young adam - Alamode Film

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young adam - Alamode Film
ALAMODE FILM präsentiert
Eine JEREMY THOMAS Produktion
EWAN MCGREGOR, TILDA SWINTON, PETER MULLAN,
EMILY MORTIMER
in
YOUNG ADAM
Ein Film von David Mackenzie
Musik von David Byrne
Filmfestival Cannes 2003 - Offizielle Auswahl
Edinburgh International Film Festival 2003 - Best New British Feature
Internationale Hofer Filmtage 2003
Scottish BAFTA Awards: Bester Film, Beste Regie, Beste Schauspielerin: Tilda
Swinton, Bester Schauspieler: Ewan McGrergor
Kinostart: 9. Dezember 2004
Verleih
Alamode Film
Nymphenburger Straße 36
80335 München
Tel. 089-17 99 92 11
Fax. 089-17 99 92 13
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BESETZUNG
Joe
Ella
Les
Cathie
Jim
Gwen
Daniel Gordon
Bill
Connie
Bob M'bussi
Sam
Ewan McGregor
Tilda Swinton
Peter Mullan
Emily Mortimer
Jack McElhone
Therese Bradley
Ewan Stewart
Stuart McQuarrie
Pauline Turner
Alan Cooke
Rory McCann
STAB
Drehbuch und Regie
Produzent
Co-Produzenten
Associate Producers
Schnitt
Ton
Produktionsdesign
Kamera
Musik
England 2003
Länge: 93 Minuten
Dolby SRD
1:2,35 CS
SYNOPSIS
David Mackenzie
Basierend auf dem Roman von Alexander
Trocchi
Jeremy Thomas
Alexandra Stone, Nick O`Hagan, Jim Reeve
Peter Watson, Stephan Mallmann, Gillian Berrie
Colin Monie
Colin Nicolson
Laurence Dorman
Giles Nuttgens
David Byrne
Young Adam ist ein stimmungsvoller und hochkarätig besetzter Thriller mit Ewan McGregor,
Tilda Swinton, Peter Mullan und Emily Mortimer in den Hauptrollen. Schauplatz sind die
Kanäle zwischen Glasgow und Edinburgh in den fünfziger Jahren. Der Film beschwört die
düstere Atmosphäre der films noirs der 40er und 50er Jahre herauf und kann sicherlich zu den
einzigartigsten Filmen des britischen Kinos in den letzten Jahren gezählt werden.
Der junge Joe (Ewan McGregor), ein Herumtreiber und gescheiterter Schriftsteller, heuert
auf dem Lastkahn des bodenständigen Les (Peter Mullan) und seiner rätselhaften Frau Ella
(Tilda Swinton) an. Eines Nachmittags entdecken Joe und Les die Leiche einer jungen Frau,
die auf dem Wasser treibt. Ein Unfall? Ein Selbstmord? Oder sogar Mord?
Der Polizei geht ein Verdächtiger ins Netz, aber bald wird klar, dass Joe mehr über die
ertrunkene Frau weiß, als er zugeben möchte. Inzwischen bahnt sich eine leidenschaftliche
Affäre zwischen Joe und der schönen Ella an. Der alte Kahn schwimmt mit seiner explosiven
Fracht einer ungewissen Zukunft entgegen.
Mit Young Adam ist dem bereits mehrfach für seine Kurzfilme ausgezeichneten Regisseur und
Drehbuchautor David Mackenzie eine großartige Verfilmung des gleichnamigen Romans von
Alexander Trocchi, dem legendären schottischen Beat-Schriftsteller, gelungen.
Trocchi wurde von seinem Freund und Schriftstellerkollegen William Burroughs als eine „der
wichtigsten literarischen Figuren der 50er und 60er Jahre“ bezeichnet.
Mit der wunderbar-atmosphärischen Musik von David Byrne.
PRODUKTIONSNOTIZEN
Der Produzent Jeremy Thomas war von dem Stoff so fasziniert, dass er dem Projekt nicht
widerstehen konnte. „Filme dieser Art begegnen einem nicht allzu häufig. Es war äußerst
spannend, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Mir gefiel die strenge Nüchternheit, mit der
die Geschichte erzählt wird. Die Hauptfigur ist ein auf Irrwegen befindlicher Antiheld, ein
existentialistischer Träumer, der an eine Figur von Camus erinnert. Solche Personen scheinen
nirgends verankert zu sein. Man begegnet ihnen irgendwo im leeren Raum und lässt sie genau
am selben Ort zurück, an dem man sie aufgelesen hat.“
„Dabei wirft der Held jede Menge spannender Fragen auf. Er versucht, sein Leben zu leben,
und wird von Schuldgefühlen und Alpträumen verfolgt, die er sich mit seiner maßlosen
Lüsternheit selbst heraufbeschwört. Im wirklichen Leben gibt es viele Leute, die ihm darin
gleichen, doch im Film bekommt man sie nur selten zu sehen.“
„Für mich ist dies eine Parabel über die Fragwürdigkeit von Begriffen wie Schuld, wenn man
in einem Klima heuchlerischer Scheinmoral lebt“, erklärt Regisseur David Mackenzie. Und er
fährt fort: „Trocchi erhebt seinen Finger gegen eine Gesellschaft, die er als einen verbitterten,
tratschsüchtigen und unterschwellig zur Gewalt neigenden Mob darstellt, dessen Doppelmoral
in den Boulevardzeitungen fortwährend neue Nahrung findet. Gegen eine Gesellschaft, die
immer schnell bereit ist, Sexualität mit Gewalt gleichzusetzen. Zwar geht es hier um die 50er
Jahre, kritischere Menschen werden aber ohne weiteres eine Parallele zu unserer Zeit
feststellen.“
Jeremy Thomas ergänzt hierzu: „Trocchi stößt mit seinem Werk auf eine neue Welle der
Begeisterung, was wohl daran liegt, dass es einen erfrischenden Gegensatz zum Mainstream
des populären Kulturbetriebs und zu seichter Unterhaltung darstellt. Doch auch das Interesse
für andere Schriftsteller der Beat-Generation hat wieder zugenommen. So wird derzeit
beispielsweise Jack Kerouacs On the Road verfilmt. Diese Bücher finden immer noch große
Resonanz, da sie von unkonventionellen Menschen handeln, die frei in ihrem Denken sind
