Mehr von allem
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Mehr von allem
TECHNOLOGIE GRAFIKK ARTEN Mehr von allem die Grafikkartenbranche baut an ATI und Nvidia bieten inzwischen Topmodelle mit einem Gigabyte-Grafikspeicher an. Nvidia beschäftigt sich außerdem zunehmend mit Grafiksubsystemen, die mit mehr als einen Grafikprozessor ausgerüstet sind. Neben Karten mit zwei GPUs ist nun die Nvidia Quadro Plex mit vier Grafikprozessoren für ambitionierte Visualisierungen erhältlich. ZEITSPARER. Ein GByte RAM auf der Grafikkarte bei der ATI FireGL V7350 ist schon ein Wort und ein Zeitsparer, wenn des Öfteren voluminöse 3D-Modelle, womöglich noch in Echtzeit, zu rendern sind. Häufiges Ruckeln, das durch ständige Nachladevorgänge erzeugt wird, kann bei besonders grafikintensiven Anwendungen entfallen. Aber auch, wenn Daten nachgeladen werden müssen, geht es mit dem neuen Topmodell von ATI mit 41,6 GByte rasant zur Sache. Das günstigere Mittelklassemodell Fire GL V5200 bringt es auf 512 MB RAM und 22,4 GByte. Mit diesen Werten macht die Fire GL V7350 einen Schritt vorwärts, wenn es um die Verarbeitung großer Mengen von Grafikdaten geht. Außerdem schafft die Karte im Prinzip auch enorme Auflösungen bis 3 840 x 2 400 Pixel, was allerdings für den Industriearbeitsplatz weniger interessant ist als für Präsentationen oder Videos. Für diese Bereiche sind auch entsprechend große Displays erhältlich. Neben der V7350 ist noch eine V7300 erhältlich, die sich bei sonst gleicher Ausstattung mit 512 MB RAM bescheidet. Zusätzlich bietet diese Karte, wie alle anderen neuen Modelle von ATI, eine ›Avivo‹ genannte Ausstattung. Hierbei handelt es sich nicht um eine spezielle Funktion, sondern um ein Bündel von Features, die unter diesem Kunstnamen zusammengefasst wurden. Ein großer Teil davon dient zur Beschleunigung und Qualitätsverbesserung bei der Aufnahme und Wiedergabe von Videos, was am technischen Arbeitsplatz naturgemäß in der Regel nicht interessant ist. Andere ha- M i t d e m n e u e n To p m o d e l l v o n AT I g e h t ` s s c h n e l l z u r S a c h e . ben aber das Zeug, auch bei der Arbeit die Bildqualität zu verbessern. Hierzu zählt die Verwendung von 10 bit pro Farbe bei der Berechnung von Farben, das heißt insgesamt 30 bit pro Pixel. Fire GL V7350 ist das aktuelle Topmodell mit 1 GByte Grafikspeicher für PCI Express. © 2006 Carl Hanser Verlag, München www.cad-cam.de Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. AT I u n d N v i d i a 68 CAD CAM 9-10/2006 © 2006 Carl Hanser Verlag, München www.cad-cam.de Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. GRAFIKK ARTEN TECHNOLOGIE Alternativ kann man die Quadro Plex in Racks einbauen, wobei jeweils zwei Boxen drei Höheneinheiten einnehmen. Ebenfalls neu bei ATI-Karten ist die Unterstützung für ›High Dynamic Range Rendering‹ (HDRR). Hier wird jede RGB-Farbkomponente mit einer Genauigkeit von 8, 10 oder 16 bit gerendert, was eine dynamische Erzeugung von Lichteffekten und eine große Farbenvielfalt ermöglicht. HDDR ist allerdings derzeit vor allem für Spiele vorgesehen. Zertifizierungen liegen bei der Fire GL V7350 für zahlreiche CAD- und FEM-Programme vor, unter anderem für Autodesk AutoCAD und Inventor, Dassault Catia, Icem Surf, PTC Pro/Engineer Wildfire, SolidWorks, alle CAD- und PLM-Anwendungen von UGS, Ansys Workbench, MSC.Nastran und Patran. Ähnliche Qualitäten wie die ATI-Karte weist die Quadro FX 5500 auf, mit der das Wettbewerber-Duo Nvidia/PNY die V7350 kontert. Die FX 5500 ist ebenfalls mit 1 GByte RAM ausgerüstet, wobei der etwas langsamer getaktete Speichertyp GDDR2 verwendet wird. Damit erreicht die Quadro FX 5500 einen Datendurchsatz von bis zu 32 GByte, während der bei der Fire GL 7350 verbaute GDDR3 bis zu 41,6 GByte erzielen kann, jeweils bei der Busbreite dieser beiden Karten von 256 bit. Auch Nvidia trumpft mit fortschrittlichen Merkmalen auf, um eine bestmögliche Wiedergabeleistung zu erzielen. So arbeitet die Karte mit 16-fachem Full-ScreenAntialiasing bei Auflösungen von bis zu 1 900 x 1200 Pixel, um die Kantenbildung und andere Artefakte auszugleichen. Das Antialiasing wird wiederum