die kölner wirtschaftsgeschichte im 19. und 20. jahrhundert

Transcription

die kölner wirtschaftsgeschichte im 19. und 20. jahrhundert
Vorwort 7
Christian Hillen, Peter Rothenhöfer, Ulrich S. Soénius
1. Natürliche Grundlagen für die Entwicklung der Kölner Wirtschaft 8
Peter Rothenhöfer
2. Köln – eine antike Wirtschaftsmetropole am Rhein 14
Landwirtschaft und Bodenschätze 26
Gewerbliche Produktion und Handwerk 36
Die Kölner Wirtschaft in der Spätantike 62
Christian Hillen
3. Die Kölner Wirtschaft in Mittelalter und Früher Neuzeit 66
Das lange »Kölner Mittelalter« 66
»Made in Cologne« – Kölner Handel und Handelsgüter 70
Von Barcelona bis Moskau – die Reichweite des Handels 70
Köln und die Hanse 76
Die Bedeutung des Stapelrechts 79
Wein 81
Textilien, Leder und Pelze 84
Fisch 87
Metalle und Metallwaren 90
Märkte – Kaufhäuser – Börse 93
Gewerbe 97
Textilgewerbe 97
Metallgewerbe 103
Leder- und Pelzverarbeitung 106
Wirtschaftszweige jenseits von Zünften 108
Landwirtschaft und Lebensmittel 108
Nichtzünftisches Gewerbe 113
Bank- und Kreditwesen 115
Köln als Pilgerzentrum 117
Köln am Ende des Alten Reichs 118
Ulrich S. Soénius
4. Die Kölner Wirtschaftsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert –
Aufbruch, Umbruch, Innovation 120
Die Kölner Wirtschaft unter französischer Herrschaft 1794–1814 120
Die preußische Zeit 130
1814–1848 130
1848–1871 139
1871–1918 145
Weimarer Republik (1918–1933) 156
Nationalsozialismus (1933–1945) 164
Wiederaufbau (1945–1960) 174
Strukturwandel (1960–1990) 184
Neueste Zeit 192
Auswahlbibliografie 198
Bildnachweis 199
Leseprobe / Copyright J.P. Bachem Verlag
inhalt
inhalt
Kapitel 4
|
kölner wirtschaftsgeschichte im 19. und 20. jahrhundert
die kölner wirtschaftsgeschichte
im 19. und 20. jahrhundert –
aufbruch, innovation, umbruch
die kölner wirtschaft unter
französischer herrschaft
1794–1814
Mit dem Einmarsch der Franzosen am 6. Oktober 1794
endete in Köln das Mittelalter – zumindest im Hinblick
auf die Stadtverfassung. Die französische Besatzung
Die französische Verwaltung führte wertloses
hatte aber auch unmittelbare Auswirkungen auf das
Papiergeld ein, die »Assignaten«.
Wirtschaftsleben. Durch die Eingliederung des linksrheinischen Rheinlandes in das französische Staatsgebiet und die Vorboten der Industrialisierung – die zunehmende Fabrikation der
bisher in Handarbeit hergestellten Waren – wandelte sich die lokale Wirtschaft radikal.
Von den Änderungen der Stadtverfassung waren die Kaufleute, die seit 400 Jahren
die Stadt regiert hatten, elementar betroffen. Die Herrschaft der wenigen Kaufleutefamilien war gebrochen. 1800 wurde die Bürgermeisterverfassung eingeführt, dem
»Maire« stand ein 30-köpfiger Gemeinderat zur Seite. Erstmals wurden Ressorts gebildet, von denen eines Handel, Schifffahrt und Gewerbe bearbeitete. Damit hatten
die Unternehmen einen direkten Ansprechpartner in der städtischen Verwaltung.
Aber die meisten Angelegenheiten wurden in Paris beschlossen. Die größte Stadt des
Rheinlandes gehörte zum Roer-Département, an dessen Spitze ein Präfekt mit Sitz in
Aachen stand.