und mit dem Stumpfsinn ihrer Umgebung nichts zu tun haben wollen. Sehen Sie sich Joe an,
eine faszinierende Gestalt: ein Außenseiter, das ja, aber zugleich höchst intelligent.“
Jeremy Thomas ist begeistert darüber, dass er für Young Adam so hochkarätige Darsteller
engagieren konnte, allen voran den großartigen Ewan McGregor. „Er ist vielleicht der größte
Schauspieler seiner Generation“, meint der Produzent. „Hinzu kommt, dass es für die
Verfilmung eines Buches, das in Schottland spielt und von einem schottischen Schriftsteller
stammt, wohl keine bessere Wahl gegeben hätte als McGregor. In der Rolle des Joe ist er
einfach perfekt.“
Koproduzentin Alexandra Stone pflichtet dem bei: „Als ich das Buch las, stellte ich schnell
fest, dass Joe eine jener Figuren ist, wie man sie nicht mehr oft auf der Leinwand sieht. Die
Geschichte entsprach genau dem, was ich haben wollte: sie ist von großer atmosphärischer
Dichte und kreist um einen Antihelden, der keineswegs ohne Fehl und Tadel ist. Er ist auf der
Suche nach sich selbst, doch man ahnt, dass ihm das nie gelingen wird.“
„Die Figur des Joe erinnert an unvergessliche Filmrollen, wie sie etwa von Montgomery Clift,
James Dean oder dem jungen Marlon Brando verkörpert wurden. Ewan McGregor ist die
ideale Besetzung für diese Figur. Er bringt so vieles zum Ausdruck, ohne überhaupt reden zu
müssen. Wortlos gelingt es ihm, uns zu bewegen. Er hat genau das, was man eine große
Leinwandpräsenz nennt.“
Ebenso begeistert war Jeremy Thomas von der Arbeit des aufstrebenden jungen Regisseurs
Mackenzie: „Sein Drehbuch war wunderbar geschrieben – sehr prägnant und gut zu lesen.
Wie alle guten Drehbücher war es nicht überfrachtet. Es beschwört die damalige Zeit herauf,
ohne sich blumiger Beschreibungen zu bedienen. Schon bei der Lektüre spürte man die
Atmosphäre, die den Film auszeichnen sollte.“
Koproduzent Nick O’Hagan pflichtet dem bei: „Ich kann immer noch nicht glauben, wie gut
David Mackenzie Regie führte. Er hatte keine Scheu davor, hochkarätigen Leinwandstars, die
schon so lange im Geschäft sind, Anweisungen zu erteilen. Er verstand es bestens, mit ihnen
umzugehen und bewies stets ein gutes Gefühl für die entscheidenden Momente. Auch wenn
die Leute in Trauben um ihn herumstanden, tat er mit schlafwandlerischer Sicherheit immer
genau das Richtige. Er liess sich nicht aus dem Konzept bringen. Ein ungeheuer begabter
Regisseur, der sicherlich noch viele weitere Spielfilme drehen wird.“
David Mackenzie erläutert, was ihn selbst an diesem Stoff fesselte: „Ich sah darin die
Möglichkeit, so etwas wie eine moralische Grauzone auszuloten. Figuren, die menschliche
Schwächen offenbaren und moralisch zerrissen sind, interessieren mich. Young Adam ist eine
unmoralische Parabel über die Moral, und das macht diesen Stoff so spannend.“
„Joe ist ein Mann auf der Flucht vor sich selbst und vor seinem Gewissen. Er ist ein Rebell,
der verantwortungslos und gefährlich ist. Gleichzeitig ist er aber auch ein Lüstling, der sich in
einer prekären Lage befindet und nun damit hadert, was er tun soll. Von reiner Unschuld ist er
so weit entfernt wie man nur sein kann, und doch trifft ihn andererseits keine Schuld.“
Im Film sucht Joe verzweifelt nach irgendeiner Art von Befriedigung, indem er sich auf eine
Reihe von sexuellen Affären einlässt, die ihn aber letztlich alle unbefriedigt lassen. „Für Joe
ist der Sex ein Mittel, um seine innere Leere zu kompensieren“, merkt Mackenzie an, „nichts
jedoch kann diese innere Leere wirklich ausfüllen.“
Auch Jeremy Thomas ist der Auffassung, dass der Sex in Young Adam eine zentrale Rolle
spielt. „Wenn man einen Film für Erwachsene dreht, dann ist Sex zwangsläufig ein zentrales
Thema. Die Leute denken und reden ja ständig darüber. Zudem dient der Sex dem Film als
rhythmisierendes Element, das der Handlung den Takt vorgibt. Joe versucht, sich im Sex zu
verlieren. Für ihn ist er etwas ganz Wesentliches.“
Besonders eine Sexszene des Films dürfte wohl recht verstörend wirken, erläutert Mackenzie:
„Es handelt sich dabei um die vorletzte Rückblende auf die Affäre zwischen Cathie und Joe,
die trotz ihrer Zwiespältigkeit den romantischsten Teil des Films darstellt. In dieser Szene
werden die extremen Seiten ihrer Beziehung offenbart, als nämlich seine Frustration darüber,
beim Schreiben nichts zustande zu bringen, in einem Akt sexueller Brutalität kulminiert.
Trotz Cathies zweideutigem Gelächter und ihrer passiven Duldsamkeit sollte klar sein, dass
hier alle Grenzen überschritten werden, die sonst in einer Beziehung gelten sollten, auch wenn
es sich um eine so entfesselte Beziehung wie die ihre handelt. Diese Szene spielt zu einem
Zeitpunkt, da Joe am heftigsten mit seinen Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Es soll gezeigt
werden, dass Joe, auch wenn ihn möglicherweise keine Schuld an dem Mord trifft, alles
andere als ein Unschuldsengel ist. Es war beabsichtigt, beim Publikum Entsetzen über Joe
hervorzurufen, es gleichzeitig aber auch daran zu erinnern, wieviel Cathie ihm bedeutet haben
muss.
