Jeder Handgriff sitzt
Transcription
Jeder Handgriff sitzt
18 STA D A L A N D Luxemburger Wort Montag, den 17. November 2014 Aus dem Berufsalltag eines Käsers Jeder Handgriff sitzt Zu Besuch in einem Familienunternehmen in Berdorf VON RITA RUPPERT Käse kommt in unzähligen Haushalten täglich auf den Tisch. Wie der Produktionsablauf in einer Käserei aussieht, wissen viele nicht. Wir haben uns in einem luxemburgischen Familienunternehmen umgesehen. seharfe während fünf Minuten geschnitten, anschließend während 25 Minuten gerührt, bis die Käsestückchen nur noch maiskörnergroß sind. 1 200 l Milch ergeben 36 Laibe Nach einer Ruhezeit von einer Stunde im Kessel wird die Käsemasse mit einer sogenannten Kä- Vom Kessel wird die Masse in einen größeren Behälter gefüllt. Damit alle Bestandteile gleichmäßig verteilt sind, rührt Till Schmidt die Masse mit den Händen durch. Nachdem die Molke abgeflossen ist, wird der feste Käse zu einem großen Block gepresst, in große Würfel geschnitten und in die bereitstehenden Formen gefüllt. Auf diese Behälter kommt ein Deckel, ehe der Käse während 40 Minuten mit 2 Bar zusammengepresst wird. Die 36 Käselaibe ruhen schließlich einen ganzen Tag, ehe sie tags darauf für 24 Stunden in ein Salzbad gelegt werden. Weitere 24 Stunden werden sie danach in einem Raum abtropfen, ehe sie abgewaschen werden. Die Reifezeit dauert sechs Wochen. Die Laibe liegen während dieser Zeit in einem Kühlraum bei 14° und einer Feuchtigkeit von 98 Prozent. Während der Reifung wird der „Roude Bouf“ zwei bis drei Mal pro Woche mit Rotschmiere abgewaschen, was ihm seine rote Schale und seinen markanten Geschmack verleiht. Die Liebe zum Beruf sprich zum Käse sieht und spürt man in der Hofkäserei Schmalen-Brouwer auf Schritt und Tritt, sowohl beim Firmenchef als auch bei den Familienmitgliedern und den Angestell- Ein Enzym aus dem Kalbsmagen macht die Milch fest. Die Käsestückchen sind nach dem Rühren noch maiskörnergroß. Morgens um 7 in der Hofkäserei Schmalen-Brouwer in Berdorf. Während das Dorf langsam erwacht, herrscht hier schon rege Betriebsamkeit. Firmenchef René Schmalen, der vor 30 Jahren beim Urlaub auf einer Alm in Österreich auf die Idee kam selbst Käse herzustellen, bringt 1 200 Liter frische Kuhmilch vom eigenen Hof zur Käserei in Berdorf. Heute soll „Roude Bouf“ hergestellt werden, ein halbfester Schnittkäse mit roter Kruste. Käser Till Schmidt, seit 14 Jahren in den Diensten des Berdorfer Familienunternehmens, hat alle nötigen Vorbereitungen getroffen. Nachdem die Milch bei 74° Celsius pasteurisiert ist, läuft sie auf 32° abgekühlt in einen Kessel. Bakterien, die am Vortag angesetzt wurden, werden hinzugefügt. Später wird Lab, ein Enzym aus dem Magen von Kälbern, hinzugetan. Dieses Enzym sorgt dafür, dass die Milch binnen einer Stunde fest wird. Geschnitten und gerührt Käser Till Schmidt, seit 26 Jahren im Beruf, hat zusammen mit Firmenchef René Schmalen die „Rezeptur“ für den „Roude Bouf“ entwickelt. (FOTOS: GERRY HUBERTY) ten. Jedes Produkt – Kuhmilchkäse, Ziegenkäse, Joghurt und Speisequark – wird hier gehegt und gepflegt. Dem Betrachter fällt ebenfalls auf, welch körperlicher Einsatz vonnöten ist und dass jeder Handgriff sitzt. Die Verantwortlichen des Familienunternehmens, das alle großen Geschäfte in Luxemburg beliefert und auch selbst einen kleinen Hofladen betreibt, ruhen sich