Lektion 3 (HB9) - ILT

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Lektion 3 (HB9) - ILT
Lektion 3: Elektrotechnik 1 (Auszug)
3
Elektrotechnik 1
3.1 Was ist Strom ?
«Wenn Sie eine Taschenlampe einschalten, dann können Sie Strom sehen», könnte eine Antwort
sein. «Elektrischer Strom ist gleichbedeutend mit bewegten Ladungsträgern. Es kann also nur dort
Strom fliessen, wo eben solche Ladungsträger vorhanden und frei beweglich sind». Das wäre auch
eine Antwort, eher von einem Techniker oder Wissenschafter. Sie sehen also, liebe ILT-Schüler, es
gibt eine sehr grosse Bandbreite von möglichen Erklärungen. Wir wollen im Rahmen dieses
Amateurfunk-Studiums natürlich nicht allzu weit in die Atomphysik eindringen, solches Wissen ist
für die Lizenzprüfung auch nicht erforderlich. Lediglich einige Begriffe wollen wir erwähnen,
einige Denkanstösse vermitteln. Wer Lust bekommt, sich mit Atomen, Elektronen, Neutronen und
Protonen näher zu befassen, der findet eine grosse Zahl von Grundlagenliteratur, mit der er seinen
Wissensdurst stillen kann.
3.1.1 Geschichte der Elektrizität
Elektrizität ist (und war es früher noch viel mehr) ein Abenteuer. Da wir Menschen keinen Sinn für
Elektrizität haben (man riecht Strom nicht, man kann ihn nicht essen, trinken oder kosten, man hört
ihn auch nicht), haben sich die Wissenschafter dadurch geholfen, dass sie immer eine der
Wirkungen zum Messen oder Anzeigen von elektrischem Strom ausnutzten.
Das war schon früher so, als im 6. Jahrhundert vor Christus Thales von Milet an Bernstein zum
ersten Mal das Phänomen der Elektrizität beobachtete. Diese für die Entwicklung der Technik
revolutionäre Entwicklung blieb aber mehr als zwei Jahrtausende unbeachtet und ungenutzt. Erst zu
Beginn des 17. Jahrhunderts stellte der englische Arzt William Gilbert fest, dass ausser Bernstein
auch andere Stoffe, z.B. Glas durch Reibung die Eigenschaft erlangen können, kleinere
Gegenstände (Papierschnitzel, Haare) anzuziehen. Gilbert benannte diese Eigenschaft als erster mit
‘Elektrizität’. Etwas später, im 18. Jahrhundert, stellte ein anderer Engländer, der Physiker Gray
fest, dass auch Metalle elektrisiert werden können, wenn sie durch Glas oder ähnliche Stoffe isoliert
Lektion 3: Elektrotechnik 1 (Auszug)
werden. Grays Entdeckungen führte zur Unterscheidung aller physikalischen Stoffe in Leiter und
Isolatoren (Nichtleiter).
Der Franzose Charles Dufey stellte fest, dass es zwei Sorten von Elektrizität gab, nämlich (im
heutigen Sprachgebrauch) positive und negative Ladung. Gleich geladene Gegenstände stossen sich
ab, ungleich geladene dagegen ziehen sich an.
Dem französischen Physiker Coulomb gelang 1785 die Formulierung des nach ihm benannten
Ladungs-Gesetzes, mit dessen Hilfe die Elektrizität zum ersten Mal in der Geschichte ihrer
Erforschung auch quantitativ erfasst werden konnte.
Im 19. Jahrhundert wurden die Experimente des italienischen Professors Volta und des italienischen
Arztes Luigi Galvani bekannt. Während Galvani an eine Art Elektrizität der Tiere glaubte und seine
Beobachtungen
an
präparierten
Fröschen
machte,
suchte
Volta
auf
künstlichem
(elektrochemischem) Wege Elektrizität zu erzeugen. Die von ihm erfundene Batterie war die
Krönung seiner Versuche.