Im Amtsverkehr galt nun die französische Sprache, und die Kölner mussten
sich auf eine neue Zeitrechnung nach dem Revolutionskalender (1798 – 1806) und
Unter der Herrschaft von Napoleon I.
erlebte das Rheinland als Teil Frankreichs neue Impulse.
kl eine illustrierte wirtschaftsgeschichte der stadt köln
Leseprobe / Copyright J.P. Bachem Verlag
120
1794 – 1814
|
kölner wirtschaftsgeschichte im 19. und 20. jahrhundert
eine neue Währung umstellen. Das von den Franzosen zunächst eingeführte Papiergeld (»Assignaten«) war weitgehend wertlos. Es musste angenommen werden, aber
der Staat nahm alle Zahlungen nur in Gold oder Silber an. 1800 wurde der Franc als
Währung eingeführt. Kontributionen und Einquartierungen der Besatzungsarmee
schädigten die Wirtschaftskraft, da so Kapital und Waren dem normalen Kreislauf
entzogen waren. Napoleon ordnete das Rechtswesen neu – neben dem 1804 eingeführten »Code civil« ist besonders der 1807 erlassene »Code de Commerce« zu
erwähnen. Das französische Recht galt im Rheinland – auch aufgrund der Fürsprache
der Unternehmer – bis zur Einführung des Handelsgesetzbuches und des BGB.
Die Franzosen führten Grund-, Personen-, Mobiliar- und
Gewerbesteuern ein, und sie ordneten das Durcheinander der Maße und Gewichte. Mit der Verlegung der Zollgrenze an den Rhein wurde Köln
am 3. Juli 1798 zur Grenzstadt. Der Güteraustausch über den Rhein stockte, die hohen Einund Ausfuhrzölle unterbanden weitgehend den
Warenaustausch. Hinzu kam das Verbot der Geldausfuhr. Da die Versorgung mit Lebensmitteln vom
rechten Rheinufer unterbrochen wurde und die Not
stieg, wurden die Zollbestimmungen wieder gelockert,
aber nicht aufgehoben. Getreide durfte nicht in das
Rechtsrheinische ausgeführt werden. Schwere Schäden
nahm die Textilindustrie, die Tabakfabrikanten siedelten
1797 erschien das Kölner Adressbuch
in 2. Auflage – erstmalig mit Angabe
teilweise auf das rechte Rheinufer über zu ihren Anbauder Berufe.
feldern, aber die Ölmühlen konnten durch den Fortfall
der Konkurrenz im Bergischen Land einen Aufschwung
verzeichnen. Offiziell war das linksrheinische Rheinland seit 1801 durch den Frieden
von Lunéville französisches Staatsgebiet. Die 1806 von Napoleon erlassene Kontinentalsperre und das damit einhergehende Verbot der Einfuhr englischer Waren beendeten den traditionellen Englandhandel vieler Kölner Kaufleute. Die von der Sperre
ausgenommenen Kolonialwaren waren so überteuert, dass sie wenig Gewinn abwarfen.
Der Schmuggel wurde dadurch gefördert. Zollgrenze und Kontinentalsperre beeinträchtigten Schifffahrt und Warenumschlag. Nur im Handel mit Frankreich, Italien
und der Schweiz waren Gewinne zu erzielen.
Zu Beginn der französischen Herrschaft hatte Köln knapp 40.000 Einwohner.
Am Ende waren es fast 53.000 – innerhalb von 20 Jahren eine Steigerung von über
köln unter französischer herrschaft
1794 – 1814
32 Prozent. Ein Fünftel waren Protestanten. Es gab rund 250 Großkaufleute, darunter
60 »Fabrikanten«. Die Mittelschicht bestand aus circa 4.300 Bürgern, die einem Handwerksgewerbe nachgingen. Es gab städtische Bedienstete, einige Stadtsoldaten aus
alter Zeit, Kleinhändler, Gastwirte, Kleriker und Gelehrte. Der Großteil der Bevölkerung
gehörte zur Unterschicht, wozu Arbeiter, Tagelöhner und Bettler zählten. Der technische
Fortschritt und das Raumangebot durch die 1802 verordnete Säkularisation, die in Köln
die Hälfte des Kirchenbesitzes in staatliche Hände überführte, förderten das Aufkommen fabrikmäßiger Großbetriebe. Zwar dominierte die handwerksgemäße Produktionsweise, aber in der Textilindustrie entstanden Manufakturbetriebe. Durch die Zollgrenze zogen aus Mülheim und dem Bergischen Land einige Unternehmer nach Köln.
