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Praxis 32 OBSTGARTEN KERNOBSTERNTE Nach und nach werden die Herbstund Lagersorten reif. Äpfel und Birnen werden mit Stiel sorgfältig geerntet, damit sie keine Druck- und Schlagstellen aufweisen, welche eine nachfolgende Lagerung beeinträchtigen. Für den Frischverzehr die Früchte am Baum bis zur Konsumreife hängen lassen. Früchte, die eingelagert werden sollen, in voll entwickeltem Zustand kurz vor der Kon- sumreife pflücken. Dadurch lassen sich Äpfel zwei bis drei Monate lagern, bei sehr guten Lagerungsbedingungen auch länger. Birnen sind meist nur kurze Zeit lagerfähig. Voll entwickelte Früchte sind daran zu erkennen, dass sie die sortentypische Grösse erreicht haben. Zudem ist die Grundfarbe unter der meist roten Deckfarbe von grün nach gelb aufgehellt. Der Stiel löst sich leicht vom Baum. HOLUNDER- UND ANDERE WILDOBSTBEEREN Bei den meisten Wildobstarten ist im September Erntezeit. Eine grosse Anzahl der Beeren kann zu Köstlichkeiten – wie Gelees, Marmelade oder Likör – verarbeitet werden. Je nach Inhaltsstoffen haben viele Beeren auch eine Bedeutung in der Volksheilkunde. Name Reifezeitpunkt Beeren Besonderheiten Inhaltsstoffe Sanddorn (Hippophae rhamnoides) August/September zur Fruchtbildung sind männliche und weibliche Pflanzen nötig, sehr frosthart Vitamin C (300–1300 mg/ Saft, Sirup, Gelee, Marme100 g), B-Vitamine, lade, Dessert Carotine, Vitamin E Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) September/Oktober kein Verzehr von rohen Vitamin C (20 mg/100 g), Früchten, zuerst erhitzen! B-Vitamine für grosse Fruchtdolden ist ein jährlicher Schnitt nötig Wilde Heckenrose (Rosa canina u.a.) September/Oktober Vitamin C (400 bis max. 3000 mg/100 g), Mineralstoffe Nach Entfernen der Samen Verarbeitung zu Gelee, Marmelade, Mark, Likör Weissdorn (Crataegus laevigata) September/Oktober Weissdorn ist feuerbrandanfällig und darf nicht mehr überall gepflanzt werden Blüten und Früchte enthalten kreislaufregulierende Inhaltsstoffe Gemischt mit anderen Früchten kann Weissdorn zu Marmelade verarbeitet werden. Schwarzdorn (Prunus spinosa) Kornelkirsche (Cornus mas) Vogelbeere/ Eberesche (Sorbus aucuparia) September bis in den Winter September Vitamin C (60 mg/100 g), Anthocyane, Pektine sehr frosthart, für bessere ErVitamin C träge sind zwei Sträucher nötig (90 mg/100 g) kein Verzehr von rohen Vitamin C Früchten, zuerst erhitzen! (100 mg/100 g) Likör, Wein, Schnaps Wirtspflanze von Feuerbrand Vitamin C (24 mg/ 100 g), diverse Mineralstoffe Frischkonsum nur kleine Mengen, Verarbeitung zu Marmelade, Gelee, Sirup Ab August Felsenbirne/Kupfer- Juli/August felsenbirne (A. ovalis/ A. lamarckii) Verarbeitung zu Marmelade, Gelee, Likör, Schnaps, Dessert Saft, Gelee, Marmelade, Liköre, Schnaps Gelee, evtl. in Mischung mit Himbeeren oder Äpfeln (Quellen: Stoll/Gremminger, Besondere Obstarten, Ulmer Verlag und S. Schwizer, Steinobstzentrum Breitenhof, Wildobst und besondere Obstarten) Schweizer Garten 9/2009 Leser FRAGEN… …wir ANTWORTEN FRASSSCHADEN ? REBEN – VOR DER ERNTE AUSLAUBEN Von Mitte bis Ende September (frühreifende Tafeltrauben etwas früher) werden die Reben ausgelaubt, das heisst, die Blätter werden in der Traubenzone entfernt. Freihängende Trauben trocknen besser ab und sind