Vom Agens zur Krankheit - Interuniversitäres Kolleg für Gesundheit
Transcription
Vom Agens zur Krankheit - Interuniversitäres Kolleg für Gesundheit
Vom Agens zur Krankheit – Vom makrozyklischen Lakton zur transmissiblen spongiformen Enzephalopathie? Erzeugung von Prionen und Prionerkrankungen durch pharmakologisch bedingte Hyperpolarisation? Thesis zur Erlangung des Grades Master of Science (MSc) am Interuniversitären Kolleg für Gesundheit und Entwicklung Graz / Schloss Seggau ([email protected], www.inter-uni.net) vorgelegt von Dr.med.vet. Andreas Becker Graz, im Juni 2010 1 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Dr.med.vet. Andreas Becker, Möttingen [email protected] Hiermit bestätige ich, die vorliegende Arbeit selbstständig unter Nutzung keiner anderen als der angegebenen Hilfsmittel verfasst zu haben. Graz, im Juni 2010 Thesis angenommen Im Sinne fachlich begleiteter Forschungsfreiheit müssen die in den Thesen des Interuniversitären Kolleg vertretenen Meinungen und Schlussfolgerungen sich nicht mit jenen der Betreuer/innen und Begutachter/innen decken, sondern liegen in der Verantwortung der Autorinnen und Autoren. 2 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS ...................................................................................................................... 3 ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................................................ 4 EINLEITUNG ....................................................................................................................................... 10 Aktuelles zur Thematik ..................................................................................................................... 10 BSE-Update ................................................................................................................................... 10 Synthetisches Prion ....................................................................................................................... 10 Protein- only-Hypothese ................................................................................................................ 11 Ist die Alzheimer-Erkrankung kontagiös? ..................................................................................... 11 Rückblick .......................................................................................................................................... 11 Grundlagen der eigenen Hypothese .................................................................................................. 14 Makrozyklische Laktone, Avermectine, Ivermectin ......................................................................... 17 Chemie ........................................................................................................................................... 17 Pharmakologie .............................................................................................................................. 17 Pharmakokinetik ............................................................................................................................ 18 Toxizität ......................................................................................................................................... 20 Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) .................................................................................... 22 Avermectine und Benzodiazepine .................................................................................................. 24 Bluthirnschranke ............................................................................................................................... 25 BSE-Tests .......................................................................................................................................... 25 Milchaustauscher und Tiermehl ........................................................................................................ 26 Forschungsfrage ................................................................................................................................ 27 METHODIK .......................................................................................................................................... 27 ERGEBNIS ........................................................................................................................................... 27 DISKUSSION ....................................................................................................................................... 29 QUELLENVERZEICHNIS .................................................................................................................. 32 3 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau ZUSAMMENFASSUNG www.inter-uni.net > Forschung Vom Agens zur Krankheit – Vom Makrozyklischen Lakton zur Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathie? Zusammenfassung der Arbeit Andreas Becker Jens Türp Einleitung Transmissible spongiforme Enzephalopathien (TSE) oder Prionerkrankungen sind tödlich verlaufende, mit schwammartiger Degeneration von Nervenzellen einhergehende genetisch bedingte Erkrankungen bei Mensch (z.B. Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) und Tier (Traberkrankheit der Schafe bzw. Scrapie und Bovine Spongiforme Enzephalopathie [BSE]). Im Jahre 1982 entdeckte der amerikanische Biochemiker und Mediziner Stanley B. Prusiner den Pathogenitätsmechanismus eines in der Zellmembran vorkommenden Proteins: Sein „Prion“ (Prionprotein Scrapie, PrPSc, Sc für Scrapie) genannter „infektiöser“ Partikel reproduziert sich in einer Art Kettenreaktion aus zellulärem Prionprotein (Prionprotein cellular, PrPc, c für cellular = zellulär) allein durch Konformationswechsel, d.h. Änderung der räumlichen Struktur von einer α-Helixstruktur in eine ß-Faltblattstruktur. Experimentell können durch Injizieren von Prionen ins Gehirn oder durch orale Übertragung von Prionen TSE ausgelöst bzw. angeregt werden, d.h. der „Erreger“ besteht nur aus einem Protein und enthält keine Nukleinsäuren, wie Viren oder Bakterien (Prusiner, 1982). Diese zunächst umstrittene „Protein only“-Hypothese wurde nicht zuletzt durch die Verleihung des Nobelpreises 1997 an Prusiner zur mittlerweile anerkannten wissenschaftlichen Ausgangsbasis für weitere Forschungen. Der Frage, ob der Konformationswechsel auch ohne Anwesenheit von Prionen ausgelöst werden könnte, wurde nicht nachgegangen. Daran änderten auch zwei Außenseitertheorien nichts: Zum einen die des englischen Biolandwirtes Mark Purdey, der als Ursache die seit 1985 zweimal jährlich angeordnete staatliche Dasselfliegenbekämpfung bei Rindern mit dem Pestizid Phosmet sieht und darüber hinaus glaubt, dass Kupfermangel bzw. Manganvergiftung den Konformationswechsel zum Prion beschleunigt (Purdey, 1996a, b), zum anderen eine Vererbungshypothese, bei der ein genetischer Defekt oder eine Mutation in dem Gen vorliegt, welches das BSE-disponierende Membranprotein kodiert (Scholz, 2002, Scholz and Lorenzen, 2005). Anfang des Jahres 2001, als die ersten BSE-Fälle in Deutschland aufkamen, wies ich als praktischer Tierarzt ebenfalls darauf hin, dass BSE nicht von Rind zu Rind übertragbar sei, es sei denn, infektiöses Material werde direkt ins Gehirn injiziert (Becker, 2001b, a, c, 2002). Als Ursache hatte ich ebenso 4 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau wie Purdey (Purdey, 1996a, b) ein Antiparasitenmittel in Verdacht, aber kein Organophosphat, wie von ihm postuliert, sondern ein Avermectin. Die antiparasitäre Wirkung von Avermectinen beruht auf chloridioneneinstrombedingter Hyperpolarisation über die nur bei Wirbellosen vorkommenden Glutamat-aktivierten Chloridkanäle (Jagannathan et al., 1999, Kane et al., 2000, Wolstenholme and Rogers, 2005). Bei Konzentrationen oberhalb der chemotherapeutisch relevanten findet zusätzlich eine Bindung an GABA(Gamma-Amino-Buttersäure)-abhängigen Rezeptoren statt. An GABAvermittelten Chloridkanälen kommt es durch die Avermectine zur Potenzierung der Wirkung der Gamma-Amino-Buttersäure (GABA). GABA spielt eine wichtige Rolle als inhibitorischer Neurotransmitter in peripheren Unterneuronen von Nematoden und in den neuromuskulären Synapsen von Arthropoden, aber auch im Gehirn von Säugern (Pong et al., 1980). GABA ist für die Übermittlung inhibitorischer Signale von den Interneuronen zu den Motorneuronen in Nematoden und von den Motorneuronen zu den Muskelzellen in Arthropoden verantwortlich. Als inhibitorischer Neurotransmitter reguliert GABA den Chlorid-Ionen Einstrom in die Zelle (Campbell et al., 1983). Avermectine stimulieren die präsynaptische Freisetzung von GABA und erhöhen die Affinität der postsynaptischen GABA-Rezeptoren für GABA. Durch diese prä- und postsynaptische Wirkung auf das GABA-System kommt es zu einer längerfristigen Öffnung der Chloridkanäle der Membranen der Nervenzellen und somit zur Blockierung der Erregungsüberleitung (Tranquilli et al., 1987, Sutherland and Campbell, 1990). Da GABA auch im Gehirn von Säugern vorkommt, wird die Bindung an GABA-Rezeptoren auch als Ursache für die toxischen Wirkungen der Avermectine angesehen (Kane et al., 2000). Da auch die biologische Funktion der Prione damals nicht geklärt war und bis heute nicht geklärt ist, entwickelte ich eine Hypothese, die besagt, dass in der Evolution Prione bei der zielgerichteten Zerstörung einzelner Zellen zur Optimierung eines räumlich begrenzten Gewebes eine entscheidende Rolle spielen. Dabei entstehen Prione allein durch erhöhten Druck auf die Zellmembran infolge Einstroms von Chlorid-Ionen. Daraus leitet sich dann wie von allein die Forschungsfrage ab: Kann der Konformationswechsel und damit die Bildung von Prionen durch Intoxikation mit hyperpolarisierenden Stoffen ausgelöst werden? Wenn ja, warum ist dieser Zusammenhang nicht längst erkannt worden? Im Jahr 1982 wurde Ivermectin, ein Avermectingemisch aus der Gruppe der Makrozyklischen Laktone (ML), europaweit eingeführt. ML sind heute die am häufigsten eingesetzten antiparasitären Mittel, obwohl ihre Rückstandsproblematik äußerst bedenklich ist. Bei der Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) wurde nur auf Rückstände in Muskulatur, Fett, Niere und Leber untersucht. Das Vorliegen eventueller Rückstände im Nervengewebe wurde nicht überprüft, da Nervengewebe nicht als essbares Gewebe betrachtet wurde. Außerdem lag der Schwerpunkt der Untersuchungen von Nebenwirkungen auf der durch Überdosierung verursachten akuten Vergiftung. Die beim einzigen Langzeitversuch (53 Wochen) bei drei von acht Hunden aus der Gruppe mit der höchsten Dosierung aufgetretene fokale Degeneration im Areal der Pons (Stammhirnbrücke) und in Kerngebieten des Kleinhirns wurde nicht weiter verfolgt (Kloss et al., 1994). Dabei ist die Vergiftung von Hunderassen mit MDR1-Defekt (Avermectine können die Blut-Hirn-Schranke auf Grund eines genetischen Defektes passieren) die bekannteste akute Form der Ivermectin-Intoxikation; BSE und atypische Scrapie wären zwei Beispiele für chronisch verlaufende Formen. Ivermectin gelangt aufgrund seiner extremen Fettlöslichkeit in die Nahrungskette. Laut der Bayerischen Risikoanalyse zu BSE aus dem Jahr 2004 erreichen Milchaustauscher die höchste Wertigkeit der gemeinsamen Eigenschaften aller BSE-Betriebe in Deutschland. Nicht die Reduzierung der Prozesstemperatur von 135°C auf 85°C bei der Herstellung von Tiermehl in Großbritannien war entscheidend für das seuchenhafte Auftreten von BSE, sondern der aus Kostengründen durchgeführte Verzicht auf den Restfettentzug mit Hilfe von Lösungsmitteln. Dadurch erhöhte sich die Möglichkeit der Toxinaufnahme über Ivermectin-haltiges Tiermehl in Mischfuttermitteln für die gesamte Rinderpopulation entscheidend. Mit aus Schlachtbetrieben und Tiermehlfabriken stammenden tierischen Fetten gelangte Ivermectin auch in Milchaustauscher. Die im Jahr 1985 in Großbritannien staatlich angeordnete Dasselfliegenbekämpfung mit organischen Phosphaten (Phosmet) könnte dann über den zusätzlichen oxidativen Stress zu gehäuftem Auftreten von BSE geführt haben. Die kritiklose Übernahme der entwickelten BSE-Tests und ihre fehlerhafte 5 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Interpretation – Betrachtung der nachgewiesenen Prione als Erreger und damit „Beweis“ für das Vorliegen von BSE anstatt Bewertung der Prionbildung als Folge einer chronischen Vergiftung mit ML - führten zur BSE-Krise in Europa. Die Potenzierung der Wirkung von Avermectinen durch das im Jahr 1989 zugelassene Benzodiazepin Brotizolam stellt eine zusätzliche Möglichkeit dar für die Entstehung von klinischen BSE-Fällen. Methodik Um zu Überprüfen, ob bereits in wissenschaftlichen Publikationen der Zusammenhang zwischen Ivermectin und BSE (direkter Zusammenhang) bzw. GABA-Rezeptor und BSE (indirekter Zusammenhang) beschrieben wurde, erfolgte eine Suche in den Datenbanken PubMed, Medpilot und PLoSone. Die Recherche fand letztmalig am 6.Juni 2010 statt. Wenn immer möglich wurden die Begriffe als MeSH(Medical Subject Headings)-Begriffe gesucht. Suchstrategie: 1. Schritt: Suchbegriffe >BSE< und >Ivermectin< , 2. Schritt: Suchbegriffe >BSE< und >GABA-Rezeptor< und 3. Schritt: Suchbegriffe >Prion< und >GABA-Rezeptor< Ergebnisse Das Suchergebnis in Treffern wird in den Tabellen 1, 2 und 3 im Einzelnen dargestellt Tabelle 1 Datenbank Treffer Relevante Treffer Kumulativ rel. Treffer Pubmed 0 0 0 Medpilot 0 0 0 PLoS.ONE 1 0 0 Treffer je Datenbank mit Suchwörter und –Kombination „BSE und Ivermectin“ Es wurden keine relevanten Treffer gefunden. Tabelle 2 Datenbank Treffer Relevante Treffer Kumulativ rel. Treffer Pubmed 1 1 1 Medpilot 5 4 4 PLoS.ONE 1 1 4 Treffer je Datenbank mit Suchwörter und –Kombination „BSE und GABA-Rezeptor“ Vier kumulativ relevante Treffer: Eine abgeschwächte GABAA–Rezeptor-vermittelte schnelle Hemmung bei Fehlen von PrPc (Collinge et al., 1994), keine Beteiligung von PrPc an der GABA- und Glutamat-Rezeptor-vermittelten synaptischen Funktion (Herms et al., 1995), therapeutischer Einsatz von GABA-Agonisten zur Milderung von Krankheitssymptomen (Vamvakides, 1998) und Zerstörung des Neurotransmitter-Systems GABA durch TSE (Ledoux, 2005). 6 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Tabelle 3 Datenbank Treffer Relevante Treffer Kumulativ rel. Treffer Pubmed 8 4 4 Medpilot 28 8 8 PLoS.ONE 10 1 8 Treffer je Datenbank mit Suchwörter und –Kombination „Prion und GABA-Rezeptor“ Acht kumulativ relevante Treffer: Keine intermolekulare Verbindung zwischen GABAA und PrPc (Kannenberg et al., 1995), Verlust des GABA-ergen Systems beim Vorliegen von PrPSc (Bouzamondo-Bernstein et al., 2004), Co-Regulation des PrPc-transkribierenden Gens mit GABAAUntereinheiten (Rangel et al., 2009), Beteiligung der GABAA-Untereinheit beta1 in Prion-infizierten Neuroblastom-Zellen (Kimura et al., 2010) und die vier Treffer aus dem 2. Suchschritt. Diskussion Das Ergebnis ist eindeutig: Mit der durchgeführten Suchmethode konnte keine wissenschaftliche Veröffentlichung, die einen direkten Zusammenhang zwischen Ivermectin und dem Auftreten von BSE beschreibt, gefunden werden, d.h. BSE könnte von Ivermectin verursacht worden sein bzw. ML müssten als Verursacher von TSE in Betracht gezogen werden. Der indirekte Zusammenhang über die Ivermectin-Wirkung am GABA-Rezeptor wurde in acht Publikation nicht entdeckt, wohl aber ein Zusammenhang zwischen GABA-Rezeptor und PrPc bzw. PrPSc. Die gefundenen Ergebnisse stellen insgesamt eine indirekte Bestätigung der Intoxikationshypothese dar. Die Veränderung der Suche von >BSE< auf >Prion< im 3. Schritt ergab zusätzlich vier relevante Veröffentlichungen, ein weiteres Indiz für eine erregerorientierte Sicht. GABA-Rezeptoren werden in die Untergruppen A, B und C aufgegliedert. In den neueren Veröffentlichungen erscheint deshalb die genauere Bezeichnung GABAA. Die wissenschaftliche Erforschung von TSE mit der Gewichtung auf eine infektiöse Genese, die Nichtbeachtung alternativer Lösungsansätze sowie das vollständige Übersehen eines Neurotoxins in der Nahrungskette haben zu einer völligen Fehleinschätzung der tatsächlichen Situation geführt. Es wird daher vorgeschlagen, die dargestellten Ergebnisse unverzüglich wissenschaftlich zu überprüfen. Dies bietet die Chance, wertvolle Erkenntnisse auch für andere neurodegenerative Erkrankungen zu gewinnen. Zur Klärung genügt vorerst ein einfach durchzuführender chronischer Intoxikationsversuch mit ML an transgenen Mäusen (MDR1-/-). Oder wird die Aufdeckung eines Pharma-Skandals befürchtet, der den Contergan-Skandal bei weitem übertreffen könnte? Im Buch „Prionen und Prionerkrankungen“ setzten die Herausgeber noch vor die Vorworte und das Geleitwort des damaligen Gesundheitsministers Horst Seehofer folgende Weisheit von Henri David Thoreau: „Was hinter uns liegt und was vor uns liegt sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder“ (Hörnlimann et al., 2001). Nach außen gebracht habe ich die Intoxikationshypothese vor fast zehn Jahren; warten wir weiter, dass ein Wunder geschieht. Literatur Becker, A., 2001a. Apocalypse Cow, Die „Geheime Offenbarung“. CoMed 7, 42-44. Becker, A., 2001b. BSE-Ein Pharma-GAU? Die schleichende Vergiftung von Rindern und Menschen. raum&zeit 19, 52-57. Becker, A., 2001c. Festrede auf dem 101.ZÄN-Kongress: Ganzheitliche BSE-Bewältigung bringt Paradigmenwechsel in der Medizin. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 42, 770-773. 7 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Becker, A., 2002. Entsteht BSE durch Arzneimittel-Wechselwirkungen? raum&zeit 20, 99-102. Bouzamondo-Bernstein, E., Hopkins, S.D., Spilman, P., Uyehara-Lock, J., Deering, C., Safar, J., Prusiner, S.B., Ralston, H.J., DeArmond, S.J., 2004. The neurodegeneration sequence in prion diseases: evidence from functional, morphological and ultrastructural studies of the GABAergic system. J Neuropathol Exp Neurol 63, 882-899. Campbell, W.C., Fisher, M.H., Stapley, E.O., Albers-Schonberg, G., Jacob, T.A., 1983. Ivermectin: a potent new antiparasitic agent. Science 221, 823-828. Collinge, J., Whittington, M.A., Sidle, K.C., Smith, C.J., Palmer, M.S., Clarke, A.R., Jefferys, J.G., 1994. Prion protein is necessary for normal synaptic function. Nature 370, 295-297. Herms, J.W., Kretzchmar, H.A., Titz, S., Keller, B.U., 1995. Patch-clamp analysis of synaptic transmission to cerebellar purkinje cells of prion protein knockout mice. Eur J Neurosci 7, 2508-2512. Hörnlimann, B., Riesner, D., Kretzschmar, H., 2001. Prionen und Prionkrankheiten. Walter de Gruyter, Berlin Jagannathan, S., Laughton, D.L., Critten, C.L., Skinner, T.M., Horoszok, L., Wolstenholme, A.J., 1999. Ligand-gated chloride channel subunits encoded by the Haemonchus contortus and Ascaris suum orthologues of the Caenorhabditis elegans gbr-2 (avr-14) gene. Mol Biochem Parasitol 103, 129140. Kane, N.S., Hirschberg, B., Qian, S., Hunt, D., Thomas, B., Brochu, R., Ludmerer, S.W., Zheng, Y., Smith, M., Arena, J.P., Cohen, C.J., Schmatz, D., Warmke, J., Cully, D.F., 2000. Drug-resistant Drosophila indicate glutamate-gated chloride channels are targets for the antiparasitics nodulisporic acid and ivermectin. Proc Natl Acad Sci U S A 97, 13949-13954. Kannenberg, K., Groschup, M.H., Sigel, E., 1995. Cellular prion protein and GABAA receptors: no physical association? Neuroreport 7, 77-80. Kimura, T., Ishikawa, K., Sakasegawa, Y., Teruya, K., Sata, T., Schatzl, H., Doh-ura, K., 2010. GABAA receptor subunit beta1 is involved in the formation of protease-resistant prion protein in prion-infected neuroblastoma cells. FEBS Lett 584, 1193-1198. Kloss, M.W., Bagdon, W.J., Gordon, L.R., 1994. L-653,648: Fifty-three-week oral toxicity study in dogs. In. Merck Research Laboratories, West Point, Pennsylvania, USA, City. Ledoux, J.M., 2005. Effects on the serotoninergic system in sub-acute transmissible spongiform encephalopathies: current data, hypotheses, suggestions for experimentation. Med Hypotheses 64, 910-918. Pong, S.S., Wang, C.C., Fritz, L.C., 1980. Studies on the mechanism of action of avermectin B1a: stimulation of release of gamma-aminobutyric acid from brain synaptosomes. J Neurochem 34, 351358. Prusiner, S.B., 1982. Novel proteinaceous infectious particles cause scrapie. Science 216, 136-144. Purdey, M., 1996a. The UK epidemic of BSE: slow virus or chronic pesticide-initiated modification of the prion protein? Part 1: Mechanisms for a chemically induced pathogenesis/transmissibility. Med Hypotheses 46, 429-443. Purdey, M., 1996b. The UK epidemic of BSE: slow virus or chronic pesticide-initiated modification of the prion protein? Part 2: An epidemiological perspective. Med Hypotheses 46, 445-454. 8 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Rangel, A., Madroñal, N., Massó, A.G.i., Gavín, R., Llorens, F., Sumoy, L., Torres, J.M., DelgadoGarcía, J.M., Río, J.A.D., 2009. Regulation of GABAA and Glutamate Receptor Expression, Synaptic Facilitation and Long-Term Potentiation in the Hippocampus of Prion Mutant Mice. PLoS ONE 4, e7592. Scholz, R., 2002. 25 Thesen gegen die Behauptung, BSE und vCJK seien oral übertragbare Infektionskrankheiten und BSE gefährde die menschliche Gesundheit. Dtsch Med Wochenschr 127, 341-343. Scholz, R., Lorenzen, S., 2005. Phantom BSE-Gefahr. Berenkamp. Sutherland, I.H., Campbell, W.C., 1990. Development, pharmacokinetics and mode of action of ivermectin. Acta Leiden 59, 161-168. Tranquilli, W.J., Paul, A.J., Seward, R.L., Todd, K.S., Dipietro, J.A., 1987. Response to physostigmine administration in collie dogs exhibiting ivermectin toxicosis. J Vet Pharmacol Ther 10, 96-100. Vamvakides, A., 1998. Encephalopathies spongiformes: une deuxieme chance pour les agonistes GABAergiques? Ann Pharm Fr 56, 26-30. Wolstenholme, A.J., Rogers, A.T., 2005. Glutamate-gated chloride channels and the mode of action of the avermectin/milbemycin anthelmintics. Parasitology 131 Suppl, S85-95. 9 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau EINLEITUNG Aktuelles zur Thematik Vom 21. bis 23. Januar 2010 fand der 5. Leipziger und mit fast 3500 Teilnehmern größte deutsche Tierärztekongress statt. Die Bandbreite reichte von der Auftaktveranstaltung „Wer heilt hat recht? – Alternative Methoden versus Evidenz-basierte Tiermedizin“ bis hin zu speziellen Fachveranstaltungen wie zum Themenkreis transmissible spongiforme Enzephalopathien (TSE) in Veterinary Public Health / Lebensmittelsicherheit. TSE sind stets tödlich verlaufende Erkrankungen, die mit schwammartigen Veränderungen des Gehirns einhergehen. Zu dieser Gruppe gehören die Scrapie (auch Traberkrankheit) der Schafe und Ziegen, die seit mehr als 250 Jahren bekannt ist und in zahlreichen europäischen Ländern endemisch auftritt sowie die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE), die seit dem Jahr 1985 in Großbritannien und später in fast allen europäischen Staaten epidemisch auftrat. Bei dieser Fachveranstaltung wurden zwei zum Einstieg in die Thematik passende Vorträge gehalten, nämlich „TSE: Ein Update“ von Martin Groschup, Greifswald/ Insel Riems und „Aktuelle Probleme der TSE aus humanmedizinischer Sicht“ von Herbert Budka, Wien. BSE-Update Groschup berichtete in seinem speziellen BSE –Update, dass sich die Zahl der BSE-Fälle in Deutschland seit dem Jahr 2004 jährlich halbiert hat auf jeweils zwei Fälle in den Jahren 2008 und 2009. Auch die mittlerweile in Frankreich (Biacabe et al., 2004) und Italien (Casalone et al., 2004) als atypische BSE beobachtete Form bei über acht Jahre alten Tieren konnte bei retrospektiver Untersuchung in zwei Fällen in Deutschland festgestellt werden, und zwar einmal als H-Typ (höheres Molekulargewicht als ein klassisches Prion) und einmal als L-Typ (niedrigeres Molekulargewicht). Durch intrazerebrale Injektion in transgene Mäuse, die das Rinder-Prion-Protein exprimieren, zeigte sich nach der Infektion mit dem H-Typ mit 320 Tagen eine Verlängerung der Inkubationszeit um etwa 90 Tage gegenüber der klassischen BSE-Form (230 Tage), während eine Infektion mit dem L-Typ bereits nach durchschnittlich 185 Tagen zur Erkrankung der Mäuse führte. Das Bandenprofil im Immunoblot nach Untersuchung dieser Rinder-PrP-transgenen Mäuse entsprach wieder dem atypischen Profil. Bei der intrazerebralen Inokulation der beiden atypischen BSE-Formen in Rinder erkrankten diese klinisch genauso an BSE wie nach Inokulation mit klassischer BSE, aber mit einer etwa drei Monate längeren Inkubationszeit (Dawson et al., 1990). Eine Untersuchung der Gehirne dieser Rinder ergab im Immunoblot ebenfalls die jeweils zur Inokulation verwendeten atypischen BSE-Formen. Synthetisches Prion Budka präsentierte die Ergebnisse seiner jüngsten Veröffentlichung (Makarava et al., 2010). Zunächst zeigte er das Bild eines Gemäldes der Artus-Runde, auf dem der heilige Gral über König Artus schwebt. Artus trug die Gesichtszüge von Stanley B. Prusiner, dem amerikanischen Chemiker und Mediziner, der 1997 für die Hypothese des Pathogenitätsmechanismus der TSE mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde; der Gral symbolisierte das Prion. Im nächsten Bild waren die Gesichter der Ritter der Tafelrunde durch die Arbeitsgruppe um Budka ersetzt, während der Gral im höchsten Glanz erstrahlte. Die Arbeitsgruppe konnte erstmalig zeigen, dass synthetisch in Bakterien (Escherichia coli) hergestellte Prione durch Inokulation in isolierte syrische Hamster vom Wildtyp eine Prionenerkrankung verursachen, die mehr der menschlichen und Säugetier- als der Nager-Form ähnelt und somit ein wertvolles neues Modell darstellt. Budka zeigte in einem Videofilm einen erkrankten syrischen Hamster, der unkontrolliert durch die Einstreu wankte, auf Berührungsreize schreckhaft reagierte und wegen hochgradiger Körperverfettung (bei unbegrenztem Futterangebot) nach Verbringung in Rückenlage ohne Hilfe nicht mehr selbstständig in Bauchlage zurück fand. 10 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Protein- only-Hypothese Für beide Wissenschaftler als Vertreter des vorherrschenden erregerzentrischen medizinischen Weltbildes ist der Auslöser dieser Erkrankungen die pathologisch veränderte Form eines körpereigenen Proteins (zelluläres Prionprotein oder PrPc), das in seiner Tertiärstruktur als AlphaHelix vorliegt (Wuthrich and Riek, 2001). Der Kunstbegriff Prion wurde geprägt von Stanley B. Prusiner. Er leitet sich ab von dem Begriff „proteinaceous infectious particle“ (proteinartiges infektiöses Partikel), wobei die genaue Abkürzung Proin zugunsten der leichteren Sprechweise in Prion geändert wurde. Prusiner postulierte mit der Protein-only-Hypothese ein neues infektionsbiologisches Modell, demzufolge die Hauptkomponente der TSE-Erreger - das fehlgefaltete Prionprotein (PrPSc, Scrapie Prionprotein, Beta-Faltblatt als Tertiärstruktur) -, das infektiöse Agens darstellt (Prusiner, 1982) und somit die Anwesenheit von Nukleinsäuren erübrigt. Prione sind noch nie dagewesene infektiöse Krankheitserreger tödlich verlaufender neurodegenerativer Erkrankungen, die sich als genetische, infektiöse oder sporadische Funktionsstörungen zeigen (Prusiner, 1998). Ist die Alzheimer-Erkrankung kontagiös? „Ansteckende Schlagzeile“ schrieb der Medizinjournalist Harro Albrecht am 10. Juni 2009 in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Im Untertitel erfährt der Leser, dass der Auslöser der AlzheimerErkrankung sich im Gehirn ausbreite wie ein Keim und trotzdem nicht infektiös sei. Albrecht bezieht sich auf die am 7. Juni 2009 veröffentliche Pressemitteilung „Kann die Alzheimer-Krankheit infektiös sein?“ (nature cell biology press releases, 2009), mit der die „Nature“-Pressestelle die am selben Tag in „Nature Cell Biology“ erschienene Veröffentlichung „Übertragung und Verbreitung von Tautopathien in Gehirnen von transgenen Mäusen“ kommentierte. Abnorm geformte Tau-Proteine, das sind Proteine, welche in Wirbeltierzellen an stützende Zytoskelett-Proteine binden und deren Zusammenbau regulieren, sollen für die Entstehung der Eiweißplaques (Amyloid-Ablagerungen) innerhalb der Neurone verantwortlich sein. Sie sind ähnlich wie die Prione hitze- und säureresistent. Markus Tolnay vom Institut für Neuropathologie der Basler Universität und Michel Goedert vom MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge injizierten humanes mutiertes Tau-Protein eines transgenen Mäusestammes in Gehirne von Mäusen eines humanen Tau-Wildtyps und übertrugen damit Alzheimer. Die Krankheit nimmt ihren Ausgang von einigen lokalen Tau-Proteinen, die sich ausbreiten und dann bald zu sehr toxischen Fasern zusammenballen. „Wenn man versteht, wie sich diese Proteine ausbreiten“, sagt Goedert, „dann kann man die Ausbreitung vielleicht im Anfangsstadium unterbinden und damit das Auftreten von Symptomen verhindern“ (Clavaguera et al., 2009). Es besteht keine Evidenz dafür, dass Alzheimer von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, es sei denn, das Material wird direkt ins Gehirn injiziert. Anfang 2001, als die ersten BSE-Fälle in Deutschland aufkamen, wies ich als praktischer Tierarzt ebenfalls darauf hin, dass BSE nicht von Rind zu Rind zu übertragen wäre, es sei denn, infektiöses Material wird direkt ins Gehirn injiziert (Becker, 2001b, a, c, 2002). Oder sind BSE und Alzheimer doch enger verwandt als bisher angenommen. Darauf weisen am 5. März 2010 in PlosPathogens veröffentliche Forschungsergebnisse der Wissenschaftler um Bruce Chesebro hin. PrPc verfügt normalerweise über einen Anker für die Zellmembran. Transgene Mäuse, die Prion-Proteine ohne diese Haftstruktur bildeten, erkrankten zwar nach einer Infektion mit Scrapie-Prionen ebenfalls. Die Krankheit verlief aber anders. Statt diffuser Ablagerungen traten große Amyloid-Plaques auf. Dafür fehlten die schwammartigen Strukturen. Ungewöhnlich waren auch die Schäden an den Blutgefäßen des Gehirns. Sie ähnelten jenen, die bei Alzheimer-Patienten vorkommen (Chesebro et al., 2010). Rückblick TSE gehen einher mit einer großen Zahl von neurologischen Merkmalen und verhaltensverändernden Symptomen, wie Ataxie (Störung der Koordination von Bewegungsabläufen) und Demenz. Des Weiteren charakteristisch für diese Erkrankungen sind eine ungewöhnlich lange Inkubationszeit und eine fehlende humorale bzw. zelluläre Immunantwort auf das infektiöse Agens, da sich dieses nur in 11 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau der Konformation vom körpereigenen Protein unterscheidet. Histologisch sind vor allem eine Astrozytose, Mikrogliose und die für die Diagnose besonders wichtigen charakteristischen spongiformen (schwammartigen) Veränderungen und Ablagerungen des infektiösen Prionproteins PrPSc zu erkennen. Eine Schutzimpfung oder eine kausale Therapie gegen die stets tödlich verlaufende Erkrankung sind derzeit nicht bekannt. Eine Diagnose kann bisher nur nach der Schlachtung oder dem Tod gesichert werden. Zu den am besten untersuchten TSE-Erkrankungen zählt Scrapie bei Schafen und Ziegen. Sie wurde erstmalig 1732 erwähnt (Brown and Bradley, 1998) und von dem Veterinärmediziner Johann George Leopoldt als Traberkrankheit beschrieben und veröffentlicht (1759). Die Bezeichnung Scrapie wurde von einem der klinischen Symptome abgeleitet, nämlich den starken Kratzbewegungen (engl.: to scrape = sich kratzen). Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts ging man davon aus, dass es sich um eine ansteckende (kontagiöse) Krankheit handelt. 