SAATEN-UNION. Zündendes Programm für mehr Biogas.

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SAATEN-UNION. Zündendes Programm für mehr Biogas.
SAATEN-UNION Energie-Fruchtfolgen.
SAATEN-UNION. Zündendes
Programm für mehr Biogas.
Sorten und Anbau
www.saaten-union.de
Impressum
Redaktion: Dr. Joachim Moeser und Dr. Anke Boenisch (SAATEN-UNION GmbH)
Autoren:
Sven Böse (Leiter Fachberatung, SAATEN-UNION GmbH)
Dr. Bernhard Ingwersen (Produktmanager TETRASiL®,
Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG)
Dr. Joachim Moeser (Produktmanager Bioenergie, SAATEN-UNION GmbH)
Frederick Schirrmacher (Produktmanager, W. von Borries-Eckendorf GmbH & Co. KG)
Michaela Schlathölter (Saatzuchtleiterin, P. H. PETERSEN Saatzucht Lundsgaard GmbH)
Dr. Wolfhard Schmidt (Produktmanager Mais, SAATEN-UNION GmbH)
Erscheinungsdatum:
Dezember 2012
2
1. Auflage: 4.000
Inhalt
Einleitung
4–5
5 gute Gründe für Energiefruchtfolgen
7
1. Produktionsrisiko senken
8–9
2. Bodenfruchtbarkeit erhalten
10–13
3. Arbeitswirtschaft optimieren / EXKURS: Optimaler Erntezeitpunkt
14–17
4. Nährstoffhaushalt optimieren
18–19
5. Anlageneffizienz und Methanausbeute erhöhen
20–22
Ökonomie
24–30
Fruchtfolgen für alle Klimaräume
33–35
Zweitfrucht-Systeme
36–39
Biogasproduktion mit Mais
40–45
Sortenempfehlung Mais
46–47
Wintergetreide als Ganzpflanzensilage
48–54
Grünschnittroggen PROTECTOR
56–61
Biogasproduktion mit Gras
62–69
Biogasproduktion mit Gras: Praxisbericht
70–71
Wann sich Sorghumanbau lohnt
73–83
Mehr Energie mit Futterrüben
85–89
Sommer-Zwischenfrüchte
91–93
Neu: Mit dem Humusrechner die Humusbilanz prüfen
95–97
Zwischenfrucht-Mischungen für Biogasfruchtfolgen
99–102
Anlagentechnik
104–105
Silierung
106–107
3
Einleitung
Mais ist wichtig –
aber nicht alles!
Mais ist als DIE Biogaspflanze etabliert, letzte Unsicherheiten bei der
Sortenwahl werden immer mehr durch Offizialberatung und regionale Biogasstammtische beantwortet. Doch was kommt als mögliche
Alternative zum Mais in Frage und wie lassen sich daraus möglichst
sinnvolle Fruchtfolgen gestalten?
Mit dieser Broschüre gibt die SAATENUNION als Vollsortimenter die richtige
Antwort: Getreide-GPS, Sorghum-Hir-
4
sen, Gras, Futterrüben und Zwischenfrüchte sowie Zwischenfrucht-Mischungen sind gute Ergänzungen in der
Fruchtfolge und bereichern so die Biomasseproduktion. Biomasse in Fruchtfolgen angebaut, reduziert die Arbeitsspitzen, die lokal durch kurze aber intensive Erntezeiträume beim Maishäckseln entstehen. Das entstehende
abwechslungsreichere Landschaftsbild,
führt bei der Bevölkerung dazu, sich
wieder mehr mit Landwirtschaft und
lokaler Energieproduktion zu identifizieren.
Neben den zunehmenden politischen
Reglementierungen, die zu mehr Diversität führen sollen, gibt es aber
auch gute fachliche Gründe, die für diverse Energiefruchtfolgen sprechen.
Diese werden hier von Experten aus
Praxis und Wissenschaft aufgezeigt,
um Ihnen Anregungen für eine weitere Optimierung Ihrer Biomasseproduktion zu geben. Sicher ist, dass nur eine
Betrachtung der Produktionskosten zu
wenig ist, um wirtschaftlich und nachhaltig Biomasse zu produzieren. Auch
die Lagerkapazität für Gärreste, die Arbeitswirtschaft, die Transportwürdig-
keit und die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit haben ganz konkrete
Auswirkungen auf das wirtschaftliche
Ergebnis. Auch eine möglichst flexible
Nutzung als Marktfrucht oder Biomasse ist für viele Produzenten wichtig
und gewinnt aufgrund volatiler Märkte immer mehr an Bedeutung. Den
hier geschilderten vielfältigen Anforderungen an einen wirtschaftlichen und
nachhaltigen Energiepflanzenanbau
wird die große Produktpalette der
SAATEN-UNION voll gerecht.
Wir möchten mit dieser Broschüre Anregungen für eine wirtschaftliche und
nachhaltige Biomasseproduktion geben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und viel
Energie!
Dr. Joachim Moeser
Produktmanager
Bioenergie
Tel. 0511-72 666-231
joachim.moeser@
saaten-union.de
Dr. Joachim Moeser
5
6
Argumente für Energiefruchtfolgen
Fünf gute Gründe für
Energiefruchtfolgen.
Mais ist die Biogas-Kultur schlechthin: Hohe Flächenerträge, einfache Saat und Ernte (im Zweifel einfach durch einen Lohnunternehmer zu erledigen) und stabile Lagerungseigenschaften in der
Silage sind die besten Argumente für den Einsatz von Mais in Biogasanlagen. Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille – hohe
Humuszehrung, Erosionsgefahr, sehr konzentrierte Arbeitsspitzen
mit dichtem Verkehrsaufkommen, „alles auf eine Karte setzen“.
Dabei können weitere Kulturen erfolgreich in Fruchtfolgen mit Mais
kombiniert werden. Fünf gute Gründe für Energiefruchtfolgen sind:
1. Senkung des Produktionsrisikos
2. Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und Humusbilanz,
Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen
3. Optimierte Arbeitswirtschaft und entzerrte Arbeitsspitzen
4. Optimierte Gärrestausbringung und Nährstoffausnutzung
5. Erhöhte Anlageneffizienz und Methanausbeute,
Stabilisierung des Fermenters
7
1. Produktionsrisiko senken
Senkung des Produktionsrisikos und damit mehr Ertragssicherheit.
Trockenheit im (Vor-)Sommer oder ein
kaltes Frühjahr machen deutlich, wie
wichtig es ist, bei der Biomasseproduktion breiter aufgestellt zu sein.
Risiko streuen
Alles auf eine Karte zu setzen, kann einen kostspieligen Substratzukauf nach
sich ziehen. Deshalb sollte ein Teil der
Flächen neben der Hauptkultur Mais
auch mit anderen Kulturen bestellt
werden. Jahre wie 2003 und 2006 haben durch eine ausgeprägte Trockenheit bei Mais zu deutlichen Ernteverlusten geführt. Auch 2010 hemmten ein
kaltes Frühjahr und zu trockene Bedingungen in vielen Regionen im Osten
und Norden Deutschlands das Wachstum der Maisbestände. Da dies bereits
zum Zeitpunkt der GPS-Reife von Getreide ersichtlich war, wurde regional
viel Getreide, das eigentlich für den
8
Korndrusch vorgesehen war, als GPS
gehäckselt. Aufgrund der steigenden
Getreidepreise am Weltmarkt ist allerdings fraglich, ob es unter ähnlichen
klimatischen Bedingungen im Folgejahr genauso einfach sein wird, GPSSubstrat zuzukaufen.
Gerade Wintergetreide sind ideal, um
auf einem Teil der Flächen die Winterfeuchte optimal auszunutzen und so
auch in trockenen Jahren ausreichend
Substrat zu produzieren. In Maisgrenzlagen sind die Erträge bei GPS vergleichbar mit und zum Teil besser als
bei Mais in Hauptfruchtstellung. So
können in kühleren Regionen bis zu
160 dt/ha TM erzielt werden, was mit
Mais z.B. in höheren Lagen kaum zu
schaffen ist. Gras bietet nach GetreideGPS eine gute Möglichkeit, noch Substrat zu erzeugen, bis im Folgejahr
wieder Mais angebaut werden kann.
Dazu können bis zu zwei Schnitte im
gleichen Jahr und ein Schnitt im Folgejahr erzielt werden.
Fruchtfolgekonzepte gegen
Folgen des Klimawandels
Der Klimawandel zeigt sich in Form
von erhöhten Temperaturen, erhöhter
Niederschlagsvariabilität, steigender
Wahrscheinlichkeit und Intensität von
Extremereignissen wie Dürren und
Stürmen. Dies macht sich in stark
schwankenden Erträgen innerhalb der
letzten 10 Jahre bereits bemerkbar.
Landwirtschaftliche Produktionssysteme müssen daher neu ausgerichtet
werden, um die Risiken möglichst
breit zu streuen. Bei der Biomasseproduktion heißt das: Weg von der Konzentration auf Sommerungen und hin
zu einem betrieblich individuellen
Fruchtfolgekonzept, das Winter- und
Sommerkulturen optimal verbindet.
Klimatisch bedingte Ertragsschwankungen der wichtigsten (Energie-)Fruchtarten
2000–2012
Zuckerrüben
Wintergerste
Silomais
Körnermais mit CCM
Gras
Winterroggen
Hafer
Sommergerste
Winterweizen
Wintertriticale
800
700
600
500
Frischmasse-Ertrag dt/ha
400
300
100
50
0
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006 2007
Deutschland
2008
2009
2010
2011
2012
Quelle: nach Daten des Stat. Bundesamtes, Stand November 2012
9
2. Bodenfruchtbarkeit verbessern und erhalten
Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und Humusbilanz,
Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen.
Silomais-Monokultur führt zu einem
permanenten Abbau der organischen
Bodensubstanz. Zwischenfrüchte können den Humusabbau begrenzen, Biomasse neu aufbauen und das Bodenleben wieder herstellen. Gras (z.B. in
Untersaat) kann hier helfen, einerseits
Biomasse für den Fermenter zu produzieren, andererseits zu einem Humusaufbau beizutragen. Bei phytosanitären Problemen, wie z.B. freilebenden
Nematoden (Pratylenchus spp.) im Getreide oder Eisenfleckigkeit bei der
Kartoffel und Zystennematoden bei
der Zuckerrübe, können Zwischenfrüchte helfen. Ölrettich für die Biofumigation oder Sandhafer können nach
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10
Getreide-GPS zeitgerecht ausgedrillt
werden, um einen optimalen Effekt zu
erzielen. Bodenerosion ist unabhängig
vom Erosionskataster eine dauernde
Bedrohung für die Produktion von Reihenkulturen wie Mais, Sorghum oder
Rüben an Hanglagen. Hier helfen Winterungen in Form von Getreide-GPS,
Winterzwischenfrüchte in Form von
Grünschnittroggen oder Grasuntersaaten in Mais, das Schlimmste zu verhindern.
Auf die Humusbilanz achten!
Aus den Humussalden in Abb. 1 wird
klar, dass Silomais im Vergleich zu
Zweitfrucht-Systemen keinesfalls als
der größere „Humusräuber“ anzusehen ist. Der Humusabbau durch UVStrahlung und Sauerstoff ist bei dem
späten Reihenschluss zwar beträchtlich, aber die hohen und sicheren Erträge gewährleisten auch eine ent-
sprechende Kohlenstoffzuführung. Bei
Zweitfrucht-Verfahren ist dies nicht
unbedingt der Fall: Der ertragsunabhängige Humusverzehr ist dort aufgrund der zweimaligen Bodenbearbeitung und Bestandesetablierung höher,
der Ertrag und damit die Kohlenstofffixierung der Zweitfrucht andererseits
weniger sicher.
Humuszehrende Zweitfrucht-Systeme
dürfen rechnerisch 40 % einer Fruchtfolge mit Getreide und Raps einneh-
men, Mais bis zu 50 %. Fruchtfolgeelemente mit Gräsern bieten die einzige Möglichkeit, im Wechsel mit Silomais selbst bei 100 %igem Biomasseanbau noch eine ausgeglichene
Humusbilanz sicherzustellen! Zu einer
intensiven „Biomassefruchtfolge“ gehören also Humusmehrer, wie Gräser
oder aber Ernterückstände von Marktfrüchten: Ein Hektar Getreidestroh
(80 dt/ha) bringt in der Bilanz über
500 kg Dauerhumus in den Boden, ein
Hektar Raps (40 dt/ha) gut 400 kg.
Abb. 1: Humusbilanzen der Fruchtfolgealternativen
(nach VDLUFA-Werten für umsetzungsstarke Standorte bei 80 % Substanzabbau)
600
400
Humus-C (kg/ha/a)
200
Veränderung durch Anbau
0
-200
-400
Bilanz
Rückführung durch
Gärrückstand
(0,12 kg Humus-C/dt TM)
-600
-800
-1000
Mais solo Roggen-ZF + Mais W.-Gerste + Mais W.-Roggen + Sorghum
*W.-Roggen + Welsch. W.-Gras + Mais *D. Weidelgras + Sorghum
-1200
* Werte bezogen auf beide Vegetationsjahre
Kalkulation basiert auf den „oberen“ VDLUFA-Werten. Eine Excel-unterstützte Humusbilanzierung finden Sie auch z.B. unter www.lfl.bayern.de/iab/bodenschutz/12458
11
2. Bodenfruchtbarkeit verbessern und erhalten
Was sagt der Wissenschaftler?
Dr. Matthias Willms,
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung ZALF,
Müncheberg
SAATEN-UNION: Wie humuszehrend ist
die dauernde Silomais Monokultur?
WILLMS: Nach dem VDLUFA*-Standpunkt Humusbilanzierung beträgt der
Humusabbau bei Mais 580–800 kg/ha
Humus-Kohlenstoff pro Jahr. Allerdings
führt die Erosion durch Wasser auf
welligen Schlägen oder durch Wind
auf leichten Böden häufig zu zusätzlichen erheblichen Humusverlusten, die
sich insbesondere bei langjährigem
Maisanbau in Selbstfolge negativ auswirken.
SU: Was hat das langfristig für Folgen?
WILLMS: Langfristig führt dies zu einer
Abnahme der Humusmenge im Boden
und infolgedessen zu einem Rückgang
der Bodenfruchtbarkeit, der Erträge
und der Pflanzengesundheit.
SU: Wie kann man dem Humusabbau
entgegenwirken?
WILLMS: Mit humusmehrenden Früchten wie Luzerne-, Klee-, Ackergras –
besonders bei mehrjährigem Anbau
sowie durch den Anbau von Zwischenfrüchten.
SU: Kann die Humusbilanz auch über
Gärrest wieder korrigiert werden?
WILLMS: Das ist derzeit noch nicht
eindeutig beantwortbar, weil entsprechende Versuche fehlen. Die vorliegende Bewertung nach dem Humusstandpunkt der VDLUFA* führt bei
Ausbringung der Gärreste auf die Anbaufläche des Silomaises in den meisten Fällen zu einer negativen Humusbilanz. Die zugrunde liegenden Versuche beziehen sich jedoch auf Gärrest-
* www.vdlufa.de/joomla/Dokumente/Standpunkte/08-humusbilanzierung.pdf
12
Versuche aus den 80er Jahren mit
Rindergülle als Substrat und einem
geringen Abbau der organischem Trockensubstanz in der Biogasanlage.
Welcher Anteil des Gärrest-Kohlenstoffs in Humus-Kohlenstoff umgewandelt wird, ist derzeit noch in der
wissenschaftlichen Diskussion. Die
Spanne bei der Bewertung des Gärrest-Kohlenstoffs liegt zwischen „Rindergülle“ und „Rottemist“.
Die Frage, ob bei Anbau von Mais in
Selbstfolge die Humusversorgung der
Böden nachhaltig gesichert werden
kann und wenn ja, unter welchen Bedingungen, wird derzeit in unserem
Haus noch untersucht.
SU: Was sind die Vorteile von Zwischenfrüchten gegenüber Gärrest?
WILLMS: In erster Linie die Durchwurzelung des Bodens, die bessere Wasserinfiltration und phytosanitäre Gründe.
Zwischenfrüchte haben eine Humusmehrung von 80–160 kg/ha HumusKohlenstoff, Untersaaten von 200–
300 kg/ha. Damit kann man die
Humuszehrung von Mais zum Teil wieder ausgleichen.
SU: Welche Rolle werden Untersaaten
in Zukunft spielen?
WILLMS: Mais führt im Vergleich zum
Getreideanbau zu einer erheblichen
Steigerung von Wind- und Wassererosion. Diese führen zu zusätzlichen Humusverlusten, die in der Humusbilanz
noch nicht berücksichtigt sind. Wird
Silomais mit nicht wendender Bodenbearbeitung oder mit Untersaaten angebaut, lässt sich das Erosionsrisiko
stark vermindern. Der Anbau von Silomais mit nicht wendender Bodenbearbeitung gelingt besser, wenn als Vorfrucht eine Winterzwischenfrucht angebaut wurde. Diese führt aus Sicht
des Erosionsschutzes und der Humusbilanz zu einer Verbesserung der Humusversorgung.
13
3. Arbeitswirtschaft optimieren
Optimierte Arbeitswirtschaft und entzerrte Arbeitsspitzen
Maisanbau in hohen Anteilen der
Fruchtfolge kann regional dazu führen, dass die Ernte sehr konzentriert
innerhalb kürzester Zeit erfolgt. Dabei
greifen viele Produzenten auf die gleiche Erntetechnik zurück. Werden Gras
oder Getreide-GPS angebaut, entzerrt
dies die Arbeitsspitzen und lastet die
vorhandenen Maschinen von Landwirten und Lohnunternehmern besser
aus. Ein massiver Transport von Biomasse innerhalb kürzester Zeit kann
ebenfalls vermieden werden, wenn
andere Kulturen in Fruchtfolgen außerhalb der Maisernte geerntet werden. Das schafft Ruhe im Dorf.
Was sagt der Praktiker?
Stefan Knipper,
Fa. Schillmöller Lohnunternehmer in Bakum
14
SAATEN-UNION: Bringt die Nutzung
verschiedener Substrate gegenüber einem hohen Maisanteil Vorteile für die
Arbeitswirtschaft?
KNIPPER: Der hohe Maisanteil sorgt
für massive Arbeitsspitzen in unserem
Betrieb. Man stellt mehr und mehr
den Drusch von Mais ein und nutzt
neueste Häckseltechnik. Durch diese
Verschiebung der Maisnutzung entsteht Stress und vor allem Investitionszwang im Lohnunternehmen. Hierbei
entsteht zurzeit ein Markt, der seinesgleichen sucht. Bei den Mähdreschern
sind wir in Niedersachsen Kummer gewohnt, da wir diese nur noch 10 Tage
im Jahr nutzen können. Aber bei den
Häckslern entwickelt sich jetzt ein ähnlich schnelllebiger Markt. Kurze Zeitfenster mit viel Leistung – zu geringe
Nutzungsdauer.
SU: Wie kann man eine bessere Auslastung von Mensch und Maschine erreichen?
KNIPPER: Wir brauchen ein Umdenken
in den Fruchtfolgen. Das Kernroblem
ist die einseitige Information der Fachpresse über Mais und Hirse, also C4Pflanzen! Für C4-Pflanzen fehlt bei uns
im Frühsommer das Wasser. Und im
Herbst, wenn das Wasser da, ist fehlt
die Sonne. Die Konsequenz aus dieser
Witterung kann nur sein, C3-Pflanzen
an den Standort angepasst anzubauen. Grünschnittroggen bildet bei uns
leider nur einen kleinen Teil davon.
Denn er hat den Nachteil, Mitte Mai
das Feld räumen zu müssen, um noch
ordentlichen Mais legen zu können.
Einen Schwerpunkt setzen wir daher
auf unseren Favoriten: Sommergerste
nach Wintergerste in der direkten Folge. Erntezeitpunkt ist nach dem Maishäckseln. In diesem Jahr wird massiv
die Fruchtfolge Silomais – Wintergerste – Sommergerste zum Tragen kommen, um mit möglichst wenig Fläche
15
3. Arbeitswirtschaft optimieren
die Biogasanlagen versorgen zu
können.