somit weniger anfällig für Fäulniskrankheiten, wie beispielsweise Botrytis (Graufäule). Gut besonnte Trauben weisen zudem eine bessere Qualität auf als Schattentrauben: Der Zuckergehalt ist höher und der Säuregehalt tiefer. Damit nicht alle Trauben von Vögeln weggefressen werden, empfiehlt es sich, die Reben mit einem Vogelschutznetz abzudecken. Die angepickten Trauben ziehen ihrerseits Wespen an. In der Reifephase werden die Trauben weich, und der Zuckergehalt beginnt anzusteigen. Die Säure hingegen nimmt ab. Während dieser Zeit bilden sich auch die sortentypischen Aromastoffe. ERNTE VON BAUMNÜSSEN Sobald im Herbst die grünen Hüllen der Nüsse aufreissen, beginnt die Ernte. Das Gras unter den Bäumen wird kurz gehalten. Damit die Nussschalen sich nicht dunkel verfärben, sollten sie nur kurze Zeit am Boden liegen bleiben. Beim Zusammenlesen – etwa alle zwei bis drei Tage – werden die restlichen Hüllen entfernt. Gleich nach der Ernte, spätestens am folgenden Tag sind die Nüsse zu waschen. Dazu Nüsse in Holzharasse füllen (Einfüllschicht etwa 8 bis 10 cm hoch) und mit Hochdruckreiniger oder Gartenschlauch abwaschen. Für den Konsum müssen die Nüsse trocken sein. Sind sie noch frisch, schmecken sie bitter. Zum Trocknen Nüsse bei schönem Wetter auf einfachen Gitterrosten auslegen und gelegentlich wenden. Bei nebligem, feuchtem Wetter sind die Nüsse drinnen in der Nähe eines Ofens zu trocknen. Bei zu hohen Temperaturen (gegen 30 °C) können die Nüsse ranzig werden. Cornelia Schweizer, Inforama (FOB) Oeschberg, Koppigen Schweizer Garten 9/2009 Die Früchte am Apfelbaum haben Frassschäden und sind zum Teil schon faul. Welcher Schädling ist dafür verantwortlich? Hanspeter Bänziger 3110 Münsingen Offensichtlich wurden die Äpfel von Wespen angefressen, möglicherweise waren vorgängig andere Schädlinge am Werk (Vögel, Wurmstichigkeit durch Apfelwickler). Als Folge dieser Verletzungen beginnt der Apfel zu faulen. Wespenfrass: Je nach Grösse des Baums diesen evtl. einnetzen, das schützt die Äpfel auch vor Vogelfrass. Früchte rechtzeitig ablesen, Wespen werden durch Überreife eher angezogen. Apfelwickler: Falls viele Früchte verwurmt sind, kann der Apfelwickler beispielsweise mit «Insegar» (Syngenta) bekämpft werden. Je nach Witterungsverlauf fällt der Druck an Pilzkrankheiten wie Monilia unterschiedlich aus. APFEL ? Die Früchte unseres Apfelbaums der Sorte ‘Lobo’ tragen ringförmig angeordnete Sporen auf der Fruchthaut. Ein Teil der Früchte ist bereits abgestorben. Was kann ich tun? E-Mail-Anfrage Die Früchte sind von der Pilzkrankheit Fruchtmonilia (Monilia fructigena) befallen. Dieser Pilz überwintert auf den Bäumen als Fruchtmumie. Das sind im Vorjahr befallene Früchte, die später vertrockTypischer Befall an Birne nach Wespenstich. Quelle: Pflanzenschutz an nen und am Baum Zier- und Nutzpflanzen (M. Bürki, B. Frutschi, W. Schloz), Verlag Eugen Ulmer, hängen bleiben. Stuttgart Im Frühjahr, bei feuchter Witterung, vermehrt sich der Pilz und befällt primär als Wundparasit Äpfel, die Verletzungen (Hagel, mechanische Schäden, Frassschäden und andere) aufweisen. In Hausgärten mit extensiv betriebenem Pflanzenschutz wird häufig festgestellt, dass nach dem Befall der Früchte durch Sägewespen oder Apfelwickler die Früchte zu faulen beginnen und dabei