Hatten die Zünfte aufgrund ihrer engen Bestimmungen Innovation und Kreativität bisher behindert, erfuhr seit deren Aufhebung am 26. März 1798 die Wirtschaft
durch die nun herrschende Gewerbefreiheit neuen Aufschwung. Weitreichender war
die Gleichstellung der Protestanten und Juden. Seit dem 17. November 1797 konnten
Protestanten das Bürgerrecht erwerben und damit in Köln ungehindert ihren Geschäften nachgehen. Vorher hatten sie sich auf nichtzünftige Berufe beschränken oder Strohmänner einsetzen müssen. Die Juden durften sich seit ihrer Vertreibung 1424 in Köln,
der ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen, nicht niederlassen. Erst 1798
kamen aus Mülheim am Rhein 1798 Joseph Isaac Stern und aus Bonn 1799 Salomon
Oppenheim. Mit dem »schändlichen Dekret« schränkte Napoleon I. 1808 die Rechte der
Juden wieder ein – der Gläubigerschutz fiel und die Gewerbefreiheit galt nur bedingt.
Im Haus Vacomont am Heumarkt 6 traf sich seit 1776 das Handlungskollegium. Dort tagte auch eine Freimaurerloge, der mehrere bedeutende
Kaufleute angehörten, die dann im neu gegründeten Handlungsvorstand mitwirkten. Am 8. November 1797
wählte eine Versammlung acht Handelsvorsteher,
sieben Kaufleute und einen Eisenfabrikanten. Die
Hälfte der Gewählten waren Protestanten. In
einem sogenannten »Merkantilplan« wurden die
wichtigsten Angelegenheiten der Wirtschaft beschrieben. Das Wirtschaftsgremium schlug ein
einheitliches Münz- und Währungssystem vor
und verfasste Eingaben zum Hafen, Makler- und
Postwesen. 1802 ordnete Napoleon Handels-
Das Haus »Vacomont« am Heumarkt,
in dem 1797 der Handelsvorstand
gegründet wurde.
kl eine illustrierte wirtschaftsgeschichte der stadt köln
|
Leseprobe / Copyright J.P. Bachem Verlag
122
123
1794 – 1814
|
kölner wirtschaftsgeschichte im 19. und 20. jahrhundert
köln unter französischer herrschaft
|
1794 – 1814
Landwirtschaft in der Stadt
kammern zur Unterstützung des Staates an. In Köln wurde
am 24. Mai 1803 die erste Handelskammer auf heutigen deutschem Staatsgebiet gegründet, der Handlungsvorstand darin
überführt. Vorsitzender war der Bürgermeister. Zwar erledigte
die Handelskammer auch Gutachten für den Staat, schlug
aber darüber hinaus selbst Verbesserungen für die Wirtschaft
vor. 1798 wurde in Köln das Handelsgericht gegründet.
