Die Schutz- und Vorbeugemittel und ihre Anwendung

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Die Schutz- und Vorbeugemittel und ihre Anwendung
---------- Die ------------
Schutz- und Vorbeugemittel
und ihre Anwendung
Kritische Betrachtungen
mit
ärztlichen Ratschlägen für Erwachsene
speziell für Ehegatten
von
Dr. PHILANTHROPUS.
□ □ □ MEDIZINISCHER VERLAG WIESBADEN □ □ □
Nachdruck verboten.
Vorwort zur dritten Auflage.
In der vorliegenden dritten Auflage hat unsere Broschüre nicht
nur in der äusseren Anordnung des Stoffes eine wesentlich andere
Gestalt
darauf
erhalten.
gelegt,
Wir
die
haben
namentlich
Anwendung
von
mehr
Schutz-
als
und
früher
Gewicht
Vorbeugemitteln
moralisch zu rechtfertigen. Zum ändern haben die ärztlichen Erfah­
rungen der letzten Jahre sicherere Urteile über dies und jenes Mittel
gezeitigt, und es war unsere Pflicht, die Interessenten darüber zu
unterrichten, wie auch, ihnen die Kenntnis neuer Mittel nicht vor­
zuenthalten.
Wir
glauben
darum,
durch
die
Darbietungen
der
vor­
liegenden Auflage in erhöhtem Masse dazu beizutragen, die Einzelnen,
die Familie und die Gesellschaft einer von segensreichen Folgen be­
gleiteten Gesundung auf sexuellem ‘Gebiete entgegenzuführen.
Dr. Philanthropus.
Du sollst durch deinen Sexualtrieb und
durch deine sexuellen Taten weder den Ein­
zelnen, noch vor allem die Menschheit
wissentlich schädigen, sondern das Glück
beider fördern.
Prof. Dr. Aug. Forel, Die sexuelle Frage.
Wissenschaft und Technik sehen sich nicht selten vor die Frage
gestellt, ob ihre Erfindungen, die uns auf diesem und jenem Gebiete
zu Herren der Natur erheben und uns die Möglichkeit verleihen, in
ihr gesetzliches Walten hindernd, beschleunigend, richtunggebend
einzugreifen, der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden dürfen:
ihre Anwendung an unrichtiger Stelle und in unvernünftigen Händen
kann ihre Segnungen in unheilvolle Folgen wandeln. Solche Erwä­
gungen sind sicherlich nicht immer unberechtigt, aber sie haben oft
aus haltlosen Gründen der Allgemeinheit Kenntnisse vorenthalten,
deren Besitz unzählige Menschen vor sozialem und seelischem Elend,
vor mancher Verfehlung, manchem Verbrechen bewahrt und manchem
Verzweifelnden einen rettenden Ausgang gezeigt hätte. So hat vor
allein auch das mangelnde Wissen in geschlechtlichen Dingen zahl­
lose üebel unseres heutigen Gesellschaftslebens gezeitigt, und ober­
flächliche moralische und pädagogische Reflexionen, durch nichts ge­
heiligt als durch ihr Alter, widersetzten sich bisher der Bekämpfung
dieser Uebel mit schwer zu überwindender Hartnäckigkeit. Allein,
wie man mehr und mehr beginnt, in einer rechtzeitigen vernünftigen
sexuellen Aufklärung der Jugend ein wichtiges Mittel zur Gesundung
unseres Volkskörpers in seiner theoretischen Auffassung und prak­
tischen Betätigung des Sexualtriebes zu erkennen, so.begegnen auch
die künstlichen Mittel, dem Zeugungstrieb, ohne ihn zu unter­
drücken, seine oft verderblichen Folgen für Geist und Körper des
Einzelmenschen, für Familien- und Volkswohlfahrt zu nehmen, nicht
mehr der alten Ablehnung durch Gesetz und öffentliche Meinung. Man
empfindet, dass man nicht alten Vorstellungen zu lieb unser Volk
widerstandslos einer völligen physischen und geistigen Degeneration
zusteuern lassen darf, aber man sucht doch nach einer moralischen
Begründung und Rechtfertigung der Versuche und Mittel, dieser forti
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schreitenden Degeneration vorzubeugen — man fragt, ob die Anwen­
dung mechanischer Mittel gegen Infektion (Ansteckung) und Konzeption
(Empfängnis) beim Liebesgenuss moralisch zulässig ist.
Es ist eine wohlfeile Weisheit mancher Moralisten, die Konti­
nenz, d. h. die geschlechtliche Enthaltsamkeit als das sicherste Mittel
gegen Infektion und Konzeption zu predigen. Gewiss ist es möglich,
dass der Jüngling und Mann durch nüchterne Lebensweise, vernünf­
tige Ueberlegung und eisernen Willen seine sexuellen Triebe zu
meistern vermag, und die gesundheitlichen Nachteile, die man als Folgen
dieser hochzuschätzenden Enthaltsamkeit genannt, sind entweder gar
nicht vorhanden oder doch stark übertrieben dargestellt worden. Aber
einmal kann die an sich mögliche dauernde Kontinenz nicht als nor­
maler Zustand angesehen werden,*) und zum ändern ist es doch Tat­
sache, dass sie von verhältnismässig wenigen geübt wird, dass die
meisten ihre geschlechtlichen Triebe in weitestem Umfange zu be­
friedigen suchen, entweder auf künstliche oder natürliche Weise.
Die künstliche Befriedigungsart, die Onanie, Masturbation oder
Selbstbefleckung in ihren verschiedenen Formen wirkt verwüstend
auf Körper und Geist, doch sei an dieser Stelle darauf hingewiesen,
dass die ,,Selbstbewallrungsschriften“ mancher sogenannter Jugendfreunde durch ihre übertriebene Ausmalung der onanistischen Folgen
und die starken Accente ihrer moralischen Verurteilung der künst­
lichen Befriedigung oft weit mehr zur geistigen und seelischen De­
pression der Opfer dieser sexuellen Unart beitragen als die üble Ge­
wohnheit selbst.
Wer nun aber nicht stark genug ist, vollständig enthaltsam zu
leben, und die schädliche Onanie verabscheut, soll es für den mora­
lisch verwerflich sein, sich gegen die möglichen schädlichen Folgen
einer
natürlichen
Geschlechtsbefriedigung
zu
schützen?
Diese
schädlichen Folgen sind in erster Linie die venerischen Krankheiten,
die zwar auch auf ganz unschuldige Weise auigelescn werden können,
meistens aber durch Infektion beim Begattungsakte erworben wer­
den. Leider wird nicht nur unsere Jugend, sondern auch das Volk
im allgemeinen gar nicht oder zu spät oder in ungenügender Weise
über die verheerenden Wirkungen dieser Krankheiten aufgeklärt,
* ) W i r m ö ch ten n ich t v ers äu m en , h ie r a uf da s ne u e rs c hie ne ne ge die ge ne B uc h: „D as
Ges ch l e c ht sl e be n
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handel t d a s h e i k l e T h ema m it v o llem E rn s t, a be r ohne Prüde rie in de z e nte r W e is e und s pric ht
jedem f ü h l e n d e n u n d v ern ü n ftig d en k en d en M e ns c he n a us de m H e rz e n. (Pre is d. de uts c h. A us ­
gabe 5 Mk . — Po r t o 2 0 P f. als D ru ck s ach e, 5 0 P f. ge s c hlos s e n.)
M e diz inis c he r V e r lag:, Wie s bade n.
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und an vielen Orten haben behördliche Einrichtungen wie Sittenkontrole und Reglementierung des Bordellwesens dazu beigetragen,
dass man sich in ein Gefühl der Sicherheit einwiegt und jenen Ge­
fahren mit einer unverantwortlichen Missachtung begegnet. Die An­
preisungen gewissenloser oder sich selbst täuschender Kurpfuscher
helfen mit, die Meinung zu erw r ecken, als ob jene Krankheiten leicht
zu heilen seien, während doch eine wirkliche Heilung ohne mögliche
schreckliche Folgen äusserst selten sein dürfte. Von den venerischen
Krankheiten Tripper, Syphilis und weicher Schanker ist nur die letz­
tere ziemlich ungefährlich. Der Tripper oder die Gonorrhöe, eine
eitrige Entzündung der Harnröhre, kann wohl unter heftigen Schmer­
zen bei richtiger Behandlung in kurzer Zeit heilen, aber die Entzün­
dung kann auch die qualvollsten Folgeerscheinungen nach sich ziehen,
und nicht genug kann vor der weitverbreiteten Meinung gewarnt
werden, dass man durch einen einmal überstandenen Tripper immun
werde gegen neue Ansteckung. Zu unsäglichen Leiden kann der
Tripper auch beim Weibe führen, wenn sich die die Entzündung her­
beiführenden Bazillen, die Gonococcen, über die inneren Geschlechts­
teile verbreiten und auf ihre Umgebung übergreifen. Furchtbarer
noch in ihren Erscheinungen und Folgen als die Gonorrhöe\ ist die
Syphilis. Ihr Gift, dessen Träger noch nicht bekannt ist, verbreitet
sich durch die Blut- und Lymphbahnen durch den ganzen Organismus.
,,Sie macht Geschwüre überall“, so sagt der weltbekannte Prof. Dr.
August Forel, ,,auf die Haut und in allen Schleimhäuten, zerfrisst ge­
legentlich die Knochen, vernichtet innere Organe, wie die Leber, führt
zu Lungenverhärtungen, verursacht Erkrankungen der Blutgefässe,
die dann hart und brüchig wie Pfeifenrohren werden, gewisse Krank­
heiten der Augen, vor allem der Iris und der Netzhaut. Geschwülste
im Gehirn sowie auch eine ganze Reihe Nervenlähmungen beruhen
nicht selten auf Syphilis. Eine ihrer furchtbarsten Folgen bilden heut­
zutage die Rückenmarksdarre (Tabes) und die allgemeine fortschrei­
tende Hirnlähmung (Paralyse oder falsch sogenannte Hirnerweichung),
die erste das Rückenmark und die zw r eite das Grossgehirn langsam
verhärtend und zerstörend“. — Unzählig sind auch die Gebrechen,
die von tripperkranken oder syphilitischen Eltern auf Kinder und
Kindeskinder vererbt werden.
Was soll gegen die Verbreitung dieser volksverheerenden und
das Lebensglück zahlloser Familien und Einzelpersonen vernichtenden
Krankheiten geschehen? Wie soll man ihre unheimlichen Gefahren
bekämpfen? Hilft dort die Mahnung: enthaltet Euch jeglichen Ge-
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schlechtsgenusses überall, wo er solche Gefahren in sich birgt!?
Nein, sie hilft nicht! Ist angesichts der Tatsache, dass diese Krank­
heiten vornehmlich durch die verwerfliche Prostitution ihre Verbrei­
tung finden, die kalte Abweisung jeglichen Schutzmittels gegen diese
Gefahren berechtigt, dass man nicht die Unsittlichkeit unterstützen
und fördern solle durch die Beseitigung ihrer Folgen? Nein, sie ist es
nicht! Wenn unsere öffentliche Moral davor zurückschreckt, jeman­
dem Hilfe in selbstverschuldeter Krankheit zu verweigern, so sollte
sie sich erst recht zur moralischen Sanktion der medizinischen Wahrheit bekennen, dass Vorbeugen besser ist als heilen! Wenn wir sagen:
„Bewahrt Euch, Männer und Frauen, vor sexueller Ansteckung durch
geeignete Schutzmittel!“, so wollen wir sie damit nicht ermuntern,
ihren erlaubten oder unerlaubten Passionen noch ungehinderter zu
fröhnen, indem w ir ihnen Ratschläge erteilen, ihren schrecklichen Fol­
gen vorzubeugen, — nein, wir wissen, dass alle Mahnungen zur Ent­
haltsamkeit nichts helfen, jedenfalls nicht helfen bei unzähligen Milli­
onen unserer Mitmenschen, und dieser Tatsache tragen wir Rech­
nung mit unserem Warnungsrufe: „Schützet Euch!“ So ist der Hin­
weis auf erprobte Schutzmittel gegen sexuelle Infektion nicht nur
moralisch zulässig, er ist eine moralische Pflicht gegen die oft unschul­
digen Opfer der Ansteckung, eine moralische Pflicht gegen Familien­
leben und Volk! Wer sich darüber klar ist, dass er sich und andere
durch die für ihn nicht unterdrückbare Betätigung seines Sexual­
triebes, wenn sie in normaler Weise geschieht, schädigt, der hat, ob
ledig, ob verheiratet, das Recht und die Pflicht, sich und andere vor
diesen Schädigungen zu bewahren, — das muss zur Allgemeinauffassung unseres Volkes werden, und wir kommen in der Bekämpfung
der venerischen Krankheiten ein gutes Stück weiter.
Auch mancher sonst Engherzige wird es ohne Weiteres als mo­
ralisch gerechtfertigt ansehen, wenn in Ehen Gatte oder Gattin sich
gegen eine ererbte oder ohne Schuld erworbene Geschlechtskrankheit
des ändern schützt und wenn die Ehegatten beim Coitus (der geschlecht­
lichen Vereinigung) die Empfängnis verhüten, um nicht etwaige Nach­
kommen mit dem grauenvollen Erbteil ihrer Krankheiten zu belasten.
Auf starken Widerspruch aber stösst noch vielfach die Ansicht, dass
man auch aus anderen Gründen die Konzeption beim Begattungsakte
verhindern dürfe; man verwirft die künstliche Verhütung der Em­
pfängnis aus volkswirtschaftlichen und moralischen (vor allem reli­
giös-sittlichen) Bedenken, man sieht in ihr eine Gefahr für die Bevöl­
kerungszunahme und eine Versündigung gegen Gott oder die Natur.
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Ohne diese Bedenken ganz und gar für nichtig zu erklären, kann man
aber aus gleichfalls volkswirtschaftlichen und moralischen Gründen
die Empfängnisverhütung durch künstliche Mittel rechtfertigen, wenn
die Enthaltsamkeit nicht geübt wird und aus diesen und jenen Grün­
den nicht empfohlen werden darf.
Es ist volkswirtschaftlich ebenso verkehrt, einer unbegrenzten
Vermehrung das Wort zu reden, wie mit den Neomalthusianern zu
fordern, dass keine Familie über eine bestimmte Kinderzahl, etwa 2
bis 3, hinausgehen dürfe. Nicht auf die Quantität, sondern auf die
Qualität des Nachwuchses muss volkswirtschaftlich das Gewicht ge­
legt werden, um eine Nation gesund und auf allen Gebieten konkurrenz­
fähig zu erhalten. Und darum hängt Bestehen und Gedeihen eines
Volkes zu einem guten Teile davon ab, dass körperlich und geistig
minderwertige Menschen sich der Zeugung einer zahlreichen gleichen
Nachkommenschaft enthalten; sie werden das zwar selten aus
Rücksicht auf das Volkswohl tun, aber unzählige Denkende
tun es in vorfühlendem Mitleid mit ihren etwaigen bedauernswerten
Nachkommen, und wer so nicht bloss sich selbst, sondern die ganze
Menschheit, auch die noch ungeborene liebt, sie so liebt, dass er sie
lieber nicht geboren als leiden wissen will, der handelt moralisch nicht
nur unanfechtbar, der stellt sich auf eine hohe moralische Warte, wenn
er unter den genannten Umständen als Mann oder Frau die Empfäng­
nis verhütet.
Die Bekämpfung der Prostitution wird als eine unumgängliche
Forderung unseres heutigen Kulturzustandes angesehen. Zahllose
junge Männer verfallen dem geschlechtlichen Verkehr mit Prostitu­
ierten, weil ihnen ihre wirtschaftlichen Verhältnisse die Eheschliessung
unmöglich machen. Sie würden sich und die erwählte Geliebte durch
eigene Kraft oder Zusammenarbeit wohl anständig und ohne grosse
Entbehrungen durchbringen können, aber die mit ziemlicher Gewiss­
heit zu erwartende Familienvermehrung lässt sie zurückschaudern
vor einem Eheleben, das voraussichtlich für sie, ihre Frauen und
Kinder einen ständigen Kampf um äussere Subsistenzmittel und einen
Verzicht auf fast alle Annehmlichkeiten materieller und geistiger Ge­
nüsse bedeuten würde. Ist es in solchen Fällen moralisch verwerf­
lich, wenn ein junges Ehepaar durch Verhütung der Konzeption die
Geburt von Kindern hinausschiebt, bis eine günstigere wirtschaftliche
Lage eintritt? Kein Vernünftiger sollte auf diese Vernünftigen Steine
werfen. Und ebenso verhält es sich in Familien, in denen eine Ver­
mehrung der Kinderzahl den wirtschaftlichen Ruin und die Verwahr2'
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losung der schon vorhandenen und der noch zu erwartenden Nach­
kommen im Gefolge haben würde. Jedem Arzte sind Beispiele genug
zur Hand dafür, dass solche Erwägungen den Ehemann zum ausserehelichen geschlechtlichen Verkehr zu treiben pflegen, vor dem mit
seinen Folgen ihn die Kenntnis antikonzeptioneller Mittel bewahrt
haben würde, — und gross ist die Zahl der Verbrechen, die aus nicht
gcwollter Schwangerschaft entstehen, wie Kinderabtreibung, Kinder­
mord, Selbstmord, und namenloses Elend über Schuldige und Unschul­
dige bringen. — Weiter ist es keine ungewöhnliche Erscheinung, dass
eine Ehefrau nicht einer weiteren Schwangerschaft ausgesetzt werden
darf, ohne sie dem Tode oder unheilbarem Siechtum zu überliefern.
Die Enthaltsamkeit beider Ehegatten bei einer solchen Sachlage ist
gewiss durchzuführen, aber die Tatsachen lehren, dass durch die
Enthaltsamkeit in der Regel zwischen beiden eine für sie selbst und
für die Kinder bedauernswerte Entfremdung eintritt und dass sehr oft
die eheliche Kontinenz von dem Manne ausgeglichen wird durch
aussereheliche Befriedigung seiner sexuellen Begierden. Kann jemand
es unmoralisch nennen, wenn man diese Schäden durch die Be­
nutzung antikonzeptioneller Mittel verhütet? Mit Recht niemand!
Und ebenso muss es moralisch gerechtfertigt und geboten erscheinen,
dass man sich dieser Mittel bedient, um im Interesse der Ehefrau und
der Geburt gesunder Kinder zu bewirken, dass zwischen zwei
Wochenbetten ein Zeitraum von mindestens zwei Jahren zu liegen
kommt
So ist die Frage, ob die Anwendung von künstlichen Mitteln gegen
Infektion und Konzeption moralisch zulässig ist, unbedingt zu bejahen
nicht nur, die Anwendung ist in den angeführten Fällen eine moralische
Pflicht, und verdient um Gegenwart und Zukunft unserers Volkes macht
sich der, der sie, selbst auf die Gefahr eines Missbrauches hin,
empfiehlt. Und so dienen denn die nachstehenden Ausführungen
dieser Broschüre hohen moralischen Zwecken, der Volksgesundheit
und dem Familienglück!
