51,7 Prozent – Kai Emanuel ist der neue Landrat von Nordsachsen

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51,7 Prozent – Kai Emanuel ist der neue Landrat von Nordsachsen
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den Armen seiner Frau Seite 9
Polit-Star der Linken kündigt Rückzug als
Fraktionschef an LeitartikeL/Seite 2
Leipziger Stadtfest
begeistert
300 000 Gäste
G7: Protest in
Bayern – Randale
in Leipzig
Leipzig. Etwa 300 000 Gäste haben am
Wochenende bei schönem Wetter ausgelassen das Leipziger Stadtfest gefeiert,
mit dem die Festwoche „1000 Jahre
Leipzig“ zu Ende ging. „Ich habe bei
Gästen und Händlern viele zufriedene
Gesichter gesehen“, freute sich Bernd
Hochmuth, der das Spektakel im Auftrag der Leipzig und Tourismus Marketing GmbH (LTM) organisierte. Dazu
waren viele Stars wie Elaiza, Frank
Schöbel und Ute Freudenberg gekommen. Viel Anklang bei den Gästen hat
ebenfalls das erstmals organisierte Irish
Folk Festival auf dem Richard-WagnerPlatz gefunden.
Höhepunkt war bereits am späten
Freitagabend eine Illumination am Alten
Rathaus. „Diese Inszenierung soll künftig fester Bestandteil des Leipziger Stadtfestes werden“, kündigte LTM-Geschäftsführer Volker Bremer an. Gestern
Abend begeisterten neben einer Schlagerparty auf dem Markt auch Solisten
und Orchester der Musikalischen Komödie auf dem Nikolaikirchhof ihr Publikum. Mit der 25. Auflage feiert das
Stadtfest im kommenden Jahr sein Jubiläum.
eLmau/Leipzig. Begleitet von Protesten
hat im bayerischen Elmau der G-7-Gipfel begonnen: Bei einer Demonstration
gegen das Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen kam es im benachbarten Garmisch-Partenkirchen zu Ausschreitungen. Zuvor hatten in Leipzig
etwa hundert Vermummte in der Nacht
zum Sonnabend randaliert – bereits zum
fünften Mal in diesem Jahr. Hintergrund
war offenbar der G-7-Gipfel. „Leipzig
hat in erneut eine unfassbare Gewalt erleben müssen, eine Gewalt, die mit politischen Zielen nichts zu tun hat. Hier
sind Kriminelle am Werk, die mittlerweile auch vor Gewalt gegen Personen nicht
mehr zurückschrecken“, erklärt Leipzigs
OBM Burkhard Jung (SPD).
© Seite 3
leiTarTikel
Von
Klaus Wallbaum
So sehen Sieger aus: Im ersten Wahlgang meistert Nordsachsens neuer Landrat Kai Emanuel die Wahl.
51,7 Prozent – Kai Emanuel ist der
neue Landrat von Nordsachsen
dahlen spendiert neues
Feuerwehrauto
sPorT
von Frank PFütze und
Frank Hörügel
Barcelona gewinnt
Champions League
BerLin. Der FC Barcelona hat das Champions-League-Finale gegen Juventus Turin mit
3:1 (1:0) gewonnen. Vor 70 500 Fans zeigten
Messi & Co. im Berliner Olympiastadion
Offensiv-Fußball der Extraklasse. © Seite 17
kulTur
„Baal“ feiert premiere
am Leipziger Schauspiel
Leipzig. Bertolt Brechts „Baal“, 1923 in
Leipzig uraufgeführt, steht wieder auf dem
Spielplan des Schauspiels. Die Inszenierung überzeugt mit einer ungewöhnlichen
© Seite 7
Lesart des Stoffs.
miTTeldeuTschland
Lustwandeln
im Wörlitzer park
WörLitz. Lustwandeln in englischen
Gärten oder mit der Gondel durch den
Wolfskanal – der Wörlitzer Park bietet
vielfältige Möglichkeiten. Vor 250 Jahren
begann Fürst Franz mit dem Bau. © Seite 4
lVZ mulTimedial
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10024
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NordsachseN/regioN oschatz. Der
neue Landrat von Nordsachsen heißt Kai
Emanuel (CDU). Das Wahlergebnis fiel
überraschend deutlich aus: Emanuel holte in allen 30 Städten und Gemeinden,
in denen gewählt wurde, die meisten
Stimmen. Mit 51,7 Prozent setzte sich
der Delitzscher bereits im ersten Wahlgang durch. Mit 34,8 Prozent gab es in
Nordsachsen aber eine enttäuschende
Wahlbeteiligung. Emanuels Sieg deutete sich bereits am frühen Abend an.
