Ausgabe April/Mai 2015 - Evangelisches Frankfurt
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Ausgabe April/Mai 2015 - Evangelisches Frankfurt
Evangelisches Frankfurt Zeitung für Mitglieder der evangelischen Kirche in Frankfurt am Main April/Mai 2015 · 39. Jahrgang · Nr. 2 Von klein auf öffentlich Kirchenvorstands-Wahlen Auferstehung im Alltag Schon als Babys sind viele Kinder heute medial präsent, zum Beispiel mit Bildern auf der Facebook-Seite ihrer Eltern. Wie neue Medien die > Seite 3 Kindheit verändern. Am 26. April werden in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau die Kirchenvorstände gewählt. Wahlberechtigt sind alle Evangeli> Seiten 4/5 schen ab 14 Jahren. Mit der Auferstehung verbinden viele Menschen vor allem Vorstellungen vom Leben nach dem Tod. Aber Auferstehung gibt es auch > Seite 7 mitten im Alltag. Ostern feiern Tipps für die Feiertage in Frankfurt ▶In der Karwoche und an den Ostertagen feiern die Frankfurter Gemeinden auf vielfältige Weise das höchste christliche Fest. Zur Todesstunde Jesu finden am Karfreitag, 3. April, um 15 Uhr Andachten statt, so in der Jakobskirche in Bockenheim, der Thomaskirche in Heddernheim, der Dreikönigskirche am Sachsenhäuser Ufer oder in der Osterkirche an der Mörfelder Landstraße. Der Ostersonntag, 5. April, beginnt mancherorts sehr früh, wie in der Alten Nikolaikirche am Römerberg mit einer Osternachts- feier um 6 Uhr. Die Pröpstin für Rhein-Main, Gabriele Scherle, predigt dann um 10 Uhr bei einem Kantatengottesdienst in der Katharinenkirche an der Hauptwache. Live im Radio (hr4) wird ab 10.05 Uhr der Gottesdienst aus der Dreikönigskirche übertragen. Eine Ausstellung in der Cyriakuskirche in Rödelheim, Auf der Insel 5, zeigt Ostereier und andere Exponate aus der Volkskunst (bis 19. April sonn- und feiertags von 15 bis 17 Uhr). Sämtliche Veranstaltungen gibt’s unter www. frankfurt-evangelisch.de. Redaktion Katharinenkirche Mit der Bibel gegen Pegida ▶Wenn schon das christliche Abendland gerettet werden soll, dann richtig: „Liebe Deinen Mitmenschen, er ist wie Du“ steht auf einem großen Banner, das seit Anfang März am Turm der Katharinenkirche hängt. Die Idee dazu hatte der neue Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz. „Angesichts der fremdenfeindlichen Demonstrationen an der Hauptwache war ich der Meinung, wir müssten etwas unternehmen.“ Der Text ist eine alternative Übersetzung des Nächstenliebegebots, das sowohl im Alten als auch im Neuen Testament steht und bei Luther lautet: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Die zunächst ungewohnte Übersetzung komme dem Urtext näher und solle zum Nachdenken anregen, sagt Pfarrer Lewerenz. Tatsächlich habe er neben vielen positiven auch kritische Mails dazu bekommen. Für die Katharinenkirche hat der fünfzig Jahre alte Theologe auch sonst schon Pläne. Unter anderem soll es ab Juni an den Werktagen regelmäßige Mittagsgebete geben. Antje Schrupp Industriekletterer befestigten das sechs mal drei Meter große Banner am Turm Foto: Rolf Oeser der Katharinenkirche an der Hauptwache. Ländliches Frankfurt: Schafe weiden am Heiligenstock mit Blick auf den Messeturm. Die Metapher von Christus als dem „Lamm Gottes“ begründete zahlreiche Osterbräuche. Gemeint ist, dass Jesus den Tod nicht gescheut hat und zuließ, „geopFoto: Frank Rupenhorst/Picture Alliance fert“ zu werden – wie ein Lamm, damals ein wichtiges Opfertier im jüdischen Kult. Von Europa nach Europa Studie zur Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien nach Frankfurt ▶Seit der Einbindung von Mittelund Osteuropa in die Europäische Union kommen sehr viel mehr Menschen von dort nach Deutschland. Doch wie ist es um ihre Situation wirklich bestellt? Welche Probleme ergeben sich dadurch für Frankfurt, und wie könnte man ihnen abhelfen? Dazu hat die „Sozialpolitische Offensive“, ein Zusammenschluss aus Kirchen, Gewerkschaften und anderen Institutionen, eine Studie in Auftrag gegeben und die Ergebnisse in der Weißfrauen Diakoniekirche vorgestellt. Laut Tina Alicke vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, das die Studie durchführte, waren 2014 knapp 8000 Menschen mit rumänischem und gut 6000 mit bulgarischem Pass in Frankfurt gemeldet. Doch ihre Lebenssituationen seien sehr unterschiedlich: Die Palette reicht vom Universitätsabschluss bis zu Ungelernten. Den meisten gelinge es, sich aus eigener Kraft zu integrieren, was vor allem bedeutet, dass sie eine Wohnung und eine Arbeit finden. Ihre Arbeitslosen- quote sei nicht höher als die der ausländischen Bevölkerung insgesamt. Dennoch gebe es auch etliche in prekären Lebenslagen, die Unterstützung brauchen. Die bestehenden Hilfseinrichtungen seien jedoch überlastet, es fehle vor allem an Sprachkenntnissen. Hinzu kommt, dass Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus Europa keinen Anspruch auf Integrationshilfen haben. Wenn sie aber nur wenig verdienen, können sie sich den Deutschunterricht auch nicht selbst finanzieren. Zumal viele zwölf und mehr Stunden am Tag arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen. Es gebe auch Unternehmen und Vermieter, die die Notlage dieser Menschen ausbeuten, indem sie Löhne oder Beiträge zur Krankenversicherung nicht bezahlen oder Wuchermieten verlangen. Die Sozialpolitische Offensive fordert die Stadt Frankfurt deshalb auf, aktiv zu werden: Mehr Kontrollen der Arbeitsbedingungen, insbesondere auf Baustellen, mehr sozial geförderter Wohnungsbau, Einschreiten gegen Mietwucher, mehr Geld für Hilfseinrichtungen sowie eine bessere Vernetzung bestehender Angebote waren einige der Forderungen. Dem stimmte bei der anschließenden Diskussion im Grundsatz auch Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld zu. Besonders für den Bereich Wohnraum gelte die Devise: „Wir brauchen mehr, mehr, mehr!“ Birkenfeld gab aber zu bedenken, dass die Stadt für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen Wohnraum zur Verfügung stellen müsse. Viele warteten schon lange darauf, eine Sozialwohnung zu bekommen, „da dürfen wir nicht die einen gegen die anderen ausspielen.“ Für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen sei im März ein „Vergabe- und Treuegesetz“ in Kraft getreten, das Firmen auch für ihre Subunternehmer und Leiharbeiter in Haftung nimmt. Generell mahnte Birkenfeld Besonnenheit an: „Wir werden von der Migration aus Osteuropa nicht überrollt, sondern können an die Dinge gut und sachlich herangehen.“ Antje Schrupp ▸ Menschen und Meinungen Seite 2 Für eine politische Kirche Kommentar Rettungsanker für Kinder Rainer Muhs ist seit zwanzig Jahren im Kirchenvorstand Bockenheim ▶Damit machte sich der Papst bei vielen unbeliebt: als er sagte, der berühmte Klaps auf den Po sei bei Kindern akzeptabel, körperliche Züchtigung als Maßnahme zur Erziehung solle aber immer „würdevoll“ vollzogen werden. Da war Franziskus wohl in seinen kulturellen Wurzeln verstrickt. Andererseits: Von den 27 Ländern der Europäischen Union haben bis heute erst 16 Länder die körperliche Züchtigung von Kindern verboten. Auch in Deutschland war es ein langer Weg, bis Gewaltfreiheit bei der Erziehung in der Gesellschaft und im Gesetz verankert waren. Hier ist das Schlagen von Kindern seit dem Jahr 2000 gesetzlich verboten. Und auch wenn sich Einstellungen nur langsam ändern, in diesem Fall ist es gelungen: Heute wird viel mehr als früher auf das Kindeswohl geachtet. Weint das Nachbarkind ständig? Ist ein Kind in der Kita oft schmutzig angezogen, gibt es Anzeichen von Verwahrlosung? Ob Nachbarn, Erzieherinnen, Lehrkräfte – sie alle achten heute mehr auf solche Alarmzeichen als noch vor wenigen Jahrzehnten. Und vom Gesetz her sind sie sogar dazu verpflichtet, ihnen nachzugehen. In den Kitas zum Beispiel wurde dafür ein eigenes Prüfsystem verpflichtend eingeführt. Diese neue Aufmerksamkeit zeigt Wirkung. Schneller und häufiger werden Eltern heute Hilfestellungen angeboten, wenn sie nicht klarkommen. Erziehungsberatung oder Familienhilfen können entlasten und so die Gefahr für das Kind senken. Nur als letztes Mittel wird eine Unterbringung im Heim angeordnet: Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Ämter ist das eine schwierige Gratwanderung, denn eine Heimunterbringung bedeutet ja immer die Trennung von der Familie, und das will kein Kind. Doch in einigen Fällen ist es eben notwendig, etwa bei psychischer Erkrankung der Eltern oder Alkoholsucht. Ziel muss dabei immer sein, dass das Heim nur eine Übergangslösung bleibt, dass die Situation in der Familie möglichst schnell so verbessert wird, dass das Kind zu den Eltern zurückkehren kann. Dafür ist es auch wichtig, dass der Kontakt zu Mutter und Vater in der Zwischenzeit nicht ganz abreißt. Umso besser, wenn Kinderheime nicht außerhalb der Stadt liegen, sondern in den Wohnquartieren. Das Engagement des Evangelischen Regionalverbandes mit Gründung der „Kindervilla Hollerkopf“ (Seite 12) ist für zahlreiche Kinder und deren Familien ein Rettungsanker. Kurt-Helmuth Eimuth Beratung und Information Info-Telefon/Kircheneintrittsstelle Kurt-Schumacher-Straße 23, Telefon 069 21651111 Auskunft über alle Fragen rund um die Frankfurter evangelische Kirche. Evangelische Propstei Rhein-Main Rechneigrabenstraße 10, Telefon 069 92107388 In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gibt es keinen Bischof, sondern sechs regionale Pröpstinnen und Pröpste im Kirchengebiet. Pröpstin in Rhein-Main ist Gabriele Scherle. Evangelischer Regionalverband/ Evangelisches Stadtdekanat Kurt-Schumacher-Straße 23, Telefon 069 21650 www.frankfurt-evangelisch.de Der Evangelische Regionalverband Frankfurt ist ein Zusammenschluss von Kirchengemeinden und Stadtdekanat und verantwortet die übergemeindlichen Angebote der Kirche. Das Stadtdekanat ist für die Entwicklung der Arbeitsbereiche in Gemeinden und kirchlichen Diensten zuständig. Beide werden von einem gemeinsamen Vorstand geleitet, Vorstandsvorsitzender ist Stadtdekan Dr. Achim Knecht. Spendenkonto Evangelische Bank Kassel, IBAN DE64 5206 0410 0004 0002 00 Mit einem Stichwort (wie „Obdachlosenarbeit„ oder „Gemeinde XY“) können Sie bestimmen, wem Ihre Spende zugute kommt. Wenn Sie Ihre Adresse angeben, bekommen Sie eine Spendenquittung für das Finanzamt. Evangelisches Frankfurt Beratung Telefonseelsorge 0800 1 11 01 11 Beratungsstelle für Frauen 94350230 Evangelisches Zentrum für Beratung und Therapie 5302–222 Paar- und Lebensberatung 5302–222 Familienberatung 5302–220 Migranten und Flüchtlinge 5302–291 Evangelisches Zentrum für Beratung Höchst 7593672–10 Begegnung und Bildung Evangelisches Frauenbegegnungszentrum 9 20 70 80 Evangelische Akademie 17 41–5260 Kontaktstelle für Körperbehinderte und Langzeitkranke 24751494003 Familienbildung 605004–0 -Höchst 759367280 Reisen 29723911 Jugend Stadtjugendpfarramt 959149–0 Sankt Peter 2972595100 Jugendreisen 959149–22 Evangelisches Jugendwerk 9521830 Diakonie Geschäftsstelle Evangelisches Pflegezentrum Hauskrankenpflege Demenz-Projekte Betreuungsdienst Kleider- und Möbelspenden 24751490 254920 2492121 25 4921 40 25 4921 31 90 436780 Sucht Alkoholfreie Begegnungsstätte Dominikanergasse 295456 Suchtkrankenberatung 1505–9030 -Höchst 759367260 ▶Rainer Muhs, geboren 1958, ging auf die erste integrierte Gesamtschule Frankfurts, die ErnstReuter-Schule in der Nordweststadt. „Die Lehrer waren jung und von den 68ern geprägt“, erinnert er sich. Die Gemeinde, in der er konfirmiert wurde, war dagegen damals konservativ und unpolitisch. Infolgedessen interessierte sich Muhs nach Konfirmation und Abitur vor allem für sein Zahnmedizinstudium und das Studentenleben. Die Kirche war nicht mehr im Blick. Das änderte sich erst, als seine Kinder in den evangelischen Kindergarten in der Werrastraße kamen. Reiner Muhs engagierte sich als Vorsitzender des Kindergarten-Ausschusses. Bald fragte ihn der damalige Bockenheimer Pfarrer Christoph Busch, ob er nicht auch in den Kirchenvorstand wolle. „Busch war sehr engagiert“, erzählt Muhs. „Er hat damals das Forum Bockenheim gegründet. Ab da fanden in der Jakobskirche regelmäßig Diskussionen zwischen Stadtteilpolitikern und Gemeindemitgliedern statt. Diese Form politischer Mitgestaltung gefiel mir.