Die
Einsicht,
dass
die
Anwendung
antikonzeptioneller
Mittel
nicht einen Verstoss gegen echte Sittlichkeit bedeutet, sondern im Ge­
genteil als eine Forderung vernünftiger Moral angesehen werden muss,
bricht sich zwar immer mehr Bahn, aber falsche Scham und Unkennt­
nis oder irrtümliche Auffassung unserer Gesetze lassen diese Einsicht
noch viel zu wenig zur Tat werden. Man begegnet häufig der Mei­
nung, die Anwendung dieser Mittel sei gesetzlich verboten. Genährt
mag dieser Irrtum einmal durch die Tatsache geworden sein, dass die
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öffentliche Anpreisung jener Mittel wiederholt unter Strafe gestellt
worden ist, doch hat sich auch hierin die Rechtsanschauung in den
letzten Jahren geändert. —
Als im Jahre 1866 J. H. v. Kirchniann, Vicepräsident am Appel­
lationsgericht zu Ratibor, in einer Arbeiterversammlung empfahl, in
keiner Arbeiterehe sollten mehr als zwei lebende Kinder sein, fand der
Staatsanwalt in dieser Acusserung unsittliche und verwerfliche Aus­
führungen. — Im Jahre 1892 wurden Dr. F. Ferdy's Bücher ,,Der
Malthusianismus in sittlicher Beziehung“ und ,,Mittel zur Verhütung
der Empfängnis“ auf Denunziation eines praktischen Arztes beschlag­
nahmt. Das Landgericht zu Neuwied erkannte jedoch für die Erör­
terung solcher Prägen ein wissenschaftliches Interesse an und erklärte
in zwei Urteilen die daraus sich ergebende Besprechung und Empfeh­
lung konzeptionsverhütender Mittel als straflos. — In gleicher Weise
verlief das Verfahren gegen ein Buch von Dr. Schröder: ,,Verhütung
der Empfängnis aus Ehenot“ vor dem Landgericht zu Hannover,
Breslau, Leipzig, Königsberg und an anderen Orten. Wohl gegen 40
Staatsanwaltschaften
haben
versucht,
dieses
letztgenannte
Buch,
auf Denunziation meist orthodoxer Kreise, als unsittlich zur Verur­
teilung zu bringen, aber stets vergeblich. Unsere aufgeklärten Rich­
ter wiesen die Anklage in allen Fällen als ungerechtfertigt energisch
zurück. Eine in dezenter Form gehaltene und von sittlichem Ernste
getragene Ankündigung der genannten Mittel begegnet heute nirgends
mehr einer gesetzlichen Beanstandung.
Der Irrtum, die Anwendung antikonzeptioneller Mittel sei gesetz­
lich verboten, rührt ferner aus der häufigen Verwechslung der Em­
pfängnisverhütung mit der Abtreibung der Leibesfrucht her. Wäh­
rend diese nach § 218 des Deutschen Strafgesetzbuches mit schwerer
Strafe belegt ist, existiert keine gesetzliche Bestimmung, die die Em­
pfängnisverhütung verbietet. Gerade die schweren Nachteile, die
,,das Verbrechen gegen das keimende Leben“, d. h. die versuchte oder
vollendete Abtreibung oder Tötung der Frucht, für den Organismus
und für das gesellschaftliche Leben der Beteiligten im Gefolge haben
kann, sollten im besonderen dazu beitragen, alle Vorurteile gegen die
Anwendung antikonzeptioneller Mittel zu überwinden.
Moralisch unanfechtbar und den Gesetzen nicht entgegen handelt
der, der die Gebote befolgt, die Prof. August Forel in seiner Broschüre
über sexuelle Ethik (München 1906, Ernst Reinhardt) aufstellt:
,,ln den sexuellen Dingen sollst du die heutige Heuchelei, die unter
dem Titel „Moral“ segelt, durch Wahrheit und Recht zu ersetzen dich
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bestreben. Auch wirst du der Frau ihre Naturrechte, gleich den Män­
nern wiederzugeben trachten. — Ferner aber darfst du nicht mehr
ruhig Zusehen, wie sinn- und gedankenlos die kränksten und schlech­
testen Menschen massenhaft unglückliche Kinder produzieren, die eine
Pest für sich und ihre Mitmenschen in ihrer grossen Mehrzahl werden
müssen. — Den Gebrauch der Mittel zur Verhinderung und Regu­
lierung der Zeugungen sollst du konsequent alle körperlich und geistig
Siechen und Schlechten lehren, damit sie nicht aus purer Dummheit
und Unwissenheit unglückliche, elende Würmer auf die Welt setzen.
Du sollst dahin wirken, dass in diesem Gebiet eine Sterilisierung der
unbrauchbaren und leidenden Menschen in grossem Stil vorgenommen
wird, ohne dass deshalb dem natürlichen Sexualtrieb ein asketisches
und undurchführbares Verbot entgegengestellt wird. Es soll aber nicht
der Besitz, nicht das Geld, sondern lediglich der soziale Wert, die
erbliche Qualität der Individuen beider Geschlechter bei der Auswahl
massgebend
sein.
Somit
sollst
du
umgekehrt
alle
Tüchtigen
und
ethisch Guten zur starken Vermehrung anspornen. — Auch die
übertriebene Häufung der Schwangerschaften einer Frau sollst du
durch die gleichen Mittel zu verhindern und zu regulieren lehren. —
Auf solche Weise wirst du die wahre Rassenzüchtung der Zukunft
und eine bessere, glücklichere Menschheit vorbereiten. Und so wirst
du endlich die echte sexuelle Ethik ins Werk gesetzt haben.“
13
A.
Schutzmittel zum Gebrauch für den Mann.
Das Präservativ,
nach seinem Erfinder, dem englischen Arzt C o n d o m , auch Condom,
im Volksmunde vielfach ,,Ueberzieher“ genannt, bleibt für den Mann
von allen bekannten Schutzmitteln immer noch das einfachste, am
leichtesten anwendbare und vor allem das sicherste, nicht allein gegen
die Beschwängerung des Weibes, sondern ebenso gegen die An­
steckung mit Geschlechtskrankheiten und die damit verbundenen oft
sehr traurigen Folgen.
Wohl sind dem Präservativ auch manche Gegner erstanden: z. B.
sagt man, seine Anwendung komme der Onanie gleich, oder es sei
damit eine Beeinträchtigung des Gefühls verbunden; einzelne bezeich­
nen sie sogar als gesundheitsschädlich, und das geflügelte Wort ,,der
Condom ist ein Panzer gegen die Wollust und ein Spinngewebe gegen
die Gefahr“, das vor langer Zeit ein französischer Arzt geprägt haben
soll, wird fast von jedem Erfinder eines neuen Schutzmittels mit Vor­
liebe hervorgeliolt, um damit von dem Gebrauch der Condoms abzu­
schrecken und die eigene Erfindung als bei weitem besser zu empfeh­
len. Den Beweis für all die angeblichen Nachteile der Condoms ist
man aber bis heute schuldig geblieben.
Namentlich das oben angeführte von Gegnern oder Konkurrenten
mit Vorliebe gebrauchte geflügelte Wort von dem Panzer und der Spinn­
webe ist für das Fabrikat der Neuzeit keineswegs mehr zutreffend.
Die fortgeschrittene Technik stellt heute Condoms her von sol­
cher Z a r t h e i t , W e i c h h e i t u n d F e i n h e i t , dass eine Ge­
fühlsbeeinträchtigung
bei ihrer Verwendung von dem
penibelsten Mann kaum konstatiert werden kann; dabei sind sie doch
von solcher Widerstandfähigkeit, dass bei vorschriftsmässigem Ge­
brauch auch das Zerreissen nicht leicht vorkommt, die Verwendung
der besseren Sorten natürlich vorausgesetzt! Dass auch viel
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billiges
Zeug
und
geringwertige
Ware
im
Handel
mitläuft,
ist bei der heutigen Konkurreiizmaclierei ja nicht anders zu
erwarten;
dagegen
schützt
man
sich
am
besten,
indem
man
bei diesem Artikel nicht gerade zu den billigsten Sorten greift, diese
Ware überhaupt nur von als reell bekannten Firmen bezieht und die
Schleuder-Offerten unbekannter Winkelgeschäfte und kleiner Agenten
und Händler etc. besser ganz unbeachtet lässt. —
Wo es sich lediglich um Verhütung der Ansteckung handelt, ge­
bührt dem Präservativ unbedingt der Vorzug! In allen Fällen, wo der
Mann in dieser Beziehung seiner Sache nicht ganz sicher ist, versäume
er es ja nicht, zu ihm zu greifen, um sich vor Schaden zu sichern; wo
dagegen diese Sorge wegfällt und es sich nur um Verhütung der Kon­
zeption handelt, kann der Zweck auch mit jedem der in Folgendem
noch aufgeführten Mittel erreicht werden!
Präservativs werden aus dem Blinddarm verschiedener Tiere
oder aus Kautschuk (Gummi) hergestellt. Erstere, die im Handel unter
der allerdings unrichtigen Bezeichnung
Fischblasen-Präservativs
am bekanntesten sind, bestehen aus einer animalischen Membran, die
die Eigenschaft hat, in feuchtem Zustand ein ganz vorzüglicher Elek­
trizitätsleiter zu sein, infolgedessen auch die daraus hergestellten Prä­
servativs dem im sexuellen Erregungszustand zwischen den beiden
Geschlechtern stattfindenden Austausch der Nerven-Elektrizität kei­
nerlei Hindernis bieten, sondern ihn ganz ebenso von statten gehen
lassen, wie dies bei unverhülltem Gliede der Fall ist! Diese feine
diffundierende Membran gestattet dem in sie eintretenden Sperma die
Umspülung der Portio — (d. i. der in die Scheide hineinragende Teil
der Gebärmutter) — ebenso, wie wenn die Hülle nicht vorhanden wäre,
sodass auch bei der Frau die gleiche Empfindung ausgelöst wird und
derselbe Orgasmus — (d. i. höchste Erregung) — eintritt, wie bei dem
ohne Präservativ vollzogenen Beischlaf.
Die Blase hindert nur einerseits den Durchtritt der in dem
Spermaschleim enthaltenen Samenfädchen und die damit nicht ge­
wünschte Befruchtung, wie sie andererseits den Durchtritt der durch
die Geschlechtskrankheiten verursachten Bakterien und Kokken und
damit die gegenseitige Ansteckung unmöglich macht, so dass also bei
Verwendung der sogenannten F i s c h b l a s e n - P r ä s e r v a t i v s
unter voller Erreichung des Zweckes nach jeder Richtung von einer
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Abscliwäcliung der Empfindung oder sonst einer (iefiihlsbeeinträchtigung hei keinem der beiden (iatten mit Berechtigung die Rede sein
kann!
Es stellt somit fest, dass der Blase als Material zur Herstellung
von Präservativs der erste Platz gebührt. — Dass sie denselben auch
bis jetzt behauptet hat, beweist der fortgesetzt wachsende Verbrauch
derselben, allen Angriffen zum Trotz.
Die Verarbeitung des Rohmaterials zur gebrauchsfertigen Ware
erfordert ausserordentliche Sorgfalt, verursacht aber gerade deshalb
viele Verluste, wodurch auch der hohe Preis namentlich der garantiert
fehlerfreien, feinsten und feinen Sorten bedingt wird. — Die weniger
fein ausgearbeitete Ware, bei der es natürlich auch nicht so viel Ver­
lust gibt, ist dementsprechend billiger, ebenso auch die fein ausgear­
beitete, bei der Fabrikation aber schadhaft gewordene und wieder ge­
flickte Ware, welche aber trotzdem von vielen unreellen Geschäften und
Händlern für gute Ware zu teueren Preisen verkauft wird.
Der Gebrauch der Fischblasen-Präservativs ist höchst einfach:
Sie werden, am besten trocken, über das steife Glied, dessen
Eichel man vorher mit Vaselin überstrichen, gestreift mit der Vor­
sicht, vorne 2—3 cm überstehen zu lassen, um Platz für den eintre­
tenden Samen zu schaffen — (die fest auf die Oeffnung aufgelegte Blase
würde den Austritt des Samens verhindern oder erschweren!) —, und
dann mit Wasser gut angefeuchtet, worauf der Begattungsakt sofort
vollzogen werden kann.
Wer die V o r z ü g e d e r s e l b e n e i n m a l k e n n e n g e 1 e r nt hat und die höheren Preise nicht zu scheuen
b r a ucht, wird nicht wieder davon abgehen.
Auch Professor Dr. med. A. forel empfiehlt dieselben in seinem
Werke „Die sexuelle Frage“, ,,a 1 s ein
in j e d e r B e z i e h u n g
(auch gesundheitlich!) völlig einwandfreies, die
beiderseitige
Empfindung
nicht
im
Geringsten
beeinträchtigendes,
durchaus
sicheres
Vorbeu­
g u n g s m i 11 e 1.“.
Kautschuk = Präservativ.
Kautschuk (häufig unrichtiger Weise „Gummi“ genannt), ist
der eingetrocknete Milchsaft eines
in den Flussniederungen
der Tropenländer, hauptsächlich Südamerikas und auch Afrikas,
wachsenden Baumes. Er hat infolge
seiner besonderen schätz­
baren Eigenschaften eine ausserordentlich
vielseitige Verwen-
rt>
dung in der Industrie gefunden, und da es bis jetzt noch nicht gelungen
ist, ihn künstlich herzustellen, die Gewinnung desselben aber mit dem
Verbrauch kaum mehr Schritt halten kann, hat er jetzt bereits einen
sehr hohen Wert erreicht und steigt noch fortwährend im Preise, na­
mentlich die besseren in Südamerika gewonnenen P a r a - Sorten.
Dieser Kautschuk eignet sich vermöge seiner Eigenschaft, sich
zu äusserst dünnen, feinen und elastischen Häutchen von dennoch
grösser Widerstandskraft verarbeiten zu lassen, vorzüglich auch zur
Herstellung dieser Schutzüberzüge und wurde auch schon früher da­
zu verwendet; doch man hatte es damals noch nicht verstanden, ihn
in so dünne Häutchen auszuarbeiten, wie dies jetzt geschieht. Seit
einiger Zeit kommen unter dem Namen: „ N a h t l o s e “ oder „ S a m t “oder ,, S e i d e - P r ä s e r v a t i v s “ nach einem neuen Verfahren
hergestellte Kautschuk-Präservativs in den Handel, welche als
Ersatz für die teueren Fischblasen-Präservativs dienen sollen. —
Sie sind, bei ausreichender
Festigkeit und Wider­
s t a n d s f ä h i g k e i t , ausserordentlich f e i n , w r e i c h u n d z a r t
u n d s o e l a s t i s c h , dass
man sie ohne Gefahr des
Reissens auf das Drei- bis
Vierfache ihrer ursprünglichen
Länge ausdehnen kann. — Ihrer grossen D a u e r h a f t i g k e i t u n d
H a l t b a r k e i t wegen sind sie besonders für wiederholten Gebrauch
geeignet, wodurch sie sich trotz ihres etwas höheren Ankaufspreises
gegenüber den gewöhnlichen Kautschuk-Präservativs älterer Herstel­
lungsart (den sogen. Roulés) im Gebrauch doch so ausserordentlich
billig stellen, dass ihrer Verwendung auch durch Minderbemittelte die
Kosten nicht im Wege stehen dürften. —
Ausser diesen sogenannten „ N a h t l o s e n “ gibt es dann noch
die nach dem älteren Verfahren zuerst nur in Paris, jetzt auch bei
uns aus z u s a m m e n g e f ü g t e n u n d d ü n n a u s g e b l a s e n e n
Patentgummiplatten hergestellten Kautschuk - Präservativs „m i t
Naht“ (unter Naht ist die Fugstelle zu verstehen!), welche, meist teller­
förmig aufgerollt, unter dem Namen
Roulés
Gerolltes KautschukPräservativ.
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in verschiedenen Qualitäten und Preislagen
teils naturfarbig, teils rot oder orange gefärbt,
in den Handel kommen und ebenfalls als
zweckdienlich zu bezeichnen sind. Werden
diese Roulés länglich zusammengedrückt, ein­
zeln in weisses oder buntes Papier einge-
17
wickelt, so bezeichnet man sie der Aehnlichkeit der Form wegen mit
dem Namen
Cigarettes;
diese sind jedoch weniger zu empfehlen, da sie durch das feste Zu­
sammenpressen bei längerem Lagern an den Knickstellen leicht
brüchig werden oder so fest zusammenkleben, dass sie nur mit Mühe
oder gar nicht mehr abzurollen sind. — Diese Packung ist zu verwer­
fen und konnte sich nur zeitweise des bequemen Unterbringens in der
Westentasche etc. wegen behaupten. — Mit dem Namen
Victoria=Präservativs
bezeichnet man diejenigen Kautschuk-Präservativs, welche an ihrer
Spitze mit einem beutelförmigen Reservoir versehen sind, das zur
Aufnahme des Samens dient, welchem dadurch der Austritt aus dem
Glieae nicht erschwert ist, wie dies bei unrichtig angelegten Präservativs ohne ReM\A
servoir zuweilen Vorkommen kann. —
Sie
plllB
__ fB™
__
werden deshalb von vielen bevorzugt.
—
Ausser den langen, das ganze Glied ein- (g&JL
111 1 11 1
hüllenden Präservativs gibt es auch
die
,
Victoria=Präservativ.
J
kurzen, sogenannten
(Mit
R e s e r V oir).
Bouts américains oder Capots anglais,
welche nur die Eichel bedecken und den übrigen Teil des Gliedes
frei lassen. — Diese sind hinten am offenen Ende mit einem verstärk­
ten Rande versehen, welcher sich hinter die Eichel einlegt und das
Abgleiten während des Aktes verhüten soll. — Sie werden von ein­
zelnen Aerzten empfohlen in der Meinung, dass sie die Empfindung
weniger abschwächen als der lange Condom, was jedoch tatsächlich
n i c h t der Fall ist! — Die reizbaren Nerven münden doch in die
Eichel, ganz besonders in deren Rand aus, während der hinter derselben
liegende Teil des Gliedes, sowie die Vorhaut fast frei davon sind, sodass ihre Bedeckung durch den langen Condom eine Geiiihlsbeeinträchtigung sicher nicht bewirkt. — Dagegen aber bleibt die Gefahr
der Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten, speziell mit Syphilis und
Schanker, bei Anwendung dieser Capots die gleiche, wie wenn über­
haupt kein Ueberzug verwendet wird! — Die Konzeption kann durch
sie allerdings verhütet werden, aber nur, wenn der Schlussring so
eng und kräftig ist, dass diese Kapuze, um sie mit deutschem Namen zu
a
18
bezeichnen, auch nach dem Abschwellen des Gliedes noch an der
Eichel festsitzt; in diesem Falle aber ist durch den festschliesscnden
und das geschwellte Glied einschnürenden Schlussring die Ausstossung
des Samens sehr e r s c h w e r t , was Ueberanstrengung und allmählige
Lähmung der betreffenden Muskelpartien verursacht und somit sehr
schädlich wirkt! — Wird der Schlussring aber weit oder leicht nach­
gebend angefertigt, so gleitet die Hülle beim Abschwellen des Gliedes
zu leicht ab, und damit ist natürlich auch gegen die Konzeption keine
Sicherheit mehr geboten! — Daraus geht hervor, dass diese k u r z e n
Präservativs absolut keinen Vorteil bieten a u s s e r dem, etwas billiger
zu sein, dagegen nicht leicht zu nehmende Nachteile aufweisen, welche
sie einem einsichtsvollen und gewissenhaften Berater nicht empfeh­
lenswert erscheinen lassen. — Das Gleiche gilt für das in jüngster Zeit
unter der Bezeichnung „Anticoncepta“ überschwänglich angepriesene
und in den Handel gekommene Eichel-Präservativ.