SU: Wie rechnet sich das Arbeiten
mit unterschiedlichen Substraten in
Ihrem Betrieb?
KNIPPER: Abgesehen von der besseren Arbeitsverteilung vermeidet man
Fruchtfolgeprobleme auch vor dem
Hintergrund der Cross Compliance.
Außerdem müssen Anwohner nicht
dauerhaft im Maisacker wohnen!
Wir haben in diesem Jahr Ende Juni
eine Winterhybridgerste mit 34 %
TS mit 35 t/ha FM-Ertrag gehäckselt
und wir trauen der anschließend
gedrillten Sommergerste auch nochmal um die 20 t FM/ha zu. Der Mais
wird eine solche Leistung in diesem
Jahr (2010) hier nicht bringen.
SU: Wie wirkt sich eine reduzierte
Konkurrenz um Erntetechnik in Ihrem
Betrieb aus?
KNIPPER: Ganz klar über deutlich
bessere Auslastungen und stressfreieres Arbeiten. Die GPS-Ernte wird
16
mittels vorhandener Technik erledigt.
Das geht mit einem normalen Kemper-Maisgebiss und man braucht
keine Spezialinvestitionen.
SU: Sehen Sie noch weitere Vorteile
einer vielseitigeren Fruchtfolge?
KNIPPER: Ja, denn man taucht nicht
nur kurz im Frühling auf – macht
einmal den Acker schwarz und danach verschwinden die Häuser im
Mais, sondern man versucht, ein
standortangepasstes Landschaftsbild zu entwickeln, indem man mit
Getreide arbeitet! Zwischenfrüchte,
ergänzt mit Sonnenblumen, lockern
das Bild auf.
Man darf auch nie die Zusammenarbeit mit den Jägern vergessen.
Die ärgern sich zwar über die Grünschnittroggenernte, da dann die
Kitze gesetzt sind – freuen sich aber
über Senf und Sonnenblumen um
für den Winter „Schussflächen“ zu
haben!
EXKURS: Optimaler Erntezeitpunkt
So bestimmen Sie den optimalen Erntetermin
Der optimale Kompromiss zwischen
TM-Ertrag, Methanausbeute und
Konservierungseigenschaften ist bei
Roggen und Gerste das Ende der
Milchreife, bei den vegetativ längerlebigen Fruchtarten Weizen und Ha-
fer die beginnende Teigreife. Beide
können einfach mit der Fingernagelprobe bestimmt werden:
Ende der Milchreife (EC 79)
Das Korn hat seine endgültige Größe erreicht, ist jedoch noch grün.
Der Korninhalt ist dann nicht mehr
flüssig, sondern breiig bis teigig.
Der TS-Gehalt der Gesamtpflanze
liegt bei leicht vergilbtem Stroh zu
diesem Zeitpunkt bei etwa 32 bis
35 % – je nach Kornanteil und je
nach Feuchte der grünen Pflanzenteile.
Frühe Teigreife (EC 83)
Die Kornfärbung wechselt in die
arttypische Färbung. Der Korninhalt
ist noch weich, kann jedoch als Ganzes aus der Samenschale herausgedrückt werden. Wenn das Stroh zu
diesem Zeitpunkt anfängt aufzuhellen, liegen die TS-Werte der Gesamtpflanze bei etwa 34 bis 38 %.
17
4. Nährstoffhaushalt optimieren
Optimierung der Gärrestausbringung und
der Nährstoffausnutzung.
Bei begrenztem Lagervolumen für
Gärreste sind Fruchtfolgen und Grünlandflächen hoch interessant. Eine
Winterbegrünung mit Getreide oder
Gras kann von Februar bis November
mit Gärrest versorgt werden und
schafft so Luft im Gärrestlager.
Aber Vorsicht: Im Falle von Grünschnittroggen sollte die Lageranfälligkeit bei zu hoher N-Gabe nicht unterschätzt werden! Die Nutzung von
Dauergrünland ist ein Beispiel dafür,
wie man mit Dauerkulturen wirtschaftlich Biogas erzeugt. Dazu gehört auch
die effiziente Verwertung des wertvollen Gärrests als Dünger: Durch ein
fünfmaliges Ausbringen im Jahr spart
man bares Geld, da ein kleineres Gärrestlager ausreicht. Im Vergleich dazu
sind bei ausschließlich mit Mais betriebenen Anlagen nur zwei Ausbringungen pro Jahr möglich (s. Berechnung
im Kasten).
18
Bitte beachten: Bei der Düngung
mit Gärrest gelten dieselben Vorschriften wie beim Düngen mit
Gülle im Sinne der Düngemittelverordnung.
Durch die hohen pH-Werte ist mit
starker Ammoniakausgasung zu rechnen. Ein schnelles Einarbeiten ist daher
dringend notwendig, um sowohl das
Klima als auch den Geldbeutel zu
schonen. Denn: Ausgegastes Ammoniak führt zu geringen Erträgen und
muss durch mineralische Düngung
ausgeglichen werden.
Kleineres Gärrestlager durch ganzjährige
Ausbringung bei Grasnutzung (500 kW Anlage)
Grasanbau
Maisanbau
5 x pro Jahr
2 x pro Jahr
Verweildauer
6 Monate
9–10 Monate
Gärrestlagervolumen
3.600 m3
5.860 m3
144.000 Euro
230.400 Euro
Ausbringungsmöglichkeiten
Investitionskosten
Ersparnis Gras vs. Mais
86.400
Was sagt der Praktiker?
Jens Geveke,
Biogasanlagenbetreiber, 500 kW elektrisch,
Westerstede
SAATEN-UNION: Was sind die größten
Vorteile bei der Nutzung von Dauergrünland?
GEVEKE: Erstens entsteht weniger Flächen- und Substratkonkurrenz bei der
Futtermittelproduktion. Gerade in
Grünlandregionen ist dieses Substrat
eher verfügbar als Mais. Dies besonders, weil ich den dritten und vierten
Grasschnitt der Nachbarn nutze. Mais
geht hier primär in den Trog.
Zweitens ist die Arbeit gleichmäßiger
übers Jahr verteilt. So können wir z.B.
von Februar bis November fünfmal im
Jahr Gärrest ausbringen.
SU: Wie sieht die optimale Düngung
aus?
GEVEKE: Gedüngt wird nach Bedarf eines intensiven Dauergrünlandes. Einmal im Jahr bringen wir eine zusätzliche Düngung von 300–400 kg/ha
Kalkammon, ansonsten verwenden
wir nur den Gärrest. Hier pressen wir
den Festbestandteil vor dem Gärrestlager ab und erhalten so sehr rührfähiges flüssiges Material. Dieses wird
dann mit Schleppschuhen in das
wachsende Gras ausgebracht und ist
aufgrund der Partikelgröße von
< 0,75 mm sehr schnell pflanzenverfügbar. Das Separieren verhindert
auch die Bildung von Schwimmdecken im Gärrestlager.
19
5. Anlageneffizienz und Methanausbeute erhöhen
Erhöhung von Anlageneffizienz und Methanausbeute,
Stabilisierung des Fermenters.
oft dazu beitragen, biologische Prozesse im Fermenter zu stabilisieren.
Zum Beispiel führt der Einsatz von
Energierüben zu einem schnellen Anstieg bei der Methanproduktion und
kann deshalb zum „Feinjustieren“ genutzt werden. Außerdem sind gemuste Energierüben als Gesamtsubstrat
leichter rührfähig. Das spart Eigenstrom für die Pumpen und Rührwerke.
Fermenter, die nur mit Mais als Substrat ohne Gülle betrieben werden
(Mono/Trockenfermentation), sind häufig mit Mikronährstoffen schlecht versorgt. Hier kann eine Mischung mit
anderen Substraten, z.B. Getreide-GPS
und besonders Gras, höhere Methanausbeuten ermöglichen. Die Praxis
zeigt, dass Substratmischungen auch
20
Die höchste Methanausbeute ist bei
Energierüben zu finden, die aufgrund
der guten Abbaubarkeit deutlich über
der anderer Substrate liegt. Die Methanausbeuten von Getreide-GPS sind
in der Praxis vergleichbar mit Mais.
Der erste Grasschnitt liefert sogar
leicht erhöhte Werte. Auch Grünschnittroggen weist aufgrund der geringen Lignifizierung und erhöhten
Verdaulichkeit bessere Methanausbeuten pro Kilogramm organische Trockensubstanz auf als Maissilage.
Was sagt der Wissenschaftler?
micellulose von viel Lignin umschlossen sind, werden sie schlechter
abgebaut.
SU: Erhöht die Substratvielfalt die Systemstabilität?
AMON: Generell gilt: Je vielfältiger die
Rohstoffe, desto stabiler läuft das System.
Prof. Dr. Thomas Amon,
Universität für Bodenkultur, Wien
SAATEN-UNION: Was bringen Substratmischungen?
AMON: Grundsätzlich sind Substratmischungen von NAWARO mit Wirtschaftsdünger besser vergärbar als einzelne Substrate. Das liegt vor allem
daran, dass sich die einzelnen Substrate hinsichtlich ihrer Zusammensetzung bei Fetten, Kohlenhydraten, Proteinen, Spuren- und Mikronährstoffen
deutlich unterscheiden. Dies gilt besonders für die Abbaubarkeit der Kohlenhydrate, die ja in Methan umgesetzt werden. Wenn Cellulose und He-
Zusätzlich ist der Methanertrag höher
und der Abbau läuft schneller. Da die
spezifische Methanausbeute höher ist,
verringert sich das Restgaspotenzial im
Gärrest, was zu einer positiven Klimabilanz beiträgt. Dies gilt besonders in
der Kombination mit Wirtschaftsdüngern, die Mais als Kohlenhydratträger
optimal im C/N-Verhältnis ergänzen.
Leicht abbaubare Stärke und Zucker
werden in der Säurebildung gut abgepuffert.
SU: Kann der Einsatz diverser Substrate
den Einsatz von Mikronährstoffen überflüssig machen?
AMON: Nach genauer Untersuchung
21
5. Anlageneffizienz und Methanausbeute erhöhen
der Mikronährstoffe kann gegebenenfalls durch eine Zugabe von
Substraten mit hohen Mikronährstoffgehalten nachgebessert werden. Es spielt natürlich der Standort
und der Schnitttermin bei Gräsern
eine Rolle. Es ist also immer eine
Einzelfallanalyse des jeweiligen Fermenters nötig.
SU: Für welche Anlagen gilt dies?
AMON: Das gilt primär für MonoTrockenfermentation. Bei Anlagen
mit Gülleeinsatz wird über die Gülle
viel an Mikronährstoffen eingetragen. Aber auch hier ist eine genaue
Betrachtung der Nährstoffversorgung
für die Mikroflora nötig und kann
gegebenenfalls mit anderen Substraten ergänzt werden.
Bildquelle: Agrarpress
22
23
Ökonomie
Ökonomie der Biogassubstrate – Kosten sind
nicht alles!
Etwa die Hälfte der Gesamtkosten einer Biogasanlage entfallen auf
die Rohstoffkosten. Um diesen Kostenblock bei steigenden Kosten im
Griff zu behalten, sind die Fruchtfolge, das Anbauverfahren und die
Konservierung der Energiepflanzen zu optimieren.
Zu beachten sind hierbei – immer in
Bezug auf die Methanausbeute –
1. eine möglichst hohe und sichere
Flächenproduktivität,
2. eine geringe Produktions- und Bereitstellungskosten,
3. die Eignung als Fütterungskomponente im Gesamt-Substratmix
Unter diesen Aspekten ist ohne Frage
in den meisten Fällen Silomais das mit
Abstand wirtschaftlichste Substrat.
Was rechnet sich – außer Mais?
Der Anteil des Silomaises in der Frucht-
24
folge ist jedoch limitiert, aus pflanzenbaulichen Gründen und wegen der
gesellschaftlich gewünschten „Landschaftsästhetik“. Die entscheidende
Frage lautet deshalb, was rechnet sich
noch – neben Mais? Dabei bestimmen
neben den eingangs genannten Kriterien noch weitere über die relative Vorzüglichkeit der verschiedenen Fruchtfolgekomponenten. Dabei geht es nicht
allein um Ökonomie, sondern je nach
einzelbetrieblicher Situation auch um
4. eine positive Humusbilanz in engen
Mais- bzw. Hackfruchtfolgen,
5. die Nutzungsmöglichkeit auch als
Marktfrucht auf Standorten mit hohen Ertragsschwankungen,
6. eine hohe Energiedichte bei entfernten Schlägen mit hohem Transportaufwand,
7. die Entzerrung von Arbeitsspitzen
im Hinblick auf die Verringerung
der Festkosten beispielsweise mit
der Einsparung von Güllelagerraum.
Erträge und Methanausbeuten
In Tab. 1 sind verschiedene Anbaualternativen in ihrer Flächenproduktivität
beschrieben. Sowohl im Frischmassewie auch im Trockenmasseaufwuchs
gibt es enorme Ertragsunterschiede.
Zudem wird der Gasertrag durch die
spezifischen Methanausbeuten modifiziert. Unter den einjährigen Hauptfrüchten haben Mais und Energierü-
Tab. 1: Produktivität – Frischmasse, Trockenmasse und Methan
Frischmasse
dt/ha
TS-Gehalt
(%)
Konservierungsverluste
(%)
Trockenmasse
dt/ha netto
Methanausbeute
lN/kg TM
Methanertrag
m³/ha
Beispielhaft für mittlere bis günstige Anbauvoraussetzung, Methanausbeute bezogen auf TS
Grünland
310
40
12
109
265
2892
Ackergras
390
35
12
120
280
3363
Roggen-GPS
420
35
12
129
265
3428
Silomais
530
32
12
149
290
4328
Energierübe
850
18
5*
145
315
4579
Roggen-GPS + Gras ZF
670
35/25
12/15
182
250/290
4969
Gersten-GPS + Sorghum ZF
807
35/25
12/15
199
250/240
5037
Grünroggen + Mais
700
25/29
15/12
180
290/285
5168
*gilt für optimale Bedingungen im Hochsilo, kann bis zu 14 % bei Lagunen-Lagerung ausmachen
Quelle: Böse 10 / 2012
25
Ökonomie
ben das höchste Ertragspotenzial. Getreide-GPS fällt ertraglich zwar etwas
ab, ermöglicht jedoch dank der frühen
Ernte sehr produktive Zweikultursysteme. In humideren Regionen folgt
Ackergras oder Sommergetreide, in
trocken-warmen Regionen sehr frühe
Sorghum- bzw. sehr frühe Maishybriden nach Wintergersten-GPS.
Substratkosten je dt
Trockenmasse
Ausgehend von typischen Erträgen und
gestiegenen Produktionskosten werden
in Abb. 1 die fruchtartspezifischen Substratkosten kalkuliert. An dieser Stelle
geht es um die Relation der Anbaualternativen zueinander, einzelbetrieblich können die Kosten abweichen:
Abb. 1: Erzeugungs- und Konservierungskosten
Aktualisiert nach KTBL und eigenen Recherchen beispielhaft für mittlere bis günstige Anbauvoraussetzungen
2500
€/ha
Flächennutzung abzgl. Prämien Saatgut Düngung (mit Rückführung) Pflanzenschutz
Maschinen und Einrichtungen (FK) Arbeit Variable Kosten Arbeit Feste Kosten
650
2000
612
724
125
564
205
1500
155
780
615
1000
234
500
205
240
0
104
176
325
556
105
316
155
534
515
245
78
405
250
161
195
200
200
200
200
Energierübe*
Grünroggen
+ Mais
Gersten-GPS
+ Sorghum ZF
Roggen-GPS
+ Gras ZF
176
124
150
Ackergras
420
492
205
155
260
214
230
98
125
195
360
78
199
150
200
Silomais
26
104
70
200
Grünland
Roggen-GPS
*Es ist zu erwarten, dass die Kosten durch weitere Optimierungen bei Rübenwäsche und Lagerung zukünftig deutlich sinken werden.
Quelle: Böse 10 / 2012
330
U Bei den Düngungskosten wird eine
80 %ige Rückführung der Nährstoffe
unterstellt. Die um 80 €/ha erhöhten
Ausbringungskosten gegenüber der
Mineraldüngung sind bei den Arbeitserledigungskosten berücksichtigt.
U Bei den festen Kosten gehen auch
die Einrichtungen für die Konservierung und Lagerung mit ein. Hier bestehen enorme Substratunterschiede
zwischen, je nach Platzbedarf und
Verfahrenstechnik.
U Die Flächennutzungskosten – hier
abzüglich der flächengebundenen
Ausgleichszahlungen und Energieprämien – sind bei Gras- und Grünland um 50 bzw. 130 €/ha niedriger
kalkuliert als für die anspruchsvolleren Kulturen.
U Bei Ackergras wird als Hauptfrucht
keine mehrjährige, als Zwischenfrucht keine überjährige Nutzung
kalkuliert. Diese können die Substratkosten senken, ebenso wie regionale Sonderzahlungen für KleegrasGemenge.
U Für Vor- und Zweitfrüchte werden
nur die variablen Kosten kalkuliert,
die Festkosten inklusive Flächennutzung sind der jeweiligen Hauptfrucht
zugeordnet.
Der größte Kostenblock entfällt auf die
Arbeitserledigungskosten. Hier sind Getreide und Mais im Vergleich zu den
mehrschnittigen Gräsern und der arbeitsintensiven Rübe eindeutig im Vorteil. Insgesamt ist Getreide als Ganzpflanzensilage zusammen mit Grünlandaufwuchs am preisgünstigsten zu
produzieren. Am teuersten ist die Energierübe. Hier ist die Entwicklung allerdings noch im Fluss, die Silierung in
Folienlagunen oder als Mischsilage zusammen mit Mais könnten die Bereitstellungskosten deutlich verringern.
Substratkosten je m³ Methan
Bei den spezifischen Methanausbeuten – in Abb. 1 umgerechnet auf Trockenmasse – hat Mais als faserarmes
Substrat zusammen mit den physiologisch jungen, zuckerreichen Kulturen
27
Ökonomie
Ackergras und Grünroggen die Nase
vorn.
Zusammen mit den Kosten und Erträgen errechnen sich die fruchtartspezifischen Substratkosten für die Methanerzeugung. Mit 35 Cent je Kubikmeter
Methan schneidet Silomais bei dieser
zentralen Erfolgsgröße am besten ab.
Auch Roggen-GPS ermöglicht noch
vergleichsweise günstige Gaserzeugungskosten in der Größenordnung
von 38 Cent, die Zweinutzungssysteme sowie Gras und Rüben sind bei
den hier getroffenen Annahmen dagegen vergleichsweise teure Substratalternativen.
Abb. 2 zeigt die unterschiedliche Rangierung der Fruchtfolgealternativen.
So werden das Getreidekorn oder
auch Energierüben zwar wesentlich
teurer erzeugt als Früchte mit Gesamtpflanzenbeerntung, zum Teil machen
Abb. 2: Spezifische Substratkosten Trockenmasse und Methan
nach KTBL und eigenen Recherchen beispielhaft für mittlere bis günstige Anbauvoraussetzung bei Nährstoffrückführung
Substratkosten Methan €/m3
Substratkosten Trockenmasse €/dt
0 €/dt 2
4
6
8
10
12
Silomais
10,18
Roggen-GPS
10,15
14
16
0,38
0,40
12,51
Grünroggen + Mais
Gersten-GPS + Sorghum ZF
0,44
11,30
0,45
12,06
Grünland
0,45
13,65
Ackergras
0,49
15,90
Energierübe*
€/m3 0,00
0,05
0,10
0,15
0,20
0,25
0,30
0,35
0,40
*Es ist zu erwarten, dass die Kosten durch weitere Optimierungen bei Rübenwäsche und Lagerung zukünftig deutlich sinken werden.