Das Kölner Textilgewerbe war vor allem im Süden der
Stadt ansässig. Die Spitzen-Hersteller beschäftigten Frauen
und Kinder aus ärmeren Schichten, die um den Griechenmarkt siedelten. Bis 1800 nahm die Zahl der Tuchhersteller
rapide ab – 1813/14 waren es noch vier Unternehmen mit
17 Beschäftigten. Hingegen erlebte die Strickwarenproduktion
einen Aufschwung – 1811 arbeiteten 4.300 Stricker und
Strickerinnen für 20 Verleger, zum Teil für den Export. 1797
wurde die erste Baumwollspinnmaschine am Neumarkt in
Leseprobe / Copyright J.P. Bachem Verlag
124
125
Köln war in französischer Zeit noch eine Stadt mit landwirtschaftlichem Ackerbau, circa ein Siebtel der Fläche
innerhalb der Mauern, 55 von 405 Hektar, wurde zum Wein-, Obst- und Gemüseanbau, vor allem von Hülsenfrüchten und Kartoffeln, genutzt. Ackerbau betrieben die Kölner Bauern, die bis zur Auflösung am 12. August
1798 in Genossenschaften, den »Bauernbänken« organisiert waren, jedoch vor allem außerhalb der Stadtmauern, wo noch 401 Hektar Land zum Stadtgebiet zählten. Die Produktion von Lebensmitteln diente dem
städtischen Bedarf, doch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Kölner Gemüse am Niederrhein gehandelt.
Getreide wurde zum größten Teil importiert.
Der Händler Friedrich Karl Heimann
(1757–1835) war ein Zugereister –
er wurde erster Präsident des 1797
gegründeten Handelsvorstandes.
Stapelrecht und Hafen
Köln war aufgrund seiner geografischen Lage ein Verkehrsknotenpunkt. Zwar wurde der Stapelzwang durch die
Oktroikonvention 1804 abgeschafft, aber das jahrhundertealte Umschlagrecht blieb bestehen. Der Hafen war in
französischer Zeit die wichtigste Verkehrsinfrastruktureinrichtung. Der Erleichterung des Handels diente die
Errichtung eines Freihafens (1802–1805). Unter Napoleon wurden die Überlandstraßen aus militärischen Gründen ausgebaut, aber dies kam auch der Wirtschaft zu Gute.
Betrieb genommen, 1810/11 folgte Friedrich Wilhelm Bemberg mit der ersten Dampfmaschine in seiner Spinnerei. Die Kölner Baumwollmanufakturen mussten am Ende
der französischen Zeit starke Einbußen hinzunehmen, da Billigware den Markt überschwemmte. Auch die Bembergsche Fabrik überlebte die Krise nicht. 1810 stellten
1.800 Arbeiter Baumwollprodukte im Wert von drei Millionen Franc her, bei der Wolle
waren es 3.400 Arbeiter und 500.000 Franc. Auch das traditionsreiche Leinengewerbe
ging danieder, zum einen fehlten die Aufträge, zum anderen verhinderte die Zollgrenze das Bleichen im Bergischen Land. Hingegen profitierte das Seidengewerbe von
der Zollgrenze und der Übersiedlung von Fabrikanten aus dem Rechtsrheinischen,
unter anderem Andreae aus Mülheim,
sowie von der Kontinentalsperre. Am Ende
des Jahres 1810 waren 23 Unternehmen
in der Seidenherstellung tätig, von denen
elf mit mehr als zehn Webstühlen produzierten. Am meisten verbreitet war das
Spitzengewerbe, angeblich stellten 1799
»ungefähr 10.000 Personen jeden Alters«
Spitzen her, was sicher übertrieben ist.
Glaubhaft scheint die Zahl der Spitzenunternehmerinnen gewesen zu sein, die
24 von 30 angemeldeten Unternehmen
An den Bächen saßen die Färbereien,
hier der Blaubach, um 1800.
leiteten. Die aufsteigenden Textilbranchen
sorgten wiederum für steigende Umsätze
bei den Veredlungsbetrieben, besonders den Färbereien. Erst der Rohstoffmangel am
Ende dieser Ära bewirkte einen Rückgang. Zulegen konnte dagegen die Zahl der traditionsreichen Gerbereien. Die Ledergerberei war hauptsächlich ansässig am Duffesbach, der von Westen herkommend in den Rhein floss.