Die Anwendung der Kautschuk-Präservativs, besonders der auf­
gerollten, ist noch einfacher als die der Fischblasen. — Man rollt sie
2—3 cm ab, setzt sie auf die von der Vorhaut entblösste Eichel mit
der Vorsicht auf, dass vorn ein 2—3 cm freier Raum zum Austritt des
Samens übersteht — (bei den V i c t o r i a s ist dies nicht nötig!) —
und rollt sie dann einfach über das steife Glied her, sodass dieses bis
zur Wurzel eingehüllt ist etc.
Sollte durch Schadhaftwerden eines Präservativs während des
Aktes infolge vorschriftswidriger oder übereilter Anwendung desselben
oder durch sonst einen widrigen Zufall doch einmal etwas Samen
in die weibliche Scheide gelangt sein, so ist die damit gegebene Mög­
lichkeit der Konzeption durch eine sofort vorgenommene Spülung mit
Sitron-Lösung (siehe letzte Seite Anmerkung!) am besten mittels der
neuen amerikanischen Spüispritze „Lady’s Friend“ zu beseitigen.
Vorsichtige Ehegatten halten sich diese Lösung nebst Spritze für alle
Fälle in steter Bereitschaft!
Die Hauptgefahr, das Einschleudern des Samens direkt in die Ge­
bärmutter, ist bei der Anwendung eines Präservativs ausgeschlossen,
es müsste denn gerade die Spitze desselben vollständig zerreissen,
was aber bei ordnungsmässigem Gebrauch guter Qualitäten kaum
vorkommt.
Eine durch denselben Umstand etwa zu befürchtende Ansteckungs­
gefahr könnte durch sofortige Einträufelung der genannten Lösung in
die Harnröhre und gründliche Waschung mit derselben ebenfalls abge­
wendet werden.
19
Ausser den vorgenannten Präservativs kommen für Männer, je­
doch nur als Verhütungsmittel gegen Ansteckung, nicht gegen Bcschwängerung des Weibes, noch folgende Mittel in Betracht:
Dr. ß okusewski’s Tropfapparat „Samariter“,
ein kleiner mit 2%iger Silber- oder 20%iger Protargol-Glyzerin-Lösung
gefüllter, bequem in der Westentasche zu tragender Apparat, mittels
dessen zur Verhütung des T r i p p e r s Einträufelungen
einer dieser genannten, auch von Professor Neisser
warm empfohlenen Lösungen unmittelbar nach jedem
Beischlaf gemacht werden. — Ausserdem ist demsel­
ben noch eine kleine Tube antiseptischer WachsCreme beigegeben zum Einreiben des Gliedes vor
dem Beischlaf zur Vermeidung der Ansteckung mit
„Syphilis“.
Ein anderer, dem „Samariter“ ganz ähnlicher
Tropfapparat mit gleicher Füllung wie jener ist der
„Samariter".
Phallokos.
Neben diesen Tropf-Apparaten, durch welche nur die G o n o r ­
r h o e (Tripper) verhütet wird, kommen noch die „antiseptischen
Wachs-Creame“ gegen s y p h i l i t i s c h e
Ansteckung in betracht
und zwar hauptsächlich das in Zinntuben enthaltene
Anticontagion
nach Dr. Kamp, ferner das die beiden Mittel kombinierende
Viro,
das in handlichen kleinen Pappkartons sechs kleine Tuben mit Protargol-Gelatine gegen Gonorrhoe und eine grössere Tube mit antisyphilitischer Wachs-Cream enthält und für sechsmaligen Gebrauch
berechnet ist; schliesslich noch das
Ungrol,
ein in Zinntuben verabreichtes Präparat — (enthaltend das dem Subli­
mat an Wirksamkeit noch überlegene Sublamin) - welches ebenso­
wohl zur Einträufelung in die Harnröhre gegen Tripper, wie auch zur
Einreibung des Gliedes gegen Syphilis verwendet wird.
Alle diese i ropfapparate etc., deren Konstruktion und Anwendung
hauptsächlich dem Dr. Blokusewski zu danken ist, sind für diejenigen
3*
20
Männer bestimmt, die sich zur Benutzung der allerdings grössere
Sicherheit bietenden Präservativs nicht bequemen wollen.
Es ist dabei aber nicht zu vergessen, dass die Einträufelung a l l e i n
nur gegen Tripper schützt, aber nicht zugleich auch gegen Syphilis
und dass gegen letztere neben der dem Aktus stets unmittelbar nach­
folgenden Einträufelung in die Harnröhre noch die sorgfältige Einrei­
bung des Gliedes mit einer der genannten antisyphilitischen WachsCreame v o r a n z u g e h e n hat! — Eine niemals zu versäumende
gründliche Waschung mit Seife möglichst sofort nach dem Akt braucht
als selbstverständlich wohl nicht speziell empfohlen zu werden und
wird durch Anwendung der vorgenannten Vorsichtsmassregeln auch
keineswegs entbehrlich.
Anmerkung. D e r T r i p p e r (Gonorrhoe), gewöhnlich als eitriger Aus­
fluss aus der Harnröhre auftretend, ist nach neueren Erfahrungen und For­
schungen nicht weniger gefährlich als die S y p h i l i s und kann, namentlich
wenn er vernachlässigt, durch Kurpfuscher falsch behandelt oder nicht richtig
ausgeheilt wird, oft die schlimmsten, manchmal erst nach Jahren sich zeigenden
Folgen haben, — Man kann sich mit Tripper bei jeder weiblichen Person an­
stecken, die jemals daran gelitten hat, sogar wenn sie keinen Ausfluss mehr
hat und sich selbst wieder für völlig gesund hält, wie auch eine gesunde
Frau von einem früher schon mit Tripper behaftet gewesenen, schlecht aus­
geheilten Manne angesteckt werden kann.
Die Ansteckung mit S y p h i l i s (die im Gegensatz zum gewöhnlichen unge­
fährlicheren meist nur l o k a l auftretenden w e i ch e n S c h a n k e r auch h a r t e r
S c h a n k e r genannt wird) kann durch die kleinsten, meist kaum wahrnehm­
baren Ritzen der Schleimhaut, durch welche das ansteckende Gift eindringt
und so in das Blut gelangt, erfolgen. — Hierbei ist zu bemerken, dass
s y p h i l i t i s c h e Ansteckung nicht allein durch Beischlaf übertragen wird,
sondern auch durch Berührung mit anderen von der Epidermis befreiten
Körperteilen z. B. mit den Lippen, durch Kuss etc. Der bekannte und verdiente
Dermatologe Professor N e i s s e r schreibt in Nr. 69 der deutschen „Medizinal-Zeitung“ vom Jahre 1895: „Zur Verhütung der Ansteckung mit Sy p h i l i s
und weichem Schanker ist die Einfettung des Gliedes vor dem Aktus mit
einer antiseptischen Salbe (siehe die vorgenannten Wachs-Creame) zweifellos
nützlich, besonders in Verbindung mit darauffolgender Waschung mit des­
infizierenden Flüssigkeiten. (l°/oo Sublimatlösung, oder auch Sitron - Losung,
siehe letzte Seite Anmerkung). Gegen T r i p p e r aber kommt (ausser den
vorbeschriebenen, besseren Schutz gewährenden Präservativs) nur die E i n ­
t r ä u f e l u n g einer desinfizierenden Flüssigkeit (speziell Lösungen der Silber­
salze, Protargol etc.) in die H a r n r ö h r e möglichst s o f o r t nach dem Bei­
schlaf in Betracht.“
Das E i n t r ä u f e l u n g s v e r f a h r e n hat Kreis-Physikus Dr. B l o k u s e w s k i
seit 1890 zur Verhütung der Uebertragung des Trippers auf die männliche
Harnröhre eingeführt uud über seine günstigen Resultate 1895 berichtet, wobei
er besonders die Empfindungslosigkeit dieses Teils der Schleimhaut, sogar
21
gegen 3°/ 0 ige Silber-Lösung nach seinen Versuchen an zirka 50 Männern der
Lassarschen Klinik hervorhebt. (Band 12 der dermatologischen Zeitschrift von
Profess. Lassar.) — Dieses Verfahren, zu welchem der oben erwähnte
Blokusewski\sche mit 2%iger Silberlösung oder 20%iger Protargol-Lösung
gefüllte Tropfapparat „Samariter“ oder einer von den ändern beschriebenen
Apparaten gebraucht werden kann, hat Professor N e i s s e r , Direktor der
Mediz. Universitätsklinik für Syphilis in Breslau, bereits 1895 aufgrund seiner
umfangreichen praktischen Erfahrungen in einem ausführlichen Artikel als
im h ö c h s t e n M a s s e b r a u c h b a r , i n k e i n e r W e i s e belästigend oder
schmerzhaft und als völlig unschädlich w a r m e m p f o h l e n .
Wie vorstehend bemerkt, soll die einfache Einfettung' des Gliedes
mit einer antiseptischen Salbe gegen Syphilis schon eine gewisse
Sicherheit gewähren, welche jedoch durch Anwendung des A n t i contagions
oder einer der anderen vorerwähnten besonders
präparierten
festhaftenden
antisyphilitischen
WachsC r e a m e zweifellos noch wesentlich erhöht wird. — Allerdings
kann die gleiche Sicherheit wie bei Anwendung von P r ä s e r v a t i v s
auch damit nicht erreicht werden.
Memorandum!
Jeder Mann sollte sich stets die Gefahr vergegenwärtigen, der er
sich aussetzt, wenn er sich dem ausserehelichen Geschlechtsverkehr
hingibt und zwar nicht allein mit Prostituierten, sondern auch mit än­
dern gleichzeitig mit mehreren Männern verkehrenden Mädchen wie
Arbeiterinnen, Kellnerinnen, Ladenmädchen und anderen schlecht be­
zahlten Personen, die oft nur aus Not sich für Geld jedem preisgeben,
bei denen aber keine Gefahr zu laufen viele Männer der irrigen Mei­
nung sind! Schon unzählige unvorsichtige Männer haben sich da
Krankheiten geholt und sie wieder in Familien, manchmal oft noch
nach Jahren in die eigene Ehe verpflanzt, denn es ist wissenschaftlich
erwiesen, dass sowohl Gonorrhoe wie Syphilis geheilt erscheinen kann,
im Organismus aber gewissermassen im latenten Zustand verharrt,
um zur grössten Ueberraschung und Bestürzung des Unglücklichen,
der sich vollständig davon befreit glaubte, manchmal erst nach Jahren
bei irgend einem Exzess oder sonstiger Gelegenheit aufs neue zum Aus­
bruch zu gelangen, nachdem sie schon auf die Frau oder von dieser
wieder auf die Kinder übertragen ist, bei denen sie dann häufig in
Form von Skropheln, Hautkrankheiten etc. etc. zum Vorschein kommt.
Es werde sich also jeder Mann der Verantwortung, die er seiner
künftigen Familie gegenüber trägt, bewusst und mache sich, wenn er
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22
nicht die Kraft besitzt, seine Leidenschaft zu zügeln und dem aussereheliclien Geschlechtsverkehr zu entsagen, wenigstens zur feststehen­
den unabänderlichen Regel, beim sexuellen Verkehr mit Damen, die
ihm nicht ganz unzweifelhaft (event. durch ärztliches A t t e s t ) als ge­
sund bekannt sind, sich stets eines Schutzmittels (am sichersten eines
Präservativs) zu bedienen! — Kr ist es sich selbst, seiner event. künf­
tigen Familie und seinen Mitmenschen überhaupt schuldig!
B.
Die Physiologie der Zeugung.
Zum besseren Verständnis der Anwendung der zu besprechenden
Vorbeugemittel gegen Konzeption ist die Kenntnis des Baues des weib­
lichen Genital-Apparates und der hauptsächlichsten für uns in Betracht
kommenden Vorgänge bei der Zeugung eine Vorbedingung, die vielen
jungen Ehegatten leider oft gänzlich abgeht.
Die weibliche Scheide ist ein mit weichen, faltenförmig liegenden,
sehr blutreichen Schleim­
häuten ausgekleideter Ka­
nal
von
8—10
cm
Länge, der etwas ge­
krümmt, in gewöhnlichem
Zustand schlaff und leicht
geschlossen zur Gebär­
mutter emporsteigt und
mit seinem hinteren Teil,
dem sogen. Scheidengrund
oder
Scheidengewölbe,
den Gebärmutterhals umschliesst.
Seitlicher Durchschnitt durch ein weibliches Bechen.
Seh«E- Scheideu-Eingang. — Sch Scheidenkanal
v. Sch-G Vorderes Scheiden-Gevvölbe.
h. Sch=G—Hinteres Scheiden-Gewölbe.
jVl-m ^Muttermund. — G Gebärmutter. — M—Mastdarm.
H -Harnblase. — S Symphyse.
Die Gebärmutter ist
ein äusserst dehnungsfä­
higes muskulöses, mit ei­
ner inneren Höhlung ver­
sehenes Gebilde, in geForrn einer grossen läng-
wohnlichem Zustand von der Grösse und
liehen Birne, deren oberer breiter oder dicker, der Bauchhöhle zuge­
kehrter Teil im Becken eingelagert ist und mit den zu beiden Seiten
24
des Beckens liegenden Eierstöcken (Ovarien) durch die Eileiter oder
Muttertrompeten (schlauchartige, auf beiden Seiten der Gebärmutter
in deren Höhlung einmündende Kanäle) direkt verbunden ist, während
der verjüngt auslaufcnde untere Teil derselben, üebärmutterhals ge­
nannt, mit der Scheide verwachsen ist und etwa 2—3 cm in das
Scheidengewölbe hineinragt. Der (iebärniutterlials hat an dem abge­
rundeten Ende den lippenförmigen,
für gewöhnlich geschlossenen
Muttermund, durch
welchen die Höhlung
der
Gebärmutter und die in
diese einmündenden Eileiter mit der Scheide in Verbindung stehen.
NB. Der obere dicke
Teil
der
Gebärmutter
wird von der tastenden
Hand durch die Bauch­
decke hindurch (wenn
diese nicht mit zu starkem
Fettpolster versehen ist)
in der Gegend zwischen
dem Nabel und dem
Schambein leicht gefun­
den und als harter Körper
gefühlt, während beim
Eingehen mit dem einge­
1. Fransen der Muttertrompeten ( Tuben). 2. Eierstöcke. 3. u
5. Eileiter. 4. Gebärmutter. 6. Muttermund. 7. Gebärmutter
fetteten Zeige- und Mittel­
hals. 8. Scheidenkanai (aufgeschnitten).
finger in die Scheide der
Gebärmutterhals mit dem Muttermund hoch oben im Scheidengewölbe leicht
gefunden wird.
Von den Eierstöcken (Ovarien) lösen
sich alle 28 Tage (4 Wochen) ein oder meh­
rere reife Eichen von der Grösse eines klei­
nen Hirsekornes, werden von den gefransten
Tuben-Enden, die sich zu diesem Zwecke
an den Eierstock anlegen (siehe obige Abbil­
dung) aufgenommen und wandern durch die
Menschliches Ei (stark vergr.)
a Dichte Aus9enhaut
Eileiter in die Gebärmutter, deren Schleim­
b Eiweisskörper,
c Kern mit Keimkörperchen.
haut durch eine allmälige, starke Blutanfiillung
gelockert, zur Aufnahme und Festhaltung des Eichens sich vorbe­
reitet hat. Die Anheftung des Eichens an die Gebärmutterschleimhaut
und damit das beginnende Wachstum und die Entwicklung zu einem
neuen Individuum findet jedoch nur dann statt, wenn dasselbe auf sei-
25
neni Wege in die Gebärmutter oder in dieser selbst auf lebende männ­
liche
Samenfäden
gestossen
ist
und
be­
fruchtet wurde. Hat dies nicht stattgefun­
den, so stirbt das Ei ab, die blutgefüllten
Gebärmutterschleimhäute
entleeren
ihr
Blut nebst dem unbefruchteten Ei nach
aussen und damit tritt der als Menstrua­
tion, Periode, Kegel oder monatliche Rei­
nigung bezeichnete bekannte Vorgang ein.
Der männliche Samen (Sperma) ist
eine weissliche, dickschleimige Flüssigkeit
Einlagerung des befruchteten
Eies E in die Gebärmutter­
von eigentümlich charakteristischem Ge­
schleimhaut W.-G-Uterushöhle.
Scn-Scheide.
ruch und alkalischer Reaktion, wird von
den Hoden bereitet und abgesondert und steigt von da in die Satnenbläschen, wo er bis zu seiner Entleerung aufgespeichert bleibt.
Er enthält die sogenannten Samenfäden oder
Sperinatozoen (von manchen fälschlich auch
Samentierchen genannt), kleine, nur bei sehr
starker Vergrösserung durch das Mikroskop
wahrnehmbare einzellige Gebilde mit einem
dickeren, rundlichen Kopfende und fein auslau­
fendem
fadenförmigem
Schwanzende,
welche
Menschliche Samenzellen
sich in ständiger lebhafter Flimmerbewegung
oder Samenfäden
(Spermatozoen)
befinden. Von diesen Spermatozoen oder Sa­
in schlängelnder Fortbe­
wegung. Vielfach vergrössert a Ansicht des
Kopfendes von oben ge­
sehen. b seit iche An­
sicht des Kopfendes.
menfäden, deren in einem einzigen Tropfen zeu­
gungsfähigen Spermas*) Tausende sich herum­
tummeln, dringt nur ein einziges in das
weibliche Eichen ein, indem es dessen äussere Hiille durchbohrt und
mit dem Zellkern desselben verschmilzt. — Diese Samenfäden sind
somit das eigentliche Agens, durch welches das weibliche Ei befruch­
tet und innerhalb der Gebärmutter zum Wachstum und zur Ausbildung
zu einem neuen Individuum angeregt und befähigt wird.
*) NB. Gewisse Hodenerkrankungen können nämlich Sperma entstehen lassen, welches
keine
Samenfäden enthält, worauf die Zeugungs=IJnfähigkeit mancher Männer beruht bei
u n g e m i n d e r t e r B e g a t t u n g s f ä h i g k e i t derselben; die Kinderlosigkeit mancher Ehe ver.
schuldet daher durchar« nicht immer nur die Frau!
