Jahresbericht 2005
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Jahresbericht 2005
Diakonisches Werk des Diakonie Kirchenkreises Jülich Jahresbericht 2005 der Schuldnerberatungsstellen im Kreis Düren Liebe Leserin, lieber Leser, unsere Beratungspraxis wurde im letzten Jahr vor allem durch den stetig ansteigenden Beratungsbedarf der Bürgerinnen und Bürger im Kreis Düren bestimmt. „Mittlerweile ist jeder zwölfte Haushalt überschuldet. Seit 1993 hat sich die Zahl der Überschuldeten verdoppelt.“ * Außerdem spiegelt dieser Arbeitsbericht die Einflüsse der aktuellen Änderungen in den Sozialgesetzbüchern (Hartz IV) wider. Es entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit mit dem beim Kreis angesiedelten Jobcenter (job-com). Hierdurch konnten wir insbesondere den Langzeitarbeitslosen mit unserem Angebot helfen. schuldung zum Massenphänomen geworden ist. Die Zeitungen sind voll mit Meldungen über Unternehmenspleiten. Wir erfahren, dass immer mehr Privatverbraucher eine Schuldenregulierung über ein Insolvenzverfahren beantragen müssen. Aber welche persönlichen Schicksale hinter den nackten Zahlen stecken, ist für Außenstehende kaum nachvollziehbar. Das Hauptthema dieses Jahresberichts sind die Menschen hinter den Schulden. Denn hinter jeder statistischen Zahl steht ein Mensch mit seinem persönlichen Überschuldungsschicksal. Der Mensch hinter den Schulden Die Zahl von mittlerweile über 3,1 Millionen überschuldeten Haushalten zeigt, dass Über- * Schuldenreport 2006, Herausgeber: Diakonie, Caritas, Verbraucherzentrale, DRK In einem eindrucksvoll mutigen Interview berichtete auch einer unserer Klienten über die Folgen seines finanziellen und sozialen Abstiegs: seine Scham, seine Ängste, seine Isolation. Er tat dies vor Pressevertretern und vor laufender Fernsehkamera. Begleitet wurde die Aktionswoche von der Fotoausstellung „Zwischen Mut und Verzweiflung – es geht weiter“ * , welche für zwei Wochen im Bundespresseamt zu sehen war. Hier sind Auszüge aus einigen Interviews: „Ich fühlte mich von der Gesellschaft verstoßen und ausgeschlossen. Mein Selbstwertgefühl lag am Boden und ich traute mir nichts mehr zu.“ „Das alles machte mir große Angst. Ich bekam auch Schlafprobleme. Manchmal öffnete ich die Briefe erst ein paar Tage später, wenn sich meine Panik etwas gelegt hatte.“ „Wie habe ich mich geschämt, als ich, die erfolgreiche Geschäftsfrau, meinem Vermieter die Ladenmiete nicht mehr zahlen konnte! Hätte mir einer gesagt, dass ich mich mal bei meinen Gläubigern verleugnen lasse, hätte ich gesagt, du spinnst, so was macht man nicht.“ Diese Ausstellung können Sie, liebe Leserin und lieber Leser, besuchen. Ab dem 09.05.06 wird sie im Haus der Kreisverwaltung in Düren für 3 Wochen zu sehen sein. Der Zusammenhang zwischen chronischen psychischen Erkrankungen und der schlechten finanziellen Lage vieler Betroffener wird im aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht (März 2005) klar belegt. Studien zeigen, dass Überschuldung die Destabilisierung des betroffenen Menschen in all seinen Lebensbereichen beinhaltet. Um dies von vornherein zu vermeiden, ist präventive Arbeit angezeigt. Erkannt ist auch die Notwendigkeit, die Finanzkompetenz gerade von jungen Menschen auszubilden. Daher hat die Bundesfamilienministerin, Renate Schmidt, bei der Aktionswoche die Schirmherrschaft übernommen. Die Homepage www. unterrichtshilfefinanzkompetenz.de wird vom Bundesfamilienministerium gefördert. Außerdem ist in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e. V. das Internetportal www.meine-schulden.de erstellt worden. Einzelfallhilfe Im Jahre 2005 konnten wir erneut der beachtlichen Zahl von 1.494 Ratsuchenden helfen. Es fand eine Verschiebung zugunsten der Langzeitberatungen statt. Die Zahl der Langzeitberatungen hat sich um 50 erhöht, einen leichten Rückgang gab es bei den Kurzzeitberatungen. Anzahl Klienten Um zu verdeutlichen, was es heißt, über einen meist sehr langen Zeitraum (durchschnittlich 10 Jahre!) unfähig zu sein, seinen Verbindlichkeiten nachzukommen, wurde von uns der „Mensch hinter den Schulden“ hervorgeholt und in den Mittelpunkt gestellt: Bundesweit fanden im Rahmen der Aktionswoche der Schuldnerberatung (13. – 17.06.05) zahlreiche Interviews von Schuldnerberatungsstellen mit Betroffenen statt. Die Interview-Aufzeichnungen bildeten die Grundlage zu einer Pressekonferenz in Berlin. 