmen gemessen am Unternehmensbestand vertreten sind, zeigt, dass das verarbeitende Gewerbe mit 43 von 50 Branchen diejenigen Branchen sind, die die meisten Gazellenunternehmen hervorbringen. Dahingegen sind nur sieben Dienstleistungsbranchen unter den fünfzig stärksten Gazellenbranchen. Somit kann gesagt werden, dass schnell wachsende Jungunternehmen, in Bezug auf ihre Branchengröße verstärkt aus der erzeugenden und verarbeitenden gewerblichen Wirtschaft kommen. In Abbildung 5-20 werden nun diejenigen 20 Branchen dargestellt, in denen der Anteil der Gazellenunternehmen gemessen am Gesamtbestand aller Unternehmen am geringsten ausfällt. Im Gegensatz zu denjenigen Branchen, in denen der Anteil der Gazellen am Gesamtbestand der Unternehmen hoch war, zeigt sich, dass unter den 20 Branchen mit nur wenigen Gazellenunternehmen klar die Dienstleistungsbranchen überwiegen. So sind unter den 20 Branchen insgesamt 17 Branchen, die Dienstleistungen anbieten. Somit entstehen in den Dienstleistungsbranchen zwar absolut gesehen viele Gazellenunternehmen (vgl. Aussagen im vorhergehenden Abschnitt), jedoch ist, gemessen an der Anzahl an Unternehmen in diesen Branchen, die Chance, ein schnell wachsendes Jungunternehmen zu werden, eher gering. 85 Die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen und der Gründungen in diesen Branchen wird in Anhang 5. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-20: 56 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006 86 Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen 0,17% Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung,… 0,16% Werbung 0,16% Reparatur von Gebrauchsgütern 0,15% Apotheken; Facheinzelhandel mit medizinischen,… 0,14% Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für … 0,14% Vermietung von Maschinen und Geräten 0,14% Einzelhandel (nicht in Verkaufsräumen) 0,14% Sonstiger Facheinzelhandel 0,12% Erbringung von sonstigen kulturellen und … 0,12% Pflanzenbau 0,12% Sonstiges Baugewerbe 0,12% Sonstiges Gaststättengewerbe 0,11% Mit dem Kreditgewerbe verbundene Tätigkeiten 0,10% Erwachsenenbildung und sonstiger Unterricht 0,10% Handelsvermittlung 0,09% Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken,… 0,09% Sonstige Interessenvertretungen 0,08% Erschließung, Kauf und Verkauf von… mit dem Versicherungsgewerbe verbundene… 0,0% 0,06% 0,02% 0,1% 0,2% Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Verfolgt man diesen Gedanken weiter, ist es interessant zu untersuchen, in welchen Branchen sowohl die absolute Anzahl an Gazellenunternehmen hoch ist als auch die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen gemessen am Gesamtbestand der Unternehmen dieser Branche. Abbildung 5-21 stellt somit diejenigen 20 Branchen dar, in denen diese beiden Kriterien im Vergleich zu allen anderen Branchen am besten erfüllt sind. Mit anderen Worten stellt die Abbildung 5-21 diejenigen Branchen zusammen, die sowohl ein hohes Potenzial aufweisen, Gazellenunternehmen hervorzubringen und die, gemessen an ihrer Branchengröße, auch viele Gazellenunternehmen hervorbringen. 86 Die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen und der Gründungen in diesen Branchen wird in Anhang 6. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-21: 57 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an allen Gazellenunternehmen und dem höchsten Anteil Gazellenunternehmen gemessen am Unternehmensbestand 2006 auf WZ-3-Ebene Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Im Detail zeigt die Abbildung 5-21, dass beispielsweise die Branche des Sozialwesens den höchsten Anteil an schnell wachsenden Jungunternehmen, gemessen an den bestehenden Unternehmen in der Branche Sozialwesen (4,69 Prozent) aufweist und diese Branche auch 2,01 Prozent aller Gazellenunternehmen hervorbringt. Somit können die aufgeführten 20 Branchen als diejenigen bezeichnet werden, die hinsichtlich ihres Potenzials Gazellenunternehmen hervorzubringen und der Wahrscheinlichkeit in dieser Branche ein Gazellenunternehmen zu etablieren, als die interessantesten bezeichnet werden. Schaut man sich die Branchen genauer an, sind neun dieser Branchen Dienstleistungsbranchen und elf Branchen der erzeugenden gewerblichen Wirtschaft. Mit den Dienstleistungsbranchen Erbringung von Unternehmensdienstleistungen, Softwarehäuser und Forschung und Entwicklung im Bereich der Natur-, Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und Medizin sind 3 Dienstleistungsbranchen vertreten, die als forschungs- und wissensintensive Branchen bezeichnet werden können. Interessant ist weiterhin, dass fünf dieser Branchen mit der Herstellung von Maschinen und elektrotonischen Bauelementen unter den 20 wachstumsstärksten Branchen sind. Im Gesamtbild zeigt sich, dass die wissensintensiven Branchen in Deutschland ein hohes Potenzial an Gazellenunternehmen besitzen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 5.2.6 58 Branchenspezifischer Vergleich der Gazellenunternehmen zum Bestand aller Gründungsunternehmen Neben dem branchenspezifischen Vergleich der Gazellenunternehmen in Bezug auf den Gesamtunternehmensbestand im Jahr 2006 ist auch von Interesse, wie sich die Gazellenunternehmen in Bezug auf die Gründungsunternehmen der Gründungskohorten 1995 bis 2006 entwickelt haben. Hierzu wird analog zum Vorgehen beim branchenspezifischen Vergleich der Gazellenunternehmen zum Unternehmensbestand untersucht, welche Branchen im Verhältnis zur Anzahl aller Gründungsunternehmen im Untersuchungszeitraum Gazellenunternehmen hervorgebracht haben. Der Vergleich der Gazellenunternehmen zu den Gründungsunternehmen erfolgt für alle Gründungen der Gründungskohorten 1995 bis 2006. Das gesamte Gründungsaufkommen zwischen den Jahren 1995 und 2006 betrug 2.159.543 Gründungen.87 Gemessen am Gesamtbestand der Gazellenunternehmen (13.021), liegt die Gazellenquote an allen Gründungen demnach bei 0,60 Prozent. Damit entwickelte sich jedes 165ste Gründungsunternehmen aus den Jahren 1995 bis 2006 zu einem schnell wachsenden Jungunternehmen. Auch für den Vergleich mit den Gründungsunternehmen des Untersuchungszeitraumes werden die 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellenunternehmen dargestellt (vgl. Abbildung 5-22) Hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie beim Vergleich zum Unternehmensbestand. In den Branchen Zeitarbeitsfirmen und Sozialwesen entwickeln sich gemessen an allen Gründungen die meisten Gazellenunternehmen. Dennoch sind unter den 20 Branchen 14 Branchen vertreten, die sich mit der Herstellung von Erzeugnisse befassen. Darunter wieder die Herstellung von elektronischen Bauelementen, Kunststoffwaren und Maschinen. Ebenfalls findet sich wieder die Dienstleistungsbranche der Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und Medizin. Abbildung 5-22: 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen 1995-200688 Gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung… Sozialwesen Herstellung von Teilen und Zubehör für … Herstellung von elektronischen Bauelementen Herstellung von Werkzeugmaschinen Herstellung von chemischen Grundstoffen Herstellung von Kunststoffwaren Herstellung von Maschinen für sonstige… Sonstiges Ernährungsgewerbe (ohne… Herstellung von sonstigen Eisen-, Blech- und… Papier-, Karton- und Pappeverarbeitung Herstellung von Maschinen für die Erzeugung … Herstellung von sonstigen Maschinen für … Herstellung von Meß-, Kontroll-, Navigations-… Stahl- und Leichtmetallbau Weiterführende Schulen Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-,… Öffentliche Verwaltung Detekteien und Schutzdienste Herstellung von sonstigen Erzeugnissen 5,16% 4,57% 4,51% 4,47% 4,37% 4,35% 4,25% 4,18% 3,32% 3,28% 3,21% 3,10% 2,86% 2,63% 2,45% 2,41% 2,34% 2,30% 2,27% 2,25% 0,0% 0,5% 1,0% 1,5% 2,0% 2,5% 3,0% 3,5% 4,0% 4,5% 5,0% 5,5% Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Auch hier kann zusammenfassend gesagt werden, dass vor allem Branchen der erzeugenden und verarbeitenden gewerblichen Wirtschaft viele Gazellenunternehmen hervorbringen, gemessen an allen Gründungsunternehmen ihrer Branche. Dienstleistungsunternehmen sind nur wenige zu finden. 87 Die Anzahl der Gründungen, die in der Datenbank der Creditreform als Vergleichsgröße genommen wird, weicht an dieser Stelle von den errechneten Gründungen durch das ZEW ab. An dieser Stelle wird jedoch mit den Daten der Creditreform gerechnet, da diese auf Branchenebene vorliegen und der Vergleich zu den Gazellenunternehmen auf dieser Ebene durchgeführt wird. 88 Die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen und der Gründungen in diesen Branchen wird in Anhang 7. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 59 Dieses Bild verkehrt sich wieder vollkommen, betrachtet man jene 20 Branchen, in denen, gemessen an allen Gründungsunternehmen, der Anteil der Gazellenunternehmen am geringsten ist (vgl. Abbildung 5-23). Hier überwiegen wieder deutlich die Dienstleistungsbranchen mit 17 Branchen. Es handelt sich hierbei vor allem um Dienstleistungsbranchen des Einzel- und Fachhandels. Abbildung 5-23: 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungsunternehmen 1995-2006 89 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen… Bauinstallation Erbringung von sonstigen Dienstleistungen Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln,… Handel mit Kraftwagenteilen und Zubehör Apotheken; Facheinzelhandel mit… Werbung Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für… Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung,… Reisebüros und Reiseveranstalter Sonstige Interessenvertretungen sowie… Restaurants, Cafes, Eisdielen und Imbißhallen Sonstiges Baugewerbe Sonstiger Facheinzelhandel (in Verkaufsräumen) Einzelhandel (nicht in Verkaufsräumen) Handelsvermittlung Sonstiges Gaststättengewerbe Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken,… Erschließung, Kauf und Verkauf von… 0,0% 0,47% 0,47% 0,47% 0,45% 0,43% 0,40% 0,38% 0,36% 0,36% 0,35% 0,33% 0,30% 0,30% 0,27% 0,25% 0,23% 0,21% 0,20% 0,18% 0,11% 0,5% 1,0% Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform Eine zusammenfassende Betrachtung der Branchen, die sowohl einen hohen Gazellenanteil gemessen an allen Gazellenunternehmen als auch an allen Gründungen ihrer Branche hervorbringen (vgl. Abbildung 5-24) und damit als diejenigen Branchen mit dem interessantesten Potenzial für schnell wachsende Jungunternehmen bezeichnet werden können, zeigt ein gleiches Bild wie schon der Vergleich zum Gesamtunternehmensbestand (vgl. Abbildung 5-21). Interessant für die schnell wachsenden Jungunternehmen sind die wissensintensiven Dienstleistungsbranchen: Erbringung von Unternehmensdienstleistungen, Architektur- und Ingenieurbüros, Softwarehäuser und Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und Medizin und die Branchen Herstellung von Maschinen und elektronischen Bauelementen und damit auch wissensintensive Branchen. Zusammenfassend kann somit für die branchenspezifische Betrachtung der schnell wachsenden Jungunternehmen im Vergleich zur Branchengröße konstatiert werden, dass vor allem in den wissensintensiven Dienstleistungs- und verarbeitenden Branchen Gazellenunternehmen entstehen. 89 Die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen und der Gründungen in diesen Branchen wird in Anhang 8. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-24: 60 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an allen Gazellenunternehmen und dem höchsten Anteil Gazellenunternehmen (WZ-3-Ebene) gemessen an allen Gründungsunternehmen 1995-2006 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 61 Jedes 300ste bestehende Unternehmen in Deutschland war im Jahr 2006 ein Gazellenunternehmen aus den Gründungskohorten 1995-2006. Jedes 165ste Gründungsunternehmen aus den Jahren 1995 bis 2006 entwickelte sich zu einem schnell wachsenden Jungunternehmen. Schnell wachsende Jungunternehmen entstehen in allen Wirtschaftsbereichen. In Deutschland stellen die Branchen des verarbeitenden Gewerbes, gemessen am Unternehmensbestand und den Gründungen, einen großen Anteil an Gazellenunternehmen. Die Dienstleistungsbranchen bringen gemessen an allen schnell wachsenden Jungunternehmen eine hohe Anzahl an Gazellenunternehmen hervor; gemessen am Unternehmensbestand und den Gründungen, entwickeln sich jedoch nur wenige Unternehmen zu einem Gazellenunternehmen. Verglichen zur Branchengröße und zum Gesamtaufkommen von Gazellenunternehmen kommt ein Großteil der Gazellenunternehmen aus den wissens- und forschungsintensiven Dienstleistungsbranchen und den wissens- und forschungsintensiven Branchen der erzeugenden und verarbeitenden gewerblichen Wirtschaft. Branchen mit einem hohen Anteil von Gazellenunternehmen zur Branchengröße und einem hohen Gesamtaufkommen von Gazellenunternehmen sind: Sozialwesen, Architektur- und Ingenieursbüros, Softwarehäuser, Forschung und Entwicklung im Bereich der Natur-, Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und Medizin und der Herstellung von Erzeugnissen. 5.2.7 Regionale Verteilung der Gazellenunternehmen auf die Bundesländer Weiterhin kann auf der Grundlage der Datenbasis der Creditreform eine regionale Zuordnung vorgenommen werden. Zunächst erfolgt eine Betrachtung der regionalen Verteilung aller Gazellen auf die Bundesländer. Der Wirtschaftsstruktur in Deutschland folgend, ist der Anteil der Gazellen in den Ländern Nordrhein-Westfalen (22 Prozent), Bayern (15 Prozent) und BadenWürttemberg (12 Prozent), bei den Flächenländern also, am höchsten. In Berlin sind vier Prozent und in Hamburg drei Prozent aller in Deutschland identifizierten Gazellen ansässig (vgl. Abbildung 5-25). STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-25: 62 Anzahl der Gazellen nach einzelnen Bundesländern 25% 20% 15% 10% 5% 0% Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform Bezieht man die Anzahl der Gazellen auf die Anzahl aller Gründungen, die im gleichen Zeitraum (1995-2006) erfolgten, zeigt sich ein etwas differenziertes Bild. Abbildung 5-26 stellt diesen Sachverhalt dar. Der Anteil an Gazellenunternehmen in den einzelnen Bundesländern variiert zwischen zirka 0,35 und einem Prozent an allen Gründungen. Den höchsten Anteil an Gazellenunternehmen, bezogen auf alle Gründungen, weist das Saarland auf, gefolgt von den östlichen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Hierbei ist festzustellen, dass der Anteil der Gazellenunternehmen in denjenigen Bundesländern am höchsten ist, in denen sowohl der Unternehmensbestand als auch das Gründungsaufkommen am geringsten ist. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-26: 63 Anteil der Gazellen an allen Gründungen nach Bundesland 1,00% 0,90% 0,80% Anteil 0,70% 0,60% 0,50% 0,40% 0,30% 0,20% 0,10% 0,00% Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform Da, wie im vorherigen Abschnitt dargestellt wurde, zwar in so gut wie allen Branchen Gazellenunternehmen entstehen, aber deutliche Unterschiede hinsichtlich der Intensität bestehen, wird nachfolgend für diejenigen Branchen, die als Branchen mit dem höchsten Potenzial Gazellenunternehmen hervorzubringen identifiziert wurden, eine regionalspezifische Analyse durchgeführt. Ziel ist es zu untersuchen, ob es regionale Schwerpunkte oder Cluster gibt, in denen bestimmte Branchen agieren. Hierzu wurden aus den 20 Branchen, die gemessen am Gründungsaufkommen zwischen 1995-2006 und gemessen an allen Gazellenunternehmen als diejenigen mit dem höchsten Potenzial identifiziert wurden (vgl. auch Abbildung 5-27 und Abbildung 5-28), vier Branchen der Herstellung und Erzeugung von Gütern bzw. des verarbeitenden Gewerbes und vier Dienstleistungsbranchen näher betrachtet. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-27: 64 Regionale Verteilung der vier Schwerpunktbranchen des verarbeitenden Gewerbes in den Gazellenunternehmen 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Herstellung von Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige Herstellung von Werkzeugmaschinen Herstellung von elektronischen Bauelementen Herstellung von sonstigen Eisen-, Blech- und Metallwaren Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform Abbildung 5-27 zeigt, dass es einen deutlichen regionalen Schwerpunkt bei den Unternehmen der Branche der Herstellung von Werkzeugmaschinen in Baden-Württemberg und Bayern gibt, 54 Prozent aller Unternehmen dieser Branche haben ihren Sitz in diesen beiden Ländern. Weiterhin wird deutlich, dass in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg nahezu keine Unternehmen der vier untersuchten Branchen ansässig sind. Bei den Unternehmen der Branche der Herstellung von elektronischen Bauelementen ist ein Cluster in den Ländern Sachsen und Thüringen (27 Prozent aller Gazellenunternehmen dieser Branche) erkennbar. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-28: 65 Regionale Verteilung der vier Schwerpunktbranchen des Dienstleistungsgewerbes in den Gazellenunternehmen 25% 20% 15% 10% 5% 0% Softwarehäuser Architektur- und Ingenieurbüros Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin Erbringung von sonstigen Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform Ein etwas anderes Bild zeigt sich, betrachtet man die regionale Verteilung der Dienstleistungsbranchen Softwarehäuser, Architektur- und Ingenieurbüros, Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin und die Erbringung von Unternehmensdienstleistungen. In diesen Branchen findet sich ein regionaler Schwerpunkt in NordrheinWestfalen, Bayern und Baden-Württemberg, aber auch bei den Staatstaaten ist ein Schwerpunkt zu erkennen, insbesondere Berlin bildet ein Cluster, vor allem von Unternehmen im Bereich der Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin (10 Prozent aller Unternehmen). Auch das eher kleine Bundesland Sachsen weist einen relativ hohen Anteil an Unternehmen der wissensintensiven Dienstleistungen auf. Die regionale Verteilung der Gazellenunternehmen folgt im Wesentlichen der Unternehmensdichte in den Bundesländern. Diejenigen Länder mit einem niedrigen Unternehmensbesatz haben prozentual gesehen mehr Gazellenunternehmen als die Bundeländer mit einem hohen Unternehmensbesatz. Eine branchenspezifische Betrachtung der Gazellenunternehmen lässt regionale Cluster erkennen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 5.2.8 66 Entwicklung der Gazellenunternehmen im Vergleich zu den potenziellen Gazellenunternehmen Neben den Gazellenunternehmen wurde für die vorliegende Untersuchung eine Vergleichsgruppe identifiziert, die als potenzielle Gazellen definiert wurde. Hierzu wurden für das Jahr 2000 für die Branchen Baugewerbe (45), Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) (51), Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen), Reparatur von Gebrauchsgütern (52), Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen (74) und Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen (85) diejenigen Unternehmen aus der Creditreform Datenbank identifiziert, die gleich wie die Gazellen über einen Dreijahreszeitraum ein Mitarbeiterwachstum aufwiesen und mit Basisjahr mindestens 10 Beschäftigte hatten, jedoch das Wachstumsziel von 72,8 Prozent verfehlt haben. Die nachführenden Ausführungen beziehen sich nur auf einen Vergleich der Gazellen und potenziellen Gazellen der Gründungskohorte 2000 und derjenigen Unternehmen, die den fünf Branchen zuzuordnen sind. Insgesamt wurden 3.125 potenzielle Gazellenunternehmen identifiziert. Die Abbildung 5-29 stellt dar, wie sich das Mitarbeiterwachstum innerhalb der beiden Vergleichsgruppen in den Folgejahren nach Gründung verhält. Es ist zu erkennen, dass potenzielle Gazellen und Gazellen etwa vom gleichen Ausgangsniveau aus starten. Es zeigt sich dann, dass die Gazellen jedes Jahr kontinuierlich weiter wachsen, während die potenziellen Gazellen auf ihrem Ausgangsniveau verharren, beziehungsweise nur ein leichtes Beschäftigtenwachstum verzeichnen. Das jährliche Wachstum der Gazellenunternehmen beruht jedoch auf zwei Effekten, dem jährlichen Beschäftigtenwachstum der bestehenden Gazellen und dem Hinzukommen neuer Gazellenunternehmen in jedem Jahr (dieses gilt nicht für die ersten vier Jahre). Abbildung 5-29: Entwicklung der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl der Gazellen und potenziellen Gazellen der Gründungskohorte 2000 für ausgewählte Branchen 50 45 40 35 30 25 20 15 10 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Potenzielle Gazellen 2007 2008 2009 2010 Gazellen Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform Betrachtet man das Mitarbeiterwachstum allein derjenigen Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen, die als Frühstarter-Gazellen bezeichnet werden können (Erreichen des Gazellenstatus vier Jahre nach Gründung), zeigt sich ein ähnliches Bild. Abbildung 5-30 stellt ausschließlich diese Teilgruppe der Unternehmen dar. Auch starten die potenziellen und die Gazellenunternehmen mit einer etwa gleichen Anzahl an Beschäftigten. Die potenziellen Gazellenunternehmen erzielen ein leichtes Beschäftigtenwachstum, bleiben aber stark hinter dem erreichten Wachstum der Gazellenunternehmen zurück. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-30: 67 Entwicklung der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl der Frühstarter-Gazellen und potenziellen Frühstarter-Gazellen der Gründungskohorte 2000 für ausgewählte Branchen 50 45 40 35 30 25 20 15 10 2001 2002 2003 2004 2005 Potenzielle Gazellen 2006 2007 2008 2009 2010 Gazellen Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform Die potenziellen Gazellenunternehmen bleiben in Bezug auf ihr Beschäftigtenwachstum deutlich hinter den Gazellenunternehmen zurück. 5.3 Internationaler Vergleich und Kontextdatenanalyse Im Rahmen der Untersuchung war ein internationaler Vergleich hinsichtlich der Relevanz und der Entwicklung von Gazellenunternehmen und deren Beitrag zum Branchen- und Strukturwandel für ausgewählte Länder vorzunehmen. Der Vergleich war geplant für die Länder Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Österreich und die USA. Weiterhin sollte für diese Länder eine Kontextanalyse durchgeführt werden, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungstrends sowie die Gesamtsituation der Gazellenunternehmen zu untersuchen. Die Auswertung bestehender internationaler Studien zu Gazellenunternehmen zeigte sehr schnell, dass ein Vergleich hinsichtlich der Relevanz und der Entwicklung aufgrund unterschiedlicher Definitionen von Gazellenunternehmen nur mit einer sehr beschränkten Aussagekraft möglich ist (vgl.Kapitel 4.1.3).Ein weiteres Problem besteht, neben unterschiedlichen definitorischen Abgrenzungen, hinsichtlich der unterschiedlichen Datengrundlagen und damit den statistischen Erhebungsmethoden einzelbetrieblicher Unternehmensdaten zwischen den Ländern. Auf diese Problemlagen und den damit sehr vorsichtig vorgenommenen Interpretationen von Vergleichen zwischen den Ländern, wird an entsprechender Stelle detailliert eingegangen. Das nachfolgende Kapitel ist so gegliedert, dass zunächst für ausgewählte Länder eine Kontextanalyse erfolgt, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Länder im Betrachtungszeitraum zu skizzieren. Daraufhin erfolgt eine auf Grundlage der AMADEUS- und ORBIS-Datenbank vergleichende Auswertung zur Relevanz von Gazellenunternehmen in den Ländern Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich und Schweden und den EU-15-Staaten sowie den USA. Diese Auswertung vermittelt einen groben Eindruck davon, wo Deutschland im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn zu verorten ist. Anschließend wird auf Basis einer Auswertung von Daten und Dokumenten ein genaueres Bild im Bezug auf die Relevanz und den Beitrag von schnell wachsenden Jungunternehmen für die Länder Dänemark, Österreich und die USA im Ver- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 68 gleich zu Deutschland gezeigt. Ziel dieser vertieften Analyse ist eine detaillierte Diskussion um Gazellenunternehmen und ihr volkswirtschaftlicher Beitrag. Kontextdatenanalyse Die Kontextdatenanalyse umfasst die vergleichende Darstellung volkswirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die Länder Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Österreich und die USA. Die Auswertung der Kontextdaten dient dem umfassenden Verständnis der makro- und mikroökonomischen Rahmenbedingungen und den Entwicklungstrends von schnell wachsenden Jungunternehmen. Die Kontextdatenanalyse beschränkt sich hierbei auf die wesentlichen, in der Literatur herausgearbeiteten Wachstumsdeterminanten von Gazellenunternehmen. Daher wird nachfolgend auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die Internationalisierung, die Innovationstätigkeit, die Finanzierungssituation, die institutionellen Rahmenbedingungen und das Gründungsgeschehen eingegangen. Die Diskussion erfolgt in einer vergleichenden Darstellung der Länder mit dem Ziel, die Bedingungen für deutsche Wachstumsunternehmen zu eruieren. Einen besonderen Schwerpunkt legt die Analyse auf die Entwicklung in Deutschland, um dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie eine fundierte Informations- und Entscheidungsgrundlage zu bieten, die die Rahmenbedingungen deutscher Gazellenunternehmen skizzieren. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den untersuchten Ländern verlief für den Betrachtungszeitraum relativ gleich. Abbildung 5-31 verdeutlicht diese Aussage anhand der Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes. Von 1994 bis 2000 befand sich die Weltwirtschaft in einem Zustand der Expansion. Angeführt von den USA, betrug das durchschnittliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts über drei Prozent. Das Platzen der Dotcom-Blase und die Terroranschläge des 11. Septembers 2001 resultierten in kontraktionären Bewegungen, die das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in den darauffolgenden drei Jahren halbierten. Durch staatliche Stützungsmaßnahmen, die zunehmende Bedeutung der Finanzwirtschaft sowie durch Impulse aus den Schwellenländer erfuhren die Länder anschließend bis 2007 ein hohes positives Wachstum. Dieses nahm, ausgelöst durch das Platzen der Immobilienblase in den USA, den anschließenden Verwerfungen auf den Finanzmärkten und der stärksten Rezession seit der großen Depression 1929, in den Krisenjahren 2009 und 2010 ein abruptes Ende. Um knapp zwei Prozent schrumpfte daraufhin das Bruttoinlandsprodukt in den untersuchten Ländern. Dies betraf insbesondere die offenen Volkswirtschaften Dänemark, Deutschland sowie Großbritannien, in denen zuvor die Entwicklung des Finanzsektors intensiv vorangetrieben wurde. Die in Kapitel 5.2.1 dargestellten Einbrüche bei den Gazellenunternehmen in Deutschland können als ein Abbild dieser Entwicklung gesehen werden. Abbildung 5-31: Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts in Prozent 8 6 Jährliche Wachstumsraten in Prozent 5.3.1 4 AT 2 DK FR DE 0 UK US -2 -4 -6 Quelle: OECD. Stat, 2011 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 69 Internationalisierung Wie die Ergebnisse zu Gazellenunternehmen zeigen, erlangen diese schnelles Wachstum auch durch eine frühe Internationalisierung und hohe Exportraten. Zugleich besteht die Möglichkeit, in Produktion und Verwaltung auf importierte Ressourcen zurückzugreifen. Dies impliziert, dass eine multinationale Aktivität ein positives Wachstumsklima für Unternehmen schafft. Daher kann der Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft ein Indikator für schnelles Wachstum sein. Der Offenheitsgrad ist definiert als Verhältnis der Importe und Exporte zum Bruttoinlandsprodukt. Abbildung 5-32 stellt das Verhältnis der Summe von Exporten und Importen für die untersuchten Länder dar. Die Bedeutung von Exporten und Importen hat für alle der betrachteten Länder im Untersuchungszeitraum zugenommen. Zugleich weisen die zwei kleineren Volkswirtschaften Dänemark und Österreich über den gesamten Beobachtungszeitraum überdurchschnittlich hohe Offenheitsgrade auf. Der internationale Vergleich zeigte jedoch, dass der Anteil der Gazellenunternehmen in diesen Ländern der niedrigste in Europa ist. Abbildung 5-32: Verhältnis der Summe von Exporten und Importen zum Bruttoinlandsprodukt 140 120 Offenheitsgrad 100 AT 80 60 40 DK FR DE UK US 20 0 Quelle: OECD. Stat, 2011 Deutschland hat sich in der betrachteten Phase im Vergleich aller Länder am stärksten internationalisiert und weist seit 2000 einen überdurchschnittlichen Offenheitsgrad auf. Dieser erreichte zuletzt fast das Volumen des Bruttoinlandsprodukts. Allerdings muss dies im Kontext des inversen Zusammenhangs von Größe und Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft betrachtet werden.90 Engere Märkte führen für Unternehmen zu der Notwendigkeit, verstärkt für den Weltmarkt zu produzieren und ihre Güter und Dienstleistungen als Exporte im Ausland anzubieten. Die unten stehende Abbildung 5-33 veranschaulicht diesen Sachverhalt. Während ein positiver Saldo die wertmäßig größere Bedeutung von Exporten gegenüber Importen anzeigt, gilt für einen Negativsaldo das Gegenteil. Hier überwiegen die Importe die Exporte. Im untersuchten Zeitraum wiesen die untersuchten Länder divergierende Entwicklungen auf. Während Deutschland, Österreich und Dänemark zunehmend Handelsüberschüsse in ihren Bilanzen erzielten, galt für Frankreich, Großbritannien und die USA das Gegenteil. In diesen Ländern überwogen die Importe die exportierten Güter und Dienstleistungen. 90 vgl. für einen intuitiven Beleg Rodriguez, C.A (2000): On the Degree of Openness of an Open Economy. Universidad del CEMA Working Paper. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-33: 70 Handelsbilanzsaldo in Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in Prozent 8 6 Handelsbilanzsaldo 4 2 0 -2 AT DK FR DE UK -4 US -6 -8 Quelle: OECD. Stat, 2011 Mit Blick auf Deutschland lässt sich klar erkennen, dass der zunehmende Offenheitsgrad durch positive Handelsbilanzsalden begleitet wurde. Ab dem Jahr 2000, in dem der Offenheitsgrad erstmals oberhalb des Durchschnittswertes der betrachteten Länder lag, nahm der durchschnittliche Handelsbilanzsaldo gegenüber der betrachteten Vorperiode fast um den Faktor fünf zu. Dies zeugt von der zunehmenden Ausrichtung deutscher Unternehmen auf den Weltmarkt. Gegenüber den anderen fünf betrachteten Volkswirtschaften kann somit für Deutschland ab dem Jahr 2000, eine deutliche Zunahme der Exportorientierung konstatiert werden. Diese Entwicklung sollte sich für die Etablierung schnell wachsender Jungunternehmen positiv auswirken. Innovationstätigkeit Zahlreiche Studien konstatieren einen positiven Zusammenhang zwischen der Innovationsneigung eines Unternehmens und dessen Wachstum.91 Wie in der Auswertung der empirischen Studien in Kapitel 4.1.3 und im Kapitel zu den Wachstumsdeterminanten 4.1.4 beleuchtet wird, gibt es sowohl dafür als auch dagegen sprechende Anhaltspunkte, dass Innovationen eine wichtige Rolle für das Wachstum von Unternehmen spielen. So zeigen Untersuchungen innerhalb innovativer Branchen einen Einfluss der Innovationstätigkeit auf das Wachstum von Gazellen. Die Messung von Innovationen gestaltet sich jedoch schwierig (vgl. hierzu ebenfalls Kapitel 4.1.4). Insbesondere bei der Messung von Prozessinnovationen bestehen konzeptionelle Hürden und es gibt eine nur unbefriedigende Datenlage. Aufgrund dieser Einschränkungen und der geringen Datenverfügbarkeit wird nachfolgend nur auf die aggregierte Ausgabenquote für Forschungs- und Entwicklung (F&E) eingegangen (vgl. Abbildung 5-34). Aus einer makroökonomischen Perspektive erhöht der technische Fortschritt die allgemeine Arbeits- und Kapitalproduktivität, steigert die Profitabilität der Unternehmen und stimuliert somit Wachstum.92 91 vgl. unter anderem Hölzl, W. (2008): Is the R & D Behaviour of Fast Growing SMEs different? Wifo Working Paper 327. / Henrekson, M. und D. Johansson (2009): Competencies and Institutions fostering High-Growth Firms. IFN Working Paper 757. / Bos, J. W. und E. Stam (2011): Gazelles, Industry Growth and Structural Change. METEOR Research Memoranda 018. 92 Solow, R. (1956): A Contribution to the Theory of Economic Growth. Quarterly Journal of Economics 70(1): S. 65 – 94. / Mankiw, N.G., Romer, D. und D. N. Weil (1992): A Contribution to the Empirics of Economic Growth. Quarterly Journal of Economics 107(2): S. 407 – 437. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-34: 71 Für Forschung und Entwicklung aufgewendeter Anteil des Bruttoinlandsprodukts 3,5 3 Ausgaben für F&E 2,5 AT 2 DK FR DE 1,5 UK US 1 0,5 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: UNESCO UIS, 2011 Im Durchschnitt sind die Ausgaben der untersuchten Länder für Forschung und Entwicklung innerhalb des betrachteten Zeitraums nur schwach gestiegen. Zuletzt wurden 0,2 Prozentpunkte mehr als Mitte der 1990er Jahre in F&E investiert. Diese allgemein positive Entwicklung ist primär auf die erhöhten Innovationsanstrengungen Dänemarks und Österreichs zurückzuführen – welche ihre Ausgaben jeweils um einen Prozentpunkt steigerten – sowie, wenn auch in geringerem Maß, auf Deutschland. Während die Forschungsausgaben der USA auf relativ hohem Niveau stagnierten, waren sie in Frankreich und USA in den letzten 16 Jahren sogar schwach rückläufig. Als Indikator mit einem stärkeren Bezug zur Zielgruppe betrachten wir zudem für Deutschland die Angaben des Gründungspanels, welches seit 2008 vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie dem Verband der Vereine Creditreform durchgeführt wird. In diesem werden einmal jährlich Querschnittdaten von 6.000 jungen Unternehmen erhoben, was eine fundierte Analyse ihrer Entwicklung im Zeitablauf ermöglicht.93 Im aktuellen Gründungspanelreport „Aufbruch nach dem Sturm. Junge Unternehmen zwischen Investitionsschwäche und Innovationsstrategie“ konstatieren die Forscher, dass neugegründete Unternehmen ein hohes Innovationspotenzial aufweisen. Fast ein Sechstel der Unternehmen der Gründungskohorte 2009 wies direkt im Gründungsjahr Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf oder entwickelte eine Marktneuheit. Jene Unternehmen, die bereits ein Jahr länger am Markt bestanden, führten im Jahr 2009 zu knapp 20 Prozent Prozessinnovationen und zu mehr als einem Drittel Produktinnovationen ein.94 In Bezug auf die F&E-Ausgaben gehört damit Deutschland zu den Spitzenreitern innerhalb der Gruppe der Vergleichsländer. Nur die Unternehmen in den USA geben im Durchschnitt aller Jahre mehr für F&E aus. Somit ist die Position deutscher Unternehmen bei einem nachweislichen Einfluss der Innovationstätigkeit auf das Wachstum als eher gut anzusehen. 93 vgl. www.gruendungspanel.de für eine detaillierte Projektbeschreibung. 94 KfW (2010): Aufbruch nach dem Sturm. Junge Unternehmen zwischen Investitionsschwäche und Innovationsstrategie. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 72 Finanzierungssituation In zahlreiche Studien zeigt sich, dass kleine und mittelständische Unternehmen in der EU eine unzureichende Verfügbarkeit von Finanzmitteln regelmäßig als Problem benennen.95 Ihre erhöhten Kreditausfallrisiken – eine Folge geringer Überlebenswahrscheinlichkeiten – werden in Risikoaufschläge eingepreist und erschweren so die externe Finanzierung von Wachstumsvorhaben. Daher stellt die nachfolgende Analyse die Art, Verfügbarkeit und Verwendung von Finanzmitteln in den Mittelpunkt. In einer aktuellen Untersuchung von 9.603 Unternehmen durch die Unternehmensberatung Gallup zeigt sich für die von uns betrachteten europäischen Länder folgendes Bild:96 Mehr als die Hälfte der Unternehmen gab an, interne Finanzierungsquellen zu nutzen. Deren Anteil lag in Österreich und Deutschland mit 68 und 67 Prozent am höchsten, jedoch auch für Frankreich mit 50 Prozent oberhalb des EU-27-Durchschnittes von 47 Prozent. Die Erwartungen, auch in Zukunft Gewinne thesaurieren zu können, sind durchschnittlich konstant mit der Tendenz zur Verbesserung. Lediglich in Deutschland gaben 21 Prozent der befragten Unternehmen an, sie erwarteten eine Verschlechterung der Lage. Dem gegenüber standen nur 17 Prozent, welche die Zukunft positiv sahen. Fremdkapital spielt im Mittel eine deutlich größere Rolle, insbesondere in Österreich und Großbritannien, wo mehr als zwei Drittel aller befragten Unternehmen dieses Instrument nutzen. In Dänemark ist dessen Bedeutung am geringsten. Angesichts der jüngsten Finanzkrise wird die aktuelle Kreditvergabebereitschaft als konstant, mit Tendenz zur Verschlechterung eingeschätzt. Dies betrifft insbesondere Bank- und Lieferantenkredite, weniger die Förderangebote der öffentlichen Hand. Da durchschnittlich 66 Prozent der Befragten Bankkredite als bevorzugte Finanzierungsform ihrer Wachstumsvorhaben nannten, ist dies eine bemerkenswerte Entwicklung. Von den Unternehmen mit Wachstumsambitionen benötigen in den nächsten zwei bis drei Jahren drei Viertel der Unternehmen Volumen von bis 100.000 Euro. In Deutschland sind diese sogar mehr als 80 Prozent. 70 Prozent aller Unternehmen gehen nicht davon aus, dass sich die Verfügbarkeit an Finanzierung zukünftig ändern wird. Für Deutschland zeigt sich allerdings eine deutlich pessimistischere Haltung, da nur elf Prozent der Befragten eine Verbesserung, dagegen 22 Prozent eine Verschlechterung der Lage erwarten. Nur zwei Prozent der Unternehmen gaben an, auf externes Eigenkapital durch die Ausgabe von Aktien oder Beteiligungskapital zurückzugreifen. Die zurückhaltende Aufnahme von Beteiligungskapital scheint mit der geringen Zuversicht der Unternehmen zusammenzuhängen. Die Datenlage ermöglicht es uns, eine detaillierte Betrachtung der Finanzierungssituation kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland vorzunehmen. Grundlage ist die in 2010 vom Statistischen Bundesamt vorgenommene Untersuchung über den Zugang deutscher KMU zu Finanzmitteln.97 Anhand der OECD-Definition werden in dieser Studie Gazellen gesondert als diejenigen „Unternehmen erfasst, die in den Jahren 2004 oder 2005 gegründet wurden und zwischen 2005 und 2008 ein Beschäftigungswachstum von mindestens 72,8 Prozent aufwiesen, was einem mittleren Wachstum von 20 Prozent in drei aufeinanderfolgenden Jahren entspricht“98. In den beiden Berichtsjahren 2007 und 2010 blieb der Anteil aller Unternehmen, die eine Finanzierung gesucht hatten, nahezu konstant bei einem Drittel. Ein Viertel aller Unternehmen gab an, 2010 nach Kreditmitteln gesucht zu haben, was einem Anstieg um fünf Prozentpunkte gegenüber 2007 entspricht. Dieser Trend verstärkt sich bei den Gazellenunternehmen, von denen sich 28 Prozent im letzten Jahr um eine Kreditfinanzierung bemüht hatten, nachdem es 2007 nur 18 Prozent gewesen waren. Diese Finanzierung wurde dauerhaft zu mehr als 90 Prozent von Banken bereitgestellt. Die Erfolgsaussichten, einen Bankkredit zu erhalten, betrugen zuletzt gut 75 Prozent, was einen Rückgang um zehn Prozentpunkte gegenüber der Vergleichsperiode entspricht. Etwas über 20 Prozent der befragten Unternehmen griff auf alternative Finanzierungsformen zurück. In absteigender Reihenfolge auf die Nutzung von Leasing (15 Prozent), Kontoüberziehungslinien (12 Prozent) und Lieferantenkrediten (6 Prozent). Mit Blick auf die nächsten drei Jahre gaben 38 Prozent aller Unternehmen und 34 Prozent der Gazellen an, eine Finanzierung zu benötigen. Besonders hoch ist der Bedarf mit jeweils über 40 Prozent in den Bereichen Industrie, Handel und Verkehr. Während die Beteiligungsfinanzie95 EU-Kommission (2006): Flash Eurobarometer 174. Access to Finance. 96 nachfolgend EU-Kommission (2009): Flash Eurobarometer 271. Access to Finance. Analytical Report. 97 vgl. nachfolgend Söllner, R. (2011): Der Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Finanzmitteln. Wirtschaft und Statistik 7: S. 619 – 623. 98 ebda. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 73 rung nur eine Nebenrolle spielt, bleibt der Kredit für 34 Prozent aller befragten Unternehmen die bevorzugte Finanzierungsform. Letztlich stimmten insbesondere schnell wachsende Unternehmen und Gazellen zu, dass sich in den letzten vier Jahren ihre unternehmensinternen Einflussfaktoren (finanzielle Situation, Verschuldung in Relation zum Umsatz) einer Finanzierung verbessert hätten. Zugleich stellte ein Viertel der Untersuchungsteilnehmer fest, die Kreditvergabebereitschaft der Banken habe sich zuletzt eingetrübt und sei mit mehr Belastungen verbunden. Somit lässt sich zusammenfassen, dass die erhöhte Nachfrage nach Finanzmitteln mit einem gestiegenen Aufwand einhergeht, diese auch zu erhalten. Die Effekte der Finanzkrise spiegeln sich in den Befragungsdaten wider. Als größtes Wachstumshemmnis identifizierten jedoch vor allem schnell wachsende Unternehmen und Gazellen nicht finanzielle Engpässe, sondern vielmehr die unzureichende Verfügbarkeit adäquat qualifizierten Fachpersonals. Hohe Arbeitskosten oder eine unzureichende Binnennachfrage sind speziell für diese Unternehmensgruppe hingegen nur von untergeordneter Bedeutung. Institutionelle Rahmenbedingungen Im Rahmen der Lissabon-Strategie zählt die EU-Kommission seit 2007 den Aufbau eines unternehmerfreundlichen Klimas und den Abbau unnötiger Bürokratie für Neugründungen zu ihren Kernzielen.99 Der „ease of doing business“-Indikator misst diese Regulierungen, welche die Unternehmen eines Landes direkt betreffen und verdichtet diese seit 2006 zu einem ordinalen Index (vgl. Abbildung 5-35). Abbildung 5-35: “ease of doing business”-Indikator der Weltbank 0 5 Ease of Doing Business 10 15 AT 20 DK 25 FR 30 DE UK 35 US 40 45 50 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: Weltbank, 2011 Der Aufwand, den die Eröffnung, das Betreiben und das Schließen eines Betriebes bedeuten, liegt in den Ländergruppen Großbritannien, USA und Dänemark relativ eng beieinander. Die Regulierungen in diesen Staaten werden von den Ökonomen der Weltbank seit Jahren als unternehmerfreundlich eingestuft. Dem gegenüber steht eine uneinheitliche Entwicklung in den anderen betrachteten Ländern. Die Fortschritte Österreichs gegen Ende der 2000er Jahre haben sich mittlerweile relativiert, so dass sich das Land heute auf dem letzten Platz der sechs Länder befindet. Frankreich hingegen weist über die Betrachtungsperiode eine dynamische und kontinuierliche Verbesserung auf. Deutschland befindet sich, nach einem Einbruch im Jahr 2009, heute im unteren Mittelfeld der untersuchten Staaten. Insbesondere wird die Rechtssicherheit in Bezug auf Verträge und die Möglichkeit, Baugenehmigungen oder Kredite zu erhalten, im internationalen Vergleich als überdurchschnittlich gut betrachtet. Der geringe zeitliche und finanzielle Aufwand 99 EU-Kommission (2007): Assessing Business Start-up Procedures in the Context of the renewed Lisbon Strategy for Growth and Jobs. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 74 für grenzüberschreitendes Handeln gilt ebenfalls als positiver Aspekt der Bundesrepublik. Der Investorenschutz und das Steuersystem zählen hingegen zu den großen Kritikpunkten 100. Insgesamt können somit die institutionellen Rahmenbedingungen in Deutschland als unternehmensfreundlich eingestuft werden. Hier bewegt sich die Bundesrepublik im SechsLändervergleich im Mittelfeld. 5.3.2 Internationaler Vergleich auf der Grundlage der Auswertung der AMADEUS- und ORBIS-Datenbank Die Literaturanalyse ergab, dass die Definitionen von schnell wachsenden Jungunternehmen eine große Breite aufweisen und keinen realistischen Vergleich der Länder zulassen. Weiterhin konnte nach sorgfältiger Recherche keine geeignete Datengrundlage in den einzelnen Ländern gefunden werden, die einen detaillierten internationalen Vergleich realistisch erscheinen ließ. Dies betrifft vor allem den Vergleich auf Grundlage der für diese Untersuchung angelegten Definition von Gazellenunternehmen für Deutschland sowie die auf der Grundlage der einzelnen Gründungskohorten erfolgte Auswertung der schnell wachsenden Jungunternehmen. Ein detaillierter, aussagekräftiger internationaler Vergleich ist nur auf Basis einer gleichen Definition und einer ähnlichen Datengrundlage für die einzelnen Länder möglich. Auf Grund dieser definitions- und datenbedingten Restriktionen wurde entschieden, einen Vergleich ausgewählter Länder (die in der Kontextdatenanalyse betrachteten Länder, erweitert um weitere europäische Länder und die EU15) auf der Basis der Datenbanken AMADEUS und ORBIS durchzuführen. Diese Entscheidung erfolgte vor dem Hintergrund, dass innerhalb dieser Datenbanken eine gewisse Ähnlichkeit hinsichtlich der Erfassung der Daten vorliegt und die Definitionskriterien für alle Länder gleich vorgenommen werden konnten. Allerdings muss auch hier einschränkend erwähnt werden, dass die Erhebungsstatistiken zwischen den Ländern variieren. Ist es beispielsweise in Deutschland üblich, primär die Mitarbeiterzahlen als Wachstumskriterium zu erheben, ist es in Großbritannien Standard das Umsatzwachstum dafür heranzuziehen. Hierdurch kommt es zu Verzerrungen hinsichtlich der erhobenen Grundgesamtheit in den Datenbanken. Zur Betrachtung der europäischen Länder wurde auf Daten der AMADEUS-Datenbank und für die Betrachtung der USA auf die ORBIS-Datenbank zurückgegriffen. Die AMADEUS-Datenbank ist eine europäische Unternehmensdatenbank, die über 19 Millionen Unternehmen beinhaltet und sowohl private als auch öffentliche Unternehmen aus 43 europäischen Ländern umfasst. Darunter fallen neben den Ländern der EU-27 zum Beispiel auch Russland und die Türkei. Insgesamt können die in der Datenbank enthaltenen Unternehmensdaten anhand zahlreicher Kriterien wie u.a. Umsatz, Mitarbeiterzahl und Bilanzkennzahlen ausgewertet werden. Wie auch die Datenbank der Creditreform, enthält die Datenbank Unternehmensdaten in Form einer Zeitreihe, so dass Unternehmensentwicklungen abgebildet werden können. Die ORBIS-Datenbank ist eine globale Datenbank mit Informationen zu über 60 Millionen Unternehmen weltweit. Die Datenbank kombiniert Datenbasen von mehr als 40 unterschiedlichen Informationsanbietern. Auch in diesem Zusammenhang muss einschränkend gesagt werden, dass die Erhebungsmethoden der unterschiedlichen Anbieter durchaus voneinander abweichen können. Bei der Recherche können auch hier unterschiedliche Kriterien angelegt werden. Im Rahmen des vorliegenden internationalen Vergleichs wurde die ORBIS-Datenbank zur Erfassung der USamerikanischen Gazellenunternehmen genutzt. Trotz der erwähnten Einschränkungen haben sich die Autoren entschieden, diese Datenbanken für einen Vergleich zu nutzen. Hauptsächliches Kriterium hierfür ist, dass es aus der Sicht der Autoren keine Alternativen dazu gibt. Zur Identifikation der Gazellenunternehmen werden in beiden Datendanken die gleichen Suchkriterien angelegt. Im Rahmen des internationalen Vergleichs wurde die Definition der Gazellenunternehmen an die vorhandenen Daten der beiden Datenbanken angepasst. Deshalb sind Abweichungen von der in dieser Untersuchung genutzten Definition für deutsche Gazellenunternehmen (vgl. Kapitel 5.1.1) unausweichlich. Dennoch wurde darauf geachtet, eine möglichst große Schnittmenge der Auswahlkriterien beizubehalten. Ebenso wie bei der ursprünglichen Definition wurden nur diejenigen Unternehmen in die Untersuchung miteinbezogen, die ab den Jahr 1995 gegründet wurden. Auch das Kriterium der Mindestbeschäftigtenzahl von zehn Mitarbeitern wurde beibehalten, um die Kleinstunternehmen nicht in die Untersuchung mit einzubeziehen. Abweichend von der, für deutschen Gazellenunternehmen zugrundeliegenden Definition mussten die Unternehmen, um den Status als Gazellenunternehmen zu erreichen, in zwei konsekutiven Jah100 Weltbank (2011). Doing Business 2011. Making a Difference for Entrepreneurs. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 75 ren ein Mitarbeiterwachstum von 20 Prozent pro Jahr realisieren. Hintergrund dieser Entscheidung ist, dass die Datenauswertung in den Datenbanken AMADEUS und ORBIS kein kumuliertes Wachstumskriterium zulassen. Aufgrund der hohen Restriktion bei einem jährlichen Mitarbeiterwachstum wurde die Entscheidung getroffen, nur zwei aufeinanderfolgende Jahre als Wachstumskriterium zu untersuchen. Hinsichtlich der Vergleichbarkeit der untersuchten Grundgesamtheit wurden aufgrund der Datenbankbeschaffenheit nur börsennotierte Unternehmen analysiert. Diese Entscheidung hat jedoch einen Einfluss auf den Anteil an Gazellenunternehmen in den einzelnen Ländern. So ist der Zeitpunkt, zu dem Unternehmen ihre Börsennotierung vornehmen, in den Vergleichsländern durchaus unterschiedlich und somit hat dieser Aspekt einen Einfluss auf die betrachtete Grundgesamtheit und die Gazellenunternehmen. Zusammengefasst befinden sich in der Datengrundlage somit nur börsennotierte Unternehmen ab dem Gründungsjahr 1995. Die dem internationalen Vergleich zugrunde liegende Definition beinhaltet nachfolgende Kriterien: Schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen): • haben ein Beschäftigtenwachstum von mehr als 20 Prozent in zwei aufeinanderfolgenden Jahren • verfügen über mindestens zehn Beschäftige im Basisjahr und im gesamten Untersuchungszeitraum Abbildung 5-36 stellt für die europäischen Länder Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich und Schweden und die EU-15-Staaten sowie die USA den Anteil an Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand dar. Der Anteil der Gazellenunternehmen in den europäischen Ländern schwankt zwischen 0,00132 Prozent in Österreich und 0,744 Prozent in Schweden. Im europäischen Durchschnitt der EU-15101 beträgt der Anteil an Gazellenunternehmen an dem Gesamtunternehmensbestand 0,56 Prozent. Deutschland liegt im europäischen Vergleich knapp unter dem Durchschnitt der EU-15 und im Vergleich der dargestellten Länder im Mittelfeld. Die dargestellten Anteile in Deutschland decken sich, trotz veränderter Definition, weitestgehend mit den Ergebnissen der Untersuchung auf Grundlage der Creditreform-Daten. So zeigt sich, dass der Anteil der Gazellenunternehmen an den börsennotierten Unternehmen ähnlich dem Anteil der Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand ist. Die Anzahl der börsennotierten Unternehmen in Deutschland beläuft sich der Datengrundlage zufolge auf 1.850 Unternehmen. Darunter befinden sich neun Unternehmen und somit 0,49 Prozent, die gemäß der dem internationalen Vergleich zugrundeliegenden Definition als Gazellenunternehmen identifiziert wurden. Auf Grundlage der Creditreform – Daten konnten in der vorliegenden Studie 13.021 Gazellenunternehmen für Deutschland identifiziert werden, was einem Anteil von 0,34 Prozent am Gesamtunternehmensbestand entspricht (vgl. hierzu die Ergebnisse in Kapitel 5.2). Für die Länder Schweden und Großbritannien können innerhalb Europas die höchsten Anteile an wachstumsstarken Unternehmen gefunden werden. Dies verwundert insofern nicht, da die schwedische Volkswirtschaft als eine sehr innovationsgetriebene Wirtschaft gilt und insbesondere Innovationen, schnelles Wachstum treiben. Auch Großbritannien, mit einer den USA sehr ähnlichen Finanzierungsstruktur von insbesondere Gründungsunternehmen hat einen in Europa überdurchschnittlichen Anteil an Gazellenunternehmen. Der Anteil der Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand in den USA liegt bei 6,5 Prozent und damit um den Faktor 10 höher als in den europäischen Ländern. Dieser Wert wird bei der näheren Betrachtung durch die Daten- und Dokumentenanalyse für die USA nochmals diskutiert und relativiert. 101 Beinhaltet die Mitgliedsstaaten Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Ir- land, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien, die vor der EU-Erweiterung 01.05.2004 Mitgliedsländer der EU waren. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-36: 76 Anteil der Gazellenunternehmen in ausgewählten europäischen Ländern und der USA 0,80% 0,74% 0,68% 0,70% 0,60% 6,5% 0,56% 0,55% 0,49% 0,49% 0,50% 0,42% 0,40% 0,36% 0,30% 0,20% 0,14% 0,10% 0,00% 0,00% Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Die Aussagekraft des internationalen Vergleiches ist allerdings vor dem Hintergrund der statistischen Schwächen der Datengrundlage als eingeschränkt zu sehen. Zum einen werden nicht alle Unternehmen in die Untersuchung miteinbezogen, sondern nur die börsennotierten Unternehmen und damit können die wachstumsstarken Unternehmen durchaus überrepräsentiert sein, so dass die tatsächlichen Anteile unter den hier dargestellten Werten liegen. 5.3.3 Untersuchung der Länder Dänemark, Österreich und der USA Im Folgenden soll im Besonderen auf die Länder Dänemark, Österreich und die USA eingegangen werden. Ein internationaler Vergleich, der die Häufigkeit von Gazellenunternehmen gemessen am Gesamtunternehmensbestand bemisst wurde für das Jahr 2007 von der OECD 102 durchgeführt. Dabei wird der Anteil der Gazellenunternehmen, gemessen an allen Unternehmen mit mindestens 10 Mitarbeitern sowohl für Produktions- als auch Dienstleistungsunternehmen ermittelt. Unter den genannten Vergleichsländern liegen nur Daten für die Länder Dänemark und die USA vor. Für Österreich wurde der Anteil der Gazellenunternehmen im Rahmen des Vergleichs der OECD nicht erhoben. Der OECD Definition zur Folge, weisen Gazellenunternehmen in einem dreijährigen Beobachtungszeitraum ein jährliches Mitarbeiterwachstum von mindestens 20 Prozent auf und verfügen zu Beginn des Beobachtungszeitraums über mindestens 10 Mitarbeiter. Darüber hinaus dürfen die Unternehmen nicht älter als 5 Jahre sein. Unternehmen, die schnelles Wachstum zu einem späteren Zeitpunkt im Unternehmenszyklus erreichen, sind demnach nicht erfasst. Somit unterscheidet sich die OECD Definition in zwei Kriterien zu der in dieser Untersuchung für deutsche Gazellenunternehmen angelegten Definition: 1. dem jährlichen Mitarbeiterwachstum von 20 Prozent und 2. der Beschränkung des Unternehmensalters auf 5 Jahre. Für Dänemark liegt der OECD Wert des Anteils der Gazellenunternehmen an allen Unternehmen bei 0,55 Prozent 103 für die Produktionsunternehmen und bei 0,4 Prozent für die Dienstleistungsunternehmen. Der Anteil der Gazellenunternehmen an allen Unternehmen in den USA liegt sowohl bei den Produktionsunternehmen als auch bei den Dienstleistungsunternehmen mit ca. 0,25 Prozent 104 sowohl deutlich unter dem Wert, der mit Hilfe der ORBIS-Datenbank ermittelten Wer102 OECD (2011a): Entrepreneurship at a Glance, 2011. 103 Ebd. 104 OECD (2009): http://www.oecdilibrary.org/docserver/download/fulltext/3011021ec016.pdf?expires=1335182035&id=id&accname=guest&checksum =7F82304AAA7F774464F7824EC2593CFC. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 77 tes als auch dem Wert von Dänemark. In diesem Zusammenhang muss angenommen werden, dass dies zum einen auf die definitorischen Unterschiede zurückgeführt werden kann und zum anderen dem Umstand geschuldet ist, dass beim Vergleich in der ORBIS-Datenbank nur börsennotierte Unternehmen berücksichtigt wurden. Neben dem Anteil der Gazellenunternehmen am Unternehmensbestand ermittelt die OECD weiterhin den Anteil der „High-growth“ Unternehmen am Unternehmensbestand. Im Gegensatz zu den Gazellenunternehmen sind darunter auch Unternehmen, die schnelles Wachstum zu einem späteren Zeitpunkt realisieren. Ansonsten gelten auch für „High-growth“ Unternehmen die gleichen Kriterien wie für die Gazellenunternehmen. Ihr Anteil gemessen am Gesamtunternehmensbestand der Unternehmen mit mindestens 10 Mitarbeitern beläuft sich für die USA auf ca. 5,9 Prozent für die Produktionsunternehmen und auf ca. 4,8 Prozent bei den Dienstleistungsunternehmen. In Dänemark liegt diese Zahl vergleichsweise hoch bei ca. 4,9 Prozent für Dienstleistungsunternehmen und bei 4 Prozent 105 für Produktionsunternehmen. Dies zeigt, dass die OECD Definition eines „High Growth“-Unternehmens der in der vorliegenden Studie verwendeten Definition eines Gazellenunternehmens sehr nahe kommt, während die OECD Definition von Gazellenunternehmen nur junge Unternehmen berücksichtigt und folglich deutlich von der in dieser Untersuchung für Deutschland verwendeten Definition abweicht. In diesem Zusammenhang ist jedoch interessant, dass bei der Betrachtung des Wachstums für die Gazellenunternehmen in Deutschland festgestellt wurde, dass die größte Wachstumsdynamik direkt nach der Gründung festzustellen ist. Mit anderen Worten kann gezeigt werden, dass die sogenannten FrühstarterGazellen den Großteil der Gazellenunternehmen einer Gründungskohorte ausmachen und von ihnen auch das größte Wachstumspotenzial ausgeht (vgl. Kapitel 5.2.1). Somit kann im Ergebnis der vorliegenden Untersuchung bei der Definition eines Gazellenunternehmens einer Beschränkung des Unternehmensalters auf fünf Jahre durchaus zugestimmt werden. Im Folgenden werden, aufgrund der bereits erwähnten Schwierigkeiten, die im Rahmen eines internationalen Vergleichs anfallen, die Länder Dänemark, Österreich und die USA einzeln betrachtet. Obwohl die Aussagekraft des internationalen Vergleichs mangels einer gemeinsamen Definition bzw. Datenbasis stark eingeschränkt ist, können so die Gazellenunternehmen in Dänemark, Österreich, der USA näher beleuchtet werden. Darüber hinaus werden die Aktivitäten der öffentlichen Hand dargestellt. Gazellenunternehmen in Dänemark Die Analyse der Gazellenunternehmen in Dänemark erfolgt auf Grundlage des dänischen Statistischen Bundesamtes. Die in Dänemark verwendete Definition zur Identifizierung eines Gazellenunternehmens ist stark an die Definition der OECD angelehnt. Der dänischen Definition zur Folge sind Gazellenunternehmen Unternehmen, die nach einem dreijährigen Beobachtungszeitraum zwischen 3-5 Jahren alt sind und im Beobachtungszeitraum ein kumuliertes Beschäftigungswachstum von 72,8 Prozent (mindestens 20 Prozent pro Jahr) aufweisen. Unternehmen, die dieses Wachstumskriterium zu einem späteren Zeitpunkt realisieren, sind demnach nicht erfasst. Im Unterschied zur Definition der vorliegenden Studie und der Definition der OECD, müssen Gazellenunternehmen in Dänemark nicht über mindestens 10 Mitarbeiter im Basisjahr, sondern lediglich über mindestens 5 Mitarbeiter zu diesem Zeitpunkt verfügen. Dies wird damit begründet, dass die Schwelle von 10 Mitarbeitern im Basisjahr nicht zum dänischen Unternehmenskontext passt.106 Dänische Unternehmen beschäftigen damit eher weniger Mitarbeiter als Unternehmen in anderen europäischen Ländern. Der Einfluss dieses veränderten Kriteriums in der dänischen Gazellendefinition auf die Vergleichbarkeit der Aussagen hinsichtlich des Anteils an schnell wachsenden Jungunternehmen zum Gesamtunternehmensbestand ist nicht unerheblich, da insbesondere Unternehmen mit eine niedrigen Basis an Mitarbeitern das Wachstumskriterium leichter erreichen können. Auf dieser Grundlage wurden in Dänemark in absoluten Zahlen für den Zeitraum 2003 bis 2006 insgesamt 321 Gazellenunternehmen identifiziert. Im darauffolgenden Beobachtungszeitraum (2004-2007) waren es 355 Gazellenunternehmen und in den Jahren 2005 bis 2008 entstanden 326 Gazellenunternehmen. Ein starker Einbruch erfolgte im Zeitraum 2006 bis 2009. Hier konn105 Ebd. 106 Statistikamt Dänemark (2011): “Gazelles in Denmark”. http://www.dst.dk/en/Statistics/documentation/Declarations/gazelles-in- denmark.aspx (abgerufen am 15.04.2012 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 78 ten nur noch 215 Unternehmen die Kriterien eines schnell wachsenden Unternehmens erfüllen. Gemessen am Gesamtunternehmensbestand bedeuten die absolute Anzahl von 321 Gazellenunternehmen, dass im Jahr 2006 0,11 Prozent aller Unternehmen (2.982.14 Unternehmen) Gazellenunternehmen waren. Diese Quote konnte für die Jahre 2007 und 2008 aufrechterhalten werden, sank jedoch im Jahr 2009 auf 0,072 Prozent ab. Im Vergleich hierzu stieg die Anzahl aller Unternehmen in Dänemark zwischen 2006 mit 298.214 Unternehmen und 2008 mit 311.518 Unternehmen und sank danach im Jahr 2009 wieder auf 299.248 Unternehmen. Während somit die Gesamtzahl der Unternehmen im Beobachtungszeitraum auf einem etwa gleichen Niveau blieb, nahm die Zahl der Gazellenunternehmen stark ab. Diese Entwicklung deckt sich mit der beobachteten Entwicklung für deutsche Gazellenunternehmen. Vergleicht man die Anteile der vom statistischen Bundesamt Dänemark dargestellten Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand mit den Ergebnissen der OECD Studie wird deutlich, wie sehr die Ergebnisse voneinander abweichen. Variieren die Anteile der Erhebung auf Bundesebene zwischen 0,11 und 0,072 Prozent, gibt die OECD für dänische Gazellenunternehmen einen Anteil am Gesamtunternehmensbestand zwischen 0,4 und 0,55 Prozent an. Die Datenauswertung der ORBIS-Datenbank ergab dahingegen für dänische Gazellenunternehmen einen Wert von 0,14 Prozent und kommt den Werten des statistischen Bundesamtes nahe. Diese Differenzen verdeutlichen nochmals die kritische Haltung der Autoren gegenüber einem internationalen Vergleich. Auf Sektorenebene zeigt sich, dass in Dänemark Gazellenunternehmen in nahezu allen Sektoren entstehen. Dieser Befund deckt sich mit den Ergebnissen für deutsche Gazellenunternehmen. Ein vergleichsweise hoher Anteil an Gazellenunternehmen ist im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie zu verzeichnen. Der Anteil der Gazellenunternehmen, gemessen an allen Unternehmen des Sektors, belief sich hier 2006 auf 0,43 Prozent. Im Zeitraum bis 2009 sank der Anteil der Gazellenunternehmen in diesem Sektor jedoch kontinuierlich auf 0,23 Prozent. Die Anzahl aller Unternehmen im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie entwickelte sich jedoch gegenläufig. So gab es im Jahr 2006 in diesem Sektor 10.937 Unternehmen und in 2009 bereits 12.388 Unternehmen. Während also der Anteil der Gazellenunternehmen im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie sank, nahm die Anzahl der Unternehmen im Betrachtungszeitraum 2006 bis 2009 um 13 Prozent zu. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bereich der „sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen“. Gemessen an allen Unternehmen in diesem Sektor erreichten 2006 mit 0,2 Prozent überdurchschnittlich viele Unternehmen den Gazellenstatus. Im Jahr 2009 waren es jedoch nur noch 0,12 Prozent. Die Gesamtanzahl der Unternehmen stieg im gleichen Zeitraum um 4 Prozent. In Dänemark trat mit dem „Gazellenwachstums Programm“107 2007 ein öffentliches Förderprogramm in Kraft trat, welches sich ausschließlich an schnellwachsende Jungunternehmen wendet. Das Programm lief über drei Jahre und endete in 2010. Zielgruppe des Programms waren 40 kleine und mittlere Unternehmen aus der Hochtechnologie und wissensintensiven Branchen. Die Unternehmen mussten sowohl ein hohes Wachstums- als auch Internationalisierungspotenzial aufwiesen. Die Förderung fand sowohl in Form von zinsverbilligten Krediten, Venture Capital als auch durch gezielte kostenlose Beratung statt. Rambøll Management Consulting wurde mit der Zwischenevaluierung des Programms betraut und konnte sowohl hinsichtlich der Relevanz und Effizienz als auch der Effektivität des Programms positive Ergebnisse feststellen. Gazellenunternehmen in Österreich Als weiteres Untersuchungsland wurde Österreich betrachtet. Für die österreichische Volkswirtschaft kann ein gewisser Mangel an Wettbewerbsfähigkeit und Innovation festgestellt werden. Hintergrund hierfür ist die eher geringe Anzahl an wachstumsstarken Unternehmen. Der Beitrag, den „Gazellenunternehmen“ zur Wirtschaftsdynamik und zur Arbeitsplatzschaffung leisten, wird vor diesem Hintergrund als sehr hoch eingeschätzt und nimmt eine entsprechende Bedeutung in der österreichischen Politik ein. 107 Pro Inno Europe (2009): “Gazelle Growth Programme”. http://proinno.intrasoft.be/index.cfm?fuseaction=wiw.measures&page=detail&ID=9129. (abgerufen 15.04.2012). STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 79 Die Gründungsrate in Österreich liegt, basierend auf den Ergebnissen der Eurostat-Statistik, hinter Deutschland zurück. Dies gilt über den gesamten Zeitraum von 2000 bis 2009108.Ein Vergleich der finanziellen und zeitlichen Aufwände zeigt auf, dass Österreich im Bezug auf den bei einer Gründung anfallenden bürokratischen Aufwand die Werte in Deutschland übersteigen. In Österreich bedarf eine Gründung eines zeitlichen Aufwands von 7 bis 30 Tagen. Demgegenüber stehen 6,2 Tage in Deutschland. Die Beobachtung des Gründergeschehens in Österreich zeigt jedoch, dass zwischen den Jahren 2000 und 2010 ein genereller Trend zu mehr Gründungsaktivität zu verzeichnen ist. Ähnlich wie für Deutschland gilt auch für Österreich, dass Gazellenunternehmen eher selten sind. Die Aussagen zum Anteil an Gazellenunternehmen an allen Unternehmen hängen jedoch stark von der jeweiligen Definition ab. Eine WIFO- Studie109 aus dem Jahr 2010 legt die Definition der OECD an. Diese definieren Gazellenunternehmen als Unternehmen mit einem Mitarbeiterwachstum von über 20 Prozent über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg. Darüber hinaus verfügen sie zum Beginn dieser Periode bereits über mindestens zehn Mitarbeiter. Aufgrund der Datenlage können für Österreich nur Aussagen für die Jahre 2003 bis 2006 getroffen werden. Zirka 3,5 Prozent aller Unternehmen in Österreich, die 2003 über mindestens 10 Mitarbeiter verfügten erreichten nach Abschluss der Dreijahresperiode ein jährliches Mitarbeiterwachstum von mindestens 20 Prozent per annum. Gemessen am Gesamtunternehmensbestand in 2006 entspricht dies 0,5 Prozent der Unternehmen in Österreich. Im Bezug auf Größe und Alter der Unternehmen lässt sich zeigen, dass vorrangig kleine und junge Unternehmen (10-49 Mitarbeiter) zu Gazellenunternehmen werden. Dennoch können auch ältere und größere Unternehmen den Gazellenstatus erreichen. Somit bestätigt sich auch für Österreich, dass Gazellenunternehmen nicht per se junge Unternehmen sein müssen. Auch für Österreich bestätigt sich, dass Gazellenunternehmen in nahezu allen Branchen zu finden sind. Ein besonders hoher Anteil an schnellwachsenden Jungunternehmen findet sich in den Brachen Immobilien und Unternehmensdienstleistungen, Elektrizität, Gas- und Wasserversorgung und Transport. Demgegenüber machen die Sektoren Bau, Gastgewerbe, Herstellung von Gütern einen eher geringen Anteil an allen schnellwachsenden Unternehmen aus. Hierin unterscheiden sich die Ergebnisse zwischen deutschen und österreichischen Unternehmen. So konnte für deutsche Gazellenunternehmen in der vorliegenden Untersuchung gezeigt werden, dass die Branchen des verarbeitenden Gewerbes, bzw. der Herstellung von Gütern gemessen am Gesamtunternehmensbestand dieser Branchen hohe Anteile an schnell wachsenden Jungunternehmen hervorbringen. Dies ist im Kontext der deutschen Wirtschaftshistorie zu sehen. Für Österreich muss jedoch einschränkend gesagt werden, dass keine Bezüge zur Gesamtgröße der Sektoren hergestellt werden können. Das für Deutschland gefundene Ergebnis, dass Gazellen als überdurchschnittlich innovativ einzustufen sind, bestätigt sich auch in Österreich. „Schnell wachsende Unternehmen in Österreich sind innovativ im Sinne, dass sie Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Unternehmen haben (Hölzl et. al. S.15,2009).“ Die hohe volkswirtschaftliche und politische Bedeutung von Gazellenunternehmen geht auch in Österreich auf die von Gazellenunternehmen ausgelösten Beschäftigungseffekte zurück. Jene 3,5 Prozent der Unternehmen, die im Zeitraum 2003 bis 2006 den Status eines Gazellenunternehmens erreichen konnten, stellten 10 Prozent aller in diesem Zeitraum entstandenen Arbeitsplätze zur Verfügung. Eine weitere Studie bestätigt die außerordentlichen Beschäftigungseffekte, die von Gazellenunternehmen in Österreich ausgehen. Die Beschäftigungseffekte von schnell wachsenden Unternehmen werden in der Studie „Expertise zum ERP-Jahresprogramm mit Schwerpunkt innovative Gazellen (Hölzl et. al., 2009)110“ mittels des Birch Index für die Jahre 1995 bis 2005 erfasst. „Der Birch Index ist ein Wachstumsmaß, das sich insbesondere durch die Kombination aus relativem und absoluten Wachstum auszeichnet“ (Hölzl et. al, 2009). So werden die „Top 5 Prozent“ der Wachstumsunternehmen hinsichtlich ihrer Mitarbeiterentwicklung ermittelt. Darüber hinaus werden alle Gründungen ab 1995 berücksichtigt. Im Ergebnis zeigt sich, dass im Zeitraum zwischen 1995 und 2000 insgesamt 350.000 Arbeitsplätze von Unternehmen, die nach 1995 gegründet 108 Eurostat (2012): “Unternehmensdemographie”. http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&plugin=1&language=de&pcode=tsier150. (abgerufen am 12.04.2012). 109 WIFO (2010): “Fostering fats growing firms: a silver bullet policy?” http://iri.jrc.es/workshops/Session%20III%20Holzl.pdf. (Download 15.04.2011). 110 Austria Wirtschaftsservice: http://www.awsg.at/Content.Node/files/events/20100706_ImpulseGF-2.pdf STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 80 wurden, bereitgestellt wurden. Das entspricht 52,2 Prozent aller in diesem Zeitraum geschaffenen Arbeitsplätze. Dies bestätigt zunächst vor allem die volkswirtschaftliche Bedeutung von Neugründungen im Allgemeinen. Schnell wachsende Jungunternehmen, also die „Top 5 Prozent“ alleine, tragen jedoch mit 37,1 Prozent an allen geschaffenen Arbeitsplätzen in einem besonderen Maße zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Für die Jahre 2000 bis 2005 ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier tragen die „Top 5 Prozent“ Unternehmen mit 32,4 Prozent zwar etwas weniger stark, aber nach wie vor in beträchtlichem Maße, zu allen neu geschaffenen Arbeitsplätzen bei. Erneut entfallen mit 57,1 Prozent aller Arbeitsplätze mehr als die Hälfte der geschaffenen Arbeitsplätze auf neu gegründete Unternehmen ab dem Jahr 2000. Die Förderung von besonders wachstumsstarken Unternehmen wird in Österreich vor allem von „austria wirtschaftsservice (aws)“ wahrgenommen. Das Ziel der aws ist es, „gerade in schwierigen Konjunkturphasen, jene Unternehmen besonders zu unterstützen, die extrem hohe Entwicklungspotenziale mit soliden Wachstumsplänen verbinden” (Sagmeister, 2008)111. Die vorausgehend diskutierten Studien bilden hierbei die wissenschaftliche Grundlage für die Förderung von Gazellenunternehmen in Österreich. Die von der aws eingesetzten Förderinstrumente, die sich in besonderem Maße an den Bedürfnissen schnell wachsender Jungunternehmen orientieren, umfassen beispielsweise112: Protrans: Zuschussförderung zur Verbesserung des Technologietransfers zwischen KMU und Forschungseinrichtungen. PreSeed und Seedfinancing: Beratung und Kapital in frühen Phasen von innovativen Hochtechnologie-Unternehmen. erp-Kredit: Günstig und fix verzinste Kredite beispielsweise für Investitionen in betriebliche Forschung oder Technologieprojekte. aws- Mittelstandsfonds: Flexibles Instrument zur Wachstumsfinanzierung von KMU in der Expanisionsphase. aws- Venture-Capital Initiative: Die aws beteiligt sich zu marktüblichen Konditionen an Fonds bestehender oder neuer Managementteams mit Minderheitsbeteiligungen bis maximal 30 Prozent des Fondsvolumens. Es zeigt sich somit, dass die Förderungsangebote in Österreich, ähnlich wie in Deutschland, an unterschiedlichen Punkten im Unternehmenszyklus ansetzen. Der Gedanke, dass eine Förderung insbesondere in Zeiten konjunktureller Problemphasen intensiviert wird, wird mit den Ergebnissen zu der Entwicklung von Gazellenunternehmen in Deutschland in der vorliegenden Studie bestärkt. Die in der AMADEUS-Datenbank ermittelten Werte eines Anteils von null Prozent von Gazellenunternehmen zum Gesamtunternehmensbestand kann an dieser Stelle von den Autoren nicht erklärt werden. Eine mögliche Erklärung für den geringen Wert kann die ausschließliche Einbeziehung von börsennotierten Unternehmen sein. Dennoch zeigt sich auch für Österreich, dass je nachdem, welche Definition zu Grunde gelegt wird, es zu unterschiedlichen Aussagen in Bezug auf die Relevanz von schnell wachsenden Jungunternehmen kommen kann. Gazellenunternehmen in den USA In den USA wurden schon Ende der 70er Jahre erste Diskussionen zum Beitrag kleiner und mittlerer junger Unternehmen zur Entstehung von Arbeitsplätzen geführt. In den darauf folgenden Dekaden wandte sich die Wissenschaft verstärkt diesem Thema zu. Im Zuge dessen wurde die Relevanz von schnell wachsenden Jungunternehmen und ihrem Beitrag zur Beschäftigung und zur wirtschaftlichen Entwicklung genauer untersucht. David Birch und James Medoff (1994) fanden heraus, dass nur 4 Prozent der Unternehmen in den USA 60 Prozent aller neugeschaffenen Arbeitsplätze in der Periode zwischen 1988 und 1992 bereitstellten. 