CLASSaktuell

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CLASSaktuell
CLASS a k t u e l l
2 0 12 / N r. 1
Association of Classical Independents in Germany
800 Jahre
Thomanerchor Leipzig
Die große CD-Edition
zum Jubiläum
Schlag auf Schlag
„Der Musik dienen“
zum 100. Geburtstag von
Günter Wand
Stefan Irmer
präsentiert das
gesamte Klavierwerk
von Massenet
Lost Generation
Montsalvatges
Liebeserklärung an
Katalonien
RICHARD WAGNER
PARSIFAL
Fortsetzung der konzertanten Einspielungen von zehn
wichtigen Wagner-Opern aus der Berliner Philharmonie.
Mit Bayreuth-bewährten Sängern und Sängerinnen
sowie Chor und Rundfunksinfonieorchester Berlin
unter dem Dirigat von Marek Janowski. Wie beim Label
PentaTone üblich, alle in hochauflösender SACD Qualität
und Surround-Sound. Mit diesen Aufnahmen gelingt es,
Wagners Wunsch nach einem „unsichtbaren Theater und
Orchester“ zu entsprechen.
Kritiker sind bereits voll des Lobes.
PARSIFAL
Ein Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen • WWV 111
Evgeny Nikitin • Dimitry Ivashchenko • Franz-Josef Selig
Christian Elsner • Eike Wilm Schulte • Michelle DeYoung
Clemens Bieber • Tuomas Pursio • Olivia Vermeulen
Ulrike Schneider • Michael Smallwood • Timothy Fallon
Julia Borchert • Martina Rüping • Lani Poulson
Sophia Klußmann
Rundfunkchor Berlin • Simon Halsey
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Marek Janowski
PTC 5186 401 • 4SACDs
HY
BR
ID
MU
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IC
HA
NN
EL
Codaex Deutschland GmbH
Landsberger Strasse 492, 81241 München
+49 (0)89 82 00 02 34
http://blog.codaex.de/
www.facebook.com/codaex.deutschland
PTC 5186400 • 2 SACDs
PTC 5186402 • 4 SACDs
CLASS a k t u e l l
Kennen Sie Halberstadt? Sollten Sie! Diese Kreisstadt im nördlichen Harzvorland ist
nicht nur die Heimat des beliebten kamingeräucherten Halberstädter Würstchens,
sondern gilt in Fachkreisen als die „Wiege der modernen Musik“. Der Grund dafür ist
die erste Großorgel der Welt, die im Jahr 1361 nirgendwo anders als im Dom zu
Halberstadt errichtet wurde. Seitdem ist Halberstadt immer ganz nah an der musikalischen
Entwicklung geblieben. Als Praetorius in Wolfenbüttel wirkte, Schütz in Weißenfels
aufwuchs, Telemann in Magdeburg geboren wurde, Händel in Halle komponieren lernte
und Bach in Köthen Großes schuf: Halberstadt war nie weit entfernt.
Seit dem Jahr 2000 ist Halberstadt
nun auch noch John-Cage-Stadt.
CLASS aktuell 1/ 2012
Inhalt
4
Im Dienste der Musik
Zum 100. Geburtstag
von Günter Wand
6
Secundo!
Die neueste Einspielung
von Jazz'N'Spirit
7
Liebeserklärung an Katalonien
Eine Hommage an
Xavier Montsalvatge
Wie das kam? Angefangen hat alles damit, dass der amerikanische Komponist John Cage
(1912-1992) ein kleines Klavierstück schrieb, das er „As Slow As Possible“ nannte.
Beim Spielen, so langsam wie möglich, entstanden aber ungewollte Pausen, weil die
Klaviertöne viel zu schnell verklangen. Also bearbeitete er sein kleines Klavierstück für die
Orgel, auf der es dann 1989 eine ganz, ganz langsame Uraufführung erlebte. Dauer:
29 Minuten. Nun aber bildete sich ein Gremium aus Organisten, Orgelbauern, Musikologen,
Philosophen und sogar Theologen, nur um die Frage zu diskutieren: Sind 29 Minuten genug?
Wie langsam ist „so langsam wie möglich“? Sollte das Ganze nicht besser gleich drei
Stunden dauern, einen ganzen Tag, eine Woche? Das kleine Stückchen mit seinen gerade
mal acht Notenseiten wuchs in der philosophisch-theologischen Theorie in historische
Dimensionen hinein: Jahre! Jahrhunderte!
Und hier kam Halberstadt ins Spiel. 639 Jahre vor dem Millennium entstand die Großorgel,
man rechnet hier in Äonen, man hat hier die Langsamkeit entdeckt. Seit 2001 erklingt
John Cages Stück in der St. Burchardi-Kirche – und es soll ebenfalls 639 Jahre dauern.
Wenn nach monatelang stehendem Akkord endlich ein neuer Ton erklingt, feiert man in
Halberstadt „Klangwechsel“. Deshalb ist hier jeder Ton ein Star: „Zwei herausragende neue
Töne standen im Mittelpunkt des Klanggeschehens beim Klangwechsel am 5. August 2011“,
heißt es. „Die Töne C und Des sind die beiden bisher tiefsten Töne, die innerhalb der
Aufführung des Cage-Stückes erklingen. Das C erklingt insgesamt 36 Jahre (bis zum
5.10.2047) und das Des sogar fast 60 Jahre (bis zum 5.3.2071). Weiterhin verabschiedete
sich das as‘ nach über drei Jahren auf unbestimmte Zeit.“ Der nächste Klangwechsel
ist am 5. Juli 2012. Da werden sensationellerweise drei Töne gleichzeitig verstummen!
Touristik-Fachleute meinen, eine Handvoll stehender Orgeltöne seien ein „tolles Erlebnis“
für die ganze Familie (für Kinder ab 6). Wirklich spannend finden das aber wohl nur die
Bäume rund um St. Burchardi: Ganz, ganz langsam wachsen sie, über Jahrhunderte, und
genießen Cages Stück im idealen Wahrnehmungs-Tempo. Mit ihnen wächst auch die Orgel,
Pfeife um Pfeife, so wie diese gerade gebraucht werden. Am Ende (im Jahr 2640) wird
Halberstadt nicht nur für die früheste, sondern auch für die am langsamsten gebaute Orgel
bekannt sein. Übrigens: Man kann sich beim Orgelprojekt gegen einen Betrag von 1000 Euro
oder mehr ein eigenes Klangjahr reservieren lassen. Irgendwann im 24. Jahrhundert
soll noch eines frei sein. Da erreicht das Stück zum Sommer hin einen echten Höhepunkt.
9
Ein Quintett der Sonderklasse
Die Geburt eines Ensembles
10
100 Jahre danach...
Iván Fischer zeigt Strawinsky
von seiner witzigen Seite
11
Durch das Kirchenjahr mit
Johann Sebastian Bach
800 Jahre Thomanerchor Leipzig
13
Schlag auf Schlag
Stefan Irmer präsentiert
das Klavierwerk von Massenet
14
Es geht auf Ostern zu…
Osterempfehlungen
von CLASS aktuell
18
Durch Raum und Zeit
Die Sinfonie erobert die Welt
Folge 3
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CLASS-Blickpunkte
Neuheiten vorgestellt von
CLASS aktuell
Impressum
Herausgeber/Verlag:
CLASS e.V.
Association of Classical Independents in Germany
Bachstraße 35, 32756 Detmold
Tel. 05231-938921
[email protected]
Redakteur (v.i.S.d.P): Manfred Görgen
Anzeigen: Gabriele Niederreiter
Grafische Gestaltung: Ottilie Gaigl
Druck: Westermann Druck, Braunschweig
Ihr
Hans-Jürgen Schaal
Auflage: 125.100
Titelfoto: © Profil /Archiv
Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch
unter www.bielekat.de
und www.klassikrecherche.de
AUSGABE 2012 /1
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CLASS a k t u e l l
GÜNTER WAND
VS.PH10040
7. Januar 1912 – 14. Februar 2002
Ein Visionär im Dienst der Musik
VS.PH10041
VS.PH10042
VS.PH10043
VS.PH10044
Z
um Jahresbeginn 2012 sind es gleich zwei
Gedenktage, die uns einen der letzten großen
Dirigenten des 20. Jahrhunderts ins Gedächtnis zurückrufen. Sein Name steht für höchste
musikalische Qualität, für die Verbindung von Werktreue, Perfektion und erfülltem Musizieren. Als er vor
zehn Jahren kurz nach seinem 90. Geburtstag starb, war
er weltberühmt. Doch der ganz große Erfolg hatte sich
erst als Altersruhm eingestellt.
Wand verkörperte den Gegentyp des medienbewussten modernen Pultstars. Er baute auf Qualität, hat
sich nie vorgedrängt und war persönlich bescheiden.
Lange Zeit hat er eher in der Stille gewirkt, auf äußeren Glanz und große internationale Karriere verzichtet.
Er musizierte verantwortungsvoll genau, kontrolliert
von einem stets wachen Intellekt, aber zugleich aus
vollem Herzen. Günter Wand wollte nichts anderes als
Treuhänder der Komponisten sein, denen er engagiert
und uneitel diente. Er drängte sich niemals vor die
Musik, sondern stand hinter ihr, das aber mit aller
Kraft. Ihm kam es darauf an, wie er sich einmal ausdrückte, „die Musik nicht mehr in irgendeine Richtung
zu interpretieren, sondern zu versuchen, sie zu erkennen.“ Vielleicht ist er gerade wegen dieser konsequenten Haltung, die den Vergleich mit Vorgängern wie
Toscanini und Klemperer geradezu herausfordert, zu
einer so einzigartigen Gestalt unter den Musikern
unserer Zeit geworden.
Günter Wand studierte in Köln und München.
Schon als Zwanzigjähriger trat er ins Berufsleben ein
und lernte sein Handwerk „von der Pike auf“, erst als
Korrepetitor der Wuppertaler Oper, dann als Operetten- und Opernkapellmeister in Allenstein/Ostpreußen.
Weder Nazi noch Anpasser, fand er vier Jahre lang
keine seinem Können angemessene Stellung, bis sich
ihm 1938 eine Chance in Detmold bot. Von dort aus
holte ihn ein Jahr später der Kölner Intendant als
Ersten Kapellmeister an sein großes Opernhaus. Dann
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AUSGABE 2012 /1
kamen Krieg, Bomben, Zerstörung. Das Ende des
„Dritten Reichs“ überlebte Wand in Salzburg, erst als
Chef des Mozarteum-Orchesters, dann als MusicalArrangeur des amerikanischen „spezial service“.
Im Oktober 1945 kam Wand zurück nach Köln, wo
er das Musikleben buchstäblich aus Trümmern neu aufbaute, zunächst als kommissarischer Leiter von Oper
und Konzert, ab 1946 als Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor. Ein paar Jahre später verzichtete er auf
die Opernleitung, um sich stärker auf die Konzerte zu
konzentrieren. Als Gürzenich-Kapellmeister machte er
sein Orchester zu einem der besten deutschen Klangkörper. Mit intelligenten, kühnen Programm-Kombinationen verband er die große klassisch-romantische
Musik mit Vergangenheit und Gegenwart, erarbeitete
ein Repertoire von Monteverdi und Bach bis Zimmermann, Messiaen und Ligeti. Insbesondere holte er die
von den Nazis als „entartet“ verbotene Musik nach
Deutschland zurück und engagierte sich mit Dutzenden wichtiger Ur- und Erstaufführungen für die junge
Generation. So prägte Günter Wand eine ganze Ära,
deren künstlerisches Niveau einsame Spitze war.
1974 übersiedelte er in die Schweiz und arbeitete
von dort aus intensiv mit den Orchestern der ARD, der
BBC und von NHK Tokio. Seine 1977 mit dem WDRSinfonieorchester begonnene Produktion sämtlicher
Bruckner- und Schubert-Sinfonien wurde zum Welterfolg – und damit zum Beginn seiner Alterskarriere.
Von 1982-91 war Günter Wand Chefdirigent des NDRSinfonieorchesters und blieb als dessen Ehrendirigent
auf Lebenszeit aktiv bis kurz vor seinem Tod. Er produzierte mehrfach preisgekrönte Schallplatten-Zyklen
(Brahms und Beethoven) und viele seiner berühmten
„Live Recordings“ der späten Jahre. Zugleich war er
„Chief Guest Conductor“ des BBC Symphony Orchestra,
hatte sensationelle Auftritte in Tokio und am Pult
des Chicago Symphony Orchestra. Wahre Triumphe
konnte er auf den Londoner „Proms“ und den Festivals
in Edinburgh, Berlin und Schleswig-Holstein feiern.
Außerdem konzertierte er regelmäßig mit den Münchener und, vor allem, in seinen letzten Jahren, immer
wieder mit den Berliner Philharmonikern. Mit ihnen
realisierte er seine vielleicht schönsten Schubert- und
Bruckner-Aufnahmen als „Live Recordings“ umjubelter, dreimal hintereinander ausverkaufter Konzerte.
Er war der Gegentyp des dem Zeitgeist angepassten
Pultstars, so eigenständig wie eigenwillig, berühmtberüchtigt wegen seiner Proben, auf denen er so professionell wie unerbittlich an der Realisierung seiner
Vision von musikalischer Vollkommenheit arbeitete.
Wands Musizieren berührte durch eine unnachahmliche Balance von werkgetreuer Perfektion, emotionaler
Erfüllung, intellektueller Kontrolle, äußerster Sensibilität und spiritueller Durchdringung. „Der Musik
dienen“ nannte er seinen Auftrag, den dieser völlig uneitle Mann ein Leben lang zu erfüllen versuchte. Dabei
ist er zu einsamer Größe aufgestiegen; sein Name wurde zum Synonym für höchste musikalische Qualität.
Günter Wand, eine weit herausragende Musiker-Persönlichkeit in unserer umtriebigen Zeit, starb im Alter von
neunzig Jahren, am 14. Februar 2002, in seinem Haus in
Ulmiz, einem kleinen Dorf im Schweizer Kanton Fribourg.
Seine künstlerisches Vermächtnis aber lebt fort.
Zu den während seiner aktiven Zeit publizierten
Schallplatten- und CD-Serien sind später die DVDs
seiner Fernsehkonzerte und die von seinem Biographen
Wolfgang Seifert herausgegebene posthume Günter
Wand Edition hinzugekommen (40 CDs mit zu seinen
Lebzeiten unveröffentlichten Rundfunk-Aufnahmen,
erschienen bei Profil Hänssler). So dokumentieren
Dutzende von Ton- und Bildträgern heute noch den
einsamen Rang dieses großen deutschen Musikers.
Wolfgang Seifert
AUSGABE 2012 /1
5
CLASS a k t u e l l
Aktuelle Konzerte:
Jazz'N'Spirit
Dirk Piezunka, Martin Flindt und Jens Piezunka
Herzlich tut mich verlangen!
25. 03.
01 .04.
13. 04.
03. 05.
2012
2012
2012
2012
Lunsen
Jazz und Licht, Vechta
Rathaus Vechta
Nicolaikirche Lüneburg
Weitere Informationen unter
www.jazznspirit.de
„Secundo“ – die 2. CD von Jazz’N’Spirit
S
ie haben es wieder getan! Nachdem
Jazz’N’Spirit schon mit der Debüt-CD
„Continuum“ die Fachwelt überraschte
und auf Anhieb einen Platz in der
Bestenliste schaffte, hat das norddeutsche Trio aus
Saxophon, Gitarre und Bass nun sein zweites
Album vorgelegt, das schlicht „Secundo“ heißt.
Und darauf führen sie erneut die Musik der
Renaissance und des Barock mit Jazzimprovisationen zusammen – ein ungewöhnliches Wagnis
für ein europäisches Jazztrio. Aus unbekannten
Gründen wagen sich Jazzmusiker sehr selten an
eine Auseinandersetzung mit der europäischen
Musikgeschichte, dabei bieten gerade Renaissance und Barock mit ihren vielfach offenen
Besetzungen sowie den ausschmückenden Verzierungen (bis hin zu improvisierten Parts)
eigentlich einen idealen Ansatzpunkt zur Bearbeitung im Geiste des Jazz.
Dirk Piezunka (Tenor- und Sopransaxophon,
Bassklarinette), Martin Flindt (Gitarre) und Jens
Piezunka (Kontrabass) nutzen diese Möglichkeiten konsequent aus, überprüfen überaus sensibel
die Möglichkeiten zwischen Freiraum und strenger Form der Vorlagen. Das beginnt gleich bei
dem eröffnenden „Lobt Gott getrost mit singen“,
dem sich das Trio überaus behutsam nähert, erst
einmal seine Struktur hinterfragt, seine Melodie
fragil anreißt, und sie erst allmählich mit kraftvolleren Jazzsequenzen anreichert. Mit welcher
Risikobereitschaft das Trio spielt, wird gleich
beim zweiten Track deutlich: Orlando di Lassos
Komposition „Am Morgen“ konfrontieren sie in
einem ausführlichen Mittelteil mit unüberhörbarer Latin-Rhythmik, und das funktioniert, als sei
das Stück genauso geschrieben worden. Zwei
Stücke, die nicht im 16. und frühen 17. Jahrhundert komponiert wurden, haben Jazz’N’Spirit
„dazwischen gemogelt“. Einmal das irische Traditional „Drowsy Maggie“, das in ihrer Bearbeitung fast auch wie ein Kirchenlied klingt – wäre
da am Schluss nicht dieser typische tänzerische
Rhythmus irischer Folklore. Der zweite „Ausreißer“ ist ein Lied von Felicitas Kuckuck, einer
Komponistin des 20. Jahrhunderts, das in seiner
schlichten und ruhigen Interpretation regelrecht
Jazz’N’Spirit: „Continuum“
Dirk Piezunka, Saxophon; Martin Flindt, Gitarre
Jens Piezunka, Kontrabass & Gesang
Audiomax 912 1662-6 (Hybrid-SACD)
Exklusiv für CLASS aktuell-Leser:
Von dem Album „Secundo“ können Sie bis zum
30. Mai zwei Titel in Studio Master-Qualität
kostenfrei bei Linn Records herunterladen.
