Bodenverbesserung durch Terra Preta
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Bodenverbesserung durch Terra Preta
Bodenverbesserung durch Terra Preta Vorstellung von Feldversuchen und erste Tendenzen Fotos: B. Ziegler, C. Huth Bildquelle: C. Huth 2014 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 1 Terra Preta Zusammensetzung & Vorkommen • Terra preta = portugiesisch für „schwarze Erde“ • Anthropogen entstandener Boden in früheren Siedlungsgebieten an Flüssen (Bodentyp: Anthrosol) Bodenbestandteile: - Holz- und Pflanzenkohle, - menschlichen Fäkalien, - Dung und Kompost, - durchsetzt mit Tonscherben, Knochen oder Fischgräten Vorkommen: • Amazonasbecken: Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Bildquelle: www.ithaka-journal.net Französisch-Guayana Bodenprofil eines Anthrosols aus • Afrika (Ghana, Sierra Leone, Liberia, Guinea) dem Amazonasbecken • Süd-Ost-Asien (Indonesien) BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 2 Terra Preta Traditionelle Herstellung durch die Indios • Indios gaben in große Tongefäße mit Deckel und Bodenauslauf (heute: Bokashi Eimer) • organische Materialien: - Frische Pflanzenreste aller Art - Kot von Tieren und Menschen - kein Urin (Kot nicht zwingend erforderlich) - Gesteinsmehle, Tonmineralien - Holzkohle - Milchsäurebakterien • • • Mischung wurde fermentiert, indem die Tongefäße mit Deckeln verschlossen wurden Nach ein paar Wochen erhielten sie Bokashi (= Nährhumus) Anschließend wurden die Tontöpfe zerschlagen, sodass das Bokashi oxidieren konnte Textquelle: Zimmermann Amino-comp 2015 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) Bildquelle: www.cella.com.br Bildquelle: media-cache-ak0.pinimg.com 05.06.2015 Folie 3 Terra Preta …nicht nur Pflanzenkohle! • Pflanzenkohle ist tot! • Zur Pflanzenernährung/Ernährung der Mikroorganismen muss sie mit Nährhumus (Bokashi) versetzt werden! • Mikroorganismen besiedeln die Oberfläche der Pflanzenkohle! Pflanzenkohle (Dauerhumus) Bokashi (Nährhumus) + Bildquelle: Zimmermann Amino-comp BioWeinbauseminar, IVV in Remich Mikroorganismen (EM) + Bildquelle: www.worm-composting-help.com Claudia Huth ([email protected]) Bildquelle: www.optikon.at 05.06.2015 Folie 4 Terra Preta Eigenschaften der Pflanzenkohle Pflanzenkohle: • Hochporöse Struktur (vergleichbar mit einem Schwamm) ermöglicht eine hohe Nährstoff- und Wasserspeicherung! • Spezifische Oberfläche von 300 m²/g und größer - Ziel ist 600 m²/g! • Zur Bodenverbesserung/Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit ist die Bildung von Bildquelle: Zimmermann Amino-comp Kohle-Humus-Mikroben-Komplexen! BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 5 Terra Preta Nachgewiesene Vorteile für die Landwirtschaft Verbesserung das Wasserspeichervermögen der Böden (LEHMANN 2009, GLASER 2001, PICHLER 2010) = keine Ernteausfälle in Trockenperioden Zuwachs der Bodenbakterien durch Schaffung neuer Lebensräume in den Nischen der hochporösen Kohle (THIES 2009, STEINBEISS 2009) = Förderung der Nährstoffumsetzung für Pflanzen Erhöhung der Bodendurchlüftung und Verbesserung der Aktivität von N-Bakterien (Kuzyakov et al. 2009, van Zwieten et al. 2009, Kammann 2010) = Reduktion der klimaschädlichen Methan- und Lachgas-Emissionen Zunahme der Wurzelmykorrhizen (WARNOCK 2007) = Verbesserung der Wasser- und Mineralstoffaufnahme Adsorption toxischer Bodenstoffe wie Schwermetalle (HIBLER 2009, SMERNIK 2009) = Verbesserung der Lebensmittelqualität und des Grundwasserschutzes BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 6 Terra Preta Weitere kommunizierte Vorteile der Hersteller Landwirtschaft - alle Kulturen: • Minderung von Wasserstress durch Erhöhen der Speicherfähigkeit • Förderung des Bodenlebens • Harmonisierung der Nährstoffverfügbarkeit durch hohe Kationenaustauschkapazität (KAK) • Festlegung von CO2 im Boden (Klimafarming) Interessant für den Weinbau: • Senkung des Infektionsdrucks von Pilzkrankheiten (Peronospora, Oidium) • Verbesserte Weinaromen Bildquelle: C. Huth 2014 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 7 Pflanzenkohle Herstellungsverfahren a) Pyrolyse: • Thermo-chemische Spaltung organischer Verbindungen • Große Moleküle werden bei hohen