Überschrift der Präsentation - Rhein
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Überschrift der Präsentation - Rhein
Borderline-Persönlichkeitsstörung Wolfgang Wöller Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 2 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Störung der Emotionsregulierung • • • • rasch wechselnde globale und undifferenzierte Affektzustände und quälende Spannungszustände interpersonell reaktiv ausgelöst können bis zu Stunden andauern Oszillieren von Depression, Wut, Angst, Leere und Depression (Koenigsberg et al. 2002, Lieb et al. 2004, Stiglmayr 2011, Wolff et al. 2007). Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 3 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Hyperreagibilität • • • • Borderline-Patienten sind hyperreagibel und wachsam überempfindlich gegenüber negativen Stimuli (Sieswerda et al. 2007). schon nach schwachen Reizen schnelle und intensive Erregungsmuster (Jacob et al. 2009). bemerken oft kleinste mimische Veränderung im Gesicht Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 4 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Soziale Wahrnehmung • Die soziale Wahrnehmung ist durch ein verstärktes Bedrohungserleben charakterisiert. • Borderline-Patienten nehmen neutrale Gesichter tendenziell als bedrohlich und nicht wohlwollend wahr (Donegan et al. 2003, Lynch et al. 2006, Scott et al. 2011, Koenigsberg et al. 2009). Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 5 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Aggressive Reaktionen • Borderline-Patienten zeigten bei experimentell induzierten Frustrationen beim Spielen ein dreifach höheres Aggressionsniveau als gesunde Probanden (Dougherty et al. 1999). • Genauere Analysen der Sequenzen der Emotionen ergaben, dass Zuständen des Ärgers und der Wut am häufigsten Zustände der Angst vorausgingen (Reisch et al. 2008). Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 6 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Störung der Emotionsregulierung: Überflutung durch traumatische Affekte im Alltagsleben Verlassensein Verzweiflung Leere Scham Ohnmacht Schuldgefühle Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Wut 7 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Borderline-Emotionen: Gefühl verzweifelten Alleingelassenseins • • • Gefühl völliger Isolation und totalen Abgeschnittenseins von der Welt katastrophaler Schmerz, oft verbunden mit dem Gefühl, nicht mehr zu existieren: Wiederkehr des schmerzvollen kindlichen Alleingelassenseins Auslösung: vorübergehende Trennung oder ein nicht erwartetes Alleinsein, fehlendes Einverständnis wichtiger Bezugspersonen Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 8 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Borderline-Emotionen: Ärger und Wut • • • • Häufig bei BPS, nicht immer offen geäußert meist keine Selbstwahrnehmung für das Dominante und Machtvolle des eigenen Verhaltens Auslöser: Gefühl der Vernachlässigung oder des Verlassenwerdens durch nahestehende Person Ärger und Wut als Abwehr einer unerträglicheren Angst, z.B. vor dem Verlassenwerden oder vor dem Verlust der Selbstachtung. Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 9 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Borderline-Emotionen: Gefühle der Leere • schmerzhaft empfundenes Gefühl eines Mangels (Klonsky 2008) • • • • • oft als Betäubtheit oder als Unfähigkeit zu fühlen meist in Verbindung mit Gefühlen der Einsamkeit und Isolierung, aber der Entfremdung und Hoffnungslosigkeit oft im Vorfeld von Suizidimpulsen (Schnyder et al. 1999). verzweifelte Versuche, die Leere zu füllen Bedeutung des empathischen Annehmens Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 10 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Borderline-Emotionen: Erleben inneren Schmerzes • Erfahrung von intensivem innerem Schmerz (Holm u. Severinsson, 2008, Zanarini & Frankenburg, 2007, Zittel et al. 2005). • • assoziiert mit extremer Trauer, ängstlichem Ersticken, Gefühlen der Fragmentierung und Identitätslosigkeit, des Kontrollverlusts, der