Commerzial Treuhand 10 Jahre C T Kunst foRUm - ct

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Commerzial Treuhand 10 Jahre C T Kunst foRUm - ct
Commerzial Treuhand
Wirtschaftsprüfer | Steuerberater | Rechtsanwälte | Unternehmensberater
1 0 J a h r e C T K u n s t f o ru m
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ein Gemeinschaftsprojekt der Commerzial Treuhand und der Oldenburgischen Landschaft
Commerzial Treuhand
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10 Jahre
C T K u n s t f o ru m
2001 – 2011
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C T K u n s t f o ru m
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Menschen | Bilder | Begegnungen
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Zehn Jahre sind bereits vergangen, seit die Commerzial Treuhand in Oldenburg erstmals ihre Räume für zeitgenössische
Kunst zur Verfügung gestellt hat. In dieser Zeit konnten Arbeiten von insgesamt 12 Künstlern aus dem Oldenburger Land
der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Längst hat sich die Ausstellungseröffnung, die immer im November stattfindet,
als ein fester Termin im Kulturkalender des Oldenburger Landes etabliert. Als Kunstforum von Anfang an gedacht, ist
es bei den Besuchern sehr gut angekommen und darf stets mit einer breiten Resonanz rechnen. Hierzu trägt auch die
große Gastfreundschaft aller Mitarbeiter der Commerzial Treuhand bei, bei denen ich mich an dieser Stelle ganz herzlich
bedanken möchte. Eine zentrale Aufgabe der Oldenburgischen Landschaft ist die Förderung von Kunst und Kultur. Mit
ihren Ausstellungen unterstützt die Commerzial Treuhand die Oldenburgische Landschaft nachhaltig und trägt damit zur
Künstlerförderung bei. Das Zuständigkeitsgebiet der Oldenburgischen Landschaft erstreckt sich von der Insel Wangerooge
im Norden bis hin zu den Dammer Bergen im Süden. Hier leben über eine Million Menschen. Etwa dreihundert anerkannte
Künstler sind in diesem Raum tätig. Die Oldenburgische Landschaft sieht gerade in der Förderung junger Kunst eine wichtige Aufgabe, die sie mit Hilfe von Partnern wahrnimmt und dazu gehören ganz besonders und in 10-jähriger bewährter
Weise die Commerzial Treuhand sowie darüber hinaus die zahlreichen Kunst- und Kulturvereine im Oldenburger Land, die
unsere Heimat zu einen weit beachteten Standort für Kunst und Kultur machen!
Mein herzlicher Dank gilt Heinrich Sanders und allen seinen Mitarbeitern. Wir freuen uns, dass diese enge Zusammenarbeit seit 10 Jahren kontinuierlich fortgesetzt werden konnte. Die aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums erschienene Schrift
dokumentiert alle Ausstellungen.
Horst-Günter Lucke
Präsident der Oldenburgischen Landschaft
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Das CT KunstForum wird 10 Jahre alt. Warum hat unser Unternehmen als Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft mit eigener Rechtsanwaltsgesellschaft ein KunstForum ins Leben gerufen? – Wie in den meisten mittelständischen Unternehmen wird auch bei uns von Zeit zu Zeit über Kulturfragen diskutiert. Vor mehr als 10 Jahren sprachen wir über
Kultur im weiteren Sinne und kamen zu dem Ergebnis, dass ein kulturelles Engagement über den eigentlichen Unternehmenszweck hinaus angebracht und in gewisser Weise verpflichtend ist. Nach Diskussion und Prüfung verschiedener kultureller Projekte waren wir der Meinung, Teile unseres doch sehr funktionalen Bürogebäudes einmal im Jahr für die Kunst zu
öffnen. Als vor fast 70 Jahren in Oldenburg gegründetes Unternehmen haben wir einen sehr starken regionalen Bezug zum
Oldenburger Land. Der größte Teil unserer Mandanten ist hier ansässig. Unsere Mitarbeiter/-innen kommen aus der Region.
So lag es nahe, dass wir Kunstausstellungen mit regionalem Bezug zeigen wollten. Weitere Gespräche und Diskussionen
führten uns dahin, dass für uns Künstler mit Verbindung zum Oldenburger Land, die gleichzeitig auch Vertreter der klassischen Moderne sind, ein gutes Konzept tragen könnten. Die zurückliegenden Ausstellungen mit den in dieser Publikation
genannten Künstlern und die zahlreichen Besucher haben uns mehr als zufrieden gestellt.
Das ganze Vorhaben konnte nur mit einem Kooperationspartner gelingen, der die Aufgabe hat, die Kultur im Oldenburger
Land zu pflegen. Die Kooperation mit der Oldenburgischen Landschaft wurde ins Leben gerufen. Unser besonderer Dank gilt
dem Präsidenten Herrn Horst-Günter Lucke und dem stellvertretenden Geschäftsführer Herrn Jörg Michael Henneberg für
die immer angenehme Zusammenarbeit. Zusätzlich gab es aber einen weiteren maßgeblichen Ideengeber. Dieses war der
Oldenburger Galerist Herr Gerd H. Pleus, der auch den Begriff „CT KunstForum“ geprägt hat. Wir bedanken uns bei allen
Künstlern und Gästen und allen anderen, die tatkräftig mitgewirkt haben, das CT KunstForum zu organisieren.
Heinrich Sanders
Commerzial Treuhand GmbH
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Günter Tollmann | Malerei
29. November – 21. Dezember 2001
1926 geboren in Gelsenkirchen | 1990 gestorben in Hannover
Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
Mitglied des Westdeutschen Künstlerbundes und des Deutschen Künstlerbundes
Die Commerzial Treuhand hat nun ihre Pforten für die bildenden Künste geöffnet. Das neugeschaffene Kunstforum soll aktueller Kunst ein Plenum bieten
und wird ganz sicher auf eine breite Resonanz nicht nur bei den Mitarbeitern des Hauses hoffen dürfen. Landschafts­direktorin Ursula Maria Schute hat mich
gebeten, im Namen der Oldenburgischen Landschaft der Commerzial Treuhand für ihr zukünftiges kulturelles Wirken alle guten Wünsche zu überbringen.
Es ist für das kulturelle Leben in Stadt und Land Oldenburg wichtig, dass sich auch kommerzielle Institutionen der Kunstförderung verschreiben, denn wir sind
mit Ausstellungsflächen nicht gerade reich gesegnet. Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte entwickelt sich zunehmend zu einem mehr retrospektiv ausgerichteten kulturhistorischen Museum. Junge Kunst hat es daher nicht immer leicht, ein Plenum zu finden. Heute Abend nun stellen wir Ihnen als
erste Ausstellung des neugeschaffenen Kunstforums einen Klassiker der Moderne vor. Günter Tollmann wurde 1926 in Gelsenkirchen geboren. Er verstarb
1990 in Hannover. Auch in Oldenburg können Sie einem seiner Werke im öffentlichen Raum begegnen. Es ist eine plastische Arbeit am Herbartgymnasium.
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Sinnendes Mädchen | 1986
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Zusammengestellt hat die heutige Präsentation der Oldenburger Kunsthändler Gerd H. Pleus, der einen Teil des Nachlasses von Günter Tollmann erwerben
konnte. Gerd H. Pleus hat seit elf Jahren sein Geschäft am Theaterwall. Mit der Vertretung anspruchsvoller Kunst der Klassischen Moderne hat sich Gerd H.
Pleus einen breiten Kundenstamm erworben. Er ist der einzige Kunsthändler in Oldenburg, der mit solcher Stringenz die Klassische Moderne pflegt. Ich persönlich erinnere mich an viele und sehr qualitätvolle Blätter von Franz Radziwill, Fritz Stukenberg, Jan Oeltjen und Karl Schmidt-Rottluff, die ich bei Gerd
H. Pleus gesehen habe. Mit seinem Galerie-Programm bereichert er das kulturelle Leben unserer Stadt, und es ist immer wieder spannend zu erleben, was es
am Theaterwall Neues gibt. Das Werk von Günter Tollmann, das Sie hier in den Räumen der Commerzial Treuhand sehen können, ist zwischen den fünfziger
und achtziger Jahren entstanden. Am Beispiel der gezeigten Arbeiten kann man sehr gut die Kunstentwicklung in Deutschland in jenem wichtigen Zeitraum
nachvollziehen. Günter Tollmann, 1926 geboren, gehört zu jenen Künstlern, die erst nach Weltkrieg und eigenem Kriegsdienst zur Kunst gelangen konnten.
