Informativer Wanderbericht
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Informativer Wanderbericht
Wanderung von Sankt Martin auf die Kalmit Es ist der letzte Sonntag im April, die Frühlingssonne scheint über der Südpfalz und wir fahren auf Sankt Martin zu. Von Süden her kommend sieht man linker Hand am Waldrand zunächst die AnnaKapelle bei Burrweiler, dann die Ruine Rietburg und unterhalb die Villa Ludwigshöhe sowie gleich danach das Friedensdenkmal bei Edenkoben und später die Ruine Kropsburg über dem Südrand von Sankt Martin. Etwas nördlich tront das Hambacher Schloss auf einem Hügel. 1832 fand hier das Hambacher Fest statt. Sankt Martin hat etwa 1.800 Einwohner, liegt am nördlichen Rand des Landkreises Südliche Weinstraße und ist wohl eine der schönsten Ortschaften entlang der Deutschen Weinstraße, einer 1935 eingerichteten Touristikroute die bei Schweigen-Rechtenbach im Süden beginnt und nach ca. 85 Kilometern im Norden bei Bockenheim endet. Die Gegend hier (etwa zwischen Albersweiler und Bad Dürkheim), wo sich Wein und Reben treffen, nennt man Haardt. Westlich davon erstreckt sich das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands – der Pfälzerwald. Wir durchfahren den malerischen und unter Denkmalschutz stehenden Ortskern des Winzerdorfs Sankt Martin und parken am Parkcafé (Im Stöckelfeld 7), weil wir dort am Ende der Tour einkehren wollen. Wir beginnen unsere heutige knapp 12 km lange Wanderung gegen 11 Uhr auf ca. 240 Meter über Normal-Null, gehen an Wiedemann's Weinhotel vorbei und auf der Einlaubstraße Richtung Westen. Ah, hier wo der Flieder von hell-rosa bis dunkellila blüht und herrlich duftet, wo Zitronen wachsen und die warmen Sonnenstrahlen auf Palmen und Bananenstauden fallen, fällt es leicht, sich weiter nach Süden zu denken. Schon bald erreichen wir unser erstes Zwischenziel am Wegrand, den Bellachini-Weiher und ein kleiner Abstecher links hoch führt uns zum gleichnamigen Springbrunnen, der heute allerdings nicht sehr viel Druck drauf hat. Der Name des Brunnens geht auf den Künstlernamen des aus Sankt Martin stammenden Zauberers Franz Schweizer (1886-1969) zurück. Noch etwas höher liegt die 1930 vom PWV errichtete Tina-Will-Hütte, benannt nach einer Wohltäterin (1876-1935) aus Sankt Martin. Wir folgen im Tal auf einem schmalen Pfad dem Verlauf des Kropsbachs, wobei wir das leise Plätschern des Wassers als angenehm empfinden. Kurz darauf kommen wir an einen ehemaligen, 1964-1972 erbauten Nato-Bunker, wo wir deutlich einen kühlen Luftzug aus dessen Zugang durch die eiserne Gittertür spüren. Dieser Bunker kann an einigen Terminen im Jahr gegen Gebühr besichtigt werden. Im weiteren Wegverlauf kommen wir am Hollerbrunnen vorbei und später überqueren wir am Wirtshaus „Im Wolsel“ die Totenkopfstraße. Der Name dieser ins Elmsteiner Tal führenden Passstraße bezieht sich auf den Bergsattel, an dem auch die bei Wanderern beliebte Totenkopfhütte zu finden ist. Ab jetzt geht es an einem Bächlein entlang, das wir mehrfach auf hölzernen Brücken überqueren um schließlich an der Wolselquelle mal in unseren Rucksack zu greifen um einen Schluck zu trinken. Denn ab jetzt steigt der Weg doch kräftig bergan, die Gespräche nehmen etwas ab, dafür nimmt das Schnaufen etwas zu. Auf dem Weg hoch auf den Hüttenberg begegnen uns schon einige große Felsbrocken am Wegrand und unsere insgesamt 14-köpfige Wandergruppe verteilt sich nun auf einige hundert Meter Länge. Das ist aber nicht schlimm, da die Ersten nach einer Strecke von bisher 4 km auf der 591 Meter hoch gelegenen Hüttenberghütte auf die Letzten warten und dort alle gemeinsam eine kleine Verschnaufpause einlegen. Puh, der größte Anstieg ist geschafft