Ein Hoch auf die Alm
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Ein Hoch auf die Alm
Reisen. | Sonntag, 19. Februar 2012 | Seite 33 Ein Hoch auf die Alm Die Südtiroler Dolomiten locken mit einem Familienskigebiet par excellence Weites Hochplateau. Skivergnügen auf der Seiser Alm. Der Schlern im Hintergrund gilt seiner charakteristischen Form wegen als Südtirols Wahrzeichen. Foto Seiser Alm Marketing Plötzlich stehen da vier Männer im Schnee und blasen der Volksmusik gehörig den Marsch: Stelzhamma aus dem österreichischen Linz; Akkordeon, Tuba, Saxofon, Schlagwerk. Sie spielen Alpenklänge, aber auf frech jazzige Weise synkopiert, der Gesang wird mittels Megaphon verstärkt. Ganz schön gut! Endlich mal etwas anderes als der übliche Après-Ski-Lärm. Nicht, dass die Südtiroler Seiser Alm fürs Après-Ski berüchtigt wäre. Es ist ein beschauliches, dabei sehr vielfältiges Familienskigebiet, das nur an wenigen Ecken Drinks und Gedudel bietet. Wenn Musik, dann gescheite, hat man sich stattdessen gedacht, und das «Swing on Snow Festival» ins Leben gerufen. Einmal im Jahr kommen Künstler aus dem gesamten Alpenraum, von Slowenien bis zur Schweiz. Ihren modern interpretierten Berglersound hört man tagsüber dann direkt an der Strecke, abends in den Beizen im Tal. Zur Freude der Genussfahrer An dem sanft auslaufenden Teil jener Piste, an der Stelzhamma stehen, muss man sich jetzt entscheiden. Bleibt man auf ein paar treibende Takte, nimmt gar schon die Jause? Oder hört man auf den Rat des freundlichen Mannes, der beim letzten Liften dringend einen Besuch der Sanon-Hütte empfahl – dort gebe es den besten Rehrücken weit und breit. Wir entscheiden uns für Letzteres, rutschen noch die paar Meter zum Lift und setzen die Tour fort. Schliesslich ist das Wetter blendend, die Sonnenhänge noch harsch und die Seiser Alm riesig. Satte 57 Quadratkilometer misst die grösste Hochalm Europas – und ist damit wesentlich grösser als der Kanton Basel-Stadt. An ihrer Südseite wird sie vom imposanten Schlern-Massiv flankiert, das zusammen mit seinen beiden vorgelagerten Spitzen das Wahrzeichen Südtirols ist. Auf der anderen Seite liegt der freundliche Puflatsch, dessen breiter Bergrücken sanft ins Dorf Compatsch abfällt – dem Zentrum der Seiser Alm, mit Skischulen, Verleihen und Kinderhorten. Auf der Fläche dazwischen erstreckt sich auf Höhen zwischen 1700 und 2300 Metern eine abwechslungsreiche Landschaft. Almhütte lädt zur Einkehr Klar, sportliche Skifahrer könnten meckern: Nur eine schwarze Piste unter den vielen roten und blauen. Tatsächlich ist die Seiser Alm eher was für den Genussfahrer, was noch lange nicht heisst, dass sie frei von Herausforderungen ist. Die roten Strecken sind oft von Kuppen und Senkungen durchsetzt, die ganz schön kitzeln können. Was den Pisten an Länge fehlt, die längste ist zwei Kilometer lang, macht das Skigebiet durch seine Weite wett. Liften, abfahren, neuer Lift, wieder abfahren und so fort – und plötzlich ist man an einer ganz anderen, vorher nicht einsehbaren Stelle des Hochtals. Jetzt zum Beispiel endlich an der SanonHütte, die von der Familie Kostner betrieben wird – um eine Menge Ecken ist man mit dem US-Star Kevin Costner verwandt. An dem uralten, behutsam restaurierten Holzbau weht die blau-weissgrüne Fahne: Das inoffizielle Banner der Ladiner, der Ureinwohner Südtirols, deren rätoromanisches Sprachgebiet hier beginnt und sich bis ins angrenzende Grödnertal erstreckt. Wir sind für einen kurzen Moment verblüfft, als der versprochene Rehrücken sich als – exzellente – Süssspeise entpuppt. Von Norwegern umzingelt Die Sanon-Hütte wird uns am folgenden Tag wieder begegnen, diesmal allerdings nur von ferne, auf Langlaufskiern passiert. Achtzig Kilometer für Läufer und Skater sind auf der Seiser Alm präpariert – in manch anderem Skigebiet ist man schon froh, wenn es eine Alibi-Loipe hat. Wir kombinieren Möser- mit Wolfsbühelloipe und staunen einmal mehr über die abwechslungsreiche Landschaft. Hier ein Hügel, dort eine Baumgruppe, alle paar Meter ergibt sich eine neue Perspektive. Auf der Jochspur, auf 2200 Metern Höhe, sind wir dann von Norwegern umzingelt. Seit die norwegische Nationalmannschaft