Anders als Künstler, die noch vor oder im Ersten Weltkrieg geboren wurden, hatte die Generation von Günter Tollmann vor 1945 keine Gelegenheit, in Deutschland aktuelle Kunst kennenzulernen. Selbst in den Kunstgeschichten, die bis 1945 erschienen, wurde die Klassische Moderne allenfalls als Irrweg im Text dargestellt. Auf Abbildungen wurde ganz bewusst verzichtet – aus der Furcht heraus, dass die Kunst seit dem Expressionismus auch im Deutschen Reich Früchte
tragen könnte. Günter Tollmann hat in den späten vierziger Jahren ganz augenscheinlich intensiv die Kunst der Expressionisten und der französischen Fauves
nachvollzogen. Damit steht er in der damaligen deutschen Kunstszene keinesfalls alleine, sondern dies ist geradezu ein Charakteristikum seiner Künstlergeneration. Mitte der fünfziger Jahre schuf Günter Tollmann eindrucksvolle Landschaften und charakteri­stische Portraits. Hier waren es die französische Malerei
und ganz besonders Pablo Picasso, dessen kalligraphischer Duktus anregend auf sein Schaffen wirkten. Der Farbauftrag wurde pastoser und materieller. In
seinen aus der Tube gemalten Bildern wirkt das Erlebnis des Tachismus nach. Von 1956 bis 1959 studierte Günter Tollmann an der Staatlichen Kunstakademie
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in Düsseldorf bei Professor Mackentanz. Hier begegnete er Joseph Beuys und Gotthard Graubner. Günter Tollmanns Malerei löste sich nun von der Gegenständlichkeit. Sie blieb aber abstrakt und wurde nicht informell. Bereits 1959 wurde von ihm das Kopfmotiv abstrakt aufgefasst und in maskenhafter Vereinfachung
umgesetzt – gewisser­maßen der Beginn seiner von Jawlensky, Modigliani und Picasso inspirierten Kopfbilder der achtziger Jahre, von denen Sie hier einen ganzen Zyklus sehen können. Bekannt geworden ist Günter Tollmann mit einer Vielzahl von plastischen Arbeiten für den öffentlichen Raum. Diese Werke stehen
der Pop Art nahe und erinnern an vergleichbare Arbeiten seines Kollegen Gotthard Graubner, der sich der Op Art verpflichtet fühlte und mit der Zero-Gruppe
zusammen ausstellte. Günter Tollmann schuf darüber hinaus bewegliche, also kinetische Objekte.
In seinen letzten Werken wurde Günter Tollmann immer freier. Nun waren es Farbe und Form, die er in ein sehr ausgewogenes Gleichgewicht brachte. In den
achtziger Jahren galt der Königskopf geradezu als sein Markenzeichen. Leane Schäfer vom Städtischen Museum in Gelsenkirchen schrieb über jene Zeit: „Auf
der Suche nach immer neuen Ausdrucksmöglichkeiten kommt Günter Tollmann in seinem letzten Lebensjahrzehnt zunächst zu einem reibungslosen Nebeneinander von Plastik und Malerei, später zu reizvollen Kombinationen der beiden Sparten im künstlerischen Objekt. Gegen Mitte der achtziger Jahre entwickelt
sich das Königsthema zum Leitmotiv für Günter Tollmann. Der Künstler überträgt den komplexen Gedanken, dessen Ursprung er in der Bibel begründet sieht,
auf sein gesamtes künstlerisches Schaffen. Menschen, Tiere, ja selbst Pflanzen und Naturerscheinungen werden durch das Aufsetzen einer Krone vom Alltäglichen befreit und neu ins Bewusstsein gerückt. Das Göttliche, Erhabene und Erbauende wird auf diese Weise in den Werken sichtbar gemacht.“
Günter Tollmanns Malerei ist spontan und ausgesprochen lebendig. Seine Begeisterung für alle wichtigen Strömungen verdankte er sicherlich seiner sehr frühen Bekanntschaft mit den Avantgardisten jener Jahre, mit Gotthard Graubner und natürlich Josef Beuys. Er ist sicherlich einer der ganz besonders interessanten Künstler der jüngeren deutschen Kunstgeschichte. Für eine Wiederentdeckung erst knapp elf Jahre nach seinem Tod ist die Zeit sicherlich noch viel zu früh.
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Gegenwärtig und bekannt geblieben sind seine Werke bis auf den heutigen Tag, wobei allerdings seine damals Furore im In- und Ausland machenden Plastiken
nun eher in den Hintergrund getreten sind – ein Schicksal, das sie mit vielen plastischen Arbeiten der sechziger und siebziger Jahre teilen.
Heute Abend haben Sie nun Gelegenheit, den Maler Günter Tollmann in einer kleinen, aber sehr klar akzentuierten Ausstellung, die durchaus eine Retrospektive ist, kennenzulernen. Und da wir bei der Commerzial Treuhand sind, ist sicherlich auch ein Hinweis auf Pekuniäres erlaubt: Die Arbeiten von Günter Tollmann
können Sie käuflich erwerben, und ich finde, dass sie ganz ausgezeichnet hier in den Räumen der Commerzial Treuhand zur Geltung kommen. Und sicher
wird in diesen Büroräumen, die ja sehr lebhaft frequentiert werden, der eine oder andere ganz begeistert von den farbintensiven und formal so lebendigen
Bildern Günter Tollmanns sein.
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Jörg Michael Henneberg | 29. November 2001
Am Strand | 1956
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Max Herrmann | Keramik | Textil | Kunst am Bau
24. Oktober – 13. Dezember 2002
1908 geboren in Halle an der Saale | 1999 gestorben in Oldenburg
Studium an der Akademie der bildenden Künste in Dresden und dem Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt/Main
Meisterschüler von Otto Dix und Max Beckmann
Die angewandte Kunst, die einen breiten Raum im umfangreichen Lebenswerk von Max Herrmann einnimmt, ist das Thema dieser Ausstellung. Es hieße
sicherlich, Eulen nach Athen zu tragen, wollte man Max Herrmanns Lebenslauf heute Abend vor diesem Publikum skizzieren. Viele von Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, waren mit Max Herrmann befreundet, und jeder, der ihn gut kannte, hat seine ganz persönlichen eigenen Erinnerungen an diesen
außergewöhnlichen Menschen, der uns allen nicht nur als Künstler sehr viel gegeben hat.
Für Max Herrmann war Kunst eine ernste Sache und keine Spielerei. Daran sei heute noch einmal eindringlich erinnert, erleben wir doch gegenwärtig eine Entgrenzung des Kunstbegriffes, die es nicht allein dem Laien fast unmöglich macht, zwischen echter und nur scheinbarer Kunst zu unterscheiden. Max Herrmann
war ein Maler der Klassischen Moderne. 1908 geboren, gehörte er zu jener Künstlergeneration, die noch sehr bewusst die Moderne-Diskussion der zwanziger
Jahre erlebt hat. Julius Meyer-Gräfe hatte in seiner Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienen ist, die Ecole de
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Barbizon mit ihrer Freilichtmalerei und Cézannes kompositorische Ordnungsprinzipien als die kategorialen Orientierungs- und Angelpunkte moderner Kunstentwicklung dargeboten. Auch für Max Herrmann war Cézanne ein lebenslanger Orientierungspunkt. Sein Studium führte ihn in den zwanziger Jahren unter
anderem an die Dresdner Akademie zu Otto Dix und an das Städelsche Kunstinstitut zu Max Beckmann.
Zwei gegensätzlichere Lehrer lassen sich doch wohl kaum denken. Der veristisch-minutiösen Malerei eines Otto Dix mit ihrer ausgeprägten Affinität zu den
altdeutschen Malern standen Max Beckmanns dichtgedrängte Figurenbilder gegenüber, die in ihren Kompositionsschemata ebenfalls auf die altdeutsche
Malerei zurückgriffen.
Bei aller Innovation blieb Max Herrmann stets innerhalb der Kunsthistorie. Kunst kam für ihn von Kunst, und ihre Entwicklung war für ihn ohne die großen
Neuerer überhaupt gar nicht denkbar. Dies muss man wissen, wenn man sich seiner Kunst nähert. In der Malerei und ganz besonders in der Kunst am Bau, bei
seinen Glasfenstern wird dies deutlich. Der Besucher von St. Johannes in Oldenburg-Kreyenbrück wird förmlich ergriffen von der majestätischen Betonglaswand, die Max Herrmann geschaffen hat. „Ich bin das Licht der Welt“, spricht Jesus Christus. Das durch das Glasfenster veränderte Licht als Abbild des himmlischen Jerusalem, dies ist Thema der romanischen und gotischen Glasmalerei, die Max Herrmann sehr verehrte, in die er sich hineingedacht hat und die ihn
eben nicht zur historisierenden Nachahmung geführt hat. Licht war für Max Herrmann in seiner Malerei und bei all seinen Glasbildern das einigende Thema.
