P A R A C E L S U S

Transcription

P A R A C E L S U S
PARACELSUS
Health & Healing
Paracelsus – Die sieben
Metalle: Aurum
Homöopathie: Calcium carbonicum
Das ethische „Gesetz in mir“
Vom Wesen der Biologischen
Medizin
Von der Viersäftelehre zur
modernen Naturheilkunde
Paracelsus Health & Healing 1/ III
w w w. p ar a c e l s u s - c e n t e r. ch
He f t Nr.1 / III · No v e mb e r 2 0 0 5
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Aurum Potabile…
…das legendäre Trinkgold der Alchemisten
und weitere Lebenselixiere des Pa r a c e l s u s
Als Urtinktur oder
Anwendungsverdünnung
- die 7 Metall-Essenzen
aus den 7 Planeten-Metallen
u.a. Silber, Kupfer, Eisen, Zink
- die 9 Edelstein-Essenzen
aus den 9 Haupt-Heilsteinen
des Ayurveda und der Alchemie
u.a. Diamant, Rubin, Smaragd
- alchemistische Notfall-Tropfen
das „Edelstein-Rescue“ und
das „Metall-Rescue Electrum“
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Inhalt
Editorial .............................................. 3
Paracelsus – Die sieben
Metalle: Aurum II............................. 4
Heil-Rezepte...................................... 8
Editorial
Seit ältester Zeit gibt es im Himalaya
eine einfache Lebensweise, um die Gesundheit zu erhalten. Sie umfasst
- eine kurze Atemübung (Pranayama)
am Morgen, nicht länger als 5 Minuten,
- den Verzehr von Gemüsen, Früchten,
Milch und Getreide,
- geeignetes Schuhwerk für draußen,
- eine positive Einstellung im Denken,
um die Tagesereignisse anzunehmen.
Fleisch, Alkohol und Rauschgift gelten
als Feinde der Gesundheit. Bis heute folgen viele Menschen in den entlegenen
Himalaya-Tälern diesem diätetischen
System. Jene einfachen Bergbewohner
haben eine viel bessere Gesundheit als
die Stadtbewohner überall auf dem Planeten.
Man vermeidet es, Spargel, Sellerie und
Knoblauch zu essen. Diese Gemüse gelten als Medikamente, und sie werden
bei gesundheitlichen Störungen gegeben. Zum täglichen Leben gehört auch,
sich in der Sonne aufzuhalten, in Flüssen zu baden, Wasser zu trinken und um
Feuerstellen zu sitzen. Dadurch erhält
man eine bessere psychische Energie.
Dies alles gehört zum Allgemeinwissen der Menschen in jenen Tälern. In
Der „Magnet der Weisen“ .............. 12
der Natur mit ihrer Pflanzenwelt unterscheiden sie Spender, Erhalter, Wiederhersteller und sogar Zerstörer des Lebens. Je nachdem, was gerade benötigt
wird, nutzen sie die Naturprodukte für
alle vier Richtungen.
Durch die Erhöhung des Mineralgehalts
im Erdboden kann man die Aktivität
der pflanzlichen Substanz ganz einfach
verstärken. Jene Bergbewohner kennen
die entsprechende Technik und kultivieren den Boden auf diese Weise.
In diesen Tälern gibt es viel Wissen über
Gesundheit und Heilung, das für die wissenschaftliche Forschung und für einfache Heilungstechniken von Nutzen ist.
Manchmal müssen wir einfacher sein,
um Lösungen für komplizierte Heilungen zu finden. Bessere Gesundheit geht
häufig mit einer einfachen und natürlichen Lebensweise einher. Möge das
Wissenschaftszeitalter die Menschheit
zur Einfachheit führen.
Homöopathie:
Calcium carbonicum ....................... 17
Dr. K. Parvathi Kumar
Von der Viersäftelehre zur
modernen Naturheilkunde ............ 45
Ayurvedische Prinzipien VII........... 20
Okkultes Heilen IV ........................... 22
Heilen im Neuen
Zeitalter .............................................. 24
Medizin und Tao im traditionellen
China I ................................................. 26
Quantenphysik und
Bewusstsein II ................................... 30
Bioresonanz:
Therapie mit Zukunft VI ................. 34
Das ethische „Gesetz in mir“ ........ 38
Vom Wesen der Biologischen
Medizin III .......................................... 40
„So sollt ihr leben” VII .................... 49
Impressum.......................................... 51
Paracelsus Health & Healing 1/ III
3
Paracelsus – Die
sieben Metalle
Sabine Mrosek
1. Aurum (Teil 2)
Sabine Mrosek ist Naturheilpraktikerin und klassische Homöopathin.
Sie führt seit 20 Jahren eine Praxis
in Luzern, Schweiz.
Gold als Heilmittel
Für Paracelsus war Gold ein Universalheilmittel, von den Alchemisten auch
Panacea genannt, was aus dem Griechischen abgeleitet wurde: „Unter allen
Elixieren ist das Gold das höchste und
das wichtigste für uns. Das Gold kann
den Körper unzerbrechlich erhalten.
Trinkbares Gold heilt alle Krankheiten,
es erneuert und stellt wieder her.“
Gold wird heute eingesetzt bei: HerzKreislaufkrankheiten,
Herzkrämpfen,
psychosomatischen Herzbeschwerden,
Blutdruckschwankungen, Depressionen,
Angstzuständen, Anregung der Vitalität und Verbesserung der Lebensfreude,
Rheuma, Gicht, Sklerosen, zu schnellem Alterungsprozess und bei Autoimmunkrankheiten. Paracelsus hat Gold
bei folgenden schweren Krankheiten
erfolgreich eingesetzt:
Kontrakturen und Lähmungen
Paracelsus schreibt, dass die Kontrakturen (Verkürzung bestimmter Muskeln)
und Lähmungen am häufigsten durch
Verletzungen zustande kommen. „Diese
Kontraktur kommt durch äußere Zufälle
zustande, wie durch Hauen oder Fallen.“
(II, 80)
4
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Dadurch kann es zu Lähmungen kommen: „Erstens durch eine Verstopfung
im Fleisch, so dass keine Nahrungssäfte durchgehen können, davon entstehen
gelähmte und schwindende Glieder, wie
wir es noch bei der Schwindsucht berichten werden.“ (II, 80)
Weitere Ursachen für Kontrakturen
sind Ablagerungen von Grieß, Stein,
aber auch von Wein, Zorn oder Koliken.
Durch Grieß und Stein tritt die Lähmung „nur unterhalb des Gürtels mit
vielen Schmerzen und Wehetagen auf.
Zuletzt sind die Kranken, bevor sie sterben, unempfindlich, sehr krumm und
lahm und liegen, ohne sich bewegen
zu können. Manchmal ist die Lähmung
unsichtbar nur im Bauch mit Grimmen,
dabei kommt es zur Lähmung der Därme …“ (II, 81) Die Ursache liegt darin,
dass Grieß oder Sand die Lebenskraft
und den Lebenssaft verletzt in dem Sinne, dass das Gewebe nicht mehr mit
Nährstoffen und Lebensenergie versorgt werden kann.
Liegt die Schwäche und Schädigung
in den Armen und Beinen, kann es zu
Schwindsucht führen. „Durch viel essigähnliche Säure der Galle kommt es zum
Zittern in den Gliedern, an mancher Stelle mehr als an einer anderen, manchmal
mit zusammengezogenen Gliedern, weil
es die Natur der Säure der Galle ist, zusammenzuziehen …“
Auch Zorn oder Neid können zu Krümmungen und Lähmungen im ganzen
Körper führen. „Keine Kontraktur ist ärger. Sie ist eine Entzündung des ganzen
Körpers und ist in allen inwendigen und
auswendigen Gliedern verteilt.“ (II, 85)
Die Kontrakturen, die durch den Wein
entstehen, sind am schwersten zu behandeln. „Sie kommen zustande, weil
der Wein einen feinen, scharfen Geist
enthält. Wenn der Wein getrunken wird,
vereinigt sich dieser Weingeist mit dem
Lebenssaft, … weil er vom Lebenssaft als
Nahrung und wegen der Ähnlichkeit angezogen wird … Wenn der Wein im Lebenssaft wohnt, bringt er denselben mit
der Zeit zum Austrocknen. Je mehr Wein
getrunken wird, desto mehr gewinnt er
die Oberhand und verzehrt den Lebenssaft. Dies geschieht so lange weiter, bis
nichts mehr vom Lebenssaft da ist. Auf
diese Weise wird das Glied der Nahrung
und Beweglichkeit beraubt und stirbt
ab. Die Adern ziehen sich infolge ihrer
Trockenheit zusammen. Es kommt zur
Schwindsucht …“ (II, 87)
Damit diese Kontrakturen und Lähmungen geheilt werden können, braucht es
Arzneimittel, die porenöffnende, säftewärmende und nervenreinigende Wirkung (Aperitiva, Calefacientia, Humectantia) haben, schreibt Paracelsus.
Aurum potabile und Aurum Oeli gehören zu den Mitteln. Ist ein Glied bereits
abgestorben (infolge von Gefäßverkalkung oder Thrombose), sind wiederbelebende Arzneimittel notwendig. Paracelsus nennt diese Mittel Confortativa,
durch die der Lebensgeist mit Gewalt
in die Glieder getrieben wird, um von
ihnen den vergifteten Lebensgeist auszutreiben. Nur ein geistiges (alkoholisches) Arzneimittel vermag durch den
ganzen Körper zu dringen. Man unterscheidet innere und äußere Mittel. Die
inneren sollen purgieren (reinigen), erwärmen oder abkühlen. Hierzu gehören
Aurum potabile, Oleum Auri, Essentia
Antimonii, Oleum Vitrioli, Aqua Tartari, Quinta Essentia Lapidum, Corallorum
usw. In diesen Arzneimitteln liegt eine
mächtige Kraft. Aurum potabile ist eines der wichtigsten Mittel und ein Confortativum höchster Potenz. Es erneuert
die Lebenskraft im Körper. Bei Kontrakturen der Glieder, bei Lähmungen,
Rheuma und Gicht ist Aurum ein hervorragendes Heilmittel.
Epilepsie
Paracelsus nennt nebst Eichenmistel
(Viscus Quercinus), Mandragorae (Alraum, Papaver (Schlafmohn), Jusquiamus (Bilsenkraut), Poenia (Pfingstrose)
u. a. folgende Arzneimittel, die helfen,
Epilepsie oder die hinfallende Krankheit, wie er sie nennt, durch ihre Stärkung der Natur zu heilen:
„Aurum Potabile, Oleum Auri, Quinta
Essentia Auri, Mercurius Reverberatus,
Materia Perlar, Solutio Corallorum, Magister, Antimonij, Extractio Sulphuris
etc.
Voller Begeisterung schreibt er: „Diese
Arzneimittel besitzen eine wunderbare
Kraft. Es ist kaum zu glauben, dass in der
Natur eine solche Kraft verborgen liegen
soll, die solche und andere Krankheiten
heilt, die sonst in keiner anderen Weise geheilt werden können. Darum sollen
wir in der Medizin nicht verzagen und
verzweifeln, denn der, der die Feinde geschaffen hat, hat auch die Feinde gegen
die Feinde geschaffen, und es gibt keine
Krankheit, die den Menschen unbedingt
tötet oder töten kann. Denn alle Krankheiten ohne Ausnahme können geheilt
werden, nur gibt es manche, bei denen
wir es noch nicht verstehen.“ (II, 57)
Alchemistische Herstellung von Gold
Gold muss nach Paracelsus erst zersetzt,
d. h. von seinem Körper befreit, gereinigt und erhöht werden. Erst durch die
„Tötung“ und „Wiederbelebung“ kann
aus dem Gold ein hohes Heilmittel werden: „Alle Corpora also, die dir feindlich
sind, müssen hinweggenommen wer-
den, auf dass alle Gegenmittel dahinschwinden und du das Gute erhältst,
das du suchst. Und ebenso wie kein
Stück Gold nütze und gut, das nicht ins
Feuer gebracht wurde, ebenso wenig
ist auch die Arznei nütze und gut, die
nicht durchs Feuer geht, denn alle Dinge müssen durchs Feuer in anderer Form
wieder geboren werden, in der sie dem
Menschen dienstlich sein sollen. Denn
der Arzt soll nicht Gifte, sondern Arcana brauchen.“ (I, 395) Aus dem metallischen Gold wird auf alchemistischem
Wege das Allheilmittel Aurum Potabile zubereitet. Bereits geringste Spuren
von Gold wirken wie ein Katalysator im
Stoffwechsel und beeinflussen das Nervensystem positiv.
***
Herstellung von Aurum potabile
Das Aurum potabile wird hergestellt,
wenn man Gold mit anderen Mitteln
und Flüssigkeiten vermengt und dadurch trinkbar macht.
Rec.
Aurum foeliatum (Blattgold) oder gepulvertes Gold
Löse es zu einem Succus (Saft) unc. 1
(30 g)
Aceti dest., Acetum purum = reiner Essig, so viel wie gebraucht wird.
Destilliere die Stoffe und scheide sie so
lange, bis kein Zusatz mehr geschmeckt
werden kann.
Nimm dann von dem unten genannten
Aq. Vitae unc. 5 (= 150 g), mische es
dazu, gib es in einen Pelikan und lasse
alles einen Monat lang digerieren.
Aurum potabile und Aurum Oleum haben eine gute Wirkung bei Kontrakturen (Versteifung) der Glieder.
Paracelsus Health & Healing 1/ III
5
Paracelsus
– Die sieben
Metalle
Herstellung von Aqua vitae
Rec.
Vini ardentis, Spiritus ardens = Branntwein, Weingeist, zehn Pfund;
Rosarum, Mel rosatum = Rosenhonig
Melissae, Melissa officinalis
Rosmarini, Rosmarinus officinalis
Anthos Cheiri = Ätherisches Öl der Rosmarinblüte
Folior. Hellebori utr. (das heißt nigr. et
alb.), Helleborus niger und Helleborus
albus = Schwarze Nieswurz
Majorani Mj (eine handvoll), Origanum
majorana
Goldsand
Cinamoni, Cinnamomum aromaticum =
Zimt
Maceris, Myristica fragrans = Muskatnussblüte
Muscatae nuc., Myristica fragrans, Nux
moschata = Muskatnuss
Caryophyllorum, Caryophyllata officinalis, Geum urbanum = Gewürznelke
Paradisi Gran., Grana paradisi, Aframomum-Arten = Paradieskörner
Piperum omnium = ganzer Pfeffer, Piper nigrum
Zinziberis, Zingiber officinale = Ingwer
(Ginger)
Cubebarum, Piper cubeba, Cubeba officinalis = Kubebenpfeffer
ana zwei Unzen
Succi Chelidoniae, Chelidonium majus,
Chelidonium grandiflorum = Schöllkraut
Tapsi, Verbascum thapsus = Echte Königskerze
6
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Melissae ana eine halbes Pfund, Melissa
officinalis
Cinerum fabarum fünf Unzen (150 g).
Mische diese Mittel zusammen.
Lasse sie zehn Tage im Pelikan digerieren, dann sondere sie ab und gebrauche
das Mittel wie oben.
Herstellung von Oleum Auri
Rec.
Nimm den Saft des Goldes, der vom
ganzen Gold durch Essig geschieden
wurde und lasse ihn 14 Tage im unten
aufgeführten Digest kochen.
Destilliere das Ganze durch ein Bad,
so dass dir ein dickes Öl bleibt. Das ist
Gold-Öl ohne jede Beimengung.
Das Rezept für den Digest ist:
Rec.
Succi Chelidoniae ein Pfund, Chelidonium majus, Chelidonium grandiflorum =
Schöllkraut-Saft
Aquae Vitae circulatae = Weingeist vier
Pfund
gelösten Spiritum Salis, Spiritus Salis
acidum = saurer Salzgeist drei Unzen.
Mische dies zusammen und gebrauche
es nach obiger Vorschrift.
aa (ana) = eine gleiche Menge
Rec. oder Rp. = Recipe = nimm
Unc. = Uncia = 1 Unze = 1 Bund = ca.
30 g
Mj = Manipulus = Handvoll = 1/2
Unze
Literatur:
Paracelsus: Sämtliche Werke, Bd. I, II, III.
Anger – Verlag Eick
„Der Schlüssel zur körperlichen
Gesundheit liegt darin,
für die tägliche Aufnahme und
Umsetzung körpernotwendiger Stoffe
sowie für die Ausscheidung zu sorgen.“
Dr. K. Parvathi Kumar
Paracelsus Health & Healing 1/ III
7
Heil-Rezepte
Fälle aus der homöopathischen
Praxis
Ein Bruder und eine Schwester von 3
Jahren, bzw. 3 Monaten wurden wegen
juvenilem Asthma und chronisch wiederkehrender Bronchitis in die Praxis
gebracht. Der Bruder, R.K. Buman, wurde am 5.8.80 mit folgenden Symptomen gebracht:
1. Trockener Husten, der 3 Tage nach
der Geburt begann, begleitet von Erbrechen.
2. Häufige Erkältungen, nach denen der
Husten einsetzte.
3. Begleitendes Fieber.
4. Wenig Nahrungsaufnahme wegen
mangelndem Appetit. Erbricht, wenn
er zum Essen gezwungen wird.
5. Schmerzen in der Nabelgegend.
6. Mental eigensinnig, grob, reizbar und
mürrisch.
7. Schmerzen in den Beinen.
8. Würmer im Stuhl.
9. Ständiges Verlangen nach einem
Ventilator, ohne den er nicht schlafen
konnte. Verlangen nach Eis, das aber
die Beschwerden verschlechterte.
10. Kalte Luft und Wetteränderung führen zu Verschlechterung.
11. Tastbare Drüsen in der Halsregion.
Er wurde mit akutem Fieber, Erkältung
und Husten gebracht, aber er kam nicht
zur Ruhe. Sein Zustand verschlechterte
sich am Abend und in der Nacht.
8
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Dr. Bhaskar gab ihm eine Gabe Pulsatilla C30 am 5.8.80. Alle Symptome
besserten sich, nur der trockene Husten blieb. Der Junge war dünn und
schwächlich, und er nahm nicht zu. Er
bekam eine Gabe Calc. carb. C200 am
15.8.80, aber es trat keine Veränderung
ein. Am 29.9.80 berichteten die Eltern
von unwillkürlichem Wasserlassen sogar beim Sprechen, und er hatte jeglichen Appetit verloren. Mit diesen beiden Leitsymptomen und weiteren in
der Gesamtheit verschrieb ich Causticum C200. Der Junge erholte sich in der
folgenden Woche bis zum 19.9.80. Der
Appetit verbesserte sich, das Einnässen
stoppte, der Husten wurde besser, blieb
aber noch. Am 19.9.80 wiederholte ich
Causticum C200, da der Husten wieder
schlimmer wurde. Der Zustand besserte
sich. Ich wiederholte Causticum C200
am 18.10.80 und am 24.10.80. Außerdem gab ich ihm täglich Calc. phos
D6. Der Junge erholte sich, er nahm zu
und hatte weder Fieber, Erkältung noch
Husten.
Ruhr mit Schleim, Fieber und Koliken traten am 10.12.80 auf. Dr. G. S. R. Murthy
gab ihm eine Dosis Aloe C30 und wiederholte diese am 12.12. und am
14.12.80. Das Fieber sank, der Schleim
blieb. Am 9.1.81 wurde eine Dosis Causticum C200 wiederholt, als der Schleim
verschwand. Causticum C200 wurde am
3.2. und 17.2.81 wiederholt. Alles heilte aus bis auf die Erkältungen. Die Drüsen am Nacken waren abgeschwollen.
Er konnte täglich Eis essen, ohne dass
Folgen auftraten. Die Behandlung war
beendet. Nach 10 Monaten bekam er
etwas trockenen Husten begleitet von
leichtem Schielen. Causticum C200 und
1M zeigten keine Wirkung. „Angezeigte Mittel ohne Wirkung“ ließen mich an
Sulphur denken, und er bekam eine Dosis C200 am 9.2.81. Der Junge besserte
sich allmählich und braucht heute keine Mittel mehr.
Die Symptome seiner Schwester Ratna
Burma waren wie folgt:
1. Schwere Anfälle mit Erkältung und
Husten, die sich im Winter, bei bewölktem Himmel und bei jeder Wetteränderung verschlechterten.
2 Würmer im Stuhl mit Schleim.
3. Weiße Punkte an den Beinen.
4. Rasseln in der Brust (Schleim), das
sich nach Erbrechen besserte.
5. Schlechter Appetit.
Am 20.12.81 verordnete Dr. O. Ramachandrarao eine Gabe Pulsatilla D6,
worauf sich nur das Fieber besserte. Am
26.12.81 verordnete ich ihr eine Gabe
Psorinum C200 und wartete 2 Wochen
ab. Der Zustand des Kindes verbesserte
sich deutlich, die Flecken an den Beinen wurden stärker. Ich wiederholte
Psorinum C200 am 26.12. mit sehr guter Wirkung. Das Mädchen konnte sich
im Januar bei nebligem Wetter draußen
aufhalten. Die Flecken blieben. Nach
einer weiteren Gabe Psorinum C200
am17.3.82 verschwanden die Flecken,
und das Mädchen ist jetzt völlig beschwerdefrei.
Dr.E.V.M. Acharia, DHMS
Fußleiden
Es kam ein Herr zu mir, der nicht mehr
selbst aus dem Wagen steigen konnte;
mühsam und langsam schleppte er sich
mit zwei Stöcken fort. Er erzählte: „Vor
sechs Jahren überfiel mich ein Schmerz
in meinem rechten Fuß. Das Knie war
etwas geschwollen, der Schmerz steigerte sich von Woche zu Woche; die
Kraft in demselben ließ auch nach, und
es kam mir vor, als ob der ganze Fuß absterbe. Wenn ich in der Nacht aufwachte und mit dem linken Fuß an den rechten kam, so war er eiskalt und schien
mir wie tot zu sein. Ich habe einen berühmten Arzt in einer Hauptstadt aufgesucht; es wurde verschiedenes geraten und angewendet: Gift und nicht
Gift; ich habe mehrere Ärzte befragt,
und einer elektrisierte meinen Fuß siebzig Mal, doch alles vergebens. Auch der
rechte Arm und die ganze rechte Seite
wurden schwächer, und ich habe keine andere Aussicht mehr, als dass die
ganze Seite lahm würde. Ich bin erst 29
Jahre alt.”