im Langlauf ihr HöhenTrainingslager auf der Seiser Alm aufgeschlagen hat, kommen auch deren Fans in Scharen. Einfach fantastisch, schwärmte Kjell aus Oslo, der uns bat, von ihm und seiner Gruppe ein Foto zu machen. Seit vielen Jahren kämen sie jetzt schon, genössen die vielfältigen Strecken und hätten jedes Mal fantastisches Wetter. Dem ist schlecht zu widersprechen. Skispass und feurige Beats Tags zuvor waren längst die letzten Krümel Rehrücken verdrückt und es ging zurück in den Schnee. Erst einmal Compatsch ansteuern, über drei Lifte zum Goldknopf, dann hinab nach Saltria, von wo aus man auf den 2100 Meter hohen Florian gehievt wird. Zum Berghaus Zallinger, am Fusse des Plattkofel gelegen, ist es jetzt nicht mehr weit. Wahnsinn! Wenn man vom anderen Ende des Tals hinüberblickt, lässt man sich nicht träumen, dass das Skigebiet bis an den 3000-Meter-Klotz heranreicht. Im Zallinger schmeckt uns das Südtiroler Nationalgericht, Knödeltris. Auf einer kleinen Bühne steht die slowenische Kapelle Langa, was Feuer bedeutet, und heizt den Gästen mit Balkan-Beats ein. Der Bandleader lässt es sich nicht nehmen, unter dem Johlen des Publikums seinen Kontrabass mitten im Spiel zu besteigen. Die Menge kocht, doch wir dürfen nicht trödeln, sondern müssen über einen grandiosen Ziehweg und zahllose Pisten die Rückfahrt nach Compatsch antreten. Sonst verpassen wir noch die letzte Bergfahrt des Panoramalifts. Dort, wo der Panoramalift heute steht, begann die Geschichte des Wintersports auf der Seiser Alm. 1938 installierte der Pionier Walter Griesser eine Seilwinde, die dann die ersten Skitouristen in einem grossen Schlitten den Berg heraufzog. Der Sechserlift, der ihn viele Modernisierungsstufen später ersetzt hat, ist noch immer im Besitz der Griessers, denen auch das gleich neben der Bergstation stehende Hotel gehört. Auf dessen Terrasse herrscht jetzt noch gewaltiger Rummel, doch bald schon leert sich das Skigebiet, als Hotelgast hat man es jetzt ganz für sich. Vom Balkon aus schaut man dann auf den Schlern, an dem sich die letzten Sonnenstrahlen im sanften Glühen brechen. Ein Znacht später stehen wir für einen letzten Genuss noch einmal draussen und himmeln die sternenklare Nacht an. und wird von den Hoteliers abgeholt. Fahrtdauer unter 6 Stunden. Mit Bahn und Bus via Innsbruck und Brixen ist es XPVWHLJHXQG]HLWLQWHQVLYHU :HOOQHVVEHUHLFKIDQWDVWLVFKH$XVVHQ sauna. Zimmer mit HP ab 130 Franken pro Person in der Hochsaison. www.sbb.ch Weitere Unterkünfte unter: Informationen D Innsbruck ÖSTERREICH CH Südtirol Bozen Seiser Alm ITALIEN Anreise. Mit dem Auto via St. Gallen und Innsbruck zum Brenner (E 60, JHEÙKUHQSĻLFKWLJ'LH%UHQQHUDXWR bahn bei Chiusa/Klausen verlassen, die Seiser Alm ist jetzt ausgeschildert. Das Gebiet ist autofreie Naturschutzzone; $QXQG$EIDKUWLVWMHGRFKHUODXEW,Q Compatsch kann man kostenlos parken www.alpenhotelpanorama.it www.seiseralm.it *UDĺN%D=UHK Von Mathias Heybrock Skigebiet.3LVWHQXQG/DQJODXI kilometer, bestens präpariert. Zwei Skischulen und Skihorte zur Kleinkindbetreuung. Bequeme Pisten XQGPRGHUQHNLQGJHUHFKWH/LIWHWUDJHQ LP$'$&6NLJXLGH]XPGLFNHQ/REDOV besonders familienfreundlich bei. Skipass etwa 47 Franken pro Tag in der Hochsaison. www.dolomitisuperski.com http://magazin.adac-skiguide.de Tipp zur Unterkunft.0LWWHQLP6NL gebiet liegt auf 2015 Metern Höhe das $OSHQKRWHO3DQRUDPD(LQ9LHU6WHUQH +DXV]XUODXIHQGHQ6DLVRQJH schmackvoll renoviert und erweitert. ([]HOOHQWHV+DOESHQVLRQV5HVWDXUDQW DXIGHU:HLQNDUWHĺQGHQVLFKHPSIHK lenswerte Südtiroler Gewächse. Schönes Innenschwimmbad, kleiner Geniessen. «Gostner Schwaige»: Franz Mulser lernte im Münchner «Tantris», ehe er die Sennhütte seiner )DPLOLHDXI0HWHUQ+ÓKHÙEHU nahm. In der sechs Quadratmeter NOHLQHQ.ÙFKH]DXEHUWHUGRUW.UÁXWHU küche auf Haubenniveau (14 Punkte im *DXOW0LOODX'LH+HXVXSSHLP%URWWHLJ ist legendär, ein Genuss auch der Käse DXVHLJHQHU+HUVWHOOXQJ]X%LUQHQFRQĺW und mit Kräutern gewürzt. Oder die Schweinebäckchen mit Bohnen und Speck. Hauptgerichte ab 25 Franken. Von der Bergstation des Panoramalifts PLW6NLHUQRGHUÙEHUGHQ:LQWHUZDQ derweg gut zu erreichen. %LV8KU$EHQGVDXI9RUEHVWHOOXQJ 7HOHIRQ 'LH5HLVHZXUGHYRP7RXULVPXVYHUEDQG Seiser Alm unterstützt.