die typischen ringförmigen Kreise aufweisen. Je feuchter die Witterung, desto häufiger tritt das Erscheinungsbild auf. Vorerst stehen indirekte Massnahmen im Vordergrund: Sorgfältig sämtliche Fruchtmumien beim Winterschnitt vom Baum lösen und aus der Umgebung entfernen. Befallene Astpartien sind grosszügig bis ins gesunde Holz zurückzuschneiden. Als direkte Massnahme kommt nebst der Bekämpfung der erwähnten Schädlinge (Sägewespen mit «Quassan» und Apfelwickler mit «Madex 2», beide Andermatt Biogarten) der zwei- bis dreimalige Einsatz von «Rondo Combi» (Syngenta) als Fungizid in Frage. Auf diese Weise sollte der Befall wirkungsvoll eingeschränkt werden können. Praxis 30 OBSTGARTEN LETZTE ERNTEARBEITEN PFLANZUNG VORBEREITEN Herbsthimbeeren: Diese können problemlos bis zum ersten Frost zwei bis dreimal wöchentlich überpflückt werden. Faule Früchte laufend aus der Anlage entfernen. Bei nasser Witterung können die Beerenreihen mit Plastik abgedeckt werden. Allerdings ist dazu vorher ein geeignetes Gerüst nötig. Plastik schützt vor Nässe und Frost. Die Qualität kann verbessert und die Erntezeit dadurch verlängert werden. Brombeeren: Auch bei spätreifenden Sorten, wie zum Beispiel die dornenlose ‘Chester Thornless’, ist in Spätlagen die Ernte noch im Gange. Sobald die letzten Früchte geerntet sind, abgetragene Brombeerruten sogleich herausschneiden und aus der Anlage entfernen. Kernobst: Die Ernte spätreifender Apfel- und Birnensorten sowie von Quitten steht noch bevor. Der Erntezeitpunkt richtet sich im Wesentlichen nach dem Verwendungszweck der Früchte. Obst, das für den Konsum im Winter eingelagert wird, ist knapp vor der Genussreife, sobald sich die Grundfarbe von Grün nach Gelb aufhellt, zu ernten. Früchte für den sofortigen Konsum am Baum ausreifen lassen. Das Gleiche gilt für Früchte, die für die Verarbeitung bestimmt sind. Die Qualität von Trockenfrüchten, Süssmost und selbst von gebrannten Wassern wird vor allem durch die Qualität der Früchte bestimmt. Wildfrüchte: Bei Mispeln oder Schlehen wird empfohlen, die Früchte erst nach dem ersten Frost zu ernten. Sobald klar ist, was alles gepflanzt werden soll, werden die Vorbereitungen für die Pflanzung getroffen: – Spezielle Sortenwünsche frühzeitig bei vertrauenswürdigen Baumschulisten anmelden – Parzelle ausmessen, Pflanzenbedarf ermitteln – Qualitativ hochstehendes Pfahlmaterial anschaffen; Draht, Bodenankern, Drahtspanner, Bindematerial, Agraffen beschaffen – Bei Mäusedruck engmaschige Knotengitter (verzinkt, Maschenweite max. 13 mm), ca. 1,5 ҂ 1,5 m, einsetzen – Zu ersetzende Bäume bzw. Sträucher roden, Wurzelstöcke ausgraben und Wurzelreste sorgfältig entfernen – Boden vorbereiten, den neuen Standort mit gutem Humus oder Kompost aufwerten NEUPFLANZUNGEN PLANEN Idealer Pflanzmonat für Strauchbeeren, Kern- und Steinobst ist der November. Vorgängig sollte jedoch geplant werden, was, in welcher Menge und an welchem Standort angepflanzt werden soll. Massgebende Faktoren für die Pflanzung sind einerseits der zur Verfügung stehende Platz, andererseits die Menge, welche gegessen oder verarbeitet werden kann. Die nachfolgende Tabelle zeigt auf, welche Menge für einen vierköpfigen Haushalt etwa benötigt wird: Strauchbeeren Stachel-/Johannisbeere/ Cassis Heidelbeeren Besteht der