Rapports de Test Studio Magazin, Mai 1998
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Rapports de Test Studio Magazin, Mai 1998
Das ,computerberechnete Schallführungselement’ ist inzwischen zu einem der wesentlichen Bausteine für viele Entwickler von Studiomonitoren geworden. Die ,berühmte- Fritz Frey Test Gute Führung Klein + Hummel Studio-Regielautsprecher O 198 ste’ und gleichzeitig auffälligste Variante bescherte uns dereinst die Firma JBL mit den Monitoren der 44er Serie (4425, 4430, 4435), die als ,Arschbacken’ bereits zum (noch lebenden) Audiodenkmal geworden sind. Studiomonitore mit Schallführungselementen sehen wichtiger, manchmal auch schöner aus, doch wäre dies als Argument sicher zu schwach, um mit großem Aufwand eine den verwendeten Lautsprecherchassis auf den Leib geschneiderte Form zu finden, die das Abstrahlverhalten des Monitors in der gewünschten Art und Weise (positiv) beeinflußt. Wir sprechen hier also nicht von der MonitorHerbstkollektion, die in diesem Jahr durch geschwungene Formen das Auge des Betrachters erfreut, sondern von nachvollziehbaren Fakten, wie etwa der Verhinderung von Reflexionen an Lautsprechergehäusekanten oder der Beeinflussung des Abstrahlverhaltens in der horizontalen und vertikalen Ebene. Die Firma Klein+Hummel stellte nun mit dem Studio-Regielautsprecher O 198 eine weitere Variante des gleichen Themas vor, und machte kurzerhand die gesamte Lautsprecherfront zu einem einzigen integrierten Schallführungselement. Umgesetzt wurde dies durch den Einsatz eines verwindungssteifen und extrem resonanzarmen Werkstoffes, der – damit das Kind auch einen Namen hat – vom Hersteller als LRIM bezeichnet wird (Low Resonance Integral Moulding). Die spezielle Ausprägung der Mulden für das Mittel- und Hochtonsystem ermöglicht ein sehr breites Abstrahlverhalten in der horizontalen und ein geometrisch betrachtet nach unten eingeengtes Abstrahlver- halten in der vertikalen Ebene. Die vertikale Charakteristik trägt dem Umstand Rechnung, daß bei einer Positionierung der Lautsprecher auf der Instrumentenbrücke des Pultes immer eine akustische Ankopplung des Lautsprechers an die Bedienoberfläche erfolgt, mit dem Effekt einer kammfilterhaften Verfremdung eines bestimmten Frequenzbereichs durch die Vermischung von Direktschall und Kurzzeitreflexionen am Abhörplatz. Die hori- Klein + Hummel GmbH • Zeppelinstr. 12 • D-73760 Ostfildern-Kemnat • Tel.: +49 (711) 45893-0 • Fax: +49 (711) 45893-35 • http://www.klein-hummel.de SONDERDRUCK AUS STUDIO MAGAZIN • MAI 1998 Test zontale Erweiterung des Abstrahlbereichs schafft mehr Bewegungsfreiheit für den Toningenieur am Mischpult, ohne daß nennenswerte Verfremdungseffekte in Erscheinung treten würden. Man kann die Vertikalcharakteristik ganz einfach durch Hören nachvollziehen, unterhalb der Abhörachse nehmen hohe und hohe mittlere Frequenzen ab. Der Hersteller dokumentiert dieses Verhalten in den Unterlagen durch zwei spektrografische Darstellungen, die das Gehörte Klangbild auch meßtechnisch untermauern. Das für die Frontplatte gewählte LRIM-Material wirkt jedoch auch noch im Innern des Lautsprechers im positiven Sinne: Die Rückseite der Boxenfrontplatte verfügt über eine unregelmäßige Struktur, die Resonanzen oder, besser gesagt, stehende Wellen im Innern des Gehäuses wirksam unterdrückt. Der verbleibende ,Gehäuserest’ ist aus resonanzarmem MDF mit seitlichen Gewindeeinsätzen gefertigt, die – wie könnte es anders sein – kompatibel mit denen des 098 aus gleichem Hause sind, um einen späteren problemlosen Austausch durch das neue Modell zu ermöglichen. Das Boxenäußere wird wahlweise in anthrazitfarbener Lackierung oder Kunstfaserbeflockung ausgeliefert, so wie wir es schon von den Vorgängermodellen kennen. Technisches Der O 198 ist ein aktiver Dreiweg-Monitor. Seine Bestückung setzt sich aus einem 210 mm messenden sehr langhubigen Konus-Tieftonchassis mit Polypropylen-Membran, einem 76 mm messenden Mitteltöner mit Gewebekalotte (wegen des geringen Membrangewichts und des besseren lmpulsverhaltens im Vergleich zu Konus-Mitteltönern) und einem 25 mm Hochtonsystem mit Titangewebekalotte zusammen. Die drei Chassis werden durch drei separate Endstufen mit 100, 50 und 50 Watt angetrieben, die elektronische Frequenzweiche trennt bei 650 Hz und 3.3 kHz mit einer Steilheit von 18 dB/Oktave. Eine elektronische Schutzschaltung bewahrt die Chassis im Mittel- und Hochtonbereich vor Überlastung und die drei Endstufen vor Überhitzung. Die Rückseite mit der für Servicezwekke leicht zugänglichen Elektronik verfügt über lediglich zwei nach außen geführte Einstellmöglichkeiten: Die Eingangsempfindlichkeit entspricht normgerechten 1.55 V (=6 dBu) und kann