Wo fehlte es wohl hier? Ganz einfach:
Es staute sich das Blut im Schenkel
und im Knie, der regelmäßige Blutumlauf war gestört. Es drang nicht mehr
so viel Blut in den Fuß, als nötig war,
zuletzt fast keines mehr, deshalb auch
keine Wärme, und so musste natürlich
der ganze Fuß verkümmern. Mit der
Zeit stellten sich auf dieser Seite weitere Störungen im Blutlauf ein, und das
Übel vergrößerte sich. Die Aufgabe der
Heilung bestand darin, dass der rechte Blutumlauf wiederhergestellt werde,
dass alle Teile des Körpers gleichmäßig
genährt und erwärmt werden und somit auch der ganze Leib gleichmäßig
gekräftigt werde. Zu diesem Zweck folgende Behandlung:
1. Jeden Tag zwei Obergüsse und zwei
Schenkelgüsse.
2. Jeden Tag zweimal im nassen Grase
barfuß gehen, weil es Frühling war.
3. Jeden Tag eine Tasse Tee von Wacholderbeeren und Wermut, in drei
Portionen trinken (morgens, mittags,
abends).
Die Wirkung war ganz auffallend: Nach
16 Tagen war aller Schmerz verschwun-
den, der Blutlauf vollständig hergestellt,
und der Wiedergenesene wanderte mit
Jubel umher wie andere Gesunde. Bei
der Kur hob er ganz besonders hervor,
dass er gemerkt habe, wie nach dem
zweiten Schenkelguss das Blut von
oben nach unten in den Fuß gedrungen
sei und denselben ganz rasch erwärmt
habe.
Die Schenkelgüsse bewirkten, dass das
Blut in einen raschen Gang kam und die
Anstauungen des Blutes beseitigt wurden. Die Obergüsse bewirkten dasselbe im oberen Körper, wo auch der Arm
schon geschwächt, weil nicht hinlänglich genährt war, während die übrigen
Teile des Körpers gesund waren. Der Tee
aber bewirkte eine gute Verdauung, und
so trat eine rasche Kräftigung des ganzen Körpers ein.
Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897),
aus: So sollt ihr leben
Oberguss
Paracelsus Health & Healing 1/ III
9
Bruch/Hernie
Heil-Rezepte
Eine Hernie ist eine Ausstülpung des
Bauchfells durch eine Lücke in der
Bauchwand und wird im Volksmund
auch als „Bruch“ bezeichnet. Der durch
das Bauchfell gebildete Bruchsack kann
Darmteile enthalten, Teile des großen
Netzes, das den Darm außen überdeckt,
oder er kann mit Flüssigkeit gefüllt sein.
Seltener kann der Darm auch in einer
Bauchfelltasche innerhalb der Bauchhöhle eingeklemmt werden.
Etwa vier Prozent der Bevölkerung erkranken in ihrem Leben einmal an einer Hernie. Im Kindesalter sind fast ausschließlich Jungen betroffen, und auch später
erkranken vor allem Männer daran.
Es gibt je nach dem Ort, an dem sie in
Erscheinung treten, verschiedene Hernienarten: z. B. der Leistenbruch, er ist
die häufigste Bruchform; der Nabelbruch; Zwerchfellbruch u. a. m.
Das Krankheitsbild
n Es können ziehende Schmerzen an der
Durchtrittsstelle („Bruchpforte“) auftre-
ten besonders bei körperlicher Belastung, Husten oder Stuhlgang und zwar
bevor die Vorwölbung zu sehen ist.
n Die Hernie zeigt sich äußerlich als
Vorwölbung der Bauchwand („Bruchgeschwulst“). Sie kann ständig vorhanden
sein oder nur im Stehen und bei Belastung heraustreten. Meist verschwindet
sie im Liegen oder durch Druck mit der
Hand.
Komplikation
„Einklemmung“ (Inkarzeration) ist die
wichtigste und gefährlichste Komplikation. Sie tritt immer plötzlich auf. Die
Bruchgeschwulst lässt sich nicht mehr
ins Bauchinnere zurückschieben, sie
schmerzt extrem, wird teigig geschwollen und gerötet. Wenn Darmschlingen
in der Bruchgeschwulst gefangen sind
und abgeklemmt werden, führt dies
zum Darmverschluss. Dann muss schnell
operiert werden, weil sonst das eingeklemmte Gewebe wegen mangelnder
Durchblutung absterben kann.
Hernie
schematisch
Bauchfell
Darm
Bauchmuskulatur
Haut
Darmsegment
im Bruchsack
Bauchfell
Bruchgeschwulst
10
Paracelsus Health & Healing 1/ III
PARACELSUS
gibt folgende Rezepte für den „Bruch“
an:
Betonica (= Stachys officinalis = Betonie, Echter Ziest, Heilziest) Es gibt
kein Kraut (außer 3, die in Wundtränke
kommen), das kräftiger bei einem Bruch
der Kinder ist als Betonica in Wein gekocht und warm über den Bruch gelegt.
Man muss zu Betonica Saniculus albus (= Sanicula europaea = Bruchkraut,
Heil aller Schäden, Sanikel) geben. Dies
soll zusammen gestoßen und aufgelegt
werden. Ein Trank davon gesotten und
getrunken, heilt auch einen Bruch (rupturam), wenn die Eisenbänder vorher da
sind. III, 551
Porrum (= Allium porrum = Lauch, Suppenlauch): Der Saft von Porrum und die
trockenen Wurzeln von Consolida (=
Symphytum officinale = Beinwell, Wallwurz) sollen gestoßen und gemischt
werden. Dies soll man auf einen Bruch
auflegen und es heilt ihn. III, 554
Beinwell (Symphytum officinale)
Literatur:
Paracelsus: Sämtliche Werke, Bd. III.
Anger – Verlag Eick
Die Teufelsbrücke über den Fluss Sihl, in der Nähe des Geburtshauses von Paracelsus
Paracelsus Health & Healing 1/ III
11
Der „Magnet der
Weisen“
Alchemistische Transmutation des Antimon
Ulrich Arndt
Ulrich Arndt ist Journalist und Buchautor, sowie Beirat in der Europäischen Kommission Interdisziplinärer
Wissenschaften. Er studierte Germanistik, Theaterwissenschaften und
Politik und war lange Jahre als Redakteur der Fachzeitschrift „esotera“
tätig. Er hat mehrere Ausbildungen
Aus giftigem Antimonerz wird per alchemistischer Transmutation, also
Verwandlung des Elements, ein bedeutsames Heilmittel – dieser nach
heutiger Schulmeinung unmögliche
Vorgang wurde an der Uni München
nachvollzogen. Was niemand geglaubt
hatte: die Alchemisten hatten Recht!
in energetischen Therapiemethoden
absolviert und arbeitet heute als
selbstständiger Autor.
12
Paracelsus Health & Healing 1/ III
„Antimon enthält von allen Mineralien
das höchste und stärkste Arcanum (Heilmittel) in sich. Es reinigt sich selbst und
zugleich das übrige, was unrein ist. Ferner, wenn überhaupt nichts Gesundes im
Körper ist, verwandelt es den unreinen
Körper in einen reinen, was bei Lepra bewiesen ist.“ So preist Paracelsus die außergewöhnliche Heilkraft des Antimons
(Sämtliche Werke, Bd. III, Aschner-Ausgabe, S. 151). Derartige Berichte waren
der Anlass, dass man an der medizinischen Fakultät der Universität München
die alchemistische Heilmittelaufbereitung des Antimons näher untersucht
hat. Im Rahmen einer Doktorarbeit wurde erforscht, ob das Metall Antimon sich
wirklich im alchemistischen Laborprozess verändert. In der heutigen Medizin wird Antimon nämlich aufgrund seiner Giftigkeit meist nur in sehr geringen
Mengen als Brechmittel eingesetzt. Eine
wirkliche Wandlung des Elements aber
hatte niemand auch nur im Entferntesten für möglich gehalten.
Der wahre Grund des „Goldmachens“
Als „Goldmacher-Kunst“ hat sich die Alchemie in das Gedächtnis der Menschheit eingeprägt. In heutigen Lexikas
wird natürlich das vergebliche Bemühen mittelalterlicher Quacksalber betont. Gemeint ist eine sogenannte
Transmutation, also die Umwandlung
eines chemisch stabilen Elements in ein
anderes (instabile, radioaktive Elemente zerfallen im Laufe von Jahrhunderten oder Jahrtausenden von selbst und
verwandeln sich dadurch in ein anderes
Element). Der modernen Physik ist eine
solche künstliche Umwandlung mit Hilfe von Teilchenbeschleunigern nur unter Einsatz enormer Energiemengen
und nur bei einzelnen wenigen Atomen
möglich. In der Alchemie hingegen gilt
die Umwandlung beispielsweise von
Blei oder Quecksilber in Gold als möglich und ist sogar ein Beweis der allerhöchsten Kunst des Alchemisten. Wem
dies gelingt, der ist auch in der Lage,
das allerhöchste Heilmittel der Alchemie, den „Stein der Weisen“, herzustellen. So ist die „Metallprobe“ eigentlich
nur der – freilich höchst spektakuläre
– Beweis, dass der Alchemist wirklich
über dieses höchste Arkanum verfügt
und seinem Patienten stattdessen nicht
ein anderes, weniger aufwändiges und
daher weniger teures Elixier verkauft.
An der Uni München wurde zwar nicht
diese Transmutation von Gold versucht.
Mit der Bearbeitung des Antimons nach
alchemistischen Laboranweisungen erbrachten die Mediziner aber ungewollt
den Beweis, dass eine solche Transmutation prinzipiell der Alchemie möglich ist. „Das Verschwinden von Antimon nach der Extraktion ist nicht
geklärt“, resümiert Dr. David Schein
das Ergebnis seiner Doktorarbeit. Mit
dieser sachlichen Feststellung vermeidet er geschickt jede Andeutung, welch
hochgradige Verwunderung den Wissenschaftler angesichts dieses Vorgangs
ergriffen haben muss: Dieser bedeutet
nämlich nicht weniger als den Umsturz
der heute gültigen Erkenntnisse der Naturwissenschaft von der Unwandelbarkeit chemischer Elemente.
Mehr noch: Bei dem von Dr. Schein nach
alten alchemistischen Laboranweisungen vollzogenen spektakulären Prozess
wird aus giftigem, arsenähnlichem Antimonerz sogar ein bedeutendes, völlig
ungiftiges Heilmittel. Damit wurden die
alten Rezepturen und Heilberichte von
Paracelsus und Basilius Valentinus eindrucksvoll bestätigt, die sich so sehr von
den vergeblichen Heilanwendungen des
Antimon in späteren Jahrhunderten unterscheiden. Aufgrund des hohen Ansehens, das Paracelsus im 16. und 17. Jahrhundert genossen hat, hatten sich die
von ihm hochgelobten Antimon-Heilmittel rasch verbreitet. Allerdings geriet das
Wissen um die korrekte alchemistische
Aufbereitung immer mehr in Vergessenheit und Quacksalber verkauften einfache giftige Antimonwässer. Schon Mitte
des 17. Jahrhunderts führte diese missbräuchliche Verwendung dazu, dass Absolventen an vielen medizinischen Universitäten schwören mussten, niemals
Antimon- und Quecksilber-Präparate zu
verwenden. 1666 wurde dieses Verbot
zwar wieder aufgehoben, und man empfahl nur noch, die Dosis so gering wie
möglich zu halten. Von der Bereitung
völlig ungiftiger Antimon-Medikamenten aber wussten nur noch wenige.
Ein Heilrezept wird wiederentdeckt
Im Rahmen seiner Doktorarbeit im
Fachbereich Medizin hatte David Schein
1978 den Wahrheitsgehalt alter Anleitungen zur Herstellung alchemistischer
Heilmittel aus Antimon praktisch überprüfen wollen. „War hier eine alte hochwirksame Heilsubstanz in Vergessenheit
geraten?“, fragte er sich angesichts der
vielen alten medizinischen Texte, die
über ganz erstaunliche Heilerfolge durch
das „Spießglas“, wie Antimon der äußeren Form wegen damals auch genannt
wurde, berichten. Tatsächlich hat die
Heilanwendung von Antimon eine Jahrtausende alte Tradition. Bereits im „Papyrus Ebers“ aus dem 16. Jahrhundert
v. Chr. ist vermerkt, dass Antimon-Verbindungen erfolgreich bei Augenkrankheiten eingesetzt werden können. Im
1. Jahrhundert n. Chr. setzten es römische Ärzte zudem gegen „wildes Fleisch“
und Geschwüre ein, und im Mittelalter
wurde es zusätzlich bei Hämorrhoiden,
Wunden, Fisteln, Hautkrebs, Lepra und
anderen Leiden empfohlen.
Paracelsus beschrieb erstmals ausführlich die innerliche Anwendung von Antimon, das jedoch zuvor auf alchemistischem Wege „von seiner Giftigkeit
befreit“ werden musste. Er bezeichnete seine Antimon-Bereitungen gar als
ein universelles Mittel zur Reinigung
des Körpers von „Giften“: „Wie Antimonium das Gold vollendet (im Sinne
von reinigen), in derselben Weise und
Form vollendet es auch den Körper. In
ihm ist nämlich die Essentia, die nichts
Unreines mit Reinem zusammen lässt“
(Bd. III, S. 151). Damit bezieht sich Paracelsus auf eine höchst verblüffende
Eigenschaft des Antimon: Fügt man es
einer Mischung geschmolzener Metalle
hinzu, verbindet es sich mit dem enthaltenen Gold und trennt es von den
„unreinen“ Metallen. Weil Antimon dabei das Edelmetall scheinbar „frisst“
und „herauszieht“, wurde es früher
auch „Wolf der Metalle“ oder „Magnet der Weisen“ genannt. Diese scheinbar magische Kraft des Antimon wirkt
in ähnlicher Weise auch im Menschen.
Nach der alchemistischen Aufbereitung
trennt es auch im Organismus das „Reine“ vom „Unreinen“ und leitet damit
das „Kranke“ (im Sinne von eingelagerten „Giften“, Stoffwechselschlacken und
Krankheitserregern) aus. Am intensivsten ist nach Paracelsus das Antimonöl,
das er gemeinsam mit der Quintessenz
der Melisse verabreicht: „… desgleichen
das Antimonium sublimiert, kalziniert,
reverberiert und in ein Öl gebracht,
dann sehet, wie großen Nutzen, große
Kraft und große Tugend, schnelle Wirkung sie zeigen und beweisen“ (Bd. III,
S. 243). Das Antimonöl “… soll in Quinta Essentia Melissae verordnet werden“
(Bd. III, S. 151).
David Schein arbeitete in seiner Doktorarbeit eine Rezeptur des Alchemisten
Basilius Valentinus nach, der durch seine 1604 erschienene Schrift „TriumphWagen des Antimon“ bekannt geworden war. Die Anleitung klingt zunächst
recht einfach, wenn auch sehr zeitaufwändig: Zuerst wird Antimonerz, das
aus einer Mischung verschiedener Antimonoxide und vor allem -sulfide besteht, so lange sanft erhitzt, bis es nicht
mehr raucht (wegen der hochgiftigen
Dämpfe sollten Hobby-Alchemisten
diesen Prozess nicht ohne Absauganlage nacharbeiten!). Dann wird das Ganze zu einem Glas geschmolzen. Dieses
Glas kann jede Farbe des Regenbogens
annehmen, was Basilius Valentinus und
Paracelsus als Zeichen dafür werteten,
dass im Antimon alle Qualitäten enthalten sind. Je nach Zubereitung könne
es daher als eine Art UniversalheilmitParacelsus Health & Healing 1/ III
13
D e r „Magnet der
Weisen“
tel auch bei allen Krankheiten eingesetzt werden. Tatsächlich gelang es Dr.
Schein, Antimonglas in den Farben Rot,
Gelb, Orange, Grün, Braun, Grau, Weiß
und Schwarz herzustellen, indem er die
Anteile der verschiedenen Antimonoxide und -sulfide variierte.
Valentinus empfiehlt für den weiteren
Prozess nur ein goldfarbenes Antimonglas zu verwenden. Dies wird nach dem
Abkühlen sehr fein vermahlen. Auf das
Pulver gießt man mehrmals konzentrierten Essig, bis es sich rot-gelb verfärbt. Sodann wird das Pulver bis zu
144 Mal mit destilliertem Regenwasser
übergossen und durch Destillation wieder davon getrennt. Danach besitzt es –
laut Valentinus – seltsamerweise einen
süßen Geschmack, was auch bei der Dr.
Scheins Aufbereitung der Fall war. Zum
Schluss lässt man das Pulver in Alkohol
ziehen. Zunächst verfärbt sich die Flüssigkeit schwarz und auf ihrer Oberfläche schillern erneut alle Farben des Regenbogens, dann färbt sie sich rot. Die
so entstandene Flüssigkeit ist eine Antimon-Tinktur, die sich zur innerlichen
Anwendung eignet.
Unbekannte organische
Verbindungen
So einfach sich die Beschreibung des
– immerhin mehrwöchigen – Herstellungsprozesses hier liest, birgt er doch
unzählige Tücken. Denn obwohl Basilius
Valentinus in seinen Laboranweisungen
im Vergleich zu anderen alchemistischen Schriften recht präzise war, stellen heute allein schon die altertümliche
Sprache und symbolische Verschlüsselungen genügend Hindernisse für eine
einfache Umsetzung dar. Darüber hinaus gelten einzelne Herstellungsschritte nach heutigem Wissensstand
14
Paracelsus Health & Healing 1/ III
der Chemie schlichtweg als undurchführbar und unsinnig. Zum Beispiel die
von Basilius Valentinus beschriebene
Reaktion von Antimon-Verbindungen
mit Essigsäure und Alkohol ist nach
heutiger Auffassung unmöglich. Dr.
Schein war daher auf missliebige Überraschungen gefasst, und so war es für
ihn eine echte Sensation, dass all diese „unmöglichen“ chemischen Reaktionen genau so stattfanden, wie sie beschrieben worden waren. Er musste die
alten Anweisungen nur genau befolgen
– ein erneuter Beweis für die sehr genaue Beobachtung der Natur durch die
Alchemisten und ihre höchst erstaunlichen Kenntnisse.
Den Grund dafür, dass unbekannte Reaktionen möglich werden, vermutet Dr.
Schein darin, dass sich durch die Erhitzung und Aufschmelzung des Antimons
zu einem Glas die räumliche physikalische Struktur, also die Anordnung der
Moleküle des giftigen Metalls verändert. Dadurch könnte es neue Eigenschaften erhalten. Zugleich räumt er
jedoch ein: „Es liegt ein Phänomen vor,
dessen Wesen mit Hilfe des heutigen
Wissens nicht erkannt werden kann.“
Schließlich konnte der Mediziner auch
die Ungiftigkeit der entstandenen Präparate bestätigen, denn „die Tinkturen aus
Antimon sind chemisch gesehen weder
eine Antimon-Verbindung, noch enthalten sie gelöstes Antimon“. Stattdessen
handele es sich um komplexe organische
Verbindungen, die bisher noch nicht genauer untersucht worden sind. Sie entstehen vermutlich aus unbekannten Reaktionen des Essigs und Alkohols, die ja
beide organischen Ursprungs sind, mit
dem Antimon als eine Art Katalysator.
Verblüffend dabei ist, dass sich im Laufe der alchemistischen Zubereitung der
Gehalt an giftigem Antimon in den festen Restsubstanzen um über 60 Prozent
verringert, ohne dass sich diese fehlende Menge in den ausgezogenen Tinkturen wiederfinden würde. So enthalten
die Feststoffe vor dem Auszug mit Alkohol 31 Prozent reines Antimon, danach
nur noch 11 Prozent. Der Auszug selbst
aber enthält keinerlei reines Antimon. Es
muss daher eine Transmutation des Elements stattgefunden haben. Die Alchemisten waren sich dieser Verwandlung
sehr wohl bewusst: „Vornehmlich aber,
so ist Antimonium ein lautes Gift, und
nicht ein geringes, kleines und niedriges
Gift, sondern ein sehr hohes vornehmes
Gift, durch und durch, und zwar das allergrößte Gift, damit man Menschen und
Vieh zu Tode hinrichten kann“, warnt
Basilius Valentinus in seinem „TriumphWagen des Antimon“ und fährt fort:
„Nach der Bereitung des Spießglases
wird durchaus kein Gift mehr gefunden,
denn es muss das Antimonium ganz und
gar umgewandt, durch die spagyrische
Kunst (die alchemistische Laboraufbereitung), und aus dem Gift eine Artzney
werden.“
Die Heilkräfte des Antimons
David Schein konnte leider im Rahmen
seiner Doktorarbeit nicht auch noch die
tatsächliche Heilwirkung der AntimonEssenzen untersuchen. Sein Resümee:
„Es zeigt sich aber, dass alle überprüften Angaben im ‚Triumph-Wagen des
Antimon’ zutreffen … Wenn man bislang die hochgelobte Heilwirkung der
darin beschriebenen Präparate nicht
ernst nahm und sie für giftig hielt, so
sind sie doch unter den neuen Aspekten anders zu bewerten. Zu prüfen wäre
nunmehr, ob sie auch heute für die Medizin von Wert sein können.“
Der Reichsapfel symbolisiert das Antimon, es
wird gehalten von Saturn, der für die erdenden
Kräfte des Metalls steht (aus Isaak Hollandus:
„Hand der Philosophen“).
Was Dr. Schein offenbar nicht wusste:
Auch heute werden derartige Tinkturen
aus Antimon als Heilmittel hergestellt.
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hat
nämlich der bekannteste Alchemist des
letzten Jahrhunderts, Baron Alexander
von Bernus, Gründer des berühmten „Laboratorium Soluna“ in Donauwörth, die
alten alchemistischen Antimon-Rezepte
des Basilius Valentinus für die Heilkunde
wiederentdeckt. Und vor gut zwei Jahren gelang es dem Wiederentdecker der
Paracelsus-Goldessenz „Aurum Potabile“
Achim Stockhardt, auch die hohen Heilmittel aus dem Antimon nach Rezepturen des Paracelsus nachzuarbeiten: das
Antimonöl, kombiniert mit der Quintessenz der Melisse als „Oleum antimoParacelsus Health & Healing 1/ III
15
Antimon als „Wolf der Metalle“: Antimon trennt Gold von den unreinen Metallen,
symbolisiert durch den Wolf, der den kranken, alten König frisst.
Beim späteren Trennen von Gold und Antimon durch die Schmelze wird das reine
Gold gewonnen, symbolisiert im Bildhintergrund, wo der Wolf verbrannt und der
wiedergeborene König dem Feuer entspringt (aus Michael Maier: „Atlanta fugiens“).
nii“. Nach den Erfahrungen von Ärzten
und Heilpraktikern lindert Antimon Gelenk- und Gliederschmerzen und andere
Schmerzen, die im Zusammenhang mit
Ablagerungen stehen. Zudem wirkt es
sowohl bei Krankheiten, die durch Bakterien hervorgerufen werden, als auch
bei Viruserkrankungen. „Dabei ist jedoch
nicht klar, ob es sich um direkte Gegenwirkungen wie bei Antibiotika handelt
oder ob die Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte dafür verantwortlich
ist“, räumt die Münchner Heilpraktikerin Anna Röcker ein. Basilius Valentinus
hatte offenbar eine antibakterielle Anwendung im Sinn, wenn er eine Einnahme zur besseren Wundheilung empfiehlt,
„damit der innere Quell des Wundflusses ausgetrocknet werde“. Auch bei Pilzerkrankungen, etwa bei dem Darmpilz
Candida Albicans setzt Heilpraktikerin
Röcker erfolgreich Antimonpräparate ein.