Wunsch, einen Hochstammbaum zu pflanzen, muss berücksichtigt werden, dass dieser mit 100 m2 (10 ҂ 10 m) einen wesentlich höheren Platzbedarf hat als ein niederstämmiger Baum. Ebenfalls ist mit einer grösseren Erntemenge zu rechnen, bei einem Apfelbaum beispielsweise zwischen 200 bis 600 kg je nach Grösse und Jahr. Will man wärmebedürftige Obstarten Anzahl Platzbedarf/m2 Pflanzabstand (Reihen- Zu erwartende wie Aprikose, Pfirsich oder Birnen abstand x Pflanzabstand) Erntemengen anpflanzen, so sollte eine Süd- oder Südwestfassade gewählt werden. Für den Anbau als Spalier an einer 2 2–3 Stück 6–8 m Hecke 2,5 ҂ 1 m 6–10 kg Fassade eignen sich ebenfalls Kiwis, Busch 1,5 ҂ 1,5 m Minikiwis oder Tafeltrauben. 2,5 ҂ 1,5 m 1–2 Stück 8 m2 4–6 kg Spindelbäume Äpfel, Birnen Kirschen Zwetschgen 1 Stück 1 Stück 1 Stück Obst-, Beerenart 7 m2 14 m2 12 m2 3,5 ҂ 2 m 4 ҂ 3,5 m 4҂3m 15–20 kg 10–15 kg 15–20 kg Leser FRAGEN… …wir ANTWORTEN ‘BLISSY’ ? RICHTIGE LAGERUNG Idealerweise werden verschiedene Obst- und Gemüsearten separat gelagert. Quitten beispielsweise wirken reifefördernd und beeinflussen mit ihrem intensiven Geruch den Geschmack von anderen Früchten. Styropor-Boxen: Diese eignen sich ausgezeichnet für die Lagerung auf der Terrasse, in der Garage oder im Keller. Fallen die Temperaturen unter 0 °C, müssen die Styropor-Boxen zur besseren Isolation zusätzlich abgedeckt werden. Einmal gefrorene Früchte sind langsam aufzutauen und innert kürzester Zeit zu konsumieren. Hurden und Harassen: Ein guter Naturkeller sollte nicht mehr als 8 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 90 bis 92 % aufweisen. Falls der Keller zu trocken ist, kann beispielsweise der Boden mit Wasser besprüht und die Luftfeuchtigkeit so erhöht werden. In Obsthurden lassen sich die Früchte gut kontrollieren. Die reifen Früchte werden laufend konsumiert, angefaulte Früchte sofort entfernt. PE(Polyethylen)-Säcke: Solche Säcke reduzieren die Wasserverdunstung und das Atmen der Früchte, was den Reifungsprozess verzögert. Ein feiner, feuchter Niederschlag in den verschlossenen Säcken ist normal. Die Lagerungstemperatur sollte unter 10 °C liegen, andernfalls können sich Pilze im Sack zu stark vermehren. Für eine optimale Lagerung können verschiedene Verfahren selbstverständlich kombiniert werden. KIWIZEIT Minikiwis (Actinidia arguta) reifen je nach Jahr und Sorte zwischen Mitte September und Mitte Oktober. Je nach Sorte kann man zwischen 10 und 30 kg Früchte pro Pflanze ernten. Am besten werden die Früchte mit der Schere von der Pflanze geschnitten – einzeln oder ästchenweise. Bei Einzelfruchternte verletzen sich die weichen Früchte gegenseitig leicht an den holzigen Stielen. Die kleinen, glattschaligen Früchte können frisch und ungeschält direkt ab Pflanze gegessen werden. Reif geerntet sind Minikiwis etwa zwei Wochen im Kühlschrank haltbar, knapp reif geerntet können die Früchte bei 0 °C während etwa zweier Monate gelagert werden. Der Reifezeitpunkt der grossen Kiwis (Actinidia deliciosa) folgt eher später. Gekühlt lassen sich die Früchte bis im Januar lagern. Um die Nachreife zu beschleunigen, Kiwis bei Raumtemperatur einige Tage in die Fruchtschale legen. Cornelia Schweizer, Inforama (FOB) Oeschberg, Koppigen Schweizer Garten 10/2009 Seit zehn Jahren habe ich