Praxis Innenkotflügel
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Praxis Innenkotflügel
Praxis Innenkotflügel TROCKEN GELEGT EINSTEIGERFREUNDLICH Der Anspruch Für die Montage von Innenkotflügeln brauchen Sie keine speziellen Kenntnisse. Eine detaillierte Anleitung wird mitgeliefert. Das Werkzeug Bohrmaschine, Spiralbohrer (2,5 mm), Kreuzschlitz-Schraubendreher, Markierstift, Gummi- oder Kunststoffhammer, evtl. Blechschere, Wagenheber, Unterstellböcke. Das Grauen beginnt oft unbemerkt in den Radhäusern. Undichte Schottwände, Steinschlagschäden im Lack und Schmutz in Winkeln und Falzen verursachen Rost. Mit Innenkotflügeln zum Nachrüsten bauen Sie vor D ie Radhäuser sind der RostKlassiker schlechthin und spielen in fast jeder Klassiker-Kaufberatung eine unrühmliche Hauptrolle. Schmutz und Salz sammeln sich in toten Ecken und speichern Feuchtigkeit, poröse Dichtungen saugen Spritzwasser regelrecht an. Falze und Schraubkanten zwischen Kotflügel und Radhaus rosten auf. Rund um die Lampentöpfe wütet die braune Pest meist besonders heftig – und wird erst bemerkt, wenn sie sich nach außen durchgefressen hat und Bläschen im Lack eine größere Baustelle signalisieren. Auch die re- gelmäßige Reinigung der Radkästen bietet keine Sicherheit, zumal der Dampfstrahler zusätzlich Feuchtigkeit in alle Ritzen bläst. Die Autoindustrie hat inzwischen dazugelernt und die Problemzone entschärft. Bei vielen aktuellen Fahrzeugen sind Innenschalen aus Kunst- Rostschäden im Radhaus verursachen mehr Arbeit als der Schutzblecheinbau Die Aluminiumschalen sind für hunderte Klassikertypen erhältlich Für Fahrzeuge ab etwa 1980 gibt es dreidimensionale Kunststoff-Innenkotflügel Der Zeitaufwand Im Idealfall ohne Vorarbeit 20 Minuten pro Radhaus, sonst auch mal bis eine Stunde. Die Kosten Ein Paar Lokaris kostet 150 Euro zzgl. Versand, ein paar Euro für Dichtund Schmiermittel. 24 Oldtimer Praxis 6.2015 Innenkotflügel Praxis Die Vorbereitung Eine glänzende Lösung: Steine und Schmutz können dem geschützten Radlauf nichts mehr anhaben stoff montiert, die das Blech wie eine zweite Haut schützen. Die Idee ist allerdings keineswegs neu, die Methode seit Jahrzehnten als Nachrüstlösung bewährt. Bereits im Jahr 1959 meldete der Finne Leo Laine seine Innenschutzbleche zum Patent an, die er sich als Fuhrparkleiter für seine Fahrzeuge ausgedacht hatte. Daraus entstand die Firma Lokari, die heute für rund 1000 Fahrzeugtypen von Alfa bis Zastava passend geformte nachrüstbare Protektoren für die vorderen und bei einigen auch für die hinteren Radkästen anbietet. Im Katalog stehen neben Klassikern auch Kleintransporter und Wohnmobile bis hin zu aktuellen Baujahren, bei denen ab Werk keine Radhausschalen montiert sind. Die traditionellen „Lokaris“ werden aus 1,5 Millimeter starkem Alublech geschneidert, dem zwei eingerollte Sicken zusätzlich Stabilität verleihen. Am Innen- und Außen- Innenkotflügel am Porsche 911: Auch verzinkte Sportwagen können rosten Der Arbeitsraum sollte sauber sein. Eisstrahlen wie hier muss nicht sein, aber es ist sinnvoll... ...später nicht mehr sichtbare Bereiche zu inspizieren und Anrostungen zu behandeln Vorsicht mit frischen Schutzschichten: Bei der Montagearbeit können sie beschädigt werden Im Schutzbereich des Innenkotflügels genügt ein Korrosionsschutz aus Öl, Fett oder Wachs rand sind Dichtlippen aus Gummi angetackert, so dass die Alukanten nicht am Fahrzeugblech scheuern können und kein Schmutz in den Zwischenraum gelangt. Die Bleche werden in die Radhäuser geklemmt und mit kleinen Schrauben und Aluwinkeln befestigt. Für jüngere Fahrzeuge ab etwa 1980 sind Innenschalen aus schwarzem Kunststoff erhältlich. Sie hielten mit dem ersten Dreier-BMW (E21) Einzug