Stand aber der elektrische Strom erst einmal zur Verfügung, so konnten andere geniale Forscher
darangehen, seine Eigenschaften zu erforschen. Der deutsche Physiker Ohm, dann aber auch Joule
und Faraday waren die Männer dieser Zeit. Der dänische Forscher Oersted fand die Zusammenhänge zwischen Elektrizität und Magnetismus und Faraday gelang die Entdeckung der elektromagnetischen Induktion. Es begann das Zeitalter der Elektrogeneratoren und der Elektromotoren.
Schliesslich begründete der englische Forscher James Clark Maxwell die elektromagnetische
Theorie. Seine inzwischen berühmt gewordenen Gleichungen bildeten das Fundament der
modernen Naturwissenschaft. Maxwell gelang auch die Integration von elektrischen und optischen
Phänomenen, die den Weg zu den elektromagnetischen Wellen öffnete, deren experimenteller
Nachweis dem deutschen Physiker Heinrich Hertz 1886 gelang.
Wenn wir heute mit Hilfe von modernsten Funkgeräten Informationen über Tausende von
Kilometern hinweg austauschen, so tun wir gut daran, uns an diese genialen Pioniere zu erinnern.
Im heutigen Zeitalter des Mikroprozessors vergisst man schnell, wie mühsam und schwer der
Anfang wirklich war.
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3.2 Etwas Atomphysik
Bis Ende des letzten Jahrhunderts glaubte man noch an die Unteilbarkeit der Atome. Dann fand
man durch komplizierte Versuche und Berechnungen heraus, dass jedes Atom aus noch kleineren
Teilen besteht.
Bild 3-1:
Atommodell nach Bohr.
In Bild 3-1 sehen wir, wie um einen Atomkern in Bahnen ähnlich unserem Sonnensystem einzelne
Elektronen kreisen. Sie haben unterschiedliche Abstände vom Kern. Dieser besteht aus Neutronen
und Protonen. Ein Proton ist etwa 2000 mal schwerer als ein Elektron. Die Neutronen im Atomkern
üben keine Anziehungskräfte aus, weder auf Protonen noch auf Elektronen, sie verhalten sich
neutral. Neutronen haben das selbe Gewicht wie Protonen. Protonen und Elektronen ziehen sich
gegenseitig an. Jedes Proton kann ein Elektron festhalten (binden).
3.3 Elektrische Grundgrössen
3.3.1 Elektrische Ladung
Elektronen und Atomkerne üben aufeinander elektrische Kräfte aus. Sie besitzen also eine
elektrische Ladung. Dies ist der Grund dafür, dass die um den Atomkern kreisenden Elektronen
nicht durch ihre Fliehkraft das Atom verlassen.
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Die elektrische Ladung der Elektronen ist gleich der Ladung der Protonen. Die Protonen sind ja die
Träger der elektrischen Ladung im Atomkern. Zwischen den Teilchen des Atoms können zwei
verschiedene Kräfte auftreten: Anziehung und Abstossung.
Daraus folgt:
• Elektronen haben eine andere elektrische Ladung als Protonen.
• Elektronen haben negative ( - ) elektrische Ladungen.
• Protonen haben positive ( + ) elektrische Ladungen.
So, nun machen Sie eine Pause, lehnen sich im Stuhl etwas zurück.
Wie wir gesehen haben, hat ein Atom gleichviel negative Ladungen (Elektronen) und positive
Ladungen (Protonen). Nach aussen hin ist also ein neutraler Zustand gegeben.
Gelingt es nun irgendwie, dieses natürliche Gleichgewicht zwischen den positiven und negativen
Ladungen aufzuheben (zu stören), so werden die voneinander getrennten verschiedenen Ladungen
das Bestreben haben, durch die Anziehungskräfte wieder zusammenzukommen. Dieses
Ausgleichsbestreben nennt man die elektrische Spannung.