Schon gegen 19 Uhr lag der parteilose
Landkreis-Kämmerer, der von der CDU
nominiert wurde, deutlich vor SPDMann Lars Menzel und Peter Hettlich,
der für Grüne und Linke antrat. Der
Krostitzer Rechtsanwalt Jörg Döring
(FDP) und Ralph Olenizak aus Mügeln
(AfD) waren da noch im einstelligen Bereich. Daran änderte sich nicht viel.
Menzel holte am Ende 18,2 Prozent,
Hettlich 16,9, Olenizak 8,9 und Döring
4,3 Prozent. „Die Wahlbeteiligung ist ein
bisschen der Wermutstropfen. Ich freue
mich dennoch, über dieses Wunschergebnis von über 50 Prozent. Mein Dank
gilt meinem Team, den Wählern und den
anderen Bewerbern für einen fairen
Wahlkampf. Nun geht es intensiv an die
Arbeit“, so die erste Reaktion von Emanuel gestern Abend.
Die Wiederwahl von Andreas Kretschmar als Oberbürgermeister von Oschatz
war gestern nicht überraschend. Der
•
Wermsdorf: Matthias Müller
klarer Sieger
Einzelbewerber war
der einzige Kandidat
für das Amt und geht
nun in seine dritte
Amtsperiode. Weil es
in Oschatz keine Alternative gab, war die
Wahlbeteiligung mit
30,8 Prozent sehr
niedrig.
Andreas
Ein Stein fiel dageKretschmar
gen Matthias Müller
(CDU) in Wermsdorf
vom Herzen, der seinen Herausforderer
Bernd-Dieter Lehmann (Einzelbewerber) klar schlagen konnte. Lehmann hatte im Wahlkampf immer wieder betont,
dass er eine große Unterstützung unter
•
Dahlen und Naundorf:
Amtsinhaber gewinnen
den Einwohnern habe,
konnte dies aber gestern mit 21 Prozent
Stimmenanteil nicht
unter Beweis stellen.
Trotz zweier Konkurrenten
konnte
Amtsinhaber Michael
Reinhardt in Naundorf
mit 61,0 Prozent ein
Matthias
gutes Ergebnis einfahMüller
ren.
Auch in Dahlen behauptete sich Amtsinhaber Matthias
Löwe (WHD) mit 81,6 Prozent der Stimmen klar und schlug seinen Konkurrenten Steve Wendorf (AfD) klar. In Dahlen
machte jedoch nicht einmal die Hälfte
aller Stimmberechtigten ihre Kreuze.
Spannend bleibt es in Cavertitz. Dort
holte zwar Christiane Gürth (SPD) mit
49,4 Prozent die meisten Stimmen, verfehlte aber knapp die Mehrheit. Am 28.
Juni wird es deshalb in Cavertitz eine
Stichwahl geben.
Auch in der Landeshauptstadt Dresden muss nachgewählt werden. Bei der
Oberbürgermeisterwahl führt die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria
Stange (SPD), die für Rot-Rot-Grün angetreten ist. Nur knapp dahinter lag der
amtierende Erste Bürgermeister Dirk
Hilbert (FDP). Abgeschlagen auf Platz
drei landete der CDU-Kandidat, Sachsens Innenminister Markus Ulbig, der
© Seite 5
nicht wieder antritt.
Bürgermeisterwahlen in der region oschatz
stadt oschatz:
Andreas Kretschmar, Einzelbewerber:
96,6 Prozent
Ergebnis: andreas Kretschmar (51) – der
als einziger Kandidat antrat – wurde
erneut zum Oberbürgermeister gewählt.