Temperaturen (200 bis 900°C) in kleinere Moleküle aufgespalten • Unterschied zur Vergasung/Verbrennung: Sauerstoffabschluss (anaerob) Vorteile *: Nachteile *: • Wirkungsgrad ca. 65 % • Nicht unerheblicher finanzieller Aufwand für eine Kleinanlage: ca. 360 000,- Euro • Es entsteht ca. 33 % Abwärme, die zum Heizen und mit entsprechender Zusatzeinrichtung auch verstromt werden kann! • Technik ist schon verfügbar! • Entstehende Abgase: Abgaswerte liegen aber unter denen einer Holzverfeuerungsanlage! * * Textquelle: Zimmermann Amino-comp 2015 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 8 Pflanzenkohle Herstellungsverfahren a) Hydro-Thermale-Carbonisierung (HTC-Verfahren): • „wässrige Verkohlung bei erhöhter Temperatur“: Biomasse (pflanzliches Material) wird unter Druck mit zusammen mit Wasser und dem Katalysator (Zitronensäure) auf 180 °C erhitzt = exotherme Reaktion (Freisetzung von Energie) • Herstellung von Braunkohle, Synthesegas, flüssigen Erdöl-Vorstufen und Humus Vorteile *: Nachteile *: • Wirkungsgrad über 80 % • Erste Anlagen-Prototypen wurden im Durchlaufverfahren gebaut und befinden sich noch in der Erprobungsphase! • Abwärme kann zum Heizen oder Stromerzeugung genutzt werden! • Je zuckerreicher Biomasse ist, um so mehr Wärme kann dem System entzogen werden. • Kosten liegen voraussichtlich im Bereich der Pyrolyse! * * Textquelle: Zimmermann Amino-comp 2015 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 9 Pflanzenkohle Herstellungsverfahren im Vergleich Pyrolyse *: HTC-Verfahren *: Inputmaterial für Terra-Preta-Herstellung: Inputmaterial für Energiegewinnung: • Holzige Materialien wie Strauchschnitt, Wurzelstöcke, Vollholz, Papierholz usw. • Klär- und Papierschlämme, Biogasgülle HTC-Kohle ist nicht für die Herstellung von Terra Preta geeignet: • Zu geringe Oberfläche! • Unbeständig im Boden! • Schlechte Besiedelung mit Mikroorganismen! Bei beiden Verfahren entsteht eine negative CO²-Bilanz: CO2-Bindung im Boden > CO2-Emission in die Atmosphäre! * Textquelle & Foto: Zimmermann Amino-comp 2015 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 10 Terra Preta Einsatz im Weinbau Auf Extremstandorten wie: • Klimawandel mit zunehmender Trockenheit im April/Mai: leichte Böden (Sandböden) mit schlechtem Wasserrückhaltevermögen • Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit: leichte Böden mit sehr geringem Humusgehalt (Versuchsanlage 2014: Humusgehalt von 1,3 %) • Wasserschutz: leichte Böden mit hoher Nitrat-Auswaschung über Winter Alle Standorte: • zahlreiche bodenverbessernde Eigenschaften (Folie 6) • Terra Preta in Kombination mit einer SommerWinterbegrünung (+ Leguminosen) ermöglicht vielleicht dauerhaft den Verzicht auf weitere Düngemaßnahmen BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) Bildquelle: C. Huth 2014 05.06.2015 Folie 11 Terra Preta Produkt für Weinbauflächen auf Sandböden Vinasse: • honigartiger dunkelbrauner Sirup mit N-Gehalt von 4 bis 5 % • Folgeerzeugnis nach dem Fermentieren von Melasse (Melasse: Nebenerzeugnis aus Zuckerherstellung) • zum Aufladen der Pflanzenkohle Pflanzenkohle (Dauerhumus) Vinasse (Nährhumus) + Bildquelle: Zimmermann Amino-comp BioWeinbauseminar, IVV in Remich Mikroorganismen (EM) + Bildquelle: www.fjordrejen.dk Claudia Huth ([email protected]) Bildquelle: www.optikon.at 05.06.2015 Folie 12 Feldversuch Versuchsanlage • DLR-Anlage: integriert bewirtschaftet • Sorte: Riesling-Hochstammreben (Klon N90, Unterlage SO4) • Lage: zwischen Neustadt und Ruppertsberg (Einzellage „Nußbien“) • Alter: 2 Jahre (2013 angepflanzt) • Fläche: 2900 m² davon 1450 m² in den Versuch integriert • Jahresniederschlag: 500 bis 600 mm/m² • Bodenpflege: - mechanische Unterstockbearbeitung - im Sommer nur jeder 2. Gang begrünt - Einsaat von Winterbegrünung • Bodenart: lehmiger Sand BioWeinbauseminar, IVV in Remich Fotos: B. Ziegler, C. Huth Bildquellen: C. Huth 2014 Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 13 Feldversuch Versuchsdesign - Randomisierung • vier Varianten: unterer Teil der Anlage oberer Teil der Anlage Terra Preta: Humusgehalt auf 3 % = 12 kg/m² (120 t/ha) Kompost (Grünschnitt): 40 t/ha (3-Jahres-Gabe) Bodenfeuchtemessung mit DIVINER Kalkammonsalpeter: 