Er hat den Lichtbegriff allerdings keinesfalls auf eine bloß religiöse Bedeutung eingeengt, sondern ihn erweitert. Licht ist für Max Herrmann Klarheit, Ordnung
und umfassende Harmonie. Elfie und Udo Reimann sowie Helga Brandhorst machen in dieser Ausstellung diese für Max Herrmanns Werk so wichtige Ordnung
erfahrbar. Es liegt über den Objekten und ihrer zusammenfassenden Inszenierung eine Frische und Klarheit, die sich ganz unmittelbar vermittelt. Die Oldenburgische Landschaft möchte gerne mit Helga Brandhorst und dem Photographen Norbert Gerdes einen Band über die Kirchen Max Herrmanns erarbeiten.
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Neben der großen Zahl der historischen Kirchen im Oldenburger Land sind auch viele Kirchenbauten der 50er und 60er Jahre bedeutende Kulturdenkmäler der
Moderne, die es in ihrem Bestand sorgsam zu bewahren gilt.
Die Kunst und ihre Geschichte sind stets im Fluss. Bei meinem letzten Treffen mit Max Herrmann genau eine Woche vor seinem Tode saßen wir bei einem
guten Glas Chianti zusammen. Sehr bald kamen wir ins Gespräch über die geliebte Toskana und Piero della Francescas Fresken in San Francesco in Arezzo.
Max Herrmann bewunderte die Klarheit der Komposition und die unerhörte Farbigkeit und Frische. Hat er selbst nicht in seinem Spätwerk mit freilich ganz
anderen Mitteln zu dieser Klarheit gefunden?
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Jörg Michael Henneberg | 24. Oktober 2002
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Arrigo Wittler | Zeichnung | Malerei | eine Werkschau
30. Oktober – 12. Dezember 2003
1918 geboren in Kamen/Westfalen | 2004 gestorben in Worpswede
Studium der Malerei und Kunstgeschichte an der Akademie der bildenden Künste München
1952 Preisträger des Kunstpreises Jung-Westfalen
Arrigo Wittler, der in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag feiern konnte, ist zwar gebürtiger Westfale, aber längst auch ein oldenburgischer Künstler und ganz
gewiss einer der interessantesten lebenden Künstler seiner Generation, die in unserer Region leben und arbeiten. Von mehreren Besuchen im Atelier des
Künstlers ist mir sein Schaffen wohlvertraut. Er kann nun auf fast siebeneinhaIb Jahrzehnte tätige Künstlerschaft zurückblicken. Diese ungebrochene
künstlerische Vitalität in solch hohen Jahren erinnert an Picasso, und ich finde, dass für Arrigo Wittler ganz besonders jener Satz Gültigkeit hat, dass Kunst den
Menschen jung hält. Arrigo Wittlers Lebenswerk bietet Einblick in siebeneinhalb Jahrzehnte europäische Kunstgeschichte. Seine frühen Arbeiten sind von einer
zupackenden zeichnerischen Kraft, die dem Expressionismus aufs Engste verwandt ist. Und doch ist seine Kunst in ihrer disziplinierten Regelhaftigkeit und Ordnung der französischen Malerei des Nachimpressionismus genauso verbunden.
In Italien, wo Arrigo Wittler nach dem 2. Weltkrieg zunächst auf Ischia und dann auf Procida lebte, kam er in Berührung mit Eduard Bargheer und der gesamten
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auf Ischia anwesenden deutschen Künstlerkolonie. Hier lernte er den Regisseur Lucino Visconti und den Schauspieler Helmut Berger kennen. Die beiden Inseln
im Golf von Neapel waren damals so etwas wie Künstlerrepubliken der Klassischen Moderne. Ausgehend von Purrmann wurde die Komposition und die kritische Auseinandersetzung mit dem Kubismus grundlegend. Jeder, der sich einmal am Golf von Neapel aufgehalten hat, kennt die kubisch verschachtelte
Architektur, deren Rhythmik man als gebauten Kubismus erleben kann. Für Arrigo Wittler, der Kunst sinnlich und reflektierend schafft, bot dieses Erlebnis Anlass für eine umfangreiche Werkreihe, die das Mediterrane geradezu chiffrenhaft und somit allgemeingültig umsetzt.
Der Künstler hat sich aber immer wieder auch der menschlichen Figur zugewandt. Faszinierend sind seine Köpfe in Öl, deren altmeisterliche Lasurtechnik den
erfahrenen Techniker vor Neid erblassen lässt. Es ist bezeichnend, dass er sich bei der Beschäftigung mit dem Portrait sowohl mit seinen Zeitgenossen als auch
mit den Großen der Kunst- und der allgemeinen Geschichte auseinander gesetzt hat, und so steht ganz selbstverständlich neben Johann Wolfgang von Goethe
Papst Johannes XXIII. Diese zeitübergreifende Werkreihe macht deutlich, wie sehr der Künstler bei seiner Arbeit analytisch und wissenschaftlich vorgeht. Der
ganze Schatz der kunsthistorischen Überlieferung wird von ihm genutzt und gleichzeitig gehütet. Allein schon ein Blick auf die Vielzahl der angewandten
Techniken von der Tempera- über die Kaseinmalerei bis hin zur altmeisterlichen Lasurtechnik, dem Aufbauen der Malschicht, wie es einst AIbrecht Dürer und
Hans Holbein d. J. konnten, beweist, dass für Arrigo Wittler der Satz „Kunst kommt von Können“ kategoriale Bedeutung hat. Eine Malerei, die sich in der bloßen
Absicht erschöpft, und in der Technik nachlässig oder gar unvollkommen ist, hat für ihn überhaupt gar keine Bewandtnis.
Als Künstler der Moderne, die sich der Mittel der Alten vergewissert, steht er dem Hauptmeister der Pittura metafisica, Giorgio de Chirico, nahe, wie überhaupt
der surreale Unterton allen Arbeiten Wittlers jenes Geheimnis einbeschreibt, welches seine Werke so unverwechselbar und damit so typisch macht. Arrigo
Wittler ist ein pictor doctus im besten Sinne des Wortes. In seinem Werk vereint er alle Strömungen der modernen Welt, alle Ängste, alle Hoffnungen auf eine
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ganz besondere Weise. Mich haben immer wieder seine Kopfansammlungen in ihrer Regelhaftigkeit, Wiederholbarkeit und doch auch Individualität
fasziniert. In der gegenwärtigen Kunst gibt es keinen Künstler, der das Erlebnis Masse Mensch so eindringlich gestaltet hat und dabei doch die menschliche
Würde, die Unverwechselbarkeit des Individuums immer bewahrt hat wie Arrigo Wittler. In diesem Sinne hat seine Kunst eine transzendente Wirklichkeit und
einen Aspekt des Religiösen. Mir scheint von daher ein Vergleich mit Hans Holbeins d. J. Bildern gar nicht so unangebracht. Sein Christus in der Baseler Kunsthalle zeigt einen im Rhein gefundenen Toten, der in seiner Nacktheit voller Würde und doch erschreckend realistisch ist. Arrigo WittIers Menschenbilder
zeigen die Masse und bewahren deren menschliche Würde. Ich könnte sie mir gut im sakralen Raum vorstellen.
Die Ausstellung in der Commerzial Treuhand wurde von Arrigo Wittler und seiner Frau Adriane zusammengestellt. Sie bietet, wie ich finde, einen ausgezeichneten Einblick in den künstlerischen Werdegang und vermag durch die Vielzahl zu überzeugen. Es ist eine Ausstellung, die neugierig macht auf das immense
Lebenswerk des Künstlers und die dabei auch auf besondere Weise Einblicke in die Kunstgeschichte der vergangenen sieben Jahrzehnte bietet. Arrigo Wittlers
Werke befinden sich in zahlreichen namhaften Sammlungen zur Klassischen Moderne.