Quelle: Böse 10 / 2012
28
20
0,35
10,83
Roggen-GPS + Gras ZF
18
0,45
0,50
0,50
sie dies aber wieder wett durch eine
höhere Methanausbeute.
Auch bei diesen Kalkulationen gilt:
Entscheidend sind immer die konkreten Bedingungen vor Ort – der Standort, das Know-how der Betriebsleitung
sowie die individuellen Kosten und Erträge. Wo Mais nicht gut wächst, z.B.
in Höhenlagen, gewinnen die Alternativen an Vorzüglichkeit. Wo es für Gras
oder Zweinutzungssysteme zu trocken
ist, ist eine Ernte mit Mais, Roggen
oder gar Sorghum am Ende wirtschaftlicher.
Kosten sind nicht alles
Der Energiepflanzenfruchtfolge darf
nicht allein nach Kostengesichtspunkten optimiert werden, insbesondere
im Hinblick auf eine ausgeglichene
Humusbilanz. Deshalb sollte Silomais
auf umsetzungsstarken Standorten
nicht mehr als 50 % einer Fruchtfolge
einnehmen, humuszehrende Zweitfrucht-Systeme nicht mehr als 40 %!
Gräser in der Fruchtfolge bieten die
einzige
Möglichkeit,
selbst
bei
100 %iger Gesamtpflanzennutzung in
der Fruchtfolge noch eine ausgeglichene Humusbilanz sicherzustellen.
Auch im Hinblick auf den Pflanzenschutz ist Vielfalt besser. So ist die C4Pflanze Sorghum beispielsweise keine
Wirtspflanze des Maiswurzelbohrers
und kann bei entsprechenden Anbauauflagen den Silomais vor allem auf
trockenen Anbaulagen als Hauptfrucht
ersetzen.
Dank besserer Arbeitsverteilung können auch Früchte mit höheren Bereitstellungskosten zu steigenden Gewinnen beitragen. Denn Biomassefruchtfolgen mit Getreide, Gräsern oder
Zwischenfrüchten senken maßgeblich
29
Ökonomie
die Festkostenbelastung im Pflanzenbau. Dazu gehören auch die erweiterten Möglichkeiten der Gärrestausbringung, die erhebliche Investitionseinsparungen bei Güllebehältern nach sich zieht. Auch sollte
ein Teil der Biomassekulturen eine
hohe Nutzungsflexibilität aufweisen, je nach Ertrags- und Markterwartung also auch alternativ als
Körnerfrucht vermarktet werden
können. In raueren Lagen, wo Körnermais nicht wirtschaftlich produ-
ziert werden kann, ist dies ein gewichtiges Argument für GetreideGPS! Die Transportwürdigkeit eines
Substrates ist bei größeren Anlagen
mit weitem Einzugsradius von Bedeutung. Energiereiche Ernteprodukte wie Lieschkolbensilage, CCM
oder gar Körnersilage gewinnen mit
jedem Kilometer Feldentfernung an
relativer
Wirtschaftlichkeit gegenüber wasserreichen und sperrigen Substraten.
Ertragssicherheit
Substratkosten
€/kWh
Nutzungsflexibilität
Gärrestausbringung
Transportwürdigkeit
Humusbilanz
HF Silomais
Produktivität
(kWh/ha)
Tab. 2: Gesamtbewertung der Fruchtfolgeelemente
++
++
+++
++
+
+
--
HF Getreide-GPS
+
+++
++
+++
++
0
0
HF Energierübe
++
+++
-
0
+
---
---
0
++
-
+
+
0
+++
ZF Grünroggen + HF Silomais
+++
+
0
0
++
0
-
HF WiRoggen-GPS + ZF Ackergras
+++
0
+
+++
+++
0
+
HF WiGerste-GPS + ZF Sorghum
+++
0
0
+++
+++
0
---
HF Ackergras
HF = Hauptfrucht ZF = Zweitfrucht / Zwischenfrucht; + + + = sehr positiv, - - - = sehr negativ
Quelle: Böse 10 / 2012
30
31
32
Fruchtfolgen für alle Klimaräume
Praktikable Fruchtfolgen
für Biomasse.
Unsere Beispielfruchtfolgen zeigen Möglichkeiten, verschiedene Fruchtarten bestmöglich miteinander zu kombinieren (Abb.
1–4, Seite 35). Besonders zu beachten sind dabei die regionalen
Klimafaktoren Temperatur und Niederschlag. Selbstverständlich
können einzelbetrieblich andere Lösungen praktikabel sein. Hier
werden Fruchtfolgen vorgestellt, die häufig in der Praxis umgesetzt werden und sich bewährt haben.
An warmen Standorten kommt
nach einer Maisernte Ende September noch eine Aussaat von Grünschnittroggen in Frage. Wird dieser
im Mai des Folgejahres geerntet,
kann termingerecht Sorghum ausgedrillt werden, um Fruchtfolgeprobleme, wie z.B. Maiswurzelbohrer,
zu vermeiden. Nach der Sorghumernte Ende Oktober kann Winterweizen als Marktfrucht angebaut
werden, um durch die Strohdüngung auch die Humusbilanz
wieder etwas auszugleichen. Nach
der Ernte folgt Grünschnittroggen,
der wiederum mit Mais oder Sorghum im Folgejahr kombiniert werden kann.
In mittleren und höheren Lagen ist
Getreide-GPS eine ideale Kombination zum Mais. Sorghum kommt
oberhalb von 400 m über NN bislang noch nicht in Frage. GetreideGPS kann bei ausreichenden Niederschlägen sehr gut mit einem
33
Fruchtfolgen für alle Klimaräume
nachfolgenden Grasanbau kombiniert
werden. Bei einer weiteren Fruchtfolge
kann z.B. TETRASiL®-ACKER Multi ein-
gesetzt werden, um eine mehrjährige
Nutzung zu ermöglichen (s. S. 67ff).
Wird eine einjährige bzw. überjährige
Nutzung angestrebt, ist TETRASiL®ACKER Sprint durch seine Kombination von Einjährigem und Welschem
Weidelgras ideal. Dies ist bei sehr engen Maisfruchtfolgen die einzige
Möglichkeit, die Humusbilanz bei
gleichzeitiger Produktion von Biomasse
zu verbessern. Außerdem ist Ackerfuttergras ideal zur Winterbegrünung für
den Erosionsschutz und eine fast ganzjährige Gärrestausbringung (s. S. 18).
Sind keine ausreichenden Niederschläge zu erwarten, ist der Anbau von
Sommerzwischenfrüchten eine gute
Gelegenheit, um die Bodenfruchtbarkeit und die Humusbilanz zu verbessern (s. S. 10 ff, S. 91ff). Eine Kombination von Biomassekulturen und Marktfrüchten ist eine Möglichkeit, die
Fruchtfolgen aufzulockern. So kann
z.B. nach einer GPS-Ernte im Juni oder
Juli termingerecht auch eine Rapsaussaat erfolgen.
34
Abb. 1: Energiefruchtfolge – Mittlere und höhere Lagen
Jan
Jahr
Jahr
Jahr
Jahr
1
2
3
4
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Silomais /Energierübe
Nov
Dez
GPS-Wintergetreide*
GPS-Wintergetreide*
Winterraps
Winterraps
Grünschnittroggen PROTECTOR
Grünschnittroggen PROTECTOR
Silomais
* Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Winterweizen; je nach Aussaattermin, Klima, Bodengüte und Vermarktungsmöglichkeiten
Abb. 2: Energiefruchtfolge – Mittlere und höhere Lagen mit ausreichend Niederschlägen
Jan
Jahr
Jahr
Jahr
Jahr
1
2
3
4
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Silomais /Energierübe
GPS-Wintergetreide*
Nov
Dez
GPS-Wintergetreide*
Welsches Weidelgras
TETRASiL®-Gräsermischungen
Welsches Weidelgras
Silomais
* Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Winterweizen; je nach Aussaattermin, Klima, Bodengüte und Vermarktungsmöglichkeiten
Abb. 3: Energiefruchtfolge – Mittlere und höhere Lagen mit ausreichend Niederschlägen, hoher Maisanteil
Jan
Jahr
Jahr
Jahr
1
2
3
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Silomais /Energierübe
Nov
Dez
GPS-Wintergetreide*
VITERRA®-Zwischenfrucht-Mischungen/TETRASiL®-Gräsermischungen
GPS-Wintergetreide*
TETRASiL®-Gräsermischungen
Silomais
GPS-Wintergetreide*
* Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Winterweizen; je nach Aussaattermin, Klima, Bodengüte und Vermarktungsmöglichkeiten
Abb. 4: Energiefruchtfolge – Wärmere Lagen
Jan
Jahr
Jahr
Jahr
Jahr
1
2
3
4
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Silomais
Grünschnittroggen PROTECTOR
Sorghum
Winterweizen mit Strohdüngung
Grünschnittroggen PROTECTOR
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Grünschnittroggen PROTECTOR
Winterweizen mit Strohdüng.
Grünschnittroggen PROTECTOR
Silomais
* Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Winterweizen; je nach Aussaattermin, Klima, Bodengüte und Vermarktungsmöglichkeiten
35
Zweitfrucht-Systeme
Erfahrungen mit
Zweitfrucht-Systemen.
Bei knappen Produktionsflächen oder sehr hohen Pachtpreisen müssen die Hektarerträge maximiert werden. In Betrieben mit guten
Böden und gut verteilten Niederschlägen über 700 mm im Jahr bieten
sich daher Zweitfrucht-Systeme an.
Mit ihnen lassen sich zwei Ernten im
Jahr realisieren, die unter guten Bedingungen mehr Biomasse erbringen, als
die Hauptkultur Mais. Dabei sollte bedacht werden, dass auch doppelte
Kosten für Aussaat, Bestandespflege
und Ernte anfallen (s. S. 26). Möglich
sind die Kombination von Grünschnittroggen PROTECTOR mit Sorghum oder Mais oder die Kombination Getreide-GPS mit verschiedenen
Zweitfrüchten. Um festzustellen, welche Kombination ertraglich vorn liegt,
führte die SAATEN-UNION von 2008–
2010 in Rendsburg (Schleswig-Holstein) und Moosburg (Bayern) Versu-
36
che durch. Es wurden nach zwei Ernteterminen für Grünroggen (Anfang und
Ende Mai) sowie nach zwei Ernteterminen für Hybridroggen-GPS (Anfang
Juni und Ende Juni) Sorghum, Mais
und Sommergetreide ausgesät.
Ertragsstärkste Kombinationen:
Im dreijährigen Mittel zeigt sich, dass
zwei Strategien zum Ziel führen:
1. Die Kombination vom Grünschnittroggen PROTECTOR mit Mais, in
Süddeutschland auch mit Sorghum
(Abb. 1 und 2). Dabei ist auf eine
entsprechend niedrigere Siloreifezahl zu achten, um noch eine Si-
Abb. 1: Addierte TM-Erträge von Vor- und Zweitfrucht in Rendsburg, Mittelwerte aus 2008–2010
Sorghum
25
Mais
Getreide
TM-Ertrag Vorfrucht
TM Ertrag in t/ha
20
15
10
Ernte Grünroggen
Anfang Mai
Ernte Grünroggen
Ernte Hybridroggen-GPS
Ende Mai
Anfang Juni
Kulturen und Aussaattermine
TIS
WS
GS
HA
Silomais
WS
Sorghum
TIS
GS
HA
Silomais
WS
Sorghum
TIS
GS
HA
Silomais
WS
Sorghum
HA
TIS
GS
Silomais
0
Sorghum
5
Ernte Hybridroggen-GPS
Ende Juni
Abb. 2: Addierte TM-Erträge von Vor- und Zweitfrucht in Moosburg, Mittelwerte aus 2008–2010
Sorghum
Mais
Getreide
TM-Ertrag Vorfrucht
30
TM Ertrag in t/ha
25
20
15
10
Ernte Grünroggen
Anfang Mai
TIS
WS
HA
GS
Silomais
WS
Ernte Grünroggen
Ernte Hybridroggen-GPS
Ende Mai
Anfang Juni
Kulturen und Aussaattermine
Sorghum
TIS
GS
HA
Silomais
WS
Sorghum
TIS
GS
HA
Silomais
WS
Sorghum
HA
TIS
GS
Silomais
0
Sorghum
5
Ernte Hybridroggen-GPS
Ende Juni
GS = Sommergerste, HA = Hafer, TIS = Sommertriticale, WS = Sommerweizen
37
Zweitfrucht-Systeme
loreife zu erreichen. Die hier gezeigten Mittelwerte sind aus den zwei
Sorten REVOLVER S 160 und
SUM1484 S 170 gemittelt. Die Sorghumerträge sind Mittelwerte aus
den Sorten BOVITAL und GOLIATH.
Die Sorghum-Hirsen erreichten
nicht ganz so hohe Trockenmasseerträge wie der Mais, können aber
aus Fruchtfolgegründen trotzdem
die bessere Wahl sein (s. S. 73ff). In
Norddeutschland werden im drei-
jährigen Mittel beim Sorghum keine silierfähigen Trockensubstanzgehalte erreicht.
2. Hybridroggen-GPS plus Zweitfrucht
Sommergetreide: Alternativ zu diesen Möglichkeiten kann voll auf den
Ertrag der Winterfrucht bei Hybridroggen-GPS gesetzt werden. Ein
Zweitfruchtanbau von Mais oder
Sorghum ist danach allerdings nicht
mehr möglich, da keine silierfähigen Bestände erreicht werden kön-
Abb. 3: Trockensubstanzgehalte der Vor- und Zweitfrüchte Rendsburg, Mittelwerte aus 2008–2010
Sorghum
50
Mais
Getreide
TS-Gehalt Vorfrucht
45
TS-Gehalte in %
40
35
30
25
20
15
10
WS
TIS
GS
HA
Silomais
Sorghum
WS
HA
TIS
GS
Silomais
WS
Ernte Grünroggen
Ernte Hybridroggen-GPS
Ende Mai
Anfang Juni
Kulturen und Aussaattermine
GS = Sommergerste, HA = Hafer, TIS = Sommertriticale, WS = Sommerweizen
38
Sorghum
HA
TIS
GS
Silomais
Sorghum
TIS
Ernte Grünroggen
Anfang Mai
WS
GS
HA
Silomais
0
Sorghum
5
Ernte Hybridroggen-GPS
Ende Juni
nen (Abb. 3 und 4). Bleibt also ein
Zweitfruchtanbau von Sommergetreide, wobei sich Hafer und Sommertriticale ertraglich hervorgetan
haben.
Silierfähige TS-Gehalte mit
Sommergetreide:
Im Gegensatz zu Sorghum oder Mais
erreichten alle Sommergetreide bei allen Aussaatterminen silierfähige Bestände. Wichtig ist bei später Aussaat
eine höhere Aussaatstärke, da kaum
noch Seitentriebe gebildet werden.
Eine weitere Möglichkeit ist der Zweitfruchtanbau von Ackergras als Nachoder auch als Untersaat im Wintergetreide-GPS (s. S. 69). Desweiteren ist
der Anbau von Zwischenfrucht-Mischungen zur Biomasseproduktion bzw.
Bodenbelebung inklusive Erosionsschutz
und Unkrautunterdrückung möglich
(s. S. 99ff).
Abb. 4: Trockensubstanzgehalte der Vor- und Zweitfrüchte Moosburg, Mittelwerte aus 2008–2010
Sorghum
60
Mais
Getreide
TS-Gehalt Vorfrucht
TS-Gehalte in %
50
40
30
20
Ernte Grünroggen
Anfang Mai
TIS
WS
GS
HA
Silomais
WS
Ernte Grünroggen
Ernte Hybridroggen-GPS
Ende Mai
Anfang Juni
Kulturen und Aussaattermine
Sorghum
TIS
GS
HA
Silomais
WS
Sorghum
TIS
GS
HA
Silomais
WS
Sorghum
HA
TIS
GS
Silomais
0
Sorghum
10
Ernte Hybridroggen-GPS
Ende Juni
GS = Sommergerste, HA = Hafer, TIS = Sommertriticale, WS = Sommerweizen
39
Biogasproduktion mit Mais
Trockenmasse-Ertrag –
das Königskriterium.
Der Methanertrag einer Sorte bzw. Fruchtart wird durch den Trockenmasse-Ertrag und das Methanbildungspotenzial pro kg organische
Trockensubstanz (oTS) bestimmt. Der Trockenmasse-Ertrag ist relativ
einfach zu bestimmen. Das Methanbildungspotenzial kann man einerseits berechnen oder anhand von Biogasertragstests (Batch Tests)
experimentell ermitteln.
Die Berechnung beruht auf den Gehalten an Fetten, Kohlenhydraten und
Proteinen und deren Verdaulichkeit,
die z.B. aus einer Futterwerttabelle
entnommen werden können. Diese
Annäherung ist damit ungenauer als
die verschiedenen Biogasertragstests,
bei denen Pflanzenmaterial vergoren
wird. Aber auch Batch Tests sind für
eine Sortenentscheidung zu variabel,
da sich die Methoden stark unterscheiden und die Übertragbarkeit auf Praxisanlagen kaum gegeben ist. Der Gesamttrockenmasse-Ertrag einer Frucht-
40
art ist daher das beste Kriterium, wenn
es um die Schätzung des Methanertrages pro Hektar geht. Da Methan sowohl aus der Stärke des Kolbens als
auch aus der Restpflanze gewonnen
wird, können sowohl kolben- als auch
restpflanzenbetonte Sortentypen in
der Biogasanlage genutzt werden. Bei
restpflanzenbetonten Sorten sollte einerseits die Reifezahl nicht zu spät gewählt und andererseits auf eine möglichst hohe Verdaulichkeit geachtet
werden. Cellulose und Hemicellulose
können im Fermenter abgebaut wer-
Lange, rahmige und sehr späte Sorten haben die
höchste Flächenproduktivität.
den, Lignin jedoch nicht. Hohe Verdaulichkeit ist also auch in Biogasanlagen ideal.
Heute setzen sich Sorten im Biogasbereich durch, die gegenüber den ortsüblichen Silomais-Sorten etwa um 20
manchmal auch 30 Reifepunkte später
sind. So ist in mittelfrühen Regionen,
wo SUNSTAR (S 240) oder ALDUNA
(~S 250) als Silomais genutzt werden,
beispielsweise ein ALISSON (~S 280)
anbauwürdig. Das Thema Sortenentscheidung ist nichtsdestotrotz kom-
plex, denn für die beste Sortenwahl
sind die Flächenproduktivität, die Silierbarkeit, die Methanausbeute pro
kg organische Trockensubstanz und
daraus resultierend der Methanertrag
pro Hektar zu berücksichtigen.
U Die höchste Flächenproduktivität haben generell lange und rahmige Sorten und insbesondere (sehr) späte
Sorten wie ALISSON und KIMBERLEY.
Sehr späte Typen kommen vorwiegend in günstigen Wärmelagen zum
Einsatz, aber auch in trockeneren Lagen, weil diese im Allgemeinen auch
eine bessere Trockentoleranz besitzen.
U Die höchsten Methanausbeuten pro
Kilogramm organische Trockensubstanz liefern die hochverdaulichen
Typen, in der frühen Reifegruppe
z.B. die Sorte AYRRO
U Die massebetonte Sorte SUBITO und
die kolbenbetonten Sorten SUSANN
und SUNMARK liefern ähnlich hohe
Trockenmasse- und Methanerträge
pro Hektar.
Mehrjährige umfangreiche Versuche
der LfL in Bayern haben deutlich ge-
41
Biogasproduktion mit Mais
macht, dass sich der Methanertrag
von kolbenbetonten und BiomasseTypen pro kg oTS nicht signifikant unterscheidet (Abb. 1).