“ Mit 37 Jahren, 1994, wurde Muhs in den Kirchenvorstand gewählt und sechs Jahre später, 2001, zum Vorsitzenden. „In diesen zwanzig Jahren habe ich immer wieder spannende und kluge Menschen in der Gemeinde getroffen. Irgendwann kannte ich die Hauptamtlichen dann auch gut genug, um mit ihnen über Glaubensfragen zu sprechen“, sagt Muhs. „Dazu braucht man ja ein gewisses Vertrauen.“ Außerdem liegt ihm die synodale Struktur der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. „Da wird Reiner Muhs während der Kirchenvorstandssitzung. Der Bockenheimer Zahnarzt Foto: Rolf Oeser legt Wert auf Vernetzung im Stadtteil und soziales Engagement. nicht von oben nach unten regiert, sondern Entscheidungen kommen demokratisch zustande.“ Muhs hat inzwischen mehrere Pfarrer und Pfarrerinnen erlebt. „Jetzt haben wir mit Pia Baumann und Rüdiger Kohl wieder zwei unterschiedliche Persönlichkeiten im Pfarramt. Ich finde es gut, wenn Pfarrer und Gemeinde das breite Spektrum der Glaubenswirklichkeit widerspiegeln.“ Nach wie vor engagiert sich die Gemeinde Bockenheim politisch: Im Juni 2013 unterzeichnete sie die „Bockenheimer Erklärung“, in der es um die Neubebauung des ehemaligen Uni-Campus geht. „Dort soll nicht noch mehr teurer, ungenutzter Büro-Raum entstehen wie an vielen anderen Stellen in Frankfurt“, sagt Muhs. „Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum und wehren uns gegen eine Gentrifizierung des Stadtteils mit höheren Mieten.“ Aktuell setzt sich der Kirchenvorstand mit dem Kirchenasyl auseinander. „Uns beschäftigt, ob wir das gegebenenfalls wollen, und wie wir es räumlich und personell stemmen könnten.“ Neben seiner Arbeit als Zahnarzt engagiert sich Muhs vier bis fünf Stunden wöchentlich für den Kirchenvorstand, der sich etwa alle drei Wochen trifft. Auf der Tagesordnung stehen die Vernetzung zwischen Stadtteil und Gemeinde und die Organisation des Gemeindelebens. Wichtig ist ihm, dass sowohl Männer und Frauen vertreten sind und auch verschiedene Alter. „Um den Kindergarten sollte sich beispielsweise jemand kümmern, der kleine Kinder hat“, sagt Muhs. „Und auch die Aufgaben, die weniger Spaß machen, müssen verteilt werden.“ Ihm selbst gefällt neben der Gemeindeleitung das Singen in der Kantorei. Stephanie von Selchow Lebenslagen Mobbing: Manchmal hilft nur Kündigen ▶Bei schwerem Mobbing laufen meist alle Vermittlungsversuche in Leere, sagt Dieter Zapf. Der Arbeitspsychologe an der Frankfurter Goethe-Uni erforscht seit zwanzig Jahren das Phänomen der Schikanen am Arbeitsplatz. Zwar sei wirklich schweres Mobbing eher selten, aber wenn, dann gebe es kaum einen Ausweg. Die Betroffenen litten dann unter massiven psychosomatischen Beschwerden und Traumata und besäßen „so gut wie keine Möglichkeit, die Situation zu ändern“. Die von den Kirchen und einigen Gewerkschaften initiierte „Mobbingkontaktstelle FrankfurtRhein-Main“ (MKS) hatte den Experten anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens zu einem Vortrag eingeladen. Das Etikett Mobbing werde mittlerweile recht großzügig verteilt, sagte Zapf, oft auch zu Unrecht. Harsche Bemerkungen zum Beispiel seien noch lan- ge kein Mobbing. Wenn es sich aber um echtes Mobbing handelt, dann seien diese Übergriffe in der Regel nur noch „durch die Trennung von Täter und Opfer zu beenden“. Lässt die Unternehmensstruktur das nicht zu, bleibe nur der Wechsel des Arbeitsplatzes. Da jedoch die Opfer nicht selten sehr dünnhäutig sind und schnell alles auf sich beziehen, rät Zapf zu therapeutischer Unterstützung. Die höchsten Mobbing-Raten verzeichnen soziale Bereiche wie Krankenhäuser oder Kitas, der öffentliche Dienst oder die Kirchen. Meistens sind die Mobber in den Reihen der Vorgesetzten zu finden: „Mobbing ist die Kehrseite eines sicheren Arbeitsplatzes“, sagte Zapf, und nicht von ungefähr ein europäisches Phänomen. In den USA, wo eine „Hire an Fire“-Mentalität herrscht, spiele Mobbing kaum eine Rolle. Mobbing kann jedoch gravie- rende Auswirkungen haben. Es verschlechtert nicht nur das Betriebsklima und verringert damit Leistung und Produktivität des Unternehmens. Mobbing kann sich sogar für Außenstehende als fatal erweisen. Zum Beispiel sterben in Krankenhäusern, in denen im Team einvernehmliches Miteinander regiert, bei Notoperationen sieben Prozent weniger Menschen, so Zapf. Auch Arbeitsunfälle träten seltener auf, wenn das soziale Klima stimmt. Mobbing-Betroffene können sich dienstags und donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr unter der Telefonnummer 069 830077128 an die Mobbingkontaktstelle Frankfurt Rhein-Main wenden. Die Ehrenamtlichen dort sind in rechtlichen und psychologischen Fragen geschult. Ihre Erste-HilfeLeistung ist kostenlos, bei Bedarf vermitteln sie an geeignete Stellen weiter. Doris Stickler Evangelisches Frankfurt ▸ Medien Seite 3 Von klein auf öffentlich Schon als Babys sind viele Kinder heute eine „öffentliche“ Person. Von klein auf werden Daten über sie gesammelt und ausgewertet. Cordula Kahl vom Institut für Medienpädagogik und Kommunikation in Dreieich schilderte bei einem Fachtag der Diakonie Frankfurt die fiktive, aber nicht unwahrscheinliche Medienkindheit von „Lisa“. ▶Schon vor ihrer Geburt hat Lisa bei Facebook achtzig Freunde: Ihre Mutter hat für Lisa ein Facebookprofil erstellt und als erstes Foto ein Ultraschallbild gepostet. Das Bild bekommt über 150 Likes. Auch Lisas Geburt ist ein Medienereignis: „Lisa ist da“ – so wird die Geburt auf Twitter bekannt gegeben. Die Glückwünsche kommen als Retweet. Lisas erste Sprachversuche nehmen die Eltern mit ihrem Smartphone auf und senden sie via Facebook in die Welt. Als Lisa zu laufen beginnt, laufen auch die Videokameras. Die Dokumentation ihrer ersten Schritte ist als Video bei Youtube zu sehen und wird mit der ganzen Welt geteilt. Mit der Tafel-App malt Lisa ihre ersten Bilder und schickt sie ihren Eltern, die dadurch täglich über die Kreativität ihrer Tochter informiert sind, und auch darüber, wie gut Lisa ein Kind, einen Baum, ein Haus, ein Auto malen kann. So lernen die Eltern auch Lisas Lieblingsfarben kennen: Lisa verwendet hierfür eine eigens für sie eingerichtete E-Mail Adresse. Lisa wird regelmäßig mit dem Auto in den Kindergarten gebracht, mit Navigationsgerät, auch wenn der Weg bekannt ist. Via Skype telefoniert Lisa mit ihrer Oma, die gerade eine Weltreise macht. Lisa merkt gar nicht, dass ihre Oma so weit weg ist, weil sie sie direkt vor sich auf dem Bildschirm des Tablets sieht und Oma genauso redet wie immer. Sie erzählt ihr von ihren neuesten Erlebnissen, zeigt ihr Fotos von Tieren und winkt ihr zu. Nach dem Kindergarten darf Lisa auf dem Tablet ihr Lieblingsspiel spielen. Schon bald erreicht sie regelmäßig neue Rekorde im Abschießen von lustigen Tierchen und kann so täglich ein neues Level freischalten. Ihre aktuellen Punkte werden mit Freunden aus dem Kindergarten ausgetauscht. Als Lisa in die Schule kommt, findet sie in ihrer Schultüte neben Süßigkeiten natürlich auch ihre Lieblingsfiguren aus dem Fernsehen und den Online-Spielen. Ihr Schulranzen trägt die Konterfeis ihrer Medienhelden. Als Lisa acht Jahre alt wird, bekommt sie ihr erstes Handy, ein Smartphone von ihren Eltern, das diese nicht mehr brauchen, weil gerade ein neues Modell auf den Markt gekommen ist. Lisa kennt sich bereits bestens mit dem Gerät aus, weil sie schon vorher regelmäßig darauf spielen, Fotos machen, Videos ansehen und natürlich auch telefonieren durfte. Jetzt bekommt Lisa eine eigene Handynummer. Ihre erste SMS ist eine Nachricht an ihre Mutter, dass die letzte Stunde ausfällt und sie abgeholt werden möchte. Mit ihren Freundinnen tauscht Lisa sich regelmäßig über Whats App aus, schickt Fotos von sich selbst und anderen und erzählt, was sie gerade macht, oder wie langweilig die Hausaufgaben sind. Außerdem hat sie all ihre Lieblingsmusik über eine Playlist immer online dabei. Auch darüber wird mit Freundinnen kommuniziert, indem Links auf Youtube ausgetauscht werden oder gleich die ganze Playlist getauscht und geliked wird. Als Lisa für die Schule als Hausaufgabe etwas über das Leben von Meerestieren herausfin- druckt sie später aus. Aus allen Fundstücken baut sie eine Collage, sowohl auf Papier als auch als Datei. Als sie die Datei in der Schule zeigen will, scheitert sie an der medialen Ausstattung. Das Whiteboard wird gerade in einer anderen Klasse verwendet, sodass ihr nur die Präsentation des Posters bleibt. Mit 13 Jahren entdeckt Lisa ihre Lust am öffentlichen Publizieren und baut sich einen eigenen Blog. Dort schreibt sie regelmäßig über besondere Erfahrungen und Begegnungen in ihrem Leben, erzählt kleine erfundene Ge- sonders gelungenen Fotos als eine künstlerische Selbstpräsentation aus. Nach dem Abitur nimmt sich Lisa Zeit, um die Welt kennenzulernen, und reist über das Angebot von „Work and Travel“ durch unterschiedliche Länder. Sie kommt mit vielen sozialen Kontakten zu Menschen aus allen Teilen der Welt zurück. Während ihrer Ausbildung engagiert sich Lisa politisch in unterschiedlichen Zusammenhängen und Netzwerken. Sie geht auf Demonstrationen und vertritt ihre Meinung und Überzeugung öffentlich. Ne- Medienkompetenz brauchen heute schon kleine Kinder. den soll, recherchiert sie im Internet. Dabei findet sie viele Bilder von den unterschiedlichsten Tieren und viele spannende Informationen. Die Bilder lädt Lisa sich auf ihren Stick herunter und schichten oder Gedichte und veröffentlicht Fotos, die sie zuvor mit einer App auf ihrem Smartphone bearbeitet hat. Zugleich ist sie bei Tumblr angemeldet und stellt dort ihre be- Kinder.“ Welche Medien sind angemessen und wie viel Medienzeit in welchem Alter sinnvoll? Wichtig sei es dabei, selbst ein Vorbild zu sein. Das Verteufeln oder Verbieten von Medien helfe nicht. Medienkompetenz bedeute vielmehr, Medien kreativ und aktiv zu nutzen. Also nicht Stunden damit zu verbringen, beim Computerspiel das nächsthöhere Level zu erreichen, sondern zum Beispiel mittels einer speziellen App selbst Musik zu komponieren. Oder nicht einfach nur ▶Profile in Online-Netzwerken oder eine eigene Website erscheinen in den Ergebnislisten von Suchmaschinen in der Regel oben und bestimmen damit die Außenwirkung. Für das Anlegen eines persönlichen Profils eignen sich berufliche Netzwerke wie Xing und LinkedIn sowie Jobportale wie Stepstone oder Monster. ▶Meinungen nur kontrolliert äußern: Wer sich im Internet in Blogs oder Foren mit kompetenten Beiträgen äußert, wird positiv wahrgenommen. Beleidigende Äußerungen sind dagegen tabu. ▶Es gibt für Privatpersonen das Recht am eigenen Bild. Sind also irgendwo unerwünschte Fotos von Ihnen veröffentlicht worden, können Sie deren Entfernung aus dem Internet verlangen. Foto: detailblick – Fotolia.com benbei recherchiert sie bei Amazon nach Möglichkeiten, sich gegen gewalttätige Übergriffe zu schützen. Zugleich sucht sie nach Literatur zu unterschiedlichen Themen, wie Extremismus, Terro- ■ Medien aktiv und kreativ nutzen ▶Medienkompetenz und Medienschutz standen im Mittelpunkt eines Fachtages zum Thema „Medien, die geheimen Erzieher“ der Diakonie Frankfurt. „Kinder wachsen von Beginn an in eine stark durch Medien beeinflusste Umwelt hinein“, sagte Kurt-Helmuth Eimuth, der Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten. „Angesichts einer kaum noch zu überblickenden Flut medialer Angebote sind viele Eltern verunsichert, gerade in den ersten Lebensjahren der ■ Das ist wichtig! immer Filme anzuschauen, sondern auch mal selbst einen Film zu erstellen. Damit Kinder diese Art von Medienkompetenz erwerben, bedürfe es geschulter Fachkräfte, weshalb die Diakonie Frankfurt bereits über zwanzig medienpädagogische Fortbildungen in ihren Kitas durchgeführt hat. Schließlich