Das Trennen der Ladungen geschieht durch Energiezufuhr von aussen, es muss gegen die
Anziehungskraft eine Arbeit verrichtet werden. Zum Beispiel durch Reibung (Versuch mit
Bernstein), durch chemische Vorgänge (Batterie, Akkumulator), durch Bewegen eines Magneten in
einer Drahtschleife (Induktion beim Generator), durch Wärmewirkung (Thermoelement), durch
Belichtung (Fotoelement, Fotozelle), oder durch Druck (Piezoelektrizität beim Kristalltonabnehmer, beim Quarz oder beim elektronischen Feuerzeug).
Die Elektrode (Anschlussklemme) einer Spannungsquelle, an der Elektronenüberschuss herrscht, ist
der Minuspol, denn die negative Ladung der Elektronen überwiegt. Am Pluspol einer Spannungsquelle dagegen herrscht Elektronenmangel.
Betrachten wir das Schaltzeichen einer Batterie :
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+
U
+
Potentialdifferenz = Spannung (U)
-
Bild 3-2:
Batterie Schaltzeichen.
Zwischen den Klemmen (Polen) einer Batterie oder einer Spannungsquelle besteht also ein
Ladungsunterschied, eine Potentialdifferenz oder auch Potentialunterschied. In einer Schaltung
versteht man unter Potential die Spannung eines beliebigen Messpunktes bezogen auf einen
Bezugspunkt. Als Bezugspunkt wird im Allgemeinen das Nullpotential gewählt, das aus
Sicherheits- oder Schaltungsgründen Verbindung mit der Erde oder ‘Masse’ besitzt. Man sagt, die
elektrische Spannung entspricht einer Potentialdifferenz.
Die Spannung kann mit einem Spannungsmesser (Voltmeter) zwischen dem Pluspol und dem
Minuspol gemessen werden.
+
+
Bild 3-3:
V
Batterie Spannungsmessung und Schaltbild dazu.
Mehrere Spannungsquellen (Monozellen) lassen sich zusammen schalten, dass man eine höhere
Spannung erhält.
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+
+
+
+
-
+
+
-
Bild 3-4:
Batterie Serienschaltung.
Schaltet man zwei Monozellen hintereinander, so erhält man zwei mal 1,5 Volt, das heisst 3 V. Bei
der Autobatterie sind 6 Zellen à 2 Volt hintereinander geschaltet (in Reihe, in Serie), so dass die
Gesamtspannung 12 Volt beträgt.
Es gibt sehr hohe und sehr niedrige Spannungen. Im Amateurfunk verarbeitet ein guter Empfänger
Signale, die mit einer Spannung von weniger als 1 µV (< 1 µV, sprich kleiner als 1 Mikrovolt) an
die Antenne geliefert werden. In der Endstufe von Amateurfunksendern arbeiten die Röhren mit
Anodenspannungen von 3 kV oder mehr (1 kV = 1'000 Volt. l kV sprich 1 Kilovolt).
Achtung!
Alle Spannungen über etwa 50 Volt können lebensgefährlich sein!!
Deshalb nicht mit dem Finger in der Netzsteckdose (230 V) ‘probieren, ob es wohl
Strom hat...’ Elektrische Spannung kann tödlich sein!
3.3.2 Der elektrische Strom
Wir haben gesehen, dass durch Ladungstrennung eine elektrische Spannung entsteht. Verbindet
man die beiden Pole einer Spannungsquelle mit einem elektrischen Leiter, so findet ein
Ladungsausgleich statt. Den Ladungsausgleich, bzw. den Ladungstransport nennt man den
elektrischen Strom.
• Elektrischer Strom ist also die gerichtete Bewegung von Ladungsträgern.
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Die Bewegung von Ladungsträgern allein ist an sich noch kein ‘richtiger’ elektrischer Strom, denn
die Elektronen bewegen sich unter dem Einfluss der Temperatur sowieso ständig regellos umher.
Erst wenn die Bewegung der Ladungsträger im Mittel in einer Richtung verläuft, spricht man von
elektrischem Strom.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass immer ein Potentialunterschied (= Spannung) da sein muss, damit
überhaupt eine Ladungsträgerbewegung (= Stromfluss) entstehen kann.