Jörg Michael Henneberg | 30. Oktober 2003
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Volker Kuhnert | Perforation Art
11. November – 11. Dezember 2004
1943 geboren in Hochweiler bei Breslau/Schlesien | lebt und arbeitet in Oldenburg
künstlerisches und kunstpädagogisches Studium bei Prof. R. Pfennig, PH Oldenburg
Für die meisten, die heute Abend hier anwesend sind, war die Exkursion nach Berlin im März d. J. und die Ausstellung von Volker Kuhnert im Reichstagspräsidentenpalais, die die Oldenburgische Landschaft zusammen mit unserem Bundestagsabgeordneten Thomas Kossendey vorbereitet und organisiert hat, ein
Höhepunkt in diesem Jahr. Landschaftspräsident Horst-Günter Lucke hat dies für uns alle schon ausgesprochen.
Ich möchte nur noch einmal in Volker Kuhnerts Ausstellung einführen. Volker Kuhnerts Perforationen sind ein einzigartiger Beitrag zur zeitgenössischen Kunst.
Mit seiner Durchlöcherungstechnik bringt er den planen Bildträger auf eine dreidimensionale Ebene. Die Perforationen machen aus den Bildern Objekte. Eine
ganze Reihe hat er Druckplatten der Nordwest-Zeitung gewidmet. Diese hat er nun durch Perforationen verändert und in eine neue Wirklichkeit überführt.
Volker Kuhnert begann in den 70er Jahren Elemente der Pop Art aufzugreifen. Nicht unbeeinflusst von Max Ernst und seinen Décalcomanien sowie von seinem
Lehrer Reinhard Pfennig hat Volker Kuhnert eine ganz besondere Variante surrealer Werke geschaffen. Mit seinen Perforationen und seiner Malerei, die durch
ihre Perforation eine dritte Dimension erhält, sind ihm völlig eigenständige Kunstwerke gelungen. Beeindruckend sind daneben Volker Kuhnerts Lampenob-
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Parallele Welten III | 2004
120 x 90 cm | Öl auf Leinwand
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jekte aus Industrieteilen. Auch hier spielt das Objet Trouvé eine große Rolle. Die Ausstellung in Berlin war für Volker Kuhnert ein besonderes Ereignis. Es ist ihm
gelungen, die historistischen Räume des Reichstagspräsidentenpalais durch seine Arbeiten neu zu akzentuieren. Auch hier in der Commerzial Treuhand hat er
sehr sensibel auf den Raum und seine Möglichkeiten reagiert. Es ist eine Ausstellung, die allen, die in Berlin dabei waren, sehr vertraut vorkommen wird und
doch anders ist. Volker Kuhnert beweist mit seiner Kunst die ungebrochene Virulenz figurativer Gestaltung. Seine Perforation Art hat internationale Beachtung
gefunden. Erinnert sei dabei an seinen großen Erfolg in den USA. Die große Anzahl der Besucher des heutigen Vernissageabends zeigt, dass das Sprichwort:
„Der Prophet gilt im eigenen Lande nichts“ zumindestens für Volker Kuhnert und Oldenburg keine Bedeutung hat.
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Jörg Michael Henneberg | 11. November 2004
Kultur-Transformation VI | 2003
Perforgrafie mit original Alu-Druckplatten
der Kulturseiten der NWZ
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Wolf Gerlach | Vorgestern | Gestern | Heute
10. November – 10. Dezember 2005
1928 geboren in Stolp/Pommern | lebt und arbeitet in Bad Zwischenahn/Oldenburg
Bühnenbildner am Staatstheater Oldenburg und Braunschweig, Filmarchitekt,
Drehbuchautor, Arbeiten für das ZDF, den WDR und das Bayrische Fernsehen
Wolf Gerlach und den Altvater der Oldenburgischen Moderne verband eine große Liebe zum Theater. Adolf Niesmann hatte in den 20er Jahren zusammen mit
Ernst Rufer für das Landestheater Oldenburg Bühnenbildentwürfe geschaffen. Als dann Gerlach 1949 als Kostüm- und Bühnenbildner an das Oldenburgische
Staatstheater kam, freundete er sich mit Niesmann und dessen Frau Erika an. Infolge luden Niesmanns Gerlach auch zu ihren Hausfesten ein. Diese Feste bei
Niesmanns in der Innsbrucker Straße 15, dem einzigen im Bauhaus-Stil errichteten Haus in Oldenburg – trotz des Einspruches der städtischen Baubehörden
konnte der Künstler dies noch 1933/34 realisieren – vereinigten viele Theaterleute und waren legendäre Veranstaltungen.
Wolf Gerlachs frühe Bühnenbilder der späten 40er Jahre zeigen den Wiederbeginn der Klassischen Moderne nach der verheerenden Nazidiktatur. Man kann
sich heute wohl kaum vorstellen, welch große Bedeutung das Theater in den ersten Jahren des Neuanfanges für alle Gesellschaftsschichten gehabt hat.
Bis 1959 blieb Wolfgang Gerlach in Oldenburg. Dann wechselte er an das Theater in Braunschweig. Eine enge Freundschaft verband ihn auch mit seinem Lehrer
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Abb. links | 2 Nudes auf Bank | 2003 | Öl auf Leinwand
Abb. rechts | Eva im Paradies der Lüfte | 2004 | Acryl auf Leinwand
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Ernst Rufer, der in Oldenburg unvergessen ist. Zwischen Weihnachten und Neujahr 1962 schuf Wolf Gerlach die Mainzelmännchen und so wurde er wohl zum
bekanntesten deutschen Trickfilmzeichner. Ich kann mich selbst sehr gut an meine ersten Fernseherlebnisse erinnern und danke es Wolf Gerlach, dass ich nach
dem Sandmännchen noch im Vorabendprogramm die Mainzelmännchen sehen konnte. Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen sind mir bis heute unvergessen. Ebenso unvergesslich ist mir geblieben, als ich als Fünfjähriger von meinem Großvater, der am Staatstheater tätig war, erfuhr, dass der Vater dieser
Mainzelmännchen mal am Oldenburger Theater gewesen war. Ich war fasziniert davon, dass er also in Oldenburg gewesen war. Dass ich den Vater der Mainzelmännchen wirklich und leibhaftig einmal kennen lernen sollte, konnte ich damals allerdings nicht ahnen. Übrigens hat Wolf Gerlach auch jedes Geräusch, das
die Mainzelmännchen von sich geben, diesen selbst in den Mund gelegt. Das berühmte „Gud‘n Aaamd“, das der schlaue Det mit schwungvoller Geste von sich
gibt, stammt also aus Wolf Gerlachs Munde.
Als freier Künstler verfügt Wolf Gerlach über ein erstaunliches Repertoire. Mit schlafwandlerischer Sicherheit kennt er die ganze Klaviatur der Klassischen Moderne und weiß sie zu bedienen. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist die Klassische Moderne, wie sie in den 40er Jahren von Künstlern wie Pablo Picasso aber auch
Adolf Niesmann oder dem Oldenburger Bühnenbildner Ernst Rufer geprägt wurde. Seine Kreativität ist kaum zu bändigen. Er formt Figuren, malt großformatige Gemälde und ist ein begnadeter Aquarellist. Alle Sparten von der gegenstandslosen bis hin zur figurativen Malerei sind vertreten.
Die Ausstellung in der Commerzial Treuhand zeigt Arbeiten aus 50 Jahren Schaffenszeit. Sie ist also auch ein Blick in die Kunstgeschichte dieses Zeitraums. In
letzter Zeit entstanden mediterrane Landschaften, die nirgendwo Abbild sind, sondern das Landschaftserlebnis in Malerei vergegenwärtigen, kubische Architektur ist hier ebenso vertreten wie die Renaissance-Paläste Venedigs. Gerade diese venezianischen Arbeiten zeigen in Komposition und Aufbau ihre Herkunft
aus der konkreten und abstrakten Malerei. Es sind Häuserfassaden, die uns der Künstler in Nahsicht vor Augen führt. Wir sehen die Strukturen und begreifen,
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dass auch das Gegenständliche abstrakt ist. Hinweisen möchte ich auch auf die besondere Wirkung der zurückgenommenen Farbigkeit in diesen großen Kompositionen. Daneben sind mediterrane Landschaften entstanden, die in ihrer leuchtenden Farbigkeit Lust auf Urlaub, Meer und Sonne machen.
Es ist schwierig, alle Positionen Wolf Gerlachs zu definieren, denn es kommen jeden Tag neue hinzu. Seine Kreativität ist ungebändigt und spielerisch und ich
bin sicher, dass er sich jeden Tag bei der Arbeit auf eine kreative Entdeckungsreise begibt, bei der er selbst am Anfang nicht weiß, wo sie hinführen wird. Dieser
große kreative Reichtum mag seinen Ursprung in den Oldenburger Jahren und im Umfeld von Adolf Niesmann und Ernst Rufer gehabt haben.