111 Wirtschaftsblatt (2010): “„Gazellen„-Unternehmen beflügeln Wirtschaftswachstum“. http://www.wirtschaftsblatt.at/home/oesterreich/wirtschaftspolitik/gazellen-unternehmen-befluegeln-wirtschaftswachstum428397/index.do. (abgerufen am 14.02.2012). 112 Austria Wirtschaftsservice: http://www.awsg.at/Content.Node/foerderungen/wizard.php STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 81 In der Studie „High-Impact Firms: Gazelles Revisited“ definieren Acs et al. ein Gazellenunternehmen zunächst mittels einer bestimmten Umsatzsteigerung. Nach dieser Definition ist ein Unternehmen dann ein Gazellenunternehmen, wenn sich der Umsatz innerhalb eines vierjährigen Beobachtungszeitraums verdoppelt. Diese Definition kommt der ursprünglichen Definition von Birch sehr nahe, weist jedoch mit der in der vorliegenden Studie verwendeten Definition nur eine geringe Ähnlichkeit auf, da die Mitarbeiterentwicklung nicht berücksichtigt wird. Neben den Gazellenunternehmen identifizieren Acs et al. jedoch auch die Gruppe der „High Impact“ Unternehmen. Diese werden sowohl bezüglich des Umsatzes als auch der Beschäftigung definiert. Hinsichtlich des Umsatzes müssen „High Impact“ Unternehmen ebenfalls in einem vierjährigen Betrachtungszeitraum mindestens eine Verdoppelung des Umsatzes erreichen. Im Bezug auf die Entwicklung der Beschäftigungszahlen muss der Mitarbeiterwachstumskoeffizient im gleichen Zeitraum mindestens zwei oder höher betragen. Der Wachstumskoeffizient ist definiert als das Produkt der prozentualen Veränderung (0-1) der Mitarbeiteranzahl und der absoluten Anzahl der Veränderung. Ähnlich wie der Birch-Index ist es auf diese Weise möglich, den Verzerrungen, die sich bei einer Messung von absoluten und relativen Zahlen ergeben können, entgegenzuwirken. Da ein Hauptaugenmerk der Gazellenstudie in Deutschland darauf liegt, die Mitarbeiterentwicklung schnell wachsender Unternehmen nachzuzeichnen, wird im Folgenden nicht auf die Gazellenunternehmen nach Acs et al., sondern auf die „High Impact“ Unternehmen eingegangen. Um sowohl die Entwicklungen eines Unternehmens vor der vierjährigen Wachstumsperiode als auch danach nachzeichnen zu können, betrachtet die Studie von Acs et al. einen Zeitraum von zwölf Jahren zwischen 1994 und 2006. In den Jahren 1994 bis 1998 betrug die Anzahl der „High Impact“ Unternehmen gemäß der bereits erwähnten Definition 352.114 Unternehmen. Im Zeitraum 1998 bis 2002 lag die Anzahl bei 299.973 Unternehmen und in den Jahren 2002 bis 2006 befanden sich in den USA gemäß dieser Studie 376.505 „High Impact“ Unternehmen. Gemessen am Gesamtunternehmensbestand schwankt der Anteil von „High Impact“ Unternehmen im Zeitverlauf zwischen 5,2 Prozent (1998-2002) und 6,5 Prozent (2002-2006). Der Anteil von „High Impact“ Unternehmen am Gesamtunternehmensbestand liegt folglich in den USA deutlich über dem Anteil der Gazellenunternehmen in Deutschland oder Österreich. Es ist davon auszugehen, dass dieser Umstand nur in eingeschränktem Maße auf eine höhere Dynamik in den USA zurückzuführen ist, sondern vielmehr in den Unterschieden der angelegten Definitionen begründet ist. Die Auswertung für die USA der ORBIS-Datenbank zeigt einen ähnlich hohen Anteil an Gazellenunternehmen und lag bei 6,5 Prozent. Der Anteil der Gazellenunternehmen an allen Unternehmen laut der OECD Studie lag dahingegen, wie eingangs dargestellt, bei nur 0,25 Prozent. Auch für die USA zeigt sich, wie schon für Dänemark und Österreich eine breite Spannweite an Ergebnissen. Dies bekräftigt nochmals die Schwierigkeit und Seriosität eines internationalen Vergleiches der Anteile an Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand. Bezüglich der Größenklassen der Gazellenunternehmen lässt sich auch für die USA feststellen, dass vorwiegend kleine Unternehmen die Kriterien eines „High Impact“ Unternehmens erfüllen. Von den 376.505 Gazellenunternehmen im Zeitraum von 2002 bis 2006 entfielen beispielsweise 359.289 auf Unternehmen, die zwischen 1-19 Mitarbeiter beschäftigten. Dieses Bild bestätigt sich auch für die anderen beiden Betrachtungszeiträume. Nichtsdestotrotz sind unter den Gazellenunternehmen auch die Größenklassen 20-499 Mitarbeiter und über 500 Mitarbeiter vertreten. Im Zeitverlauf kann jedoch gezeigt werden, dass der Anteil der Unternehmen mit 20-499 Mitarbeitern bzw. mit über 500 Mitarbeitern an allen „High Impact“ Unternehmen abnimmt. Während die Gruppe der Unternehmen mit 20-499 Mitarbeiter im Zeitraum zwischen 1994 und 1998 noch 6,6 Prozent der „High Impact“ Unternehmen in den USA stellte, waren dies im Zeitraum von 200 bis 2006 nur noch 4,4 Prozent. Im Bezug auf die Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern belief sich der Anteil zwischen 1994 und 1998 auf 0,35 Prozent und halbierte sich in der Periode 2002 bis 2006 nahezu auf 0,2 Prozent. Im Bezug auf die Branchen in denen „High Impact“ Unternehmen entstehen, lässt sich auch für die USA sagen, dass schnell wachsende Unternehmen in allen Branchen zu finden sind. Dennoch ergeben sich hinsichtlich des Anteils bestimmter Branchen an allen „High Impact“ Unternehmen Unterschiede. Auf Basis der SIC Kodierung, die in den USA gängige statistische Systematik der Wirtschaftszweige, zeigt sich, dass 1998 „High Impact“ Unternehmen vor allem in den Branchen Gummi und Kunststoffe (7,18 Prozent), Elektrik und Elektronik (7,03 Prozent) und Nichtelektri- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 82 sche Maschinen (6,91 Prozent) entstanden. Den geringsten Anteil an allen „High Impact“ Unternehmen hatten die Branchen Agrarerzeugnisse (1,53 Prozent), Tierwirtschaft (1,21 Prozent) und Leitungsbau ohne Gasleitungen (0,63 Prozent). Im Zeitverlauf lässt sich feststellen, dass sich die Anteile der unterschiedlichen Branchen an allen „High Impact“ Unternehmen kontinuierlich annähern. Im Zeitraum 2002 bis 2006 machte die stärkste Branche Tiefbau (4,6 Prozent) einen deutlich geringeren Anteil an allen „High Impact“ Unternehmen aus als die Branchen mit dem größten Anteil im Jahr 1998. Spitzenreiter im Zeitraum 2002 bis 2006 sind weiterhin die soziale Dienstleistungen (4,35 Prozent), die Primärmetallindustrie (3,6 Prozent). Neben der Annäherung der Anteile zeigt sich, dass im Zeitverlauf ein breites Spektrum unter den Branchen mit dem höchsten „High Impact“ Unternehmen zu finden war. Die Autoren der Studie konstatieren weiterhin, dass nahezu alle neugeschaffenen Arbeitsplätze im Beobachtungszeitraum (1994 bis 2006) auf „High Impact“ Unternehmen zurückzuführen sind. Im Bezug auf die Größenklassen entfallen dabei 58 Prozent auf kleine Unternehmen (1-499 Mitarbeiter). Die andere Hälfte entfällt auf große Unternehmen (mehr als 500 Mitarbeiter). Eine Studie der Kauffmann Stiftung113 kommt zu dem Ergebnis, dass die Top 5 Prozent der Unternehmen (273.000 Unternehmen) in 2007, gemessen am Mitarbeiterwachstum, zwei Drittel aller neugeschaffenen Arbeitsplätze stellten. Die Bedeutung schnell wachsender Unternehmen zeigt sich noch deutlicher, wenn nur die Top 1 Prozent der Unternehmen (55.000 Unternehmen) betrachtet werden. Von ihnen allein gehen 40 Prozent aller neugeschaffenen Arbeitsplätze aus. Die Rolle der öffentlichen Hand gestaltet sich in den USA traditionell anders als in Europa. So wird beispielsweise die Verfügbarkeit von Kapital für junge Unternehmen, die in Europa einen zentralen Bestandteil der Förderangebote darstellt, wenig im Zusammenhang mit dem Handlungsspielraum der öffentlichen Hand diskutiert. Dahingegen konzentriert sich die Rolle der öffentlichen Hand fast ausschließlich darauf, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Unternehmen ermöglichen, Wachstum zu realisieren bzw. eine generell hohe Gründungsaktivität ermöglichen. In diesem Zusammenhang werden auch in den USA die Besteuerung thesaurierter Gewinne sowie die Zulassung ausländischer Arbeitskräfte diskutiert114. Um mehr Gründungen zu ermöglichen, soll beispielsweise der notwendige Prozess, um universitäre Forschungsergebnisse marktfähig zu machen, künftig erleichtert werden115. 113 Kauffman Foundation (2011): http://www.kauffman.org/uploadedfiles/high-growth-firms-study.pdf. 114 Ebd. 115 Ebd. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 83 Zusammenfassende Betrachtung des Internationalen Vergleichs Sowohl die übergeordneten Betrachtungen im Rahmen des internationalen Vergleichs, als auch die Betrachtungen der Länder Dänemark, Österreich und der USA zeigen, dass ein methodisch sinnvoller Vergleich aufgrund der Vielzahl an Definitionen und Datengrundlagen nicht möglich ist. Wie bereits erwähnt ist dies dem Umstand geschuldet, dass weder eine gemeinsame Definition eines Gazellenunternehmens noch eine gemeinsame Datengrundlage vorliegt. Die definitorischen Unterschiede decken dabei ein breites Spektrum ab. Zum einen herrscht Uneinigkeit darüber, ob Umsatz- oder Mitarbeiterentwicklung als Wachstumsindikator verwendet wird. Oftmals werden beide Indikatoren in einer Definition kombiniert. Die Entscheidung welcher Indikator miteinbezogen wird, variiert dabei in Abhängigkeit vom Ziel der Studie und der Beschaffenheit der Datengrundlage. Des Weiteren bestehen definitorische Defizite bzw. Uneinigkeiten dahingehend, ob ein Gazellenunternehmen nun zwangsläufig jung sein muss. Sowohl die OECD Studie als auch die Studie von Acs et al. (2008) bestätigen zwar die Erkenntnises der vorliegenden Studie für Deutschland, dass Unternehmen, um schnelles Wachstum zu realisieren nicht unbedingt jung sein müssen, benennen diese Unternehmen jedoch als ”High Growth” bzw. ”High Impact” Unternehmen, um sie von den jungen Gazellenunternehmen zu unterscheiden. Im Fall der Studie von Acs et al. werden Gazellenunternehmen zusätzlich über eine Verdopplung des Umsatzes definiert. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse für die Länder Dänemark, Österreich, die USA und Deutschland weniger als Vergleich, sondern vielmehr als länderspezifische Analysen zu verstehen. Auf dieser Grundlage kann für jedes einzelne Land ein spezifisches Bild zur Lage und Entwicklung von schnell wachsenden Jungunternehmen gezeichnet werden, was qualitativ gegeneinander diskutiert werden kann. Auf dieser Basis können einige aggregierte Aussagen aus der vergleichenden Länderdarstellung gezogen werden. Bezüglich der angelegten Definitionen scheint bei allen Unterschieden, weitgehend Einigkeit über die Dauer des Betrachtungszeitraums zu herrschen. Fast alle Studien beziehen sich auf einen Wachstumszeitraum von drei Jahren. Darüber hinaus unterstreicht der internationale Vergleich in erster Linie die wirtschaftspolitische Bedeutung, die schnell wachsenden Unternehmen zukommt. Es konnte für alle Länder gezeigt werden, dass Gazellenunternehmen in ihrer Häufigkeit eher gering sind, aber dennoch über hohe Beschäftigungseffekte verfügen. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass Gazellenunternehmen sowohl in Deutschland als auch in den Vergleichsländern in allen Branchen bzw. Sektoren zu finden sind. Weiterhin zeigt sich, dass insbesondere Gazellenunternehmen sensibel auf externe wirtschaftliche Krisen reagieren. Aus der Sicht der Autoren ergeben sich aus den Ergebnissen des internationalen Vergleichs zwei Handlungsempfehlungen. Einerseits sollte ein Vergleich nur mit größter Sorgfalt und mit einhergehender Darstellung der Schwächen, begründet in Datenerhebung und Definition erfolgen und andererseits könnte auf europäischer Ebene oder auf Ebene der OECD eine einheitliche Definition von Gazellenunternehmen angeregt werden. Die Schaffung einer einheitlichen Datenbasis, um seriöse Schlüsse zu ziehen, scheint jedoch aufgrund unterschiedlicher statistischer Erhebungen in den einzelnen Ländern eher unwahrscheinlich. Eventuell würde sich für einen Vergleich anbieten, bewährte Erhebungsinstrumente wie den Global Entrepreneurship Monitor um Fragekategorien zu schnell wachsenden Jungunternehmen zu erweitern. 5.4 Ergebnisse der Unternehmensbefragung der Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen in Deutschland Neben der Charakterisierung der für Deutschland identifizierten Gazellenunternehmen wird im Rahmen dieser Untersuchung eine telefonische Befragung ausgewählter Unternehmen durchgeführt. Ziel der Befragung ist es, detaillierte Informationen zu den Gazellenunternehmen zu erhalten und die aufgrund der Literatur aufgestellten Hypothesen zu überprüfen (vergleiche hierzu Kapitel 4) sowie Meinungen zu den entscheidenden Wachstumstreibern und -hemmnissen zu erfragen. Im Rahmen der Studie wurden einerseits Gazellenunternehmen befragt und andererseits potenzielle Gazellenunternehmen. Als potenzielle Gazellen werden diejenigen Unternehmen verstanden, die die gleichen Startbedingungen wie die identifizierten Gazellen hatten, aber kein durchschnittliches Beschäftigungswachstum von mehr als 20 Prozent über einen Zeitraum von drei Jahren aufweisen (vgl. hierzu Kapitel 5.1.2). In dem Sinn handelt es sich somit bei den potenziellen Gazellen um die „statistischen Zwillinge“ der Gazellenunternehmen. Für die Durchführung STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 84 der Befragung wurden Gazellen und potenzielle Gazellen anhand der vorher festgelegten Definition von der Creditreform-Wirtschaftsforschung auf Basis der CreditreformWirtschaftsdatenbanken ermittelt. Insgesamt wurden 13.021 Gazellenunternehmen aus den Gründungskohorten 1996 bis 2006 und 3.125 potenzielle Gazellenunternehmen aus der Gründungskohorte 2000 identifiziert. Die potenziellen Gazellen wurden eingegrenzt auf die fünf Schwerpunktbranchen, in denen Gazellen am häufigsten auftreten. Die Auswahl der befragten Unternehmen erfolgte anhand einer Zufallsstichprobe. Die Stichprobe der Gazellen umfasste 3.602 Gazellenunternehmen der Gründungskohorten 1996 bis 2000. Die Stichprobe der potenziellen Gazellen umfasste 1.206 potenzielle Gazellenunternehmen der Gründungskohorte 2000. Die befragten Personen der Gazellen- und potenziellen Gazellenunternehmen waren Gründer, Inhaber bzw. geschäftsführende Gesellschafter, Geschäftsführer, kaufmännische Leiter oder technische Leiter. Um den Rücklauf der Befragung möglichst zu maximieren, wurden die zu befragenden Gazellen und potenziellen Gazellen im Vorfeld der Befragung mit einem Empfehlungsschreiben des Auftraggebers in postalischer Form kontaktiert und über die geplante Befragung informiert. Die Befragung wurde mit Hilfe des firmeneigenen Befragungstool SurveyXact durchgeführt, welches die Durchführung computergestützter Telefoninterviews (CATI = Computer Assisted Telephone Interviewing) ermöglicht. Hierbei lesen die Interviewer mit Hilfe des CATI-Systems während des telefonischen Interviews die Fragen vom Bildschirm ab und geben die Antworten über die Tastatur direkt in den Computer ein. Der Ablauf der Befragung folgte dem im Vorfeld konzipierten und mit dem BMWi abgestimmten standardisierten Fragebogen (vgl. hierzu Anhang 2). Der Interviewprozess wird unmittelbar vom Computer gesteuert. Vorprogrammierte Fragenfolge, Filtersetzung und Bearbeitungsregeln schließen weitestgehend potenzielle Fehler durch Überschlagen oder Überlesen von Fragen durch die Interviewer aus. Zur Gewährleistung der Konsistenz und Gültigkeit der Antworten werden schon während des Interviews automatisch Plausibilitätskontrollen durchgeführt. Die Verwaltung von Terminen, die mit den zu befragenden Personen in den Unternehmen vereinbart werden müssen, wird automatisch vom Computer übernommen. Zur vorgeschriebenen Zeit werden diese Termine vom Computer einem frei verfügbaren Interviewer zugewiesen. Die Steuerung erneut anzurufender Unternehmen erfolgt ebenfalls mit Hilfe des Computers. Sowohl der Erhebungsvorgang als auch die Interviewer unterliegen bei computergestützten Telefoninterviews einer ständigen Kontrolle. Auftretende Fragen oder Probleme können von den Supervisoren rasch beantwortet und behoben werden, es erfolgt somit eine laufende Qualitätsüberwachung. Mögliche Fehlerquellen einer Umfrage wie zum Beispiel subjektive Einflüsse durch die Interviewer können aufgrund der Organisation des Interviewprozesses im hauseigenen Telefonstudio und durch die unmittelbare Beaufsichtigung im Rahmen der kontinuierlichen Supervision effektiv kontrolliert werden. Im Vorfeld der Befragung wurden alle Interviewer gemeinsam geschult und konnten Verständnisfragen zu den Inhalten und der Zielgruppe der Befragten klären. Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchung 3.602 Gazellenunternehmen und 1.000 potenzielle Gazellenunternehmen angefragt an der Befragung teilzunehmen. Insgesamt konnten 211 Gazellenunternehmen im Zeitraum vom 10.10.2011 bis 28.10.2011 erfolgreich interviewt werden. Für die Kontrollgruppe der potenziellen Gazellenunternehmen wurden im Zeitraum von 02.11 bis 08.11.2011 107 Interviews erfolgreich durchgeführt. Die Beteiligungsquote bei den Gazellenunternehmen beträgt somit zirka sechs Prozent der Zufallsstichprobe und bei den potenziellen Gazellenunternehmen zirka 11 Prozent der Stichprobe. Die durchschnittliche Länge der Interviews betrug etwa 16 Minuten. Von allen Befragten waren 68 Prozent Geschäftsführer der Unternehmen und 32 Prozent Unternehmensgründer. Abbildung 5-37 stellt die regionale Verteilung der Stichprobe nach Bundesländern dar. Es zeigt sich, dass die regionale Verteilung der Stichprobe der Verteilung der Grundgesamtheit entspricht und somit repräsentativ ist. Die Anzahl der in den Flächenländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg befragten Unternehmen ist auch in der Stichprobe am höchsten. Auch die Stadtstaaten Berlin und Hamburg sind in der Stichprobe in etwa gleich stark repräsentiert wie in der Grundgesamtheit. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-37: 85 Regionale Verteilung der Stichprobe Baden-Württemberg 10% Bayern 11% 15% Berlin 14% 4% Brandenburg 11% 4% Bremen 6% 2% 1% Hamburg 4% 1% 4% Hessen Mecklenburg-Vorpommern 2% 5% 3% Niedersachsen 10% 9% Nordrhein-Westfalen 23% Rheinland-Pfalz 2% Saarland 3% 2% Sachsen 8% Sachsen-Anhalt 4% 1% 3% Schleswig-Holstein Thüringen 21% 4% 9% 3% 2% 0% 5% Gazellen (N: 211) 6% 10% 15% 20% Potenzielle Gazellen (N: 107) 25% Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Zum Zeitpunkt der Befragung beschäftigten mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten Unternehmen zwischen 11-50 Mitarbeiter. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) gaben an, zwischen 51250 Mitarbeitern zu beschäftigen. Etwa jedes zwanzigste (5 Prozent) befragte Unternehmen beschäftigte 250-500 Mitarbeiter. Somit entspricht die Größenverteilung der befragten Gazellenunternehmen genau der Grundgesamtheit aller in Deutschland identifizierten Gazellenunternehmen (vgl. hierzu 5.2.3). Befragt nach Art des Wachstums geben zwei von drei Unternehmen an, kontinuierlich gewachsen zu sein. Das übrige Drittel der Unternehmen ist eher durch Wachstumssprünge gewachsen. Auf die Frage, wie das Wachstum generiert wurde, antworteten nahezu 90 Prozent, dass internes Wachstum ausschlaggebend gewesen sei. Des Weiteren wuchs jedes zehnte Unternehmen durch den Zukauf von anderen Unternehmen. Ein geringer Anteil (4 Prozent) generierte Wachstum durch Fusion/Übernahmen oder den Einstieg von Investoren (5 Prozent).116 5.4.1 Unit-Non-Response-Analyse Nachfolgend werden in einer Unit-Non-Response-Analyse die Charakteristiken der Nonrespondenten den Charakteristiken der Gazellenunternehmen gegenübergestellt. Zu den Nonrespondenten werden diejenigen Erhebungseinheiten der Stichprobe gezählt, die für die Befragung vollständig ausgefallen sind. Die Nonrespondenten umfassen somit die nicht befragbaren und nicht erreichten Unternehmen sowie die Verweigerer. Von den insgesamt 3.602 Gazellenunternehmen der Zufallsstichprobe waren 1.728 Gazellen entweder nicht befragbar, da beispielsweise die Telefonnummer nicht stimmte oder die Teilnahme an der Befragung verweigert wurde. Weitere 1.662 Gazellen konnten telefonisch nicht erreicht werden. Die Auswertungen der Non-ResponseAnalyse erfolgt hinsichtlich der Charakteristiken, die in der Creditreform-Wirtschaftsdatenbank hinterlegt sind. Im Einzelnen sind dies Informationen zum Bundesland, zur Zeitspanne bis zum Start des dreijährigen Wachstumszeitraums, zum Hauptsektor und zur Größenklasse der Gazellenunternehmen. Abbildung 5-38 verdeutlicht, dass die regionale Verteilung der Nonrespondenten der Verteilung der befragten Gazellen nahezu entspricht. Größere Abweichungen können hier nicht festgestellt werden. Die befragten Gazellen bilden somit eine repräsentative Teilpopulation der gezogenen Stichprobe. Eine Verzerrung der Befragungsergebnisse aufgrund einer unterschiedlichen regionalen Verteilung von Nonrespondenten und befragten Gazellen kann somit ausgeschlossen werden. 116 Mehrfachantworten möglich STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-38: 86 Regionale Verteilung der befragten Gazellenunternehmen und der Nonrespondenten 10% Baden-Württemberg 13% 15% 14% Bayern 4% 4% Berlin Brandenburg 3% Bremen 2% 1% Hamburg 3% 4% 4% Hessen Mecklenburg-Vorpommern 4% 7% 2% 2% 10% 10% Niedersachsen 23% 23% Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz 2% 3% Saarland 3% 2% Sachsen 6% 4% 3% Sachsen-Anhalt 3% 3% Schleswig-Holstein Thüringen 8% 2% 4% 0% 5% Befragte Gazellen (N=211) 10% 15% 20% 25% Nonrespondenten (N=3390) Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Auch ein Vergleich der Verteilung von Nonrespondenten und befragten Gazellenunternehmen auf die Zeitspanne bis zum Beginn der dreijährigen Wachstumsphase ab Gründungszeitpunkt zeigt keine größeren Unterscheide in der Verteilung zwischen den beiden Gruppen. Bei den Nonrespondenten, wie auch bei den befragten Gazellen, beginnen gut 60 Prozent der Gazellenunternehmen bereits ein Jahr nach der Gründung mit der dreijährigen Wachstumsphase. Somit entsteht der Großteil der Gazellenunternehmen bei den Nonrespondenten und bei den befragten Gazellen direkt nach der Gründung. Mit fortlaufender Zeit ab dem Gründungszeitpunkt nimmt die Anzahl der neu hinzukommenden Gazellen kontinuierlich ab. Dies entspricht auch der für die Grundgesamtheit der Gazellen beschrieben Entwicklung. Auch die Verteilung der Nonrespondenten auf die Hauptsektoren zeigt, dass diese der Verteilung der befragten Gazellenunternehmen sehr nahe kommt. Nonrespondenten und befragte Gazellenunternehmen sind mit geringen Abweichungen in den Sektoren Bau, Handel, Verkehr, forschungs- und wissensintensive Dienstleistungen, sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen inkl. Banken/Versicherungen sowie nicht-gewerbliche Wirtschaft mit ähnlichen Anteilen vertreten. Im Sektor verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie sind die befragten Gazellenunternehmen mit 21 Prozent gegenüber den Nonrespondenten mit zwölf Prozent unterrepräsentiert. Und im Sektor konsumnahe Dienstleistungen sind hingegen die befragten Gazellenunternehmen mit 25 Prozent gegenüber den Nonrespondenten mit 15 Prozent leicht überrepräsentiert. Die Verteilung von Nonrespondenten und befragten Gazellenunternehmen hinsichtlich der Größenklassen der Unternehmen lässt Unterschiede erkennen. So zählen fast drei Viertel der befrag- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 87 ten Gazellenunternehmen zur Größenklasse mit 10 bis 49 Beschäftigten, während in der Stichprobe die Unternehmen dieser Größenklasse nur knapp die Hälfte ausmachten. Des Weiteren ist in der Gruppe der Nonrespondenten der Anteil der großen Unternehmen mit zehn Prozent mehr als drei Mal so hoch wie in der befragten Gruppe der Gazellenunternehmen. Abbildung 5-39: Verteilung der befragten Gazellenunternehmen und der Nonrespondenten auf Größenklassen 65% Klein (10-49 Beschäftigte) 47% 32% Mittel (50-249 Beschäftigte) 42% 3% Gross (250 und mehr Beschäftigte) 10% 0% 10% 20% 30% Befragte Gazellen (N=211) 40% 50% 60% 70% Nonrespondenten (N=3390) Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Abschließend lässt sich sagen, dass die Gruppen der Nonrespondenten und die der befragten Gazellenunternehmen in allen Merkmalen außer der Unternehmensgröße sehr hohe Übereinstimmungen aufweisen. Die Interpretation der Ergebnisse ist dementsprechend vor dem Hintergrund zu sehen, dass die in dieser Untersuchung befragten Gazellenunternehmen die Gruppe der kleinen Unternehmen überrepräsentieren. 5.4.2 Auswertung der Befragung der Gazellenunternehmen Die Auswertung der Befragung erfolgt in zwei Schritten. Zunächst werden die Ergebnisse der Befragung der Gazellenunternehmen dargestellt und im zweiten Schritt erfolgt ein Vergleich der Gazellenunternehmen mit den potenziellen Gazellenunternehmen zu ausgewählten Fragestellungen. Bevor im Folgenden auf die einzelnen Themenblöcke Innovationstätigkeit, Markt und Wettbewerb, Internationalisierungsgrad, Finanzierung und Wachstum eingegangen wird, gibt ein Profil der befragten Personen in den Unternehmen Aufschluss über deren Hintergrund hinsichtlich Ausbildung sowie Berufs- und Branchenerfahrung. 5.4.2.1 Profil der Befragten Die Literaturanalyse ergab, dass dem Grad der formalen Bildung und der Branchenerfahrung und somit dem Humankapital des Unternehmers ein wachstumsbeeinflussender Effekt nachgewiesen werden kann.117 Basierend auf dieser Annahme wurden die Gründer und Geschäftsführer nach ihrem Alter sowie ihrer formalen Bildung und Branchen- und Berufserfahrung befragt. Die Ergebnisse zum Alter der befragten Gründer beziehungsweise Geschäftsführer zeigt, dass nahezu die Hälfte der Befragten zum Zeitpunkt der Gründung zwischen 30-39 Jahren alt war. Weitere 28 Prozent waren bereits zwischen 40-49 Jahren alt. Die Gruppe derer, die zwischen 2029 Jahren beziehungsweise zwischen 50-59 Jahren gründete, ist gleich groß und liegt bei zwölf 117 Vgl. KfW, ZEW (2010): Aufbruch nach dem Sturm. Junge Unternehmen zwischen Investitionsschwäche und Innovationsstrategie. KfW ZEW Gründungspanel 2010. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 88 Prozent. Etwa die Hälfte der Gründungen erfolgte im Team mit einer durchschnittlichen Teamgröße von drei Personen. Bei den Teamgründungen kamen die Gründer hinsichtlich ihres Ausbildungshintergrundes zur Hälfte aus der gleichen Fachrichtung. Die andere Hälfte der Teamgründungen setzte sich aus Gründern unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen. Im Bezug auf die Gründungserfahrung gibt fast jeder dritte befragte Gründer (29 Prozent) an, bereits zuvor ein Unternehmen gegründet zu haben. Auf Seite der Geschäftsführer verfügten bereits 41 Prozent über Erfahrung in der Leitung eines Unternehmens. Befragt nach ihrem Abschluss, gibt zirka die Hälfte der Gründer (54 Prozent) an eine Berufsausbildung absolviert zu haben. Weitere 38 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss. Bei den befragten Geschäftsführern ist der Anteil der Hochschulabsolventen höher und liegt bei 46 Prozent. Etwa jeder zehnte Gründer beziehungsweise Geschäftsführer ist promoviert. Die befragten Gründer mit Berufsausbildung verfügen etwa zu gleichen Teilen über eine technische beziehungsweise kaufmännische Ausbildung. Bei den Gründern mit Hochschulabschluss verfügen 67 Prozent über einen Abschluss in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und 24 Prozent über einen naturwissenschaftlich-technischen Abschluss. Sowohl Gründer als auch Geschäftsführer verfügen in der Mehrzahl (mehr als 60 Prozent) über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung. Der Anteil der Geschäftsführer mit Berufserfahrung zwischen 0-3 Jahren liegt bei 13 Prozent, der der Gründer bei nur sieben Prozent). Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Branchenerfahrung. Fast die Hälfte der Gründer beziehungsweise Geschäftsführer verfügte beim Einstieg beziehungsweise bei Unternehmensgründung bereits über mehr als zehn Jahre Branchenerfahrung. Das typische Profil eines Gründers beziehungsweise eines Geschäftsführers von Gazellenunternehmen zeigt: Einen Gründer/Geschäftsführer mittleren Alters mit langjähriger Berufs- und Branchenerfahrung und oftmals vorheriger Gründungserfahrung (Serial Entrepreneur). Die Hälfte der Gazellenunternehmen wird im Team gegründet. 5.4.2.2 Innovationstätigkeit Auf der Grundlage der Auswertung der 211 befragten Gazellenunternehmen werden im Folgenden die Innovationstätigkeit und die Art der Innovation der Gazellenunternehmen genauer beleuchtet. Unter einer Innovation versteht man die Einführung von neuen oder verbesserten Produkten und Dienstleistungen sowie Verfahren und Prozessen. In der Literatur wurde herausgehoben, dass Innovationstätigkeit einen positiven Effekt auf das Wachstum der Unternehmen haben können (vgl. 4.1.4). Eine aktuelle Studie aus dem Jahre 2012 des IfM ergab, dass die Innovationstätigkeit der KMU bis dato unterschätzt wurde. Gegenstand der Studie ist eine kritische Bestandsaufnahme der Innovationstätigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Vergleich zu Großunternehmen in Deutschland. Im Ergebnis stellte die Studie fest, dass 29 Prozent der KMU angeben, produktbezogenen Innovationen hervorzubringen. 118 Das Mannheimer Innovationspanel weist einen Wert von 43 Prozent für KMU aus, die sich als Innovatoren bezeichnen. 119 Abbildung 5-40 zeigt, dass 76 Prozent der Gazellenunternehmen seit ihrer Gründung eine Innovation hervorgebracht haben. Nur ein knappes Viertel (24 Prozent) der befragten Unternehmen gibt an, in diesem Zeitraum keine Innovation entwickelt zu haben. Auf die Frage, welche Art von Innovation hervorgebracht wurde, gaben 80 Prozent an, ein Produkt beziehungsweise eine Dienstleistungsinnovation entwickelt zu haben. Demgegenüber stehen 37 Prozent, die ein inno- 118 vgl. Maaß, F. / Führmann, B.: Innovationstätigkeit im Mittelstand – Messung und Bewertung Institut für Mittelstandsforschung Bonn, 2012, S.56. 119 Aschhoff/Doherr/Köhler/Peters/Rammer/Schubert und Schwiebacher (MIP 2008), Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft – Indikatorenbericht zur Innovationserhebung 2008, ZEW, infas, FhG ISI, Januar 2009 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 89 vatives Verfahren beziehungsweise einen innovativen Prozess entwickelt haben. Somit gibt es auch Unternehmen, die beide Arten der Innovation entwickelt haben. Abbildung 5-40: Anzahl der Unternehmen mit Innovationen und ohne Innovationen 24% mit Innovation keine Innovation 76% N=208 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Abbildung 5-41 stellt den Charakter der Innovation aus Sicht der befragten Unternehmer dar. Im Fragebogen wurde zwischen radikaler Innovation und inkrementeller Innovation unterschieden. Der Charakter der Innovation im Unternehmen wurde von 59 Prozent der Befragten als radikale Neuerung des Produkts/Dienstleistung beschrieben, wohingegen 41 Prozent angeben, eine inkrementelle Innovation hervorgebracht zu haben, die zu einer geringfügigen Verbesserung des Produktes beziehungsweise der Dienstleistung geführt hat. Im Rahmen der vorgebrachten Innovationen kooperierten 65 Prozent mit anderen Unternehmen oder Einrichtungen. 35 Prozent geben an, keine Kooperation eingegangen zu sein, die Innovation erfolgte demnach rein innerbetrieblich. Abbildung 5-41: Charakter der Innovation 41% 59% Geringfügige Verbesserung des Produktes/Dienstleistung Gravierende Neuerung des Produktes/Dienstleistung N=157 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll In Kapitel 4.1.4 wurde gezeigt, dass empirische Studien, die ihren Fokus ausschließlich auf die Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen legen, zu dem Ergebnis kommen, dass ein Zusammenhang zwischen Innovationstätigkeit und Wachstum besteht.120 Diese Hypothese wird in vorliegender Arbeit untersucht. Hierzu wurden die befragten Gazellenunternehmen in Bezug auf ihr Wachstum in zwei Gruppen (1) überdurchschnittlich gewachsene Unternehmen und (2) unterdurchschnittlich gewachsene Unternehmen unterteilt. Die Basis dieser Kategorisierung bildet die 120 Vgl. hierzu Coad, A. und R. Rao (2008): Innovation and Firm Growth in High-Tech Sectors: A Quantile Regression Approach. Re- search Policy 37(4):633-648 / Hölzl, W. (2009): Is the R&D behaviour of fast-growing SMEs different? Evidence from CIS III data for 16 countries. Small Business Economics 33(1):59-75 / Stam, E. und K. Wennberg (2009): The roles of R&D in new firm growth. Small Business Economics 33(1):77-89. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 90 Berechnung eines Wachstumskoeffizienten für jedes befragte Unternehmen. Der Wachstumskoeffizient setzt die einzelnen Unternehmen bezüglich ihres Wachstums in das Verhältnis zu allen Unternehmen derselben Gründungskohorte. Die genauere Methodik, die der Berechnung des Wachstumskoeffizienten zugrunde liegt, wird im nachfolgenden Kasten detailliert beschrieben. Berechnung Wachstumskoeffizient Der Berechnung des Wachstumskoeffizienten liegen die Angaben der befragten Unternehmen zur Mitarbeiteranzahl zum Gründungszeitpunkt und zum Zeitpunkt der Befragung zugrunde. Im ersten Schritt wurde der Median der Mitarbeiterzahlen zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung für jede Kohorte ermittelt. In einem zweiten Schritt wurde auf Basis der Kohorte der Median der Mitarbeiteranzahl zum Zeitpunkt der Befragung ermittelt. Anhand dieser Messgröße kann jedes Unternehmen bezüglich des Mitarbeiterwachstums mit den anderen Unternehmen seiner Gründungskohorte verglichen werden. Beispiel: Das Unternehmen X wurde 1996 mit drei Mitarbeitern gegründet, was genau dem Median seiner Gründungskohorte entspricht. Die Abweichung des Unternehmens X zum Median seiner Kohorte ist somit 0. Im Jahr der Befragung 2011 beschäftigt das Unternehmen X 736 Mitarbeiter, während der Median seiner Kohorte bei 40 Mitarbeitern liegt. Unternehmen X weicht somit um 1840 Prozent vom Median seiner Kohorte zum Zeitpunkt der Befragung ab. Auf Basis dieser Berechnung werden die Unternehmen nach den jeweils erreichten Abweichungen gerankt. Weiterhin wird eine metrisch interpretierbare Größe zwischen 1 und -1 entwickelt, die als Performance-Indikator dient. Das relative Wachstum des am stärksten gewachsenen Unternehmens wird folgend als Maßstab für alle anderen Unternehmen genommen, die ein positives Wachstum aufweisen. Der höchste erreichbare Wert liegt somit bei 1. Das relative Wachstum des Unternehmens, das am wenigsten Arbeitsplätze schaffen konnte, wird als Maßstab für alle weiteren Unternehmen seiner Gründungskohorte genommen, die ein negatives Wachstum aufweisen. Der niedrigste erreichbare Wert ist somit -1. Je näher der Wachstumskoeffizient eines Unternehmens an 1 beziehungsweise -1 heran reicht, desto mehr (bzw. weniger) Arbeitsplätze hat dieses Unternehmen im Vergleich zu allen Unternehmen seiner Kohorte geschaffen. Beträgt der Wachstumskoeffizient 0, entspricht das Wachstum des Unternehmens genau dem Median seiner Kohorte. Auf dieser Grundlage wurden die Unternehmen kategorisiert in: (1) Überdurchschnittlich gewachsene Unternehmen (2) Unterdurchschnittlich gewachsene Unternehmen Abbildung 5-42 stellt nun dar, ob eine Beziehung zwischen Innovationstätigkeit und Mitarbeiterwachstum innerhalb der Gazellenunternehmen besteht. Es zeigt sich, dass diejenigen Unternehmen der Gruppe mit überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum einerseits mit 53 Prozent häufiger angeben, eine Innovation hervorgebracht zu haben und mit 44 Prozent seltener angeben, keine Innovation hervorgebracht zu haben, als die Gruppe der Unternehmen mit unterdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum (47 Prozent bzw. 56 Prozent). STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-42: 91 Innovationstätigkeit der Unternehmen in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum 53% Unternehmen hat eine Innovation hervorgebracht (N= 158) 47% 44% Unternehmen hat keine Innovation hervorgebracht (N=50) 56% 0% 20% Überdurchschnittlich 40% 60% Unterdurchschnittlich N=208 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Darüber hinaus soll untersucht werden, ob der Charakter der Innovation (radikal/inkrementell) auf das Wachstum des Unternehmens einen Einfluss nimmt. In der Literatur findet sich hierzu die Hypothese, dass Unternehmen, die radikale Innovationen hervorbringen, schneller Wachstum generieren als Unternehmen mit inkrementellen Innovationen. Abbildung 5-43 zeigt, dass der Charakter der Innovation hinsichtlich des Mitarbeiterwachstums bei Gazellenunternehmen nur marginale Unterschiede bedingt. 54 Prozent der Unternehmen, die der Gruppe mit überdurchschnittlichem Wachstum angehören, geben an, eine radikale Innovation hervorgebracht zu haben, wohingegen nur 46 Prozent der Unternehmen, die der Gruppe mit unterdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum angehören, dies angeben. Abbildung 5-43: Charakter der Innovation der Unternehmen in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum 49% Geringfügige Verbesserung des Produktes/Dienstleistung (N=65) 51% 54% Gravierende Neuerung des Produktes/Dienstleistung (N=92) 46% 0% Überdurchschnittlich 20% 40% 60% Unterdurchschnittlich N=157 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Somit lässt sich für beide Fragestellungen ablesen, dass diejenigen Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Wachstum im Vergleich zu den weiteren befragten Gazellenunternehmen ihrer Gründungskohorte aufweisen, tendenziell mehr Innovationen und tendenziell eher radikale Innovationen hervorbringen. Da das Hervorbringen von Innovationen immer auch mit Ausgaben für Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten (F&E) verbunden ist, wurde ferner erhoben, wie hoch die Ausgaben der Unter- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 92 nehmen für Forschungs- und Entwicklungstätigkeit am Umsatz sind. Abbildung 5-44 stellt den Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Gesamtumsatz der Gazellenunternehmen dar. Eine große Mehrheit (77 Prozent) gibt an, zwischen 0-5 Prozent in F&E-Aktivitäten zu investieren. Weitere 22 Prozent investieren zwischen 6-10 Prozent in Forschung und Entwicklung. 13 Prozent der Unternehmen geben an, zwischen 11-20 Prozent und 12 Prozent der Unternehmen geben an, mehr als 20 Prozent in F&E-Aktivitäten zu investieren. Im Vergleich hierzu betrug der Anteil der F&E-Aufwendungen gemessen am Umsatz für KMU in Deutschland im Jahr 2009 zirka 4 Prozent.121 Somit kann für die Gazellenunternehmen konstatiert werden, dass der Anteil an Ausgaben für Forschung und Entwicklung gemessen an allen KMU als eher hoch einzuschätzen ist. Abbildung 5-44: Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Anteil des Gesamtumsatzes 12% 0 bis 5 % 13% 22% 6 bis 10 % 11 bis 20 % 77% Mehr als 20 % N=204 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Insgesamt gaben somit 51 der befragten Gazellenunternehmen an, mehr als 10 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung zu investieren. Um ein differenziertes Bild hierzu zu erhalten, werden nachfolgend diejenigen Branchen aufgeführt, in denen die Unternehmen mit mehr als 10 Prozent F&E-Anteil aktiv waren. Diejenigen Gazellenunternehmen, die zwischen 11-20 Prozent ihres Gesamtumsatzes in F&E investieren, entfallen auf WZ-3-Ebene beispielsweise auf die Branchen: Datenverarbeitungsdienste, Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin Fernmeldedienste122 In die Gruppe derjenigen Gazellenunternehmen, die angeben, über 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes in Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten zu investieren, entfallen unter anderem auf die Branchen: 121 Softwarehäuser Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin, Architektur- und Ingenieurbüros Herstellung von optischen und fotografischen Geräten123 Vgl. hierzu Bildung und Forschung in Zahlen 2011, Ausgewählte Fakten aus dem Daten-Portal des BMBF, www.bmbf.de/daten- portal/bildung_und_forschung_in_zahlen_2011.pdf. 122 Branchen mit Unternehmen, die zwischen 11-20 Prozent ihres Umsatzes in F&E investieren: Erbringung von landwirtschaftlichen und gärtnerischen Dienstleistungen, Verlagsgewerbe, Herstellung von sonstigen nicht-wirtschaftszweigspezifischen Maschinen, sonstige mit der Datenverarbeitung verbundene Tätigkeiten, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung, Buchführung, Markt- und Meinungsforschung, Managementtätigkeiten, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, Abwasserund Abfallbeseitigung und sonstige Entsorgung, Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für Unterhaltung, Erholung und Freizeit 123 Alle Branchen mit Unternehmen, die über 20 Prozent ihres Umsatzes in F&E investieren: Herstellung von elektrischen Ausrüstun- gen, Bauinstallation, Handelsvermittlung, Einzelhandel, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, Gesundheitswesen, Sozialwesen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 93 Obwohl in der Gruppe der Gazellenunternehmen, die einen vergleichsweise hohen Teil ihres Gesamtumsatzes in F&E-Tätigkeiten investieren, Branchen zu finden sind, die man instinktiv als sehr forschungsintensiv einschätzen würde (wie bspw. die Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin und die Softwarehäuser), zeigt sich auf WZ-3-Ebene eine überraschende Vielfältigkeit an Branchen. Anhand der Bandbreite der Branchen, kann vermutet werden, dass neben den branchenspezifischen Eigenschaften vor allem die intrinsische Motivation eines Unternehmers im Bezug auf F&E-Tätigkeiten entscheidend ist. Die nachfolgende Abbildung 5-45 stellt nun wieder den Anteil der überdurchschnittlich beziehungsweise unterdurchschnittlich gewachsenen Unternehmen innerhalb der vier Gruppen der F&E-Ausgaben. Hierbei lässt sich erkennen, dass die Gruppen so gut wie gleichverteilt sind. Somit liegt der Schluss nahe, dass innerhalb unserer Stichprobe kein Bezug zwischen der Höhe der F&E-Ausgaben und dem Wachstum der Gazellenunternehmen festgestellt werden kann. Abbildung 5-45: Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Anteil des Gesamtumsatzes in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum 48% 52% 0 bis 5 % (N=157) 59% 6 bis 10 % (N=22) 41% 69% 11 bis 20 % (N=13) 31% 42% Mehr als 20 % (N=12) 58% % 20% Überdurchschnittlich 40% 60% 80% Unterdurchschnittlich N=204 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 94 Mehr als Dreiviertel der befragten Gazellenunternehmen haben seit ihrer Gründung eine Innovation hervorgebracht. Damit übersteigt die Innovationstätigkeit der Gazellenunternehmen bei Weitem die der KMU. Der überwiegende Anteil der Innovationen (80 Prozent) sind Produkt- bzw. Dienstleistungsinnovation. 59 Prozent der Befragten gaben an, dass es sich um eine radikale Neuerung des Produkts/der Dienstleistung handelte und 41 Prozent bezeichneten die Innovation als inkrementell. Innerhalb der Gazellenunternehmen bringen diejenigen Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Wachstum generieren, leicht mehr Innovationen hervor als diejenigen Unternehmen, die unterdurchschnittlich wachsen. Innerhalb der Gazellenunternehmen bringen diejenigen Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Wachstum generieren etwas häufiger radikale Innovationen hervor als diejenigen Unternehmen, die unterdurchschnittlich wachsen. Gazellenunternehmen investieren verglichen mit allen KMU mehr in Forschung und Entwicklung. Zu den Branchen mit dem höchsten Anteil an F&E-Ausgaben gehören beispielsweise: Datenverarbeitungsdienste Softwarehäuser Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin 5.4.2.3 Markt und Wettbewerb In Bezug auf den Wettbewerb zeigten die empirischen Studien, dass erhöhter Wettbewerb die zu erwartenden Renditen für das einzelne Unternehmen senkt und hierdurch Anreize für Innovation und Wachstum reduziert werden.124 So nimmt die Hälfte der Unternehmer viele Wettbewerber als bedeutendes Wachstumshemmnis wahr.125 Wie in Kapitel 4.1.4 ausgeführt, lässt die Literatur den vorsichtigen Schluss zu, dass Wettbewerb nicht direkt über Effizienzsteigerungen das Wachstum von Unternehmen beschleunigt oder hemmt. Stattdessen sind vorliegende Wachstumseffekte gegebenenfalls darin begründet, dass eine Vielzahl von Unternehmen zunächst gleichzeitig im Wettbewerb stehen kann und letztlich in einem evolutionären Prozess nur die besten Ideen, Strukturen und Produktanbieter überleben.126 Im Folgenden werden die Markt- und Wettbewerbsbedingungen der befragten Gazellenunternehmen untersucht und dargestellt. Somit war in der Untersuchung von Interesse, in welchen Märkten – in Bezug auf das Alter des Marktes - die Gazellenunternehmen agieren. Abbildung 5-46 zeigt, dass sich 44 Prozent der befragten Gazellenunternehmen zum Zeitpunkt des größten Wachstums in einem wachsenden Markt (Alter ca. 6 bis 15 Jahre) befanden. Weitere 17 Prozent geben an, in einem jungen aufstrebenden Markt (Alter 1-5 Jahre) tätig gewesen zu sein. Ein Drittel charakterisiert den Markt zum Zeitpunkt des größten Wachstums als gesättigt und nur 5 Prozent der Unternehmen geben gar an, sich in einem schrumpfenden Markt befunden zu haben. 124 Davidson, C. und P. Segerstrom (1998): R&D Subsidies and Economic Growth. RAND Journal of Economics (29):548–577 125 Vgl. Hay, M. und K. Kamshad (1994): Small Firm Growth: Intentions, Implementation and Impediments. Business Strategy Review 5(3): 49 – 68 / Robson, P. und B. Obeng (2008): The Barriers to Growth in Ghana. Small Business Economics 30(4): 385–403 126 Vgl. Jovanovic, B. (1982): Selection and the Evolution of Industry. Econometrica 50: 649–760 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-46: 95 Art des Marktes zum Zeitpunkt des größten Wachstums 5% 17% Junger/aufstrebende r Markt 1-5 Jahre Wachsender Markt 6-15 Jahre 33% Gesättigter Markt Schrumpfender Markt 44% N=206 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Somit kann für die untersuchten Gazellenunternehmen konstatiert werden, dass diese im Schwerpunkt in jungen, aufstrebenden und wachsenden Märkten erfolgreich agieren. Abbildung 5-47 gibt Aufschluss darüber, auf welcher Art von Markt hinsichtlich des Kunden (Business to Business (B2B) oder Business to Consumer (B2C)) die befragten Gazellenunternehmen agieren. 59 Prozent der Gazellenunternehmen gaben an, auf B2B Markt zu agieren. Generell ist somit das Verhältnis zwischen B2C und B2B Unternehmen relativ ausgeglichen. Abbildung 5-47: Anteil der Gazellenunternehmen auf einem Business-to-Business-Markt und Business-to-Consumer-Markt B2B 59% B2C 50% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% N=211 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Im Folgenden soll wiederum mit Hilfe der Einteilung der Unternehmen hinsichtlich ihres Wachstumskoeffizienten gezeigt werden, ob zwischen dem Markt (B2B bzw. B2C), auf dem die Unternehmen agieren, und dem Wachstum eine Beziehung besteht. Dieser Sachverhalt ist in Abbildung 5-48 dargestellt. Auf dem B2B-Markt sind im Vergleich zum B2C-Markt deutlich mehr Unternehmen mit überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum aktiv als auf dem B2C-Markt. Dies legt den Schluss nahe, dass das Wachstumspotenzial auf den B2B-Märkten ein höheres ist als auf den auf Endkonsumenten ausgerichteten Märkten. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-48: 96 Anteil der Gazellenunternehmen auf einem Business-to-Business-Markt und Business-to-Consumer-Markt in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum 64% B2B (N=124) 53% 43% B2C (N=106) 56% 0% 10% 20% 30% Überdurchschnittlich 40% 50% 60% 70% Unterdurchschnittlich N=211 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Gazellenunternehmen agieren im Schwerpunkt in jungen, aufstrebenden und wachsenden Märkten. Gazellenunternehmen agieren sowohl in B2B- als auch B2C-Märkten, wobei eine leichte Verschiebung hin zu B2B-Märkten zu beobachten ist. Auf den B2B-Märkten sind deutlich mehr Unternehmen mit überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum aktiv als auf den B2C-Märkten. 5.4.2.4 Internationalisierungsgrad Des Weiteren wurde der Internationalisierungsgrad der befragten Unternehmen erfasst, da aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Integration von ausländischen Märkten und/oder wirtschaftliche Auslandsaktivitäten den Unternehmen Wachstumsperspektiven eröffnen (vgl. hierzu Kapitel 4.1.4). In diesem Zusammenhang erhöhen insbesondere Exporte die Losgrößen von Unternehmen, was zu Skalenvorteilen führt, Lernkurveneffekte ermöglicht und so die durchschnittlichen Kosten senkt. Der aktuelle Forschungsstand konstatiert weiter, dass international agierende Unternehmen sowohl im Bezug auf Mitarbeiterwachstum als auch bezüglich ihres Umsatzes überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen. Demzufolge ist davon auszugehen, dass der Internationalisierungsgrad der Gazellenunternehmen höher ist als der Internationalisierungsgrad aller KMU in Deutschland. Von den befragten Unternehmen in dieser Untersuchung geben 31 Prozent der Unternehmen an, international zu agieren (vgl. Abbildung 5-49). Im Vergleich hierzu zeigt eine Studie aus dem Jahr 2003, dass 24 Prozent der in Deutschland aktiven KMU angeben, international zu agieren. 127 Somit kann für die Gazellenunternehmen gezeigt werden, dass diese im Vergleich zu allen KMU in Deutschland stärker international agieren. 127 EU- Kommission (2003/4): Internationalisierung von KMU. http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/files/analysis/doc/smes_observatory_2003_report4_de.pdf STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-49: 97 Anteil der Gazellenunternehmen mit Export 31% mit Export ohne Export 69% N=200 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Von Interesse war weiterhin, zu welchem Zeitpunkt die Gazellenunternehmen begannen international zu agieren. Abbildung 5-50 zeigt, dass eine Mehrzahl der befragten Gazellenunternehmen bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt nach ihrer Gründung in das internationale Geschäft einsteigt. Im Durchschnitt beginnen die Unternehmen 2,6 Jahren nach ihrer Gründung zu exportieren. Das legt den Schluss nahe, dass die Entscheidung zur Internationalisierung ein wesentliches Element des Geschäftsmodells von Beginn an ist. Abbildung 5-50: Beginn des Exports in Jahren nach der Gründung 45% 39% 40% 35% 30% 25% 21% 20% 15% 10% 10% 5% 5% 8% 5% 5% 2% 2% 2% 2% 8 10 15 0% 0 1 2 2.5 3 4 5 6 N=61 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Folgend soll die Bedeutung des Exports für die Gazellenunternehmen näher erläutert werden. Abbildung 5-51 stellt hierzu die Höhe der Exportquote der exportierenden Gazellenunternehmen dar. Demzufolge exportieren 29 Prozent der international agierenden Unternehmen nur sehr geringfügig mit einer Exportquote von 1-5 Prozent. Jeweils 21 Prozent exportieren zwischen 1120 Prozent, beziehungsweise über 40 Prozent ihrer Güter beziehungsweise Dienstleistungen. Für weitere 20 Prozent liegt ihre Exportquote bei 21-40 Prozent. An dieser Stelle ist anzumerken, dass die Streuung sehr groß ist, Unternehmen also zwischen 1 Prozent und 95 Prozent exportieren. Die durchschnittliche Exportquote aller international agierenden Unternehmen liegt bei 25 Prozent. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-51: 98 Anteil der Höhe der Exportquote aller exportierenden Gazellenunternehmen Bis 5% 21% 29% 6% bis 10% 11% bis 20% 10% 21% bis 30% 10% 10% 31% bis 40% Mehr als 40% 21% N=61 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll In der Gruppe derjenigen Unternehmen, die eine hohe Exportquote aufweisen, die demnach über 40 Prozent ihrer Güter oder Dienstleistungen exportieren, soll nachfolgend untersucht werden, in welchen Branchen die Unternehmen agieren. Auf der WZ 3-Ebene finden sich unter anderem folgende Branchen: Herstellung von Werkzeugmaschinen Architektur- und Ingenieurbüros Überlassung von Arbeitskräften128 Die hohe Exportquote in der Branche der Überlassung von Arbeitskräften mag im ersten Moment verwundern, jedoch zählen hierzu z. B auch Ingenieursdienstleister, die Ingenieure in ausländische Unternehmen entsenden und somit der Branche der Überlassung von Arbeitskräften zuzuzählen sind. Auch hier zeigt sich, dass Unternehmen unterschiedlichster Branchen über besonders hohe Exportquoten verfügen. Eine Häufung von Unternehmen bestimmter Branchen kann nicht gefunden werden. Dies liegt sicherlich auch an der geringen Fallzahl der Stichprobe. Wie bereits erwähnt wird in der Literatur davon ausgegangen, dass international agierende Unternehmen durch die Erschließung eines größeren Marktes durchschnittlich schneller wachsen als Unternehmen, die ausschließlich auf nationaler Ebene tätig sind. Im Bezug auf die Stichprobe der Befragung, konnte diese Hypothese bereits dahingehend verifiziert werden, dass mit 31 Prozent der befragten Unternehmen mehr als der Durchschnitt der deutschen KMU (24 Prozent) international agieren. Anhand dessen kann also abgeleitet werden, dass Gazellen (auch) schneller wachsen als andere Unternehmen, weil sie häufiger über nationale Grenzen hinweg tätig sind. Daran anschließend stellt sich die Frage, ob die Hypothese, dass Exporttätigkeit schnelleres Wachstum begünstigt, auch innerhalb der Gruppe der Gazellenunternehmen verifiziert werden kann. Abbildung 5-52 zeigt, dass in der Gruppe der exportierenden Unternehmen 58 Prozent der Unternehmen zu denjenigen mit einem überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum zählen. Bei den Unternehmen, die sich auf den nationalen Markt beschränken, sind 54 Prozent hinsichtlich des Mitarbeiterwachstums in ihrer Kohorte als unterdurchschnittlich einzustufen. Hieraus kann geschlossen werden, dass auch innerhalb der schnell wachsenden Jungunternehmen eine Internationalisierung das Wachstum im Vergleich zu den national operierenden Unternehmen stimuliert. 128 Vollständige Liste der Unternehmen, die eine Exportquote von über 40 Prozent aufweisen: im Bezug auf ihre Branchen gärtnerische Dienstleistungen, Mechanik (anderweitig nicht genannt), Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (anderweitig nicht genannt), Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (anderweitig nicht genannt), Herstellung von optischen und fotografischen Geräten, Handel mit Kraftwagen, Getränken und Tabakwaren (in Verkaufsräumen), Meinungsforschung, Managementtätigkeiten. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-52: 99 Exportierende/nicht-exportierende Gazellenunternehmen in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum 58% Unternehmen exportiert (N=62) 42% Unternehmen exportiert nicht (N=138) 46% 54% 0% 10% 20% 30% 40% Überdurchschnittlich 50% 60% 70% Unterdurchschnittlich N=61 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Eine Gegenüberstellung der Gruppen mit über- und unterdurchschnittlichem Wachstum in Bezug auf die Höhe der Exportquote ist in Abbildung 5-53 dargestellt. In der Gruppe der Unternehmen, die eine niedrige Exportquote aufweisen (0-5 Prozent), wachsen 67 Prozent der Gazellenunternehmen überdurchschnittlich. In der Gruppe der Unternehmen, die eine Exportquote von 2130 Prozent aufweisen, verkehrt sich dieses Bild. Im Bezug auf die vorausgehend getroffenen Aussagen kann somit gesagt werden, dass obwohl Exporte zu einem höheren Wachstum verhelfen, die Exportquote hinsichtlich des Wachstums der Unternehmen nicht entscheidend zu sein scheint. Da mit steigender Exportquote kein konstantes Verhältnis zwischen überdurchschnittlich und unterdurchschnittlich wachsenden Gazellenunternehmen festgestellt wird, wirken sich steigende Exportquoten nicht auf das Wachstum aus. Abbildung 5-53: Anteile der Exportquote in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum 67% Bis 5% 33% 50% 50% 6% bis 10% 69% 11% bis 20% 31% 33% 21% bis 30% 67% 50% 50% 31% bis 40% 54% Mehr als 40% 46% 0% 10% 20% 30% Überdurchschnittlich 40% 50% 60% 70% 80% Unterdurchschnittlich N=62 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Von den international agierenden Unternehmen geben nahezu 60 Prozent an, auch außerhalb der EU tätig zu sein. Demgegenüber stehen 40 Prozent, die ihren Export auf das Gebiet der EU beschränken. Somit exportiert nahezu jedes fünfte der befragten Unternehmen außerhalb Europas und jedes dritte Unternehmen ist international tätig. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 100 Gazellenunternehmen agieren im Vergleich zu allen KMU in Deutschland stärker international. Die Entscheidung zu internationalisieren wird direkt nach Gründung getroffen und ist ein festes Element des Geschäftsmodells. Die durchschnittliche Exportquote der international agierenden Gazellenunternehmen liegt bei 25 Prozent. 5.4.2.5 Finanzierung Dem Zugang zu Kapital und damit zur Finanzierung wird im Zusammenhang mit schnell wachsenden Jungunternehmen eine besondere Relevanz beigemessen (vgl. hierzu Kapitel 4.1.4). Im Folgenden wird daher untersucht, welche Art von Finanzierung beziehungsweise welche Höhe von den befragten Gazellenunternehmen in Anspruch genommen wurde. Darüber hinaus soll der Einfluss von Finanzierung auf das Wachstum aus Perspektive der Unternehmer beleuchtet werden. Weiterhin wird die Relevanz einzelner Finanzierungsinstrumente beleuchtet. In der folgenden Abbildung 5-54 wird die Höhe des Startkapitals der untersuchten Gazellenunternehmen dargestellt. Etwa ein Viertel der befragten Unternehmen startet demzufolge mit weniger als 20.000 Euro Startkapital. 28 Prozent der Unternehmen geben an, zum Zeitpunkt der Gründung zwischen 40.001 und 60.000 Euro zur Verfügung gehabt zu haben. Weitere 29 Prozent und somit die größte Anzahl an Unternehmen verfügte über ein Startkapital von 100.000 Euro. Die Höhe des Startkapitals variiert zwischen den Gazellenunternehmen demnach sehr stark. Liegt der Median bei 25.000 Euro, liegt das arithmetische Mittel mit 649.530 Euro deutlich darüber. Die Gazellenunternehmen unterscheiden sich untereinander somit signifikant in Bezug auf ihre Finanzierungsstrategie bei Gründung ihres Unternehmens. Abbildung 5-54: Höhe des Startkapitals der Gazellenunternehmen Bis zu 20.000 Euro 29% 24% 20.001 Euro bis 40.000 Euro 40.001 Euro bis 60.000 Euro 60.001 Euro bis 80.000 Euro 5% 2% 80.001 Euro bis 100.000 Euro 12% 28% Mehr als 100.000 Euro N=171 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Befragt nach der Zusammensetzung des Startkapitals bei Gründung ergibt sich folgendes Bild: Im Durchschnitt finanzierten die Gazellenunternehmen ihre Gründung zu 73 Prozent aus Eigenkapital und zu 27 Prozent aus Fremdkapital. Abbildung 5-55 stellt weiterhin dar, wie sich das Eigenkapital bei Gründung der Gazellenunternehmen zusammensetzt. Zu einem Großteil finanzieren die befragten Gazellenunternehmen ihre Gründung aus eigenen Ersparnissen (64 Prozent) oder nehmen Kapital von Freunden und Familie (10 Prozent) in Anspruch. Weitere 17 Prozent geben an, öffentliche beziehungsweise institutio- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 101 nelle Förderung erhalten zu haben. Nur eine sehr geringe Anzahl von Unternehmen nahm Beteiligungskapital in Anspruch (2 Prozent). Abbildung 5-55: Eigenkapitalquellen bei Unternehmensgründung der Gazellenunternehmen Eigene Ersparnisse 64% Familie und Freunde 10% Venture Capital 2% Stille Teilhaber 6% Business Angel Öffentliche/ Institutionelle Beteiligungen 17% Weiß nicht 9% Keine Antwort 10% 0% 20% 40% 60% 80% 100% N=211 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Diese Beobachtung deckt sich mit den Ergebnissen einer im Jahr 2011 durchgeführten Untersuchung zum Zugang zu Finanzmitteln von KMU mit speziellem Fokus auf Gazellenunternehmen. 129 Eine Finanzierung durch Business Angels wurde unter den befragten Gazellenunternehmen gar nicht genutzt. Fremdkapital nehmen die befragten Gazellenunternehmen vorwiegend in Form von Bankkrediten und Gründerkrediten in Anspruch, so geben 58 Prozent der Unternehmen an, einen Bankkredit aufgenommen zu haben. Weitere 39 Prozent nahmen einen Gründerkredit in Anspruch. Die Möglichkeit eines Nachrangdarlehens wurde von 7 Prozent genutzt. Fast ein Drittel (31 Prozent) nutzte keinerlei Fremdkapital. Neben der Finanzierung zum Zeitpunkt der Gründung ist weiterhin interessant, mit welchen finanziellen Mitteln das Wachstum der Gazellenunternehmen finanziert wird. 76 Prozent aller Unternehmen geben an, für geplante Wachstumsschritte stets ausreichend Kapital zur Verfügung gehabt zu haben. Dennoch geben fast ein Viertel der schnell wachsenden Jungunternehmen (24 Prozent) an, nicht genügend Kapital zur Realisierung der geplanten Wachstumsschritte gehabt zu haben. Diese Aussage ist sofern bemerkenswert, dass die Unternehmen nach der angelegten Definition im Untersuchungszeitraum ein Wachstum vollzogen haben. In diesem Zusammenhang ist es weiterhin interessant, ob es Unterschiede im Antwortverhalten der Unternehmen gibt bezüglich der Einteilung der Unternehmen in über- beziehungsweise unterdurchschnittliche Wachstumsunternehmen. Abbildung 5-56 zeigt hierzu, dass die Einschätzung, ob ausreichend Kapital zur Realisierung des geplanten Wachstums zur Verfügung stand, nicht beziehungsweise nur marginal mit einem über- oder unterdurchschnittlichem Wachstum der Gazellenunternehmen in Beziehung steht. Im Fall derjenigen Unternehmen, die angaben, dass ihnen nicht ausreichend Kapital zur Verfügung stand, können 46 Prozent der befragten Unternehmen als überdurchschnittlich wachsende Gazellenunternehmen und 54 Prozent als unterdurchschnittlich wachsende Gazellenunternehmen identifiziert werden. 129 Vgl. hierzu Söller, Rene (2011): Der Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Finanzmitteln, Destatis. www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Querschnittsveroeffentlichungen/WirtschaftSta tistik/UnternehmenGewerbeanzeigen/MittlereUnternehmenFinanzmittel,property=file.pdf. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-56: 102 Einschätzung zur ausreichenden Menge an Kapital in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum 50% ausreichend 50% 46% nicht ausreichend 54% 0% 10% überdurchschnittlich 20% 30% 40% 50% 60% unterdurchschnittlich N=203 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Die nachfolgende Abbildung 5-57 stellt dar, wie die Unternehmen die Relevanz einzelner Finanzierungsquellen für die Wachstumsfinanzierung einschätzen. Im Vergleich zur Finanzierung zum Zeitpunkt der Gründung kommen im weiteren Unternehmensverlauf einbehaltene Gewinne als bedeutendes Finanzierungsinstrument hinzu. 42 Prozent der befragten Unternehmen schätzen die einbehaltenen Gewinne für sehr wichtig und weitere 34 Prozent stufen diese als wichtig ein. Im Vergleich zu allen weiteren aufgeführten Finanzierungsmöglichkeiten wird Thesaurierung folglich als wichtigstes Mittel für das Wachstum der Unternehmen bewertet. Auch bei der Finanzierung von Wachstum wird den eigenen Einlagen/Freunden/Familie weiterhin eine hohe Relevanz beigemessen. Im Rahmen der Fremdkapitalfinanzierung wird den Bankkrediten von mehr als der Hälfte der Befragten eine sehr hohe (24 Prozent) beziehungsweise hohe (33 Prozent) Relevanz beigemessen. Interessant ist dennoch, dass etwas mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Befragten den klassischen Bankkrediten zur Wachstumsfinanzierung keinerlei Bedeutung beimessen. Im Bezug auf die Bewertung der Förderprogramme, schätzen 35 Prozent der Befragten die Förderprogramme zur Finanzierung ihrer Wachstumsschritte für wichtig beziehungsweise sehr wichtig ein. Andererseits geben auch 42 Prozent der Befragten an, dass Förderprogramme gar nicht wichtig für die Finanzierung von Wachstum sind. Beteiligungskapital wird von jedem vierten befragten Unternehmer als sehr wichtig/wichtig eingestuft. Mehr als die Hälfte der Unternehmen schätzen Beteiligungskapital jedoch als gänzlich unwichtig ein. Es zeigt sich hinsichtlich der Branche keine Häufung von Antworten. So führt eine Betrachtung auf Branchenebene hinsichtlich des Antwortverhaltens aufgrund der geringen Fallzahlen zu keinem auswertbaren Ergebnis. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-57: 103 Einschätzung der Relevanz von Finanzierungsquellen für die Wachstumsfinanzierung Einbehaltene Gewinne (N=202) 42% Eigene Einlagen/ Freunde, Familie (N=206) 44% Bankkredit (N=203) 16% 24% Förderprogramme (N=203) Beteiligungskapital (N=202) 34% 33% 14% 10% 0% 21% 15% 8% 20% Sehr wichtig Wichtig 14% 11% 2% 11% 11% 11% Mittel 22% 7% 9% 26% 42% 14% 40% 7% 52% 60% 80% Wenig wichtig 100% Gar nicht wichtig Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Im Rahmen der Befragung wurde zudem untersucht, in welchem Ausmaß Fördermittel von den Unternehmen in Anspruch genommen werden. Es zeigt sich, dass zirka die Hälfte (49 Prozent) angeben, bereits Fördermittel erhalten zu haben. Bei der Art der Förderung handelt es sich meist um Zuschuss (74 Prozent) oder Darlehensfinanzierungen (37 Prozent). Abbildung 5-58 zeigt, dass von denjenigen Unternehmen, die Fördermittel in Anspruch genommen haben, zirka die Hälfte Fördermittel auch für wichtig erachten. Mehr als ein Viertel der Mittelempfänger gibt jedoch trotz empfangener Mittel an, die öffentliche Förderung spiele eine weniger wichtige (6 Prozent) beziehungsweise unwichtige (22 Prozent) Rolle zur Realisierung der Wachstumsschritte des Unternehmens. Die Interpretation dieses Ergebnisses lässt zwei Richtungen zu. Einerseits könnte es Ausdruck einer Unzufriedenheit mit der Förderung selbst sein und andererseits könnten die Auswirkungen der Förderung auf das Wachstum des Unternehmens nur als marginal empfunden werden. Abbildung 5-58: Bewertung der Relevanz von Fördermitteln derjenigen Gazellenunternehmen, die Fördermittel erhalten haben 22% 22% Sehr wichtig Wichtig Mittel 6% Weniger wichtig 20% 29% Gar nicht wichtig N=98 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Des Weiteren wurde untersucht, ob sich hinsichtlich der Einschätzung der Relevanz der öffentlichen Fördermittel zur Realisierung der Wachstumsschritte regionenspezifische Unterschiede erkennen lassen. Ein Ost-West-Vergleich zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist. Sowohl in Westals auch in Ostdeutschland befindet die deutliche Mehrheit (55 Prozent Ost, 49 Prozent West), dass Fördermittel „gar nicht wichtig“ beziehungsweise „wenig wichtig“ seien. Als „sehr wichtig“ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 104 beziehungsweise „wichtig“ zur Finanzierung des Wachstums werden öffentliche Fördermittel von 37 Prozent der ostdeutschen Unternehmen und von 34 Prozent der westdeutschen Unternehmen eingestuft. Gazellenunternehmen finanzieren ihre Unternehmen bei Gründung hauptsächlich durch Eigenkapital (eigene Ersparnisse, Freunde und Familie) und unterscheiden sich damit nicht von den KMU. Venture-Capital- und Business-Angel-Finanzierungen spielen bei den befragten Gazellenunternehmen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Mehr als Dreiviertel der Gazellenunternehmen geben an, ausreichend Kapital für geplante Wachstumsschritte zur Verfügung gehabt zu haben. Bei der Finanzierung von Wachstum wird einbehaltenen Gewinnen und eigenen Einlagen die höchste Relevanz beigemessen, während hingegen Förderprogrammen und Beteiligungskapital eine geringere Relevanz beigemessen wird. Die Hälfte der befragten Gazellenunternehmen nimmt Förderungen der öffentlichen Hand in Anspruch. Knapp ein Viertel derjenigen Gazellenunternehmen, das Förderung in Anspruch nimmt, misst der Förderung keine Relevanz bei. 5.4.2.6 Interne und externe Wachstumsdeterminanten der Gazellenunternehmen Ein wesentliches Anliegen der Studie war es, die Wachstumstreiber und –hemmnisse für Gazellenunternehmen in Deutschland herauszuarbeiten. Hierzu wurden die Unternehmen im Rahmen der Befragung gebeten, die aus ihrer Sicht wichtigsten Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse zu benennen. Dies erfolgte anhand einer offenen Frage. In der Literatur wird bezüglich der Wachstumsdeterminanten von Gazellen zwischen internen und externen Faktoren unterschieden (vgl. Kapitel 4.1.4). Tabelle 5-3 gibt Aufschluss über die wesentlichen Wachstumstreiber, die von den Unternehmen benannt wurden. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Tabelle 5-3: Wesentliche Wachstumstreiber Oberkategorie I N T E R N Strategie Ressource Eigenschaft E X T E R N 105 Markt Rahmenbedingungen Eigenschaft Kategorie Nennungen Qualitätsorientierung Kunden- und Vertriebsorientierung Einführung von Innovationen Marketing Diversifizierung Kostenreduzierung Konzentration Internationalisierung neuer Standort Gewinnm axim ierung Spezialisierung Wachstumsziel Zukauf Kooperation Mitarbeiter Managem ent Zuverlässigkeit Flexibilität Engagement Schnelligkeit 67 47 19 11 6 8 3 3 2 1 1 1 1 1 19 3 4 2 1 1 wachsender Markt/Marktdynamik dem ografischer Wandel Nische Regionalität Finanzierung Gesetze geringe Steuerlast Förderm ittel Bekanntheitsgrad Glück Zwang zum Wachsen 41 3 1 1 4 2 1 1 7 3 1 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Mit deutlichem Abstand am häufigsten als Wachstumstreiber benannt wird die Orientierung auf Qualität, Kunden und Vertrieb. In diesem Kontext wird auch dem Marketing eine hohe Bedeutung beigemessen. Als weiteres wesentliches Kriterium für Wachstum wird ein wachsender Markt, beziehungsweise eine angemessene Marktdynamik angeführt. Zusammengenommen scheint aus Sicht der Unternehmen ein junger, dynamischer Markt (vgl. hier auch die Ausführungen in Kapitel 5.4.2.3) verbunden mit einer hohen Kundenorientierung und qualitativ hochwertigen Produkten und/oder Dienstleistungen das wesentliche Merkmal für Unternehmenserfolg und damit Wachstum zu sein. Weitere durch die Unternehmen benannte Wachstumstreiber sind die Einführung von Innovationen und die Mitarbeiter als wichtigste Unternehmensressource. Der Finanzierung wird durch die Unternehmen relativ wenig Relevanz als Wachstumstreiber beigemessen, gleiches gilt für Fördermittel. Relativ häufig wird von den Unternehmen der Bekanntheitsgrad des Unternehmens als Wachstumstreiber benannt. Interessant ist auch, dass die befragten Unternehmen die Wachstumstreiber vor allem im unternehmensinternen Umfeld verorten, während im unternehmensexternen Umfeld eher weniger wachstumstreibende Faktoren benannt werden. Das heißt, dass die wesentlichen Impulse für das Unternehmenswachstum vor allem vom Unternehmen selbst, beziehungsweise vom Management und den Mitarbeitern ausgehen. Die Unterstützungsmöglichkeit von externer Seite hinsichtlich wachstumstreibender Faktoren ist damit eingeschränkt. Tabelle 5-4 sind nun die von den Unternehmen benannten Wachstumshemmnisse zusammengefasst dargestellt. Das am häufigsten benannte Hemmnis ist der Fachkräftemangel. Genauere Ausführungen zur Problematik des Fachkräftemangels finden sich in Kapitel 5.5.2, der Auswertung der Fallstudien. Die derzeitige Gesetzgebung und die Bürokratie werden ebenfalls als wesentliches Hemmnis für schnelles Wachstum der Unternehmen angeführt. Hierbei führen die Befragten vor allem die Planungsunsicherheit der Gesetzgebung und Politik als hemmenden Faktor an. Weiterhin werden die Finanz- und Wirtschaftskrise von vielen Unternehmern als deutliches Hemmnis bezeichnet. Diese Aussage deckt sich mit der Feststellung, dass insbesondere die externen Krisen zu einem Einbruch der Wachstumsunternehmen geführt haben (vgl. hierzu auch Kapitel 5.2.1). STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 106 Auch fehlende Finanzierungsmöglichkeiten werden als deutliches Hemmnis von den Unternehmen wahrgenommen. Im Zusammenhang mit der Finanzierung werden insbesondere die fehlende Finanzierung durch Banken und der schwierige Zugang zu Krediten angeführt. Tabelle 5-4 Wesentliche Wachstumshemmnisse Oberkategorie I N T E R N Faktoren Ressource Markt E X T E R N Rahmenbedingungen Eigenschaft Kategorie Nennungen Standort 6 Kostendruck 5 Liquidität 5 Lieferschwierigkeiten 1 Managem ent 1 Rohstoffpreise 6 Ressourcenmangel 1 Fachkräftemangel 41 Marktbedingungen 16 Konkurrenzdruck schlechte Zahlungsmoral der Kunden 6 3 Gesetzgebung 39 Wirtschaftskrise 31 Finanzierung 30 Bürokratie 14 Förderm ittel 5 Politik 4 Infrastruktur 4 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Interne hemmende Faktoren werden nur wenige gesehen, am häufigsten wird hierbei ein schlechter Unternehmensstandort und zu hohe Rohstoffpreise genannt. Somit ergibt sich hinsichtlich der Verteilung der Nennungen ein konträres Bild zu den Wachstumstreibern. Wachstumshemmnisse werden überwiegend auf externe Faktoren zurückgeführt. Auch dieses Bild deckt sich mit den in Kapitel 5.5.2 diskutierten Aussagen der Unternehmensfallstudien. Im weiteren Verlauf der Befragung wurden die Unternehmer gebeten nachfolgend aufgeführte wachstumstreibende beziehungsweise -hemmende Faktoren bezüglich ihrer Relevanz zu bewerten. Die Bewertung der unterschiedlichen Faktoren erfolgte auf einer Skala von 1 (keine Relevanz) bis 5 (sehr hohe Relevanz). Abbildung 5-59 stellt die Ergebnisse der internen Wachstumsdeterminanten dar. Insgesamt wird den internen Wachstumsdeterminanten eine hohe Relevanz für das Wachstum beigemessen. Ebenso wie bei der freien Nennung der internen Treiber ist hoch motiviertes Personal von sehr hoher Relevanz für den Erfolg der Unternehmen. Gleiches gilt für die Qualität und die Erschließung neuer Kundengruppen. Auch in dieser Bewertung kommt den Innovationen eine hohe Bedeutung zu, sowohl hinsichtlich des Hervorbringens von Innovationen als auch des Innovationsgehaltes. Das verwundert nicht, da 76 Prozent der befragten Gazellenunternehmen angeben, eine Innovation hervorgebracht zu haben. Der Innovationstätigkeit kommt damit im Kontext schnell wachsender Jungunternehmen eine wesentliche Bedeutung zu. Der Internationalisierung wird im Ranking der internen Wachstumsdeterminanten die geringste Relevanz beigemessen. Dies ist im Zusammenhang damit zu sehen, dass nur 31 Prozent der befragten Gazellenunternehmen international agieren und damit für einen Großteil der befragten Unternehmen die Fragestellung wenig relevant war. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-59: 107 Bewertung der internen Wachstumsdeterminanten hoch motiviertes Personal 4,51 Qualitätsvorteile ggü. Konkurrenz 4,19 Erschließung neuer Kundengruppen 3,76 beständige Neuerungen des Produkte 3,67 hoher Innovationsgehalt des Produktes 3,64 Diversifiziertes Angebot 3,45 Zeitpunkt der Markteinführung d. Produktes 3,42 Ausbau Marketingaktivitäten 3,38 Kostenvorteile ggü. der Konkurrenz 3,21 Veränderung der Produktausrichtung 3,00 Veränderungen im Management 2,59 Internationalisierung 1,00 2,27 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 N=211 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Abbildung 5-60 stellt die Bewertung der externen Wachstumshemmnisse durch die Unternehmen dar. Hier zeigt sich im Vergleich der Bewertung der internen Wachstumstreiber, dass den Hemmnissen insgesamt weniger Relevanz beigemessen wird. Relevantestes Hemmnis, das dem Wachstum der Unternehmen entgegensteht, ist der Fachkräftemangel und die Bürokratie in Deutschland. Abbildung 5-60: Bewertung der externen Wachstumshemmnisse Fachkräftemangel 3,56 Bürokratie 3,51 starke Konkurrenz 3,22 hohe Energiekosten 2,88 schlechte Finanzierungsmöglichkeiten 2,87 hohe Rohstoffpreise 2,63 beschränktes Marktpotential 2,42 Markteintrittsbarrieren 2,37 bestehende Unternehmensstruktur 2,29 fehlende lokale Kooperationspartner 1,99 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 N=211 Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 108 Weiterhin trägt aus Sicht der Unternehmer die Konkurrenzsituation auf dem Markt dazu bei, dass ihr Wachstum behindert wird. Auch den hohen Energiekosten wird eine Relevanz als Hemmnis zugesprochen. Dementgegen scheinen fehlende Kooperationsmöglichkeiten, die bestehenden Unternehmensstrukturen, Markteintrittsbarrieren und fehlendes Marktpotenzial eine untergeordnete Rolle als Wachstumshemmnis zu spielen. Eine branchenspezifische Auswertung hinsichtlich der Relevanz von Wachstumstreibern und Hemmnissen führte zu keinen signifikanten Ergebnissen. Es zeigt sich auf Brancheneben keine Häufung bei der Bewertung der Treiber oder Hemmnisse. Aus Sicht der Gazellenunternehmen sind die wesentlichen Wachstumstreiber die Qualitätsorientierung, die Kunden- und Vertriebsorientierung, die Innovationstätigkeit sowie qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Aus Sicht der Gazellenunternehmen sind die wesentlichen Wachstumshemmnisse der Fachkräftemangel, Gesetzgebung und Bürokratie, Wirtschafts- und Finanzkrisen sowie mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten. Wachstumstreiber werden vor allem im unternehmensinternen Umfeld und Wachstumshemmnisse vor allem im unternehmensexternen Umfeld verortet. Generell bewerten die Gazellenunternehmen die treibenden Faktoren mit höherer Relevanz für ihr Unternehmen als die hemmenden Faktoren. 5.4.3 Vergleich der Gazellen- und potenziellen Gazellenunternehmen Ausgewählte Fragestellungen aus den soeben dargestellten Themenkomplexen: Profil der Befragten, Innovationtätigkeit, Markt und Wettbewerb, Internationalisierungsgrad und Finanzierung sollen nun Anhand eines Vergleichs von potenziellen Gazellenunternehmen und Gazellenunternehmen dargestellt werden. Um eine hohe Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden auf Seiten der Gazellen nur die Antworten jener Befragten ausgewertet, deren Unternehmen in einer Branche tätig ist, in der auch potenzielle Gazellenunternehmen befragt wurden. Zur Definition der potenziellen Gazellenunternehmen vergleiche auch Kapitel 5.1.2. Somit werden branchenspezifische Charakteristika, die den Vergleich eventuell beeinflusst hätten, ausgeschlossen. Hinsichtlich des Profils der Befragten zeigen sich zwischen den potenziellen Gazellenunternehmen und den Gazellenunternehmen nur geringe Unterschiede. Auch die Befragten von potenziellen Gazellenunternehmen verfügen vor der Gründung beziehungsweise der Geschäftsführung sowohl über Branchen- als auch Berufserfahrung. Nichtsdestotrotz verfügen die Gründer und Geschäftsführer der Gazellenunternehmen über noch langjährigere Erfahrung. Der Anteil derer, die mit 0-3 Jahren vergleichsweise wenig Berufserfahrung vor der Gründung sammelten, ist bei den potenziellen Gazellen mit 15 Prozent dreimal so hoch wie bei den Gazellenunternehmen mit nur fünf Prozent. Im Bezug auf Branchenerfahrung ergeben sich keine Unterschiede. 59 Prozent der Gazellenunternehmen und 44 Prozent der potenziellen Gazellenunternehmen wurden im Team gegründet. Somit werden Gazellenunternehmen häufiger im Team gegründet. Hinsichtlich des Ausbildungshintergrundes unterscheiden sich die Gründer der potenziellen Gazellenunternehmen deutlich von den Gazellenunternehmern. Während bei den Gazellenunternehmen noch 67 Prozent der Akademiker über einen sozial- beziehungsweise wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss verfügen, liegt diese Zahl bei den potenziellen Gazellen bei nur 29 Prozent. Die Mehrzahl der Gründer potenzieller Gazellenunternehmen verfügt über einen naturwissenschaftlich-technischen Hochschulabschluss (44 Prozent). Die Verteilung zwischen Gründern mit Hochschulabschluss und Gründern, die über eine Berufsausbildung verfügen, ist bei Gründern der potenziellen Gazellenunternehmen in etwa gleich, selbiges gilt für die Fachrichtung der Ausbildung. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 109 Abschließend ist also zu bemerken, dass die Gründer beziehungsweise Geschäftsführer von potenziellen Gazellenunternehmen und von Gazellenunternehmen vor allem im Bezug auf ihre Berufs- und Branchenerfahrung große Ähnlichkeiten aufweisen. Interessante Unterschiede ergeben sich jedoch im Hinblick auf den Bildungshintergrund der Gründer mit akademischem Abschluss. Die Anzahl der Gründer mit wirtschafts- beziehungsweise sozialwissenschaftlichem Abschluss ist bei Gazellenunternehmen deutlich höher, respektive die Anzahl der Gründer mit technischnaturwissenschaftlichem Abschluss deutlich niedriger als bei potenziellen Gazellenunternehmen. Die Innovationstätigkeit liegt bei den potenziellen Gazellenunternehmen leicht unter denen der Gazellenunternehmen. Somit bestätigt sich die Hypothese, dass innovative Unternehmen schneller wachsen – nicht nur innerhalb der Gruppe der Gazellenunternehmen (vgl. Abbildung 5-61), sondern auch im Vergleich zu den potenziellen Gazellenunternehmen. Dennoch bringt mit 67 Prozent die Mehrheit der befragten potenziellen Gazellenunternehmen eine Innovation hervor. Im Bezug auf die Art der Innovation ergeben sich keine Unterschiede. Auch die potenziellen Gazellenunternehmen schätzen die von ihnen hervorgebrachte Innovation mehrheitlich als radikale Innovation ein (62 Prozent). Abbildung 5-61: Gazellenunternehmen und potenzielle Gazellenunternehmen im Bezug auf Innovationstätigkeit 76% 24% Gazellen (N=208) 67% Potenzielle Gazellen 31% (N=105) 0% 10% 20% 30% Ja 40% 50% 60% 70% 80% Nein Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Die Gazellenunternehmen und die potenziellen Gazellenunternehmen wurden im Rahmen der Befragung hinsichtlich ihrer zukünftigen Erwartungen des Mitarbeiterwachstums befragt. Hierbei sollten die Unternehmer angeben, ob sie im Vergleich mit anderen Unternehmen Ihrer Branche ein höheres, gleiches oder niedrigeres Mitarbeiterwachstum erwarten. Abbildung 5-62 zeigt, dass die Erwartungen hinsichtlich des künftigen Mitarbeiterwachstums von Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen Unterschiede aufweisen. Die Unternehmer in den Gazellenunternehmen geben zu 41 Prozent an, mehr zu wachsen als ihre Wettbewerber, während nur 30 Prozent der potenziellen Gazellenunternehmen ein höheres Mitarbeiterwachstum erwarten. hinsichtlich der Erwartung eines niedrigeren Wachstums verkehrt sich das Bild. Somit schätzen die Unternehmer der Gazellenunternehmen ihr künftiges Wachstum deutlich optimistischer ein. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-62: 110 Künftige Erwartungen bezüglich Mitarbeiterwachstum 41% Gazellen (N=111) 49% 10% 30% Potenzielle Gazellen (N=107) 52% 16% 0% 10% 20% 30% Höheres Mitarbeiterwachstum 40% 50% 60% Gleiches Mitarbeiterwachstum Niedrigeres Mitarbeiterwachstum Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Im Folgenden wird der Internationalisierungsgrad der potenziellen Gazellenunternehmen mit dem der Gazellenunternehmen verglichen. Zunächst ist dabei anzumerken, dass beide Gruppen in etwa gleich häufig exportieren. Auch in der Gruppe der potenziellen Gazellen ist zirka jedes dritte befragte Unternehmen international tätig. Im Bezug auf die Exporttätigkeit ergibt sich also kein Unterschied. Hinsichtlich der Exportquote, die in Abbildung 5-63 dargestellt ist, zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede. Die potenziellen Gazellenunternehmen weisen niedrigere Exportquoten auf als die Gazellenunternehmen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Exporthäufigkeit bei den beiden Vergleichsgruppen in etwa gleich groß ist. Wenn Gazellenunternehmen jedoch exportieren, tun sie dies in einem höheren Maß als potenzielle Gazellenunternehmen. Abbildung 5-63: Exportquoten der potenziellen Gazellen und der Gazellen 32% Bis 5% 42% 11% 6% bis 10% 18% 16% 13% 11% bis 20% 11% 21% bis 30% 5% 13% 31% bis 40% 5% 18% 16% Mehr als 40% 0% 10% Gazellen (N=38) 20% 30% 40% 50% Potenzielle Gazellen (N=38) Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll Hinsichtlich des Exports außerhalb der EU lassen sich nur geringfügige Unterschiede ausmachen. Gazellenunternehmen exportieren mit 58 Prozent etwas häufiger über die Grenzen der EU hinweg als potenzielle Gazellenunternehmen (55 Prozent). Die in der Literatur aufgestellte Hypothese (vgl. Kapitel 4.1.3), dass international agierende Unternehmen schneller wachsen, konnte in Bezug auf die Gazellenunternehmen bereits verifiziert werden. Gazellenunternehmen exportieren häufiger als andere Unternehmen. Auch innerhalb der Gruppe der Gazellenunternehmen wachsen die international agierenden Unternehmen schneller als die Unternehmen, die nur national tätig sind (vgl. Abbildung 5-52). Im Vergleich zu den potenziellen Gazellen zeigt sich jedoch, dass STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 111 Gazellen nicht häufiger exportieren, sondern lediglich über eine höhere Exportquote verfügen. Grund hierfür könnte sein, dass potenzielle Gazellenunternehmen in gleichem Maße zur Internationalisierung bereit sind, aber auf dem internationalen Markt über durchschnittlich geringere Marktanteile verfügen als Gazellenunternehmen. Bezüglich der Finanzierungsquellen bei Unternehmensgründung zeigt sich, dass bei den potenziellen Gazellenunternehmen eigene Ersparnisse beziehungsweise Freunde und Familie eine noch größere Rolle spielen als bei den Gazellenunternehmen. Eigene Ersparnisse werden von 77 Prozent der potenziellen Gazellenunternehmen gegenüber 63 Prozent bei den Gazellenunternehmen genutzt. Weitere 15 Prozent nutzen „Freunde und Familie“ zur Finanzierung der Gründung, bei den Gazellenunternehmen geben nur 8 Prozent an, Freunde und Familie zur Gründungsfinanzierung in Anspruch genommen zu haben. Beteiligungskapital spielt auch bei den potenziellen Gazellenunternehmen eine untergeordnete Rolle. Hinsichtlich des Fremdkapitals zeigt sich, dass potenzielle Gazellenunternehmen eher Bankkredite aufnehmen (39 Prozent) als Gazellenunternehmen (32 Prozent). Der prozentuale Anteil derer, die kein Fremdkapital in Anspruch nehmen, liegt in beiden Vergleichsgruppen bei 39 Prozent. Bei der Finanzierung der geplanten Wachstumsschritte zeigen sich zwischen potenziellen und Gazellenunternehmen Unterschiede. Mit 37 Prozent liegt die Zahl der Unternehmer der potenziellen Gazellenunternehmen, die angeben die geplanten Wachstumsschritte aufgrund fehlender Finanzierungsmöglichkeiten nicht planmäßig umsetzen zu können, deutlich über der Anzahl der Gazellenunternehmen mit 25 Prozent. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass potenzielle Gazellenunternehmen und Gazellenunternehmen über alle ausgewählten Kriterien hinweg über zahlreiche Gemeinsamkeiten verfügen. Im Rahmen der Untersuchung konnten somit keine eindeutigen Faktoren identifiziert werden, die zweifelsfrei Aufschluss darüber geben, warum potenzielle Gazellenunternehmen den Sprung zum Gazellenunternehmen (noch) nicht realisieren konnten. Nichtsdestotrotz konnten Unterschiede ausgemacht werden, die zumindest Erklärungsansätze anstoßen können. Die wichtigsten Ergebnisse des Vergleichs von potenziellen Gazellenunternehmen und Gazellenunternehmen sind folgend zusammengefasst: STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 112 Gazellenunternehmen und potenzielle Gazellenunternehmen weisen zunächst starke Gemeinsamkeiten auf. Dennoch konnten Unterschiede ausgemacht werden: Die Anzahl der Gründer mit wirtschafts- beziehungsweise sozialwissenschaftlichem Abschluss ist bei Gazellenunternehmen deutlich höher, die Anzahl der Gründer mit technisch-naturwissenschaftlichem Abschluss deutlich niedriger als bei potenziellen Gazellenunternehmen. Gazellenunternehmen werden häufiger als potenzielle Gazellenunternehmen im Team gegründet. Sowohl potenzielle Gazellenunternehmen als auch Gazellenunternehmen haben mehrheitlich eine Innovation hervorgebracht. Bei Gazellenunternehmen liegt der Anteil der innovativen Unternehmen noch höher als bei den potenziellen Gazellenunternehmen. Ein etwa gleichgroßer Anteil von Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen ist international tätig, die Exportquoten sind bei Gazellen jedoch durchschnittlich höher. Potenzielle Gazellenunternehmen sind öfter als Gazellenunternehmen der Meinung, nicht genügend Kapital zur Realisierung der geplanten Wachstumsschritte aufnehmen zu können 5.5 Ergebnisse der Fallstudien ausgewählter Gazellenunternehmen Nachfolgend werden die Ergebnisse der im Rahmen der Studie durchgeführten Unternehmensfallstudien dargestellt. Ziel der Fallstudien mit ausgewählten wachstumsstarken Jungunternehmen ist es, eine vertiefende, detaillierte und exemplarische Betrachtung dieser Unternehmen durchzuführen und ihre Wachstumsstrategien nachzuzeichnen. Die aus der Unternehmensbefragung gewonnen Ergebnisse sollten überprüft und vertieft werden. Weiterhin sollten die in der Studie zu untersuchenden Wachstumstreiber und -hemmnisse genauer untersucht werden und dazu dienen, ein differenziertes Bild der (Förder-) Angebote der öffentlichen Hand aus Unternehmerperspektive zu zeichnen. In einem ersten Schritt, basierend auf dem Analyseraster, wurde ein Leitfaden für die Interviews entworfen. Der Leitfaden findet sich im Anhang 3. Der Leitfaden berücksichtigt weiterhin den Stand der Forschung, der in Kapitel 4 dargestellt wird. Er diente der strukturierten Führung der Interviews mit den Gründern, Geschäftsführern und Vertretern der oberen Managementebene und sollte gewährleisten, dass eine vergleichende Analyse der Ergebnisse gewährleistet werden kann. Die Interviews wurden persönlich und in zwei Fällen telefonisch mit ein bis drei Personen je Unternehmen geführt. Die Dauer der Interviews betrug zwischen einer und drei Stunden. Die Auswahl der Unternehmen für die Fallstudien wurde neben den vordefinierten Kriterien eines Gazellenunternehmens (vgl. Kapitel 4.1.2) auf Grundlage der Kriterien Unternehmensalter, regionale Verteilung, Branche und Größenklasse vorgenommen. Tabelle 5-5 stellt die Auswahlkriterien und die Begründung der Auswahlkriterien dar. Im Vorfeld der Interviews wurden weiterhin mittels Literatur- und Internetrecherche ausführliche Firmensteckbriefe erstellt. Auf dieser Grundlage wurden neben allgemeinen Informationen über das Unternehmen auch unternehmensspezifische Anknüpfungspunkte für das Interview identifiziert. Um eine Vergleichbarkeit zu sichern und eine abschließende Synthese der Ergebnisse zu ermöglichen, wurde größten Wert auf eine standardisierte Vorgehensweise bei allen Fallstudien gelegt. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Tabelle 5-5: 113 Kriterien zur Auswahl der Fallstudien Kriterium Grund für Aufnahme des Kriteriums Auswahl Unternehmensalter: Älter als 10 Jahre 5-10 Jahre 0-4 Jahre Regionale Verteilung Nord Süd West Ost Branchenverteilung Beleuchtung unterschiedlicher Entwicklungsstadien und damit einhergehender potenzieller Problemsituationen Größtmögliche regionale Verteilung der Fallstudien Fallstudien-Unternehmen sollten alle drei Kategorien abdecken Größtmögliche Branchenabdeckung der Fallstudien Größenklassen Unter 100 101-1.000 Über 1.000 Beleuchtung unterschiedlich großer Unternehmen und damit einhergehender potenzieller Problemsituationen Fallstudien-Unternehmen sollten eine größtmögliche Anzahl unterschiedlicher Branchen abdecken Fallstudien-Unternehmen sollten alle drei Kategorien abdecken (vermutlich 6, 2, 2) Fallstudien-Unternehmen sollten alle vier Kategorien abdecken Quelle: Eigene Darstellung Rambøll Diese Kriterien wurden angelegt, um ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven, (Wachstums-)Strategien und Erfahrungen vertieft und detailliert darzustellen. Es sollten damit möglichst viele unterschiedliche Entwicklungen und Problemsituationen abgedeckt werden. Auch wenn die Fallstudien eine gewisse Repräsentativität gewährleisten, sind sie in erster Linie als exemplarische Betrachtungen zu verstehen. Die Fallstudien sind somit als Ergänzung zu den repräsentativen Ergebnissen der telefonischen Befragung zu verstehen. Insgesamt wurden mit acht Unternehmen im Zeitraum von Oktober 2011 bis Februar 2012 Interviews durchgeführt. Tabelle 5-6 stellt die Unternehmen, die im Rahmen der Fallstudien befragt wurden anhand der Auswahlkriterien dar. Tabelle 5-6: Unternehmen Affinitas GmbH Darstellung der Fallstudienunternehmen Ort Berlin Region Gründungsdatum Mitarbeiteranzahl Unternehmensgegenstand Ost 2008 250 Online-Partnervermittlung Technologieunternehmen im Bereich OLED Novaled AG Dresden Süd 2003 (organic light-emitting diode) Noventiz GmbH Köln West 2007 42 Rücknahme- und Entsorgungslösungen Erstellung und Vertrieb kostenreduzierter PMCS.helpLine Software Group Bad Camberg West 1998 140 Softwarelösungen Regis24 Berlin Ost 2003 100 Datendienstleister und Beratung (B2B) Salt and Pepper Bremen Nord 2008 260 Ingenieuersdienstleistungen und Beratung SkySails GmbH Hamburg Nord 2001 80 automatisierte Zugdrachensysteme Onlineplattform zur Monetarisierung nichtzahlender Internetnutzer durch ein Sponsoren-Netzwerk SponsorPay Berlin Ost 2009 101 Die befragten Unternehmen wurden zwischen 1998 und 2009 gegründet und decken somit nahezu den gesamten Betrachtungszeitraum der Untersuchung ab. Die regionale Verteilung deckt ebenfalls alle Regionen ab. Mit insgesamt drei untersuchten Unternehmen in Berlin liegt hier dennoch ein regionaler Schwerpunkt. Im Folgenden werden die Unternehmen zunächst einzeln vorgestellt, um exemplarisch einen Eindruck von den Unternehmen zu erhalten und die Breite in Bezug auf die Unternehmensgegenstände darzustellen. Die Darstellung der Unternehmen erfolgt in Form von kurzen „Unternehmenssteckbriefen“. In ihnen erfolgt eine Charakterisierung (Name, Gründungsdatum, Standort, Branche, Mitarbeiteranzahl) und Vorstellung (Gründungsumstände, Finanzierung, Markt und Kunden sowie Innovationsgeschehen) der Unternehmen. Anhand dieser Steckbriefe werden die STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 114 Besonderheiten der einzelnen Unternehmen, die Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede deutlich. Im Anschluss daran erfolgt eine übergreifende Auswertung der Inhalte der Interviews. Da bei allen Interviews mindestens einer der Gründer anwesend war, soll zunächst auf das Profil der Gründer, die Art der Gründung sowie die Gründungs- und Wachstumsmotive eingegangen werden. Anschließend erfolgt eine Diskussion der Ergebnisse der Interviews zu den Themen Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse und Rolle der öffentlichen Hand. In der übergreifenden Darstellung versuchen wir vor allem die Gemeinsamkeiten beziehungsweise Besonderheiten der Unternehmen herauszustellen und in Bezug zu den Ergebnissen in der Literatur zu setzen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 5.5.1 115 Unternehmenssteckbriefe Affinitas GmbH (Fallstudie durchgeführt am 24.11.2011) Gründung: November 2008 Standort: Berlin Branche: Onlinedienstleister Mitarbeiter 2012: 250 Mitarbeiterentwicklung nach Jahren 300 250 200 150 100 50 0 2008 2009 2010 2011 Das Kerngeschäft von Affinitas ist eine Onlinepartnervermittlung (edarling), die Singles auf der Basis mathematischer „matching“-Algorithmen zusammenführt. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin beschäftigt derzeit 250 Mitarbeiter. Zu Beginn war relativ wenig Personal notwendig, um die Grundseiten zu programmieren. Ab 2009 jedoch nahm die Mitarbeiterzahl rasant zu. Hintergrund war, dass edarling in zahlreichen Ländern Europas online ging und damit Kunden betreut werden müssen. Die Gründung erfolgte in Kooperation zwischen der Rocket Internet GmbH und einem Serial-Entrepreneur. Die Finanzierung der Unternehmung erfolgte in mehreren Runden. In 2009 stiegen die Investitionsbank Berlin Brandenburg (IBB) Beteiligungsgesellschaft und eHarmony mit einem Anteil von 30 Prozent in das Unternehmen ein. Somit hat Venture Capital eine entscheidende Rolle in der Finanzierung des Unternehmens gespielt, da vor allem zu Beginn viel Kapital notwendig war, um am Markt zu bestehen. Dies trifft vor allem auf den Markt zu, der gekoppelt mit dem B2C-Modell ein „winner takes it all“-Markt ist. Affinitas hat sich bewusst für eine Venture-Capital-Finanzierung entschieden. Die intensive Kapitalaufnahme war zudem nötig, da es sich bei Gründung um einen bereits bekannten Markt handelte, der zwischen zwei Mitbewerbern aufgeteilt war. Affinitas versteht sich als innovativer Dienstleister. Die Innnovationen liegen vor allem im Bereich der Kundenbetreuung. Beispielsweise wurde eine kostenlose Kündigungshotline eingerichtet. Derzeit ist das Unternehmen bereits in zehn weiteren europäischen Ländern in der jeweiligen Landessprache vertreten. Der Personalbedarf des Unternehmens wird in der nächsten Zeit nicht mehr signifikant ansteigen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 116 Novaled AG (Fallstudie durchgeführt am 13.02.2012) Gründung: Ende 2001 Standort: Dresden Branche: Technologieanbieter im Bereich organische Leuchtdiode (OLED) Mitarbeiter 2012: 120 Mitarbeiterentwicklung nach Jahren: 140 120 100 80 60 40 20 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2012 Das Unternehmen Novaled AG ist als ein klassisches Spin-Off-Unternehmen der Technischen Universität Dresden in 2001 gegründet worden. Die Novaled AG ist ein Experte im Bereich von OLED-Technologien und spezialisiert auf hocheffiziente OLED-Strukturen mit langer Lebensdauer. Das Unternehmen verfügt über ein Höchstmaß an Kompetenz auf dem Gebiet der synthetischen und analytischen Chemie. Novaled versteht sich als langfristiger Partner führender internationaler OLED Anbieter der Display- und Beleuchtungsindustrie. Es agiert weltweit auf den Märkten Europas, Amerikas und vor allem auf dem asiatischen Markt. Mit mehr als 500 bewilligten und angemeldeten Patenten verfügt Novaled über eine starke Position im Intellectuel-PropertyBereich. Nach einer ersten Finanzierungsrunde im Jahre 2003 und insgesamt drei Finanzierungsrunden bis heute durch deutsche und französische Venture-Capital-Gesellschaften entwickelte sich das Unternehmen stetig und beschäftigt heute zirka 120 Mitarbeiter. Die Hauptinvestoren sind eCAPITAL, Crédit Agricole Private Equity, TechnoStart, TechFund und CDC Innovation. Das Unternehmen verfügt über einen standardisierten Innovationsmanagementprozess. Zur Entwicklung neuer beziehungsweise zur Weiterentwicklung bestehender Innovationen kommen Instrumente wie die strategische Vorausschau und das Roadmapping zum Einsatz. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 117 Noventiz GmbH (Fallstudie durchgeführt am 07.12.2011) Gründung: November 2008 Standort: Köln Branche: Entsorgungssysteme Mitarbeiter 2012: 53 Mitarbeiterentwicklung nach Jahren: 60 50 40 30 20 10 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Die Noventiz GmbH hat ihren Hauptsitz in Köln und verfügt über fünf weitere Niederlassungen innerhalb Deutschlands. Das Mitarbeiterwachstum gestaltet sich seit der Gründung 2006 relativ konstant. Derzeit arbeitet ein Team von 53 Personen bei Noventiz. Die Noventiz GmbH ist ein Dienstleister für Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Handel. Das Kölner Unternehmen entwickelt insbesondere Rücknahmelösungen, die im Zusammenhang mit den rechtlichen Verpflichtungen aus den Gesetzgebungen stehen, zum Beispiel mit dem Kreislaufwirtschaftsabfallgesetz, der Verpackungsverordnung, dem Batteriegesetz oder dem Elektro-Gesetz. Grundlage des Geschäftsmodells ist das Mengenpooling. Noventiz arbeitet dabei system- und entsorgerunabhängig. 2006 erfolgte die Gründung ausschließlich mit Eigenkapital. Wachstumsbegleitend wurden insbesondere in den ersten beiden Gründungsjahren Bürgschaften für Kunden gewährt. 2010 beteiligte sich auctus als Finanzinvestor in Form eines „Owner´s buy out“ am Unternehmen. Seit Gründung von Noventiz hat sich der Markt sehr dynamisch entwickelt. Das Geschäftsmodell des Unternehmens, unterschiedliche Entsorgungsdienstleistungen aus „einer Hand mit Festpreisgarantie“ anzubieten, war bei Gründung noch relativ unbekannt im deutschen Markt. Durch eine kontinuierliche Erweiterung weiterer Dienstleistungen, wurde diese Innovation stetig weiterentwickelt. Um weiteres Wachstum zu realisieren, ist der Ausbau des Dienstleistungsangebotes insbesondere in das angrenzende Ausland geplant. Dies geschieht sowohl organisch „aus dem Unternehmen heraus“ als auch durch buy-and-built-Strategien mit dem Finanzinvestor auctus. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 118 Pmcs.helpLine GmbH & Co. KG (Fallstudie durchgeführt am 10.10.2011) Gründung: Januar 1998 Standort: Bad Camberg Branche: Softwarelösungen Mitarbeiter 2011: 170 Mitarbeiterentwicklung nach Jahren: 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 1997 2001 2007 2008 2011 Die Gründung der pmcs software Gruppe erfolgte 1998. Das Unternehmen hat derzeit 170 Mitarbeiter. Die Mitarbeiterentwicklung gestaltete sich zu Beginn eher langsamer, nahm dann aber sehr schnell zu. Neben dem Hauptsitz in Bad Camberg verfügt das Unternehmen über mehrere Geschäftsstellen in unterschiedlichen Teilen Deutschlands. Das Kerngeschäft des Unternehmens liegt in der Erstellung von kostenreduzierten Softwarelösungen, insbesondere im Bereich Service Management. Das Geschäftsmodell von pmcs ist weniger technik- oder produktlastig, als darauf ausgerichtet, in Gesprächen mit dem Kunden deren Bedarf zu erarbeiten und maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Die starke Ausrichtung auf den Vertrieb, gekoppelt mit einem guten Produkt, wird als Innovation betrachtet. Das Unternehmen vertraute vor allem zu Beginn auf eine konservative Finanzierung. Das heißt weitere Schritte wurden zunächst durch Einbehaltung von Gewinnen finanziert. Diese Möglichkeit wurde neben unternehmerischer Disziplin vor allem durch den geringen Kapitalbedarf zu Beginn ermöglicht. Der Markt ist neben den großen Anbietern aus den USA vor allem durch kleine, regionale Konkurrenten innerhalb Deutschlands geprägt. Pmcs agiert neben Deutschland noch in Österreich und der Schweiz. Die kulturelle Nähe dieser Nachbarstaaten spielt eine untergeordnete Rolle. Es wird bei einer Internationalisierung als wichtiger erachtet eine gewisse Unternehmensgröße erreicht zu haben, um die Auslandsaktivität angemessen gestalten zu können. Dieser Zusammenhang ergibt sich vor allem aus einem vertriebsorientierten Unternehmen. Pmcs plant für das kommende Jahr weiteren Personalaufbau von 3040 Prozent. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 119 Regis24 GmbH (Fallstudie durchgeführt am 08.11.2011)130 Gründung: 2003 Standort: Berlin Branche: Dienstleistung (Qualitätsdaten) Mitarbeiter 2012: 105 Die Regis24 GmbH wurde 2003 in einer Remise in Berlin-Mitte von Max Maendler und Dr. Martin Specht gegründet. Die beiden Jungunternehmer hatten sich zum Ziel gesetzt, einen effizienten Zugang zu kommunalen Verwaltungsdienstleistungen bereitzustellen. „Und zu beweisen, dass eine alternative Arbeitskultur in Deutschland möglich ist”, erinnert sich Martin Specht. In nur wenigen Jahren wuchs das Unternehmen zum Marktführer in der Aktualisierung und Aufbereitung von Stammdaten für private Unternehmen und Anstalten des öffentlichen Rechts. „Wir stellen reibungslosen Kundenkontakt sicher”, antwortet Max Maendler auf die Frage nach dem Unternehmenszweck. Von der Kaufentscheidung über das Stammkundenmanagement bis zum Wiederfinden verlorener oder zahlungssäumiger Kunden werden bei Banken, Versicherungen oder Handelsunternehmen immer häufiger Prozesse automatisiert gesteuert. Dafür müssen Stammdaten korrekt, vollständig und aktuell sein. Regis24 beschäftigt derzeit 105 Mitarbeiter unterschiedlichster Nationalitäten und Lebensläufe. Das Unternehmen befindet sich weiterhin in Gründerhand. Die Finanzierung von Regis24 erfolgte von der Unternehmensgründung bis dato durch eigene Mittel. 130 Auf Wunsch des Unternehmens wurde im Fall der Regis24 GmbH keine Darstellung zu den Mitarbeiterzahlen in die Unternehmens- beschreibung aufgenommen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 120 SALT AND PEPPER Holding GmbH & Co. KG (Fallstudie durchgeführt am 26.10.2011) Gründung: März 2008 Standort: Bremen Branche: Technologieberatung Mitarbeiter 2011: 260 Mitarbeiterentwicklung nach Jahren: 300 250 200 150 100 50 0 2008 2009 2010 2011 Die Firma SALT AND PEPPER hat ihren Hauptsitz in Bremen, verfügt aber zudem über sieben weitere Standorte innerhalb Deutschlands. Obwohl das Unternehmen erst im März 2008 gegründet wurde, arbeiten bereits 260 Angestellte bei SALT AND PEPPER. Der Mitarbeiterzuwachs verlief bis dato nahezu linear. Das Kerngeschäft des Unternehmens liegt in der innovativen Technologieberatung, darunter fallen beispielsweise operative Managementberatung, Interim Management und hochwertige Ingenieursdienstleistungen. Das Tätigkeitsfeld von SALT AND PEPPER ist dabei weit gestreut und reicht von der Aerospace-Branche über Energy & Natural Resources bis hin zur Logistik-Branche. Die Innovation des Unternehmens besteht in der Kombination von Ingenieursberatung/Dienstleistungen und operativer Managementberatung. Dabei wird besonderer Wert auf die Vertriebsorientierung gelegt. Der Markt zum Zeitpunkt der Gründung wird als bekannter aber ungesättigter Markt beschrieben. Die Finanzierung des Unternehmens erfolgte durch Eigenkapital und Fremdkapital. Die geforderte Eigenkapitalquote konnte durch den Einstieg eines stillen Gesellschafters erreicht werden. Alle Finanzierungsschritte seit der Gründung konnten durch eigene Mittel bewerkstelligt werden. Eine Internationalisierung von SALT AND PEPPER ist nur auf Projektebene geplant, da die Rechtsunsicherheit im Ausland als Hindernis betrachtet wird. Ziel von SALT AND PEPPER ist es nicht Marktführer zu werden, sondern eher als „Hidden Champion“ zu agieren. Zur Zielerreichung ist langfristig ein Aufbau des Personals auf 800 Mitarbeiter geplant. Die Marke von 600 Mitarbeitern soll bereits 2015 realisiert werden. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 121 SkySails GmbH (Fallstudie durchgeführt am 21.12.2011) Gründung: 2001 Standort: Hamburg Branche: Windantriebssysteme Mitarbeiter 2012: 80 Mitarbeiterentwicklung nach Jahren: 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2001 2005 2008 2011 Der Hauptsitz der Firma Skysails befindet sich in Hamburg. Der Mitarbeiterzuwachs von Skysails war zunächst eher langsam, nahm dann aber sehr schnell zu. Derzeit verfügt das Unternehmen über 80 Mitarbeiter. Das Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens ist die Entwicklung, Produktion und der Vertrieb von Windantriebssystemen für Schiffe. Die für die Schifffahrt entwickelte Anwendung dient als Basistechnologie für weitere Produkte. Computergestützte EchtzeitBetriebsoptimierung und Reportingsysteme dienen der Reduktion von Treibstoff und Emissionen. Ein weiteres Geschäftsfeld von Skysails stellt die Entwicklung von Anlagen zur Stromerzeugung aus Höhenwind dar. Das Alleinstellungsmerkmal von Skysails liegt in der entwickelten Kite-Technologie, die weltweit einzigartig ist. Somit liegt der Fokus des Unternehmens auf Forschung und Entwicklung. Diese starke Ausrichtung auf Innovation ist mit hohen Kosten verbunden. Skysails benötigt sehr viel Kapital, das es sowohl aus Beteiligungskapital als auch aus öffentlichen Fördermitteln bezieht. Laut eigenen Angaben sei die Realisierung des Unternehmens ohne öffentliche Förderung in den Anfängen nicht möglich gewesen. In der Unternehmensgeschichte konnte bisher noch keinerlei Fremdkapital aufgenommen werden, da laut Skysails gängige Kreditinstitute nicht bereit sind, die Entwicklung von Basistechnologien zu finanzieren. Skysails agiert seit Gründung international. Da Skysails mit seiner Innovation in einen neuen Markt vorstieß, gibt es keine Konkurrenz. Die Schifffahrt wird jedoch als sehr konservativer Markt beschrieben, der neue Technologien nur langsam annimmt. Zudem herrscht ein massiver Kostendruck auf den Reedereien, was den Einsatz neuer Technologien zusätzlich erschwert. Aufgrund der sich massiv verschlechterten finanziellen Rahmenbedingungen für die Schifffahrt wird das Unternehmen derzeit restrukturiert und das bisherige Wachstum bis zur Erholung der Märkte ausgesetzt. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 122 Sponsorpay GmbH (Fallstudie durchgeführt am 12.01.2012) Gründung: April 2009 Standort: Berlin Branche: Onlinedienstleistungen Mitarbeiter 2012: 101 Mitarbeiterentwicklung nach Jahren: 120 100 80 60 40 20 0 2009 2010 2011 Das Unternehmen Sponsorpay wurde 2009 in Berlin gegründet und hat derzeit 101 Mitarbeiter. Seit der Gründung hat die Mitarbeiterzahl sehr schnell zugenommen. In den letzten Jahren sind bereits Standorte in Paris, London und San Francisco dazugekommen. Das Geschäftsmodell von Sponsorpay besteht darin, dass sie Publishern im Gaming-Bereich, die keine klassischen Bezahlmethoden nutzen, helfen ihre Nutzer zu monetarisieren. Der Nutzer bewegt sich also im Spiel und kann eine virtuelle Währung unter anderem mittels paypal oder Kreditkarte erwerben oder kann mit Sponsorpay durch den Konsum von Werbung die virtuelle Währung „verdienen”. Die Finanzierung der Unternehmung erfolgte in mehreren Runden. Neben der Berliner Investitionsbank erfolgte die bisherige Finanzierung von Sponsorpay über Business Angel, Seed- und Venture-Capital. Der hohe Kapitalbedarf wird mit den Eigenschaften des Onlinemarkts begründet. Es geht darum, möglichst schnell möglichst stark zu wachsen, um einen hohen Unternehmenswert zu generieren und eventuell einen Exit zu realisieren. Das Geschäftsmodell bestand bei der Gründung von Sponsorpay bereits, jedoch vor allem in den USA. In Europa handelte es sich zum Zeitpunkt der Gründung um einen jungen aufstrebenden Markt. Im Zuge des schnellen Wachstums konnte Sponsorpay sich schnell internationalisieren und ist nun der zweitgrößte Player auf dem Markt. Das Ziel ist die Marktführerschaft, welche auch mit weiterem Personalaufbau erreicht werden soll. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 5.5.2 123 Übergreifende Ergebnisse der Fallstudien Im Folgenden werden die Ergebnisse der Fallstudien mit den vorausgehend beschriebenen Unternehmen dargestellt und analysiert. Zunächst erfolgen eine zusammenfassende Beschreibung der Art der Gründungen, der Gründer und der Gründungs- und Wachstumsmotive. Alle der untersuchten Unternehmen haben mehr als einen Gründer und wurden somit im Team gegründet. Teilweise hatten die Gründer eines Unternehmens den gleichen Ausbildungshintergrund, oftmals handelte es sich jedoch um ein Gründungsteam mit Gründern unterschiedlicher Ausbildungsrichtung. In der Mehrzahl verfügten die Gründer zum Zeitpunkt der Gründung über eine fundierte Berufs- und vor allem auch Branchenerfahrung. Hier bestätigt sich durch die Fallstudien das Bild aus der telefonischen Unternehmensbefragung. Gründer von Gazellenunternehmen verfügen somit über fundierte Kenntnisse in der Branche, dem Markt oder dem Berufsfeld, in dem sie gründen. Auch waren drei der befragten Gründer Mehrfachgründer und hatten damit im Vorfeld Erfahrungen in der Gründung oder im Management von Unternehmen gesammelt. Sechs der befragten Gründer kamen aus einem Selbstständigenhaushalt. Befragt nach den Motiven der Gründung äußerte der überwiegende Anteil der Gründer, dass sie „schon immer ein Unternehmen gründen wollten“ und bereits „Erfahrungen in der Führung“ von Unternehmen hatten. Befragt nach den Wachstumsmotiven sagten alle Befragten, dass das Wachstum von Beginn an „strategisch geplant war“ oder dem „Geschäftsmodell immanent“ ist. Ein weiteres Motiv für das vorwiegend kontinuierliche Wachstum war durch den Markt getrieben. Mit anderen Worten verlangt der Markt, an dem die Unternehmen agieren, entweder ein „Wachsen“ oder ein „Weichen“. Ein Nicht-Wachstum würde aus Sicht der Befragten damit zu einem Scheitern des Unternehmens führen. Als weiterer Grund für Wachstum wurde benannt, dass der Markt eine gewisse Unternehmensgröße voraussetze, um überhaupt erfolgreich am Markt agieren zu können. Somit liegt der Schluss nahe, dass in Gazellenunternehmen Unternehmenswachstum konstituierendes Unternehmensmerkmal zu sein scheint. Wachstumsmotivation stellt sich unter diesem Aspekt dar als eine Kombination aus intrinsischer Motivation der Gründer und unbedingten Wachstums als extrinsischer Motivation durch den Markt. In einem nächsten Schritt werden die in den Interviews benannten Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse beschrieben und analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse sind in Abbildung 5-64 dargestellt. In der übergreifenden Analyse werden die Treiber und Hemmnisse in externe und interne Faktoren aufgeteilt. Diese Unterteilung erfolgte schon bei der Auswertung der Unternehmensbefragung. Wie auch schon dort diskutiert, besteht ein gewisses Ungleichgewicht in der Attribuierung von externen und internen Gründen an Treiber und Hemmnisse. Die Wachstumstreiber werden von den Unternehmern überwiegend auf interne Gründe zurückgeführt. Die Wachstumshemmnisse dagegen werden hauptsächlich auf externe Faktoren zurückgeführt, also auf Faktoren, auf die das einzelne Unternehmen nur sehr bedingt Einfluss nehmen kann. Wachstumstreiber Befragt nach den wesentlichen Wachstumstreibern und somit den wichtigsten Erfolgsfaktoren des Unternehmens wurden durchweg die Qualität des Produkts oder der Dienstleistung und der Fokus auf den Vertrieb beziehungsweise die Kundenorientierung genannt. In diesem Zusammenhang konstatierten fast alle befragten Unternehmer, wie bereits ausgeführt, dass Wachstum zur Philosophie des Unternehmens gehöre und bereits bei Gründung eine entscheidende Rolle eingenommen habe. Die technologisch ausgerichteten Unternehmen maßen daneben dem kontinuierlichen Hervorbringen von Innovationen einen wichtigen Stellenwert als Wachstumstreiber bei. Das erfolgreiche Hervorbringen von Innovationen und die Positionierung auf dem Markt sind jedoch auch nicht unabhängig von einer gewissen Größe des Unternehmens zu sehen. Es besteht somit eine wechselseitige Abhängigkeit zwischen der Notwendigkeit zu wachsen und dem Hervorbringen und erfolgreichem Positionieren von Innovationen am Markt. Alle Befragten bezeichneten weiterhin ihre Mitarbeiter als ihre wertvollste Ressource, auch in Bezug auf erfolgreiches Wachstum. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abbildung 5-64: 124 Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse Wachstumstreiber Wachstumshemmnisse I N T E R N Qualität des Produkts Fokus auf Vertrieb/ Kunden Innovation Wachstum als Philosophie Mitarbeiter Motivation der Mitarbeiter Fehlende Strukturen E X T E R N Hohe Nachfrage auf dem Markt Rechtliche Rahmenbedingungen (Kurzarbeit) Öffentliche Förderung Standort Fehlendes „Branding“ Wirtschafts- und Finanzkrise Finanzierung Fachkräftemangel Rechtliche Rahmenbedingungen Marktbedingungen Quelle: Eigene Darstellung Rambøll Die externen Wachstumstreiber werden von den befragten Unternehmern größtenteils auf der Marktseite ausgemacht. Nach Aussage eines Befragten „… ist der Markt und letztlich der Kunde der entscheidende Wachstumstreiber“. In Bezug auf diese Aussage ist interessant, dass alle befragten Unternehmen in wachsenden oder gar neuen Märkten gegründet wurden. Der hohe Anteil an Gazellenunternehmen in neuen oder wachsenden Märkten zeigten schon die Ergebnisse der telefonischen Befragung, hier gaben 61 Prozent aller Unternehmen an, in neuen oder wachsenden Märkten zu agieren. Neben den marktseitigen Wachstumstreibern, wird auch dem Handeln der öffentlichen Hand eine wachstumstreibende Wirkung bescheinigt. Hierbei spielen insbesondere rechtliche Rahmenbedingungen und vor allem die öffentliche Förderung eine wesentliche Rolle. Dieser Punkt wird im Anschluss unter dem Abschnitt „Unternehmerperspektive auf die öffentliche Hand“ genauer diskutiert. Wachstumshemmnisse Die Faktoren, die dem Wachstum von Unternehmen entgegenstehen, werden überwiegend auf externe Gründe zurückgeführt. Interne Wachstumshemmnisse sehen die befragten Unternehmer nur, wenn die Mitarbeiter nicht ausreichend motiviert werden können. Insgesamt gaben jedoch fast alle Befragten an, dass die Mitarbeitermotivation in einem Start-up-Unternehmen in der Regel sehr hoch ist. Als Gründe für die hohe Mitarbeitermotivation wurden die flachen Hierarchien und die schnellen Aufstiegsmöglichkeiten, beziehungsweise der hohe Grad an Verantwortung bei jungen Unternehmen benannt. Erst wenn die Unternehmen sich etabliert haben, somit Strukturen verfestigt wurden und eine verlangsamte Dynamik im Unternehmenswachstum einsetzte, konstatierten die Befragten Motivationsprobleme. Diesen wurde durch Fortbildungsangebote entgegengewirkt. Da schnelles Wachstum zu sich ständig verändernden internen Strukturen führt und oftmals mit vielen Restrukturierungsphasen verbunden ist, gibt es immer wieder Zeiträume, in denen keine optimalen Strukturen vorhanden sind. Diese Zeiten werden von den Befragten immer als sogenannte „kritische Momente“ bezeichnet und bergen immer eine Gefahr für das Unternehmen. Daher wurden auch fehlende Strukturen als Wachstumshemmnis benannt. Allerdings wurde in diesem Zusammenhang immer betont, dass dieses zum „Business“ gehört und nicht als Problem sondern als Herausforderung betrachtet wird. Gefragt nach Wachstumshemmnissen wird eine Reihe von externen Faktoren benannt. Fast ausnahmslos wird an dieser Stelle das fehlende „Branding“ von kleinen und neu gegründeten Unternehmen diskutiert. Dieser Punkt wird in zweierlei Hinsicht als Hemmnis empfunden. Zum einen von Seiten der Arbeitnehmer, die ungern für unbekannte, neu gegründete oder kleine Unterneh- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 125 men arbeiten. Dies gilt vor allem für hochqualifizierte Fachkräfte, die häufig eine Anstellung in Großkonzernen vorziehen, da das Risiko eines Arbeitsplatzverlusts in großen Unternehmen geringer eingeschätzt wird und diese zumeist besser bezahlen können. Auch ist nach Meinung der Befragten für viele Arbeitnehmer das mit den Namen von bekannten Unternehmen einhergehende Renommee wichtig. Im Weiteren wird die mangelnde Bereitschaft in neuen Unternehmen zu arbeiten auf das generell negative Bild des Unternehmertums in Deutschland zurückgeführt. Andererseits diskutierten einige der Befragten dieses Phänomen auch in einem positiven Sinne. Diejenigen Arbeitnehmer, die sich für die Arbeit in einem Start-up-Unternehmen entscheiden, tun dieses oftmals sehr bewusst und messen den flachen Hierarchien, der Flexibilität, der Dynamik und der hohen Verantwortung eine hohe Bedeutung bei. In diesem Sinne ergibt sich eine Positivselektion von Arbeitnehmern, die tendenziell dazu führt, dass überdurchschnittlich viel hochmotiviertes Personal eingestellt wird. Zum anderen wird eine gewisse Unternehmensgröße im Markt als unabdingbar eingestuft. Dies gilt sowohl für B2B als auch B2C-Unternehmen. Startup-Unternehmen haben es nach Meinung der Befragten äußerst schwer Vertrauen am Markt zu gewinnen. Auch in dieser Hinsicht hemmt das fehlende „Branding“ die Akquise qualifizierter Mitarbeiter und das Vertrauen auf dem Markt auf Seiten der Kunden. Beide Punkte wirken sich negativ auf das Wachstum aus und sind externen Ursprungs. Andererseits wirkt beides auch dahingehend, dass die Unternehmer motiviert werden, schnelles Wachstum zu generieren. Auch die Wirtschafts- und Finanzkrise wird von fast allen Befragten als Hemmnis für das Unternehmenswachstum angeführt. Die Verschlechterung der konjunkturellen Lage ist allerdings nicht für alle Fallstudienunternehmen in gleichem Maße spürbar. Die Konsequenzen der Wirtschaftskrise werden von verschiedenen Branchen als unterschiedlich tiefgreifend empfunden. Während einige Unternehmen ihre Branche als weitgehend krisenresistent beschreiben und folglich keine Verluste hinnehmen mussten, führte die Wirtschaftskrise in anderen Branchen zum „kompletten Einbruch der Aufträge“ und somit zur drastischen Verzögerung des Wachstums im Bezug auf Mitarbeiteranzahl und Umsatz. Insbesondere die technologieorientierten Unternehmen mit einem hohen Finanzierungsbedarf wurden am stärksten von den Auswirkungen der Krise getroffen. Dies sowohl, weil in Krisenzeiten die Nachfrage nach neuen Technologien zurückgeht und weil sich die Finanzierungssituation verschlechterte. So mussten diese Unternehmen kurz nach den Krisen jeweils Mitarbeiter abbauen, erholten sich in der Folgezeit jedoch wieder schnell. In diesem Zusammenhang wurde die Ausnahmeregelung zur Kurzarbeit aus dem Jahr 2009131 als besonders positiv erwähnt, da es so den Unternehmen möglich war, ihre Mitarbeiter zu halten und in dem Moment als die Konjunktur wieder anzog, keine neuen Mitarbeiter einstellen und suchen zu müssen. Ein weiteres externes Hemmnis, auf das von fast allen Unternehmern aufmerksam gemacht wird, ist die Finanzierung. Bei Unternehmensgründung beziehungsweise auch für das Wachstum der Unternehmen ist „Kapital zu beschaffen eine zentrale Herausforderung“. Ein besonderes Hindernis stellen nach Aussagen der Befragten dabei die rigiden Kreditbedingungen der Banken dar. „Der Mangel an Gründungen ist in erster Linie auf die seit Jahren steigende Risikoaversion der Banken zurückzuführen. So ist es immer schwerer an Kredite zu kommen und wenn, nur zu extrem hohen Zinsen“. Über die „mangelnde Bereitschaft herkömmlicher Banken Kredite zu geben“ herrscht weitgehend Einigkeit bei den Befragten. Sehr unterschiedlich äußerten sich die Befragten hinsichtlich der Relevanz von Venture Capital. Einige Befragte stehen einer Finanzierung mit VC, vor allem zu einem frühen Stadium des Unternehmens eher kritisch gegenüber, da sie „Kontrollverlust fürchten“. Andere Unternehmer hingegen halten, den eher schlechten Ruf des Venture-CapitalMarktes für ungerechtfertigt. Ein Teil der befragten Unternehmen, hierzu zählen vor allen die Unternehmen aus dem Bereich Software und IT und die Technologieunternehmen haben sowohl bei der Gründung als auch bei der Realisierung weiterer Wachstumsschritte Venture Capital in Anspruch genommen (vgl. hierzu dir Unternehmenssteckbriefe). Die Inanspruchnahme von Venture Capital scheint demnach stark von der jeweiligen Branche abzuhängen. Diejenigen Unternehmen, die Venture Capital in Anspruch genommen haben, sagten durchweg aus, dass damit ihr Geschäftsmodell aufgrund des Finanzierungsmodells per se auf Wachstum ausgelegt ist. Ob131 Vgl. hierzu http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berichte- Broschueren/Arbeitsmarkt/Generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Kurzarbeit-Aktuelle-Entwicklungen.pdf, S. 6 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 126 wohl der Großteil der Befragten angaben, dass Finanzierung immer ein entscheidendes Problem im Gründungs- und Wachstumsprozess ist, gaben nur wenige an, dass ihnen nicht ausreichend Kapital zur Verfügung stand. Dennoch wurde angemerkt, dass bei „besserer Finanzierung bereits noch höheres Wachstum hätte realisiert werden können“. Generell lässt sich sagen, dass ein Zugang zu Finanzierung eine der großen Herausforderungen beziehungsweise Hemmnisse für Wachstumsunternehmen darstellt. „Durch Fachkräftemangel wird Wachstum gehemmt“. Dieser Aussage schließt sich die Mehrheit der Fallstudienunternehmen an. Die Gründe des Fachkräftemangels sind zahlreich. Vorausgehend wurde bereits diskutiert, dass Start-up-Unternehmen häufig das „Branding“ fehlt, welches für eine erfolgreiche Akquise von qualifiziertem Personal ausschlaggebend ist. Hierbei spielt auch eine Rolle, dass vor allem exzellente Fachkräfte benötigt werden, jedoch die gezahlten Gehälter in Start-up-Unternehmen im Vergleich zu etablierten Unternehmen eher gering sind. Darüber hinaus berichtet ein Unternehmer, dass von Seiten der Kunden nur begrenzt Akzeptanz für ausländische Mitarbeiter bestünde. Als ein weiteres Hemmnis wurde benannt, dass die Zulassung ausländischer Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht ausreichend ist. „Die Öffnung der Arbeitsmärkte auch innerhalb der EU ist zu spät erfolgt und die besten Köpfe sind bereits weg.“ – So ein Unternehmer im Gespräch. Die Forderung, ausländischen Arbeitnehmern den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt durch weniger formale Anforderungen zu erleichtern, gilt nicht nur für EU-Bürger, sondern vor allem für Arbeitnehmer außerhalb der EU, die sehr gut ausgebildet sind und über mehr Berufserfahrung verfügten. Für hochqualifizierte ausländische Arbeitnehmer sollten zudem besondere Anreize geschaffen werden, da Deutschland im Bezug auf die Sprache im Vergleich zum angelsächsischen Raum ohnehin einen Nachteil hat. Weiterhin wurde angesprochen, dass gerade in Wachstumsunternehmen oftmals Arbeitnehmer arbeiten, die eine internationales „Jobhopping“ betreiben. In diesem Zusammenhang sollte das derzeitige deutsche Sozialsystem hinterfragt werden. Alle befragten Unternehmer gaben zwar an, dass die Fachkräftesuche und -sicherung eine wesentliche Herausforderung darstellt, jedoch hatte keines der Unternehmen einen akuten Mangel an Fachkräften. Diesem wurde in den Unternehmen durch eine breite Strategie zur Rekrutierung von Fachkräften entgegengewirkt beziehungsweise wurde dieses Thema von Unternehmensgründung an als strategisches Thema behandelt. Bewährte Mittel zur Akquise von Fachkräften sind die direkte Ansprache von Universitäten und Hochschulen, dualen Studiengängen oder Headhuntern und die Vergabe von Bonussen für Mitarbeiter bei erfolgreicher Vermittlung. Ein weiterer wichtiger Punkt, der in diesem Zusammenhang benannt wurde, ist die bestehenden Mitarbeiter zu motivieren und zu halten. Mit Blick auf die Politik und die zukünftige Entwicklung in Deutschland wurde angeregt, die Qualität des deutschen Bildungssystems systematisch zu erhöhen und eine hohe soziale Durchlässigkeit in der Bildung zu gewährleisten. Die Bereiche Mathematik, Naturwissenschaften und Ingenieurswesen an den Hochschulen systematisch zu stärken, das heißt in diejenigen Bereiche zu investieren, in denen Deutschland heute klare Stärken aufweist. Der Fachkräftemangel wurde von den Befragten eher als ein zukünftiges Problem betrachtet, welchem sich heute strategisch angenommen werden muss. Neben der schon benannten Möglichkeit zur Kurzarbeit und der Öffnung des Arbeitsmarktes für ausländische Arbeitskräfte wurden weitere rechtliche Rahmenbedingungen diskutiert beziehungsweise als Hemmnis empfunden. Es wird angemerkt, dass „viele Verwaltungsentscheidungen eher politisch motiviert sind“ und nicht am Bedarf der Unternehmen ausgerichtet und „ viele Rechtsvorschriften erst durch das Verfassungsgericht eindeutig geklärt werden“. Diese Praxis führt zu einer über einige Jahre andauernden Rechtsunsicherheit, die sich für die Unternehmen deutlich nachteilig auswirkt. Allen Aussagen der Unternehmer gemein ist der Wunsch nach klaren rechtlichen Bedingungen. Als eine der Hauptaufgaben der Gesetzgebung wird es dabei betrachtet, das Wettbewerbsumfeld zu sichern, also Kartelle und Monopole aufzubrechen, um den Markt für Wettbewerb zu öffnen. In diesem Bereich wünschen sich die Fallstudienunternehmer intensivierte Anstrengungen. Außerdem wird die Steuergesetzgebung für thesaurierte Gewinne kritisiert, da diese maßgeblich zu einem Liquiditätsengpass und somit zu einem der Hauptprobleme der Unternehmen beiträgt. „Dies sollte durch eine Besteuerung wie zum Beispiel in der Schweiz oder den Niederlanden gehandhabt werden, welche nur dann zu leisten ist, sobald dem Unternehmen Kapital entzogen wird beziehungsweise allgemein in der Höhe verringert wird“. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 127 Die oftmals angesprochene allgemeine Forderung nach Bürokratieabbau richtet sich auch auf die Ausgestaltung der öffentlichen Förderungsprogramme. „Der Aufwand, alle bestehenden Förderprogramme zu sichten und zu kombinieren, um letztlich die gewünschte Förderung zu erhalten, ist angesichts der umfangreichen Förderlandschaft in Deutschland viel zu hoch”. Die verwaltungstechnischen Hürden in Form eines aufwendigen Bewerbungsprozesses werden also negativ bewertet. Insbesondere aber wirkt die Vielzahl an Fördermöglichkeiten eher negativ, da eine Ausrichtung auf eine optimale Förderstrategie als sehr zeitaufwendig gesehen wird. Zudem schreckt die Tatsache, dass alle Daten und Pläne offengelegt werden müssen, viele ab, eine Förderung in Anspruch zu nehmen. Obwohl die Meinung geäußert wurde, dass man alle Förderprogramme abschaffen sollte, sieht die Mehrzahl der Befragten die Förderprogramme als einen entscheidenden Treiber für ihr Wachstum. Dies gilt umso mehr, je risikobehafteter die Realisierung der Geschäftsidee ist. Insbesondere die Unternehmen messen der Förderung über Zuschüsse eine sehr hohe Bedeutung bei, die Basistechnologien entwickelten. Die Förderung trug nach Angaben der Befragten im Rahmen des Gesamtfinanzierungsmodells maßgeblich zum Wachstum des Unternehmens bei. Nichtsdestotrotz wurde auch die Meinung geäußert, dass öffentliche Förderprogramme weder effizient noch effektiv sind. Es wird befürchtet, dass durch öffentliche Förderung Anreize jenseits des Marktes geschaffen werden und Unternehmen so künstlich aufrechterhalten werden. Von einigen Befragten wird eine generelle Umstrukturierung gefordert. Die Umstrukturierung wird auf zwei Ebenen diskutiert. Neben der bereits genannten Umstrukturierung der Modalitäten geht es vor allem um die Frage, für wen und welche Branchen Förderungsprogramme sinnvoll sind. Als Adressaten von Förderungsprogrammen werden vor allem junge Gründer, die weder über eigenes Kapital, noch über andere Sicherheiten verfügen, gesehen. Dies deckt sich mit dem Bild, dass Förderung vor allem die Gründung von Unternehmen unterstützen sollte, weitere Wachstumsschritte aber durch den Markt finanziert werden sollten. Ein weiterer Vorschlag besteht darin, dass Clusterförderung vorangetrieben werden sollte, da man sich so auf bestimmte Branchen fokussieren könne. Die geäußerte Kritik an der Förderung der öffentlichen Hand beinhaltet demnach Kritik an den Formalitäten und der inhaltlichen Ausgestaltung. Zusammengenommen kann gesagt werden, dass das Für und Wider der öffentlichen Förderung äußerst kontrovers von den Befragten diskutiert wird. Ein weiterer Aspekt der von Seiten der Unternehmer mehrfach angesprochen wurde, war das in Deutschland vorherrschende negative Bild des Unternehmertums. Das negative Bild des „Unternehmers“ und die generelle hohe Risikoaversion in Deutschland sind aus ihrer Sicht mitverantwortlich für die sinkende Anzahl an Gazellenunternehmen. Durch Initiativen an Schulen und Hochschulen, also eine stärkere Präsenz des Unternehmertums in Bildungseinrichtungen, könnte das angeschlagene Bild des Unternehmers nachhaltig verbessert werden. So könnten sich mehr junge Absolventen von der Idee der Selbstständigkeit angezogen fühlen und diese letztendlich auch umsetzen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 6. 128 SCHLUSSFOLGERUNGEN Basierend auf den Ergebnissen aus der Literatur zu den generellen Eigenschaften der Gazellenunternehmen und zu den Wachstumsdeterminanten erfolgt nun eine schlussfolgernde Darstellung der Ergebnisse aus der Charakterisierung, der Befragung und den Fallstudien der Gazellenunternehmen für Deutschland. Hierbei wird so vorgegangen, dass die bisherigen Ergebnisse zu den Gazellenunternehmen als Hypothese formuliert werden anhand derer die Ergebnisse der Studie diskutiert werden. Schnell wachsende Jungunternehmen tragen überdurchschnittlich zum Entstehen von Arbeitsplätzen bei Die Ergebnisse zur Charakterisierung der Gazellenunternehmen in Deutschland zeigen, dass diese Aussage für deutsche Gazellenunternehmen zutrifft. So zeigte die Untersuchung, dass jeder sechste bereitgestellte Arbeitsplatz durch Neugründungen ab dem Jahr 1995 im Jahr 2010 von einem Gazellenunternehmen bereitgestellt wird. Demgegenüber ist der Anteil von Gazellenunternehmen am Unternehmensbestand als eher gering einzuschätzen. So war jedes 300ste Unternehmen im Jahr 2006 in Deutschland gemessen am Gesamtunternehmensbestand ein Gazellenunternehmen aus den Gründungsjahrgängen 1995 bis 2006 und jedes 165ste Unternehmen im Jahr 2006 gemessen an allen Gründungen ab 1995 ein Gazellenunternehmen. Somit generieren 0,6 Prozent der Unternehmen 16 Prozent aller Arbeitsplätze bei den neu gegründeten Unternehmen ab dem Jahr 1995. Mit anderen Worten generieren die Gazellenunternehmen nahezu siebenundzwanzigmal soviele Arbeitsplätze im Vergleich zu allen Neugründungen ab 1995. Innerhalb der Gazellenunternehmen wurden gesondert diejenigen Unternehmen betrachtet, die mehr als 100 Arbeitsplätze innerhalb des Untersuchungszeitraumes generiert haben und somit als die Teilgruppe der wachstumsstärksten Unternehmen bezeichnet werden können. Ihr Anteil an allen Gazellenunternehmen beträgt 28 Prozent. Untersucht nach ihrem Wachstumsverlauf konnte festgestellt werden, dass die Gruppe der wachstumsstärksten Unternehmen mit deutlich mehr Mitarbeitern startete und trotz höherer absoluter Beschäftigtenzahlen im Basisjahr innerhalb ihres dreijährigen Wachstumszeitraumes auch höhere Zuwachsraten verzeichnen konnte. Somit kommt den wachstumsstärksten Unternehmen innerhalb der Gazellenunternehmen eine besondere Bedeutung hinsichtlich der Bereitstellung von Arbeitsplätzen zu. Schnell wachsende Jungunternehmen müssen nicht zwangsläufig junge Unternehmen im Sinne der bisherigen Definition sein (nicht älter als 5 Jahre) Der Überprüfung dieser Hypothese wurde im Rahmen der vorliegenden Untersuchung insofern Rechnung getragen als die Definition der Gazellenunternehmen nicht auf ein Maximalalter der Unternehmen beschränkt wurde. Vielmehr wurden die einzelnen Gründungskohorten fortlaufend bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes analysiert. Dies sollte vor allem dem Umstand Rechnung tragen, dass sich Unternehmen unterschiedlicher Branchen anders hinsichtlich ihres Wachstums entwickeln. Die Ergebnisse der Charakterisierung der Gazellenunternehmen zeigen diesbezüglich, dass der Großteil an schnell wachsenden Jungunternehmen jedoch unmittelbar nach der Gründung des Unternehmens entsteht. In der Untersuchung werden diese Gazellenunternehmen auch als Frühstarter bezeichnet. Weiterhin zeigte sich, dass Gazellenunternehmen, die direkt nach ihrer Gründung den Sprung zu einer Gazellen schaffen, im Vergleich zu den Spätstartern mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und auch weiterhin nachhaltiges Mitarbeiterwachstum generieren. So wichen die Gazellenunternehmen, die ein Jahr nach ihrer Gründung als Gazelle identifiziert wurden in ihrem Wachstumsverhalten signifikant von den späteren Startern ab132. Hinsichtlich dieses Ergebnisses zeigt sich, dass Gazellenunternehmen mit nachhaltigem Mitarbeiterwachstum schon direkt nach der Gründung das Ziel von schnellem Wachstum verfolgen, bzw. dieses Vorhaben als strategisches Ziel im Geschäftsmodell der Unternehmen verankert ist. 132 Hierzu muss in Bezug auf die gewählte Gazellendefinition in der vorliegenden Untersuchung kritisch angemerkt werden, dass das Kriterium des kumulativen Wachstums auch diejenigen Unternehmen als Gazellenunternehmen identifizierte, die das geforderte Wachstum von 72,8 Prozent innerhalb eines Jahres realisierten. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 129 Diese Interpretation wird von zahlreichen befragten Unternehmern bestätigt. Die Gründer/ Unternehmer gaben mehrheitlich an, dass Unternehmenswachstum ein formuliertes strategisches Ziel bei Gründung war. Als Erklärung für die Formulierung dieses Ziels wurde angegeben, dass aufgrund der Nutzung von Beteiligungskapital das Wachstum geschäftsmodellimmanent ist oder aber, dass der Markt in dem das Unternehmen agiert nur wachstumsorientierte Unternehmen zulässt. Mit anderen Worten könnte das Unternehmen, ohne eine bestimmte Größe zu erreichen, auf dem betreffenden Markt nicht bestehen. Schnelles Wachstum ist ein eher temporäres Phänomen innerhalb des Unternehmensverlaufs Diese Hypothese konnte gleichfalls dadurch geprüft werden, dass die Gazellenunternehmen über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg betrachtet wurden. Die Hypothese bestätigt sich insofern, dass die Eigenschaft, kumuliert ein Mitarbeiterwachstum von 72,8 Prozent über einen Dreijahreszeitraum und damit ein jährliches Wachstum von 20 Prozent zu erzielen, nicht über den gesamten Betrachtungszeitraum von den identifizierten Unternehmen beibehalten wurde. Dennoch konnte sowohl für die sogenannten Frühstarter-Gazellen als auch für die Supergazellen ein nachhaltiges Mitarbeiterwachstum nachgewiesen werden. Die befragten Gründer/ Unternehmer gaben in der Mehrheit weiterhin an, dass weiteres Wachstum für die nächsten Jahre geplant wird. Über die Höhe des geplanten Wachstums machten die Befragten jedoch unterschiedliche Angaben. So benannte eine Gruppe die Notwendigkeit zu weiterem Wachstum i.d.R. aus der Notwendigkeit heraus weiter im Markt wachsen zu müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die andere Gruppe der Befragten sah weiteres Wachstum als Unternehmensziel, jedoch in moderaterer Form als bisher. Hinsichtlich des Wachstums machten auch einige der Befragten deutlich, dass ihr persönliches Ziel von Beginn an war, ein Unternehmen mit vielen Mitarbeitern aufzubauen. Wachstum wird demnach also auch als persönliche Herausforderung wahrgenommen. Im Bezug auf das weitere und vergangene Wachstum ihres Unternehmens gaben viele der Befragten an, dass die vergangenen Wirtschafts- und Finanzkrisen einen nachhaltigen Effekt zeigten. Einige der befragten Unternehmen mussten in diesen Jahren sogar deutlich Stellen abbauen. In diesem Zusammenhang wurde die Möglichkeit zur Kurzarbeit von vielen positiv hervorgehoben. Schnell wachsende Jungunternehmen finden sich in allen Branchen Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung bestätigen das Ergebnis bisheriger Studien auch für Deutschland. Die in der Untersuchung identifizierten Gazellenunternehmen entstehen in allen Wirtschaftsbereichen. Insgesamt finden sich auf WZ-3 Ebene nur 23 Branchen von 222 Branchen, in denen sich keine Gazellenunternehmen entwickelten. Trotz der breiten Streuung lässt sich ein Branchenfokus ausmachen. Gemessen am Gesamtbestand aller Unternehmen in Deutschland stellen die Branchen des verarbeitenden Gewerbes einen großen Anteil aller Gazellenunternehmen. Dieser Befund ist insofern interessant, als dass das verarbeitende Gewerbe und somit Unternehmen im Bereich der Automobilindustrie, der chemischen Industrie und des Maschinenbaus zu den klassischen starken Branchen Deutschlands zählen. Diese Branchen werden auch als die Old Economy bezeichnet.133 Dahingegen zeigt sich, dass gemessen an allen Gazellenunternehmen die Dienstleistungsbranchen einen hohen Anteil an Gazellenunternehmen hervorbringen. Ein Vergleich sowohl zur Branchengröße als auch zum Gesamtaufkommen von Gazellenunternehmen lässt erkennen, dass ein Großteil der Gazellenunternehmen in den wissens- und forschungsintensiven Dienstleistungsbranchen und den wissens- und forschungsintensiven Branchen der erzeugenden und verarbeitenden gewerblichen Wirtschaft entsteht. Diese Branchen sind u.a. Architektur- und Ingenieursbüros, Softwarehäuser, Forschung und Entwicklung im Bereich der Natur- und Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und Medizin und die Herstellung von Erzeugnissen unterschiedlicher Art. Somit lässt sich ungeachtet der Tatsache, dass Gazellenunternehmen in nahezu allen Branchen entstehen folgern, dass ein besonderer Beitrag an wachstumsstarken Unternehmen aus wissens- und forschungsintensiven Branchen kommt. 133 Als Old Economy werden die klassischen Industrien bezeichnet, die materielle und greifbare Güter herstellen. Damit sind beispiels- weise die Maschinenbau-, die Automobil-, die Bau- oder die Chemieindustrie gemeint. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 130 In der Untersuchung wurde weiterhin ein starker Einbruch der Gazellenunternehmen nach dem Gründungsjahrgang 2000 festgestellt. Dieser Rückgang an schnell wachsenden Unternehmen war in den Branchen des verarbeitenden Gewerbes, Bergbaus und Energie sowie der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen am deutlichsten ausgeprägt. Als Erklärung des Rückganges werden von allem die externen Krisen zu Beginn des neuen Jahrtausends (Dotcom-Blase und die Terroranschläge des 11. Septembers 2001) gesehen. Damit wurden die für Deutschland wesentlichen Branchen für das Entstehen von schnell wachsenden Jungunternehmen am stärksten getroffen. Die Befragungs- und die Fallstudienergebnisse zeigen in Bezug darauf, dass in erster Linie die Finanzierungsmöglichkeiten der geplanten Wachstumsschritte nach den Krisen wegbrachen und die Unternehmen teilweise mit der Reduzierung von Personal bzw. mit Kurzarbeit reagierten. Die Ergebnisse spiegeln auch hier deutlich wider, dass vor allem hochinnovative Unternehmen betroffen waren. Die betroffenen Unternehmen erholten sich jedoch in den Folgejahren überwiegend relativ schnell. Weiterhin wurde im Rahmen der Untersuchung festgestellt, dass es hinsichtlich des Zeitpunktes, wann die Unternehmen ihr Gazellenwachstum starten, zwischen den Branchen Unterschiede gibt. Mit anderen Worten lassen sich frühe und späte Starter unterscheiden. Insbesondere die Unternehmen der Branchen der unternehmensnahen Dienstleitungen und der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen beginnen ihr Wachstum zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Dies ist insofern nicht überraschend, da Dienstleistungsunternehmen mitarbeiterintensiv sind und geringe Investitionen in materielle Vermögensgüter und immaterielle Vermögensgüter (z.B. Patente) tätigen müssen. In diesem Zusammenhang ist es auch nicht verwunderlich, dass die Dienstleistungsunternehmen in besonderem Maße zu denjenigen Gazellenunternehmen beitragen, die mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigen. Kleinere Unternehmen haben das Bestreben aufgrund größenbedingter Effizienznachteile schneller zu wachsen Dieser, in bisherigen empirischen Studien gefundene Zusammenhang kann für die Unternehmen in dieser Untersuchung durchgängig bestätigt werden. Die befragten Gründer gaben fast ausnahmslos an, dass die größenbedingten Effizienznachteile ein signifikantes Wachstumsmotiv darstellen. Dies betrifft zwei Richtungen. Zum einen benannten die Befragten die Schwierigkeit als kleines Start-Up-Unternehmen nicht genügend Sichtbarkeit und Sicherheit für die Rekrutierung hochqualifizierten Personals zu bieten. Erst ab einer bestimmten Unternehmensgröße ist es aus ihrer Sicht möglich, problemlos Personal zu akquirieren. Dies gilt umso mehr für den deutschen Markt, da etablierte Unternehmen wie, bspw. Siemens oder die Daimler AG ein hohes gesellschaftliches Renommee besitzen und als Sicherheitsgarant für einen lebenslangen Arbeitsplatz gelten. Darüber hinaus können große etablierte Unternehmen häufig höhere Löhne bezahlen und bieten aus Sicht der Arbeitnehmer eine bessere Ausgangssituation im Falle eines Arbeitsplatzwechsels. Diesen Kriterien messen deutsche Arbeitnehmer eine sehr hohe Relevanz bei, insbesondere vor dem Hintergrund einer wenig ausgeprägten Gründungs- und Start-UpUnternehmenskultur. Die befragten Unternehmer sind jedoch der Meinung, dass von Arbeitnehmerseite das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes bei kleineren bzw. jüngeren Unternehmen als zu groß eingeschätzt wird. Des Weiteren machen die befragten Unternehmer auf die Vorteile von jungen bzw. kleinen Unternehmen als Arbeitgeber aufmerksam. Darunter fallen beispielsweise die tendenziell flacheren Hierarchien sowie die Möglichkeit schnell aufzusteigen. Zum anderen bereiten größenbedingte Effizienznachteile auch marktseitig Probleme. So werden kleine Unternehmen im Markt weniger stark wahrgenommen und Größe im Markt wird als entscheidend erachtet, um Vertrauen im Markt zu generieren. Größe bietet damit einerseits Sicherheit für die Kunden und andererseits die Möglichkeit Dinge innerhalb des Marktes selbst gestalten zu können. Innerhalb der Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen trägt eine hohe Innovationstätigkeit zum stärkeren Wachstum bei Die Befragungsergebnisse zur Innovationstätigkeit der schnell wachsenden Jungunternehmen zeigen, dass 76 Prozent der befragten Gazellenunternehmen angeben bis zum heutigen Zeitpunkt eine Innovation hervorgebracht zu haben. 80 Prozent der hervorgebrachten Innovationen sind davon Produkt- oder Dienstleistungsinnovationen. Verglichen mit aktuellen Ergebnissen ei- STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 131 ner Studie aus dem Jahr 2012, die zeigt, dass die bisherige Innovationstätigkeit deutscher KMU unterschätzt wurde, ergibt sich dennoch eine deutliche Differenz. 134 Nach Angaben dieser Studie geben 29 Prozent der deutschen KUM an, eine produktbezogenen Innovation hervorgebracht zu haben. Somit kann konstatiert werden, dass die Innovationstätigkeit schnell wachsender Jungunternehmen im Vergleich zu allen KMU deutlich höher ist. Weiterhin zeigt sich, dass 59 Prozent der Innovationen aus Sicht der Befragten eine radikale Neuerung darstellten und 41 Prozent als inkrementelle Innovation benannt wurden. Somit überwiegt der Anteil radikaler Innovationen leicht bei den Unternehmen, die angeben eine Innovation hervorgebracht zu haben. Dieses Ergebnis unterscheidet die Gazellenunternehmen vom Durchschnitt aller KMU in Deutschland, die mehr inkrementelle als radikale Innovationen hervorbringen135. Eine Untersuchung des ZEW für das verarbeitende Gewerbe und die wissensintensiven Dienstleistungen ergibt beispielsweise, dass nur 25 Prozent der KMU radikale Innovationen hervorbringen.136 Dies zeigt, dass gemessen an allen KMU, Gazellenunternehmen nicht nur überdurchschnittlich innovativ sind, sondern auch überdurchschnittlich häufig radikale Innovationen hervorbringen. Auch konnte gezeigt werden, dass Gazellenunternehmen verglichen mit allen KMU mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Dieses Ergebnis stimmt mit der Aussage zu mehr Innovationstätigkeit der Unternehmen überein. Branchen mit überdurchschnittlichen Investitionen in F&E sind Datenverarbeitungsdienste, Softwarehäuser und Forschung- und Entwicklung im Bereich Natur, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin. Die oben formulierte Hypothese, dass innerhalb der Gruppe der Gazellenunternehmen, diejenigen Unternehmen schneller wachsen, die eine hohe Innovationstätigkeit aufweisen, wurde ebenfalls überprüft. Hierzu wurden die Gazellenunternehmen in zwei Gruppen aufgeteilt: unter- und überdurchschnittliches Wachstum innerhalb der Gründungskohorte. Es konnte gezeigt werden, dass die überdurchschnittlich wachsenden Unternehmen eine leicht höhere Innovationstätigkeit aufweisen und mehr radikale Innovationen hervorbringen. Somit kann die Hypothese für die Untersuchung tendenziell bestätigt werden. Wettbewerb kann wachstumshemmend aber auch wachstumsfördernd wirken, dies vor allem in Bezug darauf, dass sich diejenigen Unternehmen mit hohem Innovationsgehalt am Markt durchsetzen Hinsichtlich des Marktes in dem Gazellenunternehmen agieren zeigt sich, dass ein Großteil der befragten Unternehmen angibt, sein größtes Wachstum auf einem jungen und aufstrebenden bzw. wachsenden Markt realisiert zu haben. In Märkten also, in denen nur eine geringe Anzahl etablierter Unternehmen tätig ist und die einer hohen Dynamik unterliegen. Auch die Unternehmen mit denen Fallstudien durchgeführt wurden geben mehrheitlich an, sich auf sehr jungen, bzw. neuen Märkten etabliert zu haben. Teilweise handelt es sich bei den Gazellenunternehmen um Marktführer oder um Unternehmen die sich als zweit- oder drittgrößtes Unternehmen in ihrem Markt behauptet haben. Somit kann für diese Untersuchung der Schluss nahe gelegt werden, dass junge, aufstrebende Märkte ein hohes Potenzial bieten, schnell wachsende Unternehmen hervorzubringen. Weiterhin deuten die Ergebnisse der Untersuchung darauf hin, dass B2B Märkte bessere Wachstumspotenziale in sich bergen als B2C Märkte. Diese Schlussfolgerung lässt sich vor allem vor dem Hintergrund ziehen, dass auf B2B Märkten deutlich mehr Unternehmen mit überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum agieren als auf B2C Märkten. 134 vgl. Maaß, F. / Führmann, B.: Innovationstätigkeit im Mittelstand – Messung und Bewertung Institut für Mittelstandsforschung Bonn, 2012, S.56. 135 Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2007, S. 37 ff. 136 ZEW, Mannheimer Innovationspanel - Werte hochgerechnet auf die Grundgesamtheit der KMU im verarbeitenden Gewerbe und in den wissensintensiven Dienstleistungen Deutschlands 2004. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 132 International agierende Unternehmen wachsen schneller Diese Hypothese kann für die vorliegende Untersuchung bestätigt werden. Im Vergleich zu allen KMU in Deutschland agieren die befragten Gazellenunternehmen internationaler. So geben von den befragten Unternehmen in dieser Untersuchung 31 Prozent der Unternehmen an, international zu agieren. Im Vergleich hierzu zeigt eine Studie aus dem Jahr 2003, dass 24 Prozent der in Deutschland aktiven KMU angeben, international zu agieren.137 Im Zusammenhang mit der Internationalisierung zeigt die Untersuchung weiterhin, dass die Unternehmen, die international agieren, diese Entscheidung unmittelbar nach ihrer Gründung treffen und die Internationalisierung ein strategisches Element ihres Geschäftsmodells darstellt. Die durchschnittliche Exportquote der international agierenden Gazellenunternehmen liegt bei ca. 25 Prozent und 60 Prozent der exportierenden Unternehmen sind auch außerhalb der EU tätig. Von den befragten Fallstudienunternehmen agiert ebenfalls der Großteil der Unternehmen international. Insbesondere bei den technologieorientierten Unternehmen, die Basisinnovationen hervorbringen, spielt die frühe Internationalisierung eine enorm wichtige Rolle. Befragt nach Hemmnissen hinsichtlich der Erschließung von relevanten Auslandsmärkten stellte nur die Wirtschafts- und Finanzkrise und das Einbrechen der Nachfrage ein deutliches Hemmnis dar. Gerade die international agierenden Unternehmen waren somit stark von der Krise getroffen. Dies zeigte auch negative Effekte auf das Wachstum der Unternehmen. Ein besserer Zugang zu externem Kapital geht einher mit höherem Wachstum von Unternehmen Gazellenunternehmen finanzieren ihre Unternehmen bei Gründung hauptsächlich durch Eigenkapital (eigene Ersparnisse, Freunde und Familie) und unterschieden sich damit nicht von allen weiteren KMU in Deutschland. Anders als vermutet spielen Venture Capital und Business Angel Finanzierungen bei den befragten Gazellenunternehmen in der Gründungsphase nur eine sehr untergeordnete Rolle. Diese Aussage ist jedoch auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die befragten Unternehmen die Gruppe der kleinen Gazellenunternehmen überrepräsentieren (siehe Kapitel 5.4.1). Bei vier der befragten Fallstudienunternehmen spielte dahingegen Venture Capital und auch Business Angel Finanzierung eine wesentliche Rolle in der Finanzierungsstrategie der Unternehmen. Die Meinungen der Unternehmer hinsichtlich der Relevanz von Venture Capital gingen stark auseinander. Fürchten einerseits einige Unternehmer einen Kontrollverlust und den Verlust an Selbstbestimmung bei Aufnahme von Beteiligungskapital, halten andere Unternehmer den schlechten Ruf des Venture Capital Marktes für ungerechtfertigt und die Aufnahme von Beteiligungskapital für essenziel für den Erfolg und das Wachstum ihres Unternehmens in ihrer Branche. Somit kann für die Relevanz von Beteiligungskapital für schnell wachsende Jungunternehmen gesagt werden, dass diese stark branchenabhängig ist. In den Branchen des IKT und der technologieorientierten Unternehmen hat Venture Capital somit eine herausragende Bedeutung und spielt in den eher dienstleistungsorientierten Branchen eine untergeordnete Rolle. Diejenigen Unternehmen, die Venture Capital in Anspruch genommen haben, sagten durchweg, dass damit ihr Geschäftsmodell aufgrund des Finanzierungsmodells per se auf Wachstum ausgelegt ist. Obwohl der Großteil der Befragten angab, dass Finanzierung immer ein entscheidendes Problem im Gründungs- und Wachstumsprozess darstellt, gaben nur wenige an, dass ihnen nicht ausreichend Kapital zur Verfügung stand. Somit werden die Finanzierungsmöglichkeiten der geplanten Wachstumsschritte von der Mehrheit (dreiviertel) der befragten Gazellenunternehmen positiv bewertet. Dennoch spiegeln die Ergebnisse, auch die der Fallstudien, wider, dass die Finanzierung eines der zentralen Herausforderungen für wachstumsstarke Unternehmen darstellt. Ein besonderes Hindernis stellen nach Aussagen der Befragten dabei die rigiden Kreditbedingungen der Banken dar. Des Weiteren wird die mangelnde Bereitschaft der Banken kritisiert überhaupt Kredite zu vergeben. Dies gilt vor allem bei Finanzierungen, die mit einem Risiko verbunden sind. Bei der Finanzierung von Wachstumsschritten wird daher einbehaltenen Gewinnen und eigenen Einlagen die höchste Relevanz beigemessen. Förderprogrammen wird im Rahmen der Wachstumsfinanzierung hingegen eine eher untergeordnete Rolle zugesprochen. Dennoch zeigen die 137 EU- Kommission (2003/4): Internationalisierung von KMU. http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/files/analysis/doc/smes_observatory_2003_report4_de.pdf STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 133 Ergebnisse, dass die Hälfte der befragten Gazellenunternehmen Förderung der öffentlichen Hand in Anspruch nahm. Selbst von denjenigen Gazellenunternehmen, die Förderung in Anspruch nahmen, misst knapp ein Viertel der Förderung keine Relevanz bei. Dieses Ergebnis ist vor dem Hintergrund der bereits angesprochenen Unzufriedenheit mit der derzeitigen Förderpraxis, insbesondere mit dem hohen bürokratischen Aufwand zu sehen. Dennoch wurde in dieser Untersuchung nicht erfasst, in welcher Höhe die Unternehmen Förderung in Anspruch nahmen, somit kann nicht beurteilt werden welche Rolle die Finanzierung durch Fördermittel im Bezug auf das gesamte Finanzierungskonzept eingenommen hat. Es besteht eine positive Beziehung zwischen Humankapital (Branchen-, Berufs-, Managementerfahrung) und Wachstum Die Ergebnisse der Befragung der Gründer und Geschäftsführer der Gazellenunternehmen und die Fallstudien zeigen, dass der typische Gründer eher mittleren Alters ist und über langjährige Branchen- und Berufserfahrung verfügt. Weiterhin war fast jeder dritte Gründer ein Serial Entrepreneur. Auch die Gründer der Fallstudienunternehmen verfügten alle über vorherige Berufserfahrung und zum Teil auch Gründungserfahrung. Alle befragten Gründer vermittelten den Eindruck, dass die Gründung eines Unternehmens und auch schnelles Wachstum eine strategische Entscheidung zu Beginn war. Ein Großteil der Gründer in den Fallstudien kam aus Haushalten in denen schon die Eltern Unternehmen gründeten und führten. Der Wille ein Unternehmen zum Erfolg zu führen und Wachstum zu generieren war bei allen Befragten deutlich spürbar. Somit scheint ein spezieller Gründer-/und Unternehmenstypus hinter einem schnell wachsenden Unternehmen zu stehen. Die Hälfte der befragten Gazellenunternehmen wurde im Team gegründet und auch die Fallstudienunternehmen wurden ausschließlich im Team gegründet. Ein Großteil der Teams war hinsichtlich der Ausbildung der Teammitglieder heterogen zusammengesetzt und vereinte somit unterschiedliche Fachrichtungen. Ein befragter Gründer im Rahmen der Fallstudien machte deutlich, dass betriebswirtschaftliches Know How, bzw. Erfahrungen in der Geschäftsführung und dem Management von Unternehmen essentiell für den Erfolg und das Wachstum des Unternehmens sind. Verfügen die Gründer eines Unternehmens nicht über dieses Wissen, sollte jemand eingestellt werden, der über die entsprechende betriebswirtschaftliche Expertise verfügt. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 7. 134 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN Vor dem Hintergrund der Schlussfolgerungen und der Ergebnisse der Studie zu den schnell wachsenden Unternehmen werden nachfolgend politische und unternehmerische Handlungsempfehlungen gegeben. Handlungsempfehlungen für die Politik Aufgrund der hohen Bedeutung der Gazellenunternehmen hinsichtlich ihres Beitrages zur Bereitstellung von Arbeitsplätzen in Deutschland kommt der Förderung dieser Unternehmen eine wichtige Rolle zu. Die Angebote in der Frühphasenfinanzierung von technologieorientierten Unternehmensgründungen sollten weiter ausgebaut werden. So bietet der seit 2005 aufgelegte High-Tech-Gründerfonds als Public Private Partnership des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und der KfW Bankengruppe sowie weiteren Investoren ein geeignetes Finanzierungsinstrument für Gründungsvorhaben. Die Auflage weiterer Fonds als Co-Investmentfonds auf regionaler Ebene könnte die Finanzierungssituation noch weiter verbessern. Auch der neu aufgelegte European Angels Fund (EAF) für Wagniskapitalfinanzierungen für junge, innovative Unternehmen stellt eine weitere Ergänzung dar. Da sich in der Untersuchung zeigte, dass Unternehmen mit einer sehr frühen Wachstumsorientierung überproportional zum Wachstum der Gazellenunternehmen beitragen, empfiehlt es sich bei der Förderung dieser Unternehmensgruppe schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt anzusetzen. Im Zusammenhang mit der Gründungsförderung benannten viele Gründer jedoch das Problem, dass sich die Vielfalt der Förderangebote eher hinderlich auf die Entscheidung der Inanspruchnahme auswirkt. Eine einfache Ausgestaltung der Förderinstrumente und ein verschlanktes Angebot sowie die regionale Nähe zu den Fördermittelträgern wirken positiv auf die Inanspruchnahme von Fördermitteln, insbesondere zum Zeitpunkt der Gründung. Dies sollte bei der Ausgestaltung neuer Förderangebote berücksichtigt werden. Der Aufwand, der mit der Sichtung der Vielzahl an Förderangeboten verbunden ist, für kleine und junge Unternehmen hinsichtlich der zusätzlichen Arbeitsbelastung nur schwer zu bewerkstelligen. Daraus kann abgeleitet werden, dass eine verstärkte Zusammenlegung bzw. eine generell übersichtlicher strukturierte Förderlandschaft von Seiten der Unternehmer gewünscht ist. Eine vereinfachte Struktur käme vor allen Dingen denjenigen Unternehmen zu gute, die sehr jung sind bzw. über geringe Personalressourcen verfügen. Es würden also die Unternehmen profitieren, die von den befragten Gazellenunternehmern als relevanteste Zielgruppe öffentlicher Förderung benannt wurden. Zusammengefasst benötigen Gazellenunternehmen spezielle Förderlösungen, statt Quantität der Fördermittel sind Qualität und Dynamik wichtig. Damit einhergehen die Konzentration von Ressourcen und die Bereitschaftder Politik, auch Verluste hinzunehmen. Vor allem junge und wachsende Märkte bieten das Potenzial schnelles Wachstum zu realisieren. Der Spielraum der öffentlichen Hand ist in diesem Zusammenhang eher begrenzt. Allerdings könnte die Tatsache, dass Gazellenunternehmen ihr Wachstum hauptsächlich auf jungen aufstrebenden Märkten realisieren, als Indikator für die Notwendigkeit von Clusterförderung bzw. branchenspezifischer Förderung verstanden werden. Mit anderen Worten könnten die auf jungen aufstrebenden Märkten ohnehin positiven Wachstumsbedingungen durch gezielte Förderungsangebote noch verstärkt werden. In diesem Zusammenhang ist z.B. die Initiative des BMWi Kompetenznetze Deutschland hervorzuheben. Eine branchenspezifische Förderung von Unternehmen mit einem Schwerpunkt auf die Förderung von Forschung- und Entwicklung bzw. auf das Hervorbringen von Basisinnovationen sollte verstärkt in den Fokus gerückt werden sollte, um schnelles Unternehmenswachstum zu fördern. Dies sollte insbesondere für Zeiten nach und während Wirtschafts- oder Finanzkrisen gelten, da sich in diesen Zeiten eine Finanzierung durch den Markt vor allem für Unternehmen, die Basisinnovationen hervorbringen, besonders schwierig gestaltet. Weiterhin stellten vereinzelt Unternehmer heraus, dass die Förderung ihrer Basisinnovationen einen festen Bestandteil in ihrem Gesamtfinanzierungskonzept einnahm. Ohne die öffentliche Förderung wäre die Gesamtfinanzierung der Gründung und des Wachstums aus ihrer Sicht nicht erfolgreich gewesen. Die derzeitigen Förderangebote zur Förderung von Innovationstätigkeit der Unternehmen decken von der STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 135 Ideengenerierung über die Marktanalysen, die Ausarbeitung eines Produktkonzeptes, die Produktplanung, die eigentliche Entwicklungsphase, den Prototypenbau bis hin zur Unterstützung der Aktivtäten zur Markteinführung alle relevanten Phasen des Innovationsprozesses ab. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise das „Zentrale Innovationsförderprogramm Mittelstand“ des BMWi zu nennen. Unternehmen die vorwiegend Dienstleistungsinnovationen hervorbringen bemängeln einen Nachteil bezüglich der Förderungsmöglichkeiten gegenüber denjenigen, die eine Produktinnovation entwickelt haben. In diesem Zusammenhang wäre zu prüfen, wie sich die derzeitige Förderlandschaft verhält und ob eventuell Programme zur Förderung von Dienstleistungsinnovationen verstärkt aufgelegt werden sollten. Unternehmensgründungen werden in Deutschland – verglichen mit anderen Ländern – als hoch risikoreich eingeschätzt. Hierbei wird vor allem der Umstand eines möglichen Scheiterns in der Gesellschaft als sehr negativ wahrgenommen. In den letzten Jahren gibt es von Seiten der Politik zahlreiche Maßnahmen, wie bspw. Gründerland Deutschland oder die Gründerwoche, um den Gedanken einer Unternehmensgründung zunehmend in das öffentliche Interesse zu rücken. Dennoch werden abhängige Beschäftigungsverhältnisse und großen Unternehmen von Seiten der Arbeitnehmer deutliche Prioritäten eingeräumt. Hier sollte die Politik über verkürzte Fristen von Insolvenzantrag bis zur Restschuldbefreiung nachdenken. Auch das im März 2012 in Kraft getretene Gesetz zur Sanierung von Unternehmen (ESUG) erfüllt die Forderungen der Wirtschaft weitgehend und verbessert die Überlebenschancen von Unternehmen. Eine Sensibilisierung der Gründungsthematik sollte zu unterschiedlichen Lebensabschnitten stattfinden, um die Möglichkeit zu erhöhen, in relevanten Situationen Anstoß zu einer Unternehmensgründung zu geben. So scheint eine Sensibilisierung schon in der Grundschule und den weiterführenden Schulen sinnvoll, in den Hochschulen sollte neben einer Sensibilisierung eine gezielte Förderung durch praktische Übungen, wie bspw. die Erstellung von Businessplänen, hinzukommen. Gründungsteams oder Gründungen, die nicht über Erfahrungen in der Geschäftsführung verfügen, sollten zum Gründungszeitpunkt darauf aufmerksam gemacht werden, dass dieses Wissen essentiell für den Erfolg eines Unternehmens ist und dessen Bedeutung im Verlauf der Unternehmensentwicklung kontinuierlich zunimmt. Aus diesem Grund sollte frühzeitig darüber nachgedacht werden, Personen mit entsprechendem Ausbildungshintergrund, Branchenerfahrung und wertvollen Netzwerkkontakten in das Gründungsteam zu integrieren. In diesem Zusammenhang kommt der Gründungsberatung eine wichtige Rolle zu. Hinsichtlich der Unterstützung international agierender Unternehmen lässt sich konstatieren, dass sichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen wesentlich zum Erfolg der Unternehmen beitragen. Obwohl eine Internationalisierung zweifelsohne Wachstumspotenziale mit sich bringt, bedeutet dies auch eine stärkere Abhängigkeit von ökonomischen Umständen im Ausland – sowohl makroökonomisch als auch marktbezogen. Vor diesem Hintergrund könnte die öffentliche Hand dahingehend wirken, dass für die Fragestellungen bzw. Veränderungen die eine Internationalisierung mit sich bringt sensibilisiert wird. Es geht darum besser zu kommunizieren, welche betriebsinternen Maßnahmen getroffen werden können, um die Risiken einer Internationalisierung möglichst gering zu halten. Da die Internationalisierung eine strategische Entscheidung gleich zu Gründungsbeginn ist, sollte schon die Gründungsberatung darauf eingehen und die Risiken und Möglichkeiten aufzeigen. Das Bild von Unternehmertum und Wachstum ist in Deutschland negativ bis stark negativ belegt. Dies wird als ein deutliches Hemmnis für schnelles Wachstum von Unternehmensseite gesehen. Vor diesem Hintergrund sollte die Politik einen Beitrag dazu leisten, dass sich das Bild, insbesondere von Wachstum in den nächsten Jahren in Deutschland wandelt. Mögliche Ansätze hierzu wären, z.B. Wachstumsdialoge mit den Unternehmen um diesen in der Öffentlichkeit ein Gesicht zu geben und die Unternehmer z.B. auch im Kontext ihres sozialen Engagements oder hinsichtlich des Beitrages zur Bereitstellung von Arbeitsplätzen darzustellen. Schon in Schulen und Hochschulen kann das Bild, der Aufgabenbereich und das Engagement von Unternehmern verstärkt sichtbar gemacht werden. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 136 Wie die Ergebnisse zeigen, wird Beteiligungskapital nur in bestimmten Branchen in Anspruch genommen. In der Regel verfügen die Gründer dieser Unternehmen über ausgeprägtes Wissen und Kontakte zu den Investoren. Im Zusammenhang hiermit spielt das gesellschaftliche Klima und die Attraktivität des Standortes Deutschland eine nicht unwichtige Rolle. Derzeit zeichnet sich z.B. ab, dass in Berlin eine eigene „Gründer-Internet-Community“ entsteht, die zahlreiche Investoren aus dem Ausland anzieht. Eine Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand, die diese Entwicklung erkennt und den Investoren den Zugang zum deutschen Markt erleichtert, ist wünschenswert. Die Personalgewinnung stellt für die schnell wachsenden Jungunternehmen eine besondere Herausforderung dar. Dies verschärft sich in den kommenden Jahren auf Grund des demografischen Wandels zusehends. In diesem Zusammenhang sollte über eine Lockerung der rechtlichen Rahmenbedingungen für hochqualifizierte Arbeitnehmer aus Staaten außerhalb der EU nachgedacht werden und entsprechende Gesetzesvorlagen erarbeitet werden. Handlungsempfehlungen für die strategisch/ unternehmerische Ebene Unternehmenswachstum konnte vorwiegend als strategische Entscheidung des Unternehmens identifiziert werden. In der Regel verbunden mit dem Zweck der leichteren Personalrekrutierung (sicherer Arbeitsplatz und höheres Prestige des Unternehmens bei Erreichen einer bestimmten Größe) und dem höheren Vertrauen auf dem Markt (eine gewisse Unternehmensgröße signalisiert Solidität). Die Unternehmen sollten somit Wachstum als strategisches Ziel in ihrem Wertekanon fest verankern. Wenn Wachstum als strategisches Ziel verankert ist, stellt die kontinuierliche Anpassung der Unternehmensorganisation an die jeweilige Unternehmensgröße eine weitere Herausforderung für die Unternehmen dar. In dieser Hinsicht bewährt sich von Seiten der Unternehmen, schon bei der Gründung Organisationsstrukturen zu schaffen, die ein schnelles Wachstum zulassen. Mit anderen Worten kann schon von Beginn an eine Struktur entworfen und vorgehalten werden, die auf ein großes Unternehmen zugeschnitten ist. Der Personalrekrutierung und der Mitarbeiterbindung kommt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels insbesondere in den Technologiebranchen und bei Unternehmen mit hohem Internationalisierungsgrad eine hohe Bedeutung zu. Die Unternehmen sollten schon von der Gründung an, dieses strategisch angehen. Hier bietet sich für die Unternehmen eine stärkere Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen an. Auch duale Studiengänge können von den Unternehmen genutzt werden um Mitarbeiter zu gewinnen und mittelfristig an ihr Unternehmen zu binden. Über die Besonderheiten und damit Potenziale eines jungen Start-up-Unternehmens sollten sich die Unternehmer bewusst sein. In der Regel ist die Mitarbeitermotivation in einem Start-upUnternehmen sehr hoch. Gründe für die hohe Mitarbeitermotivation sind die flachen Hierarchien und die schnellen Aufstiegsmöglichkeiten, beziehungsweise der hohe Grad an Verantwortung den die Mitarbeiter in diesen Unternehmen übernehmen können. Diesen Vorteil sollten die Gazellenunternehmen sich bei der Personalrekrutierung offensiv zu Nutze machen. Gazellenunternehmen sind zu einem hohen Anteil Teamgründungen. In diesem Zusammenhang sollten die zukünftigen Gründer gezielt nach Partnern für eine Gründung suchen. Dies vor allem vor dem Hintergrund der Unternehmensfinanzierung. Insbesondere Eigenkapitalgeber achten in einem hohen Maß auf die Zusammensetzung und die sich ergänzenden Kompetenzen der Gründer. Die Finanzierung des Wachstums wurde von den Unternehmen in zwei grundsätzlich verschiedenen Finanzierungsmodellen realisiert. Die eine Gruppe der Unternehmen finanziert eher konservativ aus dem Cash Flow und Fremdkapital. Die Wachstumsschritte hier sind eher moderat. Diesen Unternehmen ist es wichtig, ihre Unabhängigkeit zu behalten. Das zweite Finanzierungsmodell ist auf die Aufnahme von Risiko- oder Wagniskapital ausgelegt. Die Wachstumsschritte sind größer und das Wachstum oft dem Geschäftsmodell geschuldet. Die Gazellenunternehmen STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 137 sollten von der Gründung an das für sie passende Finanzierungsmodell benennen und das Unternehmen darauf strategisch ausrichten. Schnelles Unternehmenswachstum wird sowohl durch Finanzierungsbeschränkungen als auch durch Wissens- und Informationsbeschränkungen – wie dem angesprochenen organisatorischen Wandel - behindert. In dieser Hinsicht können Unternehmensnetzwerke eine wichtige Rolle zum Austausch und der Lösung dieser Beschränkungen spielen. Die Gespräche mit Unternehmern von Gazellenunternehmen zeigen, dass ein enges Netzwerk und ein fokussierter Ausstausch zu Problemlagen einen wichtigen Beitrag zur Lösung liefern. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 8. 138 QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS Acs, Z. und P. Mueller (2008): Employment Effects of Business Dynamics: Mice, Gazelles and Elephants. MPI Papers on Entrepreneurship, Growth and Public Policy 23/2006. Acs, Z. J., W. Parsons und S. Tracy (2008): High-Impact Firms: Gazelles revisited. Small Business Research Summary 328. Aghion, P. et al. (2000): Competition, Imitation and Growth with Step-by-Step Innovation. 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(2008): Ausgewählte Länder und ihre weltwirtschaftliche Verflechtung: die USA. ifo Schnelldienst 21/2008. 61 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 147 ANHANGSVERZEICHNIS Anhang 1 Anhang 2 Anhang 3 Anhang 4 Anhang 5 Anhang 6 Anhang 7 Anhang 8 Ergebnisprotokoll Auftaktsitzung Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Liste der verwendeten Länderabkürzungen Fragebogen telefonische Unternehmensbefragung der Gazellen und potenziellen Gazellen Interviewleitfaden Unternehmensfallstudien Gazellen Anzahl der Unternehmen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen 1995-2006 Anzahl der Unternehmen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006 Anzahl der Gründungen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen 1995-2006 Anzahl der Gründungen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungsunternehmen 19952006 Anhang 1 Ergebnisprotokoll Auftaktsitzung Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Projekt Studie über schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen) Thema Auftaktsitzung Datum 09. August 2011 Ort Berlin Sitzung Nr. 1 Protokoll- Judith Käser-Erdtracht führer Sitzungs- BMWI: Dr. Johannes Velling, Dr. Jens Mundhenke, Vertreterin aus dem Referat 2.1; Gutachterteam: teilnehmer Prof. Dr. Frank Wallau, Dr. Hardy Gude, Dr. Kirsti Dautzenberg, Judith Käser-Erdtracht Nicht anwesend --- Kopie an --- Nächste Sitzung Kalenderwoche 40 (Abstimmung des Zwischenberichts) Ergebnisprotokoll In der folgenden Tabelle werden die wichtigsten inhaltlichen und arbeitsorganisatorischen Ergebnisse zusammengefasst. Aspekt Beschreibung Besondere Erkenntnisinteressen des BMWi Identifizierung des Bestandes an Gazellen in Deutschland sowie Analyse/Typisierung der identifizierten Unternehmen Was zeichnet Unternehmen aus, die „es geschafft“ haben? Schwerpunkt liegt auf den großen Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern (Z. B: Qiagen) Viele große Unternehmen in den USA (google, Apple) wurden in den letzten 15-20 Jahren gegründet warum ist die Situation in Deutschland eine grundlegend andere? Entwicklung von praxisnahen Empfehlungen mit wirtschaftspolitischer Relevanz zur Stärkung von Gazellen in Deutschland durch das Gutachterteam To Do/Termin/ Zuständigkeit Das Gutachterteam wird diese besonderen Erkenntnisinteressen im Rahmen der Studie berücksichtigen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Wodurch zeichnen sich Gazellen besonders aus? – Erste Ergebnisse der Literaturauswertungen Gazellen… Wie werden Gazellen definiert? – Erste Ergebnisse der Literaturauswertungen weisen innerhalb ihrer Alterskohorte das höchste Mitarbeiterwachstum auf. sind zumeist kleine und mittelständische Unternehmen (weniger als 500 MA), jedoch gibt es auch eine bedeutende Teilmenge an großen Gazellen (mehr als 500 MA). sind tendenziell jünger als der Durchschnitt der Unternehmen. sind ein temporäres Phänomen innerhalb des Unternehmenslebenszyklus, vor allem in Bezug auf kleine Unternehmen; größere Unternehmen zeigen ein stabileres hohes Wachstum. sind in den wissensintensiven Branchen leicht überrepräsentiert. Gazellen werden in der Literatur nicht einheitlich definiert. International werden sehr unterschiedliche Definitionen verwendet, weshalb die Anzahl der Gazellen im internationalen Vergleich stark variiert. Die meisten Definitionen unterscheiden sich in folgenden Punkten (vgl. Henrekson und Johannson 2010:228f): Auswahl des Indikators: z. B. Beschäftigung, Marktanteil, physischer Output, Gewinn, Vertriebszahlen Messung des Wachstums: absolut, relativ oder kombiniert Auswahl der Zeitperiode, über die das Wachstum gemessen wird Weitere Kriterien: Mindestbeschäftigtenanzahl, Wartezeit, unterschiedliche Referenzgrößen, z. B. Anteil der Gazellen am Wachstum aller neu gegründeten Unternehmen 149 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes für die Studie – Entwicklung einer Gazellen-Definition Ausgewählter Wachstumsindikator: Beschäftigung (Köpfe) Beschäftigtenwachstum ist im Vergleich zum Umsatz weniger anfällig in Bezug auf Verzerrungen (Steuern, Förderung). Beschäftigtenwachstum ist volkswirtschaftlich bedeutend. Messung des Wachstums: relativ über drei Jahre Gazellen müssen nach Abschluss der Wachstumsperiode (t+3) ein um 72,8 Prozent höheres Beschäftigtenniveau aufweisen als zum Gründungszeitpunkt. • • • Kumulierte Wachstumsrate über einen festgelegten Zeitraum von drei Jahren Relatives Wachstum als Maß Ausschluss von schrumpfenden Unternehmen Festlegung weiterer relevanter Definitionskriterien: • • • • • Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes für die Studie – Entwicklung einer Definition potenzieller Gazellen Maximales Alter der untersuchten Unternehmen: 10 Jahre Mindestbeschäftigtenzahl im Basisjahr: 10 Untersuchungszeitraum: 1996-Ende 2010 Erster Messzeitpunkt der Beschäftigtenzahl im Jahr nach der Gründung Zudem Differenzierung zwischen Gazellen und Super-Gazellen (mehr als 100 Mitarbeiter) Unter potenziellen Gazellen sollen all diejenigen Unternehmen verstanden werden, die die gleichen Startbedingungen wie die identifizierten Gazellen hatten, aber kein Wachstum in dem Sinne einer Gazelle erreicht haben. Im Grunde handelt es sich um einen „statistischen Zwilling“ von Gazelle zu potenzieller Gazelle. Vorgehensweise zur Identifizierung für die Studie: • Identifizierung von 5 Schwerpunktbranchen (möglichst auf 5-stelliger WZ-CodeEbene), in denen Gazellen am häufigsten auftreten 150 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT • • Wichtige Punkte für die Unternehmensbefragungen Betrachtung der Gründungskohorte 2000 Potenzielle Gazellen sind alle weiteren Unternehmen, die mindestens 10 Beschäftigte im Gründungsjahr hatten und dem Wachstumskriterium (72,8 Prozent in 3 Jahren) nicht standgehalten haben Alle Gazellen und potenziellen Gazellen sind für die Stichprobe von Interesse (nicht nur Super-Gazellen) Im Fragebogen sollten auf jeden Fall Fragen zu folgenden Aspekten/Themen enthalten sein: • • • 151 Das Gutachterteam wird diese besonderen Erkenntnisinteressen im Rahmen der Studie berücksichtigen. Wachstumstreiber und Wachstumshürden • Gründe für Wachstumsschübe; wann fangen Unternehmen an zu wachsen was passiert an diesem Punkt genau? • Lassen sich Wachstumsmotive finden? • Gibt es Wachstumsschwellen? • Größe als Wachstumshemmnis? Schwellenwerte ab wann müssen in Unternehmen bestimmte Organisations-strukturen geschaffen werden Humankapital des Gründers Welche Förderprogramme wurden in Anspruch genommen und als hilfreich empfunden? Die potenziellen Gazellen sollen vor allem als Vergleichsgruppe befragt werden um mit ihrer Hilfe die Ergebnisse der GazellenBefragung zu validieren. Wichtige Punkte für die Fallstudien Alle Gazellen sind von Interesse (nicht nur Super-Gazellen) Identifizierung der Fallstudien-Unternehmen auf Basis der folgenden Kriterien: • • • • Unternehmensalter Region Branche Größe Breite der Gazellen in Bezug auf die 4 Kriterien abdecken. Das Gutachterteam wird diese vereinbarte Vorgehensweise im Rahmen der Studie berücksichtigen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Wichtige Punkte für den internationalen Vergleich Hauptinteresse des BMWi: man will deutsche Zahlen der Gazellen relativieren bzw. besser verstehen, wo man im internationalen Vergleich steht. Schwierigkeit: kaum vergleichbare Datenlage /Datenqualität Lösungen: ggf. international abweichende Definition (z. B. auf Basis des Umsatzes) denkbar; ggf. Anwendung verschiedener international existierender Definitionen auf den deutschen Kontext Letzter Punkt eher unrealistisch und wenig zielführend, besser eine Definition anlegen und einen Vergleich auf möglichst einheitlicher Datenbasis durchführen. Projektzeitplan und nächste Schritte Zeitplan für die kommenden Monate und nächste Projektschritte: siehe beigefügte Präsentation Weitere Punkte Professor Simon ist ein wichtiger und auf jeden Fall zu interviewender Experte. Referenzschreiben 152 Das Gutachterteam wird diese besonderen Erkenntnisinteressen im Rahmen der Studie berücksichtigen. Das Gutachterteam schlägt zudem auf Basis erster Datenauswertungen das finale Vorgehen zur Durchführung des internationalen Vergleichs vor. Das Gutachterteam wird den Expertenvorschlag berücksichtigen. Das Gutachterteam wird einen Text für die Referenzschreiben für Experteninterviews, Fallstudien und Befragungen vorbereiten – das BMWi wird anschließend entsprechende Schreiben ausfertigen und den Gutachtern zur Verfügung stellen. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 153 Anhang 2 Fragebogen telefonische Unternehmensbefragung der Gazellen und potenziellen Gazellen Die telefonische Befragung beinhaltet die Befragung zweier Gruppen von Unternehmen: 1. Schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen) 2. Nicht schnell wachsende Unternehmen (potenzielle Gazellen) Der Fragebogen beinhaltet nach einer Filterfrage, die das Alter des Unternehmens abfragt, nachfolgende sechs Frageblöcke: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Einordung Charakteristiken des Unternehmens und Wachstum Innovation Markt Finanzierung Demografie Der Fragebogen ist so aufgebaut, dass er die Frage 1, einen HINWEIS AN DEN INTERVIEWER (2) und die Antwortkategorien (3) angibt. Die Antwortkategorien enthalten oft auch die Kategorien „Weiß nicht“ oder „Keine Antwort“: Weiß nicht – diese Kategorie ist zu wählen, wenn die oder der Befragte die Frage nicht beantworten kann. Keine Antwort – diese Kategorie ist zu wählen, wenn die oder der Befragte die Frage nicht beantworten möchte. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 154 Einleitungstext ___________________________________________________________________________________ Die Interviewer melden sich bitte mit ihrem Namen und dem Firmennamen Rambøll Management Consulting GmbH. Rambøll führt aktuell im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) eine Studie zum Wachstum junger Unternehmen durch, um wesentliche Wachstumstreiber und -hemmnisse zu identifizieren und daraus Ansätze zu besseren Unterstützungsangeboten durch die öffentliche Hand abzuleiten. Hierzu wurde ein Schreiben des BMWi an Ihr Unternehmen gesendet, mit der Bitte, uns bei dieser Befragung zu unterstützen. Die Befragung dauert zirka 15 Minuten und wird telefonisch durchgeführt. Zunächst stellen wir Ihnen Fragen zum Unternehmen und dem Wachstum. Dann folgen jeweils ein Frageblock zur Innovationstätigkeit, dem Markt und der Finanzierung des Unternehmens. Am Ende möchten wir noch gerne einige wenige Fragen zu Ihrer Person stellen. __________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 155 Filterfrage ___________________________________________________________________________________ F1 In welchem Jahr wurde ihr Unternehmen gegründet? INT.: FILTERFRAGE, WENN DAS UNTERNEHMEN VOR 1995 GEGRÜNDET WURDE, DIE BEFRAGUNG ABBRECHEN 19952010 _________ ___________________________________________________________________________________ WENN DER FRAGEBOGEN AN DIESER STELLE ABGEBROCHEN WERDEN MUSS, BITTE NACHFOLGENDEN: ABBRUCHSTEXT __________________________________________________________________________________ Herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft, an der Befragung teilzunehmen. Die Befragung legt jedoch einen speziellen Fokus auf junge Unternehmen. Daher berücksichtigen wir nur Unternehmen, die nach dem Jahr 1994 gegründet worden sind. STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 156 Frageblock Einordnung und Demografie ___________________________________________________________________________________ F2 Nennen Sie Ihr wichtigstes Produkt oder Ihre wichtigste Dienstleistung. INT.: FREIE ANTWORT, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH. HIER BITTE ERWÄHNEN, DASS SICH ALLE ZUKÜNFTIGEN ANTWORTEN AUF DIESES HAUPTPRODUKT/DIESE DIENSTLEISTUNG BEZIEHEN SOLLEN. Textfeld Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3 Welche Position bekleiden Sie in Ihrem Unternehmen? INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH WENN GRÜNDER (1) DANN BLOCK ZU DEMOGRAFISCHEN ANGABEN DES GRÜNDERS. (F3GR1 - F3GR7) WENN INHABER (2) ODER GESCHÄFTSFÜHRER (3) DANN BLOCK ZU DEMOGRAFISCHEN ANGABEN INHABER/GESCHÄFTSFÜHRER (F3I1 - F3I7) Gründer 1 Inhaber bzw. geschäftsführender Gesellschafter 2 Geschäftsführer, Vorstand, Mitglied der Geschäftsleitung 3 Kaufmännische Leitung 4 Technische Leitung 5 Sonstige Position 6 Keine Antwort X __________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 157 FRAGEBLOCK CHARAKTERISTIKEN DES UNTERNEHMENS/WACHSTUM F4 Wie hoch war die Mitarbeiterzahl in Ihrem Unternehmen zum Zeitpunkt der Gründung? INT.: OFFENE FRAGE, ANZAHL DER MITARBEITER IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN ANZAHL ALLER MITARBEITER IM UNTERNEHMEN OHNE GRÜNDER. 1 bis 9999 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F5 Wie hoch ist die Mitarbeiterzahl in Ihrem Unternehmen heute? INT.: OFFENE FRAGE, ANZAHL DER MITARBEITER IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN; ANZAHL MITARBEITER OHNE GRÜNDER 1 bis 9999 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F6 Auf welche Art ist Ihr Unternehmen zwischen Gründungszeitpunkt und heute gewachsen? INT.: WACHSTUM WIRD AN MITARBEITERWACHSTUM GEMESSEN. NUR EINE ANTWORT MÖGLICH. WENN ANTWORT „GAR NICHT“ WEITER MIT FRAGE F9 Nahezu kontinuierlich 1 Durch Wachstumssprünge 2 Gar nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F7 Wie wurde das Wachstum im Unternehmensverlauf generiert? INT.: JA/NEIN ANGEBEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH Internes Wachstum Ja/nein Zukauf von Unternehmen Ja/nein Einstieg von Investoren Ja/nein Fusion/Übernahme von Dritten Ja/nein Fusion/Übernahme durch Dritte Ja/nein Gar nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F8 Nennen Sie bitte die aus Ihrer Sicht wesentlichsten Faktoren für Ihr Unternehmenswachstum. INT.: FREIE ANTWORT, MEHRERE NENNUNGEN MÖGLICH Textfeld Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT F8A 158 Wie bewerten Sie die Relevanz der nachfolgend genannten Faktoren hinsichtlich Ihres Beitrags zu den wesentlichsten Wachstumsschüben Ihres Unternehmens? FÜNF ANTWORTKATEGORIEN STEHEN ZUR AUSWAHL: SEHR HOCH (1), HOCH (2), MITTEL (3), NIEDRIGE RELEVANZ (4), KEINE RELEVANZ (5). DIE FRAGE IST IN ZWEI BLÖCKE AUFGETEILT. IM ERSTEN BLOCK WERDEN EXTERNE (F7A) UND IM ZWEITEN INTERNE (F7B) WACHSTUMSDETERMINANTEN BENANNT. NACHEINANDER VORLESEN UND BEWERTEN/EINSCHÄTZEN LASSEN. ANMERKUNG PHTS: BATTERIEN IMMER WECHSELN!!! Externe Gründe: Verbesserung Infrastruktur Telekommunikation/IT (Breitband Ausbau, Mobilfunk, Internet) 1, 2, 3, 4, 5 Verbesserung Infrastruktur Transport/Logistik (Anschluss Schnellstraße) 1, 2, 3, 4, 5 Zugang zu Fördermitteln für notwendige Investitionen 1, 2, 3, 4, 5 starke lokale Netzwerkpartner, Ausbau Kooperation 1, 2, 3, 4, 5 Veränderungen des gesetzlichen Rahmens (z. B. Telekommunikationsgesetz, Signaturgesetz, Gentechnologie) 1, 2, 3, 4, 5 Veränderung im technischen Umfeld (neue Basiserfindung, technologischer Fortschritt) 1, 2, 3, 4, 5 Europäische Harmonisierung, freier Waren- und Dienstleistungsmarkt 1, 2, 3, 4, 5 Eintritt in einen neu entstanden Markt 1, 2, 3, 4, 5 Verschiebung der Kundenpräferenzen 1, 2, 3, 4, 5 ___________________________________________________________________________________ Interne Gründe: richtiger Zeitpunkt der Markteinführung des Produktes/Dienstleistung (bzw. neues Produkt) 1, 2, 3, 4, 5 Veränderungen in der Produktausrichtung des Unternehmens 1, 2, 3, 4, 5 Kostenvorteile gegenüber der Konkurrenz 1, 2, 3, 4, 5 Qualitätsvorteile gegenüber der Konkurrenz 1, 2, 3, 4, 5 Hoher Innovationsgehalt des Produktes/der Dienstleistung 1, 2, 3, 4, 5 Beständige Neuerungen des Produktes/der Dienstleistung 1, 2, 3, 4, 5 Hoch motiviertes Personal 1, 2, 3, 4, 5 Veränderungen im Management 1, 2, 3, 4, 5 Ausbau Marketingaktivitäten 1, 2, 3, 4, 5 Erschließung neuer Kundengruppen 1, 2, 3, 4, 5 Internationalisierung 1, 2, 3, 4, 5 Diversifiziertes Angebot 1, 2, 3, 4, 5 ___________________________________________________________________________________ F9 Nennen Sie bitte die aus Ihrer Sicht wesentlichsten Faktoren, die Ihr Unternehmenswachstum gehemmt haben. INT.: FREIE ANTWORT, MEHRERE NENNUNGEN MÖGLICH Textfeld Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT F9A 159 Wie bewerten Sie die Relevanz der nachfolgend genannten Faktoren hinsichtlich des hemmenden Einflusses auf das Wachstum in Ihrem Unternehmen? FÜNF ANTWORTKATEGORIEN STEHEN ZUR AUSWAHL: SEHR HOCH (1), HOCH (2), MITTEL (3), NIEDRIGE RELEVANZ (4), KEINE RELEVANZ (5). NACHEINANDER VORLESEN UND BEWERTEN/EINSCHÄTZEN LASSEN. ANMERKUNG PHTS: BATTERIEN IMMER WECHSELN!!! Hohe Rohstoffpreise 1, 2, 3, 4, 5 Hohe Energiekosten 1, 2, 3, 4, 5 Fehlende lokale Kooperationspartner 1, 2, 3, 4, 5 Schlechte Verfügbarkeit an Fachpersonal (Fachkräftemangel) 1, 2, 3, 4, 5 Ungenügende Finanzierungsmöglichkeiten 1, 2, 3, 4, 5 Bürokratie 1, 2, 3, 4, 5 Bestehende Unternehmensstruktur 1, 2, 3, 4, 5 Beschränktes Marktpotenzial 1, 2, 3, 4, 5 Markteintrittsbarrieren 1, 2, 3, 4, 5 Starke Konkurrenz 1, 2, 3, 4, 5 ___________________________________________________________________________________ F10 Wenn Sie Ihr Unternehmen mit anderen Unternehmen Ihrer Branche vergleichen, erwarten Sie für Ihr Unternehmen in der Zukunft ein: INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH höheres Mitarbeiterwachstum? 1 gleiches Mitarbeiterwachstum? 2 niedrigeres Mitarbeiterwachstum? 3 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F11 Wie wichtig ist Ihnen, dass das Unternehmen auch in Zukunft stark wächst? INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH Sehr wichtig 1 Wichtig 2 Weniger wichtig 3 Gar nicht wichtig 4 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 160 FRAGEBLOCK INNOVATION F12 Unter einer Innovation versteht man die Einführung von neuen oder verbesserten Produkten und Dienstleistungen sowie Verfahren und Prozessen. Hat Ihr Unternehmen nach diesem Verständnis seit der Gründung mindestens eine Innovation hervorgebracht? INT.: WENN DIE FRAGE MIT JA BEANTWORTET WIRD, DANN WEITER MIT (F12A-F12C) Ja 1 Nein 2 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F12A Welche Art von Innovation war das? INT.: MEHRFACHANTWORTEN MÖGLICH Produkt/Dienstleistung 1 Verfahren/Prozess 2 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F12B Wie würden Sie die Innovation bezeichnen? Als: INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH geringfügige Verbesserung des Produktes/der Dienstleistung gravierende Neuerung des Produktes/der Dienstleistung Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F12C Kooperiert Ihr Unternehmen, um Innovationen hervorzubringen, mit anderen Einrichtungen oder Unternehmen? INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH Ja 1 Nein 2 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F13 Wie hoch ist der Anteil an Forschungs- und Entwicklungsausgaben gemessen am jährlichen Gesamtumsatz pro Jahr in Ihrem Unternehmen? INT.: KATEGORIEN VORGEGEBEN, NUR EINE ANTWORT MÖGLICH. SCHÄTZUNG IST AUSREICHEND! 0 bis 5 Prozent 1 6 bis 10 Prozent 2 11 bis 20 Prozent 3 mehr als 20 Prozent 4 Weiß nicht Y Keine Antwort X STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 161 FRAGEBLOCK MARKT F14 Würden Sie Ihren Markt, zu dem Zeitpunkt als Sie Ihr größtes Wachstum realisiert haben, eher bezeichnen als: INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH jungen/aufstrebenden Markt (15 Jahre)? 1 wachsenden Markt (615 Jahre)? 2 gesättigten Markt? 3 schrumpfenden Markt? 4 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F15 Wie hoch ist Ihre Exportquote in Prozent? INT.: BITTE DIE QUOTE EINTRAGEN, WENN DIE EXPORTQUOTE HÖHER ALS 0 IST, BITTE WEITER MIT FRAGEN (F15A-F15B) 1 bis 100 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F15A Exportieren Sie auch außerhalb Europas? INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH Ja 1 Nein 2 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F15B Wie viele Jahre nach der Gründung haben Sie mit dem Export begonnen? INT.: OFFENES ZAHLENFELD, BITTE ZAHL EINGEBEN 1-99 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F16 Handelt es sich bei dem Markt, in dem Sie agieren, um einen B2B- oder B2C-Markt? INT.: ES SIND ANTWORTKATEGORIEN ANGEGEBEN, NUR EINE ANTWORT MÖGLICH BEI NACHFRAGE: B2B (BUSINESS TO BUSINESS), B2C (BUSINESS TO CONSUMER, ENDVERBRAUCHERMAKRT) Ja 1 Nein 2 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 162 FRAGEBLOCK FINANZIERUNG F17 Mit wie viel Kapital sind Sie zum Zeitpunkt der Gründung gestartet? INT.: OFFENE FRAGE, HÖHE DES KAPITALS IN EURO IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN. WENN DIE BEFRAGTEN FRAGEN, WARUM FRAGEN ZUR FINANZIERUNG GESTELLT WERDEN, BITTE DARAUF VERWEISEN, DASS IN DER LITERATUR AUSREICHENDEN FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN EIN SEHR HOHER STELLENWERT HINSICHTLICH DES WACHSTUMS VON UNTERNEHMEN BEIGEMESSEN WIRD. 1 bis 9999999 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F18 Wie viel davon war Eigenkapital und wie viel Fremdkapital? INT.: OFFENES FELD PROZENTUALER ANTEIL EK UND FK EINTRAGEN, DIE SUMME SOLLTE 100 ERGEBEN. Eigenkapital Fremdkapital Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F19 Welche Eigenkapitalquellen nahmen Sie in Anspruch? INT.: BITTE VORLESEN UND MARKIEREN, WELCHE QUELLE GENUTZT WURDE. MEHRFACHANTWORTEN MÖGLICH Eigene Ersparnisse Ja/nein Familie und Freunde Ja/nein Venture Capital Ja/nein Stille Teilhaber Ja/nein Business Angel Ja/nein Öffentliche/Institutionelle Beteiligungen Ja/nein Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F20 Welche Fremdkapitalquellen nahmen Sie in Anspruch? INT.: BITTE VORLESEN UND MARKIEREN, WELCHE QUELLE GENUTZT WURDE. MEHRFACHANTWORTEN MÖGLICH Gründerkredit Ja/nein Bankkredit Ja/nein Nachrangdarlehen Ja/nein Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT F21 163 Stand Ihnen für geplante Wachstumsschritte ausreichend Kapital zur Verfügung? INT.: BITTE WEISEN SIE DEN INTERVIEWTEN AN DIESER STELLE DARAUF HIN, DASS SICH DIE NUN FOLGENDEN FRAGEN AN DIE FINANZIERUNG DES WACHSTUMS DES UNTERNEHMENS RICHTEN. NUR EINE NENNUNG MÖGLICH Ja 1 Nein 2 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F22 Bitte bewerten Sie die Wichtigkeit der nachfolgend genannten Finanzierungsquellen für das Wachstum Ihres Unternehmens. INT.: NOCHMALS DARAUF HINWEISEN, DASS ES JETZT UM DAS WACHSTUM DES UNTERNEHMENS GEHT. FÜNF ANTWORTKATEGORIEN STEHEN ZUR AUSWAHL: SEHR WICHTIG (1), WICHTIG (2) MITTEL (3), WENIG WICHTIG (4), GAR NICHT WICHTIG (5)). Eigene Einlagen/Freunde, Familie 1, 2, 3, 4, 5 Beteiligungskapital 1, 2, 3, 4, 5 Bankkredit 1, 2, 3, 4, 5 Einbehaltene Gewinne 1, 2, 3, 4, 5 Förderprogramme 1, 2, 3, 4, 5 ___________________________________________________________________________________ F23 Nach wie vielen Jahren nach der Gründung erreichten sie den Break Even Point? INT.: BITTE DIE ANZAHL DER JAHRE IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN. DER BREAK EVEN POINT GIBT AN, AB WELCHER ABSATZMENGE DIE FIXEN UND VARIABLEN KOSTEN DURCH DIE UMSATZERLÖSE GEDECKT WERDEN ALSO WEDER GEWINNE NOCH VERLUSTE REALISIERT WERDEN. 1-99 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F24 Hat Ihr Unternehmen in der Vergangenheit schon einmal öffentliche Fördermittel erhalten? INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH. WENN JA, DANN WEITER MIT FRAGE F24A Ja 1 Nein 2 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F24A Welche Förderarten nahmen Sie in Anspruch? INT.: MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH Zuschuss 1 Darlehen 2 Bürgschaft 3 Beteiligung 4 Garantie 5 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 164 FRAGEBLOCK GRÜNDER F3GR1 Wie haben Sie gegründet? INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH; WENN IM TEAM GEGRÜNDET, DANN WEITER MIT FRAGEBLOCK TEAM (F3GR1T1F3GR1T3) Allein 1 Im Team 2 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR1T1 Mit vielen Teammitgliedern haben Sie gegründet? INT.: 1-99 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR1T2 Wer war im Team? INT.: VORLESEN UND WENN JA, DANN HÄKCHEN MACHEN Frau 1 Mann 2 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR1T3 Hatten alle Gründer die gleiche Ausbildungsrichtung? Ja 1 Nein 2 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR2 Wie viel Prozent Ihres gegenwärtigen Unternehmenserfolges beruhen auf der ursprünglichen Gründungsidee? INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH; WENN WENIGER ALS 90 PROZENT AUF DER URSPRÜNGLICHEN IDEE BERUHEN, DANN WEITER MIT FRAGE F3GR2A 1-100 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR2A Was war der wichtigste Auslöser für ein Veränderung/Weiterentwicklung des ursprünglichen Unternehmensgegenstandes? INT.: OFFENES TEXTFELD, TEXT IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR3 Wie alt waren Sie bei der Gründung? INT.: OFFENE FRAGE ANZAHL DER JAHRE IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN. 1 bis 99 __________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT F3GR4 165 Wie viele Jahre Berufserfahrung hatten Sie vor der Gründung? INT.: KATEGORIE VORLESEN UND DANN HÄKCHEN MACHEN 0 bis 3 1 4 bis 10 2 Mehr als 10 3 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR5 Wie viele Jahre Branchenerfahrung hatten Sie vor der Gründung? INT.: KATEGORIE VORLESEN UND DANN HÄKCHEN MACHEN 0 bis 3 1 4 bis 10 2 Mehr als 10 3 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR6 Über welchen der nachfolgend genannten Berufsabschlüsse verfügen Sie? Bitte nennen Sie nur ihren höchsten Abschluss. INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH WENN 1, WEITER MIT FRAGE F3GR8A WENN 2, WEITER MIT FRAGE F3GR8B WENN 2, WEITER MIT FRAGE F3GR8C Berufsausbildung 1 Hochschulabschluss 2 Promotion 3 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR6A Wenn Berufsausbildung, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss? INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH Naturwissenschaftlich–technisch 1 Kaufmännisch 2 Sonstige 3 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR6B Wenn Hochschulabschluss, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss? INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH Naturwissenschaftlich–technisch 1 Wirtschafts- und sozialwissenschaftlich 2 Geisteswissenschaftlich 3 Juristisch 4 Medizinisch 5 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT F3GR6C 166 Wenn Promotion, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss? INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH Naturwissenschaftlich–technisch 1 Wirtschafts- und sozialwissenschaftlich 2 Geisteswissenschaftlich 3 Juristisch 4 Medizinisch 5 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3GR7 War das Ihr erstes Unternehmen, welches Sie gegründet haben? INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH Ja 1 Nein 2 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 167 FRAGEBLOCK INHABER/GESCHÄFTSFÜHRER F3I1 Ist der Gründer noch im Unternehmen? INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH Ja 1 Nein 2 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I2 Wie viel Prozent Ihres gegenwärtigen Unternehmenserfolges beruhen auf der ursprünglichen Gründungsidee? INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH. WENN WENIGER ALS 90 PROZENT AUF DER URSPRÜNGLICHEN IDEE BERUHEN, WEITER MIT FRAGE F3I2A 1-100 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I2A Was war der wichtigste Auslöser für ein Veränderung/Weiterentwicklung des ursprünglichen Unternehmensgegenstandes? INT.: OFFENES TEXTFELD Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I3 Seit welchem Jahr sind Sie schon im Unternehmen als Geschäftsführer tätig? INT.: ZAHLENFELD, BITTE DAS JAHR IM FORMAT JJJJ EINGEBEN Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I4 Wie viele Jahre Berufserfahrung hatten Sie vor dem Eintritt ins Unternehmen? INT.: KATEGORIE VORLESEN UND DANN HÄKCHEN MACHEN 0 bis 3 1 4 bis 10 2 Mehr als 10 3 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I5 Wie viele Jahre Branchenerfahrung hatten Sie vor dem Eintritt ins Unternehmen? INT.: KATEGORIE VORLESEN UND DANN HÄKCHEN MACHEN 0 bis 3 1 4 bis 10 2 Mehr als 10 3 Weiß nicht Y Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT F3I6 168 Über welchen der nachfolgend genannten Berufsabschlüsse verfügen Sie? Bitte nennen Sie nur ihren höchsten Abschluss. INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH WENN 1, WEITER MIT FRAGE F3I6A WENN 2, WEITER MIT FRAGE F3I6B WENN 3, WEITER MIT FRAGE F3I6C Berufsausbildung 1 Hochschulabschluss 2 Promotion 3 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I6A Wenn Berufsausbildung, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss? INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH Naturwissenschaftlich–technisch 1 Kaufmännisch 2 Sonstige 3 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I6B Wenn Hochschulabschluss, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss? INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH Naturwissenschaftlich–technisch 1 Wirtschafts- und sozialwissenschaftlich 2 Geisteswissenschaftlich 3 Juristisch 4 Medizinisch 5 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I6C Wenn Promotion, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss? INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH Naturwissenschaftlich – technisch 1 Wirtschafts- und sozialwissenschaftlich 2 Geisteswissenschaftlich 3 Juristisch 4 Medizinisch 5 Keine Antwort X ___________________________________________________________________________________ F3I7 Ist das Ihr erstes Unternehmen, in dem Sie die Geschäftsführung innehaben? INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH Ja 1 Nein 2 Keine Antwort X __________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 169 ABSCHLUSSTEXT ___________________________________________________________________________________ Herzlich Dank, dass Sie an unserer Befragung teilgenommen haben. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Unternehmen für die Zukunft alles Gute. ___________________________________________________________________________________ STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 170 Anhang 3 Interviewleitfaden Unternehmensfallstudien Gazellen Interviewpartner: ………………………………… 1. Datum: ………………………….. PERSÖNLICHE VORSTELLUNG Bitte stellen Sie sich kurz vor und erläutern uns Ihre derzeitigen und bisherigen Aufgaben im Unternehmen. - Ausbildung - Berufs- und Branchenerfahrung - Gründungs- und Managementerfahrung (Person/Familie) - Einmaliger Gründer oder Mehrfachgründer - Alter (bei Gründung bzw. als Mitarbeiter: seit wann für die Firma tätig) 2. UNTERNEHMENSHISTORIE Bitte beschreiben Sie kurz die wesentlichsten Produkte/Dienstleistungen, die Sie anbieten. Vorgründungsphase: - wie kamen Sie auf die Idee, wie lange hat es gedauert von dem ersten Gedanken bis zur offiziellen Gründung, Unterstützung bei der Gründung, Teilnahme Businessplanwettbewerb. Stellen Sie uns bitte aus Ihrer Sicht kurz die Historie bzw. die Erfolgsgeschichte des Unternehmens dar. - Besitzt das Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal? Wenn ja, beschreiben Sie dieses kurz. - Besitzt das Unternehmen Patente oder Schutzrechte? - Gab es kritische Zeiten, in denen die Existenz des Unternehmens gefährdet war? STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 3. 171 WACHSTUMSMOTIVE Welches sind aus Ihrer Sicht die wesentlichsten Gründe, warum das Unternehmen gewachsen ist? Wir haben eine Grafik vorbereitet, in der wir die Zeitachse (Startpunkt Gründung) und die Mitarbeiteranzahl nachvollzogen haben. - Welche internen und externen Umstände haben das Wachstum begünstigt oder behindert? - Wie ist das Unternehmen gewachsen (organisch, Zukauf von Unternehmen, Einstieg von Investoren)? Wenn Unternehmen wachsen, verändern sich auch die Strukturen des Unternehmens. Es müssen Abteilungen gebildet werden oder Zuständigkeiten festgelegt werden. - Gibt es aus Ihrer Sicht eine bestimmte Größe (gemessen an der Mitarbeiteranzahl), bei der Veränderungen in der Organisation vorgenommen werden müssen? - Wenn ja, würden Sie diese als kritische Punkte hinsichtlich weiterer Wachstumsentscheidungen einschätzen? Wurde das Wachstum des Unternehmens durch die allgemeine Konjunktur beeinflusst? Wenn ja, inwiefern? 4. MARKT/WETTBEWERBSBEDINGUNGEN/BRANCHE Warum haben Sie das Unternehmen in genau dieser Branche/diesem Markt gegründet? - Beschreiben Sie bitte kurz die Situation des Unternehmens in Bezug auf Kunden und Wettbewerber über die Zeit (Gründung bis heute) hinweg. - Als das Unternehmen startete, wie sah der Markt aus, in dem das Unternehmen agierte (junger/aufstrebender Markt, wachsender Markt, gesättigter Markt)? Und zwar hinsichtlich Anzahl, Größe, Regionalität, Dynamik Welchen Marktanteil hat das Unternehmen gemessen am Gesamtmarkt? (Deutschland, Europa, Welt) STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 5. 172 INNOVATIONSBETEILIGUNG Haben Sie seit der Gründung Innovationen im Unternehmen hervorgebracht? Wenn ja: Welche Art von Innovation war das? - Produkt/Dienstleistung/Prozess - Neuerung/Verbesserung - Haben Sie im Unternehmen ein systematisches Innovationsmanagement? - Kooperieren Sie mit anderen Unternehmen, um Innovationen hervorzubringen? 6. FINANZIERUNG Welche Form von Kapital haben Sie zur Gründung des Unternehmens in Anspruch genommen? Eigenkapital - Welche Höhe hatte das EK ungefähr? - Woher stammte das Eigenkapital vor allem? (Ersparnisse, Familie, Risikokapital, VCFonds, Stille Teilhaber, Business Angel) Fremdkapital - In welcher Höhe haben Sie FK in Anspruch genommen? - Wo kam das Fremdkapital zum großen Teil her? (Gründerkredit, Kredit Bank, Mezzanine oder Hybridkapital) Welche Form von Kapital haben Sie für die wesentlichen Wachstumsschritte des Unternehmens in Anspruch genommen? Eigenkapital - Zu welchen Wachstumsschritten benötigten Sie welche Höhe an EK? - Wo kam das Eigenkapital zum großen Teil her (Ersparnisse, Familie, Risikokapital, VCFonds, Stille Teilhaber, Business Angel)? Fremdkapital - Zu welchen Wachstumsschritten benötigten Sie welche Höhe an FK? - Wo kam das Fremdkapital zum großen Teil her (Förderung, Kredit Bank, Mezzanine oder Hybridkapital)? Stand Ihnen jederzeit für von Ihnen gewollte Wachstumsschritte ausreichend Kapital zur Verfügung? - Wenn nein, welche Form und Höhe von Kapital hätten Sie benötigt? STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 7. 173 HUMANKAPITAL Gibt es ausreichend qualifizierte Fachkräfte, um ein Wachstum ihres Unternehmens zu realisieren? Welche Anforderungen müssen ihre Mitarbeiter erfüllen? Erfüllen sie diese? Wie bewerten Sie das Angebot von Fachkräften in der Zukunft? Wie akquirieren Sie Ihr Personal? 8. ROLLE DER ÖFFENTLICHEN HAND Welche Unterstützungs- und Förderangebote haben Sie in welcher chronologischen Abfolge in Anspruch genommen? Hätten Sie Ihr Wachstum auch ohne öffentliche Förderung erreicht? Bzw. trug das Angebot maßgeblich zum Wachstum des Unternehmens bei? Fehlen aus Ihrer Sicht Angebote, um schnelles Wachstum in Deutschland zu verwirklichen? - Wenn ja, wie könnten Angebote aussehen? Gibt es aus Ihrer Sicht institutionelle Regelungen (Gesetz, Bürokratie), die ein schnelles Wachstum von Unternehmen in Deutschland behindern? Wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen für schnelles Wachstum in Deutschland insgesamt? Ist die Bürokratiebelastung in Deutschland aus Ihrer Sicht ein Hemmnis für schnelles Wachstum? 9. INTERNATIONALISIERUNG Agiert das Unternehmen außerhalb von Deutschland? Wenn ja, in Bezug worauf? Import von Vorleistungen - Anteil der Importe in Prozent - Hauptzuliefererländer Export von Gütern/Dienstleistungen - Anteil der Exporte in Prozent - Hauptabnehmerländer Was sind die Gründe dafür, dass das Unternehmen international agiert? Wie sind die internationalen Kontakte entstanden? STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 174 Wenn nein, wie regional/überregional agiert das Unternehmen? 10. ABSCHLUSSFRAGEN Wollen Sie in Zukunft weiteres Unternehmenswachstum erzielen (MA 2011, Prognose 2012)? Wie sehen Sie die Zukunftschancen des Unternehmens hinsichtlich weiteren Wachstums? Gibt es Aspekte, die wir nicht angesprochen haben, die Sie gerne noch ergänzen möchten? Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Unterstützung! STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT Anhang 4 Abkürzungsverzeichnis der Länder AT Austria BE Belgium BG Bulgaria CY Cyprus CZ Czech Republic DE Germany DK Denmark EE Estonia ES Spain FI Finland FR France GR Greece HU Hungary IE Ireland IT Italy LT Lithuania LU Luxembourg LV Latvia MT Malta NL Netherlands PL Poland PT Portugal RO Romania SE Sweden SI Slovenia SK Slovakia UK United Kingdom IS Iceland LI Liechtenstein NO Norway US United States of America CA Canada KR South Korea 175 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 176 Anhang 5 Anzahl der Unternehmen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006 Branchen Anzahl aller Gründungen Anzahl der Gazellenunternehmen Spedition 18.706 213 Herstellung von Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige 8.163 94 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen 1.431 17 Detekteien und Schutzdienste 5.960 71 Herstellung von sonstigen Eisen-, Blechund Metallwaren 5.530 66 Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin 6.461 79 Recycling von nichtmetallischen Altmaterialien und Reststoffen 2.111 26 Herstellung von sonstigen Maschinen für unspezifische Verwendung 4.877 66 Herstellung von Gummiwaren 1.343 19 Herstellung von chemischen Grundstoffen 1.461 22 Herstellung von Maschinen für die Erzeugung und Nutzung von mechanischer Energie 6.350 98 Herstellung von Kunststoffwaren 7.791 125 Gießereiindustrie 1.128 20 Herstellung von Werkzeugmaschinen 3.039 57 Sozialwesen 23.725 476 Herstellung von elektronischen Bauelementen 2.100 43 Erzeugung und erste Bearbeitung von NEMetallen 970 20 Erzeugung von Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen 1.232 26 Herstellung von Teilen und Zubehör für Kraftwagen und Kraftwagenmotoren 1.123 25 Gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften 7.453 272 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 177 Anhang 6 Anzahl der Unternehmen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006 Branche Gesamtunternehmensbestand Anzahl der Gazellenunternehmen Mit dem Versicherungsgewerbe verbundene Tätigkeiten 95.252 18 Erschließung, Kauf und Verkauf von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen 37.108 24 Sonstige Interessenvertretungen 40.629 32 Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen 103.998 91 Handelsvermittlung 97.728 89 Erwachsenenbildung und sonstiger Unterricht 22.953 23 Mit dem Kreditgewerbe verbundene Tätigkeiten 19.058 20 Sonstiges Gaststättengewerbe 52.200 59 Sonstiges Baugewerbe 173.667 206 Pflanzenbau 23.434 28 Erbringung von sonstigen kulturellen und unterhaltenden Leistungen 18.344 22 Sonstiger Facheinzelhandel 339.957 420 Einzelhandel (nicht in Verkaufsräumen) 35.324 48 Vermietung von Maschinen und Geräten 13.059 18 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für Unterhaltung, Erholung und Freizeit 17.802 25 Apotheken; Facheinzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln 33.486 48 Reparatur von Gebrauchsgütern 13.371 20 Werbung 46.938 74 Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Markt- und Meinungsforschung, Beteiligungsgesellschaften 277.610 457 Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen 38.977 67 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 178 Anhang 7 Anzahl der Gründungen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen 1995-2006 Branche Anzahl der Gründungen Anzahl der Gazellenunternehmen Herstellung von sonstigen Erzeugnissen 1.866 24 Detekteien und Schutzdienste 4.281 63 Öffentliche Verwaltung 1.957 23 Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin 4.915 72 Weiterführende Schulen 2.158 24 Stahl- und Leichtmetallbau 5.268 78 Herstellung von Meß-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen 2.240 38 Herstellung von sonstigen Maschinen für unspezifische Verwendung 2.726 34 Herstellung von Maschinen für die Erzeugung und Nutzung von mechanischer Energie (ohne Motoren für Luft- und Straßenfahrzeuge) 3.974 65 Papier-, Karton- und Pappeverarbeitung 871 21 Herstellung von sonstigen Eisen-, Blech- und Metallwaren 2.562 46 Sonstiges Ernährungsgewerbe (ohne Getränkeherstellung) 5.279 83 Herstellung von Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige 3.158 61 Herstellung von Kunststoffwaren 3.673 84 Herstellung von chemischen Grundstoffen 713 17 Herstellung von Werkzeugmaschinen 1.486 41 Herstellung von elektronischen Bauelementen 1.254 35 Herstellung von Teilen und Zubehör für Kraftwagen und Kraftwagenmotoren 576 17 Sozialwesen 11.417 250 Gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften 6.744 252 STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT 179 Anhang 8 Anzahl der Gründungen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungsunternehmen 1995-2006 Branche Anzahl der Gründungen Anzahl der Gazellenunternehmen Erschließung, Kauf und Verkauf von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen 31.925 23 Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen 66.331 64 Sonstiges Gaststättengewerbe 37.215 36 Handelsvermittlung 57.317 67 Einzelhandel (nicht in Verkaufsräumen) 24.944 35 Sonstiger Facheinzelhandel (in Verkaufsräumen) 206.264 287 Sonstiges Baugewerbe 101.997 186 Restaurants, Cafes, Eisdielen und Imbisshallen 86.050 135 Sonstige Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne Sozialwesen und Sport) 11.843 19 Reisebüros und Reiseveranstalter 14.060 27 Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Markt- und Meinungsforschung, Beteiligungsgesellschaften 166.910 329 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für Unterhaltung, Erholung und Freizeit 10.721 31 Werbung 28.015 64 Apotheken; Facheinzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln (in Verkaufsräumen) 14.832 25 Handel mit Kraftwagenteilen und Zubehör 12.215 25 Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren (in Verkaufsräumen) 28.124 58 Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen 18.469 46 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 84.498 244 Bauinstallation 78.560 203 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen 104.595 305