■f
26
Trotz ihrer Kleinheit und Zartheit besitzen
die Samenfäden eine ausserordentliche Lebens­
kraft und haben sich, wie in einzelnen Fällen
nachgewiesen werden konnte, innerhalb der
weiblichen Geschlechtsorgane noch 14 Tage
nach dem Beischlaf befruchtungsfähig erhalten.
Infolge ihrer grossen Beweglichkeit und der
Eigenart ihrer Vorwärtsbewegung bleiben sie,
einmal in die Scheide gelangt, nicht auf einem Eindringen der Samenzelle
in ein weibliches Ei­
Punkte haften, sondern bewegen sich stets vor­
sehr stark vergrössert.
wärts, der Gebärmutter zu, welcher Umstand
den Eintritt derselben in die Gebärmutter auch noch eine gewisse Zeit
nach dem Beischlaf ermöglicht, wenn nicht durch geeignete Mittel ihre
Bewegungsfähigkeit aufgehoben resp. durch besondere Vorrichtungen
ihr Eindringen in die Gebärmutter verhindert wird. Es ist sogar nicht
ausgeschlossen, dass Spermatozoen mit besonders starker Bewegungs­
kraft, wenn sie auch nur an den ä u s s e r e n Genitalien der Frau ab­
gesetzt wurden, noch ihren Weg in die Scheide und Gebärmutter fin­
den, woraus erhellt, welch’ grosse Vorsicht und Sorgfalt seitens der
Frau auch auf die Reinigung der äusseren Teile mit antikonzeptionellen
Mitteln nach stattgehabtem Beischlaf zu verwenden ist.
Bei dem ordnungsmässig vollzogenen Begattungsakt (Beischlaf
oder Coitus) wird der männliche Same durch den infolge der Friktion
während des Aktes verursachten heftigen Nervenreiz durch die männ­
liche Harnröhre in die weibliche Scheide entleert resp. mit Gewalt
ausgestossen oder ausgeschleudert.
Nach wissenschaftlicher Annahme öffnet sich
nun
während
des
Begattungsaktes
auch
der
Gebärmuttermund
und
führt
saugende
oder
schnappende
Bewegungen
aus,
wobei
das
Sperma gewisse rmassen ein gesogen oder auch
in den geöffneten Muttermund direkt ein ge­
schleudert werden kann.
Die in die Gebärmutter gelangten Samenfäden (Spermatozoen)
sind nun sicher geborgen, halten sich dort eine Zeit lang lebensfähig
und können, wenn sie ein reifes Eichen in der Gebärmutter vorfinden,
dasselbe dort befruchten oder auch weiter in die Eileiter dem ankommeuden reifen Ei entgegenwandern und sich auf dem Wege zur Gebär­
mutter mit ihm vereinigen, womit dann, wie oben gezeigt, die Z e u ­
g u n g p e r f e k t g e w o r d e n ist.
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27
C.
Der Wert der allgemein gebrauchten Volkshilfsmittel.
Vergegenwärtigen wir uns das vorher Gesagte nochmals genau,
so geht daraus klar hervor, dass, wenn beim Vollzug des Begattungsaktes eine Zeugung nicht beabsichtigt ist, sondern der Akt lediglich
eine gegenseitig hingebende Liebesbetätigung der beiden Gatten sein
und ohne Folgen bleiben soll, der E i n t r i t t d e s m ä n n l i c h e n
Samens in die Gebärmutter jederzeit auf wirk­
same
Weise
verhindert
werden
muss,
sei
es
durch A n w endung mechanischer oder chemi­
scher Mittel oder beider zusammen, da er, erst
einmal dahin gelangt, nicht mehr so leicht und
einfach
an
seiner
Mission
gehindert
werden
k a n n.
Das wohl am häufigsten angewendete Verfahren, die Empfängnis
zu verhüten, ist der C o i t u s
i n t e r r u p t u s , der unterbrochene
Beischlaf, der darin besteht, dass der Mann kurz vor der
Ausstossung des Samens sein Glied zurückzieht und die Samenergiessung
gegen
den
Bauch
oder
zwischen
den
Schenkeln
des Weibes stattfinden lässt. Diese Methode ist erstens nicht
sicher, denn es gelangt oft etwas von dem Samen bei nicht ganz
rechtzeitiger Ausführung der Prozedur und bei sonstiger Unvorsichtig­
keit in den Scheideneingang und verursacht die Befruchtung. Zweitens
wird durch fortgesetzte Anwendung dieses Verfahrens d a s N e r v e 11 s y s t e 111 b e i d e r G a t t e n , ganz besonders aber dasjenige des
Mannes, gründlich ruiniert (die häufige Anwendung dieses Verfahrens
trägt mit die Hauptschuld daran, dass die Zahl der Neurastheniker,
der nervösen Männer und Frauen täglich zunimmt!); a u c h
ge­
währt
dieses
Verfahren
weder
dem
Manne
noch
der
Frau
volle
Befriedigung
und
Be­
ruhigung
des
Nervensystems,
was der ordnungsmässig
vollzogene
Beischlaf
für
beide
Gatten
stets
im
Gefolge hat; cs hinterlässt im Gegenteil ein G e f ü h l
der
Unlust,
des
Unbefriedigtseins,
der
Widerwär­
tigkeit und des Widerwillens bei beiden Tei4*
28
len,
das
schliesslich
sogar
zu
gegenseitiger
Abneigung und Hass führt; es kann daher vor die­
sem schädlichen und zugleich uns* cheren V e r f a
ren nicht eindringlich genug gewarnt werden.
Ebenso von hässlichen Folgen begleitet, ekelhaft und verwerflich sind
andere Prozeduren, wie die Einführung des männlichen Gliedes in
After, Mund und an andere Stellen des weiblichen Körpers, woraus
ausserdem der Frau eine sexuelle Befriedigung nicht erwächst.
Viele Frauen halten eine e i n f a c h e
Ausspülung nur mit
W a s s e r alsbald nach dem Beischlaf für genügend, um die Kon­
zeption zu verhüten, was aber keineswegs der Fall ist! —
Kaltes Wasser, das die Spermatozoen allerdings abtötet, ver­
ursacht, von anderen Uebeln ganz
abgesehen, sehr
langwierige,
lästige Gebärmutter- und Scheiden-Katarrhe und darf daher nie ver­
wendet werden. Warmes, reines Wasser aber ohne Zusatz eines anti­
konzeptionellen Mittels tötet die Samenfäden nicht ab. Es können also
auch nach den gewöhnlichen W a s s e r - S p ü 1 u n g e n , nament­
lich w e n n d i e s e m i t ä l t e r e n u n z u l ä n g l i c h e n S p ü l a p p ar at e n vorgenommen wurden, Sa m c n f ä d
die, in Schleimhautfalten
der Scheide verbor­
gen, vom Wasser nicht mit a u s g e s p li 11 wurden
Z u r ü c k b l e i b e n
und
nachträglich
noch
ihren
W e g
i n
d i e
G e b ä r m u t t e r
f i n d e n .
Ausserdem aber geht aus dem früher (Seite 26) Gesagten klar her­
vor, dass schon während des Aktes Samen in die Gebärmutter gelangt
sein kann, und d a n n
nützt
selbstverständlich
die
nachträgliche
ScheidenSpülung
auch
nichts
m e h r ! Daher die häufigen Misserfolge auch bei diesem Verfahren! —
In einigen dieses Thema behandelnden Schriften wird den Ehe­
gatten der Rat erteilt, den Beischlaf auf der S e i t e l i e g e n d aus­
zuführen, wobei das männliche Glied nicht bis zum Muttermund reiche
und eine Befruchtung nicht Vorkommen könne. Selbst der Leicht­
gläubigste, an eigenes Denken nicht Gewöhnte, wird, wenn er sich
d u r c h a u f m e r k s a m e s Lesen des auf Seite 26 über den Vor­
gang bei der Zeugung Gesagten einigermassen orientiert hat, zur Ein­
sicht gelangen, dass dieses Verfahren, abgesehen davon, dass die seit­
liche Lage für beide Gatten e i n e s e h r u n b e q u e m e , e r m ü d e n d e u n d a n s t r e n g e n d e ist, sehr geringe Aussicht auf
Erfolg lässt; jedenfalls sind die Vertrauensseligen, die auf so leicht-
29
fertig erteilten Rat bauen, nur zu bedauern. — Die gebräuchlichen
Volkshilfmittel führen also, wie gezeigt wurde, n i c h t zum Ziel! —
Wenn auch die Aerzte im allgemeinen der Sache noch ziemlich
gleichgültig und zurückhaltend, teilweise sogar feindlich gegenüber­
stehen, so haben doch auch wieder einzelne, besonders Frauenärzte,
denen das viele Elend, das sie zu sehen oder zu behandeln Gelegenheit
hatten, zu Herzen ging, nicht Anstoss daran genommen, selbst ihre
Wissenschaft in den Dienst der guten Sache zu stellen, und sind teil­
weise mit eigenen Erfindungen hervorgetreten.
Nun z e i g t e s s i c h a h e r , d a s s b e i j e d e m n e u a u f k ommenden antikonzeptionellen Mittel o d e r
Apparat der Erfinder oder Fabrikant desselben
es für seine Pflicht hält, alle anderen bekann­
ten und gebrauchten Mittel als völlig wertlos,
gänzlich u n g e n ii g e n d u n d zwecklos h i n z
len, ja oft sogar a 1 s d i r e k t der (ies u n d h e
schädlich zu verrufen und das Publikum in
den verausgabten Prospekten etc. vor dem Ge­
brauch derselben z u w amen, um da f ii r sei n
eigenes
Mittel
als
das
einzig
richtige
und
allein zum Ziel führende im heilsten Licht
erscheinen
empfehlen.
zu
lassen
und
dem
Publikum
zu
Für den Kundigen ist es ja kein Geheimnis, dass diese einseitigen
Lobeserhebungen der e i g e n e n und die Herabsetzung und Verwer­
fung a n d e r e r Erfindungen resp. Fabrikate lediglich auf dem erklär­
lichen und vielleicht auch entschuldbaren Bestreben beruhen, s i c h
den Markt für das eigene Fabrikat zu gewin­
n e n ; das Publikum aber steht diesen verschiedenen, teilweise sogar
von Aerzten abgegebenen, sich oft widersprechenden und abfälligen
Urteilen meist ratlos gegenüber und weiss nicht, wem es glauben soll.
Da nun der zuständige und natürliche Berater in diesen intimen
Angelegenheiten, der H a u s a r z t ,
erfahrungsgemäss leider sehr
häufig versagt, indem er zur Anwendung antikonzeptioneller Mittel ent­
weder überhaupt eine direkt ablehnende Haltung einnimmt und den
armen hilfesuchenden Gatten wie schon seinerzeit M a i t h u s den bil­
ligen Rat gibt, e n t h a l t s a m z u s e i n , oder, ohne grosses Interesse
an dieser für viele Familien doch so wichtigen Frage zu nehmen, sich
überhaupt zweifelnd über die Wirksamkeit a l l e r dieser Mittel aus­
spricht und, um keine Verantwortung zu übernehmen, mit Achsel-
30
zucken darüber hinweggeht, cs den Beteiligten überlassend, zu tun,
was sie fiir gut finden, oder aber nur das e i n e oder a n d e r e ihm
vielleicht zufällig, meist aber wohl durch Vermittelung des Erfinders
oder Fabrikanten oder eines sonstigen Interessenten bekannt gewor­
dene Mittel als a l l e i n w i r k s a m empfiehlt, alle anderen ihm viel­
leicht nicht einmal bekannten aber v e r w i r f t , zudem auch sehr viele
Menschen sich scheuen, s e l b s t
mit
einem
A r z t über
dieses Thema sich m ü n d l i c h zu unterhalten und von ihm
Rat zu holen, so wollen wir den hilfesuchenden Ehegatten
in dieser wichtigen Sache als Führer und u n p a r t e i i s c h e r
Ratgeber dienen, und haben nachfolgend auf Grund unserer langjäh­
rigen, reichen Erfahrung und eines eingehenden Studiums aller auf den
Markt kommenden Schutz- und Vorbeugemittel eine sorgfältige Aus­
lese getroffen, die empfehlenswerten oder doch brauchbaren Mit­
tel etc. zusammengestellt und mit den entsprechenden Erläuterungen
versehen, sodass leicht ein für die gegebenen Verhältnisse passendes
oder den persönlichen Anforderungen und Neigungen entsprechendes
Mittel ausgewählt werden kann.
Dabei soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass a u c h d i e s e Mit­
tel eine Sicherheit n u r d a n n gewähren können, wenn sie g e n a u
n a c h V o r s c h r i f t m i t g r ö s s t e r S o r g f a l t und j e d e s ­
m a l zur Anwendung gelangen*
Wo Misserfolge Vorkommen, sind sie fast ausnahmslos auf L ä s ­
sigkeit
und
L e i c h t s i n n der Beteiligten zurückzuführen,
manchmal allerdings auch, bei a b n o r m e m B a u d e s w e i b ­
lichen
Geschlechtsapparates,
darauf, dass n i c h t
d a s r i c h t i g e M i t t e l für den betreffenden Fall gewählt wurde.
Jedenfalls aber mache man sich zum strengsten Prinzip, wenn
eine Zeugung nicht gewünscht wird, nie eine geschlechtliche Vereini­
gung ohne vorausgegangene sorgfältige Vorbereitung, sei es seitens
des einen oder des ändern der beiden Gatten, vorzunehmen.
Darum sei hier der Mann nochmals auf die im vorangegangenen
Abschnitt A aufgeführten Schutzmittel hingewiesen, soweit sie zu­
gleich der V e r h ü t u n g d e r K o n z e p t i o n dienen.
9
31
D.
Schutzmittel zum Gebrauch für Frauen.
•
Gegen Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten gibt es für die Frau
schlechterdings kein anderes Mittel, als, falls dringender Verdacht vor­
liegt, dem Manne bis zu seiner vollständigen Heilung den Beischlaf zu
verweigern oder doch nur mit Verwendung von Präservativs zu ge­
statten und auch da noch durch sofort nachfolgende Waschungen und
Ausspülungen mit a n t i s e p t i s c h e r Lösung*) sich möglichst zu
sichern.
Viel günstiger für sie liegt dagegen die Sache mit den Schutz­
mitteln gegen Beschwängerung, deren es verschiedene zuverlässige
und, wenn richtig angewendet, auch sicher wirkende gibt.
Eines der gebräuchlichsten und auch von den Aerzten als durch­
aus unschädlich und zweckentsprechend empfohlenes Mittel ist das von
dem Frauenarzt Dr. Mensinga erfundene und von ihm bei vielen Frauen
mit bestem Erfolg zuerst angewandte
Occlusiv - Pessar
nach Dr. Mensing’a
(auch Frauenpräservativ oder
Mutterschoner ge
nannt),
Occlusiv- Pessar
halbkugelförmig.
Occlusiv-Pessar Original-Form
nach Dr. Mensinga.
ein dünnes Gummihäutchen von hutförmiger oder halbkugelförmiger
Gestalt, in dessen Rand ein weicher, elastischer Uhrfederring**)
*) Die Bereitung derselben siehe letzte Seite Anmerkung!
**) Die gewöhnlichen halbkugelförmigen Occlusiv-Pessare werden statt mit UhrfederEinlage auch mit SpiraIfeder=Einlage, sowie mit massiven oder auch mit Luft gefüllten
Gummiringen angefertigt Diese ganz unzweckmässigen und nicht zu empfehlenden Instru­
mente werden aber trotzdem von unverständigen Händlern ohne Sach- und Fachkenntnisse
fortwährend zum Kauf angeboten und empfohlen.
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32
eingelegt ist, mittels dessen es sich den inneren Scheidenwandungen
dicht anschmiegt und den (iebärinuttennund vollständig abschliesst.
Die Erfindung desselben ist für die Frauenwelt von weittragendster
Bedeutung. Da dasselbe dazu bestimmt ist, s t ä n d i g g e t r a g e n
z u w e r d e n , setzt es die Frau in den Stand, den ehelichen Um­
armungen ihres Gatten rückhaltslos und ohne Angst vor etwaigen un­
erwünschten Folgen zu jeder Zeit sich hingeben zu können, und er­
möglicht es ihr, vor nicht gewolltem Familienzuwachs sich selbst zu
schützen ohne Zutun ihres Gatten; das eingelegte Pessar wirkt für
beide Gatten in keiner Weise störend, wird überhaupt nicht wahrgenommen oder empfunden.
Es erfüllt seinen Zweck jedoch nur sicher:
1. bei normalem Bau des weiblichen Geschlechts-Apparates,
2. wenn es in passender Grösse gewählt, richtig eingelegt und
3. in der richtigen Lage erhalten wird.
Es ist daher den Damen, welche ein Occlusiv-Pessar anwenden
wollen, die Zuziehung eines erfahrenen Arztes zu empfehlen, der fest­
stellt, ob in dem gegebenen Fall überhaupt die Anwendung eines
Occlusiv-Pessars, bezw. w e l c h e s von den verschiedenen, ange­
zeigt und w e l c h e G r ö s s e zu wählen ist, und der Frau die nötigen
Handgriffe zeigt, wie sie sich für die Folge das Pessar selbst einlegen
kann, was übrigens, wenn man die Anleitung dazu erst einmal erhalten
hat, eine höchst einfache Manipulation ist.
Da jedoch viele Frauen sich zur Hinzuziehung einer zweiten Per­
son nicht entschliessen können, möge hier eine kurze, leicht verständ­
liche Anleitung folgen, an Hand deren das Selbsteinlegen nicht allzu­
schwer zu erlernen ist.
Anleitung zur Einlegung der Occlusiv=Pessare.
Zunächst ist es erforderlich, dass die Frau durch Selbstuntersuchung
und Abtastung der Scheide sich von Bau und Tiefe derselben, sowie der
Lage der einzelnen Teile eine genaue Vorstellung verschafft, und es empfiehlt
sich, w ä h r e n d d e s L e s e n s dieser Anweisung unter B e t r a c h t u n g d e
A b b i l d u n g auf Seite 33 die S e 1 b s t u n t e r s u c h u n g zur genauen Orientierung
wie folgt vorzunehiiien:
Sie nimmt ohne Korsett bei ausgespreizten Knieen eine hockende
Stellung ein bei möglichst angehaltenem Atem, geht mit dem benetzten
oder eingeseiften Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand in die
Scheide hinein und tastet die Wände derselben ab. Wenn die Finger an
der vorderen oder oberen*) (also nach dem Nabel zugcricliteten) Wand
entlanggleiten, werden sie gleich hinter dem Scheideneingang einen
winkelförmigen harten Teil fühlen; das ist das Schambein oder der
Schambeinbogen (Symphyse). — ( G e g e n
dieses muss sich
dann
beim
späterenEinlegen des Pessars
die eine d. h. die
vordere auch als
o b e re. b e z e i c h
Seite des Feder­
rands jedes g e w ö h n 1 i c h e n0 c
clusiv-Pessars
stützen, od. rich­
tiger:
der obere
oder vordere Rand
des Pessars muss
hinter d i ese n
Schambeinbogen
hinaufgeschoben
w erden, um sich
a u f i h n z u s t ü t z e n).
— Die an der vorderen
Seitlicher Durchschnitt durch ein weibliches Becken.