hebt auch der neue Rahmenlehrplan für die Erzieherinnenausbildung Medienerziehung als Querschnittsaufgabe besonders heraus. Redaktion rismus, Geschichte des Antisemitismus, weil sie sich während ihres Studiums mit politisch und religiös motivierter Gewalt beschäftigt. Es ist ihr nicht bewusst, dass Amazon unbefristet ihre persönlichen Daten und Vorlieben speichert. Natürlich hinterlässt sie auch auf zahllosen anderen Plattformen ihre Daten. Irgendwann kauft Lisa sich ihr eigenes Auto, und um Geld zu sparen schließt sie bei einer Versicherung den günstigeren „Telematik-Tarif“ ab. Dabei wird in ihrem Auto eine so genannte Blackbox installiert, die alle Fahrdaten aufzeichnet und an ihre Versicherung schickt, zum Beispiel Geschwindigkeitsüberschreitungen, Bremsverhalten, Fahrzeit, zurückgelegte Kilometer. Wenn Lisa fünfzig ist, ist ein umfassendes Profil ihres Lebens, ihrer Vorlieben, ihrer Persönlichkeit, zusammengesetzt aus unzähligen Daten, die sie hinterlassen hat, entstanden. Cordula Kahl ▸ Kirchenvorstandswahl Seite 4 Evangelisches Frankfurt Alle Macht dem Kirchenvolk Noch 1815 war der Magistrat der Stadt Frankfurt auch der Kirchenvorstand. Demokratische Strukturen haben sich erst nach und nach entwickelt. ▶Wenn bei der Werbung für eine Beteiligung an den Kirchenvorstandswahlen darauf hingewiesen wird, dass in der evangelischen Kirche demokratische Prinzipien gelten, klingt das gerade in den Ohren jüngerer Menschen nach nichts Besonderem. Sie kennen es ja nicht anders, als dass Leitungen nach dem Mehrheitsprinzip gewählt werden. Aber die Demokratie hat sich erst nach und nach in den kirchlichen Strukturen durchgesetzt. Noch 1815 hatte in Frankfurt der Rat der Freien Stadt gleichzeitig auch das Kirchenregiment inne. Im Lauf des 19. Jahrhunderts rückten dann Kirche und Staat langsam auseinander. Seit 1820 wurden jährlich 36 Laien, also Nicht-Pfarrer, in den lutherischen Gemeindevorstand gewählt. Nach der bürgerlichen Revolution von 1848 sind im Rahmen einer allgemeinen Verstärkung der Beteiligungsrechte nach und nach einheitlich organisierte, von der Gemeinde gewählte Kirchen- vorstände eingeführt worden. Synodale Elemente setzten sich aber nur zögernd in neuen Kirchenverfassungen durch: In Frankfurt wurde erst 1899 ein kirchliches Stadtparlament gegründet, Frauen hatten damals allerdings noch kein Wahlrecht. 1924 trat dann die Verfassung der Evangelischen Landeskirche Frankfurt am Main in Kraft: Nun ging tatsächlich alle Kirchengewalt vom Kirchenvolk aus, und auch die Frauen waren wahlberechtigt. Für die kirchlichen Wahlen galten die Grundsätze: allgemein, gleich, geheim, unmittelbar. Heute sind in der evangelischen Kirche alle Gemeindemitglieder ab 14 Jahren wahlberechtigt. Sie entscheiden über die Gemeindevorstände, diese wählen Delegierte in die Synode des Frankfurter Stadtdekanats. Die Dekanatssynode wiederum entsendet Mitglieder in die hessennassauische Kirchensynode, das oberste Gremium der Landeskirche. Demokratischen Prinzipien Kreuzchen gemacht: Hier bei einer Abstimmung der Frankfurter Stadtsynode. Die evangelische Kirche ist von unten nach oben organisiert. Die Basis aller Entscheidungsprozesse bilden die Gemeinden in den Stadtteilen. Über deren Kirchenvorstände, die dann sechs Jahre im Amt sind, können am 26. April alle Evangelischen ab 14 Jahren mitbestimmen. Jedes Foto: Rolf Oeser Gremium entsendet dann Delegierte in das nächsthöhere Gremium. entspricht es zweifellos auch, dass eine Wahl tatsächlich auch Auswahl bedeutet. Daher muss die Zahl der Kandidierenden um ein Viertel höher ausfallen als die Zahl der zu wählenden Mitglieder des Kirchenvorstandes. „Demokratisch” heißt aber eben nicht zuletzt, dass das Wahlvolk auch möglichst zahlreich zu den Urnen geht. Bei Wahlbeteiligungen unter zwanzig, ja sogar unter zehn Prozent, wie es sie bei der letzten Kirchenvorstandswahl in Frankfurt gegeben hat, mag man fragen, wie stark die Legitimation der Gewählten am Ende tatsächlich ausfällt. Wenn zum Beispiel nur Mitglieder der Kerngemeinde zur Wahl gehen, haben Kandidierende aus der Gruppe der Distanzierten wenig Chancen auf einen Platz im Kirchenvorstand. Wilfried Steller Die Umfrage Nach welchen Kriterien wählen Sie? Ute GröppelWegener (72), Rentnerin Mein Mann und ich haben lange in der Wetterau gelebt, und dort war ich selbst 15 Jahre im Kirchenvorstand. Ich weiß also, wie viel Verantwortung der Kirchenvorstand hat, und wie oft man sich gegenüber der Gemeinde für Entscheidungen verantworten muss. Deshalb ist es so wichtig, dass man auch von der Gemeinde getragen wird, indem sie einem durch die Wahl ihr Vertrauen ausspricht. Ich hoffe deshalb, dass viele wählen gehen! In der Hoffnungsgemeinde bin ich ehrenamtlich tätig und kenne deshalb viele Menschen, die sich aufstellen lassen. Ich wähle die, die ich kenne. Mir ist wichtig, dass die jüngere Generation vertreten ist, denn wir haben ja zwei Kindertagesstätten. Und es muss auf jeden Fall jemand dabei sein, der sich für die Kaffeestube im Gutleutviertel einsetzt. Und eine Frau, die hinter der Frauenarbeit steht. Eduard von Schenck (15), Schüler Ich bin voriges Jahr konfirmiert worden und darf dieses Jahr zum ersten Mal den Kirchenvorstand mitwählen. Ich bin in meiner Gemeinde getauft und konfirmiert worden und weiß, wer in den letzten Jahren im Kirchenvorstand war. Als sich die Kandidaten in der Epiphaniasgemeinde vorstellten, bin ich hingegangen und habe mir angehört, was sie sagen. Ich entscheide aber nicht so sehr nach inhaltlichen, sondern eher nach formalen Kriterien. Es sollen auf jeden Fall auch junge Leute dabei sein, die frischen Wind und gute Ideen in die Gemeinde bringen und nicht schon drei oder vier Wahlperioden immer wieder gewählt worden sind. Dann passiert ja gar nichts Neues! Außerdem entscheide ich mich eher für jemanden, den ich kenne, als für jemand Unbekannten. Und eine gute Mischung aus Frauen und Männern finde ich auch gut. Melanie von Groll (42), Coach Ich war in den letzten Jahren keine aktive Kirchgängerin, weil ich viele andere Dinge in meinem Leben regeln musste. Die deutschen Gottesdienste sind ja auch sehr nüchtern im Vergleich zu Südafrika und Mexiko, wo ich aufgewachsen bin. Ich bin aber bewusst nicht aus der Kirche ausgetreten: Ich hoffe, dass mit meinen Kirchensteuern Menschen aufgefangen werden, die es brauchen können. Um mich zu informieren, lese ich oft im Evangelischen Frankfurt. Den Kirchenvorstand kann ich jetzt aber nicht wählen, weil ich da kaum jemanden kenne und nicht beurteilen kann, wer welche Arbeit macht. Ich hoffe, dass gute Entscheidungen getroffen werden, denn mein Sohn beginnt jetzt mit dem Konfirmandenunterricht in der Maria-Magdalena-Gemeinde. Und ich hoffe auch, dass ich so wieder mehr in das Gemeindeleben gezogen werde. Heinz Uphoff (48), Informatiker Ich entscheide aus dem Bauch heraus: Ist mir jemand sympathisch? Würde er oder sie wahrscheinlich so entscheiden wie ich selbst? Interessiert sie oder er sich für die Projekte, die mich auch interessieren? Es gibt in der Dreikönigsgemeinde kein „Parteiprogramm“, keine Linie, an der sich alle orientieren, sondern eine Vielzahl von Projekten, in denen unterschiedliche Gemeindemitglieder sich wiederfinden können. Ich finde es auch gut, wenn jemand weniger nach innen als vielmehr nach außen gewandt ist. Sich also für den Stadtteil interessiert, zum Beispiel für das Deutschherrenfest am 11. Juli. Ich war nicht bei der Vorstellung der Kandidaten und Kandidatinnen in der Kirche, aber ich kenne einige von denen, die jetzt zur Wahl stehen, wenn auch keineswegs alle. Ich informiere mich darüber in unserer Zeitung „Gemeindeblick“. ■ So geht das Wählen: ▶Die meisten Kirchengemeinden haben ihre Wahllokale am Sonntag, 26. April, im Anschluss an den Gottesdienst geöffnet. Die genauen Öffnungszeiten für Frankfurt sind ab Anfang April unter www. frankfurt-evangelisch.de/wahlen.html nach Stadtteilen aufgelistet. Hintergrund-Infos zur KV-Wahl erklärt auch ein Youtube-Video (suchen nach: „Kirchenvorstandswahl einfach erklärt“). Alle Wahlberechtigten haben zudem Mitte März per Post Wahlbenachrichtigungen zugeschickt bekommen. Die Kandidatinnen und Kandidaten wurden in der Regel in den Gemeindezeitungen vorgestellt. Weitere Infos auch unter www.meinewahl.de. red Zuschrift Zu: Im April sind Wahlen, Nr. 1/2015 Nirgendwo im Bereich der Politik kenne ich den Zwang, mehr Kandidaten als Plätze haben zu müssen – dass es oft mehr Kandidaten gibt, liegt daran, dass diese ein eigenständiges Interesse haben. Nur die Kirche verlangt für die Wahlen zum Kirchenvorstand, deutlich mehr Kandidaten aufzustellen als gewählt werden können. Warum? Tatsächlich ist es doch so, dass man die Gemeindemitglieder mit Engelszungen bearbeiten muss, damit sie sich aufstellen lassen – und wie groß ist dann die Enttäuschung, wenn man zu den Kandidaten gehört, die dann doch nicht genommen werden? Statt froh zu sein, die ausreichende Zahl von Kandidaten, die gerne mitarbeiten wollen, zu haben, verlangt die Kirche überzählige Kandidaten, um sie nach der Wahl vor den Kopf zu stoßen. Warum nur? Godehard Matzel Evangelisches Frankfurt ▸ Kirchenvorstandswahl Seite 5 Kein Debattierclub Aus der Arbeit eines Kirchenvorstands ▶Kirchenvorstandssitzung in Fechenheim: Ein Großteil der Tagesordnung betrifft das innerbetriebliche Management der Gemeinde. Mit bald hundert Hauptamtlichen und über hundert Ehrenamtlichen kommt sie einem mittelständischen Unternehmen gleich. Daneben gilt es, vor dem Hintergrund starker Strukturveränderungen im Stadtteil das Profil der Gemeinde und das passende Angebot weiter zu entwickeln. Für Hunderte von Gottesdiensten und Veranstaltungen im Jahr trägt der Kirchenvorstand die Gesamtverantwortung, ebenso für Kirchenmusik und geistliches Leben, für Seelsorge und religiöse Bildung, für Diakonie und gesellschaftliche Verantwortung, für Ökumene und interreligiösen Dialog – ganz zu schweigen davon, dass er natürlich auch für die Darstellung der Gemeinde in der Öffentlichkeit zuständig ist. Gemeindeleitung kann vor diesem Hintergrund kein Debattier- der des Kirchenvorstandas vor jeder Sitzung ein umfangreiches schriftliches Briefing zu den anstehenden Beschlüssen: Hintergrundinformationen über Veranstaltungen zu aktuellen Baumaßnahmen und Liegenschaftsangelegenheiten, zu Verwaltungs- und Finanzfragen. Dazu kommen schriftliche Berichte von den Treffen der Ausschüsse – der Personalausschuss ist der größte – und zu den Angelegenheiten der Kindertagesstätten. Die Ehrenamtlichen können so den Überblick über eine unüberschaubare Zahl an Vorgängen behalten, und in den Sitzungen bleibt Raum, schwierige Personalentscheidungen oder Grundsatzfragen zu bereden. Wenig Zeit bleibt hingegen für Persönliches. Man spürt die Professionalisierung. Bei drei Stunden Sitzungszeit, vielen abzuarbeitenden Punkten und komplexer Materie muss ökonomisch moderiert werden, denn die Zeit der Ehrenamtlichen Hier wird über alle Gemeindeangelegenheiten entschieden: Kirchenvorstandssitzung in der Festeburggemeinde in Preungesheim. Die Gemeinden vor Ort bilden in der evangelischen Kirche die Basis aller Entscheidungsprozesse. Foto: Rolf Oeser Das Traumpaar Protestantismus und Demokratie passen gut zusammen. Doch auch wenn vieles für eine Verbindung von Kirche und Demokratie spricht, so gibt es doch Grenzen dessen, worüber sich abstimmen lässt. Kick-Off für die Werbekampagne zur Teilnahme an den Kirchenvorstandswahlen in Hessen und Nassau an der Lutherkirche im Nordend: Große Banner fordern für Foto: Rolf Oeser den 26. April zum „Aufkreuzen und Ankreuzen“ auf. club sein. Sie funktioniert nur im Team, erfordert ein gemeinsames Ziel und setzt voraus, dass die unterschiedlichen Talente und Sichtweisen der einzelnen Kirchenvorstandsmitglieder sinnvoll gebündelt und Entscheidungen gemeinsam getragen werden. Auch seelische Belastbarkeit ist wichtig, denn bei der Steuerung der drei Kindertagesstätten geht es mitunter