Ein oft verwendetes Analogon (Vergleichsmodell) aus der Mechanik sind die Wasserbehälter, die
in unterschiedlichen Höhen stehen. Werden sie mit einem Schlauch verbunden, dann fliesst Wasser
vom oberen in den unteren Behälter, bis die Wasseroberflächen den gleichen Stand erreicht haben.
Wasserfluss
Bild 3-5:
Wasserfluss im Vergleich zu Stromfluss.
Die Ursache für diesen Wasserfluss ist in diesem Falle der mechanische Potentialunterschied, der
dem Druck der unterschiedlichen Wasserstände entspricht. Die Wasserflusstärke ist also von der
Grösse des Druckunterschiedes abhängig. Je mehr Druck vorhanden ist, je mehr Wasser wird vom
einen zum andern Eimer transportiert.
3.3.3 Stromrichtung
In der Schaltung in Bild 3-6 fliessen die Elektronen, das heisst die Ladungsträger von einem Pol der
Batterie zum andern. Dabei entsteht ein elektrischer Strom. Dieser erzeugt in der Glühlampe
Wärme, so viel, dass der Glühwendel im Innern der Lampe weissglühend wird, und so Licht
ausstrahlt. Die Wirkung des elektrischen Stromes wird sichtbar.
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I
+
Bild 3-6:
Schaltung mit Stromrichtungsanzeige.
Wichtig: Als man noch nicht soviel über die Vorgänge in Leitern und Spannungsquellen wusste,
wurde die Stromrichtung von Plus nach Minus festgelegt. Der Strom fliesst vom positiven zum
negativen
Potential.
Diese
Stromrichtung
ist
der
Richtung
der
Elektronenbewegung
(= physikalische Stromrichtung) im gesamten Stromkreis entgegengesetzt, sie wird als positive,
konventionelle (auch als technische) Stromrichtung bezeichnet. Wenn wir im Folgenden von
Stromrichtungen sprechen, oder in der Schaltung Stromrichtungen angeben, so meinen wir immer
diese technische Stromrichtung.
I
Bild 3-7:
Hier fliesst der Strom von links nach rechts
Technische Stromrichtung.
Fliessen die Ladungsträger nur in einer Richtung, so spricht man von Gleichstrom. Wechselt die
Stromrichtung, so handelt es sich um einen Wechselstrom.
Schliesslich ist noch die Stromdichte von Bedeutung, die das Verhältnis zwischen der Stromstärke I
und dem Querschnitt A des durchflossenen Leiters angibt :
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I
Fläche A
Leiter
Bild 3-8:
S=
Stromfluss durch Leiter.
I
A
S
= Stromdichte in A/mm2
I
= Stromstärke in A
A
= Fläche in mm2
(3-1)
Die Stromdichte muss dort berücksichtigt werden, wo Leiter bis zu ihrer Erwärmung belastet
werden. (Transformatoren, Motoren, Installationstechnik). Wert in der Praxis: 3 A/mm2 .
Wenn man die Formel der Stromstärke Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.
umformt so erhält man :
Q = I ⋅t
Q
= Ladung in Coulomb C oder Ampère-Sekunde (As)
I
= Stromstärke in A
t
= Zeit in Sekunden
(3-2)
Das Produkt aus Strom und Zeit ergibt die Einheit Ampèresekunde (As). Man sagt dazu auch
Coulomb (C). Dies nach dem französischen Physiker Charles Augustin de Coulomb (1736-1806).
Beide Einheiten sind also gleichwertig:
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1 As = 1 C
aber auch: Eine Ampèresekunde (1 As) entspricht einer Ladungsträgermenge von 6,25 · 1018
Elektronen pro Sekunde.
