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wissenschaft
physiotherapie 6|2011
Gesine Seeber | Oldenburg
Die Slacklin
als Trainingsgerät
Alte Menschen sind häufig von Störungen des Gleichgewichts betroffen. Physiologische Alterungsprozesse
führen zu einem nachlassenden Leistungsvermögen des sensomotorischen Systems und somit zum
Rückgang koordinativer Fähigkeiten [1, 2]. Neben Komplikationen für das Individuum ergeben sich daraus
in einer zunehmend überalternden Bevölkerung auch vielschichtige gesellschaftliche Probleme [3]. Die
Alterungsprozesse lassen sich nicht aufhalten, können aber durch gezielte körperliche Aktivität verzögert
werden [2, 3]. Eine wesentliche Rolle spielen hierbei Übungen zur Erhöhung der Gleichgewichtsfähigkeit
[1, 2]. Senioren zeigen allerdings häufig keine große Trainingsmotivation, wenn sie nicht mit echten
Herausforderungen konfrontiert werden. Wie kann daher die Attraktivität eines Gleichgewichtstrainings
gesteigert werden? In der Physiotherapie ist in letzter Zeit immer häufiger die Rede von der Slackline. Um
was für ein Gerät handelt es sich dabei und lässt sich dieses Balancierband, das bisher vorwiegend von
jungen Sportlern genutzt wurde, auch für das Training mit Senioren nutzen?
■ Demographischer
Hintergrund
Bedingt durch medizinischen Fortschritt und
bessere Hygienebedingungen hat sich die
Altersstruktur der Bundesrepublik Deutschland
in den letzten Jahren drastisch verändert [4]. Die
abnehmende Alterssterblichkeit und zunehmende Lebenserwartung führt bei gleichzeitigem
Rückgang der Geburtenrate zu einer Vergreisung
der deutschen Bevölkerung [4]. Heute schon
sind 61 % der Gesamtbevölkerung 20-65 Jahre
alt. Der Anteil der über 65-Jährigen beträgt 20 %.
Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamts von 2009 [4] ergaben, dass in fünfzig
Jahren bereits jeder Dritte in Deutschland lebende Mensch (43 %) mindestens 65 Jahre alt sein
wird. Es werden doppelt so viele 70-Jährige
leben, wie Kinder geboren werden. Jeder achte
Mitbürger wird im Jahr 2060 80 Jahre oder älter
sein. Die sich daraus ergebende Problematik ist
vielschichtig [5, 6].
■ Auswirkungen von
Alterungsprozessen
Durch physiologische Alterungsprozesse kommt
es, vor allem bei Menschen die das 60. Lebensjahr überschritten haben, zu nachlassender
Funktionstüchtigkeit aller sensorischen Systeme
(visuell, taktil, vestibulär, kinästhetisch), zum
Rückgang der Kraft (speziell der Schnellkraft)
und zu Veränderungen der Leitungsgeschwindig-
keit afferenter und efferenter Nervenbahnen. Dies führt zu einer veränderten Bewegungsregulation
und -wahrnehmung [2]. Weitreichende koordinative Defizite sowie sich daraus ergebende Mobilitätseinschränkungen sind die Konsequenz [7]. Einbußen in der Mobilität stellen einen
Hauptrisikofaktor für Hilfsbedürftigkeit im Alter dar und sind ursächlich für Unfälle [8]. Im Alter
sind hier vor allem Stürze anzuführen. Deren weitreichende Folgen, sowohl auf physischer als
auch auf psychischer Ebene, stellen ein Problem für die selbständige Lebensführung alter Menschen dar [1, 5, 6, 8, 9, 10]. Durch diese Problematik ergeben sich zunehmend auch sozioökonomische Probleme [5, 6].
Durch Sturzgeschehen und deren Folgen anfallende Mehrkosten im medizinischen, rehabilitierenden und pflegerischen Bereich [6] müssen in Zukunft von einer immer kleiner werdenden
Bevölkerungsschicht getragen werden [4]. Dem Erhalt von körperlicher Leistungsfähigkeit und optimaler Bewegungssicherheit im Alter kommt daher besondere Bedeutung zu [1, 5,11].