Mir ist in guter Erinnerung die Eröffnung der Adolf Niesmann Retrospektive 1992 im Oldenburger Stadtmuseum, an der auch Wolf Gerlach und seine leider
verstorbene Frau Lisa teilgenommen haben. Nach Ende der Eröffnungsmodalitäten im Museum waren wir mit Gerlachs und den Freunden des Ehepaares Niesmann noch im Haus in der Innsbrucker Straße versammelt. Noch einmal war jene Künstlerszene zusammengekommen, die sich seit Jahrzehnten gut kannte
und vieles miteinander bewegt hatte. Die große Kreativität und Lebendigkeit dieses Zirkels, zu dem auch die damals fast 100-jährige Helene Notholt gehörte –
Mitbegründerin der Vereinigung für junge Kunst 1921 und letzte lebende Teilnehmerin des letzten Hofballs des Großherzogs von Oldenburg – machte deutlich,
wie viel Kreativität in Oldenburg in jener Zeit versammelt gewesen war und dass das Wort „Provinz“ für Oldenburg und das Oldenburger Land völlig unzutreffend gewesen ist.
Jörg Michael Henneberg | 10. November 2005
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MOZart | Jaenicke | Goldenstein | Richter-Armgart
9. November – 15. Dezember 2006
Hans-Christian Jaenicke | 1969 geboren in Treuenbrietzen | lebt und arbeitet in Hamburg
Marco Goldenstein | 1968 geboren in Oldenburg | lebt und arbeitet in Oldenburg
Rose Richter-Armgart | 1951 geboren in Braunschweig | lebt und arbeitet in Bremen
Es ist nun bereits die sechste Ausstellung, die die Oldenburgische Landschaft gemeinsam mit der Commerzial Treuhand durchführt. Das Kunstforum
besteht nun also bereits fünf Jahre – eine beeindruckende Kontinuität, die dem Engagement und der Kunstkennerschaft von Heinrich Sanders zu danken ist.
Das Kunstforum sollte sich von vornherein von anderen Ausstellungen in gewerblichen Räumen unterscheiden. Einmal im Jahr sollte eine Position der
Klassischen Moderne oder der Gegenwartskunst vorgestellt werden.
Die Idee eine Themen-Ausstellung zum Mozartjahr durchzuführen entstand im Frühjahr dieses Jahres. Marco Goldenstein hatte eine Ausstellung in der NWZGalerie und ich habe ihn damals gefragt, ob er bereit sei, an einer Gemeinschaftsausstellung von drei Künstlern zum Thema Mozart mitzuwirken. Marco Goldenstein stellte dann den Kontakt zu Hans-Christian Jaenicke her. Für die dritte Künstlerin im Bunde habe ich dann gesorgt. Rose Richter-Armgart ist mir seit
ihrem Fontana-di­-Trevi-Zyklus und ihren Variationen zu Tischbeins Idyllen bekannt. Als ich heute die Ausstellung zum ersten Mal sah, war ich beeindruckt von
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Hans-Christian Jaenicke
Mozart – Versuche zu Partituren | 2006
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der außerordentlichen Qualität der ausgestellten Arbeiten. Alle drei Künstler haben sich sehr unterschiedlich mit der Person und dem Werk Wolfgang Amadeus
Mozarts und dem Mozart-Jahr auseinandergesetzt. Die Bandbreite reicht dabei von den quasi informell gezeichneten und gemalten Partituren von HansChristian Jaenicke über Marco Goldensteins so herrlich freche Malerei und Installationen bis hin zu Rose Richter-Armgarts subtilen Kompositionen.
Ich möchte nun die Künstler in der Reihenfolge vorstellen, in der sie auch im Einladungsprogramm zu finden sind. Hans-Christian Jaenicke wurde 1969 in
Treuenbrietzen geboren und siedelte 1988 aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik Deutschland über und ist seit 1995 nach einem Kunst- und Musikstudium in Oldenburg als frei schaffender, bildender Künstler, Studiomusiker, Schauspieler, Kulturjournalist, Konzertgeiger und Kammermusiker tätig. Von 1996
bis 2000 war er Mitglied der Künstlergruppe WEITZ in Oldenburg. Seit 2001 ist er in Hamburg ansässig. Mich haben seine gezeichneten Partituren unmittelbar
angesprochen. Sie vermitteln viel von musikalischer Rhythmik. Jaenicke arbeitet auf diesen Blättern Bewegungen, Gesten und Charaktere aus Partituren zeitgenössischer oder klassischer Komponisten heraus.
Marco Goldenstein setzt als Motto seinen Arbeiten voran: „Manche lieben Mozart – ich fordere ein AC/DC-Jahr!“ Seine Arbeiten sind herrlich frech und gehen
völlig respektlos mit dem Kultbild Mozart um. Marco Goldenstein reitet damit eine Attacke gegen das Bildungsbürgertum und „wohltemperierte“ Konzertbesucher. Der Künstler wurde 1968 in Oldenburg geboren und war wie Hans-Christian Jaenicke Mitglied der Oldenburger Atelier-Gemeinschaft WEITZ.
Goldenstein lebt und arbeitet in Oldenburg. Einige Werke möchte ich hier stellvertretend vorstellen: Wunderbare „Deutsche-Grammophon“-Schallplatten
mit Aufnahmen der „Hochzeit des Figaro“, wahre Leckerbissen für den Mozart-Verehrer werden von Schriftzügen wie „Sinatra“ und „AC/DC“ durchbohrt.
Die drei Schallpatten hängen auch in Kästen montiert als Leuchtobjekte an der Wand. Schräg gegenüber eine weitere Attacke auf den so genannten „guten
Geschmack“: Ein bekanntes Porträt Mozarts in gekonnter malerischer Vereinfachung ist in einer Dreier-Reihung wie ein Triptychon inszeniert. Der Titel darüber
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Marco Goldenstein
Mozart – hat mir nix zu sagen | 2006
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„Mozart hat mir nix zu sagen“ ist Programm. Denn der verehrte Porträtkopf ist mit großer malerischer Geste einfach durchgestrichen.
Völlig anders die Interpretation, die uns Rose Richter-Armgart vorstellt. Eine Arbeit hier im Raum dort neben dem Fenster mit dem Titel „Screening Mozart“ ist,
wie der Titel schon andeutet, eine gemalte, tief schürfende Auseinandersetzung mit Werk und Persönlichkeit des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.
Rose Richter-Armgart arbeitet im konkreten Sinne vielschichtig: Öl und Lack werden in Mischtechnik auf Leinen oder Holz aufgebracht. Das durchscheinende
Element, das Übereinander von Schichtungen, das der lasierenden Malerei der alten Meister überraschend aber nicht von ungefähr sehr nahe kommt, drückt
das Erlebnis von Zeit, aber auch die Geschichte selbst aus. Wer auf diesen Bildern Mozart sehen will, muss tief mit seinem Blick in die Farbschichten eindringen.
Das Vergangene und das Gegenwärtige, also der historische Mozart, wie er im kollektiven Bewusstsein durch Porträts oder beispielsweise den wunderbaren
Film „Amadeus“ von Milos Forman gegenwärtig ist, und der Mozart, der uns jeden Tag in den Medien begegnet, sind Thema. Rose Richter-Armgart wurde 1951
in Braunschweig geboren. Sie studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Zwischen 1967 und 1980 arbeitete sie für das dortige Landesmuseum in den Bereichen Restaurierung und Dokumentation. Nach einer längeren Lebensphase im südoldenburgischen Rechterfeld lebt und arbeitet sie in
Bremen. Ihre nun gezeigten Arbeiten zu Mozart ergänzen die Werkreihen zur Fontana-di-Trevi und zu Tischbeins Idyllen im Oldenburger Schloss. Wie bei diesen
beiden Zyklen ist auch in den Werken zu Mozart wieder nicht das einzelne Bild so entscheidend, sondern die Abfolge der Bilder und ihre Beziehung zum Raum.