und nun geht es etwas gemächlicher auf dem mit einem weißgrünen Balken markierten Weg weiter zum und durch das Felsenmeer. Ob hier wohl vor Urzeiten ein Riese vor Wut mit Gesteinsbrocken um sich geworfen hat? Na jedenfalls ist es mal etwas anderes, sich hier den Weg hindurch zu suchen. Ein Smartphone nach dem anderen wird gezückt, um diese schöne Gegend im JPG-Format auf einer SD-Karte festzuhalten. Das helle und saftige Grün der Blätter im lichten, sonnendurchfluteten Wald gefällt jedem von uns. Noch schnell ein Gruppenfoto, bevor wir weiter laufen und noch ein kurzer Blick auf die Uhr, denn wir haben doch etwas länger gebraucht als ursprünglich zu Hause über der Wanderkarte auf dem Esszimmertisch gedacht. Ein kurzer Anruf und der Wirt auf der Ludwigshafener Hütte weiß Bescheid, dass wir etwas später ankommen als geplant. Nicht dass der reservierte Platz am Ende noch an andere hungrige Wanderer vergeben wird. Wir hetzen nicht, Zeit spielt bei unseren Wanderungen eher eine untergeordnete Rolle. Lieber genießen wir die Natur und die Aussicht. Bald erreichen wir mit auch langsam knurrenden Magen einen Parkplatz. Von dort aus sind es nur noch ein paar Meter auf einem mit Treppenstufen versehenen Weg zum Kalmitgipfel, dem mit 672 Meter ü. NN. höchsten Punkt im Pfälzerwald. Hier haben wir im Kalmithaus zwei Tische für uns reserviert. Gegen 13:45 Uhr kommen wir dort an. Johannisbeerschorle gibt’s nicht, aber es tut auch ein Traubenoder Apfelsaftschorle oder ein kühles Blondes. Bestellt wird Schiefer Sack, Grumbeere mit weißem Käse und anderes Leckeres aus der Pfälzer Küche und kaum sitzt man am Tisch, blinkt und vibriert es auch schon und man kann sich sein Essen an der Theke abholen. Klappt prima und schmeckt lecker! Von der Terrasse am Kalmithaus hat man einen wunderschönen Weitblick in die Rheinebene. Wir gehen einige Stufen hinab, folgen der weiß-grünen Wegmarkierung, überqueren die L515 und gehen auf den 603 Meter hohen Taubenkopf. Ein kleiner Abstecher von 100 Metern, der sich aber auf Grund seiner herrlichen 270°-Aussicht, unter anderem hinüber zur Hohen Loog, absolut rentiert. Wir gehen vom Gipfel wieder das kurze Wegstück zurück und folgen nach links dem ausgeschilderten Weg. Und wieder haben nicht nur die Beine und Füße sondern auch die Augen etwas zu tun. Unter den weit auseinander stehenden Bäumen sieht man nämlich ein schier unendliches Meer von Heidelbeerpflanzen. Leicht abwärts gehend kommen wir zur Kalmitstraße, die wir durch eine aus Sandstein gemauerte Unterführung queren. Der Weg führt uns weiter hinab und durch ein schluchtartiges Gelände am Alsterweilerbach entlang, bis wir aus dem Wald heraus kommen. Wir halten uns rechts und gehen Richtung Süden zwischen Weinbergen hindurch auf Sankt Martin zu. Gleich ist der Ort erreicht und wir sehen in den schmucken Vorgärten sprudelnde Zierbrunnen, Flieder, Blauregen, Zitronen, Feigen und anderes Blühende bevor wir links auf eine kleine Wallfahrtskapelle treffen, die von den Einheimischen das „Kapellche“ genannt wird. Wir gehen rechts ein Stück entlang der Totenkopfstraße, biegen links in die Bergstraße ein und gehen dann die Kirchstraße hinunter. Unten biegen wir rechts in die Mühlstraße, wo am Haus Nr. 27 die sog. Briefmarkenecke zu sehen ist. Durch die Wooggasse und die Straße „Im Stöckelfeld“ gelangen wir zu unseren geparkten Autos und kehren gegen 16:45 Uhr wohlverdient im Parkcafé zu Kaffee & Kuchen ein. Ja „wohlverdient“, denn die Tour war zwar nur knapp 12 km lang, aber dabei ging es stolze 450 Meter auf- und auch wieder abwärts. Es wurde mal wieder viel fotografiert, gebabbelt, geschwätzt und gelacht und allen hat's gefallen. Eben so wie es sein soll.