Wir wollten in dieser Szene unverhohlene Brutalität und Erotik zeigen. Wir haben den Ablauf
besprochen und ein paar Mal geprobt, doch kann man bei einer Szene wie dieser nicht allzu
oft proben. Schließlich haben wir zwei Aufnahmen gemacht und das war’s. Ewan McGregor
und Emily Mortimer waren sehr mutig und haben sich rückhaltlos in die Schlacht gestürzt.“
Alexandra Stone ist überzeugt davon, dass Young Adam beim Publikum einiges Aufsehen
erregen wird: „Das ist ein ausgereiftes Stück Kino“, beteuert sie. „Man bekommt nur noch
selten Filme dieses Kalibers zu sehen. Das britische Kino hat oft versucht, kommerziellen
Hollywood-Produktionen nachzueifern und ist dabei gescheitert. Dies aber ist ein ganz
eigenständiger und mutiger Film – britisches Kino at its best!“
DAS LEBEN UND WERK VON ALEXANDER TROCCHI
Alexander Trocchis Lebensgeschichte liest sich wie das Drehbuch zu einem Film. Auch wenn
es abgedroschen klingen mag, so lässt sich der schottische Schriftsteller doch trefflich als ein
eigenwilliges Genie und als eine gequälte Künstlerseele beschreiben. Seine lang währende
Heroinsucht zwang ihn oft zu verzweifelten Maßnahmen, um an Geld heranzukommen, doch
beeinträchtigte das niemals seine Fähigkeit, ergreifende literarische Figuren zu erschaffen.
„Trocchi führte ein faszinierendes Leben“, meint Tilda Swinton. „ In Schottland haben
Menschen, die wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde eine gespaltene Existenz führen, ein gewisse
Tradition. Diese Zwiespältigkeit, die sich anhand von zahlreichen Fällen belegen lässt, ist
wirklich etwas sehr schottisches. Dahinter verbirgt sich der ewige Gegensatz zwischen
Calvinismus und roher Leidenschaft.“
Nach seinem Tod im Jahr 1984 ist Trocchi zu einer Kultfigur geworden. Zahlreiche namhafte
Schriftsteller gaben an, von ihm maßgeblich beeinflusst worden zu sein. Irvine Welsh, einer
von Trocchis größten Bewunderern, nannte ihn den „George Best der schottischen Literatur“.
Als Sohn einer schottischen Mutter und eines italienischen Vaters 1925 in Glasgow geboren,
absolvierte Trocchi an der dortigen Universität ein Studium der Geisteswissenschaften. Er
folgte aber niemals einer vorgezeichneten Laufbahn, sondern gefiel sich in seiner Rolle als
Außenseiter und genoss es sichtlich, gegen die gesellschaftlichen Normen zu verstoßen. Der
Schriftsteller Terry Southern sah in Trocchi den „Inbegriff eines Bohemien: Er schien
überhaupt keinen Bezug zur banalen Wirklichkeit zu haben.“
Der Sänger Leonard Cohen, ebenfalls mit Trocchi befreundet, fügt hinzu: „Er sah sich als
Anwalt einer weltweiten subversiven Bewegung, die die alten Sichtweisen überwinden
würde, um an ihre Stelle eine neue Art des Empfindens treten zu lassen, die unseren Herzen
näher sein sollte.“
Tilda Swinton meint: „Trocchi wollte Grenzen überschreiten und er trieb es darin ziemlich
weit. Von seinem Standpunkt aus war das keineswegs abwegig, denn er brauchte das, um
kreativ sein zu können. Jetzt aber ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um ihn wieder ins
Gedächtnis zurückzurufen. Warum überforderte sein Werk seine Leser? Warum entfernte sich
Trocchi von den Ufern und ließ sein Boot einfach treiben? Welche Hebel bediente er dabei?
Oder bedient er sie vielleicht noch immer?“
In den frühen 50er Jahren arbeitete Trocchi für die Pariser Avantgarde-Literaturzeitschrift
Merlin, in der Beiträge von Jean-Paul Sartre, Samuel Beckett und Jean Genet veröffentlicht
wurden. Als die Zeitschrift 1955 eingestellt wurde, zog er nach New York, wo er
heroinabhängig wurde und in einem Hausboot lebte.
Sein Leben geriet aus allen Fugen. Er verlegte sich darauf, pornographische Schriften zu
verfassen und zwang sine Frau zur Prostitution, um sich seinen steigenden Drogenkonsum
finanzieren zu können. Auf die Wirkungen des Heroins stimmte er wahre Lobeshymnen an:
„Wenn ich mir die geistigen Zustände, die mir die Drogen vermitteln, auch ohne Drogen
verschaffen könnte, dann würde ich diese Drogen bestimmt nicht zu mir nehmen. Als
Entdecker im Reich der menschlichen Emotionen ist es jedoch meine Pflicht, mich auf die
Reise zu begeben und mit seltsamen, unbekannten Geisteszuständen zu experimentieren.“
Erstaunlicherweise gelang es Trocchi dabei, weiterhin literarisch aktiv zu bleiben. So brachte
er die beiden klassischen Romane der Beat-Literatur Young Adam und Cain’s Book zu Ende,
letzteres ein zum Teil autobiographisches Buch, das in New York spielt.
Im Jahr 1962 nahm Trocchi an der internationalen Schriftstellerkonferenz von Edinburgh teil,
wo Hugh McDiarmid ihn als „kosmopolitischen Dreckskerl“ beschimpfte. Als er dann 1965
beim berühmt-berüchtigten „Happening“ der Beat-Poeten in der Londoner Albert Hall
mitmischte, war sein Leben bereits in mehrerer Hinsicht außer Kontrolle geraten. Wie Emily
Mortimer meint: „Als Trocchi Cain’s Book schrieb, wurde er nach Kapiteln bezahlt, so dass
er sich zwischendurch seiner Heroinsucht hingeben konnte. Das Schreiben interessierte ihn
nur noch als Mittel, um Geld für seine Drogen zu bekommen. Schließlich ging er sogar so
weit, Young Adam umzuschreiben und ihn in einen pornographischen Roman umzuwandeln.