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Jörg Michael Henneberg | 9. November 2006
Rose Richter-Armgart
Mozart – Screening Mozart | 2006
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Bühnenbilder gestern und heute | Engel | Gerlach
20. November – 20. Dezember 2007
Peter Engel | 1969 geboren in Arzberg | freiberuflicher Grafiker und Bühnenbildner
Wolf Gerlach | 1928 geboren in Stolp/Pommern | Bühnen- und Kostümbildner
Das Oldenburgische Staatstheater feiert Geburtstag! 175 Jahre ist es her, dass das erste feststehende Holzgebäude am heutigen Theaterwall seine Tore öffnete. Das jetzige Gebäude stammt aus dem Jahr 1893 und besticht nicht zuletzt durch seine prunkvolle neobarocke Innenausstattung. Die Ausstattung – Bühne
und Kostüme – ist es auch, die viele Zuschauer besonders am Theater fasziniert.
Viele Arbeitsschritte liegen vor der endgültigen Fertigstellung eines Bühnenbildes oder maßgeschneiderten Kostüms. Heute wie vor 50 Jahren dienen handgefertigte Modelle und Kostümentwürfe (Figurinen) als Vorlagen. Ihr künstlerischer Wert ist häufig beeindruckend, doch meist sind sie nur einem ganz kleinen
Kreis von Betrachtern zugänglich. Deshalb präsentieren wir Ihnen eine Auswahl von originalen Bühnenbildentwürfen, Modellen und Figurinen zweier Künstler,
die das Erscheinungsbild des Oldenburgischen Staatstheaters jeweils zu ihrer Zeit stark geprägt haben: Wolf Gerlach vor 50 Jahren und Peter Engel in der
aktuellen Saison. Passend zum feierlichen Jubiläum bietet sich Ihnen so ein ganz besonderer Blick hinter die Kulissen des Oldenburgischen Staatstheaters.
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Abb. links | Peter Engel | Modell zu Faust I
Abb. rechts | Wolf Gerlach | Entwurf zu G. B. Shaw: Die Heilige Johanna ... | 1960
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Heinrich Schüler | Begegnungen
10. November – 10. Dezember 2009
1935 geboren in Königstein/Taunus | lebt und arbeitet in Heidkamp/Gemeinde Wiefelstede
Studium am Städel, Staatliche Hochschule für Bildende Künste, Frankfurt/Main
Mitglied des Taunus Künstlerbundes, Kirchenrestaurator, Studienseminare an der Europäischen Kunstakademie Trier
Es ist ziemlich genau drei Jahre her, als ich in der Kunstgalerie von Barbara Tamm in Oldenburg auf ein großformatiges Gemälde des Capitols in Rom aufmerksam wurde. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass der Künstler Heinrich Schüler heiße und in Metjendorf bei Oldenburg lebt und arbeitet. Dieser Künstler war mir
durch eine Gemeinschaftsausstellung in der Galerie der Nordwest-Zeitung und als Spender für unsere Auktion zugunsten der Elterninitiative krebskranker
Kinder Oldenburg e. V. bekannt. Für unsere Auktion hatte er einen großformatigen Farbholzschnitt eingeliefert, der den Mont St. Victoire in Südfrankreich
zeigte, den die Impressionisten, vor allem Cézanne, so häufig gestalteten. Die Bandbreite zwischen der Kunst des Impressionismus, also der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts, und der römischen Antike ist für Heinrich Schüler etwas Verbindendes. Der Farbholzschnitt war meisterhaft ausgeführt und erinnerte an die
Holzschnitte der Fauves. Heinrich Schüler hat lange Jahre für den Oberkirchenrat gearbeitet und ist ein versierter Kenner historischer Techniken und Fertigkeiten. Heute nun haben wir Gelegenheit, die ganze Bandbreite seines Schaffens kennen zu lernen. Neben den Holzschnitten in altmeisterlicher Technik stehen
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Kapitolplatz in Rom | ohne Jahr
80 x 110 cm | Öl auf Leinwand
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Gemälde, in denen er seine Reiseerfahrungen verarbeitet. Zunächst aber möchte ich auf sein grafisches Werk eingehen. Der Bildhauer Ludwig Münstermann
hat es ihm angetan. Er ist fasziniert von der expressiven Qualität dieses Meisters aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und er interpretiert durch den
Holzschnitt dessen Werke neu. Damit steht Heinrich Schüler sehr deutlich in der Tradition der deutschen Expressionisten, die das lange vernachlässigte und
seit dem 18. Jahrhundert mehr als gering geschätzte Werk des Hamburger Bildhauers wiederentdeckten. Heinrich Schüler greift die Formenvielfalt Münstermanns auf und als Holzschneider weiß er um die suggestive Kraft seines Mediums. Mir ist kein weiterer Künstler bekannt, der sich so sehr mit der historischen
Holzschneidekunst auseinander gesetzt hat. Hans Baldung-Grien, Hans Holbein oder Albrecht Dürer bieten ihm immer wieder Inspirationen.
Heinrich Schüler beherrscht die schwierige Technik des claire-obscure-Holzschnittes, der dem Medium eine fast greifbare Plastizität verleiht. Mitunter druckt er
seine Farbholzschnitte von verschiedenen Platten, aber er schafft auch eine ganze Reihe von Unikaten. In dem Münstermannzyklus entfernt er sich durch das
Wegschneiden von Holzgraten immer weiter vom Vorbild und das schlussendlich abgezogene Blatt wirkt nahezu abstrakt.
Einen ganzen Werkzyklus hat er Italien und besonders der ewigen Stadt Rom gewidmet. Beeindruckend ist seine Darstellung des römischen Capitols in Grisaille
Malerei, die allein durch die Abstufungen von Grautönen Monumentalität entfaltet. In seinen italienischen Stadtlandschaften steht er der monumentalen
Malerei der Deutsch-Römer auffällig nahe. Erwähnt sei, dass Heinrich Schüler der Kunstgeschichte verbunden ist. Für ihn kommt Kunst durchaus von Kunst und
der reiche Motivschatz, den ihm die Kunstgeschichte bietet, wird reich genutzt und führt zu sehr respektablen Ergebnissen. Dies liegt nicht zuletzt in seiner
langjährigen Tätigkeit als Kirchenrestaurator begründet. Ihm stehen eine Vielzahl von Ausdrucksmöglichkeiten zu Gebote. Er lässt sich auf keinen Stil einengen
und ist in der Wahl seiner Mittel völlig frei. Die heutige Ausstellung ist mit „Begegnungen, Menschen, Plätze, Alte Meister“ betitelt und sie fasst eindrucksvoll
die ganze Vielfalt seines künstlerischen Schaffens zusammen. Alte Meister sind für Heinrich Schüler keine fernen Gestalten, sondern ihre Werke bieten ihm
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lebendige Inspiration. Der Platz wird von ihm als Ort der menschlichen Zusammenkunft verstanden. Er hat das Forum Romanum in monumentaler Weise
gestaltet und dabei einen historischen Raum thematisiert. Sehr viel und häufig ist Heinrich Schüler unterwegs. Er hält fest, was er vor sich sieht und gestaltet
menschliches Handeln an historischen Orten. Diese Begegnungen sind überzeitlich aufgefasst und stehen seinen anderen Arbeiten zur Seite.
Jörg Michael Henneberg | 10. November 2009
Begegnung in der Nebenstraße | ohne Jahr
Öl auf Leinwand
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Norbert Bücker | spontan | unmittelbar | notwendig
11. November – 9. Dezember 2010
1953 geboren in Recklinghausen | lebt und arbeitet in Nieholte/Landkreis Cloppenburg
Ausbildung zum Schriftenmaler | freischaffender Künstler und Grafikdesigner
Preisträger des preis des vestischen künstlerbundes 1998
Es ist mir eine große Freude, Sie heute in eine Ausstellung mit Arbeiten von Norbert Bücker einführen zu dürfen. Wie Landschaftspräsident Horst-Günter Lucke
betonte, ist die Klassische Moderne der wesentliche Themenschwerpunkt der Ausstellungen in der Commerzial Treuhand, deren Kunstforum heute informelle Arbeiten von Norbert Bücker zeigt. Der 1953 in Recklinghausen geborene Künstler begann 1968 mit seiner künstlerischen Tätigkeit. Es war die Zeit, in der
die Künstlergruppe „Kobra“ mit ihrem abstrakten und wilden Expressionismus die Kunst vieler Künstler beeinflusste. Seit der zweiten Dokumenta 1959 war
auch das Informell in die deutsche Kunst eingeflossen und viele Künstler wandten sich von der Gegenständlichkeit ab und malten fortan gegenstandslos.