■ Bedeutsamkeit des Körpergleichgewichts bei Senioren
Bei der Aufrechterhaltung der körperlichen Fitness spielt das Training des Gleichgewichts eine
außerordentlich wichtige Rolle [5], da die Befähigung, das Gleichgewicht zu wahren respektive bei
Verlust wieder herstellen zu können, die Grundlage einer idealen Bewegungssicherheit darstellt
[12]. Dass bei allen Handlungen des täglichen Lebens Unsicherheit erzeugt und damit das
Gleichgewicht regulierend benötigt wird, wird den meisten Menschen allerdings erst deutlich, wenn
ihre Gleichgewichtskompetenz nach- bzw. sie verlässt [1]. Unzulänglichkeiten in der Gleichgewichtsfähigkeit können sich bei alten Menschen bereits bei alltäglichen Handlungen wie Gehen,
An- und Ausziehen, Treppensteigen, Bücken oder Tragen von Gegenständen bemerkbar machen
[7]. Die durch Gleichgewichtsdefizite hervorgerufene Unsicherheit führt zu Untätigkeit und damit
zu weiterem Verlust der Gleichgewichtskompetenz [1]. Es entsteht ein Teufelskreis aus Angst,
zunehmendem Funktions- und Kompetenzverlust und schließlich Isolation. Der Mensch wird
unselbständig, von Helfern abhängig und im schlimmsten Fall – z. B. durch die Folgen eines
Sturzes – pflegebedürftig [1]. Eine gute Gleichgewichtsfähigkeit im Alter trägt dagegen dazu bei,
Lebensräume zu erhalten und auch abseits der gewohnten Umgebung noch neu zu erschließen
[7]. Sie vermittelt Bewegungssicherheit, vermeidet Verletzungen, mildert Unfallfolgen [1] und
erhöht das Wohlbefinden [7].
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für Senioren
■ Aufbau eines Gleichgewichtstrainings für Senioren
Um einen optimalen Trainingseffekt zu erzielen, müssen beim Gleichgewichtstraining die
Herausforderungen so schwer sein, dass die Erfolgschancen 50:50 stehen, die Balance auch verlieren zu können [1]. Das bedeutet, dass Gleichgewichtskompetenzen nur ausgebildet bzw. erhalten werden können, wenn der Mensch sich Balanceanforderungen stellt, die er allein unter Ausschöpfung all
seiner Gleichgewichtsressourcen bewältigen kann [1]. Dadurch wird die Lust am Spiel mit dem eigenen Gleichgewicht erhöht und die nötige Trainingsdisziplin bleibt gewahrt [1]. Nur durch aktives Üben
lässt sich Gleichgewichtsfähigkeit erwerben, steigern und bewahren. Mangelnde Übung dagegen führt
zu Einbußen der koordinativen Fähigkeiten [1, 2, 3]. Durch das wiederholte Bewältigen von verschiedensten Gleichgewichtsanforderungen wird ein optimales Zusammenspiel von sensomotorischen
Wahrnehmungs-, Kontroll- und Regulationsprozessen erreicht. Mit der Zeit werden die Prozessabläufe
verallgemeinert und können dadurch auf die unterschiedlichsten, gleichgewichtsfordernden Situationen übertragen werden [1, 12]. Dies konnte bereits in mehreren Interventionsstudien zur Verbesserung
des Gleichgewichts und der Kraft nachweislich belegt werden [13, 14, 15, 16, 17, 18]. Ein einmal
wöchentlich stattfindendes Balancetraining ist bereits ausreichend [10]. Gleichgewichtstraining mit
Senioren sollte wahrnehmungsorientiert sein, also zur Sensibilisierung aller sensorischen Systeme beitragen. Die Übungen sollten sportartunspezifisch ausgewählt und individuell angepasst werden. Kurze
Trainingsintervalle mit vielen verschiedenen Übungen (Programmvariation) sowie Parametervariationen
einzelner Übungen sind zu bevorzugen [1].