Das ist so ziemlich das Erbärmlichste, was ein Schriftsteller tun kann – sich seinen eigenen
Text zu versauen!“
Trocchi, der am Ende vollkommen seiner Heroinsucht erlegen war, starb 1984 an einer
Lungenentzündung. Doch wie tief er auch gesunken sein mochte, er hatte nie seine Kreativität
eingebüßt. Seine Künstlerkollegen waren vor allem von seiner visionären Kraft fasziniert. Um
nochmals Emily Mortimer zu zitieren: „In ihm steckte eine viel größere Unruhe als in Albert
Camus, mit dem er oft verglichen wird. Sein ganzes Leben war ein einziger Versuch, gegen
alle Regeln zu verstoßen. Er hat sogar seine Frau als Prostituierte missbraucht, um sich die
nötigen Mittel für seinen Drogenbedarf zu verschaffen. Man ist gleichzeitig entsetzt und doch
auch fasziniert von ihm.“ Und Trocchis Freund William Burroughs sagte über ihn: „Er war
ein Individualist, das ist alles. Solche Typen wie ihn, gibt es heute nicht mehr.“
DIE DARSTELLER IM GESPRÄCH
EWAN MCGREGOR
Ewan McGregor ist Joe, der existentialistische Antiheld von Young Adam. Der Film zeigt die
innere Unruhe, die von Joe Besitz ergreift, nachdem die Leiche einer jungen Frau im River
Clyde gefunden wird. Er entzieht sich allerdings jeglicher Verantwortung, indem er sich in
eine leidenschaftliche Affäre mit Ella, der Frau seines Chefs, stürzt.
Ewan McGregor erzählt, dass er diesem Filmprojekt nicht widerstehen konnte, nachdem er
das Drehbuch von David Mackenzie gelesen hatte: „Das ist eines jener seltenen Drehbücher,
die einen packen und nicht mehr loslassen.“
Besonders fasziniert war er von der Originalität des Skripts: „Das war etwas völlig neues. Es
wurde höchste Zeit, einen Film dieser Sorte zu machen. In Großbritannien warteten wir
verzweifelt auf so einen Stoff“, erklärt McGregor, der heute dank seiner Rollen in Moulin
Rouge (2001), Trainspotting (1996) und in der Star-Wars-Trilogie (1999, 2002, 2005 in PostProduktion) zu den weltweit angesehensten jungen Schauspieler zählt.
Besonders fühlte sich McGregor zur Figur des Joe hingezogen, einem Paradebeispiel für die
Entfremdung von sich selbst: „In dieser Geschichte geht es um Abhängigkeit. Auch
Alexander Trocchi war ja heroinabhängig. Er stürtzte sich von einem Abenteuer ins nächste,
verzweifelt auf der Suche, irgendetwas zu empfinden. Joe ist genau so: er wird niemals
finden, wonach er sucht. Nirgends findet er Befriedigung. Somit ist er ein ständig frustrierter
Mensch – und es ist faszinierend, so jemanden zu spielen und zu beobachten.“
Joes Gefühlsleben ist völlig losgelöst von allen moralischen Bindungen: „Als wir die Szene
spielten, wo Les ihn zusammen mit seiner Frau im Bett erwischt, dachte ich nur: ‘Nein, das
kann nicht sein!’ Joe fühlt rein gar nichts in diesem Moment! Er hat sich von seinen eigenen
Gefühlen entfremdet. Und auch als Cathie ins Wasser fällt, ist seine erste Regung nur
Verärgerung.“
McGregor meint, dass sich jeder mit Joe identifizieren kann, da wir alle einmal die Erfahrung
gemacht haben, uns ausgeschlossen zu fühlen: „Die Zuschauer identifizieren sich mit Joe. Ich
wurde öfter gefragt: ‘Sollen wir diesen Typen sympathisch finden?’, aber das ist gar nicht der
Punkt. War uns die Figur Marlon Brandos in Der letzte Tango in Paris (1972) etwa
sympathisch? Es geht nicht darum, ob wir Joe sympathisch finden oder nicht. Er ist einfach
ein Mann, der verzweifelt Befriedigung sucht und sie nicht findet. Ob er sympathisch ist oder
nicht, das spielt dabei keine Rolle.“
„Verblüffend ist, dass sich Joe für seine Taten nie verantwortlich fühlt. Als Les ihn mit seiner
Frau im Bett erwischt, sagt er einfach nur: ‘Sorry, es ist eben passiert. Das ist nicht persönlich
gemeint.’ Auch bei seinen Affären entsteht keine Nähe zu seinen Partnerinnen. Er ist ein
echter Existentialist und lebt nur für den Moment.“
McGregor fand es anregend, einen scheinbar ausdruckslosen, schwer zu fassenden Charakter
zu spielen: „Mir gefiel, dass Joe nicht sehr viel redet. Alles musste so gespielt werden, dass es
durch den Text nicht verstellt wurde. Dieser Verzicht auf überdeutliche Erklärungen ist
großartig. Nach ein paar Aufnahmen findet man sich da schnell hinein.“
Der Darsteller hat keinen Zweifel daran, dass die Sexszenen für Furore sorgen werden: „Die
Presse wird sicherlich verrückt spielen, aber ich finde, dass diese Szenen wirklich sehr
erotisch sind. Die Zuschauer werden sich verwundert die Augen reiben, weil ihnen in diesen
Sexszenen viel mehr gezeigt wird, als sie je in einem Hollywood-Film zu sehen bekommen.
Hier wirkt alles überaus realistisch, ganz im Gegensatz zum herkömmlichen Kino-Sex.
Gerade aufgrund dieser realistischen Darstellungsweise sind diese Szenen ein recht harter
Stoff.“
Ewan McGregor legt jedoch Wert darauf, zu betonen, dass die Sexszenen keineswegs ohne
Berechtigung sind: „Es ging nicht einfach nur darum, schockieren zu wollen, vielmehr ist der
Sex ein zentrales Element der Geschichte. Mit jeder Sexszene spitzt sich das Drama zu. Jede
von Joes Affären ist zwar anders geartet, doch belegen sie letztlich alle nur sein Scheitern. Joe
giert fortwährend nach sexueller Befriedigung, die ihm jedoch keine Erlösung bringt. Es
spricht Bände, dass sein Verhältnis mit Ella von dem Moment an beendet ist, da sie davon
redet, das Leben auf den Kanälen aufgeben zu wollen und in einen der Vororte zu ziehen.