16
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Damit würde Antimon, der „Magnet der
Weisen“, tatsächlich helfen, „alles Unreine“ wie Bakterien, Viren und Pilze sowie
bestimmte Stoffwechsel-Ablagerungen
aus dem Körper „zu ziehen“, ganz so, wie
es Paracelsus und Basilius Valentinus beschrieben haben.
Energetisch gesehen gilt Antimon in
der Alchemie als das „Erdungsmittel“
schlechthin. Es vermag also Körper,
Geist und Seele wieder in die rhythmischen Abläufe auf unserer Erde zu
integrieren. Auf diese universelle, integrierende Wirkkraft weist auch das
traditionelle alchemistische Symbol für
Antimon, der „Reichsapfel“ mit dem
Kreuz über der Erdkugel hin. Es stellt die
Herrschaft der vier Elemente über die
zyklischen Abläufe der Natur dar. Dazu
gehören auch die Rhythmen im Menschen wie der Schlaf-Wach-Rhythmus,
weshalb Antimon beispielsweise auch
bei Schlafstörungen – die ja ebenfalls
ihre Ursache in Verschlackungen haben
können – eingesetzt werden kann.
Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, sah den Grund für die
große universelle Heilkraft des Antimons in einer engen „Verwandtschaft“:
Vergleichbar dem Menschen, der zwischen Tier und Engeln steht, sei das Antimon weder Mineral noch Erz, weder
Kristall noch Metall – beide seien „Zwischenwesen“. Daher meint Steiner: „Der
Mensch ist eigentlich Antimon.“
Literatur:
Arndt, Ulrich: Schätze der Alchemie:
Edelstein-Essenzen, und Schätze der
Alchemie: Metall-Essenzen. Beide:
Freiburg: Hans-Nietsch-Verlag
Testberichte zu den Paracelsus-Essenzen:
www.life-testinstitut.de und www.
edelstein-essenzen.de
Homöopathie:
Calcium carbonicum
Dr. Ekkirala Krishnamacharya
Dr. Ekkirala Krishnamacharya war ein
spiritueller Lehrer, Heiler, Homöopath
und Autor zahlreicher Bücher. Er vermittelte ein umfassendes Verständnis
der heiligen Schriften und legte ihre
Brauchbarkeit für das tägliche Leben
dar. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, zum wachsenden Bewusstsein
und zur spirituellen Vereinigung von Ost
und West beizutragen.
Es ist beabsichtigt, in dieser Reihe die
Materia Medica einiger homöopathischer Mittel mit besonders großem Wirkungsspektrum und anderer wichtiger
Arzneimittel zu veröffentlichen. Um eine
bessere Vorstellung von dem Arzneimittelbild zu bekommen, wurden allgemeine und mentale Symptome aus Kents
„Materia Medica“ dargelegt, gefolgt von
Allen‘s „Keynotes“ (Grundgedanken).
Besonderheiten, von denen Studierende
meistens nur verwirrt werden, wurden
weggelassen. Wir glauben, dass diese Lernmethode den Studierenden den
richtigen Weg weist, um die Arzneimittel und die Arzneimittelbilder zu verstehen. Unter dem Untertitel „Spezialstudium“ werden hauptsächlich Symptome,
die ansonsten unbeachtet bleiben oder
in keinem Text deutlich dargelegt werden, hinzugefügt. Sie wurden aus den
Vorträgen von Dr. E. Krishnamacharya
zusammengestellt.
Allgemeines:
Calcium carbonicum ist ein sehr tief
und lange wirkendes homöopathisches
Mittel. Seine Wirkung zieht sich über
mehrere Monate und Jahre hin und
verändert die Calcarea Konstitution des
Patienten. Kalzium ist ein notwendiger
Mineralstoff für das Knochenwachstum,
denn 99 % davon befindet sich im Skelett. Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung wird dem Körper Kalzium zugeführt. Besonders bei Kindern
ist die Aufnahme von Kalzium wichtig
für ein gesundes Knochenwachstum
und für kräftige Zähne. Den CalcareaPatienten ist es häufig angeboren, dass
das Kalzium nicht aus der natürlichen
Nahrung aufgenommen und verwertet
werden kann. Solchen Patienten werden dann künstlich Kalzium Präparate
verabreicht, was genau verkehrt ist. Es
ist ganz wichtig, dass dem Körper ein
Medikament verabreicht wird, das ihn
befähigt, das Kalzium zu resorbieren.
Ein solches Mittel ist das potenzierte
Calcium carbonicum.
Eine einzige Dosis von höher potenziertem Calcium carbonicum kann bewirken, dass das Kind die Nahrung wieder richtig verdaut und Kalzium aus der
Nahrung aufnehmen kann. Auf einmal
wachsen die Knochen wieder, werden
stabil und Zähne bilden sich. Die Behandlung mit Kalzium beruht darauf,
dass man die Fähigkeit weckt, Kalzium aufzunehmen, was aber nicht geschieht, indem man tonnenweise Kalzium zuführt. Es ist sehr wichtig, dass
man keinesfalls die rohe Substanz zuführt, denn davon ist die Entwicklung
des Kindes ohnehin schon stark beeinträchtigt worden.
Die typischen Calcarea Patienten sind
schwammig, fett und pummelig. Ihre
Gesichtsfarbe ist wächsern und bleich.
Zum Aussehen von Calcarea-Patienten
gehören große Köpfe, aufgetriebene
Bäuche, abgemagerte untere Gliedmaßen. Man sieht eine große Erschlaffung
aller Gewebe, der Muskeln und auch
der Blutgefäße (vor allem der Venen).
Paracelsus Health & Healing 1/ III
17
C alcium
carbonicum
18
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Das führt häufig zu Krampfadern und
zu schmerzenden, brennenden Hämorrhoiden. Die Calcarea-Patienten sind
fett, ohne jede Körperkraft. Sie neigen
zu Ödemen und vergrößerten Lymphknoten. Ihre Gelenke sind schmerzhaft
geschwollen und entzündet. Sie sind
rheumatisch und neigen zu Gicht, häufig sieht man Hüftgelenkleiden.
Alle Drüsen in ihrem Körper sind angegriffen, entzündet, verhärtet und knotig.
Auch Geschwüre verhärten sich. Calcarea carb. kann das Wachstum bösartiger Geschwüre aufhalten und Tumore,
wie fetthaltige oder zystische Polypen
in der Nase, den Ohren, der Vagina, der
Blase und anderen Körperbereichen
heilen, ebenso tief sitzende Abszesse in
den Muskeln, Schenkeln und im Abdomen. Calcarea kann auch den eitrigen
Zustand eines Abszesses heilen. Dies
ist in der Allopathie überaus schwierig.
Knochenauswüchse, die durch unregelmäßige Verteilung des Kalks entstehen, können mit Calcarea carb. geheilt
werden, ebenso Missbildungen und Erweichung der Knochen, durch die sich
die Knochen verbiegen. Aufgrund der
schwachen Knochen und Beinmuskeln
beginnt ein Kind mit solchem Körperbau spät zu laufen.
Ein Calcarea-Patient ist empfindlich
gegenüber kaltem Wind, und er fröstelt.
Er reagiert empfindlich auf stürmisches
und kaltes Wetter. In der kalten Jahreszeit, die auf den Sommer folgt, leidet
er mehr. Er entwickelt Blutandrang im
Kopf, und der Kopf wird heiß. Trotzdem
friert der Patient in seinem subjektiven Empfinden. Er ist am ganzen Körper
kalt, besonders an den Füßen, so dass er
das Bedürfnis hat, warm eingehüllt zu
werden. Er schwitzt stark an verschiedenen Stellen seines Körpers. Während
des Schlafes ist sein Kopfkissen nass
vom Schweiß.
Ein typisches Calcarea Symptom ist der
Schweiß, der bei der geringsten Anstrengung am Kopf und im Gesicht ausbricht, selbst wenn andere Körperteile
frei davon sind. Sobald der Patient aufhört zu schwitzen, fühlt er sich sofort
krank. Entweder hat er Kopfschmerzen,
oder er hat sich erkältet.
Im Allgemeinen fühlt sich der Calcarea
Patient müde, erschöpft und schwach.
Jede Anstrengung verschlägt ihm den
Atem und Hitze steigt ihm in den Kopf.
Er ist so erschöpft, dass er keine Treppen steigen kann, ohne zu keuchen und
nach Luft zu ringen. Nach jeder Anstrengung hat er Kopfschmerzen oder
Fieber.
Das Herz, die Muskeln und der ganze
Körper sind kränklich. Seine Muskeln
sind so schwach, dass sie keine längere Beanspruchung durchhalten können.
Auch der Kreislauf des Calcarea Patienten ist schwach, und von jeder Aufregung bekommt er Herzklopfen.
„Große Angst und Beklemmung. Ruhelosigkeit und Herzklopfen. Verzweiflung
und Hoffnungslosigkeit“ sind typische
Calcarea-Symptome.
Mentale Symptome:
Das Denken des Patienten ist genauso
schwach wie sein Körper. Längere gedankliche Anstrengung kann er nicht
aushalten. Nach gedanklicher und körperlicher Anstrengung wird er müde, er
schwitzt stark und ist gereizt und aufgeregt. Emotional gerät er leicht aus
dem Gleichgewicht. Beschwerden, die
nach emotionaler Unausgeglichenheit,
Unruhe und Aufregung auftreten, halten einige Tage und sogar Wochen an.
Der Patient ist nicht in der Lage, sein
Denken auf etwas zu konzentrieren,
und dessen ist er sich bewusst. Deshalb glaubt er, geisteskrank zu werden.
Dies ist die Besonderheit dieses Medikaments. Ein Calcarea-Patient hat die
fixe Idee, dass er geisteskrank ist, und
er fürchtet, dass die Leute es bemerken. Tag und Nacht liegt er wach und
denkt darüber nach, dass die Leute diesen Verdacht haben und ihn argwöhnisch beobachten. Mit solchen Gedanken im Kopf schaut er sie misstrauisch
an. Sogar unbedeutende Kleinigkeiten
beunruhigen ihn, und er kann diese Gedanken nicht loslassen. Er brütet über
bedeutungslose Dinge und gerät in einen passiven mentalen Zustand. Die auf
ihn einstürmenden Gedanken lassen ihn
nicht schlafen. Er spricht mit sich selbst
und mit erdachten Personen.
Dazu tut er alle möglichen seltsamen
Dinge, zum Beispiel zupft er an seinen
Fingern. Wenn er seine Augen schließt,
erscheinen ihm Gesichter. Immer hat er
das Gefühl, dass jemand neben ihm geht.
Er hat Halluzinationen mit schrecklichen
Bildern. Beispielsweise sieht er Hunde, die
um ihn herumlaufen, und er kämpft mit
ihnen. Eine derartige mentale Belastung
bringt eine hysterische Frau dazu, schreiend umherzulaufen. Häufig bekommt sie
Schreianfälle, dann ist sie wieder ganz
still und spricht mit niemandem. Solche
hysterischen Anfälle werden vor allem
durch den Tod ihres Kindes, ihres Ehemannes oder einer anderen nahe stehenden Person verursacht. Bei Männern führt
eine solche Verfassung zu vielen Arten
der Verirrung. Zum Beispiel hört ein Geschäftsmann auf, sich um sein Geschäft
zu kümmern und sitzt nur noch träge zu
Hause herum. Obwohl er von Natur aus
ein aktiver Mensch ist, wird er in dieser
Zeit der Verrücktheit träge.
Calcarea Kinder nehmen alles sehr ernst
und sind häufig frühreif. Kleine Kinder
sprechen über spirituelle Dinge, den
Himmel und möchten früh sterben, um
in den Himmel zu gelangen. Ältere Patienten verlieren die Lebenslust. Der Calcarea Patient ist voller Furcht, schwermütig, lebensmüde, traurig, verzweifelt
und hoffnungslos. Immer fürchtet er,
dass etwas Schlimmes geschehen wird.
Obwohl er früh sterben möchte, fürchtet er sich vor dem Tod und auch davor, an Tuberkulose zu erkranken. Da
er schreckliche Träume hat, die lärmend beginnen, hat er keinen gesunden Schlaf.
schäftigt ist, bleibt er körperlich träge. Entweder magert er rasch ab oder
er wird fettleibig. Sein oberes Abdomen
ist schwer. Er ist erschöpft und seine
Glieder zittern. Kinder erbrechen Milch,
und sie kommt sauer aus dem Magen.
Calcarea-Patienten haben ein seltsames Verlangen nach rohem Reis, Kalk,
Lehm usw.
Wenn die oben genannten mentalen
und allgemeinen Beschreibungen zutreffen, heilt dieses Medikament auch
alle speziellen, individuellen Symptome.
Daher behandeln wir an dieser Stelle
keine speziellen Symptome.
Spezialstudium:
Da die Patienten ständig lesen, ist ihr
Denken verwirrt. Mit diesem Durcheinander im Kopf machen sie sich Sorgen um anderweitige Themen, während
sie über ein ganz anderes Thema lesen.
Sie schaffen es kaum, ein paar Seiten
zu lesen. Ein Calcarea-Patient begreift
schwer und liest immer wieder dieselben Lektionen. Er hat Angst, dass sein
Denken Fehler machen könnte. Seine bildliche Vorstellungskraft ist nur
schwach, und er hat falsche Vorstellungen von seinem Denken. Eifrig beschäftigt er sich mit albernen Dingen wie
Papierfetzen kauen, Kreide zerdrücken
usw. Bedeutungslose Kleinigkeiten lassen ihn Tag und Nacht nicht schlafen.
Immer möchte er still und allein sein
und nicht angesprochen werden, aber
in seinem Denken überstürzen sich die
Gedanken. Sein Denken ist ruhig, wenn
er in Gesellschaft ist, aber es ist ruhelos, sobald er allein ist. Nachts schmiedet er viele Pläne, die er jedoch nicht
umsetzen kann. Monotonie macht sich
breit. Obwohl er gedanklich immer beParacelsus Health & Healing 1/ III
19
Ayurvedische
P r i n z i p i e n VII
Dr. K. Parvathi Kumar
Massage II
Aufbewahrung der Massageöle
Öle besitzen die Fähigkeit, die Wirkungen
der Lichtfrequenzen aufzunehmen und
zu speichern, wenn die Öle in verschiedenfarbigen Flaschen aufbewahrt werden. Man kann die gefärbten Flaschen
mit den Ölmischungen 40 Tage lang in
die Sonne stellen, um besondere Wirkungen zu erzeugen. Kurz gesagt: Wird ein
Öl in einer roten Flasche aufbewahrt, bekommt es ein heißeres Naturell, während
das gleiche Öl in einer blauen Flasche ein
kühleres Naturell bekommt. Wo zusätzliche Hitze benötigt wird, sollte man die
Mischungen 1, 3 und 4* in einer roten
Flasche aufbewahren oder sie aus Ölen
herstellen, die in roten Flaschen aufbewahrt wurden. Die kühlende Wirkung des
blauen Lichts passt zu den Mischungen 2
und 9*. Vor allem das Senföl sollte man in
einer blauen Flasche in der Hausapotheke lagern, da es bei kühler Lagerung die
beste Erste Hilfe bei Verbrennungen ist.
Wasser aus Hagelkörnern, das gefroren
aufbewahrt wird, ist ebenfalls ein gutes
Mittel bei Verbrennungen.
Kopfmassage
Wird Öl auf dem Kopf einmassiert, nehmen es die Haarwurzeln auf. Sie sind
wiederum mit dem Nervengewebe verbunden, das direkt zum Gehirn führt. Öl
kräftigt das Haar und beugt seinem Aus20
Paracelsus Health & Healing 1/ III
trocknen vor. Trockenheit führt zu sprödem Haar und vielen Kopfhautproblemen.
Außerdem wird durch die Entspannung
der Muskeln und Nerven die Erschöpfung
des Körpersystems beseitigt.
Eine Massage der Stirn beruhigt ebenfalls das System und erzeugt ein wohltuendes Gefühl von Leichtigkeit und
Euphorie. Schläfenmassage verbessert
die Sehkraft und schafft einen Zustand
konzentrierten Gewahrseins.
Fußmassage
Eine einfache Fußmassage mit Senföl
am Abend vor dem Schlafengehen heilt
Taubheitsgefühl in den Füßen, verhindert das Reißen und Schälen der Haut
bei Kälte, verringert oder beseitigt Infektionen durch Pilze oder Bakterien,
baut Unruhe ab und fördert den gesunden Schlaf.
In alten indischen Shastras (Schriften)
heißt es: „Krankheit nähert sich keinem
Menschen, der vor dem Schlafen seine
Füße massiert, genauso wie Schlangen
nicht in die Nähe der Adler kriechen.“
Bei der Massage sollte man einfach den
natürlichen Konturen des Fußes folgen.
Die reinigende Massage
Volkstümliche indische Heiler haben
eine Praxis entwickelt, die die besten
Elemente der Körperreinigung mit allen
Vorteilen der täglichen Massage verbindet. Dieses Verfahren ist unter dem Namen Ubtan bekannt.
Als erstes stellt man eine Paste aus einer
Tasse Kichererbsenmehl oder Vollweizenmehl, einer halben Tasse Senföl und
einem Teelöffel Kurkuma her. Nachdem
man alles gut miteinander vermischt
hat, fügt man so viel Wasser hinzu, dass
eine Paste von der Festigkeit geschmeidiger Kuchenbutter entsteht. Diese
Ubtan-Paste sollte auf den gesamten
Körper einschließlich der Haare aufgetragen werden. Wenn die Mischung zu
trocknen beginnt und Risse bildet, sollte
man sie abreiben und bei der Bewegung
denselben Prinzipien folgen, die in Heft
12/II dargelegt wurden.
Nach der indischen Volksmedizin beseitigt das Auftragen der Ubtan-Paste
Probleme, die durch Unausgewogenheit
des Schleims verursacht wurden. Außerdem vermehrt die Paste das Sperma,
steigert Körperkraft und Vitalität, regt
den Blutkreislauf an und heilt Hautkrankheiten und -infektionen. Durch
Auftragen der Ubtan-Paste auf das Gesicht werden die Kiefern- und Wangenmuskeln entspannt, und man bekommt
einen gesunden, klaren Teint.
Seife ist der größte Feind der Haut, weil
sie die benötigten natürlichen Öle und
chemischen Stoffe abwäscht und die Poren austrocknet. Ubtan dagegen ist der
größte Freund und Reiniger der Haut.
Das Kurkuma in der Ubtan-Mischung
enthält Jod in solcher Form, dass es unmittelbar durch die Haut aufgenommen
werden kann und die Nerven im gesamten System gestärkt werden. Das Öl und
das Mehl reinigen die Haut und machen
sie geschmeidig. Zusätzlich macht das
Öl die Haut zart und strahlend.
Aufgrund des Jodanteils im Kurkuma
entzieht die Paste zu Anfang, nachdem sie aufgetragen wurde, dem System überschüssige Hitze. Sobald sie zu
trocknen anfängt, wird durch das Abrubbeln die normale Temperatur wiederhergestellt und die Oberfläche des
ganzen Organismus mit neuer Energie
aufgefrischt.
Vom Blutstrom wird die Samenflüssigkeit durch den Körper transportiert, danach in die Prostata und in die Hoden
hineingezogen und ausgeleitet, entsprechend dem Impuls, der von der Hypophyse im Gehirn gegeben wird.
Nach der indischen Volksmedizin ist das
Bindu (Ojas = Leuchten) auf den Gesichtern von Kindern und gesunden Erwachsenen zu sehen. Durch das Auftragen
von Ubtan wird die Samenflüssigkeit
gestärkt, und Hautkrankheiten sowie
alle drei Elemente in der Körperchemie
werden zu gegebener Zeit geheilt.
* siehe Paracelsus – Health & Healing
Heft Nr. 12/II
Ubtan:
eine Praxis, die die besten
Elemente der Körperreinigung
mit allen Vorteilen der täglichen
Massage verbindet.
Ubtan-Paste: Kichererbsenmehl, Senföl und Kurkuma
Paracelsus Health & Healing 1/ III
21
O k k u l t e s H e i l e n IV
Dr. K. Parvathi Kumar
Dr. K. Parvathi Kumar ist Autor von
über 30 Büchern. Er hielt mehr als
160 Seminare auf drei Kontinenten.
Seine Themen umfassen die Bereiche
Meditation, Astrologie, Heilen, Farbe,
Klang, Symbolik, Zeitzyklen usw. Unter
anderem kümmert sich Dr. K. Parvathi
Kumar um verschiedene soziale Wohlfahrtsprojekte. Zum Beispiel gründete und unterstützt er Schulen und
Heilungszentren in Indien, in denen
kostenlos Erziehung, homöopathische
Behandlung und andere benötigte
Hilfe gegeben wird.
22
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Okkulte Anatomie
Für die okkulte Heilung ist das okkulte
Verständnis der Körpernatur von Bedeutung. Vom okkulten Standpunkt wird der
physische Körper als Automat betrachtet. Das okkulte Verständnis bezieht den
Vitalkörper, den Wunschkörper und den
Mentalkörper in die Heilung ein. Der Vitalkörper wird vom Lebensprinzip erhalten, während der Mental- und der
Wunschkörper vom Bewusstseinsprinzip gesteuert werden. Der Mensch inkarniert mit einer bestimmten Absicht,
die man den Willen der Seele nennt.
Dieser Wille legt das Sein und das Tun
fest. Der Wille des Menschen kommt
durch die Form zum Ausdruck, und die
Form wird durch die Lebenskraft angetrieben.
Somit erkannten die Menschen in alter
Zeit zwei Kraftströme:
– den Strom des Bewusstseins, des
Willens, der durch das Denken, die Sinne und den Körper arbeitet,
– den Strom des Lebens, der den Körper mit Leben erfüllt.
Der Wille des Menschen wirkt als Bewusstsein. Menschen sind eigenbewusst, aber nicht die Tiere. Auch die
Tiere sind von Leben erfüllt, in ihrem
Bewusstsein jedoch nicht so weit entwickelt wie der Mensch. Das Bewusst-
sein macht den Menschen zu einer rational denkenden Wesenheit. In der
Zirbeldrüse im Gehirn befindet sich der
Sitz dieses Bewusstseins bzw. Willens.