■ Die Problematik der Unterforderung
In der Physiotherapie wird für Gleichgewichtstraining vorwiegend noch auf Sportkreisel, Airex-Kissen™
und Kippbretter zurückgegriffen [5, 13, 16]. Die Praxiserfahrung zeigt allerdings, dass diese Geräte
schnell beherrscht werden und die für das Training notwendige Motivation erlischt. Schlegel [19] vertritt die Meinung, dass die gängigen labilen Geräte für ältere Menschen, die nur punktuell in ihrem
Gleichgewichtsverhalten unsicher sind, keine ausreichende Herausforderung an das Gleichgewicht stellen. Senioren, die noch über eine hinreichende Grundfitness verfügen, müssen mit komplexeren
Trainingsmethoden konfrontiert werden [19].
■ Slacklining – eine Alternative für die Therapie
Balancieren auf einem 2,5 - 5 cm schmalen, elastischen Flachband aus Kunstfaser – einer Slackline
– ist eine „hochkoordinative Angelegenheit“ [20]. Nach Ansicht von Volery und Rodenkirch [20] gibt
es derzeit kein vielseitigeres Gleichgewichtstrainingsgerät. Die Besonderheit der zwischen zwei
Fixpunkten ausgespannten Slackline ist ihre Eigenschaft, beim Begehen auf und ab zu federn, sowie
seitlich ausgelenkt werden zu können. Diese Dynamik erfordert vom Balancierenden ein sehr hohes
Maß an Gleichgewichtsfähigkeit [20]. Nur durch einen souveränen Umgang mit dem eigenen Körper
im Kampf gegen die Schwerkraft ist es möglich, sich auf dem Band zu halten [20].
Viele Spitzensportler aus Sportarten, wie beispielsweise Ski fahren oder Surfen, in denen gutes
Gleichgewicht wesentlich zum Erfolg beiträgt, integrieren die Slackline bereits in ihr Training [20]. Die
Anfänge des Slacklinings sind im Klettersport zu suchen [21]. Seit den 60er-Jahren vertrieben sich
Kletterer im Yosemite-Nationalpark die Zeit an Schlechtwetter- und Ruhetagen damit, auf den Absperrketten der dortigen Parkplätze zu balancieren, um Gleichgewicht und Konzentration zu schulen [20].
Adam Grolkowski und Jeff Ellington kamen Anfang der 80er-Jahre schließlich auf die Idee, ihre dynamischen Kletterseile und Bandschlingen zum Balancieren zu verwenden [21]. Die Idee der Slackline
war geboren. Was als reiner Zeitvertreib einiger weniger „Kletterfreaks“ begann, hat sich innerhalb
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weniger Jahre zu einer variationsreichen, sehr anspruchsvollen, eigenständigen Sportart entwickelt [21]. Beim Slacklining geht es dabei nicht primär um
Wettkämpfe, Gewinnen oder Verlieren, sondern darum, sich aus reinem Spaß
am Balancieren mit dem eigenen Gleichgewicht auseinanderzusetzen. In Verbindung mit ihrem sehr hohen Aufforderungscharakter stellt die Slackline damit eine
attraktive Alternative zum Gleichgewichtstraining auf herkömmlichen Geräten dar.
Die Erkenntnis über die vielschichtigen koordinativen Anforderungen des
Slacklinings an den Balancierenden führt dazu, dass die Slackline mehr und
mehr Einzug in die Physiotherapie findet [20]. An der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau wird beispielsweise täglich im Rahmen der
Gruppentherapie mit Patienten, die konservativ oder operativ versorgte
Verletzungen an der unteren Extremität oder der Wirbelsäule aufweisen, auf
einer Slackline trainiert [22]. Die allgemein beobachteten Therapieerfolge beruhen bisher allerdings auf reiner Empirie [22]. Ein Blick ins Internet zeigt: Viele
Praxen werben auf ihrer Homepage mit der Slackline und auch die ersten Fort-
bildungskurse für Therapeuten, die Slacklining in ihr Therapiespektrum
aufnehmen möchten [23] werden bereits angeboten. Therapieeinrichtungen, die nicht über ausreichend Platz zum Spannen von Slacklines oder
sichere Befestigungsmöglichkeiten verfügen, können mittlerweile auf
speziell für die Therapie konzipierte und zugelassene Gestelle wie z. B.
den BalanceSlack® von BalensoSenso oder den Slackrack® von Gibbon
zurückgreifen. Je nach Gerät können darin eine oder zwei parallel laufende Slacklines ausgespannt werden. Durch diese transportablen Geräte ist
es möglich, Slacklines mobil und auch in kleineren Räumen zu verwenden,
ohne aufwendige bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen.