3.3.4 Der elektrische Widerstand
Wenn wir uns das vorhin erwähnte Analogon (Bild 3-5) betrachten, so ist es einzusehen, dass sich
der obere Wasserbehälter langsamer leert, wenn man in den Verbindungsschlauch Sand oder Steine
schüttet, das den Wasserfluss hemmt, obwohl der Querschnitt des Schlauches an sich unverändert
bleibt. Zudem ist es einleuchtend, dass man bei einem längeren Schlauch dieser Art einen
entsprechend grösseren Druck aufwenden muss, um die gleiche Wassermenge pro Zeiteinheit durch
zu bekommen. Schliesslich ist der Querschnitt des Schlauches von entscheidender Bedeutung, da
die Flussstärke proportional zum Querschnitt des Schlauches ansteigt.
Vergleichbare Verhältnisse findet man auch beim elektrischen Leiter. Seine Leitfähigkeit ist
abhängig von der Anzahl der freien Ladungsträger, die für jedes Material spezifisch ist. (Guter oder
schlechter Leiter). Dann ist ganz sicher die Länge des Drahtes von Bedeutung, ebenso der
Querschnitt.
In den Schaltungen der elektrischen Nachrichtentechnik wird der Leitungswiderstand zumeist
vernachlässigt, da man innerhalb der Geräte meist nur kurze Leitungen hat. Dagegen werden aber
Widerstände als Bauteile eingesetzt, deren Wert weit grösser sein kann, als der der Verbindungsleitungen. Sie werden als Spannungsteiler, Vorwiderstände, Arbeitswiderstände usw. verwendet.
Das Material dieser Widerstände ist so gewählt worden, dass man bei kleinen und kleinsten
Abmessungen auf Widerstandswerte von wenigen Ohm bis zu einigen MΩ ( =106 Ohm) erreicht.
Bei guten Leitern (z.B. Kupfer) stehen genügend freie Ladungsträger zur Verfügung um
entsprechende Ladungen transportieren zu können. Ein Würfel von einem Kubikzentimeter (1 cm3)
Kupfer besitzt zum Beispiel rund 1023 (das ist eine Eins mit 23 Nullen!) frei bewegliche Ladungsträger. Deshalb kann bei angelegter Spannung ein starker Strom fliessen.
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Fliesst ein Strom durch einen Leiter, so müssen sich die freien beweglichen Ladungsträger
zwischen den Atomen des Leiters ‘hindurchzwängen’. Die Atome sind nämlich schon bei
Zimmertemperatur nicht in Ruhe, sondern vibrieren ständig hin und her, und zwar um so stärker, je
höher die Temperatur ist. So entstehen ständig Zusammenstösse mit den Atomen und die
Ladungsträger werden dadurch abgebremst. Der Leiter setzt somit dem Stromfluss einen
Widerstand entgegen.
Es ist nun einzusehen, dass auf einer langen Reise (bei langen Drähten) die Elektronen viele
Hindernis-Atome überwinden müssen. Je geringer die Querschnittsfläche ist, desto stärker werden
die Ladungsträger behindert. Der spezifische Widerstand kann mit folgender Formel berechnet
werden:
R=
ρ⋅l
A
(3-3)
R
= Spezifischer Widerstand in Ω
ρ
= Materialkonstante (sprich rho) , wird hier als dimensionslose Zahl eingesetzt.
l
= Länge des Leiters in m
A
= Fläche in mm2 (Achtung! Hier nicht in der Grundeinheit (m2 ), sondern in mm2 )
Als Ausnahme setzen wir bei dieser Formel die Querschnittsfläche nicht in der Grundeinheit
Quadratmeter (m2) ein. Wenn wir nämlich die Fläche in Quadratmillimeter (mm2) einsetzen, so
kann die Einheit der Materialkonstante ρ (
Ω ⋅ mm 2
) in der Rechnung weg gekürzt werden, ρ
m
erscheint dann als dimensionslose Zahl.
Die Materialkonstante ρ ist für jedes Material verschieden, deren Werte können in Datenbüchern
nachgelesen werden (auch im Zastrow). So ist zum Beispiel ρ:
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für Aluminium 0,0278
für Eisen 0,10
für Gold 0,0222
für Kupfer 0,0175
für Silber 0,016
und für Konstanthan 0,48 (spezielles Material, um Widerstände herzustellen).