Benutzen Sie hierfür den Link:
www.linnrecords.com/linn-classaktuell.aspx
6
AUSGABE 2012 /1
Jazz’N’Spirit: „Secundo“
Jazzimprovisationen über Kirchenlieder
des Barock und der Renaissance
Dirk Piezunka, Saxophon, Bassklarinette, Percussion
Martin Flindt, Konzert- und Westerngitarre
Jens Piezunka, Kontrabass & Gesang
Audiomax 912 1724-6 (Hybrid-SACD)
ergreifend ist. Die übrigen Stücke sind allesamt
in der Übergangsphase von Renaissance zu
Barock komponiert worden; ob Johann Sebastian
Bach, aber auch Heinrich Schütz oder Michael
Praetorius – Jazz’N’Spirit finden einen höchst
spannenden Jazz-Zugang zu dieser Alten Musik,
und warten immer wieder mit rhythmischen
Überraschungen auf. Dabei bewegt sich das Trio
auf technisch höchstem Niveau und spielt mit
eindringlicher Intensität. Abgerundet wird das
Gesamtkonzept durch die tragfähige Akustik
eines ehrwürdigen Klostersaals und die perfekt
ausgefeilte Klangtechnik im 2+2+2-Recording.
Otto Heinrich
CLASS a k t u e l l
Liebeserklärung an
Katalonien
Hommage an Xavier Montsalvatge (1912 - 2002)
D
er 11. März 2012 ist der 100. Geburtstag von Xavier Montsalvatge, einer der
bedeutendsten zeitgenössischen spanischen Komponisten. Hänssler Classic
in Zusammenarbeit mit Peermusic Classical ehrt
den Musiker mit einer Neueinspielung seiner
bekanntesten Werke.
Xavier Montsalvatge ist ein Vertreter der so
genannten „verlorenen Generation“ Spaniens, die
während des Franco-Regimes wirkten. Er prägte
einen modernen, katalanischen Musikstil und ließ
sich dabei unter anderem von Maurice Ravel,
den er sehr verehrte, wie von lateinamerikanischen Stilelementen und Rhythmen inspirieren.
Montsalvatge liebte die musikalischen Ausdrucksformen der Karibik. Katalanische Kolonisten hatten bei ihrer Emigration die Musik vom Heimatkontinent auf die Westindischen Inseln gebracht,
wo sie sich mit lokaltypischen Koloriten verbunden hatte. Durch die Werke Montsalvatges, der
karibische Klänge und Rhythmen in seinen Werken verarbeitete, kam diese Musik quasi nach
Katalonien zurück. „Während man die Musik
rechtmäßig als ‚cubano’ bezeichnen konnte,
fühlte sie sich dennoch – wenn auch nicht strafrechtlich verfolgbar – echt ‚catalá’ an“ schrieb
Montsalvatge-Biograph Roger Evans. Dass sehr
viel Mut im Bekenntnis zu seiner heimatlichen
Musik steckte, versteht man erst, wenn man bedenkt, dass katalanische Musik unter General
Francos Diktatur offiziell verboten war.
Der in Girona geborene Xavier Montsalvatge
stammte aus einer Familie katalanischer Bankiers,
Schriftsteller, Maler und Bildhauer. Nach dem Tod
seines Vaters 1921 lebte er ab seinem 9. Lebensjahr im bereits damals mondänen und kulturell
sehr lebhaften Barcelona. Die Bauten von Gaudi
und anderen herausragenden modernen Architekten prägten das Stadtbild. Pablo Casals wirkte
dort mit seinem Orchester und große Musiker
wie Rubinstein, Ysaÿe oder Prokofieff und
Ravel gastierten in der Hauptstadt Kataloniens.
Montsalvatge lernte Violine und studierte Komposition. Bereits sein erstes Werk 1933, „Tres
Impromptus“, gewann einen Preis. Damit begann ein reges kompositorisches Schaffen, bei
dem bis in die neunziger Jahre mehr als 100
Werke entstanden, darunter viele preisgekrönte.
In einer kargen, vom spanischen Bürgerkrieg und dem zweiten Weltkrieg geprägten Zeit
avancierte Montsalvatge – trotz der Einschränkungen durch das Franco Regime – zum erfolgreichen Komponisten. Die katalanische Musik
wurde als „cubano“ bezeichnet, um der Zensur
zu entgehen, die regionalen Stilelemente des
Flamenco hingegen wurden folkloristisch be-
Xavier Montsalvatge (1912-2002)
Canciones & Conciertos
Poema concertante für Violine und Orchester
Cinco canciones negras
A la espanola aus Tres danzas concertantes
Concerto breve für Klavier und Orchester
Lucia Duchoňová, Mezzo-Sopran
Rachel Barton Pine, Violine
Jenny Lin, Klavier
NDR Radiophilharmonie / Celso Antunes, Dirigent
hänssler CLASSIC, Best-Nr. 98.642
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nutzt und gelten seither sogar als gänzlich
„Spanisch“. Auf Wunsch von Peermusic Classical
komponierte Montsalvatge seine OrchesterTrilogie „Tres danzas concertantes“. Ein Werk
davon – „A la espanola“ – das auch auf dieser
CD vorgestellt wird, gibt diesen Lokalkolorit sehr
eindrucksvoll wieder. Montsalvatge äußerte sich
selbst dazu: „dies ist meine einzige Partitur, die
sich dem spezifischen Charakter andalusischer
Musik annähert, ohne irgendwelche Folksmusik
zu verwenden.“
Die bei Hänssler Classic veröffentlichte Hommage präsentiert Xavier Montsalvatges Klavierkonzert „Concerto breve“ in der Interpretation
der herausragenden amerikanisch-taiwanesischen Pianistin Jenny Lin, die „Cinco canciones
negras“ mit der Grammy nominierten MezzoSopranistin Lucia Duchoňová und das Violinkonzert „Poema concertante“ in der Deutung
der brillanten amerikanischen Geigerin Rachel
Barton Pine. Letzteres komponierte Montsalvatge
für den damals in Barcelona konzertierenden
Henryk Szering. Begleitet werden die Solistinnen
von der NDR Philharmonie unter der Leitung
von Celso Antunes.
Claudia Schmidt
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Das bedeutet unkomplizierte Installation und intuitive Steuerung.
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Struktur von Messehallen. Den Ausstellern werden wieder vielfältige Kombinations- und
Aufteilungsmöglichkeiten geboten. Über 145 individuell gestaltbare Raumeinheiten um die
Atrien und zahlreiche Hörkabinen in den Messehallen ermöglichen akustische und visuelle
Präsentationsmöglichkeiten, die in der Vielfalt und Größe einmalig sind.
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Unterhaltungselektronik ausgerichtet, einem Industrieverband, in dem die wichtigsten
Unternehmen der UE-Branche vereint sind.
CLASS a k t u e l l
Ein Quintett der Sonderklasse
Dass es zur Zusammenarbeit des jungen
Ensembles mit dem Label Indésens kam, hat
einen einfachen Grund: Indésens hat seinen
Schwerpunkt in der Veröffentlichung von Musik
mit Bläsern. Das Label ist den Vätern der französischen Bläsertradition verpflichtet (Claude
Delvincourt sowie Jean-Pierre Rampal, Maurice
André und anderen) und versteht sich als Forum
für junge, hochtalentierte Holz- und Blechbläser.
Besonderen Schwerpunkt legt Produzent Benoît
d’Hau auf die Einspielung französischen Repertoires – was aber, wie
man hier sieht, nicht zum Dogma erhoben wird.
2012 wird es anlässlich runder Gedenktage
insbesondere Veröffentlichungen mit Werken
von Debussy und Francaix geben sowie Musik
von Henri Tomasi. Seit 2011 hat d’Hau darüber
hinaus begonnen, das renommierte, 40 Jahre
alte Label Calliope, seinerzeit von Jacques le
Calvé gegründet, wieder zu beleben. Dies geschieht durch Wiederveröffentlichung von 40 Titeln aus dem bestehenden Katalog, aber auch
durch Neuerscheinungen.
Es sind also wohl noch viele spannende,
ähnlich spektakuläre Einspielungen wie die
Mozart/Beethoven-CD in naher Zukunft von
beiden Labels zu erwarten.
A. Rainer
Mozart: Quintett Es-Dur KV 452 für
Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott
Beethoven: Quintett Es-Dur op. 16 für
Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott
Sebastian Manz, Klarinette
Ramón Ortega Quero, Oboe
David Fernández Alonso, Horn
Marc Trénel, Fagott
Herbert Schuch, Klavier
Indésens INDE 039 (Vertrieb: Klassik Center)
Fotos: © Dorothee Falke
E
s ist immer wieder ein Erlebnis, die
„Geburt“ eines neuen Ensembles mitzuerleben. Um den Pianisten Herbert
Schuch hat sich eine besondere Gruppe
junger, hochkarätiger Bläser zusammengefunden, die allesamt erste Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbes der ARD in
München sind: Sebastian Manz (Klarinette),
Ramón Ortega Quero (Oboe), David Fernández
Alonso (Horn) und Marc Trénel (Fagott). Das
Ensemble fand erstmals im Januar 2011 zu einer
Arbeitsphase zusammen, die in zwei gefeierten
Konzerten, u. a. im Herkulessaal München, und in der im Oktober 2011 vom
französischen Label Indésens initiierten
CD-Aufnahme mündete. Denn Produzent
Benoît d’Hau, der schon einige Aufnahmen
mit dem Fagottisten Marc Trénel in Paris
gemacht hatte, wollte gern mit diesem aus
exquisiten Solisten bestehenden Ensemble
zusammen arbeiten. Aufgenommen wurden
die Quintette in Es-Dur von Mozart (KV 452)
und Beethoven (op. 16).
Mozarts Quintett Es-Dur KV 452 ist das
erste bedeutende Kammermusikwerk für
Blasinstrumente und ist in seinem Schaffen
einzigartig geblieben. Trotz der ungewöhnlichen Besetzung lässt der Komponist keine
Fragen hinsichtlich der kammermusikalischen
Klangbalance oder Formgestaltung aufkommen.
Jedem Mitwirkenden wird Gelegenheit gegeben,
sich zu profilieren; jedes Instrument hat gleichermaßen teil am melodischen Geschehen und
an der thematischen Arbeit. Aus den verschiedenen Klangkombinationen entwickelt Mozart
einen schier unerschöpflichen Farbenreichtum.
1784 schrieb er an seinen Vater: „Ich halte es
selbst für das Beste, das ich je in meinem Leben
geschrieben habe“.
Beethovens Quintett op. 16 entstand 1796.
Ganz offensichtlich bezieht er sich auf Mozarts
Werk, das er 1787 in Wien kennengelernt hatte.
Hilfreich waren ihm dabei die Ratschläge der
Bläservirtuosen Ramm und Punto, die schon für
Mozart gespielt hatten. Mit besonderer Freude
haben die jungen, aber schon renommierten
Topbläser diese solitären Meisterwerke aufgenommen, die bisher selten eingespielt wurden.
Herbert Schuch, der eine besondere Affinität zu
den Werken Beethovens und Mozarts hat, ist
dabei der ideale Klavierpartner.
AUSGABE 2012 / 1
9
CLASS a k t u e l l
100 Jahre danach klingt es
noch immer frisch
Iván Fischer zeigt Strawinsky von seiner farbigen, witzigen Seite
CCS 25807
CCS 25207
CCS 30710
CCS 28309
CCS 21704
CCS 26109
CCS 22905
CCS 23506
CCS 21604
Auswahl weiterer
Einspielungen
mit Iván Fischer
und dem
Budapest Festival
Orchestra bei
Channel Classics:
10
AUSGABE 2012 / 1
CCS 90210
S
trawinskys Humor hat Iván Fischer immer
fasziniert. Und natürlich die bis heute
schockierenden Rhythmen. Vor laufender
Kamera erinnert sich der Komponist mit
blitzenden Augen, wie er sein gerade vollendetes
„Frühlingsopfer“ zum ersten Mal dem Impresario
der „Ballets russes“ präsentierte: „Als ich anfing,
die Akkorde zu spielen, 95 Mal denselben Akkord,
war Diaghilew ein bißchen überrascht. Er wollte
mich nicht kränken. Er fragte mich nur eine
Sache – die allerdings sehr beleidigend war. Er
fragte: ‚Wird es noch sehr lange so weitergehen?‘
Und ich sagte: ‚Bis zum Ende, mein Lieber!‘ “
Man hört förmlich, wie sich im russischen
Frühling die Natur aus ihrer Kältestarre befreit:
CCS 31111
Channel Classics CCS 32112
Gern lässt Iván Fischer seine Budapester
einfach spielen, jeden Musiker seine Leidenschaft
und Kreativität ausleben. „Es geht nicht darum,
dass der Dirigent Wünsche hat.“ Statt dessen pflegt
er seit bald dreißig Jahren eine neue Probenkultur.
Einer seiner liebsten von insgesamt 92 Merksätzen
für junge Dirigenten ist: „Man soll nicht schlagen –
weder die Musiker noch die Musik. Ein Dirigent
muss die Musik ausstrahlen.“ Ein anderer Leitsatz
ist: „Musizieren muss sehr ehrlich sein.“ Kompromißlosigkeit, ja Hemmungslosigkeit in der Musik
findet Fischer „sehr ehrlich“. Er selbst führt daher
nur Werke auf, die ihm am Herzen liegen. Außerdem fühlt er sich stets seinen Zuhörern verpflichtet: „sie ernst zu nehmen, nicht zu überfordern, immer aus der vollen Seele zu musizieren!“
Strawinskys Miniaturen mag Fischer vor allem
wegen ihres Humors. Gleichzeitig öffnen sie die
Ohren für Strawinskys Nähe zum Jazz. Der „Tango“
war das erste Stück, das in der neuen amerikanischen Heimat entstand, 1941 arrangiert für den
King of Swing: Benny Goodman und sein Orchester. Drei Jahre später stellte Strawinsky aus Filmmusikresten das „Scherzo à la russe“ für die
Jazzband von Paul Whitman zusammen – für Iván
Fischer eine „unglaublich originelle, erhebende
und leichte Musik. Strawinsky hat so etwas Cleveres, Witziges und Humorvolles wie sonst keiner –
seit Joseph Haydn.“
Antonia Ronnewinkel
CCS 24507
Igor Strawinsky: Das Frühlingsopfer
Der Feuervogel; Scherzo; Tango
Budapest Festival Orchestra / Iván Fischer, Ltg.
gewaltsam, berstend und stöhnend. Ohrenbetäubend. Man hört auch die vorzeitlichen Musikrituale: stampfende Rhythmen, ständige Taktwechsel und grelle Instrumentalfarben. Für ihre
„Szenen aus dem heidnischen Rußland“, das
Tanzopfer eines jungen Mädches, haben der Komponist und sein Bühnenbildner Nicholas Roerich
sehr genau recherchiert – in mittelalterlichen
Chroniken und alten Volksliedsammlungen.
Allerdings ist keine der Melodien wiederzuerkennen, weil sie unerwartet und künstlerisch
frei umgeformt wurden.
„Das Rezept erscheint einfach“, erklärt Iván
Fischer die berühmte Solostelle des Fagotts zu
Beginn der Partitur: „Man nehme eine Melodie
von sechs Noten und wiederhole sie in gleicher
Reihenfolge, wobei man jeweils eine andere Note
betont: 12345, 12345, 12345… Mit diesem einfachen Rezept hat Strawinsky die Welt verändert.“
Reich und farbig wirbelt das Budapest Festival
Orchestra die russischen Melodien herum – mit
immer neuen Akzenten. „Man weiß nie, wo man
ist“, so Fischer. „Und das schafft diese komplett
neue, radikale Musiksprache.“ Der „Feuervogel“
zeigt die romantisch-impressionistischen Wurzeln
des „Frühlingsopfers“. Diese erste Ballettmusik
für Serge Diaghilews „Ballets russes“ brachte
Strawinsky 1910 zu Weltruhm und führte zum
ersten Entwurf des „Sacre“.
CLASS a k t u e l l
Gesamteinspielung, sondern eine Auswahl der
großen Chorkantaten seines Amtsvorgängers.
Bei seinen Aufführungen der Bachkantaten lässt
Biller die Sopran- und Altpartien von herausragenden Solisten des Chores singen – ein Qualitätsmerkmal, das die neue CD-Einspielung von
anderen unterscheidet.
Mit den beiden CDs zu Weihnachten und zum
Reformationsfest hatte die Kantatenreihe im
Oktober 2011 begonnen. Am 19. März 2012 erscheint die CD Kantaten zu Pfingsten, kurz vor der
Festwoche des Thomanerchores. Mit den festlichen Kantaten „Erschallet, ihr Lieder“ BWV 172,
„Wer mich liebet, der wird mein Wort halten“
BWV 74 und „O ewiges Feuer, o Ursprung der
Liebe“ BWV 34 erklingen auf der aktuellen CD
drei der insgesamt vier überlieferten Kantaten
zum 1. Pfingsttag von Johann Sebastian Bach. Im
Herbst 2012 folgen mit Kantaten zu Advent und
zu Epiphanias zwei weitere CDs.
In Auswahl und Zusammenstellung seiner Kantatenreihe auf CD orientiert sich Biller nicht am heutigen Konzertbetrieb, sondern an der ursprünglichen
Bestimmung. Bach hatte seine Kantaten jeweils für
ein bestimmtes Fest im Kirchenjahr komponiert.
Auch heute singen die Thomaner die Kantaten
regelmäßig im Gottesdienst der Leipziger Thomaskirche. Zudem stellt Biller jeder Kantate einen
Hymnus aus dem „Florilegium selectissimorum
Hymnorum“ von Erhard Bodenschatz voran. Schon
Bach hatte diese Sammlung nachweislich in den
Gottesdiensten der Thomaskirche verwendet.