Wahlbeteiligung: 30,8 Prozent
stadt dahlen:
Matthias Löwe, WHD: 81,6 Prozent
Steve Wendorf, AfD: 18,4 Prozent
Ergebnis: Matthias Löwe (49) – nominiert
von der Wählergemeinschaft Heidestadt
Dahlen (WHD) – wurde erneut zum
Bürgermeister gewählt.
Wahlbeteiligung: 47,0 Prozent
gemeinde Wermsdorf:
Matthias Müller, CDU: 71,0 Prozent
Bernd-Dieter Lehmann, Einzelbewerber:
29,0 Prozent
Ergebnis: Matthias Müller (41) wurde
erneut zum Bürgermeister gewählt.
Wahlbeteiligung: 57,0 Prozent
gemeinde cavertitz:
Christiane Gürth, SPD: 49,4 Prozent
Volker Döring, CDU: 28,7 Prozent
Ralf Lindner, Einzelbewerber: 21,9 Prozent
Ergebnis: Ein zweiter Wahlgang ist am 28.
Juni erforderlich. Amtsinhaberin Gabriele
Hoffmann (57, parteilos) war nicht erneut
angetreten.
Wahlbeteiligung: 64,3 Prozent
gemeinde Naundorf:
Michael Reinhardt, Einzelbewerber: 63,7
Prozent
Heinz Schumann, Einzelbewerber: 24,9
Prozent
Michael Horn, Einzelbewerber: 11,5
Prozent
Ergebnis: Michael reinhardt (59) wurde
erneut zum Bürgermeister gewählt.
Wahlbeteiligung: 61,0 Prozent
Wie viel Zeit bleibt noch?
Aufregung um neuen Test: Wissenschaftler entwickeln Fragebogen zur Lebenserwartung
WeTTer
MO
•
Oschatz: Andreas Kretschmar
bleibt OBM
Foto: Dirk Hunger
scHmannewitz
Foto: Dirk Hunger
Heute in der oaz
schMaNNeWitz. Die Mitglieder der
Freiwilligen Feuerwehr Schmannewitz
haben seit Sonnabend ein neues Löschfahrzeug. Finanziert wurde es von der
Stadt Dahlen und dem Freistaat. © seite 12
Foto: Alexander Prautzsch
Von michael Pohl
Wäre es nicht manchmal
schön, zu wissen, was in fünf
Jahren passiert? Lohnt sich
beispielsweise noch der Kauf
einer Eigentumswohnung –
oder hat es mich dann vielleicht in eine ganz andere
Stadt verschlagen? Viele fragen sich vor allem: Wie geht
es mir selbst in fünf Jahren?
Geht es mir dann überhaupt
noch irgendwie – oder bin ich
längst tot?
In Großbritannien wollen Wissenschaftler dieser
letzten Frage ein Stück
nähergekommen sein: Im
neuen Onlinetest „Ubble“
(www.ubble.co.uk) sollen
Männer und Frauen zwischen 40 und 70 Jahren ihr
persönliches Risiko herausfinden können, ob sie innerhalb der nächsten fünf Jahre sterben – und dies lediglich mit der Beantwortung
von rund einem Dutzend
simpler Fragen. Wissenschaftler, die schon seit LänScannen Sie das
Foto und Sie sehen
ein Video der
Länder mit den höchsten
Lebenserwartungen.
gerem mit dem Fragenkatalog Untersuchungen anstellen, sagen, dass die
Treffsicherheit des Tests bei 80 Prozent
liegt.
Bei „Ubble“ geht es unter anderem
um naheliegende Punkte wie Krankheiten oder darum, ob man raucht
oder nicht. Im Kern sollen sich die
Teilnehmer selbst überlegen, wie gesund sie sich zum Zeitpunkt des Test
fühlen.
Gefragt wird aber auch danach, wie
viele Autos im entsprechenden Haushalt vorhanden sind, wie zügig man zu
Fuß geht oder – bei Teilnehmerinnen –
auch nach der Anzahl der Kinder. Forscher fanden heraus, dass beispielsweise die Anzahl der Fahrzeuge in einem
Haushalt tatsächlich ein Faktor sein
kann – mehr Autos seien ein Indiz für
wohlhabendere Familien. Und die ernähren sich meist auch gesünder als ärmere.