Der Kolben bringt deutlich mehr Methan, als die Restpflanze. Da aber eine
Pflanze nur zu 40 (Biomassetyp) bis
60 % (kolbenbetonter Typ) aus Kolben besteht sind die Unterschiede in
der Praxis marginal. Daher sind andere
Abb. 1: Theoretische Gasausbeute von
kolbenbetonten (60 % Kolbenanteil an der TS = KM) bzw.
restpflanzenbetonten (40 % Kolbenanteil an der TS = BM)
Silomaistypen
450
Restpflanze
400
Kolben
Gasausbeute kg/oTS
350
300
128
250
200
192
390
150
320
100
234
156
50
0
Kolben
Restpflanze
Sorte KM
Sorten BM
Quelle: Schriftenreihe der LfL, Internationale Wissenschaftstagung Biogas
Science 2009, Band 1
42
Faktoren ebenfalls bei der Sortenwahl
zu berücksichtigen:
U An guten Mais-Standorten rücken andere Faktoren in den Vordergrund,
ob eine massebetonte Sorte wie
SUBITO oder eine kolbentonte Sorte
wie SUSANN genutzt werden soll.
Weite Feld-Hof-Entfernung oder die
geringe Größe der Siloplatte entscheiden über den zu wählenden
Sortentyp.
Werden Milchvieh und Fermenter aus
demselben Silo bedient, fällt die Entscheidung womöglich ganz anders
aus und orientiert sich wieder hin zu
guter Zellwandverdaulichkeit.
Bis auf Weiteres sollte man daher für
eine erste Eingruppierung zum Methan-Ertragsvermögen am besten die
Zahlen zum Gesamttrockenmasse-Ertrag und zur Verdaulichkeit heranziehen. Das Entscheidungsschema (s.
S. 44) kann hier weitere Hilfestellung
geben.
Einfachnutzung Biogas
Wird Mais nur für den Fermenter produziert, ist meist eine betont massestarke Sorte im geforderten Reifebereich die richtige Wahl. Ausnahme:
sehr weite Transportwege und/oder
eine sehr kleine Siloplatte. Alle Sorten,
die im Silomaissegment „Masseertrag“
der SAATEN-UNION geführt werden,
entsprechen dieser Forderung in ihrem jeweiligen Reifebereich: Beste Beispiele sind die Sorten AYRRO, ALDUNA,
SUBITO und ALISSON S 260. Bei langen Transportwegen und/oder kleiner
Siloplatte sollten energiedichtere, also
kolbenbetonte Typen gewählt werden
wie z.B. SUSANN oder SUNMARK. Soll
die angebaute Sorte nicht nur als Biogassubstrat genutzt werden, so orientiert sich die Sortenwahl an der Zweitnutzung.
Mehrfachnutzung Korn – Biogas
Zunächst ist zu klären, ob die Ernte innerbetrieblich eingesetzt oder vermarktet werden soll. Im Falle der reinen Vermarktung gibt es in Deutsch-
land generell zwei Möglichkeiten: die
klassische Vermarktung als Körnermais
und die stetig wachsende Vermarktung als Silomais für Biogas. Eine Sorte
mit größtmöglicher Flexibilität muss
ein erhebliches Potenzial sowohl in
GTM als auch im Kornertrag haben.
Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist
ALDUNA ca. S 250/K 250. Aber auch
innerbetrieblich kann die Frage nach
einer Verwendung von Überhangmengen auftauchen – beispielsweise bei
reinen Biogasbetrieben. Ist der Lagerraum begrenzt und umfasst die Flächenausstattung auch Schläge für eine
flexible Nutzung, sollte ein Teil der Fläche mit einer gut körnermaisfähigen
Sorte angebaut werden.
Mehrfachnutzung Milchvieh –
Biogas
Welche Sorten sind zu wählen, wenn
Stall und Fermenter aus dem gleichen
Silo beschickt werden? Um beiden
Nutzungsrichtungen gerecht zu werden, müssen neben einer starken
GTM-Leistung auch die nötigen In-
43
Biogasproduktion mit Mais
haltsstoffe vorliegen: Liegt der Maisanteil im Grundfutter der Milchviehration über 60 %, sollte man eine Sorte
mit erstklassiger Faserverdaulichkeit
bei gleichzeitig hoher Masseleistung
wählen (z.B. AYRRO S 220). Ist der
Maisanteil im Grundfutter hingegen
gering und muss eine große Menge
Grassilage ergänzen, sind stärkebeton-
te Sorten mit guter Masseleistung gefragt (z.B. SUSANN S 260).
Mehrfachnutzung für einfach alles
Dies ist die Forderung nach dem klassischen Allrounder, der in allen Kriterien gut sein soll. Dies wird mit der zunehmenden Spezialisierung immer
schwieriger. Eine Sorte, die das sehr
Entscheidungschema für individuelle Lösungen
kurze Transportwege /
große Siloplatte
z.B. SUBITO
Biogas-Einfachnutzung
lange Transportwege /
kleine Siloplatte
Biogas + Marktfrucht
z.B. SUSANN
Silo oder Korn
z.B. ALDUNA
Biogas + Mast
z.B. SUSANN
mit hohem Stärkeertrag für Korn, CCM oder Silo
maisbetonte Ration
z.B. AYRRO
grasbetonte Ration
z.B. SUSANN
maximale Flexibilität
z.B. AVENTURA
Biogas + Milchvieh
Biogas + verschiedene
Nutzungen
44
gut leisten kann, ist AVENTURA S 240/
K~240.
Biogasmais-Silierer sind
„Hochstapler“
Deshalb: Reifezahlen gezielt nutzen,
um den Silostapel zu optimieren! Mit
dem Bau großer Biogasanlagen steigt
die Stapelhöhe der Fahrsilos. Mittlerweile sind 8 Meter Standardhöhe, bei
der man sogar schon Pistenraupen für
die Arbeit in diesen Höhen einsetzt. Allerdings nimmt mit der Höhe auch der
Druck auf die untersten Schichten
deutlich zu. Folglich stimmt die Zahl
für den mindestens erforderlichen Trockensubstanzgehalt der Maisernte
nicht mehr.
Bis zu 930 kg/m³
Eine Lagerungsdichte von 200 kg
TM/m3 wird allgemein für ausreichend
gehalten, um einen Verderb der Silage
im Silo zu verhindern und eine gute
Silierung zu gewährleisten. Bei etwa
33 % GTS-Gehalt sind das 600 kg
Frischmasse pro Kubikmeter, mit de-
nen der oberste Meter des Silos seinen Quadratmeter Grundfläche belastet. In den darunter liegenden
Schichten nimmt die Dichte zu, so
dass 4 Meter Silage ganz unten einen
Druck von 2,9 Tonnen pro Quadratmeter bedeuten. Ein Silo von 8 Meter
Höhe erzeugt hier 6,5 Tonnen Druck
pro Quadratmeter und es drängen
sich 930 kg im untersten Kubikmeter.
Mit Sortenwahl Sickersaftbildung vermeiden
Über die Sortenwahl lässt sich ein
Austreten von Sickersaft mit den entsprechenden Problemen vermeiden.
Wenn die Sorten einen breiten Rahmen an Reifezahlen abdecken, sind
unterschiedlich abgereifte Bestände
zur Ernte gleichzeitig häckselfähig.
Die Sorten mit der niedrigsten Reifezahl S 200–220 sollten mit < 36 %
TS-Gehalt unten, Sorten mit S 240
und 32–34 % TS-Gehalt sollten mittig und die massebetonten Typen mit
S 260–300 und > 28 % TS-Gehalt
oben platziert werden.
45
Sortenempfehlung Mais
Reifezahl
AYRRO
AVENTURA
ALDUNA
S 220
S 240/~K 240
S 250/~K 250
Anbau
Bestandesdichte
8-9-10
8-10-12
8-9-10
Ernteflexibilität
3 Wochen
2–3 Wochen
2–3 Wochen
HaZa
Ha(Za)
HaZa
1–7
1–9
1–9
Stresstoleranz
7
7
8
Jugendentwicklung
8
7
7
Pflanzenlänge
7
7
8
Staygreen
5
6
6
Standfestigkeit
6
6
6
Stängelfäule
7
6
7
Helm.turcicum
7
7
5
Korntyp
Bodeneignung
Wachstum
Resistenzen
Silomais
GTM-Ertrag
8
8
8
Energieertrag
9
8
7
Energiedichte
7
5
5
Stärkeertrag
6
6
7
Stärkegehalt
5
5
5
Verdaulichkeit Gesamtpflanze
7
5
5
Kornertrag
7
9
Druschfähigkeit
6
7
TKG Ernteware
6
7
> 32 % H2O
5
5
< 32 % H2O
5
5
Körnermais
Abreifedynamik
1 = sehr geringe Merkmalsausprägung, 9 = sehr starke Merkmalsausprägung, Bodeneignung: 1–3 = kalt/feucht, 4–6 = mittel,
7–9 = warm/trocken, Ha = Hartmais, Za = Zahnmais, Kombinationen = Zwischentypen
46
SUBITO
SUNMARK
ALISSON
S 260
S 270
~S 280
NEU
KIMBERLEY
~S 340
7-8,5-10
8-9,5-10,5
7,5-8,5-9
7,5-8,5-9
2–3 Wochen
3 Wochen
3 Wochen
2 Wochen
HaZa
HaZa
HaZa
Za
2–7
2–9
2–8
3–9
7
8
8
9
6
6
7
7
8
6
9
8
4
7
7
8
5
8
6
7
7
7
8
7
6
8
8
8
8
7
9
9
8
7
9
9
4
7
6
5
7
8
6
6
4
7
4
3
5
6
5
4
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n und Inform
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gerne kostenfre
47
Wintergetreide als Ganzpflanzensilage
Getreide-GPS für Biogas
Kein anderes Fruchtfolgeglied kann so viel für eine diverse und nachhaltige Fruchtfolge tun wie Getreide-GPS.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
U Entzerrung von Arbeitsspitzen
U Ausnutzung der Winterfeuchte als
sichere Bank in trockenen Jahren
U Flexibilität in der Nutzung
U Auf Maisgrenzstandorten hohe
Leistungsfähigkeit von Getreide
U Optimaler Biomasse Anbau auf
erosionsgefährdeten Schlägen
U Ermöglicht den Anbau von Zwischenfrüchten zur Bereicherung
der Fruchtfolgen
Sind die Getreidepreise hoch, kann als
Korn gedroschen werden. Verspricht
das Jahr sehr trocken zu werden und
braucht man dringend sicheres Substrat ist eine GPS-Nutzung möglich.
Diese Flexibilität bietet nur GetreideGPS. Dabei wird je nach Folgefrucht
entschieden, welche Kultur eingesetzt
48
wird. Gersten-GPS hat nach Grünschnittroggen den frühesten Häckseltermin Anfang Juni, gefolgt von Roggen-GPS (Mitte bis Ende Juni), Triticale-GPS (Ende Juni bis Anfang Juli) und
Weizen-GPS (Ende Juni bis Anfang
Juli). Roggen- und Triticale-GPS sind
die ertragsstärksten Ganzpflanzensilagen, abhängig vom Standort.
Gersten Empfehlung
SOULEYKA: für Hochertragsstandorte
ANTONELLA: die gesunde Allroundsorte
TITUS: die GPS-Sorte auch für schwierige Standorte
Roggen Empfehlung
GENERATOR: der früheste GPS-Roggen mit guter Gesundheit (s. Abb. 1)
SU PHÖNIX: speziell zugelassen für
GPS-Nutzung; sehr gesunde Sorte mit
langsamer Abreife bei früher Stärkeeinlagerung (= verlängertes Erntefenster)
SU STAKKATO: beste Roggensorte
für beide Nutzungsrichtungen, sehr
gesund
Triticale Empfehlung
TULUS: ideale Doppel-Nutzungssorte
mit hohem Kornertrag und guter Biomasseleistung
Weizen Empfehlung
ELIXER C: sehr gesunde Sorte mit hoher Ertragsleistung; keine Problem mit
Fusarium (= Maisvorfrucht)
KREDO B: sehr vitaler Stoppelweizen
mit hoher Ertragssicherheit und guter
Blattgesundheit.
2012 erstmals eigene Zulassungen für Getreide-GPS
2009–2011 wurde erstmalig vom Bundessortenamt eine Wertprüfung von
Getreide auf Eignung für Ganzpflanzensilage-Nutzung durchgeführt. Damit war erstmals ein Vergleich der
GPS-Eignung der Kulturarten Roggen
und Triticale mit einer größeren Anzahl an Sorten mit offiziellen Zahlen
an unterschiedlichsten Standorten möglich.
Insgesamt wurden zwei Triticale- sowie vier Roggensorten (eine Populationssorte und drei Hybriden) neu in die
Beschreibende Sortenliste aufgenommen. Eine genauere Analyse der Wertprüfungsdaten zeigt, dass die neuen
Sorten einen enormen Ertragssprung
realisiert haben (Abb. 1).
Roggen scheint sich an den meisten
Standorten gegenüber Triticale durchzusetzen.
Abb. 1: Erntetermine für Grünschnittroggen
und Getreide-GPS
(Ende der farbigen Flächen ist frühester Erntetermin)
April
Mai
Juni
Grünschnittroggen, z.B.
PROTECTOR
Gersten-GPS
sehr früher GPS-Roggen
GENERATOR
Hybridroggen-GPS
Triticale-GPS
Weizen-GPS
Quelle: eigene Einschätzung
49
Wintergetreide als Ganzpflanzensilage
Neue Möglichkeiten der Fruchtfolgegestaltung mit GENERATOR:
Mit GENERATOR wurde ein sehr früher
GPS-Populationsroggen zugelassen, der
sehr interessant als Vorfrucht für eine
Zweitkultur ist. GENERATOR schiebt
die Ähren fast eine Woche früher als
die mitgeprüften Sorten und erreicht
auch eher die zur Ernte notwendigen
Trockensubstanzgehalte (Abb. 3). Die
sortenspezifisch optimale Erntezeit
liegt daher zwischen Gerstendrusch
und der Ernte von Roggen-GPS. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten der Fruchtfolgegestaltung: Möglich wird der Anbau einer frühen Sorghum-Hirse oder massereichen Sommerzwischenfrucht.
Bei allen Sorten waren die Trockensubstanzgehalte in der behandelten Stufe
niedriger als in der unbehandelten
Stufe. Dies ist wahrscheinlich darauf
Abb. 2: TM-Erträge von Roggen und Triticale
Abb 3: TS-Gehalte von Roggen und Triticale
GPS-Wertprüfung, 3-jährig, 9-11 Orte
GPS-Wertprüfung, 3-jährig, 9-11 Orte
Mittelwert von Trockenmasse dt/ha Stufe 1
Mittelwert von Trockenmasse dt/ha Stufe 2
Trockensubstanz % Stufe 1
Trockensubstanz % Stufe 2
42
140
40
130
TS-Gehalt %
125
120
115
36
34
110
sim
o
Trim
mer
Trim
mer
HYT
Prim
e
Mas
Mas
sim
o
Trim
mer
Trim
mer
HYT
Prim
e
32
105
Dsc
hn.
VRS
GEN
ERA
TOR
KW
S Pr
oga
s
SU
DRI
VE
SU
PHÖ
NIX
SU
STA
KKA
TO
38
Dsc
hn.
VRS
GEN
ERA
TOR
KW
S Pr
oga
s
SU
DRI
VE
SU
PHÖ
NIX
SU
STA
KKA
TO
TM-Ertrag dt/ha
135
DSCHN. VRS = Mittelwert aus ASKARI, Conduct und Visello
Massimo und Trimmer als Vergleichssorten bei Triticale
SU STAKKATO wurde mitgeprüft, aber zur Körnernutzung zugelassen.
DSCHN. VRS= Mittelwert aus ASKARI, Conduct und Visello
Massimo und Trimmer als Vergleichssorten bei Triticale
Quelle: nach Daten des Bundessortenamtes
Quelle: nach Daten des Bundessortenamtes
50
zurückzuführen, dass der Pflanzenschutzmittel-Einsatz die Pflanzen länger vital und damit grün erhielt, was
zu einem späteren Abreifen führte. Besonders interessant ist der relativ niedrige TS-Gehalt der Sorte SU PHÖNIX
trotz ihres relativ frühen Ährenschiebens und damit einhergehender Stärkeeinlagerung. Dies deutet auf eine
relativ langsame Abreife hin, was ideal
für Roggen-GPS ist, und so etwas
mehr Flexibilität bei den Ernteterminen ermöglicht.
Wird die Winterung als Hauptfrucht
genutzt, so ist eine Nutzung einer der
späteren und ertragreicheren Hybriden vorteilhafter. In der behandelten
Stufe lieferten im mehrjährigen Mittel
KWS Progas, sowie SU DRIVE und
SU STAKKATO die höchsten Erträge
(Abb. 2). In der unbehandelten Stufe
war SU PHÖNIX die ertragsstärkste
Sorte, gefolgt von SU STAKKATO. Diese beiden Sorten zeichnen sich durch
eine ungewöhnlich gute ResistenzAusstattung aus (Tab. 1). Zusätzlich
zeigen SU PHÖNIX und SU STAKKATO
noch deutlich weniger Anfälligkeit für
Lager, als alle anderen neuen Sorten in
der GPS-Prüfung. Damit sind diese
Sorten ideal für den Biomasse-Anbau
51
Wintergetreide als Ganzpflanzensilage
geeignet. Rohstoffkosten sind bei einer Biogasanlage der größte Posten,
daher ist ein Anbau dieser gesunden
Sorten optimal, da man potenziell
eine Applikation mit Pflanzenschutzmittel einsparen kann. Doch erst jetzt
stehen Roggensorten zur Verfügung,
die auch bei geringen Intensitäten sichere und hohe Leistungen bringen.
SU STAKKATO hat darüber hinaus auch
eine Prüfung als Druschroggen durchlaufen und ist voll als Körnerroggen
einsetzbar.
Standortabhängige
Vorzüglichkeit
Wenn man die gemittelten Relativerträge der neu zugelassenen GPS-Sorten mit den absoluten Erträgen der
Verrechnungssorten (als Maß für die
Tab. 1: Agronomische Daten zu den Neuzulassungen 2012, Winterroggen, GPS
Ährenschieben
Pflanzenlänge
Stufe 1 (cm)
Lagerneigung
Mehltau
Rhynchosporium
Braunrost
Sorte
VERGLEICHSSORTEN
ASKARI
Conduct
Visello
NEUZULASSUNGEN
GENERATOR
KWS Progas
SU DRIVE
SU PHÖNIX
SU STAKKATO
Sortentyp
Anfälligkeit für
H
P
H
5
5
5
145
160
141
4
5
4
5
3
5
6
5
4
6
2
6
P
H
H
H
H
3
5
5
4
5
172
154
143
147
140
8*
5
5
4
4
5
5
5
4
3
4
3
3
3
4
5
4
3
3
3
Note 1 = sehr früh, kurz, gering, niedrig; Note 9 = sehr spät, stark, hoch
Stufe 1: ohne Wachstumsregler und Fungizide
H = Hybridsorte, P = Populationssorte; *lt BSA wäre diese Boniturnote durch eine zeitgerechte Ernte geringer ausgefallen
Quelle: nach Daten des Bundessortenamtes
52
jeweiligen Ertragsniveaus von Ort und
Jahr) in Beziehung setzt, so fällt Folgendes auf: Die Roggensorten für GPS
liegen vor allem auf den Standorten
mit geringerem Ertragsniveau sehr
deutlich über den Verrechnungssorten
(Abb. 4). Je höher das Ertragsniveau
ist, desto geringer fällt der Abstand
aus. Bis auf den Standort mit dem
höchsten Ertragsniveau bleiben die
neuen Sorten jedoch immer den Verrechnungssorten überlegen.
Bei den neu zugelassenen Triticalesorten verhielt es sich gegenläufig. Diese
waren den Vergleichssorten eher an
den Standorten mit hohem Ertragsniveau überlegen. Je schlechter das Ertragsniveau wurde, desto niedriger
wurden die Relativerträge der neuen
Sorten. Auf einigen Standorten schnitten die neu zugelassenen Sorten
schlechter ab als die Vergleichssorten.