Sch-K=Sclieiden-Eingang. — Hch.=Scheidenkanal
Wand nun weiter entlang
v. Sch-G=r: Vorderes Scheiden-Gewölbe.
gehenden Finger stossen,
h. Sch-G = Hinteres Scheiden-Gewölbc.
Mm = Mutterm u n d.— G rr Gebärmutter.— M = M astdarm. wenn sie bis zur Finger­
H=:Harnblase. — S = Symphyse.
wurzel eingeführt sind,
auf einen harten Vorsprung, der sich anfühlt und so gebaut ist, wie
derjenige Teil einer länglichen Birne, an welchem der Stiel sitzt. —
Dieser bimförmige Vorsprung ist der in die Scheide hineinragende
untere Teil der Gebärmutter (Gebärmutterhals genannt). — Da der
Vergleich mit der Birne zutreffend ist, behalten wir ihn bei. — Denkt
man sich nun den Stiel der Birne und das Kerngehäuse schön sauber
herausgenommen, so hat man ungefähr ein Bild von der Innenhöhle
der Gebärmutter und deren Ausmündung in die Scheide. — Da, wo
bei der Birne das Kerngehäuse liegt, ist die Gebärmutterhöhle, und da.
*) NH, Vordere Scheidenwand ist gleichbedeutend mit oberer Scheidenwand
Hintere
„
„
„
„ unterer
„
Erstere Bezeichnungen werden verständlich, wenn man sich die zu untersuchende
Frau stehend, letztere, woiin man sie sich auf dem Rücken liegend vorstellt.
34
wo der Stiel sass, ist bei der Gebärmutter der Muttermund, welchen
die Finger bei jungfräulicher Gebärmutter als Grübchen, sonst als
Spalte fühlen. — D i e s e S t e l l e a b z u s c h H e s s e n , i s t d e r
Zweck der Occlusiv-Pessare.
Haben die eingeführten Finger den besprochenen bimförmigen
Teil der Gebärmutter gefunden und kennen gelernt, so umkreise man
diesen mit den Fingerspitzen. — Man wird dann finden, dass vorne
«der oben, dem Nabel zugekehrt nur eine ziemlich geringe Ausbuch­
tung der Scheide bestellt, nach dem Kreuz zu aber eine viel tiefere,
deren Fnde die Finger gewöhnlich nicht erreichen können; dieser
Teil heisst das S c h e i d e n g e w ö l b e und zwar das kleine oder
vordere resp. das grosse oder hintere; (in letzteres kommt der untere
oder hintere Teil des Pessarringes zu liegen! — Siehe Figur Seite 35).
Hat sich die Frau nun genügend orientiert, so kann sie zur Ein­
führung des Pessares schreiten wie folgt:
Sie nimmt das in Wasser getauchte, besser noch mit neutraler
Schaumseife eingeseifte Pessar in horizontaler Richtung, die Wölbung
desselben nach oben gerichtet, zwischen den Daumen und Zeigefinger
der rechten Hand oder besser mit
beiden Händen, drückt es in der
Mitte seitlich so zusammen wie
die Abbildung zeigt und führt es
in dieser horizontalen Haltung,
nachdem sie die oben schon an­
gegebene hockende Stellung wie­
der eingenommen hat, in die vor­
her ebenfalls eingeseifte Scheide
in möglichst wagerechter Richtung
ein, indem sie, nachdem die vorMensinga-Occlusiv-Pessar zur Einführung mit ,
..
.
u .. i r i
t
r ...
beiden Händen, in der Mitte zusammengedrüekt. dere Hälfte bereits eillgefuhrt
ist, die Finger auf den noch hervorstehenden Federrand aufsetzt und
das Pessar so tief wie möglich in die Scheide hinterschiebt, wobei da­
rauf zu achten ist, dass sich der Federrand nicht auf den Gebärmutter­
hals aufsetzt, sondern unter diesem durchgehend in das hintere Schei­
dengewölbe sich einlagert; dann drückt sie mit den Fingern den vor­
deren Teil des Federrandes hoch, sodass er sich hinter das umseitig
schon erwähnte Schambein stellt und an diesem seine Stütze findet;
das Pessar erhält dadurch eine etwas schräge Lage in der Scheide, wie
aus folgender Abbildung ersichtlich.
35
W e n n d e r v o r d e r e o b e r e R a n d desselben hinter der
Symphyse festliegt, der h i n t e r e u n t e r e R a n d tief hinten in der
sackartigen Auswölbung des hinteren Seheidenteils anliegt und mir,
der Spitze des Zeige- oder Mittelfingers durch das dünne Gummihäutchen hindurch der Oebärmuttermund e t w a s o b e r h a l b d e s
M = Mastdarm.
(i = Gebärmutter (Gebärmutterhals u. Mutter­
mund
durch
die
Haube des OcclusivPessars abgesperrt).
II = Harnblase.
S z= Schambein od. Sym­
physe.
Sch rz Scheiden-Eingang
O. P. ~ Occlussiv-Pessar.
dessen hinterer Rand am
hinteren
Scheidengewölbe
anstösst, während der vordere
Rand hinter der Symphyse
liegt und durch diese seinen
Stutzpunkt findet, sodass es
bei normalen lokalen Ver­
hältnissen (wie die darge­
stellten) sicher seine richtige
Lage beibehält.
Durchschnitt durch ein weibliches Becken, die
richtige Lage eines Occlusiv-Pessars zeigend,
hei aufrechter Stellung der Frau.
h i n t e r e n F e d e r r a n d e s fühlbar ist, so liegt das Pessar richtig
und der (iebärmuttereingang ist von der Scheide durch die Gummimenihran völlig abgeschlossen (s. Abbildung), so dass das Eindringen
des männlichen Samens verhindert wird.
Der Gebärmutterhals und -Eingang ist somit, wie aus der Abbil­
dung ersichtlich, durch die Haube des Pessars, (die sich beim Gebrauch
einwärts stülpt), verdeckt und, da sich der Federring innerhalb der
Scheide ringsum an die Weichteile andrückt, g ä n z l i c h a b g e sperrt, so dass das S pe r m a w ährend des Aktes
nicht
di r ekt
i n
d i e
G eb ä rmutte r
ge l a nge n
k a nn.
Vor jedem Beischlaf hat sich die Frau mittels des eingeseiften oder
eingespeichelten Fingers stets erst von der richtigen Lage des Pessars
zu überzeugen und, falls eine Verschiebung vorgekommen sein sollte,
das Pessar in die richtige Lage zu bringen, da andernfalls der Zweck
nicht erreicht werden könnte.
•Bei normal gebauten Frauen kommt übrigens bei richtig gewähL
ter Grösse des Pessars eine Verschiebung innerhalb der Scheide selten
vor ( m e i s t n u r i n f o l g e a u s s e r g e w ö h n l i c h h e f t i g e r
körperlicher
B e w e g u n g e n e t c.). Bei Frauen mit nur
schwach hervortretender Symphyse dagegen ist eine Lage-Veränder-
36
ung des Pessars z. B. durch heftiges Husten, Niesen etc. schon leichter
möglich, und solche haben um so strenger die richtige Lage vor jedem
Begattungsakt zu kontrolieren.
Unrichtig liegt das Pessar, wenn es aus der schrägen Lage in die
horizontale (wagerechte) gerutscht ist, was sich leicht dadurch be­
merkbar macht, dass man beim Eingehen mit dem Finger in die Scheide
sofort auf den v o r d e r e n
Federrand
des
Pessars
s tö s s t , während man bei richtiger Lage den Rand oben hinter der
vorspringenden Symphyse fühlt und erst findet, wenn man-mit dem
innerhalb des Scheideneinganges nach oben gekrümmten Finger da­
nach. sucht.
Die Occlusiv-Pessare werden in den Grössen von 55, 60, 65, 70,
75, 80, 85 mm Durchmesser gefertigt. —
Für Frauen normaler mittlerer Grösse, die schon geboren haben,
ist meist 65 oder 70 mm passend. Für kleinere oder grössere Frauen
sind entsprechend kleinere oder grössere Nummern zu wählen. Um
jedoch die richtige Grösse festzustellen, bestellt man sich zum ersten­
mal lieber mehrere Pessare verschiedener Grösse, mittlere Frauen
z. B. 3 Stück von 60,65.70 mm, und beginnt mit der grössten Nummer.
Ist dieselbe eingeiiihrt und richtig gelagert, so darf die Frau beim
aufrechten Stehen nicht den geringsten Druck verspüren. Sie darf die
Anwesenheit des Pessars in der Scheide kaum fühlen. —
Spürt sie belästigenden Druck oder sonstige Unbequemlichkeit, so
ist die angewendete Nummer zu gross. Fs muss dann mit der nächst
kleineren derselbe Versuch gemacht werden und so fort, bis die rich­
tige Grösse gefunden ist. Diese kann man sich dann notieren und hat
für die Folge nur mehr diese Grössen-Nummer zu bestellen. —
Man wähle das Pessar aber auch auf keinen Fall zu klein, weil
es sonst die Scheide nicht genügend ausfüllt und sich zu leicht in der
Scheide verschiebt, seine Lage verändert und dann seinen Zweck
verfehlt.
Die Entfernung des Pessars vor Eintritt der Regel oder zwecks
Reinigung*) ist ebenfalls höchst einfach:
Die Frau nimmt dieselbe hockende Stellung ein wie beim Ein­
legen des Pessars, sucht mit dem hakenförmig gekrümmten Zeige*') KB. Absolut gesunde Frauen, die keine Gebärmuttererkrankungen haben und
nicht an Ausfluss leiden, können das Pessar eine Woche und noch länger liegen lassen,
jedenfalls aber genügt bei solchen wöchentlich 1—2malige Herausnahme und Reinigung
vollkommen. Hei mit Ausfluss behafteten Frauen dagege n ist öftere Vornahme der
Keinigung unbedingt erforderlich, unter Umstünden täglich, namentlich, wenn schon nach
1—2 tägigem Liegen das Pessar einen üblen Geruch zeigt. — Die Reinigung geschieht
am besten durch A b s e i f e n und nachfolgendes mehrstündiges Einlegen in die auf
drr letzten Seite, Anmerkung, angegebene antiseptische Sitron-Lösung.
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37
oder Mittelfinger den oberen hinter der Symphyse liegenden Rand des
Pessars zu erfassen und zieht es mit Vorsicht sanft aus der Scheide,
(Das mit einem Gunimibändchen versehene Original-Mensinga-Pessar
zieht man einfach an dem Bändchen aus der Scheide!)
Bei Einführung sowohl wie bei Entfernung ist darauf zu achten,
dass die Feder nicht abgeknickt wird. Falls dies eintreten sollte —
der Rand wird beim Zusammendrücken dann nicht mehr die Form
zeigen, wie in der Abbildung Seite 34, sondern an der Bruchstelle eine
spitze Dreieck-Form annehmen — ist das Pessar absolut uiibrauchbar und darf nicht mehr zur Verwendung kommen.
Zweckmässig ist cs, sich zwei Pessare zum abwechselnden Einlegen
zu halten. — Die Pessare sind vor dem Einlegen stets zu prüfen, ob die
Gummimembran auch noch haltbar und nicht brüchig geworden ist. Die­
selbe muss sich durch Eindrücken des Daumens (wobei aber ein langer
scharfer Fingernagel den Gummi nicht berühren darf) ziemlich aus­
dehnen lassen, ohne zu platzen oder Risse zu bekommen. —
Einführungs-Instrumente für Occlusiv-Pessare.
Zur leichteren und sicheren Selbst-Einführung des Occlusiv-Pessars wurden einige praktische Instrumente konstruiert, deren man sich
mit Vorteil bedient, und zwar von Dr. Mensinga selbst zwei, davon
eines zur Einführung seines Original-Pessars mit Gummibändchen und
ein zweites zur Einführung von Occlusiv-Pessaren ohne Band; beide
sind aus vernickelten Metallstäbchen hergestellt. — Ausser diesen
existiert noch ein drittes aus Hartgummi, welches ebenfalls sehr
zweckmässig und empfehlenswert ist. — Wir lassen alle drei in Ab­
bildungen hier folgen. —
Instrument zur Einführung der()riginal=Mensinga=Pessare mit Band.
a
a. Seitliche Ansicht des Instrumentes.
b. Instrument mit Pessar fertig zum Einfuhren.
38
Instrumente zur Einführung von Occlusiv-Pessaren o h n e Band.
Instrument aus Metall.
Instrument aus Hartgummi.
Anmerkung: Obwohl mit dem Mensinga’schen Original-Pessar der
beabsichtigte Zweck bei r i c h t i g e r Anwendung
v o l l s t ä n d i g erreicht wird, wie eine langjährige
Praxis lehrt, wurden doch von verschiedenen
Seiten, teils mit viel Geschrei, Occlusiv-Pessare
mit angeblichen Verbesserungen in den Handel
gebracht, die eigentlich als V e r b a l l h o r n i s i e r u n g e n des ursprünglichen durchaus zweck­
mässigen Mensinga’schen Instrumentes zu be­
Occlusiv-Pessar
mit Spiralfeder, massivem odei
zeichnen, daher ganz überflüssig und n i c h t z u
luftgefiilltem Gummiring
e m p f e h l e n s i n d ! — So z. B. das OcclusivPessar mit luftgefülltem oder massivem
Gummiring anstatt des geschmeidigen, nicht
fühlbaren Uhrfederstahlringes, oder das OcclusivPessar mit Spiralfeder, in dessen Rand eine
dicke Spiralfeder eingebettet liegt, sowie das
Amerikanische Occlusiv-Pessar, welches über­
haupt keine Federkraft im Rande hat und daher
Amerlkan. Occlusiv- Pessar
seinen Zweck vollständig verfehlt; die Angabe
ohne Feder-Einlage.
mancher Händler, dasselbe sauge sich vermöge
seiner Construction dem Fleische fest an, ist
purer Unsinn! — Ferner das Lätitia«Schwamm=
Pessar, dessen Erfinder das ab und zu vorkom­
mende Verschieben des Pessars in der Scheide
dadurch zu verhüten glaubte, dass er um den
Lätitia=Schwamm = Pessar.
äusseren Rand desselben einen Streifen feinen
Badeschwammes klebte, der sich aber sehr bald
wieder ablöst. — Dann das Lätitia - SeidePessar, aus doppeltem Seidenstoff hergestellt,
mit Schwamm-Zwischenlage, welche vor dem Ein­
legen des Pessars mit antikonzeptioneller Lösung
getränkt werden soll. — Nach den damit ge­
machten praktischen Erfahrungen sind auch diese
beiden Pessare n i c h t z u e m p f e h l e n ! —Ferner
Lätitla-Sclde-Pesiar.
39
das Duplex-Pessar, dessen Erfinder zwei Fliegen mit einem Schlag zu
treffen glaubte, insofern er mit seinem Pessar nicht allein den GebärmutterEingang abschliessen, sondern dadurch, dass dasselbe auch zur Aufnahme
einer antikonzeptionellen Pastille eingerichtet ist,
zugleich den in die Scheide entleerten männlichen
Samen vernichten wollte. Dies ist zwar ganz
schön gedacht, aber — so wenig auch gegen die
nur z e i t w e i l i g e u n d v o r ü b e r g e h e n d e k u r z e
Einwirkung antikonzeptioneller Chemikalien auf
die Scheiden - Schleimhaut einzuwenden ist, wie
dies z. B. bei den Ausspülungen und der Ver­
wendung der später noch zu erwähnenden
Pastillen etc. die nur zu dem jedesmaligen Akte
eingeführt werden, geschieht, so kann doch die u n u n t e r b r o c h e n e , tageu n d w o c h e n l a n g f o r t d a u e r n d e Einwirkung selbst der mildesten Chemi­
kalien wie z. B. der Borsäure, wie dies bei der Anwendung von Pessaren
mit Vorrichtung zur Aufnahme von Chemikalien der Fall ist, n i c h t a l s
u n b e d e n k l i c h e r s c h e i n e n . Es müsste denn gerade ein solches Pessar
mit Medicament vor jedem beabsichtigten Beischlaf erst eingesetzt und da­
nach wieder herausgenommen werden, womit aber die von Dr. Mensinga
gewollte Absicht: die Frau durch das s t ä n d i g e Tragen seines Pessars j e d e r z e i t zum Empfange des Gatten bereit und doch g e s c h ü t z t zu wissen,
eigentlich wieder vereitelt wird. — Ausserdem wird durch die doppelte, ziemlich
dicke Gummimembran des Duplexpessars die Empfindung beim Weibe merkbar
beeinträchtigt. — Ebenso u n p r a k t i s c h u n d u n b r a u c h b a r erwies sich das
Röhren=Pessar „Ideal“, welches von seinem Erfinder
dazu bestimmt ist, auf den Gebärmutterhals wie eine Kappe
aufgesetzt zu werden, daselbst aber, vorausgesetzt dass
man dies überhaupt richtig fertig bringt, in der Regel
nicht lange sitzen bleibt, sondern bald wieder abgleitet
und, weil es keine Federeinlage hat, zusammengedrückt
hinten im Scheidengewölbe liegt, ohne seinen Zweck zu Röhren=Pessar
erfüllen.
„ideal“.
Eine weitere gleichfalls u n p r a k t i s c h e Vorrichtung ist der Dr. Cave’s
Sicherheitsring, ein fingerdicker, durchlochter, mit Borsäure gefüllter, an
einem Metallring befestigter Gummischlauch, welcher wie ein Occlusiv-Pessar
in die Scheide eingelegt und dauernd getragen
werden soll. Erstens machen sich gegen ihn die
kurz vorher erst ausgesprochenen Bedenken we­
gen der dauernden Einwirkung von Chemikalien
auf die Schleimhautgeltend u. zweitens wirkt der­
selbe, da er keinen Boden hat, wie die OcclusivPessare, n i c h t a b s c h 1 i e s s e n d, so dass wir ihn,
trotzdem er von der Frau Dr. Fischer-Diickelmann in ihren Werken „Die Frau als Haus­
ärztin“ und „das Geschlechtsleben des Weibes“
empfohlen wird, doch n i c h t e m p f e h l e n möch­
ten. In neuester Zeit wird zwar ein mit Boden, l)r cave’s Sicherheitsring.
40
nach Art der Occlusiv-Pessare, versehener, sogenannter „verbesserter Cave's
Schutzring“ angeboten, aber die oben beim Duplex-Pessar, betreffs der
d a u e r n d e n Einwirkung der Chemikalien geäusserten Bedenken, bleiben auch
bei diesem noch bestehen.