ins Lokari-Programm. Anders als die Aluteile liegen sie an den Radlaufkanten an und werden dort meist mit Clipsen oder angeformten Führungsbacken befestigt. Ein überzeugter Verfechter der Innenkotflügel ist seit vielen Jahren Thomas Hanna, Inhaber des Mercedes-Restaurierungsbetriebes Ponton-Manufaktur in München und Lokari-Generalimporteur. Er demonstriert den Einbau der Schutzbleche am VW T2-Bus aus dem Redaktionsfuhrpark, der bereits in unserer Reportage zum Thema Unterbodenschutz als Demonstrationsobjekt diente (OLDTIMER PRAXIS 9-11/2014). Die Lokaris sollten das Konservierungsprogramm abschließen. Zugegeben, die Aussicht, für die Montage Löcher ins jungfräuliche Blech des Klassikers bohren zu müssen, hatte uns bisher abgeschreckt. Aber nur so lange, bis wir nach dem Eisstrahlen klar sahen, was sich unter dem Unterbodenschutz unbemerkt entwickeln konnte: Diese Löcher waren im Gegensatz zu ein paar 2,5-Millimeter-Bohrungen wirklich bedenklich. Und einen artgerecht gehaltenen Camper bewegt man schließlich weniger auf dem aseptischen roten Con- LUFT-ENTFEUCHTUNG Die Hohlraumfrage... ...wird häufig angesprochen, wenn es um Für und Wider der Innenkotflügel-Nachrüstung geht. Doch tatsächlich entsteht bei korrekter Montage der Schutzbleche kein hermetisch abgeschlossener Bereich, in dem sich von außen eingedrungenes Wasser oder Kondensfeuchte stauen könnte. Der Lokari ist vorne und hinten offen. Der vorne angeformte kleine Spoiler leitet während der Fahrt permenent einen trocknenden Luftstrom über den Lokari. Die Grafik veranschaulicht außer diesem Hinterlüftungs-Effekt auch die idealen Befestigungspunkte für die Montagewinkel (B), die möglichst tief vorne und hinten im Radhaus liegen sollten. Der Spoiler (Punkt A) sollte nicht mehr als zehn Millimeter über die Unterkante der Karosserie hinausragen. Hinten sind maximal 20 Millimeter Überstand vorgesehen, es sei denn, es werden dort Spritzlappen montiert. B B A Luftzirkulation Oldtimer Praxis 6.2015 25 Praxis Das Zubehörset enthält vier Montagewinkel und einige Blechtreibschrauben Die Gummilippen am Rand sollten mit einem Gleitmittel behandelt werden Nicht bei jedem Fahrzeug sind die Innenkotflügel mit leichter Hand zu positionieren. Hier war etwas mehr Druck nötig. Die Spoilerkante muss nach vorne zeigen Der Protektor wird so hoch wie möglich in den Radhausbogen geschoben Nahezu unsichtbar Wie Sie sehen, sehen Sie wenig: Je nach Fahrzeug sind die Innenkotflügel von außen kaum bis überhaupt nicht wahrzunehmen Das nach unten überstehende hintere Ende des Innenkotflügels dient als Schmutzlappen. Wer sich an der Optik stört, kann es abschneiden 26 Oldtimer Praxis 6.2015 coursteppich als auf nicht ganz astreinen Nebenstrecken zu abgelegenen Bergdörfern und einsamen Stränden... Darüber hinaus nennt Hanna einen weiteren Vorteil, der generell für die Innenschale spricht: „Trifft kaltes Wasser auf die von Wagenheizung oder Sonne erwärmte Karosserie, bildet sich normalerweise Kondensat in den Hohlräumen wie etwa der A-Säule – so wie auf der Flasche Bier, die man im Sommer aus dem Kühlschrank holt. Die Lokaris verlagern den Kondensationspunkt auf ihre Rückseite. Da sie nach unten offen sind, läuft das Wasser ab, ohne Schaden anzurichten.