Teres Feiertag
www.rondeau.de
Im Vertrieb von Naxos Deutschland
Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach
Bereits lieferbar:
Kantaten zu Weihnachten 2/10
CD ROP4043 BWV 63, 110, 190
Kantaten zu Pfingsten 7/10
CD ROP4026 BWV 34, 74, 172
Kantaten zu Reformation/Michaelistag 10/10
CD ROP4031 BWV 19, 50, 79, 80
Bis 2014 erscheinen in dieser Reihe:
Kantaten zu Advent 1/10
CD ROP4040, BWV 36, 61, 62
Kantaten zu Epiphanias 3/10
CD ROP4038 BWV 3, 65, 72
Kantaten zur Passion 4/10
CD ROP4044 BWV 22, 23, 182
Kantaten zu Ostern 5/10
CD ROP4045 BWV 4, 31, 67
Kantaten zu Himmelfahrt 6/10
CD ROP4041 BWV 37, 43, 128
Kantaten zu Trinitatis 8/10
CD ROP4036 BWV 75, 194
Kantaten zu den Marienfesten 9/10
CD ROP4039 BWV 1, 125, 147
AUSGABE 2012 / 1
11
Stefan Kahle
S
eit 800 Jahren singt der Thomanerchor
jede Woche in der Leipziger Thomaskirche: Mit der Gründung des Augustiner
Chorherrenstiftes zu St. Thomas im Jahr
1212 gehört der weltberühmte Chor gemeinsam
mit Thomasschule und Thomaskirche zu den
ältesten Kultureinrichtungen Leipzigs. Sein berühmtester Kantor war Johann Sebastian Bach,
der das Thomaskantorat von 1723 bis zu seinem
Tode innehatte. Eine besondere Aufführungstradition pflegt der Chor seit über 100 Jahren:
Gemeinsam mit dem Gewandhausorchester
musiziert der Thomanerchor wöchentlich eine
Kantate von Johann Sebastian Bach am historischen Ort – der Thomaskirche zu Leipzig.
Das 800-jährige Jubiläum ist Anlass für
Rondeau Production, den Thomanerchor und
seine Geschichte auf besondere Weise zu würdigen:
In Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Kultur
produziert das Leipziger Label eine umfangreiche
CD-Reihe mit Kantaten von Johann Sebastian
Bach. Als dessen 16. Amtsnachfolger veröffentlicht Thomaskantor Georg Christoph Biller die
ersten Einspielungen von Bachkantaten mit dem
Thomanerchor seit fast drei Jahrzehnten.
Seit 2007 begleiten die Tonmeister Tobias
Hoff und Joachim Müller von Rondeau Production
den Thomanerchor bei den sonnabendlichen
Motetten. Ein Großteil der ausgewählten Kantaten
ist bereits aufgenommen und erscheint bis
Anfang 2014 in der zehnteiligen CD-Serie „Das
Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach“. Ziel
von Thomaskantor Biller dabei ist keine neue
Robert Pohlers
Die große CD-Edition „Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach“
Paul Bernewitz
800 Jahre Thomanerchor Leipzig
Friedrich Praetorius
Thomaskantor Georg Christoph Biller besetzt
die Solopartien in Sopran und Alt mit
Sängern aus dem Thomanerchor: Unvergessen
bleiben die Sopranstimmen der Thomaner
Paul Bernewitz und Friedrich Praetorius sowie
der Altisten Stefan Kahle und Robert Pohlers.
Neuheiten
Newton Classics
Die 100. Veröffentlichung von Newton
Classics inklusiv aktuellem Katalog
2011-2012
Sofia Gubaidulina
Sämtliche Streichquartette
Stamic Quartet
SUPRAPHON • SU 4078
J.S.Bach, Debussy, SaintSaëns, W.A.Mozart, Wagner,
RAchmaninoff,
Tschaikowsky, Ravel
Transcriptions
Grau Schumacher Piano Duo
NEOS • NEOS 20903
Arthur Rubinstein
SergeI Rachmaninoff
Klavierkonzert Nr.4 op. 70 / Nr.3 op. 30
Joseph Moog / Nicholas Milton
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
ONYX • Onyx 4089
Andrea Gabrieli
Missa Dominicalis
Ivan Florjanc / PierpaoloTuretta
NEWTON CLASSICS • NC 8802100
HYPERION CD OF THE MONTH
Henry Butler
The Division Violist
Roberto Gini / Maarco Angilella
Sara Dieci /Elena Spotti
ETCETERA • KTC 1906
Max Reger
The Romantic Violin Concerto
Vol.11
Becker-Bender/Zagrosek/
Konzerthausorchester Berlin
HYPERION • CDA 67892
Glasunow/Strawinsky/
Tschaikowsky/Scriabin/
Schnittke
Thème russe
Kuss Quartett
ONYX • Onyx 4090
Brilliante Werke des deutschfranzösischen Pianisten und
Komponisten in Ersteinspielung
SONDERANGEBOT
2 CDs
1
FÜR
Louis Spohr
Sinfonien Nr. 7 & 9
Howard Shelley / Orchestra della
Svizzera Italiana
HYPERION • CDA 67939
J.S. Bach
Johannespassion
BWV 245
Veldhoven
Netherlands
Bach Society
CHANNEL CLASSICS
CCS 31309 • 2CDs
Friedrich Kalkbrenner
limitierter Sonderpreis
The Romantic Piano Concerto Vol. 56
Klavierkonzerte Nr. 2 op. 85 & Nr. 3 op. 107
Howard Shelley / Tasmanian Symphony Orchestra
HYPERION • CDA 67843
zum Sonderpreis
J.S. Bach
Matthäus-Passion BWV 244
Veldhoven / Netherlands Bach Society
CHANNEL CLASSICS • CCS 32511 • 3CDs
Codaex DEUTSCHLAND
Landsberger Strasse 492, 81241 München
+49 (0) 89 82 00 02 34
http://blog.codaex.de
www.facebook.com/codaex.deutschland
J.S. Bach
Cantatas BWV 54 & 170/Concerto
BWV 1060/...
Jeanne Lamon / Tafelmusik
ANALEKTA • AN 29878
Robert Schumann
Wolfgang Amadeus
Mozart
Klavierkonzerte
Sophie Pacini / R. Szulc
Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
ONYX • Onyx 4088
Antonio Vivaldi
The Return of the Angels
Matthias Maute / Ensemble
Caprice
ANALEKTA • AN 29995
CLASS a k t u e l l
Schlag auf Schlag
Stefan Irmer präsentiert das Klavierwerk von Massenet
S
tefan Irmer hat ein Faible für die französische Klaviermusik. Nach seiner umfangreichen Gesamtsicht des in Paris
entstandenen „sündigen“ Alterswerks von
Rossini und einer kürzlich veröffentlichten Einspielung der 13 Nocturnes von Gabriel Fauré
folgt jetzt eine weitere prallvolle Gesamteinspielung der eher unbekannten Klavierwerke
von Jules Massenet. Pünktlich zum 100. Todestag des Komponisten.
Er wurde einer der wichtigsten französischen
Musikdramatiker, allerdings erhielt Massenet noch
während seines Studiums am Conservatoire einen
ersten Preis im Fach Klavier, war Preisträger des
Prix de Rome, lernte daraufhin 1864 über Liszt
seine Schülerin und spätere Ehefrau kennen –
und verdiente sein Auskommen als Paukist…
Die Klavierwerke entstanden quasi nebenbei
im Zeitraum von 40 Jahren – keine Frage, dass
er sich schon in seiner 1861 entstandenen ersten
„Grande Fantaisie“ nach einem Thema aus
Meyerbeers „Pardon de Ploërmel“ der hochvirtuosen Klangwelt der Opernszene nähert. In den
10 Genrestücken op. 10 blitzt das Zeitalter des
französischen Barock und des Rokoko auf, teils
humorvoll karikierend, teils im Stil der typischen
Genrestücke des 19. Jahrhunderts. Sein „Le roman
d’Arlequin“ ist eine einfach gehaltene, aber
charmant vorgetragene Pantomime für Kinder.
Und in „Un Momento musicale“ von 1897 erweist
er sich als Meister der klanglichen Suggestion.
Stefan Irmer weiß die vielfältigen Klangschattierungen des Steinway Konzertflügels punktgenau zu dosieren. Seine wie selbstverständliche
Virtuosität ist nie Selbstzweck.
Man höre nur mal, wie er in
„Papillons noirs“ und „Papillons blancs“ (1907) die üppig
schillernden Flügelschläge
der Schmetterlinge in Farbe,
Gestalt und Bewegung auflöst.
Thomas Trappmann
Jules Massenet
Jules Massenet
Sämtliche Klavierwerke
Stefan Irmer, Klavier
MDG 618 1729-2
Aktuelle Einspielungen:
Gabriel Fauré
Sämtliche Nocturnes
MDG 618 1626-2
Sigismund Thalberg
12 Etudes op. 26
Fantasie op. 33 und op. 40
MDG 618 1551-2
S T E F A N I R M E R : „Es ist für mich als Pianist immer wieder sehr anregend,
abseits der breiten Repertoirepfade Neues aufzuspüren. Rossinis musikalische
Morgenhygiene, Thalbergs Virtuosenzauber oder jetzt die überhaupt erste Darstellung von Massenets Klavierwerk sind absolut spannende Entdeckungen.“
Gioacchino Rossini
„Péchés de Vieillesse“
Volume 1: MDG 618 0654-2
Volume 2: MDG 618 0918-2
Volume 3: MDG 618 1108-2
Volume 4: MDG 618 1260-2
Volume 5: MDG 618 1353-2
Volume 6: MDG 618 1386-2
Volume 7: MDG 618 1426-2
Volume 8: MDG 618 1448-2
www.stefan-irmer.de
AUSGABE 2012 / 1
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CLASS a k t u e l l
Es geht auf Ostern zu…
Viele Menschen besuchen an den Osterfeiertagen ihre Lieben in Nah und Fern.
Wenn man denen mehr mitbringen will als nur gute Laune und eine Tüte Schokoeier
vom Discounter, bieten sich hochwertige Produkte feiner Schokoladenmanufakturen an:
Erlesene, sorgfältig abgestimmte Kompositionen feiner Zutaten mit zartem Schmelz
in repräsentativer Verpackung. All das bieten unsere Osterempfehlungen auch, haben aber
einen Vorteil: sie halten wesentlich länger und können unbegrenzt genutzt werden!
French Connection
Francois Borne: Fantasie brilliante sur les airs de Carmen (1900);
Robert Muczinski: Sonata op. 29 (1970); Piet Swerts: Klonos (1993);
Louis Mayeur: Grande Fantaisie Brillante sur Carnival de Venise (1869);
Edison Denisov: Sonata (1970); Darius Milhaud: Scaramouche (1937)
Hayrapet Arakelyan, Saxophon; Jang Eun Bae, Klavier
ARS Produktion ARS 38112 (Ab 2. April im Handel)
Eine bewundernswerte Virtuosität voller Lust und Temperament,
mit einer beeindruckenden Ausdruckskraft, die interessierten
Osterhasen sehr lange Löffel machen wird.
Johann Sebastian Bach:
Johannes-Passion, Matthäus-Passion
Schmithüsen, Argenta, Blaze, Mera, Türk,
Sakurada, Urano, Kooij
Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki
Antonio Vivaldi: Giorno e Notte
Blockflötenkonzerte
Conrad Steinmann (Blockflöten),
Ensemble 415 unter der Leitung
Chiara Banchini, Ltg.
BIS-CD-1342
DIVOX CDX-70804-6 (Hybrid-SACD)
Die beiden großen Passionsoratorien Bachs in
exzellenter, die dramatischen Momente
betonender Interpretation, historischer Aufführungspraxis verpflichtet.
Eine historische Interpretation für Liebhaber
schieren Wohlklangs.
Igor Stravinsky: L’Oiseau de feu
und Stravinsky-Bearbeitungen von Werken
anderer Komponisten
Bergen Philharmonie, Andrew Litton
W. A. Mozart
Klarinettenkonzerte
Dieter Klöcker
Prager Kammerorchester
BIS-SACD-1874
MDG 301 0755-2
Der „Feuervogel“ nicht in der späteren veränderten
Orchesterfassung, sondern der originalen Ballettversion von 1909. Stravinskys bravourös bestandene
Feuertaufe als Ballettkomponist!
Ein Juwel der Klarinettenliteratur vom
unvergesslichen Dieter Klöcker.
14
AUSGABE 2012 / 1
Die hier empfohlenen Einspielungen sind das verblüffende Ergebnis einer
Blitzumfrage unter einer repräsentativen Auswahl von Deutschlands Osterhasen.
Über 90% aller befragten Osterhasen* empfahlen diese Titel.
Shakespeare21: Shakespeare-Vertonungen von
Sven Hagvil, Sven-Eric Johanson, Nils Lindberg,
Frank Martin, Jaakko Mäntyjärvi, Fabio Nieder,
Lars Johan Werle, Ralph Vaughan Williams
Kammerchor Hannover, Stephan Doormann
Rondeau Production ROP6056
400 Jahre alte Texte erklingen in Vertonungen des 20. und
21. Jahrhunderts. Die erstmals auf CD eingespielten Werke
zeigen eindringlich die Zeitlosigkeit und ungebrochene
Faszination, die Shakespeares Texten inne wohnen.
Little Amadeus präsentiert Mozart für Kinder
Gateway 829025700227 empf. ab 4 Jahren
Einige der schönsten Melodien Mozarts wechseln sich ab
mit unterhaltsamen kleinen Anekdoten aus dessen Leben.
Erzählt werden sie vom kleinen Amadeus aus der
gleichnamigen TV-Serie. Und als Bonus gibt es das KlippKlapp-Spiel, bei dem die Kinder das soeben Gehörte
gleich anwenden können und Bilder bzw. Werke zuordnen
müssen. Alles in allem eine runde Sache und auf jeden
Fall ein Gewinn für die kleinen Hörer.
Ohimè
Love, passion and mystery in baroque Italy
Capriola Di Gioia
Aeolus AE 10043
Auf ihrer Debüt-CD präsentiert Capriola Di Gioia
italienische Vokalmusik für Sopran und Continuo von
bekannten Komponisten wie Monteverdi und
Kapsberger wie auch von unbekannteren Meistern.
Auf Flügeln in die Tiefe – Geschichten vom
Aufwachsen von Mirjam Wiesemann
Hörbuch Wort&Musik (Jugendreihe) ab 12 Jahren
Cybele SACD AB 007 (Hybrid SACD)
Anspruchsvoll und originell: Der besondere Tipp für die
ganze Familie. Ganz alltägliche, wesentlich durch Klänge
geprägte Situationen aus dem Leben von Kindern und
Jugendlichen werden von den Protagonisten lebendig und
packend vorgetragen.
AUSGABE 2012 / 1
15
Joseph Haydn
Streichquartette Vol. 1
Die sieben letzten Worte des
Erlösers am Kreuz
Leipziger Streichquartett
MDG 907 1550-6 (Hybrid SACD)
„… vom Leipziger Streichquartett, das die Stille
zittern, den Atem stocken und doch am Ende
die Erde beben lässt.“
Johann Sebastian Bach:
Messe h-Moll
Sampson, Nicholls, Blaze, Türk, Kooij
Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki
BIS-SACD-1701
Eine Aufnahme, die sehr schnell Kultstatus
erreichte. Suzuki gelingt mit (historisch wohl
korrekter) kleiner Besetzung großvolumiger
Klang und Dramatik.
Hintergrund-Illustration: © Ottilie Gaigl
*Befragt wurden 36 Osterhasen mit über fünfjähriger Diensterfahrung zwischen
Flensburg und Garmisch-Partenkirchen, so Oliver Helwig von More fine Music.
CLASS a k t u e l l
Johannes Brahms
Späte Klaviertrios op. 8 & 101; Variationen
über ein Thema von R. Schumann op. 1
Hyperion-Trio; Ivan Knorr, Klavier
J. S. Bach: Osteroratorien
(Kommt, eilet und laufet /
Lobet Gott in seinen Reichen)
Nonoshita, van Goethem, Kobow, Urano
Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki
J. S. Bach: Goldberg-Variationen
Martin Schmeding an der großen historischen
Gottfried-Silbermann-Orgel (1755)
der Kathedrale Dresden
Ausdruckskraft und Interpretation der beiden Sonaten
machen glauben, dass Brahms dem Hyperion-Trio
diese Werke auf den Leib geschrieben hat. Genauso
ausdrucksstark sind die Variationen von Knorr, die
die Nähe zu Brahms verraten.
BIS-SACD-1561
Spannend wie ein Krimi ist Martin Schmedings
Interpretation der Goldberg-Variationen, gespielt
auf derprachtvollsten und größten Orgel von
Gottfried Silbermann.
Klarinette. Universum
Johannes Brahms: Klarinettensonate f-Moll,
für Klarinette und Orchester bearbeitet von
Luciano Berio; Gustav Holst: The Planets
Reiner Wehle, Klarinette; Philharmonisches Orchester
der Hansestadt Lübeck, Roman Brogli-Sacher
Anton Bruckner: Motetten
Tschechischer Philharmonischer Chor Brünn
Petr Fiala, Leitung
Hintergrund-Illustration: © Ottilie Gaigl
Thorofon CTH 2582
Musicaphon SACD M56912
Behutsame Bearbeitung einer der schönsten
Klarinettensonaten in Kombination mit einem der
populärsten Musikstücke überhaupt.
Wie beim Weihnachtsoratorium handelt es sich um
Parodiewerke, in denen Bach auf bereits für
weltliche Zwecke komponierte festliche Musik neue
Texte anpasste.
MDG 922 1422-6 (Hybrid SACD)
Spannungsvoll und ausdrucksvoll wird
gesungen. Es gibt viele Aufnahmen mit den
Bruckner-Motetten, aber diese gehört zu
den führenden Einspielungen.