ans Eingemachte. Im Fechenheimer Kirchenvorstand finden sich differenzierte Fachkenntnisse, und im Lauf der sechsjährigen Amtsperiode ist ein gesundes Selbstbewusstsein gewachsen; so schnell wird der Gemeindeleitung nicht bange. Ärgerlich werden die zwölf Ehrenamtlichen aber, wenn bürokratische Hemmnisse auftauchen oder die übergemeindliche Kirchenverwaltung als unkooperativ wahrgenommen wird. Große Herausforderungen von außen sorgen weniger für Frusterfahrung als innerkirchliche Querschläger. Wer kompetent entscheiden soll, muss umfassend informiert sein. Darum erhalten alle Mitglie- ist kostbar. Die meisten sind zusätzlich in Ausschüssen tätig oder haben eigene Verantwortungsbereiche, zum Beispiel in der Gemeindebriefredaktion, im Küsterdienst oder bei Veranstaltungen. Fast alle gehen einem Brotberuf nach, ganz abgesehen davon, dass zu Hause eine Familie wartet. Was in zwei Gemeinden früher von weit über zwanzig Leuten zu leisten war, dafür gibt es nach der Fusion nur noch vierzehn. So hohe Ansprüche machen auch die Suche nach Kandidaten und Kandidatinnen schwierig. Auf der Tagesordnung steht diesmal auch der Pfarrdienst. In spätestens vier Jahren fällt eine der beiden Pfarrstellen weg. Bis dahin muss die weitere Handlungsfähigkeit der Gemeinde sichergestellt sein. Auch das ist eine Aufgabe des Kirchenvorstandes. Ein stilles Seufzen, dann ist klar: Die Ehrenamtlichen wollen die Sache aktiv angehen, um eigene Vorstellungen zu entwickeln, statt nur zu reagieren. Eine Klausur an einem Samstagvormittag wird vereinbart. Wilfried Steller ▶Protestantismus und Demokratie gelten als Traumpaar, gerade gegenüber der hierarchisch organisierten römisch-katholischen Kirche mit einem Papst an der Spitze. Allerdings kennt auch das lutherisch geprägte Christentum durchaus eine Rangfolge der Ämter, und bei den Katholiken kommen die Pfarrgemeinderäte, die dann zumindest eine Mitverantwortung wahrnehmen, ebenfalls durch eine Wahl zustande. Manches spricht für eine Verbindung von Kirche und Demokratie: Vom Menschenbild her begründet die Ebenbildlichkeit Gottes die unantastbare Würde eines und einer Jeden. Schon im frühen Christentum hatten die Gleichheit und das Soziale einen hohen Stellenwert, wie Paulus im Galaterbrief (3,28) schreibt: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau.“ Umgekehrt legt die unabweisbare Fehlbarkeit eines Menschen es nahe, Einzelnen nicht zu viel Macht zu übertragen, und vor allem nicht auf Lebenszeit. Diese Erkenntnisse spiegeln sich in einer Demokratie im allgemeinen Wahlrecht sowie in der Begrenzung von Amtsperioden. Nach der Erfahrung, dass im Nationalsozialismus demokratische Wahlen der Kirchenvorstände zur Machtentfaltung der Deutschen Christen geführt hatten, gibt es im Protestantismus aber durchaus auch starke Vorbehalte dagegen, die Kirche zur ganz und gar demokratischen Institution zu erklären. Dabei bezieht man sich etwa auf Paulus, der zwar nicht Das Evangelium steht nicht zur Disposition nach Jude oder Grieche, Sklave oder Freier, Mann oder Frau unterscheidet, aber sagt: „Ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.” Christus ist der „Herr” der Kirche, das nicht zur Disposition stehende Zentrum, auf das hin sich alles auszurichten hat, und zugleich das Kriterium, an dem sich das, was in der Kirche geschieht, zu messen hat. Daran kann auch eine Mehrheitsentscheidung nichts ändern. Die protestantische Kirche legt ausdrücklich Wert darauf, immer wieder zu prüfen, inwieweit sie diesem Anspruch gerecht wird. Denn wenn es um das Bekenntnis geht, hört jeder Spaß auf: die Tradition ebenso wie die Lehrautorität und natürlich auch der Respekt vor einer Mehrheitsentscheidung; auch eine Mehrheit kann schließlich irren. Es wäre im Übrigen völlig abstrus, das Kirchenvolk über das Evangelium, über Kreuz und Auferstehung, über Jesus Christus abstimmen zu lassen. Martin Niemöller, der erste Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und energischer Vertreter der Bekennenden Kirche, sagte einmal, die Kirche habe einen Kyrios („Herrn”) und könne deshalb nicht demokratisiert werden. Das klingt zunächst antidemokratisch, trägt aber der Tatsache Rechnung, dass dem Kirchenvolk das Wort Gottes immer unverfügbar vorgeordnet bleiben muss und nicht selbst Gegenstand einer Entscheidung werden darf. Das biblische Menschenbild legt andererseits nahe, in der Kirche solche Strukturen zu praktizieren, wie sie der Demokratie entsprechen. Das macht aber die Kirche nicht zur demokratischen Institution. Wilfried Steller ▸ Kirche und Kultur Seite 6 Evangelisches Frankfurt Kunst ausprobieren Zuschriften Die Kinderkulturfestivals im Nordend und in Sossenheim sind inzwischen eine feste Größe Zu: Zuviel Ungleichheit schadet dem Gemeinwohl, Nr. 1/2015 ▶Sie sind im Terminkalender vieler Frankfurter Kinder bereits ein festes Datum: Zweimal im Jahr gibt es die Kinderkulturfestivals des Evangelischen Stadtjugendpfarramts und des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit – immer im Herbst im Jugendhaus Heideplatz im Nordend und im Frühjahr im Jugendhaus Sossenheim und in der dortigen Regenbogengemeinde. „Unsere Idee ist es, Kindern die Möglichkeit zu geben, Dinge ausprobieren, mit denen sie sonst keine Berührung haben. Zum Beispiel, mal in einer Band zu spielen oder zu tanzen oder zu zaubern“, sagt Jugendreferent Frank Daxer. Ob Theater, Musik oder Multimedia: Alle Workshops werden von künstlerischen und pädagogischen Fachleuten angeleitet. Ein Wochenende lang wird geübt, zum Abschluss präsentieren die Kinder ihre Ergebnisse dann auf großer Bühne vor Publikum. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus ganz Frankfurt, sagt Dexter, viele sind immer wieder dabei: Schon seit 2001 gibt es das Festival am Heideplatz, wegen großer Nachfrage ist Warum schaffen die Kirchen nicht zunächst einmal die Kirchensteuerkappung ab? Mit der Begrenzung der Kirchensteuerhöhe machen sie doch die Reichen immer reicher, auch wenn mit dem Erlass eines Teils der Kirchensteuer Dank für die Kirchenmitgliedschaft und die hohe Kirchensteuerzahlung ausgesprochen werden soll. Doris Schmidt Zu: „Nicht auch noch das“, Nr. 1/2015 Sechzig Kinder waren im März beim Kinderkulturfestival West in Sossenheim dabei. Hier die Band „Weiß nicht“, die bei der Foto: Ilona Surrey Abschlusspräsentation den Song „Ein Hoch auf uns“ von Andreas Bourani spielte. 2007 zusätzlich das Sossenheimer Festival ins Leben gerufen worden. Es gewann jetzt den zweiten Platz des Preises „best 2014“ des Hessischen Jugendrings. Ruheort in der Stadt Die 750 Euro Preisgeld wurden reinvestiert. „Wir möchten die Teilnahmegebühren günstig halten, damit Kinder aus allen sozialen Schichten teilnehmen kön- nen“, sagt Dexter. Eine klare Begrenzung gibt es allerdings beim Alter: Mitmachen dürfen alle, die zwischen sieben und zwölf Jahre alt sind. Antje Schrupp ■ Marienkirche mit neuem Fenster „Haus der Stille“ jetzt im Diakonissenhaus ▶Das evangelische „Haus der Stille“, das bisher an einem abgeschiedenen Ort im Lahn-Dillkreis untergebracht war, ist jetzt nach Frankfurt umgezogen: Seit 1. März ist die Einrichtung im Diakonissenhaus im Nordend zu finden. Grund für den Umzug war die Streichung von Zuschüssen seitens der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Nun ist der Trägerverein „Initiative zur Förderung geistlichen Lebens“ ganz auf Spenden, Mitgliedsbeiträge und Kursgebühren angewiesen. Wie der Vorsitzende Pfarrer Ulrich Weisgerber erläutert, gibt es in den neu bezogenen Räumlichkeiten offene Meditationsabende, Psalm- und Bibelarbeiten sowie Kurse. Gerade in der hektischen Großstadt soll das Programm in Richtung wirklicher Stille erweitert werden. So könnten etwa Menschen vor einer beruflichen Veränderung oder bei familiären Einschnitten „ein- oder untertauchen, um dann gestärkt herauszukommen“, wie es Weisgerber formuliert. Die Räume im Diakonissenhaus böten dafür gute Voraussetzung: Im Garten könnten Besucherinnen und Besucher Vögel zwitschern hören oder Eichhörnchen vorbeihuschen sehen, sagte Pfarrer Matthias Welsch vom theologischen Vorstand des Diakonissenhauses. Die dort noch lebenden Diakonissen freuen sich laut Oberin Heidi Steinmetz auf die Zusammenarbeit und die damit einhergehende Öffnung des Hauses. Sie selbst werden ab Juni die Vermietung der insgesamt 15 Gästezimmer organisieren. Auch zum gemeinsamen Gebet mit den noch 31 dort wohnenden Schwestern in der abgeschiedenen und von der Straßenseite nicht einsehbaren Kirche des Diakonissenhauses sind die Gäste willkommen. Es soll aber weiterhin auch Aktivitäten des Vereins in anderen Orten in ganz Hessen geben. Weitere Informationen zum Programm im Internet unter www. hausderstille.net. epd Die „Nein, nicht auch noch das“-Formulierung im Kommentar von Herrn Dogruer von der DITIB irritiert mich. Es ist pessimistisch gelesen ein Versuch, sich auf Seiten der Opfer der Pariser Anschläge zu mogeln. Mich erinnert das an entsprechende deutsche Denkfiguren, aktuell vom Pegida-Stammtisch, sich als Opfer von Zweitem Weltkrieg und Faschismus zu gerieren. Optimistisch gelesen bedeutet die Formulierung, dass zum Leid von Herrn Dogruer noch das Leid anderer und sein Mitleid hinzu kommt. Noch mehr irritiert mich der Satz: „Die Fronten zwischen Religion und Anti-Religion schaukelten sich seit der Aufklärung immer weiter hoch....“ Welche Fronten denn? Wird hier das Recht auf Meinungsfreiheit, die Freiheit der Kunst und die Glaubensfreiheit, einschließlich die Freiheit, nicht zu glauben, verstanden? Sind Menschen- und Freiheitsrechte eine Veranstaltung von Krieg und Kriegsmetaphern? Übrigens hat sich die Debatte um Religion Ja oder Nein bis 2001 immer mehr entspannt und ist erst da durch die Anschläge in den USA wieder scharf geworden. Fronten, die sich hier jetzt auftun, sind nicht durch das Wort, sondern durch die blutige Tat entstanden. Uwe Saßmannshausen Zu: „Im Krimi beobachtet die Gesellschaft sich selbst“, Nr. 1/2015 Ist der Inhalt nicht irgendwie rassistisch? Ich stelle mir vor, im Vorspann hieße es: „Wer mehr über das Judentum, das Alltagsleben von Jüdinnen und Juden oder auch über das Phänomen des Zionismus wissen möchte, ist bei Kriminalromanen genau richtig.“ Diese Aussage könnte/dürfte man so niemals machen. Claus Folger Zu: Automaten füttern, Nr. 1/ 2015 Warum wird Tipico etc. nicht verboten? Ganze Familien gehen daran zugrunde! Nikotin und Alkohol werden verteufelt. Bei dieser Spielsucht aber wird die ganze Familie krank! Ihren Vorstoß finde ich super und hoffe sehr, er wird erfolgreich sein. Claudi Mack Lange war dieses Fenster in der Seckbacher Marienkirche zugemauert, erst im Zuge der jüngsten Sanierung ist es wieder geöffnet worden. Nun hat der Glaskünstler Thomas Kuzio ein neues Glasfenster gestaltet und darin das Thema „Leid und Hoffnung auf seine Überwindung“ bearbeitet. Ausgeführt wurden Foto: Ilona Surrey die Arbeiten von der Glaswerkstatt Derix in Taunusstein. ■ Briefe an die Redaktion sind willkommen, Kürzungen müssen wir uns allerdings vorbehalten. Adressen finden Sie im Impressum auf Seite 12. ▸ Theologie und Leben Evangelisches Frankfurt Hilfe am Flughafen Geschichten aus dem Sozialdienst für Passagiere ▶„Da müsste man mal ein Buch drüber schreiben!