Insgesamt lassen diese Beobachtungen
den Schluss zu, dass zur Zeit nur auf
den Hochertragsstandorten die Triticale
mit dem Roggen gleichziehen kann.
Wann erfolgt die Ernte?
Getreide-GPS sollte im Stadium des
Übergangs von Milch- zu Teigreife
(BBCH/EC 71) erfolgen. Die Bestände
mit einem TS-Gehalt von 32–38 %
können aus dem Stand gehäckselt
werden. Ein TS-Gehalt von 38 % sollte
nicht überschritten werden, da dann
eine Verdichtung im Silo kaum noch
möglich wäre, was zu hohen Silierverlusten führen würde. Der Grünschnittroggen PROTECTOR wird im
Gegensatz dazu bereits beim Ährenschieben geschnitten. Er hat dann einen
TS-Gehalt von ca. 20 % und muss daher im Schwad angewelkt und danach
gehäckselt werden (wie Grasernte).
Was nach Getreide-GPS anbauen?
Insbesondere für Biogasanlagen, die
aufgrund knapper Flächen eine möglichst hohe Flächeneffizienz anstreben,
ist die wichtigste Frage, was nach Getreide-GPS angebaut werden kann.
Nur nach Grünroggen ist noch ein
verlässlicher Anbau von Silomais möglich. Nach einem frühen Gersten-GPS
53
Wintergetreide als Ganzpflanzensilage
ist in Gunstlagen ein Anbau von frühen Sorghum-Hirsen möglich. Nach
Roggen- und Triticale-GPS ist ein
Anbau von Biomasse mit hohen Risiken verbunden. Ideal ist ein Anbau
von Gras oder Zwischenfrucht-Mischungen zur Produktion von Biomasse (s. S. 33ff, 62, 91ff). Ein Anbau reiner Sommerzwischenfrüchte
(Gelbsenf, Ölrettich oder Phacelia)
bringt zwar interessante Biomasse-
Erträge, jedoch sind die Trockensubstanzgehalte zu niedrig für eine verlustfreie Silage. Daher sollte ein reiner Sommer-Zwischenfruchtanbau
vor allem zum Erosionsschutz, zur
Bereicherung des Bodenlebens, zur
Verbesserung der Humusbilanz und
zur Unkrautunterdrückung bzw. zur
Bekämpfung von Bodenkrankheiten
oder Schädlingen nutzen.
Abb. 4: Vergleich der relativen Vorzüglichkeit der neuen Winteroggen und Wintertriticale
GPS-Sorten abhängig vom Ertragsniveau, Mittelwert aus 3 Jahren, 9 Orte, Stufe 2
Mittelwert RW neu Mittelwert TIW neu
TM-Erträge der GPS-Sorten (rel.)
125
120
115
110
105
100
95
90
85
80
80
Quelle: nach Daten des Bundessortenamtes
54
100
120
TM-Erträge der Verrechnungssorten dt/ha
140
160
55
Grünschnittroggen PROTECTOR
Mehr Masse, mehr
Methan, mehr Ökologie.
Zahlreiche Gründe sprechen für den Anbau von Grünschnittroggen
PROTECTOR im Bereich der Biogas-Produktion zur Ergänzung in Maisfruchtfolgen.
Anbauvorteile von PROTECTOR
Bei einem Aussaatfenster bis Ende
Oktober eignet sich PROTECTOR gut
als Nachfrucht nach Mais. Durch seinen speziellen Entwicklungsrhythmus
wächst PROTECTOR noch bei Temperaturen, bei denen andere Roggensorten ihr Wachstum eingestellt haben
und zeichnet sich durch eine hervorragende Winterhärte aus. Mit Vegetationsbeginn im Frühjahr benötigt Grünroggen bis zum Ährenschieben im
Mittel eine Wachstumszeit von 45–60
Tagen, sodass er i.d.R. Anfang Mai
schnittreif ist.
Selbst im Vergleich mit Grünroggensorten ist PROTECTOR besonders
56
schnellwachsend und frühreifend. Er
bestockt stark, hat ein üppiges vegetatives Wachstum und eine große
Wuchslänge für die schnelle Bildung
Tab. 1: Einstufungen der geprüften
Grünroggensorten nach Wertprüfung 2012
Trockenmasse-Ertrag, Pflanzenlänge, Auszug
TrockenmasseErtrag
Pflanzenlänge
PROTECTOR
6
5
Speedogreen
5
5
Turbogreen
5
5
Sellino
5
3
Vitallo
5
4
Borfuro
5
4
Bernburger Futterroggen
4
5
Wiandi
4
4
Quelle: nach Daten des Bundessortenamtes 2012
von hohen Trockenmasse-Erträgen
(Abb. 1). So erreicht PROTECTOR deutlich schneller höhere Erträge, kann früher geerntet werden und die Flächen
stehen dann rechtzeitig zur Maisaussaat zur Verfügung.
In der Beschreibenden Sortenliste 2012
wird PROTECTOR deshalb als einzige
Grünschnittroggensorte mit der Höchstnote 6 im Trockenmasse-Ertrag eingestuft (Tab. 1).
BIOGASNUTZUNG
Grünroggen zweithäufigste
Substratpflanze
Der Einsatz von Grünschnittroggen als
Substratpflanze zur Produktion von
Biogas ist stetig gestiegen. Gründe
hierfür sind nicht nur die geringen Bodenansprüche und der einfache, ertragsstabile Anbau, sondern vor allem
die Erhöhung des Biomasse-Ertrages
pro Fläche und damit verbundene hö-
Abb. 1: Auszug aus den Wertprüfungen 2009 (links) und 2010 (rechts)
Sieben Orte mit gleichem Schnittdatum
71
63
Trockenmasse-Ertrag (dt/ha)
Trockenmasse-Ertrag (dt/ha)
61
60
59
Selino
Vitallo
58
PROTECTOR
70
PROTECTOR
62
69
68
67
66
Vitallo
64
63
62
Borfuro
Selino
65
Borfuro
57
16,6
16,8
17,0 17,2 17,4 17,6
Trockensubstanzgehalt (%)
17,8
16,8 17,0 17,2 17,4 17,6 17,8 18,0 18,2 18,4
Trockensubstanzgehalt (%)
Quelle: nach Daten des Bundessortenamtes
57
Grünschnittroggen PROTECTOR
here Methanerträge während der Vergärung.
als Substratpflanze nach Silomais eingesetzt (Tab. 2).
Eine Auswertung von 196 NaWaRoBiogasanlagen in Nordrhein-Westfalen
ergab, dass in ca. 40 % der Anlagen
Grünroggen eingesetzt wird. Somit
wird diese Kultur am zweithäufigsten
Deutliche Mehrerträge
Zahlreiche Versuche, in denen bundesweit Grünschnittroggen vor Mais
und anderen Hauptkulturen angebaut
wurde, zeigen: Auf ertragsstarken
Standorten mit ausreichender Wasserversorgung können deutliche Mehrerträge gegenüber dem ausschließlichen
Hauptfruchtanbau Mais erzielt werden
(Abb. 2).
Für Standorte mit geringen Niederschlagsmengen oder Böden mit geringem Wasserspeichervermögen empfiehlt sich der Anbau von Grünroggen
nicht, da der Ertrag der Folgefrucht
beeinträchtigt werden kann.
Tab. 2: Einsatzhäufigkeit und Substratanteil
unterschiedlicher Inputstoffe
in NaWaRo-Biogasanlagen in NRW
Angaben in %
=afkYlr`©mÚ_c]al
Substratanteil
Silomais
96,9
45,3
Schweinegülle
67,3
48,3
13,8
Rindergülle
51,0
Rindermist
45,9
5,9
Grünroggen
40,3
2,7
1,6
Grassilage
31,1
Hähnchenmist
24,5
2,1
Getreide-GPS
19,4
1,2
Zwischenfrüchte
18,9
1,2
Rm[c]jj¾Z]f
18,4
1,9
Schweinemist
15,8
0,6
Putenmist
14,8
1,4
D]_]`]ff]fcgl
14,3
1,0
?]lj]a\]c¹jf]j
12,2
0,4
Pferdemist
11,7
0,7
HÛYfrda[`]F]Z]fhjg\mcl]
1,0
1,0
n = 196 Biogasanlagen, 2.199.323 t Substrat
Quelle: (nach Dr. Arne Dahlhoff, LK NRW, Stand 20.3.2012)
58
Methanausbeuten wie Mais
Untersuchungen zur Methanausbeute
von Grünschnittroggen zeigen, dass
das Methanbildungspotenzial (bezogen auf die organische Trockenmasse)
mit Silomais vergleichbar ist (Abb. 3,
S. 60).
Futternutzung
Grünroggen kann sowohl frisch als
auch siliert in der Rinderfütterung eingesetzt werden. Die Hauptnutzung erfolgt – wie bei der Biogasnutzung – im
Frühjahr.
Erosionsschutz
PROTECTOR bildet schnell einen geschlossenen Pflanzenbestand und schützt
den Boden vor Erosion. Die früh einsetzende und hohe Nährstoffaufnahme zu Vegetationsbeginn reduziert die
Abb. 2: Erträge von Mais und Sudangras als
Hauptfrucht mit Grünroggen und Landsberger
Gemenge als Winterzwischenfrucht
Mittelwert aus drei Orten und zwei Jahren
Grünroggen, Landsberger Gemenge
Trockenmasse-Ertrag (dt/ha)
200
55,1
180
58,5
55,1
160
140
120
57,5
150,8
139,8
127,8
132,3
115,5
100
114,6
80
60
40
Mais
Quelle: M. Conrad, A. Biertümpfel, 6/2007
Sudangras
im Boden vorhandene Reststickstoffmenge, hält die Nährstoffe in den
oberen Bodenschichten und verhindert zudem die Verlagerung in tiefere
Bodenschichten. Die anhaltend hohe
Stickstoffaneignung ermöglicht zudem eine späte Gülledüngung im
Herbst. Frühe Güllegaben oder Gärrestgaben werden im Frühjahr hervorragend genutzt, sollten aber nicht
übertrieben hoch ausfallen (Lagergefahr).
Ökologische Aspekte
Bei Grünschnittnutzung besteht bei
PROTECTOR in der Regel kein Bedarf
an Herbizid- und Fungizidmaßnahmen. In Fruchtfolgen mit Mais wird
die winterliche Brachezeit verkürzt
und Erosionsschäden aktiv entgegengewirkt.
Da die Ernte von Grünschnittroggen
in die Brut- und Setzzeit vieler heimischer Wildtiere fällt, sollten Maßnahmen ergriffen werden, die Tiere vor
der Mahd vom Feld zu entfernen (siehe Kasten S. 61).
59
Grünschnittroggen PROTECTOR
Grünroggen GENERATOR NEU
Die neue Roggensorte GENERATOR
kann sowohl als sehr frühe GPS-Sorte
als auch zum Grünschnitt genutzt
werden. Sie zeichnet sich ebenfalls
durch eine rasante Wachstumsgeschwindigkeit und hohe TrockenmasseErträge aus. Durch seine verbesserte
Halmstabilität eignet sich GENERATOR
für die frühen Erntetermine vor der
Aussaat von Hirse oder Sonnenblumen.
PROTECTOR ist durch seinen günstigen Zeit-/Leistungsfaktor ein ausgezeichneter Biomasse-Lieferant.
Anspruchslos, spätsaatverträglich sowie ökologisch vorteilhaft werden die
Ressourcen Sonnenlicht und Wasser
effizienter genutzt und mehr Biomasse
und damit Methan erzeugt als mit alleinigem Maisanbau.
Abb. 3: Methanbildungspotenzial und Ligningehalte verschiedener Kulturarten
Methanausbeute mit Berücksichtigung der Gärverluste bei der Silierung, x Ligningehalt
16
x
384
400
353
349
348
333
329 308
304
298
297
300
200
x
293
280
276
x
100
x
x
x
x
x
x
x
250
x 233
12
219
x
x
x
272
6
x
4
2
Mai
s
ritic
a
* 2.
le
Sch
nitt
s
p
ät
Som
mer
ger
ste
Sorg
hum
(b)
Sorg
hum
(b x
Som
s)
mer
rog
gen
Ölre
ttich
Som
mer
haf
er
Luz
ern
e/G
r
as
Son
nen
blum
e
Top
inam
bur
Mis
can
thus
tert
Win
AFM
Sch
n
AFM
* 1.
AFM
* 1.
itt f
rüh
Sch
n
AFM
itt s
pät
* 2.
Sch
nitt
Grü
früh
nsch
nitt
rog
gen
0
Quelle: Hermann, C., Heiermann, M., Idler, C. (Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. 2011)
60
10
8
x
x
14
Ligningehalt (% TM)
Methanausbeute (l/kg o. TM)
500
*Ackerfuttermischungen
Maßnahmen zur Vermeidung von Wildtierschäden
bei der Frühjahrsmahd
Vorbeugend:
UÊʘ>}iÊۜ˜ÊVŽiÀÀ>˜`ÃÌÀiˆvi˜Ê“ˆÌʅœV…vÀiµÕi˜ÌˆiÀÌi˜Ê7ˆ`>VŽiÀ‡
mischungen zur Wildtierlenkung
12–24 Stunden vor der Mahd:
UÊÊÕvÃÌii˜Êۜ˜ÊÕÃV…À>`ˆœÃÊ>˜ÊÓʓʏ>˜}i˜Ê>V…>ÌÌi˜Ê
(1 pro Hektar)
UÊÊÕvÃÌii˜Êۜ˜ÊÀœÌÜiˆ~i˜Ê>ÌÌiÀLB˜`iÀ˜Ê>˜Ê£]näʓʏ>˜}i˜Ê
Plastikstäben (1–2 pro Hektar)
UÊÊÕvÃÌii˜Êۜ˜Ê˜ˆÃÌiÀÌØÌi˜Ê>˜Ê£]näʓʏ>˜}i˜Ê*>Ã̈ŽÃÌBLi˜Ê
(1–2 pro Hektar)
UÊÊi˜>V…ÀˆV…̈}՘}Ê`iÀʟÀ̏ˆV…i˜ÊB}iÀ
Während der Mahd:
UÊÊB…i˜Êۜ˜Ê¹˜˜i˜Ê˜>V…ÊÕ~i˜ºÊ
(Methode ist nicht zeit- und kostenintensiver)
UÊÊB…i˜Êۜ˜Ê¹˜˜i˜Ê˜>V…ÊÕ~i˜ºÊiÀ…Ÿ…ÌʏÕV…ÌV…>˜Vi˜ÊvØÀÊ`>ÃÊ7ˆ`°
UÊÊ6iÀÀˆ˜}iÀ՘}Ê`iÀÊB…}iÃV…܈˜`ˆ}ŽiˆÌ
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UÊÊLÃÕV…i˜Ê`iÀÊ->ՓLiÀiˆV…iÊÜB…Ài˜`Ê`iÃÊB…ÛœÀ}>˜}iÃÊ`ÕÀV…Ê
Jäger mit Hund bringt zusätzlichen Erfolg.
(Auszug aus „Unseren Wildtieren zuliebe“- www.ljn.de)
61
Biogasproduktion mit Gras
Gras für Biogas – Vielfalt
statt Einfalt.
Biogasanlagenbetreiber interessieren sich zunehmend für weitere
Kulturarten jenseits des Maises als Substratlieferant. Hierfür gibt es
verschiedene gute Gründe.
Die wichtigsten Argumente für
weite Biogasfruchtfolgen sind:
U Auf Extremstandorten die Gewährleistung von Ertragsstabilität
U Nachhaltige Humuswirtschaft
U Bestmögliche Verwertung von
Gärsubstraten und damit
U Möglichkeit häufiger Gärrestapplikation und dadurch
U Entzerrung von Arbeitsspitzen
das Bild der Biogaslandwirtschaft in
der Öffentlichkeit zu verbessern. Hinzu
kommt, dass weitere Fruchtfolgen die
Grundlage für dauerhaft stabile Erträge sind. Dies gilt insbesondere für
Grenzstandorte des Maisanbaus, auf
denen die Ertragsstabilität einer Kultur
bzw. der gesamten Fruchtfolge für
eine verlässliche Planung der Substratproduktion besonders wichtig sind.
Fruchtfolgen stehen momentan stark
im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Sehr enge Fruchtfolgen werden von der Bevölkerung zunehmend
kritisch gesehen. Hier können Zwischenfruchtnutzungen dazu beitragen,
Zunehmend spielt vor allem bei großen Anlagen die Logistik der Ernte
und der Gärrestapplikation eine größere Rolle. Ackergras entzerrt Erntespitzen und schafft die Möglichkeit,
sinnvoll Gärreste zu unterschiedlichen
62
Abb. 1: Zuckergehalte verschiedener
Gräserarten/-sorten
200
150
100
s
lgra
Wei
de
Dt.
Wie
sen
liesc
hgr
inge
schw
sen
Wie
Kna
Wie exotisch darf es sein?
Werden Alternativen zum Silomais als
Biogassubstrat diskutiert, so taucht
ulgr
0
as
50
as
Zuckergehalt (g/kg TM)
Zeitpunkten auszubringen. In vielen
Regionen bestehen Grünlandumbruchverbote, Biogas kann also besonders
dort eine sinnvolle Verwertungsalternative für Grünlandflächen sein, wo
Rinderbestände rückläufig sind. Insbesondere in Veredelungsregionen lässt
sich bei hohem Pachtpreisniveau auf
dem Grünland alternativ Biogassubstrat wirtschaftlich erzeugen.
eine Vielzahl von neuen Arten auf, die
bislang in unseren Breiten keine Anbaubedeutung hatten. Häufig angeführte Argumente für deren Anbauwürdigkeit sind hohe TrockenmasseErträge sowie besonders hohe Gasausbeuten. Dies können aber nicht die
alleinigen Argumente sein! Die Lagerfähigkeit ist ebenfalls ganz entscheidend, denn im Regelfall muss das Gärsubstrat ähnlich wie in der Tierhaltung
für mindestens ein Jahr konserviert
werden. Dafür müssen qualitative
Mindestanforderungen erfüllt werden,
um Lagerverluste zu vermeiden.
Quelle: McDonald 1991
63
Biogasproduktion mit Gras
Ebenfalls wichtig: die Verwertungsflexibilität. Häufig gibt es die Überlegung, das produzierte Substrat evtl. in
der Tierproduktion einzusetzen. Legt
man sich auf „exotische“ Arten wie
Hirschgras oder Trespe fest, so fehlt
eine entsprechende Futterqualität, um
den hohen Leistungsansprüchen gerecht zu werden. Die Verwertung ist
alternativlos.
Abb. 1 zeigt die unterschiedlichen Zuckergehalte verschiedener einheimischer Gräserarten in einem vergleichbaren Entwicklungsstadium. Es wird
deutlich, dass schon allein in diesem
schmalen Artenspektrum die Unterschiede groß sind.
Auch in der Biogassubstratproduktion
müssen mit Gräsern höchste Qualitäten erzeugt werden. Moderne Zuchtsorten einheimischer Arten bieten
hierfür das höchste Potenzial.
Eignung von Gras in Biogasanlagen
Das Ausmaß der Methanbildung wird
durch die chemische Zusammensetzung des Ausgangsmaterials beeinflusst. Letztlich wird nur die organische Trockensubstanz (oTS) in Methan
konvertiert. Dabei werden leicht ab-
Tab. 1: Einsatz von Gras in Biogasanlagen
Tipp
Bemerkung
Schnitthöhe nicht unter 7cm
Sonst vermehrter Schmutzeintrag
Häcksellänge 5–7 mm
Erleichterung Pumpfähigkeit
Anteil
Bis 25 %
Keine besonderen Anforderungen
Ab 70 %
Evtl. bes. Anforderungen an Pumpen etc.