Diese Affäre hatte ja bereits den prickelnden Reiz des Verbotenen verloren, als Les die beiden
alleine auf dem Kahn zurückließ. Aber so ist es eben mit Joe: er bricht in das Leben anderer
Leute ein und verschwindet dann wieder und hinterläßt eine Spur der Zerstörung.“
Young Adam entfaltet eine urwüchsige Kraft, die McGregor mit den britischen Filmen der
50er und 60er Jahre vergleicht, deren Helden oft gefährliche Typen waren, die gegen die
Gesetze rebellierten: „Der Film bedeutet eine Rückkehr zum Realismus, die längst überfällig
war. Die Dreharbeiten zu Young Adam waren geprägt von einer Ehrlichkeit, die ich nie zuvor
auf einem Set erlebt habe. Sollte irgendetwas daran schockierend wirken, so nur deshalb, weil
die Zuschauer auf so realistische Weise mit der Wirklichkeit konfrontiert werden.“
McGregor ist zudem der Ansicht, dass Young Adam einen heilsamem Gegensatz zu den
seichteren Filmen darstellt, die uns das britische Kino in den letzten Jahren geboten hat: „Es
ist wichtig, Filme wie Young Adam zu drehen, die sich an weniger leicht verdauliche Kost
heranwagen. Wenn man immer nur nette Komödien über Hochzeit feiernde Pärchen zeigt,
dann wird sich das Publikum bald langweilen. Es gibt zig Filme über Leute, die nichts als ihre
Hochzeit im Sinn haben. Wen juckt das? Mir sind diese Typen fremd. Wer sind sie? Wo
wohnen sie? In Notting Hill, nehme ich an.“
McGregor war absolut begeistert, bei diesem Projekt mitzuwirken, zumal der Film auch in
seiner Heimat Schottland spielt. Abschließend meint er: „Es gibt heute so viele einfältige
Filme, die ihr Publikum nicht für voll nehmen. Young Adam hingegen fordert die Zuschauer
heraus, sich ihr eigenes Urteil zu bilden. Das ist meines Erachtens seine große Stärke.“
TILDA SWINTON
Die bekannte Darstellerin Tilda Swinton spielt Ella, also die Ehefrau, die sich auf ein von
sexueller Begierde geprägtes Abenteuer mit dem rätselhaften Joe einlässt, der bei ihrem
Ehemann als Hilfskraft auf dem Lastkahn arbeitet.
Swinton, die in so hoch gelobten Filmen wie Orlando (1992), The War Zone (1999), Der
Strand (2000), Trügerische Stille (2001), Vanilla Sky (2001) und Adaption (2002) zu sehen
war, wurde für die komplexe Figur einer Frau engagiert, die sich in eine leidenschaftliche
Affäre verstrickt. Die Schauspielerin meint dazu: „Dieser Film zeichnet sich durch seine
große Ehrlichkeit aus. Ellas Schicksal ist sehr überzeugend geschildert. In Trocchis Buch gibt
es eine wunderbare Passage, wo sie mit einem wilden Tier verglichen wird, das direkt vor
seinem Bau in die Falle gelockt wird.“
„An einer anderen Stelle schreibt er: ‘Ich habe nie etwas schöneres gesehen als Ella in ihrer
ausweglosen Lage’. Dieses Bild ist der Schlüssel zu ihrem Wesen. Sie beschließt, sich gehen
zu lassen und sich auf den Balanceakt eines unsicheren sexuellen Abenteuers einzulassen. Für
sie ist das ein ganz neues, gefährliches Terrain und irgendwie fehlt ihr auch der Glaube, es
wirklich durchhalten zu können.“
Tilda Swinton, die übrigens in den schottischen Highlands lebt, spürte von Anfang an, dass
ihr die Rolle der Ella liegen würde. Sie war besonders davon angetan, dass in Mackenzies
nüchternem Skript nicht alles bis ins Detail festgelegt war: „Sein Drehbuch war wunderbar
geschrieben, und das lag vor allem daran, dass es völlig frei von überflüssigem Ballast war.
Mackenzie hat Trocchis Sensibilität hervorragend getroffen. Mir gefiel, dass das Skript kaum
Erklärungen enthielt. So wird überhaupt nichts über den Hintergrund der Figuren gesagt.
Alles was zählte, war das momentane Erleben.“
„Bei der Herstellung des Films war es unser Anliegen, den Zuschauern die Möglichkeit zu
geben, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Oft ist es dem Publikum vor lauter expliziten
Hinweisen ja kaum mehr möglich, die eigene Vorstellungskraft in Gang zu setzen. Mehr als
das menschliche Gesicht braucht es aber nicht – und mehr wollten wir auch nicht zeigen.
Trocchis Sichtweise hat uns sehr dabei geholfen, denn er verweist uns ständig auf den
gegenwärtigen Moment. Niemand redet viel in diesem Film, und das ist sein großer Vorzug.“
Swinton glaubt, dass die sexuelle Komponente des Films „manche schockieren und andere
elektrisieren wird. Hoffen wir, dass dem so sein wird. Dieser Film sollte glaubhaft wirken.
Eine Szene ist nur dann erotisch, wenn man sie als echt empfindet – darin bestand die große
Herausforderung für uns als Darsteller. Wenn die Sexszenen zwischen Ella und Joe nur
halbwegs für plausibel befunden werden, dann haben wir das Wichtigste erreicht.“
Swinton findet, dass der Stoff von Young Adam bis heute hochaktuell geblieben ist: „Die
Beat-Bewegung erscheint in ihrer Grundhaltung absolut modern. Damals, in der Zeit nach
dem Krieg, ging es für Joe allein um die Frage, welche Haltung er, der Künstler werden
wollte, einer Gesellschaft gegenüber einnehmen sollte, die selbst so verkommen war. Er fühlt
sich entfremdet, weil er seinen Glauben an traditionelle Muster verloren hat. Er ist auf der
Suche nach etwas neuem – nach Abenteuer, Unabhängigkeit, Freiheit. Doch er muss
feststellen, dass dies ein unmögliches Unterfangen ist. Themen wie Entfremdung und die
verzweifelte Suche nach einem Sinn sind niemals so aktuell gewesen wie heute. Deshalb
glaube ich, dass dieser Film ein großes Echo finden wird.“
PETER MULLAN
Peter Mullan ist Les, der betrogene Ehemann, der sich seinen Rivalen Joe selbst an Bord
geholt hatte.
Mullan, der für seine schauspielerische Leistung in Mein Name ist Joe (1998) und und als
Regisseur von Orphans und The Magdalene Sisters (2002) bereits mehrmals ausgezeichnet
wurde, war von Anfang an fasziniert von dieser finsteren Geschichte: „Der gute alte Les ist
ein einfältiger, typisch schottischer Macho, der an Impotenz leidet, was er natürlich tunlichst
zu verbergen versucht. Einfach gesagt, kriegt er keinen mehr hoch, weshalb seine Frau Ella in
sexueller Hinsicht zurückstecken muss. Und da kommt auf einmal die reine Männlichkeit in
Gestalt von Joe daher...“
„Les vergräbt sein Leiden tief in seiner Seele und überträgt die Zuneigung, die seiner Frau
gebührt, auf den Neuankömmling. Und siehe da, was passiert? Joe betrügt ihn mit seiner Frau.