“ – diesen Satz hat Bettina Janotta, die Leiterin des kirchlichen Sozialdienstes für Passagiere am Frankfurter Flughafen, schon oft gesagt. Denn in ihrem Berufsalltag erlebt sie wirklich die unwahrscheinlichsten Geschichten. Die Journalistin Lieselotte Wendl hat jetzt ernst gemacht und einige davon tatsächlich in einem kleinen Büchlein aufgeschrieben. Zum Beispiel die von dem Seemann aus Neapel, der als Koch auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert hatte, aber in Frankfurt den Anschluss verpasste – weil er nichts von der Zeitverschiebung wusste. Oder die einer Brasilianerin, die auf der Flucht vor ihrem brutalen deutschen Ehemann die drei Tage bis zum Abflug zurück nach Brasilien im Transitbereich verbrachte, weil sie dort vor ihm sicher war. Und dann ist da noch jener „Pendler“, der in Spanien lebt, aber immer mal wieder mit einem Billigflieger zum Geldverdienen nach Frankfurt kommt. Dann lebt er einige Wochen lang am Flughafen und hilft Reisenden Lieselotte Wendl: Gestrandet, heimgekehrt und obdachlos. Cocon Verlag, Hanau 2014, 70 Seiten, 12,80 Euro. mit den komplizierten Park- oder S-Bahn-Automaten, wofür er oft ein Trinkgeld bekommt. Die Geschichten machen deutlich, wie einzigartig und individuell Unglück ist, und wie segensreich eine unbürokratische, respektvolle Hilfe. Die arg werbemäßig geratenen Interviews mit Verantwortlichen von Diakonie, Fraport und Lufthansa hingegen sind weniger spannend. Der Kirchliche Sozialdienst befindet sich im Terminal 1, einen Schalter gibt es auch in der Abflughalle B (700.1). Antje Schrupp „Evangelisches Frankfurt“ verlost fünf Exemplare. Zur Teilnahme Mail, Fax oder Postkarte schicken (Adressen im Impressum S. 12). Luther & Co. Wer hat Jesus umgebracht? ▶Es ist ein klassisches antisemitisches Stereotyp: „Die Juden“ seien die „Mörder Jesu“. Inhaltlich ist diese Behauptung allerdings völlig haltlos. Zwar wurde Jesus damals von vielen Menschen jüdischen Glaubens abgelehnt und den römischen Behörden als Aufrührer übergeben. Aber ein Mord war die Hinrichtung Jesu nicht, und auch von einem Justizmord wird man kaum sprechen können. Zunächst einmal waren es römische Beamte und Soldaten, die die Verurteilung und Hinrichtung Jesu ausführten. Das Recht, Kapitaldelikte zu ahnden, lag bei den römischen Besatzern, und Jesus wurde als Aufrührer gegen den römischen Staat gekreuzigt. Selbst wenn er keine direkt antirömischen Aktivitäten entfaltet hatte und insofern „unschuldig“ war, reichte unter den Bedingungen des Besatzungsrechts mit Sicherheit die begründete Möglichkeit eines antirömischen Handelns zur Verurteilung aus. Die Initiative zur Auslieferung Jesu an die römische Justiz ging außerdem nicht von „den“ Juden aus, sondern von bestimmten historischen Religionsführern und Oberen in Jerusalem. Die hatten nämlich sehr konkrete Vorstellungen von einem „Messias“: Er sollte die Römer vertreiben. Auch im Volk waren kriegerische Erwartungen lebendig. Jesus enttäuschte jedoch dieses Bild und störte durch seine Unberechenbarkeit die gespannte Ruhe zwischen römischen und jüdi- schen Machthabern. Mit seiner Auslieferung an die Römer entledigten sich bestimmte Kreise eines Störenfriedes, der in den eigenen Reihen bereits viele Sympathien verspielt hatte. Sie stabilisierten damit vermutlich zugleich die Beziehungen zu den römischen Machthabern vor Ort, zu deren Nutzen es war, ein Exempel statuieren und damit die jüdische Bevölkerung zum Stillhalten ermahnen zu können. Jesus wurde also ein Opfer vitaler Interessen, und man kann sagen: Sein Tod brachte sowohl der jüdischen wie der römischen Obrigkeit einen Gewinn. In der neutestamentlichen Darstellung dieser Prozesse geht es nicht um eine historische Darstellung, sondern um eine theologische Würdigung von Jesu Wirken. Die Bibel erzählt Heilsgeschichte fernab von jeder moralischen Verurteilung von „Juden“ oder „Römern“, denn sie geht davon aus, dass dies alles so kommen musste, weil es Gottes heiligem Plan entsprach: Jesus wurde gekreuzigt für die Schuld der Vielen. Die Schuld liegt nach christlicher Überzeugung einerseits darin, hinter den eigenen Interessen die Sicht Gottes nicht wahrzunehmen, und in dieser Hinsicht stehen die damaligen jüdischen Oberen stellvertretend für alle Menschen. Die Schuld liegt andererseits auch darin, einen „Unschuldigen“ wider besseres Wissen zu kreuzigen – und dabei stehen dann die Römer stellvertretend für alle. Wilfried Steller Seite 7 Christliche Perspektiven Auferstehung im Alltag Ostern erscheint oft als ein Fest der Erinnerung an die Geschehnisse vor 2000 Jahren, vom Einzug Jesu nach Jerusalem über seine Kreuzigung bis hin zum Jubelruf „Er ist auferstanden!“ Doch was hat das alles noch mit heute zu tun? ▶Von der „Auferstehung der Toten“ ist meist die Rede, wenn jemand gestorben ist. Die Auferstehung Jesu Christi vor 2000 Jahren begründete die christliche Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, dass unsere Verstorbenen geborgen und gehalten sind bei Gott. Diese Vorstellung ist ein Trost, denn sie beinhaltet, dass die Toten bei und durch Gott verändert sind: alle Schmerzen, aller Kummer, alle Sorgen sind überwunden. Aber Auferstehung ist mehr als das, viel näher am Leben. Im Altgriechischen, der Ursprache des Neuen Testaments, gibt es rein sprachlich überhaupt keinen Unterschied zwischen dem theologisch hoch besetzten „Auferstehen“ und dem banalalltäglichen „Aufstehen“. Für beides wird derselbe Begriff verwendet, beides verweist aufeinander: Jedes „Aufstehen“ hat das Potenzial, eine „Auferstehung“ zu sein. Und so gibt es in der Bibel auch viel mehr Ostergeschichten als nur die eine von Jesu Auferstehung. Es sind Geschichten aus dem Alltag, die heute noch ganz genauso geschehen: Jemand steht nach langer Krankheit wieder auf, wird also wieder gesund und kehrt zurück ins Leben, so wie die Schwiegermutter des Petrus oder die vielen anderen Kranken, die Jesus heilte. Ein anderer „steht auf“, um einem geliebten Menschen freudig entgegenzueilen, obwohl dieser ihn zutiefst verletzt hatte, so wie der Vater des „verlorenen Sohns“ aus dem gleichnamigen Gleichnis. Immer wieder stehen Menschen auch auf und treffen die mutige Entscheidung, ihr Leben von Grund auf zu verändern, so wie die Jüngerinnen und Jünger, als Jesus sie in seine Nachfolge rief. Das sind nur einige Beispiele für Momente des Aufstehens im alltäglichen Leben, in denen sich Spuren der „Auferstehung“ entdecken lassen. Manchmal leben Menschen auf. Sie fühlen sich auf einmal wahrhaft lebendig, sie schöpfen wie aus dem Nichts neue Kraft. Es geschieht, dass Bedrückte und Gebeugte wieder aufrecht durchs Leben gehen, oder dass Verunsicherte die Gewissheit erleben, dass sie genau so geliebt werden, wie sie sind, mit all ihren Stärken und Erfolgen, aber auch mit allen Schwächen und allem Scheitern. Für mich sind das Momente, in denen Gottes Liebe uns Menschen berührt und ein einfaches „Aufstehen“ in „Auferstehung“ verwandelt, genauso wie einst, vor fast 2000 Jahren. Wie gerne würde ich solche Momente für immer festhalten! Aber sie sind vergänglich. Letztendlich bleiben die Brüche und Risse in unserem Leben erhalten. Die Herausforderungen, vor die wir Menschen gestellt sind, lösen sich nicht einfach auf, Schmerz und Leid bleiben uns nicht erspart – auch das ist in den letzten 2000 Jahren gleich geblieben. Anne Delpopolo ist Pfarrerin in der Gemeinde Frieden und Versöhnung im Gallus und Seelsorgerin am Klinikum Foto: Ilona Surrey Frankfurt-Höchst. Und doch möchte ich behaupten, dass sich durch Ostern etwas verändert hat. Christin sein, das heißt, darauf zu vertrauen, dass es nichts gibt, was Gottes Liebe den Weg zu uns versperren könnte, nicht einmal der Tod kann das. Diese Hoffnung gilt nicht nur für die Verstorben, sondern auch für uns Lebende. Oftmals nehmen wir das nur punktuell wahr, vielleicht wie Lichtstrahlen, die uns aus wolkenverhangenem Himmel unverhofft ins Gesicht fallen. Aber wann immer Menschen Kraft finden, um neu anzufangen, wann immer sie Versöhnung schenken oder erleben, wann immer sie aufgerichtet werden, erfahren sie es: Gottes Liebe wirkt mitten in das Leben hinein. Anne Delpopolo Das bemalte Osterei ist seit dem Mittelalter ein christliches Symbol für die Auferstehung, es steht für neues Leben. Foto: Rolf Oeser Aber so ein Osterei findet man nicht von selbst, es will gesucht und gefunden werden. ▸ Kirche aktuell Seite 8 ■ Multireligiöses Frankfurt erkundet Das multireligiöse Leben in Frankfurt erkundeten christliche, jüdische und muslimische Studierende bei einer gemeinsamen Tagung – unter anderem entstand dabei dieser „interkulturelle Engel“. Die Tagung war eine Kooperation von vier bundesweiten konfessionellen Studienwerken, die Stipendien fürs Studium vergeben, nämlich das Evangelische Studienwerk Villigst, die bischöfliche (katholische) Studienförderung Cusanuswerk, das jüdische Ernst Ludwig Ehrlich StudiFoto: Rolf Oeser enwerk und das muslimische Avicenna-Studienwerk. ■ Das Gemeindeporträt Evangelisches Frankfurt Aktive Flüchtlinge Fachtag in der Evangelischen Akademie ▶Mustafa Abdi Ali wog 48 Kilo, als er in Deutschland ankam. In Somalia war er immer wieder vor dem Krieg geflohen, bevor er es nicht mehr aushielt und die gefährliche Reise über das Mittelmeer antrat. Aber in Italien durfte er nur drei Monate in der Flüchtlingsunterkunft bleiben, dann lebte er ein Jahr lang auf der Straße, hatte ständig Hunger. So flüchtete er weiter nach Deutschland, wo er nur durch ein Kirchenasyl einer Ausweisung nach Italien entging. Vor kurzem hat er mit anderen den Verein „Lampedusa in Hanau – Flüchtlinge helfen Flüchtlingen“ gegründet. Nevroz Duman hatte jahrelang jedes Mal Angst, abgeschoben zu werden, wenn es an der Tür klingelte. Sie war zwölf, als sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern aus Kurdistan floh. Nach dem Hauptschulabschluss durfte sie keine Ausbildung anfangen: Acht lange Jahre lang war Dumans Familie in Deutschland le- St. Nicolaigemeinde im Ostend „Die EZB verändert das Ostend“ ▶„Durch den Neubau der Europäischen Zentralbank haben wir jetzt nicht plötzlich mehr Gemeindemitglieder“, sagt Pfarrer Wolfgang Löbermann von der Nicolaigemeinde. „Aber unser Stadtteil, das Ostend, verändert sich natürlich schon dadurch.“ In der EZB am Mainufer arbeiten Menschen aus vielen Ländern Europas. Die meisten wohnen nicht im Ostend, sondern anderswo. Ihre Kinder bringen sie in den Betriebskindergarten der EZB, und wenn sie sich in einer Kirchengemeinde engagieren, dann oft in Migrationsgemeinden wie der finnischen oder der katholisch-spanischsprachigen. Allerdings sorgt die EZB im Ostend schon länger für eine rege Bautätigkeit. Traditionell wohnen rund um den Parlamentsplatz im Norden des Stadtteils eher die besser Betuchten, während das südliche Ostend eine nicht so wohlhabende Gegend war. Doch gerade dort entstehen viele teure Neubauten. „Viele fürchten, dass die Mieten hier insgesamt steigen werden“, sagt Löbermann. „Die Gentrifizierung ist unser Thema.“ Im Mai plant die Gemeinde zusammen mit der Evangelischen Akademie eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Schnittstellen Ostend“, bei der es um Stadtentwicklung geht. Die Vernetzung über den eigenen Kirchturm hinaus sei dabei wichtig: Die Veränderungen betreffen ja nicht nur die Nicolai-Gemeinde mit ihren 5000 Mitgliedern, sondern auch die katholische Allerheiligen-Gemeinde, die Personalkirchengemeinde Nord-Ost, die Baptisten- gemeinde sowie die Trinitatisgemeinde der Selbstständig Evangelisch-Lutherischen Kirche. Die Ökumene läuft ohnehin gut im Ostend: Es gibt gemeinsame Andachten gegen rechtsradikale Demonstrationen am 1. Mai oder gemeinsame Passionsandachten. Auch gegen die Schließung des zweiten Zoo-Eingangs in der Rhönstraße haben die Gemeinden gemeinsam protestiert. Neben der Stadtteilpolitik hat in der Nicolaigemeinde in letzter Zeit aber auch das Interesse an theologischen Fragen wieder zugenommen. Jochen Kerler, dem 36 Jahre alten Vorsitzenden des Kirchenvorstands, liegt insbeson- dere das Bibelforum am Herzen: eine offene Gruppe, die sich regelmäßig mit Pfarrerin Sabine Drescher-Dietrich trifft, um Bibeltexte zu lesen und einzuordnen. Außerdem bietet die Gemeinde ein breites Kulturangebot, vom Blechbläserensemble über die Kantorei bis zum Seniorensingkreis unter Dekanatskantor Andreas Schmidt. Die Gemeindepädagogin Monika Geselle organisiert Literaturabende oder Fahrten zu Kulturereignissen in anderen Städten. Museumspfarrer David Schnell, der mit einer halben Stelle auch in St. Nicolai Gemeindepfarrer ist, bietet Führungen durch die Museen an. Er kümmert sich auch besonders um die alten Menschen im Stadtteil, wobei ihn ein 15-köpfiges Besuchsdienst-Team unterstützt. So hält er wöchentlich auch in den beiden Altenheimen des Ostends Gottesdienste. Die Kindertagesstätte im Röderbergweg wiederum ist mit 134 Plätzen eine der größten evangelsichen Kitas in Frankfurt. „Früher konnte ich mir Krabbel-Gottesdienste ja nicht vorstellen“, gibt Pfarrer Löbermann zu. „Doch angeregt durch die Eltern-KindGruppen-Arbeit finde ich es jetzt sehr schön, zu sehen, wie schon Dreijährige sich die Kirche erobern.