Der Stadtplan von 1797 zeigt den
hohen Anteil an landwirtschaftlich
genutzten Flächen.
kl eine il l us tr ier te w ir ts c ha fts ges c hic hte der s ta dt kö l n
1794 – 1814
|
kölner wirtschaftsgeschichte im 19. und 20. jahrhundert
Im April 1810 gründete Peter Anton Fonck die
erste Bleiweißproduktion im Rheinland. Die hohen
Einfuhrzölle auf sächsisches Blei führten zur Schließung nach einem Jahr. Aufgrund der Besatzung sank
dafür die Zahl der Goldschmiede, da Luxuswaren
nicht mehr in hohem Maße gefragt wurden. 1811
wurde eine Stecknadelmanufaktur gegründet.
In der französischen Zeit stieg die Zahl der
obergärigen Brauereien von 52 (1794 noch zünftigen)
auf 109 zunftfreie Betriebe 1811. 1805 nahm an der
Johannisstraße Johann Jakob Herstatt eine Zuckersiederei in Betrieb, die 1811 in eine Zuckerrübenmanufaktur umgewandelt wurde. Die Franzosen förderten
Sitz des Bankhauses J. H. Stein
die Herstellung von Zucker aus der heimischen Rübe
am Laurenzplatz.
und verbaten die Einführung von Kolonialzucker.
Das Tabakgewerbe hatte in Köln eine
lange erfolgreiche Tradition, 1789 verzeichnete
es rund 1.200 Beschäftigte. Die französische
Besatzung schädigte dieses Gewerbe nachhaltig durch hohe Steuerbelastung. Einige
Tabakhersteller wechselten nach Deutz und
Mülheim, um der Zollgrenze zu entgehen.
1810 kam das endgültige Aus aufgrund der
Errichtung einer staatlichen Tabakmanufaktur
mit Monopolcharakter. Darin waren fast 500
Arbeiter und 22 leitende Angestellte beschäftigt, von denen die Hälfte ehemalige Tabakfabrikanten waren. Die Produzentenzahl des
Eau de Cologne erhöhte sich von sechs (1797)
auf 13 (1811). Das von Johann Maria Farina
Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte Duftwasser fand Nachahmer. Die Arbeiterzahl war
in diesem Gewerbe gering, auch die vier Seifensiedereien hatten 1811 nur zwölf Arbeiter,
die aus Pottasche und Samenöl das ExportWilhelm Mülhens (1762–1841) machte
sich mit Spekulations- und Kommissionsprodukt herstellten.
geschäften in Köln Ende des 18. Jahrhunderts selbstständig und produzierte ab
1803/05 Kölnisch Wasser.
kl eine illustrierte wirtschaftsgeschichte der stadt köln
köln unter französischer herrschaft
|
1794 – 1814
127
Salomon Oppenheim (1772–1828)
gründete 1789 in Bonn das Bankhaus,
das er 1801 nach Köln verlegte.
kl eine il l us tr ier te w ir ts c ha fts ges c hic hte der s ta dt kö l n
Leseprobe / Copyright J.P. Bachem Verlag
126
1794 – 1814
|
kölner wirtschaftsgeschichte im 19. und 20. jahrhundert
Köln blieb unter den Franzosen eine Handelsstadt. Zwar sank die Zahl der Speditions- und Kommissionshäuser von 50 (1797) auf 40 (1811), aber dennoch hatte der
Handel mit den französischen Städten und über den Rhein in Richtung Niederlande
beziehungsweise zu den süddeutschen Handelsorten eine große Bedeutung. Haupthandelsgüter waren Holz, Kohle, Holzkohle, Baumwolle, Wolle, Kolonialwaren,
Kölnische Verlagstradition
Köln war eine Buch- und Verlagsstadt mit Tradition. Am 9. Juni 1802 erwarb die Druckerei der Erben Schauberg
die bei ihr gedruckte »Kölnische Zeitung«. Katharina Schauberg heiratete 1805 den Juristen Marcus DuMont, der
Druckerei und Zeitung in diesem Jahr kaufte. Seit 1811 heißt das Unternehmen M. DuMont Schauberg. Zwischen
1809 und 1814 durfte die Zeitung nicht erscheinen.