Cybele SACD 030802 (Hybrid SACD)
Edvard Grieg:
Streichquartett g-Moll op. 27
Johannes Brahms:
Klarinettenquintatt h-Moll op. 115
Jörg Widmann, Klarinette
Hagen Quartett
myrios classics MYR007 (Hybrid-SACD)
Das Hagen Quartett – auch nach 30 Jahren grandios.
Zusammen mit Jörg Widmann ein Dreamteam!
Johannes Brahms: Konzert für Klavier
und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83
Anna Malikova, Klavier
Duisburger Philharmoniker
Jonathan Darlington, Leitung
Pavel Josef Vejvanovsky:
Messe, Motetten, Orchesterwerke
Goetz, Alexandre, Cantieni, Pavlu
DRS Singers, Cappella Musica Antica,
Christoph Cajöri
Acousence Records ACO – CD 21912
Cantate C58046
„Ein traumhaft schönes musikalisches Kleinod."
Ein Querschnitt durch das Schaffen eines der
bedeutendsten böhmischen Komponisten der
Barockzeit in Ersteinspielungen.
16
AUSGABE 2012 / 1
Raritäten. Kammermusikalisch
Marie Luise Neunecker, Horn; Mathias Weber, Klavier
Philharm. Orch. der Hansestadt Lübeck, Roman Brogli-Sacher
J. S. Bach: Johannes Passion, Version 1725
Ruth Holton, Sopran; Bogna Bartosz, Alt
Markus Brutscher, Tenor
Thomas Laske, Bariton; Tom Sol, Bass
Kölner Kammerchor
Collegium Cartusianum; Peter Neumann, Ltg.
Musicaphon SACD M56916
MDG 332 0983-2 2CDs
Die Konzerte des Hornisten Franz Strauss hörend,
versteht man, warum sein Sohn Richard zeitlebens ein Faible
für (Blech-)Blasinstrumente hatte.
Wer sich ernsthaft mit der Werkgenese von Bachs
Johannespassion auseinander setzen will, kann an
dieser Einspielung nicht vorübergehen!
Brahms: Trio für Waldhorn, Violine und Klavier
Es-Dur, op. 40; Ligeti: Trio für Violine, Horn und Klavier;
Koechlin: Quatre petites pièces pour piano, violin et cor
Johannes Dengler, Natur- und Ventilhorn; Münchner Horntrio;
Markus Wolf, Violine; Julian Riem, Klavier
Wolfgang Rihm: Orgelwerke
FARAO classics B 108037
WERGO WER 67512
Die außergewöhnliche und einmalige Einspielung des Brahms-Horntrios
auf Originalinstrumenten, kombiniert mit dem wegweisenden Werk von
Ligeti wird von den impressionistisch-nachdenklichen Klängen von Koechlin
zu einem ausdrucksstarken Plädoyer für diese Formation komplettiert.
Wolfgang Rihm zum 60. Geburtstag im März 2012:
Die Orgelwerke des Meisters – ragend, intensiv!
Dominik Susteck an der Orgel der Kunst-Station
Sankt Peter in Köln. Ein Muss!
Juris Teichmanis: il violoncello cantabile e virtuoso
Martha Mödl (1912-2001) – Das Porträt einer Legende!
F. Alborea: Sonate C-Dur für Violoncello und B.c.
D. Gabrielli: Ricercar Nr. 3 und Nr. 7 für Violoncello solo
A. Vivaldi: Sonate B-Dur für Violoncello und B.c.
G. B. Platti: Ricercata Nr. 1 u. Nr. 4 für Violine u. Violoncello
F. Geminiani: Sonate VI a-Moll für Violoncello und B.c.
D. Gabrielli: Sonate G-Dur für Violoncello und B.c.
Ambitus amb 96 938
Die aufkeimende Bedeutung des Violoncellos als Soloinstrument im ausgehenden 17. Jh. beleuchtet Juris Teichmanis aus verschiedenen Blickwinkeln:
dem Solo-Ricercar, dem Duo und der Basso continuo begleiteten Sonate.
Zum 100. Geburtstag – bisher unveröffentlichte Aufnahmen!
Szenen aus: Wagner: Rienzi, Tristan & Isolde,
Wesendonck-Lieder, Die Walküre, Götterdämmerung;
Strauss: Elektra; Fortner: Bluthochzeit;
Reimann: Melusine; Tschaikowsky: Pique Dame
Profil Edition Günter Hänssler PH12006 (2 CDs)
Richard Strauss: Serenade für Bläser Es-Dur
Franz Strauss: Konzerte 1 und 2 für Horn und Orchester
César Franck: Klavierquintett f-Moll entwickelt zu einer
Sinfonie für Orchester u. Klavier v. Mathias Weber
Bann, Nachtschwärmerei für Orgel
Fantasie für Orgel; Drei Fantasien für Orgel
Sinfoniae I. Messe für Orgel; Contemplatio per
organo; Siebengestalt für Orgel und Tamtam
Dominik Susteck: Orgel
Johann Caspar Kerll: Missae
Solisten, Knabenchor Dresden,
Matthias Jung
Cantate C58031
Noch im späten 18. Jahrhundert wurden
diese Messen bei Breitkopf & Härtel in
Leipzig angeboten, Johann Caspar Kerll
neben Bach und Händel als
„Orpheus der Deutschen“ verehrt.
Franz Liszt: Christus, Oratorium
Solisten
Tschechischer Philharmonischer
Chor Brünn
Beethoven Orchester Bonn
Roman Kofman
MDG 937 1366 (Hybrid-SACDs)
Ohne Zweifel eine Referenzeinspielung!
Die Ausnahmesängerin Martha Mödl wäre am 22. 3. 2012
100 Jahre alt geworden – dies ist der Anlass für eine Anniversary
Edition mit bisher nie veröffentlichten Aufnahmen. Eine Schatztruhe voller „unerhörter“ Highlights und Entdeckungen.
AUSGABE 2012 / 1
17
CLASS a k t u e l l
Durch Raum und Zeit
Die Sinfonie erobert die Welt – Folge 3
Felix Woyrsch
Felix Woyrsch: Symphonie Nr. 1 op. 52
Symphonischer Prolog zu
Dantes „Divinia Commedia“ op. 40
Hamburger Symphoniker
Miguel A. Gómez-Martínez
MDG 329 0588-2
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 4 arr. für
Kammerensemble von Erwin Stein
Christiane Oelze, Sopran
Thomas Christian Ensemble
D
ie Gattung „Sinfonie“ im 20. Jahrhundert
überblickshaft zu betrachten, ist gar nicht
so einfach. „Was – das soll eine Sinfonie
sein?“ würden Mozart oder Haydn wohl mit
skeptischem Blick fragen, wenn sie eine nach 1900
unter dieser Überschrift entstandene Partitur zu
Gesicht bekämen. Die Frage wäre aus Sicht der alten
Meister berechtigt, denn so grundverschieden die
Werke stilistisch auch sein mögen, eines haben sie
(fast) alle gemeinsam: die formale Anlage, wie sie
von der Zeit Haydns bis in die Hochromantik hinein
verbindlich vorgegeben war, löst sich zusehends auf.
Wenn man mal davon absieht, dass auch im 20. Jahrhundert eine Sinfonie noch (meist) aus vier Sätzen
besteht. Wie auch in allen anderen Bereichen der
Musik findet eine zunehmende Verästelung in verschiedene Strömungen statt. Wenn Arnold Schönberg
in den 1920er Jahren noch davon ausging, dass die
von ihm maßgeblich entwickelte zwölftönige Kompositionsweise die neue und verbindliche Richtschnur
sein werde, muss man heute rückblickend sagen: der
hat sich getäuscht. Von Neoromantik über neue Einfachheit, von Serialität über Postserialität bis zum
Experimentieren mit elektronischen Klängen ist alles
möglich und erlaubt. Die Form wird dabei immer
unwichtiger (lediglich die Viersätzigkeit scheint sich
hartnäckig zu halten) und tritt zugunsten der Suche
nach neuen Klangerlebnissen in den Hintergrund.
Diese Situation macht es schwierig, ja fast unmöglich,
eine Gesamtschau zu geben. Natürlich gibt es Entwicklungslinien, bauen wie eh und je Schüler auf dem
Werk der Lehrer auf, greifen Komponisten auf Vorbilder vergangener Zeiten zurück – aber dies doch mehr
oder minder individuell. Daher wird unsere Reise
durch die Sinfonik des 20. Jahrhunderts, die in diesem Rahmen ohnehin nur kleine Informationsschneisen hier und da legen kann, nicht chronologisch oder
thematisch aufeinanderfolgend, sondern durchaus
patchworkartig erfolgen.
Beginnen wir gleich mit einem Spätromantiker:
Felix Woyrsch. Der hatte nicht nur Pech mit seinem
mährischen, schwer auszusprechenden Namen – er
stand mit seinem unbändigen künstlerischen Talent
auch sonst eher auf der Schattenseite des Lebens:
Gerade auf dem Zenit seiner Leistungsfähigkeit –
1934 – musste der städtische Musikdirektor des
großen Altonaer bürgerlichen Musikvereins aus dem
öffentlichen Leben verschwinden. Durch Oratorien
bekannt geworden, festigte Woyrsch um die Jahrhundertwende seinen Ruf als einer der bedeutendsten
Komponisten seiner Zeit.
Woyrschs Musik ist markant, seine Harmonik ist
spätromantisch geweitet, die Formen sind von großer,
brucknerscher Klarheit. Im Zusammenhang mit einer
meisterhaften Satztechnik, hervorragendem Klangsinn
und dem norddeutsch herben Ausdruck wirkt seine
1. Symphonie und der Symphonische Prolog zu Dantes
‚Divina Commedia‘ wie „weitergedachter“ Brahms –
eine Trouvaille für die Hamburger Symphoniker unter
Miguel A. Gómez-Martínez (MDG 329 0588-2).
Einen großen Namen dagegen machte sich sehr
schnell der Kapellmeister und Komponist Gustav
Mahler – nicht zuletzt dank seiner großen, um nicht
zu sagen riesenhaften Sinfonien. Dabei wurden die im
kleinen Kreis auch durchaus kammermusikalisch
musiziert. Wie zum Beispiel die 4. Sinfonie, für Kammerensemble arrangiert von Erwin Stein. Christiane
Oelze, Sopran und das Thomas Christian Ensemble
MDG 603 1320-2
Gustav Mahler (Hermann Behn)
Sinf. Nr. 2 c-Moll „Auferstehungssinfonie“
Christiane Behn, Mathias Weber, Klavier
Daniela Bechly, Sopran; Iris Vermillion, Alt
Harvestehuder Kammerchor, Claus Bantzer
Franz Schmidt
Sinfonie Nr. 4
Intermezzo aus „Notre Dame“
Beethoven Orchester Bonn
Stefan Blunier, Ltg.
Joaquín Turina: Danzas fantásticas op. 22
Sinfonía sevillana op. 23; La oración del
torero op. 34; La procesión del rocío op. 9
Hamburger Symphoniker
Miguel Gómez-Martínez
Musicaphon M 56915
MDG 937 1631-6 (Hybrid-SACD)
MDG 329 0744-2
18
AUSGABE 2012 /1
Joaquín Turina
CLASS a k t u e l l
Gustav Mahler
präsentieren diese Salonmusikfassung aus dem
Jahre 1921, in der die Komposition erst zu
einem echten Werk der Jahrhundertwende wird,
auf MDG 603 1320-2. Die Morbidität der Zeit
kommt hier ungehemmter zum Tragen als im
Original. Stein schuf die Bearbeitung für Arnold
Schönbergs „Verein für musikalische Privataufführungen“. Die Gründung dieses Vereins war
eine Notmaßnahme gegen das ignorante Wiener
Konzertpublikum, mit der Musiker wie Berg,
Zemlinsky, Casella, Eisler oder Stein bewusst
kulturelle Kontrapunkte setzten. Im kleinen Kreis
konnten hier zeitgenössische Kompositionen
vorgestellt und diskutiert werden – nur mussten
sie besetzungstechnisch an die Möglichkeiten
eines Wiener Salons angepasst werden.
Ganz anderen Ursprungs ist die Bearbeitung
von Mahlers 2. Sinfonie, der „Auferstehungssinfonie“, für Sopran, Alt, Chor und zwei Klaviere
durch Hermann Behn. Der gehörte zu Mahlers
engem Hamburger Freundeskreis. Der promovierte Jurist hatte auch Komposition bei Anton
Bruckner in Wien und bei Joseph Rheinberger
in München studiert. Sein kompositorisches
Schaffen umfasst nicht weniger als neun Liederhefte und eine Klaviersonate. In ihm fand Mahler
einen wichtigen Förderer, denn Behn schätzte
die Musik Mahlers und unterstützte ihre Verbreitung – gerade auch mit finanziellen Mitteln –
nach Kräften. So übernahm er, gemeinsam mit
dem Hamburger Industriellen Wilhelm Berkhan,
auch die beträchtlichen Kosten für die Uraufführung der Zweiten Sinfonie am 13. Dezember
1895 in Berlin. Mahler wiederum war von Behns
Kompositionen, insbesondere von seinen Liedern,
sehr angetan. Nachdem Mahler seine Zweite Sinfonie vollendet hatte, übergab er das Manuskript
seinem Freund Behn, denn er wollte es in sicheren Händen wissen. Ohne Mahler darüber zu
informieren, bearbeitete Behn das Werk für
zwei Klaviere. Als Mahler von einer Reise zurückkam und von Behn mit dieser Bearbeitung
überrascht wurde, war er begeistert. Er nannte
sie „vorzüglich“ und spielte die ersten drei Sätze
zusammen mit Behn vierhändig in dessen Haus.
Das Manuskript wurde erst jetzt wieder von Behns
Urgroßnichte, der Pianistin Christiane Behn, ausfindig gemacht, und erlebte am 17.11.2008 im
Kleinen Saal der Laeiszhalle seine Hamburger
Erstaufführung. Auf Musicaphon M56915 erschien ein Mitschnitt dieser Aufführung.
Gibt es eine Verbindung zwischen Gustav
Mahler und Franz Schmidt? Eine äußerliche schon:
beide führte ihr Weg (auch) nach Wien. Franz
Schmidt wuchs als musikalisches „Wunderkind“
in Pressburg auf, dem heutigen Bratislawa und
Hauptstadt der Slowakei. Sein erster Klavierlehrer
Theodor Leschetitzky riet ihm dringend von
einer Musikerkarriere ab: „Wenn einer Schmidt
heißt, soll er nicht Künstler werden.“ Die Schmidts
zogen nach Wien, Franz fand am Konservatorium
der Gesellschaft der Musikfreunde eine adäquate
Ausbildung und eine erste Anstellung als Cellist
am Wiener Hofopernorchester und den Wiener
Philharmonikern. Eine leidvolle Erfahrung veranlasste Franz Schmidt zu seiner vierten und
letzten Sinfonie. Nachdem er bereits seine erste
Frau in einer Nervenheilanstalt dahindämmern
sehen musste, verlor er 1932 auch noch seine
Tochter. Die vierte Sinfonie wurde ihr Requiem.
Vor allem der zweite Satz, ein bewegendes Adagio,
trägt autobiographische Züge: „So stelle ich mir
mein Sterben vor...“ 1939 erlag der Komponist
einem Herzanfall. Der Live-Auftritt des Beethoven
Orchesters Bonn in der Beethovenhalle Bonn
vermittelt viel Atmosphäre und Stefan Blunier
gelingt es den großen romantischen Entwurf der
Sinfonie grandios zu gestalten. Nicht zuletzt dank
der ausgefeilten und detailreichen 2+2+2Mehrkanal-SACD entsteht ein verschwenderischer,
lebendiger Hörgenuss (MDG 937 1631-6).
Weiter führt uns der Weg nach Süden in
eine ganz andere Sphäre. Joaquín Turinas Musik
reflektiert die mitreißende Folklore Spaniens und
findet ihre Fixierung in der vorliegenden Einspielung mit den Hamburger Symphonikern unter
der kompetent-spanischen Stabführung von
Miguel A. Gómez-Martinez (MDG 329 0744-2).
AUSGABE 2012 /1
19
CLASS a k t u e l l
Miguel Gómez-Martínez: Sinfonia del
Descubrimiento; Cinque Canciones
sobre poemas de Alsono Gamo
Marussa Xyni, Sopran; Hamburger
Symphoniker; Miguel Gómez-Martínez
MDG 329 0862-2
Miguel Gómez-Martínez
Nachkriegsklänge. Schweiz
Max Liebermann: Furioso; Richard Strauss:
Metamorphosen; Arthur Honegger: 3. Sinfonie
(Symphonie liturgique)
Philharmonisches Orchester der Hansestadt
Lübeck, Roman Brogli-Sacher
Musicaphon M 56901 (Hybrid-SACD)
Fagott. Orchester
Arthur Honegger: 1. Sinfonie; Raffaele
d‘Alessandro: Konzert für Fagott und Streichorchester, op. 75; Maurice Ravel: Alborada del
Gracioso; Igor Strawinsky: Der Feuervogel
Jakob Meyers, Fagott
Philharmonisches Orchester der Hansestadt
Lübeck, Roman Brogli-Sacher
Turinas La procesión del Rocio und seine Sinfonia
sevillana fängt das bunte Treiben spanischer Volksfeste zwischen Zigeunermusik und andächtiger
Madonnenverehrung ein und gipfelt wie selbstverständlich in der „Marcha Real“, der heutigen spanischen Nationalhymne. Turina macht eine Urlaubsreise
überflüssig.
Auf einer weiteren MDG Produktion (MDG 329
0862-2) ist Miguel Gómez-Martínez nicht nur als
Dirigent, sondern auch als Komponist zu erleben.