Der andere Aspekt – die Lebenskraft, die
jedes Körperatom belebt und das Einheits- oder Integrationsprinzip darstellt
– findet seinen Weg zum Herzen und ist
dort verankert. Von diesen beiden Punkten aus, das heißt vom Kopf und vom
Herzen, versucht der Mensch mit seiner
Ausrüstung, dem Körper, zu arbeiten.
Jede Nacht, wenn wir schlafen, zieht
sich das Bewusstseinsprinzip in sich
selbst zurück, während das Lebensprinzip weiterarbeitet. Häufig geht das Bewusstsein (der Mensch als solcher) auf
Reisen und kehrt erst zurück, wenn wir
erwachen. Im Schlaf bleibt der magnetische Faden oder der Energiestrom, an
dem die Lebenskraft entlang fließt, erhalten. Er stellt außerdem den Rückweg
zum Körper dar. Beim Tod wird dieser
Lebensfaden zerrissen. Solange der Lebensfaden unversehrt ist, kehrt die bewusste Wesenheit (der Mensch) in den
Körper zurück, aber wenn der Faden
zerschnitten ist, kann der Mensch nicht
mehr zurückkehren. Die Absicht und der
Wille des Menschen benutzen den Bewusstseinsfaden, und mit Hilfe des Lebensstroms drücken sie sich durch den
Körper aus. Diese bewusste Wesenheit
wird Atma oder Geist genannt.
Dies führt uns eine weitere Dimension
vor Augen: Im Schlaf bleibt der Mensch
nicht im Körper, sondern wandert woanders hin. Das Traumerleben ist ein
Beispiel dafür. Es ist eine außerkörperliche Erfahrung. Der Körper ruht auf dem
Bett, während der Mensch umherreist,
um bekannte und unbekannte Orte
und Personen zu erleben. Dabei verlässt er den Körper durch das Kopfzent-
rum. Manche Menschen gehen bewusst
aus dem Körper, aber viele treten unbewusst heraus. Wer ihn bewusst verlässt, wird als Yogi bezeichnet, während
die anderen normale, durchschnittliche
Menschen sind.
Der Unterschied zwischen beiden liegt
im Gewahrsein. Entsprechend der Entwicklung und der daraus folgenden Erschließung des Mechanismus existiert
das Gewahrsein in verschiedenen Abstufungen. In seinem Ausdruck ist der
Mechanismus des Gewahrseins oder
Bewusstseins (des menschlichen Wesens) dreifach.
Zuerst gibt es die Nadis (dies sind nicht
die Nerven) und die sieben Kraftzentren
mit folgenden Drüsengeflechten:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Kopfzentrum
Ajnazentrum
Kehlzentrum
Herzzentrum
Solarplexus
Sakralzentrum
Basiszentrum
fen, und das wirkt sich wiederum auf
den Mechanismus aus. Heute entstehen
die meisten Krankheiten aus endokrinen, Nerven- und Drüsenstörungen. Um
sie zu beheben, scheint eine friedliche
Lebensweise ohne Konkurrenzdenken
und ohne Aggressionen, die außerdem
einfach und von hoher Qualität ist, unumgänglich zu sein. Je eher der Mensch
lernt, ein solches Leben zu führen, desto schneller wird seine Gesundheit wiederhergestellt.
Zirbeldrüse (1)
Hypophyse (2)
Schilddrüse (3)
Thymusdrüse (4)
Bauchspeicheldrüse (5)
Keimdrüsen (6)
Nebennieren (7)
Durch diese sieben Zentren und ihre
entsprechenden Drüsen bringt sich der
Mensch zuerst zum Ausdruck.
|
(1)
| (2)
| (3)
Seine zweite Ausdrucksform erfolgt
durch das Nervensystem mit seinen drei
Unterteilungen:
1. das zentrale Nervensystem,
2. das sympathische und periphere Nervensystem,
3. das endokrine System.
| (4)
Als Drittes drückt sich der Mensch durch
den Sinnesapparat aus.
Ist das Verhalten des Menschen von
niederer Qualität, wird die Funktion
dieses dreifachen Ausdrucks angegrif-
| (6)(7)
|
| (5)
Paracelsus Health & Healing 1/ III
23
Heilen im
Neuen
Zeitalter
Die sieben
Heilweisen I
24
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Einführung
Es gibt sieben Arten des Heilens, die mit
den Energien der sieben Strahlen in direktem Zusammenhang stehen. Ärzte und
Heiler werden sich in Zukunft immer mehr
mit der Wissenschaft der sieben Strahlen
und der sieben Heilweisen auseinandersetzen. Was in der Zeitschrift Paracelsus
– Health & Healing darüber an Wissen
vermittelt wird, ist nur der Anfang einer
neuen, fundamentalen Heilwissenschaft.
Es gibt bis jetzt nur Wenige, die damit vertraut sind, und es ist sehr schwierig, einen
Heiler zu finden, der hinreichend geschult
ist, um die Methoden oder sieben Arten des Heilens anzuwenden. Die Grundlage für diese Heilweise ist das Studium
der sieben Strahlen. Um mit den Strahlen
arbeiten und heilen zu können, muss ein
Heiler die Strahlenqualitäten seiner Körper (Mental-, Astral-, physischer Körper)
und seiner Persönlichkeit, insbesondere jedoch seinen Seelenstrahl kennen. Er muss
wissen, wie, wo und wann er die Energien
des Seelenstrahles einsetzen kann. Dazu
braucht es ein gewisses Maß an Erleuchtung und Strahlkraft, die er entsprechend
anwenden und vermitteln kann. Solange
dies nicht der Fall ist, sind diese Strahlmethoden und Techniken, welche die Verwendung und Lenkung der Strahlenenergien bestimmen, nutzlos. Doch selbst
wenn diese Grundlagen fehlen, ist es sinnvoll, sich mit dieser neuen Wissenschaft
des Heilens auseinanderzusetzen. Es ist
ein guter Dienst an der Menschheit, die
notwendigen Schritte zu tun, ein Studium der sieben Strahlen zu absolvieren und
den Weg der Vervollkommnung zu gehen.
Die Grundlagen dafür bieten das Beschreiten des achtfältigen Yogapfades, die Bhagavad Gita und das Studium der Wissenschaft der sieben Strahlen.
(S.M.)
Dieser Abschnitt wird kurz sein und besteht lediglich aus einer Reihe von summarischen, zusammengefassten Aussagen,
die ein Nachschlagebuch, einen Leitfaden
für den Heiler darstellen, auf den er sich
stützen kann. Diese Aussagen umfassen
drei Kategorien:
1. Die sieben Strahlenergien
2. Die Strahlen des Heilers und des Patienten
3. Die sieben Heilmethoden
Diese Aussagen vervollständigen den IV.
Band der Abhandlung über die sieben
Strahlen und teilen dem fortgeschrittenen Heiler vieles mit. Sie sollten helfen,
die Heilbehandlung wirksamer zu gestalten, selbst wenn nur die Vorarbeiten und
Grundregeln mitgeteilt werden. Es erübrigt
sich wohl der Hinweis, dass der Heiler sich
in dieser Anfangstätigkeit vervollkommnen muss; und – strebend und arbeitend
– mag er vielleicht selbst (allein und ohne
Hilfe) in die tiefere Bedeutung dieses Teiles der Ewigen Weisheit eindringen.
1. Die sieben Strahlen-Energien
Fünfzehn Aussagen
1. Die sieben Strahlen verkörpern und
bringen die Gesamtheit der Energien zum
Ausdruck, die überall durch unseren ganzen Planetenkörper kreisen.
2. Diese sieben Strahlenergien sind die
sieben Kräfte, die gemeinsam den Hauptstrahl der Liebe-Weisheit bilden. Dieser ist
der zweite Strahl unseres Sonnensystems
und der beherrschende Strahl in jeder planetarischen Ausdrucksform innerhalb des
Sonnensystems. Alle sieben Strahlen sind
Unterstrahlen dieses großen kosmischen
Strahles.
3. Ganz gleich, auf welchem Strahl sich
der Heiler befindet, er muss dennoch stets
durch den zweiten Unterstrahl dieses großen Strahles wirken – den Strahl der Lie-
be-Weisheit in jedem Strahl. Dadurch
kommt er mit dem herrschenden Seelenund Persönlichkeitsstrahl in Verbindung.
Der zweite Strahl hat die Fähigkeit, alles
einzubeziehen.
4. Der zweite Strahl und der zweite Unterstrahl auf allen Strahlen sind in ihrer Wesensäußerung zweifach. Der Heiler muss
lernen, durch den Liebesaspekt und nicht
durch den Weisheitsaspekt zu wirken. Dies
erfordert viel Schulung, um geistige Unterscheidung anwenden zu können.
5. Der Heiler muss beim Heilen jene Träger (oder Körperhüllen) der Formnatur verwenden, die auf der Linie 2 – 4 – 6 – sind.
Wenn er keine solchen Hüllen oder Körper
mit dieser grundsätzlichen Energie besitzt,
kann er nicht heilen. Das wird nur selten
erkannt und anerkannt. Es kommt jedoch
kaum vor, dass eine Ausrüstung keinerlei
Ausgangsstellen für den zweiten Strahl
hat.
6. Jene Heiler, die sich auf dem zweiten
Strahl befinden oder einen kraftvollen
Träger vom zweiten Strahl besitzen, sind
für gewöhnlich große Heiler. Christus, der
wahrste, jemals auf Erden bekannte Repräsentant des zweiten Strahles, war der
größte aller heilenden Gottessöhne.
7. Der Strahl der Seele bedingt und bestimmt die Methode, die angewendet
werden soll. Jener Strahl der Persönlichkeitsträger, der am engsten mit dem zweiten Strahl verbunden ist (dem alle Unterstrahlen als Leitungswege dienen) ist
derjenige, durch den die heilende Energie
strömen muss.
8. Der zweite Unterstrahl des Seelenstrahles bestimmt die Art und Weise, wie
der Heiler an das Heilproblem herangeht,
dem er sich unmittelbar gegenübersieht.
Diese Energie wird in Heilkraft umgewandelt, wenn sie durch den hierfür geeigneten Persönlichkeitsträger strömt. Hierfür
geeignet heißt, dass der Strahl dieses Trägers der zweite, vierte oder sechste sein
muss.
9. Der hierfür geeignete Träger kann entweder der Mentalkörper oder der emotionelle Körper sein. Da die große Masse
der Menschheit ihren Schwerpunkt in der
Astralnatur hat, wird die Heilung im Allgemeinen am erfolgreichsten sein, wenn
der Heiler eben diesen Körper als Übertragungskanal verwendet.
10. Es entsteht daher ein Energiedreieck
aus:
a) der Energie der Seele,
b) dem zweckdienlichen Träger,
c) dem Ätherkörper, entweder über das
Herz oder über das Solarplexus-Zentrum.
11. Innerhalb des Ätherkörpers bildet sich
ein sekundäres Dreieck für den Kreislauf
der Energien zwischen:
a) dem Kopfzentrum, der Empfangsstation;
b) dem Ajnazentrum, dem Zentrum für
die gelenkte Verteilung;
c) dem Zentrum, das – als Weg des geringsten Widerstandes – die Energie des
Seelenstrahles verspürt, welcher der sieben Strahlen auch immer dieser sein mag.
12. Dieses sekundäre Dreieck wird mit
dem ersten Hauptdreieck durch einen
„Akt der Überlegung“ verbunden. Dies ist
ein Teil der Methode, den ich zurückhalte.
13. Der aufrichtige und erfahrene Heiler
kann (in Ermangelung der esoterischen
Formel, welche die Verbindung zwischen
den beiden Dreiecken herstellt) viel tun,
um eine befriedigende Verbindung zu
bekommen, und zwar durch einen bewussten Akt des Glaubens und durch die
standhafte Behauptung seiner festgelegten Absicht.
14. Das größere Dreieck betrifft den Heiler und macht ihn zu einem Übertragungswerkzeug; das geringere ist dasjenige, das
die Wirkung auf den Patienten ausübt und
durch das der Heiler – auf der physischen
Ebene – wirkt.
15. Das Vorgehen des Heilers besteht also
vor dem bewussten Akt des Heilens aus
drei Phasen:
Erste Phase:
a) Der Heiler verbindet sich tatsächlich
und bewusst mit seiner eigenen Seele.
b) Dann entscheidet er, welcher von seinen Persönlichkeitsträgern verwendet
werden soll; diese Entscheidung beruht
darauf, wie dieser Träger gegenüber den
Energien reagiert, die auf der Linie 2 – 4
– 6 hereinkommen.
c) Durch einen Willensakt verbindet er
dann die Seelenenergie – über den erwünschten Träger – mit dem geeigneten
Zentrum im Ätherkörper; dieses kann das
Herz oder der Solarplexus sein, vorzuziehen ist jedoch immer das erstere.
Zweite Phase:
a) Er schafft das sekundäre Dreieck, indem
er seine Aufmerksamkeit im Empfangsorgan, dem Kopfzentrum, konzentriert.
b) Dann verbindet er dieses Kopfzentrum
vermittels der schöpferischen Imagination
mit dem Zentrum zwischen den Augenbrauen und hält die Energie dort fest, da
dieses das leitende Vermittlungsorgan ist.
c) Er bemüht sich, in diesem Ajnazentrum
die Energie desjenigen ätherischen Zentrums anzusammeln, das zu seinem Seelenstrahl eine wesensgemäße Beziehung
hat.
Dritte Phase:
Dann stellt er mit Bedacht die Verbindung
zwischen den beiden Dreiecken her; hierauf ist er zur Heilarbeit bereit.
Bailey, Alice A.: Esoterisches Heilen.
Genf: Lucis Trust, S. 752–755.
Zusammengestellt von Sabine Mrosek.
Paracelsus Health & Healing 1/ III
25
M e d i z i n u n d Ta o i m
traditionellen China I
Catherine Despeux
Catherine Despeux, Maître de Conférences am Institut National des
Langues et Civilisations Orientales in
Paris ist Kennerin des Taoismus und
der traditionellen chinesischen Medizin. Schwerpunkt ihrer Forschung
bilden die Techniken zur Erhaltung
der Gesundheit und Langlebigkeitspraktiken des traditionellen China.
26
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Mehrere Jahrtausende vor unserer Zeit,
zur Zeit des Kaisers Yao, lebte in China
Pengzu, „der Patriarch der Stadt Peng“,
dem die Tradition ein Alter von über
800 Jahren zuspricht. Er ist ein Symbol
der Langlebigkeit geworden und wird
sowohl von den Ärzten als auch von
den Taoisten verehrt. Er war Schamane, sagt man, und die chinesische Kultur betrachtet ihn als den ersten namentlich bekannten Arzt Chinas. Laut
Legende sind Peng, Xian und andere
Schamanenärzte in die trockenen Gegenden des äußersten Westens gegangen, auf den Berg der übernatürlichen
Geister (Lingshan), um dort mit den
Geistern zu verkehren und wilde Heilkräuter zu sammeln. Man erzählt sich,
dass Pengzu, ein Nachfahre des Gelben
Kaisers (Huangdi), Meister in der Kunst
war, „das Leben zu nähren” (yangsheng)
mittels verschiedener Praktiken, die von
Diät bis zur Ausgestaltung der Lebensweise reichten und auch Gymnastik-,
Atmungs- und geistige Techniken beinhalteten, die später insbesondere von
den Taoisten aufgegriffen wurden.
Obwohl die chinesische Medizin sich
langsam des Volksglaubens und des
Schamanismus entledigt hat, um eine
Medizin der Gelehrten zu werden, eine
Entwicklung, die sich gemeinsam mit der
Gründung des Zentralstaates in China
vollzog (4.–3. Jh.v.Chr.), so hat sie doch
ihre archaischen Formen über die volkstümlichen Ausgestaltungen der Medizin
beibehalten. Ihre Tradition ist mit drei
mythischen Figuren der chinesischen Zivilisation verbunden: dem Gelben Kaiser
(Huangdi), dem Göttlichen Landmann
(Shennong), dem Vater der Pharmakopöe1, und Fuxi, dem man die Erfindung
der acht Trigramme zuspricht, die auf
dem Gedanken der Bewegung des Qi2
als Yin und Yang gründen.
Der Taoismus ist mit Lao Tse (5. Jh.v.Chr.)
geboren, dem man das Buch des Wegs
(Tao) und der Tugend zuspricht, einer
Reihe von Aphorismen über die Kunst,
sein Leben oder ein Reich zu verwalten.
Der Taoismus hat sich zu seiner vollen
Blüte hundert Jahre später mit Zhuangzi entfaltet, der wichtigsten Gestalt der
taoistischen Denkweise. Der Gelbe Kaiser (Huangdi) und Lao Tse wurden die
Meister von Anhängern, die die sogenannte „Huanglao-Richtung” gebildet
haben, denn sie vertraten die Vorstellung einer Welt und des Lebens, die man
diesen beiden Meistern, Huangdi und
Lao Tse zusprach und die den Techniken
für Langlebigkeit eine wesentliche Bedeutung einräumten. In der Folge wurden diese vom religiösen Taoismus mehr
oder weniger absorbiert und weiterentwickelt. Um den Beginn des christlichen
Zeitalters wurde Lao Tse für göttlich erklärt und Meister von verschiedenen
politisch-religiösen Bewegungen. Diese
waren der Beginn der großen Religion
des Taoismus, die später verschiedene Formen annahm. Zusammenfassend
können zwei Hauptaspekte dieser Religion herausgestellt werden: der eine
wird von der Schule der Himmlischen
Meister vertreten und misst religiösen
Riten und einem kodifizierten sozialen
Zusammenleben eine wichtige Bedeutung bei. Der andere wird von der Bewegung des Bergs Lao (bei Nankin) vertreten und legt den Akzent eher auf das
individuelle Heil und die Entwicklung
von Langlebigkeitstechniken.
Mit Erscheinen dieser zwei religiösen
taoistischen Bewegungen verstärkte
sich der Unterschied zwischen Medizin
und Taoismus, ohne dass es jedoch zu
einer Spaltung kam, da ihre Vorstellungen über das Leben, Krankheit und Therapien ähnlich sind. Da, wo die Medizin
heilte, nährte und erhielt der Taoismus
das Leben, könnte man sagen. Wir müssen unsere westlichen Denkkategorien
beiseite lassen, die zu einer Trennung
von Krankheit und Gesundheit führten:
der Arzt sowie der Taoist sollte nicht die
Kranken heilen, sondern die Gesundheit
erhalten und Krankheiten verhindern.
Dadurch trug er zum individuellen und
sozialen Wohlbefinden bei, denn Heilen
und Regieren entspringen demselben
Verfahren und werden in Chinesisch
durch zhi ausgedrückt, was wortwörtlich „Ordnung bringen” bedeutet. Im
Suwen, dem Kanon der traditionellen
chinesischen Medizin, wird folgendes
gesagt:
„Der Weise bringt einen bereits erkrankten Menschen nicht in Ordnung (er
heilt nicht), sondern er stellt die Ordnung her, bevor die Krankheit erscheint.
Er ordnet nicht (regiert nicht) ein von
Unruhen verwirrtes Land, er ordnet ein
Land, das noch nicht in Unordnung ist.
Nach Erscheinen einer Krankheit, dagegen medizinisch vorgehen, oder (in
ein Land) Ordnung bringen, in dem die
Unruhen schon herrschen, ist das nicht
wie das Graben eines Brunnens, wenn
man schon dürstet, oder das Einschmel-
zen von Waffen, wenn der Krieg schon
begonnen hat, das heißt, handelt man
hier nicht zu spät?”
So sind der Taoismus und die Medizin
immer in enger Verbindung gestanden,
da beide ähnliche Vorstellungen des Lebens haben, die auf dem Konzept von Qi
beruhen, das man oft sinn-verengend
mit „Energie” übersetzt.
Qi, Grundlage des Lebens
Das Leben entsteht durch Qi. Diese Idee
ist in der chinesischen Kultur fest verankert. Einer der ersten, der sie vertreten hat, ist der taoistische Denker
Zhuangzi, der sagt: „Das menschliche
Leben entsteht aus einer Anhäufung
von Qi. Wenn das Qi sich anhäuft, entsteht Leben, wenn es sich zerstreut, erscheint der Tod.” Qi, das sowohl Wasser
als auch Feuer ist, ruft die Bewegung
hervor, die Dynamik des Lebens, es stellt
mittels seiner Beweglichkeit und seines
Zirkulierens einerseits die Verbindung
und Einheit innerhalb des menschlichen
Körpers her, und andererseits zwischen
dem menschlichen Körper und dem
Universum. Einheit in der Bewegung. So
ist das Qi gleichzeitig unveränderlich
und in ständiger Veränderung begriffen.
Es zeigt sich in Bewegung, nimmt verschiedene Formen an, verwandelt sich
und bewahrt dennoch immer seine Einheit. Jedes Element, jede Erscheinungsform, von den verschiedenen materiellen Formen bis hin zu den Gefühlen und
den vielfältigen glücklichen oder unheilvollen Ereignissen des Lebens, sind
Ausdruck des einzigartigen Qi.
Qi tritt sowohl im menschlichen Körper als auch im Universum hauptsächlich in zwei sich ergänzenden Formen in
Erscheinung, die so unzertrennlich sind
wie Tag und Nacht: Yin, das der Nacht,
dem Schatten, dem Mond und dem
Weiblichen entspricht, und Yang, das
dem Tag, dem Licht, der Sonne und dem
Männlichen entspricht. Yin und Yang erzeugen sich gegenseitig, der Höhepunkt
des einen führt zur Geburt des anderen.
Sie entwickeln sich im Rahmen eines
ununterbrochenen Zyklus und geben
dem Leben und der Strömung des Qi einen Rhythmus, der den Zyklen der Tage
und Jahreszeiten entspricht.
Qi tritt des Weiteren auch in Form von
fünf Phasen in Erscheinung, die man
die fünf wirkenden Kräfte oder fünf
Elemente nennt: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Diese stehen in Verbindung mit den vier Jahreszeiten plus einer Zwischenperiode zwischen Sommer
und Herbst, mit den fünf Grundfarben,
den fünf Sinnen, den fünf Himmelsrichtungen (die fünfte ist die Mitte), den
fünf Organen (Leber, Herz, Milz, Lunge
und Nieren) und den verschiedenen Teilen des Körpers. Dieses ganze Entsprechungssystem, das unter anderem eine
Ordnungsfunktion hat, erlaubt es der
Medizin, die Funktionsweise des Organismus zu erforschen und zum Beispiel
durch die Untersuchung von Farben herauszufinden, welches Organ in seiner
Funktionsweise gestört ist.