Ohne Zweifel ist auch Norbert Bücker im jungen Alter von 15 Jahren von diesen Strömungen beeinflusst worden. 1971 absolvierte er eine Ausbildung als
Schriftenmaler. Dies ist sehr wichtig, denn bis heute lassen sich in allen seinen Arbeiten kalligraphische Aspekte feststellen. 1973 folgt dann die Ausbildung
an der Fachoberschule für Gestaltung, und wer Norbert Bücker kennt, der weiß, dass bei aller Gestik seiner Malerei und Zeichnung die Form und die
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Ohne Titel | 2008
Acryl, Kreide, Tusche und Kaffee
auf Büttenkarton | 56,5 x 76 cm
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Perfektion eine ganz wesentliche Rolle spielen. 1985 zog er nach Wehm ins Emsland und kam damit seinem heutigen Wohnort in der Nähe von Cloppenburg
schon recht nahe. Norbert Bückers Kunst ist gegenstandsfrei und nicht gegenstandslos. Er arbeitet auf dem Malgrund, und durch die Überlagerung verschiedener Farbschichten und Lasuren erzielt er eine beeindruckende Tiefenräumlichkeit. Es sind Farbräume, auch wenn sich manchmal die Farbskala auf dunkle Schattierungen von Schwarz und Grau beschränkt. In der Regel arbeitet Bücker auf Papier, entspricht dieses Material doch seiner besonderen Vorliebe für die Haptik
des Papieres. Fasziniert von der Aura mittelalterlicher Handschriften hat er sich immer wieder mit Übermalungen befasst. War es doch im Mittelalter üblich,
beschriebene Pergamente mehrfach zu benutzen, so dass unter den Texten ältere zu finden sind. Dies bedeutet, dass in Norbert Bückers Arbeiten auch die
Zeit, und besonders die Vergangenheit, gegenwärtig ist. Neben den verschiedensten Farben arbeitet er auch mit Kaffee, dessen Brauntönung dem Papier eine
unverwechselbare Patina verleiht. In dieser Ausstellung nun sehen Sie Werke auf Leinwand von Norbert Bücker, die in seinem Gesamtwerk eher selten sind und
die er eigens für diese Ausstellung geschaffen hat. Auch hier spielt das Widerspiel von Malerei und Zeichnung eine sehr wichtige Rolle. Norbert Bückers Malerei
ist ausgesprochen konzentriert und die Abfolge der Farbaufträge, das Übereinander der Untermalungen, hat etwas Musikalisches. Mir ist kein zweiter Maler im
Oldenburger Land bekannt, der so konsequent seinem Weg folgt und der nicht bereit ist, Konzessionen an den Kunstmarkt zu machen.
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Jörg Michael Henneberg | 11. November 2010
Ohne Titel | 2009
Acryl, Farbstift, Tusche und Kaffee
auf Papier | 90 x 70 cm
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Jub Mönster | Hotspots | Malerei | Kugelschreiberzeichnung
10. November – 9. Dezember 2011
1949 geboren in Oldenburg | lebt und arbeitet in Bremen
Studium an der Hochschule für Gestaltung Bremen
Stipendien, Wettbewerbe und Ausstellungen im In- und Ausland
Klaus Modick | Der ironische Realist | Anmerkungen zum Werk Jub Mönsters
„Allein das Material!“ hat sich der große Cartoonist Hans Traxler einmal bewundernd gewundert. „Kugelschreiber auf Resopal!! Sind Sie ein Masochist, Herr
Mönster? Und wie wollen Sie das noch steigern? Buntstift auf Götterspeise?“ Ein Masochist ist Jub Mönster keineswegs, aber ein erfindungsreicher, enorm
vielseitiger und mutiger Künstler. Buntstift auf Götterspeise hat er zwar noch nicht erprobt, aber weder vor Aquarell auf Schmirgelpapier noch vor Kugelschreiber auf Resopal schreckt er zurück. Das klingt im ersten Moment abwegig, aber wenn man sich die Arbeiten, die in solchen Techniken entstanden sind, genauer
ansieht, dann begreift man sofort, wie zielführend solche scheinbaren Abwege sein können. Eins von Mönsters Hauptwerken verdankt sich solcher ungewöhnlichen Technik. Es heißt „Die Kathedrale von Rouen“ und ist eine Serie, die aus fünfzehn atemberaubend detailliert ausgeführten Zeichnungen besteht.
Alle fünfzehn Teile der Serie zeigen die filigrane, gotische Fassade des Portalbereichs der berühmten Kathedrale, und zwar alle fünfzehn aus exakt der gleichen
Perspektive und im exakt gleichen Bildausschnitt – allerdings in von Bild zu Bild zunehmender Detailverdichtung, die mit einigen fast isoliert wirkenden
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Grand Finale | 2010
Acryl auf Spritzbeton
Wandgröße 14 x 12,4 m
Danzig/Polen
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Punkten beginnt und in einer enorm kompakten Masse endet. So bekommt man als Betrachter das Gefühl, dem Bau der Kathedrale beizuwohnen, gewissermaßen selbst am Bau beteiligt zu sein, diese Kathedrale mit eigenen Blicken zu errichten. Dies konstruktive, an den Rezipienten appellierende Moment wird
noch dadurch verstärkt, dass der gewählte Bildausschnitt jenen Teil des Baus zeigt, der zu Renovierungszwecken eingerüstet ist. Die besondere Pointe dieses
Verfahrens liegt freilich darin, dass sich der Betrachter auch an der zeichnerischen Rekonstruktion beteiligt fühlt und reales Vorbild wie gezeichnetes Abbild
entstehen, aber auch vergehen sieht. Vergehen, weil die Serie mit den sich im Lauf eines Tages verändernden Lichtverhältnissen spielt, und sich verändernde
Lichtverhältnisse sind in der bildenden Kunst ganz allgemein – und insbesondere bei seriellen Arbeiten – immer Hinweise auf den Zeitfaktor, auf das Vergehen
der Zeit also oder, wenn man so pathetisch will, auf die Vergänglichkeit. Die Probe aufs Exempel hat Jub Mönster mit der fast allen seinen Werken eigenen Ironie mit der Serie „Ach ja, die Zeit“ gemacht, in der ein altertümlicher Wecker mit jeweils vorrückenden Zeigern zu sehen ist. Schaut man sich diese kleine Serie
an – und zwar in aller Ruhe, soviel Zeit muss sein! – begreift man, nein, sieht man sehr genau, was an Kunst zu erklären so schwierig ist. Denn Künstler produzieren nun einmal Bilder, aber nicht das, was diese Bilder bedeuten sollen. Enttäuschend finden das nur diejenigen, die in Kunstausstellungen lange Gesichter
machen, weil dort wieder einmal nur Bilder zu sehen sind.
Auch ich kann und will keine Interpretationen oder Bedeutungen dieser Bilder liefern, obwohl ich Jub Mönster seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden
bin. Unstrittig ist freilich, dass er 1949 in Oldenburg geboren worden ist, hier das Neue Gymnasium besucht und anschließend, geradezu erschreckend gut
bürgerlich, eine Banklehre absolviert hat. Von diesen frühen Erfahrungen ist sein Werk aber nicht geprägt, und das ist vermutlich auch gut so, obwohl man mit
etwas Phantasie keine großen Schwierigkeiten hätte, sich Bilderserien Jub Mönsters vorzustellen, die Menschen an Bankschaltern oder auf Kohlfahrten darstellen. Vielleicht hat er sich dergleichen fürs Alterswerk aufgespart?
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Passage du Commerce | 2005
Kugelschreiber auf Resopal
11,7 x 17,3 cm
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Kunst studiert hat er jedenfalls in Bremen, erst an der Fachoberschule und dann an der Hochschule für Gestaltung. Und Bremer Motive lassen sich bei ihm
durchaus finden, insbesondere solche, die seiner Leidenschaft für den Fußball zu verdanken sind. Das, jedenfalls vom Format her, größte Werk, das er bislang
geschaffen hat, besteht aus drei jeweils 20 Meter breiten und 10 Meter hohen Wandbildern, die dem dortigen Fußballverein gewidmet sind. 60 mal 10 Meter
Werder Bremen, 600 Quadratmeter grün-weiß! Wie zahlreiche Wandgemälde in verschiedenen Städten beweisen, beherrscht er solche gigantischen Formate
meisterhaft. Aber bevor man Jub Mönster nun für eine Art Neo-Monumentalisten oder Kunst-am-Bau-Dekorateur hält, sei bemerkt, dass das kleinste von ihm
gemalte Bild das Format einer halben Briefmarke aufweist, nämlich nur zwei mal ein Zentimeter klein ist: es heißt „Feuerlöscher“ und ist eine Illustration in
einem von ihm gestalteten Kinderbuch.