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 * Fotos und Aussagen Betroffener – vom Fotografen Mathias Richter 882 832 763 698 665 612 2003 Kurzzeitberatung 2004 2005 Langzeitberatung Ins Gewicht fiel auch, dass die Anzahl der Gläubiger pro Fall angestiegen ist. Auch dies steigerte den erforderlichen Arbeitsaufwand. Weiter ist zu verzeichnen, dass die Beratugen umfassender und langwieriger geworden sind. Durch Umstellung von Arbeitslosenhilfe auf Arbeitslosengeld II steht vielen Haushalten deutlich weniger Geld zur Verfügung. Auch dauern die Zeiten der Arbeitslosigkeit länger. In dieser Situation ist es deutlich schwieriger und aufwändiger, eine wirtschaftlich solide Perspektive zu entwickeln. Dennoch war es uns möglich, die Betroffenen zu motivieren sowie ihr Selbsthilfepotential zu stärken. Ziel der Gesetzesänderungen im Zusammenhang mit Hartz IV ist eine bessere Begleitung, Unterstützung und Vermittlung der Arbeitslosen. Deshalb wurde die Zusammenarbeit mit der job-com verstärkt. Weitere Tätigkeiten Mit dem Angebot der Arbeitsgemeinschaft Schulden setzten wir unsere Multiplikatorenarbeit fort. Über das Insolvenzverfahren hielten wir Vorträge. Der Probelauf zur InsolvenzGruppenarbeit wurde erfolgreich abgeschlossen. Die Aktionswoche zum Thema „Der Mensch hinter den Schulden“ fand großes Echo in der Öffentlichkeit. Die Ausstellung „Wege in die Überschuldung“ haben wir erneut verliehen und auf einer Fachtagung zum Thema Prävention in Schwerte konnten wir sie präsentieren. Zur Präventionsarbeit gehörten auch Veranstaltungen mit Gruppen von Jugendlichen, jungen Erwachsenen und die Teilnahme am Mädchentag in Düren. Auf der Rheinlandschau in Jülich wurde die Arbeit ebenfalls vorgestellt. Zum Erhalt des Beratungsstandards gehörten auch wiederum die Teilnahme an Fortbildungen und Fachtagungen. Die Mitarbeit in Ausschüssen, u.a. zu den Themen Prävention, Insolvenzverfahren und SGB II wurde fortgesetzt. Das Handbuch zur Prozessqualität im Rahmen der Qualitätssicherung wurde fortgeschrieben. Die ausführliche statistische Auswertung können Sie, liebe Leserin und Leser, bei uns anfordern – für den Fall, dass diesem Bericht kein Einlegeblatt beigefügt war. Zur Beratung von Mitgliedern der Gewerkschaft IG Metall wurde ein neues Konzept erarbeitet. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der job-com zur Umsetzung der Ziele von Hartz IV gab es mehrere Arbeitstreffen. Wir über uns In der Jülicher Beratungsstelle arbeiten: • Britta Pieta, Dipl.-Sozialarbeiterin • Stefanie Richter, Dipl.-Sozialarbeiterin • Carmen Sawo, Verwaltungsangestellte befreiung ausgeschlossen. Für diese könnten neue und kompliziertere Wege hin zur Entschuldung gesetzlich vorgeschrieben werden. Damit kommen auch auf die Schulden- und Insolvenzberatungsstellen eine Umstellung der Arbeitsweise und vermutlich intensivere Einzelfallbetreuung hinzu. In der Dürener Beratungsstelle arbeiten: • Peter Becker, Sozialpädagoge grad. • Dietlinde Folger-Kastrau, Dipl.-Sozialarbeiterin • Angelika Frevel, Assessorin jur. • Wolfgang Stobbe, Dipl.-Sozialarbeiter • Regina Hambach, Verwaltungsangestellte Dank für die Unterstützung Bei allen, die unsere Arbeit mit Rat und Tat unterstützt haben, bedanken wir uns an dieser Stelle ganz herzlich. Ganz besonders erwähnen möchten wir: - den Kreis Düren - das Land Nordrhein-Westfalen - den Sparkassen- und Giroverband - die Kirchengemeinden im Kirchenkreis Jülich - die IG Metall Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Arbeit auch zukünftig tatkräftig unterstützen. Evangelische Gemeinde zu Düren Wilhelm-Wester-Weg 1, 52349 Düren Tel.: 02421/188-130; Fax: 02421/188-210 [email protected] www.schulden-insolvenzberatung-dueren.de Ausblick Im Ausblick des Jahresberichts von 2004 haben wir unsere Befürchtung geäußert, dass der Bedarf an Schulden- und Insolvenzberatung immer höher steigt. Dies hat sich so für das Jahr 2005 bestätigt und der Trend wird sich voraussichtlich 2006 fortsetzen. Im kommenden Jahr steht auch die lange kontrovers diskutierte Veränderung der Insolvenzordnung an. Möglicherweise werden dadurch ganze Gruppen von Ratsuchenden vom bisherigen Verfahren auf Restschuldbe- Spendenkonto: Bank für Kirche und Diakonie e.G., Duisburg, BLZ: 350 601 90, Konto-Nr.: 10 10 902 017, Verwendungszweck: „Schuldnerberatung Düren“ Diakonisches Werk des Kirchenkreises Jülich Schirmerstraße 1a, 52428 Jülich Tel.: 02461/9756-0; Fax: 02461/9756-22 [email protected] www.kkr-juelich.de Spendenkonto: Bank für Kirche und Diakonie e.G., Duisburg, BLZ: 350 601 90, Konto-Nr.: 10 10 187 016, Verwendungszweck: „Schuldnerberatung Jülich“