■ Pilotprojekt an der Hochschule Osnabrück
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Relevanz der Themen Mobilitätserhalt im Alter und Sturzprophylaxe sowie der Erkenntnis, dass die üblicherweise in der Prävention genutzten labilen Geräte keine ausreichende
Herausforderung an die Gleichgewichtsfähigkeit von Senioren stellen [19],
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Abb. 1: Probandin bei der Übung „Seiltänzerstand“.
drängte sich die Frage auf, ob Slacklining auch für alte Menschen eine
alternative Trainingsmethode zur Schulung der Gleichgewichtsfähigkeit darstellen kann. Im Rahmen der Bachelorarbeit wurde daher an der Hochschule Osnabrück ein Projekt entwickelt und durchgeführt, in dem die
Auswirkungen eines Slacklinetrainings auf die Gleichgewichtsfähigkeit von
Menschen ab dem 60. Lebensjahr untersucht wurde.
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An der Studie nahmen 34 Männer und Frauen im Alter zwischen 60 und
72 Jahren teil. Da vor Beginn der Studie nicht bekannt war, ob ein
Training mit älteren Menschen auf einer Slackline umzusetzen ist oder
die Anforderungen des Gerätes für diese Klientel evtl. doch zu anspruchsvoll sind, wurden Senioren mit neurologischen Erkrankungen, akutem
Schwindel, Erkrankungen des Innenohrs und Diabetes mellitus von der
Teilnahme ausgeschlossen. Vor Beginn des Projekts wurde, auf Grundlage der von Hirtz et al. [1] entwickelten methodisch-didaktischen Grundorientierung für Gleichgewichtstraining im Alter, ein Übungsprogramm
auf der Slackline entwickelt. Dieses führte die Hälfte der Studienteilnehmer über sechs, in Einzelbetreuung stattfindenden Trainingseinheiten
innerhalb eines Zeitraums von drei Wochen durch. Die andere Hälfte der
Probanden stellte die Kontrollgruppe. Sie trainierte nicht auf der Slackline, sondern ging ihrem gewohnten Alltag nach. Da für die Intervention
der BalanceSlack® genutzt wurde, in dem zwei Slacklines parallel zuein-
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ander verlaufend gespannt waren, konnte mit leichten Aufgaben im Parallelstand begonnen
werden. Angepasst an das individuelle Leistungsvermögen wurde die Schwierigkeit der Übungen sukzessive – bis hin zum Rückwärtslaufen auf einer Slackline – gesteigert. Um der
Parametervariation sowie der Sensibilisierung verschiedener Sensoren gerecht zu werden,
führten die Probanden einige Übungen zunächst mit geöffneten, später mit geschlossenen
Augen durch. Vor Beginn und nach Abschluss des Interventionszeitraumes wurde mittels verschiedener standardisierter Testverfahren die Gleichgewichtsfähigkeit der Probanden
ermittelt. Zur Ermittlung der dynamischen Gleichgewichtsfähigkeit wurde mit dem Functional
Reach Test sowie dem Gleichgewichtstest nach Wydra (dynamischer Teil) auf zwei sehr einfache und schnell durchzuführende Assessments zurückgegriffen. Zudem wurde die dynamische Gleichgewichtsfähigkeit mit Hilfe des elektronischen Testsystems BalensoSenso beurteilt. Um die Gleichgewichtsfähigkeit der Senioren unter quasistatischen Bedingungen zu
ermitteln, wurden neben dem Gleichgewichtstest nach Wydra (quasistatischer Teil) Messungen auf einer piezoelektrischen Kraftmessplatte vorgenommen. Über einen zuvor definierten
Zeitraum konnten somit die Schwankungen des Körpers im Raum ermittelt und ausgewertet
werden.