Fermentervolumen
Ausreichend
Lange Verweilzeiten
Verweilzeit
Über 90 Tage
Optimierte Gasausbeute
Ernte
Raumbelastung
2 bis max. 4 kg oTS/m³ und Tag
Ammonium-N
Fermentertemperatur
40–48 °C
Optimierte Gasausbeute
64
baubare Substanzen wie Saccharose
und Hemicellulose schnell hydrolisiert
während Cellulose und Stärke nur
langsam abgebaut werden. Lignin
hingegen kann gar nicht abgebaut
werden. Dieser wertbestimmende Inhaltsstoff hängt sehr stark von Pflanzenbestand und Alter des Bestandes
ab (Abb. 2). Somit kommen auch Art
und Nutzung eines Bestandes eine besondere Bedeutung zu. Für die technologische Eignung ist dieser Zusammenhang ebenfalls relevant. Es lassen
sich daraus folgende Tipps für den Einsatz von Gras in Biogasanlagen ableiten: Voraussetzung für hohe Me-
thanerträge je Hektar sind intensiv geführte Grünlandbestände. Insbesondere Regionen mit einer guten
Niederschlagsmenge und -verteilung
können sehr produktiv sein, wobei
eine Mindestanzahl von drei Schnitten
im Dauergrünland Voraussetzung für
eine rentable Biogasproduktion ist.
Vergleichbar zur Futterproduktion gilt
auch hier: Hohe Futterqualität garantiert hohe Ausbeute.
Eine hohe Futterqualität ist jedoch nur
bei dem optimalen Erntezeitpunkt erreichbar (Schossen, Rohfasergehalte
zwischen 23 und 25 %).
Abb. 2: Beziehung zwischen Entwicklungsstadium und Gasausbeute bei Gräsern
Biogasausbeute in l/kg oTS
660
640
620
600
580
560
540
520
vegetatives
Blattmaterial
Schossen
Beginn
Ährenschieben
Ährenschieben
Beginn Blüte
Blüte
Quelle: FH Soest, 2004
65
Biogasproduktion mit Gras
Grünland für Biogas
Auch Grünlandbestände lassen sich für
die Biogasproduktion nutzen. Wichtig
ist in diesem Zusammenhang, die Bestände intensiv zu führen. Jedoch verursachen häufige Schnitte auch hohe
Kosten. Durch die Wahl von Sortenmischungen wie TETRASiL® mit vorzugsweise späten Weidelgrassorten, lässt
sich die Schnittfrequenz reduzieren
ohne qualitative Einbußen hinnehmen
Abb. 3: Längere Erntezeiten
Rohfasergehalt in % d. TM
28
landesweite Siloreife
suboptimal
ortsüblicher
Grünlandaufwuchs
26
24
22
optimal
20
18
Anfang Mai
Mitte Mai
Ende Mai
Quelle: FH Rendsburg, Reifeprüfung auf Grünland
Eine langsamere Rohfaserentwicklung im ersten Aufwuchs durch die Wahl einer geeigneten Gräsermischung trägt zur Reduktion der
Anzahl notwendiger Schnitte bei, ohne dass
Qualitätseinbußen hingenommen werden
müssen.
66
zu müssen (Abb. 3). Insbesondere im
ersten Aufwuchs verläuft die Rohfaserbildung des Bestandes deutlich langsamer, so dass ein späterer Schnittzeitpunkt gewählt werden kann. Dadurch
verschieben sich die Folgeaufwüchse
ebenfalls, der „lästige“ letzte Herbstaufwuchs entfällt.
Auch aktuelle Versuchsergebnisse
(Tab. 2) belegen, dass spätere Sorten
und eine geringere Schnitthäufigkeit
einen höheren Methanertrag bringen.
Man kann also durch die Wahl von Mischungen wie TETRASiL® die Erzeugung von Biogas mit Gras weiter optimieren.
Ist Grünlandpflege für Biogasnutzung notwendig?
Pflegemaßnahmen sichern eine hohe
Qualität und sind damit unerlässlich.
Insbesondere die Narbenpflege durch
Striegeln und Nachsäen hat eine hohe
Bedeutung, da sie Futterverschmutzung vorbeugt und damit den Sandeintrag in den Fermenter reduziert.
Tab. 2: Jahres-Methan-Hektarertrag
in Abhängigkeit von Reifegruppe und Schnitthäufigkeit (m³ N/ha)
Reifegruppe
Methanertrag
Mittel
4643
Spät
5159
Schnittfrequenz
3
5097
4
4705
Quelle: Techow et al., 2012
Verstärkt wird das Problem durch die
schwere Erntetechnik, die häufig zum
Einsatz kommt. Eine reduzierte Nutzungshäufigkeit stresst den Pflanzenbestand ebenfalls. Daher sind regelmäßige Nachsaaten unbedingt erforderlich.
Ackergras als Zwischenfrucht
Ackergras in Biogasfruchtfolgen ist der
Garant für ausgeglichene Humusbilanzen und eine langfristige Bodenfruchtbarkeit. Ackergras lässt sich auf unterschiedliche Art und Weise in Fruchtfolgen integrieren: Beispielsweise im Zwischenfruchtanbau mit Welschem Weidelgras, nach der Silomaisernte mit ei-
ner einmaligen Schnittnutzung im
Frühjahr. Bei einer termingerechten
Aussaat nach der Silomaisernte lassen
sich im Frühjahr im ersten Schnitt Erträge bis zu 6 t/ha Trockenmasse in
höchster Futterqualität erzielen. Langjährige Untersuchungen zeigen, dass
bei Anbau einer Winterzwischenfrucht
zwar der Ertrag der folgenden Silomaiskultur geringer ausfallen kann, die
Gesamtfruchtfolge jedoch Ertragsvorteile bis 15 % erbringt (Tab. 3). Wichtig ist es, auf die Sortenwahl des Welschen Weidelgrases zu achten, winterfeste Sorten mit einer deutlichen Betonung der Ertragsbildung im ersten
Aufwuchs wie die Sorte GISEL als Bestandteil der TETRASiL®-ACKER MultiMischung sind für dieses Konzept besonders geeignet.
Tab. 3: Biogas-Hektarerträge beim Einsatz
von Winterzwischenfrüchten
Biogasertrag in m³/ha
Silomais ohne Zwischenfrucht
8265
Silomais mit Winterzwischenfrucht Welsches Weidelgras
9451
Quelle: FH Soest, 2004
67
Biogasproduktion mit Gras
Winterzwischenfruchtanbau lockert intensive Maisfruchtfolgen auf und vermindert Nährstoffausträge durch Auswaschungen im Winterhalbjahr. Darüber hinaus lässt sich so eine positive
Humusbilanz in Maisfruchtfolgen erzielen und damit nachhaltig die Substratproduktion für die Zukunft sichern.
Mehrjähriger Ackergrasanbau
Der mehrjährige Anbau von Feldgrasbeständen ist vor allem dort sinnvoll,
wo mittelfristig die Ertragssicherheit
von Silomais nicht gegeben ist, wie
z. B. auf küstennahen Marschstandorten (Tab 4). Hier können insbesondere
die kurzlebigen Weidelgräser (Welsches Weidelgras) ihre Stärken ausTab. 4: Praxiserträge in einer Biogasfruchtfolge im 3-jährigen Vergleich (Standort Marsch)
2007
2008
2009
(dt/ha Trockenmasse)
Silomais
114,2
79,8
98,3
Getreide-GPS
99,6
104,7
101,1
Ackergras
150,3
173,4
155,3
Quelle: Versuche der NPZ
68
spielen. Nicht nur das Ertragsniveau,
sondern vielmehr die Ertragsstabilität
stellt ein deutliches Plus für Ackergras
in Energiefruchtfolgen dar.
Ackergras verwertet sehr effizient Gärreste und liefert die Möglichkeit, nach
jeder Schnittnutzung Gärreste auszubringen. Arbeitsspitzen lassen sich auf
diese Weise sinnvoll entzerren.
Ackergras als Zwischenfrucht
Entscheidend für den erfolgreichen
Ackergrasanbau ist eine gute Etablierung, für die einige wichtige Punkte zu
beachten sind:
A) Nach der Ernte von GetreideGanzpflanzensilage:
UÊÊEine frühzeitige Aussaat ist entscheidend! Jede Woche, die man im Juni/
Juli gewinnt, erhöht den Ertrag im
Ansaatjahr deutlich (siehe Tab. 5).
UÊÊDas Saatbett sollte gut rückverfestigt
sein, um Bodenschluss und damit
Keimwasser zu gewährleisten.
UÊÊAussaatstärke nicht zu gering wäh-
len, da das Bestockungspotenzial beschränkt ist. Für die TETRASiL®ACKER-Mischungen empfehlen wir
eine Aussaatstärke von 40 kg/ha.
UÊÊEine organische Düngung, eingearbeitet in das Saatbett, erleichtert den
schnellen Aufgang.
B) Etablierung als Untersaat im
Getreide:
UÊÊUntersaaten sind eine kostengünstige Möglichkeit, Ackergras in Biogasfruchtfolgen zu etablieren. Ein großer Vorteil ist, dass nach der Deckfruchternte bereits ein Bestand vorhanden ist, der Nährstoffe aufnehmen
kann.
UÊÊFür Untersaaten im Getreide sind im
Wesentlichen alle Gräser- und Kleearten und deren Mischungen geeignet. Heutige Getreidesorten sind
sehr standfest und haben nur eine
geringe Lagerneigung. Dadurch ist
die Durchwuchsgefahr von Untersaaten sehr gering.
UÊÊWichtig ist, alle notwendigen Herbizidmaßnahmen – insbesondere mit
gräserwirksamen Herbiziden – mit
ausreichend zeitlichem Vorlauf im
Herbst durchzuführen. Die Aussaat
der Untersaat kann dann zeitig im
Frühjahr erfolgen.
UÊÊDie Aussaat kann sowohl als Drillsaat
als auch als Breitsaat im Bestand
(Düngerstreuer) erfolgen. Auf schweren Böden ist auch ein Einschlitzen
möglich. Die Aussaatstärken für
TETRASiL®-ACKER-Mischungen sollten bei 20 kg/ha liegen.
Tab. 5: Ertrag eines Ackergrasbestands als Zwischenfrucht in Abhängigkeit vom Saattermin
Ansaattermin
Potenzieller Ertrag im Ansaatjahr (dt/ha)
15. Juni
21. Juni
28. Juni
14. Juli
21. Juli
52
48
44
33
29
Quelle: eigene Berechnung
69
Biogasproduktion mit Gras: Praxisbericht
Ein Biogaspionier auf
Dauergrünland berichtet.
Die Nutzung von Gras in der Biogasanlage ist z.T. eine Herausforderung,
bietet aber auch viele Vorteile (s. S. 18,
62ff). Besonders interessant sind dabei
Grünlandregionen, wo noch viel Potenzial für neue Biogasanlagen besteht. Durch einen ständig schrumpfenden Bestand an Milchvieh werden
Flächen und damit auch Biomasse frei
für andere Nutzungsarten.
Einer der Pioniere bei der Nutzung
von Grassilage in der Biogasanlage
von Dauergrünland ist Jens Geveke
aus Westerstede. Bitte beachten Sie
auch den Beitrag auf Seite 18.
SAATEN-UNION: Worauf muss man bei
der Nutzung von Dauergrünland für
die Biogasproduktion achten?
70
Jens Geveke,
Biogasanlagenbetreiber, 500 kW elektrisch,
Westerstede
GEVEKE: Wir behandeln unser Dauergrünland so intensiv wie eine Ackerkultur: regelmäßig striegeln, bei Bedarf nachsäen und sogar eine komplette Neuansaat, wenn die unerwünschten Gräser überhandnehmen.
Zwar bringen auch „schlechte“ Gräser
Biomasse, aber optimal läuft es nur,
wenn alle Gräser zeitnah anfangen zu
blühen. Beste Erfolge haben wir mit
späten Weidelgräsern erzielt. Ohne regelmäßige Pflege und Nachsaat fehlt
häufig die Qualität gerade bei altem
Dauergrünland.
SU: Wie ist das Verhalten im Fermenter?
GEVEKE: Das Rühren und Pumpen
geht etwas schwerer. Wir machen deshalb die Fermenter eher kleiner, die
Rührwerke größer und die Ansaugwege für die Pumpen kürzer. Paddelrührwerke vermeiden Schwimmschichten.
Die Biologie im Fermenter aber läuft
sehr stabil.
SU: Wie hoch ist der Gasertrag?
GEVEKE: In der Praxis je nach Schnitt
und Qualität des Ernteguts bei 32 %
TS zwischen 140–230 m3/t Frischmasse. Wichtig für eine gute Qualität sind
viel Sonne und optimale Düngung.
SU: Wie organisiert man am besten die
Erntelogistik?
GEVEKE: Um die gleiche Biomasse wie
bei Mais zusammenzubringen, müs-
sen wir ca. das Vier- bis Fünffache an
Fläche abfahren. Das Wichtigste ist daher die Einteilung und Zusammenstellung der Erntekolonnen und die Festlegung der Reihenfolge von Mähen,
Häckseln und Abtransport auf den einzelnen Feldern. Da der Häcksler die
teuerste Maschine im Einsatz ist, darf
er nie stehen. Das heißt, die Schlagkraft des Mähers, des Großschwaders
mit 14 m Arbeitsbreite und auch die
Schlagkraft der Transportkette müssen
auf den Häcksler abgestimmt werden.
Besser einen Wagen zu viel als einen
zu wenig, dann läuft die Anlieferung
an der Biogasanlage wie beim Maishäckseln. Natürlich sind die Erntekosten höher als beim Mais, aber dafür ist
der Anbau ja auch wesentlich günstiger!
zierte
Thema redu
Näheres zum
h kleineres
Kosten durc
auf Seite 18
Gärrestlager
71
72
Wann sich Sorghum-Anbau lohnt.
Sorghum – eine Alternative etabliert sich.
In den vergangenen Jahren wurde die exotische Kultur Sorghum
ein fester Bestandteil vieler Biogasfruchtfolgen. Gegenüber Silomais haben sie viele Vorteile, die einen Anbau interessant
machen:
U Nach heutigem Kenntnisstand sind
Sorghum-Hirsen keine Wirtspflanze für den Westlichen Maiswurzelbohrer (Diabrotica v. virgifera). Sie
können daher als Biomasselieferant
in Befalls- und Quarantänegebieten dienen.
U Sorghum-Bestände bieten Schwarzwild zwar Deckung, jedoch aufgrund der endständigen Rispe im
Gegensatz zu Mais kein Futter.
Daher reißt Schwarzwild die Bestände nicht großflächig nieder.
U Die Bodenstruktur wird durch das
feine Wurzelgeflecht der Sor-
ghum-Pflanze deutlich besser stabilisiert als bei Mais. Besonders
Böden, die zu starker Staunässe
im Herbst neigen, sind zur Ernte
bei Sorghum eher befahrbar, als
bei Mais.
U Vor allem auf Trockenstandorten
ist Sorghum dem Mais mindestens ebenbürtig und teilweise sogar überlegen. Wie langjährige
Versuche von Landesämtern gezeigt haben, ist besonders auf
Sandboden mit hohem Sommertrockenheitsrisiko Sorghum die
ideale Ergänzung (Abb. 1).
73
Wann sich Sorghum-Anbau lohnt.
Aussaat – je früher desto besser
Eine Aussaat sollte nicht vor Anfang
Mai erfolgen, da eine Bodentemperatur von 14 °C für die Keimung notwendig ist. Nach Erreichen dieser Temperatur muss die Saat dann jedoch zügig
erfolgen, da jede Verzögerung Ertrag
kostet (Abb. 2). Sorghum bildet den
Ertrag insbesondere im späteren Vegetationsverlauf, sodass gerade in dieser
Phase jeder Tag zählt. S. bicolor-Hybriden sollten mit 20–25 Körner/m2 und
S. bicolor x sudanense mit 30–40 Körner/m2 ausgedrillt werden. Zur Optimierung der Sätechnik wurden in der
Vergangenheit viele Versuche angelegt. Diese zeigen, dass sowohl Einzelkornsaat auf 75 cm Reihenabstand,
Rübendrille mit 56 cm Reihenabstand
und normale Drillmaschine mit 13,5 cm
Reihenabstand machbar sind. Eine optimale Verteilung der 20 Pflanzen/m2
ist beim 50 cm Reihenabstand zu finden (Abb. 3a, 3b), aber auch alle anderen Sämaschinen können eingesetzt
werden.
Die Aussaat sollte in ein möglichst
feinkrümeliges Saatbett erfolgen, eine
Ablagetiefe von 3–4 cm ist anzustreben, bei Trockenheit eher tiefer. Es
Abb. 1: Ertragsvergleich Mais und Sorghum auf D-Standorten Süd
Mais
TM-Ertrag dt/ha
200
GOLIATH
HERKULES
180
160
140
120
100
Güterfelde
Dößig
Gadegast
Trossin 1
D-Standorte Süd / Versuchsstandorte
Trossin 2
Sorghum 1 (GOLIATH) Sorghum 2 (HERKULES), Mais = Mittelwert aus zwei Maissorten S 260/280; vier Prüfjahre GOLIATH und drei Jahre HERKULES
Quelle: Sorgumhirsen – Ein Beitrag zur Diversifizierung des Energiepflanzenspektrums, FNR, 2012
74
sollte auf kapillaren Wasseranschluss
der Samenkörner geachtet werden.
Dafür ist eine gute Rückverdichtung
wichtig.
Gleichmäßige Verteilung der
Pflanzen ist entscheidend
2010 konnte die Sorte HERKULES bei
Drillsaat und 56 cm Reihenweite bei
27 Pflanzen pro m² die höchsten Erträge realisieren. Innerhalb der Aussaatverfahren waren für diese Sorte die
höheren Bestandesdichten offenbar
günstiger als die niedrigeren mit
20 Pflanzen/m². GOLIATH lieferte die
meiste Masse bei 20 Pflanzen/m² bei
56 cm Reihenweite in Drillsaat. Bei der
Einzelkornsaat jedoch wirkte auch für
GOLIATH die höhere Bestandesdichte
ertragsteigernd.
2011 erzielten GOLIATH und HERKULES
bei höheren Aussaatstärken und
13,5 cm Reihenweite in Drillsaat die
höchsten Erträge. Durch die im Vergleich zu 2010 geringeren Reihenweiten und die daraus resultierenden größeren Pflanzenabstände in der Reihe,
war dort offensichtlich eine bessere
Verteilung der Pflanzen auf der Fläche
erfolgt. In 75 cm Reihenweiten stehen
Abb. 2: TM-Ertrag bei der Ernte in Abbhängigkeit vom Aussaattermin Mittelwerte 2008–11, 2 Orte
Anfang Mai
TM-Ertrag dt/ha
20
Standort: Moosburg, Bayern
Ende Mai
Anfang Juni
Ende Juni
Standort: Rendsburg, Schleswig-Holstein
15
10
5
0
BOVITAL
GOLIATH
HERKULES
BOVITAL
Sorte und Versuchsstandorte
GOLIATH
HERKULES
Quelle: eigene Daten
75
Wann sich Sorghum-Anbau lohnt.
die Pflanzen in der Reihe sehr dicht,
was sich zwar in hohem Ertrag bemerkbar macht, aber zumindest subjektiv bei einer höheren Bestandesdichte auch zu dünneren Stängeln
und damit zu einem höheren Lagerrisiko führt.
Aus diesen Versuchen lassen sich keine
klaren Empfehlungen zu optimalen
Reihenweiten ableiten. Wichtig ist einzig eine gute Verteilung der Pflanzen,
die eine optimale Entwicklung sicherstellen. Da viele Anbauer Sorghum mit
der vorhandenen Maistechnik säen
76
und ernten, ist eine Reihenweite von
75 cm häufig anzutreffen. Die im Einzelkornverfahren gelegten Bestände
lassen sich zudem mit der Maiserntetechnik auch am besten ernten.
Anbauregionen:
Aufgrund des sehr guten Wasseraneignungsvermögens von Sorghum, ist es
auf trockeneren Standorten eine ideale
Ergänzung für den Biomasseanbau.