Als Les dies herausfindet, da denkt er nicht daran, Joe hinauszuprügeln, sondern versucht, die
Freundschaft zu retten. Das finde ich hochinteressant. Wenn man impotent ist und feststellt,
dass ein Freund es mit der eigenen Ehefrau treibt, sollte man da überrascht sein? Letztendlich
ist es Les‘ Scham über sich selbst, die ihn daran hindert, Joe zu verjagen.“
Mullan glaubt, dass sich die Zuschauer gerade wegen des Unglücks, das ihm widerfährt, mit
Les identifizieren werden: „Die Leute werden mit ihm fühlen, weil er sich wie so viele
Menschen seines Glücks beraubt sieht. Das einzige, worauf es am Ende eines Films ankommt,
ist doch, dass man die Welt mit den Augen eines anderen gesehen hat, ob das nun eine
lächerliche Witzfigur oder ein impotenter Besitzer eines Frachtkahns wie Les ist.“
Die Themen, die in Young Adam aufgegriffen werden, fand Mullan hochinteressant: „Ich
kann mich an keinen anderen schottischen Film erinnern, der jemals das Problem sexueller
Unterdrückung behandelt hätte. Dabei ist das ein faszinierendes Sujet. Jede Kultur hat ihre
eigenen Vorstellungen davon, was im Bereich der Sexualität normal ist. In der westlichen
Zivilisation haben die vereinten Kräfte von Calvinismus und Katholizismus stets gegen die
Idee eines natürlichen sexuellen Verlangens angekämpft. Mit glühendem Eifer wettern sie
gegen alles, was in ihren Augen ein sexuelles Fehlverhalten darstellt. Aus diesem Grund ist
jeder Film, der dieses Themas behandelt, hochbrisant. Besonders die jungen Leute werden
sich angesprochen fühlen, weil dieser Film die Heuchelei unserer Gesellschaft anprangert.“
Mullan findet, dass die düstere Grundstimmung von Young Adam nach all den stumpfsinnigen
Komödien, die in Amerika unablässig produziert werden, geradezu erlösend wirkt: „Wir
haben die Hollywood-Formel, die unbedingt auf ein Happy End besteht, schon gründlich satt.
Filme wie dieser erinnern die Leute daran, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Warum
wird denn so viel Wert darauf gelegt, dass Filme ein Happy End haben? Die Antwort lautet:
Man darf sich nur ja nicht allzu genau mit sich selbst auseinandersetzen, das Leben ist doch
schon kurz genug! Hollywood ruft nach Helden und hält an der fast schon faschistischen
Vorstellung fest, dass eine Person alles verkörpern kann, was gut und edel ist. Das Leben ist
aber nicht so. Wenn Young Adam vergleichsweise hässlich ist, dann deswegen, weil die Welt,
in der wir leben, hässlich ist.“
Mullan genoss es, erneut mit seinem alten Freund Ewan McGregor zusammenzuarbeiten:
„Ewan hatte mich angerufen und gefragt, ob ich mitmachen würde. Ich war sofort begeistert.
Bei früheren Gelegenheiten musste ich ihm schon mal die Kniescheiben zermalmen – wie in
Kleine Morde unter Freunden (1994) – oder ihn eine Treppe runterschleifen und ihn mit
Heroin vollspritzen – wie in Trainspotting (1996). Daher ergab sich hier die nette
Gelegenheit, ihm einmal keine körperliche Gewalt antun zu müssen.“
Laut Mullan ist McGregor großartig in seiner Rolle als Joe: „Ewan genoss es, die dunkleren
Seiten von Joe auszuloten. Alle großen Schauspieler sollten sich einmal in düsteren Rollen
versuchen. Denken Sie etwa an Paul Newman, Montgomery Clift oder Albert Finney – die
haben ihre Größe erst dann gezeigt, wenn sie ins Reich der Finsternis hinabgestiegen sind.
Wenn man Ewans Aussehen und noch dazu seine Stimme hat, dann muss man sich in die
Tiefe hinab begeben, um sich auszuprobieren. Andernfalls wird man immer nur für
romantische Rollen gut sein.“
Mullan glaubt, dass Young Adam einen starken Eindruck beim Publikum hinterlassen wird:
„Ich hoffe, dass dieser Film die Zuschauer dazu bringt, mehr Fragen zu stellen als Antworten
zu finden. Sie sollten sich am Ende alle darüber Gedanken machen, wie es mit ihren eigenen
Moralvorstellungen bestellt ist. Nach welchen Kriterien beurteilen wir eigentlich Menschen?
Wäre ich lieber der impotente Les oder der virile junge Mann Joe?“ Mit einem Lächeln fügt
Mullan an: „Nun, ich wüsste, wen ich zu wählen hätte. Wir wären doch alle lieber wie Joe,
allein schon deshalb, weil er ständig am Vögeln ist!“
EMILY MORTIMER
Emily Mortimer verkörpert Cathie, die junge Frau, deren leidenschaftliche Affäre mit Joe so
tragisch endet. Die talentierte junge Schauspielerin berichtet, dass sie sofort von dem Stoff
gefesselt war, nachdem sie das Drehbuch zu Young Adam gelesen hatte: „Es passiert so selten,
dass einen die Fragen, die durch ein Drehbuch aufgeworfen werden, noch lange Zeit danach
beschäftigen. Je mehr ich darüber nachdachte, umso aufregender erschien mir das Projekt.“
Besonders fasziniert war Mortimer auch von Alexander Trocchis Buch: „Einerseits erscheint
Joe darin als kühl berechnender Spieler, andererseits sehnt er sich nach Liebe, ein Wunsch,
der jedoch nie in Erfüllung geht. Die Geschichte ist ziemlich schockierend, was aber durchaus
für das Buch spricht. Es erinnert an Camus‘ Der Fremde, weil es dieselbe existentialistische
Sichtweise verrät. Der Film wird die Zuschauer dazu anregen, ihre Ansichten zu überdenken.“
Mortimer, die in Oxford Sprachwissenschaften studiert hat, fand es äußerst reizvoll, die
facettenreiche Figur der Cathie zu übernehmen: „In allen Frauen steckt etwas von Cathie. Sie
ist begierig auf Abenteuer und möchte gerne neue Sachen ausprobieren, akzeptiert
andererseits aber auch die Notwendigkeit, nach gewissen Regeln zu leben. Wie jeder
Gefühlsmensch sehnt sie sich nach prickelnden Erfahrungen, merkt aber, dass man diese nicht
auf Dauer aufrechterhalten kann.“
Mortimer genoss es, an der Seite von Ewan McGregor zu spielen: „Er ist ein unglaublich
netter Typ – überhaupt nicht eingebildet, geradeheraus und ganz auf die Arbeit konzentriert.