Gesundheit und Krankheit
Die chinesische Weisheit besagt, dass
bei der Zeugung des Lebens das Sperma
des Vaters und das Blut der Mutter, zwei
Formen des Qi, sich vereinigen und vermischen, um den Embryo zu bilden, der
durch das Qi der mütterlichen Gebärmutter wächst und sich entwickelt. Bei
der Geburt besitzt das Individuum also
ein Lebenspotential, das „authentische
Qi” (zhenqi), das während des ganzen
Lebens hindurch bewahrt, ernährt und
Paracelsus Health & Healing 1/ III
27
M edizin und Tao
i m traditionellen
China I
28
Paracelsus Health & Healing 1/ III
vervollkommnet werden muss. Erst in
der Pubertät erhält der Mensch jedoch
seine gesamte Qi Menge, das heißt mit
16 Jahren für einen Mann und mit 14
Jahren für eine Frau, wobei diese Zahlen symbolischen Charakter haben.
Die Gesundheit wird im Körper hauptsächlich durch zwei Formen des Qi erhalten: das abwehrende Qi, das eine Barriere darstellt und den Menschen gegen
alle äußeren Aggressionen schützt, und
das in allen Zwischen- und Leerräumen
des Körpers zirkuliert, und das nährende
Qi, das sich durch das Blut verbreitet.
Sie wird weiterhin durch eine angemessene Lebens- und Verhaltensweise, eine
ausgewogene Ernährung und verschiedene Techniken erhalten, die das „Leben
nähren” (yangsheng).
Gesund sein heißt demnach, einerseits
das Leben zu nähren und es andererseits zu beschützen. Zu diesem Zweck
muss man seine Integrität beibehalten
und ständig das „höchste Gleichgewicht” (talping) bewahren, wobei damit auch der große Frieden ausgedrückt
wird, der auf der Welt herrschen sollte.
Dies erfordert eine ständige Aufmerksamkeit, ein ständiges Beobachten der
weltweiten Lage, da die Änderung eines
einzigen Bestandteils der Gesamtheit
eine weitere Änderung nach sich zieht,
um das Gleichgewicht zu bewahren,
woraus sich dieser grundlegende Gedanke der chinesischen Kultur der „Ordnung” (zhi) ergibt. Dieser Begriff bedeutet sowohl „heilen“ als auch „regieren“.
Sich den natürlichen Rhythmen anpassen und die universelle Harmonie durch
eine ständige Anpassung und das ständige Bewusstsein der Einheit bewahren,
dies gewährleistet Gesundheit.
Aus diesen Vorstellungen, die hier zusammengefasst sind, ergibt sich, dass
Krankheit vorhersehbar und vermeidbar ist. Jedes bewusst lebende Individuum erkennt eine äußere oder innere
Störung und kann dieser mit einer verstärkten Verteidigung entgegentreten,
um die Integrität seines Selbst zu bewahren. Deshalb haben die Chinesen
der Krankheitsvorbeugung so viel Gewicht zugemessen, die zumindest theoretisch die Hauptaufgabe des Arztes
war. Der Taoist, für den der Weg (Tao)
darin besteht, zu den Wurzeln des Lebens zurückzukehren, kann nur dann
diesen Weg gehen, wenn er bei guter
Gesundheit ist; und umgekehrt, sobald
er dem Weg (Tao) folgt, im Einklang mit
der Natur ist und die Einheit bewahrt,
bleibt er vor Krankheit geschützt.
Sowohl für den Arzt als auch für den
Taoisten hat ein Mensch sein volles Qi
erst zum Zeitpunkt der Pubertät entwickelt. Die Integrität dieses Potentials zu
bewahren, bedeutet, Schäden und dementsprechend das Altern zu verhindern.
So wird das Altern, das in unserer westlichen Kultur normal und unvermeidbar
erscheint, in China zu einem nahezu
pathologischen Phänomen. Es sind die
Taoisten, die am meisten ihre Aufmerksamkeit den Mitteln zugewandt haben,
den Alterungsprozess zu verhindern, um
dank ihrer Techniken, die das Leben erhalten, im Vollbesitz ihrer physischen
Kräfte und ihrer jugendlichen Erscheinung an ihr Lebensende zu gelangen.
Mit der Rückkehr zur Einheit verfeinerten sie die Qualität ihres Qi, ebenso die
Fähigkeit zur Kommunikation und zum
Austausch mit dem Qi des Universums,
und vollbringen damit eine permanente
Regeneration.
Diese Auffassung von Leben ist nicht
ohne Einschränkungen, die man wie
folgt zusammenfassen kann: Maßhalten
bei allem und die richtige Mitte bewahren. Die Mitte bewahren ist ein Begriff,
der so im chinesischen Denken verankert ist, dass er den Namen des Landes
geprägt hat: Zhongguo, „Reich der Mitte”. Selbstbeherrschung und Kontrolle
über jede Situation sind gefordert, um
sich nicht von den verschiedenen Emotionen überwältigen zu lassen. Auf der
anderen Seite gibt diese Lebensauffassung die außerordentliche Freiheit, die
in der Erfüllung des Menschseins besteht. Der in Harmonie lebende Mensch
dehnt diese auf seine Umwelt aus und
erreicht eine vollkommene Autonomie.
Diese Vorstellungen setzen die feste
Überzeugung voraus, dass jedes Individuum Meister seines Lebens sein kann.
Die taoistischen Schriften wiederholen
ständig, dass „das Schicksal von jedem
Einzelnen und nicht nur vom Universum
abhängt.” So ist jeder für seine Gesundheit verantwortlich und dazu fähig, sie
zu bewahren, indem er sich auf den
Weg des Tao begibt.
(wird fortgesetzt)
Pharmakopöe: Arzneibuch; amtliches
Vorschriftenbuch über Beschaffenheit
und Prüfung, z. T. auch Bereitung, Aufbewahrung und Dosierung von Arzneimitteln, die dadurch standardisiert
werden.
1
Im westlichen Sprachgebrauch wird
häufig „Atem“ an die Stelle des chinesischen Wortes Qi gesetzt. Auch im
Original des vorliegenden Artikels verwendet die Autorin das französische
Wort „souffle“ oder „souffle vital“, setzt
aber manchmal Qi in Klammern dazu.
Qi Gong Meister betonen, dass die Bewegung des Qi im Körper unabhängig
vom Atem verläuft. Damit für den Leser
keine Verwirrung entsteht, wird daher
das Wort „Atem“, im französischen Text
„souffle“, jeweils durch Qi ersetzt. Eine
adäquate Übersetzung dieses Begriffs,
das in Japan Ki, in Indien Prana genannt
wird, gibt es in den modernen westlichen Sprachen m. E. nicht. Der häufig
verwendete Begriff der Lebensenergie
trifft die Bedeutung nur unvollständig.
(B. Pfl.-M.)
2
aus:
Arts et Vie Plus Nr. 4 Mai–Juni 1967
Q i ist beides, Wasser und Feuer
Paracelsus Health & Healing 1/ III
29
Quantenphysik und
B e w u s s t s e i n II
Dr. Inmaculada Nogués
Dr. Inmaculada Nogués ist Familienärztin und Homöopathin und befasst
sich mit Syntergetik. Sie hat ihre
Arztpraxis in Barcelona, Spanien.
Syntergetik ist eine ganzheitliche
Annäherung an die Synthese der
Medizin bzw. Medizin des Bewusstseins und wurde von Dr. Jorge Carvajal in Kolumbien entwickelt.
Vom deterministischen und mechanistischen Newtonschen Modell des 17.
Jahrhunderts gehen wir nun zum unbestimmten Quantenmodell über, in dem
die Gegenwart nicht bis ins kleinste Detail erkannt werden kann. Es gibt eine
Wechselwirkung zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten. Eine
subjektive Welt, in der die Wahrnehmung ein grundlegender Bestandteil
ist und das Verhalten von Teilchen vom
Beobachter und der Betrachtungsweise
abhängt, transzendiert das Gesetz von
Ursache und Wirkung,
Zu den grundlegenden Eigenschaften
gehören:
n Welle-Teilchen-Dualität
n Kohärenz: eine Eigenschaft der
Quantenwelt
n Nicht-Örtlichkeit
n Unbestimmtheit
Welle-Teilchen-Dualität
Geist-Körper-Dualität ist die Entsprechung der Welle-Teilchen-Dualität. Der
physische Körper ist der materielle Aspekt, während das Bewusstsein der Wellen-Aspekt ist. In der Quantenphysik gibt
es ein bemerkenswertes Experiment –
der Young’sche Doppelspaltversuch – in
dem bewiesen wird, dass das Bewusstsein eine Verschiebung des Gleichge-
30
Paracelsus Health & Healing 1/ III
wichts bewirkt, und dass ein innerer
Dialog zwischen dem Forscher, den Elementarteilchen und dem Bewusstsein
des Forschers existiert. Wohin auch immer der Forscher seine Aufmerksamkeit
lenkt, entsprechend verändert sich das
Ergebnis des Experiments.
Wir sollten über die Bedeutung dieser
Tatsache nachdenken und uns bewusst
machen, dass die Welt der subatomaren Teilchen in der gesamten Materie
besteht (… und wir werden aus Materie
gebildet …).
Kohärenz: Eine Eigenschaft der
Quantenwelt
Dies ist die Essenz des Magnetismus,
des Laserlichts, von hochkohärenten
mentalen Stufen des Bewusstseins …
Das Konzept des „Feldes“ spielt bei der
Wechselwirkung aller Systeme in der
Natur eine überragende Rolle. Jeder
Körper bildet ein „Feld“ um sich selbst
und verändert damit die Eigenschaften des ihn umgebenden Raumes. Die
Physik selbst betrachtet nicht mehr nur
Materie und ihre Teilchen, sondern akzeptiert die Tatsache, dass das „Feld“
eine wichtige Rolle bei der Wechselwirkung aller Systeme spielt. Das gebildete
Feld ist untrennbar mit den vier grundlegenden Kräften verbunden:
n Gravitationskraft,
n elektromagnetische Kraft,
n schwache Nuklearkraft,
n starke Nuklearkraft.
Diese Kräfte bestimmen das Verhalten
aller Materie sowie der biologischen,
chemischen und nuklearen Phänomene.
Dank dieser Kräfte wird alles wunderbar
zusammengehalten und geeint.
Im 17. Jahrhundert begriff Isaac Newton das Konzept der Anziehung der
Schwerkraft als das Gesetz der univer-
salen Gravitationskraft. Alle materiellen Objekte ziehen sich gegenseitig an.
Materie besitzt die Eigenschaft, dass jedes Teilchen im Universum durch seine
Masse eine Anziehungskraft auf andere
Teilchen ausübt. Diese Kraft ist verantwortlich für die Anziehung und Kohäsion aller Himmelskörper.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde eine Vielzahl grundlegender Entdeckungen im Bereich der Elektrizität und des Magnetismus gemacht.
Einer der bemerkenswertesten Forscher
war Hans Christian Oersted, Professor
der Physik in Kopenhagen, der im Jahre
1820 die Beziehung zwischen Elektrizität und Magnetismus entdeckte. Die
elektromagnetische Kraft besteht aus
zwei Feldern, die eng miteinander verbunden sind: aus dem elektrischen Feld
und dem magnetischen Feld.
Die Magneten zeigen die Existenz von
magnetischen Kraftlinien, die in der
Lage sind, ein Feld aufzubauen. Sie zeigen auch, dass Körper mit unterschiedlicher Ladung einander anziehen bzw.
Körper mit gleicher Ladung sich gegenseitig abstoßen. An diesem Beispiel
wird ersichtlich, wie das „Feld“ die Anordnung der Teilchen bestimmt – eine
unsichtbare Schablone dessen, was
später Form annimmt.
Unser Planet besitzt ein magnetisches
Feld von annähernd 500 Milligauss, und
alle Menschen unterliegen seiner Wirkung. Aber nicht nur die Erde, auch die
Sonne und der Mond selbst als sich bewegende Massenkörper besitzen eigene
elektromagnetische Felder, die kontinuierlich eine Wirkung auf uns und das
gesamte Sonnensystem ausüben.
Es ist bekannt, dass wenn wir einen
Magneten spalten, jeder Teil ein Magnet bleibt; kleiner zwar, aber mit neuen
Polen. Diese magnetische Eigenschaft
ist eine der Materie selbst (in den Atomen) innewohnende Eigenschaft. Daher
ist der Magnetismus eng verbunden mit
der grundlegenden Existenz der Atome:
Es sind die atomaren Elektronen mit ihrem Spin, die beim Drehen die Magnetfelder hervorrufen. Der Spin ist eine
Quanteneigenschaft. So gesehen können
wir Atome und Moleküle als sehr kleine Magneten begreifen. In einem nicht
magnetisierten Eisenstab sind die Atome ungeordnet, und die magnetischen
Teile der Atome neutralisieren sich gegenseitig, da alle Atome ungeordnet in
alle Richtungen vorliegen. In einem Magneten bzw. einem magnetisierten Stab
sind alle Atome im Raum gerichtet und
geordnet. Mit seinen Polen trägt jedes
Atom zur Erhöhung der magnetischen
Wirkung bei, und alle gemeinsam bilden
einen Magneten. Daher unterscheidet
sich ein Magnet von einem nicht magnetisierten Eisenstab durch die gerichtete Anordnung seiner Teilchen. Kohärenz,
Ordnung und Harmonie sind unerlässlich, um einen Magneten herzustellen,
der eine Anziehungskraft ausübt und
eine Ordnung herstellt.
Unser Herz produziert das kraftvollste elektromagnetische Feld im Körper.
Es ist der wichtigste elektrische Oszillator. Es entspricht dem vierten energetischen Zentrum. Es ist ein Zentrum
der Synthese, das ein elektrisches Potential produziert, das 5000 Mal größer ist als die Summe aller elektrischen
Felder im Körper. Selbst innerhalb einer
Reichweite von drei Metern beeinflusst
das magnetische Feld unseres Körpers
unsere Patienten. Wenn wir unser Bewusstsein im Herzen zentrieren, können wir eine Harmonisierung unseres
gesamten elektromagnetischen Feldes
herstellen. Entsprechend dem Grad unseres Bewusstseins schaffen wir permanent Harmonie oder Disharmonie. Das
innere Vertrauen wird im Herzen geboren, und dieses innere Vertrauen drückt
sich als Kohärenz aus.
Wenn sich das Herz zusammenzieht,
trägt es eine Klangwelle hinein, eine
thermische Welle, eine Druckwelle, eine
magnetische Welle. Es gibt ein ganzes
Bündel an Informationen oder Frequenzen weiter, die buchstäblich den gesamten Körper überziehen. Wenn im Herzen
eine Veränderung stattfindet, dann verändern sich auch alle Körperzellen. Und
was verändert die Muster der Herzfrequenz? Emotionen. Alle Emotionen
werden aus Angst oder Liebe geboren.
Es gibt zwei Physiologien: Die Physiologie der Liebe und die Physiologie der
Angst. „Die Kunst aller Therapien besteht darin, die Physiologie der Liebe
wieder zu beleben.“
Eine der ersten Regeln in der Arzt-Patienten-Beziehung ist es, im „Hier und
Jetzt“ zu sein. Das heißt präsent zu sein
und mit all unseren Sinnen zuzuhören.
Wir müssen mit unserem Gesprächspartner in Resonanz gehen und eine
Atmosphäre des Vertrauens aufbauen.
Vertrauen ist ein Magnet, der Beziehung ermöglicht und jedes Gefühl der
Illusion oder Gefühle von Furcht und
Einsamkeit auslöscht. Wenn wir unser Bewusstsein auf unser Herz richten, entsteht eine umfassende Harmonisierung unseres elektromagnetischen
Feldes (das den Raum unserer weit geöffneten Arme umschließt), denn unser Herz ist der wichtigste magnetische
Oszillator. Unsere Gehirnhälften werden
auf der Alpha-Frequenz harmonisiert,
auf einer oberflächlichen wie auch einer tiefen Ebene. Dabei kommt es zu eiParacelsus Health & Healing 1/ III
31
ner Harmonisierung unseres limbischen
Systems, das unser emotionales Potential bestimmt.
In diesem Stadium des Bewusstseins
und der Kohärenz entsteht in einem
selbst die größte Kohärenz, wie ein harmonisierender Magnet, und der Therapeut, der phasengleich ist, bringt den
Patienten dazu, ebenfalls phasengleich
zu werden. Ein Therapeut, der in diesem
Zustand ist, strahlt durch seine Hände
ein sehr schwaches pulsierendes magnetisches Feld von 7,8 Zyklen pro Sekunde oder 7,8 Hertz aus. Dies ist wichtig, da der Puls des magnetischen Feldes
der Erde zwischen 0,1 und 30 Zyklen pro
Sekunde schwankt. Die wichtigste Pulsfrequenz des erdmagnetischen Feldes
beträgt ebenfalls 7,8 Hertz oder Zyklen
pro Sekunde. Ein Therapeut ist in der
Lage, die verlorene 7,8-Hertz-Schwingung im Patienten wieder herzustellen
und ihn so erneut harmonisch mit der
Erde zu verbinden.
Synchronisation ermöglicht Resonanz
und Kommunikation. In diesem Stadium können therapeutische Bilder übertragen werden – d. h. wenn das Gehirn
des Therapeuten sich auf das Gehirn des
Patienten einstellt und beide harmonisch in Resonanz zueinander stehen –,
die eine tiefgründige physiologische
und therapeutische Wirkung haben. An
dieser Stelle wird die Bedeutung von
Entspannungstechniken klar, die uns in
den Alpha-Zustand und weitergehende
Visualisierungen führen.
Nicht-Örtlichkeit
Das Prinzip der Nicht-Örtlichkeit erklärt
die Wirkungen auf Distanz (ein Experiment von Einstein-Podolski-Rosen).
In diesem Zusammenhang macht uns
die Quantenphysik mit der Tatsache be32
Paracelsus Health & Healing 1/ III
kannt, dass in der subatomaren Welt
eine sofortige Übertragung von Information stattfindet und so das Prinzip
der Nicht-Örtlichkeit besteht. Im Jahre
1982 maß Alain Aspect die Polarisierung in einem niedrig-frequenten Photonenpaar, das von einer einzigen Quelle
emittiert wurde, und zeigte, dass jedes
der Photonen sofort „wusste“, was sein
Gegenpart getan hat. Es ist, als „würde jeder Punkt im Raum-Zeit-Gewebe
die Information des gesamten Systems
halten.“ Von daher stammt die Idee des
Universums als unendliches kosmisches
Hologramm, in dem eine unbegrenzte
Menge an Informationen existiert. Im
Hologramm finden wir ein einzigartiges
Modell, um die energetische Struktur
des Universums sowie die Multidimensionalität des Menschen zu verstehen.
Im Jahre 1947 beschrieb der Physiker
Denis Gabor das mathematische Prinzip
eines Hologramms, eine Entdeckung, die
ihm später den Nobelpreis einbrachte.
Holographie ist eine fotografische Technik zur Herstellung von dreidimensionalen Bildern, die man als Hologramme bezeichnet. Ein Hologramm ist in Wahrheit
ein Bild in drei Dimensionen. Eine weitere sehr wichtige Eigenschaft des Hologramms besteht darin, dass man, wenn
man ein Stück des holographischen Filmes ausschneidet und durch dieses Stück
Laserlicht sendet, das Bild des gesamten
Objekts erhält und nicht nur des herausgeschnittenen Stücks. Wir erhalten das
Bild des unversehrten Objekts in drei Dimensionen. Das ist das holographische
Prinzip: „Jedes Teil enthält das Ganze,
und das Ganze ist im Teil enthalten.“
Dieses Konzept revolutioniert alle Zweige der Wissenschaft und Gedankenschulen. Es gibt viele Wissenschaftler, die in
dieser Richtung arbeiten, wobei zwei
von ihnen eine herausragende Stellung
einnehmen: der Neurochirurg Karl Pribran und der Physiker David Bohn.
Karl Pribran macht Forschungen auf
dem Gebiet des Gedächtnisses und der
Gehirnfunktionen. Seine Studien haben
ihn zu der Schlussfolgerung geführt,
dass unser Gehirn in vielen Bereichen
wie ein Hologramm funktioniert. Wenn
unser Gehirn tatsächlich wie ein Hologramm funktioniert, könnten wir Zugang zu einem größeren Ganzen haben,
zu einem Feld oder – wie er sagt – „einem holistischen Frequenzbereich“, der
die Grenzen von Raum und Zeit überschreitet. Wir können uns mit einem
Bewusstseinszustand verbinden, in dem
wir Zugang zum Ganzen, zur Einheit,
zum Nicht-Raum, zur Nicht-Zeit haben
und so die mystischen Erfahrungen der
Einheit verstehen, die von den Mystikern und Weisen aller Zeiten allgemeingültig beschrieben wurden.
Darüber hinaus arbeitet der englische
Physiker David Bohn auf dem Gebiet der
subatomaren Physik und des Quantenpotentials, und seine Studien führten
ihn zu dem Schluss, dass die physischen,
materiellen Entitäten, die in Raum und
Zeit getrennt erscheinen, tatsächlich
in einem gemeinsamen Feld zusammen
bestehen und unterschwellig oder, wie
er es selbst ausdrückt, „implizit“ miteinander verbunden sind. Für ihn existieren
zwei Dimensionen oder Sphären:
1. die Dimension der Manifestation,
oder „explizite Sphäre“, wo Dinge und
Ereignisse getrennt existieren. Dort
spielen Raum und Zeit eine Rolle.
2. die Dimension der Nicht-Manifestation, oder „implizite Sphäre“, die jenseits des Erscheinungsbildes existiert,
wo Dinge und Ereignisse raum- und
zeitlos, einzigartig und unteilbar sind.
Die mystischen Erfahrungen der Einheit
ließen sich durch eine Verbindung mit
dieser Sphäre erklären.
Unbestimmtheit
Die Quantenwelt ist unbestimmt. Und
dieses Unbestimmtheitsprinzip (Heisenbergsche Unschärferelation) manifestiert sich auch in der Physiologie
unseres Gehirns, speziell in der sympathischen Verbindung – im synaptischen
Raum.
Heisenbergs Unschärferelation ist
schon lange in die Sprache der Soziologen und Psychologen eingegangen.
Der Begriff „Quantensprung“ wird immer dann benutzt, wenn eine plötzliche Veränderung eintritt. Derzeit fordert die Neurophysiologie, Phänomene
der Quantenphysik zu berücksichtigen,
um das Bewusstsein zu ergründen. Forscher, die in die Mysterien der Wechselwirkung von Geist und Materie eindringen wollen, konzentrieren sich auf
das Studium von Quantenereignissen,
die innerhalb und zwischen Neuronen
im Gehirn stattfinden. Der Raum zwischen zwei Neuronen – der synaptische
Spalt – ist so geringfügig, ca. 200 bis
300 Amstrom, dass er in das Gebiet der
Quantenphysik gehört.