Schliesslich nennen wir noch das WiIhelm=Pessar,
dessen Erfinder durch eine an dem oberen Rand des
Pessars angebrachte Einbuchtung den weiblichen Harn­
weg vor Druck glaubte schützen zu müssen. — Dies
könnte sich nur als nötig erweisen bei den schlechte^
unbrauchbaren Nachahmungen des Mensinga-Pessars,
die es allerdings leider so zahlreich gibt, und worüber
auch Dr. Mensinga in seiner Schrift „die facultative
Sterilität“ mit Recht klagt. Wahrscheinlich wird auch
der Erfinder des Wilhelm-Pessars nur solche verpfuschte
Waie gekannt und zur Hand gehabt haben, die ihm dann
zur Anbringung seiner vermeintlichen Verbesserung Ver­
Wilhelm-Pessar.
anlassung gab; denn bei dem e c h t e n Mensinga-Pessar
ist die Feder so w e i c h , e l a s t i s c h u n d s c h m i e g s a m , dass ein s c h ä d l i c h
wirkender Druck auf die inneren Weichteile g ä n z l i c h a u s g e s c h l o s s e n
ist und eine Einbuchtung zum Schutz der Harnröhre g a n z ü b e r f l ü s s i g
wäre. — Ausserdem wird durch diese Einbuchtung der hermetische Abschluss
des Gebärmutter-Eingangs mindestens erschwert, wenn nicht ganz illusorisch
und könnte event. nur durch übermässig starke Federeinlage, die das WilhelmPessar tatsächlich auch hat, wieder hergestellt werden, die aber dann auf
andere Teile einen zu starken und dadurch schädlich wirkenden Druck ausübt.—
Es erweist sich also auch dieses Wilhelm-Pessar als eine überflüssige
n i c h t z n e m p f e h l e n d e Erfindung. —
Wir haben die Abbildungen dieser verschiedenen minderwertigen resp.
untauglichen Occlusiv-Pessare etc. zur besseren Orientierung unserer Leser
gleich beigefügt und raten ihnen, ihr Geld dafür nicht zu verschleudern. —
Wer sich eines Occlusiv-Pessars bedienen will, hält sich am besten an das
in langjähriger Praxis bewährte Mensinga-Pessar, insoweit nicht etwa eines
der nachfolgend noch verzeichneten Occlusiv-Pessare angezeigt sein sollte,
und b e z i e h t e s n u r a u s e i n e m a l s r e e l l b e k a n n t e n G e s c h ä f t , ohne
sich durch den vielleicht etwas höheren Preis abschrecken zu lassen. —
Ausser dem Mensinga-Pessar
kommt noch in Betracht das
JVlatrisalus^Pessar.
Hand mit Matrisalus - Pessar in der
r i c h t i g e n Stellung und Haltung zum Ein­
fuhren durch eine zweite Person. Beim
Selbsteinführen hat man sich die Hand
mit ^em Pessar dem eigenen Körper
zugewendet zu denken.
a) kommt in das hintere Scheidenge­
wölbe,
b) hinter die Symphyse zu lifgen.
Da der runde Ring der MensingaPessare bei Frauen mit s c h w a c h
v o r s p r in genderSy mphys
manchmal nicht genügend Stützpunkt
fand und schon bei geringen Körner-
41
bewegungen herunterrutschte, wodurch das Pessar eine falsche, die
Erreichung des Zweckes gefährdende h o r i z o n t a l e Lage annahm,
bemühte man sich, diesem Uebelstand dadurch abzuhelfen, dass man
ein Pessar von mehr länglich-ovaler Form konstruierte und dasselbe
ausserdem mit einem vorne etwas abgeschrägten und aufgebogenen
Federrand versah. — Dieser aufgebogene Rand (b) kommt hinter die
Symphyse zu liegen (siehe Abbildung Seite 35) und verhindert das
Abgleiten, so dass das Matrisaius-Pessar auch bei Frauen mit
schwach
vor
s p r i n g e n d e r Symphyse die richtige Lage
beibehält.
Bimatrisalus-Pessar.
Der Fabrikant des Matrisalus-Pessars glaubte später, durch An­
bringung einer kleinen durchlochten Tasche auf der dem Muttermunde
zugekehrten Rückseite des Pessars, welche zur Aufnahme einer Bor­
säure-Pastille bestimmt ist, dasselbe noch zweckentsprechender ge­
staltet zu haben, und brachte es unter dem Namen BirnatrisalusPessar in den Handel; doch können
wir aus den in vorausgegangener
Anmerkung beim Duplex-Pessar an­
geführten Gründen darin eine Ver­
besserung nicht erblicken. —
Zu bemerken ist, dass bei diesen
Matrisalus-Pessaren, wenn sie ihren
Bimatrisalus-Pessar.
Zweck sicher erfüllen sollen, sowohl
bei der Grössenbestimmung wie auch beim Einlegen mit besonderer
Sorgfalt zu verfahren ist. — Einmal richtig eingepasst, sitzen sie aller­
dings auch vorzüglich. — Am leichtesten gelingt das Einführen mittels
der speziell für dieses Pessar konstruierten
welche übrigens, nebenbei bemerkt, mit gleichem Vorteil
Einlegung der Mensinga-Pessare verwendet werden kann.
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auch
zur
42
Earlet-Pessar
D. R. Pat. 99210.
Da das Mensinga-Pessar, wie auch das MatrisalusPessar, nur für Frauen mit in der Hauptsache n o r m a ­
l e m Mau des Zeugungsapparates gedacht und vorge­
sehen ist, Abnormitäten wie z. B. Q e b ä r m u 11 e r S e n k u n g oder - V o r f a l l etc. aber nicht allzu selten
Vorkommen, wurde von Dr. Earlet ein Occlusiv-Pessar
konstruiert in Form des bekannten und bei vorgenann­
ten Leiden häufig zur Anwendung gelangenden doppelt
geschweiften Pessar-Ringes nach Hodge-Braun, welches
unter dem Namen Earlet-Pessar eingeführt wurde und
bei Frauen mit erwähnten Abnormitäten an Stelle des
Mensinga- und Matrisalus-Pessars vielfach Anwendung
findet. — Doch ist die Einführung desselben ewas schwie­
riger, und es dürfte ärztliche Anleitung dazu nicht zu
umgehen sein! Besonders ist darauf zu achten, dass der schmälere
Teil nach oben hinter die Symphyse zu liegen kommt, der breitere
T eil nach unten in den hinteren Scheidenteil, so
dass der Gebärmutter­
hals von der tiefen breiten Kappe bedeckt wird. — Die übrige Behand­
lung ist die gleiche wie bei den vorigen! — Das Earlet-Pessar wird wie
die vorgenannten auch in den verschiedenen Grössen von 55—85 mm
angefertigt. —
Intra-Uterin-Pessare oder Uiersas-Pessare
sind aus Metall, Elfenbein, Hartgummi, auch aus Weichgummi herge­
stellte stiftförmige Instrumente, die bestimmt sind, in die Gebärmutter
eingelegt zu werden, um die Konzeption zu verhindern. Von den ver­
schiedenen im Handel angebotenen Instrumenten dieser Gattung ist
jedoch das e i n z i g b r a u c h b a r e das
Uterus=Schutz-Pessar „Sterilett“
D. R. G. M. Nr. 159 965,
konstruiert von D r. m ed. A h
r e n s.
Dasselbe ist ein dem anatomischen Bau der Gebärmutterhöhle ge­
nau angepasstes kleines aus dem leichten, nicht rostenden Aluminium
hergestelltes Iwstrumentchen, (in jüngster Zeit wird dasselbe zur wei­
teren Gewichtsverringerung auch hohl angefertigt), welches, in die
43
Gebärmutter eingelegt, wie Dr. Ahrens versichert,
die Befruchtung mit a b s o l u t e r
Sicher­
h e i t verhindern soll, ohne irgend welche schäd­
lichen oder unangenehmen Wirkungen auf die Trä­
gerin auszuüben. Die drei folgenden Abbildungen
zeigen das Instrument für sich, wie auch seine Ein­
lagerung in die Gebärmutter in seitlichem und
Frontaldurchschnitt.
Oie antikonzeptionelle Wirkung dieses Instru­
mentes, weiche bereits durch mehrjährige ärztliche
Erfahrung erwiesen ist, wird in folgender Weise
erklärt:
1. wird der Muttermund durch die Scheibe
des Insrumentes so bedeckt und abge­
Lernt) lt.
schlossen, dass der Eintritt des männ­
lichen Samens in die Gebärmutter wirksam verhindert wird,
2. werden die für gewöhnlich eng aneinanderliegenden inneren
Wandungen der Gebärmutterhöhle durch den hinein ragenden
Teil des Instrumentes auseinandergehalten, wodurch das An­
heften des weiblichen Eies an der Gebärmutterwand unmög­
lich gemacht werden soll.
Selbst wenn also trotz der vorgelagerten Scheibe, welche übri­
gens bei richtig eingefiihrtem Instrument dem Muttermunde fest auf­
liegen soll, Samenfäden in das Innere der Gebärmutter gelangen sollten,
so könnte infolge des unter Absatz 2 erwähnten Grundes trotzdem
keine Schwangerschaft zustande kommen.
Der Erfinder D r. A li i* e ii s hat dasselbe seit
neun Jahren bei mehreren
100 Frauen mit durchaus
befriedigendem
Resultat
in Anwendung gebracht
und bezeichnet es „als
das einfachste und zuver­
lässigste
Mittel
gegen
Konzeption“. Das Instru­
Gebärmutter mit einliegendem
ment liege fest und sicher
„Sterilett“ (Seiteil-Ansicht).
G: Gebärmutter.
im Uterus und habe bei
H.Sch.-G.: Hinteres
Scheidengewölbe.
Anwendung in geeigneten
Gebärmutter
V.Scii.-G.: Vorderes
mit einliegendem
Scheidengewölbe.
Fällen > nicht den gering­
„Sterilett“
Sch.: Scheidenkanal.
(Front-Ansicht).
sten Nachteil für die Trä-
44
gerinnen im Gefolge. Alle das „Sterilett“ tragenden Frauen seien bis
jetzt dadurch in keiner Weise belästigt und geben die Versicherung,
das Vorhandensein desselben überhaupt nicht zu empfinden.
Irgend eine Störung während des Beischlafes übe es auch nicht
aus, da es nicht in die Scheide hineinrage. Alle theoretischen Beden­
ken, die sich gegen seine Anwendung etwa Vorbringen Hessen,
sollen sich nach seiner Ansicht und Erfahrung in der Praxis als grund­
los erwiesen haben. Kr steht nicht an, in allen Fällen, wo sich die
Gebärmutter in gesundem und normalem Zustande befindet, das
„Sterilett“ als gefahrlos zu empfehlen, und rät den Frauen zu, es ge­
gebenen Falles sich durch den Arzt einlegen zu lassen. —
Ein weiterer Vorteil desselben wäre auch, dass es ständig liegen
bleiben könne, und nur in gewissen Zwischenräumen 2—3 mal im
Jahr behufs Reinigung und Kontrolle herausgenommen zu werden
brauche.
Obwohl ausser ihm schon eine Anzahl Aerzte dieses U t e r u s S c h u t z - P e s s a r „Sterilctt“ gleichfalls mit günstigem Erfolg und
ohne nachteilige Folgen in Anwendung gebracht haben, (es sollen sich
bereits 25 000 Stück im Gebrauch befinden!) — verhalten sich andere
namhafte Aerzte a bl e h n e n d gegen dasselbe, weil leicht Infektions­
stoffe, die sich in der Scheide oder selbst im äusseren Muttermund
nicht selten vorfinden, durch das Instrument in die Gebärmutter über­
tragen werden können, wo sie daun leicht Krankheiten verursachen.
Trotzdem die vom Erfinder Dr. A h r e n s seinem Schutzpessar
zugeschriebenen Vorzüge, sowie dessen angebliche Unschädlichkeit
dieses Instrument als die idealste von allen bis jetzt bekannten Vor­
richtungen zur Verhütung der Konzeption und seine Anwendung als
sehr verlockend erscheinen lassen, sind doch auch die von anderen
Aerzten dagegen erhobenen Bedenken nicht ohne weiteres von der Hand
zu weisen, und wir möchten es als unerlässlich bezeichnen, dieses In­
strument n i c h t a u f e i g e n e F a u s t , sondern wenn überhaupt,
dann nur mit ärztlicher Beihilfe anzuwenden, da es nur bei v ö l ­
lig intakter, gesunder, nicht bereits geschwän­
gerter
Gebärmutter*)
—
(was
auch
nur
durch
vorausgehende genaue ärztliche Untersuchung festzustellen ist!) —
zur Anwendung gelangen darf, wenn nicht üble Folgen riskiert wer­
den sollen. — Die Einlegung desselben erfordert auch Fachkenntnis
und eine gewisse manuelle Fertigkeit; auch ist die Ueberwachung
*) Bei schon bestehendor G r a v i d i t ä t ist die Anwendung des „Steriletts“ zu
unterlassen, da nach Einführung desselben Abortus eintreten würde.
45
durch den Arzt, wenigstens in der ersten Zeit des Tragens, nötig. —
Eine weitere noch offene Frage dürfte die sein, ob der betreffenden
Frau bei jahrelanger Verwendung dieses Uterus-Schutzpessars die
Konzeptionsfähigkeit nicht beeinträchtigt wird oder ganz verloren geht,
was vielleicht doch nicht immer erwünscht wäre.
Das U t e r u s - S c h u t z - P e s s a r „ S t e r i l e t t “ wird für ge­
wöhnlich in fünf Stärken, welche wie die Bougie-Stärken nach der
Filière Charrière normiert werden, hergestellt und zwar Nr. 16—20. —
Die Nummern 17 und 18 sind für Frauen mit 1—2 Geburten die meist
gebräuchlichen; Frauen mit mehr Geburten werden Nr. 19—20 benö­
tigen, und für besondere Fälle können auch noch stärkere Nummern
erforderlich werden. — Das Instrument wird r e g u l ä r mit einer
Scheibe von 24 Millimeter Durchmesser geliefert, doch ist, wenn von
Geburten herrührende seitliche Einrisse in dem Gebärmutterhals vor­
handen sind, die Benutzung eines Steriletts von 28 mm Scheiben­
durchmesser zu empfehlen.
Dass
bei
eventl.
Selbst-Einlegung
alle
Regeln
der
Asepsis
anzuwenden
sind,
dass
das Instrument selbst in eigens dafür zu hal­
tendem neuen kleinen E m a i 11 e g e f ä s s eine
telstunde
lang
in
reinem
Wasser
zu
kochen
ist, dass man un m ittelbar vor Einlegung eine
gründliche Ausspülung der Scheide mit asep­
tischer
Lösung
vornehmen,
sowie
die
Hände
und die zur Einlegung erforderlichen Instru­
mente wie Spekulum und Halter vorher gründ­
lich zuerst mit Seife und dann noch mit asep­
tischer Lösung reinigen m uss, versteht sich
natürlich ganz von selbst!
A u c h vor d e r j e d e s m a l i g e n Herausnahme d e s
Instrumentes ist ebenfalls ei ne gründliche Scheiden-Ausspülung mit aseptischer Lösung vorzu­
nehmen.
Die übliche Reinigungsspülung einige Zeit nach dem Beischlaf,
am besten mit der a n t i k o n z e p t i o n e l l e n S i t r o n - L ö s u n g ,
wäre nach unserer Ansicht auch bei Anwendung d i e s e s Instrumen­
tes zu empfehlen, wenn man nicht, w a s w i r f ü r noch zweckmässiger
halten, durch Einführung auch noch eines chemischen Schutzmittels
(z. B. Bellmann’s Schutzkörper' oder Schutzcrèam Sorgenfrei etc.)
unmittelbar vor jedem Beischlaf für erhöhte Sicherheit sorgen will. —
46
Zum Einlegen wie auch zum Herausnehmen des „Sterilett“ eignet
sich besonders der speziell hierfür angefertigte
Sterilett = Haiter.
Ausserdem ist hierzu noch ein weites Röhren-Spekulum erfor­
derlich. —
E s sei hier noch besonders darauf hingewiesen, dass von unwissenden
Händlern verschiedene anatomisch ganz unrichtig konstruierte und da­
her völlig untaugliche, zweckwidrige, den wissenschaftlichen Anforderungen
in keiner Hinsicht genügende Instrumente unter den Namen:
UterusCanlile, Obturator, Obturos, Welt-Pessar etc. etc. angeboten werden,
von denen wir einige Abbildungen hier folgen lassen:
Uterus-Fessar * Ideal“
(aus Metall oder Elfenbein Uterus-Canule Obturator oder
(aus Hartgummi)
Obturos
(a. Hartgummi).
»Weltpessar“
(aus Weichgummi).
Jeder einsichtige Leser wird sie schon beim Vergleich mit der vor­
ausgegangenen
Abbildung
des
„Sterilett“
als
wertlose Pfuschwerke
erkennen und sich auch durch die vielversprechenden, verlockenden Prospekte
nicht zum Ankauf solch minderwertiger Ware verleiten lassen. —
Ferner zu empfehlen ist die
Schlauchspritze
nach D r. m ed. H i n z ,
D. R. P. Nr. 140218,
auch V e n u s - A p p a r a t oder V e n u s D o u c h e genannt.
Sie besteht aus
einem Gummidruckball,
Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
47
welcher mittels eines langen, dünnen und weichen Gummischlauches
mit einem kleinen, mit Löchern versehenen, etwa haselnussgrossen
Gummibällchen verbunden ist. Mittels derselben wird eine keimzer­
störende, sonst durchaus ungiftige und unschädliche Lösung, welche
dem Apparat beiliegt und vor dem Gebrauch nach Vorschrift zu ver­
dünnen ist, in die Scheide eingespritzt, nachdem das kleine Bällchen
des vorher gefüllten Apparates unmittelbar vor dem Akte tief in die
Scheide, direkt vor den Muttermund plaziert wurde, was mit Hilfe
eines dem Apparat beiliegenden geschlitzten Celluloid-Rohres mit Leich­
tigkeit auszuführen ist. Das Bällchen bleibt während des ganzen
Aktes in der Scheide liegen und stört nicht im geringsten. — Den
Druckball hält einer der beiden Gatten in der Hand und gibt schon
bei Beginn des Aktes durch leichten Handdruck etwas von dessen
Inhalt in die Scheide, die Hauptmasse aber u n m i t t e l b a r v o r
oder g l e i c h z e i t i g m i t d e m S a m e n e r g u s s durch kräftigen
Druck auf den Ball.
Die Anwendung des Apparates, welche auf der Gebrauchsanwei­
sung noch eingehender beschrieben wird, ist, wie ersichtlich, ziemlich
einfach und die Wirkung, wenn der Apparat richtig gehandhabt wird,
eine d u r c h a u s s i c h e r e u n d z u v e r l ä s s i g e . —
Seit einiger Zeit wird viel Lärm gemacht mit dem „Absorbiteur“, auch
„Resorbiteur“ genannt; einer dünnen Quaste
aus ungesponnenen feinen Seidenfäden, welche,
an einem Seidenschnürchen befestigt, trocken
in die Scheide einzuführen ist. Von derselben
soll angeblich der Same zuriickgehalten, auf­
gesaugt und so am Eintritt in die Gebärmutter
gehindert werden. Der gesunde Verstand sagt
jedem, der Gelegenheit hat, das Ding in die
Hand zu bekommen, dass auch da wieder mehr
versprochen wird als gehalten werden kann,
und man muss schon s e h r l e i c h t g l ä u b i g
sein, um darauf hereinzufallen!