Bei Wassermangel fällt Sorghum in
eine Trockenstarre und wächst weiter,
sobald Wasser verfügbar ist. Dies ist
ein deutlicher Vorteil gegenüber Mais,
Abb. 3: TM-Erträge in Abhängigkeit von Reihenweite und Bestandesdichte 2010 und 2011
3a: Moosburg 2010
GTM-Ertrag dt/ha
250
HERKULES
200
150
100
250
GTM-Ertrag dt/ha
GOLIATH
20
27
20
20
27
Drillsaat 56 cm Reiheweite
Einzelkorn 56 cm Reiheweite
Einzelkorn 75 cm Reiheweite
Aussaattechnik und Bestandesdichte Pfl./m2
3b: Moosburg 2011
GOLIATH
HERKULES
200
150
100
20
27
20
20
27
Drillsaat 13,5 cm Reiheweite
Einzelkorn 28 cm Reiheweite
Einzelkorn 75 cm Reiheweite
Aussaattechnik und Bestandesdichte Pfl./m2
Quelle: eigene Daten
der unter sehr stressigen Bedingungen
eine Notblüte produziert und danach
das Wachstum einstellt.
In Norddeutschland ist ein Anbau von
Sorghum noch nicht optimal möglich,
da die vorhandenen Sorten nicht über
genug Kältetoleranz verfügen und
eine relativ lange Vegetationszeit benötigen.
77
Wann sich Sorghum-Anbau lohnt.
Mehrjährige Versuche in Rendsburg
zeigten im Durchschnitt keine silierfähigen TS-Gehalte (Abb. 4). Auch oberhalb von 400 m ü. N.N. ist ein Anbau
nur in Wärmelagen zu empfehlen.
Ertragsleistung
Mehrjährige Versuche haben gezeigt,
dass Sorghum unter trockenen Anbaubedingungen dem Mais ebenbürtig
und häufig sogar überlegen ist
(Abb. 1). Aber auch auf niederschlagsstarken Standorten kann Sorghum
eine deutliche Mehrleistung an Biomassezuwachs zeigen, bleibt allerdings etwas hinter dem Mais zurück.
Aufgrund der etwas höheren Anteile
an Rohasche und Rohfaser sind die
Methanausbeuten pro Kilogramm organischer Trockensubstanz etwas geringer als beim Mais.
Hat der Bestand einen TS-Gehalt von
25–28 % erreicht, kann er ohne Gefahr
von Sickersaftbildung im Silo gehäckselt werden. Die Sorten der SAATENUNION sind einschnittig, im Gegen-
78
satz zu den ertragsschwächeren mehrschnittigen reinen Sudangräsern. Um
einen silierfähigen Bestand zu erreichen, muss spätestens Mitte Mai ausgesät werden (Abb. 4).
Lageranfälligkeit ist besonders auf Böden mit hoher Nährstoffnachlieferung
ein Problem. Wie Untersuchungen gezeigt haben, ist eine höhere N-Düngung als 120 kg/ha weder nötig noch
ratsam, denn weitere Stickstoffgaben
sind nicht ertragswirksam, erhöhen
aber das Lagerrisiko. Sorghum ist im
Vergleich zu Mais sehr kalizehrend.
Daher sollte die Kalidüngung höher
ausfallen, zumal sie auch die Stängelstabilität positiv beeinflusst.
Fruchtfolgen
Sorghum ist mit sich selbst verträglich,
an Krankheiten ist bislang nur ein mittleres Befallsniveau von Helminthosporium-Blattflecken aufgetreten. Des Wei-
teren können besonders frühe Sorghumsorten vom Maiszünsler befallen
werden (nicht jedoch vom Maiswurzelbohrer!). In der Fruchtfolge kann
Sorghum als Hauptfrucht (GOLIATH
und HERKULES) nach dem Grünschnittroggen PROTECTOR oder als Zweitfrucht (BOVITAL und ev. GARDAVAN)
nach frühem Getreide-GPS, z.B. Gersten-GPS, das Anfang Juni geerntet ist,
eingesetzt werden.
Pflanzenschutz
Durch die relativ langsame Jugendentwicklung ist ein Herbizideinsatz meist
unerlässlich. Mit vorläufigen Zulassun-
Abb. 4: TS-Gehalt bei der Ernte in Abbhängigkeit vom Aussaattermin Mittelwerte 2008-11, 2 Orte
Anfang Mai
40
Standort: Moosburg, Bayern
TS-Gehalt %
35
Ende Mai
Anfang Juni
Ende Juni
Standort: Rendsburg Schleswig-Holstein
30
25
20
15
10
BOVITAL
GOLIATH
HERKULES
BOVITAL
Sorte und Versuchsstandorte
GOLIATH
HERKULES
Quelle: eigene Daten
79
Wann sich Sorghum-Anbau lohnt.
gen sind eine Reihe von Herbiziden
einsetzbar (s. Tab. 1). Nur GARDO
GOLD hat jedoch eine Wirkung auf
Schadhirsen. Da Hirsen sich schnell
entwickeln und später empfindlich
auf GARDO GOLD reagieren, muss
eine Applikation im Bedarfsfall vor
BBCH 13 erfolgen. Sogenannte Safeners können die Schadwirkung
auf die Sorghum-Hirsen reduzieren,
ihr Einsatz wird zurzeit diskutiert,
eindeutige Versuchsergebnisse stehen allerdings noch aus.
Tab. 1: Herbizide für den Einsatz in Sorghum
mit Genehmigung nach Artikel 51 VO (EG) Nr. 1107/2009
Mittel
Wirkstoff
Arrat®
Dicamba
Tritosulfuron
31.12.2022
200 g/ha
13
ein- und mehrjährige zweikeimblättrige Unkräuter
B 235® / Caracho 235® /
Bromoxynil 235®
(Früher Certrol B)
Bromoxynil
31.12.2015
1,5 /ha
13
einjährige zweikeimblättrige
Unkräuter, auch Gänsefuß,
Winden weniger gut
Terbuthylazin
S-Metolachlor
31.12.2015
4,0 l/ha
13
einjähriges Rispengras,
Schadhirsen, einjährige
zweikeimblättrige Unkräuter
Mais-Banvel® WG
Dicamba
31.12.2021
500 g/ha
13
Gemeine Zaunwinde,
Acker-Winde, Gänsefuß-Arten,
Winden-Knöterich
Spectrum®
Dimethanamid-P
31.12.2014
1,4 g/ha
13
einjährige zweikeimblättrige
Unkräuter, Schadhirsen
Pendimethalin
31.12.2017
2,5 l/ha
13
einjährige zweikeimblättrige
Unkräuter
Gardo® Gold /
Primagram Gold
Stomp® Aqua /
Stomp® Raps
Quelle: BVL Stand 06/2012
80
genehmigt bis zugel. AWM ab BBCH Wirkungsspektrum
Sortenempfehlung
NEU
GARDAVAN – Die ideale Zweitfrucht
Sortentyp
Anbauempfehlung
Entwicklung
Massenbildung
Standfestigkeit
Gesundheit
Besonderheiten Anbau
Düngung
Ernte
Pflanzenschutz
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UÊÊIdeal für die Biomasseproduktion nach Getreide GPS
UÊÊBenötigt deutlich (20–30 %) weniger Wasser für eine ähnliche Ertragsbildung als z.B. Mais.
UÊSorghum ist mit sich selbstverträglich.
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jedoch etwas zögerlich bei niedrigen Temperaturen.
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Bodenfeuchtigkeit und Zustand
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optimal sind 25–30 % TS.
Zugelassene Herbizide:
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UÊÊÓÎx®, Caracho 235®, Bromoxynil 235®
UÊ>À`œ® Gold, Primagram Gold
UÊ>ˆÃÊ>˜Ûi® WG
UÊ-«iVÌÀՓ®
UÊ-̜“«® aqua, Stomp® Raps
81
Sortenempfehlung
GOLIATH – Stark bei Trockenheit
Sortentyp
Anbauempfehlung
Entwicklung
Massenbildung
Standfestigkeit
Gesundheit
Besonderheiten Anbau
Düngung
Ernte
Pflanzenschutz
82
UʈÌÌiÃ«BÌiÊÞLÀˆ`‡ˆÀÃiÊ(S. bicolor x bicolor)
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Grünschnittroggen und GPS-Nutzung in klimatisch günstigen Regionen.
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UÊSorghum ist mit sich selbstverträglich.
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jedoch etwas zögerlich bei niedrigen Temperaturen.
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optimal sind 25–30 % TS.
Zugelassene Herbizide:
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UÊÊÓÎx®, Caracho 235®, Bromoxynil 235®
UÊ>À`œ® Gold, Primagram Gold
UÊ>ˆÃÊ>˜Ûi® WG
UÊ-«iVÌÀՓ®
UÊ-̜“«® aqua, Stomp® Raps
HERKULES – Standfest, viel Masse
Sortentyp
Anbauempfehlung
Entwicklung
Massenbildung
Standfestigkeit
Gesundheit
Besonderheiten Anbau
Düngung
Ernte
Pflanzenschutz
UÊ Ê>ÃÃi˜ÜØV…È}i]ʓˆÌÌiÃ«BÌiÊÞLÀˆ`‡ˆÀÃiÊ(S. bicolor x bicolor)
UÊ6iÀLiÃÃiÀÌiÊ-Ì>˜`viÃ̈}ŽiˆÌ
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hauptsächlich als Hauptfrucht nach Grünschnittroggen, in klimatisch sehr günstigen Regionen
auch als Zweitfrucht nach GPS-Nutzung.
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UÊSorghum ist mit sich selbstverträglich.
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jedoch etwas zögerlich bei niedrigen Temperaturen.
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optimal sind 25–30 % TS.
Zugelassene Herbizide:
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UÊÊÓÎx®, Caracho 235®, Bromoxynil 235®
UÊ>À`œ® Gold, Primagram Gold
UÊ>ˆÃÊ>˜Ûi® WG
UÊ-«iVÌÀՓ®
UÊ-̜“«® aqua, Stomp® Raps
83
84
Mehr Energie mit Rüben
Eckendorfer®
Energierüben
Während die Rübe in der Fütterung nur noch wenig Bedeutung
hat, gewinnt der Einsatz von modernen Gehaltsrüben für die
Biogasanlagen an Bedeutung: Fruchtfolge statt Monokultur, witterungsstabile Erträge und hohe Energieleistungen machen die
Energierüben interessant!
Futterrüben im Fermenter
U Höhere Methanausbeuten je Kilogramm oTS und bessere Abbaubarkeit im Vergleich zu Silomais
U Durch den hohen Saccharosegehalt werden Energierüben sehr
schnell und beinahe zu 100 % im
Fermenter umgesetzt und erhöhen dessen Durchsatzleistung erheblich.
Die Vorteile der Energierüben
U Höhere Gasausbeute als bei Mais
durch schnellere Vergärung
U Sehr hoher Abbaugrad (98 %) –
fast keine Reststoffe
U Hohe Erträge auch in Höhenlagen
und kälteren Standorten
U Auflockerung der Fruchtfolge
U Weniger Schmutzanteile als bei
Zuckerrüben
U Bessere Haltbarkeit in der Miete
Die Eckendorfer® Sorten
RIBAMBELLE, ENERMAX, KYROS
und MAGNUM sind monogerm.
50.000 Pillen/E.
85
Mehr Energie mit Rüben
Sortenempfehlung:
RIBAMBELLE Die Schöne
U Olivenförmige, rotschalige Rübe
U Stabiler Sitz im Boden für beste
Rodbarkeit
U Tolerant gegen Rizomania
U 17 % TS-Gehalt
ENERMAX Die Energierübe
U Vereint Vorteile von Futter- und
Zuckerrübe
U Sauber durch geringe Wurzelrinne
und optimalen Sitz im Boden
U Sehr glattschalig
U 19 % TS-Gehalt
KYROS Die klassische Gehaltsrübe
U Gleichmäßiger Sitz am Boden sorgt
für gleichmäßige Rübenkopfhöhe
U Geringer Schmutzanteil durch wenig
ausgeprägte Wurzelrinne
U 16 % TS-Gehalt
MAGNUM Die Halbzuckerrübe
U 18 % TS-Gehalt
Anbau, Pflanzenschutz und Ernte der
Energierüben erfolgt im Zuckerrüben
Anbausystem. Energierüben sind sehr
86
anpassungsfähig und bringen auch
noch hohe Erträge, wenn es für Mais
ungünstig wird.
Ernte und Reinigung
Energierüben sind Gehaltsrüben und
voll maschinell rodbar. Sie sind relativ
glattschalig und durch die geringe
Bauchfurche haftet weniger Erde an
den Rüben, was die Reinigung erleichtert. Wird mit der vorhandenen Rodetechnik keine ausreichende Reinigung
erreicht, senkt eine Zwischenlagerung
den Erdanhang durchschnittlich auf
2–4 %. Ist der Standort steinig, ist eine
Entsteinung notwendig. Hierfür ist bereits Technik verfügbar, die auch von
Lohnunternehmen und Maschinenringen angeboten wird. Je nach Standort
kann eine Nasswäsche oder eine trockene Reinigung durchgeführt werden. Letztere wird technisch zzt. intensiv weiterentwickelt, um die Kosten
weiter zu senken. Um Einlagerungskapazität einzusparen, kann ein Teil der
Rübenernte eingemietet werden. Die
Reinigungstechnik braucht in diesem
Kein Problem mit der Ernte
von Energierüben.
Falle nur auf die tägliche Ration eingerichtet zu werden.
Lagerung
Je nach Infrastruktur können ganz unterschiedliche Modelle genutzt werden:
UÊÊ/\Ê iÀ>`iÊ `ˆiÊ i…>ÌÃvÕÌÌiÀÀ؇
ben sind für gute Haltbarkeit in der
Miete bekannt. Von der Miete aus
lässt sich die kontinuierliche Versorgung der Anlage kostengünstig einrichten: Die Rüben bleiben die ersten Monate in der Miete und wer-
den erst dann kontinuierlich an die
Anlage geholt, wenn der erste Mais
aus dem Silo verfüttert wurde und
Platz für die Rüben gemacht hat.
Von hier können dann die vorgesehenen Rationen direkt in die Anlage
gefüttert werden!
UÊÊ,-"\Ê ÃÊ LiÃÌi…ÌÊ `ˆiÊ Ÿ}ˆV…‡
keit, ganze Rüben im Traunsteiner
Fahrsilo zu silieren. Dazu werden die
gereinigten Rüben auf einer Folie gelagert und mit mehreren Zwischenschichten mit Folie vertikal in mehre-
87
Mehr Energie mit Rüben
re Abschnitte getrennt. Die Rüben
werden durch ein Vlies und Folie abgedeckt und können so vollständig
silieren. Durch die Silierung in mehreren Anschnitten wird nach dem
Öffnen des Silos jeweils nur der Vorrat für einen Monat freigelegt und
die Verluste durch Nacherwärmung
halten sich in Grenzen.
UÊÊ" -
1
\Ê ˆiÊ }iÀiˆ˜ˆ}Ìi˜Ê
Rüben werden in Folienschläuche
mit bis zu 3,5 m Durchmesser verbracht, wo sie unter Luftabschluss silieren. Diese Methode verbraucht relativ viel Lagerkapazität, hat aber
durch den geringen Querschnitt nur
relativ wenig Nacherwärmung.
UÊÊ,
Ê­>}՘i®\Ê,ØLi˜Ê>ÃÃi˜Ê
Ob ganz, gehäckselt, frisch oder siliert: Möglichkeiten gibt es viele.
88
sich leicht schreddern oder häckseln.
Der Brei, der dabei entsteht, wird in
eine folienabgedichtete Lagune gefüllt. Die Herstellungskosten sind
moderat. Für 1 Hektar werden bis zu
100 m3 benötigt. Es bildet sich an
der Oberfläche schnell eine dicke,
trockene Schicht, die Verluste sehr
gut begrenzt. Regenwasser wird
schnell von den unteren Schichten
aufgenommen. Die Silierung ist
nach wenigen Wochen abgeschlossen und der Brei ist anschließend gut
lagerfähig. Er kann vollautomatisiert
durch Pumpen in der entsprechenden Dosierung verfüttert werden.
UÊÊ"
-"\Ê ˆiÊ <iÀŽiˆ˜iÀ՘}Ê `iÀÊ
Rüben entspricht der für die Lagune.
Die Lagerung im Hochsilo ist elegant, aber in der Anschaffung teurer.
Die Behälter müssen aus Edelstahl
oder kunststoffbeschichtet sein, um
vor Korrosion durch den sauren Brei
geschützt zu sein.
UÊÊ-‡,4 ‡-
-\ʈiÊ,؇
ben werden in geschnitzelter Form
gleichmäßig in die Maissilage einge-
streut. Inzwischen sind Rübenroder
verfügbar, in denen die Rüben bereits auf dem Roder gesäubert und
geschnitzelt werden und dann ohne
Zwischenlagerung direkt in die
Mischsilage eingebracht werden
können. Dieses kombinierte Verfahren führte in Dänemark zu einem
deutlichen Anstieg der Gehaltsrübenanbaufläche.
Gasausbeute
Die Rübensilage wirkt wie ein Katalysator oder Beschleuniger im Gärprozess
und erhöht insgesamt die Effizienz der
Anlage. Maissilage hat eine Verweilzeit
im Fermenter von durchschnittlich 60
Tagen, Rübensilage von nur 15 Tagen.
Es lassen sich auch relativ trockene
Substrate, wie etwa Trockenkot vorteilhaft mit Rübensilage kombinieren.
89
90
Sommer-Zwischenfrüchte
Bodenfruchtbarkeit
fördern und Biogaspotenziale nutzen.
Die Nutzung von traditionellen Sommer-Zwischenfrüchten für
die Biogasproduktion wurde in einer Vielzahl von Projekten untersucht. Die Ergebnisse zeigen z.T. beachtliche Biomasse-Erträge: So ermittelte die FH Südwestfalen Soest 40–55 dt TM/ha bei
Gelbsenf und Ölrettich und 30–45 dt TM/ha bei Phacelia. Dieselbe Studie zeigte aber auch deutlich, dass sehr häufig die Substrate kaum silierfähig sind. Hohe Wassergehalte führen zu hohen
Transportkosten und starkem Sickersaftauftreten.
Der Anbau von traditionellen Sommer-Zwischenfrüchten ist trotzdem
integraler Bestandteil vieler Energiefruchtfolgen. In der BiomasseProduktion sind die Humusbilanzen
häufig stark unter Druck. Zwischenfrüchte können die Humusbilanzen
optimieren, das Bodenleben bereichern, Bodenstrukturen verbessern
91
Sommer-Zwischenfrüchte
und die Erosionsgefahr mindern. Nematodenresistente
Zwischenfrüchte
können außerdem den Krankheitsdruck deutlich senken.
Der Rauhafer PRATEX ist eine neue
Zwischenfrucht. Neben einer Bekämpfung von wandernden Wurzelnematoden (Pratylenchen) kann der Aufwuchs
optimal für die Biomasse-Produktion
genutzt werden.
Auch Zwischenfrucht-Mischungen stehen speziell für Biogas-Fruchtfolgen
zur Verfügung, wie die VITERRA-Zwischenfrucht-Mischung (s. S. 100).
Welche Sommer-Zwischenfrucht angebaut wird, hängt von der restlichen
Fruchtfolge und von der Zielsetzung
ab. Wichtige Anhaltspunkte zu den
verschiedenen Fruchtarten finden Sie
nachfolgend.
Mit Rauhafer wandernde Wurzelnematoden bekämpfen.