Herbsthimbeeren. Die Ernte in den vergangenen Jahren war ausgesprochen gut. Ende Oktober, wenn die Beerenzeit vorüber war, habe ich die Stauden geschnitten und die Pflanzenbasis mit Kompost und Holzschnitzeln abgedeckt. Im Frühling habe ich ein wenig Beerendünger und bei Trockenheit Wasser verabreicht. Nun haben nicht mehr alle Pflanzen ausgeschlagen, die Ruten wurden weniger hoch. Schon im Juli sind die Blätter teilweise gelb geworden. Was fehlt den Himbeeren? Beat Willimann, 6162 Entlebuch Die Schadbilder weisen auf drei Schadorganismen hin, welche den Herbsthimbeeren zusetzen: 1. Himbeerrost: Die Pilzkrankheit befällt im Spätsommer Himbeerpflanzen, vorzugsweise bei feuchter Witterung. Die Blätter werden vom Boden her anfänglich von orangefarbenen Pilzpusteln überdeckt, später werden sie schwarz. Nach und nach vertrocknen die Blätter. Ein intaktes Blattwerk hingegen lagert Reservestoffe in den Wurzeln ein für den nächsten Austrieb im Frühjahr. Wird nun aber das Blattwerk jährlich im Spätsommer vom Himbeerrost befallen, reduziert sich die Leistung und somit die Menge eingelagerter Reservestoffe. Das wird der Grund sein, weshalb Ihre Himbeeren nicht mehr so hoch werden. Leider gibt es keinen Wirkstoff für den Hausgartenbereich, der zuverlässig gegen die Krankheit wirkt, umso mehr, als der Befall genau zum Zeitpunkt der Ernte auftritt. 2. Spinnmilben: Die Sorte ‘Autumn Bliss’ (‘Blissy’) weist eine hohe Anfälligkeit gegenüber Spinnmilben auf. Es wird regelmässig beobachtet, dass auf den Blattunterseiten solche Schädlinge angesiedelt sind, die bei passenden Witterungsbedingungen zahlreiche Generationen bilden und die Pflanzen durch ihre Saugtätigkeit beeinträchtigen. Gegen Spinnmilben kann mit Seifepräparaten oder mit «Spomil» gespritzt werden. 3. Halimasch: Anhand Ihrer Schilderung werden in der Himbeerkultur Holzschnitzel eingesetzt. Zwar ist die Überlegung zum Einsatz von Schnitzeln nachvollziehbar, dennoch empfehlen wir, keine zu verwenden. Einerseits trocknet dadurch die Rutenbasis meistens schlecht ab (Risiko für Rutenkrankheiten), und andererseits kann der Pilz Halimasch durch Holzschnitzel in die Anlage geschleppt werden. Absterbende bzw. über dem Boden abbrechende Ruten, die an der Basis von einem weissen Pilzgeflecht überzogen sind und auffällig riechen, deuten darauf hin. Die Pflanzenausfälle auf Ihrem Bild könnten auf einen Halimasch-Befall zurückzuführen sein. Praxis 32 OBSTGARTEN FRUCHT DES MONATS: APFEL (MALUS DOMESTICA) AROMATISCH UND NICHT GRASIG Der Apfel stammt ursprünglich aus dem asiatischen Raum. Dank der Auslese über Jahrtausende und der modernen Züchtung gibt es heute viele wohlschmeckende, saftigknackige Sorten mit einer grossen Vielfalt bezüglich Reife, Aussehen, Aroma und Verwendung. Die meisten der heute bekannten, «klassischen» Apfelsorten sind jedoch nicht viel älter als 100 Jahre. Im 19. Jahrhundert wurde weltweit versucht, aus Zufallssämlingen (zum Beispiel ‘Golden Delicious’, 1890, USA) ertragreiche, aromatische Sorten mit knackigem Fruchtfleisch und ansprechendem Äusseren zu züchten. Äpfel sind dank einer Vielzahl von Sorten an verschiedene Klimabedingungen angepasst. Im Alpenraum gedeihen sie bis auf rund 1000 m ü. M., in speziellen Lagen noch höher. Für einen humosen, durchlässigen Boden sind Apfelbäume