1936 bewiesen Cuillé and Chelle experimentell, dass Scrapie übertragbar und somit eine Infektionskrankheit ist (Brown, 2009). Die Ausbreitung der Scrapie erfolgt zum einen vertikal durch Übertragung des Erregers vom Muttertier auf seine Nachkommen, vermutlich während des Geburtsvorganges, zum anderen horizontal von Tier zu Tier durch eine kontaminierte Umgebung (Hoinville 1996). Mit Ausnahme von Australien und Neuseeland ist die Scrapie weltweit verbreitet. Es existieren mehr als 20 verschiedene Stämme des Erregers, die oft nur durch aufwändige Untersuchungen zu unterscheiden sind. Ein weiterer Vertreter der TSE bei Tieren ist die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) des Rindes, die erstmalig 1986 in Großbritannien diagnostiziert wurde. Die Ursache der BSE liegt möglicherweise in der Schafscrapie, die seit Jahrhunderten in Großbritannien endemisch vorkommt. Kontaminiertes Tiermehl, das Scrapie-infiziertes Schafhirngewebe beinhaltete und ungenügend erhitzt wurde, könnte zur Übertragung des Erregers geführt haben (Wells et al., 1987), der damit letztlich die Artenschranke zum Rind überwinden konnte. Die Folge war eine BSE-Epidemie in England, die sich durch den Export von Tiermehl auch auf andere Länder, wie Deutschland, die Schweiz und Frankreich, ausweitete. Bis heute wurden in England 181.117 Fälle von BSE bestätigt (Department for Environment Food and Rural Affairs, 2010). In Deutschland wurden laut Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz allein im Zeitraum von 2001 bis 2009 19.598.556 Rinder untersucht und daraufhin 406 amtlich bestätigte Fälle registriert (2010). Aus experimentellen Pathogenesestudien ging eine Inkubationszeit von 36±2 Monate hervor sowie der Fakt, dass 0,1 Gramm infektiöses Hirngewebe von BSE-Kühen ausreicht, um Rinder oral zu infizieren (Bradley et al., 2006, Collee et al., 2006). Um die Ausbreitung der BSE zu verhindern, ist seit 2001 in der gesamten Europäischen Union die Verfütterung von Tierkörpermehl an alle Nutztiere ausnahmslos verboten. Eine andere Ursprungshypothese für BSE geht davon aus, dass schon seit langer Zeit eine symptomlose BSE-Form vorkommt. Durch eine „Virulenzsteigerung“ des BSE-Erregers und dessen Rückführung über Tiermehl im Futter konnte sich, so wird hypothetisiert, die BSE-Epidemie schließlich etablieren (Schreuder et al., 1998). Eine weitere BSE-Ursprungshypothese besagt, dass schon seit jeher eine sporadische Form von Prionkrankheit im Rind aufgetreten ist. Aufgrund mangelnder Überwachung sei diese aber durch ihre geringe Häufigkeit vor der BSE-Epidemie nicht entdeckt worden. Durch die Veränderungen in der Tierkörperverwertungstechnologie in Großbritannien sei der Erreger der BSE danach innerhalb der Rinderpopulation rasch rezykliert worden, was zur BSE-Epidemie führte (Eddy, 1995, Chastel, 1996). Zusätzlich zur infektiös übertragenen BSE ist inzwischen eine weitere, möglicherweise sporadische Form der BSE entdeckt worden, die sich hinsichtlich des Ablagerungsmusters von der bisher bekannten unterscheidet und der sporadischen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (sCJK) ähnelt (Casalone et al., 2004). Mit dem Auftreten von BSE kam die Frage auf, ob BSE auch auf Schafe und Ziegen übertragen werden kann. In Laborversuchen ist Wissenschaftlern eine solche Übertragung schon vor Jahren gelungen (Foster et al., 1993); im Jahr 2005 wurde BSE erstmals bei einer Ziege in Frankreich bestätigt (Eloit et al., 2005). Das erregerzentrische Weltbild der wissenschaftlichen Medizin setzt in der Ursachenforschung der BSE vor allem auf die Übertragung durch Infektion, was 1997 in der Verleihung des 12 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Medizinnobelpreises an Stanley Prusiner für seine Prionenhypothese gipfelte. Dagegen haben die zwei wichtigsten Außenseitertheorien zur Infektionshypothese keine Chance: Zum Ersten die des englische Biolandwirtes Mark Purdey (Purdey, 1996a, b), der als Ursache die seit dem Jahr 1985 zweimal jährlich angeordnete staatliche Dasselfliegenbekämpfung bei Rindern mit dem Pestizid Phosmet sieht und außerdem glaubt, dass Kupfermangel bzw. Manganvergiftung den Konformationswechsel zum Prion beschleunigt (Purdey, 1996a, b, 2000). Zum zweiten eine Vererbungshypothese, bei der ein genetischer Defekt oder eine Mutation in dem Gen vorliegt, welches das BSE-disponierende Membranprotein kodiert (Scholz, 2002, Scholz and Lorenzen, 2005). Der Vollständigkeit halber sei noch eine Autoimmuntheorie erwähnt, in der postuliert wird, dass es sich bei BSE um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte, verursacht durch Antikörper gegen Acinetobacterium calcoaceticus, ähnlich wie bei der allergischen Enzephalomyelitis (Ebringer et al., 1997). Von keiner Theorie in Frage gestellt wird der eigentliche Pathogenitätsmechanismus der Weiterübertragung: Ein Prion kommt mit PrPc in Kontakt und bewirkt wie in einer Kettenreaktion, dass über den dadurch ausgelösten Konformationswechsel aus dem PrPc wieder ein Prion (PrPSc) entsteht und so weiter. Der Unterschied besteht nur im „Ur-Prion“: In der Wissenschaft herrscht derzeit die Meinung vor, dass das Scrapie-Prion die Artenschranke überwunden hat, während bei den Alternativtheorien von Scholz (2002, 2005) und Purdey (1996) das Prion durch Mutation oder andere Einflüsse im Tier direkt entstehen kann. Dass Prione durch Desinfektion und Erhitzung nur schwer zu inaktivieren sind, erklärt die orale Verbreitung über verseuchtes Tiermehl. Dieser natürliche Infektionsweg ist letztlich nie nachgewiesen worden. Die Übertragungsversuche im Labor auf Nager und andere Tierarten über Injektionen von infektiösem Material direkt ins Gehirn oder durch Verfütterung von infektiösem Hirngewebe sind künstliche Infektionen. Was dabei nicht berücksichtigt wird, ist die Penetranz einer Krankheit. Penetranz beschreibt das tatsächliche Auftreten einer Infektionskrankheit unter den gegebenen Bedingungen. Die Penetranz bei oraler Aufnahme ist sehr gering (Bhakdi and Bohl, 2002). Der Hauptgrund für das Festhalten an der Infektionstheorie liegt wohl daran, dass die physiologische Funktion des PrPc bis heute nicht geklärt ist. Die Nobelpreisträger Stanley Prusiner (Siefer, 2003) und Kurt Wüthrich, Entdecker der Tertiärstruktur des Prions (ETH Life "wissen was läuft", 2000) bestätigen dies in Interviews ebenso wie der Prionenforscher Aguzzi in einer aktuellen Veröffentlichung (Aguzzi et al., 2008). Knockout-Mäuse (PrNP-/-), d.h. transgene Mäuse, denen das PrPc-erzeugende Gen PrNP entfernt wurde und die deshalb nicht mit Prionen zu infizieren sind, zeigen (außer Störungen im Geruchsinn) keinerlei Einschränkungen (Le Pichon et al., 2009). Durch eine hoch konservierte Oktapeptid-Repeatsequenz im N-Terminus ist PrPc allerdings in der Lage, Kupfer zu binden. Daher könnte es möglicherweise für die Regulation des Kupferspiegels in den Synapsen verantwortlich sein. Ebenfalls käme eine Superoxid-Dismutase-Funktion zum Schutz vor freien Radikalen in der Zelle in Frage (Kretzschmar et al., 2000). Das PrPc ist also nicht lebensnotwendig. Folglich ist es schwierig oder wissenschaftlich unmöglich, die eigentliche Bedeutung dieses Eiweißes herauszufinden. Für einen spontanen Konformationswechsel könnte laut Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Biochemie und der Ludwig-Maximilians-Universität München die Aminosäure Methionin, ein Bestandteil der Sequenz von PrPc, eine zentrale Rolle zu spielen. Methionin lässt sich durch reaktive Sauerstoffspezies leicht oxidieren. Normalerweise sind nur Moleküle auf der Oberfläche des PrPc betroffen. Diese werden durch die Methionin-Sulfoxidreduktase wieder reduziert. PrPc schützt damit vor reaktiven Spezies wie Wasserstoffperoxid oder freien Radikalen. Ist eine Zelle hohem oxydativem Stress ausgesetzt oder funktioniert das Reparatursystem - etwa im Alter- nicht mehr richtig, wird auch Methionin im Innern von PrPc in Mitleidenschaft gezogen. Das hat fatale Folgen: Während Methionin die Helix-Struktur stabilisiert, unterstützt die oxidierte Form die Bildung von Faltblättern und damit die Umwandlung zu PrPSc (Wolschner et al., 2009). Seit dem ersten Auftreten von BSE sind fast 25 Jahre vergangen und die Wissenschaft ist bezüglich der physiologischen Funktion von PrPc keinen Schritt weiter gekommen. Um die ganze BSEProblematik restlos zu verstehen, müssen wissenschaftliche mit nichtwissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengeführt werden. Der Pathogenitätsmechanismus darf nicht nur in der 13 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Übertragung von Prionen als Krankheitserreger gesehen werden, sondern es müssen darüber hinaus mögliche Konformationswechsel-auslösende Einflüsse aus dem umgebenden Milieu in Betracht gezogen oder ausgeschlossen werden. Auch wenn die Übertragung mittels Prion experimentell gelungen ist, so sagt mir meine Intuition als Tierarzt mit 30 Jahren Rinderpraxiserfahrung, dass die aktuelle Epidemiologie mit der herkömmlichen Haltung und Fütterung von Rindern praktisch nicht zu erklären ist. „Wir sollen auf unsere Intuition vertrauen, wenn wir über Dinge nachdenken, die schwer vorauszusagen sind, und wenn wir wenig Information haben“ (Gigerenzer, 2008: 162). Was wäre, wenn sich mit Hilfe eines ganzheitlichen Denkansatzes der Pathogenitätsmechanismus erklären lassen würde ohne auf die Anwesenheit eines Erregers angewiesen zu sein? Kann BSE auch nicht infektiöse Ursachen haben? Grundlagen der eigenen Hypothese Das PrPc ist ein Membranprotein. Es ist mit seiner helikalen Struktur in die Doppelmembran eingebaut, bildhaft vergleichbar mit einer Kugelschreiberfeder, die zwischen Daumen und Zeigefinger fixiert wird. Die hohe elektrostatische Feldkraft des Ruhepotentials im Neuron bewirkt ein starkes Zusammendrücken der Membran, d.h. die Feder ist zusammengedrückt und steht unter Spannung. Wird die Membran depolarisiert, schnappt sie elastisch in ihre eigentliche Ausdehnung zurück (Elektrostriktion als piezoelektrisches Moment hörbar), d.h. die Feder wird entspannt (Warncke, 1997). Diese sprunghafte Ausdehnung startet die mechanische Eigenresonanz der Membranelemente und emittiert somit eine Schallwelle. Die durch die Depolarisation kohärent ausgestrahlte elektromagnetische Schwingung schaukelt sich mit einer um die Schallfrequenz verschobenen elektromagnetischen Streuwelle auf, sodass die Membran des Neurons im Mikrowellenbereich schwingt (Elbe, 1965). Beim Vorgang der Repolarisation wird das Ruhepotential wieder aufgebaut. Hierbei wird das Neuron sogar kurzfristig physiologischerweise hyperpolarisiert. Was passiert aber, wenn ein Neuron statt einer Depolarisation eine übermäßige Hyperpolarisation erfährt? Um bei unserem Vergleich zu bleiben: Die zwischen den Fingern zusammengedrückte Feder wird dann noch weiter zusammengedrückt, und sie wird irgendwann nicht mehr zu halten sein und seitlich herausspringen. Diesen Vorgang setze ich gleich mit dem Konformationswechsel von PrPc zu PrPSc! Damit steht der erste Teil meiner Hypothese: Der Konformationswechsel zum Prion wird durch eine unnatürlich hohe Hyperpolarisation verursacht. Der zweite Teil der Hypothese setzt voraus, dass das gebildete PrPSc weitere PrPc in einer Kettenreaktion zum Konformationswechsel anregt. Dies wurde von Prusiner bereits wissenschaftlich nachgewiesen. Da aber die biologische Funktion von PrPc unbekannt ist, gibt es neben dem Übertragbarkeitsmechanismus im Sinne eines Erregers bisher keine Begründung für eine zusätzliche Bedeutung dieser Kettenreaktion. Genau dazu biete ich einen ganzheitlichen Denkansatz: KnockoutMäuse können sehr wohl ohne PrPc leben. Dies wirft die Frage auf, ob in der Evolution PrPc eine Funktion bei der Entstehung von Zellen oder Geweben gehabt haben könnte. Leben ist im Wasser entstanden. Einfache lebende Systeme, wie Einzeller, haben sich im Salzwasser durch eine Membran vom umgebenden Milieu abgetrennt und mit ihrem Energiestoffwechsel ein Konzentrationsgefälle aufgebaut. So ist die Chloridionen-Konzentration im Milieu höher als innerhalb der Zelle. Dieses Prinzip setzt sich fort bis in hochspezialisierte Gewebe, wo die Zellen immer noch von der Grundsubstanz als Milieu umgeben sind. Kann eine Zelle dieses Konzentrationsgefälle nicht mehr aufrechterhalten, so strömen Chloridionen solange ins Zellinnere, bis die Konzentration ausgeglichen ist. Dies ist in der Regel mit dem Zelltod gleichzusetzen. Mit dem Einstrom der Chloridionen ist ein Wassereinstrom verbunden, infolge dessen die Zelle bzw. Zellmembran gedehnt wird - im Extremfall bis zum Zerplatzen. Bei der Entwicklung von Geweben oder Organen, die durch Schädel oder Knochen in ihrer räumlichen Ausdehnung begrenzt sind, wie Gehirn oder Knochenmark - auch dort wurden Prione gefunden (Takakura et al., 2008) -, wird die Leistungskapazität des Organs sowohl von einer optimalen Größe der Einzelzelle als auch von einer optimalen Gesamtzellzahl abhängen. Hier wäre es von enormen Vorteil, wenn zu große Zellen rechtzeitig und möglichst innerhalb einer kurzen Zeitspanne aufgelöst würden um dadurch zusätzlich Platz für eine höhere 14 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Anzahl kleinerer, aber leistungsfähigerer Zellen zu schaffen. In diesen Zusammenhang passen auch die Ergebnisse einer Forschergruppe der Universität Konstanz: PrPc unterstützt in der Embryonalentwicklung die Kommunikation zwischen verschiedenen Zellen. Embryonen des Zebrafisches konnten sich nicht richtig entwickeln, falls das entsprechende Gen, das für PrPc codiert, ausgeschaltet wurde. PrPc fungiert als eine Art Klebstoff, der an der Ausbildung und am Erhalt von Zell-Zell-Kontakten beteiligt ist und ohne den einige Proteine ihren zellulären Einsatzort nicht erreichen (Schrock et al., 2009).Weiterhin ist bekannt, dass bei Säugetieren die Zellteilung aufhört, wenn sich die Zellen berühren (Ausnahme: Tumorzellen) oder wenn das Membranpotential über 100mV beträgt. Bis auf neuronale Stammzellen teilen sich Neurone normalerweise nicht mehr. Im menschlichen Gehirn werden in der embryonalen und fetalen Phase 20 bis 100 Milliarden Neurone angelegt (Warncke, 1997); bereits vor dem Geburtstermin beginnt das Absterben von täglich circa 10000 Neuronen. Durch den aufrechten Gang und der damit verbundenen Verstärkung der Beckenknochen sowie der wegen der hinzukommenden manuellen Fähigkeiten stark vergrößerten Großhirnrinde musste in der Evolution zusätzlich das Problem des zu eng werdenden Geburtsweges gelöst werden. Deshalb dient der durch Größenwachstum des Schädels nach der Geburt gewonnene Raum nur noch der Vernetzung und der Verkabelung von Neuronen (Koestler, 1989). Mit dem „PrPc –PrPSc“- System wäre also ein Mechanismus geschaffen, in dem PrPc (1) im physiologischen Bereich arbeitet (siehe Abb. 1, gelbe Smileys), (2) in einem Übergangsbereich zwischen einem hochphysiologischen, aber noch nicht pathologischen Spannungszustand vorliegen könnte (siehe Abb. 1, zwischen gelbem Smiley Nr. 3 und rotem Smiley), und (3) in einem pathologischen Bereich in PrPSc umspringen kann, um dann in einer Kettenreaktion weitere extrem gespannte PrPc aus dem Übergangsbereich zum Konformationswechsel zu bringen (siehe Abb. 1, vom roten Smiley zum roten Prion). Wie jede Feder durch mechanischen Verschleiß im Laufe der Zeit einen Spannkraftverlust erfährt (siehe Abb. 1, Pfeil und gestrichelte Linien in blau), so wird sich auch PrPc mit jeder Depolarisation allmählich dem kritischen Bereich, d.h. einem mit PrPSc auszulösendem Konformationswechsel nähern. Die Arbeitsweise eines Neurons besteht in Depolarisation, Repolarisation, Depolarisation usw. (siehe Abb. 1, gelbe Smileys). Neurone sind untereinander vernetzt, es kommt zu Depolarisationsketten; Reaktionen und Verhaltensmuster werden gebahnt. Wichtige oder oft genutzte Bahnungen könnten durch Verschleiß vermehrt Neurone mit PrPc in gespannterem Zustand enthalten. Die in der evolutionären Entwicklungs- und Optimierungsphase sinnvoll gewesene Entstehung von PrPSc muss natürlich im Endprodukt verhindert werden. Aber durch spontane Konformationswechsel, durch Kupfermangel bzw. Manganvergiftung, durch oxydativen Stress infolge Parasitenbehandlung, durch Mutationen am PrPc transkribierenden Gen, durch Injektion von PrPSc ins Gehirn oder durch unphysiologische orale Aufnahme von PrPSc kann die Kettenreaktion jederzeit in Gang gesetzt werden. Dieser Vorgang wird bei älteren Tieren oder Menschen wie eine „slow virus infection“ (Virusinfektion mit langer Inkubationszeit) von statten gehen. Betroffen werden zuerst die wichtigsten Bahnungen bzw. Programme sein. Dies deckt sich klinisch mit den Erkenntnissen von Scrapie und der Creutzfeld-Jakob-Krankheit (CJK). Jedoch bei BSE und der neuen Variante der Creutzfeldt-JakobKrankheit (vCJK) treten die Krankheitserscheinungen wesentlich früher auf. Deshalb muss noch einmal die Frage gestellt werden, ob nicht die Möglichkeit besteht, dass Stoffe mit pharmakologisch hyperpolarisierender Wirkung die Bildung von Prionen und Prionkrankheiten verursachen könnten. Wenn ja, warum wurde dieser Zusammenhang bis heute nicht erkannt? Zunächst müssen Existenz, Eigenschaften und mögliche Intoxikationswege derartiger Stoffe abgeklärt werden Für Rinder sind Medikamente mit hyperpolarisierender Wirkung an Nervenzellen zur Behandlung zugelassen, und zwar aus der Klasse der makrozyklischen Laktone und der der Benzodiazepine. 