Gómez-Martínez gilt als einer der führenden spanischen Komponisten und Dirigenten. In seiner Musik
gehen die große symphonische Tradition und der
ursprüngliche Tonfall spanischer Folklore eine beeindruckende Synthese ein. 500 Jahre Amerika – die Entdeckung des Kontinents durch spanische Seefahrer
war es der Stadt Granada 1992 wert, ein monumentales Auftragswerk zu erteilen: Die Sinfonia del
Descubrimento ist das eindrucksvolle Ergebnis. In
der Tradition der Symphonischen Dichtung gibt der
Komponist seinem Werk sprechende Überschriften:
„In Spanien“ – „Die Reise“ – „Die Entdeckung“, ohne
musikalisch in bloßen klanglichen Deskriptivismus zu
verfallen. Seine Musik, mit dem breiten Pinselstrich
des Symphonikers gezeichnet, erfährt die klangliche
Überhöhung durch die Männerstimmen des NDRChores, die im dritten Satz das von den spanischen
Seefahrern bei der Entdeckung Amerikas intonierte
„Salve Regina“ anstimmen.
Zurück nach Mitteleuropa, in die Schweiz, denn
aus diesem Land kommt einer der bedeutenden Sinfoniker des 20. Jahrhunderts: Arthur Honegger.
Gefördert vom großen Schweizer Mäzen Paul Sacher
schrieb er fünf Sinfonien, die das Philharmonische
Orchester der Hansestadt Lübeck unter der Leitung
von Roman Brogli-Sacher eingespielt hat (Musicaphon
M56901, M56908, M56926, M56931). Seine Sinfonien haben thematische Schwerpunkte. So entstand
mitten im Grauen des zweiten Weltkriegs die 2. Sinfonie, von Paul Sacher am 18.5.1942 in Zürich uraufgeführt. Honegger gelingt es, über drei Sätze eine
Spannung von Resignation und unerwarteter später
Hoffnung aufzubauen, die den Hörer unmittelbar
in den Bann schlägt. Seine vierte Sinfonie „Deliciae
Basiliensis“ ist thematisch als Anklage gegen den
Substanzverlust der Kultur zu verstehen, den er zu
beobachten glaubte.
Aus dem Zentrum Europas an dessen nordöstlichen Rand: nach Finnland. Finnland? Sinfonik?
20. Jahrhundert? Das kann nur heißen: Jean Sibelius.
Die vorletzte Folge der bei BIS erschienenen SibeliusGesamtaufnahme bringt die Werke, für die Sibelius
weltweit vor allem bekannt geworden ist (neben seinen
symphonischen Dichtungen, die bereits auf Folge 2 zu
hören waren und sind): seine sieben Symphonien. Die
gehören unbestritten zu den ganz großen Werken des
20. Jahrhunderts. Es sind Werke, in denen er, anfänglich noch von Spätromantik und finnischer Volksmusik beeinflusst, zu seinem eigenen orchestralen
Stil findet. Dieser Stil zeichnet sich aus durch vorherrschende Transparenz trotz hoher musikalischer
Dichte, herbe Schroffheit, eigenwillige Rhythmik und
Musicaphon M 56908 (Hybrid-SACD)
Sehnsucht. Hoffnung. Weltgeschehen – Lübeck Philharmonic
live Vol. 8: A. Honegger: Sinfonie Nr. 2 f. Streicher u. Trompete ad
libitum; J. Castérède: Concertino für Trompete, Posaune, Streicher,
Klavier und Schlagzeug; R. Strauss: Also sprach Zarathustra, op. 30
Guido Segers, Trompete; Dany Bonvin, Posaune
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck, R. Brogli-Sacher
Musicaphon M 56926 (Hybrid-SACD)
Sacher. Schweiz. Nachhall – C. Halffter: Teinto del primer
tono y batalla imperial para orquesta; O. Schoeck: Nachhall, op. 70;
A. Honegger: Sinfonie Nr. 4 „Deliciae Basiliensis“
Jun Mo Yang, Bariton
Philh. Orchester der Hansestadt Lübeck, Roman Brogli-Sacher
Jean Sibelius:
Sämtliche Werke Vol. 12:
Die sieben Symphonien
Lahti Symphonieorchester
Osmo Vänskä, Jaakko Kuusisto
Musicaphon M56931 (Hybrid-SACD)
BIS-CD-1933
20
AUSGABE 2012 /1
CLASS a k t u e l l
Dimitri Schostakowitsch
melodisches Pathos. Hier werden sie in einer Einspielung durch Osmo Vänskä präsentiert, einem der ausgewiesenen Sibelius-Interpreten unserer Tage. Vänskä
dirigiert das Lahti Symphonieorchester, dessen Chefdirigent er 20 Jahre lang war. Ergänzt wird die Edition
durch Fragmente und Alternativfassungen (ähnlich
wie bei Bruckner sind derer nicht wenige), die einen
faszinierenden Blick in die Werkstatt des Komponisten erlauben (BIS-CD-1933).
Während Sibelius seine kompositorische Tätigkeit
schon dreißig Jahre vor seinem Tod einstellte, schrieb
ein anderer bis an sein Lebensende oft buchstäblich
um dasselbe: Dimitri Schostakowitsch. Das Beethoven
Orchester Bonn hat unter der Leitung von Roman
Kofman auf MDG 937 1200-6 eine Gesamtaufnahme
seiner Sinfonien veröffentlicht. Alle, die am Abend des
12. Mai 1926 die Uraufführung der 1. Symphonie von
Dimitri Schostakowitsch gehört hatten, spürten es: Eine
neue Seite in der Geschichte der symphonischen Musik
war aufgeschlagen. Ein knappes Jahr später studierten
schon alle weltweit führende Dirigenten, ob Bruno
Walter oder Toscanini, die Partituren seiner Symphonien. Der Weg zur bahnbrechenden 10. Symphonie
war geebnet. Spätestens seit seiner 4. Sinfonie setzte
das politische Kesseltreiben ein, das Schostakowitsch
an den Rand der Verzweiflung bringen sollte: Ihre
Entstehung fällt in das Jahr 1936 – das Jahr, als nach
einem böswilligen kritischen Artikel in der Prawda
unter dem Titel »Chaos statt Musik« die öffentliche
Anprangerung der genialen Werke Schostakowitschs
begann, und fortan wurden die Kenner und Liebhaber
der Musik Schostakowitsch zur Schicksalsgemeinschaft. Erst in den letzten Jahrzehnten seines Schaffens
genoss Schostakowitsch als Symphoniker allgemeine
Anerkennung in der ganzen Welt, seine geniale Musik
hatte die härteste Probe – die Zeitprobe – bestanden.
Immer realer, immer deutlicher spürt man heute die
Unerschöpflichkeit seiner musikalischen Sprache.
Und gleich noch zu einem anderen bedeutenden
Russen, nämlich Alfred Schnittke. Die bislang einzige
verfügbare Sammlung aller Symphonien von Alfred
Schnittke ist auf BIS erschienen (BIS-CD-1767). 1987
hatte BIS mit den Aufnahmen im Rahmen der mittlerweile auf 25 CDs angewachsenen Schnittke-Edition
begonnen. Diese Kollektion nun bietet eine hervorragende Gelegenheit, die kompositorische Entwicklung
Schnittkes als Symphoniker nachzuvollziehen, von dem
Jugendwerk, der 0. Symphonie (bis zur Aufnahme
2006 nur ein einziges Mal, 1957, aufgeführt) bis zu
seiner 9. Symphonie, die er schrieb, als er schon von
mehreren Schlaganfällen gezeichnet war. Die Werke
zeigen große Verschiedenheit in Stil und Technik wie
auch bezüglich der zugrunde liegenden Ideen.
Bleiben wir noch ein wenig in Russland, einem
Land mit einem großen Potential einfallsreicher Sinfoniker. Da wäre zum Beispiel Valentin Silvestrov
(geb. 1937). Dessen Sinfonie Nr. 6 hat Roman Kofman
mit dem Beethoven Orchester Bonn aufgenommen
(MDG 937 1478-6). Silvestrov verfolgt seine Ziele als
Komponist stets konsequent. In den sechziger Jahren
war er ein bedeutender Vertreter der Kiewer Avantgarde und fand damit auch im Westen Resonanz. Mitte
der Siebziger befreite er sich von der Avantgarde,
besann sich auf traditionelle Werte – Melodie und
Klangschönheit prägten seinen ganz persönlichen Stil.
„Metamusik“, eine „Musik über der Musik“ nennt
er seine Art ein „klingendes Musikgedächtnis“ zu
schaffen, was dem Zuhörer gestattet die Boten aus der
„ganzen Musik“ wiederzuerkennen… In der 1995
vollendeten 6. Sinfonie fügt Silvestrov liedartige
romantische Motive, impressionistische Klangfelder,
atonale Passagen und modale Tonreihen zueinander.
Ergebnis ist eine bogenartige Dramaturgie in fünf
Sätzen, dargeboten in 50 pausenlosen Minuten. Seine
unverkennbare Besonderheit ist die akustische Nachbildung von Nachhall- und unzähligen Echoeffekten
bis hinein in den Obertonbereich, die dem Zuhörer
eine völlig veränderte Akustik vorgaukeln und dabei
die bekannten (?) Melodiefloskeln aus ihrem originären Zeitraster herauslösen.
Wir springen nun noch einmal zurück an den
Anfang des Jahrhunderts, zu Alexander Scriabin. Weit
spannt sich der Bogen der auf BIS-CD-1669 zusammengefassten Werke, vom Klavierkonzert (1897) bis
zur Tondichtung „Prometheus“, 1909/10 entstanden
und Scriabins letztes vollendetes Werk. Wenn auch die
AUSGABE 2012 /1
21
Dimitri Schostakowitsch
Sämtliche Sinfonien
Beethoven Orchester Bonn
Roman Kofman, Dirigent
MDG 937 1200-6 (11 Hybrid-SACDs)
Alfred Schnittke (1934-1998)
Symphonien Nrn. 0-9
Div. Solisten, Chöre und Orchester; Leif
Segerstam, Eri Klas, Tadaaki Otaka, Okko Kamu,
Neeme Järvi, Lü Jia, Owain Arwel Hughes
BIS-CD-1767
Valentin Silvestrov
Sinfonie Nr. 6
Beethoven Orchester Bonn
Roman Kofman, Ltg.
MDG 937 1478-6 (Hybrid-SACD)
Alexander Scriabin: Orchesterwerke
(3 Sinfonien, Klavierkonzert u.a.)
Roland Pöntinen, Klavier; Royal Stockholm
Philharmonic Orchestra, Leif Segerstam
BIS-CD-1669
CLASS a k t u e l l
Alexander Glasunow
Alexander Glasunow
Sämtliche Symphonien
und einzelne Orchesterstücke
BBC National Orchestra of Wales
Tadaaki Otaka
Zeitspanne also eine kurze ist, so zeigt sie doch die
Entwicklung eines Komponisten vom jungen Künstler,
noch unter dem Einfluss von Chopin und Tschaikowsky,
zu einem der originellsten Komponisten der Musikgeschichte. Und dies perfekt eingefangen von Interpreten,
die ein außergewöhnliches Gespür für die Tonsprache
eines außergewöhnlichen Komponisten zeigen.
Ebenfalls auf BIS erschienen sind die Orchesterwerke von Alexander Glasunow (BIS-CD-1663). „Dieser
Junge wird uns noch alle in den Schatten stellen“, prophezeite Borodin dem erst sechzehnjährigen Glasunow.
Keine dreißig Jahre später galt er den dann Jungen
wie Prokofjew, Strawinsky oder Schostakowitsch
schon wieder als Verkörperung einer verknöcherten,
überholten Tradition. Wie so oft liegt die Wahrheit in
der Mitte, wie die acht Symphonien beweisen, die er
zwischen 1881 und 1906 schrieb.
Ein Komponist, dessen Schaffen auch stark autobiographisch geprägt ist (wie bei Schostakowitsch),
ist der Pole Mieczyslaw Weinberg (1919-1996). Auf
NEOS 11125 entstand eine Einspielung seiner 6. Sinfonie und der Sinfonietta Nr. 1, auf NEOS 11126 die
Sinfonie Nr. 17 „Memory“. Weinberg fühlte sich zum
Komponieren gezwungen, um damit sein Überleben
vom Holocaust, als Einziger seiner Familie, zu rechtfertigen. Die dadurch entstandenen großartigen symphonischen und kammermusikalischen Werke sind
voller Melancholie und Trotz.
Allan Pettersson (1911-1980) war eine sehr eigene,
eigenwillige Stimme nicht nur innerhalb der schwedischen, sondern der gesamten europäischen Musik des
20. Jahrhunderts. Er begann als Kind armer Eltern mit
einer von seinem Bruder gebastelten Fidel, wurde
1939 in die königliche Stockholmer Philharmonie als
Bratscher aufgenommen – und fing zu dieser Zeit an,
zu komponieren. Ab Ende der 1940er Jahre konzentrierte er sich dann ganz auf die Komposition; es entstand ab 1951 seine „Symphonie Nr. 1“, die er eigentlich nie vollendete. Lindberg stellte aus dem Material
eine spielbare Version zusammen, und in dieser
Form hatte das Werk im Mai 2010 Premiere. Erst die
2. Symphonie wurde von Pettersson selbst vollendet.
Als Einblick in die Werkstatt gibt es auf der Veröffentlichung beim Label BIS einen einstündigen Film von
David Lindberg über Petterssons erste Symphonie und
die Vorbereitung der spielfähigen Fassung auf DVD.
Die beiden letzten Sinfonien Bohuslav Martinu° s,
entstanden im amerikanischen Exil, haben Jiří
Bělohlávek und das tschechische Philharmonische
Orchester aufgenommen (Supraphon SU 4007-2). Die
5. ist eine durchaus politische Sinfonie und reflektiert
Martinu° s Zweifel an der politischen Entwicklung in
seinem Heimatland. Von 1951 bis 1953 komponierte
er dann seine 6. Sinfonie für seinen Freund Charles
Munch, den Chefdirigenten der Boston Symphony,
und nannte das farbenreich orchestrierte Werk bezeichnend „Symphonic Fantasies“ – er kehrt hier zu
den spätromantischen Wurzeln zurück.
Machen wir noch einen kleinen Ausflug nach England. Das BBC Scottish Symphony Orchestra hat unter
der Leitung von Martyn Brabbins William Waltons zwei
Sinfonien eingespielt (CDA 67794). Drei Jahre hat
Walton an der dramatischen 1. Sinfonie gearbeitet; sie
spiegelt sein turbulentes Privatleben wider. Seit ihrer
Uraufführung 1934 in London erfreut sie sich andauernder Beliebtheit. Die 2. Sinfonie, 1960 uraufgeführt, ist
ein Meisterwerk, das aus seiner Zeit gefallen zu sein
scheint. Erst allmählich hat sie sich vom Schatten
ihres übermächtigen Vorgängers emanzipiert.
Wenn einem solchen Rundgang durch die Sinfonik des 20. Jahrhunderts zu Recht ein Vorwurf zu
machen ist, dann ist es der der absoluten Unvollständigkeit. Aber vielleicht hat er Ihnen Appetit gemacht
auf die überaus spannenden kompositorischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte? Dann hätte
er durchaus sein Ziel erreicht. Mehr geht in diesem
kleinen Rahmen nicht…
A. Rainer
BIS-CD-1663
Mieczyslaw Weinberg: Weinberg Edition
Vol. 1; Symphony No. 6 & Sinfonietta No. 1
Wiener Sängerknaben; Wiener Symphoniker
Vladimir Fedoseyev, Ltg.; Symphonieorchester
Vorarlberg; Gérard Korsten, Dirigent
Mieczyslaw Weinberg
Weinberg Edition Vol. 2
Symphony No. 17 „Memory“
Wiener Symphoniker
Vladimir Fedoseyev, Ltg.
NEOS 11125 (Hybrid-SACD)
NEOS 11126 (Hybrid-SACD)
22
Bohuslav Martinu°
Symphonies Nos 5 & 6
Czech Philharmonic Orchestra
Jiří Bělohlávek, Ltg.
Supraphon SU 4007-2
William Walton
Symphony No 1 in B flat minor
Symphony No 2
BBC Scottish Symphony Orchestra
Martyn Brabbins, Ltg.
Hyperion CDA 67794
AUSGABE 2012 /1
CLASS a k t u e l l
Im Blickpunkt
Tasteninstrumente
Krzysztof Meyer (*1943)
Klavierwerke:
Sämtliche Klaviersonaten
Aphorismen
Quasi una fantasia
Christian Seibert
EDA 36
Meyer begann selbst als Pianist,
bevor er sich ganz aufs Komponieren
verlegte. Von 1966 bis 1987 unterrichtete er Musiktheorie an der Musikhochschule in Krakau und war dort von
1972 bis 1975 Dekan des Instituts. Von
1987 bis 2008 hatte er eine Professur
an der Musikhochschule in Köln inne,
aus der eine ganze Reihe erfolgreicher
Komponisten aus Europa, Nord- und
Südamerika hervorgegangen ist. Von
1985 bis 1989 war Meyer Vorsitzender
des Polnischen Komponistenverbandes
und Mitorganisator des Festivals „Warschauer Herbst“. Der Preisträger zahlreicher Wettbewerbe ist Mitglied der
Akademie der Künste in Mannheim.
Pianistisch
komponiert
1991/1992 war er Composer in
Residence bei der Kölner Philharmonie,
1996 entsprechend in Seattle. Meyers
1. Sinfonie gehörte zu den drei zeitgenössischen Pflichtstücken beim Internationalen Dirigentenwettbewerb 1971
in Monaco. Die Einspielung dieser
Doppel-CD entstand in unmittelbarem
Kontakt von Interpret und Komponist.
Antonín Dvořák:
Klavierquintett A-Dur op. 81 (1887)
Johannes Brahms:
Klavierquintett f-Moll op. 34 (1865)
Nomos-Quartett
Sivan Silver
Gil Garburg
Coviello Classics COV 51203
„Diese Musik erhebt meinen Geist“ –
Sivan Silver ist nicht allein mit ihrer
Begeisterung für Antonín Dvořák.