“ Stephanie von Selchow Pfarrer Wolfgang Löbermann (links) und Jochen Kerler, der Vorsitzende des Kirchenvorstands, vor der Nicolaikirche im Foto: Rolf Oeser Ostend. Großes Thema im Stadtteil sind die Veränderungen, die die Europäische Zentralbank dort bringt. diglich „geduldet“. Grund genug, sich dem Verein „Jugendliche ohne Grenzen“ anzuschließen, der mehr Rechte für Flüchtlinge einfordert. Ali und Duman erzählten ihre Lebensgeschichten zum Auftakt eines Fachtages „Vom Wartesaal zur Werkstatt – Aktive Ansätze für die Arbeit von und mit Flüchtlingen“ in der Evangelischen Akademie Frankfurt. Der Theologe Wolf-Dieter Just hob die Bedeutung von Aktivität und sozialer Einbindung für das Menschsein hervor. Es gebe ein „Menschenrecht auf Teilhabe“. Er kritisierte, dass Integrationsbemühungen in Deutschland erst dann beginnen, wenn der Status eines Flüchtlings geklärt ist. Viele seien deshalb jahrelang zu Passivität gezwungen, dürften weder lernen noch arbeiten – mit verheerenden psychosozialen Folgen. Auch untereinander konnten sich die Teilnehmenden des Fachtags über Initiativen und Projekte informieren: Studierende bilden Tandems, in denen studierte Flüchtlinge ihr Wissen an Studierende der Frankfurter Uni weitergeben, die sie im Gegenzug dann über Deutschland informieren. Junge Männer machen Praktika auf einer Lehrbaustelle in Hersfeld-Rothenburg, Frauen aus Ländern, wo es als unschicklich gilt, wenn Frauen Fahrrad fahren, können es über eine Fahrradwerkstatt in Dietzenbach lernen: Das alles sind kleine Beispiele, die aber durchaus für die Einzelnen viel bewirken. In ihrem Verein erlebe sie täglich, dass die Bereitschaft, Flüchtlinge zu integrieren, in der deutschen Gesellschaft wachse, sagte Duman in der abschließenden Diskussion, auch wenn die strukturellen Hindernisse groß seien. Vernetzung sei wesentlich, denn nur so könne man voneinander lernen. Etwa vom Landkreis Gießen, der jeder Gemeinschaftsunterkunft mit Flüchtlingen von Anfang an einen Deutschkurs der Volkshochschule finanziert, wie Dirk Haas, Kreisbeigeordneter aus Gießen, berichtete. Moderatorin Gundel Neveling unterstrich, es sei zwar richtig, dass Deutschland angesichts des demografischen Wandels froh sein könne, wenn junge Menschen hier Fuß fassen. Es gehe aber nicht darum, welche Flüchtlinge „uns nützlich sein“ könnten. Sondern darum, Menschen zu unterstützen, damit sie hier ein würdiges Leben führen könnten – nämlich „nicht nur den Arzt aus Syrien, sondern auch den ungelernten Eritreer“.Stephanie von Selchow Übrigens: Auch bei Facebook können Sie sich mit „Evangelisches Frankfurt“ verbinden“! Evangelisches Frankfurt Nicht schweigen! Zum 95. Geburtstag von Marlies Flesch-Thebesius ▶Ein behütetes bürgerliches Leben schien ihr vorgezeichnet, der 1920 geborenen Enkelin des ersten Frankfurter Sozialdezernenten Karl Flesch und Tochter des angesehen Arztes Max Flesch-Thebesius und seiner Frau Amalie. Aber die Machtergreifung der Nazis im Frühjahr 1933 veränderte ihr Leben massiv. Großvater Karl war getaufter Jude, ihr als „Mischling ersten Grades“ geltender Vater verlor seine Stelle als chirurgischer Leiter des evangelischen Krankenhauses in Frankfurt-Sachsenhausen. Die Familie gehörte plötzlich zu den Außenseitern; Marlies Flesch-Thebesius beschrieb es 1988 eindrucksvoll in ihrem autobiographischen Buch „Hauptsache Schweigen“. Immerhin konnte sie an der privaten Anna-Schmidt-Schule 1939 Abitur machen und in Berlin mit dem Berufsziel „Dolmetscherin“ Englisch und Italienisch studieren. Sie wohnte zeitweilig in der Dahlemer Bekenntnisgemeinde; den nazikritischen Christen, die sie dort erlebte, hat sie 2004 in ihrem letzten Buch „Zu den Außenseitern gestellt – Die Geschichte der Gertrud Staewen“ ein publizistisches Denkmal gesetzt. Denn nach Ende von Krieg und Naziherrschaft konnte sie das endlich: reden und schreiben. Zuerst als Journalistin in Frankfurt und Hamburg, dann nach einem späten Theologiestudium (1957 bis 1963) als Pfarrerin, zuletzt von 1972 bis 1983 in der Frankfurter Paulsgemeinde. Mit 65 Jahren demonstrierte sie erstmals auf der Straße – gegen die Apartheidspolitik in Südafrika, die sie als einst selbst rassisch Diskriminierte aktiv bekämpfen wollte. Dem Schreiben ist Marlies Flesch-Thebesius auch im Ruhestand treu geblieben. Sie erinnerte an den mühseligen Weg zur Gleichberechtigung der Frauen im kirchlichen Amt, und in den letzten Jahren besonders an die oft allein gelassenen getauften Juden und Jüdinnen in der evangelischen Kirche während der NS-Herrschaft. Ihr Credo als Christin und Theologin hat sie am Schluss ihrer Autobiographie so zusammengefasst: „Es geht nicht nur um Trost. Es geht auch um die Gerechtigkeit.“ Am 13. März ist Marlies Flesch-Thebesius 95 Jahre alt geworden. Ein biographischer Film zu Marlies Flesch-Thebesius ist in der „Bibliothek der Alten“ des Historischen Museums nach Voranmeldung zu sehen. Lutz Lemhöfer/Foto: Ilona Surrey ▸ Kirche aktuell Seite 9 Das effektive Krankenhaus Podiumsdiskussion in Höchst über Gesundheitsökonomie und Ethik ▶Gesundheit ist ein teures Gut. Wird es bald so teuer, dass Gesundheitsleistungen zugeteilt werden müssen und kranke Menschen schlechter versorgt werden? Diese Frage treibt viele um, auch den „Sozialethischen Arbeitskreis Höchst“ der evangelischen und katholischen Kirche. Das Höchster Klinikum ist noch nicht privatisiert, sondern gehört der Stadt Frankfurt; aber um seine Zukunft wird gerungen. Zu einer Diskussion über die ethischen Grundlagen der Gesundheitsökonomie hatte der Arbeitskreis daher neben dem katholischen Sozialethiker Dietmar Mieth aus Tübingen auch Ulrich Behrens eingeladen, der am Klinikum Höchst für die Unternehmensentwicklung zuständig ist, sowie Margarete Wiemer vom Betriebsrat. Für einen „Interessenausgleich der Gesundheitspartner“ angesichts knapper Ressourcen plädierte der Theologe Dietmar Mieth. Es sei nicht grundsätzlich falsch, marktwirtschaftliche Anteile und Erkenntnisse umzusetzen, solange es in der Gesundheitsökonomie eine soziale Kontrolle gebe. Die Kriterien für Effektivität und Effizienz im Gesundheitswesen müssten transparent gestaltet werden, das gehe nicht ohne öffentliche Debatte. „Es geht uns alle an, wie mit Kranken umgegangen wird“, betonte Mieth. Besonders verletzliche Personenkreise müssten geschützt werden, damit sie Zugang zu den Gesundheitsleistungen erhalten. In der christlichen Sozialethik sei der „Vorrang der Armen“ unverzichtbarer Prüfstein. Grundsätzlich sei aber das Ringen um Effektivität und Effizienz im Gesundheitssystem legitim. Auch eine „Priorisierung“ könne hilfreich sein, wenn etwa Schwerpunkte nach Bedürftigkeit und Dringlichkeit gesetzt würden. Zu vermeiden sei jedoch unbedingt, dass grundlegende Gesundheitsleistungen rationalisiert werden. „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, und alles ist ökonomisiert“, erklärte Ulrich Behrens vom Klinikum Höchst. Er sei froh, dass die Stadt Frankfurt zu ihrer Verantwortung für die medizinische Grundversorgung stehe und nicht plane, das Krankenhaus zu privatisieren. Betriebsrätin Margarete Wiener kritisierte hingegen scharf, dass Sparmaßnahmen immer zuerst diejenigen treffen, die am wenigsten verdienen. Gleichzeitig steige der Arbeitsdruck auf die Beschäftigten, und es wachse die Befürchtung, Pa- tientinnen und Patienten nicht gut genug versorgen zu können. Die Gesundheitsfürsorge dürfe nicht dem Markt preisgegeben werden, mahnte Wiener: „Wir versorgen Patienten, nicht Kunden.“ Das fand Zustimmung im Publikum. Der Theologe Mieth wies darauf hin, dass viel Geld im System „rumrutsche“: Bei der Frage, wie es verteilt werden soll, müssten sozialethische Prinzipien zugrunde gelegt werden. Dem stimmte auch Unternehmensberater Behrens zu: „Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens darüber, was Gesundheit bedeutet, und was wir dafür ausgeben wollen“. Anne-Rose Dostalek Zwischen dem Wunsch nach bestmöglicher Qualität und betriebswirtschaftlichem Foto: Ilona Surrey Druck steht auch das Klinikum Höchst. Vergessenes Fukushima: Vier Jahre nach der Katastrophe ▶Deutschland habe für sie einen Vorbildcharakter, was den Ausstieg aus der Atomenergie anbelange, betonten die Gäste aus Japan bei der Pressekonferenz zum Auftakt einer internationalen Tagung zum Thema Atomkraft und Umweltschutz. Zum vierten Jahrestag des Atomunfalls in Fukushima hatten das Zentrum Ökumene und die Evangelische Akademie Frankfurt gemeinsam eingeladen. Nicht nur sei die Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland größer und stärker als in Japan, sie habe auch bessere Bedingungen, um wirksam zu sein. Das sehe in Japan deutlich schlechter aus, berichtete die Journalistin Mako Oshidori aus Tokio. Der politische Druck von Seiten der Atomkraftlobby auf die Presse wie auch auf Umweltaktivisten nehme immer mehr zu. Das Spek- trum reiche von repressiven Sprachregelungen über die Ablehnung von Berichterstattung bis hin zu Drohungen und Verfolgungen. Sie selbst verbreite die Ergebnisse ihrer investigativen Arbeit vor allem über unabhängige Nachrichtensender im Internet, so Oshidori. Der Chemiker und Wissenschaftsjournalist Yoichi Shimatsu kritisierte „Verschleierungstaktik“ von Seiten der Regierung sowie von TEPCO, der Betreiberfirma der Atom- Kritisiert Behinderungen bei der Berichterstattung kraftanlagen. über die Folgen von Fukushima: die Journalistin Mako Auf der Grundla- Oshidori aus Tokio. Foto: Silke Kirch ge eigener Messdaten geht Shimatsu davon aus, dass der Tsunami in Fukushima nicht nur einen Reaktor zerstört habe, sondern auch eine Anlage zur Herstellung nuklearer Waffen. Das Interesse an einer Vertuschung des tatsächlichen Ausmaßes der Katastrophe kenne keine Grenzen und gehe faktisch über Leichen, kritisierte Shimatsu. Weder gebe es seriöse Messdaten über die radioaktive Belastung, noch seien statistisch saubere Untersuchungen zu den Folgen des Unglücks verfügbar. Ein Einwohner von Iitate Mura, einem kleinen Dorf in der Nähe von Fukushima mit extrem hoher Strahlenbelastung, berichtete von einem Anstieg an Schilddrüsenkrebs bei Kindern. Mangels systematischer Reihenuntersuchungen gebe es jedoch keine offiziellen Zahlen. Shimatsu zufolge ist die Strahlenbelastung in der Bucht von Tokyo derzeit drei- bis zehnmal höher als die Sicherheitsstandards in Europa es erlauben, und seinen Messungen zufolge auch keineswegs rückläufig. Das stelle eine ernste Gesundheitsgefahr dar, auch für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Olympiade im Jahr 2020. Vier Tage lang beschäftigten sich die Journalisten, Wissenschaftlerinnen, Umweltaktivisten und Vertreterinnen der großen Weltreligionen aus Europa, Japan und Korea mit der Frage, was religiöse Gruppen zum Atomausstieg und zum Klimaschutz beitragen können. Man wolle mit der Tagung auch eine Möglichkeit der Vernetzung schaffen, um dem weltumspannenden Thema solidarisch eine starke Stimme zu verleihen, sagte Wolfgang Buff vom Zentrum Ökumene. Silke Kirch ▸ Kirche aktuell Seite 10 Hoffnung auf Chancen Frankfurt ist Anlaufstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Evangelisches Frankfurt ■ Gedenken an Völkermord ▶Im April jährt sich zum hundertsten Mal der Völkermord an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich. Rund 1,5 Millionen Menschen wurden damals vertrieben oder ermordet. Die Evangelische Akademie Frankfurt ist Mitveranstalterin einer Ausstellung, die noch bis zum 28. Mai in der Bildungsstätte Anne Frank (Hansaallee 150) zu sehen ist. Sie zeigt Dokumente zu den historischen Ereignissen und lässt heutige Armenierinnen und Armenier zu Wort kommen (Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Sonntags 12 bis 18 Uhr, Eintritt frei). Red Preis der Mobilität Stadtdekan informierte sich über Fluglärm Erste Anzeichen fürs Heimischwerden in Deutschland. Drei junge Männer, die noch als Minderjährige ohne Familie nach Foto: Rolf Oeser Frankfurt gekommen sind, wohnen jetzt in einer Wohngemeinschaft in Höchst zusammen. ▶Drei junge Männer aus ganz unterschiedlichen Welten leben seit November zusammen in einer Wohngemeinschaft in der Höchster Altstadt. Eines ist ihnen gemeinsam: Noch bevor sie 18 wurden, flohen sie ohne ihre Familien nach Deutschland. In der VierZimmer-Wohnung, die der Evangelische Regionalverband für „Betreutes Wohnen“ mietete, fanden sie ein neues Zuhause. Weder Levon, der Georgier (alle Namen wurden auf Wunsch der Betroffenen geändert), noch Luan aus Albanien möchten über ihre Flucht sprechen. Nadim, der inzwischen 18 Jahre alte Syrer, sagt nur: „Es ist ja bekannt, was in Syrien passiert“ und knetet seine Hand. Zusammen mit seinen Eltern, Geschwistern und der Oma gelang ihm die Flucht aus Damaskus nach Istanbul. Warum er dann allein und damals noch minderjährig nach Deutschland kam? „Das ist eine große Geschichte“, sagt er knapp und fügt hinzu: „Ich kam, weil ich hier mehr Chancen habe.