young adam - Alamode Film
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young adam - Alamode Film
ALAMODE FILM präsentiert Eine JEREMY THOMAS Produktion EWAN MCGREGOR, TILDA SWINTON, PETER MULLAN, EMILY MORTIMER in YOUNG ADAM Ein Film von David Mackenzie Musik von David Byrne Filmfestival Cannes 2003 - Offizielle Auswahl Edinburgh International Film Festival 2003 - Best New British Feature Internationale Hofer Filmtage 2003 Scottish BAFTA Awards: Bester Film, Beste Regie, Beste Schauspielerin: Tilda Swinton, Bester Schauspieler: Ewan McGrergor Kinostart: 9. Dezember 2004 Verleih Alamode Film Nymphenburger Straße 36 80335 München Tel. 089-17 99 92 11 Fax. 089-17 99 92 13 [email protected] www.alamodefilm.de Pressebetreuung Wolfgang. W. Werner PR Leopoldstr. 35 80802 München Tel. 089-38 38 67 0 Fax. 089-38 38 67 11 [email protected] BESETZUNG Joe Ella Les Cathie Jim Gwen Daniel Gordon Bill Connie Bob M'bussi Sam Ewan McGregor Tilda Swinton Peter Mullan Emily Mortimer Jack McElhone Therese Bradley Ewan Stewart Stuart McQuarrie Pauline Turner Alan Cooke Rory McCann STAB Drehbuch und Regie Produzent Co-Produzenten Associate Producers Schnitt Ton Produktionsdesign Kamera Musik England 2003 Länge: 93 Minuten Dolby SRD 1:2,35 CS SYNOPSIS David Mackenzie Basierend auf dem Roman von Alexander Trocchi Jeremy Thomas Alexandra Stone, Nick O`Hagan, Jim Reeve Peter Watson, Stephan Mallmann, Gillian Berrie Colin Monie Colin Nicolson Laurence Dorman Giles Nuttgens David Byrne Young Adam ist ein stimmungsvoller und hochkarätig besetzter Thriller mit Ewan McGregor, Tilda Swinton, Peter Mullan und Emily Mortimer in den Hauptrollen. Schauplatz sind die Kanäle zwischen Glasgow und Edinburgh in den fünfziger Jahren. Der Film beschwört die düstere Atmosphäre der films noirs der 40er und 50er Jahre herauf und kann sicherlich zu den einzigartigsten Filmen des britischen Kinos in den letzten Jahren gezählt werden. Der junge Joe (Ewan McGregor), ein Herumtreiber und gescheiterter Schriftsteller, heuert auf dem Lastkahn des bodenständigen Les (Peter Mullan) und seiner rätselhaften Frau Ella (Tilda Swinton) an. Eines Nachmittags entdecken Joe und Les die Leiche einer jungen Frau, die auf dem Wasser treibt. Ein Unfall? Ein Selbstmord? Oder sogar Mord? Der Polizei geht ein Verdächtiger ins Netz, aber bald wird klar, dass Joe mehr über die ertrunkene Frau weiß, als er zugeben möchte. Inzwischen bahnt sich eine leidenschaftliche Affäre zwischen Joe und der schönen Ella an. Der alte Kahn schwimmt mit seiner explosiven Fracht einer ungewissen Zukunft entgegen. Mit Young Adam ist dem bereits mehrfach für seine Kurzfilme ausgezeichneten Regisseur und Drehbuchautor David Mackenzie eine großartige Verfilmung des gleichnamigen Romans von Alexander Trocchi, dem legendären schottischen Beat-Schriftsteller, gelungen. Trocchi wurde von seinem Freund und Schriftstellerkollegen William Burroughs als eine „der wichtigsten literarischen Figuren der 50er und 60er Jahre“ bezeichnet. Mit der wunderbar-atmosphärischen Musik von David Byrne. PRODUKTIONSNOTIZEN Der Produzent Jeremy Thomas war von dem Stoff so fasziniert, dass er dem Projekt nicht widerstehen konnte. „Filme dieser Art begegnen einem nicht allzu häufig. Es war äußerst spannend, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Mir gefiel die strenge Nüchternheit, mit der die Geschichte erzählt wird. Die Hauptfigur ist ein auf Irrwegen befindlicher Antiheld, ein existentialistischer Träumer, der an eine Figur von Camus erinnert. Solche Personen scheinen nirgends verankert zu sein. Man begegnet ihnen irgendwo im leeren Raum und lässt sie genau am selben Ort zurück, an dem man sie aufgelesen hat.“ „Dabei wirft der Held jede Menge spannender Fragen auf. Er versucht, sein Leben zu leben, und wird von Schuldgefühlen und Alpträumen verfolgt, die er sich mit seiner maßlosen Lüsternheit selbst heraufbeschwört. Im wirklichen Leben gibt es viele Leute, die ihm darin gleichen, doch im Film bekommt man sie nur selten zu sehen.“ „Für mich ist dies eine Parabel über die Fragwürdigkeit von Begriffen wie Schuld, wenn man in einem Klima heuchlerischer Scheinmoral lebt“, erklärt Regisseur David Mackenzie. Und er fährt fort: „Trocchi erhebt seinen Finger gegen eine Gesellschaft, die er als einen verbitterten, tratschsüchtigen und unterschwellig zur Gewalt neigenden Mob darstellt, dessen Doppelmoral in den Boulevardzeitungen fortwährend neue Nahrung findet. Gegen eine Gesellschaft, die immer schnell bereit ist, Sexualität mit Gewalt gleichzusetzen. Zwar geht es hier um die 50er Jahre, kritischere Menschen werden aber ohne weiteres eine Parallele zu unserer Zeit feststellen.“ Jeremy Thomas ergänzt hierzu: „Trocchi stößt mit seinem Werk auf eine neue Welle der Begeisterung, was wohl daran liegt, dass es einen erfrischenden Gegensatz zum Mainstream des populären Kulturbetriebs und zu seichter Unterhaltung darstellt. Doch auch das Interesse für andere Schriftsteller der Beat-Generation hat wieder zugenommen. So wird derzeit beispielsweise Jack Kerouacs On the Road verfilmt. Diese Bücher finden immer noch große Resonanz, da sie von unkonventionellen Menschen handeln, die frei in ihrem Denken sind und mit dem Stumpfsinn ihrer Umgebung nichts zu tun haben wollen. Sehen Sie sich Joe an, eine faszinierende Gestalt: ein Außenseiter, das ja, aber zugleich höchst intelligent.