92
Gelbsenf
UÊÊSpätsaat tolerant bis Anfang Oktober
UÊÊSicheres Auflaufen bei Trockenheit
UÊÊSicheres Abfrieren
UÊÊIdeal in Zuckerrübenfruchtfolgen zur
Nematodenreduzierung (ACCENT,
FORUM, ATHLET, LUNA)
UÊÊIdeale Mulchsaatbedingungen für
Mais (ALBATROS und COVER)
Phacelia
UÊÊFür enge Rapsfruchtfolgen geeignet
UÊÊSaatzeit Mitte August
UÊÊGute Saatbettbereitung nötig mit
Drillsaat
UÊÊFrühes Abfrieren garantiert beste
Mulchsaatbedingungen mit fast jeder Sätechnik (ANGELIA)
NEU: Rauhafer PRATEX
UÊʏÃÊ <܈ÃV…i˜vÀÕV…ÌÊ âÕÀÊ ÕÃÃ>>ÌÊ Ûœ˜Ê
Juli bis September
UÊÊ-V…˜iiÊ ˜v>˜}Ãi˜Ì܈VŽÕ˜}Ê Õ˜`Ê
gute Unkrautunterdrückung
UÊÊ<ÕÀÊ iŽB“«v՘}Ê Ûœ˜Ê vÀiˆiLi˜`i˜Ê
(Trichodoriden) und wandernden
(Pratylenchen) Nematoden – insbesondere auf sandigen und leichten
Standorten
UÊÊiˆ˜iÊ 6iÀ“i…À՘}Ê vØÀÊ œ……iÀ˜ˆiÊ
und Zystennematoden
UÊʜ…iÊ*Àœ`Վ̈œ˜Ê>˜ÊœÀ}>˜ˆÃV…iÀÊ>Ç
se und intensive Durchwurzelung
UÊÊ ˆV…ÌÊ܈˜ÌiÀ…>ÀÌ
PRATEX – Trockenmasse-Ertrag in Abhängigkeit von der Aussaatstärke
Aussaat: 21.07.2011, Ernte: 14.10.2011, Düngung: 80 kg N/ha
Trockenmasse-Ertrag (dt/ha)
Ölrettich
UÊÊTiefster Bodenaufschluss
UÊÊFrühe Saat mit spätblühenden Sorten für lange Begrünung und Nematodenbekämpfung
UÊÊAussaat bis Anfang September mit
wüchsigen
Sorten
(COLONEL,
SILETINA)
UÊÊBeste allgemeine Gesundungswirkung
UÊÊBekämpfung von Rübenzystennematoden (COLONEL, ADAGIO, DACAPO)
UÊÊMultiresistenter Ölrettich zur Reduktion von freilebenden und wandernden Nematoden und Bodenpilzen
(Rhizoctonia, Pythium) sowie Eisenfleckigkeit (DEFENDER und CONTRA)
80
60
40
20
0
0
20
40
60
80 100 120
Aussaatstärke PRATEX in kg/ha
140
Quelle: eigene Daten
93
94
Neu: Mit dem Humusrechner die
Humusbilanz prüfen.
Humusrechner zur
Fruchtfolgeoptimierung.
Der neue Humusrechner der SAATEN-UNION ist ein ideales Planungsinstrument! Ohne selbst Daten einzugeben, überprüfen Sie
mit wenigen „Klicks“ die Humusbilanz Ihrer Fruchtfolge.
Kalkulationsprogramme zur Humusbilanz gibt es viele. Was bisher fehlte, war ein schnelles Planungsinstrument zur Humusbilanzierung der
gesamten Fruchtfolge.
Vier Vorteile zeichnen den
neuen Humusrechner aus:
➤ Die einfache Handhabung: Sie arbeiten ausschließlich mit Auswahlmenüs, müssen also keine
Werte selbst eintippen.
➤ Sie erkennen auf einen Blick die
Humusbilanz sowohl der gesamten Fruchtfolge als auch der einzelnen Fruchtfolgeglieder.
➤ Grünroggen und Sorghum sind
mit eigenen, realistischen Koeffizienten berücksichtigt, Ihre Humusbilanz wird damit genauer.
➤ Sie können sowohl mit den „unteren“ wie den „oberen“ LUFAWerten – also standortbezogen –
arbeiten.
So einfach funktioniert der
Humusrechner:
➤ Wählen Sie mit dem ersten Auswahlmenü Ihre Hauptfrucht und
deren Ertragsniveau. Klicken Sie
an, ob das Stroh bzw. Blatt eingearbeitet oder geerntet wird.
95
Neu: Mit dem Humusrechner die Humusbilanz prüfen
➤ Im zweiten Menü machen Sie die
gleichen Angaben zu Ihrem eventuellen Zwischenfruchtanbau.
➤ Im dritten Auswahlmenü wählen Sie
die Art und Menge Ihrer organischen Düngung.
Jetzt erkennen Sie auf einen Blick die
Humusbilanz Ihrer Fruchtfolge. Ist der
Wert zu gering oder zu hoch, können
Sie bequem Anbau- oder Düngungsalternativen „durchspielen“.
Humuswerte jetzt auch für
Grünroggen und Sorghum
In den gängigen Humus-Excelversionen fehlen Werte zu Sorghum und
Grünroggen, obwohl sich diese Früchte in vielen Energiefruchtfolgen etabliert haben. Im Humusrechner werden
für Grünroggen die gleichen Werte
wie für Getreide im Hauptfruchtanbau
angesetzt, für Sorghum die gleichen
Werte wie für Mais*. Das ist nachvollziehbar: Sorghum „verbraucht“ als
Reihenkultur mit spätem Reihenschluss
erheblich Humus, und Grünroggen ist
in der Humuswirkung beispielsweise
mit Gras als Winterzwischenfrucht
gleichzusetzen. Hinzu kommt, dass
beide Früchte physiologisch jung bei
häufig noch nicht voll entwickeltem
Wurzelsystem genutzt werden.
Foto: Schäfer
96
n.
Realistisch rechnen – Standort
berücksichtigen!
Mit dem Humusrechner können Sie
entsprechend Ihrer Betriebssituation
mit den „unteren“ oder den „oberen“
LUFA-Werten arbeiten (Auswahlmenü
unten).
Mit den „unteren Werten“ rechnen
Sie, wenn lediglich die Cross Compliance-Vorgaben erfüllt werden sollen,
wenn ihr Standort bereits sehr hohe
Humusgehalte aufweist oder – aufgrund seiner weniger wüchsigen Lage
– von Natur aus wenig Humus mineralisiert.
Mit den „oberen Werten“ rechnen
Sie als Pflanzenbauer, wenn Sie auf der
sicheren Seite sein wollen, den Humusgehalt erhöhen wollen oder auf sehr
wüchsigen, feuchtwarmen Standorten
wirtschaften, die organische Substanz
rasch mineralisieren.
ter
finden Sie un
Den Rechner
us
um
h
nion.de/
www.saaten-u
*Schmid und Hülsbergen 2010:
„Überprüfung der fruchtartspezifischen Richtwerte für die Veränderung der Humusvorräte für Energiepflanzen“ (VDLUFA / BLE)
97
98
Zwischenfrucht-Mischungen für Biogas-Fruchtfolgen
Biogas-Horizonte
erweitern mit …
In den Viterra Zwischenfrucht-Mischungen sind passend für unterschiedliche Fruchtfolgen bewährte Zwischenfrucht-Sorten
sinnvoll kombiniert, um ein höheres Nutzungspotenzial zu erzielen.
Auch für Biogas-Fruchtfolgen sind interessante Mischungen im
VITERRA-Programm vorhanden.
VITERRA Granoleg ist eine Komposition aus Sommerroggen, Sommertriticale und Rauhafer mit Beimischung einer Sommerwicke. Diese Zwischenfrucht-Mischung ist für
die Zweitfruchtnutzung mit Schnittnutzung im Herbst geeignet.
Optimale Aussaattermine sind Mitte
Juni nach der GPS-Ernte bis Mitte
August nach der Körnergetreideernte. Die Sommergetreideanteile entwickeln sich schnell und bilden in
zwei Monaten einen schnittreifen
Bestand mit einem hohen Trockensubstanzgehalt. Die ausgewogene
Zusammensetzung der Getreidekomponenten beschattet schnell
den Boden und erhält so die Bodengare über Sommer. Die verschiedenen Arten erhöhen die Anbausicherheit auf unterschiedlichen Bodenarten und bei unterschiedlichen
Wachstumsbedingungen.
In der VITERRA Granoleg Zwischenfrucht-Mischung ist eine Som-
99
Zwischenfrucht-Mischungen für Biogas-Fruchtfolgen
merwicke enthalten, die zusätzlichen
Stickstoff liefert und mit später Blüte
die Bestände optisch verschönert.
VITERRA Granoleg
Aussaatstärke:
135 kg/ha
Aussaattermin:
Als Zweitfrucht nach der Getreide-GPS-Ernte bis
Mitte August
Bestandteile:
Sommerroggen OVID, Rauhafer PRATEX,
Sommertriticale, Sommerwicke
Die VITERRA Zwischenfrucht-Mischung Protovid besteht aus dem
Sommerroggen OVID und dem Grünschnittroggen PROTECTOR. Bei einem
Aussaatzeitfenster von Mitte Juni nach
der Getreide-GPS-Ernte bis Ende August kommt der Sommerroggen noch
zur Milchreife und kann noch im Aus-
100
saatjahr zur Biomassegewinnung genutzt werden. Die PROTECTOR-Komponente regeneriert über Winter und
steht für eine zweite Schnittnutzung
im Frühjahr vor der Aussaat von Mais
oder Sorghum zur Verfügung.
VITERRA Protovid ist eine schnellwachsende Mischung, die den Boden
schnell beschattet und damit die Bodengare über Sommer erhält. Eine
gute Unkrautunterdrückung und gute
Verwertung von Stickstoffgaben machen die Mischung effizient für die
Biogas-Fruchtfolge. Mit einem Aussaattermin für zwei Schnittnutzungen
werden Arbeitskosten und Zeit gespart.
VITERRA Protovid
Aussaatstärke:
120 kg/ha
Aussaattermin:
Nach der Getreide-GPS-Ernte bis Ende August
Bestandteile:
Grünschnittroggen PROTECTOR,
Sommerroggen OVID
den Schnitt effizienter und sorgt für
Kostenersparnis. VITERRA Protector
Plus bietet einen hervorragenden Erosionsschutz, verhindert Stickstoffverlagerungen über Winter und fördert den
Garezustand und die Fruchtbarkeit des
Bodens.
VITERRA Protector Plus kombiniert
den bewährten und ertragreichen
Grünschnittroggen PROTECTOR mit
einer Winterwicke.
Diese winteharte Mischung eignet sich
zur Biomassegewinnung mit Schnittnutzung im Frühjahr vor der Maisoder Sorghum-Aussaat. Die Aussaat
von VITERRA Protector Plus ist bis
Anfang Oktober möglich.
Der Grünschnittroggen PROTECTOR
ist schnellwachsend und bestockt
stark. Die Wicken-Komponente liefert
als Leguminose zusätzlichen Stickstoff,
der vom Grünschnittroggen direkt in
organische Masse umgesetzt werden
kann und die Energie- und Eiweißgehalte der Biomasse erhöht. Das macht
VITERRA Protector Plus
Aussaatstärke:
120 kg/ha
Aussaattermin:
Bis Anfang Oktober
Bestandteile:
Grünschnittroggen PROTECTOR, Winterwicke
101
Zwischenfrucht-Mischungen für Biogas-Fruchtfolgen
VITERRA Multikulti ist eine vielfältige Blüh- und Bienenweide ohne
Durchwuchsgefahr von problembildenden Komponenten. In der Mischung sind Leguminosenbestandteile, sodass keine zusätzliche Düngung notwendig ist. VITERRA Multikulti durchwurzelt unterschiedliche
Bodenhorizonte und wirkt stabilisierend auf das Bodengefüge. Der Boden wird vor Erosion und Austrocknung geschützt.
biologische Vielfalt und lockert das
Landschaftsbild auf.
VITERRA Multikulti
Ideal als Randstreifen um Maisflächen, erhält VITERRA Multikulti die
Aussaatstärke:
25 kg/ha
Aussaattermin:
Zur Begrünung im April/Mai, mit Schröpfschnitt; als Zwischenfrucht Juli/August
Bestandteile:
Nematodenresistenter Ölrettich PEGLETTA,
Gelbsenf COVER, Phacelia ANGELIA,
Sommerwicke, Alexandriner Klee,
Perseklee, Lein, Sonnenblume
Trockenmasse-Ertrag verschiedener Zweitkulturen, Lundsgaard 2012
Rauhafer PRATEX 37 %
77,1
VITERRA Granoleg 41 %
71,1
Sommerroggen OVID 41 %
70,6
Sommertriticale 41 %
58,8
Einj. Weidelgras ALISCA 4n 33 %
36,3
Einj. Weidelgras DIPLOMAT 2n 35 %
Grünroggen PROTECTOR 34 %
28,1
Grünroggen GENERATOR 31 %
0
Aussaat: 05.06.2012
Ernte:
04.09.2012
Düngung: 75 kg N/ha
34,1
20,5
10
20
30
40
50
TS-Gehalt in % / Trockenmasse-Etrag in dt/ha
Quelle: eigene Daten
102
60
70
80
103
Anlagentechnik
Angepasste Technik für
diverse Substrate.
Die Nutzung pflanzlicher Substrate in der Biogasanlage muss technisch machbar sein. Dazu gehört neben der richtigen Silierung (s.
S. 106), auch eine funktionierende Einbringtechnik und eine Rührtechnik im Fermenter, die mit den anfallenden Substraten umgehen
kann. Einige wichtige Punkte erläutert Christoph Gers-Grapperhaus,
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Energie, Bauen,
Technik in Oldenburg.
SAATEN-UNION: Können alle Anlagen
alle Substrate gleich gut verarbeiten?
GERS-GRAPPERHAUS: Wir unterscheiden grundsätzlich nach Art und Beschaffenheit: nachwachsende Rohstoffe (Energiepflanzen) und die Wirtschaftsdünger (Gülle oder Festmist).
Alle Subsstrate sind in sich sehr verschieden und stellen andere Ansprüche an die Gärbiologie. Die sehr unterschiedliche Ausgasungsdauer ist besonders für die Auslegung der Gärbehälter von Bedeutung. Bei Gülle und
104
Energierüben ist bereits nach 40 bis 50
Tagen Verweildauer das Ausgasungspotenzial nahezu erreicht. Silagen aus
Energiepflanzen wie Mais, GetreideGPS und Gras haben dagegen Ausgasungszeiten von über 100 Tagen. Die
längste Ausgasungszeit bestimmt dabei die Größe der Behälter.
SU: Wie muss die Einbringtechnik für
verschiedene Substrate beschaffen sein?
GERS-GRAPPERHAUS: Es gibt am
Markt sehr unterschiedliche Systeme,
die gut einsetzbar sind. Bei der Auswahl der Einbringtechnik ist immer die
Konsistenz der Substrate und die
Schnitt- oder Häcksellänge zu beachten. Kurze Schnittlängen erleichtern
den Transport in Schnecken und auch
in Rohrleitungen. Viele Substrate können gleich gut flüssig über Pumpen
oder mechanisch über Schnecken in
den Fermenter eingebracht werden.
Wenn große Anteile Gras oder strohhaltige Substrate eingesetzt werden,
sind allerdings Zuführschnecken zu
empfehlen. Sonst müsste man vor der
Einbringung in den Fermenter eine intensivere Aufbereitung durchführen.
SU: Gibt es bestimmte Rührsysteme, die
für GPS und Gras optimal sind?
GERS-GRAPPERHAUS: GPS und besonders Gras neigen in den Gärbehältern
zum Aufschwimmen. Die unerwünschte Schwimmdeckenbildung – besonders bei Mischungsanteilen über 20 %
– wird durch Rührwerke mit häufigeren und längeren Rührintervallen vermieden, die die Substrate in das Gär-
substrat „hineinziehen“. Diese Umwälzrührwerke oder Langsamläufer
können dann Paddel- oder Langwellenrührwerke oder auch Propellerrührwerke mit großen Flügeldurchmessern
sein.
SU: Wie sieht die optimale Lagerung bei
unterschiedlichen Ernteterminen aus?
GERS-GRAPPERHAUS: Wir werden an
die Siloanlage andere Anforderungen
stellen müssen: flexiblere Gestaltung,
Anlage verschiedener Silohaufen oder
Einbringung von „Mischsilagen“. In
dieser Hinsicht wird in den nächsten
Jahren noch vieles ausprobiert.
105
Silierung
Energieverluste vermeiden.
Wenn das Ernetgut nicht optimal siliert wird, drohen hohe Energieverluste. Wie es mit der Silierung am besten klappt, erläutert Dr. Christiane
Herrmann, Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
SAATEN-UNION: Welches Stadium der
verschiedenen Kulturen eignet sich am
besten für die Silierung?
HERRMANN: Die Ernte von MaisGanzpflanzen erfolgt vorzugsweise bei
einem Trockensubstanzgehalt von 28
bis 35 %. Unterhalb von 28 % TS entsteht Sickersaft, über 35 % TS verschlechtern sich die Verdichtbarkeit im
Silo und die Abbaubarkeit in der Biogasanlage. Bei Getreide-Ganzpflanzen
empfiehlt sich die Ernte beim Übergang von der Milch- zur Teigreife
(TS 30–38 %). Grünschnittroggen als
Winterzwischenfrucht sollte kurz vor
dem Ährenschieben geschnitten und
angewelkt werden, Grasbestände bei
Beginn des Ähren- bzw. Rispenschiebens gemäht werden. Bei hohen Rotklee- oder Luzerneanteilen kann die
Mahd etwas später zu Beginn der Blüte erfolgen. Bei Sudangras oder Zuckerhirse ist ein TS-Gehalt von wenigstens 25 % zur Ernte anzustreben.
SU: Welche Silierverluste können auftreten?
HERRMANN: Energieverluste durch
Restatmung und Fermentationsprozesse in Höhe von 5–12 % lassen sich
106
nicht vermeiden. Vermeidbar sind hingegen hohe Verluste durch Sickersaftbildung (bis > 7 %), durch Buttersäuregärungen (bis > 10 %) und aeroben
Verderb in der Lagerphase (bis >
10 %) sowie durch Nacherwärmung
in der Entnahmephase (bis > 15 %).
SU: Wie kann man diese am besten
vermeiden?
HERRMANN: Die Ernte im optimalen
Entwicklungsstadium, ein zügiges Einlagern in das Silo und intensives Verdichten sind unerlässlich. Das Festfahren im Fahrsilo sollte durch mehrmalige langsame Überfahrten bei möglichst
hohem Walzdruck und maximalen
Schichtdicken von 30 cm erfolgen.
Sorgfältiges Abdichten des Silos ist
selbstverständlich. Bei der Entnahme
sollte ein Mindestvorschub von 1,5 m
pro Woche im Winter und 2,5 m pro
für
ten Zeitpunkt
es
b
en
d
e
Si
Wie
fahren
ermitteln, er
die GPS-Ernte
17.
Sie auf Seite
Woche im Sommer gewährleistet sein,
bei Anschnittflächen ohne Auflockerungen.
SU: Wie kann man mit GPS mit hohem
TS-Gehalt > 38 % umgehen?
HERRMANN: Bei Getreide-Ganzpflanzen mit hohen TS-Gehalten ist eine intensive Zerkleinerung bei theoretischen Häcksellängen nicht gröber als
6–8 mm zu empfehlen. Eine starke
Verdichtung im Silo und sofortiges Abdecken sind zwingend notwendig. Der
Zusatz von Siliermitteln (Wirkrichtung
1c und 2) kann sinnvoll sein.
SU: Was ist mit anfallendem Sickersaft?
HERRMANN: Sickersaft enthält einen
hohen Anteil an energiereichen, in der
Biogasanlage leicht umsetzbaren, organischen Substanzen. Ist Sickersaftbildung nicht zu verhindern, dann
sollte dieser aufgefangen und in die
Biogasanlage eingebracht werden. Zu
hohe Sickersaftmengen können jedoch zu Prozessstörungen in der Anlage durch Übersäuerung führen.
107
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Nord-Niedersachsen, Schleswig-Holstein
Andreas Henze
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Informationsstand Dezember 2012
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