15 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Abbildung 1 Graphische Gesamtdarstellung von Infektions- und Intoxikationshypothese 16 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Makrozyklische Laktone, Avermectine, Ivermectin Zeitlich äußerst interessant ist Ivermectin, das 1982 und damit vier Jahre vor Beginn des BSEAusbruches in England europaweit für die Veterinärmedizin zugelassen wurde. Ivermectin ist ein gegen Fadenwürmer und Ektoparasiten (Milben, Läuse, Zecken) wirksamer antiparasitärer Wirkstoff, der in der Tiermedizin breite Anwendung findet. In der Humanmedizin wird er unter anderem zur Therapie der Flussblindheit, bei Fadenwurminfektionen des Darms, gegen Läuse und Krätzmilben eingesetzt. Ivermectin ist ein makrozyklisches Lakton und gehört zur Gruppe der Avermectine. Avermectine sind die Fermentationsprodukte des im Boden lebenden Strahlenpilzes Streptomyces avermitilis. Der Name „Ivermectin“ steht für die vermizide und ektoparasitizide Wirkung des Stoffes. Chemie Ivermectin ist ein semisynthetisches Derivat des Avermectins B1 und enthält ein Gemisch aus 80% 22,23-Dihydroavermectin B1a und 20% 22,23-Dihydroavermectin B1b. Es wird durch die selektive Hydrogenierung der cis-22,23-Doppelbindung des Avermectins B1, wodurch die gleiche Kettenkonformation wie beim Avermectin B2 entsteht, synthetisiert. Dadurch ist Ivermectin strukturell ein Hybrid zwischen Avermectin B1 und B2 und vereint biologisch die exzellente Potenz und das breite Spektrum gegen Parasiten des Avermectins B1 mit der großen Sicherheitsbreite des Avermectins B2. Ivermectin ist ein weißes, stark lipophiles und hydrophobes Pulver mit nur sehr begrenzter Löslichkeit in Wasser (4 µg/ml)). In den meisten organischen Lösungsmitteln, wie Chloroform, Methylenchlorid, Methanol, Ethanol, Toluen, Dimethylsulfoxid, Aceton, Propylenglykol, Polyethylenglykol und Pflanzenöl, besteht eine sehr gute Löslichkeit. Das Molekulargewicht der B1aKomponente beträgt 874, das der B1b-Komponente 860. In wässriger Lösung bindet Ivermectin schnell an die Glas- oder Plastikwand des Gefäßes. Ivermectin-Lösungen sind lichtempfindlich und sollten lichtgeschützt und bei Raumtemperatur (15 - 30°C) aufbewahrt werden. Ivermectin ist in nicht-sauren Lösungen und bei Raumtemperatur stabil, zerfällt jedoch unter Einfluss von UV-Licht (Tierarzneimittelkompendium der Schweiz, 2010b). Der Schmelzpunkt von Ivermectin liegt bei 155°C. Pharmakologie Avermectine verursachen eine schlaffe Paralyse der Nematoden und Arthropoden durch Störung der Reizleitungsübertragung im Nervensystem (Campbell, 1993). Der Wirkmechanismus aller makrozyklischen Laktone (Avermectine und Milbemycine) beruht auf einer Erhöhung der Membranpermeabilität von Nervenzellen und pharyngalen Muskelzellen der Nematoden und von Nerven- und Muskelzellen der Arthropoden für Chlorid-Ionen. Molekularer Angriffspunkt sind die nur bei Wirbellosen vorkommenden Glutamat-aktivierten Chloridkanäle. Diese Kanäle kommen bei Nematoden in großer Anzahl in der Pharynxpumpe (Wolstenholme and Rogers, 2005) und in den Muskelzellen der Körperhülle vor. Die Bindung eines Avermectins an einen Glutamat-aktivierten Chloridkanal führt zu einer langsamen, aber meist irreversiblen Öffnung und somit zum erhöhten Einstrom von Chloridionen in die Zelle. Dadurch kommt es zu einer sehr lang anhaltenden Hyperpolarisation oder Depolarisation der Zelle und somit zur Blockierung der Erregungsüberleitung. Als Folge können keine exzitatorischen Stimuli die Motoneuronen (Nematoden) bzw. die Muskelzellen (Arthropoden) mehr erreichen, es kommt zu einer schlaffen Paralyse der Pharynxpumpe und der Muskelzellen. Der Parasit ist unfähig Nahrung aufzunehmen oder sich fortzubewegen und stirbt ab. In der neueren Literatur wird dieser Mechanismus als hauptverantwortlich für die anthelminthische und insektizide Wirkung der Avermectine angesehen (Jagannathan et al., 1999, Kane et al., 2000). Bei Konzentrationen oberhalb der chemotherapeutisch relevanten findet zusätzlich eine Bindung an GABA(Gamma-Amino-Buttersäure)-abhängigen Rezeptoren statt. An GABA-vermittelten Chloridkanälen kommt es durch die Avermectine zur Potenzierung der Wirkung der Gamma-AminoButtersäure (GABA). GABA spielt eine wichtige Rolle als inhibitorischer Neurotransmitter in 17 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau peripheren Unterneuronen von Nematoden und in den neuromuskulären Synapsen von Arthropoden, aber auch im Gehirn von Säugern (Pong et al., 1980). GABA ist für die Übermittlung inhibitorischer Signale von den Interneuronen zu den Motorneuronen in Nematoden und von den Motorneuronen zu den Muskelzellen in Arthropoden verantwortlich. Als inhibitorischer Neurotransmitter reguliert GABA den Chlorid-Ionen Einstrom in die Zelle (Campbell et al., 1983). Avermectine stimulieren die präsynaptische Freisetzung von GABA und erhöhen die Affinität der postsynaptischen GABARezeptoren für GABA. Durch diese prä- und postsynaptische Wirkung auf das GABA-System kommt es zu einer längerfristigen Öffnung der Chloridkanäle der Membranen der Nervenzellen und somit zur Blockierung der Erregungsüberleitung (Tranquilli et al., 1987, Sutherland and Campbell, 1990). Da GABA auch im Gehirn von Säugern vorkommt, wird die Bindung an GABA-Rezeptoren auch als Ursache für die toxischen Wirkungen der Avermectine angesehen (Kane et al., 2000). Pharmakokinetik Ivermectin ist eine stark fettlösliche Substanz, welche nach oraler, parenteraler und topischer Applikation gut resorbiert und im Körper verteilt wird. Ivermectin konzentriert sich vor allem im Fettgewebe, wird von dort aus langsam wieder freigesetzt und in weniger fettlösliche Metaboliten umgewandelt (Baggot and McKellar, 1994). Das pharmakokinetische Verhalten von Ivermectin ist abhängig von der Formulierung, der Administrationsart und der Spezies (Lo et al., 1985, Steel, 1993, Lanusse et al., 1997). Die Absorptionsgeschwindigkeit nach subkutaner Injektion wird vor allem durch die Formulierung (Vehikel-Medium) bestimmt. Bei Applikation einer Glycerolformal-Propylenglycol 40:60Injektionslösung (Ivomec®) beträgt die Absorptionshalbwertszeit 39,2 Stunden. Diese langsame Absorption hat eine verlängerte Halbwertszeit und Persistenz des Wirkstoffes im Körper zur Folge. Die orale Verabreichung hat keinen solchen Depoteffekt. Die Absorption verläuft schnell, maximale Serumkonzentrationen werden früher erreicht. Die Bioverfügbarkeit und die Halbwertszeit sind jedoch geringer (Sutherland and Campbell, 1990). Die Formulierungsart hat bei oraler Gabe im Vergleich zur subkutanen Injektion weniger Einfluss auf das pharmakokinetische Verhalten von Ivermectin. Eine Studie mit Schafen zeigte, dass die wässrige Mizellen-Formulierung und die nicht-wässrige Propylenglykol-Formulierung nach oraler Verabreichung bioequivalent sind (Lo et al., 1985). Wird Ivermectin beim Schaf in Form einer oralen Lösung verabreicht, verläuft die Absorption im Vergleich zur Applikation in Form einer Tablette schneller und es werden höhere Maximalkonzentrationen erreicht. Die Absorptionshalbwertszeiten betragen ca. 10 Stunden (orale Lösung) bzw. ca. 20 Stunden (Tablette). Die mittleren Residenzzeiten und die Eliminationshalbwertszeiten sind jedoch identisch (Mestorino et al., 2003). Nach einer subkutanen Applikation von 0,2 mg/kg Ivermectin an Katzen verläuft die Absorption im Vergleich zu wiederkauenden Spezies schneller. Die Absorptionshalbwertszeit beträgt 0,27 Tage (Schaf: 0,73 Tage, Rind: 4,32 Tage) (Chittrakarn et al., 2009). Ivermectin wird sowohl nach oraler als auch parenteraler Applikation gut in alle Gewebe und Körperflüssigkeiten, inklusiv Inhalt und Schleim des Magen-Darm-Traktes verteilt, ist jedoch bei Wiederkäuern nach parenteraler Gabe nicht im Labmageninhalt nachweisbar; Ivermectin ist im sauren Milieu instabil. Die trotzdem etwas geringere Effizienz gegen Dünndarmnematoden im Vergleich zu Labmagennematoden ist vermutlich dadurch bedingt, dass die paralysierten Parasiten sich noch vor der endgültigen Eliminierung von ihrer Prädilektionsstelle genügend erholen, um sich in distaleren Dünndarmabschnitten reetablieren zu können (Bogan and McKellar, 1988). Hohe Ivermectin-Konzentrationen sind auch in der Lunge, Niere, Haut, den Ohren und im Ohrschmalz zu finden (Scott and McKellar, 1992). Die Konzentrationen in den wichtigen Zielgeweben (MagenDarm-Schleimhaut, Lunge, Haut) sind über mindestens 48 Tage höher als 0,1 ng/ml. Es besteht eine enge Korrelation zwischen den Wirkstoffkonzentrationen im Plasma und Gewebe. Die Verfügbarkeit von Ivermectin (AUC – Wert; „area under plasma concentration time curve“) in den Zielgeweben ist um 45 bis 244% gegenüber den AUC - Werten im Plasma erhöht (Lifschitz et al., 2000). Ein bedeutender Anteil des Ivermectins wird in die Leber und in das Fettgewebe verteilt, welche als Depots eine wichtige Rolle spielen (Prichard et al., 1985). 18 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Nach intravenöser Injektion von Ivermectin ist die initiale Verteilungsphase sehr kurz, verläuft aber schnell. Das Verteilungsvolumen ist aufgrund lipophiler Eigenschaften des Ivermectins in allen Spezies sehr hoch (Bogan and McKellar, 1988). Die Exkretion von Ivermectin und seiner Metaboliten erfolgt unabhängig von der Applikationsart und der Spezies fast vollständig über die Galle mit dem Kot, nur etwa 2% werden mit dem Harn ausgeschieden (Lanusse et al., 1997). Ivermectin gelangt entweder direkt aus dem Blut oder via Gallenflüssigkeit in den Gastrointestinaltrakt (Bogan and McKellar, 1988, Scott and McKellar, 1992). Nach subkutaner Injektion beim Rind werden innerhalb der ersten sieben Tage 62% der Dosis über den Kot und 1,5% über den Harn ausgeschieden. Nach intraruminaler Verabreichung werden im gleichen Zeitraum ca. 80% der Dosis über den Kot und 0,5% über den Harn eliminiert (Steel, 1993). Ivermectin wird über den Kot zu etwa 45% in unveränderter Form und zu etwa 55% als Metaboliten ausgeschieden. Die wichtigsten Metaboliten des Ivermectins sind die Monosaccharid- und AglyconDerivate und der 24-Hydroxymethyl-Metabolit (Chiu et al., 1987). Bei oraler Verabreichung von Ivermectin an Pferde werden die maximalen Konzentrationen im Kot 2,5 Tage nach Applikation erreicht. Über 40 Tage bleiben die Wirkstoffkonzentrationen im Kot oberhalb der Nachweisgrenze (Moxidectin 75 Tage). 90% der gesamten, über den Kot ausgeschiedenen Wirkstoffmenge werden während der ersten 4 Tage (Moxidectin 8 Tage) nach Applikation eliminiert (Perez et al., 1999). Bei laktierenden Tieren wird Ivermectin zu etwa 5% über die Milch ausgeschieden. Die Konzentrationskurve des Ivermectins in der Milch verläuft in etwa parallel zu der im Plasma, mit einem Milch-Plasma-Verhältnis von ca. 0,766. Ivermectin erscheint in der Milch 12 Stunden nach Applikation und ist durchschnittlich 17,8 Tage nachweisbar. Maximalkonzentrationen werden ca. 1,7 Tage nach Applikation erreicht. Eine subkutan verabreichte Dosis von 0,2 mg/kg ergibt bei Kühen eine Maximalkonzentration in der Milch von 40,5 ng/ml, eine peroral applizierte Dosis in der gleichen Höhe beim Schaf eine von ca. 10 ng/ml (Bogan and McKellar, 1988, Toutain et al., 1997). Auch bei Ziegen sind die Konzentrationen von Ivermectin in der Milch geringer als die Plasmakonzentrationen, wobei die AUC-Werte in der Milch nach oraler und perkutaner Administration nahezu gleiche Werte erreichen (AUC oral 239 ng•h/ml, AUC perkutan 215 ng•h/ml). Die höchsten Rückstandswerte werden in der Leber und im Fett, die tiefsten im Gehirn gemessen (Sutherland and Campbell, 1990, Steel, 1993). Die Halbwertszeiten für die Rückstände betragen sechs bis acht Tage für das Fettgewebe bzw. vier bis fünf Tage für die Leber. Hauptrückstandskomponente in der Leber ist unverändertes Ivermectin (Chiu et al., 1987). Die Art des Futters hat einen Einfluss auf die Bioverfügbarkeit von oral verabreichten Ivermectin. So waren die AUC-Werte und Maximalkonzentrationen grasender Lämmer niedriger als die aufgestallter, mit Heu und Konzentrat gefütterter Lämmer. Unterschiede in der Zusammensetzung der Pansenflora und des Säure- und Basengehaltes im Pansen der unterschiedlich gefütterten Tiere könnten die Absorptionsrate von Ivermectin in der Pansenflüssigkeit verändern. Außerdem ist die Passagegeschwindigkeit des Digestas (Inhalt des Verdauungskanals) in grasenden Lämmern höher und damit die Exkretionsrate des an Digesta-Partikeln gebundenen Ivermectins größer, wodurch ebenfalls die Absorptionsrate verringert werden kann (Taylor et al., 1992). Auch die Futtermenge beeinflusst das pharmakokinetische Verhalten von oral verabreichtem Ivermectin in Schafen. Es wurde festgestellt, dass eine 50%ige Reduzierung der Futtermenge 36 Stunden vor bis 36 Stunden nach der Gabe von Ivermectin zu einer signifikant höheren Bioverfügbarkeit und verlängerten Residenzzeit führt. Dies erhöhte die anthelminthische Effizienz des Ivermectins gegen Ivermectin-resistente Haemonchus contortus (roter Magenwurm) von 53% auf 97% (Ali and Hennessy, 1996). Als Ursache wird die starke Bindung des Ivermectins an Digesta-Partikel angesehen. Im Pansen binden sich über 99% des Ivermectins und seiner Metaboliten an Nahrungspartikel. Nach der Bildung der Ivermectin/Digesta-Komplexe hat die Geschwindigkeit, mit welcher diese Komplexe den Gastrointestinaltrakt passieren, großen Einfluss auf die Pharmakokinetik des Ivermectins. Eine Reduktion der Futtermenge verlangsamt die Passagegeschwindigkeit und verlängert somit die für die Absorption zur Verfügung stehende Zeit. Um die Effizienz oral verabreichten Ivermectins zu erhöhen und die Ausbildung resistenter Parasitenstämme zu vermeiden, empfehlen die Autoren für die Praxis eine Reduktion der Futtermenge 19 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau 24 Stunden vor, bis 12 Stunden nach der Administration von Ivermectin (Ali and Hennessy, 1996). Im Unterschied zum Schaf konnte bei Ziegen kein Einfluss der Futtermenge auf das pharmakokinetische Verhalten von oral verabreichten Ivermectin beobachtet werden. Nach einem 36-stündigen Fasten waren keine signifikanten Veränderungen der pharmakokinetischen Parameter festzustellen. Toxizität Ivermectin verfügt über eine sehr gute Verträglichkeit (Campbell and Benz, 1984). Es bestehen jedoch große spezies- und rassespezifische und individuelle Unterschiede (Paul et al., 1987). Ivermectin ist toxisch in neonatalen Ratten, wenn an das Muttertier während der Trächtigkeit 0,4 mg/kg/Tag Ivermectin peroral verabreicht werden. Dies zeigt sich in einer erhöhten Mortalitätsrate bis zum 10.Tag nach der Geburt und einer verminderten Gewichtsentwicklung der überlebenden Nachkommen. Die neonatale Toxizität wird nicht durch die Exposition in der Gebärmutter, sondern durch die exzessive Übertragung von Ivermectin über die Milch und die erhöhte Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke in neugeborenen Ratten verursacht. Im Unterschied zu Ratten, die erst in den ersten Lebenstagen eine voll funktionierende Blut-Hirn-Schranke ausbilden, bildet sich die Blut-HirnSchranke in anderen Säugetierspezies (inklusive Mensch, Schaf, Hase) pränatal aus (Lankas et al., 1989). Als besonders empfindlich gelten Hunde, insbesondere Collies, Australian Shepherds, Shetland Sheepdogs, Bobtails (Old English Sheepdogs), Border Collies, Shelties, Langhaar-Whippets, Windhunde und Mischlinge dieser Rassen (Nelson et al., 2003, Hugnet et al., 2004, Geyer et al., 2005). Während die Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) in Parasiten ein peripherer Neurotransmitter ist, wirkt sie in Säugetieren als Neurotransmitter des zentralen Nervensystems. Im Gehirn vermittelt sie sowohl die prä- als auch die postsynaptische Hemmung. Für Ivermectin stellt jedoch die Bluthirnschranke eine natürliche Barriere dar (Campbell and Benz, 1984). Außerdem haben alle Avermectine zu den Neurorezeptoren der Wirbeltiere eine viel geringere Affinität als zu den Neurorezeptoren der Invertebraten. Neurotoxische Wirkungen treten somit erst bei sehr hohen Ivermectin-Dosierungen oder bei Vorliegen eines MDR1-Gendefektes auf (Linek et al., 2007). Die Ivermectin-Intoxikation wird durch eine erhöhte Konzentration von Ivermectin im zentralen Nervensystem (ZNS) ausgelöst. Bei den meisten Säugetieren verhindert die Blut-Hirn-Schranke den Eintritt von Ivermectin in das ZNS. Bei Ivermectin-empfindlichen Tieren wurden jedoch extrem hohe Ivermectin-Konzentrationen im Hirn gemessen (Mealey et al., 2001). Die Ursache für eine erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke ist ein genetischer Defekt in Form einer (Verlust-) Mutation am sogenannten multi-drug-resistance-Gen (MDR1). Das Proteinprodukt dieses Gens, das P-Glycoprotein, ist ein wichtiger Bestandteil der Blut-Hirn-Schranke. Es kommt in großen Mengen in der apikalen Membran der Endothelzellen der Kapillaren des ZNS vor und ist eine Efflux-Transportpumpe innerhalb der Blut-Hirn-Schranke. Verschiedene große, hydrophobe Substrate, wie Ivermectin, Loperamid, Cyclosporin und Digoxin, binden an dieses PGlycoprotein und werden aktiv von den Endothelzellen in das Kapillarlumen zurücktransportiert (van Asperen et al., 1997). Bei Hunden und Mäusen fehlt bei Ivermectin-empfindlichen Individuen das P-Glycoprotein in den Endothelzellen der Hirnkapillaren; sie verfügen somit nicht über diesen Schutzmechanismus. Ivermectin kann sich durch den fehlenden Auswärtstransport im ZNS anreichern (bis zu 100-fach höhere Konzentration als im Plasma) und zeigt bereits bei niedriger Dosierung eine neurotoxische Wirkung (Linek et al., 2007). Die Vererbung dieses genetischen Defektes verläuft beim Hund autosomal, rezessive. Nur Tiere, welche homozygot für die Mutation sind, gehören zum Ivermectinempfindlichen Phänotyp. Homozygot normale und heterozygote Hunde sind nicht Ivermectinempfindlich (Schinkel et al., 1996, Mealey et al., 2001, Nelson et al., 2003). In einer französischen Studie wurde die größte Häufigkeit des Defektes am MDR-Gen beim Collie, gefolgt von Shetland Sheepdog, Australian Sheperd und Border Collie gefunden. In dieser Studie erwiesen sich 12 von 25 untersuchten Collies als homozygot für den MDR-Defekt und somit Ivermectin-empfindlich (Hugnet et al., 2004). 