Wenn ρ gross ist, handelt es sich um ein gutes Widerstandsmaterial (schlechter Leiter), anderseits
haben gute Leiter ein kleines ρ. Aus der obigen Zusammenstellung geht hervor, dass Silber ein
besserer Leiter ist als Gold! Gold wird nur deshalb oft dem Silber vorgezogen, weil es gegen
mechanische Beanspruchung widerstandsfähiger ist. Auch oxydiert Gold nicht wie Silber an der
Oberfläche. Silberoxyd ist zudem ein Isolator!
3.4 Schaltungen mit Widerständen
Bereits in der vorherigen Lektion 2 haben wir über die verschiedenen Schaltungen mit
Widerständen etwas gehört. Betrachten wir uns das nachfolgende Bild:
U1
I
R1
1
A
B
I
R2
I
tot
U2
+
I
2
Utot
Bild 3-9:
Parallelschaltung.
tot
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Am Punkt A der Schaltung wird der Gesamtstrom (Itot) in die beiden Einzelströme I1 und I2
aufgeteilt. Diese beiden Teilströme fliessen am Punkt B wieder zusammen und ergeben dann
wieder den Totalstrom Itot.
3.4.1 Kirchhoff’sche Gesetze
Die Punkte A und B werden als Knoten- und Stromverzweigungspunkte bezeichnet. Daraus lässt
sich ein Gesetz ableiten:
• Die Summe aller zufliessenden Ströme ist gleich der Summe aller abfliessenden Ströme.
Mathematisch ausgedrückt heisst das:
∑I
Das Zeichen
zu
∑
=
∑I
ab
ist das mathematische Zeichen für eine Summe.
Oder auch :
• Die algebraische Summe aller Ströme an einer Stromverzweigungsstelle ist Null.
∑I
kn
=
0
Dieses Gesetz wird nach dem deutschen Physiker Robert Kirchhoff (1824-1887) auch das
1. Kirchhoff’sche Gesetz genannt.
Nach der Schaltung in Bild 3-9 liegt über den parallel geschalteten Widerständen R1 und R2 die
gleiche Spannung.
U1 = U2 = Utot
Gleichzeitig gilt auch:
I tot = I1 + I 2
Wir können nun beide Formeln nach dem ohmschen Gesetz kombinieren und erhalten dann:
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U
U U
=
+
Rtot R1 R2
Teilt man nun diese Gleichung auf beiden Seiten durch U (oder multipliziert mit
1
so erhält man
U
die Beziehung für den Gesamtwiderstand und die Einzelwiderstände:
(3-4)
1
1
1
1
=
=
+
R tot
R
R1
R2
ΙΙ
Rtot = Gesamtwiderstand der Parallelschaltung (wird oft auch als R-parallel (RII) bezeichnet).
+
R1
U1
Utot
R2
U2
Bild 3-10: Kreisrichtung für Kirchhoff-Betrachtung
Wir haben gesehen, dass sich die Spannungen proportional zu den Widerständen verhalten. Somit
gilt:
Utot U1 + U2 R1 + R2
=
=
U2
U2
R2
Oder aber auch :
Lektion 3: Elektrotechnik 1 (Auszug)
U2
R2
=
Utot R1 + R2
Wenn wir nun die Gleichung mit Utot multiplizieren, dann erhalten wir U2:
U2 =
Utot ⋅ R2 Utot ⋅ R2
=
R1 + R2
Rtot
3.5 Ein Hoch dem Rechnen
Und nun, Hand aufs Herz, wo wären wir hingekommen, wenn wir nicht zuerst etwas Mathematik
geübt hätten. Die ganzen schönen Ableitungen und Erklärungen wären ohne Mathematik einfach
nicht zu begreifen. Und dann müssten wir nur noch Formeln auswendig lernen, ohne diese aber
auch verstehen zu können. Das wäre nicht nur schade, sondern auch weit weniger spannend, als
wenn man die Formeln auch begreifen lernt. Bei ILT wird Wert darauf gelegt, dass der Schüler die
Dinge wirklich zu begreifen lernt. Deshalb haben wir am Anfang der Elektrotechnik auch etwas
weiter ausgeholt, um so die notwendige Grundlage legen zu können, um so auch komplexere
Vorgänge wenigstens annäherungsweise begreifen und verstehen zu können. Hier liegt auch der
grosse Unterschied zum Selbststudium: Bei ILT wird quasi Schützenhilfe gegeben, es wird klipp
und klar gesagt, wie etwas funktioniert, ohne sich in zu kleinen Details zu verlieren. Hier lernen Sie
konzentriert, effizient und trotzdem leichtgängig, weil immer wieder der Bezug zur Praxis kommt.