Destruktivität/Selbstdestruktivität und des Opferseins Vergleich mit einer Verbrennung dritten Grades : „keine emotionale Haut, Schmerz bei leichtester Berührung“(Linehan 1993) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 11 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Maladaptive Interaktionsmuster • • Interaktionspartner fühlen sich kontrolliert oder manipuliert, übervorteilt und unfair behandelt fühlen. Verhalten meist nicht absichtlich manipulativ, sondern motiviert durch verzweifelte Versuche, schmerzhafte Emotionen zu bewältigen und verdeckte Befriedigung von Bedürfnisse zu erreichen • • Kontrolle ausüben, um Verfügbarkeit des regulierenden Objektes zu sichern Andere in Sorge versetzen, gefahrlos Verbundenheit herzustellen Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 12 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Schädigende Verhaltens- und Beziehungsmuster Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 13 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Selbstschädigende Verhaltensweisen zur Kompensation der gestörten Emotionsregulierung Fressattacken und selbstindiziertes Erbrechen Risikoverhalten (schnelles Autofahren) Substanzmissbrauch (Alkohol, Drogen) Selbstverletzendes Verhalten Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 14 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Interpersonelle schädigende Verhaltensweisen zur Kompensation der gestörten Emotionsregulierung • zum Schutz vor Kränkungen, Verletzungen und Ohnmachterleben • entwerten • Aufmerksamkeit oder Zuwendung erzwingen • unter Druck setzen, erpressen • sich zurückziehen • drohen, beschuldigen, entwerten • sich unangemessen verführerisch verhalten Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 15 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Selbstbezogene schädigende Verhaltensmuster als Ausdruck komplexer traumabedingter Funktionsdefizite • • • • • Gefahren nicht antizipieren (können) nicht für sich sorgen können (können) sich nicht abgrenzen (können) sich nicht schützen (können) hilflos sein, nicht handeln (können) • erneuter Opferstatus (Reviktimisierungsneigung) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 16 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Problembereiche bei Persönlichkeitsstörungen • Rasche und heftige Übertragungsentwicklung • • • „Täterübertragung“: Feindselig-entwertendevorwurfsvolle Beziehungsgestaltung „Retterübertragung“: Abhängig-idealisierende Beziehungsgestaltung Übertragung des hilflosen, nicht schützenden Elternteils Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 17 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Problembereiche bei Persönlichkeitsstörungen • Problematische Gegenübertragung • • • negative Emotionen in der Gegenübertragung Gefahr von Verstrickungen und Therapieabbruch Gefahr des professionellen „burn out“ Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 18 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Problembereiche bei Persönlichkeitsstörungen • Neigung zu Instabilität/hohe Komorbidität • • • • • • Depression PTBS dissoziative Symptomatik Essstörungen Somatoforme Störungen Substanzabhängigkeit Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 19 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Genese von Persönlichkeitsstörungen • Komplexe Interaktion von genetischen Einflüssen und lebengeschichtlichten Belastungsfaktoren • Zwillings- und Adoptionsstudien belegen Erblichkeit von Persönlichkeitszügen, die eine Persönlichkeitsstörung beschreiben (Torgersen et al. 2008; bei BPD Bornovalova et al. 2009, Distel et al. 2008, New et al. 2008, Maier u. Hawellek 2011) • Bedeutung von Gen-Polymorphismen • Assoziation des Serotonin-Transporter-Gens mit kurzem Allel und Auftreten einer Borderline-PS (Ni et al. 2006; New et al 2008). Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 20 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Traumatische Belastung bei BorderlinePersönlichkeitsstörung • Physische, sexuelle oder emotionale Misshandlung bei bis zu 75 % der Patienten mit BPS • alle Formen der Kindesmisshandlung (Herman et al. 1989, Yen 2003, Zanarini et al. 2002) • • insbes. emotionale Misshandlung (Allen 2009, Kaehler u. Freyd 2009, Lobbestael et al. 2010, Widom et al. 2009) Komplexe Interaktion mit genetischen Faktoren • Zwillingsstudien (Bornovalova et al. 2009, Distel et al. 2008) • Gen-Umwelt-Interaktionen (z.B. Ni et al. 2006) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 21 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Komorbidität der BorderlinePersönlichkeitsstörung mit ... • PTBS: 39,2 bis 51 % (McGlashan et al., 2000, Golier et al. 2003, Grant et al. 2008, Yen et al. 2002) • dissoziativen Störungen: 53 % (Zittel et al. 2005) bis 72,5 % (Sar et al. 2006) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 22 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Borderline-Persönlichkeitsstörungen als Bindungsstörungen • unsicher-ambivalente Bindungsstile (Buchheim 2011; Fonagy et al. 1996; Levy et al. 2006, 2011; Timmerman u. Emmelkamp 2006) • unsicher-desorganisierte Bindungsmuster („unresolved“) (Agrawal et al., 2004, Fonagy et al., 1996, 2000; Patrick et al. 1994) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 23 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Desorganisierte Bindungen • entstehen, wenn die Bindungsfigur gleichzeitig die Quelle von Trost und Angst ist (Main u. Hesse 1990). • Bindungsdesorganisation ist das Ergebnis einer gleichzeitigen Aktivierung des Bindungs- und des Bedrohungssystems gegenüber der gleichen Bezugsperson (Lyons-Ruth u. Jacobvitz 2008). • Annäherungs-Vermeidungskonflikt, der die Informationsverarbeitung und Problemlösung stört Hemmung der Mentalisierungsfunktion durch die Aktivierung des Bedrohungs-Abwehr (fight-flight-System) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 24 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Alternative Erzeugung des Sicherheitsgefühl bei unzuverlässigem Bindungssystem • • durch Dominanz • in sozialen Rangordnungssystemen, wenn Untergeordnete Signale der Unterwerfung senden (Keltner et al. 2003, Scott 1990) durch verführerisches Verhalten Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 25 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Zusammenhang zwischen Genpolymorphismen, Bindungsstilen und Emotionsregulierung • Interaktion zwischen dem kurzen Allel des SerotoninTransporter-Gens und der Bindungsorganisation im Hinblick auf die Fähigkeit zur Selbstregulation in der frühen Kindheit • Unsicher gebundene Kinder mit dem kurzen Allel dieses Gens zeigten schlechtere selbsregulatorische Fähigkeiten, während die unsicher gebundenen Kinder mit dem langen Allel in ihrer Selbstregulation den sicher gebundenen Kindern glichen (Kochanska et al. 2009). Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 26 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Neurobiologische Befunde bei BorderlinePersönlichkeitsstörung • Dysfunktionales kortikolimbische Netzwerk • • gesteigerte Amygdala-Aktivierung bei Darbietung emotional aufgeladener Bilder (Herpertz et al., 2001) oder Gesichtern (Donegan et al., 2003) Volumenminderungen im Bereich des präfrontalen Kortex und des Hippokampus (Irle et al. 2005;Tebartz van Elst et al. 2003) sowie des vorderen zingulären Kortex (Minzenberg et al. 2008) • verminderte Aktivität des orbitofrontalen Kortex (OFC) und des vorderen zingulären Kortex (New et al. 2002, Silbersweig et al. 2007) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 27 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Neurobiologie bei chronischer PTBS Neurobiologie der Borderline-Störung •Überaktivität und erhöhte •gesteigerte Amygdala-Aktivierung bei Reaktionsbereitschaft der Amygdala (Shin et al. 2006) •vermindertes HippokampusVolumen (Karl et al. 2006) •verminderte Volumina und Aktivität des präfrontalen Kortex (PFC) einschl. des vorderen zingulären Kortex (ACC) (Rauch et Darbietung emotional aufgela-dener Bilder (Donegan et al., 2003) •Volumenminderungen im Bereich des präfrontalen Kortex und des Hippokampus (Irle et al. 2005;Tebartz van Elst et al. 2003) sowie des vorderen zingulären Kortex (Minzenberg et al. 2008) •verminderte Aktivität des orbitofrontalen Kortex (OFC) und des vorderen zingulären Kortex (New et al. al. 2003, Woodward et al. 2006). 