Ein Engel mit Taktgefühl

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Ein Engel mit Taktgefühl
Herzensbilder
L iechtensteiner Vaterland | Dienstag, 18. November 2014
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Bild: Daniel Schwendener
Melanie Meier ist Mutter einer 2-jährigen Tochter und wohnt in Nendeln. Sie arbeitet seit eineinhalb Jahren für die Organisation
«Herzensbilder». «Da es mir und meiner Familie so gut geht, wollte ich einfach etwas zurückgeben», erklärt sie ihre Motivation.
Ein Engel mit
Taktgefühl
Die 27-jährige Melanie Meier arbeitet ehrenamtlich für
die wohltätige Organisation «herzensbilder.ch».
BIANCA CORTESE
Bilder: Melanie Meier
«herzensbilder.ch» schenkt Familien von behinderten, kranken oder viel zu früh geborenen Kindern wunderschöne Fotos.
den treffen, der versteht, wie viel Geduld von der Taufe ihrer kleinen Tochter Vi- len dunkeln Haaren unglaublich
es braucht, der sich deshalb genügend vienne. Bei der Geburt gab es Komplika- entzückend aus», erzählt die Fotografin.
VADUZ. Ins Leben gerufen wurde Zeit nimmt und sich vollkommen auf die tionen und das Leben der Kleinen hängt Nach ein paar Klicks war Melanie Meier
am seidenen Faden. Wir wissen nicht, ob Teil dieses «Ausnahmezustandes». Sie
«herzensbilder.ch» durch Kerstin Birke- Bedürfnisse des Kindes einstellt.
blendete die Schläuche
land. Ihr Sohn war 10 Jahre alt, als er
Fotografen aus der ganzen Schweiz sie überlebt und wenn,
2010 an den Folgen eines Hirntumors und Melanie Meier aus Liechtenstein ste- mit welchen Beeinträchti- «Herzensbilder hat und piepsenden Geräte
starb. Vier Jahre lang kämpfte der Junge hen auf Abruf bereit: Sie kommen nach gungen. Natürlich hoffen mich verändert und komplett aus und hatte
gegen die Krankheit und
Hause, ins Spital, einfach wir alle, dass sie leben
gibt mir unglaub- nur noch Augen für das
kleine Mädchen. «Als
die Familie gleichzeitig Der Kampf um ein dorthin, wo es für die kann. Die Taufe findet im
lich viel zurück»
Stück Normalität Familie am besten mach- Kinderspital auf der Intenich dann nach Hause
um ein Stück Normalität
kam, hatte ich das Gefühl, mich der
zwischen Spitalbett und zwischen Spitalbett bar ist, und schenken sivstation statt.»
Familienalltag.
Rückkostenlos wunder«Ich hatte mir zu Hause fest vorge- Kleinen näher zu fühlen und ihr am
und Familienalltag ihnen
blickend realisierte die
schöne Fotos. Über nommen, der Familie am nächsten Tag besten helfen zu können, wenn ich die
Mutter, dass ihr aus dieser belastenden 200-mal rückten die sogenannten «Foto- gefasst und tapfer gegenüberzutreten, Fotos sortiere, bearbeite und Collagen
Zeit Familienporträts fehlten. Aus Engel» mittlerweile aus. Und falls es aber als ich dann Viviennes Mutter im erstelle», erklärt Melanie Meier. «Ich
diesem Manko heraus entstand das Pro- gewünscht wird – so mitten im Sturm des Spitalflur traf, flossen zunächst doch wollte etwas für diese unendlich tapfere
jekt «Herzensbilder».
Lebens – organisiert Kerstin Birkeland noch ein paar Tränen», erinnert sich Me- Familie tun und ihr durch die vielen schöauch Visagisten und Coiffeure, die vor- lanie Meier. «Aber die Frau, die gerade nen Fotos von Vivienne Kraft schenken.»
Über 200-mal ausgerückt
beikommen, um die Faerst vor ein paar Tagen Etwas, was die junge Mutter bis heute
«Mein erster
das kleine Mädchen auf beibehalten hat, und ihr zur Verarbeitung
Erinnerungsbilder können unendlich milie zu verwöhnen, damit
wichtig sein, wenn der Kampf nicht sie für das Fotoshooting Einsatz im Kinder- die Welt brachte und des Geschehenen dient.