Es ist wirklich sehr angenehm, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ewan ist die perfekte Besetzung
für die Rolle des Joe, denn wenn einer imstande ist, die innere Unruhe und zugleich auch den
Charme dieser Figur zum Ausdruck zu bringen, dann bestimmt er. Der Film steht und fällt
damit, dass es Ewan gelingt, die Zuschauer für sich einzunehmen. Diese haben zwar guten
Grund, Joe nicht zu mögen, da er aber von Ewan gespielt wird, kann es nicht ausbleiben, dass
sie ihn faszinierend und unwiderstehlich finden werden.“
Mortimer hatte kein Problem mit den Sexszenen, die von so zentraler Bedeutung in Young
Adam sind: „Es ist widerwärtig, wenn in einem Film in einem fort überflüssige Sexszenen
gezeigt werden, die nur dazu dienen, das Publikum aufzuwecken. So etwas ist krank und
zynisch, da es nur an die niedrigsten Instinkte appelliert. In diesem Film aber wird der Sex
ehrlich behandelt, weil er eben für Joe eine so wichtige Rolle spielt. Diese Szenen zeigen nur,
dass der Sex für Joe eine Art Droge ist. Schließlich geht es in Trocchis Buch ja um Sucht.“
BIOGRAPHISCHE NOTIZEN ÜBER DEN STAB
DAVID MACKENZIE (Drehbuch/Regie) hat für die BBC und Channel Four mehrere
preisgekrönte Kurzfilme gedreht, darunter Marcie’s Dowry, der 2001 bei den Filmfestspielen
von Cannes in der „Quinzaine de réalisateurs“ gezeigt wurde. Vor kurzem stellte er The Last
Great Wilderness fertig, den er mit Mitteln der Scottish Lottery und von Trust Films drehte.
JEREMY THOMAS (Produktion) – Das Kino hat für Jeremy Thomas schon immer eine
große Rolle gespielt. Er wurde in London in eine regelrechte Cineasten-Familie geboren, da
sowohl sein Vater Ralph als auch sein Onkel Gerald Filmregisseure waren. Schon von
Kindesalter an wollte er fürs Kino arbeiten. Nach seiner Schulzeit arbeitete er zunächst in
niedrigeren Positionen, bis er schließlich in die Schneideräume gelangte und Cutter wurde.
Nachdem er den Schnitt für Philippe Moras Brother Can You Spare a Dime besorgt hatte,
betätigte er sich 1974 in Australien mit Mad Dog - Der Rebell erstmals als Produzent.
Anschließend kehrte er nach England zurück, wo er Jerzy Skolimovskys Der Todesschrei
(1980) produzierte, der den großen Preis der Jury beim Filmfestival von Cannes gewann.
Die von Jeremy Thomas produzierten Filme zeichnen sich allesamt durch ihre Individualität
aus, und diese geistige Unabhängigkeit hat sich sowohl in künstlerischer wie auch in
kommerzieller Hinsicht ausgezahlt. Zu diesen Produktionen zählen drei Filme von Nicolas
Roeg, nämlich Blackout-Anatomie einer Leidenschaft (1980), Eureka (1984) und
Insignificance-Die verflixte Nacht (1985), Julien Temples The Great Rock’n’Roll Swindle
(1980), Nagisa Oshimas Furyo-Merry Christmas Mr. Lawrence (1983) und Die Profi-Killer
(1984) von Stephen Frears.
1986 produzierte er Bernardo Bertoluccis episches Werk Der letzte Kaiser, ein aus
unabhängigen Quellen finanziertes Projekt, dessen Realisierung drei Jahre in Anspruch nahm.
Der Film sollte ein riesiger Erfolg werden, der 1987 insgesamt mit neun Oscars®
ausgezeichnet wurde, darunter auch dem in der Kategorie „Bester Film“.
Nach Der letzte Kaiser produzierte Thomas Filme wie Everybody Wins-Ein schmutziges Spiel
(1990) von Karel Reisz, Der Himmel über der Wüste (1990), Little Buddha (1993) und Gefühl
und Verführung (1996) von Bernardo Bertolucci, sowie Naked Lunch (1994) und Crash
(1996) von David Cronenberg. 1997 führte er bei All the Little Animals mit John Hurt und
Christian Bale zudem Regie. In jüngerer Zeit produzierte er Jonathan Glazers Debütfilm Sexy
Beast (2000) und Bertoluccis Die Träumer (2003).
DAVID BYRNE (Musik) kennt man in erster Linie als den führenden Kopf der ebenso
erfolgreichen wie einflussreichen Band Talking Heads (1976-88), die der Popmusik nicht nur
mit ihrem innovativen Sound, sondern auch mit visuellen Elementen gänzlich neue Wege
wies.
Schon während seiner Zeit bei den Talking Heads ging Byrne auch anderen Projekten nach.
So komponierte er die Musik für das Ballett The Catherine Wheel der Choreographin Twyla
Tharp, drehte viele von den ersten Video-Clips, die auf MTV gezeigt wurden, und spielte
zusammen mit Brian Eno die Aufnahme My Life in the Bush of Ghosts ein.
1985 drehte Oscar-Preisträger Jonathan Demme den legendären Konzertfilm über die Talking
Heads Stop Making Sense. 1986 wechselte Byrne auf die andere Seite der Kamera, um seinen
Spielfilm True Stories zu drehen. 1987 wurde er als Co-Komponist der Filmmusik zu
Bertoluccis Der letzte Kaiser mit einem Oscar® ausgezeichnet.