Ein Erfinder, der
offenbar auch an der
Zuverlässigkeit dieses „Absorbiteurs“ zwei­
felte, suchte ihn auf die Weise zu verbessern,
dass er ihn, ähnlich
der Dr. Hinz*schert
Schlauchspritze, mit einem Schlauchball in Verbindung setzte und ebenfalls
während des Aktes antikonzeptionelle Lösung in die Scheide ausspritzen lässt.
Dieser Apparat wird unter dem Namen Frauenschutz ,,Komet“ verkauft.
Wenngleich
nicht zu leugnen ist, dass mit
diesem „Komet“ die
Konzeption jedenfalls eher verhindert werden kann als mit dem „Absorbiteur“,
48
und zwar nur durch die
während des Aktes einge­
spritzte
anticonzeptionelle
Lösung, so möchten wir
ihn trotzdem nicht em­
pfehlen, da wir in der
Minz’schen
Schlauch*
Spritze einen viel besser
wirkenden Apparat besitzen.
Frauenschutz .JCorr.et ‘.
Safety-Sponges
oder
Sicherheits-Schwämmchen
sind ein alt- und allbekanntes Schutz­
mittel gegen Befruchtung.
Es eignen sich dazu nur die zar­
testen f e i n p o r i g e n , wohlgeform­
ten
Stücke
von
passender
Grösse,
welche aus der vom griechischen Ar­
chipel
kommenden
Rohware
eigens
ausgesucht, gereinigt und nach Pro­
fessor L i s t e r s Methode desinfiziert
und präpariert werden.
Sie sind entweder ganz mit feinem Seidennctz umgeben oder nur
mit seidener Schnur versehen.
Bei Anwendung derselben wolle man darauf achten, dass sie
nicht zu klein gewählt werden, damit sie die Scheidenwölbung aus­
füllen und den Muttermund vollständig abschliessen. Für richtige
Plazierung vor dem Gebärmuttermund muss natürlich gesorgt werden.
(Siehe A n m e r k u n g u. Abbildung Seite 50.) Auch empfiehlt es sich,
der grösseren Sicherheit wegen die Schwämmchen vor dem Einführen
in die Scheide nicht bloss mit Wasser zu benetzen, sondern mit anti­
konzeptioneller Lösung zu tränken, wozu sich als s e h r w i r k s a m
und dabei ungiftig am besten ebenfalls die Sitron-Lösung eignet*).
Bei
Verwendung
des
Sicherheits-Schwämmchens,
voraus­
gesetzt, dass dasselbe, wie oben angegeben, mit Sitron-Lösung gut getränkt
und richtig plaziert war, braucht die Reinigungs-Ausspülung nicht sogleich
vorgenommen, sondern kann auf gelegenere Zeit verschoben werden —
*) Herstellung siehe Seite 61.
49
Die Sicherheits-Schwämmchen kommen meist, in feinen Kartons
verpackt, die grossen Nummern ä 6 Stück, die Normal-Grösse und
kleine a 12 Stück im Karton zum Verkauf.
An Stelle der Sicherheits-Schwämmchen werden auch häufig an­
1
gewendet:
- * SJjJ
Antikonzeptionelle Tampons
nach Dr. K a m p.
Es sind dies chemisch präparierte Watte-Tampons, welche von
manchen Aerzten (Dr. v. L e s s e r ,
Dr.
Kleinwächter,
D r . S c h r o e d e r ) als einfaches, reinliches und sicheres Mittel zur
Verhütung der Konzeption empfohlen werden.
Dr. m e d . K a m p schreibt über seine Tampons u. a. wie folgt:
„Meine antikonzeptionellen k Watte-Tam.pon«s sind die besten
Verhütungsmittel. Sie wirken im Gegensatz zu den anderen Mitteln absolut
sicher und sind vollkommen unschädlich für die Gesundheit. In manchen
Fällen von alten Katarrhen der Schleimhaut wirken sie entschieden günstig
ein. In Fällen von chronischen Entzündungsherden in den Parametrien
ermöglichen sie den Coitus, der sonst durch die vorhandene Schmerzhaftigkeit
unmöglich ist, weil sie den Druck auf die entzündeten Partien abschwächen. Sie
sind sauber in der Anwendung, einfach in der Einführung, gar nicht belästigend
und gestatten ausreichende körperliche Ruhe. — Kein Vorbeugungsmittel wird
inbezug auf Sicherheit, Reinlichkeit, leichtes Einfühlen und Billigkeit meine
chemisch präparierten Watte-Tampons erreichen, sie sind das zweckmässigste
und unschuldigste Mittel zur Verhütung der Konzeption. Sie entsprechen den
hygienischen Anforderungen, wirken angenehm auf die Schleimhäute, gestatten
Ruhe und sind durchweg auf keimtötende Wirkung geprüft.“
Diese Tampons werden trocken so tief wie möglich in die Scheide
eingeführt und sind, wenn sie richtig vor dem Gebärmuttermund pla­
ziert wurden, so dass derselbe gut abgeschlossen ist, ein durchaus
sicheres, empfehlenswertes Mittel. (Siehe darüber Anmerkung unten
und Seite 50.)
Frauen, deren Schleimhäute infolge schwacher Absonderung ziem­
lich trocken sind, dürften ohne Zuhilfenahme eines Spekulums nicht gut
fertig damit werden.
Anmerkung. Zur Einführung und richtigen Plazierung vor den Mutter­
mund sowohl der S i c h e r h e i t s s c h w ä m m e wie auch der T a m p o n s ist
die Zuhilfenahme eines Scheidenspekulums, am besten eines unzerbrech­
lichen aus Celluloid, zu empfehlen, namentlich lässt sich der S i c h e r h e i t s ­
s c h w a m m , mit keimtötender Lösung vollgesaugt — was von grösser Wichtig­
keit ist — durch das Spekulum l e i c h t einführen, während beim Einführen
o h n e Spekulum schon vor der Scheide alle Flüssigkeit wieder ausgedrückt
wird und der Schwamm, bis er an Ort und Slelle kommt, fast nichts mehr
davon enthält. Aber auch zur Einführung der T a m p o n s erweist es sich als
50
sehr v o r t e i l h a f t , namentlich fiir Damen mit schwach absondernder
t r o c k e n e r S c h e i d e n - S c h l e i m h l a u t , welche die Tampons ohne das
Spekulum nur schwer verwenden können.
Einführung von Schwämmen und Tampons mittels
Spekulum.
Der antikonzeptionelle Tampon wird t r o c k e n , der Sicherheits­
schwamm dagegen mit L ö s u n g v o l l g e s a u g t in die weite Oeffnung des Spekulums hineingesteckt (wobei der Faden heraushängen
bleibt) und nach der Spitze zu bis gegen die Mitte des Rohres vor­
geschoben; dann führt man das Spekulum, welches vorher auf der
Aussenseite schwach eingefettet oder benetzt sein muss — die Spitze a
nach unten, dem After zu, gerichtet — der mit angezogenen und
ausgespreizten Beinen auf dem Rücken liegenden Frau so tief wie
möglich in die Scheide ein (resp. sie kann es ebensogut selbst tun!),
bis es am hinteren Scheidengewölbe fühlbar anstösst, schiebt dann mitSpecuium. |. e j s e j n e s Glasstabes den Tampon oder Schwamm bis vor den
Muttermund, drückt ihn ringsum an, hält ihn da mittels des Stabes fest und
zieht wahrend dessen das Spekulum über den Glasstab weg wieder aus der
Scheide, den Glasstab nachziehend. — An Stelle des Glasstabes verwendet
man noch besser den speziell für diesen Zweck konstruierten
Tampon» und Schwammträger
nach Dr. P a 1 1 e s k e
(siehe Abbildung).
Die ganze Prozedur ist höchst
einfach u. erfordert nicht halb so­
viel Zeit, als zu deren Beschreibung
nötig ist, wogegen man die g r ö s s e r e S i c h e r h e i t eintauscht.
Schematische
Darstellung
des hinteren Scheidengewölbes
mit
hereinragendem
Gebärmutterhals:
— a) zeigt den
richtig plazierten Sicherheitsschwamm oder Tampon, wie er
den Gebärmutter-Eingang abschliesst, b) den falsch pla­
zierten, der den Weg zum
Muttermund frei lässt.
b.
Neueste antikonzeptionelle Mittel.
Ausser den vorgenannten mechanischen Mitteln zur Verhütung
der Konzeption werden jetzt auch vielfach gewisse chemische Prä­
parate angewendet, welche die Eigenschaft besitzen, die B e w e ­
g u n g s f ä h i g k e i t d e r S p e r m a t o z o e n (männlichen Samen­
fäden) a u f z u h e b e n u n d s o m i t d a s E i n d r i n g e n d e r s e l ­
ben in die Gebärmutter und die dadurch ermög-
51
I i c li t e Befruchtung des weiblichen Kies innerh
derselben unmöglich zu machen, ohne für den
m enschlichen 0 r g a n i s m u s selbst giftig zu s
oder sonst schädlich zu wirken. So z. B. Chinin,
B o r s ä u r e , G e r b s ä u r e , R e s o r c i n u n d andere Präparate,
zu denen jüngst noch das sehr kräftig wirkende und doch völlig un­
schädliche Wasserstoff-Superoxyd resp. der ,,Sauerstoff in statu nascendi“ gekommen ist, welcher in Form der noch zu erwähnenden Pa­
stillen zur Anwendung gelangt. Durch Anwendung dieser Mittel soll jeder
andere Fremdkörper, der irgendwie störend auf die Empfindung bei
Vollzug des Begattungsaktes wirken könnte, in Wegfall kommen und
die Vereinigung eine gänzlich ungehinderte und der Anforderung der
Natur mehr entsprechende sein.
Die Einführung solcher Chemikalien hat einige Minuten vor dem
Akt zu geschehen, um ihnen Zeit zu lassen, sich im Scheidensekret
aufzulösen und zu verteilen, damit sie beim Eintritt des männlichen
Samens ihre Wirkung auf denselben entfalten können.
Bei Anwendung dieser Mittel kann die sonst übliche dem Akte
folgende Ausspülung, welche von der Frau namentlich in der kalten
Jahreszeit oft recht lästig empfunden wird, auf gelegenere Zeit (z. B.
den nächsten Morgen) verschoben werden, ja es soll dies sogar gesche­
hen, um die Wirkung der Chemikalien auf den Samen voll zur Geltung
kommen zu lassen.
Bei etwaiger Wiederholung des Coitus ist jedoch zuvor die
erneute Einführung des betreffenden Präparates erforderlich.
Zur Applikation dieser chemischen Mittel in die weibliche Scheide
hat man einerseits z w e c k e n t s p r e c h e n d e
Instrumente
konstruiert, vermittels deren dieselben als f e i n s t e s P u l v e r ein­
geblasen werden können, andererseits hat man die betreffenden che­
mischen Präparate unter Zuhilfenahme indifferenter Stoffe in passende
Form (Pastillen etc.) gebracht, welche die Einführung derselben ohne
weiteres, beziehungsweise auch ohne Zuhilfenahme von Instrumenten,
ermöglichen.
Betrachten wir zunächst die vorerwähnten I n s t r u m e n t e zur
Einführung der Chemikalien in P u l v e r f o r m ; man nennt sie
Scheiden=Pulverbläser,
deren es verschiedene gibt. —
Es dürfte genügen, hier nur die zwei allein brauchbaren derar­
tigen Instrumente anzuführen. Das erste ist
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52
Kröning’s Scheiden-Pulverbläser
mit Spreizvorrichtung D. R. P. No. 91 676.
KröningSjScheiden-Pulverbläser, geschlossen zur Einführung.
Krönings Scheiden-Pulverbläser, geöffnet.
Fr ist nach den Angaben des bekannten F r a u e n a r z t e s D r .
H ü t e r konstruiert. Durch seine leicht beweglichen vier Spreiz­
flügel, welche nach der Einführung des Apparates in die Scheide durch
einfache Drehung der Muffe
M in der Richtung des
Pfeiles
(siehe
Abbildung)
aufzustellen
sind,
werden
die Falten der ScheidenSchleimhaut
geglättet
und
besonders das Scheidenge­
wölbe soweit als nötig aus­
Krönings Scheiden-Pulverbläser: ausgespreitzt in der
gedehnt, sodass der Mutter­
Scheide im Moment des Ausstäubens.
mund, wie die Abbildung
zeigt, frei liegt und nebst der ganzen Umgebung von dem
ausgestäubten Pulver sicher getroffen wird, was für die Wirkung
von eminenter
Bedeutung ist und in gleicher Vollkommenheit mit
keinem anderen der bekannten
Pulverbläser — ausgenommen
dem
nachfolgenden
,,for
the
Malthusian“
—
bewerkstelligt
werden kann.
— Das Ansatz - Rohr dieses Apparates lässt
sich
auch,
an
einen
Irrigator
oder
an
ein
Doppelclyso
befestigt, mit
gleichem Vorteil zu S c h e i d e n S p ü l u n g e n
verwenden,
welche
damit
viel
gründlicher
und
ausgiebiger
als mittels des gewöhnlichen Mutterrohres vorgenommen werden
können. — Doch empfiehlt es sich, für die S p ü l u n g e n e i n z w e i ­
t e s Rohr zu halten, da zum Pulvereinblasen in die Scheide der
Apparat
absolut
keine
Feuchtigkeit
im
Rohr
e n t h a l t e n d a r f , was bei Verwendung ein und desselben
53
Apparates zu b e i d e n Zwecken schwer zn vermeiden ist. — Der
Apparat ist mit Ausnahme des Druckballes ganz aus H a r t g u m in i
gearbeitet, in allen seinen Teilen glatt poliert und zusammengelegt nur
fingerdick, so dass er mit Leichtigkeit eingeführt werden kann und
Verletzungen absolut ausgeschlossen sind. Genaue Gebrauchsanwei­
sung liegt jedem Apparat bei.
Das zweite brauchbare Instrument dieser Art ist der n a c h d e m
g l e i c h e n P r i n z i p konstruierte Scheidcnpulverbläser:
„For the Malthusian“
D. R. P. No. 100 850.
Auch dieser Apparat, der in seiner neuesten Ausführung durch
lAenderung der Form noch eine Verbesserung erfahren hat und mit
Ausnahme des Gummiballes ganz aus M e t a l l hergestellt ist, kann
mittels des jedem Apparat beiliegenden zweiten Rohres, welches
einfach an den Gummischlauch eines gewöhnlichen Irrigators oder
Doppelclysos befestigt wird, ebenfalls zu gründlichen S c h e i d e n ­
s p ü l u n g e n verwendet werden. —
Dies sind die zwei einzigen derartigen Apparate, welche ihre:i
Zweck so erfüllen, dass — richtige Anwendung vorausgesetzt — der
gewünschte Erfolg erwartet werden darf, so dass sie empfohlen wer­
den können. — Alle anderen, von den Händlern unter verschiedenen
Namen wie: ,,Atokos“, „Erra-Pulverbläser“, „Frauenlob“, „Heureka“,
„Lätitia“, „Omega“, „Victoria“ usw. angebotenen Scheidenpulver­
bläser v e r a l t e t e r Konstruktion sind, weil ohne Spreizvorrichtung
nicht zweckentsprechend und zu verwerfen. —
Chemische Schutzmittel.
Um die nicht überall beliebten Pulverbläser zu vermeiden und
zur Wahrung der Aesthetik die vorbereitende Prozedur möglichst ab­
zukürzen und zu vereinfachen, hat man, wie bereits erwähnt, die
als wirksam erkannten und erprobten Chemikalien zu Präparaten von
geeigneter Form, die eine leichte Einführung in die Scheide ermög­
licht, verarbeitet und in den Handel gebracht.
54
Die bekanntesten davon, welche sich auch in der Praxis als von
zuverlässigster
Zusammensetzung und s i c h e r e r
Wirk u n g erwiesen haben, sind:
Bellmann’s Schutzkörper,
D. R. P. Nr. 107 735,
deren Herstellung unter dauernder ärztlicher Kontrole stellt. — Sie
sind vollständig fettfrei, zerfliessen schnell in der Scheide und
sind höchst reinlich und einfach in der Anwendung — (cs braucht nur
etwa zwei Minuten vor dem beabsichtigten Akt eine solche Pastille
tief in die Scheide eingeführt zu werden!) — und von s i c h e r e r
Wirkung, dabei o h n e j e d e n n a c h t e i l i g e n E i n f l u s s a u f
die Gesundheit. —
Von gleicher Wirkung und als ebenso empfehlenswert haben sich
Unger’s Tropovale
gezeigt, welche gleichfalls ohne Fettstoff bereitet sind. —
Während die Wirkung der beiden vorgenannten Präparate haupt­
sächlich auf ihren Gehalt an C h i n i n , B o r s ä u r e und A 1 s o 1
zurückzuführen ist, sind in jüngster Zeit noch Pastillen in den Handel
gekommen, deren eminent sicherer Erfolg auf der kräftig oxydierenden
und keimzerstörenden Wirkung des gasförmigen Sauerstoffs „in statu
nascendi“ beruht, der sich sofort nach Einführung einer solchen Pastille
in die Scheide entwickelt, alle Falten und Winkel derselben gründlich
desinfiziert und den dazu gelangenden männlichen Samen sofort
zerstört, — ohne gesundheitsschädliche Wirkung zu äussern. —
Es sind dies die
Antisperm-Pastillen „Hygiea 44
und
das
von
dem
chemischen
Laboratorium
,,Nassovia“
fabrizierte
und ihm unter dem Namen
„Spermathanaton“
geschützte Präparat. —
Auch d i e s e b e i d e n Mittel haben sich in der Praxis bis jetzt
bestens bewährt und können ebenfalls aufs wärmste empfohlen werden.
— Nur dürfte zu berücksichtigen sein, dass sie ihre Wirkung nicht ganz
so lange Zeit — nur etwa ein halbes Jahr — konservieren, während
die beiden vorhergenannten Präparate sie bei geeigneter Aufbewah­
rung auch nach einem Jahr und noch länger beibehalten. —Ausser diesen neueren fettfreien Präparaten werden auch die nach
55
der früheren Methode mittels Kakaobutter hergestellten, fetthaltigen
sogenannten Sicherheitsovale
noch vielfach
verwendet. — Die be­
kanntesten, m e i s t g e b r a u c h t e
n undzuverlässigsten
dieser f e t t h a l t i g e n Präparate sind:
Unger’s Sicherheits=Ovale
und
Schweizers Sicherheits-Pessarien.