Schwerwiegende mathematische, physikalische oder anderweitig theoretische Beziehungen werden
nur soweit gebracht, als sie unumgänglich notwendig sind. So macht Technik lernen Spass, das
werden Sie noch spüren, wenn wir uns weiter in die Materie hinein wagen.
Bei allen Betrachtungen werden wir immer wieder entsprechende Rechnungen machen. Einerseits
sind dann viele Formeln leichter erfassbar, leichter zu begreifen, als beim sturen Auswendiglernen.
Anderseits, und das scheint mir noch fast wichtiger zu sein, ist auch beim Formelumstellen der
Gedanke an das Wie und Warum stets präsent und gegenwärtig. Und so macht man beim Umstellen
weit weniger Fehler, als wenn man nur auswendig gelernt hat. Die Formeln, auch die Umgestellten
sagen einem etwas, auch wenn man nicht tagtäglich mit Elektrotechnik zu tun hat.
Lektion 3: Elektrotechnik 1 (Auszug)
3.6 BAKOM-Reglemente
An der Lizenzprüfung werden neben dem technischen Wissen auch noch Kenntnisse über
Konzessionsvorschriften und den Bestimmungen des Radioreglements für den Amateurfunk
geprüft. Diese Unterlagen finden Sie in einem Reglements-Büchlein des BAKOM das ‘Vorschriften
betreffend den Amateurfunk’ heisst.
Da das Reglementsbüchlein nicht gerade ein Meisterwerk schulpädagogischer Grundsätze ist,
braucht es einige Zeit, um deren Inhalt auch wirklich begreifen zu können. Der Inhalt muss eben
sowohl technisch, als auch juristisch stimmen, und das erst noch in den drei Landessprachen. Es
nützt nichts, aber auch gar nichts, sich 2 Wochen vor der Lizenz-Prüfung ‘noch schnell um die
Vorschriften zu kümmern’. So werden Sie mit Sicherheit bei diesen Prüfungsfächer durchsausen.
Und das wäre doch schade.
Denn die begehrte Amateurfunk-Lizenz erhalten Sie erst dann, wenn Sie die technische Prüfung
und die Reglementsprüfung bestehen. Eine Kumulierung der Prüfungsresultate wird nicht
angewendet, Sie haben jede der einzelnen Prüfungen für sich zu bestehen.
Wir prüfen bei ILT das Wissen der Reglemente bei Lektion 6 (Mini-Prüfung) und gegen den
Schluss des Studiums. Das gibt jedoch keinen Freipass für Sie, die Reglemente nicht lernen zu
müssen. Im Gegenteil, blättern Sie häufig in den Büchlein, es bleibt jedes Mal etwas hängen. Und
plötzlich haben Sie alles im Kopf drin...
3.7 Hausaufgaben
Die Hausaufgaben liegen dieser Lektion bei (grüne Blätter). Die Hausaufgaben sind seriös zu lösen
und mit den sauber dargestellten Rechengängen an die ILT-Schule einzusenden (Fernschüler) oder
beim nächsten Schulabend abzugeben (Abendschüler).