20 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau In einer in Deutschland durchgeführten Studie betrugt die Häufigkeit des homozygot defekten Genotyps beim Collie 33%, bei Australian Sheperd 6,9%, beim Shetland Sheepdog 5,7% und beim Border Collie 0,3%. Die Häufigkeit des heterozygot defekten Genotyps lag bei 43,1% beim Collie, 45,2% beim Australian Shepherd, 48,6% Shetland Sheepdog, 0,6% beim Border Collie, 37,1% beim Wäller und 12,5% Old English Sheepdog (Geyer et al., 2005). Akute Toxizität Bei Hunden ohne MDR1-Gendefekt betragt der S.I. (Sicherheitsindex = Faktor für die maximal über der therapeutischen Dosierung liegende, noch verträgliche Dosis) vier (Deplazes et al., 1999). In Tabelle 1 und 2 sind die bei peroraler Verabreichung auftretenden klinischen Symptome bei unterschiedlicher Dosierung aus verschiedenen Publikationen zusammengefasst (Campbell and Benz, 1984, Lankas and Gordon, 1989, Pulliam and Preston, 1989, Linek et al., 2007). Tabelle1 2,0 mg/kg keine klinischen, neurotoxischen Symptome 2,5 mg/kg Mydriasis 5,0 mg/kg Mydriasis 10 mg/kg Mydriasis, schwerer Tremor, Ataxie 40 mg/kg komatöse Zustände, Todesfälle möglich Klinische Symptome bei steigender peroraler Einzeldosis Tabelle 2 0,5 mg/kg/Tag keine klinischen, neurotoxischen Symptome 1,0 mg/kg/Tag Mydriasis Klinische Symptome bei peroraler, täglicher Applikation über 14 Tage Hunde mit homozygotem MDR1-Defekt sind sehr empfindlich gegenüber Ivermectin. Die niedrigste orale Einzeldosis, die ohne klinische Symptome bleibt, liegt bei 0,06 mg/kg. Eine Dosis von 0,1 mg/kg und höher führt bereits zu massiven neurologischen Symptomen wie Mydriasis (Pupillenerweiterung), Tremor (Zittern), Ataxie und Vomitus (Erbrechen). Bei Dosierungen von mehr als 0,15 mg/kg werden die Hunde komatös und können versterben (Paul et al., 1987, Linek et al., 2007). Die LD50, das ist die letale Dosis, bei der 50% der getesteten Tiere sterben, liegt für Hunde mit MDR1-Gendefekt bei 0,2 mg/kg. Die zur Herzwurmprophylaxe empfohlene Dosis von 0,006 mg/kg gilt auch bei Hunden mit nachgewiesener Ivermectin-Empfindlichkeit als sicher (Fassler et al., 1991, Linek et al., 2007). Die Symptome bei Katzen sind identisch mit denen beim Hund und bestehen zu Beginn in Aufregung, Lautäußerung, Diarrhö, Anorexie, Miosis oder Mydriasis, Lähmung der Hintergliedmaßen, Ataxie, Tremor, Desorientierung, Blindheit, verlangsamten, unvollständigen oder fehlenden Reflexen, Hypothermie, erniedrigter Atem- und Herzfrequenz und Koma. Die neurologischen Symptome verringern sich in der Regel innerhalb mehrerer Tage und die meisten Tiere erholen sich nach zwei bis vier Wochen (Rowley, 1988, Frischke and Hunt, 1991). In schweren Fällen können Todesfälle auftreten (Lewis et al., 1994, Muhammad et al., 2004). Symptome beim Rind sind ZNS-Depression inklusive Gehörverlust und Ataxie. Bei einigen Tieren kommt es zum Fortschreiten bis zum Tod, pathologisch und histopathologisch werden jedoch keine spezifischen Veränderungen gefunden. Kälber sind wesentlich empfindlicher gegenüber Ivermectin als ausgewachsene Tiere. Ab etwa dreifacher Überdosierung treten beim Kalb Intoxikationssymptome wie Ataxie, Hypermetrie und Muskeltremor auf. 10 bis 15 Minuten nach intravenöser Injektion von 0,6 mg/kg wurden Depression, Ataxie, profuse Salivation, Tachykardie, Atembeschwerden, Miosis und Diarrhö beobachtet. Nach 72 Stunden trat eine spontane Besserung ein. Die subkutane Injektion der gleichen Dosis führte 30 bis 40 min nach Applikation zu den gleichen, jedoch wesentlich milderen Symptomen. Weitere beobachtete Symptome einer Ivermectin-Intoxikation beim Kalb sind Kolik, Hyperästhesie und Verlust des Abwehrreflexes der Augen. Todesfälle sind ebenfalls möglich (Button et al., 1988, Basudde, 1989). 21 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Nach intramuskulärer Injektion von 12,0 mg/kg (60-fache der empfohlenen Dosis) traten in allen behandelten Pferden Ataxie und Depression auf. Eines von vier Pferden musste euthanasiert werden, die anderen erholten sich innerhalb von zwei Wochen. Nach intramuskulärer Injektion von 3,0 mg/kg und 6,0 mg/kg wurde Mydriasis beobachtet (Campbell and Benz, 1984). Versehentliche intravenöse Injektion der zur intramuskulären Applikation vorgesehenen Zubereitung führte zu plötzlichen Todesfällen (Campbell and Benz, 1984, Karns and Luther, 1984). Die subkutane Injektion von 30,0 mg/kg (100-fach empfohlene Dosis) führt bei Schweinen zu Lethargie und Ataxie. In einer Studie wurden drei von vier Tieren festliegend und zeigten bilaterale Mydriasis, intermittierenden Tremor und angestrengte Atmung. Bei der pathologischen und histopathologschen Untersuchung konnten keine spezifischen Veränderungen festgestellt werden. Die Injektion der 10- bzw. 50-fachen Dosis hat keine Intoxikationserscheinungen zur Folge (Sanford and Rehmtulla, 1987). Subchronische und chronische Toxizität In einer subchronischen Toxizitätsstudie wurden 0.5, 1 oder 2 mg/kg/Tag über einen Zeitraum von drei Monaten oral an Beagle-Hunde verabreicht. Keine klinischen Effekte zeigten die Tiere, welche 0,5 mg/kg/Tag erhielten. Hunde, denen 1,0 oder 2,0 mg/kg/Tag verabreicht wurden, entwickelten Mydriasis. Bei Hunden mit einer Dosierung von 2,0 mg/kg/Tag wurden Tremor, Ataxie, Anorexie, Gewichtsverlust und Dehydration beobachtet (Campbell and Benz, 1984, Lankas and Gordon, 1989, Pulliam and Preston, 1989). Diese Tiere wurden zwischen der vierten und zwölften Versuchswoche euthanasiert. Bei der pathologischen und histopathologischen Untersuchung wurden keine Veränderungen festgestellt (Campbell and Benz, 1984). Ivermectin ist bei Hund, Rind, Schaf, Pferd, Schwein und Ratte weder embryotoxisch, noch teratogen (Campbell and Benz, 1984, Manger, 1991). Umwelttoxizität Freies Ivermectin ist toxisch für Fische und bestimmte im Wasser lebende Organismen. Es sollte deshalb nicht in die Gewässer gelangen. Im Boden gebundenes Ivermectin wird nur langsam freigesetzt und stellt somit keine Gefährdung der Wasserorganismen dar (Ungemach, 1994). Das im Kot ausgeschiedene Ivermectin hat schädliche Effekte auf verschiedene im Dung brütende Insekten. Diese Effekte reichen von Interferenz mit der Reproduktion, über Unterbrechung der Metamorphose, bis hin zur akuten toxischen Einwirkung auf Adulte und Larven (Strong, 1993). Bei der Verwendung von Ivermectin-haltigen Langzeit-Boli, welche 40 µg Ivermectin pro Tag abgeben, konnte beobachtet werden, dass es durch die insektizide Wirkung zur Abwesenheit wichtiger dungzersetzender Insekten und somit zu Störungen im normalen Dungabbau kommt. Breiter Einsatz von Ivermectin könnte also wichtige Konsequenzen für die Ökologie von Weideland haben (Wall and Strong, 1987). Andere Autoren konnten dies in ihren Versuchen nicht bestätigen. So wurde zwar ebenfalls eine Abnahme der Anzahl der Dungorganismen, wie Zweiflügler-Larven und Dung-Nematoden nach einer subkutanen Ivermectin-Behandlung von Rindern mit 0,2 mg/kg festgestellt, jedoch hatte dies keinen signifikanten Einfluss auf die Dungzersetzung (Jacobs et al., 1988, McKeand et al., 1988, Barth et al., 1994). Die Fütterung der Tiere hat einen Einfluss auf die Ivermectin-Ausscheidung im Kot. Auf der Weide gehaltene, mit Heu zugefütterte Tiere hatten wesentlich tiefere Ivermectin-Gehalte pro kg Kot (0,09 mg/kg) als aufgestallte, mit Konzentrat und Heu gefütterte Tiere (0,36 mg/kg Kot). Die Ursache dafür sind die höheren Kotvolumina geweideter Tiere im Vergleich zu aufgestallten. Dies könnte einen Einfluss auf das Ausmaß der Schädigung der Dungorganismen haben (Cook et al., 1996). Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Die EMA in London legt unter anderem die Grenzwerte für Rückstände aller in der EU zugelassenen Tierarzneimittel in Form des MRL(maximum residue limit)-Wertes fest (European Medicines Agency, 2010). Über den im Literaturverzeichnis angegebenen Hyperlink können die verschiedenen zusammengefassten Protokolle für die ML Ivermectin, Eprinomectin, Enamectin, Abamectin, 22 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Doramectin und Moxidectin abgerufen werden. Der MRL-Wert wird so festgelegt, dass der ADI (acceptable daily input) nicht überschritten werden kann. Der ADI gibt die erlaubte Aufnahmemenge pro kg Körpergewicht und Tag an - wobei die Gesamttagesdosis auf maximal 60 kg Körpergewicht begrenzt wird - die ein Mensch lebenslänglich täglich verzehren kann ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen. Der ADI wiederum ist um einen Sicherheitsfaktor 10 bis 2000, in der Regel 100 (für ML 200), kleiner als der NOEL (no observed effect level). Das ist die höchste Tagesdosis im Tierversuch, bei der noch keine Symptome oder Veränderungen zur Vergleichsgruppe ohne Medikation beobachtet werden können. Zum besseren Verständnis wird eine Versuchsbeschreibung für Eprinomectin der JECFA (Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives, 1989) angeführt, auf die sich die EMA bezieht: In einer 53-Wochen-Studie erhalten Gruppen von jeweils vier männlichen und vier weiblichen Beagle-Hunden Eprinomectin über Magensonde in Dosen von 0, 0.5, 1 oder 2 mg/kg Körpergewicht pro Tag in 0,5 % wässriger Methylcellulose. Das einzige auf die Behandlung zurückzuführende klinische Zeichen war Mydriasis bei Hunden mit der Höchstdosis. Ein Tier dieser Gruppe wurde weniger aktiv, zeigte Speichelfluss und bis in Seitenlage führende fortschreitende Koordinationsstörungen und wurde aus diesem Grund in der 13.Woche euthanasiert. Dieses Tier zeigte auch eine geringere Futteraufnahme und Gewichtsverlust, während bei allen anderen behandelten Hunden keine Veränderungen in Futteraufnahme und Körpergewicht zu sehen waren. Ophthalmoskopische und elektrokardiographische Untersuchungen, Blutbild, Blutwerte, Urinstatus und Messungen der Organgewichte zeigten keine medikamentenrelevante Veränderung. Histopathologische Untersuchungen ergaben sehr leichte fokale Degeneration bei einer von drei Nervenzellen im Areal der Stammhirnbrücke (Pons) und in Kerngebieten des Kleinhirns bei drei von acht Hunden der Höchstdosis-Gruppe. Diese degenerativen Veränderungen waren charakterisiert durch Vergrößerung der Nervenzellen infolge eines vermehrt eosinophilen, vakuolen-bildenden Zytoplasmas mit Kernverschiebung und wurden bei den anderen behandelten Hunden und der Kontrollgruppe nicht gesehen. Andere bemerkenswerte histopathologische Befunde wurden in anderen Geweben inklusive Rückenmark und Ischiasnerv nicht gefunden. Der NOEL war 1 mg/kg Körpergewicht und Tag auf Basis der Mydriasis und fokaler neuronaler Degeneration im Gehirn (Kloss et al., 1994). Aus den NOEL aller relevanten Studien legt die EMA dann den ADI fest, der aktuell bei 10 μg/kg Körpergewicht und Tag (maximal 600 μg/Person und Tag) liegt. Die Ivermectin-MRL für alle lebensmittelliefernden Säugetiere sind 100 μg/kg für Fett und Leber, 30 μg/kg für Niere. Die tägliche Aufnahme aller Rückstände erreicht etwa 15% des ADI. Die EMA hat bei der Beurteilung des ML Ivermectin Rückstandsuntersuchungen nur in Fett, Leber, Niere und Muskulatur durchgeführt, nie in Nervengewebe, da es sich hierbei um kein essbares Gewebe handelt; in Kurzzeitversuchen bis 14 Tagen stand die akute Toxizität im Vordergrund. Ivermectin darf nicht bei laktierenden Tieren angewendet werden, 60 Tage vor der Geburt dürfen trächtige Färsen oder trockenstehende Kühe nicht mehr behandelt werden. Deshalb wurde als Weiterentwicklung Eprinomectin für die Behandlung von Milchkühen zugelassen mit einer Wartezeit für Milch von null Tagen nach Anwendung und einem MRL-Wert von 20 μg/kg je Kilogramm Milch. Im Gegensatz zu Ivermectin wurde nun die chronische Toxizität schon stärker berücksichtigt. Mit jeder weiteren Zulassung moderner ML nehmen die neurotoxischen Erkenntnisse zu. Es ist ersichtlich, dass mit der Verlängerung der Versuchsdauer (14 Tage; 14, 53 bis maximal 105 Wochen) bei Ratten und 53 Wochen bei Beagle-Hunden immer kleinere Tagesdosierungen ausreichen um neuronale Degeneration mit Vakuolen-Bildung in Gehirn, Rückenmark, Seh- und Ischiasnerv zu erzeugen. Für die Zulassung von Enamectin zur Parasitenbekämpfung bei Lachsen in Fischfarmen wurden in einem 5-Wochen-Versuch bei Beagle-Hunden mit Hilfe von Elektronenmikroskop und monoklonaler Antikörpertechnik zum Nachweis von phosphorylierten Epitopen an Neurofilamenten nach zwei Wochen Behandlung Anhäufungen von Neurofilamenten im Perikaryon und nach vier Wochen Myelin-Anhäufungen festgestellt sowie in einem 53-Wochen-Versuch axonale Degeneration im ZNS und peripheren Nervensystem und neuronale Vakuolen-Bildung. 23 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Avermectine und Benzodiazepine Benzodiazepine, eine weitere Medikamentenklasse mit hyperpolarisierender Wirkung an Nervenzellen, haben im Gegensatz zu ihrer Anwendung in der Humanmedizin in der Veterinärmedizin nur eine geringe Bedeutung. Veterinärmedizinisch eingesetzt werden von den zahlreichen Präparaten der Gruppe vor allem Diazepam als Sedativum und zur Narkoseprämedikation, Clonazepam zur Behandlung des Status epileptikus und Brotizolam als Appetitanreger beim Rind. Zolazepam ist Bestandteil eines Kombinationspräparates mit Tiletamin zur Allgemeinanästhesie bei Katzen. Im Vordergrund der Wirkung der Benzodiazepine steht der psychosedative Effekt. Benzodiazepine haben eine stark dämpfende Wirkung auf Kerne des limbischen Systems, das man mit Angst („anxiolytische Wirkung“) und Spannungszuständen in Verbindung bringt. Die zentrale Wirkung spielt sich hauptsächlich am GABAA-Rezeptor ab. Dieser Rezeptorkomplex enthält Bindungsstellen für GABA, Benzodiazepine, Barbiturate und Alkohol sowie ihre jeweiligen Antagonisten und einen ChloridIonophor, der durch GABA geöffnet wird und eine Hyperpolarisation der Neurone bewirkt. Benzodiazepine verstärken die GABA-Wirkung, indem sie zu einer Öffnung des Kanals führen. Dieser Mechanismus ist für sehr niedrige Benzodiazepin-Konzentrationen (0,3-3,0 ng/ml) nachgewiesen, die in freier Form nach normaler Dosierung vorkommen (Ebert et al., 2002). Bei Ratten wurde mit Ivermectin eine angstlösende Wirkung erzielt, die der von Diazepam gleichkommt (Spinosa Hde et al., 2002). ML und Benzodiazepine verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung (ChloridIoneneinstrom) am GABA-Rezeptor (Pong et al., 1981, 1982, Williams and Risley, 1982, 1984, Tranquilli et al., 1987, Estambale and Howells, 1989). Zum besseren Verständnis erfolgt eine an Linek et al. angelehnte Beschreibung eines Fallberichts (2007): Eine 2-jährige Collie-Hündin mit homozygotem MDR1-Gendefekt nahm eine unbekannte Menge einer Ivermectin-Wurmpaste für Pferde auf. Bereits eine Stunde später zeigte sie typische Vergiftungserscheinungen wie Apathie, Tremor und Hypersalivation. Nach weiteren zwei Stunden wurden eine beidseitige Mydriasis, Sehunvermögen, Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Somnolenz, Hypersalivation, generalisierter Tremor, Tachykardie und Dyspnoe beobachtet. Die Notfallmaßnahmen bestanden in einer Infusionstherapie mit Ringer-Laktat-Lösung, der oralen Gabe von Paraffinöl und Kohle und der Applikation von Diazepam nach Wirkung. In der Folgezeit verschlimmerten sich die Symptome massiv. Die Hündin lag komatös in Seitenlage und zeigte zeitweise heftige Krämpfe, die von Schreien begleitet waren. Zwischen den Schreikrampfphasen kam es immer wieder zu komatösen Zuständen. Durch die symptomatische Gabe von Diazepam in den Krampfphasen wurde die GABA-erge Wirkung verstärkt und der Hund fiel jedes Mal wieder in den komatösen Zustand. Bei Vergiftungen mit ML sind Benzodiazepine und Barbiturate kontraindiziert; es werden Anästhetika mit anderen Wirkmechanismen empfohlen, z.B. Propofol (Yen and Lin, 2004, Snowden et al., 2006). Die appetitsteigernde Wirkung der Benzodiazepine ist eine allgemeine Eigenschaft der Klasse; von ihr macht man bei Brotizolam therapeutischen Gebrauch. Die Wirkung wird durch eine direkte Stimulierung des Appetitzentrums im Hypothalamus erzielt. Sie tritt bei intravenöser Injektion nach ein bis zehn Minuten ein und hört bereits während der Verteilungsphase von Brotizolam auf. Bei schweren Erkrankungen kann mit Brotizolam keine Steigerung des Appetits erwartet werden. Indikationen sind Anregung der Fresslust bei Rindern entweder als Alleintherapie bei Anorexie (z.B. nach Futterumstellungen) und nach chirurgischen Eingriffen oder als Zusatztherapie bei der Acetonämie der Milchkuh (Tierarzneimittelkompendium der Schweiz, 2010a). Die Acetonämie ist eine Stoffwechselstörung vor allem der Hochleistungskuh, bei der es innerhalb kurzer Zeit zu einem Abbau von bis zu 150 Kilogramm Körperfett kommen kann. Dabei könnten im Fett gespeicherte ML in toxischen Mengen freigesetzt und in ihrer Wirkung durch die gleichzeitige therapeutische Verabreichung von Brotizolam potenziert werden. Für den BSE-Ausbruch in Großbritannien kommt diese Option nicht zum Tragen, da Brotizolam erst im Jahr 1989 für die Anwendung bei Rindern zugelassen wurde, wohl aber für das spätere Auftreten von BSE mit klinischen Symptomen bei Einzeltieren. ML werden auch als Pestizide im Pflanzenbau eingesetzt, Diazepam ist eines der meist verschriebenen Medikamente in der Humanmedizin: Besteht deshalb für Vegetarier, die Diazepam einnehmen, ein erhöhtes Risiko an vCJK zu erkranken? 24 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Bluthirnschranke Mit den Avermectinen wurden hoch toxische Medikamente zur Parasitenbekämpfung zugelassen. Die allgemein gute Verträglichkeit dieser Substanzen in Säugetieren erklärt sich allein dadurch, dass Säuger keine Glutamat-Rezeptoren an Chlorid-Ionenkanälen besitzen und die Affinität der makrozyklischen Laktone gegenüber dem GABA-Rezeptor bei Säugern in therapeutischen Dosierungen um mehrere Größenordnungen geringer ist als bei den Parasiten. Die intakte Bluthirnschranke ist für ML im Allgemeinen kaum permeabel wegen des Vorhandenseins von PGlycoprotein. Beim Fehlen von P-Glycoprotein (MDR1-Defekt) oder bei Überlastung in Folge Überdosierung treten akute Vergiftungserscheinungen auf. Neugeborene Ratten sind gefährdet, weil sich die Bluthirnschranke erst in der ersten Lebenswoche schließt; dies geschieht bei Säugetieren bereits pränatal. Im Einzelnen können Störungen der Bluthirnschranke auch bei Entzündungen und Tumoren nicht ausgeschlossen werden. Zumindest angesprochen werden muss die zunehmende Belastung durch Mobilfunkstrahlung. Das schwedische Forschungsteam um den Neuropatholgen Leif Salford konnte zeigen, dass es bei Ratten unmittelbar und 14 Tage nach einer zweistündigen Mobilfunkbestrahlung (GMS Handy) infolge einer geschädigten Bluthirnschranke zur Bildung von Ödemen und Austritt von Albumin kommt (Eberhardt et al., 2008, Grafstrom et al., 2008, Nittby et al., 2009). Wie die wenigen Langzeitversuche bei verschiedenen Tierarten zeigen, können ML in nicht akut toxischen Dosen Veränderungen an Ischias- und Sehnerv, Rückenmark, Stammhirnbrücke (Pons) und Kleinhirn (Cerebellum) verursachen, d.h. ML müssen auf Grund ihrer extrem lipophilen Eigenschaft über die Myelinscheiden des peripheren Nervensystems unter Umgehung der Bluthirnschranke bis zum Gehirn gelangen können (siehe Abb. 2). Bei oraler Gabe von ML wären besonders die Nerven Splanchnikus (Eingeweide) und Vagus betroffen, beim Aufgießen auf den Rücken (Pour- on-Verfahren) die Rückenäste der Spinalnerven. Bei Kälbern wurden genau in diesen Nerven Prione nach experimenteller oraler Infektion mit BSE-Material nachgewiesen (Hoffmann et al., 2007). BSE-Tests Der Beginn der BSE-Epidemie stellte die britische Veterinärpathologie vor eine große Herausforderung. Die Zahl der Untersuchungsaufträge zur Diagnose und Differentialdiagnose von Rindern mit zentralnervösen Störungen stieg rasant an. Die Diagnose „schwammartige Degeneration des Gehirns“ wurde anfangs durch komplett durchgeführte Sektionen gestellt, wozu das Aufsägen des Schädels nötig war. Dann traten die ersten Fälle von vCJK auf, eine Gefährdung des Untersuchungspersonals mit infektiösem Material musste verhindert werden. Hier kamen die entwickelten speziellen Testverfahren zum Nachweis von PrPSc gerade gerecht; außerdem hatte sich herauskristallisiert, dass die Obex-Region des Stammhirns (enthält die Vagus-Kerne) immer verändert war. Diese charakteristische Stelle konnte als BSE-Probe zur Untersuchung gefahrlos mit einem scharfen Löffel durch das Hinterhauptsloch entnommen werden. Die Einführung der BSE-Tests führte zu einer in der Geschichte der Veterinärmedizin beispiellosen Massenvernichtung von Rindern, da zu Beginn infolge der BSE-Hysterie bei Vorliegen eines positiven Tests sämtliche Rinder des Herkunftsbetriebes gekeult wurden („apocalypse cow“). Die Durchführung von BSE-Tests bei Schlachttieren ab einem Alter von 24 Monaten wurde gesetzlich angeordnet. Klinisch gesunde Rinder bis 2 Jahre, darunter alle Schlachtbullen, wurden nicht untersucht; bei allen älteren gesunden Tieren entschied ein einziger Test zwischen Lebensmittelmitteltauglichkeit und Verwerfung. Es wäre katastrophal, wenn BSE-Tests durch andere Faktoren falsch positiv beeinflusst werden könnten. Ungefähr zeitglich mit der Markteinführung von Ivermectin im Jahr 1982 wurde in Großbritannien bei der Herstellung von Tiermehlen auf die Extraktion des Restfettes verzichtet. Das extrem fettlösliche Ivermectin gelangt so durch orale Aufnahme über Mischfuttermittel und Milchaustauscher sowie parenterale Applikation und Pour-on-Verfahren in die Rinderpopulation. In einer chronischen Intoxikation über ca. drei Jahre entstanden axonale Degenerationen in ZNS (vor allem Pons und Cerebellum) und peripherem Nervensystem sowie neuronale Vakuolen-Bildung, ohne mit sichtbaren klinischen Symptomen einherzugehen. Mit der im Jahr 1985 beginnenden staatlich angeordneten 25 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Dasselfliegenbekämpfung mit dem Organophosphat Phosmet entwickelte sich dann infolge des zusätzlichen oxydativen Stresses sehr schnell das Vollbild der BSE. Das Stammhirn ist phylogenetisch der älteste Hirnabschnitt. Hier erfolgt die Grundregulation lebenswichtiger Funktionen wie Atmung, Herz-Kreislaufsystem, Nahrungsaufnahme, Bewegung und Fortpflanzung. Mittel- und Großhirn übernehmen die Feinabstimmung; für die Dämpfung ist in erster Linie das inhibitorische GABA-Neurotransmitter-System verantwortlich. Die Intoxikation mit ML verursacht einerseits zunächst über die GABA-erge Stimulierung eine Steigerung der Inhibition, wobei Symptome wie Somnolenz bis hin zu komatösen Zuständen überwiegen und andererseits über die fortlaufende Zerstörung des GABA-Systems den Verlust der dämpfenden Wirkung auf die Stammhirnfunktionen, wobei jetzt die Störungen des Bewegungsapparates mit Ataxie im Vordergrund stehen. Nur so ist zu erklären, dass Rinder mit hochgradig ausgebildeten klinischen BSE-Symptomen im BSE-Test negativ reagieren können: Nicht der Ort der Probenentnahme (Stammhirn) ist verändert, sondern die Regionen im Gehirn, die für die Dämpfung verantwortlich sind. Dies und die Tatsache, dass bis heute noch keine verlässlichen Tests für die Erkennung von BSE am lebenden Tier entwickelt wurden, müssten zu einer mangelhaften Gesamtbewertung dieses diagnostischen Verfahrens führen. Milchaustauscher und Tiermehl In der „Risikoanalyse im Zusammenhang mit dem Auftreten von BSE einschließlich einer Untersuchung zum Vorkommen von vCJD in Bayern“ des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (2004) stehen Milchaustauscher mit Abstand an erster Stelle der Faktoren, die bayerische BSE-Betriebe gemeinsam hatten. Wilesmith et al. (1988) fanden in Großbritannien, dass der Einsatz von kommerziellem Mischfutter der größte gemeinsame Nenner aller BSE-Fälle war. Auf Grund der – nicht näher erläuterten – geographischen Verbreitung von BSE, schlossen sie dabei Fett als möglichen Trägerstoff der Infektion aus, was Tiermehl als einzigen Vektor übrig ließ. In dieser Erhebung wurden Milchaustauscher oder Mineralfutter nicht in Erwägung gezogen. Der entsprechende Fragebogen, anhand dessen die Erhebungen vorgenommen wurden, enthielt keine Frage nach Milchaustauschern (Wilesmith et al., 1988). Allerdings fiel im Rahmen einer Fallkontrollstudie, die das hohe BSE-Risiko auf Grund der Verfütterung tiermehlhaltigen, kommerziellen Kraftfutters in Großbritannien belegte (Wilesmith et al., 1992), auf, dass BSE auch bei Tieren auftrat, die in den ersten Lebensjahren kein kommerzielles Kraftfutter erhalten hatten (Wilesmith et al., 1992, Dahms et al., 2001). Später spekulierten die Autoren (Dahms et al., 2001) explizit, ob auch durch Fette kontaminierte Milchaustauscher verantwortlich gewesen sein könnten. Auf ähnliche Weise konstatieren Hörnlimann und Infanger (2001), dass über Milchaustauscher aufgenommene, kontaminierte tierische Fette zu BSE-Infektionen führten (ohne dafür Daten zu nennen). Auch in den Untersuchungen zur Risikoverteilung auf deutsche Futtermittel wurde die vernachlässigte Bedeutung von Milchaustauschern angemahnt (Kamphues et al., 2001, Zentek et al., 2002). Die Autoren betonen dabei ausdrücklich, dass für die Herstellung von Milchaustauschern noch bis Ende der 90er Jahre auch unraffinierte Fette eine größere Bedeutung hatten. Verlässliche Angaben, ob in bayerischen Milchaustauschern raffinierte oder nicht-raffinierte Fette verwendet wurden, waren nicht zu erhalten. Auch Paisley und Hostrup-Pedersen (2004) demonstrierten auf Grund von Modellrechnungen, dass kontaminierte Fette in Milchaustauschern potentielle Vektoren für BSE sein könnten. Nicht die Verringerung der Erhitzungstemperatur von 135°C auf 85°C bei der Produktion von Tiermehlen, sondern lediglich die Tatsache, dass der Einsatz von Lösungsmitteln zur Extraktion von Restfett im Tiermehl (und damit auch die anschließende Extraktion des Lösungsmittels durch Hitze) im entsprechenden Zeitraum (Anfang der 80er Jahre) eingestellt wurde, lassen Wilesmith et al. (1991) als möglichen produktionstechnischen Grund für eine Verschlechterung der Dekontamination potentiell infektiösen Materials gelten. Mit der Annahme, dass für die Verursachung von BSE kein infektiöses Protein, sondern ein extrem fettlösliches Neurotoxin verantwortlich ist, können die oben diskutierten Ungereimtheiten auf einen Schlag erklärt werden. Mit der Aufgabe der Restfett-Extraktion verbleibt Ivermectin im Tiermehl. Die bei der Produktion von Milchaustauschern benötigten tierischen Fette stammten aus Schlachtbetrieben (Körper- und Bauchfette, zum Teil Rückenmark) und aus Tiermehlfabriken (Gesamtfett incl. 26 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Knochenfett, fettlöslicher Anteil der Nervengewebe und Extraktionsfette). Ivermectin mit seinem Schmelzpunkt von 155°C ist in nicht-raffinierten Fetten auf jeden Fall enthalten. Die bei den unterschiedlichen Raffinationen von Fett eingesetzten Temperaturen liegen zwischen 100°C und 240°C (max. für 2 Stunden) bzw. 270°C (max. für 30 Minuten) bei Desodorisation; bei welcher Temperatur es zu einer Inaktivierung von Ivermectin kommt ist nicht bekannt. Das Verbot der Verfütterung von Tiermehl an Rinder im Jahr 1988 sowie die Erweiterung auf ein EU-weites totales Tiermehlverbot im Jahr 1994 konnten die Zahl der BSE-Fälle zwar deutlich reduzieren, aber der entscheidende Schritt für den Rückgang auf jeweils einen Fall in den Jahren 2008 und 2009 in Deutschland war das nur dort geltende Verbot tierischer Fette in Milchaustauschern vom Dezember 2000. In den anderen EU-Ländern dürfen tierische Fette weiter verwendet werden, wenn sie bei Temperaturen von über 130°C und einem Druck von drei Bar erzeugt werden. Es ist anzunehmen, dass diese Bedingungen zur Inaktivierung von ML nicht ausreichen. Die meisten Kälber werden in der ersten Lebenswoche mit Kolostrum (Biestmilch) ihrer Mütter gefüttert, Kälber bei Mutterkuhhaltung sowie Lämmer von Schafen und Ziegen saufen bis zum Absetzten direkt am Euter. Die Behandlung der Muttertiere mit ML führt je nach ML und Behandlungszeitpunkt (während des Trockenstehens oder während der Laktation) zu MRL-Rückständen im Euter und einer entsprechenden Belastung der Milch und damit der Jungtiere. Zusammen mit dem üblichen Einsatz von ML zur Parasitenbekämpfung kann hierin die Ursache für das bei älteren Tieren zunehmende Auftreten von atypischen BSE- und Scrapie-Formen liegen; auch im bisher Scrapie-freien Australien wurde laut „The Australian“ Anfang 2010 der erste Fall von atypischer Scrapie diagnostiziert (Minus, 2010). Forschungsfrage Mit der Abklärung der Forschungsfrage konnte detailliert gezeigt werden, dass makrozyklische Laktone unter den gegebenen Umständen den Konformationswechsel zum Prion und damit spongiforme Enzephalopathien verursachen könnten. Der konzipierte Gesamtzusammenhang wird als Intoxikationshypothese bezeichnet und gegen die bestehende Infektionshypothese gestellt. Für die Methodik wird die Forschungsfrage noch präziser formuliert durch Auswahl von Ivermectin als Vertreter der ML und BSE stellvertretend für TSE: Kann BSE durch Ivermectin verursacht werden? METHODIK Um zu Überprüfen, ob bereits in wissenschaftlichen Publikationen ein Zusammenhang zwischen Ivermectin und BSE (direkter Zusammenhang) bzw. GABA-Rezeptor und BSE (indirekter Zusammenhang) beschrieben wurde, erfolgte eine Suche in den Datenbanken PubMed, Medpilot und PLoS.ONE. Die Recherche fand letztmalig am 6. Juni 2010 statt. Wenn immer möglich wurden die Begriffe als MeSH (Medical Subject Headings)-Begriffe gesucht. Suchstrategie: 1. Schritt: Suchbegriffe >BSE< und >Ivermectin< , 2. Schritt: Suchbegriffe >BSE< und >GABA-Rezeptor< und 3. Schritt: Suchbegriffe >Prion< und >GABA-Rezeptor< ERGEBNIS Das Suchergebnis in Treffern wird in den Tabellen 6,7 und 8 im Einzelnen dargestellt. Diese Tabellen entsprechen den Tabellen 1, 2 und 3 der Zusammenfassung. 27 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Tabelle 6 Datenbank Treffer Relevante Treffer Kumulativ rel. Treffer Pubmed 0 0 0 Medpilot 0 0 0 PLoS.ONE 1 0 0 Treffer je Datenbank mit Suchwörter und –Kombination „BSE und Ivermectin“ Es wurden keine relevanten Treffer gefunden. Beim einzigen nichtrelevanten Treffer handelt es sich um eine Studie über die schnelle Entwicklung einer Pestizid-Resistenz des Fadenwurms Caenorhabditis elegans (Lopes et al., 2008). „BSE“ ist Teil der Abkürzung eines portugiesischen Stipendiums. Tabelle 7 Datenbank Treffer Relevante Treffer Kumulativ rel. Treffer Pubmed 1 1 1 Medpilot 5 4 4 PLoS.ONE 1 1 4 Treffer je Datenbank mit Suchwörter und –Kombination „ BSE und GABA-Rezeptor“ Es wurden vier kumulativ relevante Treffer gefunden: Eine abgeschwächte GABAA-Rezeptorvermittelte schnelle Hemmung in Abwesenheit von PrPc (Collinge et al., 1994), keine Beteiligung von PrPc an der GABA- und Glutamat-Rezeptor-vermittelten synaptischen Funktion (Herms et al., 1995), therapeutischer Einsatz von GABA-Agonisten zur Milderung von Krankheitssymptomen (Vamvakides, 1998) und Zerstörung des Neurotransmitter-Systems GABA durch TSE (Ledoux, 2005). Tabelle 8 Datenbank Treffer Relevante Treffer Kumulativ rel. Treffer Pubmed 8 4 4 Medpilot 28 8 8 PLoS.ONE 10 1 8 Treffer je Datenbank mit Suchwörter und –Kombination „Prion und GABA-Rezeptor“ Es wurden acht kumulativ relevante Treffer gefunden: Keine intermolekulare Verbindung zwischen GABAA-Rezeptor und PrPc (Kannenberg et al., 1995), Verlust des GABA-ergen Systems beim Vorliegen von PrPSc (Bouzamondo-Bernstein et al., 2004), Co-Regulation des PrPc-transkribierenden Gens mit GABAA-Untereinheiten (Rangel et al., 2009), Beteiligung der GABAA-Untereinheit beta1 in Prion-infizierten Neuroblastom-Zellen (Kimura et al., 2010) und die Treffer aus dem 2. Suchschritt. 28 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau DISKUSSION Das Ergebnis ist eindeutig: Mit der durchgeführten Suchmethode konnte keine wissenschaftliche Veröffentlichung, die einen direkten Zusammenhang zwischen Ivermectin und dem Auftreten von BSE beschreibt, gefunden werden, d.h. BSE könnte von Ivermectin verursacht worden sein bzw. ML müssten als Verursacher von TSE in Betracht gezogen werden. Der indirekte Zusammenhang über die Ivermectin-Wirkung am GABA-Rezeptor wurde in acht Publikation nicht entdeckt, wohl aber ein Zusammenhang zwischen GABA-Rezeptor und PrPc bzw. PrPSc. Die Ergebnisse der beiden ältesten Veröffentlichungen aus den Jahren 1994 und 1995 (Collinge et al., Herms et al.) widersprechen sich; PrPc hat einen (Collinge et al.) oder keinen (Herms et al.) Einfluss auf die GABA-Rezeptor-vermittelte synaptische Funktion; Avermectine stimulieren die präsynaptische Freisetzung von GABA und erhöhen die Affinität der postsynaptischen GABARezeptoren für GABA und beeinflussen so PrPc. Dass zwischen GABAA-Rezeptor und PrPc keine intermolekulare Verbindung (Kannenberg et al., 1995) bestehen muss passt ebenso gut zur Intoxikationshypothese wie die Zerstörung des Neurotransmitter-Systems GABA durch TSE (Ledoux, 2005) oder PrPSc (Bouzamondo-Bernstein et al., 2004) und dessen symptomatische Behandlung mit GABA-ergen Agonisten (Vamvakides, 1998). Die beiden jüngsten Veröffentlichungen befassen sich mit GABA-Untereinheiten, deren Co-Regulation vom PrPc-transkribierenden Gen beeinflusst wird (Rangel et al., 2009) und die durch Verhinderung ihrer Expression in Prion-infizierten NeuroblastomZellen den PrPSc-Anteil verringern bei zunehmendem PrPc-Anteil (Kimura et al., 2010); sie könnten von Interesse für die Steuerung des Ablaufs der Kettenreaktion („PrPc –PrPSc“- System der Intoxikationshypothese). Allein die Veränderung der Suche von >BSE< auf >Prion< im 3.Schritt ergab vier zusätzliche relevante Veröffentlichungen, ein weiteres Indiz für eine erregerorientierte Sicht; aus der BSEForschung ist eine Prionen-Forschung geworden. GABA-Rezeptoren werden in die Untergruppen A, B und C aufgegliedert. In den neueren Veröffentlichungen erscheint deshalb die genauere Bezeichnung GABAA. Als Fazit kann festgehalten werden: Die zusätzlich gefundenen Ergebnisse bestätigen indirekt die Intoxikation mit Ivermectin und können für die Bestätigung der folgenden Intoxikationshypothese herangezogen werden. Transmissible spongiforme Enzephalopathien oder Prionerkrankungen sind tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankungen genetischen Ursprungs (siehe Abb. 1). Der Pathogenitätsmechanismus besteht in der Bildung von Prionen (Prionprotein Scrapie; PrPSc), die sich in einer Art Kettenreaktion nur durch Konformationswechsel aus zellulärem Prionprotein (PrPc) reproduzieren. Zunehmendes Alter, Kupfermangel, Manganüberversorgung, oxidativer Stress sowie Medikamente mit hyperpolarisierender Wirkung (ML, Benzodiazepine) beschleunigen den Konformationswechsel aus PrPc und lösen damit die Bildung von Prionen aus (siehe Abb. 1). Dies kommt einer Reaktivierung der eigentlichen biologischen oder evolutionären Funktion der Prione gleich: Die Optimierung der Leistung eines in der räumlichen Ausdehnung begrenzten Gewebes durch zielgerichtetes Zerstören bestimmter Zellen. Die iatrogene Übertragung von Prionen stellt keine Infektion dar, genauso wenig wie die Alzheimer Erkrankung durch die experimentelle Übertragung von Tau-Proteinen kontagiös ist. In Großbritannien haben das zeitgleiche Auftreten mehrerer Faktoren zum größten Arzneimittelskandal („apocalypse cow“) seit dem Auftreten von Contergan beigetragen, darunter die Markteinführung der ML mit Ivermectin (1982), die Nichtberücksichtigung der neurotoxischen Degeneration bei der Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), die Unterschätzung der Rückstandsproblematik von ML, die verpflichtende Bekämpfung der Dasselfliege mit Phosmet, die Produktion von Tierkörpermehl ohne Restfettentzug, die Verwendung von tierischen Fetten in Milchaustauschern sowie die fehlerhafte Interpretation von BSE-Tests. Heute muss davon ausgegangen werden, dass die Zulassung moderner ML, wie Eprinomectin und Moxidectin, die Ursache für die atypischen Formen von boviner spongiformer Enzephalopathie und Scrapie sein könnte. Die wissenschaftliche Erforschung von TSE mit der Gewichtung auf eine infektiöse Genese, die Nichtbeachtung alternativer Lösungsansätze sowie das vollständige Übersehen eines Neurotoxins in der Nahrungskette haben zu einer völligen Fehleinschätzung der tatsächlichen Situation geführt. Die 29 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau BSE-Forschung oder genauer gesagt Prion-Forschung läuft mit ihrer erregerzentrischen Ausrichtung weiter in eine wissenschaftliche Sackgasse mit dem Namen „Protein-only-Hypothese“. Dazu hat die Verleihung des Nobelpreises an Stanley Prusiner für die Entdeckung des Pathogenitätsmechanismus „Prion“ genauso beigetragen wie die mit E.coli synthetisch erzeugten Prione und deren erfolgreiche Übertragung auf Hamster. Die Koch-Henle`schen Postulate zur Anerkennung einer Infektionskrankheit sind in diesem Fall aber nur erfüllt wenn zur Wiedererzeugung der Krankheit auch iatrogene Infektionen gezählt und Prione als Organismen betrachtet werden. Mit der Entdeckung des PrPSc-PrPc-Systems als biologische Funktion der Prione wird die Gültigkeit der „Protein only“Hypothese in Frage gestellt. Es wird daher vorgeschlagen, die dargestellten Ergebnisse unverzüglich wissenschaftlich zu überprüfen. Dies bietet die Chance, wertvolle Erkenntnisse auch für andere neurodegenerative Erkrankungen zu gewinnen, insbesondere für die Alzheimer-Krankheit, das Parkinson-Syndrom und die amyotrophische Lateralsklerose. Die Entstehung der atypischen Formen von BSE und Scrapie sowie die vCJK könnten mit einem Anwendungsverbot für ML verhindert werden. Infektionshypothese versus Intoxikationshypothese – erregerorientierte wissenschaftliche Medizin versus milieuorientierte komplementäre Medizin: Besser als am Beispiel von BSE können Unterschiede und Gemeinsamkeiten nicht sichtbar gemacht werden (siehe Abb. 2). Wünschenswert wäre ein fruchtbarer Dialog hin zu einer integrativen Medizin. Zur Klärung genügt vorerst ein einfach durchzuführender chronischer Intoxikationsversuch mit ML an transgenen Mäusen (MDR1-/-), falls die nachträgliche Überprüfung mit BSE-Tests an konservierten Nervengewebsproben aus Tierversuchen zu ML-Toxizität und MDR1-Defekt nicht mehr möglich ist. Oder wird die Aufdeckung eines Pharma-Skandals befürchtet, der den Contergan-Skandal bei weitem übertreffen könnte? Der 5. Leipziger Tierärztekongress wurde großzügig finanziell unterstützt von der Pharmaindustrie; drei der vier größten Hauptsponsoren vertreiben bzw. stellen ML her, der vierte Brotizolam. Im Fachbuch „Prionen und Prionerkrankungen“, in dessen Register die Begriffe „ML, Avermectin, Ivermectin“ nicht vorkommen, stellen die Herausgeber noch vor die Vorworte und das Geleitwort des damaligen Gesundheitsministers Horst Seehofer folgende Weisheit von Henri David Thoreau: „Was hinter uns liegt und was vor uns liegt sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder“(Hörnlimann et al., 2001). Nach außen gebracht habe ich die Intoxikationshypothese vor fast 10 Jahren; warten wir weiter, dass ein Wunder geschieht. 30 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Abbildung 2 Gegenüberstellung von Intoxikations- und Infektionsweg anhand einer Nobel Preis Illustration 31 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau QUELLENVERZEICHNIS Aguzzi A, Baumann F, Bremer J (The prion's elusive reason for being. Annu Rev Neurosci 31:439477.2008). Albrecht H (2009) Ansteckende Schlagzeile <http://www.zeit.de/2009/25/Alzheimer> (Stand 13.06.2009; Abruf 06.06.10 MEZ). In: Die Zeit, vol. 25. Ali DN, Hennessy DR (The effect of level of feed intake on the pharmacokinetic disposition and efficacy of ivermectin in sheep. J Vet Pharmacol Ther 19:89-94.1996). Baggot JD, McKellar QA (The absorption, distribution and elimination of anthelmintic drugs: the role of pharmacokinetics. J Vet Pharmacol Ther 17:409-419.1994). Barth D, Heinze-Mutz EM, Langholff W, Roncalli RA, Schluter D (Colonisation and degradation of dung pats after subcutaneous treatment of cattle with ivermectin or levamisole. Appl Parasitol 35:277-293.1994). Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, (2004) Risikoanalyse im Zusammenhang mit dem Auftreten von BSE einschließlich einer Untersuchung zum Vorkommen von vCJD in Bayern <http://home.kpn.nl/2mad.cow/2004/may04/risikobayern.pdf> (Stand 01.01.04; Abruf 06.06.10 MEZ). München. Becker A (Apocalypse Cow, Die „Geheime Offenbarung“. CoMed 7:42-44.2001a). Becker A (BSE-Ein Pharma-GAU? Die schleichende Vergiftung von Rindern und Menschen. raum&zeit 19:52-57.2001b). Becker A (Festrede auf dem 101.ZÄN-Kongress: Ganzheitliche BSE-Bewältigung bringt Paradigmenwechsel in der Medizin. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 42:770773.2001c). Becker A (Entsteht BSE durch Arzneimittel-Wechselwirkungen? raum&zeit 20:99-102.2002). Bhakdi S, Bohl J (Prionen und der "BSE-Wahnsinn", Eine kritische Bestandsaufnahme. Deutsches Ärzteblatt 99:A 1134 - 1137.2002). Biacabe AG, Laplanche JL, Ryder S, Baron T (Distinct molecular phenotypes in bovine prion diseases. EMBO Rep 5:110-115.2004). Bogan JA, McKellar QA (The pharmacodynamics of ivermectin in sheep and cattle. J Vet Pharmacol Ther 11:260-268.1988). Bouzamondo-Bernstein E, Hopkins SD, Spilman P, Uyehara-Lock J, Deering C, Safar J, Prusiner SB, Ralston HJ, DeArmond SJ (The neurodegeneration sequence in prion diseases: evidence from functional, morphological and ultrastructural studies of the GABAergic system. J Neuropathol Exp Neurol 63:882-899.2004). Bradley R, Collee JG, Liberski PP (Variant CJD (vCJD) and bovine spongiform encephalopathy (BSE): 10 and 20 years on: part 1. Folia Neuropathol 44:93-101.2006). Brown P (Reflections on a half-century in the field of transmissible spongiform encephalopathy. Folia Neuropathol 47:95-103.2009). Brown P, Bradley R (1755 and all that: a historical primer of transmissible spongiform encephalopathy. BMJ 317:1688-1692.1998). Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, (2010) Anzahl der bestätigten BSE-Fälle in Deutschland <http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Tier/Tiergesundheit/BSE/ BSE-FaelleDeutschland.html> (Stand 30.04.10; Abruf 06.06.10 MEZ). Campbell WC (Ivermectin, an antiparasitic agent. Med Res Rev 13:61-79.1993). Campbell WC, Benz GW (Ivermectin: a review of efficacy and safety. J Vet Pharmacol Ther 7:116.1984). Campbell WC, Fisher MH, Stapley EO, Albers-Schonberg G, Jacob TA (Ivermectin: a potent new antiparasitic agent. Science 221:823-828.1983). Casalone C, Zanusso G, Acutis P, Ferrari S, Capucci L, Tagliavini F, Monaco S, Caramelli M (Identification of a second bovine amyloidotic spongiform encephalopathy: molecular 32 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau similarities with sporadic Creutzfeldt-Jakob disease. Proc Natl Acad Sci U S A 101:30653070.2004). Chastel CE (BSE a specific bovine disease? Nature 381:360.1996). Chesebro B, Race B, Meade-White K, LaCasse R, Race R, Klingeborn M, Striebel J, Dorward D, McGovern G, Jeffrey M (Fatal Transmissible Amyloid Encephalopathy: A New Type of Prion Disease Associated with Lack of Prion Protein Membrane Anchoring. PLoS Pathog 6:e1000800.2010). Chittrakarn S, Janchawee B, Ruangrut P, Kansenalak S, Chethanond U, Kobasa T, Thammapalo S (Pharmacokinetics of ivermectin in cats receiving a single subcutaneous dose. Res Vet Sci 86:503-507.2009). Chiu SH, Taub R, Sestokas E, Lu AY, Jacob TA (Comparative in vivo and in vitro metabolism of ivermectin in steers, sheep, swine, and rat. Drug Metab Rev 18:289-302.1987). Clavaguera F, Bolmont T, Crowther RA, Abramowski D, Frank S, Probst A, Fraser G, Stalder AK, Beibel M, Staufenbiel M, Jucker M, Goedert M, Tolnay M (Transmission and spreading of tauopathy in transgenic mouse brain. Nat Cell Biol 11:909-913.2009). Collee JG, Bradley R, Liberski PP (Variant CJD (vCJD) and bovine spongiform encephalopathy (BSE): 10 and 20 years on: part 2. Folia Neuropathol 44:102-110.2006). Collinge J, Whittington MA, Sidle KC, Smith CJ, Palmer MS, Clarke AR, Jefferys JG (Prion protein is necessary for normal synaptic function. Nature 370:295-297.1994). Cook DF, Dadour IR, Ali DN (Effect of diet on the excretion profile of ivermectin in cattle faeces. Int J Parasitol 26:291-295.1996). Dahms S, Hörnlimann B, Wilesmith JW (2001) Die Ursache der BSE-Epidemie. In: Prionen und Prionkrankheiten(Hörnlimann, B. et al., eds), pp 330-336 Berlin: de Gruyter. Dawson M, Wells GA, Parker BN (Preliminary evidence of the experimental transmissibility of bovine spongiform encephalopathy to cattle. Vet Rec 126:112-113.1990). Department for Environment Food and Rural Affairs (2010) General statistics on BSE cases in Great Britain <http://www.defra.gov.uk/vla/science/docs/sci_tse_stats_gen.pdf> (Stand 05.05.10; Abruf 06.06.10 MEZ). Deplazes P, Ochs H, Gottstein B, Eckert J (1999) Hund und Katze: Antiparasitika, Impfstoffe und Hinweise zur planmässigen Bekämpfung. Zürich: Institut für Parasitologie. Eberhardt JL, Persson BR, Brun AE, Salford LG, Malmgren LO (Blood-brain barrier permeability and nerve cell damage in rat brain 14 and 28 days after exposure to microwaves from GSM mobile phones. Electromagn Biol Med 27:215-229.2008). Ebert U, Frey H-H, Schulz R (2002) Pharmakologie des zentralen Nervensystems (ZNS). In: Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin, vol. 2. (Frey, H. H. and Löscher, W., eds), pp 119-123 Stuttgart: Enke. Ebringer A, Thorpe C, Pirt J, Wilson C, Cunningham P, Ettelaie C (Bovine spongiform encephalopathy: is it an autoimmune disease due to bacteria showing molecular mimicry with brain antigens? Environ Health Perspect 105:1172-1174.1997). Eddy RG (Origin of BSE. Vet Rec 137:648.1995). Elbe MG (Zur Physik der Nervenerregungsleitung. Abh u Verh des Naturwissen Vereins Hamburg X.1965). Eloit M, Adjou K, Coulpier M, Fontaine JJ, Hamel R, Lilin T, Messiaen S, Andreoletti O, Baron T, Bencsik A, Biacabe AG, Beringue V, Laude H, Le Dur A, Vilotte JL, Comoy E, Deslys JP, Grassi J, Simon S, Lantier F, Sarradin P (BSE agent signatures in a goat. Vet Rec 156:523524.2005). Estambale BB, Howells RE (The efficacy of 22,23-dihydroavermectin B1 (Ivermectin) acting singly or in combination with a benzodiazepine on microfilariae of Onchocerca species and Brugia pahangi (an in vitro study). Zentralbl Bakteriol 271:249-255.1989). ETH Life "wissen was läuft" (2000) Ansteckung übers Schwein nicht ausgeschlossen <http://archiv.ethlife.ethz.ch/articles/interview/BSEInterviewmitWthr.html> (Stand 09.12.00; Abruf 06.06.10 MEZ). 33 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau European Medicines Agency (2010) Veterinary Medicines - Maximum Residue Limits (MRL) <http://www.emea.europa.eu/htms/vet/mrls/a.htm> (Stand 01.11.04; Abruf 06.06.10 MEZ). Foster JD, Hope J, Fraser H (Transmission of bovine spongiform encephalopathy to sheep and goats. Vet Rec 133:339-341.1993). Geyer J, Doring B, Godoy JR, Leidolf R, Moritz A, Petzinger E (Frequency of the nt230 (del4) MDR1 mutation in Collies and related dog breeds in Germany. J Vet Pharmacol Ther 28:545551.2005). Gigerenzer G (2008) Bauchentscheidungen. München: Wilhelm Goldmann. Grafstrom G, Nittby H, Brun A, Malmgren L, Persson BR, Salford LG, Eberhardt J (Histopathological examinations of rat brains after long-term exposure to GSM-900 mobile phone radiation. Brain Res Bull.2008). Herms JW, Kretzchmar HA, Titz S, Keller BU (Patch-clamp analysis of synaptic transmission to cerebellar purkinje cells of prion protein knockout mice. Eur J Neurosci 7:2508-2512.1995). Hoffmann C, Ziegler U, Buschmann A, Weber A, Kupfer L, Oelschlegel A, Hammerschmidt B, Groschup MH (Prions spread via the autonomic nervous system from the gut to the central nervous system in cattle incubating bovine spongiform encephalopathy. J Gen Virol 88:10481055.2007). Hörnlimann B, Infanger P (2001) BSE-Bekämpfung zum Schutz der Verbraucher und der Tierpopulation: international zu empfehlende Maßnahmen. In: Prionen und Prionkrankheiten(Hörnlimann, B. et al., eds), pp 470-488 Berlin: de Gruyter. Hörnlimann B, Riesner D, Kretzschmar H (2001) Prionen und Prionkrankheiten. Berlin Walter de Gruyter. Hugnet C, Bentjen SA, Mealey KL (Frequency of the mutant MDR1 allele associated with multidrug sensitivity in a sample of collies from France. J Vet Pharmacol Ther 27:227-229.2004). Jacobs DE, Pilkington JG, Fisher MA, Fox MT (Ivermectin therapy and degradation of cattle faeces. Vet Rec 123:400.1988). Jagannathan S, Laughton DL, Critten CL, Skinner TM, Horoszok L, Wolstenholme AJ (Ligand-gated chloride channel subunits encoded by the Haemonchus contortus and Ascaris suum orthologues of the Caenorhabditis elegans gbr-2 (avr-14) gene. Mol Biochem Parasitol 103:129-140.1999). Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives (1989) WHO Food Additives Series 41 <http://www.inchem.org/documents/jecfa/jecmono/v041je02.htm> (Stand 01.01.89; Abruf 06.06.10 MEZ). Kamphues J, Zentek J, Oberthur RC, Flachowsky G, Coenen M (Futtermittel tierischer Herkunft als mögliche Verbreitungsursache fur die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) in Deutschland: 1. Mitteilung: Vergleichende Risikobewertung der Einzelfuttermittel tierischer Herkunft. Dtsch Tierarztl Wochenschr 108:283-290.2001). Kane NS, Hirschberg B, Qian S, Hunt D, Thomas B, Brochu R, Ludmerer SW, Zheng Y, Smith M, Arena JP, Cohen CJ, Schmatz D, Warmke J, Cully DF (Drug-resistant Drosophila indicate glutamate-gated chloride channels are targets for the antiparasitics nodulisporic acid and ivermectin. Proc Natl Acad Sci U S A 97:13949-13954.2000). Kannenberg K, Groschup MH, Sigel E (Cellular prion protein and GABAA receptors: no physical association? Neuroreport 7:77-80.1995). Karns PA, Luther DG (A survey of adverse effects associated with ivermectin use in Louisiana horses. J Am Vet Med Assoc 185:782-783.1984). Kimura T, Ishikawa K, Sakasegawa Y, Teruya K, Sata T, Schatzl H, Doh-ura K (GABAA receptor subunit beta1 is involved in the formation of protease-resistant prion protein in prion-infected neuroblastoma cells. FEBS Lett 584:1193-1198.2010). Kloss MW, Bagdon WJ, Gordon LR (1994) L-653,648: Fifty-three-week oral toxicity study in dogs.: Merck Research Laboratories, West Point, Pennsylvania, USA. Koestler A (1989) Der Mensch Irrläufer der Evolution. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Kretzschmar HA, Tings T, Madlung A, Giese A, Herms J (Function of PrP(C) as a copper-binding protein at the synapse. Arch Virol Suppl 239-249.2000). 34 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Lankas G, Gordon L (1989) Toxicology. In: Ivermectin and Abamectin (Campbell, W., ed), pp 89-112 New York: Springer-Verlag. Lankas GR, Minsker DH, Robertson RT (Effects of ivermectin on reproduction and neonatal toxicity in rats. Food Chem Toxicol 27:523-529.1989). Lanusse C, Lifschitz A, Virkel G, Alvarez L, Sanchez S, Sutra JF, Galtier P, Alvinerie M (Comparative plasma disposition kinetics of ivermectin, moxidectin and doramectin in cattle. J Vet Pharmacol Ther 20:91-99.1997). Le Pichon CE, Valley MT, Polymenidou M, Chesler AT, Sagdullaev BT, Aguzzi A, Firestein S (Olfactory behavior and physiology are disrupted in prion protein knockout mice. Nat Neurosci 12:60-69.2009). Ledoux JM (Effects on the serotoninergic system in sub-acute transmissible spongiform encephalopathies: current data, hypotheses, suggestions for experimentation. Med Hypotheses 64:910-918.2005). Leopoldt JG (ed.) (1759) Der Trab ist auch eine Krankheit der Schafe, und ist ansteckend. Berlin und Glogau: Christian Friedrich Günthern. Lifschitz A, Virkel G, Sallovitz J, Sutra JF, Galtier P, Alvinerie M, Lanusse C (Comparative distribution of ivermectin and doramectin to parasite location tissues in cattle. Vet Parasitol 87:327-338.2000). Linek J, Spiess B, Dallmeyer C, Geyer J (Ivermectin-Intoxikation bei drei Hunden mit und ohne MDR1-Gen-Defekt durch ein für Pferde zugelassenes orales Antiparasitikum. Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 35:272-276.2007). Lo PK, Fink DW, Williams JB, Blodinger J (Pharmacokinetic studies of ivermectin: effects of formulation. Vet Res Commun 9:251-268.1985). Lopes PC, Sucena É, Santos ME, Magalhães S (Rapid Experimental Evolution of Pesticide Resistance in <italic>C. elegans</italic> Entails No Costs and Affects the Mating System <http://dx.doi.org/10.1371%2Fjournal.pone.0003741> (Stand 17.11.2008; Abruf 06.06.10 MEZ). PLoS ONE 3:e3741.2008). Makarava N, Kovacs GG, Bocharova O, Savtchenko R, Alexeeva I, Budka H, Rohwer RG, Baskakov IV (Recombinant prion protein induces a new transmissible prion disease in wild-type animals. Acta Neuropathol 119:177-187.2010). Manger B (1991) Anthelmintics. In: Veterinary Applied Pharmacology & Therapeutics (Brander, G. et al., eds), pp 513-548 London: Baillière Tindall. McKeand J, Bairden K, Ibarra-Silva AM (The degradation of bovine faecal pats containing ivermectin. Vet Rec 122:587-588.1988). Mealey KL, Bentjen SA, Gay JM, Cantor GH (Ivermectin sensitivity in collies is associated with a deletion mutation of the mdr1 gene. Pharmacogenetics 11:727-733.2001). Mestorino N, Turic E, Pesoa J, Echeverria J, Errecalde JO (Pharmacokinetics in plasma of ivermectin after its oral (solution and tablets) administration to sheep. J Vet Pharmacol Ther 26:307309.2003). Minus J (2010) sick with brain disease atypical scrapie <http://www.theaustralian.com.au/news/nation/sheep-sick-with-brain-disease-atypicalscrapie/story-e6frg6nf-1225839801966Sheep> (Stand: 12.03.10; Abruf 06.06.10 MEZ). In: The Australian. nature cell biology press releases (2009) Can Alzheimer's disease be infectious? <http://www.nature.com/ncb/press_release/ncb0609.html> (Stand 07.06.09; Abruf 06.06.10 MEZ). Nelson OL, Carsten E, Bentjen SA, Mealey KL (Ivermectin toxicity in an Australian Shepherd dog with the MDR1 mutation associated with ivermectin sensitivity in Collies. J Vet Intern Med 17:354-356.2003). Nittby H, Brun A, Eberhardt J, Malmgren L, Persson BR, Salford LG (Increased blood-brain barrier permeability in mammalian brain 7 days after exposure to the radiation from a GSM-900 mobile phone. Pathophysiology 16:103-112.2009). 35 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Paisley LG, Hostrup-Pedersen J (A quantitative assessment of the risk of transmission of bovine spongiform encephalopathy by tallow-based calf milk-replacer. Prev Vet Med 63:135149.2004). Paul AJ, Tranquilli WJ, Seward RL, Todd KS, Jr., DiPietro JA (Clinical observations in collies given ivermectin orally. Am J Vet Res 48:684-685.1987). Perez R, Cabezas I, Garcia M, Rubilar L, Sutra JF, Galtier P, Alvinerie M (Comparison of the pharmacokinetics of moxidectin (Equest) and ivermectin (Eqvalan) in horses. J Vet Pharmacol Ther 22:174-180.1999). Pong SS, Dehaven R, Wang CC (Stimulation of benzodiazepine binding to rat brain membranes and solubilized receptor complex by avermectin B1a and gamma-aminobutyric acid. Biochim Biophys Acta 646:143-150.1981). Pong SS, DeHaven R, Wang CC (A comparative study of avermectin B1a and other modulators of the gamma-aminobutyric acid receptor . chloride ion channel complex. J Neurosci 2:966971.1982). Pong SS, Wang CC, Fritz LC (Studies on the mechanism of action of avermectin B1a: stimulation of release of gamma-aminobutyric acid from brain synaptosomes. J Neurochem 34:351358.1980). Prichard RK, Steel JW, Lacey E, Hennessy DR (Pharmacokinetics of ivermectin in sheep following intravenous, intra-abomasal or intraruminal administration. J Vet Pharmacol Ther 8:8894.1985). Prusiner SB (Novel proteinaceous infectious particles cause scrapie. Science 216:136-144.1982). Prusiner SB (Prions. Proc Natl Acad Sci U S A 95:13363-13383.1998). Pulliam J, Preston J (1989) Safety of ivermectin in target animals. In: Ivermectin and Abamectin(Campbell, W. C., ed), pp 149-161 New York: Springer. Purdey M (The UK epidemic of BSE: slow virus or chronic pesticide-initiated modification of the prion protein? Part 1: Mechanisms for a chemically induced pathogenesis/transmissibility. Med Hypotheses 46:429-443.1996a). Purdey M (The UK epidemic of BSE: slow virus or chronic pesticide-initiated modification of the prion protein? Part 2: An epidemiological perspective. Med Hypotheses 46:445-454.1996b). Purdey M (Ecosystems supporting clusters of sporadic TSEs demonstrate excesses of the radicalgenerating divalent cation manganese and deficiencies of antioxidant co factors Cu, Se, Fe, Zn. Does a foreign cation substitution at prion protein's Cu domain initiate TSE? Med Hypotheses 54:278-306.2000). Rangel A, Madroñal N, Massó AGi, Gavín R, Llorens F, Sumoy L, Torres JM, Delgado-García JM, Río JAD (Regulation of GABAA and Glutamate Receptor Expression, Synaptic Facilitation and Long-Term Potentiation in the Hippocampus of Prion Mutant Mice. PLoS ONE 4:e7592.2009). Sanford S, Rehmtulla A (Ivermectin toxicity in neonatal piglets. Can Vet J 28:581.1987). Schinkel AH, Wagenaar E, Mol CA, van Deemter L (P-glycoprotein in the blood-brain barrier of mice influences the brain penetration and pharmacological activity of many drugs. J Clin Invest 97:2517-2524.1996). Scholz R (25 Thesen gegen die Behauptung, BSE und vCJK seien oral übertragbare Infektionskrankheiten und BSE gefährde die menschliche Gesundheit. Dtsch Med Wochenschr 127:341-343.2002). Scholz R, Lorenzen S (2005) Phantom BSE-Gefahr: Berenkamp. Schreuder BE, van Keulen LJ, Vromans ME, Langeveld JP, Smits MA (Tonsillar biopsy and PrPSc detection in the preclinical diagnosis of scrapie. Vet Rec 142:564-568.1998). Schrock Y, Solis GP, Stuermer CA (Regulation of focal adhesion formation and filopodia extension by the cellular prion protein (PrPC). FEBS Lett 583:389-393.2009). Scott EW, McKellar QA (The distribution and some pharmacokinetic parameters of ivermectin in pigs. Vet Res Commun 16:139-146.1992). Siefer W (2003) "Nicht auf den Unsinn hören" <http://www.focus.de/auto/neuheiten/medizin-nichtauf-den-unsinn-hoeren_aid_194910.html> (Stand 20.10.03; Abruf 06.06.10 MEZ). 36 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Snowden NJ, Helyar CV, Platt SR, Penderis J (Clinical presentation and management of moxidectin toxicity in two dogs. J Small Anim Pract 47:620-624.2006). Spinosa Hde S, Stilck SR, Bernardi MM (Possible anxiolytic effects of ivermectin in rats. Vet Res Commun 26:309-321.2002). Steel JW (Pharmacokinetics and metabolism of avermectins in livestock. Vet Parasitol 48:4557.1993). Strong L (Overview: the impact of avermectins on pastureland ecology. Vet Parasitol 48:3-17.1993). Sutherland IH, Campbell WC (Development, pharmacokinetics and mode of action of ivermectin. Acta Leiden 59:161-168.1990). Takakura Y, Yamaguchi N, Nakagaki T, Satoh K, Kira J, Nishida N (Bone marrow stroma cells are susceptible to prion infection. Biochem Biophys Res Commun 377:957-961.2008). Taylor SM, Mallon TR, Blanchflower WJ, Kennedy DG, Green WP (Effects of diet on plasma concentrations of oral anthelmintics for cattle and sheep. Vet Rec 130:264-268.1992). Tierarzneimittelkompendium der Schweiz (2010a) Brotizolam <http://www-vetpharm.uzh.ch/wir/00005780/1817__F.htm> (Stand 01.01.10: Abruf 06.06.10 MEZ). Tierarzneimittelkompendium der Schweiz (2010b) Ivermectin <http://www-vetpharm.uzh.ch/wir/00007028/8867__f.htm > (Stand 01.01.10; Abruf 06.06.10 MEZ). Toutain PL, Upson DW, Terhune TN, McKenzie ME (Comparative pharmacokinetics of doramectin and ivermectin in cattle. Vet Parasitol 72:3-8.1997). Tranquilli WJ, Paul AJ, Seward RL, Todd KS, Dipietro JA (Response to physostigmine administration in collie dogs exhibiting ivermectin toxicosis. J Vet Pharmacol Ther 10:96-100.1987). Ungemach F (1994) Antiparasitika. In: Grundlagen der Pharmakotherapie bei Haus- und Nutztieren(Löscher, W. et al., eds), pp 243-283 Berlin: Parey. Vamvakides A (Encephalopathies spongiformes: une deuxieme chance pour les agonistes GABAergiques? Ann Pharm Fr 56:26-30.1998). van Asperen J, Mayer U, van Tellingen O, Beijnen JH (The functional role of P-glycoprotein in the blood-brain barrier. J Pharm Sci 86:881-884.1997). Wall R, Strong L (Environmental consequences of treating cattle with the antiparasitic drug ivermectin. Nature 327:418-421.1987). Warncke U (1997) Gehirn - Magie, Der Zauber unserer Gefühlswelt. Saarbrücken: Popular-Acad.Verl.-Ges. Wells GA, Scott AC, Johnson CT, Gunning RF, Hancock RD, Jeffrey M, Dawson M, Bradley R (A novel progressive spongiform encephalopathy in cattle. Vet Rec 121:419-420.1987). Wilesmith JW, Ryan JB, Atkinson MJ (Bovine spongiform encephalopathy: epidemiological studies on the origin. Vet Rec 128:199-203.1991). Wilesmith JW, Ryan JB, Hueston WD (Bovine spongiform encephalopathy: case-control studies of calf feeding practices and meat and bonemeal inclusion in proprietary concentrates. Res Vet Sci 52:325-331.1992). Wilesmith JW, Wells GA, Cranwell MP, Ryan JB (Bovine spongiform encephalopathy: epidemiological studies. Vet Rec 123:638-644.1988). Williams M, Risley EA (Interaction of avermectins with [3H]beta-carboline-3-carboxylate ethyl ester and [3H]diazepam binding sites in rat brain cortical membranes. Eur J Pharmacol 77:307312.1982). Williams M, Risley EA (Ivermectin interactions with benzodiazepine receptors in rat cortex and cerebellum in vitro. J Neurochem 42:745-753.1984). Wolschner C, Giese A, Kretzschmar HA, Huber R, Moroder L, Budisa N (Design of anti- and proaggregation variants to assess the effects of methionine oxidation in human prion protein. Proc Natl Acad Sci U S A 106:7756-7761.2009). Wolstenholme AJ, Rogers AT (Glutamate-gated chloride channels and the mode of action of the avermectin/milbemycin anthelmintics. Parasitology 131 Suppl:S85-95.2005). 37 Becker Andreas, MSc Thesis 2010 Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau Wuthrich K, Riek R (Three-dimensional structures of prion proteins. Adv Protein Chem 57:5582.2001). Yen TH, Lin JL (Acute poisoning with emamectin benzoate. J Toxicol Clin Toxicol 42:657661.2004). Zentek J, Oberthur RC, Kamphues J, Kreienbrock L, Flachowsky G, Coenen M (Futtermittel tierischer Herkunft als mogliche Verbreitungsursache fur die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) in Deutschland. 2. Mitteilung: Einschatzung des Verbreitungsrisikos uber Mischfutter. Dtsch Tierarztl Wochenschr 109:43-51.2002). 38