1970 haben der Neurologe John C. Eccles sowie andere Neurologen Daten
über den Einfluss des ephemeren Denkens gesammelt, das auf die statische
Materie einwirkt. Eccles beobachtete,
dass das synaptische Vesikel, in dem
die Neurotransmitter gespeichert werden, eine nahezu kugelförmige Struktur
von 400A Durchmesser hat. Eddigton
studierte diese Vesikel und kam zu dem
Schluss, dass das Prinzip der Unschärferelation der Quantenphysik tatsächlich
auf ein Objekt dieser Größe anwend-
bar ist und bezifferte die Unschärfe auf
50A pro Millisekunde. Diese Zahl ist äußerst wichtig und bedeutungsvoll, denn
50A könnten die Größenordnung sein,
mit der das Bewusstsein vermutlich in
Wechselwirkung mit dem neurophysiologischen Mechanismus des Gehirns
steht. Mit anderen Worten könnten
50A das Maß des „Freien Willens“ oder
„mentalen Einflusses“ sein.
Quantenphysik, Bewusstsein, Kohärenz,
elektromagnetisches Feld, Herz – der
wichtigste magnetische Oszillator, Resonanz, Induktion, vereinigtes Feld,
Nicht-Örtlichkeit, Unschärfeprinzip, Unbestimmtheit. All diese können Konzepte sein, die in unserem Bewusstsein in
Resonanz gehen und uns neue Türen
öffnen. Richtungsweisende Fäden, die
uns erlauben, tiefer in das Wunder unseres Selbst und der gesamten Schöpfung einzudringen.
Wir sind dabei, einen „Quantensprung“
in unserem Bewusstsein zu vollziehen
und dadurch auf eine neue Umlaufbahn
zu gelangen, wo Harmonie, Frieden und
Kohärenz integraler Bestandteil unserer
Physiologie und Existenz sind.
Vielleicht können wir verstehen, dass die
schwache nukleare Kraft – die elektromagnetische Kraft, die fast eine Million
mal geringer ist als die starke nukleare
Kraft – verantwortlich ist für die Umwandlung eines Neutrons in ein Proton
bzw. für die Umwandlung von Materie,
dass sie beteiligt ist an der Umwandlung eines Elektrons in ein Antineutrino,
ein subatomares Teilchen, das durch die
Erde hindurchgehen kann als wäre sie
ein leerer Raum und ursprünglich von
der Sonne, der Lebensquelle, kommt.
Vielleicht werden wir verstehen können, dass im Herzen des Atoms, innerhalb der Protonen und Neutronen, eine
wundervolle kohäsive Kraft wirkt. Diese
Kraft sorgt dafür, dass die Quarks verbunden bleiben (die wiederum ein unermessliches Potential haben, das 1039
Mal höher ist als die Gravitationskraft).
Diese Kohäsion wird durch Gluonen bewirkt, die alles vollkommen zusammenführen und für Kohäsion sorgen. Dies
ist der direkte Ausdruck der erhabensten aller Energien – der Lebensenergie
oder der Energie der Liebe.
Quantenmechanisches Modell eines Atoms
Paracelsus Health & Healing 1/ III
33
Bioresonanz: Therapie
m i t Z u k u n f t VI
Methode: Medizinische Bioresonanz
Dr. Gerhard L. Rummel
Dr. G. Rummel ist seit über 30 Jahren als
Allgemeinmediziner niedergelassen und
hat als Sportmediziner verschiedene
Methoden der Frühmobilisation entwickelt. Auch mit Verfahren wie Akupunktur, Neuraltherapie, Chiropraktik hat er
sich beschäftigt. Die größte Faszination
ging von der Bioresonanz aus, die er
1996 kennen lernte und stufenweise
weiterentwickelte. Schließlich entstand
eine ganz neue Methode, die auf den
Grundlagen der Schulmedizin aufbaut
und den wissenschaftlichen Hintergrund der Wirkung der Bioresonanz
analysiert. 1997 wurde die Medizinische
Gesellschaft für Bioresonanz gegründet.
34
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Die Infektion mit Candida
Die Candidainfektion ist die häufigste
Begleitinfektion bei Allergien und die
am meisten unterschätzte. Die Schulmedizin bagatellisiert sie, die alternative Medizin sieht in ihr den Schlüssel
vieler Krankheiten. Was sind diese Candida? Candida bezeichnet eine ganze Gruppe von Candidapilzen, die im
Darm eines jeden vorkommen. Laienhaft spricht man von den „Darmpilzen“.
Allein die Literatur über diese Krankheit
und die Behandlungsmöglichkeiten finden sich in jeder Verlagsreihe über medizinische Themen und Laienaufklärung.
Es gibt Spezialisten, die für viel Geld
mit Infusionen, Diäten, Darmspülungen,
Ozontherapie, Sauerstofftherapie usw.
das Problem angehen. Allein über die
Pilzdiät gibt es mehr Bücher als über
die Bioresonanz. Wenn diese Behandlungen und Empfehlungen erfolgreich
wären, müsste der Candida schon ausgerottet sein.
Ich möchte deshalb versuchen, mich
diesem sensiblen Thema von verschieden Seiten zu nähern, um klar zu machen, dass es sich hier nicht um eine
reine Infektion handelt, sondern einen
Teil eines komplexen Systems, aus dem
man diese Infektion nicht herausreißen
kann. Ich möchte aber auch betonen,
dass ich garantierte Ergebnisse durch
meine Methode vorweisen kann, die
zu 90 % aller Fälle die Beseitigung des
Problems auf Dauer gewährleistet.
Die Mediziner H. H. Charles und H. Fink
schreiben in ihrem Buch über Candida: „Nach den Erfahrungen der letzten
Jahre wird zunehmend deutlich, dass
die Candidainfektion auf einer Immunschwäche beruht und dass es nicht genügt, die Darmpilze mit Antimykotica
zu bekämpfen, sondern dass gleichzeitig das Immunsystem gestärkt werden
muss.“
Hier wird auf übergeordnete Zusammenhänge hingewiesen, aber das ist
nur ein wichtiger Teil. Die Grundfrage
ist, weshalb ein bei jedem Menschen
vorkommender Darmparasit zu einer
Infektion wird. Die Parallele zur Helicobacterinfektion liegt nahe. Die Allergie
macht eine Entzündung des Darms und
auf dieser entzündeten Schleimhaut
kann sich der Helicobacter gut vermehren. Ein anschauliches Beispiel ist die
Infektion einer kleinen Hautabschürfung bei Schmutzarbeiten. Eine intakte
Haut infiziert sich nicht! Aber an jeder
beschädigten Stelle der Haut können
Bakterien eindringen und eine Infektion auslösen.
Die Grundlage für die Vermehrung der
Candida ist die Entzündung der Darmschleimhaut bei einer Allergie. Die
zweite Grundlage stellt die verminderte Abwehr des Immunsystems dar. Erst
durch das Zusammenwirken dieser Faktoren kann es zum Überschreiten einer
pathologischen Schwelle kommen und
dadurch zur Infektion. Welche Symptome diese Infektion verursachen kann,
zeigt die folgende Tabelle.
Klinische Symptome der CandidaInfektionen
n Müdigkeit
n Depression
n Nervenschmerzen
n Schwindel
n Herzbeschwerden
n Panikattacken
n Schwitzen
n Aggressivität
n Innere Kälte / Frieren
n Konzentrationsmangel
n Schlafstörungen
n Juckreiz
n Magenbeschwerden
n Verstopfte Nase
n Verstopfung / Durchfälle
n „Zappelphilipp“
n Blähungen
n Kopfschuppen
n Süßhunger
n Periodenschmerzen
n Heißhunger
n Prostatitis
Diese Symptome sind die am häufigsten genannten bei Candidainfektion.
Die Zahl der genannten Symptome korreliert mit der Schwere der Infektion.
Viele Patienten werden sich in diesen
Symptomen erkennen und endlich das
Stigma einer psychopathischen Person
abschütteln können. Die Medizin ist
schnell bei der Hand mit einer Abstempelung zum psychisch Kranken und die
meisten Patienten mit diesen Symptomen waren beim „Neurologen“ wegen ihrer Nervenschmerzen. Oft werden Psychopharmaka verordnet. Viele
Kranke resignieren und schweigen ihre
Symptome tot. Fast alle Patienten mit
einer langen Liste von Beschwerden
waren bei den verschiedensten Fachärzten, die ihnen alle eine „Gesundheit“
bescheinigten, aber ihre Beschwerden
nicht erklären konnten. Fast jeder Patient bringt eine Mappe voller „normaler“
Befunde mit, die keine Erklärung ihrer
Beschwerden sind.
Zur Verdeutlichung möchte ich eine Geschichte einer Patientin schildern, die
vielleicht für viele übertrieben klingt,
die ich aber ähnlich schon hundertfach
gehört habe. Die etwas ältere Dame kam
mit einem Bündel Akten über die bisherigen Untersuchungen zum Informationsgespräch über Bioresonanz. Befunde
einer Uniklinik, von fünf verschiedenen
Fachärzten und eine Liste von Medikamenten. Ich wollte zuerst ihre Symptome hören. Sie war bis vor fünf Jahren
eine lebenslustige Frau, ging auf Feste
bei Vereinen, dichtete Faschingsverse,
tanzte gerne und war selten krank. Nach
einer „Grippe“ erholte sie sich schlecht
und bekam wegen einer Bronchitis Antibiotica. Da die Symptome blieben, wurden noch mehrmals verschiedene Antibiotika gegeben, insgesamt fünf Zyklen
jeweils acht bis zehn Tage lang. Zwar
verschwand das Fieber, aber der Husten
blieb, und es stellten sich Schmerzen
am ganzen Körper ein. Sie wurde immer
schwächer. Der Mund war trocken, die
Zunge belegt, ständig musste sie Sprudel trinken wegen der trockenen Lippen,
und der Speichel war weiß und klebrig.
Dazu kamen Schlafstörungen, Blähungen, und sie musste sich schon morgens hinlegen, weil sie nach zwei Stunden schon todmüde war. Sie ging nicht
mehr aus, interessierte sich für nichts
mehr und zu Ärzten ging sie nach den
vielen Untersuchungen nicht mehr,
weil nichts gefunden werden konnte.
Die Mittel gegen die Schmerzen halfen nur wenig, und schließlich bot man
Morphium an. Zur selben Zeit war die
Schwiegermutter an Krebs erkrankt und
musste Tag und Nacht von ihr versorgt
werden. Schließlich war sie überzeugt,
selbst auch Krebs zu haben.
In ihrer Not versuchte sie es bei verschiedenen Heilpraktikern, die sie wenigstens ernst nahmen und mit homöopathischen Mitteln halfen. Auch die
üblichen Diäten und Darmspülungen
brachten keinen Erfolg. Ein Heilpraktiker stellte die Diagnose einer Candidainfektion.
Diese nicht untypische Krankengeschichte zeigt die verheerenden Auswirkungen einer wahrscheinlichen
Virusinfektion auf einen Menschen,
dessen ganzes Leben zerstört wird und
der in der Schulmedizin meist als Hypochonder betrachtet wird. Durch Bioresonanz konnte wieder ein lebensfroher
Mensch entstehen. Die Candidainfektion war nur Folge einer unkontrollierten
Antibiotikagabe, mit der das Immunsystem völlig ruiniert wurde. Der eigentliche Auslöser war eine Mononucleose
(Pfeiffersches Drüsenfieber = wichtige
Virus-Infektion) zusammen mit erheblichen familiären Problemen. Also kann
eine solche Situation auch ohne Allergie als Auslöser entstehen.
Virusinfektion + Stress
+ Antibiotika Ë
Immunsuppression +
Candida-Infektion Ë
Zusammenbruch
Wir haben es hier mit einem vielschichtigen Problem zu tun, das als Starter
eine Virus-Infektion hat, der die Candidainfektion folgt. Pilzerkrankungen
sind aber auch sonst weit verbreitet
und häufiger als angenommen.
Paracelsus Health & Healing 1/ III
35
Biores onanz:
Therapie mit
Zukunft VI
Hier einige offizielle Zahlen einer Statistik aus dem „Deutschen Ärzteblatt“:
20 % haben Hautpilz
20 % aller Frauen haben Scheidenpilz
15 % haben Nagelpilz
Demnach sind 30 % der Bevölkerung
infiziert mit Candida, was auch der Zahl
der Allergiker entspricht. Die wahre Zahl
der Allergiker liegt aber weit höher, da
die Krankheiten des Neuralorgans und
teilweise auch des Verdauungsorgans
nicht offiziell zu den Allergien gezählt
werden.
Faktoren, die das Wachstum der Candida begünstigen sind:
1. Antibiotika
2. Cortison
3. Immunsuppressiva und Bestrahlungen
4. Toxine
5. Stress
6. Virusinfektionen
Bei der Gabe von Antibiotika werden die
Bakterien der Darmflora reduziert, so
dass das innere Gleichgewicht zu Gunsten der Candida verändert wird. Corti-
son wirkt schwächend auf das Immunsystem, genauso wie Immunsuppressiva
und Bestrahlungen oder Toxine. Auch
Stress wirkt in dieser Richtung.
Die Rolle der Virusinfektionen wird in
einem eigenen Kapitel behandelt. Diese Infektionen sind besonders aggressive Belastungen. Bei Allergikern treffen
diese Infektionen auf ein geschwächtes
Immunsystem, weshalb diese Infektionen hier viel schlimmere Auswirkungen
haben.
Das Candidagesetz
Um die Zusammenhänge und die Bedeutung der Candidainfektion bei Allergikern darzustellen, wurde das „Candidagesetz“ formuliert.
Das Schema zeigt eine lineare Abhängigkeit der Schwere der Candidainfektion von der Zahl der Allergien und der
Schwere von Restinfektionen im Körper
durch Virusinfektionen. Damit steigt
auch die Zahl der notwendigen Therapien nicht nur linear, sondern exponentiell.
Allergien/Infektionen
Candida-Infektionen
Candida
Normbereich
Candida
36
Paracelsus Health & Healing 1/ III
normale wandständige
Darmbakterien
Immunabwehrkörper
Candida
(Antikörper)
Darmschleim
Dünndarmzelle
Immunzelle
zw.
Darmzellen
ImmunAbwehrzelle
Im Wesentlichen korreliert diese Aussage auch mit der Schwere der Belastung
des Immunsystems.
Die Behandlung der Candidainfektion
Die Behandlung der Candida kann nur
gesehen werden im Rahmen einer Gesamtstrategie. Wenn man die Diäten
wie Fastenkuren, kohlenhydratfreie
Kost und Darmsanierung vom medizinischen Standpunkt analysiert, muss man
auch die anatomischen Grundlagen berücksichtigen.
Wie die Abbildung zeigt, schwimmt der
Candida auf dem Schleim, hat aber auch
„Füße“ (Mycelen), mit denen er sich in
der Darmwand festkrallt und auch von
dort ernährt wird. Ein „Aushungern“
wird wenig erfolgreich sein, weil die
Ernährung über die Schleimhaut gesi-
schleimbildende
Becherzelle
Fresszellen
(Makrophagen)
chert ist. Auch mechanische Prinzipien
wie Spülungen sind wenig sinnvoll.
Eine eigene Statistik mit verschiedenen
Diäten ergab, dass die Patienten mit
Mischkost und vegetarischer Ernährung
die besten Kontrollen bei den Stuhlproben hatten. Bei den Fastenkuren waren
die Nebenwirkungen teilweise dramatisch.
Die einzige Möglichkeit einer effektiven
Therapie ist die Beseitigung der Ursachen, die zur Pilzinfektion führen. Wer
nicht die immunologische und allergische Situation verbessert, erzielt nur
vorübergehende Besserungen.
Ein noch nicht ausreichend erklärbares
Problem sind die Toxine, die beim Zerfall der Candida entstehen. Sie lösen oft
erneute Schübe einer Allergie aus. Nach
einer Behandlung mit Antimykotika
Basalmembran
treten innerhalb von einem Tag häufig
gleichartige Symptome auf, die eindeutig mit Candida korrelieren und bei der
Nesselsucht kommt es zu regelrechten
Krankheitsschüben.
aus: Rummel, Gerhard L.: Bioresonanz –
Therapie der Zukunft. Elztal: Verlag Laub
GmbH & Co. KG, 2003
Weitere Informationen: Medizinische
Gesellschaft für Bioresonanz,
www.mgb-info.de
Paracelsus Health & Healing 1/ III
37
Das ethische
„Gesetz in mir“
ist die Basis der
psychosomatischen Therapie.
Prof. Dr. Max Lüscher, Luzern
Max Lüscher studierte Psychiatrie und
doktorierte in den Fächern Philosophie,
Psychologie und Rechtsphilosophie mit
Platon hat versucht „das höchste Gut“
zu definieren. Aristoteles hat es als Ethik
erstmals ausführlich behandelt. Seither
bildet die Ethik ein Hauptthema der
Philosophie. Kant definiert sie als „das
moralische Gesetz in mir“. Auch Spinoza
und in jüngerer Zeit Nikolai Hartmann
(1882–1951) waren überzeugt, dass
sich die Ethik ebenso beweisen lasse
wie die Gesetze der Geometrie.
Mit der Einführung der logischen Kategorien der Regulations-Psychologie
wurde es möglich, „das Gesetz in mir“
logisch zu beweisen.
Das psycho-physiologische Regulationssystem, das wir „Psyche“ nennen,
reguliert die Emotionen und Motivationen (Limbisches Zwischenhirn, Thalmus
und Amygdala) mit drei logisch definierten Polaritäten.
der herausragenden Doktorarbeit „Die
Farbe als psychodiagnostisches Hilfsmittel“. Er arbeitete als Psychotherapeut
in Basel und in Berlin, dann ließ er sich
in Luzern nieder. Dort leitet er das Institut für medizinische Psychodiagnostik
Deren 6 logischen Kategorien sind:
1. direktiv (bestimmend)
gegenüber
2. konstant (bleibend)
gegenüber
3. integrativ (verbindend)
gegenüber
rezeptiv (empfangend)
variabel (wechselnd)
separativ (trennend)
und unterstützt die wissenschaftlichen
Arbeiten zur Lüscher-Color-Diagnostik
und Therapie. Seine Haupttätigkeit sind
Seminare zur Ausbildung von Ärzten
und Gastvorlesungen. Die Lüscher-Co-
Aus der Kombination dieser 6 Kategorien ergeben sich die vier logisch begründeten, normalen Selbst-Gefühle. Diese vier normalen Selbstgefühle sind die
Voraussetzung zur psychosomatischen Gesundheit.
lor-Diagnostik wird in sieben Sprachen
unterrichtet und weltweit an vielen
Universitäten benutzt.
Die Selbst-Achtung
Das Selbst-Vertrauen
Die innere Zufriedenheit
Die innere Freiheit
(direktiv, konstant, separativ).
(direktiv, variabel, integrativ).
(rezeptiv, konstant, integrativ).
(rezeptiv, variabel, separativ).
Wer in den normalen Selbst-Gefühlen lebt, verhält sich anderen gegenüber
normal, also ethisch.
Die 6 Kategorien begründen die 6 ethischen Normen.
Die Kategorie
direktiv
entspricht
der Verantwortung.
Die Kategorie
rezeptiv
entspricht
der Toleranz.
Die Kategorie
konstant
entspricht
der Aufrichtigkeit.
Die Kategorie
variabel
entspricht
der Aufgeschlossenheit.
Die Kategorie
integrativ
entspricht
dem Wohlwollen.
Die Kategorie
separativ
entspricht
der Gerechtigkeit.
38
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Beispiel 1: Die Kategorie rezeptiv:
Die Selbstgefühle: Innere Freiheit und
innere Zufriedenheit sind beide rezeptiv. Die innere Freiheit ist offen und fähig etwas zuzulassen. Die innere Zufriedenheit ist bescheiden und duldsam.
Diese beiden rezeptiven Selbstgefühle
sind die Voraussetzung für das ethische
Verhalten der Toleranz.
Beispiel 2: Die Kategorie integrativ:
Die Selbstgefühle innere Zufriedenheit
und Selbst-Vertrauen sind beide integrativ. Bei innerer Zufriedenheit ist man
bescheiden und verständnisbereit. Wer
Selbst-Vertrauen hat, ist fähig, sich zu
engagieren und zu helfen. Diese beiden
integrativen Selbstgefühle sind die Voraussetzung für das ethische Verhalten
das Wohlwollen. „Benevolence“ ist von
englischen und amerikanischen Philosophen (z. B. Butler, Hume, Smith und
James, Dewey) für das Kriterium der
Ethik gehalten worden).
Beispiel 3: Die Kategorie separativ:
Die Selbstgefühle Selbst-Achtung und
innere Freiheit sind beide separativ. Wer
Selbst-Achtung hat, verhält sich wahrhaftig und will objektiv urteilen. Wer
sich innerlich frei fühlt, ist offen und
kann unabhängig urteilen. Das sind die
Voraussetzungen für die ethische Norm
der Gerechtigkeit.
Die kategorial begründeten, vier normalen Selbst-Gefühle und die durch diese
Kategorien begründeten ethischen Normen bilden die Voraussetzung für die
psychosomatische Gesundheit. Darum
ist es das Ziel aller Psychotherapie, diese normalen Selbstgefühle herzustellen.
Die psychosomatische Therapie soll den
Patienten in den Zustand dieser Selbst-
gefühle versetzen (durch mentale oder
durch psycho-physiologische Methoden).
Die Test-Farben der Lüscher-Color-Diagnostik wurden nach denselben Kategorien ausgewählt. Darum deckt die
Farbenwahl des Patienten den Zustand
seines Selbstgefühls und den psychosomatischen Status auf.
Die normalen Selbstgefühle und das
durch sie entstehende ethische Verhalten sind in dem kategorial regulierenden „Gesetz in mir“ begründet. Das gilt
für jedes Lebewesen, das ein „schlechtes Gewissen“ haben kann.
Ohne die kategoriale Gesetzmäßigkeit,
ohne dieses rigorose „Gesetz in mir“,
wäre Psychotherapie überhaupt nicht
möglich. Sie bestünde aus willkürlichen
Auslegungen und sogar schädlichen
Unterstellungen.
Die ausführliche Begründung der normalen Selbstgefühle und der ethischen Normen enthält das Taschenbuch:
Lüscher, Max: Der 4-Farben-Mensch. Ullstein Verlag, TB
Internet: www.luscher-color.com
e-mail: [email protected]
„Zwei Dinge
erfüllen das Gemüt
mit immer neuer
und zunehmender
Bewunderung und
Ehrfurcht:
Der bestirnte Himmel
über mir und das
moralische Gesetz in
mir.“
Immanuel Kant (1724–1804)
Paracelsus Health & Healing 1/ III
39
Vo m W e s e n d e r
B i o l o g i s c h e n M e d i z i n III
Dr. med. Thomas Rau
Dr. med. Thomas Rau ist Chefarzt der
Paracelsus Klinik Lustmühle, Schweiz.