“ Rund tausend minderjährige Flüchtlinge sind nach Auskunft des Frankfurter Sozialdezernates im Jahr 2014 ohne Eltern in Frankfurt angekommen, ein deut- licher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Gut die Hälfte von ihnen hat sich selbst bei den Behörden gemeldet, die anderen wurden von der Polizei aufgegriffen, zum Beispiel am Bahnhof oder am Flughafen. Zuständig für ihre Betreuung und Unterbringung ist das Jugendamt, das dabei mit Kirchen und anderen freien Trägern zusammenarbeitet. Zunächst müssen die Jugendlichen ein „Clearing-Verfahren“ durchlaufen, um ihren Status zu klären. Um ihnen beim Ankommen in Deutschland zu helfen, hat der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit in Frankfurt voriges Jahr ein spezielles sozialpädagogisches Betreuungskonzept entwickelt. Er begleitet die Jungen und Mädchen vom ersten Tag an mit Sprachunterricht oder gemeinsamem Kochen. So können sie die Stadt und das Leben in Deutschland kennenlernen und Kontakte zu hier lebenden Jugendlichen aufbauen. Seit März betreibt der Verein in Kooperation mit dem Evangelischen Regionalverband auch eine neue Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im ClearingVerfahren mit zwölf Plätzen im Haus der Jugend in Sachsenhau- Uwe Baumann vom „Betreuten Wohnen“ lässt sich fotografieren, die Flüchtlinge Foto: Rolf Oeser selbst wollten selber lieber nicht aufs Foto. sen. Die meisten dieser Jugendlichen bleiben nicht dauerhaft in Frankfurt, sondern werden nach festgelegten Quoten in andere Kommunen weiter vermittelt. Für die jungen Männer in der WG in Höchst, die bereits einen Aufenthaltsstatus haben, ist jetzt ihre Ausbildung das Wichtigste: Levon würde gerne zur Feuerwehr gehen, Luan schwankt noch zwischen Koch, Elektrotechnik und Altenpflege. Nadim möchte die Abendrealschule abschließen, eine Ausbildung machen und anschließend IT studieren. Eigentlich hat er den Realschulabschluss bereits in der Tasche, doch sein Zeugnis aus dem Heimatland prüft das Schulamt schon seit mehreren Monaten, sagt Uwe Baumann und seufzt. Der Diplom-Pädagoge und andere aus dem Team „Betreutes Wohnen“ schauen zwei, drei Mal in der Woche in Höchst vorbei. Sprechen über Freizeitaktivitäten und Gesundheit, bei schwierigen Themen übersetzen Dolmetscher. In der Küche brummen drei Kühlschränke; keiner konnte ja ahnen, dass die drei sich auf Anhieb verstehen. „Wir putzen und waschen zusammen“, sagt Nadim und grinst. Kochen geht mal einzeln, mal gemeinsam. „Es läuft toll“, sagt Uwe Baumann. „Es gibt einen hohen Bedarf an Platz in Frankfurt und die Notwendigkeit, Jugendliche gut zu versorgen. Wenn wir das in einer Wohngemeinschaft machen, sind sie nicht alleine“, sagt Claudia Zinn, die Leiterin des Arbeitsbereichs Jugendhilfe beim Regionalverband. Eine Klippe dabei: Geeignete Wohnungen zu finden ist schwer. Manche der jungen Flüchtlinge machen später in Deutschland Karriere, weiß Uwe Baumann: „Jeder von ihnen ist interessiert, seinen Weg zu gehen, für unsere Gesellschaft kann das ein Gewinn sein.“ Susanne Schmidt-Lüer ▶Bei einem Treffen der „Bürgerinitiative Sachsenhausen gegen Fluglärm“ in der Bergkirche informierte sich Stadtdekan Achim Knecht über die aktuelle Situation in den betroffenen Stadtteilen und den Stand der Proteste. Die Bürgerinitiative sei nicht gegen den Frankfurter Flughafen generell, sondern gegen seinen Ausbau zu einem riesigen Drehkreuz, sagte ein Vertreter. 55 Prozent der Passagiere würden in Frankfurt nur umsteigen, sie kaufen also höchstens kurz im Transitbereich ein und fliegen dann weiter. Damit nützten sie zwar der Fraport, keineswegs aber der Region. Durch die neue Landebahn und das geplante Terminal 3 sollen es noch viel mehr werden. Dafür sei ein so stadtnaher Flughafen gänzlich ungeeignet. Knecht sagte, ihn beschäftige die Frage, warum sich Menschen in anderen Stadtteilen so wenig dafür interessierten, welche Auswirkungen der Fluglärm in Sachsenhausen, Oberrad, Offenbach, Rüsselheim und Hanau hat. Pfarrerin Silke Alves-Christe von der Dreiköniggemeinde forderte, dass die Landebahn zurückgebaut wird. „Ich begreife nicht, wie man nichts tun kann, wenn andere Menschen in einer unerträglichen Situation sind.“ Um auch Menschen in anderen Stadtteilen für das Problem zu interessieren, schlug Knecht ihr einen Kanzeltausch mit anderen Gemeinden vor. Denkbar sei auch ein Gottesdienst an Himmelfahrt: Unter freiem Himmel könne man den Lärm am eigenen Leibe miterleben. Stephanie von Selchow ■ Container im Apfelcarré Wohncontainer für 80 Personen hat der Evangelische Verein für Wohnraumhilfe im Preungesheimer Apfel-Carré in Betrieb genommen. Hier werden in Zweibettzimmern Flüchtlinge untergebracht, die nach einem Kontingentverfahren der Stadt Frankfurt zugeteilt wurden. Da der Bedarf kontinuierlich Foto: Kurt-Helmuth Eimuth steigt, sind schon die nächsten Anlagen im Bau. Evangelisches Frankfurt ▸ Kirche aktuell Seite 11 Mitgliedschaft selbst gestalten Kirchenpräsident Volker Jung: Die Kirche sollte den Menschen mehr entgegenkommen ▶Die Kirche sollte den Menschen mehr entgegenkommen, die ihre eigenen Vorstellungen und Erwartungen haben, wie sie den christlichen Glauben leben möchten, sagt Volker Jung. Der hessennassauische Kirchenpräsident sprach vor der Synode des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt über Schlussfolgerungen aus der jüngsten Mitgliedschaftsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland. Demnach würden Menschen heute fast ausschließlich innerhalb der Familie oder im engsten Bekanntenkreis über religiöse Sinnfragen sprechen. Nur ein knappes Viertel der Befragten gab an, über solche Themen in einer Gemeinde oder im kirchlichen Kontext zu sprechen. Es sei daher zu fragen, ob es weiterhin angemessen sei, religiöse Feiern wie zum Beispiel Taufen ausschließlich im Gemeinderahmen anzubieten, so Jung. Es sei verständlich, wenn Menschen den Wunsch haben, solche Feiern dort abzuhalten, wo sie am ehesten die Familie und den Freundeskreis zusammenrufen können. Tatsächlich erfreuen sich in Frankfurt zum Beispiel Taufen in der Commerzbank-Arena großer Beliebtheit, vor allem unter Fußballfans. Jung verwies auch auf die regelmäßigen Motorradgottesdienste. „Wir müssen Räume für selbstbestimmte Mitgliedschaft öffnen“, betonte Jung vor den Delegierten der Frankfurter Gemeinden, „und nicht alles gleich parochial normieren.“ Zugleich könnten allerdings die Be- ■ Skulpturengruppe „Verspottung“ „Verspottung“ heißt eine Skulpturengruppe von Klaus Effern, die noch bis Karfreitag in der Matthäuskirche, Friedrich-Ebert-Anlage 33, zu sehen ist. Sie bezieht sich auf ein Gemälde von Matthias Grünewald, das die Verspottung Christi vor der Kreuzigung zeigt. Über „Religion und Gewalt“ predigt Pfarrerin Jutta Jekel am Sonntag, 29. März, im Gottesdienst um 11 Uhr. ■ Comiczeichnen für Jugendliche Einen Workshop für Comiczeichnen gibt es in den Osterferien am 7. und 8. April, jeweils von 10 bis 16 Uhr im Jugendtreff der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad, Gerauer Straße 52. Mitmachen können Jugendliche ab 13 Jahren, die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung unter Telefon 069 61995857. Kirchenpräsident Volker Jung bei seiner Rede vor der Evangelischen Stadtsynode Frankfurt. dürfnisse der Menschen nicht der einzige Maßstab für kirchliches Handeln sein, denn das sei „immer zuerst unser evangelischer Auftrag.“ Weiterhin forderte Jung die Gemeinden auf, mehr in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Zwar seien Seelsorge und persönliche Begegnung nach wie vor wichtig, genauso wichtig sei es aber, dass auch die distanzierteren Kirchenmitglieder die Kirche noch wahrnehmen, „denn sonst halten sie sie für unbedeutend.“ Man solle bewusst das gestalten, was die Kirche nach außen sichtbar macht. „Wir müssen uns in die Gesellschaft hinein orientieren und dort Identifikationspunkte schaffen“, sagte Jung. Das könnten Kirchengebäude ebenso sein wie die Präsenz von Pfarrerinnen und Pfarrer als öffentliche Personen oder die Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs über aktuelle Themen. Gleichzeitig warnte Jung davor, zurückgehende Mitgliederzahlen automatisch als Folge schlechter Arbeit zu interpretieren. „Hier handelt es sich um große gesellschaftliche Trends, an denen man mit einfachen Handlungsoptionen nichts ändern kann.“ Es sei zu akzeptieren, dass es eine wachsende Zahl von Menschen gibt, „die uns nicht brauchen und die Foto: Rolf Oeser auch ohne uns glücklich sind.“ Die Aufgabe der Kirche sei es, innerhalb der gegebenen Gesellschaftsstrukturen, „in die Gott uns gestellt hat“, ein angemessenes Bild von Kirche zu entwickeln. Wichtig sei heute, diejenigen Menschen, die sich in der Kirche engagieren, zu stärken und zu fördern, denjenigen, die nur punktuell oder nach eigenen Vorstellungen mitmachen wollen, dafür Möglichkeiten zu bieten, aber auch diejenigen Kirchenmitglieder, die nur noch lose verbunden sind, „nicht einfach abzuschreiben“, sondern sie mit ihren Erwartungen und Ansprüchen ernst zu nehmen. Antje Schrupp Allianz gegen Kommerz am Sonntag Kirchen und Gewerkschaften wollen gemeinsame Freizeit retten ▶Etwa ein Viertel aller Berufstätigen, so zeigen Statistiken, arbeiten auch sonntags: Da gibt es Dienstleistungen, die immer gebraucht werden, wie die von Ärztinnen oder Busfahrern. Manche Menschen verdienen so wenig, dass sie auf den Wochenendzuschlag angewiesen sind. Und dann gibt es viele, die sonntags nicht auf etwas verzichten möchten, von dem sie gewohnt sind, es jederzeit zur Verfügung zu haben: frische Brötchen zum Beispiel. Oder den Einkaufsbummel über die Zeil. Verkaufsoffene Sonntage setzen sich mehr und mehr durch, obgleich sie eigentlich nur genehmigt werden dürfen, wenn eine „Anlassbezogenheit“ erkennbar ist. Das aber ist Auslegungssache. Bei einem politischen Nachtgebet in der Alten Nikolaikirche am Römerberg kritisierten Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und Gewerkschaften diese Entwicklung. Es war die Auftaktveranstaltung der „Hessischen Allianz für den freien Sonntag“, die Kurz notiert der schleichenden Abschaffung des Sonntags auch in Frankfurt entgegenwirken will. Der evangelische Stadtdekan Achim Knecht und Pfarrer Michael Metzler, Vertreter des katholischen Stadtdekans, bezogen Position: Der Sonntag sei kein Tag wie jeder andere. Doch die besondere Qualität dieses Feierund Ruhetags, der der Erhebung und Entfaltung, der Rekreation und dem Zusammensein dienen soll, gehe mehr und mehr verloren. Damit verschwinde auch der Schutzraum, der