Berühmt geworden ist das Wort von
Johannes Brahms über seinen Kollegen
und dessen unerschöpfliche Phantasie:
„Ich möchte vor Neid aus der Haut
fahren über das, was diesem Menschen
so ganz nebenbei einfällt“. Sivan Silver
und Gil Garburg bieten auf ihrer neuen
CD gemeinsam mit dem Nomos Quartett
den reizvollen direkten Vergleich zwischen den musikalischen Antipoden:
hier der grüblerische Brahms, der sich
seine durchdacht konstruierten Werke
mühevoll abringen musste; da das Naturtalent Dvořák, dem die eingängigen Melodien nur so zuflogen. Gerade in den
Klavierquintetten, einer nicht sehr häufig
vertretenen Gattung, sind diese unterschiedlichen Charaktere – die die beiden
Komponisten übrigens nicht an einer
jahrzehntelangen persönlichen Freundschaft hinderten – eindeutig zu hören.
Hell und Dunkel
im Quintett
Gleichzeitig verdeutlichen sie, dass
die Pauschalurteile eben nicht die ganze
Wahrheit sind: natürlich gibt es auch bei
Brahms heitere Momente, ebenso wie
Dvořák in seiner Musik auch in Abgründe
blicken lässt. Die Pianisten, die üblicherweise als Duo auftreten, können hier ihr
ganzes Ausdrucksspektrum ausnahmsweise getrennt mit je einem der Werke
präsentieren – das Nomos Quartett tut
das in beiden und harmoniert mit beiden Solisten gleichermaßen perfekt.
Antonio Soler (1729-1783)
Cembalosonaten,
darunter Nr. 61 C-Dur
Anna-Maaria Oramo, Cembalo
Josef Matthias Hauer
Etüden op. 22
Steffen Schleiermacher, Klavier
MDG 613 1640-2
Alba ABCD328
Soler, Sohn eines Militärkapellmeisters, studierte Orgel und Cembalo,
Komposition und Musiktheorie an der
Klosterschule von Montserrat. Mit 23 Jahren trat er in einen Orden an El Escorial
ein, wurde dort mit 28 Jahren maestro
di capella. Die königliche Familie residierte regelmäßig im Kloster, und Soler
wurde so auch zum Musiklehrer der
königlichen Kinder. Insbesondere zum
Infanten Gabriel de Bourbon entwickelte
sich ein freundschaftliches Verhältnis;
die meisten der 120 Sonaten Solers sind
als Unterrichtsmaterial für den musikalisch hochbegabten Prinzen geschrieben.
Thronfolgers
Lieblingsmusik
Stilistisch ist der Einfluss Domenico
Scarlattis unverkennbar, der ebenfalls
für den spanischen Hof als Cembalist
tätig war (und seinerseits offenbar von
Soler beeinflusst wurde). Auch hinsichtlich der spieltechnischen Anforderungen stehen die Werke Solers denen
Scarlattis in nichts nach. Die Sonaten
sind meist kurz, zwei- bis viersätzig.
Sonate Nr. 61 in C ist eine Ausnahme mit
einer Spieldauer von gut 10 Minuten.
Solers späte Werke, die dann schon
nicht mehr für das Cembalo, sondern
den neumodischen Hammerflügel gedacht sind, weisen schon deutlich frühklassizistische Züge auf.
AUSGABE 2012 /1
23
Die Etüden „opus 22 werden hoffentlich von den Klavierspielern genehmigt
werden. Zwei Hände und ein guter Anschlag genügen, um die jubelnden
Klangorgien zum Ausdruck zu bringen.
Ich meine, sie können sich auch im
Konzertsaal hören lassen.“ Es sind weniger Finger- als vielmehr Kompositionsstudien, mit denen Josef Hauer die
von ihm erfundene Zwölftontechnik
hier auf den Prüfstand legt – allerdings
finden seine Werke heute so gut wie nie
mehr den Weg auf die Konzertbühnen,
so dass Steffen Schleiermacher wieder
mal mit einer veritablen Ersteinspielung
punkten kann.
Das Einzig Wahre
Was noch mehr erstaunt ist die
Widmung gerade an Arnold Schönberg,
mit dem er doch so erbittert um die
Erfindung stritt. Der Zwist mit dem
ungleich populäreren Schönberg sollte
in dem Stempel kulminieren, den Hauer
ab 1937 unter alle seine Werke setzte:
„Der geistige Urheber und immer noch
einzige Kenner der Zwölftonmusik“.
Dabei haben aus heutiger Sicht beide
Systeme nichts miteinander zu tun,
Schönberg – in der direkten Folge der
Hochromantik – sucht Abwechslung
und Expressivität in einer absoluten
Gleichberechtigung der 12 Töne ohne
jeden tonalen Aspekt – und wie tonal,
entspannt und unangestrengt wirkt
Hauers Musik doch über weite Strecken
und lässt den Hörer doch ohne jedes
Bezugssystem, nur der Kraft der Intervalle vertrauend. Dass Hauer in keiner
der Etüden Hinweise auf Tempovorstellungen, Dynamik, Phrasierung oder
Artikulation gibt, ist dabei nur logisch
und eine besondere Herausforderung an
die Intuition des Spielers.
CLASS a k t u e l l
Im Blickpunkt
Konzert
Orchester
W. A. Mozart
Klavierkonzert F-Dur KV 413
Klavierkonzert A-Dur KV 414
Klavierkonzert C-Dur KV 415
Andrea Bacchetti, Klavier
Orchestra di Padova e del Veneto,
Carlo Goldstein
W. A. Mozart
Klavierkonzerte Vol. 8
Konzert Nr. 24 KV 491 c-Moll
Konzert Nr. 25 KV 503 C-Dur
Christian Zacharias, Klavier u. Leitung
Orchestre de Chambre de Lausanne
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 1 in c-Moll
(1. Fassung 1868)
sinfonieorchester Aachen
Marcus Bosch
Jean Sibelius (1865-1957)
Symphonie Nr. 2 D-Dur, op. 43
Symphonie Nr. 5 Es-Dur, op. 82
Minnesota Orchestra,
Osmo Vänskä
Coviello Classics COV 31115
BIS-SACD-1986
MDG 940 1737-6 (Hybrid-SACD)
Dynamic CDS713
Beide Konzerte dieser Folge stammen
aus dem Jahre 1786, KV 491 in c-Moll
entstand in großer Eile während der
Arbeit an der Oper Figaro am 24. März –
KV 503 in C-Dur folgte am 4. Dezember
während der Arbeit an der Prager Sinfonie. Christian Zacharias und sein Kammerorchester Lausanne lassen sich wesentlich mehr Zeit. Zum Glück, denn
diese Gesamteinspielung verspricht schon
jetzt einen der vordersten Ränge in der
internationalen Bestenliste einzunehmen,
gelingt es doch Zacharias immer wieder
mühelos, seine unnachahmliche Anschlags- und Klangkultur perfekt aufs
Orchester zu übertragen.
Die Uraufführung des mit Bläserpartien üppig ausgestatteten c-Moll Konzertes
war überaus erfolgreich, dabei müssen
die Hörer doch überrascht worden sein
von dem derart symphonisch verwobenen
Ineinander von Solist und Orchester und
dem leidenschaftlichen Tonfall, mit dem
sich das Stück weit von den gewohnten
Traditionen entfernt. In KV 503 überwiegt
wieder der virtuose Ansatz, wenngleich
Mozart auch hier bravourös die stimmlichen Verflechtungen gestaltet und mit
höchst überraschenden harmonischen
und klanglichen Nuancen aufwartet.
Fast am Ende des Weges wenden sie
sich dem Anfang zu – Marcus Bosch und
das sinfonieorchster Aachen vervollständigen ihren international hoch gelobten
Bruckner-Zyklus mit der ersten Sinfonie, der Initialzündung für einen eigenen sinfonischen Kosmos – wenn man
die annullierte f-Moll-Sinfonie (nach
Bruckners Worten eine „Schularbeit“)
aus dem Jahre 1863 außer Acht lässt.
Die so genannte „Nullte“, die Bosch
ebenfalls noch aufnehmen will, entstand
erst nach der Ersten. Bruckner war
schon über 40, als er mit diesem Werk
begann. Zu diesem Zeitpunkt war er als
Organist und Kirchenkomponist bekannt; als Sinfoniker aber brauchte er
einen langen Atem: Das 1868 vollendete
„gültige“ Erstlingswerk dieser Gattung
wurde zunächst kaum beachtet und fand
erst 22 Jahre später in überarbeiteter
Form Resonanz.
Aufführungen und Einspielungen von
Werken seines großen Landsmannes
Jean Sibelius waren es, die dem finnischen Dirigenten Osmo Vänskä zu Beginn seiner Dirigentenkarriere schnell
internationale Aufmerksamkeit bescherten. Dabei begann Vänskä seine musikalische Laufbahn nicht als Dirigent,
sondern als Klarinettist. Nach dem Studium an der Sibelius-Akademie Helsinki
und in Berlin bei Karl Leister war er
zunächst 1. Klarinettist im Philharmonischen Orchester Turku (1971-1977)
bzw. 1977- 1982 stellvertretender 1. Klarinettist der Helsinki Philharmonie. Das
Dirigierexamen an der Sibelius-Akademie legte er 1979 bei Jorma Panula
ab. 1982 gewann Vänskä den Dirigentenwettbewerb in Besançon. Anfang
der 1990er Jahre nahm er mit dem
Lahti Symphonieorchester, dessen Chefdirigent er damals war, diverse Tondichtungen und die sieben Symphonien
für BIS auf. Die Einspielungen wurden
umgehend zu Referenzen für einen
neuen interpretatorischen Zugang zum
Werk des Finnen.
Mozart komponierte diese drei
Konzerte zwischen Sommer 1782 und
Januar 1783 zum eigenen Gebrauch,
seine in der Saison 82/83 anstehenden
Konzerte in Wien im Blick. Die wurden
ein voller Erfolg für ihn als Komponisten wie als Pianisten. Wie er seinem
Vater am 28.12.1782 schrieb, ging es
ihm darum, genau den schmalen Grat
zu treffen zwischen „zu schwierig“ und
„zu leicht“. Fröhlich sollten die Konzerte sein, natürlich in der Melodik,
aber nicht flach, mit Passagen, an denen
sich die „Kenner“ ergötzen können –
die aber so verpackt, dass auch nicht
vorgebildete Hörer ihren Spaß haben
(vielleicht ohne zu wissen, warum).
Elegante Balance
Und genau dieser Balanceakt macht
diese drei Konzerte zu einigen der erfolgreichsten Werke aus jenen frühen
Wiener Tagen. Hier mit der entsprechenden Leichtigkeit und Eleganz von Andrea
Bacchetti vorgetragen. Im Jahre 1977 geboren, erhielt Bacchetti noch ganz jung
Ratschläge von Künstlern wie Karajan,
Magaloff, Berio und Horszowski. Schon
als Elfjähriger debütierte er mit I Solisti
Veneti unter der Leitung von Claudio
Scimone. Seither tritt er immer wieder
erfolgreich bei den internationalen Festivals auf. 2012 wird Bacchetti als Gast
des Sapporo-Festivals eine Tournee
nach Japan unternehmen und mit der
Russischen Kammerphilharmonie eine
Tournee durch Belgien folgen lassen.
Klangspiel
Auch klanglich wartet diese Veröffentlichung mit einer Besonderheit auf:
KV 503 gehörte zu den ersten Aufnahmen, die MDG und Zacharias im noch
nicht restaurierten Metropole Lausanne
machten und als DVD-Audio veröffentlichten – es erscheint nun in dieser
Reihe erstmals (in einer neuen Mischung)
als SACD und erlaubt einen faszinierenden musikalischen und audiophilen
Klangvergleich.
24
Zyklus mit Erstling
fast vollendet
Heute steht meist wieder die Urfassung auf den Spielplänen der großen
Orchester. Hier kommt der eigene Charakter der Ersten unverfälscht zur Geltung: Weniger religiöses Pathos, dafür
mehr rhythmische Energie und Erfindungsreichtum als in den späteren Werken ergeben einen Bruckner, der unverkennbar Bruckner ist, aber mit unerwarteter Spritzigkeit überrascht. Das
kommt dem zupackenden Stil und dem
durchsichtigen Klangbild entgegen, für
das Marcus Bosch berühmt geworden
ist. Unter seiner Leitung bewältigen die
Aachener auch diesen Akt des großen
Zyklus bravourös.
AUSGABE 2012 /1
Mit Abstand
betrachtet
Aus dem zeitlichen Abstand heraus
und in seiner neuen Partnerschaft mit
dem Minnesota Orchestra, dessen Chefdirigent er seit 2003 ist und mit dem er
bereits einen vielbeachteten BeethovenZyklus einspielte, ist es für Vänskä nun
an der Zeit für eine Neuaufnahme der
Symphonien.
CLASS a k t u e l l
New for Fifty Years
Igor Strawinsky (1882-1971)
L‘Oiseau de Feu (Der Feuervogel)
Greeting Prelude (1955)
+ Strawinskys Orchestrierungen u.
Arrangements von Tschaikowsky:
Pas de deux
Jean Sibelius: Canzonetta
Frédéric Chopin: Nocturne As-Dur;
Grande Valse Brillante
Bergen Philharmonic Orchestra,
Andrew Litton
Im Auftrag von Paul Sacher
Béla Bartók: Divertimento für
Streichorchester
Sándor Veress: Konzert für
Klavier, Streicher und Schlagzeug
Henri Dutilleux: Mystère de
l‘instant für Streicher, Cymbalom
und Schlagzeug
Dénes Várjon, Klavier
Orchestre de Chambre de Lausanne,
Heinz Holliger
BIS-SACD-1874
Claves CLA50-1113
„Der Feuervogel“ war Strawinskys
erstes abendfüllendes Ballett – aber
nicht die erste Zusammenarbeit mit
Diaghilev und seinem „Ballets Russes“.
Schon 1909, ein Jahr vor der triumphalen Premiere des „Feuervogel“,
hatte der charismatische Impresario
Strawinsky beauftragt, zwei Klavierkompositionen Chopins für ein Ballettprojekt zu orchestrieren. Vom Ergebnis überzeugt, durfte Strawinsky
dann die Musik für Diaghilevs nächstes großes Projekt schreiben – es
entstand der „Feuervogel“. Litton
hat sich entschieden, nicht eine der
späteren zwei Orchestersuiten einzuspielen, sondern die originale
Ballettpartitur.
Kaum jemand hat die Musik der
Moderne so sehr beeinflusst und geprägt wie Paul Sacher, der nicht nur
großzügiger Förderer neuer Musik
war, sondern auch selbst als Dirigent
hervortrat. Heinz Holliger suchte
für diese Aufnahme Werke aus (entstanden zwischen 1939 und 1989),
deren Komponisten ihm aus ganz
unterschiedlichen Gründen sehr nahe
sind, wie er sagt, und weil so viel
Gemeinsames durch diese drei Kompositionen geistert. Das liegt zum
einen an der Besetzung des von
Sacher gegründeten Basler Kammerorchesters, aber auch an Vorgaben
Paul Sachers, der alle drei Kompositionen in Auftrag gegeben hatte:
er wollte etwas Schlagzeug dabei
haben und nicht allzu viele Streicher.
Feuervogel
als Feuertaufe
Und so kommen wir Hörer in den
Genuss der geradezu unglaublichen
Orchesterfarben (Igor Strawinsky
selbst sprach später von einer „verschwenderisch umfangreichen“ Orchestrierung), die nur teilweise in
den Orchestersuiten nachzuvollziehen
sind. Besonders eindrucksvoll natürlich in der SACD-Mehrkanalversion.
Großzügig
gefördert
Ganz deutlich wird der SacherBezug in „Mystère de l‘instant“ von
Dutilleux. Vieles in seinem Werk
ist von Bartóks „Musik für Saiteninstrumente“ beeinflusst, Sachers
berühmtester und bedeutendster
Auftragskomposition.
Neu seit fünfzig Jahren
Warum noch platzraubende Schallplatten oder
CDs sammeln, wo sich dank Digitaltechnologie
die gesamte Musikgeschichte bequem überallhin mitnehmen und jederzeit abrufen lässt?
Doch gerade die Unmenge an Musik macht ein
Speziallabel für neue Musik heute nötiger denn
je. Entscheidend ist die sorgfältige Selektion
und Edition von Qualität, die Auswahl von
Komponisten, Werken, Interpreten, Einspielungen, Aufnahmetechnik und Einführungstexten
mit fundierten Analysen und erhellenden
Hintergrundinformationen, die ein Gesamtschaffen oder Einzelwerk sinnvoll kontextualisieren und Zugänge öffnen.
Seit fünfzig Jahren folgt WERGO dem Motto
„Klasse statt Masse“. Das hat die Marke (mit
dem Namenskürzel ihres Gründers WERner
GOldschmidt) zu einem weltweiten Gütesigel
neuer Musik gemacht. Die erste Langspielplatte
WER 60001 erschien 1962 mit einer Aufnahme
von Arnold Schönbergs „Pierrot lunaire“ in
einer Einspielung unter Leitung von Pierre
Boulez. Kaum zwanzig Jahre nach Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg war dies
eine programmatische Ansage. Die vordem
verfemte Moderne von Schönberg, Strawinsky,
Bartók und Hindemith sollte wieder zugänglich und zugleich die jüngste Komponistengeneration erstmals einem breiteren Publikum
jenseits spezieller Avantgardefestivals, Konzertund Rundfunkreihen bekannt gemacht werden.
Inzwischen ist die Zahl der Veröffentlichungen
auf rund 600 CDs angewachsen.