Paradigmen der Biologischen Medizin (Teil 2)
Die Klinik integriert als einzige Klinik
im deutschsprachigen Raum konsequent die breit angewendete biologische Medizin mit der ganzheitlichen
Zahnheilkunde. Dr. Rau hat ein
fundiertes Wissen in vielen Bereichen
der Ganzheitsmedizin. Er übt eine
sehr intensive Lehrtätigkeit in biologischer Medizin in Europa und den
USA aus. In Louisville KY, USA hat
er eine Partnerklinik aufgebaut und
3. Störherde verschlimmern chronische Krankheiten oder lösen sie aus
Ein Störherd ist ein unterschwelliger
Entzündungsherd, welcher am Ort des
Herdes nicht bemerkt wird, aber über
das Mesenchym oder via meridianer Signale eine Fernstörung machen kann.
Diese Fernstörung führt dann zu Fehlreaktionen und Fehlfunktionen am Fernorgan.
ist Gründer und Board Member des
Biological Medicine Network, U.S.A.
Störherde sind sehr häufig Mitursache chronischer Krankheiten.
Häufigste Störherde (ca. 80 %) sind:
n tote (wurzelbehandelte) Zähne
n alte Narben oder chronische Entzün-
Der Störherd
40
Paracelsus Health & Healing 1/ III
dungen in Tonsillen oder Nasen-Nebenhöhlen
n chronische Darm-Fehlbesiedelungen
mit unterschwelliger Reizung der Darmkrypten
Bei chronischen Leiden, welche mit
sonstigen Naturheilmethoden nicht
heilen , muss IMMER an Störherde gedacht werden. Häufig sehen wir Störherde als Ursache von M. S., Polyarthritis, Rückenbeschwerden, Kopfweh,
Neuralgien.
Nur subtile Regulationsteste können
Störherde aufzeigen, wie Elektroakupunktur, Milieuteste und die Thermoregulationsdiagnostik nach Prof. Rost.
Mit normalen Blutuntersuchungen sind
Störherde nicht zu erkennen.
Der Störherd
(= unterschwellige Entzündung, welche
nur an Fernwirkung verspürt wird)
n benötigt einen „Auslöser“, d. h. eine
Zweitursache
n kann für Jahre stumm sein!
4. Alle Krankheiten sind polycausal
und abhängig von der Konstitution
des Patienten
Nicht die Diagnose, sondern die Konstitution ist wichtig – Homöopathie / Konstitutionenlehre / 5 Elementen-Lehre
Sehr viele Krankheiten sind „idiopathisch“, d. h. man kennt deren Ursache
nicht. Dies allein deshalb, weil sie eben
immer verschiedene Ursachen haben,
welche ganz individuell in verschiedenen Patienten verschieden kombiniert
sind, je nach Konstitution!
Das breite Suchen verschiedener Ursachen ist daher bei chronischen Krankheiten sehr wichtig, sowie das Erkennen
der Konstitution des Patienten: Jeder
Konstitutionstyp ist auf andere Belas-
Histamin
Pilze
(Schimmelpilz Aspergillus)
Dysbiose
(Darmschleimhaut)
Übersäuerung
Toxine/Quecksilber
ALLERGIE
Allergen
tungen empfindlich, was uns auch die
Homöopathie mit ihrer ausgefeilten
Konstitutionenlehre zeigt.
Beispiele multicausaler Erkrankungen
sind viele:
Allergien / Multiple Sklerose / Autoimmunerkrankungen / kindliche Verhaltensstörungen, etc., etc.
Gerade bei solchen Krankheiten müssen
soviel Teilursachen wie möglich gefunden werden, die wie Mosaiksteinchen
erst zusammen ein Bild erzeugen.
Beispiel: Der „Allergietempel“
Ein gutes Beispiel sind Allergien oder
Asthma: Das Allergen ist meist nur auslösender Faktor. Grundlegend aber sind
Milieufaktoren und immunverändernde
Belastungen: Nahrungsmittelallergien,
Schwermetallbelastungen, Dysbiosen
oder Pilze, Spurenelementmängel.
So können auch Allergiker geheilt werden, ohne dass man das Allergen eliminieren kann, sondern einzig, indem man
die Begleitursachen beseitigt.
Die Lehre der Konstitutionen ist für die
Biologische Medizin von größter Wichtigkeit und kann sich in eigentlich allen
bewährten traditionellen Naturheilverfahren wiederfinden, allerdings mit unterschiedlichen Bezeichnungen. Einzig
die „moderne“ westliche Schulmedizin
stellt die Bedeutung der verschiedenen
Reaktionsweisen verschiedener Patienten in den Hintergrund und behandelt
Diagnosen in einer reproduzierbaren
und nicht individualisierten Weise. Dies
hat natürlich den großen Vorteil, dass
die Schulmedizin auf eine kochbuchartige Weise lernbar ist und auch von jedem reproduziert werden kann. Es hat
aber den Nachteil, dass Medizin nicht
mehr für den Menschen, sondern „gegen eine Diagnose“ gemacht wird und
ihren künstlerischen Charakter verliert.
Grundallergien/Fehlernährung
PSYCHE
Im Folgenden werde ich einige verschiedene Benennungen von Konstitutionen
auflisten, welche den verschiedenen
traditionellen Heillehren entstammen:
Traditionelle Chinesische Medizin:
n Meridian-Konstitutionstypen
(= „Funktionskreistypen“ nach Dr. Rau)
Leber–Gallenblase – Herz–Dünndarm
– Magen–Milz/Pancreas – Lunge–Dickdarm – Niere–Blase
n Wandlungsphasen und deren Charaktere:
Holz (Wind, Frühling) – Feuer (Sommer)
– Erde (Spätsommer) – Metall (Herbst)
– Wasser (Winter)
Ayurvedische Medizin:
n Vatta – Pitta – Kapha-Typen
Diese drei Typen entsprechen verblüffend den Konstitutionstypen der Kretschmer’schen Lehre und Enderleins drei
Haupttypen: Stauung – Entzündung –
Degenerations-Typ, bzw. Mucor – Penicillium – Aspergillus – Konstitution!
Isopathische Konstitutionstypen:
n Mucor – Penicillium – Aspergillus niger-Typ
Prof. Dr. Günter Enderlein, der Begründer der Isopathie und Entwickler der
Lehre des Pleomorphismus, hat beobachtet, dass beim Überwiegen einer endobiontischen Hochvalenz auch meist
eine zugehörige Krankheitsneigung besteht, sowie eine typische Konstitutionund Wesensart des Patienten.
n Der Mucor-Typ neigt zu Stauungen, entspricht in vielen Teilen dem luetischen Typ, neigt zu Krankheiten des
„Fließenden“, zu Gefäß- und Kreislaufkrankheiten,
Stoffwechselstörungen
und Drüsenstörungen. Er entspricht in
Vielem auch dem leptosom-entodermalen Typ Kretschmers.
n Der Penicillum-Typ neigt zu infektiösen Krankheiten, überschießenden Leiden, Eiterungen, Entzündungen bakterieller Art, ev. mit Einschmelzungen. Er
enstpricht dem Sykotiker in großen Teilen.
n Der Aspergillus-Typ ist der psorinische, welcher in der Jugend zu Allergien und lymphatischen Leiden neigt. In
zunehmendem Alter kommt aber das
Degenerative und Chronische zum Vorschein. Krankheiten des Bindegewebes,
des Stützapparates, Gehirns, Niere geParacelsus Health & Healing 1/ III
41
Vom Wesen der
Biologischen
Medizin III
hören zu seinen Prädilektionsorganen.
Die Grundkrankheit ist die Tuberkulose oder im homöopathischen Sinne das
„tuberkuline“ Reagieren.
Kretschmer’s Konstitutionenlehre:
n Leptosom-ektodermal-asthenisch
(schizothym-introvertiert)
n Normosom-athletisch-mesodermal
n Pyknisch-entodermal (zyklothymdepressiv-extrovertiert)
Hahnemann’sche Miasmenlehre:
Hahnemann, der große Begründer der
Homöopathie, hat nebst den konstitutionellen Wesensarten der einzelnen „großen“ Homöopathika (d. h. der
wichtigen Einzelmittel) auch eine Reaktionstypologie geschaffen, welche
drei prinzipielle Reaktionstypen unterscheidet, welche praktisch genau den
Haupt-Typen nach Enderlein entsprechen und aufgrund ihrer Wesenart auch
homöopathisch immer wieder die gleichen Konstitutionsmittel haben, aber
auch spezifische Reaktionstypen und
dadurch Krankheitstypen aufweisen.
Hahnemann ging von typischen Krankheiten seiner Zeit aus, als er den zugehörigen Wesenstypen beschrieb:
n Luetische (Syphilitische) Konstitution:
Der Luetiker neigt zu destruktiven Reaktionen, Stoffwechsel-Krankheiten, Stauungs- und Reiz-Krankheiten, Krankheiten des Stützapparates, sowie in seinem
Verhalten zu feurig-impulsiven, unberechenbaren, aber auch destruktiven Reaktionen.
n Skosis oder sykotische Konstitution:
Rührte her von der Sykosis (= Feigenwarzenkrankheit des Trippers = Gonorrhoe): ein Mitteltyp, aber mit Neigung
zu überschießenden Reaktionen, Infek-
42
Paracelsus Health & Healing 1/ III
tiösen Krankheiten, eigentlich der Penicillium-Typ.
n Psorische Konstitution:
Von der Psora, der damals häufigen
Krätze, einer Hautkrankheit degenerativer Art. Der Psoriker hat ein Zuwenig
an Reaktionen, neigt zu Atopien, degenerativen Krankheiten, neurolgisch-degenerativen Krankheiten. Er ist aber von
seinem Wesen berechenbar, geradlinig,
wenn auch oft starr, systematisch und
oft „trocken“, ordentlich.
Die Typenlehre Carl Hutters (Naturelle)
Carl Hutter ist der Begründer der Patho-Physiognomie, der Lehre des Habitus und der Erscheinung eines
Menschen. Hutter hat enorm viele Verbindungen zwischen Haltung, Körperbau, Gesichtsphysiognomie und Wesen
des Menschen beschrieben. Auch er beschreibt 3 Haupttypen, die er „Naturelle“ nannte.
n Ruhe- und Ernährungsnaturell:
Ein Rumpf-Bauchmensch, ruhig, aufs
Praktische ausgerichtet, einfach, der
Lymphatiker.
n Bewegungs- und Tatnaturell:
auf Energie und Herrschaft ausgerichtet, schnell im Erkennen und Reagieren,
groß, dynamisch. Muskelmensch, Bewegungsmensch.
n Denk- und Empfindungsnaturell
Feiner Mensch, stirnbetont, starke geistig/seelische Ausstrahlung. Introvertierter Denker, Typ Musiker
Das Wichtige am konstitutionellen Erkennen des Patienten ist, dass man damit den Menschen viel individueller behandeln kann und auch erkennt, welche
körperlichen Reaktionsweisen er auf
Therapien zeigen wird. Es ermöglicht
einem aber auch, den Patienten vorbeugend zu beraten und Krankheitsten-
denzen zu erkennen. Der Patient wird
– entsprechend seiner Grundkonstitution – auch immer wieder den ähnlichen
Problemen und Themen in seinem Leben begegnen. Die Konstitutionen haben daher auch einen tiefgreifenden
Einfluss auf das Erleben und die Psychologie des Patienten.
Mit dieser Erkenntnis arbeitet auch
die homöopathische Konstitutionenlehre, welche einzelnen homöopathischen
Mitteln ein ganz spezifisches Erleben
und Krankheitstendenzen und Krankheitsbilder zuordnet.
5. Die Ernährung ist ein wichtiger
Faktor in der Heilung
oder: die Kraft zum Erneuern des Organismus stammt aus den Aufbau- Kräften der Natur (Anthroposopische Lehre)
und wird mit der Nahrung zugeführt!
Der Darm ist unser bei weitem größtes
Organ und trägt ebenso viele Bakterien auf sich, wie wir im ganzen Menschen Zellen haben. Die Darmschleimhaut ist das Organ, welches sich am
schnellsten ersetzt und umbaut. Diese
Erneuerungskräfte und die Darmbakterien durchwirken unser ganzes Wesen
und hängen weitgehend ab von dem,
was wir essen. Die Aufbaukräfte des
Menschen – gerade bei degenerativen
Krankheiten – müssen also immer über
den Darm aufgebaut werden.
Daher sind individuelle Ernährungsumstellungen bei chronischen Krankheiten
von größter Wichtigkeit. Die Ernährung
soll vollwertig, möglichst naturbelassen
und sehr arm an tierischen Eiweißen
sein, am besten vegetarisch und Kuhmilch-frei.
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sind enorm häufig und oft Ursachen chronischer Krankheiten, bei de-
nen man nie an Nahrungsmittel denkt:
Praktisch alle Allergien, Darmleiden,
Rheuma, insbes. Polyarthritis, kindliche
Verhaltensstörungen, praktisch alle Infektanfälligkeiten, etc.
Langfristig ist die gesunde Ernährung
der wichtigste Faktor in der Behandlung
chronischer Gesundheitsstörungen.1
6. Der Darm vernetzt uns mit der
Erde
durch die Darmbakterien und dadurch,
dass alles, was wir erneuern und als
Stoffe in uns gebrauchen, durch die Ernährung in uns kommt. Die Bakterien,
die all dies gewährleisten, uns entgiften, aber auch viele Stoffe „vor-verdauen“, leben in wunderbarer Symbiose mit
dem Menschen – sie sind eigentlich ein
Teil von ihm. Sie gewährleisten unser
Immunsystem durch dauernde Stimulation. Sie kommen von der Erde und
sie sind es aber auch, welche uns nach
dem Tode wieder zurückführen zur Erde.
Sie bringen uns anabole und etherische
Form- und Aufbaukräfte.
Die Pflege der Darmflora durch isopathische Therapie und faserreiche vegetarische Ernährung ist von größter Wichtigkeit. Häufig benötigt aber der Patient
für längere Zeit eine gezielte Therapie
mit Spurenelementen (z. B. Molybdän),
Vitaminen und Aminosäuren, sowie eine
Einstellung des Säure-Base-Gleichgewichtes, damit sich seine Darmflora
wieder richtig entwickelt. Einläufe, Colon-Hydrotherapien und gezielte Bakterienpräparate können diesen Vorgang
deutlich beschleunigen. Die praktische
Bedeutung dieser Zusammenhänge ist
frappant: darmbedingte Erkrankungen
sind häufig: Migränen, Allergien, Lungenleiden verschiedener Art, lumbale
Rückenprobleme, Oberbauchblähungen,
Übelkeit, chronische Verstopfung, Übergewicht (!) etc.
Auch hier hat die Biologische Medizin einige subtile Testmethoden, welche die Intaktheit der Darmflora zeigen:
Thermoregulationsdiagnostik, komprehensive Stuhltestungen auf Verdauungs- und Absorptionsleistung, sowie
die Dunkelfeldmikroskopie, welche die
dynamischen Vorgänge der bakteriellen
Entwicklungen an Blut oder anderen
Test-Medien aufzeigen.
Die Besonderheit biologisch-ganzheitlicher Medizin ist also, dass sie individuell verschiedene Naturheilmethoden
kombiniert und moderne orthomolekulare Erkenntnisse mit dem konstitutionellen Typ des Patienten vernetzt. Die
Krankheit des Organs steht dabei in der
Therapie im Hintergrund gegenüber der
Wiedererlangung eines dynamisch-regulativen Zustandes des Gesamtpatienten.
Ergänzungen zu diesem Thema
siehe: Artikel „Darm, Ernährung und
Gesundheit“ in Paracelsus – Health &
Healing Hefte Nr. 6–9/I
1
Paracelsus Health & Healing 1/ III
43
Ursachen der
Krebsentstehung
Vom Wesen der
Biologischen
Medizin III
Tabelle und kurzer Erklärungstext zur
Krebsentstehung:
Die biologische Medizin betrachtet
Krebs als einen dynamischen Prozess
und nie als eine Entität. Das heißt,
Krebs entwickelt sich langsam und
durchschreitet in dieser Entwicklung
verschiedene Phasen der Degeneration
bis zur Entartung der Zellen.
In vielen Fällen, insbesondere in den frühen Stadien der Krebserkrankung, kann
diese Entwicklung gestoppt oder sogar
rückgängig gemacht werden, wenn die
Ursachen der Krebsentstehung beseitigt
werden.
Die Ursachen und Einflüsse, welche die
degenerative Entwicklung bewirken,
sind nur zum Teil erforscht. Viele Teilursachen sind aber bekannt und können auch beeinflusst werden. Hier setzt
O2-Zufuhr
zellulär
die ganzheitlich-biologische Krebstherapie an.
Aus ganzheitlich-biologischer Sicht ist
es von größter Wichtigkeit, dass jeder
Krebspatient eine biologische Krebstherapie erhält, auch wenn er parallel
dazu schulmedizinische oder alternativmedizinische krebszerstörende Therapien erhält. Nur durch die Entfernung
der untenstehenden krebsbegünstigenden Faktoren kann nämlich ein Rückfall oder die Metastasierung vermindert
oder vermieden werden.
Aus ganzheitsmedizinisch-biologischer
Sicht sind nämlich Metastasen oder
Krebsrückfälle Neutumoren, welche entstehen, da die tumorauslösenden Faktoren nicht angegangen wurden.
© Dr. med. Thomas Rau, Paracelsus Klinik
Lustmühle, 2001
Für weitere Informationen siehe auch:
www.paracelsus.ch
freie
Radikale
Gifte
Schwermetalle
Geopathie
44
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Lactat
Krebszelle
Zelle
Störfelder!
(Zähne, Narben,
chronische
Infektionen)
Mineral- und
Spurenelementemangel
Übersäuerung
Übereiweißung
Mucor
Vo n d e r V i e r s ä f t e l e h r e
zur modernen
Naturheilkunde
Prof. Dr. med. Karin Kraft
Dr. Karin Kraft ist Inhaberin eines
Lehrstuhl für Naturheilkunde an
der Universität Rostock und Chefärztin an der Rehabilitationsklinik
„Moorbad” Bad Doberan.
Der griechische Philosoph Empedokles
(um 495–435 v. Chr.) postulierte, dass
die gesamte Schöpfung durch unterschiedliche Anteile an den vier Urelementen Luft, Feuer, Wasser und Erde
charakterisiert sei, und dass die vier
Primärqualitäten Trockenheit, Wärme,
Feuchtigkeit und Kälte entsprächen. Polybos, ein Schüler des Hippokrates (um
460–377 v. Chr.) entwickelte zu dieser
Zeit die Viersäftelehre (Humoralpathologie), die besagte, dass alle Krankheiten aus einer fehlerhaften Mischung
der vier Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle entstehen sollten. Damit stand er im Widerspruch zu
Hippokrates, der u. a. die individuelle
Anwendung von heißen Bädern, Heilgymnastik, Wasseranwendungen, Massagen, Heilpflanzen und Diätetik zur
Behandlung von Krankheiten empfahl:
Diese Maßnahmen sollten die „Physis“,
die Selbstheilungstendenz des Organismus, unterstützen. Der Arzt sollte dort
eingreifen, wo die natürliche Selbsthilfe
des Organismus versage. Mit dieser individualisierten Therapiekonzeption war
Hippokrates seiner Zeit weit voraus.
Der einflussreiche Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.) ordnete die Viererschemata der Elementenlehre und der
Humoralpathologie einander zu und
verhalf letzterer damit zum Durchbruch
als führende Medizintheorie der Antike. Der offenkundige Vorteil gegenüber
der individualisierten Therapie war die
große Arbeitserleichterung für die Ärzte, die nach den sich in der Folge rasch
entwickelnden Therapieschemata vorgehen konnten. Diese Schematisierung
ist im Übrigen keine rein europäische
Erfindung, sondern bildet auch die Behandlungsgrundlage, z. B. im Ayurveda
und der traditionellen chinesischen Medizin. Der römische Arzt Galenos (129 –
um 199) ordnete dem Überwiegen des
einen oder anderen Körpersaftes unterschiedliche Gemütsdispositionen zu und
legte damit die Grundlage zur Lehre von
den vier Temperamenten sanguinisch,
cholerisch, phlegmatisch und melancholisch. Galen formulierte aber auch
die sechs „nicht natürlichen Dinge“ (res
non naturales), d. h. ein aktives Verhalten für die Gesunderhaltung: Für Licht
und Luft, Essen und Trinken, Bewegung
und Ruhe, Schlafen und Wachen sowie
Ausscheidungen und Gemütsbewegungen hat der Mensch selbst zu sorgen.
Diese Empfehlungen fanden im folgenden Jahrtausend infolge der körperfeindlichen und autoritären Haltung
der Kirche kaum Gehör: Hingegen beherrschte die Humoralpathologie, die
die Unterstützung der Kirche und auch
der im Mittelalter aufkommenden Universitäten genoss, die europäische Medizin und erstarrte immer mehr zum
bevölkerungs- und patientenfernen
Dogma. So übten die mittelalterlichen
Schulmediziner die Wundbehandlung
nicht persönlich aus, weil diese TätigParacelsus Health & Healing 1/ III
45
Von der
Viersäftelehre
zur modernen
Naturheilkunde
46
Paracelsus Health & Healing 1/ III
keit für unehrenhaft gehalten wurde. Man überließ sie den Schmieden,
Henkern, Steinschneidern, Badern und
Barbieren: Letzteren oblag auch das
Ableiten der verdorbenen Körpersäfte
durch Setzen von Schröpfköpfen und
Blutegeln, die Durchführung von Aderlässen und Klistieren und das Erzeugen
von künstlichen Eiterungen sowohl für
die Prophylaxe als auch zu Therapiezwecken.
Bei der Bevölkerung erfreuten sich
Schwitzbäder als ableitendes Verfahren
der größten Beliebtheit, weshalb gegen Ende des 12. Jahrhunderts überall
öffentliche Schwitzbadestuben eröffnet wurden. Hier wurden Dampfbäder
durchgeführt und Mineralwässer und
Kräuterabkochungen verwendet. Auch
ansonsten benutzte die Bevölkerung
ziemlich unabhängig von den Ärzten
ihr über Jahrhunderte tradiertes Wissen
über die Heilpflanzen. In der Zeit der
Aufklärung wurden die Schwitzbäder
jedoch wegen der sich rasch ausbreitenden Syphilis verboten und die Kirche
versuchte, das heilkundliche Wissen der
Bevölkerung durch die Hexenjagden
auszurotten. Die „materia medica“ des
griechischen Militärarztes Dioskurides
(40–90 n. Chr.) diente dagegen in der
Schulmedizin über viele Jahrhunderte als Standardwerk. Die oft wenig naturgetreuen Abbildungen führten allerdings leicht zu Verwechslungen. Erst die
ab 1530 erscheinenden Kräuterbücher
zeichneten sich durch exakte botanische Darstellungen aus, es wurden hier
aber nur die einheimischen Heilpflanzen dargestellt und beschrieben.