kl eine illustrierte wirtschaftsgeschichte der stadt köln
köln unter französischer herrschaft
|
1794 – 1814
Kölnisch Wasser, Eisen, Käse, Getreide, Gewürze, Pottasche, Papier, Salz, Tuffsteine,
Tabakblätter, Wein, Seife, Öle, Mühlsteine, Fisch, Seide und Leinentücher. Zum Teil
wurden die Produkte in Köln hergestellt. Der traditionsreiche Weinhandel erlitt durch
die Zollgrenze Einbußen. 1804 gab es über 50 Weingroßhändler, von denen einige
Weinkeller unterhielten. Hinzu kamen 120 Weineinzelhändler. Dennoch ging der Handel aufgrund des Bürokratismus und der Zollkontrollen zurück. Der Kolonialwarenhandel erlahmte während der Kontinentalsperre weitgehend, wobei es hierbei starken
Schmuggel gab; die Kölner Bürger wollten nicht auf Kaffee verzichten. Der Baumwollhandel erweiterte sich erheblich, aber nach dem Abzug der Franzosen überschwemmte
englische Ware den Markt. Auch der Seidenhandel nahm kurzfristig rasanten Aufschwung – von Köln aus wurde das gesamte französische Staatsgebiet beliefert.
Die Zollgrenze und die Verlagerung des Handels in das französische Kernland
führten zur Ablösung der Niederlande als Haupthandelspartner der Kölner Speditionshäuser. Mit fast allen anderen Handelsländern kam es zwischen 1794 und 1815 zu
einem Einbruch, sodass die Handelsbeziehungen in preußischer Zeit wieder völlig
neu aufgebaut wurden.
Ältere Bankhäuser gaben das Geschäft auf, neue Bankhäuser, die auch im 19.
und teilweise im 20. Jahrhundert weiter bestanden, kamen an den Markt. Das älteste
von ihnen war das von Abraham Schaaffhausen (1756–1824). Der Katholik war im
Kommissions- und Speditionshandel tätig und übernahm Bankgeschäfte. Den Warenhandel gab er erst nach 1815 vollständig auf. Die Familie Herstatt betrieb eine Bandweberei und waren ebenfalls zunehmend im Nebengeschäft Bankiers. 1790 wurde das
Handelshaus J. H. Stein gegründet, das sich an anderen Unternehmungen beteiligte
und auch Kredite vergab. 1808 gründeten Jakob Seydlitz aus Maastricht und Peter
Heinrich Merkens (1777–1854) aus Mülheim am Rhein ein Salz- und Kolonialwarenhandelshaus, das sich ebenfalls zum Bankunternehmen entwickelte. 1801 verlegte
Salomon Oppenheim seine Bank von Bonn nach Köln. Die Bankiers profitierten von
den Maßnahmen der Besatzungsarmee und später des Staates, vor allem von der
Säkularisation 1802, bei der sämtliche Kirchengüter aufgelöst wurden. Die frei werdenden Grundstücke lösen einen Immobilienboom aus.
In die französische Zeit fallen auch die Anfänge des Versicherungswesens. 1808
wurde eine »Arme-Leute-Assekuranz« errichtet. Mit der Versicherung wurden Renten
ausbezahlt und Sachschäden ersetzt. Bis zum Ende der Kontinentalsperre 1813 war
die Gesellschaft tätig.
kl eine il l us tr ier te w ir ts c ha fts ges c hic hte der s ta dt kö l n
Leseprobe / Copyright J.P. Bachem Verlag
128
129
Westdeutsche Zeitung
Das Einsteigerbuch für alle,
die sich erstmals oder erneut
mit der über 2000-jährigen Geschichte
der rheinischen Metropole
vertraut machen wollen.
Carl Dietmar, Werner Jung
Kleine illustrierte
Geschichte der Stadt Köln
10. Auflage
176 Seiten, mit zahlreichen
farbigen Abbildungen
ISBN 978-3-7616-2226-1
Verlag
Im Buchhandel oder unter www.bachem.de/verlag erhältlich.
Leseprobe / Copyright J.P. Bachem Verlag
„Der Klassiker unter den
Geschichtsbüchern über Köln“