“ Für die Montage der Lokaris ist eine Hebebühne ideal, es genügen aber auch ein paar stabile Unterstellböcke. Vorarbeiten sind Räderdemontage, Säubern und nötigenfalls Rostschutzkonservierung des Radhauses. Die Gummilippen werden mit Gleitmittel (Rostlöser oder Seifenwasser) eingesprüht. Dann platziert man den Protektor mittig über der Radnabe, drückt ihn von beiden Enden her etwas zusammen und bugsiert ihn so weit wie möglich nach oben in den Radhausbogen. Die Position ergibt sich auch aus fahrzeugspezifischen Ausspa- rungen. Bei einem eigenen Versuch zuvor hatte uns irritiert, dass das nicht geschmeidig funktionierte. Aber es ist durchaus normal, dass einige Kraft und ein paar beherzte Schläge mit einem gepolsterten Hammer vonnöten sind. Der Aufwand ist je nach Modell durchaus unterschiedlich, bestätigt Hanna. Der T2-Bus gehört jedenfalls nicht zu den leichtesten Fällen, da die gerundeten Lokaris sich nur widerwillig in die eher rechtwinkligen Radhäuser schmiegen. Wichtig ist, dass die Enden der Schutzbleche vorne maximal zehn und hinten 20 Millimeter über die Unterkante der Karosserie hinausragen. Ist das hintere Ende länger, kann es leicht mit der Blechschere gekürzt werden. Oder der Überstand dient als Schmutzfänger bzw. zur Befestung eines Schmutzlappens. Die Gummilippen sollen gut anliegen, was aber nicht in allen Fällen perfekt funktioniert – so auch bei unserem Beispiel. Doch ein Luftspalt hier und da an den Rändern ist kein Problem, beruhigt Thomas Hanna: „Durch die Zentrifugalkräfte treffen vom Reifen hochgeschleudertes Wasser und Schmutz ohnehin mittig auf. Außerdem soll der Lokari ja Innenkotflügel Anhand der Einkerbung für den Längsträger lässt sich das Blech ausrichten Jetzt müssen wir tapfer sein: Ohne Bohrung geht es in der Regel nicht Mit einem Ring Dichtmasse um die Schraube versiegeln wir das Bohrloch Ein paar gezielte Schläge mit dem Kunststoffhammer korrigieren die Form Praxis Am hinteren Ende fixieren wir das Blech zunächst mit einer 2,8-Millimeter-Schraube Eine Stütze mit Holzklotz hält das Blech mit moderatem Druck in Position Am vorderen Ende benötigen wir die Winkel. Das Anzeichnen der Bohrungen... ...ist einfacher, wenn eine zweite Person das Blech in der idealen Position hält Nicht schön, aber hier guckt ja nur der TÜV hin – und freut sich über null Rost gerade keinen neuen geschlossenen Hohlraum bilden, sondern die Luft zirkulieren lassen.“ In vielen Fällen klemmen die Lokaris schon von alleine recht fest. Sie müssen aber gegen Verrutschen sicher fixiert werden. In der Regel geschieht dies mittels der mitgelieferten 2,8-Millimeter-Blechtreibschrauben und Montagewinkel. Die Winkel lassen sich mitunter „unsichtbar“ auf der Rückseite der Protektoren anbringen. Manchmal kann man auch bereits am Fahrzeug vorhandene Verschraubungen nutzen. Es empfiehlt sich, die neuen Bohrungen und Schrauben mit Rostschutzfett und Karosseriedichtmasse zu versiegeln, ebenso die Klammern an den Gummilippen. Zum Schluss prüfen wir, dass überall genügend Abstand zu beweglichen Teilen ist und kontrollieren, dass Rad und Innenkotflügel sich auch bei vollem Einfedern nicht zu nahe kommen. Wen die Alu-Optik stört, der kann die Lokaris mit Unterbodenschutz beschichten. Text: A. Polaschek / Fotos: B. Rüttger Der Experte Sein Faible für Mercedes Ponton hat Thomas Hanna (54) schon vor etlichen Jahren zum Beruf gemacht. In seiner Ponton-Manufaktur in der Nähe des Münchener Flughafens werden Mercedes-Klassiker repariert und restauriert. Rund 800.000 Ponton-Kilometer hat er selbst zurückgelegt, unter anderem auf Rallyes wie der Panamericana – und dabei auch die Lokari-Innenkotflügel unter harten Bedingungen erprobt. Lokari Industrievertretung Hanna GmbH www.lokari.de Tel. 089/52032448 In jeder Hinsicht eine Beruhigung: Als Nebeneffekt dämpft die Innenschale das Abrollgeräusch Damit das Blech nicht verrutscht, wird es hinten an einem zweiten Punkt befestigt Die Klammern der Gummilippe sind rostanfällig. Sie sollten versiegelt werden Um die Tackerklammern abzudecken und die Fuge zwischen Gummi und Alu zu... ...verschließen, eignet sich am besten schwarze, dauerelastische Dichtmasse Oldtimer Praxis 6.2015 27