40 kg/ha (30 kg/ha) Nullvariante: keine Düngung Fotos: B. Ziegler, C. Huth • pro Variante vier Wiederholungen BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 14 Feldversuch Nährstoffgehalte des verwendeten Kompostes Weinbauliche Praxis: möglichst Komposte mit Gütezeichen verwenden! Fotos: B. Ziegler, C. Huth Bildquellen: C. Huth 2014 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 15 Feldversuch Ausbringen der Terra Preta am 30.04.14 • Anlieferung der Terra Preta in Big-Bags von 1 t • Ausbringmenge richtet sich nach dem Humusgehalt des Bodens • Ausbringen mit Kompoststreuer Fotos: B. Ziegler, C. Huth Bildquellen: C. Huth 2014 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 16 Feldversuch Verteilen & Einarbeiten der Terra Preta • Verteilen der Terra Preta bis in den Unterstockbereich • Möglichst sofortige oberflächliche Einarbeitung (10 cm) in den Boden mit Fräse • Hersteller empfiehlt Grassilage-Abdeckung als UV-Schutz und Nährhumus Fotos: B. Ziegler, C. Huth Bildquellen: C. Huth 2014 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 17 Feldversuch Ein Monat nach Terra-Preta-Ausbringung • Herbizide Wirkung: Boden-pH-Wert 8 = optimaler pH-Bereich für Rebe bei 6 bis 7! • Optimierung der Pyrolyse nötig, um pH-Wert zu reduzieren = Ziel ist pH-Wert von 6,5! Fotos: B. Ziegler, C. Huth Bildquellen: C. Huth 2014 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 18 Feldversuch Erfassung folgender Parameter Bachelorarbeit 1 ab 2014: Bodenparameter und Rebenwüchsigkeit • Bodenbeprobung: Grundnährstoffe, Humusgehalt, Nmin • Bodenfeuchte und Bodentemperatur • Mittlerer Triebdurchmesser, Trieblänge, Längenzuwachs • Schnittholzgewicht • Blattinhaltsstoffanalyse (Makro- und Mikronährelemente) • Chlorophyll-Index Bachelorarbeit 2 ab 2015: Traubenstruktur und Traubenqualität • Botrytis-Befall (Befallsstärke, Befallshäufigkeit) • Beerenfestigkeit (Firmtech-Messung in g/mm Deformation) • Traubenstruktur (Länge, Gewicht, Beerenanzahl, Beerendurchmesser) • Ertrag • Mostanalyse (Zucker, Säure, pH-Wert) • Konzentration der Aromastoffvorläufer BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 19 Feldversuch Messung der relativen Bodenfeuchtigkeit [l/m³] • Messsystem „Diviner“ - Messstab, Datenerfassungsmodul, Bodenröhre • Messbereich: 0 bis 1 m Bodentiefe in 10 cm-Intervallen • Relative Werte, da Gerät nicht auf Bodenart kalibriert (Kalibrierung = absolute Werte) Bildquellen: C. Huth 2014 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 20 Feldversuch Messung der relativen Bodenfeuchtigkeit [l/m³] • vier Varianten: unterer Teil der Anlage oberer Teil der Anlage Terra Preta: Humusgehalt auf 3 % = 12 kg/m² (111 t/ha) Kompost (Grünschnitt): 40 t/ha (3-Jahres-Gabe) Bodenfeuchtemessung mit DIVINER Kalkammonsalpeter: 40 kg/ha (20 kg/ha) Nullvariante: keine Düngung Fotos: B. Ziegler, C. Huth • pro Variante vier Wiederholungen BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 21 Feldversuch Erste Ergebnisse: relative Bodenfeuchtigkeit [l/m³] Fotos: B. Ziegler, C. Huth BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 22 Feldversuch Messung des Chlorophyllgehaltes [SPAD-Index] • Messsystem „SPAD“ – Datenerfassungsmodul mit Messsensor (Klammer) Bildquelle: C. Huth 2014 BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 23 Feldversuch Erste Ergebnisse: Chlorophyllgehalt [SPAD-Index] Fotos: B. Ziegler, C. Huth BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 24 Feldversuch Erste Ergebnisse: mittlere Trieblänge [cm] Fotos: B. Ziegler, C. Huth BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 25 DANKE FÜR IHR INTERESSE Ansprechpartner EM Technologiezentrum Baden-Württemberg Rolf Zimmermann Sendelbachstr. 14, 77794 Lautenbach Tel.: + 49 (0)7802-7044514 Email: [email protected] Homepage: www.em-bw.de Dualer Studiengang für Weinbau & Oenologie Manuel Wörthmann Breitenweg 71, 67435 Neustadt Weinstraße Tel.: + 49 (0) 6321-671 225 Email: [email protected] DLR Rheinpfalz Neustadt/Wstr. Dr. Claudia Huth Fotos: B. Ziegler, C. Huth Breitenweg 71, 67435 Neustadt Weinstraße Tel.: + 49 (0) 6321-671 228 Email: [email protected] BioWeinbauseminar, IVV in Remich Claudia Huth ([email protected]) 05.06.2015 Folie 26