Der Test fußt auf einer Biodatenbank,
für die fast eine halbe Million Briten
drei Jahre lang beobachtet wurden.
8352 Teilnehmer starben während der
Beobachtung.
Was aber soll man tun, wenn der Test
eine Lebenserwartung unter fünf Jahren anzeigt? „Ubble“-Mitentwicklerin
Andrea Ganna vom schwedischen Karolinska Institut rät dazu, die Nerven zu
behalten: „Bei den meisten Menschen
kann ein hohes Sterberisiko wieder reduziert werden: durch mehr Sport, Verzicht aufs Rauchen und eine gesunde
Ernährung.“
Gysi bleibt auch
nach dem Rückzug
N
un ist es raus: Er will nicht mehr.
Gregor Gysi, seit 25 Jahren die
Hauptfigur der Linkspartei, vormals PDS
und davor SED-PDS, hat gestern seinen
Rückzug als Bundestagsfraktionschef im
kommenden Herbst angekündigt. Der
Aufschrei hält sich in Grenzen, aus guten Gründen. Es ist nicht das erste Mal,
dass dieser redegewandte, kluge und
eindrucksvolle Politiker von der Bühne
abtritt. Jedes Mal dauerte seine Auszeit
nicht lange. Er betreibt Politik viel zu
sehr aus Leidenschaft, um wirklich loslassen zu können. Und viele geben ihm
das Gefühl, dass er noch gebraucht wird.
Heute mehr denn je.
Der 67-Jährige bleibt wohl einer der
wichtigsten Politiker der Partei. Vermutlich sogar der wichtigste, wenn es im
nächsten Jahr um eine strategische Weichenstellung geht. Spätestens vor der
Bundestagswahl 2017 muss geklärt sein,
ob SPD, Grüne und Linke zu einer gemeinsamen Bundesregierung bereit
sind. Bisher spricht viel dagegen, wegen
der Außenpolitik. Einsätze der Bundeswehr außerhalb der deutschen Grenzen
werden von den Linken rundweg abgelehnt. Ein Teil der Partei will den Jahrzehnte alten Grundkonsens der deutschen Außenpolitik – pro-amerikanisch,
pro-israelisch – nicht akzeptieren. Ein
starker Gysi hat diese Strömung bisher
immer überstrahlen können, klären aber
konnte er den Konflikt nicht.
Auf den ersten Blick schwächt nun
Gysis Rückzug die Aussichten auf RotRot-Grün im Bund. Viel spricht dafür,
dass künftig ein Duo aus dem Realo
Dietmar Bartsch und der Fundamentalistin Sahra Wagenknecht die Bundestagsfraktion führen wird. Bartsch bereitet
keine Probleme, Wagenknecht schon.
Die 45-Jährige, einst Vorkämpferin des
Kommunismus, mag sich gewandelt haben und zu Kompromissen fähig sein.
Aber sie ist nicht nur Ehefrau, sondern
auch engste Vertraute von Oskar Lafontaine, und mit Lafontaine wollen viele
Sozialdemokraten aus Prinzip keine Verträge mehr schließen – denn sie trauen
ihm nicht über den Weg.
Doch bei näherer Betrachtung fallen
auch Gysis Schwächen auf. Er kann
wunderbare Reden halten, Visionen aufzeigen, in Debatten wie kein Zweiter
schlagfertig parieren. Aber Gysi hat in
den vergangenen Jahren zur Weiterentwicklung der Linken-Programmatik wenig beigetragen – er blieb stets ein
höchst attraktiver Alleinunterhalter. Die
nächste Führung der Bundestagsfraktion, selbst mit Wagenknechts Beteiligung, könnte mehr Ehrgeiz in wirkliche
Reformarbeit legen. Sie könnte den Teil
der Partei, der aus purer Oppositionshaltung eine Regierungsbeteiligung auf
Bundesebene grundsätzlich ablehnt,
einbinden, überzeugen oder – notfalls –
auch aus der Partei herausdrängen.
Die Bedingungen für die Linkspartei
sind jedenfalls nicht schlecht. Die Führungsfiguren harmonieren, die Wahlergebnisse sind ordentlich – und alle wissen: Gysi bleibt, auch wenn er abtritt.
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