einen Kontrapunkt zum aktiven, tätigen Leben bildet und dafür sorgt, dass Menschen nicht nur „funktionieren“, sondern auch Zeit für das zweckentbundene, spielerische Zusammensein haben. In der Alten Nikolaikirche startete die „Hessische Allianz für den freien SonnFoto: Rolf Oeser tag” ihre Kampagne gegen zunehmende Kommerzialisierung. Der Sonntag sei durch keinen anderen Tag – zum Beispiel durch einen individuell gewählten freien Tag unter der Woche – zu ersetzen. Wie er zurückerobert werden kann, das erörterte Katja Deuser von der Gewerkschaft Verdi am Beispiel von Offenbach, wo die „Hessische Allianz für den freien Sonntag“ durch Klagen vor Gericht den Trend zu immer mehr verkaufsoffenen Sonntagen eindämmen konnte. Ute Schäfer von der Arbeitsstelle „Kirche für Arbeit“ beschrieb, wie von vielen Menschen der Sonntag als eine Art Puffer benötigt werde, um all das abzuarbeiten, was unter der Woche liegenbleibe. Die Bedeutung des Sonntags – so wurde deutlich – reicht weit über die Reihe der Wochentage hinaus: Es geht um die Kunst, sich Pausen zu gönnen, auch einmal nicht verfügbar zu sein. Es geht um die Kunst, einen Unterschied zu machen zwischen dem aktiven und dem passiven Leben, und dem einen wie dem anderen Gewicht zu verleihen. Silke Kirch ■ Stadtteilatlas Nordweststadt Eine aktualisierte und erweiterte Neuauflage des Stadtteilatlasses für die Nordweststadt ist jetzt erschienen. Der 178 Seiten dicke Leitfaden mit vielen Adressen ist kostenlos beim Nachbarschaftsbüro der Diakonie Frankfurt in der Thomas-MannStraße 6b erhältlich (dienstags von 10 bis 12.30 Uhr, donnerstags von 13 bis 17 Uhr). ■ Kirche gilt vielen als bieder Irritiert zeigte sich der Frankfurter Musiker Tilman Höhn (Frankfurt City Blues-Band) darüber, dass viele junge Menschen den Pfarrberuf und die Kirche offenbar „doch sehr mit Biederkeit verbinden”. Er selbst erlebe die evangelische Kirche ganz anders. Höhn war Mitglied in der Jury eines Videowettbewerbs der evangelischen Kirche, der für die vielfältigen Möglichkeiten kirchlicher Berufe warb. Infos unter www.mach dochwasduglaubst.de. ■ Top-Arbeitgeber Die Evangelische Bank ist vom „Top Employers Institute“ in Düsseldorf mit dem Titel „Top Arbeitgeber Mittelstand/Deutschland 2015“ ausgezeichnet worden. Vergeben wurde die Auszeichnung für das Personalmanagement. Die Evangelische Bank beschäftigt 358 Vollzeitkräfte, 119 Teilzeitkräfte sowie 20 Auszubildende. Internet: www.eb.de. ■ Widersprüchliches Indien Indien ist einerseits Atommacht und aufstrebende Wirtschaftsnation, andererseits arbeiten viele Frauen immer noch wie Sklavinnen, Kinder sterben an Mangelernährung. Einen Vortrag über ihr Heimatland hält Saanika Amembell am Montag, 13. April, um 19 Uhr im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum, Saalgasse 15 (3 Euro). ■ Kinderkirchentag in Oberrad Unter dem Motto „Sag niemals nie zu Ninive“ steht ein Kinderkirchentag am Samstag, 18. April, von 10 bis 15 Uhr in der Erlösergemeinde, Wiener Straße 23. Anmeldung bis 10. April per Mail an [email protected]. April/Mai 2015 · 39. Jahrgang · Nr. 2 · www.evangelischesfrankfurt.de Seite 12 ▸ Panorama Kurt-Schumacher-Straße 23 · 60311 Frankfurt/Main Evangelisches Frankfurt Ethik Terminkalender Medizinethiker für mehr Suizidprävention ■ Begegnung Schwesterlichkeit – Frauengottesdienst am Dienstag, 14. April, um 19 Uhr in der Alten Nikolaikirche am Römerberg. Copy-Culture – Tagung der Evangelischen Akademie über die Ethik des Kopierens am Mittwoch, 15. April, 16-19.30 Uhr, Beginn im Bibelhaus Erlebnismuseum, Metzlerstraße 19. Arbeit 4.0 – Vorstellung einer neuen Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema „Arbeit“ am Dienstag, 28. April, um 13 Uhr in der Evangelischen Akademie, Am Römerberg 9. Ernst Klee – Tagung zur Erinnerung an den Gesellschaftskritiker und Journalisten am Freitag, 8. Mai, 18-21 Uhr im Dominikanerkloster am Börneplatz, sowie am Samstag, 9. Mai, ganztägig in der Goethe-Uni (www.evangelische-akademie.de). ■ Konzerte Matthäuspassion – von Carl Philipp Bach am Sonntag, 29. März, um 18 Uhr in der Dreikönigskirche am Sachsenhäuser Ufer (24,20/ 18,55 Euro). Orchesterkonzert – Werke von Bach, Mozart und anderen am Montag, 30. März, um 20 Uhr in der Kirche Cantate Domino in der Nordweststadt, Ernst-Kahn-Straße 14 (Eintritt frei). Matthäuspassion – von Johann Sebastian Bach am Mittwoch, 1. April, um 19 Uhr in der Heiliggeistkirche am Börneplatz (15 Euro). The Passion of Christ – Gesang und Orgel am Karfreitag, 3. April, um 15 Uhr in der Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstraße 2b (Eintritt frei). Markuspassion von Homilius – am Karfreitag, 3. April, um 19 Uhr in der Lutherkirche im Nordend, Martin Luther Platz 1 (15/12 Euro). Oster-Gospel-Konzert – am Ostersonntag, 5. April, um 18 Uhr im Titus-Forum im Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz 2. Trompete und Orgel – am Ostersonntag, 5. April, um 18 Uhr in der Nicolaikirche im Ostend, Waldschmidtstraße 116 (10/8 Euro). Glanz des Barock – Werke für Trompete und Posaune am Samstag, 11. April, um 18 Uhr in der Emmauskirche, Alt-Eschersheim 22 (Eintritt frei). Orgelkonzert – Werke von Dandrieu, Widor, Lemmens und Hakim am Sonntag, 19. April, um 18 Uhr in der Katharinenkirche an der Hauptwache (8/6 Euro). Wahlkonzert – zur Kirchenvorstandswahl am Sonntag, 26. April, mit Werken von Bach und Mozart um 18 Uhr in der Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstraße 2b (Eintritt frei). Norddeutsche Orgelmusik – aus dem 17. Jahrhundert am Sonntag, 3. Mai, um 18 Uhr in der Katharinenkirche Hauptwache (8/6 Euro). Weitere Veranstaltungen unter www.frankfurt-evangelisch.de ▶Bei den aktuellen Debatten über „Die Kirchen stiften Werte, stiften Identität und nehmen öffentliche Verantwortung wahr. Deshalb ist Kirche in der Stadt unerlässlich“ – als Gastprediger in der Philippuskirche im Riederwald gab Oberbürgermeister Peter Feldmann ein Bekenntnis zur wichtigen Rolle der Religion für die Stadtgesellschaft ab. Gleichzeitig appellierte er an alle einzelnen, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Der Gottesdienst fand im Rahmen einer Gottesdienstreihe zur Passionszeit Foto: Rolf Oeser statt, bei der die Philippusgemeinde Prominente auf ihre Kanzel einlud. Zuhause auf Zeit Eine Villa für Kinder, deren Eltern sich nicht kümmern können ▶Emily* ist neu hier. Sorgfältig sche und eine Gute Nacht-Kasset- das geht Erwachsene nichts an. steckt sie in ihrem Zimmer Filz- te geben, oder das Licht bleibt Eine Hauswirtschafterin kocht, stifte in einen Ständer, manchmal brennen „und wir gucken, wann wäscht und putzt, die Kinder mahuscht ein Lächeln über ihr Ge- das nächste Telefonat mit den El- chen Küchen-, Müll- und Pflansicht. Unter der Schreibtischauf- tern vereinbart ist“. zendienst und leben in einem klar Raffaella und Katinka flitzen strukturierten Tagesablauf. Zum lage zieht sie ein Foto ihrer Familie hervor; das Datum, wann es treppauf, treppab, tragen Ku- Einzug bekommen sie ein liebeaufgenommen wurde, weiß sie scheltiere und Bettzeug. Sie wol- voll gestaltetes Kindervilla-Buch ganz genau. Damals lebten Papa len in einem Zimmer zusammen- mit handgemalten Zeichnungen. ziehen, gerade haben sie bei der Handy-Regeln sind darin ebenso und Mama noch nicht getrennt. Emilys Eltern können sich nicht Hausversammlung das Okay da- notiert wie Kinderrechte und Perselbst um sie kümmern, deshalb für bekommen. Die Sechs- bis sonen, an sie sich die Kinder zuwurde sie über das Jugendamt in Zwölfjährigen leben im Durch- sätzlich wenden können. Zum eine „vollstationäre Einrichtung“ schnitt zweieinhalb Jahre im Konzept gehört es auch, den Konvermittelt, ein Kinderheim also. Heim. Dass ihre Eltern sich nicht takt zu Eltern, Freunden und Das kommt in letzter Zeit wieder um sie kümmern können, hat ver- Schule aufrechtzuerhalten. Denn häufiger vor: Jeden Tag sind in schiedene Ursachen: psychische Ziel ist es ja, die Kinder wieder in Deutschland über hundert Kinder Krankheiten, Alkoholsucht, Erzie- ihre Familie zu integrieren. hungsschwierigkeiten, Verwahrund Jugendliche betroffen. Raffaella fühlt sich wohl in der In Frankfurt hat die Evangeli- losung, Gewalterfahrungen. verwinkelten Villa mit dem groPaul malt am langen hölzernen ßen Garten. Zu Sandra Heppler sche Kirche im März die „Kindervilla Hollerkopf“ am Rand der Esstisch ein Geheimzeichen in ein hat sie nach den ersten Tagen, in Nordweststadt eröffnet, in der kariertes Ringbuch. Katinka darf denen sie ängstlich war, gesagt: auch Emily jetzt wohnt. Insge- es sehen, sie ist schon elf, zwei „Ich konnte ja nicht wissen, dass samt elf Kinder können hier ein Jahre älter als Paul. Vielleicht ist Ihr nett seid.“ Susanne Schmidt-Lüer Zuhause auf Zeit finden. Emily das der Beginn eines Clubs, aber *die Namen aller Kinder wurden geändert zählt die Namen ihrer Geschwister auf, ihr Alter, ihre Größe. Es gefalle ihr gut in der Kindervilla, sagt die Neunjährige. Mit ihrer Monatskarte kann sie weiterhin in ihre alte Schule fahren. Ob sie Träume hat? „Nein“, sagt Emiliy und schaut aus dem Fenster. Und sagt: „Am Wochenende kommt meine Cousine, die ist einen Monat älter als ich.“ „Am Anfang sind die Kinder verunsichert und haben oft in den ersten Nächten Heimweh“, sagt Sandra Heppler, die das Team aus sieben pädagogischen Mitarbeiterinnen leitet. Heimweh, das „eklige Gefühl“, nehmen sie alle ernst. Dage- Sandra Heppler (links) und Astrid Hofmann vor der Villa Hollerkopf, in der Kinder ein gen kann es eine Wärmfla- Zuhause auf Zeit finden, bis ihre Eltern sich wieder kümmern können. Foto: Rolf Oeser eine gesetzliche Neuregelung der Sterbehilfe in Deutschland müsse man aufpassen, keine falschen Schwerpunkte zu setzen, sagte Pfarrer Kurt Schmidt vom Frankfurter Zentrum für Ethik in der Medizin. Menschen, die unheilbar krank sind und ihre letzte Sterbephase verkürzen wollen, seien „eine zahlenmäßig relativ kleine Gruppe.“ Gleichzeitig würden sich aber jedes Jahr in Deutschland 10 000 Menschen „aus tiefster Verzweiflung, Depression und aufgrund von psychischem Leiden das Leben nehmen.“ Bei ihnen handele es sich nicht um Menschen, die eine „freie Entscheidung“ treffen und wohlüberlegt Alternativen abwägen, betonte Schmidt. Deshalb sei Suizidprävention nach wie vor die wichtigste Herausforderung an die Gesellschaft. Dennoch sei es sinnvoll, sich aus ethischer Perspektive über Sterbehilfe Gedanken zu machen. Aus seiner Sicht spreche vieles dafür, „die gesetzlichen Regelungen so zu lassen, wie sie sind.“ In Deutschland ist Suizid nicht strafbar und die Beihilfe dazu auch nicht. Kommerzielle Interessen dürfen dabei aber nicht im Spiel sein sein. Über eine mögliche Gesetzesrevision entscheidet der Bundestag voraussichtlich im Herbst. Redaktion Das Letzte Adventsfußball ▶Dass die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar vom Sommer in den Winter verlegt wurde, ist jetzt auch schon Anlass, die Kirchen um eine Stellungnahme zu bitten: Ist das denn nicht blöd, so ein Fußballmärchen mitten im Advent? Volker Rahn, Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, blieb diplomatisch: Klar sei vieles an der Katar-WM „unglücklich“, aber: „Das Adventsfest und das Fußballfest müssen keine Gegner sein.“ Na, gut zu wissen! Impressum Herausgeber: Der Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main. [email protected] Redaktion: Kurt-Helmuth Eimuth (Redaktionsleitung), Dr. Antje Schrupp (Geschäftsführung), Pfarrer Ralf Bräuer, Anne Lemhöfer, Stephanie von Selchow, Pfarrer Wilfried Steller Geschäftsstelle/Anzeigen: Kurt-Schumacher-Straße 23, 60311 Frankfurt am Main, Telefon 069 21 65–13 83, Fax 21 65–23 83, Druck: Axel Springer AG – Druckhaus Spandau Brunsbütteler Damm 156–172, 13581 Berlin Die Zeitung wird kostenlos an Frankfurter Mitglieder der evangelischen Kirche verteilt. ISSN 1438–8243 April/Mai 2015· 39. Jahrgang · Nr. 2 Die nächste Ausgabe erscheint am 17. Mai 2015. www.facebook.de/evangelischesfrankfurt