als - Klinikum Idar
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Die Bandscheiben-/ Spinalstenosenoperation Patienteninformation der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Idar-Oberstein 02 | 03 Liebe Patientin, lieber Patient, Sie sind zur Operation eines Bandscheibenvorfalls oder einer Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule in die Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Idar-Oberstein aufgenommen worden. Um Ihnen grundsätzliche Informationen über die Wirbelsäule – den Ort Ihrer Erkrankung – zu geben, und Ihnen den geplanten Eingriff verständlicher zu machen, haben wir diese Patienteninformation für Sie zusammengestellt. Sie dient gleichzeitig als Leitfaden für die postoperative Behandlung, den Heilungsprozess nach der Operation und das richtige Verhalten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Sprechen Sie uns bitte an, wenn Sie Fragen haben. Unser Stationsteam steht Ihnen zur Beantwortung gerne zur Verfügung. Priv.-Doz. Dr. med. Jochen Tüttenberg Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie 04 | 05 Die Aufgaben der Wirbelsäule Stabilität Die menschliche Wirbelsäule dient vor allem der Stabilisierung von Kopf, Oberkörper und dem aufrechten Gang. Hauptverantwortlich hierfür sind die Wirbelkörper. Dies sind kastenförmige Knochen, die aufgrund ihrer Bauweise besonders widerstandsfähig und bruchfest gegen von oben nach unten gerichtete Kräfte sind, z. B. bei Sprüngen, aber auch beim Treppensteigen oder Gehen. Mechanischer Schutz Wirbelkörper und Wirbelbögen bilden einen Kanal, in dem sich das Rückenmark und die Nervenabgänge befin- Stoßdämpfung und Beweglichkeit den und von äußeren Einwirkungen geschützt werden. Um Stoßkräfte sanft abzufedern, sind zwischen den Wirbelkörpern „Stoßdämpfer“, die Bandscheiben, Bandscheibe eingefügt, die außerdem gemeinsam mit den Wirbelgelenken Dreh-, Streck- und Beugebewegun- Galertkern gen des Rumpfes ermöglichen. Faserring Spinalnerv Rückenmark Nervensackschlauch Wirbelkörper 06 | 07 Der Bandscheibenvorfall Die Bandscheibe besitzt eine flache Form. Man unterscheidet den äußeren Faserring und den im Inneren gelegenen Gallertkern (siehe Beschreibung Seite 4). Durch diesen Aufbau nach dem Vorbild eines Wasserkissens kommt es bei Belastung zu einer gleichmäßigen Druckverteilung auf die angrenzenden Wirbelkörper. Tritt aus den verschiedensten Ursachen eine Lockerung des Faserringes und des Gallertkernes auf, so kommt es durch den hohen Druck und körperliche Belastung zu einer Bandscheibenvorwölbung in Richtung des Wirbelkanals und der Nervenwurzel. Reißt der Faserring ein, so kann Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal austreten Folgen des Druckes auf die Nervenwurzel sind: (Bandscheibenvorfall). Dies führt zu einer Kompression der vorbeiziehenden Nervenwurzeln. • Rückenschmerzen • Ausstrahlung der Schmerzen in die Beine • Sensibilitätsstörungen (Taubheit) • Lähmungen • Störungen des Wasserlassens, des Stuhlgangs und der Sexualfunktion In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist die 5. und 4. Lendenbandscheibe, seltener die 3. und 2. betroffen. Die genaue Diagnose wird vom Arzt durch die Anamneseerhebung, die klinische Untersuchung und durch bildgebende Verfahren gestellt. 