Große Bedeutung hatten von Anfang an Ersteinspielungen herausragender Werke der jüngsten Musikgeschichte von Hartmann, Zimmermann, Cage, Nancarrow, Boulez, Nono, Stockhausen, Ligeti, Henze, Kagel, Schnebel, Riley,
Reich und vielen anderen, die oft mit Preisen
ausgezeichnet wurden. Als eines der ältesten
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WERGO – seit 1970 Teil von Schott Music mit
weiteren spezialisierten Editionsreihen für Akustische Kunst, Naturklänge, Computer- und
Weltmusik – im Dickicht der zahllosen Untersparten wie ein Kompass. Die hier veröffentlichten Referenzwerke bieten nicht nur ein
„Who is Who” der neuen Musik von Adorno
bis Zimmermann, sondern leisten auch einen
wichtigen Beitrag zur Herausbildung eines zeitgenössischen Repertoires. Da sich dieses ständig erweitert, bleibt auch in Zukunft viel zu tun.
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Deutschland: note 1 music gmbh, 06221/720351,
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AUSGABE 2012 /1
25
CLASS a k t u e l l
Im Blickpunkt
Kammermusik
Johannes Brahms
Sonaten für Klavier und Violoncello
op. 38 und op. 99
Laura Buruiana, Violoncello
Matei Varga, Klavier
Jean Françaix
Oktett, Klarinetten-Quintett
Divertissement
Charis Ensemble
MDG 308 0300-2
Coviello Classics COV 51204
Johannes Brahms nennt sie ihre
„erste musikalische Liebe“ – und da
war es nur konsequent für die rumänische Cellistin Laura Buruiana, sich der
Herausforderung zu stellen und seine
beiden Sonaten aufzunehmen. „Ich wollte sie so spielen, als ob sie gerade für
mich geschrieben und noch nie aufgenommen worden wären“, meint sie, und
das hört man der Neueinspielung auch
an. Auch im Leben ihres Klavierpartners
Matei Varga spielt Brahms eine ganz
besondere Rolle: „Für mich sind zwei
der wichtigsten Eigenschaften eines
Menschen Großzügigkeit und Wärme.
Großzügigkeit und
Wärme in Tönen
Natürlich suche ich auch in der
Musik danach. Und ich denke ehrlich,
es gibt keinen anderen Komponisten,
der diese beiden entscheidenden Dinge
besser verkörpert.“ Es lohnt sich, die
oft gespielten Sonaten aus der Sicht
dieser beiden Überzeugungstäter neu zu
erleben: ihr unmittelbarer emotionaler
Zugang legt Schichten frei, die anderswo
oft in Routine untergehen. Die gegensätzlichen und doch beide Brahmstypischen Sonaten – im Abstand von
gut 20 Jahren entstanden und damit
charakteristisch für verschiedene Lebensphasen – entfalten eine faszinierende Ausdrucksvielfalt zwischen romantischer Schwärmerei und strenger
Konzentration. Das Duo meistert dieses
Kernstück des Kammermusik-Repertoires nicht nur mit frischem Blick und
emotional intensiv, sondern auch technisch souverän.
Das Charis Ensemble präsentiert mit
dem Oktett, Divertissement und Klarinettenquintett drei kammermusikalische Hauptwerke von Jean Françaix in
einer taufrischen Wiedergabe, bei der
instrumentale Perfektion und augenzwinkernder Humor eine mitreißende
Symbiose eingehen. Das Klangbild ist
stereophonisch klar, kammermusikalisch transparent, mit der gehörigen
Portion Raumklang sehr natürlich aufgenommen. So überrascht es, dass die
Tonaufnahme im Konzertsaal von Schloss
Nordkirchen schon 1987 gemacht wurde.
Dass sie in 25 Jahren Lagerhaltung keinerlei Klangstaub angesetzt hat, macht
diese Wiederveröffentlichung umso
wertvoller für den aktuellen Katalog.
Chapeau!
Das Charis Ensemble „musiziert so
perfekt, dass ich, wenn man meine
Musik nicht mag, keinerlei mildernde
Umstände gelten machen könnte“ ( Jean
Françaix). Die Stimmen sind hochkomplex und mit einer Vielzahl von überraschenden rythmischen und klanglichen
Einfällen komponiert, und nur im perfekten Zusammenklang der Solisten
erschließen sich die ironisch witzigen
Anspielungen z. B. an den Wiener Walzer: In jedem Fall ist das Unterhaltung
auf höchstem Spaßniveau mit französischem Esprit.
26
La Carte de Tendre – Die Landkarte
der Zärtlichkeit
Musik am Hof Ludwig XIV. von
Jacques M. Hotteterre,
François Couperin,
Elisabeth Jacquet de la Guerre,
Michel P. de Monteclair,
Michel de la Barre
Ulrike Volkhardt, Blockflöten
Ann Morgan, Cembalo
Mit Lesetexten aus Madelaine de
Scudéry: „Clélie“
Musicaphon M56941
Dass in der Stadt Paris sowohl Musik
als auch Literatur ein zweites reiches Leben
führten, ist nur wenig bekannt. Vor allem
Frauen waren es, die einen geistigen Raum
zum künstlerischen Austausch auf hohem
Niveau gestalteten. Abseits der konventionellen Erwartungen und Möglichkeiten
schuf u.a. Madeleine de Scudéry einen
hoch angesehenen literarischen Salon, den
auch viele Männer besuchten. Als Romanautorin war sie äußerst erfolgreich und
stand im Zentrum des gesellschaftlichen
Lebens in der Cité. Ihrem zehnbändigen
Roman „Clélie“ fügte sie „Carte de Tendre“,
eine wahrhaft gemalte Landkarte der Zärtlichkeit bei. Das Programm der CD führt
mit der Musik und Auszügen aus „ Clélie“
(als Lesetexte im Booklet) in das nicht nur
höfische und nicht nur barocke Arkadien
der Gefühle.
Arkadien der Gefühle
Die Lesetexte können das Hören der
Musik begleiten und sind im französischen Original unter Beibehaltung von
ursprünglicher Orthographie und Interpunktion sowie in deutscher Übersetzung
abgedruckt. Eine Besonderheit ist die Verwendung eines prachtvollen Cembalos
aus der Werkstatt von Andreas Ruckers
von 1628. Das hier erklingende Instrument gehört zu den besonders raren originalen Ruckers-Cembali, deren Korpus
unverändert geblieben ist. Lediglich der
Umfang wurde 1728 erweitert (petit
ravalement). Von Andreas Ruckers sind
weltweit insgesamt nur zwölf der kostbaren zweimanualigen Cembali erhalten.
AUSGABE 2012 /1
Luigi Boccherini
Streichtrios op. 14
Flieder Trio
MDG 308 0378-2
Es brauchte geraume Zeit, bis sich
aus dem Hochbarock der klassische
Stil entwickeln konnte. „Aus der Seele
muß man spielen, und nicht wie ein
abgerichteter Vogel“, charakterisierte
Carl Philipp Emanuel Bach das Neue
pointiert. Lange Zeit wurde Boccherini
schlicht übergangen und als „Meister
des Übergangs“ kam er bald aus der
Mode. Völlig zu Unrecht, wenn man die
stilistisch so vielfältigen und im Ausdruck so dichten Trios op. 14 hört, die
er selbst als „opera grande“ bezeichnet.
Boccherini hatte eine enorme Produktivität, 90 Streichquartette, 125 Streichquintette, 30 Sinfonien, 50 Streichtrios
erschienen in Paris, London und Amsterdam in immer wieder neuen Auflagen.
Er hat uns „mit mehr ausgezeichneten
Kompositionen versorgt, als irgendein
Meister unserer Zeit – ausgenommen
Haydn“ jubelt der Musikkritiker Charles
Burney, wobei „sein Stil kühn, meisterhaft und elegant“ und – wie wir heute
wissen – von der Expressivität der Frühklassik geprägt ist.
Klangsinnige
Frische
Die höchst abwechslungsreichen Trios
op. 14 entstanden 1772 in Madrid, wo
Boccherini sicher ganz hervorragende
Mitspieler gefunden hat, denn es ist ein
großes Vergnügen den ebenso virtuosen
wie klangsinnigen Cellopart in ebenbürtiger Partnerschaft der anderen
Stimmen zu hören. Die vom Flieder Trio
schon 1990 in feinster Konzertsaalakustik erstmals eingespielte Aufnahme
tönt dank der vorzüglichen Digitalaufnahme auch heute noch völlig taufrisch
und authentisch „aus der Seele gespielt“
aus den Lautsprechern.
CLASS a k t u e l l
Im Blickpunkt
Kammermusik
Robert Schumann (1810-1856)
Sonaten für Violine und Klavier:
Sonate Nr. 1 a-Moll op. 105
Sonate Nr. 2 d-Moll op. 121
Sonate Nr. 3 a-Moll WoO2
Ulf Wallin, Violine
Roland Pöntinen, Klavier
Alexander Glasunow
Sämtliche Streichquartette Vol. 5
Streichquartett Nr. 1 op. 1 D-Dur und Nr. 7 op. 107 C-Dur
Utrecht String Quartet
MDG 603 1736-2
BIS-SACD-1784
Die drei Violinsonaten entstanden in
nur zwei Jahren zwischen 1851 und
1853. Da in derselben Zeit auch große
Werke wie das Violinkonzert und die
Fantasie für Violine und Orchester entstanden, haben sie nie so recht die
Aufmerksamkeit gefunden, die ihnen
eigentlich zukäme. Dabei handelt es
sich um ausgesprochene Meisterwerke,
die in ihrer Konzeption, verglichen mit
dem Schaffen von Zeitgenossen, ziemlich einsame Gipfelpunkte darstellen.
Anregung
vom Konzertmeister
Angeregt zur Komposition wurde
Schumann wohl durch Ferdinand David,
Konzertmeister des Gewandhausorchesters, der Schumann schrieb: „Ich bin
außergewöhnlich begeistert von Ihren
Fantasiestücken für Klavier und Klarinette; warum schreiben Sie nicht einmal
etwas ähnliches für Violine und Klavier?
... Es wäre wunderbar, wenn Sie etwas in
der Art schreiben würden, dass Ihre
Frau und ich dann für Sie spielen
könnten.“ – Der schwedische Geiger Ulf
Wallin ist regelmäßig bei international
renommierten Festivals zu Gast. Sein
Interesse an zeitgenössischer Musik
führte zu enger Zusammenarbeit mit
bedeutenden Komponisten wie Anders
Eliasson, Alfred Schnittke und Rodion
Shchedrin. Bis 1993 war er Gastprofessor
an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, 1992 erfolgte
die Berufung als Professor an die Hochschule für Musik in Detmold, seit 1996
ist er Professor für Violine an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
Ein furioses Projekt ist abgeschlossen: Das Utrecht String
Quartet beendet mit Vol.5 die Gesamteinspielung der Streichquartette von Alexander Glasunow und schlägt diesmal den
Bogen vom überbordenden Jugendwerk des 17jährigen Hochbegabten zum 7. Streichquartett, das 1930 als eines der letzten
Werke des damals 70jährigen Komponisten in Paris entstand.
Das Utrecht String Quartet glänzt mit absoluter Beherrschung
der Form, beweist gedankliche Konzentration, inhaltliche Tiefe
und begeistert mit einem nuancierten Reichtum der Klangfarben: Eine famose Visitenkarte dieses sympathischen niederländischen Ensembles.
Expertise
Rimski-Korsakow legte angesichts des jungen Genies seine
ohnehin zerfurchte Stirn in Falten, konnte er seinem Eleven doch
auf dem Gebiet der Musiklehre und des Solfège nichts mehr
beibringen. Mit 16 waren die Studien abgeschlossen – endlich
durfte der kleine Alexander an die Kammermusik. Und was für
Brahms die „Neuen Bahnen“ waren, wurde für Glasunow der
„junge Samson“: Als solcher wurde der 17jährige nämlich bei
seinem Debüt von der Petersburger Fachpresse gefeiert. Seine
1. Sinfonie hatte die gesamte russische Hautevolee von den
Sitzen gerissen. Und das Beste sollte erst noch kommen, das
erste Streichquartett war nämlich zeitgleich entstanden...
Auch in seinem letzten Streichquartett offenbart Glasunow
alle Facetten seiner musikalischen Natur, formt sanfte, runde
Konturen, meißelt prägnante rhythmische Figuren heraus oder
schafft einfach nur grandios-melancholische Themen in einer
raffinierten Mischung aus klassischen und national-folkloristischen Elementen mit geheimnisvollen Märchenbildern bis
hin zum festlichen Glockengeläut. Was für eine klangstarke
Referenz an die entfernte Heimat!
Dmitri
Hvorostovsky
jetzt bei Ondine
mit Romanzen seines
Landsmannes
Rachmaninow
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AUSGABE 2012 /1
27
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CLASS a k t u e l l
Im Blickpunkt
Kammermusik
Johannes Brahms: Trio Es-Dur op. 40
Kelevi Aho: Solo X für Horn (2010)
György Ligeti: „Hommage à Brahms“
Marie-Luise Neunecker, Horn
Antje Weithaas, Violine
Silke Avenhaus, Klavier
BIS-SACD-1859
Die zwei Werke für die ungewöhnliche Kombination von Horn, Violine
und Klavier bringen zwei Komponisten
zusammen, die gegensätzlicher kaum
gedacht werden können. Da ist zum
einen Johannes Brahms, der große
Traditionalist Ausgangs des 19. Jahrhunderts, zum anderen György Ligeti,
90 Jahre nach Brahms geboren und
einer der innovativsten und progressivsten Komponisten seiner Zeit. Wie
ausgerechnet Brahms darauf kam, für
diese bis zu seinem Trio „unerhörte“
Instrumentenkombination zu schreiben,
ist nicht bekannt. Er hat selbst in seiner
Jugend Horn gespielt, und dies war
auch das Hauptinstrument seines Vaters.
Unerhörte
Kombination
Inhaltlich wurde das Werk stark beeinflußt durch den Tod der Mutter
1864; der elegische dritte Satz, das
„Adagio mesto“, ist einer von Brahms‘
anrührendsten und persönlichsten langsamen Sätzen. Ligeti komponierte sein
Trio anlässlich der Feierlichkeiten zu
Brahms‘ hundertfünfzigstem Geburtstag.
Auch wenn er ihm den Untertitel
„Hommage à Brahms“ gab – an Brahms
erinnert allenfalls ein konservatives
Lächeln, wie Ligeti selbst sagt, aber
„aus ironischer Distanz“.
Weltmusik
Beaux Arts Trio
Antonín Dvořák:
Klaviertrio e-Moll „Dumky“
Felix Mendelssohn Bartholdy:
Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 49
Daniel Guilet, Violine
Bernard Greenhouse, Violoncello
Menahem Pressler, Klavier
Doron DRC4021
Das Beaux Arts Trio, eines der weltweit bekanntesten und anerkanntesten
Klaviertrios im 20. Jahrhundert, wurde
im Jahr 1955 von drei namhaften Künstlern gegründet: Daniel Guilet, Violine,
Bernard Greenhouse, Violoncello und
Menahem Pressler, Klavier. Letzterer
war der Organisator und ruhende Pol;
er ist als einziger aus der Gründungstroika bis zum Schluss dabei geblieben,
während Geiger und Cellist mehrfach
wechselten. Bis heute rufen die Interpretationen dieser Musiker, die ihre
eigene brillante Persönlichkeit ganz in
den Dienst des Ensembles stellten und
so trotz der Besetzungswechsel zu einer
bewundernswerten künstlerischen Einheit verschmolzen, bei Musikfreunden
und Kritikern auf der ganzen Welt
Bewunderung hervor. Das Trio galt über
50 Jahre als wegweisend vor allem
im klassisch-romantischen Repertoire.
Ein legendäres
Ensemble
Bereits 2008 verkündeten Hope,
Meneses und Pressler die Auflösung des
Ensembles, gaben aber am 23.8.2009
noch ein letztes Abschiedskonzert bei
den Mendelssohn-Festtagen in Leipzig.
28
Classica Española
Werke von Enrique Granados,
Isaac Albéniz, Manuel de Falla,
Omar Acosta, François Rabbath,
Juan Lama und Chick Corea
Anette Maiburg, Flöte
Andreas von Wangenheim, Gitarre
Wlodzimierz Gula, Kontrabass
Alberto Alarcón, Kastagnetten
Juan Lama, Flamenco-Gitarre
Luis Llorente, Cajón, Tinaja
Jesus González Brito, Cuatro, Bandola
MDG 910 1727-6 (Hybrid-SACD)
Es ist faszinierend, mit welcher
Treffsicherheit Anette Maiburg für ihre
bei MDG erscheinende Konzeptreihe
„Classica…“ immer wieder neue Partner
findet, die das jeweilige Lokalkolorit
mit ihren traditionellen Instrumenten
auf höchst natürliche und inspirierende
Weise mit den Klängen von Querflöte,
klassischer Gitarre und Kontrabass zu
verbinden wissen. Nach der kubanischen,
venezolanischen und argentinischen Folge
ist es diesmal eine musikalische Vergnügungsreise in die vielfältigen Regionen
der spanischen Folklore und Klassik.
Spanischer
Zauber
Was wäre Spaniens Musik ohne die
Gitarre – und so beginnt die Rundwanderung mit „Andaluza“ aus den Spanischen Tänzen von Granados mit Flöte
und Gitarre, zu denen sich schon in
Albéniz’ „Malagueña“ Kontrabass und
Kastagnetten gesellen, in Omar Acostas
„Jazmin“ zusätzlich befeuert von Flamenco-Gitarre, Bandola und Cajon. Und
ganz nebenbei entstehen so äußerst reizvolle Arrangements, bei denen sich die
Frage ob Klassik, Folklore, Jazzimprovisation, E oder U gar nicht stellt: Ein zauberhafter audiophiler Ohrenschmaus,
der dank der fein austarierten 2+2+2Aufnahmetechnik in ihrer Räumlichkeit
und klanglichen Präzision unmittelbar
unter die Haut geht.
AUSGABE 2012 /1
Wort und Musik
Legenden und Gebete
Frieder Meschwitz: Das Rotkehlchen /
Matthäus 1, Vers 16 oder Der springende Punkt im roten Faden
Christoph J. Keller: Christophorus
Heinrich Gattermeyer: Blumengebete
Duo Pianoworte:
Helmut Thiele, Sprecher
Bernd-Christian Schulze, Klavier
Musicaphon M56933
Helmut Thiele & Bernd-Christian
Schulze: „Auf einer CD Glaubensinhalte
mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit
und Humor zu verbinden, das war für
uns eine überaus reizvolle Aufgabe.