unterstützt durch Subpixel-Rendering mit einer Tiefe von 12 bit. Bei dieser Methode werden durch Interpolation In- formationen über die Lage von Bildpunkten gewonnen, die über die Auflösung des Displays weit hinausgehen (›Subpixel‹). Für die Darstellung zum Beispiel von Linien oder Kreisen werden dann diese Informationen genutzt, um durch die Platzierung von roten, grünen und blauen Pixeln (RGB) die Ideallinie bestmöglich darzustellen. Am besten funktioniert Antialiasing und Rendering aber in Kombination. Nach Angabe von Nvidia erzielt diese Karte im ApplikationsBenchmark verglichen mit dem Mittelklassemodell FX 1400 (100 Prozentpunkte) bei Pro/Engineer (proe-03) einen Vergleichswert von 155 Prozent und bei UGS (ugs-04) sogar von 265 Prozent. Die Benchmarks entsprechen allerdings nicht den neuesten Software-Versionen. Sie sind deswegen nur beschränkt auf die aktuellen Releases übertragbar. Die Nvidia-Karten sind besonders bei Linux-Anwendern beliebt, da Nvidia Linux fast schon © 2006 Carl Hanser Verlag, München www.cad-cam.de Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. TECHNOLOGIE GRAFIKK ARTEN traditionell besser unterstützt als ATI und auch für diese Karte unter Linux eine vollwertige Implementation von Open GL zusagt. Dieser Aspekt wäre zu bedenken, falls die Nutzung von PTC Pro/Engineer oder UGS NX in den Linux-Versionen angedacht ist. Bis zu acht Grafikprozessoren gekoppelt Neben dem aktuellen Topmodell Quadro FX 5500 ist bei Nvidia die Verwendung von mehreren Grafikprozessoren parallel zu beobachten. Diese interessante Entwicklun reicht zum Teil über den Workstation-Bereich hinaus. Bereits seit 2004 mit der Einführung von PCI Express bietet Nvidia SLI (›Scalable Link Interface‹) an, das die Kopplung zweier Grafikkarten ermöglicht. Inzwischen offeriert Nvidia auch Karten, die zwei GPUs direkt auf der Kartenplatine haben, wodurch der Datenaustausch zwischen diesen beiden Grafikprozessoren nicht mehr über den PCI-Bus erfolgen muss. Zur US-Messe Siggraph im August 2006 ist Nvidia noch einen großen Schritt weitergegangen und hat ein externes skalierbares Visualisierungssystem mit mehreren Grafikprozessoren vorgestellt. Das Quadro Plex 1000 enthält je nach Ausführung zwei oder vier Grafikprozessoren. Im Prinzip handelt es sich um zwei Grafikkarten im externen Gehäuse, die über ein Kabel mit einer PCIExpress-Karte im Rechner verbunden sind. In den Gehäusen befinden sich wahlweise je zwei Quadro FX 5500 (Modell 1), Quadro FX 4500 X2 (Modell 2) oder Quadro FX 5500 SDI (Modell 3). Hier bieten die beiden FX 5500 mit 1 GByte das meiste RAM pro Grafikprozessor. SDI (›Serial Digital Interface‹) ist eine Technik zur Übertragung unkomprimierter Videodaten in Echtzeit, die vor allem in Fernsehstudios verwendet wird und für industrielle Verwendung weniger infrage kommt. Die Quadro FX 4500 X2 wiederum ist eine Ausführung mit zwei GPUs auf einer Karte. Im Modell 2 stellt das Quadro Plex 1000 also vier Grafikprozessoren bereit, wobei es optional möglich ist, zwei Einheiten zu koppeln. Das Tischgehäuse lässt sich ohne zusätzliche Teile für Montage in ein Rack umbauen, wobei zwei Quadro Plex nebeneinander einen 3U hohen Rackeinschub mit vier oder acht GPUs ergeben. Nach Angaben von Nvidia kann das Quadro Plex 1000 im Vollausbau eine Leistung von bis zu 80 Milliarden Pixeln pro Sekunde und sieben Milliarden Vertices pro Sekunde erzielen. Die Auflösungen reichen bis zu 148 Megapixel auf 16 synchronisierten digitalen Output- und acht HDSDI-Kanälen. Der empfohlene Verkaufspreis wird mit 17 500 US-Dollar angegeben. Das wäre ein wenig übertrieben, um eine profane Baugruppe auf einem CAD-Monitor zu drehen, wobei durchaus Anwendungen in Bereichen wie ›Automobilindustrie‹, ›Flugzeug- und Schiffsbau‹ vorstellbar sind. Weitere Zielmärkte sieht man bei Nvidia in der Öl- und Gasexploration, in der Wissenschaft, im Fernsehen und allgemein in anspruchsvoller Visualisierung und Simulation. Bernd Liedke Im externen Gehäuse stellt das Quadro Plex 1000 von Nvidia die Leistung von zwei oder vier Grafikprozessoren bereit. 70 CAD CAM 9-10/2006 @ www.ati.de / www.nvidia.de / www.spec.org