“ Jeremy Thomas ist begeistert darüber, dass er für Young Adam so hochkarätige Darsteller engagieren konnte, allen voran den großartigen Ewan McGregor. „Er ist vielleicht der größte Schauspieler seiner Generation“, meint der Produzent. „Hinzu kommt, dass es für die Verfilmung eines Buches, das in Schottland spielt und von einem schottischen Schriftsteller stammt, wohl keine bessere Wahl gegeben hätte als McGregor. In der Rolle des Joe ist er einfach perfekt.“ Koproduzentin Alexandra Stone pflichtet dem bei: „Als ich das Buch las, stellte ich schnell fest, dass Joe eine jener Figuren ist, wie man sie nicht mehr oft auf der Leinwand sieht. Die Geschichte entsprach genau dem, was ich haben wollte: sie ist von großer atmosphärischer Dichte und kreist um einen Antihelden, der keineswegs ohne Fehl und Tadel ist. Er ist auf der Suche nach sich selbst, doch man ahnt, dass ihm das nie gelingen wird.“ „Die Figur des Joe erinnert an unvergessliche Filmrollen, wie sie etwa von Montgomery Clift, James Dean oder dem jungen Marlon Brando verkörpert wurden. Ewan McGregor ist die ideale Besetzung für diese Figur. Er bringt so vieles zum Ausdruck, ohne überhaupt reden zu müssen. Wortlos gelingt es ihm, uns zu bewegen. Er hat genau das, was man eine große Leinwandpräsenz nennt.“ Ebenso begeistert war Jeremy Thomas von der Arbeit des aufstrebenden jungen Regisseurs Mackenzie: „Sein Drehbuch war wunderbar geschrieben – sehr prägnant und gut zu lesen. Wie alle guten Drehbücher war es nicht überfrachtet. Es beschwört die damalige Zeit herauf, ohne sich blumiger Beschreibungen zu bedienen. Schon bei der Lektüre spürte man die Atmosphäre, die den Film auszeichnen sollte.“ Koproduzent Nick O’Hagan pflichtet dem bei: „Ich kann immer noch nicht glauben, wie gut David Mackenzie Regie führte. Er hatte keine Scheu davor, hochkarätigen Leinwandstars, die schon so lange im Geschäft sind, Anweisungen zu erteilen. Er verstand es bestens, mit ihnen umzugehen und bewies stets ein gutes Gefühl für die entscheidenden Momente. Auch wenn die Leute in Trauben um ihn herumstanden, tat er mit schlafwandlerischer Sicherheit immer genau das Richtige. Er liess sich nicht aus dem Konzept bringen. Ein ungeheuer begabter Regisseur, der sicherlich noch viele weitere Spielfilme drehen wird.“ David Mackenzie erläutert, was ihn selbst an diesem Stoff fesselte: „Ich sah darin die Möglichkeit, so etwas wie eine moralische Grauzone auszuloten. Figuren, die menschliche Schwächen offenbaren und moralisch zerrissen sind, interessieren mich. Young Adam ist eine unmoralische Parabel über die Moral, und das macht diesen Stoff so spannend.“ „Joe ist ein Mann auf der Flucht vor sich selbst und vor seinem Gewissen. Er ist ein Rebell, der verantwortungslos und gefährlich ist. Gleichzeitig ist er aber auch ein Lüstling, der sich in einer prekären Lage befindet und nun damit hadert, was er tun soll. Von reiner Unschuld ist er so weit entfernt wie man nur sein kann, und doch trifft ihn andererseits keine Schuld.“ Im Film sucht Joe verzweifelt nach irgendeiner Art von Befriedigung, indem er sich auf eine Reihe von sexuellen Affären einlässt, die ihn aber letztlich alle unbefriedigt lassen. „Für Joe ist der Sex ein Mittel, um seine innere Leere zu kompensieren“, merkt Mackenzie an, „nichts jedoch kann diese innere Leere wirklich ausfüllen.“ Auch Jeremy Thomas ist der Auffassung, dass der Sex in Young Adam eine zentrale Rolle spielt. „Wenn man einen Film für Erwachsene dreht, dann ist Sex zwangsläufig ein zentrales Thema. Die Leute denken und reden ja ständig darüber. Zudem dient der Sex dem Film als rhythmisierendes Element, das der Handlung den Takt vorgibt. Joe versucht, sich im Sex zu verlieren. Für ihn ist er etwas ganz Wesentliches.“ Besonders eine Sexszene des Films dürfte wohl recht verstörend wirken, erläutert Mackenzie: „Es handelt sich dabei um die vorletzte Rückblende auf die Affäre zwischen Cathie und Joe, die trotz ihrer Zwiespältigkeit den romantischsten Teil des Films darstellt. In dieser Szene werden die extremen Seiten ihrer Beziehung offenbart, als nämlich seine Frustration darüber, beim Schreiben nichts zustande zu bringen, in einem Akt sexueller Brutalität kulminiert. Trotz Cathies zweideutigem Gelächter und ihrer passiven Duldsamkeit sollte klar sein, dass hier alle Grenzen überschritten werden, die sonst in einer Beziehung gelten sollten, auch wenn es sich um eine so entfesselte Beziehung wie die ihre handelt. Diese Szene spielt zu einem Zeitpunkt, da Joe am heftigsten mit seinen Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Es soll gezeigt werden, dass Joe, auch wenn ihn möglicherweise keine Schuld an dem Mord trifft, alles andere als ein Unschuldsengel ist. Es war beabsichtigt, beim Publikum Entsetzen über Joe hervorzurufen, es gleichzeitig aber auch daran zu erinnern, wieviel Cathie ihm bedeutet haben muss. Wir wollten in dieser Szene unverhohlene Brutalität und Erotik zeigen. Wir haben den Ablauf besprochen und ein paar Mal geprobt, doch kann man bei einer Szene wie dieser nicht allzu oft proben. Schließlich haben wir zwei Aufnahmen gemacht und das war’s. Ewan McGregor und Emily Mortimer waren sehr mutig und haben sich rückhaltlos in die Schlacht gestürzt.