08 | 09 Die Spinalkanalstenose Das Verhalten nach der Entlassung Im Laufe eines Lebens kommt es zu Verschleißerscheinun- Computertomographie gen der Lendenwirbelsäule. Hierdurch entwickelt sich bei Falls ein MRT nicht möglich sein sollte kann auch einigen Patienten eine Verengung des Spinalkanals, teil- mit einer Computertomographie (CT), einer Form weise durch Bandmaterial, teilweise durch angelagerten der Röntgenuntersuchung, die Diagnose eines Band- Knochen. Dies führt zu belastungsabhängigen Schmerzen scheibenvorfalls oder einer Spinalkanalstenose in den Beinen und damit verbunden zu einer Verkürzung gestellt werden. In einigen Fällen ist zur Beurtei- der Gehstrecke. Es kommt zur sogenannten Schaufenster- lung des Knochens zusätzlich zum MRT auch ein krankeit oder Claudicatio spinalis. Typischerweise werden CT erforderlich. diese Schmerzen durch Vorneüberbeugen besser, in der Regel ist auch das Radfahren uneingeschränkt möglich. Myelographie Heutzutage wird eine Myelographie nur noch selten Bildgebende Diagnoseverfahren benötigt. Es handelt sich hierbei um eine Kontrastmitteluntersuchung, bei der eine Nadel in den Wir- Kernspintomographie belkanal eingeführt wird. Es wird Nervenwasser zur Das bildgebende Verfahren der Wahl zur Diagnostik der laborchemischen Untersuchung entnommen, um meisten Krankheiten der Wirbelsäule ist heutzutage die andere Erkrankungen auszuschließen. Dann wird Kernspintomographie (NMR, MRT). Dies ist eine Unter- das Kontrastmittel eingegeben. suchung ohne Röntgenbelastung, die auf einem extrem starken Magnetfeld basiert. Dabei können die einzelnen Strukturen im Wirbelkanal, d.h. Duralsack, Nerven, ein Bandscheibenvorfall und eine Verengung des Spinalkanals direkt sichtbar gemacht werden. Knochen lassen s sich etwas schlechter beurteilen. 10 | 11 Behandlungsoptionen Die meisten Bandscheibenvorfälle (ca. 80%) können Bei Auftreten von schweren Lähmungen und/oder konservativ behandelt werden. Die Mittel der Wahl sind Blasen-, Enddarm- und Sexualfunktionsstörungen hierbei Schonung, Schmerzmittel, Krankengymnastik und muss sofort operiert werden, da ansonsten die Physikalische Therapie (Fango, Massage, Elektrobäder, Gefahr besteht, diese Funktionen für immer zu usw.). Bei Persistenz der Schmerzsymptomatik bzw. der verlieren, beispielsweise die Kontrolle über die Ausfallerscheinungen (Beinlähmung, Taubheit) trotz aus- Blase. reichender Behandlung sollte man über eine Operation nachdenken. Dagegen müssen die meisten Spinalkanalstenosen über kurz oder lang einer operativen Therapie zugeführt werden. Große Studien konnten zeigen, dass die operative Entlastung der Spinalkanalstenose einer konservativen (d.h. nicht operativen) Therapie deutlich überlegen ist. 12 | 13 Die Operation Ziel der Operation ist, die Schmerzen zu beseitigen und die Rückbildung einer evtl. vorher bestehenden Lähmung oder Sensibilitätsstörung zu erreichen. Seit Einführung der mikrochirurgischen Methode ist die Operation gewebsschonender, sicherer und erfolgreicher geworden. Es wird ein 3 bis 4 cm langer Hautschnitt angelegt, die Rückenfaszie längs eingeschnitten und die Rückenmuskulatur stumpf abgelöst. Mit Spezialinstrumenten wird nun ein röhrenförmiger Zugang zur Wirbelsäule geschaffen und dann unter Zuhilfenahme des Operationsmikroskops der Wirbelkanal eröffnet. Bei der Bandscheibenoperation … lässt sich unter starker Vergrößerung der Bandscheibenvorfall übersichtlich darstellen und entfernen. Wann immer es geht wird versucht, nur den vorgefallenen Anteil (Dauer Bandscheiben-OP ca. 60 bis 90 Minuten, der Bandscheibe zu entfernen. Nur wenn dies nicht mög- Spinalkanalstenosen-OP ca. 90 bis 120 Minuten, je lich ist, wird das restliche degenerierte Bandscheibenge- nach Anzahl der zu entlastenden Höhen). In 90 bis webe aus dem Zwischenwirbelspalt entfernt. 95 % der Fälle verläuft die Operation komplikationslos. In wenigen Fällen kann es aber zu Kompli- Bei der Spinalkanalstenosenoperation … kationen wie Infektion (2%), Nachblutung (1-2%), wird ebenfalls unter starker Vergrößerung meist mit Hilfe Zunahme der Ausfallerscheinungen (meistens nur von Fräsen das überschüssige Knochen- und Bandgewebe vorübergehend, 3-5 %) oder Verletzung der Nerven- entfernt. Dadurch werden die gequetschten Nervenwur- haut (2 %) kommen. In extrem seltenen Fällen kann zeln entlastet und können sich jetzt erholen. Nach sorg- es zu einer Verletzung der Bauchorgane kommen, fältiger Blutstillung wird mit einem schichtweisen Wund- die sich vor der Bandscheibe befinden (z. B. Bauch- verschluss schließlich der Eingriff beendet. gefäße). 