1989 komponierte Byrne für Robert Wilsons Theaterinszenierung The Forest eine
Orchestermusik, die er anschließend auf Schallplatte veröffentlichte und mit verschiedenen
Orchestern live aufführte. Noch im gleichen Jahr drehte er den Dokumentarfilm Ile Aiye: The
House of Life, der über afrikanische Religionen in Brasilien berichtet. Es folgte die
Einspielung von Rei Momo, für die er 15 der besten lateinamerikanischen Musiker in New
York um sich scharte. Mit dieser Gruppe bestritt Byrne anschließend eine Tournee, die ihn
nach Europa, Japan, Nord- und Südamerika führte. Bei der folgenden Schallplatte Uh-Oh
(1992) kombinierte er Funk mit lateinamerikanischen Rhythmen. Über die entsprechende
Tournee wurde der Film Between the Teeth gedreht.
Ab 1998 war Byrne Gastgeber der einmal wöchentlich im Fernsehen ausgestrahlten MusikShow Sessions at West 54th Street, wo er verschiedene Musiker interviewte. 1999 trat er mit
dem in London ansässigen Balanescu String Quartet auf. Außerdem arbeitete er mit dem
Ballett-Ensemble Última Vez zusammen, für dessen Inszenierung In Spite of Wishing and
Thinking er die Musik komponierte, die unter gleichem Titel auch auf CD veröffentlicht
wurde.
Byrnes neuestes Album, Look into the Eyeball, erschien 2001. Einen Großteil der Jahre 2001
und 2002 war er mit seiner dreiköpfigen Band in den USA, Europa, Australien und Japan auf
Tournee. Byrnes Plattenlabel, das 1988 gegründet wurde und zunächst auf Kompilationen von
„World Music“ spezialisiert war, widmet sich nun vermehrt der Entdeckung neuer Musiker
und Bands wie z. B. Cornershop, Geggy Tah, Susana Baca und Zap Mama oder Latino-Bands
wie Bloque, Los Amigos Invisibles und King Chango.
GILES NUTTGENS (Kamera) ist als Kameramann bekannt und geschätzt.. Bevor er für den
Spielfilm tätig wurde, hatte er für zahlreiche Werbefilme und Fernsehproduktionen gearbeitet.
So wirkte er auch an der NBC-Produktion Alice in Wonderland mit Whoopi Goldberg, Ben
Kinsley und Peter Ustinov mit. Zu den Spielfilmen, bei denen er für die Kamera
verantwortlich zeichnete, zählen unter anderem Trügerische Stille (2001) und zuletzt Swimfan
(2002).
BIOGRAPHISCHE NOTIZEN ÜBER DIE DARSTELLER
EWAN MCGREGOR (Joe) erlebte seinen Durchbruch als Leinwandstar mit seiner Rolle in
Kleine Morde unter Freunden aus dem Jahr 1994. Das gleiche Trio, bestehend aus dem
Regisseur Danny Boyle, dem Produzenten Andrew MacDonald und dem Drehbuchautor John
Hodge, engagierte McGregor später auch für die Hauptrolle in der überaus erfolgreichen
Verfilmung von Irvine Welshs Roman Trainspotting (1996). Ein weiteres Mal folgte er ihrem
Ruf, als diese ihren ersten Hollywood-Film drehten, nämlich Lebe Lieber Ungewöhnlich
(1997), wo er an der Seite von Cameron Diaz spielt. Zusätzlich zu so unterschiedlichen
Filmrollen wie in Brassed Off-Mit Pauken und Trompeten (1996), Peter Greenaways Die
Bettlektüre (1996) und Todd Haynes‘ Velvet Goldmine (1998) war McGregor auch als ObiWan Kenobi in der Star-Wars-Trilogie zu sehen. Seine Rolle als Baz Luhrmann in Moulin
Rouge (2001) brachte ihm eine Nominierung für den Golden Globe als bester Darsteller ein,
ferner wirkte er in Ridley Scotts Kassenschlager Black Hawk Down (2001) mit. In diesem
Jahr war McGregor an der Seite von Renée Zellweger in Down With Love-Zum Teufel mit der
Liebe und zusammen mit Albert Finney in Tim Burtons Big Fish zu sehen.
TILDA SWINTON (Ella) hatte mehrere Auftritte in der Royal Shakespeare Company. Am
besten kennt man sie aus den Filmen von Derek Jarman, so etwa aus Caravaggio (1986) und
Edward II (1992), wo ihr die Rolle der Königin Isabella bei den Filmfestspielen von Venedig
eine Auszeichnung als beste Darstellerin einbrachte. Einen großen Triumph feierte sie auch
mit der Titelrolle in Sally Potters Orlando (1993), einer betörenden Verfilmung von Virginia
Woolfs gleichnamigem Roman. Darüber hinaus war Swinton in Tim Roths The War Zone
(1998), Danny Boyles Der Strand (2000) sowie in Trügerische Stille (2001), Vanilla Sky
(2001) und in Spike Jonzes Adaption (2002) zu sehen.
PETER MULLAN (Les) wurde 1998 international bekannt, als er bei den Filmfestspielen
von Cannes für die Titelrolle in Ken Loachs Mein Name ist Joe als bester Darsteller geehrt
wurde. Anschließend erhielt er auch beim Valladolid Film Festival sowie bei den British
Independent Film Awards Auszeichnungen als bester Filmschauspieler. Zusätzlich zu seinen
Filmrollen in Kleine Morde unter Freunden, Trainspotting, Braveheart (1995), Miss Julie
(1999) und Das Reich und die Herrlichkeit (2000) konnte Peter Mullan auch als Regisseur
Erfolge feiern. So wurde sein erster Spielfilm Orphans im Jahr 1998 bei den Filmfestspielen
von Venedig mit vier Preisen bedacht, während sein zweiter Spielfilm, The Magdalene
Sisters, vier Jahre später in Venedig gar den goldenen Löwen als bester Film einheimste und
den Kritikerpreis des internationalen Filmfestivals von Toronto 2002 erhielt.
EMILY MORTIMER (Cathie) ist eines der vielversprechendsten Talente des britischen
Kinos. Im Anschluss an Rollen in Scream 3 (2003), Verlorene Liebesmüh’ (2000), The KidImage ist Alles (2000) und Lovely & Amazing (2001) spielte sie zusammen mit Samuel L.
Jackson und Robert Carlyle in The 51st State (2001). Zuletzt wirkte sie in Stephen Frys Bright
Young Things mit.