Im 13. bis 15. Jahrhundert wurde die
Medizin durch die Astrologie, die in
der orientalischen Heilkunde eine große Rolle spielte, zunehmend stark be-
einflusst. So wurden z. B. die Körperteile den Tierkreiszeichen zugeordnet,
ärztliche Eingriffe der Konstellation
der Gestirne angepasst und außerirdische Vorgänge zur Erklärung von irdischen Katastrophen bemüht, wie z. B.
der infolge einer zunehmenden Bevölkerungsdichte und einem mangelhaften hygienischen Verständnis verstärkt
auftretenden Seuchen. Auch magische
Vorstellungen spielten nun eine große
Rolle. Mit der so genannten „Dreckapotheke“ glaubte man, die Dämonen, die
man für die Auslösung unerklärlicher
Krankheiten verantwortlich machte,
vertreiben zu können. Es wurden dafür
abenteuerliche Mischungen aus optisch
widerwärtigen und übel riechenden Bestandteilen hergestellt.
Paracelsus (1493–1541) konnte sich
zwar nicht von den magisch-astrologischen Vorstellungen lösen, wurde
aber dennoch zum großen Wegbereiter
der naturwissenschaftlich orientierten
neuzeitlichen Heilkunde. Er bekämpfte die Dreckapotheke, die dennoch erst
während und nach dem dreißigjährigen Krieg (1618–1648) ihre Blütezeit
hatte, und die auch Wundermittel wie
den Theriak, der schließlich aus über
einhundert Bestandteilen zusammengesetzt war, verwendete. Martin Luther (1483–1546), den die meisten nur
als Reformator kennen, widmete sich in
seiner zweiten Lebenshälfte ebenfalls
dem Kampf gegen die Dreckapotheke
und unterstützte den Gedanken des gemäßigten Lebens als Grundlage für die
Gesunderhaltung des Leibes ganz im
hippokratischen und galenschen Sinne.
Der im Laufe der Jahrhunderte sehr
mühsam und gegen große Widerstände erworbene naturwissenschaftliche
Erkenntnisgewinn zeigte zunehmend,
dass die stark vereinfachende Sichtweise der Humoralpathologie in der Praxis
unzulänglich war. Das Verbot der Leichenschau seit der Antike, das im übrigen auch Grundlage der manchmal
nur schwer nachvollziehbaren anatomischen Vorstellungen der traditionellen indischen und chinesischen Medizin
ist, hatte den Fortschritt sehr stark behindert, wurde aber von mutigen Ärzten immer wieder heimlich durchbrochen. So konnte der Anatom A. Vesalius
mit seinem Buch „Über den Bau des
menschlichen Körpers“ 1543 endlich
vielen Irrtümern ein Ende setzen. Diese Entwicklung wurde durch den ab
dem 15. Jahrhundert zunehmenden Gebrauch von Feuerwaffen und der daraus
resultierenden schweren Kriegsverletzungen geradezu erzwungen. Weniger Glück hatte H. Mercurialis, der mit
seinem 1569 erschienen Buch „de arte
gymnastica“ eindringlich, aber erfolglos
auf die positive gesundheitliche Auswirkung des Sports hinwies. Diese Gedanken wurden erst im späten 18. Jahrhundert allgemein aufgegriffen.
Die seit der Aufklärung geforderte systematische naturwissenschaftliche Denkweise begann allmählich sich auch in
der Medizin durchzusetzen. Der englische Arzt W. Withering wendete erstmalig 1775 auf Hinweis einer Kräuterkundigen einen Extrakt von Fingerhut
bei einem Kranken mit fortgeschrittener
Wassersucht mit Erfolg an. Erst nach
einer 10jährigen praktisch-experimentellen Erprobungsphase präsentierte
er schließlich der Fachwelt seinen Forschungsbericht einschließlich Erfolgen und Misserfolgen. S. Hahnemann
(1755–1843) gilt zwar heute vor allem als Entwickler der Homöopathie, er
führte aber auch die ersten systemati-
schen Versuche mit Arzneimitteln zur
Dosisfindung an Gesunden durch und
wandte sich gegen das Kombinieren von
Arzneien. Er kann deshalb als Vorläufer
der klinischen Pharmakologie bezeichnet werden. F. W. Sertürner isolierte
1803/05 aus dem Opium das Morphin.
L. Pasteur fand 1857 Gärung und Fäulnis verursachende Mikroorganismen
und entwickelte später eine Schutzimpfung gegen Tollwut. R. Koch entdeckte
1878–90 den Tuberkelerreger. Die systematische und zunehmend erfolgreiche
Bekämpfung der Seuchen durch hygienische Maßnahmen brachte schließlich
den Durchbruch der naturwissenschaftlichen Medizin gegenüber der in diesem
Bereich gänzlich versagenden Humoralpathologie, der durch die 1876 durch
R. Virchow durchgesetzte Abschaffung
des Philosophikums und die Etablierung
des Physikums im Medizinstudium deutlich illustriert wird.
Die Anfänge der Naturheilbewegung
entwickelten sich aus der Wiederbelebung der Wasserheilkunde in England
und im deutschsprachigen Bereich, wo
J. S. Hahn (1664–1742) und seine beiden Söhne die Hydrotherapie im Sinne
einer Selbsthilfe als Kur zu Hause propagierten. Mit diesen Empfehlungen
standen sie im völligen Widerspruch
zur damaligen Schulmedizin, die jeglicher Anwendung von Wasser, sogar zu Reinigungszwecken, misstraute. Rousseau und seine Thesen von den
Kulturschäden an der menschlichen
Gesundheit beeinflussten schließlich ab
dem späten 18. Jahrhundert einflussreiche Ärzte dieser Zeit. Ch. W. Hufeland
(1762–1836) griff die hippokratischen
Prinzipien wieder auf und empfahl die
Verwendung von Heilmitteln aus der
Natur. Ca. 1848 prägte der bayerische
Militärarzt Lorenz Gleich (1798–1865)
schließlich für diese medizinische Richtung die Begriffe „Naturheilverfahren“
und „Naturheilkunde“ (Physiatrie), die
von medizinischen Laien begeistert
aufgegriffen wurden. Der Bauernsohn
V. Prießnitz (1799–1851) systematisierte die Wasserheilkunde: 1826 baute
er in Gräfenberg (Schlesien) eine Kaltwasserheilanstalt, in der neben der Hydrotherapie auch Bewegungstherapie
betrieben wurde, im Jahre 1845 gab es
allein in Deutschland bereits etwa achtzig Wasserheilanstalten. Der Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) fügte der
Hydro- und Bewegungstherapie die Anwendung von Heilpflanzen hinzu, zudem enthielt seine Heilmethode implizit
religiöse Elemente. Dies war den Vertretern der frühen Naturheilkunde jedoch
suspekt, sie betrachteten die sich entwickelnde Kneippbewegung denn auch
eher als Konkurrenz denn als Mitstreiter. Kneipps 1886 erschienenes Buch
„Meine Wasserkur“ erreichte 1894 bereits die 50. Auflage. Der reißende Absatz erklärt sich durch die allgemeinen
zivilisationskritischen Diskussionen um
gesundheitliche Schäden durch Industrialisierung und Urbanisierung, die in
den Städten zur Gründung zahlreicher
Naturheilvereine durch Laien führte, die
für eine bessere naturgemäße Ernährungs- und Heilweise kämpften.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch die Bedeutung von
frischer Luft, Sonnenlicht und Ernährung als Gesundheitsfaktoren entdeckt.
Der Färbereibesitzer A. Rikli (1823–
1906) erfand die „Lufthütten“, in denen
die Kranken unbekleidet verweilen und
schlafen konnten. Zum therapeutischen
Repertoire gehörten zudem Wandern,
Gartenarbeit, Gymnastik, BarfußlauParacelsus Health & Healing 1/ III
47
fen und Sonnenbäder. Der Fuhrmann
J. Schroth (1798–1856) entwickelte seine bis heute bekannte „SchrothKur“. Der Apotheker T. Hahn verordnete als Erster ab 1852 seinen Patienten
neben der Wasserkur auch eine vegetarische Diät. Dies beeindruckte den
Politiker E. Baltzer (1814–1887) derart, dass er 1867 einen Verein gründete, der später „Deutscher Verein für
naturgemäße Lebensweise (Vegetarianer)“ hieß. Um 1900 entwickelte der
Schweizer Arzt M. Bircher-Benner das
Birchermüesli. Er legte bei seinen Patienten großen Wert auf „Ordnung, Regelmäßigkeit, Pünktlichkeit“ und prägte später den Begriff Ordnungstherapie.
Seine Rohkostdiät widersprach der damaligen Lehrmeinung, die großen Wert
auf den Eiweiß- und Kaloriengehalt der
Nahrung legte, wurde aber in späterer
Zeit durch die Ergebnisse der Vitaminforschung bestätigt.
Die naturwissenschaftliche Medizin
leistete gegenüber diesen Bewegungen erheblichen Widerstand. Erst 1926
wurde in Berlin das erste Krankenhaus
für Naturheilkunde errichtet, und neue
Kneipp-Anstalten konnten in dieser
Zeit eröffnet werden. Gegen den Widerstand der medizinischen Fakultäten wurden 1920 in Berlin und 1925 in
Jena Lehrstühle für Naturheilkunde errichtet. Erst die nationalsozialistische
Führung versprach der Naturheilkunde die so lange verweigerte staatliche
Anerkennung und Aufwertung. Nach
den Vorstellungen des Reichsärzteführers Gerhard Wagner sollten die Ärzte
verpflichtet werden, neben den schulmedizinischen auch naturheilkundliche Heilverfahren anzuwenden. Nach
ihrer Integration in die „Neue Deutsche Heilkunde“ kam es jedoch zu ei48
Paracelsus Health & Healing 1/ III
nem Kurswechsel in der Gesundheitspolitik zugunsten der „Schulmedizin“.
Anstelle einer gleichberechtigten Zusammenarbeit wurde nunmehr die Erforschung und Überprüfung naturheilkundlicher Verfahren, allerdings auf der
Grundlage der Schulmedizin gefordert.
Gründe dafür waren neben dem Widerstand führender naturwissenschaftlich
orientierter Ärzte und der Kassenärzte
Machtkämpfe innerhalb der Partei und
der mit Kriegsbeginn stark wachsende
Einfluss der chemisch-pharmazeutischen Industrie.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden
die klassischen Naturheilverfahren in
der ehemaligen DDR durch den Fortbestand des Berliner Lehrstuhls und durch
die Einführung einer Facharztausbildung für Physiotherapie verankert. In
der BRD wurden die Heilbäder und Rehabilitationseinrichtungen wieder belebt und u. a. die aus- und ableitenden
Verfahren wieder aufgegriffen, die seit
den achtziger Jahren allmählich wieder
an Bedeutung gewinnen. A. Pischinger
entwickelte das System der Grundregulation. Seit den 70er Jahren ist auch das
Interesse der Bevölkerung an „natürlichen“ Heilmethoden stark angestiegen.
Die als Konstitutionslehre und, ab Mitte der achtziger Jahre, im Rahmen der
indischen und chinesischen traditionellen Medizin immer wieder auflebenden
Vorstellungen der Elementenlehre dürften auch zukünftig von Bedeutung sein,
da sie die rasche Einteilung Gesunder
für Präventionsmaßnahmen erleichtern.
Damit nimmt sie den Platz ein, den sie
schon in der Antike für sich beansprucht
hat. Im Bereich der Krankenversorgung
ist dagegen die individuelle Therapie im
hippokratischen Sinne angezeigt, wobei inzwischen die Wirkung vieler Na-
turheilverfahren naturwissenschaftlich
abgesichert werden konnte.
In der Gesundheitspolitik wird die individuelle Gesundheitsvorsorge mit natürlichen Heilmitteln immer mehr zum
Schwerpunkt, dies wird insbesondere
bei den aktuellen Präventionsgesetzen
deutlich. Auch die Akzeptanz der Institutionen nimmt zu: Die ärztlichen Standesorganisationen verleihen seit vielen
Jahren die Zusatzbezeichnung „Arzt für
Naturheilverfahren“. In Berlin existierte
zwischen 1989 und 2004 ein Lehrstuhl
für Naturheilkunde, an der Universität
Rostock besteht er seit 2002, an der
Universität Essen seit 2004. Das Fachgebiet „Naturheilkunde“ ist seit 1993
Bestandteil der ärztlichen Ausbildungsordnung, seit 2002 Prüfungsfach. Die
Gesetzlichen Krankenkassen fördern im
Rahmen von Modellprojekten die wissenschaftliche Untersuchung von Naturheilverfahren und erstatten die Kosten stationärer Aufenthalte, neuerdings
auch in naturheilkundlich spezialisierten Rehabilitationskliniken. Sie haben
mittlerweile erkannt, dass eine mehrwöchige Therapie mit individuell zusammengestellten und hinsichtlich ihrer Wirkung wissenschaftlich belegten
Naturheilverfahren gerade für chronisch Kranke eine große Chance darstellt. Diese gilt es zu nutzen.
„So sollt ihr
l e b e n ” VII
Nach Sebastian Kneipp
Sebastian Kneipp (1821-1897),
der bekannteste Vertreter der
Hydrotherapie
Trinken beim Essen
Es herrscht unter den Menschen eine
zweifache Ansicht: Die einen sagen,
man solle recht wenig trinken und besonders nichts während der Mahlzeit;
andere dagegen behaupten, man solle
bei jeder Speise eine Zugabe von Flüssigkeit zu sich nehmen. Was mag wohl
das Rechte sein?
Die Speise, die du in dich aufnimmst,
muss zuerst von den Zähnen gut verarbeitet werden, je gründlicher, desto
besser; denn gut gekaut ist halb verdaut. Die Speise muss ferner mit Speichel vermischt werden; im Mund sind
mehrere Drüsen, die den Mundspeichel
absondern. Wenn nun die Speisen gegen
die Drüsen drücken, so fließt der Speichel aus und vermischt sich mit der gekauten Speise. Je besser die Speisen mit
Speichel vermischt werden, umso besser sind sie vorbereitet für den Magen.
In diesem werden die aufgenommenen
Speisen mit Magensaft vermischt, und
je inniger die Vermischung, umso besser wird auch die Verdauung sein; denn
der Magensaft muss ja die Speisen zersetzen und auflösen, die weichsten wie
die härtesten. Außer diesen zwei Umwandlungen der Speisen im Mund und
im Magen finden noch mehrere andere
im Darmkanal statt, bis der Speisebrei
so zersetzt ist, dass die Natur das für
sie Notwendige ausziehen kann. Es wird
also derjenige nicht recht tun, der die
Speisen, ohne sie ordentlich zu zerkauen, verschluckt. Müssen aber die Speisen mit dem Magensaft vermischt werden, so fragt es sich: Wird dies ebenso
gut geschehen, wenn man während des
Essens öfters trinkt, als wenn man nicht
trinkt? Trinkt jemand beim Essen, dann
werden notwendigerweise die Speisen
zuerst mit dem Getränke vermischt,
und infolge davon können die Magensäfte nicht mehr so eindringen in die
Speisen, weil sie bereits mit Flüssigkeit
durchtränkt sind. Wie dünn werden die
Magensäfte, wenn sie fünf- bis sechsmal, ja noch öfter mit Flüssigkeit vermischt werden! Sind aber die Magensäfte zu sehr verdünnt, so haben sie
keine Kraft mehr, die Speisen zu verarbeiten. Dann kann aber auch die Natur
nicht alles bekommen, was in den Speisen enthalten ist; es wird ein großer Teil
der Speisen unaufgelöst und unausgenützt abgehen.
Der allein richtige Grundsatz ist: Trinke, wenn dich dürstet, denn der Darm
sagt dir, es fehlt an Flüssigkeit für die
Magensäfte. Dürstet dich nicht, so sind
deine Magensäfte schon dünn genug;
dann lass das Trinken bleiben!
So gilt also die Regel: Wer Durst vor
dem Essen hat, der trinke; er trinke aber
nur ganz wenig und glaube ja nicht,
dass er mit dem vielen Trinken schnell
allen Durst stillen könnte! Während des
Essens trinke man gar nicht und selbst
nach der Mahlzeit noch nicht sofort,
sondern erst dann, wenn Durst sich einstellt. Ich bin an Hand der Erfahrung zu
der Überzeugung gekommen, dass man
durch die Speisen Flüssiges genug bekommt.
Paracelsus Health & Healing 1/ III
49
Maß im Essen
Wie man streitet über das Trinken beim
Essen, so auch über das Maß der Speisen, wie viel man genießen soll. Es gibt
Leute, die recht viel essen und glauben,
wenn der Magen nicht recht gefüllt
wäre, so hätten sie nicht genug Nahrung genommen. Sie sind auch für das
öftere Essen. Andere dagegen sind der
Ansicht, es reiche eine kleine Portion
aus, und man solle nicht so oft essen.
Welche Meinung ist wohl die richtige?
Für die menschliche Natur reicht eine
kleine Portion aus, um sie gut zu nähren
und in der Kraft zu erhalten, vorausgesetzt, dass diese kleine Portion gut ausgenützt wird. Wenn man aber recht viele Speisen zu sich nimmt, die weder gut
verdaut noch gehörig ausgenützt werden, dann hat man einen großen Teil
umsonst gegessen. Es kommt daher viel
darauf an, dass man die Natur an wenig
gewöhnt und dass dieses Wenige gut
ausgenützt werde, nicht aber, dass viel
genommen werde und das meiste davon nutzlos abgehe.
Wassertrog
50
Paracelsus Health & Healing 1/ III
Ich kenne einen Herrn, der über 80 Jahre alt ist. Er nimmt nur die allerkleinsten
Portionen zum Frühstück, Mittag- und
Abendessen, und zwar ohne Getränk,
wenn ihn nicht dürstet. Er ist vollständig gesund, hinlänglich genährt und hat
eine vorzügliche Geisteskraft.
Ich kannte einen andern Herrn, der weit
über 80 Jahre alt wurde. Er hatte die
Gewohnheit, kein Getränk zu genießen,
begnügte sich mit der einfachsten Kost
und aß nur äußerst wenig.
Es wird klar, dass es nicht die Menge der
Speisen ist, was den Menschen kräftig
und gesund macht. Es soll nur gute Kost
gewählt werden, dann reicht auch eine
kleine Portion aus. Es soll ferner gesorgt
werden, dass die Natur das Gebotene
gut verarbeiten könne und somit nichts
nutzlos gegessen und getrunken werde.
Wie oft soll man essen?
Viele glauben, ohne vier- bis fünfmal
zu essen, könne man nicht bestehen.
Am vernünftigsten scheint es zu sein,
täglich dreimal zu essen: morgens, mittags und abends. Isst man zu oft, dann
bekommt der Magen nie Ruhe. Ist er
immer gefüllt, wird er auch beständig ausgedehnt. Zehrt er nie ganz auf,
was er enthält, so bleiben die Speisen
teilweise unverdaut im Magen zurück
und verursachen Magenbeschwerden.
Von der einen Essenszeit bis zur anderen soll im Magen aufgeräumt werden.
Wenn die Speisen zu lange im Magen
bleiben und darin verderben, so bilden
sich auch schlechte Stoffe, und es können leicht dadurch Krankheiten entstehen. – Man mache es sich also zur
Gewohnheit, dreimal täglich zu essen.
Das reicht vollständig aus. Recht regelmäßig leben bringt das beste Gedeihen.
Je nahrhafter ferner die Kost ist, umso
kleiner die Portion. Man vermeide endlich, was der Natur nicht gut ist, dann
darf man auf Gesundheit, Kraft und
Ausdauer hoffen.
Vom Rauchen
Ich bin schon oft gefragt worden, was
ich vom Rauchen halte. Meine Meinung
hierüber ist diese: Junge Leute, die mit
15 bis 17 Jahren zu rauchen anfangen,
setzen sich im Allgemeinen der Gefahr aus, sich sehr zu schaden. Erstens
wirkt bei einer jungen Natur das Tabakgift (Nikotin) viel stärker und nachteiliger ein als in späteren Jahren. Zweitens wird das Rauchen, wenn es früh
begonnen wird, leicht zur Leidenschaft.
Nicht selten wird auch die vollkommene Entwicklung dadurch behindert, und
Krankheit und Siechtum können leicht
bei jungen Leuten entstehen. Es gehört nicht viel dazu, dass Lungenleiden,
Halsgebrechen, Aufgeregtheit in den
Nerven, Herzklopfen und dergleichen
entstehen. Solche und ähnliche Übel
sind zwar leicht herangelockt, doch
nicht mühelos wieder zu entfernen. Ist
das im Allgemeinen so, dann ist es noch
mehr der Fall, wenn schlechte Stoffe
geraucht werden.
Mein Urteil über das Rauchen geht dahin: Wer gar nicht raucht, tut am besten, weil er seiner Natur keine nachteiligen Stoffe zuführt und zugleich nicht
wenig Geld erspart. Wenn aber ein gesunder Mann in einer freien Stunde, besonders bei einer Unterhaltung, eine Zigarre oder eine Pfeife raucht, so wird es
ihm nicht schaden.
Sebastian Kneipp (1821–1897), aus:
So sollt ihr leben.
Zusammengestellt von Margrit Schmid.
i m p re s su m
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PARACELSUS – Health & Healing (Gesundheit & Heilen)
Die Zeitschrift für Heilmethoden und traditionelles
medizinisches Wissen in Ost und West
Paracelsus war ein Meister der Gesundheit und des Heilens,
eine Brücke zwischen der sichtbaren und unsichtbaren
Welt. Was er vor 500 Jahren sagte, hält allmählich auch
die moderne medizinische Wissenschaft für richtig. Deshalb
wird die Zeitschrift im Gedenken an Paracelsus herausgegeben. Sie möchte über die verschiedenen Formen des Heilens
informieren, die als wirkungsvoll erkannt wurden.
Themenbereiche sind: Ayurveda, Homöopathie, Yoga,
Alchemie, Naturheilkunde, traditionelle chinesische Medizin
und andere traditionelle Therapien aus dem Fernen Osten,
Magnettherapie, Hydrotherapie, Massage, Fußreflexzonenmassage, Phytotherapie, Diätetik, Edelsteine und Kristalle
mit heilender Wirkung, Farbtherapie, Klangtherapie, alte
„Großmutter-Rezepte“, spirituelle Therapien einschließlich
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Paracelsus Health & Healing 1/ III
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