14 | 15 Was passiert nach der Operation? Das Verhalten nach der Entlassung Nach der Operation Ihres Bandscheibenvorfalls oder der Während dieser Zeit soll das Tragen von schweren Spinalkanalstenose ist die Festigkeit (= Stabilität) der Gegenständen (> 5 kg) ebenfalls vermieden werden. Wirbelsäule gewährleistet. Daher ist es wichtig, Sie mög- Aktivitäten, die zu Rücken- bzw. Beinschmerzen lichst rasch wieder „auf die Beine“ zu bringen, aber auch führen, sollen reduziert werden. gleichzeitig das Wundgebiet zu schonen. Prinzipiell dürfen Sie noch am Operationstag, falls Ihr behandelnder Wunde: Arzt nichts Gegenteiliges sagt, kurz aufstehen und in Die Wunde schmerzt nur in den ersten Tagen. Die Begleitung zur Toilette gehen. Am nächsten Tag beginnt Wundfäden werden am 10. bis 12. Tag nach der dann das krankengymnastische Übungsprogramm mit Operation entfernt. Das Duschen ist (bei unkom- Anleitung zum wirbelsäulengerechten Bewegen. Die plizierter Wundheilung) ab dem 5. Tag mit wasser- Übungen sollten Sie auch nach Entlassung aus unserer dichtem Wundpflaster erlaubt. Bei vielen Patienten Klinik zu Hause langfristig weiterführen. treten zwischen dem 3. und 6. postoperativen Tag noch einmal ischias-ähnliche Schmerzen auf, ähn- Die meist rasche Schmerzfreiheit nach der Mikrooperati- lich wie vor der Operation. Sie klingen dann aber on birgt für die Patienten aber auch eine Gefahr. Manche wieder rasch ab. Sie sollten deshalb nicht beunru- werden leichtsinnig und belasten die Wirbelsäule zu früh. higt sein. Dies kann ein sehr intensives lokales Schmerzbild auslösen, das erst nach längerer Ruhigstellung – d. h. konse- Lähmungen: quenter Bettruhe – wieder abklingt. Wir bitten deshalb Eine vor der Operation bestehende Lähmung oder unsere Patienten, den folgenden Anleitungen Folge zu auch Gefühlsstörung verschwindet nicht sofort leisten und damit selbst zu einer raschen Genesung bei- nach der Operation. Die Rückbildung dieser Störun- zutragen. gen kann oft Wochen bis Monate dauern und hängt vom Ausmaß der Nervenschädigung ab. Sie dürfen ab dem 1. postoperativen Tag sitzen. Längeres Sitzen kann aber zu unspezifischen Schmerzbeschwerden führen. Sitzen in tiefen Sofas und längeres Sitzen im Auto sollen in den ersten 6 Wochen vermieden werden. 16 | 17 Das Verhalten nach der Entlassung Das Verhalten nach der Entlassung Nach der Entlassung (beim unkomplizierten Verlauf zwi- Am Günstigsten sind Schwimmen, Gymnastik, schen 3. und 7. postoperativen Tag) muss die Behandlung Waldlauf und Wandern. Bestimmte Sportarten wie (Krankengymnastik, evtl. Medikamente) durch den ein- Reiten, Wurfsport, Judo, Fußball oder Karate soll- weisenden Arzt bzw. den Hausarzt fortgeführt werden. ten in den ersten 4 bis 6 Monaten im Regelfall un- Die individuelle Behandlung wird auf Sie abgestimmt. terlassen werden. Entscheidend in Ihrem speziellen Die krankengymnastischen Übungen, die Sie im Kranken- Fall ist wiederum die vernünftige Selbsteinschät- haus erlernt haben, sollten 2-mal täglich 5 bis 10 Minuten zung des eigenen körperlichen Leistungsvermögens durchgeführt werden. Von Tag zu Tag können Sie jetzt und die Vermeidung von unvernünftigen Überlas- kleine Spaziergänge durchführen und steigern. tungen. Das Ergebnis der Bandscheibenoperation wird ganz Arbeitsfähigkeit: wesentlich vom vernünftigen Verhalten des Patienten be- Sie sind voraussichtlich für etwa 4 bis 6 Wochen stimmt. Für 4 bis 6 Wochen sollten Sie jede starke körper- nach der Entlassung