indes nicht auf ihren Lorbeeren aus. Regelmäßig werden Ideen für neue Produkte aus naturbelassener Milch ausgetüftelt, nach handwerklicher Tradition hergestellt und schließlich auf den Markt gebracht. In diesen Behältern nimmt der Käse seine runde Form an. Auf einem Gestell verbringen die Käselaibe 24 Stunden im Salzbad. Zwei bis drei Mal pro Woche werden die Laibe abgewaschen. Deutliche Worte von Armee und Polizei Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des „Syndicat professionnel de la force publique“ Die Gewerkschaften der Armee und der Polizei feierten am Samstag im Alvisse Parc Hotel den 60. Jahrestag der „Entente“ der Armee, der Gendarmerie und der Polizei – gleichzeitig auch den 50. Geburtstag des „Syndicat professionnel de la force publique“ (SPFP). Es gab Häppchen und Crémant, aber auch deutliche Worte. Sowohl im Rahmen der Festreden als auch anschließend beim Gedankenaustausch, als sich beispielsweise jemand echauffierte: „Die Polizei ist immer nur dann willkommen, wenn sie helfen soll, ansonsten will keiner etwas von ihr wissen.“ Diese Meinung stieß auf die vehemente Zustimmung anderer Gäste. Im Gespräch mit Rentnern schwang nicht nur Stolz auf Geleistetes oder Freude am Gemeinschaftssinn mit. Auch große Enttäuschung über mangelndes Interesse der Politik an jenen Organen, die zur äußeren Sicherheit beitragen und für die innere Sicherheit unverzichtbar sind. Und das, wie zu vernehmen war, seit Jahrzehnten: angefangen bei fehlenden Badewannen in Dienstwohnungen der Polizei, was Ende der 50er-Jahre ein Politikum war, über mangelhafte Ausstattungen und Material bis hin zur sozialen Absicherung. All das musste von den Gewerkschaften erstritten werden. So beispielsweise im Jahr 1973, als anlässlich einer Demonstration der „Confédération de la fonction publique“ 18 000 Menschen auf die Straße gingen, von denen viele auch im SPFP organisiert waren. Außer dessen Präsident Patrick Frantz in seiner Festrede erinnerte am Rande der Veranstaltung auch der ehemalige Präsident Camille Rock an das denkwürdige Ereignis. „Und ich glaube, es ist bald wieder soweit“, mahnte er, der das Amt von 1984 bis 1996 bekleidete. Bei der Polizei brodelt es: Christian Pierret, Generalsekretär des 3 000 Mitglieder zählenden SPFP, sprach von allgemeiner Demotivation aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen, mangelnder Kommunikation zwischen den verschiedenen Laufbahnen, abgewiesener finanzieller Beihilfen für dienstbedingte Streitfälle und der Unterbesetzung vieler Dienststellen. Auch die Armee leidet unter letzterem Problem, weswegen Frantz warnte: „Wenn heute und in den kommenden Jahren weitere Laufbahnen verschwinden sollten, dann können sich unsere politischen Instanzen Gedanken darüber machen, wie die Armee überhaupt noch funktionieren soll.“ Kämpferisch auch der erste Vizepräsident des SPFP, Pascal Riquier: Die Reform der höheren Polizei-Dienstgrade innerhalb der Inspektorenlaufbahn – seit über zwei Jahren in der Kritik der Gewerkschaft stehend – könne sich zu einer Prozessflut entwickeln. Da rund 50 Prozent der Betroffenen von einer gehaltsmäßigen Zurückstufung bedroht sind, „wären über 200 ,Commissaires en chef‘ gezwungen, über das Verwaltungsgericht ihr Recht einzuklagen“. Es gab also reichlich Diskussionsstoff, auch während des Festessens, das die Jubiläumsfeier abrundete. (sam)