2002, Silbersweig et al. 2007) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 28 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Komorbidität der BorderlinePersönlichkeitsstörung mit ... • PTBS: 39,2 bis 51 % (McGlashan et al., 2000, Golier et al. 2003, Grant et al. 2008, Yen et al. 2002) • dissoziativen Störungen: 53 % (Zittel et al. 2005) bis 72,5 % (Sar et al. 2006) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 29 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Psychodynamische und neurobiologische Modellvorstellungen bei Persönlichkeitsstörungen • • Psychodynamische Modelle • • Ich-psychologische Modelle Objektbeziehungstheoretische Modelle Neurobiologische Modelle • • Modell der erfahrungsabhängigen Hirnentwicklung Modell der verminderten Top-Down-Modulation basaler emotionaler Systeme, insbes. der Amygdala Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 30 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Ich-psychologische Modelle: Defizitäre IchFunktionen – strukturelle Defizite (A. Freud, Hartmann, Rapaport, Fenichel, Rudolf) • • • • • • • • Affektkontrolle Affektdifferenzierung Impulssteuerung Realitätsprüfung Objektkonstanz Selbst-Objekt-Differenzierung Ich-Identität Selbstreflexion, Mentalisierung Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 31 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Objektbeziehungspsychologische Modelle (Fairbairn, Jacobson, Winnicott, Balint, Kernberg, Bion) Fehlen einer „haltenden Umwelt“ (Winnicott, Balint) Fehlen eines unzureichenden »Containment« der negativen kindlichen Zustände durch die frühe Bezugsperson (Bion) ↓ Verinnerlichung dieser Objektziehung ↓ Anhaltende Bedrohung der Selbstkohärenz durch destruktive „innere Objekte“ Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 32 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung ↓ Reexternalisierung negativer innerer Objekte in die Außenwelt zur inneren Druckentlastung ↓ Unerträgliche emotionale Zustände werden zur inneren Druckentlastung in Interaktionspartner „deponiert“ (projektive Identifizierung) ↓ Interaktionspartner erleben die unerträglichen Emotionszustände anstelle der Betroffenen Interaktionspartner werden subtil so manipuliert, dass sie sich für die Projektion der unerträglicher Emotionszustände eignen Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 33 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Modell der erfahrungsabhängigen Hirnentwicklung • Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Das Wachstum des präfrontalen Cortex (als Zentrum der Emotionsregulierung) ist in hohem Maße abhängig von der Qualität des mütterlichen Attunement und der Bindungserfahrung 34 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Bindungstrauma unangemessene und zurückweisende elterliche Reaktionen auf kindliche Affektzustände ↓ negative emotionale Zustände des Kindes werden nicht reguliert, sondern bleiben über längere Zeit bestehen ↓ „chaotische“ biochemische Veränderungen im kindlichen Gehirn: dauerhaft erhöhte Cortisonspiegel, exzessive Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin und anderer toxischer Substanzen Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 35 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Rückgang von Synapsen und Beschleunigen des normalen Prozesses des programmierten Zelltodes (Zhang et al. 1997, McLaughlin et al. 1998). ↓ Verminderte Funktionsfähigkeit der emotionsregulierenden Struktur des präfrontalen Cortex Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 36 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Bindungstrauma unangemessene und zurückweisende elterliche Reaktionen auf kindliche Affektzustände ↓ negative emotionale Zustände des Kindes werden nicht reguliert, sondern bleiben über längere Zeit bestehen ↓ „chaotische“ biochemische Veränderungen im kindlichen Gehirn: dauerhaft erhöhte Cortisonspiegel, exzessive Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin und anderer toxischer Substanzen ↓ Rückgang von Synapsen und Beschleunigen des normalen Prozesses des programmierten Zelltodes (Zhang et al. 1997, McLaughlin et al. 1998). Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 37 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Unreife Abwehrmechanismen • • • • • • • Projektion Introjektion projektive Identifizierung primitive Idealisierung Entwertung Spaltung um eine emotionale Dysregulation durch überflutende Affekte r Alleingelassensein, Zurückweisung usw. zu vermeiden und gleichzeitig die innere Bindung an die primären Bezugspersonen unter den Bedingungen von Traumatisierung und Vernachlässigung zu bewahren (Ogden 1979; Rosenfeld 1983). Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 38 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Theorie der Borderline-Störung nach Masterson • Frühe Bezugspersonen mit Probleme der Emotionsregulierung • • Vom Kind wird erwartet, eigene Verlassenheitsängste zu dämpfen, Stress zu regulieren und Sicherheit zu geben (soll „Übergangsobjekt“ sein) Normale Autonomiebestrebungen des Kindes werden von der Bezugsperson als bedrohliche Zurückweisung und Verlassenwerden erlebt • Ausbildung eines angepassten „falschen Selbst“ auf Seiten des Kindes Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 39 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Theorie der Borderline-Störung nach Kernberg • • • • • • Konstitutionell erhöhtes Aggressionsniveau und Vernachlässigung, Hass und Entwertung durch die frühen Bezugspersonen keine eine phasengerechte Integration der Liebes- und Hassanteile der verinnerlichten Objektbeziehungen Gespaltene Selbst- und Objektrepräsentanzen (Identitätsdiffusion) Opfer- und Täteridentifikationen ohne ein Gefühl des Widerspruchs auf Seiten der Betroffenen widersprüchliche und, von außen betrachtet, schwer nachvollziehbare interpersonelle Verhaltensweisen Verzerrungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 40 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Theorie der Borderline-Störung nach Fonagy • • • • Unzureichende Affektspiegelung durch primäre Bezugspersonen Störungen der Emotionsregulierung, Bindungsfähigkeit und Mentalisierung Unzureichende Repräsentation der Emotionen Notwendigkeit der Abspaltung und Projektion nicht repräsentierter negativer Emotionen in Interaktionspartner (projektive Identifizierung) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 41 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Traumatisierungsmuster bei BorderlinePersönlichkeitsstörung • Bindungs- und Beziehungstraumatisierung • unsicher-desorganisierte („unresolved“) Bindungsmuster (Buchheim 2011; Fonagy et al. 1996, Agrawal et al., 2004) • • • • strukturelle Defizite (Emotionsregulierung, Mentalisierung, IchIntegration) veränderte innere Repräsentanzenwelt Spezifische Traumatisierungen • im Kindesalter • im Erwachsenenalter (Retraumatisierungsneigung!) Borderline-spezifische Vulnerabilität Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 42 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Zusammenhang zwischen Mentalisierungsfunktion und Emotionsregulierung • Die Fähigkeit zur Mentalisierung ist in hohem Maße von der Qualität der Emotionsregulierung abhängig. • emotionaler Dysregulation potenziell vieldeutige Verhaltensweisen anderer Menschen werden vorschnell im Sinne einer gegen die eigene Person gerichteten Schädigungsabsicht interpretiert • Verstärkung des Bedrohungserleben bei eingeschränkter Mentalisierungsfunktion Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 43 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Inverse Beziehung zwischen Mentalisierungsfunktion und Aktivierung des Bindungssystems • Aktivierung des Bindungssystems hemmt die Mentalisierungsfähigkeit normaler Erwachsener (Bartels u . Zeki 2004, Mikulincer u. Shaver 2007). • • Sicher gebundene Personen: Mentalisierungsfunktion (präfrontale Aktivität) bleibt auch bei aktiviertem Bindungssystem