wie alle anderen Obstbäume dankbar. Der Platzbedarf richtet sich nach der Form: Bei Hochstämmen rechnet man mit etwa 100 m2 (10 ҂ 10 m) pro Baum. Halbhochstämme (gleicher Aufbau wie Hochstämme mit Mitteltrieb und Leitästen auf einer Höhe von 1,20 m) brauchen halb so viel Platz. Ein Niederstammbaum (Spindel) benötigt etwa 7 m2 (3,5 ҂ 2 m). Hoch- und Halbstämme im Spätwinter während der ersten 10 bis 15 Jahre auf einen konsequenten Aufbau mit Mitteltrieb und 3 bis 4 Leitästen zurückschneiden. Entsprechend später ist mit Ertrag zu rechnen. Niederstämme bestehen nur aus Mitteltrieb und den daran befestigten Fruchtästen. Sie kommen schneller in Ertrag, sollten jedoch immer an einem Pfahl gebunden sein. Apfelsorten werden in drei Kategorien unterteilt: – Frühsorten: ‘Klarapfel’, ‘Gravensteiner’ (Bild), ‘Primerouge’, ‘Summerred’ – Herbstsorten: ‘Cox Orange’, ‘Elstar’, ‘Kidds Orange’, ‘Rubinette’ – Lagersorten: ‘Boskoop’, ‘Braeburn‘, ‘Elstar’, ‘Gala’, ’Golden Delicious’, ‘Idared‘, ‘Jonagold’, ‘Maigold’ Frühsorten werden möglichst frisch ab Baum verzehrt und sind nur kurze Zeit lagerfähig. Herbstsorten können ein paar Wochen gelagert werden, dazu sollten sie bei der Ernte knapp essreif sein. Dasselbe gilt für Äpfel, welche bis Weihnachten oder sogar bis in den nächsten Frühling gelagert werden können. Apfelbäume sind anfällig für Pilzkrankheiten wie Schorf, Mehltau oder Monilia. Für ein Minimum an Pflanzenschutz wird deshalb eine schorfresistente Sorte (etwa ‘Topaz’) gewählt. An Schädlingen müssen vor allem Blattläuse und Apfelwickler überwacht und gegebenenfalls bekämpft werden. Vermutlich mit etwas mehr Aufwand als Wildobst kann jetzt Kernobst geerntet werden. «Wann sind denn Äpfel oder Birnen richtig reif?», wird sich manch frischgebackener Obstgärtner fragen. Bei Kernobst wie auch bei Kiwis wird zwischen Pflückund Essreife unterschieden. Bei Frühsorten ist dies praktisch zur gleichen Zeit. Herbstsorten werden knapp essreif geerntet und können kurze Zeit aufbewahrt werden. Lagersorten hingegen werden vor der Essreife gepflückt, damit sie länger halten. Reife Äpfel oder Birnen haben ihre sortentypische Gestalt und Farbe erreicht: Die Grundfarbe ist aufgehellt und die Deckfarbe intensiver.Wird ein Schnitz probiert, sollte die Frucht nicht grasig schmecken. Reife Äpfel oder Birnen lösen sich leicht vom Ast, das heisst, der Stiel bleibt an der Frucht und der Ast am Baum. REBEN AUSLAUBEN UND VOR FRASS SCHÜTZEN Mitte bis Ende September (frühreifende Tafeltrauben etwas zeitiger) werden Reben ausgelaubt. Dazu werden in der Traubenzone die Blätter entfernt. Freihängende Trauben trocknen besser ab und sind somit weniger anfällig für Fäulniskrankheiten wie Botrytis (Graufäule). Gut besonnte Trauben haben einen höheren Zuckergehalt. Damit Vögel nicht alle Früchte stibitzen, Reben mit einem Vogelschutznetz abdecken. WILDOBST Wildobststräucher sind dankbar: Im Frühling und Sommer hatte man kaum Arbeit mit ihnen, und jetzt dürfen die Früchte geerntet werden. Je nach Höhenlage reifen Sanddorn, Kornelkirschen, Weissdorn, Schwarzer Holunder, Wilde Heckenrose (Hagebutte) oder auch Schwarzdorn heran. Um diese Früchte zu verarbeiten, erntet man sie möglichst ausgereift. Wer selber keine Wildsträucher im Garten hat, wird solche bestimmt auf einer