■ Ausblick
Welches Potenzial für Senioren im Training auf der
Slackline steckt, konnte durch die Osnabrücker Pilotstudie nur andeutungsweise aufgezeigt werden. Zukünftig wäre es interessant zu überprüfen, inwieweit
Slacklinetraining auch andere koordinative, konditionelle und kognitive Fähigkeiten, wie z. B. Reaktionsfähigkeit, Kraft und Konzentration beeinflusst. Im
Hinblick darauf, dass im Alter vor allem die verminderte Kraft der Oberschenkelmuskulatur ein Risikofaktor für Sturzgeschehen darstellt [6], wäre es interessant zu untersuchen, ob Slacklining bei Senioren
zu einem Kraftzuwachs der Becken- und Beinmuskulatur führt, wie es bei jungen Probanden [26] bereits
nachgewiesen werden konnte. Vor dem Hintergrundwissen, dass das Halten des körperlichen Gleichge-
„Anscheinend führt
Slacklining zu einer
Sensibilisierung aller
an der Sicherung
des Gleichgewichts
beteiligten Analysatoren.“
Abb. 2: Probandin bei der Übung „Einbeinstand“.
■ Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass Slacklining auch für alte Menschen prinzipiell möglich ist. Kein
Proband musste eine Übungseinheit bzw. die Studie vorzeitig abbrechen. Die Ergebnisse legen
zudem die Vermutung nahe, dass die Slackline mit ihren dynamischen Eigenschaften genügend Herausforderungen an das Gleichgewicht stellt, um einen optimalen Trainingseffekt zu
erzielen. Die Beobachtung, dass die Kontrollprobanden hinsichtlich ihrer Gleichgewichtsfähigkeit
keine Veränderungen zeigten, unterstreicht die Annahme, dass der Alltag alter Menschen
dagegen nicht genügend große, gleichgewichtsherausfordernde Situationen bereithält.
Offen bleibt die Frage, worauf genau die Steigerung der Gleichgewichtsfähigkeit durch Slacklining zurückzuführen ist. Mittels bildgebender Verfahren konnten Hüfner et al. [24] bei
Profislacklinern kortikale Plastizitätsveränderungen nachweisen. Vor dem Hintergrund dessen,
dass dies bei Freizeitslacklinern nicht der Fall war, liegt die Vermutung nahe, dass auch die
Veränderungen bei den Senioren vielmehr auf peripheren und subkortikalen Anpassungen
basieren. Anscheinend führt Slacklining zu einer Sensibilisierung aller an der Sicherung des
Gleichgewichts beteiligten Analysatoren (kinästhetisch, taktil, optisch und vestibulär). In Verbindung mit der Tatsache, dass andere Studien mittels elektromyographischer Messungen
gesteigerte Reflexaktivitäten der Unterschenkelmuskulatur in Folge von sensomotorischem
Training nachweisen konnten [16] und der Beobachtung, dass posturale Reaktionen nach
dem Slacklining harmonischer ablaufen [25 ], liegt zudem die Vermutung nahe, dass Slacklining möglicherweise zu einer gesteigerten Interaktion zentraler Strukturen wie Rückenmark
und Hirnstamm führt.
wichts im Alter höhere Aufmerksamkeit und gesteigerten kognitiven Einsatz erfordert [27], sollte zudem
erforscht werden, in wie weit sich die Konzentration
durch Slacklining steigern lässt. Ferner bieten sich
qualitative Studien zum subjektiven Erleben an. Die
an der Osnabrücker Studie teilnehmenden Senioren
äußerten sich durchweg positiv zum Slacklining und
waren mit viel Ehrgeiz und großer Motivation bei der
Sache. Sollte durch weitere Studien belegt werden,
dass die Slackline einen so hohen Aufforderungscharakter besitzt, dass das Balancieren auf ihr aus reinem Selbstzweck betrieben wird, wird der therapeutische Wert dieses Gerätes zukünftig weiter steigen.
Gesine Seeber, B.Sc.
hat für ihre Abschlussarbeit
an der FH Osnabrück
beim IFK-Wissenschaftstag 2011
den ersten Bacherlorpreis erhalten.
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