dienst- oder arbeitsunfähig. liche Belastung oder Biegungsbeanspruchung der Wirbel- Dies gilt auch für Hausfrauen. Dies wird von Ihrem säule vermeiden. Hausarzt mit Ihnen in Abhängigkeit vom Heilungsverlauf entschieden. Sollten dann noch Restbe- Schlafen: schwerden vorliegen, so kann dies eine längere Keine spezielle Einschränkungen beim Schlafen. Sie Schonung bedingen. Es ist verständlich, dass die dürfen in der jeweiligen Position und auf der jeweiligen Arbeitsfähigkeit stark von der körperlichen Belas- Matratze schlafen, auf der Sie sich wohlfühlen. tung im Berufsleben abhängig ist. Körperliche Schwerarbeit sollte erst nach ca. 3 Monaten be- Sport: gonnen werden. Nur in wenigen Ausnahmefällen Sie sollten während der ersten 4 - 6 Wochen sportliche ist eine berufliche Umschulung notwendig. Aktivitäten (außer Gehen) vermeiden. Etwa 85 bis 90 % der operierten Patienten werden beschwerdefrei und voll Sex: leistungsfähig. Im Anschluss daran können Sie wieder Keine speziellen Einschränkungen (Vermeidung arbeiten und die allermeisten Sportarten betreiben. von schwerem körperlichem Stress) 18 | 19 Weitere wichtige Hinweise Das sollten Sie 3 Monate lang vermeiden: Dabei üben verbliebene Teile der Bandscheibe oder Abruptes Bücken, Heben aus vornübergebeugter Stellung, auch des Faserringes erneut einen Druck auf die schnelle Drehbewegungen, Gartenarbeit, längeres Sitzen, Nervenwurzeln aus. Obwohl diese Gefahr gering längeres Autofahren, schwere Einkäufe, zu lange Spazier- einzuschätzen ist, muss doch das Rezidiv als ge- gänge. In dieser Schonphase ist auf vernünftige Ernäh- wisses Risiko nach einer Bandscheibenoperation rung zu achten, eine Gewichtszunahme belastet Ihren angesehen und einkalkuliert werden. Die Häufig- Rücken. keit liegt bei 5 bis 10 % aller operierten Patienten. Außerdem ist es auch möglich, dass benachbarte Restbeschwerden: Bandscheiben erkranken und eine Operation erfor- Hat eine Lähmung oder eine Gefühlsstörung vor der Ope- derlich machen. Dann spricht man allerdings nicht ration zu lange vorgelegen, so besteht die Möglichkeit, von einem Rezidiv, es handelt sich vielmehr um dass sie sich nicht mehr zurückbildet. Insgesamt muss eine Neuerkrankung. damit gerechnet werden, dass trotz verbesserter Operationstechnik etwa 10 % der Patienten nicht beschwerdefrei Das alles sind allgemeine Empfehlungen, die im Ein- werden. Es bleiben gelegentlich mehr oder weniger aus- zelfall modifiziert werden können, da jeder Behand- geprägte dumpfe Rückenschmerzen. Diese können in aller lungsfall unterschiedlich ist und somit jeder Patient Regel aber gut behandelt werden. Bei Fortbestehen von individueller Betreuung bedarf. Wir bitten Sie, sich einschießenden oder brennenden Schmerzen in den Bei- 8 Wochen nach Entlassung aus unserer Klinik noch- nen sollte unbedingt eine ambulante Nachuntersuchung mals in unserer Ambulanz vorzustellen. Sollten Sie in unserer Sprechstunde (telefonische Voranmeldung zusätzliche Fragen haben, wenden Sie sich jederzeit erbeten) zur weiteren Klärung stattfinden, ob sich evtl. an uns. weitere Bandscheibenanteile abgestoßen haben. Mit den besten Wünschen für Ihre bevorstehende Rezidivoperationen: Operation Während des stationären Aufenthaltes oder auch später kann ein erneuter Bandscheibenvorfall – ein Rezidiv – Ihr Team für neue starke Schmerzzustände verantwortlich sein. der Klinik für Neurochirurgie Idar-Oberstein Kontakt Klinikum Idar-Oberstein GmbH Akademisches Lehrkrankenhaus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Klinik für Neurochirurgie Dr.-Ottmar-Kohler-Str. 2 D-55743 Idar-Oberstein www.shg-kliniken.de Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Jochen Tüttenberg Telefon: + 49 (0) 67 81/66-14 60 Telefax: + 49 (0) 67 81/66-14 67 E-Mail: [email protected]