spätsommerlichen Wanderung finden. Schweizer Garten 9/2010 Leser FRAGEN… …wir ANTWORTEN ÄPFEL ERDBEEREN Die Blütenbildung bei Erdbeeren beginnt bereits im September des Vorjahres. Wer im folgenden Jahr einen grossen Ertrag will, ist also schon früher gefordert. Um genügend Nährstoffe für die Blütenbildung einlagern zu können, muss die Pflanze im September schon gut angewachsen sein. Bei trockenem Wetter gut wässern und konkurrenzierende Unkräuter entfernen. Falls im Sommer Frassschäden von Dickmaulrüsslern aufgetreten sind, Erdbeeren jetzt mit nützlichen Nematoden giessen. Bezug: Andermatt Biogarten, Telefon 062 917 50 00 und www.biogarten.ch. ? Unser Usterapfelbaum ist etwa 15 Jahre alt. Warum haben fast alle Äpfel so viele glasige Stellen? Ist dies auf einen Mangel zurückzuführen oder handelt es sich um eine Alterserscheinung? M. Honegger-Knuchel, Baden Die Glasigkeit wird als physiologische Lagerkrankheit eingestuft und deutet in der Regel auf einen gestörten Nährstoffhaushalt von Calcium und Kalium hin. Das hat nicht zwingend mit einer geringen Nährstoffmenge im Boden zu tun, sondern mit einem Ungleichgewicht zwischen Triebwachstum und Fruchtansatz im Baum. Alle Massnahmen, die mithelfen, ein Gleichgewicht zu erreichen (Schnitt, Düngung, regelmässige Ernten), verringern die Glasigkeit. Die Früchte sind für den raschen Konsum bestimmt. BEERENERNTE Um reife Brombeeren und Herbsthimbeeren (im Bild die Sorte ‘Himbo Top’) zu ernten, braucht es Fingerspitzengefühl im wahrsten Sinne des Wortes. Der ideale Zeitpunkt ist erreicht, wenn die Beeren glänzen und prall gefüllt sind. Im Zweifelsfall hilft das Probieren. Wartet man mit dem Pflücken zu lange, werden die Früchte matt und unansehnlich und ihre Festigkeit lässt nach. Falls vom Gerüst her möglich, kann man die Pflanzen mit einer Plastikfolie abdecken. Trockene Früchte sind besser haltbar und werden weniger von Graufäule (Botrytis) befallen. Nach der Ernte bei Brombeeren Tragruten möglichst bodeneben abschneiden. Bei Herbsthimbeeren Ruten erst im Winter wegschneiden, damit die Pflanze das verbleibende Laub noch zur Assimilation bzw. zur Einlagerung von Nährstoffen in die Wurzeln nutzen kann. Cornelia Schweizer (FOB) Oeschberg, Koppigen Glasigkeit an einem Apfel (links). Apfel ohne Befall (rechts). Quelle: Pflanzenschutz an Zier- und Nutzpflanzen (M. Bürki, B. Frutschi, W. Schloz), Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart ALTER BRINBAUM ? Unser in die Jahre gekommener Birnbaum trägt nicht mehr viele Früchte und zeigt auch sonst Merkmale von Altersschwäche. Wir möchten den Baum aber so lange wie möglich erhalten. Was können wir tun? Aus dem telefonischen Beratungsdienst Um den alten Baum optimal mit Nährstoffen zu versorgen, sollte man um die Kronentraufe einen tiefen Graben ziehen. Diesen mit guter Erde, zerhackten Rasenziegeln, grobem Kompost und Ähnlichem füllen. Sie sollten auch den Rasen innerhalb der Kronentraufe abheben, ebenso die Erde bis zu den oberen Wurzeln. Auch hier bringen Sie gute Erde, verrotteten Mist und Kompost oder dergleichen aus. Der Boden unter dem Baum sollte etwa ein Jahr lang offen gelassen und im Sommer bei Trockenheit gut gegossen werden. Der Birnbaum wird sich zusehends erholen. Nach einem Jahr können Sie unter dem Baum wieder Gras aussäen.