Aber Oldenburger Herkunft hin und Bremer Studium und Wohnsitz her – mit so genannter regionaler Kultur, von Heimatkunst ganz zu schweigen, hat Jub
Mönster absolut gar nichts am Hut. Seinem Werk sind im Lauf seiner Karriere gut ein halbes Hundert Einzel- und zahlreiche Gruppenausstellungen gewidmet worden, in Deutschland, aber auch im Ausland. Und er ist national und international mit zahlreichen Preisen geehrt und mit renommierten Stipendien
gefördert worden. Trotz dieser oder jener Oldenburger Ausstellung, die Jub Mönster in seiner Heimatstadt präsentiert, wird man dennoch ans Sprichwort vom
Propheten erinnert, der im eigenen Land nichts gilt. Das Meisterwerk „Die Kathedrale von Rouen“ ist beispielsweise vom Dom-Museum in Würzburg angekauft
worden, und es hängt dort zweifellos auch sehr gut – aber in der Oldenburger Artothek findet sich keine einzige Arbeit Jub Mönsters. Für derartige Ignoranz
gibt es viele schlechte Gründe – dieser Künstler ist ein weiteres Exempel auf dem weiten und öden Feld provinziellen Selbsthasses, das kritisch zu beackern einen gesonderten Beitrag erfordern würde. Jub Mönsters Werk ist jedenfalls von imponierender Vielseitigkeit. Es reicht von großformatigen Wandmalereien bis
zur gezeichneten Miniatur, von Ölgemälden bis zur seriellen Fotografie, von der Porträtmalerei bis zur preisgekrönten Kinderbuchillustration. Solche Vielseitig-
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keit mag das weit verbreitete Schubladendenken, das es gern klipp, klar und konkret hätte, irritieren, weil solche Vielseitigkeit nicht einfach zu kategorisieren
ist, nicht fix über einen begrifflichen oder stilistischen Leisten geschlagen werden kann. Dennoch darf man verallgemeinernd feststellen, dass in Jub Mönsters
Vielseitigkeit und Vielfältigkeit sehr wohl eine Art kleinster gemeinsamer Nenner steckt, nämlich seine hyperrealistische, im wahrsten Sinne des Worts haargenaue Zeichentechnik. Das ist nicht zuletzt deshalb der Rede wert, weil in der zeitgenössischen Kunst sehr viel Hochstapelei als innovativ durchgereicht wird
und windige Prätention häufig an die Stelle dessen getreten ist, was man mit handwerklicher Präzision bezeichnen kann oder auch, wenn man so altertümlich
will, mit realistischer Rechtschaffenheit. Man kann, nebenbei bemerkt und dennoch sehr wohl zur Sache gehörig, gar nicht oft genug daran erinnern, dass es
ohne Erfahrung und Beherrschung des Konkreten und des Realen gar keine legitime Abstraktion geben kann, weder in der Kunst noch irgendwo sonst.
Trotz Jub Mönsters altmeisterhafter Beherrschung realistischer Zeichentechnik würde man es sich allerdings zu einfach machen, wollte man seine Vielfältigkeit unter dem Etikett „Realismus“ subsumieren. Angesichts einer Serie Pariser Motive (Mönsters fruchtbares Verhältnis zu Paris wäre ebenfalls eine eigene
Abhandlung wert) hat er die Bemerkung gemacht, mit Realismus habe das alles nichts zu tun. Unmittelbar bezogen war diese Äußerung auf den Entstehungsprozess, weil dem Künstler die Bilder bei ihrer Produktion in kleine und kleinste, fast mikroskopische Segmente zerfallen, in Hell-Dunkel-Schattierungen, die
mit der abgebildeten Szene und ihrem realen Wiedererkennungswert wenig zu tun zu haben scheinen, so wenig (aber eben auch so viel) wie das Stein-aufStein-Setzen des Maurers mit der fertigen Kathedrale von Rouen, so wenig (oder eben auch so viel) wie das Wort-an-Wort-Reihen des Schriftstellers mit einem
fertigen Roman. Doch auch jenseits solchen handwerklichen Nahblicks ist Jub Mönsters realistische Energie vielfältig gebrochen, nicht selten ironisch. Die Brechung entsteht häufig durch Kombinationen und Überblendungen unterschiedlicher Zeit- und stilistisch divergierender Bildebenen oder im Zusammenführen
von vorgefundenem Material mit „eigenen Ideen“. Der Satz, dass Finden besser als Erfinden sein kann, bekommt bei Mönster eine besonders sinnvolle Facette.
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Graphische Lehrtafeln aus dem Fahrschulunterricht der fünfziger Jahre bringt er beispielsweise ins Großformat und verpasst ihnen zugleich den Eindruck des
Abgeblätterten, Patinierten, Hinfälligen, Vergangenen, belebt aber diese Vergangenheit und zieht sie ins Gegenwärtige, indem er auf Fotos basierende, fotorealistisch gemalte Figuren einsetzt, in diese merkwürdig starren Szenen hinein versetzt – indem er also etwas inszeniert.
Diese Inszenierungen sind es auch, die vielen von Jub Mönsters Arbeiten einen erzählerischen Gestus geben, was übrigens noch durch die deutlichen Einflüsse
der Pop-Art, besonders aber von Cartoon- und Comic-Strip-Ästhetik verstärkt wird. Ein Comic-Strip hat immer erzählenden Charakter. Und Bilder wie die Jub
Mönsters kommen fast immer seriell daher, weil die Serie den erzählerischen Gestus benötigt und betont.
Jedenfalls scheinen fast alle diese Bilder Geschichten zu erzählen oder doch Momentaufnahmen aus einer Geschichte zu sein, und sie sind zugleich rätselhaft
und irritierend. Sie wenden sich an die Phantasie der Betrachter, sind Einladungen und Herausforderungen, diese eingefrorenen Augenblicke wieder flüssig zu
machen. Eine Bildersequenz mit dem für Mönster sehr typischen, ironischen Titel „Die Sonne schien, da sie keine Wahl hatte, auf nichts Neues“ zeigt beispielsweise diverse Passanten, die wie aus dem Nichts auf einem leeren Platz erscheinen, offenbar ihrem Alltag nachgehen und manchmal zu Gruppen zusammentreten, aber aus der Isolation ihrer Auftritte spricht eine merkwürdige Verlorenheit. Im Betrachter entsteht dabei eine gespannte Erwartung, die sich aber nur
erfüllt, wenn der Betrachter das Seine in diese Bilder hineinlegt.
So sind Jub Mönsters Bilder durchaus vollendet, vollendet im Sinne handwerklicher Meisterschaft, aber sie sind gewissermaßen noch nicht fertig – fertig werden sie erst in unseren Köpfen. Nicht, was der Künstler uns mit seinen Bildern sagen will, ist hier die entscheidende Frage, sondern was diese Bilder uns sagen,
wenn wir sie sehen. Falls wir auf diese Frage eine Antwort haben wollen, müssen wir sie uns selbst geben.
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Weißes Leinen (IX) | 2007
Kugelschreiber auf Zeichenpapier
24 x 17 cm
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Kunst | Kultur | Wirtschaft | Kommunikation
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C T K u n s t f o ru m
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Diese Publikation erscheint anlässlich des 10-jährigen Bestehens des
C T K u n s t f o ru m – eine gemeinsame Ausstellungsreihe
der Commerzial Treuhand GmbH Oldenburg und der Oldenburgischen Landschaft.
Herausgeber
Commerzial Treuhand GmbH | Oldenburgische Landschaft
Copyright
2011 | Autoren | Künstler | Herausgeber
Redaktion
Jörg Michael Henneberg | Oldenburgische Landschaft
Text
Jörg Michael Henneberg | Klaus Modick
Foto
Dirk-Michael Grötzsch (Seite 4) | Autoren und Künstler
Gestaltung | Satz
Norbert Bücker
Gesamtherstellung
Ostendorf Druckerei und Verlag GmbH | Cloppenburg
Auflage
500 Exemplare
ISBN
978-3-88441-261-9
26125 Oldenburg | Wilhelmshavener Heerstraße 79
www.ct-gruppe.de
58
26122 Oldenburg | Gartenstraße 7
www.oldenburgische-landschaft.de
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Commerzial Treuhand
60
Wirtschaftsprüfer | Steuerberater | Rechtsanwälte | Unternehmensberater