stufenlos im Bereich von 0 bis 28 dB eingestellt werden. Des weiteren ist durch einen dreistufigen Schalter eine aufstellabhängige Tiefenanpassung (Ortsentzerrung) vorgesehen. Weitere geschmacksbezogene Einstellmöglichkeiten in Form von kleinen Mäuseklavieren oder Schalterchen sucht man vergebens. Es besteht allerdings auch kein ausdrücklicher Wunsch nach Veränderungen, wenn man den Lautsprecher einmal gehört hat. Der erzeugte Schalldruck in einem Meter Abstand wird vom Hersteller mit 105 dB im Dauerbetrieb angegeben, also auch in diesem Fall ein freundschaftliches Angebot an die Gehörgeschädigtenfraktion. Als kleines Extra wurde das K+H-Logo auf der Frontseite zur Betriebsanzeige umfunktioniert, das rot hinterleuchtet die Bereitschaft des Monitors signalisiert und so auch dezent auf das verwendete Fabrikat hinweist. Der Lautsprecher ist generell für die liegenden Betrieb konzipiert, was nach meiner Einschätzung für mindestens 90% der Anwender ohnehin die Forderung ist; eine stehende Aufstellung ist durch die aus einem Guß geformte Front ausgeschlossen. Die mitgelieferte Gitterabdeckung habe ich nicht verwendet, sie macht den Lautsprecher ganz subjektiv gesprochen nicht gerade schöner. ,Nackt’ gefällt er mir wesentlich besser. Es mag aber durchaus angehen, daß bestimmte Betriebssituationen den Schutz der Chassis erfordern, akustisch hat das Gitter jedenfalls keinerlei nennenswerte negative Auswirkungen. Hören Wie üblich habe ich die Lautsprecher in unserem Testraum aufgebaut und in diesem Fall sogar die Möglichkeit gehabt, den Vergleich mit zwei anderen Monitoren heranzuziehen, die allerdings namentlich unerwähnt bleiben sollen und lediglich meine persönliche Orientierung erleichterten. Die mir als Hörmaterial dienenden CDs umfaßten wie immer Einzelsignale in Form einzelner Instrumente, Sprache, klassische und populäre Musikproduktionen, die mir aus vielen Hörsitzungen bereits bestens vertraut sind. Zunächst einmal ist, wie bereits kurz angerissen, das vom Hersteller gewollte Abstrahlverhalten gehörmäßig leicht nachvollziehbar und macht den O 198 zu einem unproblematischen Kandidaten, wenn es um die Aufstellung im Raum geht. Das geschlossene Gehäusedesign liefert einen trockenen, klar definierten Tiefenbereich, der seinen -3 dB Punkt bei etwa 45 Hz erreicht. Stereoortung und Tiefenstaffelung sind hervorragend, man kann sehr schön in Räume hineinhören und macht unmittelbar eine scharf abgegrenzte Stereomitte aus. Die Höhen klingen weich, offen und luftig, was sicherlich auf das Konto der verwendeten Titangewebekalotte geht. Der Frequenzgang weist im Bereich von 2 kHz eine kleine Senke auf, die ich mir einbildete hören zu können und die tendenziell für eine gewisse ,Milde’ sorgt, zumal auch die vom Hersteller dokumentierte Klirrfaktormessung im Bereich mittlerer Frequenzen ihr Minimum zeigt. Allerdings würde ich nicht so weit gehen, dem Monitor irritierende Beschönigungstendenzen nachzusagen. Das Klangbild macht einen sehr ehrlichen und natürlichen Gesamteindruck. Der ,Staub’ vergangener RundfunkHoflieferantentage ist, diese Formulierung sei ausnahmsweise erlaubt, vollständig abgewischt. Der O 198 ist ein sehr modernes Produkt, das klanglich und auch optisch ein sehr breites Anwenderpublikum anspricht. Fazit Wenn ich es richtig mitbekommen habe, hat die Firma Klein + Hummel auf den vergangenen Messen eine ausgesprochen gute Resonanz auf das neue Produkt erlebt. Auch ich halte den O 198 für einen sehr rund klingenden und sehr gut abgestimmten Monitor mit sauberem lmpulsverhalten, der nicht nur eine gute Beurteilungsgrundlage für den Tonmeister bietet, sondern auch den Spaß beim Hören groß schreibt. Die Konkurrenz des bislang populären Marktangebotes braucht dieser Monitor ganz gewiß nicht zu fürchten. Das bisherige Erscheinungsbild der Firma Klein + Hummel, ausschließlich dem Rundfunk ,nach dem Munde’ zu entwickeln, stimmt zwar schon längere Zeit nicht mehr, hat jedoch spätestens mit dem 0 198 endgültig seine Grundlage verloren, wenngleich ich sicher bin, daß gerade die Rundfunktonmeister diesen Regielautsprecher aufgrund seiner Unbestechlichkeit besonders mögen werden. Genauso wird er jedoch in Projekt- und professionellen Produktionsstudios seine Anhänger finden – dies um so mehr, wenn man weiß, daß der Paarpreis bei 5.200.– DM + Steuer liegt. Damit wird der 0 198, betrachtet man das Preis/Leistungsverhältnis, zum absoluten Knüller. Deshalb auch eine unbedingte Empfehlung von meiner Seite. Der Monitor hat wirklich Klasse... Klein + Hummel GmbH • Zeppelinstr. 12 • D-73760 Ostfildern-Kemnat • Tel.: +49 (711) 45893-0 • Fax: +49 (711) 45893-35 • http://www.klein-hummel.de SONDERDRUCK AUS STUDIO MAGAZIN • MAI 1998