Vivienne hat gekämpft und überlebt.
nun um sein Leben
gewonnen werden kann und das Kind hübsch aussehen, verwöhspital war der
bangte, begegnete mir Sie besuchte die kleine Familie zwei
zum Sternenkind wird. Aber auch in nen sie und lassen sie
bisher schwerste» mit so viel positiver Monate später nochmals, dieses Mal aber
Zeiten des Kämpfens, Hoffens und Ban- während einiger Stunden
Energie. Sie war so unglaublich stark zu Hause. «Dem kleinen Mädchen geht es
gens, wenn sich Familien im Ausnah- ihren stressigen Alltag vergessen.
und gefasst, dass sofort jegliche Last von so weit gut. Die Folgeschäden sind zwar
mezustand befinden, gewinnen sie an
mir abfiel», erzählt die Fotografin weiter. noch nicht absehbar, aber sie lebt – das
Bedeutung. Sie geben nicht nur Kraft, son- Keine Zeit für Berührungsängste
ist die Hauptsache», freut sich die 27dern dienen später dazu, gemeinsam auf
Die kleine Vivienne war Melanie Meijährige Fotografin.
eine harte Zeit zurückzublicken, welche ers erster und rückblickend auch ihr bis- Ein Teil des Ausnahmezustandes sein
die Familie zusammen gemeistert hat. her schwerster Einsatz. An die schriftliNormalerweise nimmt Melanie Meier
Herzensbilder schickt auch Fotografen zu che Anfrage, die sie von Kerstin Birkeland zu den Fotoshootings dekorative Dinge, «Das Projekt hat mich verändert»
Eltern, die sich Fotos ihres stillgeborenen am Vorabend per E-Mail bekommen hat, Hintergründe und Kuscheldecken mit.
Melanie Meier, die selbstständig und
Babys wünschen. Oder sie schauen zu kann sie sich noch gut erinnern. Es war Bei Vivienne war das alles nicht Inhaberin von «Sweet Sunshine PhotoHause vorbei, wenn Eltern sich mit ihrem die Schwester der betroffenen Familie, notwendig: «Ich beschränkte mich auf das graphy» ist, arbeitet seit eineinhalb
schwerbehinderten Kind nicht in ein Fo- die sich an «herzensbilder.ch» gewandt Wesentliche, weil die Kleine ein Familien- Jahren für «herzensbilder.ch». Sie hatte
tostudio trauen. Die Eltern können sich hatte und schrieb: «Meine kleine Schwes- taufkleidchen trug und an die Geräte bisher fünf Einsätze. «Ich hatte zweimal
dann darauf verlassen, dass sie auf jeman- ter und ihr Mann wünschen sich Fotos angeschlossen war. Sie sah mit ihren vie- Zwillinge vor der Linse, einmal ein Kind
mit einem Down-Syndrom und Kinder,
die einen schwierigen Start ins Leben
hatten oder viel zu früh geboren wurden», erzählt sie. Mit allen Familien stehe
sie heute noch in gutem Kontakt, was sie
unendlich freue. «Das Projekt hat mich
verändert und gibt mir unglaublich viel
zurück. Eigene Probleme scheinen auf
einmal nichtig und klein. Man schätzt
sein eigenes Leben und das, was man
hat, viel mehr», sagt Melanie Meier,
Liechtensteins «Foto-Engel».
Spendenaufruf
Hilfe für Familien in
Zeiten des «Sturms»
Die Fotografen, Visagisten und
Coiffeure arbeiten ehrenamtlich für
«Herzensbilder» und erhalten keinen
Lohn für ihre kostbare Arbeit. Wer die
wohltätige Organisation unterstützen
möchte, kann das wie folgt tun:
› PC-Konto lautet auf
herzensbilder.ch 85-295327-3
› IBAN-Nummer:
CH4209000000852953273
Das Konto wird verwaltet vom Verein
herzensbilder.ch mit Sitz an der Regensbergstrasse 34, 8157 Dielsdorf.
Nähere Infos über vergangene Einsätze und die Organisation gibt es im
Internet unter www.herzensbilder.ch.
Bilder: Melanie Meier
Fotos können unendlich wichtig sein, sei es, um auf eine harte Zeit zurückzublicken, welche die Familie zusammen gemeistert hat, oder einfach zur Erinnerung. Die «Foto-Engel» von «herzensbilder.ch» kommen
dorthin, wo ein Fotoshooting für betroffene Familie am besten machbar ist. Die Fotografen schenken nicht nur Fotos, sondern kreieren auch Fotobücher und Leinwände. Sie sollen Kraft schenken und Mut machen.