erhalten Bei unsicher gebundenen wird die Mentalisierungsfunktion um so stärker deaktiviert, je mehr das Bindungssystem aktiviert ist. Borderline: Tendenz zur schnellen Aufnahme enttäuschend verlaufender Beziehungen Therapeutische Konsequenz: Deaktivierung des stark aktivierten Bindungssystem, um die Mentalisierungsfunktion zu stärken (Levy et al. 2011) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 44 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Evidenzbasierte psychodynamische Konzepte zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen • Evidenz auf der Basis von RCT • Übertragungsfokussierende Psychotherapie der für BorderlinePersönlichkeitsstörung nach Kernberg (TFP; Clarkin et al. 2008, Doering et al. 2010) • • Mentalisierungsgestützten Psychotherapie der BorderlinePersönlichkeitsstörung (MBT, Bateman u. Fonagy 2008) Evidenz auf der Basis kontrollierter bzw. naturalisitscher Studien listischer Studien • • Psychoanalytisch-interaktionelle Psychotherapie zur Behandlung ichstruktureller Störungen (Heigl-Evers u. Ott 2002, Leichsenring et al. 2007) Strukturbezogenen Psychotherapie (Rudolf 2004, 2006) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 45 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Evidenzbasierte kognitiv-behaviorale Konzepte zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen • Evidenzbasierung auf der Ebene von RCT • Dialektisch-behaviorale Therapie für Borderline-Patienten (Linehan 1996; siehe auch: Bohus 2009, 2011, Linehan et al. 2006, McMain et al. 2009) • • Variante der DBT für BPS + PTBS mit Integration traumakonfrontative Techniken (Bohus et al. 2011, Steil et al. 2011a, 2011b) Schematherapie (Young et al. 2008; Giesen-Bloo et al. 2006) Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 46 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Evidenzbasierte Konzepte zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung • Evidenz auf der Basis von RCT • • kognitiv-behaviorale Verfahren (Rothbaum et al. 2007) EMDR (Shapiro 1998; Hofmann 2009) keine ausreichende empirische Evidenz für komplexe Traumafolgestörungen und Persönlichkeitsstörungen • Evidenz auf der Basis kontrollierter Studien • „Psychodynamisch-imaginativen Traumatherapie“ (PITT; • Reddemann 2011, ´Sachsse et al. 2006; Lampe et al. 2008, Kruse et al. 2010) Evidenz für komplexe Traumafolgestörungen Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 47 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Psychodynamisches Therapiekonzept zur Behandlung von Patienten mit traumaassoziierten Persönlichkeitsstörungen Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 48 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Wurzeln des Konzepts • • • • • • Psychodynamisches Beziehungsverständnis Psychodynam. Strukturverständnis (Rudolf 2006) Neurobiologie psychischer Traumatisierungen und schwerer Persönlichkeitsstörungen Bedeutung der Ressourcenaktivierung (Grawe 2004) Beiträge der Positiven Psychologie (Seligman 1992) Wirksamkeit des Imaginativ-ressourcenorientierten Ansatzes der Traumabehandlung (Reddemann 2004, Sachsse 2006, Wöller et al. in press) in 3 kontrollierten Studien belegt. RCT in Planung Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 49 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Zielgruppen des Konzepts • Primäre Zielgruppe: Persönlichkeitsstörungen mit Komorbidität • einer Posttraumatischen Belastungsstörung (i. S. d. ICD-10) und/oder • einer dissoziativen Störung • in zweiter Linie: • Persönlichkeitsstörung ohne komorbide Posttraumatische Belastungsstörung oder dissoziative Störung Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 50 W. Wöller - Borderline-Persönlichkeitsstörung Therapiekonzepts bei traumabedingten Persönlichkeitsstörungen 1. 2. 3. 4. 5. Sicherheit, Halt und die Stärkung der Bewältigungskompetenz Emotionsregulierung und Selbstfürsorge Mentalisierung und die Entwicklung stabiler Repräsentanzen Schonende Traumabearbeitung Konfliktorientiertes Arbeiten Rhein-Klinik Bad Honnef Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie