EUROPA 2°Westliches Mittelmeer

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EUROPA 2°Westliches Mittelmeer
europa 2° Westliches Mittelmeer
www.azur.de
AZUR ging an Bord des neuen Flaggschiffes von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Eine Suche nach dem Pulsschlag einer Luxus-Lady,
nach einhundert Tagen auf See seit der Taufe in Hamburg.
28 °azur.de
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Herzen
Foto: Susanne Schaeffer
Im
Europas
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29 °
Das „Monument
aux Morts“, zum
Gedenken an
die im Ersten
Weltkrieg Gefallenen, in der
„Unterstadt“
von Calvi.
europa 2° Westliches Mittelmeer
Kühle Getränke warten bei jedem Landgang, wie hier auf Korsika,
auf die Ausflügler der Europa 2.
Calvi
Das italienische SpezialitätenRestaurant „Serenissima“ ist
eine von sieben inkludierten
Dining-Optionen mit
mediterranen Köstlichkeiten.
30 °azur.de
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Fotos: Susanne Schaeffer
Die Zitadelle, eine ehemalige
Genueser Festung aus dem
15. Jahrhundert, thront über
der Bucht und dem malerischen
Yachthafen. Entlang der alten
Wehrmauer geht’s auf Treppen
in die „Hohe Stadt“.
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europa 2° Westliches Mittelmeer
Livorno
Das „Tor zur Toskana“ ist die
Hafenstadt Livorno. Die Europa 2Gäste fuhren von hier aus nach Lucca,
Florenz oder Pisa mit seinem weltberühmten Schiefen Turm.
Das „Museo del Parco“, ein terrassenförmig angelegter Skulpturen-Garten, mit
spektakulären Aussichten auf Portofino und das Meer, begrüßt die Gäste an der Pier.
Portofino
Beim Bummel durch das
600-Seelen-Dorf stößt man
immer wieder auf Steinreliefs.
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Asiatisches Flair und asiatische
Spezialitäten im „Elements“
auf der Europa 2 - samt
Glückskeks zum Abschied.
Fotos: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Susanne Schaeffer
Der prominente Naturhafen
südlich von Genua hat schon die
alten Römer fasziniert, die ihn
als „Portus Delphini“, nämlich
Delfinhafen, gründeten.
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33 °
europa 2° Westliches Mittelmeer
Kunstgalerie unter der heißen Sonne der Côte d‘Azur: Am Pier findet man Gemälde aller
Stilrichtungen, aber auch Porträtmaler beim Arbeiten, in der Altstadt Holzschnitzereien (links).
St. Tropez
Fotos: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Susanne Schaeffer
Mondän, chic, aber auch romantisch
trotz der Touristenmassen - die
Promenade um den alten Hafen mit
seinen Fischerbooten und noch mehr
Luxus-Yachten.
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Guten: die Fernbedienung, die sich als Einstellung für
die eigene, liebste Liegeposition im Bett herausstellt. Wer
jetzt noch nicht problemlos ins Traumland gleitet, kann
sich am ITV mit zum Bett drehbarem Flatscreen bei
einem Bier aus der kostenfreien Minibar durch die KinoBlockbuster müde zappen. Einzige Tücke ist die SuperTechnik: Licht-Tastenfelder, die mit voreingestellten Programmen bestimmte Illuminations-Szenarien wie Total-,
Dimmer- oder Nacht-Beleuchtung gestalten, dazu ein
Master-Schalter, der komplett verdunkelt. Nicht jeder hat
die Geduld, hier spielerisch-kreativ die richtigen Knöpfe
zu finden.
Fitness an Bord: Für den dynamisch-aktiven Gast
heißt das am ersten Seetag Morgen-Schwimmen.
Der mit Meerwasser gefüllte Pool lässt 17, 18 Kraulzüge zu – beachtlich! –, ist dafür aber sehr schlank: Drei
Gäste können gerade so aneinander vorbei. Aber so
grüßt man sich, kommt gar ins Plaudern. Alternativ kann
man sich Wachtrainieren im Fitness-Studio: Unter den
Hightech-Geräten sucht man vergeblich einen ordinären Bauchtrainer aus dem Supermarkt. Dafür fordert die
200 Übungen versprechende Kinesis-Station Verstand
und Geduld. Auch Kurse gibt’s über den Tag verteilt:
Power-Gymnastik, Zumba, Yoga an Deck oder – ganz
innovativ – Fitness am Strand. Alle recht anspruchsvoll,
so dass auch eine durchtrainierte 17-Jährige zufrieden
schwitzt. Der Bereich Sport – mit Golftraining inklusive
Videoanalyse – wird also respektabel abgedeckt. Der
erste Seetag mit Sonne satt verleitet zu Entspannung an
Deck: Tagsüber auf der Dedon-Liegewiese auf Deck 10
oder unter den Lounge-Liegen am Heck herrscht eine etwas unwirkliche Stille. Auch die Spa-Terrasse hat man
fast alleine. Keine Lautsprecher-Durchsagen, keine Musikbeschallung, nicht mal eine auf anderen Schiffen oft
krass laut nervende Klimaanlage arbeitet hier stumm.
Meditative Stimmung also mit freiem Blick aufs Meer.
D
ie Europa 2 verzichtet auf plattes Pool-Entertainment: Die Wassergymnastik am Nachmittag kommt ohne Beat-Sound aus, zu den
Poolzeiten für die Kids plantschen die wohl
erzogenen Sprösslinge mit gedämpfter Lautstärke unterm
geöffneten Magrodome. Sonst vergnügen sich die Nachwuchs-Kreuzfahrer im sehr hochwertig ausgestatteten
Kids- und Teensclub oder gehen auf eigene Landgänge.
Das Platzangebot: Wo sind nur die gut 400 Gäste
dieser Reise, davon über 50 Kids und Teens? Wenn die
Europa 2 eines hat, dann ist es viel, viel Platz, nicht nur
in den Kabinen, sorry, Suiten. Das Gefühl, immer wieder
ein Fleckchen finden zu können, wohin man sich zurückziehen kann – wer mag –, ist Luxus pur. Ein exklusiver
Kreuzfahrt-Genuss, der sich auch wirklich so erleben
lässt. Es gibt auch kein Warten auf die Aufzüge oder beim
Besteigen der Tender, immer freie Plätze in den Restau-
▼
V
iel ist geschrieben worden über diesen
Neubau von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten,
lange bevor das Schiff die Werft in Frankreich verließ. Dann kam die Taufe, und Kreuzfahrt-Kenner, Kritiker und Premierengäste
vergaben Top-Noten für das Design. Also tatsächlich das von der Reederei versprochene
schönste und derzeit beste Kreuzfahrtschiff?
Wie sieht es mit der Software aus, hat die Europa 2 ein
Herz und eine Seele? Kann man das Schiff schon „fühlen“? AZUR suchte auf einer Kreuzfahrt von Barcelona
nach Monte Carlo nach Antworten.
Die Hülle: Respekt! Respekt vor der klaren, dezenteleganten Handschrift der Reederei und ihrer SchiffsDesigner. Die Europa 2, unter Insidern knapp und ein
wenig leblos-technisch „E 2“ genannt, kommt nicht als
plumper Schuhkarton daher, sondern macht mit ihrem
schnittigen Bug, schlanken Rumpf und einer mittleren
Größe von rund 225 Metern eine Idealfigur. Ökologisch
und damit auch ökonomisch fährt sie ebenfalls im Weltvergleich ganz vorne mit, verfügt als erstes Kreuzfahrtschiff über SCR-Katalysatoren, die den Stickoxidausstoß
um fast 95 Prozent reduzieren.
Das Innenleben: Das Atrium mit Rezeption und PianoBar, meist erstes Ziel nach dem Boarding, empfängt den
Gast luftig-leicht und lichtdurchflutet – mit Weitsicht
aufs Meer durch große Glasflächen, extrem hohen Decken und einer Fläche über die gesamte Schiffsbreite.
Dieses Ambiente könnte auch das Entree eines DesignerHotels an Land haben. Viel Freiraum, der Freiheitsgefühle erweckt. Der Gast fühlt sich weit umarmt und
willkommen.
Die Kabinen: Es gibt ausnahmslos Suiten mit Veranden. Die 28 Quadratmeter einer Ocean Suite oder Veranda
Suite – der „kleinsten“ Kategorie – wirken größer als sie
sind. Strahlen auf Anhieb Ruhe und Geborgenheit aus.
Man will sich am liebsten sofort auf die Sofas lümmeln,
am Willkommens-Champagner nippen und auf dem
großen Balkon die Meeresbrise einatmen. Was mit an
der Farbgestaltung liegen muss: Die Natur und hier der
Herbstwald und die Frühlingswiese standen Pate – heraus kam ein dezenter Dreiklang aus Wollweiß-ZimtBraun, belebt durch Akzente wie Flieder und Violett, Lindund Apfelgrün. Eine Frau verliebt sich beim Auspacken
in pfiffige Kleinigkeiten inmitten dieses Riesen-Luxus:
drei Meter lange Schränke mit zig Bügeln, darunter auch
aus Seide, und mehr als ein Dutzend Schubladen. Große
Freude: Hier muss nichts im Koffer mitreisen! Highend
auch im Bad mit Massage-Brausen und einem der wenigen Power-Föns auf See (das Leid jeder Langhaarigen!).
Die individuell regulierbare Klimaanlage ist geräuschlos
und zudem die erste, die nicht ungesund bläst. Mitgedacht hat man beim tragbaren (Zweit-)Telefon am Nachttisch, bei der ledernen Schmuckschale. Fast zu viel des
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Marseille
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Zodiac-Cruising im Golf
von Girolata vor Korsika.
U
nterbrochen von modernem Ausdruckstanz
mit Turn-Elementen und Varieté-Nummern.
Das Publikum klatscht, anfangs verhalten,
dann zunehmend begeistert. Ja, man muss
sich einlassen, auf diese andere, neue Art der KreuzfahrtUnterhaltung! Was beabsichtigt ist: „Wir wollen Shows
bringen, wie man sie an Land nirgendwo so finden kann“,
fasst Henriët Wunnink, Kultur- und Entertainment-Chefin
der Europa 2, zusammen. Was nicht ganz zutrifft: Die Artistik aus Tuch-Akrobatik, Strapaten und Chinesischem
Mast dieser „Earth“-Show ist in jedem Land-Varieté derzeit Standard. Sicherlich neu ist jedoch die ungewöhnliche Verquickung der verschiedenen Show-Elemente. So
auch in der zweiten Show „Air“, in der sich Tanz, Gesang
und Artistik plus Multimedia gleichzeitig auf der Bühne
abspielen: weg von der Erde, hoch hinaus in die Lüfte
oder besser ins Theaterdach, mit den Flügeln der Fantasie, des Willens, handfesten sicheren Seilen oder wie auch
immer der Gast es interpretieren mag. Insgesamt ein mutiger, aber gelungener Start der ersten Show-Reihe. Neuland wird auch in der zweiten Staffel betreten, in der zwei
Shows auf Deutsch, zwei auf Englisch sind: „Wir führen
ein spannendes Krimi-Hörspiel auf, in dem die Zuschauer eine Schlafbrille bekommen“, so Henriet Wunnink.
„Sie können sich entspannt zurücklehnen und nur hören
oder nach Wunsch jederzeit beobachten, wie das Hörspiel
live entsteht.“ Hört sich in der Tat ungewöhnlich an. Auf
eine neue Interpretation von Oper – es wird die „Blume
von Hawaii“ gespielt – darf man ebenfalls gespannt sein.
Neben dem festen Ensemble sind auch Gastkünstler
an Bord. Diesmal der Vollblut-Italiener Gino Castelli –
nie gehört den Namen –, der es auf der Fahrt von Calvi
nach Italien versteht, die Gäste mit fetzigen Italo-Hits auf
Bella Italia einzustimmen, und die auch nicht bekannte
Sängerin Katharine Mehrling, die Edith Piaf-Chansons
allerdings sehr einfühlsam
und ausdrucksstark präsentiert. Fester Bestandteil
und abendliches Highlight
ist die Pool-Party, diesmal
unter dem Titel „Nacht unter Sternen“. X-mal erlebt,
aber dennoch ein Muss und
immer wieder ein Erlebnis,
nahezu egal, auf welchem
Schiff. Warum? Weil sie
wie kein anderes Event die
meisten Emotionen wach
kitzelt und Stimmung macht. In der lauen Sommernacht
kommt der Wunsch nach nie enden wollendem Urlaub
auf, nach Romantik unterm Sternenfirmament. Die Bordband Dayami & Company heizt mit dem Zielgruppen gerechten, richtigen Mix aus Evergreens und Hits kräftig
ein, und immer mehr Europa 2-Gäste, jung wie alt, feiern
und tanzen über die frischen Teak-Planken, an den Bars
oder auch als „Zaungast“ ein Deck höher an der Reling
– und das bis weit nach Mitternacht, als der ebenso gute
DJ Aiello übernommen hat. Planziel erreicht, kann man
die Zufriedenheit der Reederei-Verantwortlichen förmlich spüren, denn die fröhliche Ausgelassenheit passt
gar zu perfekt zur propagierten „exklusiven Auszeit auf
See“. Apropos Exklusivität: Alle Drinks sind frei in dieser
Pool-Nacht!
U
nd was das Feiern angeht: Die von der Europa
bekannte „Sansibar“ – das Herzstück der treuen Europa-Fan-Gemeinde – gibt’s auch auf
dem neuen Flaggschiff. Doch Ambiente, Flair
und lange, süffige Nächte sind nicht sofort eins zu eins
zu klonen und zu implantieren. Der Ort ist zwar wieder
am Heck, aber die Fläche ist um einiges größer und mit
hellem, kühlem Mobiliar bestückt. Nicht so kuschelig
also. Sehr gut ist, dass die Terrasse nun ausreichend Sitzplätze bietet, um hier nach dem Dinner mit einem Drink
den Abend ausklingen zu lassen. Eine langjährige Europa-Kennerin aus dem Ruhrgebiet urteilt so: „Diese ‚Sansibar‘ muss sich ihre Geschichte erst noch schreiben. Mit
ihren Gästen. Das dauert noch was.“
Die Europa 2 liegt in Calvi auf Korsika vor Anker.
Erste Möglichkeit, eine Exkursion zu unternehmen. Vorab
gab’s ein ausführliches Info-Büchlein mit den Reiseunterlagen nach Hause, ein Lektor an Bord führt zudem in Vorträgen auf die Ziele ein. Doch viele sind es nicht, die frühmorgens mit den Bussen abfahren, ein Großteil will lieber
ausschlafen, gemütlich frühstücken. „Es sind zwischen
30 und 40 Prozent der Gäste auf der Europa 2, die Ausflüge buchen. Das hängt stark von den Häfen ab“, so Hapag-
Lloyd-Sprecherin Negar Etminan. „Auf der Europa sind
es über 70 Prozent.“ Was sicher auch altersbedingt ist.
Die Ausflüge – ein leidiges Thema für alle Reedereien.
Die Eventualitätenliste ist lang. Da ist die Abhängigkeit
von lokalen Anbietern, den Tour Operators, aber meist
unumgänglich, hinzu kommen behördliche Vorgaben.
Und fremde Länder, andere Sitten: unter Umständen alte
Busse, schlechte Restaurants, der Pflicht-Stopp im Souvenir-Shop oder das niedrige Niveau der Reiseführer. Nicht
zuletzt das Wetter. Selten kann die Touristik-Abteilung es
allen Gästen auch bei bester Organisation und Vorabinformation ganz recht machen. Gleichzeitig kassieren die
Reedereien beim oft happigen Ausflugspreis aber mit und
sind so eigentlich in der Mit-Verantwortung. Auch eine
Europa 2 muss mit diesen Problemen arbeiten – und will
sich dennoch unterscheiden: Sie bietet so maßgeschneiderte Land-Arrangements an, mit einem Privatwagen mit
Fahrer und Deutsch oder Englisch sprechendem Guide.
Was beispielsweise für eine Toskana-Tour für zwei Personen ab Livorno mit 1395 Euro bei acht Stunden zu Buche schlägt. Im Mini-Van für bis zu sechs Personen sind
780 Euro fällig. Die Akzeptanz ist bisher gering. Die
Reaktion eines Wiesbadener Paares, Kreuzfahrt-erfahren,
wie die Europa 2-Klientel ja en gros: „Wir nehmen uns
lieber ein Taxi am Pier und handeln den Preis selbst aus.“
Das übrige Angebot besteht vorwiegend aus „normalen“, organisierten Landausflügen, ausgewiesene jedoch
auch mit einem deutschsprachigen Experten als Führer.
Heute also, beim ersten Stopp, brachte deshalb der Sinologe Knut von Hofmann den Gästen die Gartenkunst im
Herz der korsischen Macchia nahe. Leider blüht im Park
von Saleccia im August nurmehr wenig Mediterranes,
auch wenn der Experte sich durch sein leidenschaftliches
Engagement noch so sehr bemühte, die Pflanzenpracht
vor aller geistiger Augen zu erwecken. Auch der Stau auf
Hin- und Rückfahrt sei im Hochsommer üblich, so der lokale Guide. Einige Gäste fragen sich, ob die Reederei diese Exkursion unter diesen saisonalen Voraussetzungen
überhaupt hätte durchführen sollen – für immerhin
▼
D
ie Gäste nehmen das neue Konzept an, dinieren sich Abend für Abend durch die Vielfalt
– vom italienischen „Serenissima“ bis zum
französischen „Tarragon“. Reservieren kann
man jederzeit, bekommt so gut wie immer auch einen
Tisch. Die Resonanz ist durchweg positiv: bis auf kleinere
Fauxpas, wie ein fast kaltes Stück Filet und ein zu kurz
gegrillter Seebarsch, was aber im Kopf der Gäste immer
noch als „Anlaufschwierigkeiten“ goutiert wird. Durchweg wird das Team um Küchenchef Willy Leitgeb höchst
gelobt. Ebenso erste Klasse ist das Weinsortiment. Sommelier Sven Mähnert: „Wir haben 450 Weinsorten aus 14
Nationen an Bord, insgesamt rund 20.000 Flaschen. Die
teuerste Flasche, ein Rotburgunder, kostet 1413 Euro.“ Bisher wurde er nicht geordert.
Die
Abendunterhaltung:
Das Gerüst bilden vier Shows
pro Woche, 45 Minuten lang,
mit neun Künstlern, nach drei
Monaten wird neu produziert.
Ein hoher Anspruch. Jede
Show ist anders, alle sind sehr
modern, immer mit einem
Motto wie derzeit „Earth“ und
„Air“. Die Gäste der Europa 2
Spaß für die Gäste:
sind neugierig, das Theater ist stets fast bis auf den letzten
Platz besucht. In „Earth“ erzählt jeder Künstler von seinen
Wurzeln, woher er kommt, was er macht, welche Träume
er hat – auf Englisch –, auf der LED-Wand dahinter laufen assoziative Bilder und Filme ab.
Fotos: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Susanne Schaeffer
rants und an den Bars sowie im Theater, wo ausladende
Sessel verschwenderisch weit auseinander stehen. Einzig die verdammt verführerische Eisbar im „Yacht-Club“
hat immer Hochbetrieb.
Womit wir beim für viele wichtigsten Part angelangt
wären, der Kulinarik: Eine Kreuzfahrt geht immer durch
den Magen, (im ungünstigsten Fall) auf die Hüfte und
erfreut im Idealfall Augen und Gaumen. Kulinarische
Genüsse in acht Restaurants stehen zur Auswahl. Im
„Yacht-Club“ wartet eine schier unerschöpfliche Zahl an
Köstlichkeiten und Außergewöhnliches dazu wie zum
Frühstück Wabenhonig – ein Novum auf See! Stets auf
den Punkt reife Mangos und Papayas – ein Kunststück!
Zum Lunch und Dinner als schönste „Nebensache“
des Öfteren Hummer, Langusten, Austern und an einem
Abend gar Kaviar satt – 47 Kilo in einer Woche – in allen
Restaurants. Besonders auch: Es wird nur frischer statt
gefrorener Fisch eingekauft – darunter diesmal fangfrischer Thunfisch aus Barcelona. Und immer suchen die Köche lokal auf den Märkten nach Inspirationen. Neuerung
zur Europa: der Verzicht auf Galadinner, Tischzeiten und
festen Sitzplatz. Das ermöglicht eine individuelle Urlaubsgestaltung, die in den Zeitgeist passt. Im Hauptrestaurant
„Weltmeere“ speist man auch an Achter-Tischen, sonst in
den kleineren Restaurants überwiegend zu zweit oder zu
viert. Das ist intimer, verhindert aber nicht das Gespräch
mit den doch meist in Hörweite platzierten Nachbarn.
Die Kathedrale Notre
Dame thront hoch über
dem alten Hafenbecken.
Links: Musikanten
beleben die Atmosphäre
auf der La Canebière,
dem Prachtboulevard
im Zentrum.
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azur.de
37 °
I TA L I E N
Portofino
europa 2° Westliches Mittelmeer
MONACO
FRANKREICH
Le Lavandou
St. Tropez
Marseille
I
nsgesamt betrachtet sind die Exkursionen entwicklungsfähig. Für den Aufbau eines Bike-Programms
mit eigenen Mountain-Bikes an Bord holte man
sich just Karsten Rose an Bord, der noch letztes Jahr
Hunderte Radfahrer auf der Mein Schiff 2 über die Karibik-Inseln führte. Ein Profi. Das Herz der Europa 2 wird
mit ihm sicher bald noch aktiver.
Der Service: Ein Schiff ist nur so gut wie seine
Crew. Das weiß auch Hotel-Direktor Johann Schrempf:
„Wenn meine Leute gut drauf sind, Spaß an der Arbeit
haben, können sie das gute Gefühl an die Gäste weitergeben.“ Dafür wird einiges hinter den Kulissen geboten: Die Mitarbeiter bewohnen je nach Rang mindestens
Zwei-Bett-Kabinen, haben rund um die Uhr eine gute
Verpflegung, Fitness- und Partyraum und ein Freideck
mit Whirlpool. Vor allem sportlicher Ausgleich sei ihm
wichtig, so Schrempf. Der Österreicher geht mit gutem
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etwa ein Dutzend – nicht deutschsprachige Klientel. „Ein Viertel unserer Gäste hat bis dato noch nie eine
Kreuzfahrt unternommen“, weiß Negar Etminan aus Kunden-Feedbacks.
Diese Premieren-Fahrer und den internationalen Gast will und muss die
Reederei aber auf Dauer „kapern“,
um den Erfolg sicherzustellen.
S
Le Lavandou
Der französische Hafenort mit langem
Sandstrand lockt aber auch mit
ursprünglichen Gassen voller Charme.
Beispiel voran, läuft sich täglich noch vor fünf Uhr auf
dem Laufband den Kopf frei.
Die meisten der deutschsprachigen, teils noch jungen Crew machen auch einen tadellosen Job. Die Damen
und Herren sind adrett anzuschauen, unter den drei
männlichen Suiten-Butlers sind sogar richtig schnuckelige Schwiegersöhne. Alle sind auch in der Lage, wenn
gewünscht, ein niveauvolles Gespräch zu führen. Oft
halten sie nur mal ein Schwätzchen, fragen nach dem
Landgang oder den Plänen im nächsten Hafen. Diese kultivierte Nonchalance und selbstbewusste Lässigkeit ist
auch absolut wünschenswert – und noch ausbaufähig –
auf einem Schiff, das sich legeren Luxus auf die Fahne
schreibt. Ebenso das ungekünstelte Zeigen von Interesse
und Empathie – damit sich das so wichtige „Zuhause
sein“-Gefühl einstellt. Nur einige im Service wirken
doch noch ein wenig zu verkrampft und angespannt.
Schrempf: „Das sind die Frischen an Bord. Wir müssen
sie neu einarbeiten. Die anderen sind alte Hasen von der
Europa. Leider ist es extrem schwierig, besonders im
Sommer qualifiziertes Personal zu finden.“
Die Europa 2-Gemeinde: Ein Kreuzfahrtschiff ist auch
nur so gut wie seine Gäste. Sprich, der Gast muss sich
wohlfühlen, bestenfalls sich unter seinesgleichen fühlen.
Doch die Europa 2 scheint da noch nach ihrer Zielgruppe
zu suchen oder auch auf die von ihr definierte zu warten. Derzeit gibt es Reederei-Stammgäste, die das neue
Flaggschiff erstmals besuchen, auch noch offensichtlich viele geladene Gäste, auf die eine oder andere Weise mit Reederei oder Schiffsbau verbunden, und eine –
Fotos: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Susanne Schaeffer, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR
86 Euro für vier Stunden. Da geht es dem Europa 2Gast sicher nicht ums Monitäre, sondern um die Wertschätzung seiner Zeit. Neu sind die Erlebnis- und Aktivtouren. Diese sind sehr beliebt und bekommen ein gutes
Gäste-Feedback: Besonders gefallen hat allen Teilnehmern die Fahrradtour in Lucca mit einer leidenschaftlichen Italienerin als Guide, als die Europa 2 in Livorno
lag. Ausgefallen war auch die Zodiac-Tour im Golf von
Girolata vor Korsika mit einem Gläschen Champagner,
serviert von den Offizieren aus einem Zodiac heraus, wo
die Europa 2 am ersten Seetag stoppte. Dieses SpezialEvent soll öfter stattfinden, verrät Kapitän Ulf Wolter.
Auch die Aktiv-Tour in Portofino, wo der LuxusLiner am nächsten Tag auf Reede liegt, wird ein voller
Erfolg. Das Fischerdörfchen des internationalen Jetset
liegt rund 35 Kilometer südlich von Genua an der Italienischen Riviera und ist einer der schönsten Häfen im
Mittelmeer. Die „Wanderung entlang der Riviera“ startet
von der Pier mit einer herrlichen Bootsfahrt entlang der
Küste zu dem verwunschenen Kloster San Fruttuoso, das
nur vom Wasser aus oder zu Fuß zu erreichen ist. Eine
deutschsprachige Führerin zeigt den 14 Teilnehmern die
von den Doria in Genua im 14. Jahrhundert als Grablege ausgebaute Abtei mit einem hübschen Kreuzgang.
Dann marschiert die Gruppe los. 200 Meter Höhenanstieg
durch schattigen Wald, mit immer wieder spektakulären
Ausblicken auf die Steilfelsen und das Ligurische Meer.
Eine Pause auf dem höchsten Punkt, mit Wasser, Äpfeln und Müsliriegeln aus dem Rucksack von Begleiter
Karsten Rose, dann weiter nur noch mäßig auf und ab
auf einem Panoramaweg, oberhalb des berühmten Hotel
Splendido bis nach Portofino zurück, wo Zeit bleibt für
einen kleinen Bummel. In Marseille am letzten Tag findet
ein ebenso erfolgreiches Segway-Fahren durch die City
mit rund 30 Gästen in vier Gruppen statt, darunter viele
Kids und Teens.
o unterschiedlich wie ihre
Herkunft, so gleich hoch ist
das soziale Niveau der Gäste.
Unternehmer, Top-Manager,
Best-Verdiener, überwiegend Akademiker, ab Ende 40, sehr teuer und
markenaffin und sportlich-leger bis
elegant, aber mit Understatement
gekleidet. Meist Pärchen, wenige Alleinreisende, in der Ferienzeit auch
Familien mit Kindern, die bis zu elf
Jahren übrigens kostenfrei mit den
Eltern reisen. Alles Gäste, die genau
wissen, was Luxus bedeutet – nämlich Freiraum, Freiheit, Freizeit, ohne
dabei auf lieb gewonnene und zeitgemäße Annehmlichkeiten zu verzichten – wie die tägliche Tageszeitung,
das Smartphone. Und sie wissen,
dass sie das auch im kostbaren Urlaub wollen. Ohne steifen Verhaltenskodex, ohne feste Essenszeiten und
klassische, zelebrierte KreuzfahrtTraditionen. Locker-leger darf es zugehen, man will sich mit Niveau
entspannen, unterhalten, amüsieren.
Diesen Luxus haben sie gebucht und
auf der neuen Europa 2 gefunden.
Auch am letzten Abend auf dem
Weg von Marseille nach Monaco, wo
die „Sansibar“ voll ist, alle zu Chillout-Musik relaxen und das Erlebnis
„Europa 2“ mit viel Lob resümieren.
Da hört man das Herz der Europa 2
schon schlagen. Ob sie letztendlich
genügend Liebhaber findet, werden
die nächsten Monate zeigen. Sogar
der Kapitän Ulf Wolter (47), der
von den Hapag-Lloyd-Expeditionsschiffen kommt, braucht noch Zeit:
„Auch ich muss mich erst noch in
diese Lady verlieben. Jeden Tag ein
bisschen mehr.“
Text: Susanne Schaeffer
Livorno
Monte Carlo
Calvi
M i t t e l m e e r
Korsika
S PA N I E N
Barcelona
100 km
0
Mythos Riviera
Spanien, Italien und Frankreich: die schönsten Häfen an der
Costa Brava, Riviera und der Côte d’Azur.
Barcelona (E)
1,6 Millionen Einwohner.
Quirlige Metropole Kataloniens. Gleich vom Pier und
an der Kolumbus-Statue
vorbei beginnt die belebte
Allee Las Ramblas mit dem
gotischen Altstadtviertel
mit der Kathedrale Santa
Eulalia und dem Rathaus
am Plaça de Sant Jaume.
Mit der lila Metrolinie L 2
geht’s in wenigen Minuten
zur unvollendeten
Sagrada Familia von Gaudí
(lange Schlangen, vorher
Online-Ticket buchen).
www.barcelonaturisme.cat
Calvi/Korsika (F)
5400 Einwohner, viertgrößte
Stadt Korsikas im Nordwesten. Wahrzeichen: die Zitadelle, ehemalige Genueser
Festung aus dem 15. Jh. auf
einem Felsvorsprung, mit
der „Oberstadt”. Sehenswert:
Caserne Sampiero, ehemals
Gouverneurspalast, und das
Geburtshaus von Kolumbus.
In der Unterstadt liegt der
malerische Yachthafen mit
Bars/Restaurants, daran
schließt sich ein 6 km langer,
flach abfallender Sandstrand
an. Aktiv-Ausflug nach La
Revellata mit dem Mountain-Bike (3,5 Std./79 Euro).
Livorno (I)
325.000 Einwohner. Hafenstadt, die mit dem Aufstieg
der Medici-Dynastie eng
verbunden ist. Und eine
Altstadt, die von Kanälen
durchzogen ist. Einkaufsstraßen sind z. B. die Via
Grande und der Mercato
Centrale. Ideal als „Tor zur
Toskana” mit Tagestrip z. B.
nach Florenz, Pisa oder Lucca. Reederei-Ausflug (10,5
Std./189 Euro) nach Florenz
oder individuell per Zug mit
der italienischen Bahn
(Ticket: 9 Euro/ca. 1,5 Std.).
www.costadeglietruschi.it
Portofino (I)
600 Einwohner, ca. 30 km
südlich von Genua. Ehemaliges Fischerdorf mit
bunten Häuserzeilen, Treff
des internationalen Jetset.
Kleiner Bummel möglich.
Bootstouren ins Naturschutzgebiet Cinque Terre.
Teuer (Pizza Margherita:
12,50 Euro). Aktiv-Ausflug:
Wandern (4 Std./85 Euro).
www.comune.portofino.
genova.it
Le Lavandou (F)
8500 Einwohner, am Fuß
des Massif des Maures, seit
den 1930er Jahren vor allem
wegen seines goldgelben
Sandstrands beliebter Badeort. www.lelavandou.eu
St. Tropez (F)
4500 Einwohner. Bis Anfang
September Rummelplatz der
Reichen. Sehenswert: der
alte Hafen, die Zitadelle mit
Turm (16. Jh.) mit tollem
Blick über die Bucht.
Weiterhin: Fischmarkt,
Kirche und der Place des
Lices mit seinen BouleSpielern. Ausflug zum
Nikki Beach Club (198 Euro).
www.saint-tropez.fr
Marseille (F)
1,58 Millionen Einwohner.
Tor ins Mittelmeer, zweitgrößte Stadt Frankreichs
am Golfe du Lion. Da
Kulturhauptstadt 2013, gibt
es überall Ausstellungen,
Kunstobjekte auf den
Plätzen und Straßen.
Tipp: Fischmarkt am Quai
des Belges. Auf dem 162 m
hohen Hausberg über dem
Alten Hafen thronend steht
die Basilika Notre Dame
de la Garde. Aktiv-Ausflug:
Segway-Tour (3 Std./
85 Euro). Shops gibt’s
am Prachtboulevard
La Canebière.
www.marseille-tourisme.com
Souvenirs
Roséwein der Domaine de
L’Anglade aus Le Lavandou,
Savon de Marseille – Seife
aus Marseille –, Kult aus
St. Tropez – die RiemchenSandalen Les Tropeziennes
der Marke
K. Jacques.
Lesetipp
Westliches
Mittelmeer –
Kreuzfahrt,
Dumont direkt,
12,99 Euro.
Obststand in Barcelonas Markthalle.
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azur.de
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