Gerade die literarische Gattung der
Legende ist hervorragend geeignet, um
in der Verbindung mit Musik Hörer in
den Bann zu ziehen.
Glaube und
Humor
Einmal mehr erwies sich dabei das
Klavier als ein Instrument, welches mit
seinen mannigfaltigen Klangmöglichkeiten im Flügelinnenraum ein perfektes klingendes Bühnenbild liefern kann:
z.B. für die in ihrer Direktheit fast
provozierende Kreuzigungsszene im
Rotkehlchen oder für den Auftritt des
Teufels in der Christophorus-Legende.
Und mit dem „religiösen Augenzwinkern“ in den Blumengebeten und in
Matthäus 1, Vers 16 möchten wir bei
unseren Hörern Offenheit auch für
ernstere Hintergründe erreichen. Denn
bei unseren Aufführungen haben wir
eines immer wieder erlebt: Gerade mit
Humor lassen sich viele Türen öffnen!“
CLASS a k t u e l l
«RAFF, der Liszt sein halbes Leben opferte.»
Hans von Bülow
zum 190. Geburtstag
Besondere Aufnahmen
JOACHIM RAFF
(1822 – 1882)
Music In and On The Air
Werke von Bach, Saint-Saëns,
Rachmaninow, Franck, Beethoven,
Villa-Lobos
Clara Rockmore, Theremin
Abdelazer
Suiten von Henry Purcell,
nach einer Tragödie von Aphra Behn
Orchestre Le Phénix
Linard Bardill & John Holloway, Erzähler
Roméo ROM7286
Coviello Classics COV 21202 (2 CDs)
Clara Rockmore (1911-1998) wurde
als Virtuosin auf dem Theremin bekannt.
Es ist das erste elektronische und das
einzige verbreitete Musikinstrument, das
berührungslos gespielt wird und dabei
direkt Töne erzeugt. Sein Name geht auf
den russischen Erfinder Lew Termen zurück, der sich in den USA Leon Theremin
nannte. Beim Theremin verändert die
elektrische Kapazität des menschlichen
Körpers ein elektromagnetisches Feld.
Eine schillernde Persönlichkeit – für
kaum eine Frau des 17. Jahrhunderts ist
diese Charakterisierung treffender als
für die britische Dramatikerin Aphra
Behn: Ihr bewegtes Leben führte sie erst
in Begleitung ihrer Eltern über die Weltmeere, dann als Spionin in königlichen
Diensten in die Niederlande. Finanziell
war all das nicht von dauerhaftem
Erfolg, und so landete sie schließlich
im Schuldturm. Dort begann sie Dramen
zu schreiben, die es in sich haben: Nicht
gerade prüde kommt so ziemlich alles
zur Sprache, was das Leben mit sich
bringt, Mord und Verrat natürlich inklusive. Ihr Abdelazer faszinierte Henry
Purcell so, dass er eine Bühnenmusik
dazu schrieb. Mathias Kleiböhmer und
sein orchester le phénix haben diese
kurze Suite neu eingespielt, aber das
war ihnen nicht genug: Die alt-englische
Tragödie von Aphra Behn haben sie,
etwas gestrafft, erst in moderne Sprache
und dann ins Deutsche übertragen
lassen, dazu weitere passende Schauspiel-Musiken von Purcell ausgesucht
und auf Originalinstrumenten in brillanten Farben eingespielt.
Verblüffende
Entdeckung
Dabei beeinflusst die Position einer
Hand gegenüber einer Antenne die Lautstärke, die der anderen Hand gegenüber
einer anderen Antenne die Tonhöhe. Die
sich ändernde Schwingung des Feldes
wird verstärkt und als Ton über einen
Lautsprecher ausgegeben. Obwohl das
Theremin in vielerlei Hinsicht eine Pionierrolle im Instrumentenbau einnahm,
blieb sein Gebrauch auf musikalische
Nischen beschränkt. Das ist nicht verwunderlich, denn es ist äußerst schwer zu
spielen. Insbesondere ist es kaum möglich, klar voneinander getrennte Töne auf
eindeutigen Tonstufen zu erzeugen; fast
immer sind Töne glissandoartig verbunden
(was mit der erforderlichen Spielweise
zusammenhängt). Der Klang erinnert an
frühe Synthesizer (die übrigens aus dem
Theremin heraus von Robert Moog entwickelt wurden) mit sinusartigen, geisterhaften Sounds. Clara Rockmore, eigentlich
gelernte Geigerin, hatte mit dem Erfinder
Termen zusammen gearbeitet und war
lange Zeit die einzige ernst zu nehmende
Virtuosin auf diesem ungewöhnlichen
Instrument. Diese CD ist eine hochinteressante, mit gesprochenen Einführungen
und Kommentaren versehene Dokumentation für musikgeschichtlich und an
klanglichen Experimenten Interessierte.
CDX-20905-6 (SACD)
Welterstaufnahme
AUSGABE 2012 /1
29
Ensemble Il Trittico
«...dass Dein Quintett wie Dein bestes, so das bedeutendste Werk
im Gebiete der Kammermusik seit Beethoven ist...» Hans von Bülow
«...Ich darf sagen, dass meine
Kräfte an der Aufgabe selbst
wachsen, und das ist auch nötig,
denn es ist schwerer als eine
Sinfonie oder ein Streichquartett
und ich begreife sehr wohl,
warum selbst Beethoven die Finger davon gelassen hat und seit
dem einzigen Schumann’schen
Quintett nichts mehr in dieser
Branche geleistet worden ist...»
J. Raff an seine Frau Doris Ensemble Il Trittico CDX-20506
Frisch aufgenommen für Herbst 2012
Noëmi Nadelmann
Thomas Oliemans
Barbara Kozelj
Purcell mit
dramatischer
Rezitation
Mit Linard Bardill und John Holloway
haben sie profilierte Sprecher gefunden,
die in zwei Sprachversionen auf zwei
CDs ihre jeweils unverwechselbare
Persönlichkeit in die Rezitation eingebracht haben. Ergebnis ist ein ganz
neues Wort-Musik-Kunstwerk, in dem
Aphra Behns Drama durch die Kombination mit Purcells plastischer Musik
noch schärfere Konturen gewinnt.
Raff war seiner Zeit mindestens
ein Jahrhundert voraus, was –
damals unverstanden – darin
zum Ausdruck gelangte, dass er
statt auf Mode und Trend auf
eine allumfassende ekletische
Aesthetik setzte: anstelle von
exzessiven leidvollen Gefühlen
lässt er Empörung und einen
unverzagten Willen zur Ueberwindung von Schwierigkeiten zu
kunstvollem Ausdruck kommen.
Jan Schultsz, Klavier
von oben links im Uhrzeigersinn
2-SACD-Set
Liederzyklus «S ANGES F RÜHLING » op. 98
& Liederzyklus «M ARIA S TUART » op. 172
Beide Zyklen sind Erstaufnahmen.
Deutschland: Naxos
Oesterreich: Gramola
& www.divox.com
CLASS a k t u e l l
Geistliche Musik
Jan Dismas Zelenka (1679-1745)
Missa Omnium Sanctorum ZWV 21
Christe eleison ZWV 29
Barbara dira effera! ZWV 164
Eibenova, Wessel, Kobow, Král, Krejcik
Ensemble Inégal
Prague Baroque Soloists, Adam Viktora
Nibiru NIB01542231
Eine weitere Veröffentlichung in der
überaus erfolgreichen Zelenka-Serie des
tschechischen Labels Nibiru. Nach Ausbildung beim Dresdner Kapellmeister
Schmidt und dem Wiener Hofkapellmeister Fux wurde Zelenka um 1710
als Kontrabassist an den Dresdner Hof
verpflichtet. Nach 1720 hatte er aber
schwerpunktmäßig eine andere Aufgabe: Er komponierte fast nur noch
Werke für den katholischen Hofgottesdienst in Dresden. Im Jahr 1740 hat
Zelenka an seinem letzten großen Plan
zu arbeiten begonnen, den er jedoch
nicht gänzlich ausgeführt hat: die
Komposition der ersten seiner sechs so
genannten „letzten Messen“, zu denen
auch die „Missa Omnium Sanctorum“
gehört. Ob sie zu Lebzeiten des Komponisten am Dresdner Hof überhaupt
aufgeführt worden ist, bleibt unklar.
Fasse dich kurz!
Stimmen sind nicht erhalten, sondern nur das Manuskript der Partitur,
und der Hof hatte zur Bedingung
gemacht, dass keine gesungene Messe
länger als 45 Minuten dauern dürfe –
eine Bedingung, die übrigens keine
der kompletten Messen Zelenkas erfüllt.
Wie alle späten Messen des Meisters ist
auch die „Missa Omnuium Sanctorum“
ein Werk von besonderer Pracht.
Im Blickpunkt
Oratorium
Kantate
Antonio Casimir Cartellieri
Gioas – Re di Giuda
Azione Sacra in zwei Teilen
Katharina Kammerloher, Gioas
Thomas Quasthoff, Giojada
Bachchor Gütersloh
Detmolder Kammerorchester
Gernot Schmalfuß, Ltg.
Das Jahrhundert der Portugiesen
Arien und Kantaten, Sinfonien und
Konzerte von Pedro António Avondano,
Francisco António de Almeida und
Pietro Giorgio Avondano
Gemma Bertagnolli, Sopran
Divino Sospiro, Enrico Onofri
Dynamic CDS709
MDG 338 0748-2 (2 CDs)
MDG entdeckte schon seine Klarinettenkonzerte und die Kammermusik,
dennoch ist Antonio Cartellieri bis heute
der große Unbekannte geblieben – und
das, obwohl seine Musik genau den Tiefgang hat, den wir von einem Zeitgenossen der Wiener Klassik erwarten. Dass
Beethoven bei der Uraufführung des
Oratoriums Gioas, Re di Giuda selbst die
Viola spielte ist mehr als eine Fußnote.
Thomas Quasthoff und andere namhafte
Solisten präsentieren diese KatalogRarität zusammen mit dem Detmolder
Kammerorchester und dem Bachchor
Gütersloh unter der engagierten Leitung
von Gernot Schmalfuß.
Auf der Höhe der Zeit bewegt sich
die Sprache Cartellieris, und an italienischem Feuer hat das Oratorium alles,
was es braucht: Rache-Arien, WahnsinnsSzenen und innige Gebete. Cartellieri
straffte die Handlung des „Gioas”-Stoffes
aus der Feder Metastasios: Gioas (den wir
als „Hosea” kennen) wird als Säugling
vor dem Gemetzel der aufständischen
Truppen der Atalia bewahrt. Mit einer
List wird er mit sieben Jahren vom
unterdrückten Volk zum König gesalbt
und gewinnt das Königreich Juda
zurück. Atalia verfällt dem Wahn und
wird getötet.
Mit Gernot Schmalfuß als Mitglied
des Consortium Classicum, Thomas
Quasthoff und Katharina Kammerloher
(Staatsoper Berlin) in der Titelrolle stehen hier renommierte Stars der europäischen Musikszene auf der Bühne.
30
Das 18. Jahrhundert war eine wichtige Zeit für die portugiesische Musik.
Das Königshaus investierte damals stark
in diesen Bereich der Künste. Ausländische Musiker wurden ins Land geholt,
die fremdes Repertoire mitbrachten,
und die Musikszene nicht nur, aber vor
allem in Lissabon blühte auf. Es war
eine Zeit der kulturellen Öffnung. Insbesondere italienische Musik gewann
großen Einfluss auch unter den einheimischen Komponisten. Das war nicht
weiter erstaunlich, denn es wurde eine
ganze Reihe italienischer Musiker vom
Hof angeworben. Merkwürdig ist nur,
dass im Gegenzug die portugiesischen
Künstler über die Grenzen Portugals
hinaus kaum bekannt und bis heute
(sträflich) ignoriert wurden.
Sträfliche
Lücke
Die Qualität der hier eingespielten
Werke lässt jedenfalls im Wortsinne aufhorchen, und mit dieser CD wird eine
Lücke mit großer Kennerschaft zwar
nicht geschlossen, aber doch verkleinert.
AUSGABE 2012 /1
Oper
Gioachino Rossini (1792-1868)
La Gazza Ladra
Bordogna, Papatheologou,
Korchak, Cantarero, Esposito, Pertusi,
Custer, Cifoielli
Prager Kammerchor
Orchestra Haydn di Bolzano e Trento,
Lü Jia
Regie: Damiano Michieletto
Dynamic CDS55567
(Erstveröffentlichung auf Blu-ray)
Diese Opera semiseria, die sich der
üblichen Inhaltsschemata dieses Genres
bedient (unschuldiges Opfer einer Intrige, mit Vorliebe aus den niederen
Ständen stammend, wird kurz vor der
Urteilsvollstreckung von jugendlichem
Helden, vorwiegend aus der Aristokratie
stammend, gerettet und der wirkliche
Täter bestraft), wurde in High Definition
beim Rossini Opernfestival aufgezeichnet. Die Aufführung folgt der kritischen
Edition und bietet somit Gewähr für Verwendung des Urtexts. Gleichzeitig überrascht die Inszenierung durch modernes Bühnenbild. Die brillante Ouvertüre
des Werkes verwendete Stanley Kubrick
übrigens in einer der Kampfszenen seines Films „Clockwork Orange“.
Gutes
aufgewertet
Nachdem diese Produktion 2008 bei
Dynamic bereits auf DVD High Definition erschienen war, folgt nun eine
optisch wie akustisch noch einmal
deutlich aufgewertete Veröffentlichung
auf Blu-ray – Ersteinspielung auf diesem Medium.
CLASS a k t u e l l
Im Blickpunkt
Christoph Willibald Gluck
Il Trionfo di Clelia – Oper in drei Akten
Hélène Le Corre, Clelia
Mary-Ellen Nesi, Orazio
Irini Karaianni, Tarquinio
Burçu Uyar, Larissa
Vassilis Kavayas, Porsenna
Florin Cezar Ouatu, Mannio
Armonia Atenea
Giuseppe Sigismondi de Risio, Ltg.
Giacomo Puccini (1858-1924)
Madama Butterfly
Veda, Popescu, Wilson, Barricelli, Salsi,
Giannino, Signorini, Guagliardo
Orchestra e Coro del Festival Puccini,
Laurence Gilgore
Regie: Stefano Vizioli
GP601
MDG 609 1733-2 (3 CDs)
Dynamic CDS55563 (Blu-ray)
Neben „La Bohème“ ist „Madama
Butterfly“ Puccinis beliebteste und
meistgespielte Oper. Die Geschichte
von Cio Cio San, vom Amerikaner David
Belasco geschrieben, bewegt bis heute
unzählige Menschen weltweit. Dabei war
die Uraufführung am 17.2.1904 ein
außerordentlicher Mißerfolg. Puccinis
Freund und Kollege Alfred Brüggemann
half bei der fälligen Überarbeitung, und
ein Viertljahr später wurde das Werk am
Teatro Grande in Brescia wieder auf die
Bühne gestellt und nun vom Publikum
gefeiert. Puccini versteht es meisterhaft,
das asiatische Kolorit mit den stilistischen Eigenheiten europäischer Oper zu
verschmelzen (er verwendet nicht weniger als sieben japanische Melodien).
Insbesondere dieses Musikkolorit dürfte
zum überwältigenden, bis heute anhaltenden Erfolg der Oper geführt haben,
denn die Personen sind (abseits der
Hauptfigur) merkwürdig flach, lassen
menschliche Tiefe vermissen.
Ein Welterfolg auf
Blu-ray
Die dieser Blu-ray zugrunde liegende
Inszenierung wurde aufgenommen und
gefilmt im Tempel der Puccini-Verehrung beim Torre del Lago Festival,
das jeden Sommer die Werke des
Komponisten an dem Ort vorstellt, an
dem er die besten Jahre seines Lebens
verbrachte.
Il Trionfo di Clelia ist eine bedeutende Opera Seria, die
Christoph Willibald von Gluck für die Einweihung 1763 des
neu gebauten Theaters in Bologna komponierte. Durch einen
zufälligen Fund ist nun die verschollene Originalpartitur der
Uraufführung wieder aufgetaucht, und so kann das Werk nach
250 Jahren in seiner Erstfassung wieder präsentiert werden.
Theatertriumpf
Glucks Clelia hat begeistert: Innerhalb eines Monats wurden mehr als 30.000 Eintrittskarten verkauft – das entspricht
mehr als der Hälfte der Bevölkerung von Bologna zu der Zeit.
Eine reiche orchestrale Besetzung und die hervorragend neue
technische Ausstattung mögen dafür gesorgt haben, dass die
Oper an anderen Orten in dieser Form nie aufgeführt werden
konnte und so in Vergessenheit geriet.
Das Libretto von Metastasio spielt in Rom und hatte natürlich
alles, was für eine erfolgreiche Oper nötig ist: Liebe, unglückliche Liebhaber, Verrat, Entführung, heftige Kampfszenen,
göttliche Fügungen und natürlich ein versöhnliches Ende, das
die Ehrenhaftigkeit und Tugend der tapferen und so sympathischen Clelia feiert.
Mit Hélène Le Corre ist die Hauptrolle fantastisch besetzt,
man höre nur mal die atemberaubend perlenden Koloraturen
in „Tempeste il mar minaccia“, ihr Gegenspieler Orazio gewohnt souverän gesungen von Mary Ellen Nesi, überhaupt
findet das gesamte Ensemble nicht nur im Schlusschor zu einer
homogenen Einheit und wird durch das auf historischen
Instrumenten spielende Armonia Atenea unter der Leitung von
Giuseppe Sigismondi de Risio durch alle Verwicklungen und
klanglichen Balanceakte vortrefflich unterstützt.
AUSGABE 2012 /1
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