“ Alexandra Stone ist überzeugt davon, dass Young Adam beim Publikum einiges Aufsehen erregen wird: „Das ist ein ausgereiftes Stück Kino“, beteuert sie. „Man bekommt nur noch selten Filme dieses Kalibers zu sehen. Das britische Kino hat oft versucht, kommerziellen Hollywood-Produktionen nachzueifern und ist dabei gescheitert. Dies aber ist ein ganz eigenständiger und mutiger Film – britisches Kino at its best!“ DAS LEBEN UND WERK VON ALEXANDER TROCCHI Alexander Trocchis Lebensgeschichte liest sich wie das Drehbuch zu einem Film. Auch wenn es abgedroschen klingen mag, so lässt sich der schottische Schriftsteller doch trefflich als ein eigenwilliges Genie und als eine gequälte Künstlerseele beschreiben. Seine lang währende Heroinsucht zwang ihn oft zu verzweifelten Maßnahmen, um an Geld heranzukommen, doch beeinträchtigte das niemals seine Fähigkeit, ergreifende literarische Figuren zu erschaffen. „Trocchi führte ein faszinierendes Leben“, meint Tilda Swinton. „ In Schottland haben Menschen, die wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde eine gespaltene Existenz führen, ein gewisse Tradition. Diese Zwiespältigkeit, die sich anhand von zahlreichen Fällen belegen lässt, ist wirklich etwas sehr schottisches. Dahinter verbirgt sich der ewige Gegensatz zwischen Calvinismus und roher Leidenschaft.“ Nach seinem Tod im Jahr 1984 ist Trocchi zu einer Kultfigur geworden. Zahlreiche namhafte Schriftsteller gaben an, von ihm maßgeblich beeinflusst worden zu sein. Irvine Welsh, einer von Trocchis größten Bewunderern, nannte ihn den „George Best der schottischen Literatur“. Als Sohn einer schottischen Mutter und eines italienischen Vaters 1925 in Glasgow geboren, absolvierte Trocchi an der dortigen Universität ein Studium der Geisteswissenschaften. Er folgte aber niemals einer vorgezeichneten Laufbahn, sondern gefiel sich in seiner Rolle als Außenseiter und genoss es sichtlich, gegen die gesellschaftlichen Normen zu verstoßen. Der Schriftsteller Terry Southern sah in Trocchi den „Inbegriff eines Bohemien: Er schien überhaupt keinen Bezug zur banalen Wirklichkeit zu haben.“ Der Sänger Leonard Cohen, ebenfalls mit Trocchi befreundet, fügt hinzu: „Er sah sich als Anwalt einer weltweiten subversiven Bewegung, die die alten Sichtweisen überwinden würde, um an ihre Stelle eine neue Art des Empfindens treten zu lassen, die unseren Herzen näher sein sollte.“ Tilda Swinton meint: „Trocchi wollte Grenzen überschreiten und er trieb es darin ziemlich weit. Von seinem Standpunkt aus war das keineswegs abwegig, denn er brauchte das, um kreativ sein zu können. Jetzt aber ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um ihn wieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Warum überforderte sein Werk seine Leser? Warum entfernte sich Trocchi von den Ufern und ließ sein Boot einfach treiben? Welche Hebel bediente er dabei? Oder bedient er sie vielleicht noch immer?“ In den frühen 50er Jahren arbeitete Trocchi für die Pariser Avantgarde-Literaturzeitschrift Merlin, in der Beiträge von Jean-Paul Sartre, Samuel Beckett und Jean Genet veröffentlicht wurden. Als die Zeitschrift 1955 eingestellt wurde, zog er nach New York, wo er heroinabhängig wurde und in einem Hausboot lebte. Sein Leben geriet aus allen Fugen. Er verlegte sich darauf, pornographische Schriften zu verfassen und zwang sine Frau zur Prostitution, um sich seinen steigenden Drogenkonsum finanzieren zu können. Auf die Wirkungen des Heroins stimmte er wahre Lobeshymnen an: „Wenn ich mir die geistigen Zustände, die mir die Drogen vermitteln, auch ohne Drogen verschaffen könnte, dann würde ich diese Drogen bestimmt nicht zu mir nehmen. Als Entdecker im Reich der menschlichen Emotionen ist es jedoch meine Pflicht, mich auf die Reise zu begeben und mit seltsamen, unbekannten Geisteszuständen zu experimentieren.“ Erstaunlicherweise gelang es Trocchi dabei, weiterhin literarisch aktiv zu bleiben. So brachte er die beiden klassischen Romane der Beat-Literatur Young Adam und Cain’s Book zu Ende, letzteres ein zum Teil autobiographisches Buch, das in New York spielt. Im Jahr 1962 nahm Trocchi an der internationalen Schriftstellerkonferenz von Edinburgh teil, wo Hugh McDiarmid ihn als „kosmopolitischen Dreckskerl“ beschimpfte. Als er dann 1965 beim berühmt-berüchtigten „Happening“ der Beat-Poeten in der Londoner Albert Hall mitmischte, war sein Leben bereits in mehrerer Hinsicht außer Kontrolle geraten. Wie Emily Mortimer meint: „Als Trocchi Cain’s Book schrieb, wurde er nach Kapiteln bezahlt, so dass er sich zwischendurch seiner Heroinsucht hingeben konnte. Das Schreiben interessierte ihn nur noch als Mittel, um Geld für seine Drogen zu bekommen. Schließlich ging er sogar so weit, Young Adam umzuschreiben und ihn in einen pornographischen Roman umzuwandeln. Das ist so ziemlich das Erbärmlichste, was ein Schriftsteller tun kann – sich seinen eigenen Text zu versauen!“ Trocchi, der am Ende vollkommen seiner Heroinsucht erlegen war, starb 1984 an einer Lungenentzündung. Doch wie tief er auch gesunken sein mochte, er hatte nie seine Kreativität eingebüßt. Seine Künstlerkollegen waren vor allem von seiner visionären Kraft fasziniert. Um nochmals Emily Mortimer zu zitieren: „In ihm steckte eine viel größere Unruhe als in Albert Camus, mit dem er oft verglichen wird. Sein ganzes Leben war ein einziger Versuch, gegen alle Regeln zu verstoßen. Er hat sogar seine Frau als Prostituierte missbraucht, um sich die nötigen Mittel für seinen Drogenbedarf zu verschaffen. Man ist gleichzeitig entsetzt und doch auch fasziniert von ihm.“ Und Trocchis Freund William Burroughs sagte über ihn: „Er war ein Individualist, das ist alles. Solche Typen wie ihn, gibt es heute nicht mehr.“ DIE DARSTELLER IM GESPRÄCH EWAN MCGREGOR Ewan McGregor ist Joe, der existentialistische Antiheld von Young Adam. Der Film zeigt die innere Unruhe, die von Joe Besitz ergreift, nachdem die Leiche einer jungen Frau im River Clyde gefunden wird. Er entzieht sich allerdings jeglicher Verantwortung, indem er sich in eine leidenschaftliche Affäre mit Ella, der Frau seines Chefs, stürzt. Ewan McGregor erzählt, dass er diesem Filmprojekt nicht widerstehen konnte, nachdem er das Drehbuch von David Mackenzie gelesen hatte: „Das ist eines jener seltenen Drehbücher, die einen packen und nicht mehr loslassen.“ Besonders fasziniert war er von der Originalität des Skripts: „Das war etwas völlig neues. Es wurde höchste Zeit, einen Film dieser Sorte zu machen. In Großbritannien warteten wir verzweifelt auf so einen Stoff“, erklärt McGregor, der heute dank seiner Rollen in Moulin Rouge (2001), Trainspotting (1996) und in der Star-Wars-Trilogie (1999, 2002, 2005 in PostProduktion) zu den weltweit angesehensten jungen Schauspieler zählt. Besonders fühlte sich McGregor zur Figur des Joe hingezogen, einem Paradebeispiel für die Entfremdung von sich selbst: „In dieser Geschichte geht es um Abhängigkeit. Auch Alexander Trocchi war ja heroinabhängig. Er stürtzte sich von einem Abenteuer ins nächste, verzweifelt auf der Suche, irgendetwas zu empfinden. Joe ist genau so: er wird niemals finden, wonach er sucht. Nirgends findet er Befriedigung. Somit ist er ein ständig frustrierter Mensch – und es ist faszinierend, so jemanden zu spielen und zu beobachten.“ Joes Gefühlsleben ist völlig losgelöst von allen moralischen Bindungen: „Als wir die Szene spielten, wo Les ihn zusammen mit seiner Frau im Bett erwischt, dachte ich nur: ‘Nein, das kann nicht sein!’ Joe fühlt rein gar nichts in diesem Moment! Er hat sich von seinen eigenen Gefühlen entfremdet. Und auch als Cathie ins Wasser fällt, ist seine erste Regung nur Verärgerung.“ McGregor meint, dass sich jeder mit Joe identifizieren kann, da wir alle einmal die Erfahrung gemacht haben, uns ausgeschlossen zu fühlen: „Die Zuschauer identifizieren sich mit Joe. Ich wurde öfter gefragt: ‘Sollen wir diesen Typen sympathisch finden?’, aber das ist gar nicht der Punkt. War uns die Figur Marlon Brandos in Der letzte Tango in Paris (1972) etwa sympathisch? Es geht nicht darum, ob wir Joe sympathisch finden oder nicht. Er ist einfach ein Mann, der verzweifelt Befriedigung sucht und sie nicht findet. Ob er sympathisch ist oder nicht, das spielt dabei keine Rolle.“ „Verblüffend ist, dass sich Joe für seine Taten nie verantwortlich fühlt. Als Les ihn mit seiner Frau im Bett erwischt, sagt er einfach nur: ‘Sorry, es ist eben passiert. Das ist nicht persönlich gemeint.’ Auch bei seinen Affären entsteht keine Nähe zu seinen Partnerinnen. Er ist ein echter Existentialist und lebt nur für den Moment.“ McGregor fand es anregend, einen scheinbar ausdruckslosen, schwer zu fassenden Charakter zu spielen: „Mir gefiel, dass Joe nicht sehr viel redet. Alles musste so gespielt werden, dass es durch den Text nicht verstellt wurde. Dieser Verzicht auf überdeutliche Erklärungen ist großartig. Nach ein paar Aufnahmen findet man sich da schnell hinein.“ Der Darsteller hat keinen Zweifel daran, dass die Sexszenen für Furore sorgen werden: „Die Presse wird sicherlich verrückt spielen, aber ich finde, dass diese Szenen wirklich sehr erotisch sind. Die Zuschauer werden sich verwundert die Augen reiben, weil ihnen in diesen Sexszenen viel mehr gezeigt wird, als sie je in einem Hollywood-Film zu sehen bekommen. Hier wirkt alles überaus realistisch, ganz im Gegensatz zum herkömmlichen Kino-Sex. Gerade aufgrund dieser realistischen Darstellungsweise sind diese Szenen ein recht harter Stoff.“ Ewan McGregor legt jedoch Wert darauf, zu betonen, dass die Sexszenen keineswegs ohne Berechtigung sind: „Es ging nicht einfach nur darum, schockieren zu wollen, vielmehr ist der Sex ein zentrales Element der Geschichte. Mit jeder Sexszene spitzt sich das Drama zu. Jede von Joes Affären ist zwar anders geartet, doch belegen sie letztlich alle nur sein Scheitern. Joe giert fortwährend nach sexueller Befriedigung, die ihm jedoch keine Erlösung bringt. Es spricht Bände, dass sein Verhältnis mit Ella von dem Moment an beendet ist, da sie davon redet, das Leben auf den Kanälen aufgeben zu wollen und in einen der Vororte zu ziehen. Diese Affäre hatte ja bereits den prickelnden Reiz des Verbotenen verloren, als Les die beiden alleine auf dem Kahn zurückließ. Aber so ist es eben mit Joe: er bricht in das Leben anderer Leute ein und verschwindet dann wieder und hinterläßt eine Spur der Zerstörung.“ Young Adam entfaltet eine urwüchsige Kraft, die McGregor mit den britischen Filmen der 50er und 60er Jahre vergleicht, deren Helden oft gefährliche Typen waren, die gegen die Gesetze rebellierten: „Der Film bedeutet eine Rückkehr zum Realismus, die längst überfällig war. Die Dreharbeiten zu Young Adam waren geprägt von einer Ehrlichkeit, die ich nie zuvor auf einem Set erlebt habe. Sollte irgendetwas daran schockierend wirken, so nur deshalb, weil die Zuschauer auf so realistische Weise mit der Wirklichkeit konfrontiert werden.“ McGregor ist zudem der Ansicht, dass Young Adam einen heilsamem Gegensatz zu den seichteren Filmen darstellt, die uns das britische Kino in den letzten Jahren geboten hat: „Es ist wichtig, Filme wie Young Adam zu drehen, die sich an weniger leicht verdauliche Kost heranwagen. Wenn man immer nur nette Komödien über Hochzeit feiernde Pärchen zeigt, dann wird sich das Publikum bald langweilen. Es gibt zig Filme über Leute, die nichts als ihre Hochzeit im Sinn haben. Wen juckt das? Mir sind diese Typen fremd. Wer sind sie? Wo wohnen sie? In Notting Hill, nehme ich an.“ McGregor war absolut begeistert, bei diesem Projekt mitzuwirken, zumal der Film auch in seiner Heimat Schottland spielt. Abschließend meint er: „Es gibt heute so viele einfältige Filme, die ihr Publikum nicht für voll nehmen. Young Adam hingegen fordert die Zuschauer heraus, sich ihr eigenes Urteil zu bilden. Das ist meines Erachtens seine große Stärke.“ TILDA SWINTON Die bekannte Darstellerin Tilda Swinton spielt Ella, also die Ehefrau, die sich auf ein von sexueller Begierde geprägtes Abenteuer mit dem rätselhaften Joe einlässt, der bei ihrem Ehemann als Hilfskraft auf dem Lastkahn arbeitet. Swinton, die in so hoch gelobten Filmen wie Orlando (1992), The War Zone (1999), Der Strand (2000), Trügerische Stille (2001), Vanilla Sky (2001) und Adaption (2002) zu sehen war, wurde für die komplexe Figur einer Frau engagiert, die sich in eine leidenschaftliche Affäre verstrickt. Die Schauspielerin meint dazu: „Dieser Film zeichnet sich durch seine große Ehrlichkeit aus. Ellas Schicksal ist sehr überzeugend geschildert. In Trocchis Buch gibt es eine wunderbare Passage, wo sie mit einem wilden Tier verglichen wird, das direkt vor seinem Bau in die Falle gelockt wird.“ „An einer anderen Stelle schreibt er: ‘Ich habe nie etwas schöneres gesehen als Ella in ihrer ausweglosen Lage’. Dieses Bild ist der Schlüssel zu ihrem Wesen. Sie beschließt, sich gehen zu lassen und sich auf den Balanceakt eines unsicheren sexuellen Abenteuers einzulassen. Für sie ist das ein ganz neues, gefährliches Terrain und irgendwie fehlt ihr auch der Glaube, es wirklich durchhalten zu können.“ Tilda Swinton, die übrigens in den schottischen Highlands lebt, spürte von Anfang an, dass ihr die Rolle der Ella liegen würde. Sie war besonders davon angetan, dass in Mackenzies nüchternem Skript nicht alles bis ins Detail festgelegt war: „Sein Drehbuch war wunderbar geschrieben, und das lag vor allem daran, dass es völlig frei von überflüssigem Ballast war. Mackenzie hat Trocchis Sensibilität hervorragend getroffen. Mir gefiel, dass das Skript kaum Erklärungen enthielt. So wird überhaupt nichts über den Hintergrund der Figuren gesagt. Alles was zählte, war das momentane Erleben.“ „Bei der Herstellung des Films war es unser Anliegen, den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Oft ist es dem Publikum vor lauter expliziten Hinweisen ja kaum mehr möglich, die eigene Vorstellungskraft in Gang zu setzen. Mehr als das menschliche Gesicht braucht es aber nicht – und mehr wollten wir auch nicht zeigen. Trocchis Sichtweise hat uns sehr dabei geholfen, denn er verweist uns ständig auf den gegenwärtigen Moment. Niemand redet viel in diesem Film, und das ist sein großer Vorzug.“ Swinton glaubt, dass die sexuelle Komponente des Films „manche schockieren und andere elektrisieren wird. Hoffen wir, dass dem so sein wird. Dieser Film sollte glaubhaft wirken. Eine Szene ist nur dann erotisch, wenn man sie als echt empfindet – darin bestand die große Herausforderung für uns als Darsteller. Wenn die Sexszenen zwischen Ella und Joe nur halbwegs für plausibel befunden werden, dann haben wir das Wichtigste erreicht.“ Swinton findet, dass der Stoff von Young Adam bis heute hochaktuell geblieben ist: „Die Beat-Bewegung erscheint in ihrer Grundhaltung absolut modern. Damals, in der Zeit nach dem Krieg, ging es für Joe allein um die Frage, welche Haltung er, der Künstler werden wollte, einer Gesellschaft gegenüber einnehmen sollte, die selbst so verkommen war. Er fühlt sich entfremdet, weil er seinen Glauben an traditionelle Muster verloren hat. Er ist auf der Suche nach etwas neuem – nach Abenteuer, Unabhängigkeit, Freiheit. Doch er muss feststellen, dass dies ein unmögliches Unterfangen ist. Themen wie Entfremdung und die verzweifelte Suche nach einem Sinn sind niemals so aktuell gewesen wie heute. Deshalb glaube ich, dass dieser Film ein großes Echo finden wird.“ PETER MULLAN Peter Mullan ist Les, der betrogene Ehemann, der sich seinen Rivalen Joe selbst an Bord geholt hatte. Mullan, der für seine schauspielerische Leistung in Mein Name ist Joe (1998) und und als Regisseur von Orphans und The Magdalene Sisters (2002) bereits mehrmals ausgezeichnet wurde, war von Anfang an fasziniert von dieser finsteren Geschichte: „Der gute alte Les ist ein einfältiger, typisch schottischer Macho, der an Impotenz leidet, was er natürlich tunlichst zu verbergen versucht. Einfach gesagt, kriegt er keinen mehr hoch, weshalb seine Frau Ella in sexueller Hinsicht zurückstecken muss. Und da kommt auf einmal die reine Männlichkeit in Gestalt von Joe daher...“ „Les vergräbt sein Leiden tief in seiner Seele und überträgt die Zuneigung, die seiner Frau gebührt, auf den Neuankömmling. Und siehe da, was passiert? Joe betrügt ihn mit seiner Frau. Als Les dies herausfindet, da denkt er nicht daran, Joe hinauszuprügeln, sondern versucht, die Freundschaft zu retten. Das finde ich hochinteressant. Wenn man impotent ist und feststellt, dass ein Freund es mit der eigenen Ehefrau treibt, sollte man da überrascht sein? Letztendlich ist es Les‘ Scham über sich selbst, die ihn daran hindert, Joe zu verjagen.“ Mullan glaubt, dass sich die Zuschauer gerade wegen des Unglücks, das ihm widerfährt, mit Les identifizieren werden: „Die Leute werden mit ihm fühlen, weil er sich wie so viele Menschen seines Glücks beraubt sieht. Das einzige, worauf es am Ende eines Films ankommt, ist doch, dass man die Welt mit den Augen eines anderen gesehen hat, ob das nun eine lächerliche Witzfigur oder ein impotenter Besitzer eines Frachtkahns wie Les ist.“ Die Themen, die in Young Adam aufgegriffen werden, fand Mullan hochinteressant: „Ich kann mich an keinen anderen schottischen Film erinnern, der jemals das Problem sexueller Unterdrückung behandelt hätte. Dabei ist das ein faszinierendes Sujet. Jede Kultur hat ihre eigenen Vorstellungen davon, was im Bereich der Sexualität normal ist. In der westlichen Zivilisation haben die vereinten Kräfte von Calvinismus und Katholizismus stets gegen die Idee eines natürlichen sexuellen Verlangens angekämpft. Mit glühendem Eifer wettern sie gegen alles, was in ihren Augen ein sexuelles Fehlverhalten darstellt. Aus diesem Grund ist jeder Film, der dieses Themas behandelt, hochbrisant. Besonders die jungen Leute werden sich angesprochen fühlen, weil dieser Film die Heuchelei unserer Gesellschaft anprangert.“ Mullan findet, dass die düstere Grundstimmung von Young Adam nach all den stumpfsinnigen Komödien, die in Amerika unablässig produziert werden, geradezu erlösend wirkt: „Wir haben die Hollywood-Formel, die unbedingt auf ein Happy End besteht, schon gründlich satt. Filme wie dieser erinnern die Leute daran, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Warum wird denn so viel Wert darauf gelegt, dass Filme ein Happy End haben? Die Antwort lautet: Man darf sich nur ja nicht allzu genau mit sich selbst auseinandersetzen, das Leben ist doch schon kurz genug! Hollywood ruft nach Helden und hält an der fast schon faschistischen Vorstellung fest, dass eine Person alles verkörpern kann, was gut und edel ist. Das Leben ist aber nicht so. Wenn Young Adam vergleichsweise hässlich ist, dann deswegen, weil die Welt, in der wir leben, hässlich ist.“ Mullan genoss es, erneut mit seinem alten Freund Ewan McGregor zusammenzuarbeiten: „Ewan hatte mich angerufen und gefragt, ob ich mitmachen würde. Ich war sofort begeistert. Bei früheren Gelegenheiten musste ich ihm schon mal die Kniescheiben zermalmen – wie in Kleine Morde unter Freunden (1994) – oder ihn eine Treppe runterschleifen und ihn mit Heroin vollspritzen – wie in Trainspotting (1996). Daher ergab sich hier die nette Gelegenheit, ihm einmal keine körperliche Gewalt antun zu müssen.“ Laut Mullan ist McGregor großartig in seiner Rolle als Joe: „Ewan genoss es, die dunkleren Seiten von Joe auszuloten. Alle großen Schauspieler sollten sich einmal in düsteren Rollen versuchen. Denken Sie etwa an Paul Newman, Montgomery Clift oder Albert Finney – die haben ihre Größe erst dann gezeigt, wenn sie ins Reich der Finsternis hinabgestiegen sind. Wenn man Ewans Aussehen und noch dazu seine Stimme hat, dann muss man sich in die Tiefe hinab begeben, um sich auszuprobieren. Andernfalls wird man immer nur für romantische Rollen gut sein.“ Mullan glaubt, dass Young Adam einen starken Eindruck beim Publikum hinterlassen wird: „Ich hoffe, dass dieser Film die Zuschauer dazu bringt, mehr Fragen zu stellen als Antworten zu finden. Sie sollten sich am Ende alle darüber Gedanken machen, wie es mit ihren eigenen Moralvorstellungen bestellt ist. Nach welchen Kriterien beurteilen wir eigentlich Menschen? Wäre ich lieber der impotente Les oder der virile junge Mann Joe?“ Mit einem Lächeln fügt Mullan an: „Nun, ich wüsste, wen ich zu wählen hätte. Wir wären doch alle lieber wie Joe, allein schon deshalb, weil er ständig am Vögeln ist!“ EMILY MORTIMER Emily Mortimer verkörpert Cathie, die junge Frau, deren leidenschaftliche Affäre mit Joe so tragisch endet. Die talentierte junge Schauspielerin berichtet, dass sie sofort von dem Stoff gefesselt war, nachdem sie das Drehbuch zu Young Adam gelesen hatte: „Es passiert so selten, dass einen die Fragen, die durch ein Drehbuch aufgeworfen werden, noch lange Zeit danach beschäftigen. Je mehr ich darüber nachdachte, umso aufregender erschien mir das Projekt.“ Besonders fasziniert war Mortimer auch von Alexander Trocchis Buch: „Einerseits erscheint Joe darin als kühl berechnender Spieler, andererseits sehnt er sich nach Liebe, ein Wunsch, der jedoch nie in Erfüllung geht. Die Geschichte ist ziemlich schockierend, was aber durchaus für das Buch spricht. Es erinnert an Camus‘ Der Fremde, weil es dieselbe existentialistische Sichtweise verrät. Der Film wird die Zuschauer dazu anregen, ihre Ansichten zu überdenken.“ Mortimer, die in Oxford Sprachwissenschaften studiert hat, fand es äußerst reizvoll, die facettenreiche Figur der Cathie zu übernehmen: „In allen Frauen steckt etwas von Cathie. Sie ist begierig auf Abenteuer und möchte gerne neue Sachen ausprobieren, akzeptiert andererseits aber auch die Notwendigkeit, nach gewissen Regeln zu leben. Wie jeder Gefühlsmensch sehnt sie sich nach prickelnden Erfahrungen, merkt aber, dass man diese nicht auf Dauer aufrechterhalten kann.“ Mortimer genoss es, an der Seite von Ewan McGregor zu spielen: „Er ist ein unglaublich netter Typ – überhaupt nicht eingebildet, geradeheraus und ganz auf die Arbeit konzentriert. Es ist wirklich sehr angenehm, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ewan ist die perfekte Besetzung für die Rolle des Joe, denn wenn einer imstande ist, die innere Unruhe und zugleich auch den Charme dieser Figur zum Ausdruck zu bringen, dann bestimmt er. Der Film steht und fällt damit, dass es Ewan gelingt, die Zuschauer für sich einzunehmen. Diese haben zwar guten Grund, Joe nicht zu mögen, da er aber von Ewan gespielt wird, kann es nicht ausbleiben, dass sie ihn faszinierend und unwiderstehlich finden werden.“ Mortimer hatte kein Problem mit den Sexszenen, die von so zentraler Bedeutung in Young Adam sind: „Es ist widerwärtig, wenn in einem Film in einem fort überflüssige Sexszenen gezeigt werden, die nur dazu dienen, das Publikum aufzuwecken. So etwas ist krank und zynisch, da es nur an die niedrigsten Instinkte appelliert. In diesem Film aber wird der Sex ehrlich behandelt, weil er eben für Joe eine so wichtige Rolle spielt. Diese Szenen zeigen nur, dass der Sex für Joe eine Art Droge ist. Schließlich geht es in Trocchis Buch ja um Sucht.“ BIOGRAPHISCHE NOTIZEN ÜBER DEN STAB DAVID MACKENZIE (Drehbuch/Regie) hat für die BBC und Channel Four mehrere preisgekrönte Kurzfilme gedreht, darunter Marcie’s Dowry, der 2001 bei den Filmfestspielen von Cannes in der „Quinzaine de réalisateurs“ gezeigt wurde. Vor kurzem stellte er The Last Great Wilderness fertig, den er mit Mitteln der Scottish Lottery und von Trust Films drehte. JEREMY THOMAS (Produktion) – Das Kino hat für Jeremy Thomas schon immer eine große Rolle gespielt. Er wurde in London in eine regelrechte Cineasten-Familie geboren, da sowohl sein Vater Ralph als auch sein Onkel Gerald Filmregisseure waren. Schon von Kindesalter an wollte er fürs Kino arbeiten. Nach seiner Schulzeit arbeitete er zunächst in niedrigeren Positionen, bis er schließlich in die Schneideräume gelangte und Cutter wurde. Nachdem er den Schnitt für Philippe Moras Brother Can You Spare a Dime besorgt hatte, betätigte er sich 1974 in Australien mit Mad Dog - Der Rebell erstmals als Produzent. Anschließend kehrte er nach England zurück, wo er Jerzy Skolimovskys Der Todesschrei (1980) produzierte, der den großen Preis der Jury beim Filmfestival von Cannes gewann. Die von Jeremy Thomas produzierten Filme zeichnen sich allesamt durch ihre Individualität aus, und diese geistige Unabhängigkeit hat sich sowohl in künstlerischer wie auch in kommerzieller Hinsicht ausgezahlt. Zu diesen Produktionen zählen drei Filme von Nicolas Roeg, nämlich Blackout-Anatomie einer Leidenschaft (1980), Eureka (1984) und Insignificance-Die verflixte Nacht (1985), Julien Temples The Great Rock’n’Roll Swindle (1980), Nagisa Oshimas Furyo-Merry Christmas Mr. Lawrence (1983) und Die Profi-Killer (1984) von Stephen Frears. 1986 produzierte er Bernardo Bertoluccis episches Werk Der letzte Kaiser, ein aus unabhängigen Quellen finanziertes Projekt, dessen Realisierung drei Jahre in Anspruch nahm. Der Film sollte ein riesiger Erfolg werden, der 1987 insgesamt mit neun Oscars® ausgezeichnet wurde, darunter auch dem in der Kategorie „Bester Film“. Nach Der letzte Kaiser produzierte Thomas Filme wie Everybody Wins-Ein schmutziges Spiel (1990) von Karel Reisz, Der Himmel über der Wüste (1990), Little Buddha (1993) und Gefühl und Verführung (1996) von Bernardo Bertolucci, sowie Naked Lunch (1994) und Crash (1996) von David Cronenberg. 1997 führte er bei All the Little Animals mit John Hurt und Christian Bale zudem Regie. In jüngerer Zeit produzierte er Jonathan Glazers Debütfilm Sexy Beast (2000) und Bertoluccis Die Träumer (2003). DAVID BYRNE (Musik) kennt man in erster Linie als den führenden Kopf der ebenso erfolgreichen wie einflussreichen Band Talking Heads (1976-88), die der Popmusik nicht nur mit ihrem innovativen Sound, sondern auch mit visuellen Elementen gänzlich neue Wege wies. Schon während seiner Zeit bei den Talking Heads ging Byrne auch anderen Projekten nach. So komponierte er die Musik für das Ballett The Catherine Wheel der Choreographin Twyla Tharp, drehte viele von den ersten Video-Clips, die auf MTV gezeigt wurden, und spielte zusammen mit Brian Eno die Aufnahme My Life in the Bush of Ghosts ein. 1985 drehte Oscar-Preisträger Jonathan Demme den legendären Konzertfilm über die Talking Heads Stop Making Sense. 1986 wechselte Byrne auf die andere Seite der Kamera, um seinen Spielfilm True Stories zu drehen. 1987 wurde er als Co-Komponist der Filmmusik zu Bertoluccis Der letzte Kaiser mit einem Oscar® ausgezeichnet. 1989 komponierte Byrne für Robert Wilsons Theaterinszenierung The Forest eine Orchestermusik, die er anschließend auf Schallplatte veröffentlichte und mit verschiedenen Orchestern live aufführte. Noch im gleichen Jahr drehte er den Dokumentarfilm Ile Aiye: The House of Life, der über afrikanische Religionen in Brasilien berichtet. Es folgte die Einspielung von Rei Momo, für die er 15 der besten lateinamerikanischen Musiker in New York um sich scharte. Mit dieser Gruppe bestritt Byrne anschließend eine Tournee, die ihn nach Europa, Japan, Nord- und Südamerika führte. Bei der folgenden Schallplatte Uh-Oh (1992) kombinierte er Funk mit lateinamerikanischen Rhythmen. Über die entsprechende Tournee wurde der Film Between the Teeth gedreht. Ab 1998 war Byrne Gastgeber der einmal wöchentlich im Fernsehen ausgestrahlten MusikShow Sessions at West 54th Street, wo er verschiedene Musiker interviewte. 1999 trat er mit dem in London ansässigen Balanescu String Quartet auf. Außerdem arbeitete er mit dem Ballett-Ensemble Última Vez zusammen, für dessen Inszenierung In Spite of Wishing and Thinking er die Musik komponierte, die unter gleichem Titel auch auf CD veröffentlicht wurde. Byrnes neuestes Album, Look into the Eyeball, erschien 2001. Einen Großteil der Jahre 2001 und 2002 war er mit seiner dreiköpfigen Band in den USA, Europa, Australien und Japan auf Tournee. Byrnes Plattenlabel, das 1988 gegründet wurde und zunächst auf Kompilationen von „World Music“ spezialisiert war, widmet sich nun vermehrt der Entdeckung neuer Musiker und Bands wie z. B. Cornershop, Geggy Tah, Susana Baca und Zap Mama oder Latino-Bands wie Bloque, Los Amigos Invisibles und King Chango. GILES NUTTGENS (Kamera) ist als Kameramann bekannt und geschätzt.. Bevor er für den Spielfilm tätig wurde, hatte er für zahlreiche Werbefilme und Fernsehproduktionen gearbeitet. So wirkte er auch an der NBC-Produktion Alice in Wonderland mit Whoopi Goldberg, Ben Kinsley und Peter Ustinov mit. Zu den Spielfilmen, bei denen er für die Kamera verantwortlich zeichnete, zählen unter anderem Trügerische Stille (2001) und zuletzt Swimfan (2002). BIOGRAPHISCHE NOTIZEN ÜBER DIE DARSTELLER EWAN MCGREGOR (Joe) erlebte seinen Durchbruch als Leinwandstar mit seiner Rolle in Kleine Morde unter Freunden aus dem Jahr 1994. Das gleiche Trio, bestehend aus dem Regisseur Danny Boyle, dem Produzenten Andrew MacDonald und dem Drehbuchautor John Hodge, engagierte McGregor später auch für die Hauptrolle in der überaus erfolgreichen Verfilmung von Irvine Welshs Roman Trainspotting (1996). Ein weiteres Mal folgte er ihrem Ruf, als diese ihren ersten Hollywood-Film drehten, nämlich Lebe Lieber Ungewöhnlich (1997), wo er an der Seite von Cameron Diaz spielt. Zusätzlich zu so unterschiedlichen Filmrollen wie in Brassed Off-Mit Pauken und Trompeten (1996), Peter Greenaways Die Bettlektüre (1996) und Todd Haynes‘ Velvet Goldmine (1998) war McGregor auch als ObiWan Kenobi in der Star-Wars-Trilogie zu sehen. Seine Rolle als Baz Luhrmann in Moulin Rouge (2001) brachte ihm eine Nominierung für den Golden Globe als bester Darsteller ein, ferner wirkte er in Ridley Scotts Kassenschlager Black Hawk Down (2001) mit. In diesem Jahr war McGregor an der Seite von Renée Zellweger in Down With Love-Zum Teufel mit der Liebe und zusammen mit Albert Finney in Tim Burtons Big Fish zu sehen. TILDA SWINTON (Ella) hatte mehrere Auftritte in der Royal Shakespeare Company. Am besten kennt man sie aus den Filmen von Derek Jarman, so etwa aus Caravaggio (1986) und Edward II (1992), wo ihr die Rolle der Königin Isabella bei den Filmfestspielen von Venedig eine Auszeichnung als beste Darstellerin einbrachte. Einen großen Triumph feierte sie auch mit der Titelrolle in Sally Potters Orlando (1993), einer betörenden Verfilmung von Virginia Woolfs gleichnamigem Roman. Darüber hinaus war Swinton in Tim Roths The War Zone (1998), Danny Boyles Der Strand (2000) sowie in Trügerische Stille (2001), Vanilla Sky (2001) und in Spike Jonzes Adaption (2002) zu sehen. PETER MULLAN (Les) wurde 1998 international bekannt, als er bei den Filmfestspielen von Cannes für die Titelrolle in Ken Loachs Mein Name ist Joe als bester Darsteller geehrt wurde. Anschließend erhielt er auch beim Valladolid Film Festival sowie bei den British Independent Film Awards Auszeichnungen als bester Filmschauspieler. Zusätzlich zu seinen Filmrollen in Kleine Morde unter Freunden, Trainspotting, Braveheart (1995), Miss Julie (1999) und Das Reich und die Herrlichkeit (2000) konnte Peter Mullan auch als Regisseur Erfolge feiern. So wurde sein erster Spielfilm Orphans im Jahr 1998 bei den Filmfestspielen von Venedig mit vier Preisen bedacht, während sein zweiter Spielfilm, The Magdalene Sisters, vier Jahre später in Venedig gar den goldenen Löwen als bester Film einheimste und den Kritikerpreis des internationalen Filmfestivals von Toronto 2002 erhielt. EMILY MORTIMER (Cathie) ist eines der vielversprechendsten Talente des britischen Kinos. Im Anschluss an Rollen in Scream 3 (2003), Verlorene Liebesmüh’ (2000), The KidImage ist Alles (2000) und Lovely & Amazing (2001) spielte sie zusammen mit Samuel L. Jackson und Robert Carlyle in The 51st State (2001). Zuletzt wirkte sie in Stephen Frys Bright Young Things mit.