Letzterer Name ist allerdings keine ganz richtig gewählte Benennung
für ein solches Präparat, da man, wie aus den vorhergegangenen Abhandlungen
ersichtlich, mit der Bezeichnung „Pessar“ einen ganz anderen Gegenstand
belegt. —
Auch diese beiden Präparate verdanken ihre keimtötende Wirkung
hauptsächlich ihrem Gehalt an
C h i n i n. —
Wenngleich sich nicht in Abrede stellen
durch die Leibeswärme innerhalb der Scheide
gelangende Kakaobutter, indem sie durch die
männlichen Gliedes während
lässt, dass die
zum Schmelzen
Bewegungen des
des Begattungsaktes die Scheiden -
Schleimhaut
mit
einer
Fettschicht
überzieht,
den
Spermatozoen
(Samenfäden) die Fortbewegung nach der Gebärmutter sehr erschwert
und d a m i t gewissermassen schon konzeptionshindernd wirkt, so be­
einträchtigt das Fett doch anderseits die Einwirkung der diesen
Sicherheitsovalen einverleibten Chemikalien auf die Spermatozoen
ganz wesentlich, da dieselben, eingehiillt von der Fettschicht, in dem
Scheidenschleim und Sperma nur sehr unvollständig zur Lösung kom­
men können. — Ausserdem haftet allen f e t t h a l t i g e n Präpa­
raten der Uebelstand an, dass sie bei längerer Aufbewahrung leicht
ranzig werden und dann reizend auf empfindliche Schleimhäute wirken
können, ganz abgesehen davon, dass die schmierige Fettmasse aus
den Genitalien nur schwer wieder zu entfernen ist, wodurch der Ge­
brauch empfindlichen Personen bald verleidet wird.
Aus diesen Gründen möchten wir Interessenten doch lieber die
vorher genannten fettfreien Präparate empfehlen, welche bei prompter
Wirkung und völliger Unschädlichkeit auch s a u b e r
in
der
A n w e n d u n g sind. — Frauen mit sehr geringer Schleimabsonder­
ung (trockener Scheidenschleimhaut), bei denen die f e t t f r e i e n
Pastillen nicht in Lösung gehen, können sich eventl. dieser f e t t ­
haltigen
Sicherheitsovale mit Vorteil bedienen. Uebrigens ist
auch bei diesen Frauen durch eine v o r Finlegung der Pastille vor­
genommene Ausspülung oder n a c h der Einlegung mittels einer
56
kleinen Spritze vorgenommene Einspritzung von einem Fingerhut voll
Wasser die L ö s u n g f e t t f r e i e r P a s t i l l e n l e i c h t
zu bewirken.
—
Anmerkung: Ausser den genannten gibt es noch eine Anzahl anderer
unter verschiedenen Namen, zum gleichen Zweck angepriesener Fabrikate,
welche wir jedoch, als meist schlecht gearbeitet, (manche davon sind
so stark gepresst
und hart, dass sie sich, sogar in Wasser geworfen, nur
unvollständig oder
erst nach langer Zeit lösen,
aus der Scheide aber meist
ungelöst und somit ohne Wirkung wieder abgehen!) — als unzuverlässig
in der Zusammensetzung und von höchst unsicherer Wirkung nicht
empfehlen können: wir raten Interessenten, event. lieber eines der vorge­
nannten erprobten und zuverlässigen Fabrikate zu wählen. —
So
leicht
und
einfach
die
Anwendung
dieser
Schutzkörper
Pastillen, Ovale etc. auch ist, so ist doch darauf zu achten, dass sie
möglichst tief in die Scheide eingeführt und richtig vor den Muttermund
plaziert werden!
Obwohl man dies auch
mit dem Finger bewerk­
stelligen kann, ist es d o c h r a t s a m e r ,
sich dazu des praktischen
Einführungs=lnstrumentes
für Schutztabletten
zu bedienen, da,
abgesehen von
der Aesthetik,
1.
die Einführung mit diesem Instrumentchen viel l e i c h t e r
2.
u n d s c h n e l l e r bewirkt wird,
mit demselben auch etwa z e r b r o c h e n e
Tabletten
Verwendung finden können, die ohne Instrument nicht gut
einzufiihren sind und verloren wären, und
3.
was die Hauptsache ist, die richtige
den Muttermund mit dem Instrument
sicherer
bewerkstelligt werden
Finger, was für die Sicherheit des
Bedeutung ist. —
Plazierung direkt vor
viel b e s s e r u n d
kann als mit dem
Erfolges vor grösster
Hygienischer Schutz-Cream „Sorgenfrei“.
Da, wie schon oben erwähnt, es manchmal Vorkommen kann
und hin und wieder auch vorgekommen ist, dass sich bei einzelnen
Frauen die Schutz-Tabletten garnicht oder nur teilweise lösen, infolge
dessen die Wirkung ausbleiben könnte, hat man sich bemüht, auch
diesem Uebelstand abzuhelfen, und ein s e h r
w i r k s a m e s , im
übrigen u n s c h ä d l i c h e s , ebenfalls f e t t f r e i e s Präparat von
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57
weicher,
halbflüssiger
Konsistenz
hergestellt, wel­
ches in den bekannten Zinntuben unter obigem Namen in den Handel
kommt.
Dieses Präparat hat vor den Schutzmitteln in fester Tablettenform
nicht
zu
leugnende
V o r z ü g e , von denen der wichtig­
ste der
ist, dass es unterkeinen Umständen
in der Scheide
ungelöst
und
damit
unwirksam
bleiben
kann,
da
es,
schon
halb flüssig in die Scheide
vor
den Muttermund gebracht,
vermöge seiner glücklichen Zusammensetzung s o f o r t z e r •
f 1 i e s s t und eine sehr
kräftig wirkende k e imtötende
dickliche
Flüssigkeit
bildet,
welche
h i n z u ko m ni e n d e n S a m e n
begierig
sich
mit
dem
vermischt
und die
Bewegungsfähigkeit der
Samenfäden
d e r e n Z e u g u n g s k r a f t s o f o r t a u f h e b t. —
und d a m i t
Die Applikation dieses S c h u t z - C r e a m s in die Scheide ist
höchst einfach und geschieht mittels eines in der Form den gewöhnlichen
Mutterrohren ähnlichen Rohres aus Hartgummi, welches, nachdem der
Deckel von der Zinntube entfernt ist, an dessen Stelle auf die Oeffnung
aufgesteckt wird, wo es nach Belieben bis zur Aufbrauchung des Tuben­
inhaltes bleiben kann, um dann bei jeder neuen Tube wieder Verwen­
dung zu finden.
Da das Rohr n ur ei n m a 1 angeschafft zu werden braucht, der
Inhalt einer solchen Tube für zirka 10—12 mal ausreicht und der Preis
ein m ä s s i g e r ist, so ist dies neben seiner Sicherheit gleichzeitig
eines der billigsten Mittel, welches auch von Minderbemittelten in Ver­
wendung genommen werden kann.
Damit können wir die Aufzählung und Besprechung der Schutzund Vorbeugemittel beschliessen. Wir haben hauptsächlich nur die
empfehlenswerten, mit denen der beabsichtigte Zweck auch tatsäch­
lich erreicht werden kann, berücksichtigt und entsprechend hervor­
gehoben — die übergangenen sind ihrer Unbrauchbarkeit wegen der
Erwähnung überhaupt nicht wert! — und wenden uns nun zur
Schluss- Betrachtung.
Bei genauerem Zusehen finden wir, dass durch den Gebrauch der
angegebenen Schutzmittel die Verhütung der Konzeption auf z w e i e r ­
l e i Weise zu erreichen gesucht wird und zwar:
58
e i n e r s e i t s dadurch, dass man das Kindringen des männ­
lichen Samens in die Gebärmutter durch m e c h a n i s c h e
Absperr-Mittel und -Vorrichtungen anstrebt, was vielleicht
mit der Bezeichnung A b s p e r r u 11 g s - Verfahren richtig
benannt ist. — (diesem dienen die Präservativs, OccIusiv=
und
Intra-Uterin
=
Schwämmchen etc.);
Pessare,
Tampons
und
Sicherheits=
a n d e r s e i t s dadurch, dass man durch Einführung keimtö­
tender c h e m i s c h e r Mittel in die Scheide, sei es vor oder
unmittelbar nach dem Beischlaf, die Bewegungsfähigkeit der
männlichen Samenfäden aufzuheben sucht, so dass sie nicht
mehr in die Gebärmutter zur Befruchtung des weiblichen Eies
gelangen können, was man wohl richtig als A b t ö t u n g s Verfahren bezeichnen kann. — (Diesem dienen das antikonzep=
tionelle Pulver, unter Zuhilfnahme der Pulverbläser — sowie die
antikonzeptionellen Ovale, Pastillen, Schutzkörper nnd Schutz=
creame; ferner die Scheidenspülungen mit antikonzeptioneller
Lösung (siehe letzte Seite!) oder Einführung dieser in die Scheide
während des Begattungsaktes mittels der Hinz’schen Schlauchspritze etc.)
Der Leser wird nun die Frage stellen: Ja, welches ist denn jetzt
das s i c h e r s t e Verfahren und das b e s t e u n d e m p f e h l e n s ­
w e r t e s t e Mittel ? —
Darauf ist zu erwidern: Es unterliegt keinem Zweifel und
ist durch die Praxis bewiesen, dass sowohl mittels des e r s t e n
wie auch des z w e i t e n
Verfahrens bei v e r s t ä n d n i s v o l l e r , r i c h t i g e r , s o r g f ä l t i g e r und vor allem j e d e s m a l i g e r Anwendung eines jeden von den hier angeführten und empfohle­
nen Mitteln der Zweck vollkommen erreicht werden kann und tat­
sächlich auch in tausenden und ahertausenden Ehen, in denen das eine
oder andere Verfahren Anwendung findet, erreicht worden ist und fort­
gesetzt erreicht wird! — Trotzdem aber ist es nicht ausgeschlossen,
dass durch das Zusammentreffen besonders ungünstiger Umstände,
durch v e r s t ä n d n i s l o s e , u n g e s c h i c k t e , n a c h l ä s s i g e
oder n i c h t j e d e s m a l i g e Anwendung dabei doch auch einmal
ein M i s s e r f o l g eintreten kann!
Aus der Betrachtung über die Physiologie der Zeugung (Seite
23—26) haben wir gesehen, dass das Sperma schon w ä h r e n d des
Aktes d i r e k t i n d i e G e b ä r m u t t e r gelangen kann, aber auch
noch einige Zeit nach Beendigung desselben. — Wenn nun gegen die
e r s t e r e Eventualität des d i r e k t e n E i n s c h l e u d e r n s , d i e
59
z. B. ein treten kann, wenn das männliche (ilied im Moment des Er­
gusses mit dem geöffneten Muttermund in unmittelbarer Berührung
ist, das A b s p e r r u n g s v e r f a h r e n
mittels Präservativs oder
Ücclusiv-Pessare auch schützt, so ist doch die Möglichkeit nicht ganz
ausgeschlossen, dass z. B. ein Präservativ durch unvorschriftsniässige
oder übereilte Anwendung oder sonst einen widrigen Zufall während
des Aktes auch einmal schadhaft werden kann, so dass Sperma zunächst
in die Scheide gelangt und von da nachträglich noch in die Gebär­
mutter; oder bei Anwendung der Ücclusiv-Pessare kann in Folge unter­
lassener Kontrolle, nicht korrigierter Verschiebung oder Lageverände­
rung dessen Stahlfederring nicht gut an die Scheidenwandung anschliessen: dann ist wohl die d i r e k t e E i n s c h l e u d e r u n g in
die Gebärmutter wie dort durch das Präservativ, so hier durch das
Pessar verhütet worden, aber von dem in die Scheide gelangten Sperma
kann sich doch noch etwas zwischen Scheiden w^and und Pessarring
durcharbeiten und n a c h t r ä g l i c h noch in die Gebärmutter gelan­
gen, so dass also das A b s p e r r u n g s v e r f a h r e n , f ü r s i c h
a l l e i n angewendet, doch immer noch, wenn vielleicht auch sehr
selten, einen M i s s e r f o l g zeitigen k a n n .
Bei Anwendung des zweiten, des A b t ö t u n g s v e r f a h r e n s
dagegen wird allerdings der in die Scheide gelangte Samen sofort un­
wirksam gemacht, hingegen ist hier wieder für die erste Eventualität
des d i r e k t e n E i n s c h l e u d e r n s in die Gebärmutter bei der
oben angedeuteten unmittelbaren Berührung des Gliedes mit dem ge­
öffneten Muttermund im Moment des Samenergusses ein Schutz nicht
gegeben; wenn nun auch angenommen werden kann, dass in solchen
Fällen gleichzeitig mit dem Sperma meistens auch etwas von der den
Muttermund umspülenden antikonzeptionellen Lösung von der Gebär­
mutter mit aufgesaugt wird und die Samenfäden noch in der Gebär­
mutter abgetötet werden, so bleibt doch, wenn sicher auch selten, die
Möglichkeit, dass die Berührung des Gliedes mit dem geöffneten Mutterund zufällig gerade einmal eine so dichte und innige war, dass von
der spermatötenden Lösung nichts mit aufgesaugt werden konnte und
eine Konzeption dann doch möglich wäre.
%
Wenn nun auch die Möglichkeit solcher Misserfolge bei Anwen­
dung des ersten oder zweiten Verfahrens n i c h t g a n z ausgeschlos­
sen erscheint, so kommen sie doch im ganzen so s e l t e n vor, dass
auch bei Anwendung des einen oder anderen Verfahrens allein schon
eine s e h r g r o s s e , oft jahrelange, meist aber dauernde Sicherheit
gewährleistet wird. —
60
Auf alle Fälle aber bietet jedes der beiden Verfahren für
sich
allein
angewendet
ohne
Gesundheitsschädigung
schon
eine
viel
grössere
Sicherheit
als
die
von
manchen
empfohlene oder geübte Vollziehung des Beischlafes in der
Seitenlage, die schädliche Kaltwasserspülung oder der wenig
befriedigende, nervenzerrüttende unterbrochene Beischlaf (Coitus
interruptus) und andere ebenso nutzlose wie verwerfliche Mani­
pulationen.
Uni jedoch auch den bei Anwendung der zwei genannten Ver­
fahren (Absperrung oder Abtötung) noch bleibenden Eventualitäten
möglichst vorzubeugen, möchten wir für solche Fälle, wo Konzeption
unter allen Umständen vermieden werden soll oder muss, denjenigen,
welche ganz sicher gehen wollen, raten, ein drittes Verfahren einzu­
schlagen, welches wir als k o m b i n i e r t e s Verfahren bezeichnen
wollen, d. h. beide Verfahren in geeigneter Weise, wie nachstehend
angegeben, zu vereinigen, und zwar empfehlen wir: in e r s t e r
Linie z. B.
Anwendung des Präservativs bei gleichzeitiger Einführung
eines der genannten chemischen Mittel, (Ovale, Pastillen oder
Schutzcream) in die Scheide, und zwar am besten vor der
Vereinigung; oder eine dem mit Präservativ vollzogenen Akt
u n m i 11 e 1 b a r n a c h f o l g e n d e Scheidenspülung mit
antikonzeptioneller Lösung (siehe letzte Seite!) — (die Spü­
lung aber nie zu kalt, sondern immer handwarm oder über­
schlagen !).
Ferner:
Anwendung des Occlusiv-Pessars (eventl. auch des Steriletts)
in Verbindung mit den Mitteln wie vorstehend! NB.! Bei Mit­
verwendung von Pastillen etc. werden diese dem bereits ein­
liegenden Pessar noch nachgegeben; und bei nachfolgender
Spülung mit antikonzeptioneller Lösung braucht das Pessar
auch nicht vorher entfernt zu werden.
Endlich drittens:
Anwendung des mit Sitron-Lösung getränkten (vollgesaugten!)
Sicherheitsschwämmchens resp. des trockenen Tampons, unter
Beachtung der Seite 50 angegebenen Vorsichtsmassregeln beim
Einlegen, — m i t s p ä t e r nachfolgender Spülung mit SitronLösung; allerdings das umständlichste und zeitraubendste Ver­
fahren. —
Bei Anwendung des einen oder ändern dieser k o m b i n i e r t e n
Verfahren verhindert das m e c h a n i s c h e Mittel die d i r e k t e
61
Einschleuderung
in
die
Gebärmutter,
während
durch das c h e m i s c h e Mittel die A b t ö t u n g d e s i n d i e
Scheide
gekommenen Samens bewirkt wird, sodass hierbei eine
Konzeption unter allen Umständen ausgeschlossen erscheint. —
Man ersieht hieraus, dass es an z u v e r l ä s s i g e n
zur Verhütung der Konzeption n i c h t fehlt. Man darf sie nur
fen und richtig anwenden, um den Zweck zu erreichen, o h n e
man nötig hat, den ehelichen Freuden zu
sagen
oder
sich
dieselben
durch
vorze
Unterbrechung zu verkümmern.
Mitteln
ergrei­
dass
ent­
itige
Welches oder welche von den angeführten Mitteln sich der
einzelne nun wählen will, ist Geschmackssache; n u r
wende
er das erwählte richtig und vor allem jedes­
mal
an!
Irgend eine k l e i n e Unbequemlichkeit muss dabei
wohl mit in den Kauf genommen werden, das lässt sich nun einmal
nicht vermeiden; aber was hat das zu bedeuten gegenüber den damit
eingetauschten g r o s s e n V o r t e i l e n ? Man darf sich die kleinen
Unbequemlichkeiten nur nicht selbst grösser e i n b i l d e n als sie
in Wirklichkeit sind, dann wird man sehr bald darüber hinwegkommen
und sie gar nicht mehr als solche empfinden.
Bei nie unterlassener richtiger Anwendung ist dann die Mögllchlichkeit einer Beschwängerung auf das denkbar geringste Mass be­
schränkt, und die beiden Gatten können in Ruhe und ohne Sorge in der
ehelichen Umarmung vereint bleiben, bis die beiderseitige Nerven­
erregung vollständig ausgeklungen ist, wie es die Natur verlangt.
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62
Anmerkung:
Als
hervorragend
flüssigkeit
ist
die
Sitronlösung
wirksame
auch
ganz
antikonzeptionelle
kräftig
antiseptisch
besonders
zu
SpiiU
wirkende
empfehlen.
Sie
Sitron=Tablette )
in 1 Liter warmen Wassers. Diese Lösung ist nicht
wird hergestellt durch Auflösen einer
giftig, wie Sublimat, Carbol, Lysol etc. und für die Ge=
sundheit auch bei
Es
ist
fortgesetzter Anwendung unschädlich!
zweckmässig,
sich
davon
stets
eine
Literflasche
vorrätig zu halten. — Auch diese Lösung darf wie alle
Flüssigkeiten zur Scheidenspülung
niemals kalt, sondern
muss immer temperiert, handwarm zur Anwendung gelangen !
Erforderlichen Falls stellt man sich vor dem Gebrauch die
Flasche mit der Lösung in ein Gefäss mit heissem Wasser!
Mit e i s e r n e n
Gefässen darf die Sitron-Lösung nicht in
Berührung kommen, da sie dadurch zersetzt und schwarz
wird; ebenso vermindert S e i f e die Wirkung derselben.
*) NB. Alle in dieser Schrift angeführten Apparate und Mittel können in
vorzüglicher Qualität zu massigen Preisen aus dem Versandhaus
„Hygiea“, Wiesbaden B. 1 bezogen werden. — Auf Verlangen sendet
diese Firma illustr. Preislisten gratis und franco (als Drucksache!) oder
gegen Einsendung von 20 Pfg. für Doppelbrief (innerhalb Deutschlands) auch
in geschlossenem Couvert. —
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